Selbst in tiefen Sedimentschichten unter z.T. mehreren Kilometern mächtiger Sedimentbedeckung finden sich noch aktive Mikroorganismen. Mit zunehmender Tiefe steigt die Temperatur im Untergrund an und überschreitet irgendwann die Grenze bis zu welcher Leben möglich ist. Die bisher festgestellte Temperaturobergrenze von Leben auf der Erde wurden an Mikroorganismen von hydrothermalen Systemen, sogenannten Schwarzen Rauchern gemessen und liegt bei ca. 120 Grad C. In Sedimenten hingegen liegt die Grenze deutlich niedriger. Messdaten aus Ölfeldern deuten auf eine Grenze von ca. 80 Grad C hin. Diese Diskrepanz zwischen hydrothermalen und sedimentären Systemen wurde dadurch erklärt, dass die Mikroorganismen in Sedimenten nicht genügend Energie gewinnen können um die bei hohen Temperaturen verstärkt notwendigen Reparaturen ihrer Zellbestandteile wie DNA und Proteinen durchzuführen. Interessanterweise lässt sich metabolische Aktivität bei extrem hohen Temperaturen nur dann nachweisen, wenn die Experimente unter hohem Druck stattfinden. IODP Expedition 370 wurde spezifisch zur Klärung der Frage nach dem Temperaturlimit von Leben in sedimentären Systemen durchgeführt. Im Nankai Graben vor der Küste Japans herrscht ein recht hoher geothermischer Gradient von ca. 100 Grad C/km, d.h. das gesamte Temperaturspektrum in dem Leben möglich ist erstreckt sich über ein Tiefeninterval von etwas mehr als einem Kilometer. Durch modernste Bohr- und Labortechniken war es möglich, Proben von höchster Qualität zu gewinnen, welche garantiert frei von Kontamination sind. Die Expedition hat einen stark interdisziplinären Charakter, so dass eine Vielzahl von biologischen und chemischen Parameter gemessen wurde, welche eine detaillierte Charakterisierung des Sediments erlauben. Das beantragte Projekt ist ein wichtiger Teil der Expedition, da Sulfatreduktion der quantitativ wichtigste anaerobe Prozess für den Abbau von organischem Material im Meeresboden ist. Im Rahmen einer MSc Arbeit wurden bereits erste Messungen durchgeführt. Diese konnten zeigen das Sulfatreduktion über die gesamte Kernlänge messbar ist, wenn auch z.T. mit extrem geringen Raten. Im Rahmen des beantragten Projekts sollen weitere Messungen durchgeführt werden, unter anderem auch unter hohem Druck. Dazu soll ein Hochdruck Temperatur-Gradientenblock gebaut und betrieben werden. Neben Sedimenten von IODP Exp. 370 sollen weitere Experimente mit hydrothermal beeinflusstem Sediment aus dem Guaymas Becken durchgeführt werden. Ein Vergleich zwischen diesen beiden Sedimenten soll weitere Einblicke in einen der wichtigsten biologischen Prozesse im Meeresboden liefern und ein besseres Verständnis über die Grenzen von Leben im allgemeinen.
Alle Daten sind Rohdaten ohne Gewähr. Das Land Schleswig-Holstein übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der dargestellten Informationen. Haftungsansprüche sind grundsätzlich ausgeschlossen. [Informationen zum Pegel](https://hsi-sh.de/pegel/pegel.html?mstnr=114541) Der Datensatz enthält folgende Felder * **Zeit** im Format `dd.MM.yyyy HH:mm:ss` * **Abfluss** in m³/s * **Status** Angabe "1" bedeutet qualitätsgesichert, "0" bedeutet nicht qualitätsgesichert Zeichensatz ist ISO-8859-1, Spaltentrenner ist Semikolon.
Hier wird das klassifizierte Gewässernetz nach dem Landeswassergesetz NRW im Kreis Kleve abgebildet. Hierunter fallen nach §3(3) LWG NRW oberirdische Gewässer mit ständigem oder zeitweiligem Abfluss, die der Vorflut für Grundstücke mehrerer Eigentümer dienen. Die Gewässer werden von Unterhaltungspflichtigen (in der Regel Verbände) unterhalten. Die Daten werden bei Änderungen anlassbezogen und zeitnah fortgeführt.
Alle Daten sind Rohdaten ohne Gewähr. Das Land Schleswig-Holstein übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der dargestellten Informationen. Haftungsansprüche sind grundsätzlich ausgeschlossen. [Informationen zum Pegel](https://hsi-sh.de/pegel/pegel.html?mstnr=114323) Der Datensatz enthält folgende Felder * **Zeit** im Format `dd.MM.yyyy HH:mm:ss` * **Wasserstand** in cm * **Status** Angabe "1" bedeutet qualitätsgesichert, "0" bedeutet nicht qualitätsgesichert Zeichensatz ist ISO-8859-1, Spaltentrenner ist Semikolon.
