Fast die gesamte Oberfläche des grönländischen Eisschilds taute Mitte Juli 2012 an, das teilte die US-Weltraumagentur NASA mit. Das Ausmaß sei größer als in den letzten 30 Jahren, in denen dieser Prozess mit Satelliten beobachtet werde. Die Daten von drei verschiedenen Satelliten wurden von Fachleuten der NASA und von Universitätsexperten ausgewertet. In einem durchschnittlichen Sommer schmelze das Eis Grönlands natürlicherweise etwa auf der Hälfte der Oberfläche an. Es geht aber größtenteils nicht verloren: In großer Höhe gefriert der Hauptanteil des Wasser schnell wieder und nahe der Küste wird ein Teil des Wassers von Eisbarrieren zurückgehalten, sodass nur wenig in den Ozean abfließt. Aber 2012 hat das Anschmelzen an der Oberfläche einen dramatischen Sprung gemacht. Den Satellitendaten zufolge taute das Eis innerhalb weniger Tage vom 8. bis zum 12. Juli auf etwa 97 Prozent der Fläche an.
Für den neuesten erdgebundene Rover der NASA began am 8. Mai 2013 der Einsatz auf dem grönländischen Eisschild. GROVER, das steht sowohl für „Greenland Rover“ als auch für „Goddard Remotely Operated Vehicle for Exploration and Research“. Der autonome, solarbetriebene Roboter, der mit einem Bodenradar ausgestattet ist, untersucht die Eisschichten des grönländischen Eisschildes. Die gesammelten Daten sollen Wissenschaftlern helfen, die Veränderungen des grönländischen Eises besser zu verstehen.
Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), haben mit Hilfe des ESA-Satelliten CryoSat-2 erstmals flächendeckende Karten der Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis erstellt und dabei nachweisen können, dass die Eispanzer beider Regionen derzeit in einem Rekordtempo schrumpfen. Insgesamt verlieren die Eisschilde pro Jahr rund 500 Kubikkilometer Eis. Diese Menge entspricht einer Eisschicht, die rund 600 Meter dick ist und sich über das gesamte Stadtgebiet Hamburgs erstreckt. Die Karten und Ergebnisse dieser Studie erschienen am 20. August 2014 in The Cryosphere, dem frei zugänglichen Onlinemagazin der European Geoscience Union (EGU).
Am 17. März 2012 feierten die beiden GRACE-Zwillingssatelliten genau 10 Jahre im Orbit. Die Wissenschaftler haben sie Tom und Jerry getauft, weil sie auf exakt der gleichen Bahn hintereinander her um die Erde jagen. Seit ihrem Start vom russischen Weltraumbahnhof in Plesetsk haben die beiden Satelliten die Erde mehr als 55 000 mal auf einer polnahen Bahn in etwa 450 bis 500 km Höhe und einem Abstand von etwa 220 km umrundet und dabei kontinuierlich Messdaten gesammelt. Der Gletscherschwund auf Grönland konnte jetzt erstmals mit hoher Genauigkeit aus dem All gemessen werden. Pünktlich zum zehnten Geburtstag der Zwillingssatelliten GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) ergibt sich ein scharfes Bild, das auch die räumliche Verteilung der Gletscherschmelze präzisiert. Bis zu 240 Gigatonnen Massenverlust pro Jahr musste der grönländische Eisschild zwischen 2002 und 2011 verkraften. Das entspricht einem Meeresspiegelanstieg von etwa 0,7 mm pro Jahr. Möglich wurden diese Aussagen durch die hochgenauen Messungen der GRACE-Mission, deren Datensatz ein bisher unerreicht genaues Bild der Erdanziehungskraft ergeben.
