Der EU-Innovationsfonds wird ab 2019 Versteigerungserlöse aus dem EU-Emissionshandel nutzen, um EU-weit innovative, CO2-arme Klimaschutztechniken mit Demonstrationscharakter in der Industrie und der Stromerzeugung zu fördern. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) hat nun untersucht, mit welchen Förderungen der Fonds das Beste für den Klimaschutz herausholen kann. Der Bericht „The Innovation Fund: how can it support low-carbon industry in Europe“ kombiniert Erfahrungen aus dem Vorgänger-Fonds („NER300“) mit Erkenntnissen aus Experteninterviews für drei wichtige Industriebranchen (Eisen/Stahl, Zement, Papier/Zellstoff). Ein wesentliches Ergebnis ist: Der Innovationsfonds sollte sich auf so genannte „Breakthrough“-Techniken konzentrieren, also Klimaschutztechniken, die ein hohes Emissionsminderungspotential besitzen. Dabei sollte er bewusst solche Techniken fördern, die derzeit noch weit von der Marktreife entfernt sind. Damit kann er dazu beitragen, eine bestehende Lücke zu schließen und so wichtige Impulse zur Dekarbonisierung setzen.
95 % weniger Treibhausgase und 60 % weniger Primär-Rohstoffinanspruchnahme sind möglich. Quelle: Umweltbundesamt Wir brauchen den Umstieg auf erneuerbare Energien, um das Klima zu schützen und von den fossilen Energien wie Kohle wegzukommen. Gleichzeitig werden für Windenergie und Photovoltaik genauso wie für E-Autobatterien & Co. Rohstoffe benötigt. Doch Deutschland kann gleichzeitig treibhausgasneutral und ressourcenschonend werden – wenn beides gemeinsam gedacht wird. Das zeigt eine neue UBA-Studie. Der Klimawandel und seine Folgen sind neben der Ressourcenschonung eine der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit und werden es auch auf lange Sicht bleiben. Es bedarf daher ambitionierter und umfangreicher Klimaschutzmaßnahmen, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Den Industriestaaten kommt dabei eine besondere Verantwortung zu, da ihr heutiger Wohlstand zu einem nicht unerheblichen Maß auf der weltweiten Ausbeutung natürlicher Ressourcen, zum Beispiel der Nutzung fossiler Energieträger und einer zunehmenden globalen Inanspruchnahme von Landflächen, basiert. Neben der notwendigen Umsetzung von Treibhausgasminderungen ist die Senkung der Rohstoffinanspruchnahme ein weiteres gleichrangiges Ziel der Politik, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und innerhalb der planetaren Grenzen zu agieren. Mit der Studie „Den Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland ressourcenschonend gestalten“ wird durch eine systemische Vorgehensweise über alle Anwendungsbereiche hinweg gezeigt, dass ein gemeinsam gedachter ambitionierter Klima - und Ressourcenschutz hilft, beide Ziele zu erreichen und künftig stärker politisch diskutiert und realisiert werden sollte. In der Studie wird das erste von insgesamt fünf Szenarien vorgestellt: das „GreenEe“- Szenario („Germany – resource efficient and greenhousgas neutral – Energyefficiency -Szenario“. In diesem Szenario gelingt es, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen um 95 Prozent gegenüber 1990 und die Primär-Rohstoffinanspruchnahme um 60 Prozent gegenüber 2010 zu senken. Wie der Titel des Szenarios verdeutlicht, liegt ein besonderes Augenmerk darin, die Energieeffizienzpotenziale über alle Sektoren hinweg zu erschließen. Für die Gestaltung des Transformationsprozesses ergeben sich auf Basis dieses ersten Szenarios folgende zentrale Erkenntnisse: Klima- und Ressourcenschutz sind keine lokal oder national begrenzten Herausforderungen. Vielmehr stellen sie globale Anforderungen an die Weltgemeinschaft und sollten gemeinschaftlich vorangetrieben werden. Deutschland sollte parallel zu den eigenen Aktivitäten international und europäisch darauf hinwirken, dass auch andere Staaten eine Treibhausgasneutralität bis 2050 anstreben. Gemeinschaftliches Voranschreiten bedeutet, frühzeitig nachhaltige Kooperationen mit anderen Staaten einzugehen. Insbesondere Forschung, Entwicklung und Verbreitung der Kenntnisse um die erneuerbaren Energietechniken und der Ressourcenschonung sind konsequent auszubauen. Um den Klimawandel und die globale Erwärmung zu begrenzen, bedarf es ambitionierter und umfangreicher Ziele und Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung. Das UBA hält es daher für