Die Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes wurde von 2018 bis 2020 durchgeführt und untersuchte den zukünftigen Wasserbedarf des Energiesystems auf Basis von Szenarien zum Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass der geplante Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie die Reduzierung der Anzahl der thermischen Kraftwerke zu einer Verbesserung des Zustands des Wasserhaushalts der Gewässer in Bezug auf die Wassermenge und die Temperatur führen. Der Wasserhaushalt der Gewässer wird sich durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Zukunft nur dann verschlechtern, wenn große Flächen für die Bewässerung von Energiepflanzen mit Oberflächenwasser genutzt werden oder die tiefe Geothermie mit wasserintensiver Kraftwerks- und Kühltechnologie großflächig ausgebaut wird.
Förderbescheid über rund 394.000 Euro für Projekt zur Wiederansiedlung der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel „59 Prozent der Süßwasserschnecken und -muscheln sind in Europa bedroht und gehören damit weltweit zu den am stärksten bedrohten Arten. Unabhängig von ihrem Schutzstatus sind gesunde Muschelbestände wichtig für die Biodiversität von Flüssen, weil sie obere Bodenschichten in Flüssen auflockern und das Wasser filtrieren und somit reinigen. Innerhalb der Fließgewässer-Ökosysteme fördern sie die aquatische Biodiversität. Deswegen sind wir in Rheinland-Pfalz sehr stolz darauf, dass die Nister ein geeigneter Lebensraum zur Wiederansiedlung für die Bachmuschel ist. Damit nehmen wir unsere besondere Verantwortung für die vom Aussterben bedrohte Art wahr und entwickeln die naturnahen Gewässer als besondere ‚Hotspots‘ der Biodiversität“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder bei der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von rund 394.000 Euro an die Universitäten Koblenz und Kassel. Zusammen mit dem SGD Nord-Präsident Wolfang Treis in Stein-Wingert setzte Eder junge nachgezüchtet Bachmuscheln und entsprechende Wirtsfische in die Nister aus. Das auf zwei Jahre angelegt Projekt soll die Vermehrung einer maximal möglichen Menge von Jungmuscheln aus einem Elterntierbestand wissenschaftlich begleiten. Auch sollen weitere geeignete Besatzgewässer identifiziert werden. Als weiteres Ziel soll eine mindestens erforderliche Besiedlungsdichte für selbsterhaltende Bestände der Muscheln und der erforderlichen Wirtsfische ermittelt werden. Der Bestand der ursprünglich in Europa weit verbreiteten Bachmuschel (Unio crassus) ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts so drastisch zurückgegangen, dass die Art auf der IUCN Roten Liste als gefährdet gilt. Auf der Roten Liste Deutschlands und in Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Als Hauptbedrohung für Süßwassermuscheln gelten derzeit der Verlust und die Fragmentierung von Habitaten, Eutrophierung, Wasserverschmutzung und invasive Arten sowie der Verlust von Wirtsfischen. Auch der Klimawandel mit der damit einhergehenden Erwärmung der Gewässer schädigt die Lebensräume der Muscheln und ihrer Wirtsfische. Großmuscheln, wie auch die Bachmuscheln, besitzen einen komplexen Lebenszyklus. Bei der getrenntgeschlechtlichen Art produzieren die weiblichen Bachmuscheln in der Fortpflanzungszeit in ihren äußeren, zu Bruttaschen („Marsupien“) umgebildeten Kiemen, Eier und brüten sie dort nach der Befruchtung durch Spermien zu zweiklappigen Larven, sogenannten Glochidien, aus. Die Glochidien werden nach ungefähr fünf bis sechs Wochen durch das Atemwasser ausgestoßen und nisten sich dann in den Kiemen von geeigneten Wirtsfischen wie Elritze, Döbel oder Groppe ein. „Effektiver Artenschutz setzt die Förderung natürlicher Gewässerentwicklung und die Wiederherstellung von Lebensräumen voraus. Die Nister ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Naturschutz und Wasserwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Ein Vorteil ist, dass die SGD Nord sowohl für den Naturschutz als auch für die Wasserwirtschaft zuständig ist. Der Erhalt der Artenvielfalt wird durch die Unterstützung der natürlichen Gewässerentwicklung und die Revitalisierung von Lebensräumen erreicht. Das gelingt nur dank der engagierten Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen und Fachleute, wie beispielsweise der Universitäten Koblenz und Kassel, die heute Fördermittel erhalten“, so SGD Nord-Präsident Wolfgang Treis. Pressemitteilung des MKUEM
Förderbescheid über rund 394.000 Euro für Projekt zur Wiederansiedlung der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel „59 Prozent der Süßwasserschnecken und -muscheln sind in Europa bedroht und gehören damit weltweit zu den am stärksten bedrohten Arten. Unabhängig von ihrem Schutzstatus sind gesunde Muschelbestände wichtig für die Biodiversität von Flüssen, weil sie obere Bodenschichten in Flüssen auflockern und das Wasser filtrieren und somit reinigen. Innerhalb der Fließgewässer-Ökosysteme fördern sie die aquatische Biodiversität. Deswegen sind wir in Rheinland-Pfalz sehr stolz darauf, dass die Nister ein geeigneter Lebensraum zur Wiederansiedlung für die Bachmuschel ist. Damit nehmen wir unsere besondere Verantwortung für die vom Aussterben bedrohte Art wahr und entwickeln die naturnahen Gewässer als besondere ‚Hotspots‘ der