Am 15. Juli 2010 wird das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft dreißig Jahre alt. Mit seiner innovativen Wissenschaft und exzellenten Forschungsinfrastruktur hat sich das Alfred-Wegener-Institut (AWI) zu einem der weltweit führenden und international anerkannten Zentren für Klimaforschung in beiden Polarregionen und den Meeren entwickelt. Spitzenforschung zum Meereis, den Polarmeeren und ihren Ökosystemen, der Nordsee, dem Wattenmeer, den Eisschilden Grönlands und der Antarktis, der polaren Atmosphäre, den Dauerfrostgebieten, der Klimageschichte und der Vergangenheit unserer Erde zeichnet das Alfred-Wegener-Institut aus. Charakteristisch sind außerdem seine starke internationale Vernetzung und die breite wissenschaftliche Expertise. Um anstehende Fragen zu lösen, arbeiten Bio-, Geo- und Klimawissenschaften eng zusammen. Die Feldforschung unter extremen Bedingungen gehört ebenso zum Alltag wie Arbeit in modernen Laboren, mit leistungsfähigen Großrechnern und Methoden der Fernerkundung. Weil die Polar- und Meeresforschung immer auch eine logistische Herausforderung ist, verfügt das AWI über eine exzellente Infrastruktur, die sie der nationalen und internationalen Wissenschaft zur Verfügung stellt, darunter Forschungsschiffe wie die „Polarstern“ und die „Heincke“, saisonal oder ganzjährig besetzte Forschungsstationen wie die „Neumayer-Station III“ in der Antarktis und die deutsch-französische Forschungsbasis „AWIPEV“ auf Spitzbergen, wissenschaftliche Observatorien, innovative Messsysteme und das Polarflugzeug „Polar 5“.
Risiken und Chancen im Umgang mit der Corona-Krise UBA-Präsident Dirk Messner zum Umgang mit der Corona-Krise: "In den kommenden Monaten entscheidet sich, wie wir durch die 2020er Jahre kommen." Corona Sustainability Compass (CSC) - manage today, master tomorrow Die Corona-Krise stellt unser Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen: Erkrankten muss geholfen, die Ausbreitung des Virus bekämpft, Impfstoffe und Arzneimittel entwickelt werden. Die Wirtschaft und das öffentliche Leben stehen fast komplett still. Unternehmen sind enormen Liquiditätsengpässen ausgesetzt. Viele Firmen schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit. Menschen bangen nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihre wirtschaftliche Existenz. In einer solchen akuten Notlage ist es völlig richtig, wenn der Staat großzügig und unbürokratisch unterstützt – um so den Weg für einen Neustart der Wirtschaft zu ebnen, sobald die Krise vorbei ist. Wir sollten beim Corona-Krisenmanagement aber die noch viel größeren Herausforderungen für unsere Zivilisation nicht aus dem Auge verlieren: die Auswirkungen der Erderhitzung, die viel zu hohen Ressourcenverbräuche, die weit über die planetaren Belastungsgrenzen gehen, die schwindende Artenvielfalt. Wir denken: Die aktuelle Corona-Krise bietet die einmalige Chance, die aktuellen Geschäftsmodelle zu überdenken und den wirtschaftlichen Neuanfang nachhaltiger und zukunftsfähiger zu gestalten. Natürlich klammern wir Menschen uns in Zeiten großer Unsicherheit eher an die vertrauten Routinen der Vergangenheit, anstatt uns auf neue, zukunftsorientierte Strategien einzulassen. In Krisen werden aber oft auch Dinge möglich, die gestern noch unvorstellbar waren. Krisen sind Momente, in denen neue Bilder von einer besseren Zukunft entstehen können. Im Blog "Corona Sustainability Compass (CSC) - manage today, master tomorrow", der in der Woche nach Ostern online gehen wird, wollen die AutorInnen, darunter führende WissenschaftlerInnen, EntscheidungsträgerInnen aus der Wirtschaft und PolitikerInnen dazu ihren Beitrag leisten. Den Anfang macht Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts. "Jetzt