Mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt werden seit 2018 in einem auf sechs Jahre angelegten Projekt Verbreitung und Gefährdungsursachen des europaweit im Rückgang befindlichen Gartenschläfers (Eliomys quercinus) in Deutschland erforscht. Das Verbundprojekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist als interdisziplinäres Citizen-Science-Projekt angelegt, in dem Bürgerinnen und Bürger u. a. Beobachtungen über ein Online-Tool melden können. Diese Meldungen werden mittels eines neu entwickelten Kriteriensystems überprüft. Daneben wurde in der ersten Projektphase mit verschiedenen Methoden und mit Unterstützung von Freiwilligen eine aktive Nachsuche betrieben und durch Telemetrie wurden die Raum- und Ressourcennutzung der Art untersucht. Nach einer Laufzeit von drei Jahren werden nun erste Ergebnisse zur Verbreitung und Gefährdung in diesem Beitrag vorgestellt. Da Gartenschläfer in Deutschland sehr unterschiedliche Lebensräume besiedeln, sind spezifisch angepasste Schutzkonzepte erforderlich. In der zweiten Projektphase wird ein bundesweites Artenschutzprojekt entwickelt und es wird damit begonnen, einzelne Maßnahmen regional umzusetzen. Zuletzt hat das Projekt auch in Nachbarländern Beachtung gefunden und dort eigene Projekte angeregt, um vor Ort ebenfalls Schutzstrategien zu entwickeln.
Themen dieser Ausgabe: Die Pandemie zeigt überdeutlich einen Trend, der sich auch schon vorher abzeichnete: Hinein in die Natur! Raus an und auf die Gewässer! Das führt aber, wenn es zum Massenphänomen wird, vielerorts zu erheblichen Belastungen, insbesondere in Schutzgebieten. Tendenz steigend. Hier müssen vor allem für die Natursportarten Wege der Regelung, Information und Lenkung gefunden werden, um drohende Konflikte zu vermeiden – so auch für den Kanusport. Artikel lesen Fließgewässer sind „Hotspots“ der Biodiversität, daher wurden verschiedene Abschnitte als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. Höhere Wasserqualität und Renaturierungen verbesserten den ökologischen Zustand. Doch naturnahe Flüsse erlauben nicht nur Tier- und Pflanzenarten eine Wiederbesiedlung, sondern ziehen auch Menschen an. Infolge der Zunahme des Bootssports kann es zu Störungen empfindlicher Arten kommen. Der Artikel enthält Beispiele für auftretende Probleme, Regelungen und weitere Lösungsvorschläge. Artikel lesen Bereits auf der allerersten Roten Liste der bedrohten Tierarten waren die Flusskrebse, die ursprünglich in fast allen Gewässern heimisch waren, vertreten. Der Hauptgrund ist die Krebspest – eine Flusskrebskrankheit, die sich durch die Einführung amerikanischer Flusskrebse dauerhaft in Europa etablieren konnte. Nachdem Edel- und Steinkrebse schon als „nicht mehr zu retten“ galten, hat sehr engagierter Artenschutz zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau geführt. Das Edelkrebsprojekt NRW hat hieran einen wesentlichen Anteil. Artikel lesen Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ befasst sich seit Ende 2018 mit der Verbreitung dieses wenig bekannten Bilches. Sein Verbreitungsgebiet ist in den letzten 30 Jahren um etwa die Hälfte geschrumpft, ohne dass dafür Gründe bekannt sind. Dieser Rückgang soll innerhalb des Projektes auch in Nordrhein-Westfalen untersucht werden. Gleichzeitig sollen Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Dabei kommen der Forschung, Citizen Science und der Öffentlichkeitsarbeit eine große Bedeutung zu. Artikel lesen Unbemannte Luftfahrzeuge (UAV – Unmanned Aerial Vehicle, umgangssprachlich Drohnen genannt) haben in den letzten Jahren eine rapide technische Entwicklung genommen. Sowohl im urbanen Bereich als auch in der freien Landschaft werden sie immer häufiger genutzt. Mittlerweile gibt es auch ein großes Interesse, Drohnen für Naturschutzzwecke einzusetzen. Die gemeinsam von der Vogelschutzwarte im LANUV, der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA), der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft (NWO) und der Biologischen Station Rieselfelder Münster ausgerichtete „Vogelschutztagung NRW“ am 11. September 2021 nahm den Einsatz von Drohnen im Vogelschutz in den Fokus. Artikel lesen zurück
Präsenzuntersuchung zum aktuellen Vorkommen des Gartenschläfers (Eliomys quercinus) n der Sächsischen Schweiz
In den Flusstälern von Rhein und Mosel ist die Art nicht selten. Die Vorkommensgebiete in den Hochlagen der Mittelgebirge (Harz, Sächsische Schweiz, Bayerischer Wald) sind in den letzten Jahren schlecht untersucht, es liegen aber Hinweise auf Bestandsrückgänge vor. Dies ist auch in vielen anderen europäischen Gebieten zu beobachten, teilweise in drastischem Ausmaß (vgl. Temple & Terry 2007). Seit 2007 ist der Gartenschläfer in Sachsen ausgestorben oder verschollen (Büchner 2009, mündl. Mitt. 2018). Die Ursachen der sich beschleunigenden Abnahmen in großen Teilen des Areals sind unbekannt; deshalb kann kein spezifischer Risikofaktor angegeben werden.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Säugetiere (Mammalia) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Dietrich HEIDECKE, Thomas HOFMANN, Mat- thias JENTZSCH, Bernd OHLENDORF und Wolfgang WENDT (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung In Sachsen-Anhalt leben heute 70 Säugetierar- ten. Der Liste rezenter Arten sind fünf weitere hin- zu zu fügen, die in die Kategorie Ausgestorben oder verschollen eingestuft werden. Die Alpen- spitzmaus (GAHSCHE 1993), die Große Hufeisen- nase und der (Europäische) Nerz sind im 20. Jahr- hundert ausgestorben, der Wolf (BUTZECK et al. 1988) und der Elch bereits früher. Von den bei- den letztgenannten Arten treten jedoch sporadisch einzelne aus den osteuropäischen Populationen einwandernde Tiere auf. Nicht in die Rote Liste Sachsen-Anhalts aufge- nommen wurden im Gegensatz zur Bundesliste (BOYE et al. 1998) die in historischer Zeit für unser Land unwiederbringlich und z.T. weltweit ausge- storbenen Arten Pferd, Auerochse, Wisent und Bär (vgl. FRANK & NEUMANN 1999; BUTZECK et al. 1988) sowie die in historischer Zeit in der Elbe und Saa- le nachgewiesenen Wal-, Delphin- und Robben- arten. Sieben Arten der heutigen Säugetierfauna Sachsen-Anhalts sind als Neozoen zu betrach- ten. Sie wurden aus jagdlichen Motiven ausge- setzt (Damwild, Mufflon), wanderten aus osteuro- päischen Auswilderungsgebieten ein (Marder- hund), entwichen aus Gehegehaltungen (Bisam- ratte, Mink, Waschbär, Nutria) oder wurden sogar von Farmbesitzern in die Wildbahn entlassen (Nu- tria in den östlichen Bundesländern um 1990). Für diese Arten treffen die definierten Gefährdungs- kriterien ebenso wenig zu wie für die beiden gele- gentlich die Elbe aufwärts wandernden Robben- arten Seehund und Kegelrobbe. Einschränkend zur hier erfolgenden Gefährdungs- einstufung ist zu bemerken, dass die