Biodiversität“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder bei der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von rund 394.000 Euro an die Universitäten Koblenz und Kassel. Zusammen mit dem SGD Nord-Präsident Wolfang Treis in Stein-Wingert setzte Eder junge nachgezüchtet Bachmuscheln und entsprechende Wirtsfische in die Nister aus. Das auf zwei Jahre angelegt Projekt soll die Vermehrung einer maximal möglichen Menge von Jungmuscheln aus einem Elterntierbestand wissenschaftlich begleiten. Auch sollen weitere geeignete Besatzgewässer identifiziert werden. Als weiteres Ziel soll eine mindestens erforderliche Besiedlungsdichte für selbsterhaltende Bestände der Muscheln und der erforderlichen Wirtsfische ermittelt werden. Der Bestand der ursprünglich in Europa weit verbreiteten Bachmuschel (Unio crassus) ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts so drastisch zurückgegangen, dass die Art auf der IUCN Roten Liste als gefährdet gilt. Auf der Roten Liste Deutschlands und in Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Als Hauptbedrohung für Süßwassermuscheln gelten derzeit der Verlust und die Fragmentierung von Habitaten, Eutrophierung, Wasserverschmutzung und invasive Arten sowie der Verlust von Wirtsfischen. Auch der Klimawandel mit der damit einhergehenden Erwärmung der Gewässer schädigt die Lebensräume der Muscheln und ihrer Wirtsfische. Großmuscheln, wie auch die Bachmuscheln, besitzen einen komplexen Lebenszyklus. Bei der getrenntgeschlechtlichen Art produzieren die weiblichen Bachmuscheln in der Fortpflanzungszeit in ihren äußeren, zu Bruttaschen („Marsupien“) umgebildeten Kiemen, Eier und brüten sie dort nach der Befruchtung durch Spermien zu zweiklappigen Larven, sogenannten Glochidien, aus. Die Glochidien werden nach ungefähr fünf bis sechs Wochen durch das Atemwasser ausgestoßen und nisten sich dann in den Kiemen von geeigneten Wirtsfischen wie Elritze, Döbel oder Groppe ein. „Effektiver Artenschutz setzt die Förderung natürlicher Gewässerentwicklung und die Wiederherstellung von Lebensräumen voraus. Die Nister ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Naturschutz und Wasserwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Ein Vorteil ist, dass die SGD Nord sowohl für den Naturschutz als auch für die Wasserwirtschaft zuständig ist. Der Erhalt der Artenvielfalt wird durch die Unterstützung der natürlichen Gewässerentwicklung und die Revitalisierung von Lebensräumen erreicht. Das gelingt nur dank der engagierten Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen und Fachleute, wie beispielsweise der Universitäten Koblenz und Kassel, die heute Fördermittel erhalten“, so SGD Nord-Präsident Wolfgang Treis.
Temperatur (02.01.2) Die Temperatur ist eine bedeutende Einflussgröße für alle natürlichen Vorgänge in einem Gewässer. Biologische, chemische und physikalische Vorgänge im Wasser sind temperaturabhängig , z.B. Zehrungs- und Produktionsprozesse, desgleichen Adsorption und Löslichkeit für gasförmige, flüssige und feste Substanzen. Dies gilt auch für Wechselwirkungen zwischen Wasser und Untergrund oder Schwebstoffen und Sedimenten sowie zwischen Wasser und Atmosphäre. Die Lebensfähigkeit und Lebensaktivität der Wasserorganismen sind ebenso an bestimmte Temperaturgrenzen oder -optima gebunden wie das Vorkommen unterschiedlich angepasster Organismenarten und Fischbesiedelungen nach Flussregionen in Mitteleuropa. Die Darstellung der Heizkraftwerke in der Karte sowie deren Einfluss auf die Gewässertemperatur sind bei der Betrachtung zu berücksichtigen. Aus der Temperaturverteilungskarte wird deutlich sichtbar, dass die Wärmeeinleitungen in die Berliner Gewässer in den letzten Jahren rückläufig war, vor allem im Bereich der Spreemündung und der Havel. Die kritische Schwelle von 28° C wurde nicht überschritten, die Maxima bzw. 95-Perzentile liegen im Bereich um 25° C. Ende der neunziger Jahre wurden sporadisch noch Temperaturen über 28° C gemessen. Der Rückgang der Wärmefrachten der Berliner Kraftwerke in die Gewässer beträgt seit 1993 ca. 13 Mio. GJ und ist im Wesentlichen auf den Anschluss des Berliner Stromnetzes an das westeuropäische Verbundnetz zurückzuführen. Durch die Liberalisierung des Strommarktes bedingte sinkende Strombeschaffungskosten und damit verbundene geringere Erzeugung in den Berliner Kraftwerken hat zur Stilllegung bzw. Teilstilllegung von Kraftwerken geführt, die zum Teil mit Modernisierungen zur Effizienzsteigerung verbunden waren. Die derzeitige Wärmefracht beträgt ca. 10 Mio. GJ. Sauerstoffgehalt (02.01.1) Der Sauerstoffgehalt des Wassers ist das Ergebnis sauerstoffliefernder und -zehrender Vorgänge . Sauerstoff wird aus der Atmosphäre eingetragen, wobei die Sauerstoffaufnahme vor allem von der Größe der Wasseroberfläche, der Wassertemperatur, dem Sättigungsdefizit, der Wasserturbulenz sowie der Luftbewegung abhängt. Sauerstoff wird auch bei der Photosynthese der Wasserpflanzen freigesetzt, wodurch Sauerstoffübersättigungen auftreten können. Beim natürlichen Abbau organischer Stoffe im Wasser durch Mikroorganismen sowie durch die Atmung von Tieren und Pflanzen wird Sauerstoff verbraucht . Dies kann zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen. Der kritische Wert liegt bei 4 mg/l, unterhalb