fehlt nur noch eine Invasion der Außerirdischen", schrieb mir am Wochenende eine befreundete Journalistin. Sie brachte damit die außergewöhnliche Situation, in der sich unsere Gesellschaften derzeit befinden, auf den Punkt. In den kommenden Monaten entscheidet sich, wie wir durch die 2020er Jahre kommen. Wir befinden uns gerade in einer Situation, die Experten als einen perfekten Sturm bezeichnen – eine mehrdimensionale Krise, in der sich wechselseitig verstärkende Dynamiken großen Schaden anrichten können. Drei Kräfte müssen derzeit gleichzeitig gebändigt werden, was möglich ist, aber keineswegs sicher. Da wäre, erstens, die Corona-Krise: Wenn wir die Verbreitung des Virus' nicht in den Griff bekommen, die Gesundheitssysteme kollabieren und ein hoher ökonomischer und sozialer Schaden entsteht, gefühlte und reale Ungerechtigkeiten zunehmen, dann wären am Ende des Jahres die autoritären Nationalisten wieder da, von denen im Augenblick (in den meisten Ländern zumindest) kaum jemand etwas hören möchte. Verläuft die Bekämpfung der Corona-Krise unglücklich, schwächt das die Wirtschaft, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie. Ein Kraftakt zur Eindämmung der Corona-Krise ist daher auch politisch dringend notwendig. Er setzt eine funktionierende Strategie voraus, verlangt aber auch nach "Haltung". Das hat vielleicht Bill Gates am eindringlichsten formuliert: "Glauben Sie mir. Die Wirtschaft können wir wiederaufbauen. Die Toten wieder zurückholen nicht." ( https://www.bernerzeitung.ch/glauben-sie-mir-die-toten-koennen-wir-nicht-wieder-zurueckholen-189081050780 ) Zweitens, der Klimawandel : Wenn die Corona-Krise alle Kräfte absorbiert und uns den Blick auf den Klimawandel verbaut, steht uns ein äußerst schwieriges 21. Jahrhundert bevor. Die Folgen einer immer stärker werdenden globalen Erwärmung sind vielfach beschrieben. Das Erdsystem könnte in Kipp-Punkte hineinlaufen: Das Grönlandeisschild, dessen Abschmelzen sieben Meter Meeresspiegelanstieg implizierte, würde irreversibel zerstört. Und das Monsunsystem in Asien oder der Amazonasregenwald würden massiv beschädigt, mit schwerwiegenden Folgen für die Verfügbarkeit von Wasser und die Ernährung der dortigen Bevölkerung. Der Klimawandel kann (wie die Corona-Krise) nur noch durch schnelles, ambitioniertes Handeln eingedämmt werden. Drittens ist die Situation in den ärmeren Ländern von entscheidender Bedeutung: Man mag sich nicht vorstellen, welche humanitären Katastrophen Corona beispielsweise in Afrika anrichten könnte, wenn sich das Virus dort ausbreitet. In ärmeren Ländern sind die Gesundheitssysteme oft schwach und viele Menschen leben in Slums auf engstem Raum zusammen. Noch schlimmer sieht es in Flüchtlingslagern aus, beispielsweise in Idlib. Wir wissen, das sozio-ökonomische Zusammenbrüche zu Gewalt führen und letztlich ganze Staaten daran scheitern können. Humanitäre Desaster werden dann zu Fragen der internationalen Sicherheit. Nebenbei sei hier erwähnt, dass es ebenfalls nicht irrelevant für die internationale Ordnung ist, wie die USA und andere westliche Staaten im Vergleich zu China durch die Corona-Krise kommen. Die skizzierten Krisen gegeneinander auszuspielen, kann und darf unser Handeln nicht bestimmen. Die Herausforderung besteht darin, an den drei Fronten zugleich erfolgreich zu sein, um gut durch die 2020er Jahre zu kommen und Chancen für Veränderungen zur Nachhaltigkeit zu erhalten oder gar zu vergrößern. Was wir über Krisen wissen – und daraus lernen können Einerseits vertrauen Menschen und Organisationen in Situationen, die durch große Unsicherheit, Angst, Existenzsorgen geprägt sind, auf Routinen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. Dies ist ein Schutzmechanismus, um