Gegenüber dem planfestgestellten Sachstand aus der 8. Planänderung ergibt sich Änderungs- bzw. Definitionsbedarf, welcher mit der 11. Planänderung nach Planfeststellungsbeschluss durch die TenneT TSO GmbH beantragt wird. Dadurch, dass die KÜ Erzhausen in einer sog. Stich-Verbindung elektrotechnisch betrachtet eingebaut ist, ergibt sich aus elektrotechnischer Sicht die Notwendigkeit, diese Stichverbindung vom Rest des Netzes abtrennen zu können, um für den Fall von z.B. Reparatur- bzw. Wartungsarbeiten an der KÜA selbst bzw. an den Erdkabeln die Arbeitssicherheit zu gewährleisten. Dies kann ausschließlich innerhalb der KÜA nur durch einen Trenn- und Erdungsschalter inkl. sämtlicher zugehöriger Technik realisiert werden. Diese zusätzlichen Geräte bedeuten zusätzliche Fundamente und somit den Bedarf einer größeren Stellfläche, auf dem bereits erworbenen Grundstück. Der Betriebsweg auf dem KÜA-Gelände wird dementsprechend länger. Gleichwohl hat die Vergrößerung der Stellfläche für die Kabelübergangsanlage zur Folge, dass das KÜA Portal als definierter Endpunkt der Freileitungsanbindung zwischen dem Abzweigmast B027N und der KÜA in seinem Standort verschoben werden muss. Auf den durch das Anlagenlayout definierten Anlagenachsen wird das KÜA-Portal um ca. 6m in südöstliche Richtung verschoben. Der Mast 001 ist bereits errichtet und ändert sich nicht. Aufgrund dieser Standortänderung des KÜA-Portals verschwenkt sich die Leitungsachse und das Spannfeld zwischen Mast 001 und KÜA-Portal verkürzt sich. Die geänderte Leitungsgeometrie erfordert eine geänderte Befestigungsgeometrie der Leiterseile am Portalriegel des KÜA-Portals. Dadurch, dass die Trennschalter elektrisch betrieben und gesteuert sind, wird ein Betriebsgebäude zur Unterbringung der Automatisierungstechnik zwingend erforderlich, was aus dem planfestgestellten KÜ eine aktive KÜA macht. Aus den insgesamt größeren Flächen der KÜA resultieren geringfügig höhere zu versickernde bzw. abzuleitende Niederschlagsmengen. Um die planfestgestellte Trommelfläche, östlich der KÜA in direkter Nähe der Landesstraße L487, herstellen zu können und eine schädliche Verdichtung von Oberboden in diesem Bereich zu verhindern, ist der Abtrag von Oberboden zwingend notwendig. Die Lagerung der Oberbodenmieten ist in direkter örtlicher Nähe zur Trommelfläche, außerhalb von Überschwemmungsflächen, vorgesehen, um weite Transportwege zu vermeiden. Auf Grund der starken Steigung der dauerhaften Zuwegung zur KÜA, welche auch als Baustraße genutzt werden muss, ist es baustellenlogistisch zwingend erforderlich, Baumaterialien, die in großen Transporteinheiten nach Erzhausen geliefert werden, abzuladen, kurzfristig zwischenzulagern und auf kleinere Baustellenfahrzeuge umzuladen. Für diese Vorgänge ist die planfestgestellte Trommelfläche östlich der KÜA in direkter Nähe zur Landesstraße L487 vorgesehen. Dementsprechend wird eine Nutzungserweiterung der Trommelfläche als Umladefläche für Bau- und Bodenmaterialien beantragt. Um, ohne auf die L487 einzubiegen, direkt von der Baustraße-/Zuwegung KÜA auf die Trommel-/Umladefläche zu gelangen, wird eine zusätzliche Zufahrt zu dieser Fläche beantragt. Da sich zwischen Landesstraße und der Trommel-/Umladefläche ein Grünstreifen und ein Graben befindet, dessen temporäre Überbauung mit insgesamt zwei asphaltierten Zufahrten und der erforderlichen Verrohrung des vorhandenen Straßenbegleitgrabens im Bereich dieser Zufahrten der in der 8. Planänderung nicht berücksichtigt wurde, diese aber zwingend als Zu- und Abfahrt von Transport- und Trommelfahrzeugen benötigt werden, wird dies mit der vorliegenden Planänderung nach Planfeststellung nachträglich beantragt. Zusammenfassend ergibt sich somit folgender Änderungs- bzw. Definitionsbedarf: Änderung des passiven Kabelübergangs (KÜ) zur aktiven Kabelübergangsanlage (KÜA) auf Grund der zwingend erforderlichen Hinzunahme einer Trenn- und Erdungsschalterebene; zwei zusätzlich erforderliche Blitzableiter sowie eine zwingend erforderliche Umhausung für Steuerzellen (Betriebsgebäude). Dadurch bedingt ist die Veränderung des Portalstandortes, was wiederum eine Veränderung des Schutzbereichs der durch die Leiterseile überspannten Fläche zur Folge hat. Anpassung des rechnerischen Nachweises der schadfreien Entwässerung des KÜA-Geländes, Feinplanung der Zuwegungsfläche vor der Toranlage der KÜA, Zusätzliche, temporär genutzte Flächen zur Lagerung von Oberbodenmieten im Bereich östlich KÜA in Nähe der L487, Erweiterung der Nutzung der temporären Arbeitsfläche (Trommelfläche) im Bereich L487/Einfahrt Zuwegung KÜA als Umlade-/Baustelleinrichtungsfläche, Temporäre Grabenverrohrungen für die Schaffung einer Zufahrt von der L487 auf die temporär hergestellte und genutzte Arbeits-/Umlade-/Trommelfläche und dementsprechend Nutzung des Straßenseitenraums der L487.
Anhand einer Schwachstellenanalyse wurde festgestellt, dass die Beschneiungsanlage, insbesondere Schneileitung, nicht mehr den Stand der Technik entspricht. Die Hornbahn Hindelang GmbH & Co. KG beantragt für das Jahr 2025 die Ertüchtigung/Erweiterung der Anlage für die Beschneiung der Blauen Rodelbahn am Imberger Horn. Die Schneileitung verläuft entlang bzw. im Untergrund des Wirtschaftsweges zur Hornalpe. Die Wegegemeinschaft des Wirtschaftsweges „Hornalpe“ plant ab 2026 die abschnittsweise Sanierung des Weges. Die Wegemaßnahmen können erst beginnen, wenn Maßnahmen an der Beschneiungsanlage fertiggestellt sind. Um die Geländeeingriffe auf absolutes Minimum zu reduzieren, soll der Graben für die frostsichere Schneileitung (mit Ausnahme der kurzen Strecke im oberen Bereich) ausschließlich innerhalb des Wirtschaftsweges „Hornalpe“ mittels einer Felsfräse hergestellt werden. Durch den Einsatz einer Felsfräse ist die Breite des Grabens auf 80 cm begrenzt. Ein Teil der bestehenden Zapfstellen soll an Ort und Stelle verbleiben. Die zusätzlichen 9 Zapfstellen sollen wie bisher am bergseitigen Wegrand positioniert werden. Da ein Grundstück nicht zur Verfügung steht, muss die Schneileitung auf einer Länge von ca. 90 m die Wegtrasse verlassen. Des Weiteren soll von der obersten Zapfstelle bis zur geplanten Trafostation der Bergstation Hornbahn ein Kabelgraben von rund 140 m hergestellt werden, welcher innerhalb des Weges zur Bergstation verlaufen soll. Der Flächenverbrauch ist relativ gering, da die Verlegearbeiten entlang der Bestandsstrecke geplant sind. Zudem bleibt der Wasserbedarf annähernd gleich und es kommen keine zusätzlich zu beschneienden Flächen hinzu.