dessen empfindliche Fischarten geschädigt werden können. Sowohl aus den Werten der Messstationen als auch aus den Stichproben ist eine Verbesserung des Sauerstoffgehaltes der Berliner Gewässer nur teilweise ablesbar. Kritisch sind nach wie vor die Gewässer, in die Mischwasserüberläufe stattfinden. In der Mischwasserkanalisation werden Regenwasser und Schmutzwasser in einem Kanal gesammelt und über Pumpwerke zu den Klärwerken gefördert. Dieses Entwässerungssystem ist in der gesamten Innenstadt Berlins präsent. (vgl. Karte 02.09) Im Starkregenfall reicht die Aufnahmekapazität der Mischkanalisation nicht aus und das Gemisch aus Regenwasser und unbehandeltem Abwasser tritt in Spree und Havel über. Infolge dessen kann es durch Zehrungsprozesse zu Sauerstoffdefiziten kommen. Besonders extreme Ereignisse lösen in einigen Gewässerabschnitten (v.a. Landwehrkanal und Neuköllner Schifffahrtskanal) sogar Fischsterben aus. Um die Überlaufmengen künftig deutlich zu verringern, werden im Rahmen eines umfassenden Sanierungsprogramms zusätzliche unterirdische Speicherräume aktiviert bzw. neu errichtet. Die kritischen Situationen im Tegel Fließ sind auf nachklingende Rieselfeldeinflüsse bzw. Landwirtschaft zurückzuführen. TOC (02.01.10) und AOX (02.01.7) Die gesamtorganische Belastung in Oberflächengewässern wird mit Hilfe des Leitparameters TOC (total organic carbon) ermittelt. Die Summe der “Adsorbierbaren organisch gebundenen Halogene” wird über die AOX -Bestimmung wiedergegeben. Bei der Bestimmung des Summenparameters AOX werden die Halogene (AOJ, AOCl, AOBr) in einer Vielfalt von Stoffen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften erfasst. Dieser Parameter dient insofern weniger der ökotoxikologischen Gewässerbewertung, sondern vielmehr in der Gewässerüberwachung dem Erfolgsmonitoring von Maßnahmen zur Reduzierung des Eintrags an “Adsorbierbaren organisch gebundenen Halogenen”. Beide Messgrößen lassen prinzipiell keine Rückschlüsse auf Zusammensetzung und Herkunft der organischen Belastung zu. Erhöhte AOX – Befunde in städtischen Ballungsräumen wie Berlin dürften jedoch einem vornehmlich anthropogenen Eintrag über kommunale Kläranlagen zuzuschreiben sein. TOC-Einträge können sowohl anthropogenen Ursprungs als auch natürlichen Ursprungs z.B. durch den Eintrag von Huminstoffen aus dem Einzugsgebiet bedingt sein, was die ökologische Aussagefähigkeit des Parameters teilweise einschränkt. Bewertungsmaßstab ist für beide Messgrößen das 90-Perzentil. Unter Anwendung dieses strengen Maßstabs wird die Zielgröße Güteklasse II für den TOC bereits in den Zuflüssen nach Berlin und im weiteren Fließverlauf durch die Stadt in sämtlichen Haupt- und Nebenfließgewässern überschritten . Für AOX liegen die Messwerte nicht durchgängig für alle Fließabschnitte der Berliner Oberflächengewässer vor. Dennoch lässt sich ableiten, dass lediglich in den Gewässerabschnitten, die unmittelbar den Klärwerkseinleitungen ausgesetzt sind (Neuenhagener Fließ, Wuhle, Teltowkanal, Nordgraben), leicht erhöhte AOX – Messwerte auftreten und die Zielvorgabe knapp überschritten wird (Güteklasse II bis III). Ammonium-Stickstoff (02.01.3), Nitrit-Sickstoff (02.01.5), Nitrat-Stickstoff (02.01.4) Stickstoff tritt im Wasser sowohl molekular als Stickstoff (N 2 ) als auch in anorganischen und organischen Verbindungen auf. Organisch gebunden ist er überwiegend in pflanzlichem und tierischem Material (Biomasse) festgelegt. Anorganisch gebundener Stickstoff kommt vorwiegend als Ammonium (NH 4 ) und Nitrat (NO 3 ) vor. In Wasser, Boden und Luft sowie in technischen Anlagen (z.B. Kläranlagen) finden biochemische (mikrobielle) und physikalisch-chemische Umsetzungen der Stickstoffverbindungen statt (Oxidations- und Reduktionsreaktionen). Eine Besonderheit des Stickstoffeintrages ist die Stickstofffixierung, eine biochemische Stoffwechselleistung von Bakterien und Blaualgen (Cyanobakterien), die molekularen gasförmigen Stickstoff aus der Atmosphäre in den Stoffwechsel einschleusen können. Innerhalb Berlins ist der Eintrag über die Kläranlagen die Hauptbelastungsquelle . Durch die Regenentwässerungssysteme werden sporadisch kritische Ammoniumeinträge verursacht. Ammonium kann in höheren Konzentrationen erheblich zur Belastung des Sauerstoffhaushalts beitragen, da bei der mikrobiellen Oxidation (Nitrifikation) von 1 mg Ammonium-Stickstoff zu Nitrat rd. 4,5 mg Sauerstoff verbraucht werden. Dieser Prozess ist allerdings stark temperaturabhängig. Erhebliche Umsätze erfolgen nur in der warmen Jahreszeit . Bisweilen überschreitet die Sauerstoffzehrung durch Nitrifikationsvorgänge die durch den Abbau von Kohlenstoffverbindungen erheblich. Toxikologische Bedeutung kann das Ammonium bei Verschiebung des pH-Wertes in den alkalischen Bereichen erlangen, wenn in Gewässern mit hohen Ammoniumgehalten das fischtoxische Ammoniak freigesetzt wird. Nitrit-Stickstoff tritt als Zwischenstufe bei der mikrobiellen Oxidation von Ammonium zu Nitrat ( Nitrifikation ) auf. Nitrit hat eine vergleichsweise geringere ökotoxikologische Bedeutung. Mit zunehmender Chloridkonzentration verringert sich die Nitrit-Toxizität bei gleichem pH-Wert. Während für die Spree, Dahme und Havel im Zulauf nach Berlin die LAWA – Qualitätsziele (Güteklasse II) für NH 4 -N