Sicherheit und Kontrolle zurückzugewinnen. Dieser Reflex erschwert es jedoch oft, wichtige, zukunftsorientierte Innovationen – beispielsweise in Richtung Nachhaltigkeit – anzugehen. Krisen können „kognitive locks-ins“, Verharren in Vergangenheitsstrukturen, auslösen. Deshalb braucht es starke Stimmen, die zeigen, wie Zukunftsinvestitionen so gestaltet werden können, dass sie auch die Ängste und Verunsicherungen im Hier und Jetzt adressieren. Andererseits sind Krisen oft auch Momente, in denen Veränderungen möglich sind, die unter Normalbedingungen undenkbar wären. Die radikalen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, sind selbst Beispiele dafür. Ähnliche Erfahrungen haben wir in der globalen Finanzmarktkrise 2008 erlebt, in der plötzlich sogar Banken verstaatlicht wurden. Solange alles zu funktionieren scheint, haben Entscheidungsträger geringe Anreize, grundlegende Veränderungen anzugehen. In der Krise wird dagegen händeringend nach neuen Lösungen gesucht. Michael Cohen, James March und Johan Olson haben diese Phänomene schon 1972 in ihrer "garbage can – Theorie"( https://www.jstor.org/stable/2392088?seq=1 ) beschrieben. Ob sich in der aktuellen Situation eher die retardierenden Momente der Krise durchsetzen oder sich Möglichkeiten für ambitionierte Investitionen in Nachhaltigkeit und sozial-ökologischen Wandel durchsetzen, hängt von den gesellschaftlichen Diskursen ab. Jetzt, in den Wirren der Krise, wird um die Deutungshoheit über die Zukunft gerungen. Wie und mit welchen Konzepten sich die Nachhaltigkeits- und Umweltforschung sowie die Politik nun einmischt, um Unsicherheit in Zukunftszuversicht zu verwandeln, ist daher von großer Bedeutung. Jetzt Zukunft schaffen Zukunftsperspektiven und kreative Lösungen entstehen meist aus einer Kombination bereits existierender Möglichkeiten. Anders ausgedrückt: Die meisten Innovationen, die wir nun brauchen, sind bereits vorgedacht. Sie müssen an die jetzige Situation angepasst und aus den Perspektiven der drei Kräfte des perfekten Sturms neu bewertet werden. Für den Moment sind drei Dinge wichtig: Erstens muss der Kampf gegen das Corona-Virus mit dem gegen Klimawandel und Umweltkrisen verbunden werden. Durch Konjunkturpakte und öffentlichen Strukturinvestitionen muss die Corona-geschädigte Ökonomie so reaktiviert werden, dass Beschäftigung stabilisiert sowie zugleich Klimaschutz und Fairness vorangebracht werden. Der Ausbau von Infrastrukturen für Elektromobilität kann beschleunigt, die energetische Sanierungsquote für Gebäude verdoppelt sowie Basisstrukturen für grünen Wasserstoff aufgebaut werden. Das Umweltbundesamt und andere Nachhaltigkeitsinstitutionen sollten jetzt mit den Wirtschaftsforschungs- und Innovationsinstituten kooperieren, damit ökonomische und sozial-ökologische Vernunft zusammenfinden. Im Ergebnis könnten wir zukunftsfähige Wirtschaftsstrukturen schneller schaffen als dies unter Normalbedingungen möglich gewesen wäre. Die Krise würde zur Chance. Zweitens ist die mittelfristige Perspektive auf die Lehren aus der Corona-Krise für zukünftige Wohlfahrtskonzepte wichtig: Der Nachhaltigkeitsdiskurs wird sich durch die Corona-Krise verändern. Die Resilienz , also die Widerstandsfähigkeit und Robustheit von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen, wird an Aufmerksamkeit gewinnen. Zudem wird die enorme Bedeutung öffentlicher Güter durch die Krise sichtbarer – wie beispielsweise der Zugang zu funktionierenden Gesundheits- und Wissenschaftssystemen. Durch die Corona-Krise werden gleichzeitig Lebensstile denkbarer, die Nachhaltigkeit unterstützen, in der Mobilität, dem Konsum, der Ernährung, unserem Umgang mit Natur. Diese Chance sollten wir nutzen. Die Digitalisierung