Kenntnisse über Vorkommen und Bestandsentwicklungen der Säugetierarten im Vergleich zu anderen Wirbel- tierklassen aufgrund ihrer versteckten oder nächt- lichen Lebensweise auch heute - von Art zu Art unterschiedlich - noch relativ gering und lücken- haft sind. Nur für einzelne Arten sind verallgemei- nerungsfähige Untersuchungsergebnisse oder Bestandsanalysen publiziert. Vergleichbare Abun- danzangaben aus früheren Zeithorizonten gibt es - abgesehen von den über lange Zeit geführten Jagdstatistiken (STUBBE 1989) - nur für wenige Arten (z.B. Biber, Hamster). Datengrundlagen Die Einstufung der heimischen Säugetierarten gemäss den vorgegebenen Bewertungs- und Gefährdungskategorien basiert auf der für die ers- te Fassung der Roten Liste erstellten Säugetier- ! liste (unpubliziert), ergänzt durch Angaben aus den erläuternden Darstellungen von GAHSCHE & HAFERKORN und OHLENDORF (in: FRANK & NEUMANN 1999) sowie weiteren zusammenfassenden Ver- öffentlichungen (ERFURT & STUBBE 1986, STUBBE & STUBBE 1994). Darüber hinaus lieferten Angaben aus den historischen Faunenwerken von SAXESEN (1834), BLASIUS (1857), SCHULZE (1890) und TA- SCHENBERG (1909, 1918) sowie zahlreiche in jün- gerer Zeit von den ehemaligen Bezirksarbeitsgrup- pen Artenschutz in Halle und Magdeburg und von den Arbeitskreisen Fledermäuse und Biberschutz gesammelte und archivierte Nachweis-Mitteilun- gen wertvolle Fakten zur Entwicklung der Säuge- tierfauna Sachsen-Anhalts. Die auf diesem Wege gewonnenen Grunddaten wurden in gemeinsa- men Beratungen der Autoren zur Definition von Verbreitung, Abundanz, Populationstrend und Gefährdungsursachen für die einzelnen Arten ausgewertet. Die für die Landesliste verwendete Nomenklatur und die Einschätzungen zum Arealstatus der ein- zelnen Arten orientieren sich am Europäischen Säugetieratlas (MITCHELL-JONES et al. 1999). Bemerkungen zu ausgewählten Arten, Gefähr- dungsursachen und erforderliche Schutzmaß- nahmen Die hier vorliegende zweite Fassung der Roten Liste weist erhebliche Abweichungen zur ersten Fassung (HEIDECKE 1992) auf. Diese ergeben sich aber im Wesentlichen aus der neuen Kategorisie- rung (zusätzlich Kat. G, D und V) und nur in Ein- zelfällen aus einer veränderten Gefährdungssitu- ation. Von den bestandsbildenden Arten sind ge- genwärtig 40 (53 %) als gefährdet einzustufen. Dazu kommen weitere 14 Arten (19 %) in den sonstigen Kategorien. Auf die Kat. 0 entfallen 5 Arten (7 %, s.o.). Sechs Arten (8 %) werden als extrem seltene oder Arten mit geographischer Restriktion (Kat. R) ein- gestuft. Die wenigen Nachweispunkte von der Gartenspitzmaus, der Teichfledermaus und der Nordischen Wühlmaus (JORGA & ERFURT 1987) markieren die durch Sachsen-Anhalt verlaufenden Arealgrenzen dieser Arten. Die Gartenspitzmaus hat die Elbe im Raum Magdeburg, in der Altmark und bei Wittenberg überschritten. Die Nordische Wühlmaus tritt in geeigneten Habitaten im Elb- Havel-Winkel auf. Für die Teichfledermaus gelan- gen in jüngster Zeit die ersten Quartiernachweise im Norden des Landes und im Harz. Ebenfalls nur wenige Einzelfunde sind von der Kurzohrmaus - konzentriert auf den Süden bzw. Südwesten des Landes (JENTZSCH 1987, 1992) - und der Zweifarb- fledermaus bekannt. Allerdings häufen sich neuerdings die Nachweise der letztgenannten Art in mikroklimatisch begünstigten Stadtgebieten. Die isolierten Vorkommen des Gartenschläfers auf den Felsblockfeldern im Oberharz sind als Reliktareal besonders schützenswert. Als vom Aussterben bedroht (Kat. 1: 12 %) auf- grund starken Bestandsrückganges, zu kleiner verinselter Populationen oder Verlust von Wochen- stubenquartieren werden Mops-, Bechstein-, Klei- ne Bartfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Huf- eisennase, Hamster, Haselmaus, Wildkatze und Fischotter eingestuft. Die relativ kleine, aber of- fenbar stabile Harz-Kyffhäuser-Population der Wildkatze kennzeichnet den nordöstlichen Areal- rand in Mitteleuropa (PIECHOCKI 1990). Die ostdeut- sche Fischotterpopulation lässt gerade im Land Sachsen-Anhalt eine Tendenz zur Arealerweite- rung erkennen. Im Rahmen einer landesweiten Kartierung konnte die Wiederbesiedlung des Elbe- Mulde-Urstromtales einschließlich des Havel- so- wie des Ohre-Aller-Gebietes belegt werden (BIN- NER et al. 2003). Die übrigen gefährdeten Arten werden mit Aus- nahme der taxonomisch defizitären Mückenfle- dermaus den Gefährdungskategorien 2 und 3 zugeordnet. Die auffälligste Veränderung in die- ser Gruppe betrifft den Elbebiber, für den die Elbe ein Jahrhundert lang das einzige Refugium war und heute noch der Verbreitungsschwerpunkt (1/3 des Gesamtbestandes) ist (HEIDECKE et al. 2003). Sei- ne aus konsequentem Schutz und intensiver Be- treuung resultierende Bestandszunahme und sich mehrende wirtschaftliche Konflikte sind Anlass für die erfolgte Rückstufung. Doch gerade aus die- ser Wechselbeziehung von Schutznotwendigkeit, Konfliktmanagement und zoogeographischer Rangordnung obliegt dem Naturschutz in Sach- sen-Anhalt eine besondere Verantwortung für die- se Unterart. Eine potentielle Gefährdung besteht durch Gewässerverunreinigungen sowie geplan- ten Ausbau der Elbe, dem wichtigsten Migrations- weg (HEIDECKE 1993). Alle Biberreviere ausserhalb der Schutzgebiete unterliegen starken Beeinträch- tigungen bis hin zur Habitatzerstörung und direk- ten Verfolgung. Entsprechend instabil und wech- selnd ist deren Besiedlung. Ausgehend von der o.g. Landesverantwortung sollten die notwendi- Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 5 6,7 Gefährdungskategorie R 1 2 6 9 13 8,0 12,0 17,3 Aus zwei Ordnungen der Säugetiere sind mittler- weile nahezu alle einheimischen Vertreter in der Roten Liste erfasst. So weisen Fledermäuse (100 % der Arten) und Insektenfresser (90 %) einen sehr hohen Gefährdungsgrad auf. Besonders nachhal- tig sind diese Arten durch Faktoren wie Nahrungs- mangel und Lebensraumverluste betroffen, die direkt durch Pestizidausbringung und Schadstoff- emission (Dezimierung der Nahrungstiere: Insek- ten), Devastierung geeigneter Jagdgebiete infol- ge der Flurneugestaltung und Zerstörung ihrer Wohnstätten verursacht werden. Eine Art der Insectivora (Alpenspitzmaus) gilt als verschollen, vier Arten werden aufgrund ihrer spe- zifischen Lebensraumansprüche (besonders Was- ser- und Zwergspitzmaus) und der Arealrandbe- siedlung als gefährdet und vier Arten in die Vor- warnliste eingestuft. Aber auch die noch häufige Waldspitzmaus wird von den genannten Negativ- faktoren in ihrer Bestandsentwicklung beeinflusst. Noch größer - zumindest wissenschaftlich belegt - ist die Gefährdung der heimischen Fledermaus- fauna (OHLENDORF & OHLENDORF 1996). Alle Arten sind generell direkt - wenn auch unterschiedlich stark - durch die langzeitig wirkenden (heute ver- botenen) DDT/DDE- und PCB-haltigen Pestizide