eingehalten werden, werden die Ziele überall dort überschritten, wo Gewässer dem Ablauf kommunaler Kläranlagen und Misch- und Regenwassereinleitungen ausgesetzt sind. Die Ertüchtigung der Nitrifikationsleistungen in den Klärwerken der Berliner Wasserbetriebe seit der Wende führte stadtweit zu einer signifikanten Entlastung der Gewässer mit Gütesprüngen um drei bis vier Klassen . Viele Gewässerabschnitte konnten den Sprung in die Güteklasse II schaffen. Die Werte für die Wuhle und in Teilen für die Vorstadtspree sind für den jetzigen Zustand nicht mehr repräsentativ, da mit der Stilllegung des Klärwerkes Falkenberg im Frühjahr 2003 eine signifikante Belastungsquelle abgestellt wurde. Mit der Stillegung des Klärwerkes Marienfelde (Teltowkanal, 1998) und der Ertüchtigung von Wassmansdorf konnte die hohe Belastung des Teltowkanals ebenfalls deutlich reduziert werden. Das Neuenhagener Mühlenfließ ist nach wie vor sehr hoch belastet. Hier besteht Handlungsbedarf beim Klärwerk Münchehofe . Die Stadtspree (von Köpenick bis zur Mündung in die Havel) weist durchgängig die Güteklasse II bis III auf und verfehlt damit die LAWA – Zielvorgabe ebenso wie die Unterhavel , der Teltowkanal und die mischwasserbeeinflussten innerstädtischen Kanäle . In 2001 ist eine Überschreitung der LAWA – Zielvorgabe für Nitrit-Stickstoff (90-Perzentil) in klärwerksbeeinflussten Abschnitten von Neuenhagener Fließ und Wuhle (s. Anmerkung oben) sowie in drei Abschnitten des Teltowkanals zu verzeichnen. Die Nitratwerte der Berliner Gewässer sind durchgehend unkritisch. Chlorid (02.01.8) In den Berliner Gewässern liegt der natürliche Chloridgehalt unter 60 mg/l. Anthropogene Anstiege der Chloridkonzentration erfolgen durch häusliche und industrielle Abwässer sowie auch durch Streusalz des Straßenwinterdienstes. Einem typischen Jahresverlauf unterliegt das Chlorid durch den sommerlichen Rückgang des Spreewasserzuflusses und der damit verbundenen Aufkonzentrierung in der Stadt. Bei Chloridwerten über 200 mg/l können für die Trinkwasserversorgung Probleme auftauchen. Die Chloridwerte der Berliner Gewässer stellen kein gewässerökologisches Problem dar. Sulfat (02.01.9) Der Beginn anthropogener Beeinträchtigungen im Berliner Raum wird mit etwa 120 mg/l angegeben. Die Güteklasse II (< 100 mg/l) kann somit für unsere Region nicht Zielgröße sein. Die Bedeutung des Parameters Sulfat liegt im Spree-Havel-Raum weniger in seiner ökotoxikologischen Relevanz, als vielmehr in der Bedeutung für die Trinkwasserversorgung. Der Trinkwassergrenzwert liegt bei 240 mg/l (v.a. Schutz der Nieren von Säuglingen vor zu hoher Salzfracht). Die Zuläufe nach Berlin weisen Konzentrationen von 150 bis 180 mg/l auf. Hier ist in Zukunft mit einer Zunahme der Sulfatfracht aus den Bergbauregionen der Lausitz zu rechnen. Folgende Einträge in die Gewässer sind im Spreeraum von Relevanz: Eintrag über Sümpfungswässer aus Tagebauen Direkter Eintrag aus Tagebaurestseen, die zur Wasserspeicherung genutzt werden indirekter Eintrag über Grundwässer aus Tagebaugebieten Einträge des aktiven Bergbaus Atmosphärischer Schwefeleintrag (Verbrennung fossiler Brennstoffe) Diffuse und direkte Einträge (Kläranlageneinleitungen, Abschwemmungen, Landwirtschaft) In gewässerökologischer Hinsicht können erhöhte Sulfatkonzentrationen eutrophierungsfördernd sein. Sulfat kann zur Mobilisierung von im Sediment festgelegten Phosphor führen. Gesamt-Phosphor (02.01.6) Phosphor ist ein Nährstoffelement, das unter bestimmten Bedingungen Algenmassenentwicklungen in Oberflächengewässern verursachen kann (nähere Erläuterungen siehe Karte 02.03). Unbelastete Quellbäche weisen Gesamt-Phosphorkonzentrationen von weniger als 1 bis 10 µg/l P, anthropogen nicht belastete Gewässeroberläufe in Einzugsgebieten mit Laubwaldbeständen 20-50 µg/l P auf. Die geogenen Hintergrundkonzentrationen für die untere Spree und Havel liegen in einem Bereich um 60 bis 90 µg/l P. Auf Grund der weitgehenden Verwendung phosphatfreier Waschmittel und vor allem auch der fortschreitenden Phosphatelimination bei der Abwasserbehandlung ist der Phosphat-Eintrag über kommunale Kläranlagen seit 1990 deutlich gesunken , vor allem in den Jahren bis 1995. Der Eintrag über landwirtschaftliche Flächen ist ebenfalls rückgängig. Die Phosphorbelastung der Berliner Gewässer beträgt für den Zeitraum 1995-1997: Zuflüsse nach Berlin 188 t/a Summe Kläranlagen 109 t/a Misch- und Trennkanalisation 38 t/a Summe Zuflüsse und Einleitungen 336 t/a Summe Abfluss 283 t/a In den Zuflüssen nach Berlin überwiegen die diffusen Einträge mit ca. 60 %. Der Grundwasserpfad ist mit ca.50 % der dominante Eintragspfad (diffuser Eintrag 100 %). Beim Gesamtphosphor wird der Mittelwert der entsprechenden Jahre zugrundegelegt. Deutlich wird die erhöhte P-Belastung der Berliner Gewässer etwa um den Faktor 2 bis 3 über den Hintergrundwerten. Eine Ausnahme bildet der Tegeler See . Der Zufluss zum Hauptbecken des Tegeler Sees wird über eine P-Eliminationsanlage geführt und somit der Nährstoffeintrag in den See um ca. 20 t/a entlastet.