wird durch die Corona-Krise einen Sprung nach vorn machen. Deshalb ist es umso dringender, Nachhaltigkeits- und Digitalisierungstransformationen endlich zu koppeln. Drittens werden wir ohne globale Kooperation scheitern: Diese Lehre ist angesichts von Finanzmarktkrisen, Klimawandel, grenzüberschreitenden Wanderungsbewegungen sowie grenzüberschreitenden Krankheiten wie Ebola und Corona im Grundsatz richtig, aber leichter formuliert als realisiert. De facto wird der Multilateralismus seit einigen Jahren durch eine Vielzahl von Nationalisten auf der ganzen Welt geschwächt. Und der erste Impuls in der Corona-Krise ist ebenfalls Abschottung. Europa sollte jetzt zwei Dinge tun, um in der derzeitigen Krise als Kooperationsverstärker zu wirken. Die EU sollte ein klares Bekenntnis zur Umsetzung des Green Deal der EU abgeben und ihn mit den Corona-Konjunkturpaketen verknüpfen. Zweitens sollten die EU-Länder und die G-20-Staaten wirksame Hilfen für die von Corona bedrohten Gesellschaften Afrikas und anderer arme Länder in ihre Konjunkturpakete einbauen – aus humanitären Gründen, internationaler Solidarität und Eigeninteresse. Wenn alles gut geht, könnten 2020/21 zu Wendejahren in Richtung zukunftsfähiger Wirtschaften und Gesellschaften werden. Das Szenario eines perfekten Sturms zeigt aber auch, dass es ganz anders kommen kann.
Gemeinsame Pressemitteilung des Umweltbundesamtes und des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven UBA und AWI fordern: Anstrengungen im Klima- und Meeresschutz verstärken und Risiken für Küstenräume verringern Heute hat der Weltklimarat IPCC seinen neuen Sonderbericht zu Meeren und Eisgebieten im Klimawandel vorgestellt. Der Bericht zeigt: Der Klimawandel hat schon heute gravierende Folgen für die Meere und Polargebiete. Die Ozeane erwärmen und versauern zunehmend, die Zahl der marinen Hitzewellen steigt, der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich. Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes und Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegner-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung in Bremerhaven, fordern daher gemeinsam, den notwendigen Klimaschutz in Deutschland wirksam umzusetzen und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Meeresökosysteme und Küsten nicht zusätzlich belasten. Maria Krautzberger: „Um auf die Folgen des beschleunigten Meeresspiegelanstiegs und höhere Wasserstände bei Sturmfluten rechtzeitig vorbereitet zu sein, müssen Bund und Länder künftig alle Optionen zur Sicherung von Küstenräumen prüfen. Naturnahe Lösungen wie Sandvorspülungen, küstennahe Überflutungsräume oder Salz- und Seegraswiesen sollten dabei künftig stärker im Vordergrund stehen als ausschließlich technische Maßnahmen wie immer höhere und breitere Deiche. Außerdem müssen die vielfältigen Belastungen der Meere, beispielsweise mit überschüssigen Nährstoffen wie Dünger aus der Landwirtschaft und Plastikmüll, verringert werden. Wenn die Meere weniger belastet und gut geschützt sind, sind sie widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels und können langfristig vom Menschen genutzt werden. Das hilft den Ökosystemen und die Ökosysteme helfen der Klimawandelanpassung. Uns bleibt keine Zeit mehr, das zeigt der Bericht deutlich. Klimaschutz muss jetzt passieren. Abwarten ist keine Option.