Gebietsbeschreibung Das LSG liegt in der Landschaftseinheit Magdeburger Börde östlich von Wanzleben. Es hat eine Ost-West-Ausdehnung von 2,4 km und nur eine maximale Breite von 600 m. Es ist von einem zirka 12 km langem Netz von meist gehölzbestandenen Gräben durchzogen. Der Faule See ist eine mehr oder weniger feuchte Niederung, mit Salzquellen, salzgeprägten Wiesen, Wäldern mit Bruchwaldcharakter, Pappelforsten und Trockengebüschen. Während der im Westen des LSG befindliche Teich durch eine Quelle mit sehr geringem Chloridgehalt (0,08 %) gespeist wird, weist das Quellwasser des Tümpels im Osten einen Salzgehalt von etwa 0,6 % auf. Außerdem sind hier meßbar höhere Wassertemperaturen vorhanden, die in normalen Wintern ein Zufrieren der Gräben verhindern. Bemerkenswert sind die zum Teil sehr alten Feld- und Flatter-Ulmen im Gebiet. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Schon in der frühen Jungsteinzeit wurden die fruchtbaren Lößgebiete besiedelt, auf denen es sowohl Wälder als auch Steppen gab. Um etwa 300-600 u. Z. wurden Siedlungen mit der Endung, „-leben“ wie beispielsweise Wanzleben gegründet. Die abflußarmen Niederungen, in denen sich flache Seen gebildet hatten, konnten dagegen lange Zeit der Landwirtschaft nicht zugänglich gemacht werden. Sie spielten vielmehr bis ins späte Mittelalter als Fischereigewässer eine Rolle. Durch Friedrich II. wurde im 18. Jahrhundert die Entwässerung der flachen Seen und Niedermoore gefördert, um landwirtschaftlich nutzbare Flächen für die Ansiedlung von aus der preußischen Armee entlassenen Unteroffiziere zu gewinnen. Durch das Absenken des Wasserstandes gelang es, die gesamte Beckensohle in Grünland umzuwandeln, was älteren Flurkarten zu entnehmen ist. Besonders der hohe Salzgehalt der Böden sowie die hohen Grundwasserstände dürften dazu geführt haben, das sich eine ertragreiche Landwirtschaft, die besonders in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts versucht wurde, nicht durchführen ließ. Ursprünglich nur im Westen bewaldet und an den höherliegenden Rändern mit einem Gehölzsaum versehen, wurde nach dem II. Weltkrieg mit einer Aufforstung weiter Teile des Gebietes begonnen. Es kamen dabei überwiegend Hybridpappeln zum Einsatz. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Der Faule See befindet sich am Südwestrand der Weferlingen-Schönebecker Scholle. Den Festgesteinsuntergrund bilden Kalksteine, Dolomite und dolomitische Mergel des Muschelkalkes (Mittlerer Muschelkalk). Der Faule See befindet sich in einer abflußlosen Senke. Er wurde künstlich trockengelegt. Die Genese des Faulen Sees wird ähnlich wie die der Seewiesen bei Remkersleben und des Domersleber Sees auf Subrosion zurückgeführt. Hinweise darauf geben auch die im See und im Umfeld von Wanzleben vorhandenen Salzquellen. Nähere Untersuchungen zur Klärung des Subrosionshorizontes, das heißt Oberer Buntsandstein oder Mittlerer Muschelkalk, wurden nicht durchgeführt. Altersdatierungen für das Seesediment liegen nicht vor. Der Faule See wurde in das Geotop-Verzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt als geowissenschaftlich wertvoller Quellaustritt aufgenommen. Bodenkundlich betrachtet liegt das LSG auf dem Wanzlebener Lößplateau. In seiner Umgebung kommen in weiter Verbreitung Tschernoseme aus Löß vor. In der einst abflußlosen Senke haben sich Gley-Tschernoseme aus Kolluviallöß und je nach Wasserstand Humusgleye und Anmoorgleye entwickelt. Der Erhalt dieser Böden wird von dem gewählten Wasserstand abhängig sein. Aufgrund der geringen Niederschläge sind in der Börde nur kleine Fließgewässer entwickelt. Der das LSG durchziehende Seerennengraben fließt bei Langenweddingen in die Sülze. Der Faule See liegt im Mitteldeutschen Trockengebiet. Die jährlichen Niederschläge liegen hier bei nur rund 500 mm. Das Mittel der Lufttemperatur beträgt 8,0°C, die mittlere Julitemperatur 17,2°C und die mittlere Januartemperatur -0,6°C. Pflanzen- und Tierwelt Die potentiell natürliche Vegetation stellt auf den nicht dauerhaft vernässten Standorten der Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald und bei hoch anstehendem Grundwasser der Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald und kleinflächig auch Erlenbruchwald dar. In dem Bereich der Salzquellen hat sich bereits kleinflächig die entsprechende Salzvegetation in Form von Quellerfluren entwickeln können. In der aktuellen Vegetation sind die natürlichen Waldtypen überwiegend durch Pappelgehölze, teilweise jedoch auch durch naturnähere Feuchtwälder, ersetzt worden. Teile der Niederung werden von Grünlandgesellschaften mit einem hohen Anteil salzliebender Arten bedeckt, wobei der Anteil strenger Halophyten gering ist. Allerdings sind Queller und Strand-Aster im Gebiet zu finden. Die Vielfalt des Gebietes kommt auch darin zum Ausdruck, daß im Landschaftsschutzgebiet Halbtrockenrasengesellschaften mit einem Vorkommen des Deutschen Enzians zu verzeichnen sind, wohl der einzige Standort der Art in der Magdeburger Börde. Eine weitere Besonderheit ist das Vorkommen des Bleichen Waldvögleins in einem lichten Pappelforst. Neben einer artenreichen Kleinvogelwelt kommen im LSG Rot- und Schwarzmilan, Rohrweihe und Kolkrabe vor. Aus dem Bereich der Salzstelle sind die seltenen Nachweise von Südlicher Binsenjungfer, Helm-Azurjungfer und Südlichem Blaupfeil als vom Aussterben bedrohte beziehungsweise gefährdete Libellen-Arten hervorzuheben. Insgesamt gesehen stellt das LSG eine wertvolle, strukturreiche Oase innerhalb der artenarmen Bördelandschaft dar. Entwicklungsziele Für das LSG sollte ein Pflege- und Entwicklungsplan detaillierte Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege des Naturraumes festlegen. Das Gebiet soll der Erhaltung und Neuentwicklung bördetypischer Lebensräume dienen. Die vorhandenen naturnahen Gehölze sind zu entwickeln, die Pappelforsten in naturnahe Waldteile umzuwandeln. Durch Zurückdrängen des Gehölzaufwuchses und extensive Pflege sind