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 55–75 2 Bearbeitet von Lothar Täuscher (2. Fassung Algen excl. Armleuchteralgen, Stand: August 2019) (3. Fassung Armleuchteralgen, Stand: August 2019) Einleitung Der Begriff „Algen“ (Organisationstyp „Phycophyta“) ist eine künstliche Sammelbezeichnung für unter- schiedliche primär photoautotrophe (Chlorophyll-a besitzende) Organismen mit verschiedenen Ent- wicklungslinien, bei deren Photosynthese mit Hilfe der Sonnenlichtenergie aus anorganischen Stoffen einfache organische Substanzen und Sauerstoff produziert werden. Charakteristisch für diese zu den Kryptogamen gehörenden „niederen Pflanzen“ ist ein Thallus (Einzelzellen, Kolonien, Trichome/Fäden oder primitive Vegetationskörper) ohne echte Wurzeln, Stängel und Blätter (s. Täuscher 2011, 2016). Nach den aktuellen Bearbeitungen der „Algen“ nach Arbeitsgruppe Characeen Deutschlands (2016), Büdel et al. (2000–2018), Ettl et al. (1978–1999), Frey (2012, 2015, 2017), Gutowski (2018), Krienitz (2009, 2018), Kull (2018) und Täuscher (2011, 2016) gehören dazu folgende im Süßwasser vorkommende Abteilungen, Klassen und Ordnungen. Prokaryotische „Algen“ sind die Cyanobacteria (Cyanobakterien = Blaualgen). Die eukaryotischen „Algen“ („Phycophyta“) umfassen die Rhodophyta (Rotalgen), Chlorophyta (Grünalgen: Chlorophyceae; Trebouxiophyceae; Ulvophyceae; Prasi- nophyceae), Charophyta = Streptophyta p. p. (Strepto- phyt-Algen: Conjugatophyceae = Zygnematophyceae: Zygnematales, Desmidiales; Klebsormidiophyceae; Co- leochaetophyceae; Charophyceae: Charales), Eugleno- phyta (Schönaugengeißler: Euglenophyceae), Crypto- phyta (Schlundgeißler: Cryptophyceae), Haptophyta = Prymnesiophyta (Kalkalgen: Haptophyceae = Prymne- siophyceae), Ochrophyta = Heterokontophyta (Gelbal- gen: Bacillariophyceae sensu lato = Bacillariophyta: Co- scinodiscophyceae, Mediophyceae, Bacillariophyceae sensu stricto, Fragilariophyceae; Chrysophyceae sensu lato = Chrysophyceae sensu stricto, et Synurophyceae; Dictyochophyceae; Eustigmatophyceae; Phaeophyceae = Fucophyceae; Xanthophyceae = Tribophyceae; Raphi- Algen* dophyceae = Chloromonadophyceae) und Dinophyta (Panzergeißler: Dinophyceae). Einige Arten der Chlorophyceae, Ulvophyceae, Zygnematales, Charales und Vaucheriaceae (Grün-, Sternchen-, Armleuchter- und Schlauchalgen) gehören zu den Makrophyten in den Binnengewässern. Dabei bilden einige büschel- und/oder wattenbildende fädige Grünlagen (Cladophora-, Draparnaldia-, Oedogonium-, Stigeoclonium-, Ulothrix-, Ulva-[= Enteromorpha-] Ar- ten) und fädige Sternchen-Algen (Mougeotia-, Spirogy- ra- und Zygnema-Arten) beim Austrocknen von tem- porären Kleingewässern und an Gewässerrändern das sogenannte „Meteorpapier“, während Armleuchter- und Schlauchalgen für eine Besiedlung der Grundrasen als untere Verbreitungsgrenze der Makrophyten-Be- siedlung charakteristisch sind (s. Täuscher 2016, 2018a). Der Großteil der anderen Algenklassen und -ordnun- gen in den Binnengewässern sind Mikroalgen, die klei- ner als 1 mm sind und/oder nur mit Hilfe des Lichtmi- kroskopes bestimmbar sind. Bei den Mikroalgen wird nach der Lebensform zwischen Phytoplankton und Mi- krophytobenthos (Syn.: Aufwuchs, Bewuchs, Periphy- ton) unterschieden (s. Täuscher 2018b). Zwischen den Makrophyten lebende Mikroalgen werden als Meta- phyton (Pleucon, Pseudoperiphyton) bezeichnet. Einige benthische Mikroalgen können als Tychoplankter im Freiwasser auftreten. Nur Massenentwicklungen sind als Beläge und Häute („Frosch- oder Krötenhäute“), Watten, Krusten und Schleimen bzw. Gallertkugeln auf verschiedenen Substraten und als Wasserblüten (flos aquae) oder Vegetationsfärbungen im Freiwasser ma- kroskopisch erkennbar. Die Algen sind in den meisten Gewässern die Hauptprimärproduzenten. Grundlegende Bearbeitungen von Gesamtartenlisten (Checklisten) und Roten Listen limnischer Arten liegen in Deutschland für 6 Algengruppen vor. Dies sind die Süßwasser-Rotalgen (Rhodophyta) mit 29 Arten (Foerster et al. 2018, Knappe & Huth 2014), die Süßwas- ser-Braunalgen (Phaeophyceae = Fucophyceae) mit 4 Arten (Foerster et al. 2018), die Süßwasser-Kieselalgen (Bacillariophyceae sensu lato = Bacillariophyta) mit 2103 Arten (Hofmann et al. 2018), die zu den Gelbgrün- algen (Tribophyceae = Xanthophyceae) gehörenden * Diese Arbeit widme ich dem Phykologen und Limnologen PD Dr. habil. Lothar Krienitz, langjähriger Mitherausgeber der „Süß- wasserflora von Mitteleuropa – Fresh Water Flora of Central Europe“, anlässlich seines 70. Geburtstages. Er hat sowohl einen sehr großen Beitrag zur Kenntnis der Mikroalgen-Besiedlung in Sachsen-Anhalt als auch zur klassischen und modernen Klas- sifizierung der Algen geleistet (vgl. Täuscher 2014). Außerdem widme ich die Rote Liste der Algen in memoriam Dr. Hermann Heynig (1924–2018) und Prof. Dr. habil. Helmut Pankow (1929–1996) anlässlich ihrer 95. bzw. 90. Geburtstage im Jahr 2019, die mich in meinen Arbeiten als Phykologe sehr geprägt haben. Hermann Heynig, Mitherausgeber der „Süßwasserflora von Mitteleuropa“ von 1976 bis 1999, war ein wissenreicher und hilfreicher Fachkollege. Seine grundlegenden Arbeiten sind für die Kenntnis der planktischen Mikroalgen-Besiedlung in Sachsen-Anhalt sehr wichtig (s. Täuscher 2019a, b). Helmut Pankow war mein akademischer Lehrer, der mich zum Studium der Algen anregte und zusammen mit seinem langjährigen Mitarbei- ter Dr. Volkbert Kell (1937–2014) mich in die Untersuchungen dieser interessanten Organismen einführte (s. Täuscher 2015). 