und Holzschutzmittel (NAGEL 1998) und neuerdings durch Windkraftanlagen (BACH 2001; DÜRR 2002; RAHMEL et al. 1999) gefährdet. Hinzu kommt eine permanent fortschreitende Minderung des Nah- rungsangebotes infolge des Pflanzenschutzmittel- einsatzes, der nächtlichen Konzentration der In- sekten an künstlichen Lichtquellen (Lichtfallenef- fekt) und des landschaftlichen Strukturwandels (Beseitigung der habitatverbindenden Alleen und Feldhecken: BIEDERMANN 1998). Die wärmeliebenden, so genannten synanthropen Haus-Fledermausarten Mausohr, Breitflügel-, Nord-, Zweifarb-, Zwergfledermaus und Graues Langohr sind vor allem von den persistenten Wirk- stoffen der Holzschutzmittel bedroht. Ihre oft in Gebäuden befindlichen Wochenstuben und Ta- 3 7Rote Liste 40 9,353,3 Gesamt G 1Kategorien D V 5 8Sonstige Gesamt 14 1,36,718,7 10,7 gen Schutzmaßnahmen in einem Artenschutzpro- gramm festgelegt werden. Als eine der wesentli- chen Maßnahmen, u.a. als Bestandteil des inte- grativen Hochwasserschutzes bezeichnete der Arbeitskreis Biberschutz die Unterhaltung und Neuanlage von Biberrettungshügeln in den Über- flutungsauen. 75 Gesamt 75 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Säugetiere Sach- sen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Ro- ten Liste. !! gesschlafplätze bedürfen besonderen Schutzes, vor allem bei der Gebäudesanierung und städte- baulichen Rekonstruktions- und großflächigen Abrissmaßnahmen. Mit dem Ersatz der Fenster- läden durch Rollläden wurde das Quartierange- bot für die spaltendenbewohnenden Arten (Mops- und Bartfledermäuse) drastisch reduziert. Entspre- chend groß ist inzwischen das Angebot relevan- ter Technologien zur Herstellung von Fledermaus- quartieren im Zuge der Gebäudesanierung bzw. auch als Ausgleich für in der Abrissplanung vor- gesehene Objekte mit Fledermausbesatz (OHLEN- DORF 1995, SCHULENBURG et al. 2001, STAPEL 2001, HERMANNS et al. 2002). Für die waldbewohnenden Arten wie Großer und Kleiner Abendsegler, Braunes Langohr, Wasser-, Fransen-, Bechstein-, Rauhaut- und Mückenfle- dermaus vermindert sich zunehmend das Quar- tierangebot infolge übermäßiger Holznutzung (ver- mindertes Durchschnittsalter der Wälder und Man- gel an Baumhöhlen) und forsthygienischer Maß- nahmen. Die Vergrasung der Wälder reduziert das Nahrungsangebot, da sich hierdurch die Überwin- terungsbedingungen für Insekten verschlechtern. Als vorrangige habitat- und quartiererhaltende Maßnahmen sind eine naturnahe Waldbewirt- schaftung, die Erhaltung natürlicher Waldmantel- säume sowie höhlenreicher Überhälter im Zuge der Walderneuerung und der Schutz von Park- und Feldgehölzen sowie die Neuanlage habitat- verbindender Flurgehölze als Ausgleichsmaßnah- me zu fordern. Eine weitere extrem gefährdete Gilde bilden die an Gewässer und Feuchtgebiete gebundenen Arten, besonders wenn sie wie Fischotter, Was- serspitzmaus und Iltis ihre tierische Nahrung vor- wiegend aus dem Wasser entnehmen und damit Schadstoffe akkumulieren, die sowohl Gesund- heitszustand als auch Vermehrung stark beein- trächtigen. Die Gewässergüte wird nicht nur durch direkte Einleitung von Abwässern, sondern im star- ken Maße auch von den in die Fließgewässer großflächig eingeschwemmten Agrochemikalien, Bioziden und Nährstoffen beeinflusst. Diese tra- gen ausser zur Schadstoffakkumulation auch zur Hypertrophierung bei. Der technische Gewässer- ausbau und die Trockenlegung von Feuchtgebie- ten bewirken nicht nur für die genannten Arten, sondern auch für gewöhnliche Nagetierarten wie die Nordische und die Kurzohrwühlmaus großflä- chige Lebensraumverluste. Maßnahmen des Ha- bitatschutzes sollten auf eine ökologisch fundier- te ingenieur-biologische Gewässerunterhaltung orientieren. Obwohl Säugetiere im Vergleich zu anderen Taxa eine sehr hohe ökologische Anpassungsfähigkeit besitzen, setzt ihnen heute der Intensivierungs- grad in der Kulturlandschaft sichtbare Existenz- grenzen. Säugetiere benötigen zur Etablierung und Erhaltung überlebensfähiger Populationen z.T. größere Lebensräume als viele andere Tier- !" arten. Hinzu kommt, dass für Wanderungen und Ausbreitungsprozesse ein großflächiger Habitat- verbund zwingend notwendig ist. Diesen Erforder- nissen wirken mit rasanter Entwicklungsgeschwin- digkeit die Zerschneidung der Lebensräume durch Trassenneubauten, Landschaftszersiedelung und industrielle Agrarproduktion überproportional entgegen. Hase und Hamster als an Steppen und Agrarflächen angepasste, ursprünglich von der Landwirtschaft profitierende Arten, erleiden durch maschinelle Kulturbearbeitung und Bodenpres- sung hohe Verluste und Nahrungsmangel, so dass sie zum Teil auf Feldraine und Brachen auswei- chen (STUBBE et al. 1998, BACKBIER et al. 1998). Trassenquerungen von Fließgewässern und Wild- wechseln verursachen proportional zur Zunahme der Verkehrsdichte hohe Verkehrsopferzahlen bei allen Wildtierarten. Eine Minderung dieses Gefähr- dungspotentials ist nur durch Installation von Grün- brücken bzw. die Beachtung artenschutzrelevan- ter Grundsätze (MUNR 1999) bei der Anlage von Kreuzungsbauwerken über Gewässern zu errei- chen. Wenn auch die seltenen, international gefährde- ten Wandertierarten wie Wolf und Elch in der zwei- ten Fassung der Roten Liste nicht mehr als ei- genständige Kategorie ausgewiesen sind, so ver- dienen sie dennoch Beachtung und Schutz, besonders wenn sie in gefährdungsexponierten Bereichen zeitweilig auftreten. Ihnen sind die ge- fahrlose Rückkehr in ihr Vermehrungsgebiet bzw. eine erfolgreiche Wiederansiedlung zu sichern. Neu in die Rote Liste wurden die Kategorien V und D aufgenommen. Für Feldspitzmaus, Maul- wurf und Igel geben die oben für die Insectivora genannten Kriterien Anlass, sie in die Vorwarn- liste aufzunehmen. Hinzu kommt beim Igel die starke Gefährdung durch den Straßenverkehr. Das Kaninchen erlitt durch die Myxomatose starke Bestandseinbußen und ist heute nur noch insel- artig im Land verbreitet. Die an Ufern und in Feuchtgebieten siedelnden Populationen von Brand- und Schermaus sind einem zunehmenden Prädationsdruck durch den Mink sowie zunehmen- den Devastierungen des Lebensraumes ausge- setzt. Die Bestände des Eichhörnchens zeigen mit Ausnahme der im Siedlungsbereich lebenden Populationen eine rückläufige Tendenz. Das im Bestand offensichtlich stabilisierte Mauswiesel ist potentiell durch die flächenhafte Applikation von Rodentiziden gefährdet. Der Status von Scha- brackenspitzmaus, Zwerg- und Mückenfleder- maus, Westlicher und Östlicher Hausmaus, Hausratte und Luchs lässt sich erst nach gezielter Datenerfassung klarer definieren. Alle Nachweis- belege für die Zwergfledermaus und die Haus- maus müssen aufgrund der erst jüngst vollzoge- nen taxonomischen Artenauftrennung erneut überprüft und jeweils einer Art eindeutig zuge- ordnet werden.
1. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 1. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 2. Bundesweite Projekte u. a. (s. u.) 2. Bundesweite Projekte u. a. (s. u.) 1. NLWKN Im Laufe des Jahres werden vom NLWKN bzw. in dessen Auftrag landesweit bestimmte Arten und Biotope erfasst. Zu diesem Zweck ist es erforderlich, dass Grundstücke, auf denen diese Arten und Biotope vorkommen, betreten werden. Die Untersuchungen dienen der Kartierung bzw. Dokumentation der heimischen Arten und Biotope, die u. a. zur Erfüllung gesetzlicher Überwachungs- und Berichtspflichten gegenüber der EU aufgrund der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) erforderlich ist. 1. NLWKN Die Erfasserinnen und Erfasser sind in die besondere Methode der Bestandserfassung eingewiesen und haben sich im Laufe der letzten Jahre besondere Spezialkenntnisse für die Kartierung und detaillierte Kenntnisse vor Ort erworben. Sie werden bei ihrer Arbeit besonders behutsam vorgehen. Da wir an einer bürgerfreundlichen Vorgehensweise interessiert sind, können Sie sich bei Bedarf auch schriftlich, telefonisch oder per E-Mail an uns wenden: Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) - Landesweiter Naturschutz - Göttinger Chaussee 76 A 30453 Hannover Tel: 0511/3034-3317 E-Mail schreiben Eine Übersicht gibt die unten stehende Tabelle. Die genauen Untersuchungsflächen für Arten und Biotope ab 2024 können Sie auf der interaktiven Niedersächsischen Umweltkarte abrufen. In einigen Fällen können die genauen Flächen nicht dargestellt werden, weil sie z. B. im Rahmen eines Stichprobenmonitorings nicht veröffentlicht werden oder weil sich bei großflächigen Übersichtskartierungen die genaue Lage der zu betretenden Flächen erst während der Kartierung ergibt. Übersichtstabelle Übersichtstabelle In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die geplanten Erfassungen, sortiert nach Landkreisen und Artengruppen/Biotopen. Stand: 18.04.2024 Die Termine für 2025 finden Sie demnächst hier. Die Termine für 2025 finden Sie demnächst hier. Säugetiere Landkreis (LK), kreisfreie Stadt Säugetiere Biotope 2. Bundesweite und andere Projekte 2. Bundesweite und andere Projekte Heuschrecken-Kartierungen auf Grünland Im Rahmen eines Forschungsvorhabens, das von der Universität Osnabrück mit Unterstützung durch den NLWKN durchgeführt wird, werden in den Jahren 2022 bis 2024 jeweils einmalig zwischen Juli und September in zufällig ausgewählten und über ganz Niedersachsen verteilten Grünlandschlägen Heuschrecken gezählt. Nähere Infos und Ansprechpartner finden Sie in dieser PDF-Datei. Spurensuche Gartenschläfer Im Rahmen des bundesweiten Projektes „Spurensuche Gartenschläfer“ werden auch in Niedersachsen von April bis Oktober Gartenschläfer gesucht. Durchgeführt wird das Projekt vom BUND, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Gefördert wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und in Niedersachsen durch die Bingo-Umweltstiftung. Mopsfledermauskartierung im Landkreis Lüchow-Dannenberg Im Rahmen des bundesweiten Verbundprojektes „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird auch in Niedersachsen die Mopsfledermaus erfasst. Durchgeführt wird das Projekt von der Stiftung FLEDERMAUS, der Naturstiftung David, dem NABU und der Universität Greifswald. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des BMU und in Niedersachsen vom NLWKN mit Mitteln des Nds. Umweltministeriums, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und den Niedersächsischen Landesforsten. Mopsfledermauskartierung im Landkreis Lüchow-Dannenberg
Mit der Strategie soll ein wesentlicher Beitrag für die Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt geleistet werden. Sie soll den zuständigen unteren Naturschutzbehörden als Handlungsgrundlage für die Zukunft dienen. Für Niedersachsen wurden die Vogelarten, weitere Tier- und Pflanzenarten sowie LRT/Biotope mit besonderem Handlungsbedarf benannt und in verschiedene Prioritäten eingeteilt ( Prioritätenlisten Stand Januar 2011 / PDF , nicht vollständig barrierefrei). Für viele dieser Arten und LRT/Biotope wurden Steckbriefe (Vollzugshinweise) erarbeitet. Neben Angaben zur Lebensweise der Arten bzw. zu den Kennzeichen der LRT/Biotope umfassen sie im Kern Vorschläge für Maßnahmen und geeignete Instrumente für deren Erhaltung und Entwicklung. Während der Erarbeitung der überwiegend mit Stand November 2011 vorliegenden Vollzugshinweise wurden zahlreiche niedersächsische Behörden und Verbände beteiligt. Die Waldlebensraumtypen, -biotope und -arten lagen 2011 nur als interner Entwurf vor. Ab Ende 2020 stehen die Vollzugshinweise für die Wald-Lebensraumtypen in einer aktualisierten Fassung öffentlich zur Verfügung. Weitere Vollzugshinweise werden laufend aktualisiert (s. Jahreszahl beim jeweiligen Link). Weitere Vollzugshinweise werden laufend aktualisiert (s. Jahreszahl beim jeweiligen Link). Die Vollzugshinweise stehen Ihnen hier sowohl einzeln für jede Art bzw. für jeden Lebensraum-/Biotoptyp als auch komplett für jede Artengruppe zum Download zur Verfügung (nicht vollständig barrierefrei). Klicken Sie dazu bitte auf den jeweiligen Namen (Einzeldatei) bzw. auf den Link unter der jeweiligen Überschrift der Artengruppe (Sammeldatei). Vogelarten alle Vogelarten als PDF (tw. ohne Entwürfe Waldarten) Vogelarten höchste Priorität höchste Priorität Priorität Priorität Spießente x Knäkente x Löffelente x Wachtel x Rebhuhn x Birkhuhn x Löffler (Brut- und Gastvogel) Rohrdommel (Brut- und Gastvogel) x Schwarzstorch (Entwurf in Überarbeitung) x Weißstorch x Fischadler x Wespenbussard Kornweihe (Brut- und Gastvogel) x Wiesenweihe x Rohrweihe x Rotmilan (Entwurf in Überarbeitung) x Schwarzmilan (Entwurf in Überarbeitung) Seeadler (Entwurf in Überarbeitung) x Wanderfalke x Kranich (als Brutvogel) Wachtelkönig x Tüpfelsumpfhuhn x Säbelschnäbler Goldregenpfeifer x Kiebitz x Sandregenpfeifer x Seeregenpfeifer x Brachvogel x Uferschnepfe x Bekassine x Rotschenkel x Kampfläufer x Schwarzkopfmöwe Zwergseeschwalbe x Lachseeschwalbe x Trauerseeschwalbe x Brandseeschwalbe x Flussseeschwalbe x Küstenseeschwalbe Turteltaube x Raufußkauz (Entwurf in Überarbeitung) Steinkauz x Sperlingskauz (Entwurf in Überarbeitung) Sumpfohreule x Uhu x Nachtschwalbe (Ziegenmelker) x Eisvogel x Wendehals x Grauspecht (2022) (2022) x Grünspecht (Entwurf in Überarbeitung) x Schwarzspecht (2022) (2022) Mittelspecht (2016) (2016) Kleinspecht (Entwurf in Überarbeitung) x Neuntöter Raubwürger x Haubenlerche x Heidelerche x Feldlerche Rohrschwirl x Drosselrohrsänger x Sperbergrasmücke Braunkehlchen x Blaukehlchen Steinschmätzer x Grauammer x Ortolan Nordische Gänse und Schwäne Enten, Säger und Taucher der Binnengewässer