die wertvollen Feucht- und Salzwiesenbereiche zu erhalten beziehungsweise auszudehnen. Eine Wasserrückhaltung im Gebiet könnte wesentlich zur Verbesserung wertvoller Lebensräume beitragen. Bei der landwirtschaftlichen Nutzung im Umfeld des Faulen Sees ist der Eintrag von Nährstoffen und Agrarchemikalien zu vermeiden. Das Landschaftsschutzgebiet kann als Feierabend- und Wochenenderholungsgebiet der naturbezogenen Erholung für die Bevölkerung der umliegenden Bördedörfer dienen. Exkursionsvorschläge Das LSG kann als Teil einer naturkundlichen und heimatgeschichtlichen Exkursion durch die Magdeburger Börde angefahren werden. Auf dem Weg von Schleibnitz nach Langenweddingen oder nach Wanzleben ist hier ein Ausschnitt der Auslaugungserscheinungen in der Allerstörungszone mit verschiedenen typischen Lebensräumen dokumentiert. In der Umgebung des LSG sind in den Dörfern noch recht viele Bauernhäuser auf oberdeutschem Grundriß mit gemauertem Sockelgeschoß und Fachwerkaufbauten erhalten. Im Gegensatz zum Niedersachsenhaus sind die Ställe in einem eigenen Gebäude untergebracht, oftmals im oberen Geschoß von einer Galerie umzogen. Das nahe Wanzleben wurde schon vor 877 erwähnt und gehört damit zu den ältesten Orten um Magdeburg. Der um 900 angelegten ehemaligen Wasserburg kam die Funktion als Sperrburg an der Sarre beziehungsweise an den alten Straßen Helmstedt-Leipzig und Magdeburg-Halberstadt zu. Weiterhin sehenswert sind Bürgerhäuser mit interessanten Eingängen und Toreinfahrten. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019
Gebietsbeschreibung Der Drömling, eine beckenartige Niederung im nordöstlichen Teil Sachsen-Anhalts, erstreckt sich zwischen Calvörde im Osten und Oebisfelde im Westen. Insgesamt beträgt die Ost-West-Ausdehnung ungefähr 26 km. In Nord-Süd Richtung markieren die Orte Kunrau und Rätzlingen die Grenze, so daß das LSG eine Breite von zirka 18 km besitzt. Es werden überwiegend die Niederungsbereiche, die in die Talsandinseln eingebettet sind, in das LSG eingeschlossen. Das LSG umfaßt nahezu die gesamte Landschaftseinheit Drömling und ragt mit kleinen Teilen in die Landschaftseinheit Altmarkheiden hinein. Die Landschaft des Drömlings wird wesentlich durch die Moordammkulturen bestimmt. Sie geben den Wieden und Weiden ihren einmaligen und individuellen Charakter. Die Ausprägung der Moordammkulturen ist im LSG entsprechend ihrer Nutzungsgeschichte recht unterschiedlich. Das ”Land der 1 000 Gräben”, wie der Drömling auch genannt wird, ist landschaftlich durch den ebenen Charakter der Niederung geprägt. Vom Rand des Drömlings kann man bei guter Sicht weit in die Landschaft hineinschauen und die beckenartige Struktur erkennen. Im Drömling sind horizontale Strukturen nur in Form der Gehölze erkennbar, häufig als wegbegleitende Pappelreihen. Große Reliefunterschiede sind nicht vorhanden. Anders als die Landschaften des nördlichen und des südlichen Drömlings mit ihren Moordammkulturen ist der mittlere Bereich des Drömlings strukturiert. Hier wechseln Waldflächen unterschiedlicher Größe mit Wiesen, Gräben und Kanälen einander ab. Die Wälder wachsen oftmals auf den Horsten, den Talsandinseln, während die nährstoffreichen Anmoore und Niedermoore als Grünland genutzt werden. Auf höher gelegenen Flächen kommen Äcker vor. Zusätzlich wird die Landschaft durch die Kolonien, Gehöfte auf den Talsandinseln, geprägt, die ihr einen dörflichen Charakter verleihen. Die Verbindung der einzelnen Landschaftsräume wird durch Gräben und Kanäle hergestellt. Auch diese gehören zur landschaftlichen Individualität des Drömlings. Die Gräben sind mit mehr oder weniger schmalen Röhricht- oder Uferstaudenfluren bestanden. Die Böschungskanten sind häufig mit Gehölzen, wie Eiche oder Esche, bepflanzt, und ein Weg führt grabenparallel. Dadurch entstehen eigene Landschaftsräume, die sich linienhaft durch den Drömling ziehen. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die ältesten Zeugnisse der Anwesenheit des Menschen im LSG gehören der Mittelsteinzeit an und stammen aus Köckte. Sie sprechen für eine für Jagd und Fischfang günstige Umgebung in der Ohreniederung. Die Besiedlung des Drömlings durch Ackerbauern und Viehzüchter war nur in den trocken-warmen Perioden der Klimageschichte und somit im Atlantikum und im Subboreal möglich. Deshalb finden sich lediglich Funde aus der Jungsteinzeit (Miesterhorst, Sachau, Köckte) und aus der Bronzezeit (Miesterhorst, Peckfitz). Nach Einsetzen der feuchtkalten Klimaperiode des Subatlantikums um 800 v. Chr. konnte dagegen keine dauerhafte Besiedlung mehr erfolgen, weshalb sich innerhalb des LSG keine Funde der Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit sowie des frühen Mittelalters nachweisen lassen. Doch auch die Fundstellen der Jungstein- und Bronzezeit blieben vereinzelt. Über beide Perioden hinweg wurde nur die Gegend um Miesterhorst besiedelt, eine aus der Niederung ragende Talsandinsel. Für die Bronzezeit sind über Luftbilder erstmals auch Grabhügel nachgewiesen. Eine agrarische Nutzung fand im Drömling erst wieder im hohen Mittelalter statt, wie einzelne Streifengewanne bescheidenen Ausmaßes mit umgebenden Gräben bei Trippigleben und Wenze zu erkennen geben. Eine intensivere Nutzung des Drömlings durch den Menschen unterblieb zunächst aufgrund seiner relativen Unzugänglichkeit über viele Jahrhunderte hinweg nahezu völlig. In früher Zeit war der Drömling ein meist mit Erlen, Birken, Weiden und Hasel bestandenes Sumpfgebiet. In diesem lagen zahlreiche kleinere Anhöhen, die bereits erwähnten Horste. Auf den Horsten stockten in der Regel Eichenmischwaldungen, seltener wurden auch Hutungen oder Pflanzenbau betrieben. Da es meist an festen Wegen fehlte, war eine Nutzung ausgedehnterer Flächen mit großen Aufwendungen verbunden. Die historische Flächennutzung im Drömling bestand im wesentlichen aus ungeregelter Weidewirtschaft bzw. der winterlichen Brenn- und Nutzholzgewinnung an den wenigen begehbaren Stellen. Die preußische Regierung forcierte seit etwa 1770 auf direkte Veranlassung Friedrichs II. die Planung und Durchführung von Meliorationsmaßnahmen. Ziel der Landeserschließung war auch eine Begünstigung der Ansiedlung von Kolonisten im schwach besiedelten Drömlingsgebiet. Während der Regierungszeit von Friedrich II. waren bereits verschiedene Sumpfgebiete entwässert worden (Netze-, Warthe-, Oderbruch, Rhinluch), und sein bekanntes Urbarmachungsedikt von 1765 war die Grundlage für weitere landeskulturelle Maßnahmen. Am 28. April 1770 unterzeichnete Friedrich II. von Preußen eine "Instruktion an die Kammerdeputation für die Altmark und Prignitz zur Etablierung von Kolonisten durch nützliche Rodung und Urbarmachung des Drömlings". 