55 Algen Schlauchalgen (Vaucheriaceae) mit 45 Arten (Linne von Berg 2018), die Zieralgen (Desmidiales) mit 968 Arten (Kusber & Gutowski 2018) und die Armleuchteralgen (Charales) mit 36 Arten (Korsch 2018, Korsch et al. 2008, 2013, Arbeitsgruppe Characeen Deutschlands 2016). Außerdem sind die Algenvorkommen in Deutsch- land in der Liste von Mauch et al. (2003: Cyanobacteria; „Phycophyta“), in der „Harmonisierte Taxaliste des Phytoplanktons“ in Mischke & Nixdorf (2008: plankti- sche und tychoplanktische Cyanobacteria; „Phycophy- ta“), die in den Jahren 2017 und 2018 grundlegend überarbeitet wurde (s. Kasten et al. 2018, Mischke et al. 2018a, b) und in der Bestimmungshilfe „Benthische Algen ohne Diatomeen und Characeen“ von Gutowski & Foerster (2009: Cyanobacteria; Rhodophyta; Chloro- phyta; Charophyta = Streptophyta p. p.; Euglenophyta; Xanthophyceae = Tribophyceae; Phaeophyceae = Fu- cophyceae) umfangreich aufgelistet. Auch in Gesamt- artenlisten und Roten Listen für die Bundesländer Baden-Württemberg (Stutz & Mattern 2018/2019: Gesamtartenliste – Cyanobacteria; „Phycophyta“), Bayern (Franke et al. 2004: Charales), Berlin (Geissler in Geissler & Kies 2003: Gesamtartenliste – Cyanobacte- ria; „Phycophyta“, Fromm 2014: Desmidiales, Wagner 2014: Rhodophyta, Kusber et al. 2017: Charales, Rudolph et al. 2017: Rhodophyta; Phaeophyceae = Fucophyce- ae), Brandenburg (Kabus et al. 2011: Charales, Täuscher 2009a, 2010, 2011, 2012a, 2013, 2019c, in Vorberei- tung: Gesamtartenlisten – Cyanobacteria; „Phyco- phyta“, Wagner 2014: Rhodophyta), Hamburg (Kies in Geissler & Kies 2003: Gesamtartenliste – Cyanobacteria; „Phycophyta“), Hessen (Gregor & Korte 2010: Charales), Mecklenburg-Vorpommern (Täuscher 2007: Auflistung von Cyanobacteria- und „Phycophyta“-Artenlisten, Tepp- ke et al. 2015: Charales), Niedersachsen und Bremen (Vahle 1990: Charales), Nordrhein-Westfalen (Friedrich et al. 2010: Rhodophyta; Phaeophyceae = Fucophyce- ae, van de Weyer 2010: Charales), Rheinland-Pfalz (Wolff & van de Weyer 2010, 2016: Charales), Saarland (Wolff 2008a, b: Rhodophyta; Charales), Sachsen (Bernhard & Doege 2019, Doege 2008: Charales, Paul & Doege 2010: Rhodophyta; Phaeophyceae = Fucophyceae, Paul et al. 2017: Desmidiales), Schleswig-Holstein (Hamann & Gar- niel 2002: Charales) und Thüringen (Helmecke & Knappe 2011: Rhodophyta, Korsch 2011: Charales) werden Algenvorkommen dokumentiert. Für die deutschen Küstengewässer der Nord- und Ostsee gibt es Zusammenstellungen der Mikro- und Makroalgen-Besiedlung von Hällfors (2004: Phyto- plankton – Cyanobacteria; „Phycophyta“), von Hop- penrath et al. (2009: Phytoplankton – Bacillariophyta; Dinophyceae; Prymnesiophyceae; Rhaphidophyceae; Dictyochophyceae), von Hoppenrath et al. (2014: ben- thische Dinophyceae), von Martin et al. (2012: Makro- phytobenthos – Rhodopyta; Chlorophyta; Charophyta = Streptophyta p. p.; Xanthophyceae = Tribophyceae; Phaeophyceae = Fucophyceae), von Pankow (1990: 56 Cyanobacteria; „Phycophyta“) und von Schories et al. (2009: Makrophytobenthos – Rhodopyta; Chlorophy- ta; Charophyta = Streptophyta p. p.; Xanthophyceae = Tribophyceae; Phaeophyceae = Fucophyceae; 2013: Makrophytobenthos – Rhodopyta; Chlorophyta; Phaeophyceae = Fucophyceae). In den Checklisten der Algen für das Land Sach- sen-Anhalt sind insgesamt 1.544 Arten aufgelistet (Korsch 2013, 2016: 19 Armleuchteralgen – Charace- ae, Täuscher 2016: 1.514 Cyanobacteria et „Phycophy- ta“, Kusber 2017: 11 Phytoflagellaten). Die Mikro- und Makroalgen-Arten und -Gesell- schaften können mit ihren aut- und synökologischen Besonderheiten umfangreich als Indikatoren der Gewässerqualität genutzt werden (s. Gutowski 2018, Hofmann et al. 2018, Täuscher 2018a). Sie sind gute Indikatoren für den Gehalt an anorganischen Nähr- stoffen (Trophie), für die organische Belastung (Sap- robie), für den Salzgehalt (Salinität), für den pH-Wert (acido- bis alkaliphile Arten), für die Erwärmung von Gewässern (thermophile unbeständige und einge- bürgerte neophytische Cyanobakterien – Cyanobac- teria – : z. B. Anabaenopsis elenkinii, Chrysosporum bergii, Cylindrospermopsis raciborskii, Sphaerosper- mopsis aphanizomenoides; Rotalgen – Rhodophyta -: Compsopogon-Arten; Grünalgen – Ulvophyceae -: Pithophora roettleri; s. Täuscher 2012c, 2016, 2018a, b, Täuscher & Kubsch 2017), für toxische / allergische Wirkungen (Hygiene: Leber- und Nervengifte, Haut- reizungen) und für den Gehalt an Schwefel und Eisen (thiophile und siderophile Arten). Für die ökologische Einstufung der Gewässer nach der Europäischen Was- serrahmenrichtlinie (WRRL 2000) spielen die plankti- schen (Phytoplankton) und benthischen Mikroalgen (Kieselalgen; Mikrophytobenthos ohne Diatomeen) und die Makroalgen (makroskopische Grün-, Stern- chen-, Armleuchter- und Schlauchalgen) eine große Rolle, während unter naturschutzfachlichem Aspekt der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL 1992, Täuscher 2002) einige Mikroalgen und besonders die Armleuchteralgen und Schlauchalgen bzw. unter gewässerhygienischen Gesichtspunkten der Europäi- schen Badegewässerrichtlinie (EG-Badegewässerrichtli- nie 2006) das Vorkommen potentiell toxischer Cyano- bakterien (Blaualgen) berücksichtigt werden müssen (s. UBA 2015). Datengrundlagen Umfangreiche Artenlisten