Meeresenten Vögel des offenen Küstenmeeres Löffler (Brut- und Gastvogel) x Rohrdommel (Brut- und Gastvogel) x Kornweihe (Brut- und Gastvogel) Kranich (als Gastvogel) Limikolen des Wattenmeeres Limikolen des Binnenlandes Möwen und Seeschwalben Kleinvögel von Salzwiesen und Stränden x x nach oben FFH-Lebensraumtypen und Biotoptypen Küstenlebensräume Küstenlebensräume Überspülte Sandbänke (LRT 1110) Ästuare inklusive Biotope der Süßwasser-Tiedebereiche (LRT 1130) x Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt (LRT 1140) x Lagunen (Strandseen) (LRT 1150*) Flache große Meeresarme und -buchten (LRT 1160) Riffe (LRT 1170) x Queller-Watt (LRT 1310) Atlantische Salzwiesen (LRT 1330) x Primärdünen (LRT 2110) Weißdünen mit Strandhafer (LRT 2120) Graudünen mit krautiger Vegetation (LRT 2130*) x Küstendünen mit Krähenbeere (LRT 2140) Küstendünen mit Besenheide (LRT 2150*) x Dünen mit Sanddorn (LRT 2160) Dünen mit Kriechweide (LRT 2170) Bewaldete Küstendünen (LRT 2180) Feuchte Dünentäler der Küstendünen (LRT 2190) Gewässer Gewässer Sehr nährstoff- und basenarme Stillgewässer der Sandebenen mit Strandlings-Gesellschaften (LRT 3110) (2023) (2023) x Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Strandlings- und/oder Zwergbinsenvegetation (LRT 3130) (2023) (2023) x Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche kalkhaltige Stillgewässer mit Armleuchteralgen (LRT 3140) (2023) (2023) x Natürliche und naturnahe nährstoffreiche Stillgewässer mit Laichkraut- oder Froschbiss-Gesellschaften (LRT 3150) (pdf) (2023) (2023) x Dystrophe Stillgewässer (LRT 3160) (2023) (2023) Temporäre Karstseen und -tümpel (LRT 3180*) (2023) (2023) Fließgewässer mit flutender Wasservegetation (LRT 3260) (2023) (2023) x Flüsse mit Gänsefuß- und Zweizahn-Gesellschaften auf Schlammbänken (LRT 3270) (2023) (2023) x Kalktuffquellen (LRT 7220*) (2022) (2022) Waldfreie Moore, Sümpfe Waldfreie Moore, Sümpfe Salzwiesen im Binnenland (LRT 1340*) (2022) (2022) Feuchte Heiden mit Glockenheide (LRT 4010) (2022) (2022) x Lebende Hochmoore (LRT 7110) (2022) (2022) x Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (LRT 7120) (2022) (2022) Übergangs- und Schwingrasenmoore (LRT 7140) (2022) (2022) x Torfmoor-Schlenken mit Schnabelried-Gesellschaften (LRT 7150) (2022) (2022) x Sümpfe und Röhrichte mit Schneide (LRT 7210*) (2022) (2022) x Kalkreiche Niedermoore (LRT 7230) (2022) (2022) x Seggenriede, Sümpfe, Landröhrichte mäßig bis gut nährstoffversorgter Standorte (NS, NR) (2024) (2024) Feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430) (2022) (2022) Heiden, Magerrasen, Grünland Heiden, Magerrasen, Grünland Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen (LRT 2310) (2022) (2022) x Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen (LRT 2320) (2022) (2022) x Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen (LRT 2330) (2022) (2022) x Sandtrockenrasen (ohne Dünen) (RS) Trockene Heiden (LRT 4030) (2022) (2022) Wacholderbestände auf Zwergstrauchheiden oder Kalkrasen (LRT 5130) (2022) (2022) Basenreiche oder Kalk-Pionierrasen (LRT 6110*) (2022) (2022) Kalk-(Halb-)Trockenrasen und ihre Verbuschungsstadien (*orchideenreiche Bestände) (LRT 6210) (2022) (2022) Subkontinentale basenreiche Sandrasen (LRT 6120*) (2022) (2022) Schwermetallrasen (LRT 6130) (2022) (2022) Artenreiche Borstgrasrasen (LRT 6230*) (2022) (2022) Steppenrasen (LRT 6240*) (2022) (2022) Pfeifengraswiesen (LRT 6410) (2022) (2022) x Brenndolden-Auenwiesen (LRT 6440) (2022) (2022) x Artenreiches Nass- und Feuchtgrünland (außer Pfeifengras- und Brenndoldenwiesen) (GN, GF) (2024) (2024) x Magere Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) (2022) (2022) x Artenreiches Weidegrünland mittlerer Standorte (GMw) (2024) (2024) Berg-Mähwiesen (LRT 6520) (2022) (2022) x Silikatschutthalden der montanen bis nivalen Stufe (LRT 8110) (2022) (2022) Silikatschutthalden der kollinen bis montanen Stufe (LRT 8150) (2022) (2022) Kalkschutthalden (LRT 8160*) (2022) (2022) Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8210) (2022) (2022) Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8220) (2022) (2022) Silikatfelsen mit Pionierrasen (LRT 8230) (2022) (2022) Nicht touristisch erschlossene Höhlen (LRT 8310) (2022) (2022) Wälder Wälder Bodensaurer Buchenwald: Hainsimsen-Buchenwälder (LRT 9110) sowie Atlantische bodensaure Buchen-Eichenwälder mit Stechpalme (LRT 9120) (2020) (2020) x Waldmeister-Buchenwald (LRT 9130) (2020) (2020) x Orchideen-Kalk-Buchenwald (LRT 9150) (2020) (2020) x Feuchter Eichen- und Hainbuchen-Mischwald (LRT 9160) (2020) (2020) Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (LRT 9170) ( 2020 ) 2020 x Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandböden mit Stieleiche (LRT 9190) ( 2020 ) 2020 x Moorwälder (LRT 91D0*) ( 2020 ) 2020 x Erlen- und Eschenwälder an Fließgewässern (LRT 91E0*) ( 2020 ) 2020 x Weidenauwälder (LRT 91E0*) (2020) (2020) Hartholzauewälder (LRT 91F0) (2020) (2020) Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder (LRT 91T0) (2020) (2020) Schlucht- und Hangmischwälder (LRT 9180*) (2020) (2020) Montane bodensaure Fichtenwälder (LRT 9410 ) (2020) (2020) Alte Hecken, Wallhecken, Alleen/Baumreihen (HF, HW, HBA) (2024) (2024) Streuobstwiesen (HO) nach oben Säugetiere ( alle Säugetiere als PDF (ohne Entwürfe Waldarten): 10 MB ) Säugetiere Höchste Priorität Höchste Priorität Priorität Priorität Biber Gartenschläfer Haselmaus Feldhamster Fischotter Luchs x Wildkatze (Entwurf in Überarbeitung) Mopsfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) x Graues Langohr (Entwurf in Überarbeitung) Braunes Langohr (Entwurf in Überarbeitung) Großes Mausohr (Entwurf in Überarbeitung) x Bechsteinfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) x Fransenfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Große und Kleine Bartfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Wasserfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Teichfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) x Kleinabendsegler (Entwurf in Überarbeitung) Großer Abendsegler (Entwurf in Überarbeitung) Zwergfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Mückenfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Rauhautfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Zweifarbfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Breitflügelfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Nordfledermaus (Entwurf in Überarbeitung) Seehund Kegelrobbe Schweinswal nach oben Amphibien und Reptilien ( alle Amphibien und Reptilien als PDF: 16 MB ) Amphibien und Reptilien Höchste Priorität Höchste Priorität Priorität Priorität Kammmolch x Geburtshelferkröte Rotbauchunke x Gelbbauchunke Knoblauchkröte Kreuzkröte