1782 wurde der renommierte Wasserbautechniker und Bauassessor Heinrich August Riedel in den Drömling berufen. Riedel erkannte ziemlich schnell, daß seinerzeit nur die Ohre für einen Abfluß des Drömlingswassers in Frage kam und ließ sie deshalb von Neuhaldensleben an aufwärts vermessen. Ein Jahr später war das Nivellement von Jahrstedt bis Calvörde fertiggestellt und der größte Teil des Drömlings vermessen. Nach der Bewilligung der nötigen Gelder konnten unter der Leitung Riedels endlich die unmittelbaren Grabenarbeiten beginnen. Der für das Gelingen der Drömlingskultivierung wichtige Aushub des Ohrebettes erfolgte ab der Mündung in die Elbe auf einer Länge von etwa 80 km und war im Jahre 1786 beendet. Bis 1802 entstanden auf 198 km Länge insgesamt 38 Abzugskanäle und 17 Gräben, 32 Brücken, jeweils 16 Schleusen und Dämme zur Regulierung des Wasserstandes sowie fünf Gehöfte als Dienstwohnungen für die Beamten der örtlichen Meliorationsbehörden. Durch die Gesamtheit der wasserregulierenden und erschließenden Maßnahmen war so seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine geregelte Weide- und Grünlandwirtschaft im Drömling möglich. Die wasserbaulichen Maßnahmen entsprachen den damaligen Wirtschaftsverhältnissen und bewirkten ausreichende Erträge. Verbunden mit den wasserbaulichen Maßnahmen und der nachfolgenden Zunahme der Bevölkerungsdichte war ein rapider Rückgang der Waldfläche im Drömling. Besonders seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts erkannte man, daß die Umwandlung von Waldbeständen in Acker- und Weideflächen den Dörfern durch die mögliche Aufstockung ihrer Viehbestände und den Verkauf von überschüssigen Feldfrüchten einen erheblich größeren Nutzen brachte als der bis dahin übliche Niederwaldbetrieb. Im Oktober 1847 übernahm der Braunschweiger Theodor Hermann Rimpau (1822 bis 1888) das frühere Rittergut und damalige Vorwerk derer von Alvensleben in Kunrau und setzte so das unter Friedrich II. begonnene Projekt der Kultivierung des Drömlings in einer zweiten Meliorierungsphase weiter erfolgreich fort. Durch Rimpau erfolgten grundlegende Verbesserungen der bereits in früheren Zeiten angewandten Technik der Moordammkultur. Bis in die 1970er Jahre waren im Drömling nach Rimpauschem Muster auf zirka 3 500 ha landwirtschaftlicher Fläche sogenannte Moordämme vorhanden, die jeweils eine Größe zwischen 0,10 bis 3,25 ha - im Mittel 0,96 ha - besaßen. Die Dammgräben hatten eine Gesamtlänge von zirka 1 500 km. An den Gräben befanden sich auf etwa 340 ha überwiegend standortgerechte Gehölze. Teil des Grabensystems war ein ständig erweitertes dichtes Netz von Wehren und Stauen. Der Landschaftscharakter des Drömlings erhielt dadurch sein bis in die heutige Zeit fortbestehendes Gepräge. Die Nutzungsgeschichte der jüngeren Zeit wird im wesentlichen durch Ackerbau und Viehzucht geprägt, die Ansätze sonstiger Nutzungsformen bleiben insgesamt recht dürftig. Der Bau des Mittellandkanals (Weser-Elbe-Kanal) im Süden des Drömlings in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts brachte der Region aus verkehrstechnischer und wirtschaftlicher Sicht vorerst keine unmittelbaren Vorteile. Die künstliche Teilung des Gebietes in Nord- und Süddrömling hatte jedoch zur Folge, daß die Vorflutverhältnisse der Binnengräben im Bereich Allerkanal und Mittelgraben neu geregelt werden mußten. Die beiden großen Drömlingsvorfluter Ohre und Aller wurden deshalb 1937 über Entlastungskanäle und Einlaßbauwerke mit dem Mittellandkanal verbunden, der so überschüssiges Drömlingswasser aufnehmen, in Trockenzeiten aber auch wieder abgeben kann. Erst mit diesen Maßnahmen war die Hochwassergefahr im Drömling endgültig gebannt. Die Wasserverhältnisse für die Landwirtschaft verbesserten sich dadurch entscheidend. Als Folge der intensiv betriebenen Entwässerung der Moorbereiche kam es allerdings zur Reduzierung der Torfschicht und dadurch zur weiteren Senkung der Oberfläche der Moore. Moorsackungen und die dadurch bedingte Verringerung der Wirkungsgrade der angelegten Vorfluter durch sich allmählich verkleinernde Grabenquerschnitte sowie Veränderungen der Standortanforderungen seitens der Landwirte führten deshalb dazu, daß jede zweite bis dritte Generation das System der Entwässerung verändern, meistens vertiefen mußte. Heute bestehen im Drömling noch 2 437 ha Moordammkulturen, von denen etwa 80 Prozent landwirtschaftlich genutzt werden. Die letzte Entwässerungsetappe im Drömling steht im Zusammenhang mit der Großraumwirtschaft der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR. Die Bestrebungen gingen bis in jüngste Zeit dahin, den Ackeranteil an der Flächennutzung zu erhöhen. Von 1935 bis 1990 wurden im Drömling 690 ha Grünland in Ackerland umgewandelt. Während die Arbeiten im südlichen und zentralen Drömling in den 1970er Jahren im wesentlichen abgeschlossen wurden, fing man im Norddrömling erst 1981 mit einem auf mehrere Jahre angelegten komplexen Meliorationsprogramm an. Die Wasserregulierung und die Größe der Einzelschläge wurden in dieser fünften und nachhaltigsten Drömlingsmelioration (”Sofortprogramm”) der industriellen Produktionsweise der Großbetriebe angepaßt. Insbesondere in den 80er Jahren wurden durch Anwendung verschiedener Technologien historische Moordammkulturen beseitigt (durch die Kuseyer Methode 1564 ha, Methode Pflügen und Planieren 50 ha und Tiefpflugsanddeckkultur 70 ha). Nach der im wesentlichen angewandten sogenannten Kuseyer Methode wurden im Abstand von 60 bis 100 m und einer Tiefe von 2,00 bis 2,60 m Teichgräben angelegt, deren Gesamtlänge 125 km betrug. Viele der kleinen Dammgräben wurde im Zuge der Errichtung der Breitgräben verfüllt, eingesetzte Graskarpfen sollten die Gräben krautfrei halten. Die vorliegende Flächenbilanz für 1984 macht die Veränderungen der Flächennutzung im Drömling der letzten mehr als 200 Jahre noch einmal deutlich. In diesem Jahr wurden im sachsen-anhaltischen Drömling bei einer Ausgangsfläche von etwa 26 000 ha zirka 40 % als Grünland, 37 % als Acker, 7 % als Wald und etwa 16 % als Kanäle, Gräben und Wege genutzt. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Die Entstehung, Entwicklung und weitere Existenz des Drömlings werden sowohl vom komplizierten tektonischen Bau des Untergrundes als auch von den geologischen Prozessen geprägt, besonders während der jüngsten geologischen Zeit, dem Quartär. Der Südteil des Drömlings zwischen Breitenrode und Rätzlingen befindet sich im nordwestlichen Bereich der herzynisch streichenden Hebungsstruktur der Flechtingen-Roßlauer Scholle. Diese nach Südwesten geneigte Pultscholle ist durch die etwa parallel zur Ohre von Südosten nach Nordwesten verlaufende Tiefenstörungszone, den ”Abbruch von Haldensleben”, begrenzt. Der Nordteil des Drömlings liegt auf der sich im Nordosten anschließenden und entlang der Störungszone treppenartig nach Nordosten abgesunkenen Scholle von Calvörde. Der Westteil des Drömlings, als Jahrstedter Drömling bekannt, befindet sich innerhalb der breiten, von Nordosten nach Südwesten verlaufenden Störungszone Ristedt-Jahrstedt, die die Scholle von Calvörde quert und die Flechtingen-Roßlauer Scholle im Westen begrenzt. Die am Anfang der Tafeldeckgebirgsphase (im Oberen Perm, vor ca. 250 Millionen Jahren) abgelagerten Zechsteinschichten enthielten primär zirka 1 000 m mächtige Stein- und Kalisalze, die für das nachfolgende Strukturbild in der Region verantwortlich sind. Da die Salze auf Druck und tektonische Impulse plastisch reagieren, wanderten sie mit der zunehmenden Mächtigkeit des postsalinaren Deckgebirges aus Gebieten hoher Druckbeanspruchung zu den Schwächezonen im Gebirge ab. Im Drömling sammelten sie sich mit hoher Mächtigkeit entlang des Haldenslebener Abbruches. Nördlich Breitenrode bildeten sie sogar einen ovalen Salzstock, der an den Abbruch angelehnt ist. Innerhalb der Ristedt-Jahrstedter Störungszone sind die Salze in dem Salzstock von Jahrstedt angestaut. Nennenswert ist ebenfalls ein Salzstock zwischen Dannefeld und Peckfitz im Nordosten des Drömlings. Tektonische Bewegungen in der Trias, im Oberjura und in der Kreide dienten nicht nur als Impulse für die Salzwanderung, sie waren auch für die weitere Zerblockung des Deckgebirges in der Region verantwortlich. Der präkänozoische (prätertiäre) Untergrund des Drömlings erinnert heute an ein Puzzle aus mehreren, gegenseitig verschobenen Blöcken. Aufgrund der anhaltenden regionalen Hebungstendenz wurden die Deckgebirgsschichten soweit abgetragen, daß im Kerngebiet des Drömlings die Zechsteinsalze nur unter einer dünnen Decke des unteren Buntsandsteins mit darüberliegenden 100-150 m mächtigen lockeren känozoischen Bildungen nah der Oberfläche anstehen. Seit dem am Ende der Triaszeit erfolgten Durchbruch der Salzstöcke sind diese der Auslaugung ausgeliefert. Entlang der unzähligen Störungen wurde das Salz ebenfalls abgeführt. Infolgedessen senkte sich das zirka 10 km breite Kerngebiet zwischen Breitenrode, Miesterhorst und Rätzlingen langsam ab. Die Auslaugung wird durch eine weitere Zuwanderung des Salzes aus der Umgebung kompensiert. Der Prozess setzt sich bis heute kontinuierlich fort. Durch den mehrmaligen Klimawechsel und die damit verbundenen Erosions- und Akkumulationsprozesse im Quartär erfolgte die endgültige Ausformung des Drömlings. Das Elstereis schuf im Subrosionsbereich der Salzstöcke Breitenrode und Jahrstedt sowie entlang einer Störung bei Mannhausen Exarationsrinnen, deren Basis sich heute unter -20 m NN befindet. Die Rinnen wurden mit glazifluviatilen und glazilimnischen Ablagerungen gefüllt und von Geschiebemergel überdeckt. Die Nivellierungsprozesse während der nachfolgenden Holsteinwarmzeit haben die Elster-Geschiebemergel bis auf wenige Reste erodiert. Im Drenthestadium der Saalekaltzeit ist die Niederung erneut mit 20-80 m mächtigen glazifluviatilen bis glazilimnischen Sedimenten und einer abschließenden Grundmoräne aufgefüllt worden. Bei dem Zerfall des Drentheeises erfolgte die Entwässerung der Calvörder Randlage nach Westen zuerst durch das Spetze-Tal. Die Wasser von der Plankener Randlage suchten sich einen anderen Weg nach Süden zum ”Großen Bruch”. Später wurde ein Zungenbecken im Hinterland der beiden Randlagen frei, und die Schmelzwasser konnten über den Drömling nach Westen abfließen. Das Ohre-Urstromtal wurde erst nach dem Durchbruch zwischen Satuelle und Bülstringen angelegt und wurde während des Warthestadiums als Teil des Breslau-Magdeburg-Bremer Urstromtals weiter ausgeformt. Der maximale Vorstoß des Wartheeises ist heute durch die Letzlinger Randlage markiert. Zwischen Jübar, Brome und Klötze entwässerte diese zum Ohre-Urstromtal durch die obere Ohre (von Norden nach Süden) sowie durch die weiteren, sich östlich anschließenden Wasserbahnen (von Nordosten nach Südwesten). Die Drömlingniederung wurde dadurch im Norden und Nordosten erosiv erweitert, der Drömlingsrand vom Sander umsäumt. Die Drenthegrundmoräne ist in der Niederung bis auf 5-30 m mächtige Reste erodiert worden, örtlich, wie zum Beispiel nördlich Breitenrode und bei Mannhausen, fehlt sie sogar völlig. Als Sedimentkompensation lagerten die Schmelzwasser in der Zeit nach dem Zerfall des Drenthe- bis zum Abzug des