von Mikro- und Makro- algen in Sachsen-Anhalt wurden von Korsch (2013: 2016: Charophyceae: Charales) und Täuscher (2009d, 2012b: Charophyceae: Charales, 2016: Cyanobacteria et „Phycophyta“) erstellt. In diesen umfangreichen Bearbeitungen werden auch die Meilensteine der Er- fassung und Untersuchung der Algen in diesem Bun- desland seit 200 Jahren dargestellt (s. Korsch 2013, Algen Täuscher 2009b,d, 2016), die Beiträge der Bearbeiter- Innen (einschließlich Laudationes und Nekrologen) und KartiererInnen genannt und die veröffentlichten und unveröffentlichten Schriften in Bibliographien (Auswertung der Cyanobakterien-, Algen- und Arm- leuchteralgen-Literatur 1815 bis 2013) dokumentiert. Die Charales exsiccatae-Sammlung von Dr. Dietrich Schmidt (1942–2004) aus Gewässern der Bundeslän- der Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sach- sen und Sachsen-Anhalt wurde ausgewertet (Täuscher 2010a). Als Bestimmungs- und Referenzliteratur wurden Arbeitsgruppe Characeen Deutschlands (2016), Büdel et al. (2000 –2018), Ettl et al. (1978 –1999), Frey (2012, 2015, 2017), Hofmann et al. (2018), Komárek et al. (2014), Kusber & Gutowski (2018) und Růžička (1977, 1981) verwendet. Bemerkungen zu ausgewählten Arten der Ro- ten Liste Die Rotalgen (Rhodophyta), Zieralgen (Desmidiales), Armleuchteralgen (Charales), Kieselalgen (Bacillario- phyceae sensu lato = Bacillariophyta), Braunalgen (Phaeophyceae = Fucophyceae) und Schlauchalgen (Vaucheriaceae) sind in den Roten Listen von Deutsch- land und der einzelnen Bundesländer umfangreich berücksichtig und charakterisiert (s. o.). Heribaudiella fluviatilis ist die einzige Braunalge, die in Sachsen-Anhalt gefunden wurde. Außerdem soll im Folgenden auf einige Arten näher eingegangen werden, die bisher in Roten Listen nur selten berück- sichtigt wurden (s. Täuscher 2010b). Diese Cyanobak- terien (Cyanobacteria) und Grünalgen (Chlorophyta) spielen zur naturschutzfachlichen Charakterisierung der Gewässer in Sachsen-Anhalt auch eine große Rol- le und zeigen gute bis sehr gute ökologische Zustän- de nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL 2000) an. Indikatorarten für nährstoffärmere Gewässer (sehr geringe bis mäßige Nährstoffbelastung: oli- gotroph bis mäßig eutroph) sind die planktischen Aphanothece clathrata und Snowella lacustris. Gloeotrichia pisum (Erbsen-Blaualge) tritt in Form makroskopisch erkennbarer Kolonien in nährstoff- armen Seen epiphytisch auf Wasserpflanzen (z. B. Chara- und Potamogeton-Arten) auf. Die benthische Cyanobakterie Chamaesiphon fuscus bildet in Fließ- gewässern vor allem auf Steinen braune Flecken und indiziert einen sehr guten ökologischen Zustand mit einer geringen Trophie und einer geringen organi- schen Belastung. Für diese Cyanobakterien-Arten ist eine Gefährdung durch anthropogene Nährstoffzu- fuhr in die Gewässer anzunehmen. Als pleustische reusenähnliche Thalli wächst Hydrodictyon reticulatum (Wassernetz-Grünalge), die Abb. 1: Die Wassernetz-Grünalge (Hydrodictyon reticulatum) zeich- net sich durch reusenartige Thalli aus (Foto: L. Krienitz). bei Massenentwicklung eine auffällige Physiognomie besitzen. Diese zur Klasse Chlorophyceae (Ordnung Sphaeropleales) gehörende Grünalge ist in Sachsen- Anhalt recht selten zu finden und gehört deshalb zu den Arten, für die eine Gefährdung anzunehmen ist. Von der Gattung Draparnaldia kommt die seltene und gefährdete Draparnaldia glomerata (Pinsel-Grünalge) vor allem im Frühjahr im kalten Wasser vor (s. Gu- towski & Foerster 2009). Draparnaldia glomerata (wird z.T. auch mit Draparnaldia mutabilis als Sammelart aufgefasst) wächst als kleine grüne Büschel in oligo- bis beta-mesosaproben und meso- bis eutrophen Gewässern und zeigt gute ökologische Verhältnisse an (Täuscher 2010b). Für die Pinsel-Grünalge ist eine Gefährdung anzunehmen. Die zur Ordnung Cladophorales der Klasse Ulvo- phyceae gehörende Seeball-Grünalge Aegagropila linnaei der monotypischen Gattungen Aegagropila wächst in unterschiedlichen Tiefen- und Flachwasser- Wachstumsformen in Abhängigkeit vom Trophiegrad des Gewässers. Diese charakteristische Grünalge kam auch im Salzigen See (ehemals größter natürlicher See Mitteldeutschlands, der seit über 100 Jahren nicht mehr existiert) in Sachsen-Anhalt vor (s. Hoek 1963, Boedeker 2010, Täuscher 2016) und ist als verschollen einzustufen. A. linnaei ist als festsitzende Fäden, frei schwebende Matten, „Seebälle oder Seeknödel“ („lake balls“: bis zu 15 cm große Kugeln mit dem Einschluss von Mikroalgen, Makrophyten- und/oder Muschel- schalenresten) zu finden und bildet die Seeballteppich- Gesellschaft (Aegagropiletum linnaei Pankow 1965 corr. Täuscher 2008 = Aegagropiletum sauteri Pankow 1965 = Cladophoretum aegagropilae [Jöns 1934] Pankow et Bolbrinker 1984). Diese ist selten sowohl in meso- trophen Chara- bis eutrophen Potamogeton-Klarwas- serseen als auch im Brackwasser zu finden (Täuscher 2018a, c). Deshalb ist diese interessante Art sehr stark gefährdet. Auf diese makroskopische Grünalge ist bei Gewässerkartierungen besonders zu achten. Gutowski 57