Wechselkröte Laubfrosch Moorfrosch Springfrosch Zauneidechse Schlingnatter Kreuzotter x Fische ( alle Fische als PDF: 12 MB ) Fische Höchste Priorität Höchste Priorität Priorität Priorität Meerneunauge x Flussneunauge x Bachneunauge Aal Atlantischer Lachs x Meerforelle x Äsche x Karausche x Bitterling x Barbe Elritze Steinbeißer, Dorngrundel Schlammpeitzger Koppe, Groppe, Mühlkoppe Quappe nach oben Wirbellose ( alle Wirbellosen als PDF (ohne Entwürfe Waldarten): 35 MB ) Wirbellose Höchste Priorität Höchste Priorität Priorität Priorität Käfer Käfer Veilchenblauer Wurzelhals-Schnellkäfer - Limoniscus violaceus x Eremit - Osmoderma eremita (Entwurf in Überarbeitung) x Hirschkäfer - Lucanus cervus (Entwurf in Überarbeitung) x Großer Eichenbock, Heldbock - Cerambyx cerdo (Entwurf in Überarbeitung) x Schmetterlinge Großer Feuerfalter - Lycaena dispar x Schwarzfleckiger Ameisenbläuling (Quendel-Ameisenbläuling) - Maculinea arion Schwarzer Moorbläuling (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling) - Maculinea nausithous x Lungenenzianbläuling - Maculinea alcon ssp. alcon Kreuzenzianbläuling - Maculinea alcon ssp. rebeli Skabiosen-Scheckenfalter (Goldener Scheckenfalter) - Euphydryas aurinia x Wald-Wiesenvögelchen - Coenonympha hero (Entwurf in Überarbeitung) Spanische Flagge - Euplagia quadripunctaria x Libellen Sibirische Winterlibelle - Sympecma paedisca Vogel-Azurjungfer - Coenagrion ornatum x Helm-Azurjungfer - Coenagrion mercuriale x Grüne Mosaikjungfer - Aeshna virdis Asiatische Keiljungfer - Gomphus flavipes Grüne Flussjungfer - Ophiogomphus cecilia x Zierliche Moosjungfer - Leucorrhinia caudalis Östliche Moosjungfer - Leucorrhinia albifrons Große Moosjungfer - Leucorrhinia pectoralis x Gestreifte Zartschrecke - Leptophyes albivittata Plumpschrecke - Isophya krausii Heideschrecke - Gampsocleis glabra Westliche Beißschrecke - Platycleis albupunctata Feldgrille - Gryllus campestris Maulwurfsgrille, Werre - Gryllotalpa gryllotalpa Westliche Dornschrecke - Tetrix ceperoi Zweipunkt-Dornschrecke - Tetris bipunctata Blauflüglige Ödlandschrecke - Oedipoda caerulescens Blauflüglige Sandschrecke - Sphingonotus caerulans Kleiner Heidegrashüpfer - Stenobothrus stigmaticus Buntbäuchiger Grashüpfer - Omocestus rufipes Rotleibiger Grashüpfer - Omocestus haemorrhoidalis Steppen-Grashüpfer - Chorthippus vagans Rote Keulenschrecke - Gomphocerippus rufus Weichtiere Flussperlmuschel - Margaritifera margaritifera x Bachmuschel - Unio crassus x Zierliche Tellerschnecke - Anisus vorticulus x Bauchige Windelschnecke - Vertigo moulinsiana x Vierzähnige Windelschnecke - Vertigo geyeri x Schmale Windelschnecke - Vertigo angustior Edelkrebs - Astacus astacus x Pflanzen ( alle Pflanzen als PDF (ohne Entwürfe Waldarten): 4 MB ) Pflanzen Höchste Priorität Höchste Priorität Priorität Priorität Kriechender Sellerie - Apium repens x Frauenschuh - Cypripedium calceolus x Sumpf-Glanzkraut - Liparis loeselii Froschkraut - Luronium natans x Schierling-Wasserfenchel - Oenanthe conioides Vorblattloses Leinblatt - Thesium ebracteatum Prächtiger Dünnfarn - Trichomanes speciosum (Entwurf in Überarbeitung) x nach oben (2023)
Noch Wissenslücken oder Nachholbedarf? Vorträge, Hintergrundinformationen und Bildungsmaterialien stellen wir hier zur Verfügung. Informationen zum Vortrag Lichtimissionen Vortrag: Dr. Annette Krop-Benesch - Die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Natur und Gesundheit Vortrag: Regelungsansätze zum Schutz von Tieren und Pflanzen vor Lichtverschmutzung – Bericht aus dem Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) Postkarte Lichtverschmutzung Vortrag Vortrag Vortrag Aufzeichnung „Invasiven Arten auf der Spur“ Katharina Albert, Dezernat II Arten, HLNUG „Alles halb so wild: Nilgans, Heiliger Ibis und Co.“Stefan Stübing und Dr. Tobias E. Reiners, HGON, Echzell „(Invasive) Neophyten in Hessen“ Dr. Indra Starke-Ottich, PGNU Planungsgesellschaft Natur & Umwelt mbH, FFM Vortrag Tagungsband Vorstellung AG Koleopterologen, Günter Hofmann, FLAGH, AG Hessischer Koleopterologen Rote Listen in Hessen - von hoffnungsvollen Anfängen in eine ungewisse Zukunft, Petra Zub, FLAGH, AG Hessischer Lepidopterologen Borkenkäfer Management und Naturschutz: Handlungsoptionen und ihre Auswirkungen, Sebastian Zarges, Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Oligostomis reticulata, eine seltene Köcherfliege im Seligenstädter Stadtwald, Thomas Widdig und Reinhard Geppert, FLAGH, AG Wasserinsekten Hessen Zur Situation der Mollusken in Hessen- die Schnegel (Limacidae), Rolf Angersbach, FLAGH, AG Malakologie Hessen Inselartige Kälterefugien – Artenvielfalt in Blockhalden, Peter Kriegel, Universität Würzburg, Ökologische Station Fabrikschleichach Der Biber als Schlüsselart der Gewässerökosysteme, Irene Glatzle, Dezernat Arten, HLNUG Gartenschläfer und Höhlenbrüter – Beobachtungen im Stadtwald Frankfurt (Schwanheim), Dr. Renate Rabenstein, Ursula Heidrich & Heidi Wieduwilt, BUND Braunkehlchen in Hessen, Janina Klug, Staatliche Vogelschutzwarte Hessen, HLNUG Der Heldbock als Ökosystem-Ingenieur / Erfahrungen aus Frankfurt a. M. zur Nutzung von Heldbock-Bohrlöchern durch weitere Arten, Lena Wegner, Untere Naturschutzbehörde Frankfurt am Main Vortrag Vortrag Vortrag 1: Rote Liste - rote Zahlen: Hessen im Spiegel der neuen Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten und ihrer Erhaltungszustände Vortrag 2: Quo Vadis Rebhuhn – Maßnahmen zur Rettung der Offenlandarten mit Hilfe der Landwirtschaft Vortrag 3: Beraterverträge und Artdaten: Erfolge durch gezielte Schutzmaßnahmen Vortrag 4: ADEBAR2 - Gezielte Kartierungen als Grundlage der nächsten Roten Liste Vortrag 5: Wald im Klimawandel – Vögel als Indikatoren von Veränderungen Vortrag 6: Energiewende und Vogelschutz unter einem Hut - das Hilfsprogramm für Windkraftsensible Vogelarten (Download folgt) Vortrag 7: Entwicklung der Brutvögel in den Vogelschutzgebieten Vortrag Video-Aufzeichnung der Veranstaltung Die Gelbbauchunke (GBU) im Wald – Maßnahmen zum Erhalt und Förderung der Art im FoA Fulda Fachliche Anforderungen an ein Erhaltungskonzept für die Gelbbauchunke im Wald Weiter wie bisher? Verantwortung für die Gelbbauchunke Entwicklung nachhaltiger Schutzkonzepte für die Gelbbauchunke in Wirtschaftswäldern Die GBU im Wald - Maßnahmen zum Erhalt und Förderung der Art im FoA Wetzlar Die Gelbbauchunke in Hessen Vortrag Blühflächen-Untersuchung Bettenhausen 15 Jahre Blühflächen im Landkreis Marburg Biedenkopf Nutzung von Blühflächen im Feldflurprojekt Schwalm Eder durch Vögel und Insekten Hochwertige Lebensräume statt Blühflächen: In wenigen Schritten zu wirksamem Insektenschutz Blühstreifen – Biodiversität und produktionsintegrierte Kompensation am Beispiel