“ Antje Boetius: „Die bislang ungebremst steigenden Kohlendioxidemissionen weltweit haben messbare Konsequenzen für das Leben in den Meeren. Erwärmung und Versauerung verringern und verschieben die Lebensräume, mit vielen nachteiligen Konsequenzen, auch für den Menschen. Der schnelle Verlust von Meereis, die zunehmende Beschädigung der Korallenriffe, die häufigeren Hitzewellen sind eine Bedrohung für viele Arten. Der Bericht stellt fest, dass diese Faktoren die Produktivität der Meere negativ beeinflusst und besonders die Küstenregionen und ihre Bewohner betrifft. Das bedeutet, dass auch bei uns noch viel mehr in den umfassenden Meeres- und Küstenschutz investiert werden muss. Es bedeutet aber vor allem, dass der Klimaschutz ein vorrangiges Ziel der Politik sein muss und wissenschaftsbasiert, mit wesentlich mehr Fokus auf kurzfristig wirksame, für die Bürger transparente Maßnahmen umzusetzen ist, als derzeit verhandelt wird.“ Der Sonderbericht des Weltklimarats zeigt: Der Meeresspiegelanstieg hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich beschleunigt, insbesondere weil die Eisschilde und Gletscher der Erde schrumpfen und sich wärmer werdendes Meerwasser ausdehnt. Die Wasserpegel werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus ansteigen, bis Ende 2300 möglicherweise um mehrere Meter, wenn es der Menschheit nicht gelingt, die Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Die Gefahr von Überflutungen in den Küstengebieten steigt demzufolge, auch in Mitteleuropa. Der Meeresspiegel wird bei unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen der internationalen Staatengemeinschaft erhöht bleiben. Bei Sturmfluten wird das Meerwasser an den Küsten höher auflaufen. Bestehender Schutz vor Hochwasser könnte dann für die Küsten und das Land hinter den Deichen nicht mehr wirksam sein. Der Klimawandel verstärkt bereits heute die menschengemachten Belastungen der Meere. Das führt zu marinen Hitzewellen, vermehrten Sauerstoffmangelzonen und hat negative Folgen für marine Ökosysteme und Nahrungsnetze, wenn Tier- und Pflanzenarten in dieser Umgebung nicht mehr leben können und in andere Gegenden abwandern. Die Polargebiete haben sich bereits jetzt stärker erwärmt als der Rest der Welt. Die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis schrumpfen, das Meereis in der Arktis geht dramatisch zurück, gleichzeitig taut der Permafrostboden. Diese nachweislichen Veränderungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Ökosysteme, sondern auch auf die Menschen in diesen Regionen, wenn sich zum Beispiel die Lebensräume und das Vorkommen von Fischarten verändern oder Infrastrukturen durch den instabilen Boden einstürzen. Der Bericht zeigt auch für das gefrorene Land eindringlich: Weit reichender Gletscherrückzug, der zunehmende Verlust von polarem Inlandeis, eine geringere Ausdehnung und Dauer der Schneebedeckung sowie das Auftauen und die Degradation von Permafrostböden werden sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen. In Hochgebirgsregionen, einschließlich der europäischen Alpen, kann der Rückgang der Gletscher zu großen Problemen bei der Wasserversorgung führen. Das Umweltbundesamt fordert wie die Wissenschaft den notwendigen Klimaschutz, um Erwärmung und Versauerung sowie Folgen für die Meere und Polarregionen wie Zunahme mariner Hitzewellen und Abschwächung der atlantischen Zirkulation zu verringern. Außerdem müssen Einträge von Nähr- und Schadstoffen spürbar reduziert werden, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen und Pufferkapazitäten von Ökosystemen zu stärken. Weitere Informationen: Der Weltklimarat IPCC hat am 25. September 2019 in Monaco den "Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima " der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Sonderbericht fasst den wissenschaftlichen Kenntnisstand über Auswirkungen des Klimawandels auf Ozeane sowie Schnee- und Eisgebiete der Erde und damit verbundene Risiken für Natur und Mensch zusammen, und er zeigt Handlungsoptionen zum Umgang mit den erwarteten Änderungen auf.
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