Der Klimawandel trägt überall auf der Erde zu einer rapiden Erwärmung von Seen bei. So lautet das Ergebnis einer Studie der Illinois State University, die im Fachblatt Geophysical Research Letters veröffentlicht und am 16. Dezember 2015 auf der Jahrestagung der American Geophysical Union (AGU) vorgestellt wurde. In der Studie wurden die Daten von mehr als 200 großen Seen aus den Jahren 1985 bis 2009 auswertete. Die untersuchten Gewässer umfassen dabei mehr als die Hälfte der weltweiten Vorräte an Süßwasser. Die Studie belegt, dass sich Seen pro Jahrzehnt im Sommer um durchschnittlich 0,34°Celsius erwärmen, also wesentlich schneller als die Ozeane oder die Atmosphäre. Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kann dies einschneidende Folgen haben und Ökosysteme, Trinkwassergewinnung und Fische gefährden. Der Temperaturanstieg erhöht die Wahrscheinlichkeit von Algenblüten und damit von sauerstofffreien Zonen im Gewässer um 20 Prozent, so die Prognose der Studie. Der Anstieg der für Fische und sogar für Menschen giftigen Algen läge bei 5 Prozent. Regional allerdings unterscheiden sich die Erwärmungsraten stark. Die Forschenden sehen die Ursache in unterschiedlichen Klimafaktoren: Seen in nördlicheren Breiten verlieren ihre Eisdecke früher, in vielen Erdregionen schrumpft die Wolkendecke. Gewässer sind dann den wärmenden Sonnenstrahlen dort stärker ausgesetzt. Mitunterstützt durch den Klima-Exzellenzcluster CliSAP, ist die Studie die größte ihrer Art und die erste, die im Feld gemessene Langzeitdaten und Satellitendaten zusammen auswertet.
Blaualgen sind in hohem Anteil an der Kohlenstoffbindung in Gewässern beteiligt und tragen damit zur Minderungvon Kohlendioxid in der Atmosphäre bei. Auf der anderen Seite führen durch den Klimawandel erhöhte Wassertemperaturen in Seen vermehrt zu Algenblüten, auch der z.T. Toxin-haltigen Cyanobakterien. Im Rahmen des Vorhabens soll ein Monitoring von Blaualgen in ausgewählten bayerischen Seen unterschiedlicher Trophiegrade durchgeführt werden. Diese ökologischen Daten sollen in Zusammenhang mit den bereits erkennbaren Folgen des Klimawandels in Seen (Erhöhung der Wassertemperatur, Auswirkungen auf das Mischungsverhalten im Frühling und Herbst, Steigerung der Trübung) diskutiert werden. Nachweismethoden für Cyanobakterien sollen verbessert und vereinfacht werden.
Die Baltische Koppe ist in Polen weit verbreitet und kommt in Deutschland in der Schwärze und im Nonnenfließ, zwei kleinen Gewässern in Brandenburg, vor. Diese Bestände werden von den brandenburgischen Expertinnen und Experten als stabil eingeschätzt. Eine sehr starke Fragmentierung der Bäche durch Biber-Dämme, verbunden mit Verschlammungen und beeinträchtigter Wasserqualität, kann lokal eine Gefahr für diese Art darstellen. Die Autoren und Autorinnen der vorliegenden Roten Liste gehen davon aus, dass es sich bei den Koppen in der Neiße (Brandenburg und Sachsen) auch um diese Art handelt. Daher wird die Art nicht mehr als extrem selten, sondern als sehr selten eingeschätzt, was zu einer veränderten aktuellen Bestandssituation im Vergleich zur vorherigen Roten Liste (Freyhof 2009) führt. Diese Populationen scheinen unter den letzten warmen und trockenen Sommern 2018 bis 2022 durch die Erwärmung der Gewässer und deren teilweise Trockenfallen gelitten zu haben. In Brandenburg wird der Bestand daher als leicht rückläufig, in Sachsen aber als stabil betrachtet. Die Rückgänge in diesen trockenen Sommern werden als eine temporäre Fluktuation interpretiert. Die Bestandsentwicklung der Art wird in dieser Roten Liste als insgesamt kurzfristig stabil eingeschätzt. Es könnte sich aber auch um den Beginn eines negativen Trends handeln.
Anarktischer Krill ist die Hauptnahrungsquelle für Wale, Robben, Pinguine, Vogel- und Fischarten. Krill reagiert jedoch sehr empfindlich auf veränderte Wassertemperaturen, besonders in den Gebieten, in denen die Kleinkrebse heranwachsen. Forscher des British Antarctic Survey and Plymouth Marine Laboratory untersuchten das Krill-Aufkommen im Weddell-Meer, der Schottischen See zwischen der Antarktischen Halbinsel und Feuerland sowie der Drake-Passage zwischen der Südspitze Südamerikas und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel. In dieser Region hat sich die Wassertemperatur in den letzten 50 Jahren bereits um ein Grad Celsius erhöht. Prognosen gehen davon aus, dass die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens ein weiteres Grad ansteigen könnte. Die Ergebnisse ihrer Forschung wurden am 21. August 2013 in der Online-Zeitschrift PLoS ONE veröffentlicht. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass bei zunehmende globaler Erwärmung sich der Lebensraum des Arktischen Krills um bis zu 20% verkleinern könnte, stellenweise sogar um bis zu 55 Prozent.
Die Oberflächentemperatur im afrikanischen Tanganjikasee hat mit 26 Grad ihren höchsten Stand seit 1500 Jahren erreicht. Das berichten Geologen der Brown Universität in einer Studie, die am 16. Mai 2010 in der Nature Geoscience veröffentlicht wurde. Sie werteten dafür über Bohrungen gewonnene Sedimentproben aus. Durch die Erwärmung ist dem Bericht zufolge die Artenvielfalt in dem See bedroht, wodurch die Nahrungsmittelgrundlage von Millionen Menschen im südlichen Zentralafrika in Gefahr geraten könnte.
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Bund | 18 |
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Text | 4 |
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