Rotenburg/Wümme YouTube-Video: Blühflächen im Landkreis Marburg-Biedenkopf Auf unserem Youtube-Kanal Inga Hundertmark / Susanne Jokisch: Die Rückkehr des Fischotters nach Hessen Michael Hoffmann: Biodiversität und Klimawandel - Die Bedeutung der Fichte für Vogelgesellschaften im Wald Stübing/Reiners: Bestandsentwicklung in Hessen Laesser: Schleiereulen in der Schweiz Geduhn: Rodentizide in Kleinsäugern und Greifvögeln Roulin: barn owl conservation Ramsden: barn owls in the UK zur Aufzeichnung zur Aufzeichnung Programm der Veranstaltung Alois Kapfer: Management von FFH-Mähwiesen durch (Re-)Integration von Weidetieren Detlef Mahn: Artenreiche Mähwiesen in Hessen Dietmar Simmering: Stand der LPV-Gründungsinitiativen Jutta Katz: Förderung von LPV in Hessen Lisa Jungmann und Miriam Tenhaken: 15 Jahre Wiesenmeisterschaft im Rheingau-Taunus-Kreis Sonja Kraft: Mit Mauern und Meckerziegen Mehrwert schaffen Kommunale Bodenschutzkonzepte - Programm Auflistung der Fragen, die während der Veranstaltung gestellt wurden sowie Anmerkungen zu den Fragen, die nicht in der Veranstaltung aufgegriffen werden konnten Vortrag Hansjürgens UFZ Vortrag Schnittstelle Boden Vortrag Prof. Dr. Schmid HLNUG Dr. Christine Thorn Tel.: 06441/924 80-0 Anschrift: Friedenstraße 26 35578 Wetzlar Anfahrtsbeschreibung Naturschutzakademie Hessen, Wetzlar
Wirbeltiere 6 Wirbeltiere In diesem Kapitel werden folgende Artengruppen behandelt: 6.1 Säugetiere exkl. Fledermäuse 6.2 Fledermäuse 6.3 Vögel 6.4 Kriechtiere 6.5 Lurche 6.6 Rundmäuler und Fische 148 Säugetiere exkl. Fledermäuse (Mammalia exkl. Chiroptera) 6.1 Bestandsentwicklung der Säugetiere exkl. Fledermäuse (Mammalia exkl. Chiroptera) JAN GAHSCHE & JÖRG HAFERKORN Der Kenntnisstand zur Verbreitung von Säugetieren ist allgemein im Vergleich zu anderen Wirbeltier- gruppen, z.B. Vögel und Lurche, gering. Dies liegt an ihrer heimlichen und oft nächtlichen Lebensweise. Ih- re Vorkommen werden selbst in dicht besiedelten Gebieten häufig erst durch Zufallsfänge oder Ver- kehrsopfer registriert (z.B. Iltis, Steinmarder). Das Wissen über die Verbreitung der Säugetiere bildet in Sachsen-Anhalt in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Weltweit sind ca. 4600 Säugetierarten (ANGERMANN 1995) bekannt. Die Säugetierfauna Sachsen-Anhalts umfaßt ohne die Fledermäuse 59 Arten und Unterarten, einschließlich vier ausgestor- bener Arten: Wisent (Bison bonasus), Luchs (Lynx lynx), Europäischer Nerz (Mustela lutreola) und Braunbär (Ursus arctos). Die beiden weltweit seit Jahrhunderten ausgerotteten Taxa Auerochse (Bos primigenius) und Wildpferd (Equus caballus) finden in der vorliegenden Tabelle keine Berücksichtigung. Zusätzlich muß die Alpenspitzmaus (Sorex alpinus) als verschollen eingestuft werden, die in ihrem einzi- gen Verbreitungsgebiet in Sachsen-Anhalt, dem Oberharz, seit 1954 nicht mehr nachgewiesen werden konnte (GAHSCHE 1991, 1993). Elch (Alces alces) und Wolf (Canis lupus) treten heute als sporadische Zuwanderer in Sachsen-Anhalt auf. Seehund (Phoca vitulina) und Kegelrobbe (Halichoerus grypus) sind sehr seltene, auf das Elbe-Flußsystem beschränkte Irrgäste. Mit Mufflon (Ovis ammon musimon), Dam- hirsch (Cervus dama), Marderhund (Nyctereutes pro- cyonoides), Waschbär (Procyon lotor), Mink (Muste- la vison), Nutria (Myocastor coypus), Bisamratte (Ondatra zibethicus) und Wildkaninchen (Oryc- tolagus cuniculus) sind acht Säugetierarten in Sach- sen-Anhalt allochthon (eingebürgert bzw. eingewan- dert). Nicht als allochthon eingestuft wurden Arten, die bereits mit der menschlichen Besiedlung, spä- testens mit dem Beginn des Ackerbaus in das Gebiet von Sachsen-Anhalt kamen. Dies betrifft die Ratten, die Hausmäuse und den Hamster (Gattungen Rattus, Mus und Cricetus). Einige Säugetiere wurden aus jagdlichen Motiven ausgesetzt (z.B. Damhirsch, Mufflon), oder konnten aus entfernteren Gebieten, in denen sie ebenfalls ak- tiv angesiedelt wurden, einwandern (z.B. Marder- hund, Waschbär im Harz), andere entkamen aus Far- men (z.B. Waschbär, Mink) oder wurden in Zeiten wirtschaftlicher Umbrüche ausgesetzt (z.B. Nutria). Wildkatze und Gartenschläfer haben innerhalb Sachsen-Anhalts ihren Verbreitungsschwerpunkt im Harz. Dieses Gebirge stellt im hercynischen Raum neben dem Kyffhäuser das klassische Verbreitungs- gebiet sowie im nördlichen Mitteleuropa das östlichs- te Vorkommen der Wildkatze dar. Die Mittlere Elbe war lange Zeit das letzte Rück- zugsgebiet des Elbebibers (Castor fiber albicus). Der Elbebiber hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Sachsen-Anhalt mit ca. 1760 Tieren (HEIDECKE 1996) und besiedelt heute wieder nahezu alle verfügbaren Lebensräume im Flach- und Hügelland. Der gefährdete Fischotter zeigt in den letzten Jah- ren leichte Ausbreitungstendenzen. Heute kann diese Art wieder nahezu am gesamten sachsen-anhaltini- schen Elbelauf nachgewiesen werden (EBERSBACH et al. 1998). Die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus) hat ihre südwestliche Verbreitungsgrenze an der Nordostgrenze Sachsen-Anhalts, die durch zahlreiche Gewöllefunde und zwei Fallenfänge belegt ist (JORGA & ERFURT 1987). Im Rahmen von Vorarbeiten für das Arten- und Biotopschutzprogramm „Elbe“ gelangen 1998 zwei weitere Fallenfänge auf einer Seggenwiese in der Nähe des Schollener Sees. Für die Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus) exi- stiert in der Literatur für Sachsen-Anhalt eine unge- klärte Angabe von 1932 bei Osterwieck, die in der Tabelle nicht berücksichtigt wird. Trotz der Fülle von regional- oder artspezifischen Schriften gibt es nur wenige zusammenfassende Ar- beiten über die Säugetierfauna des Landes. Erste Auf- zeichnungen mit Beiträgen zur Säugetierfauna Sach- sen-Anhalts fertigten SAXESEN (1834), BLASIUS (1857), SCHULZE (1890a, 1890b) sowie TASCHENBERG (1909, 1918) an. Gesamtdarstellungen zur Verbreitung und zu den Bestandstrends können einigen neueren Übersichtsar- beiten zur ostdeutschen Säugetierfauna entnommen werden. Verbreitungskarten zur Kleinsäugerfauna der ehemaligen DDR erstellten ERFURT & STUBBE (1986) auf der Grundlage von Literaturdaten, Fallenfängen und durch Untersuchungen von Gewöllen einheimi- scher Eulen. STUBBE & STUBBE (1994, 1995) publi- zierten Verbreitungskarten und zum vorliegenden Beitrag ähnliche Tabellen zur Bestandssituation und -entwicklung der Säugetierarten der östlichen deut- schen Bundesländer. 