Wartheeises eine 20-60 m mächtige Sanddecke ab, in der meist entlang der Störungszonen einzelne Senken mit eemwarmzeitlicher limnischer Füllung vorhanden sind. Am Ende des Warthestadiums gelang der Elbe der Durchbruch zwischen Magdeburg und Rogätz nach Norden, es kam zur Entstehung eines neuen Erosionsniveaus im Osten. Als Folge bildete sich eine Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten der Weser und der Elbe. Im Drömling verläuft sie zwischen der Aller, die die Niederung zur Weser entwässert, und der Ohre, die jetzt im Bereich des ehemaligen Ohre-Urstromtales nach Osten zur Elbe fließt. Der Kernbereich des Drömlings blieb in der Weichselkaltzeit durch weiter anhaltende Subrosionsprozesse als Depression erhalten und fing die Wasser beider, dort durch kleine Rinnsale kommunizierenden Flüsse auf (Bifurkation). Es folgte die Aufschotterung der maximal 10 m mächtigen fluviatilen Niederungssande, die die Drömlingniederung bis auf 55-58 m über NN auffüllten. Die unter dem Torf weit verbreiteten spätglazialen Kalkmudden belegen, daß schon ab dem Ausgang der Weichselkaltzeit weite Bereiche des Drömlings unter Wasser standen. Vereinzelt vorhandene Sandhorste stehen entweder mit unterschiedlicher Absenkung des Untergrundes in Verbindung oder wurden von der Erosion der Flußrinnen am Ende der Weichselkaltzeit verschont. Der Drömling ist ein fast 30 km breites Becken, welches im Westen und Südosten mit dem Talzug nur durch etwa 2 km breite Talengen verbunden ist. Im Norden tritt die Ohre in den Drömling ein, und im Süden ist es die Aller, die Wasser in das Gebiet bringt. Aufgrund des geringen Gefälles verzweigte sich das Wasser der Ohre und der Aller in kleine Rinnsale und strömte durch das gesamte Gebiet. Dadurch wurden Schlick, Feinsand und Torf abgelagert, so daß großflächig Versumpfungsmoore entstehen konnten. Der Flachmoortorf füllte alle ursprünglichen Senken und tieferliegenden Flächen allmählich bis zur heutigen, fast ebenen Fläche auf. Auf diese Weise entstand ein 1-2 m mächtiges Niederungsmoor, das bis auf einige Sandhorste die gesamte Niederung des Drömlings bedeckt. Der Drömling liegt in der Bodengroßlandschaft des östlichen Aller-Urstromtals. Hier wurden Entstehung, Morphologie und Eigenschaften der Böden fast auschließlich durch das in wechselnder Tiefe zirkulierende Grundwasser bestimmt. Im Drömling können drei geomorphologische Bodenbildungsbereiche unterschieden werden: die Niederterassen, die Drömlingsniederung im engeren Sinne und die Auen von Aller und Ohre. Die ältere (höhergelegene) Niederterrassenoberfläche liegt zwischen 61 und 59 m über NN. Sie umsäumt die Drömlingsniederung und bildet Inseln, sogenannte Horste, im Moorgebiet. Die Begrenzung zur Drömlingsniederung ist durch einen Geländeabfall mit 1 bis 2m Höhendifferenz ausgeprägt, der in historischen Karten noch als Böschung dargestellt wurde. Die auftretenden Böden weisen in der Regel eine Diskrepanz zwischen den im Profil sichtbaren hydromorphen Merkmalen und dem aktuellen, tiefer liegenden Grundwasserstand auf. Nach dem Flächenanteil dominieren Gley-Braunerden bis Podsol-Gley-Braunerden und reliktische, teils eisenreiche Gleye. In den grundwassernäheren Senken und Rinnen haben sich Humusgleye, seltener Moorböden erhalten. Die Drömlingsniederung nimmt zirka 50% des gesamten LSG ein. Sie beginnt etwa mit der 57,5 m Höhenlinie, die dem ehemaligen mittleren Wasserstand vor der Trockenlegung des Drömlings entspricht. Die Oberfläche der Niederung liegt bei 56,5 m über NN. Sie ist aufgrund der Moorsackung schwach wellig und wird durch Entwässerungsgräben und aufgeschüttete Dämme unterbrochen. Hier sind mineralische und organische Naßböden (Gleye, humusreiche Gleye, Anmoorgleye bis Moorgleye und Moorböden) entwickelt. Die Moorböden sind meist flach- bis mittelgründig. Nach der Entstehung sind die Moore Versumpfungsmoore mit Anteilen von Überflutungsmooren. Generell sind sie soweit entwässert, daß sich ein Erdniedermoor (entwässerter, degradierter Torfboden) ausgebildet hat. Zur Inkulturnahme sind die Torfböden unterschiedlich stark übersandet worden. Aufgrund der geringmächtigen Torfschicht und der Moorzehrung durch Entwässerung und Bewirtschaftung kommen im Randbereich des Moores in einem breiten Streifen Moorgleye, Anmoorgleye und Humusgleye vor. Ihre Entstehung ist hier auf den Humusabbau in sehr flachgründigen Moorbereichen bzw. auf die Vermischung der geringmächtigen Torfdecke mit Untergrundmaterial zurückzuführen. Der mittlere Grundwasserflurabstand liegt bei 2 bis 5 dm in den zentralen Bereichen und bei 7 bis 15 dm in den Randbereichen. Die Entwässerung und Nutzung der Moorfläche erfolgt bereits seit dem 18. Jahrhundert. Die Auen von Aller und Ohre münden von Süden und Norden in den Drömling. Im Sedimentationsbereich dieser teils breiten Rinnen wurden flächendeckend bis inselhaft sandige, lehmige und tonige Auensedimente über Niederungssanden abgelagert. In den zentralen Niederungsbereichen sind diese Sedimente ebenfalls geringmächtig vermoort. Entsprechend der Durchlässigkeit der Auensedimente und dem mittleren Grundwasserstand haben sich Gley-Vegas, Pseudogley-Vegas (Amphigleye) und Gleye sowie mit dem Eintritt der Auen in die Drömlingsniederung Humus-, Anmoor- und Moorgleye ausgebildet. Das wichtigste Fließgewässer des Drömlings ist die Ohre. Ihr fließen eine Vielzahl von Gräben und Kanälen zu, von denen Sichauer Beek, Friedrichskanal, Wilhelmskanal, Mittelgraben, Allerkanal, Secantsgraben, Landgraben und Flötgraben die bedeutendsten sind. Tangiert wird die Ohre im Bereich des Drömlings vom Mittellandkanal. Dieser steht über das Grundwasser in hydraulischer Beziehung zum unterirdischen Einzugsgebiet der Ohre. Das Gebiet des Drömlings befindet sich im Bereich der Klimabezirke ”Westliche Altmark” und ”Magdeburger Börde”. Letzterer Bezirk wird nur vom Südosten des Gebietes eingenommen. Von Westen nach Osten treten deutliche klimatische Unterschiede auf, da der Klimabezirk