notwendig, dass die Bundesregierung ambitionierte Ziele für 2050 festlegt: eine Treibhausgasminderung um 95 Prozent gegenüber 1990 und eine substanzielle Senkungen der Ressourceninanspruchnahme. Für den Weg dorthin (Transformationspfad) wird bis 2030 das im Klimaschutzplan und im Energiekonzept der Bundesregierung festgelegte Treibhausgasminderungsziel in Höhe von 55 Prozent gegenüber 1990 als ein Mindestbeitrag für eine stetige Entwicklung Deutschlands hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft betrachtet, das auf keinen Fall unterschritten werden sollte. Eine 95-prozentige Minderung bis 2050 erfordert ambitioniertere Minderungsziele für 2030 und 2040. Ein Verzicht auf fossile Energien wie Kohle und Erdgas ist sowohl aus einer Klima- als auch aus einer Ressourcenschutzperspektive unabdingbar. Ein Festhalten an fossilen Energieträgern führt dauerhaft zu einem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre und einer steigenden Primärrohstoffinanspruchnahme. Beides kann nicht in unbegrenzter Weise fortgeführt werden. Windenergie an Land und auf See sowie Photovoltaik sind tragende Säulen einer erneuerbaren Energieversorgung in Deutschland. Der derzeitig geplante Ausbau der Kapazitäten wird der für die notwendige Klima- und Ressourcenschutzpolitik notwendigen Sektorkopplung (siehe unten) nicht gerecht bzw. reicht nicht einmal aus, um den absehbaren Rückbau veralteter Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen an Land mittelfristig auszugleichen. Effiziente Sektorkopplung, also der Ersatz fossiler Energieträger durch die direkte oder indirekte Nutzung von Strom über alle Anwendungsbereiche (Wärme, Kraftstoffe) hinweg, ist neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Erschließung der vorhandenen Energieeffizienzpotenziale eine zentrale Säule im Klima- und Ressourcenschutz. Das Festhalten an heutigen Techniken, wie beispielsweise Verbrennungsmotoren, und eine „Eins zu Eins“-Substitution fossiler Energieträger durch regenerative Energieträger (Power to Gas/Power to Liquid) würde zu deutlichen höheren Strombedarfen und Rohstoffinanspruchnahmen führen. Die vollständige Erschließung bekannter Ressourceneffizienzpotenziale ermöglicht eine deutliche und beschleunigte Reduktion der Rohstoffinanspruchnahme. Spätestens mit der Verabschiedung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess) im Jahr 2012 und dessen erster Fortschreibung 2016 hat die Forschung zu rohstoffsparenden und ressourceneffizienten Produktionstechniken und Produkten vielfältige Potenziale aufgezeigt und hat die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen zu deren Umsetzung stetig verbessert. Hier gilt es, die Aktivitäten ambitioniert fortzusetzen und auch Innovationen zu fördern, um weitere Effizienzsteigerungen zu ermöglichen. Die Auswahl der jeweiligen Anlagentechnik hat einen entscheidenden Einfluss auf die benötigten Rohstoffe. Es gilt daher, insbesondere bei der Transformation des Energiesystems, bei der notwendigen Umstellung auf Elektromobilität, bei der energetischen Sanierung und bei der Umstrukturierung der industriellen Prozesstechniken verstärkt auch auf die notwendigen Rohstoffbedarfe zu achten. Wie sich gezeigt hat, gilt es dabei auch, die richtige Balance zwischen Klimaschutz und Ressourcenschonung hinsichtlich der Ausbaugeschwindigkeit zu finden, um eventuell Rohstoffbedarfsspitzen zu minimieren und notwendige Techniken und Infrastrukturen zur Sekundärrohstoffgewinnung aufzubauen. Dies gilt umso mehr bei einem, aus unserer Sicht notwendigem gemeinsamem internationalem Voranschreiten zur Treibhausgasneutralität. Mit diesem Szenario werden sicherlich nicht alle Fragen und Möglichkeiten einer Transformation hin zu einem nachhaltigen Deutschland erschöpfend behandelt. Einige dieser Fragen werden in weiteren „Green“-Szenarien untersucht und Ende 2018 bis Anfang 2019 vorgestellt. Die Ergebnisse der fünf Szenarien werden dann in verschiedenen Transformationspfaden den Lösungsraum konkretisieren, wie ein treibhausgasneutrales und ressourcenschonendes Deutschland 2050 und darüber hinaus gestaltet werden kann. Dies ist somit als erster Input zu den Diskussionen zu verstehen, wie Klima- und Ressourcenschutz zusammenhängen und politisch verbunden und systemisch gemeinsam adressiert werden sollten.