149 Säugetiere exkl. Fledermäuse (Mammalia exkl. Chiroptera) Aus Sachsen-Anhalt liegen eine Reihe von Publi- kationen vor, die entweder die Säugetierfauna einzel- ner Regionen vollständig darstellen oder sich mit der Bestandsentwicklung einzelner Arten beschäftigen (z.B. Wildkatze, Elbebiber, Fischotter, Mufflon, Al- penspitzmaus). In diesem Zusammenhang muß auf die Erstellung von Arten- und Biotopschutzprogram- men für einzelne Regionen Sachsen-Anhalts verwie- sen werden, in denen die Säugetierfauna jeweils in einem eigenen Kapitel mit Punktkarten und Artenlis- ten dargestellt wird. Arten- und Biotopschutzpro- gramme liegen bereits für den Landschaftsraum Harz und die Stadt Halle (Saale) vor (GAHSCHE 1997, HAFERKORN 1998). Ein Zentrum der Säugetierforschung ist das Zoo- logische Institut der Universität Halle. Hier befindet sich die Landessammelzentrale für Totfunde der vom Aussterben bedrohten Wirbeltierarten. In Halle wird derzeit an einem Handbuch der Säugetiere der östli- chen Bundesländer Deutschlands gearbeitet (STUBBE 1998, mdl. Mitt.). Darüber hinaus konnten einzelne Arten (z.B. Hamster, Fischotter, Biber, Iltis, Stein- und Baummarder) im Rahmen von Diplomarbeiten bearbeitet werden (SELUGA 1996, WEIDLING 1996, HAUER 1996, SCHUMACHER 1995, EBERSBACH 1992). Exakte Angaben zur Bestandsentwicklung vieler Arten fehlen. Anhaltspunkte lassen die Abschuß- und Fangstatistiken der jagbaren Arten zu. Bei aller Unsi- cherheit und Kritik an diesem Zusammenhang ermög- lichen die Abschußzahlen zumindest einen groben Überblick zur Bestandsentwicklung der jagdbaren Arten, sofern Schwankungen im Jagdverhalten be- rücksichtigt werden (z.B. Veränderungen bzw. Aus- setzungen von Abschußprämien, Bestandsschonun- gen, Aussetzungen von Nutrias in Folge der wirt- schaftlichen Veränderungen nach der deutschen Ein- heit). Aus Sachsen-Anhalt liegen einige Untersuchungen über lange Zeiträume zur Dynamik von Kleinsäuger- gesellschaften vor. HAFERKORN et al. (1993) fingen über einen Zeitraum von fünf Jahren Kleinsäuger im Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“, HAFERKORN & LANGE (1991) führten neun Jahre lang monatliche Abfänge in zwei Auwäldern bei Bernburg durch. Die längste publizierte Serie veröffentlichten STUBBE & STUBBE (1991) aus dem Laubwaldgebiet Hakel (über fünfzehn Jahre mit monatlichen Abfängen). Diese Untersuchungen zeigen die hohe Dynamik der Abundanzen bei Kleinsäugern, die verläßliche Aussagen über generelle Bestandstrends nahezu un- möglich machen. Beispielsweise schwankten die jähr- lichen Maximalabundanzen bei der Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) in Saaleauwäldern zwi- schen einzelnen Jahren bis zum 22-fachen Wert (HAFERKORN & LANGE 1991). HEIDECKE (1992) zählte zur Säugetierfauna Sach- sen-Anhalts 72 Arten und nahm davon 57% in die Rote Liste auf. Die gefährdetste Gruppe sind die In- sektenfresser, 90% von ihnen stehen in der Roten Lis- te. Die Gefährdung von Säugetieren ist heute unmit- telbar mit negativen Veränderungen der Qualität ihrer Lebensräume verbunden. In unserem Jahrhundert vollzog sich ein tiefgreifender und schnell voran- schreitender Strukturwandel (z.B. Urbanisierung, in- dustriemäßige Landwirtschaft, moderne Infrastruk- tur). Die heimischen Säugetiere stehen einem perma- nent voranschreitenden Lebensraumverlust und einer damit einhergehenden Nahrungsverknappung gegen- über. Die Säugetiere werden wegen ihrer komplexen Lebensraumansprüche durch die Zerschneidung der Landschaft gefährdet. Durch die zunehmende Frag- mentierung (z.B. Straßenbau) verringern sich die be- sonders wertvollen und ruhigen Kernbereiche zu- sammenhängender Biotope überproportional. Mit zu- nehmender Verkehrsdichte erhöht sich die Zahl der Verkehrsopfer. Besonders gefährdet sind die mobils- ten Tiere aus den Populationen, Männchen während der Reproduktionszeit und Jungtiere auf der Suche nach eigenen Revieren. Auf schlechte Wassergüte in den Fließgewässern reagieren insbesondere semiaquatische Säugetiere negativ, die tierische Nahrung aus dem Wasser benö- tigen (z.B. Fischotter). Der Biozideinsatz in der Landwirtschaft verringert das Nahrungsangebot an Arthropoden, die beispielsweise für die Ordnung der Insektenfresser die Nahrungsgrundlage darstellen. In wie weit Biozide direkte negative Wirkungen auf Kleinnager haben (z.B. den Feldhamster) ist noch in der Diskussion. Säugetierschutz ist in erster Linie Lebensraum- schutz. Dazu gehört der Schutz ihres direkt besiedel- ten Habitates mit Nahrungs-, Reproduktions-, Wohn- und Überwinterungsmöglichkeiten (z.B. Anlage von Bauen). Ziel für jeden nachhaltig betriebenen Säuge- tierschutz ist die Erhaltung überlebensfähiger, sich selbst reproduzierender Populationen. Nachzuchten und Auswilderungen sollten, wenn überhaupt, nur Ausnahmen für Bestandsgründungen bzw. –aufstok- kungen sein und nur in Gebieten erfolgen, die dauer- hafte Ansiedlungen ermöglichen. Die großen Flächenansprüche vieler Säugetiere er- fordern die Passierbarkeit von Wanderwegen für den notwendigen Individuenaustausch. Auf den Wander- wegen muß die Zahl der Barrieren (z.B. Zäune, Mau- ern, tote Fließgewässerabschnitte) und Tierfallen (z.B. Verkehrswege, Betongräben) möglichst gering gehalten werden. Neu erbaute Durchlässe unter Ver- kehrswegen sind so großzügig zu gestalten, daß sie 150
In Mitteleuropa gab es ursprünglich fast überall Wald. Heute kennzeichnet eine geregelte Forstwirtschaft unseren Wirtschaftswald. In naturnahen Waldflächen sieht es jedoch meist anders aus: hier gibt es tote und absterbende Bäume, und genau diese sind eine unentbehrliche Lebensstätte für Vögel (Spechte, Hohltaube), Käfer (Totholz bewohnende Arten wie etwa der Hirschkäfer oder der Alpenbock) und Säuger (Fledermäuse, Bilche, Marder). Lücken im Wald entstehen durch schwere Stürme. In deren Gefolge kommen häufig Schädlinge wie beispielsweise der Borkenkäfer und vergrößern die Lücken im Wald. Viele Falter, Vögel, Säugetiere und andere Tierarten sind auf einen lichten Wald mit einer gut ausgebildeten Krautschicht am Boden angewiesen. Eine Naturverjüngung nach solchen Käferkalamitäten oder auch eine starke Durchforstung im Wirtschaftswald bietet in diesem Sinne große Chancen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. In diesem Lebensraum können folgende Arten des 111-Artenkorbes vorkommen: Säugetiere: Gartenschläfer, Haselmaus, Wildkatze Amphibien: Gelbbauchunke Vögel: Auerhahn, Gartenrotschwanz, Hohltaube, Mittelspecht, Rotmilan, Schwarzspecht Schmetterlinge: Platterbsen-Widderchen Käfer: Alpenbock, Großer Rosenkäfer, Hirschkäfer, Kleiner Puppenräuber Pflanzen: Breitblättriges Knabenkraut, Elsbeere, Färber-Scharte, Gelber Frauenschuh - Zurück zur Ausgangsseite -
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Bund | 16 |
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Type | Count |
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Förderprogramm | 10 |
Taxon | 2 |
Text | 11 |
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License | Count |
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