der Altmark auch als ”Übergangsklima der Lüneburger Heide” bezeichnet wird und von abnehmendem subatlantischen Einfluß gekennzeichnet ist. Das Klima des Drömlings kann als mäßig kontinental bezeichnet werden. Das Jahresmittel der Lufttemperaturen beträgt zirka 8,9 °C. Die mittleren Jahressummen der Niederschlagshöhen liegen bei 500 bis 600 mm. Charakteristisch für das Lokalklima des Drömlings sind die extremen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, die in der schlechten Wärmeleit- und -speicherfähigkeit des Moorbodens begründet sind. So ist es an warmen Sommertagen im Drömling deutlich schwüler, in den Nächten deutlich kälter als auf den umgebenden Randlagen. Einzelne Spätfröste treten in dem ausgedehnten Talkessel noch bis Anfang Juni auf, und die Nebelhäufigkeit ist ganzjährig relativ hoch. Pflanzen- und Tierwelt Der Drömling, insbesondere sein nordöstlicher Teil, das Übergangsgebiet zwischen den Endmoränenzügen des Klötzer Waldes und der großflächigen Niederungslandschaft, zeichnet sich durch das Auftreten von atlantischen Florenelementen aus, die hier ihre östliche Verbreitungsgrenze erreichen. Als solche sind folgende Arten hervorzuheben: Pillenfarn, Flutende Tauchsimse, Untergetauchter Scheiberich, Efeublättriger Hahnenfuß, Rankender Lerchensporn, Saat-Wucherblume und Quirlblättrige Knorpelmiere. Unter den Einfluß relativ hoher Niederschlagsmengeen (Südlicher Höhenrücken, Stauniederschläge) in Verbindung mit nährstoffarmen Sanden und schwach saurer Wasserbeschaffenheit entstehen für einige atlantische Florenelemente optimale Existenzbedingungen. Die ökologischen Besonderheiten anthropogen geschaffener Siedlungsstätten ermöglichen diesen Arten in der Erstbesiedlungsphase einen starken Entwicklungsdruck. So kommt es, daß man nach mechanischer Räumung der Grabensohle ausgedehnte Dominanzbestände antreffen kann. Andererseits dringen vom Elbetal her kontinental verbreitete Arten in den Drömling vor, wofür Glänzende Wiesenraute und Sumpf-Kreuzkraut repräsentative Beispiele sind. An den Ufern der Gräben ist in den Röhrichten das Vorkommen des Strauß-Gilbweiderichs erwähnenswert. Die Vorkommen sind infolge der Nährstoffanreicherung rückläufig. Als weitere bemerkenswerte Arten der submersen Grabenvegetation im nordöstlichen Drömling sind noch Sumpfquendel, Zwiebel-Binse, Alpen-Laichkraut und Nadel-Simse hervorzuheben. Zu weiteren erwähnenswerten Pflanzenarten im Drömling zählen Gemeiner Wasserschlauch, Moor-Greiskraut, Sumpf-Platterbse, Zungen-Hahnenfuß, Röhrige Pferdesaat, Lungen-Enzian, Rundblättriger Sonnentau, Alpen-Laichkraut, Froschbiß, Gemeine Wiesenraute, Aufrechtes Fingerkraut und Einbeere sowie Großes Zweiblatt mit sehr häufigem Vorkommen. Der Wiesen-Alant kommt nur noch sehr sporadisch vor, und der Lauch-Gamander wurde im Dannefelder Raum letztmalig vor 20 Jahren beobachtet. Mit einer Wiederbesiedelung des sachsen-anhaltischen Drömlings durch diese Art ist zu rechnen, da im angrenzenden niedersächsischen Raum Populationen großflächig siedeln. Die stark strukturierte Niederungslandschaft des Drömlings bietet über 40 Säugetierarten Lebensraum. Beispielhaft für die Bedeutung des Drömlings als Habitat bestandsgefährdeter Tierarten ist das Vorkommen des Fischotters. Seit 1994 lebt auch der Biber wieder hier. Das LSG bietet einer arten- und individuenreichen Vogelwelt Lebensraum. Bezeichnend dafür ist das Brutvorkommen von vier Großvogelarten. Die Kraniche, von denen während des Zuges über Tausend im Gebiet rastend angetroffen werden, brüten hier mit fünf bis zehn Paaren. Der Weißstorch erreicht mit rund 40 Brutpaaren im Bereich des Drömlings heute die höchste Brutdichte westlich der Elbe. Etwa 30 % der Weißstorchhorste befinden sich in der freien Landschaft. Die Bestandssituation dieser Art kann seit Jahrzehnten als stabil angesehen werden. Der ruhige Wälder bevorzugende Schwarzstorch ist mit einem Brutpaar regelmäßiger Brutvogel. Weiterhin befinden sich im LSG zwei Kolonien des Graureihers. Das ausgedehnte Grünland, welches kennzeichnend für das Niederungsgebiet ist, bildet den Lebensraum für den Großen Brachvogel. Mit gleichbleibend etwa 30 Brutpaaren weist der Drömling eines der stabilsten Brachvogelvorkommen im Land Sachsen-Anhalt auf. Weiterhin kommen Kiebitz und Bekassine als Brutvögel vor, letztere mit über 100 Brutpaaren. Die Uferschnepfe, bis Mitte der 70er Jahre noch regelmäßiger Brutvogel im Röwitzer Drömling, wurde 1986 letztmalig im Nordteil des Naturschutzgebietes „Südlicher Drömling“ erfolgreich brütend angetroffen. Mit elf Amphibien- und vier Reptilienarten besitzt der Drömling eine relativ reiche Herpetofauna. Besonders die individuenreichen Populationen der Rote-Liste-Arten Laubfrosch, Moorfrosch und Ringelnatter erreichen dabei landesweite Bedeutung. Die Insektenfauna des Naturraumes Drömling ist sowohl durch die an Wasser und Feuchtgebiete gebundenen hygrophilen Arten als auch durch die an die Trockenheit auf den Horsten ("Sandinseln") gebundenen xerophilen Arten gekennzeichnet. In den an Totholz reichen Wäldern wurde eine Vielzahl teilweise sehr seltener holzbewohnender Bockkäfer nachgewiesen. Entwicklungsziele Zu den Entwicklungszielen gehört in erster Linie die Sicherung der geologisch-geomorphologischen Gegebenheiten. Dabei ist der Wasserhaushalt durch maximale Nutzung des Gebietsspeichers zu verbessern. Im Zusammenhang mit der Verbesserung des Wasserhaushalts und der Gewässergüte sind der Schutz beziehungsweise die Erhaltung der Moorböden zu sehen. Mit der Absenkung der Wasserstände, insbesondere in den Sommermonaten, geht eine zunehmende Mineralisierung der Niedermoore einher. Insofern wird eine Erhöhung der Wasserstände, das heißt das Halten des Wassers im Gebiet, gleichfalls dem Schutz des Moorkörpers dienlich sein. Ein weiteres wesentliches Ziel ist die Sicherung und Förderung der gebietsspezifischen Mannigfaltigkeit der Pflanzen- und Tierwelt. Dazu sind Maßnahmen zur Renaturierung und Rekonstruktion der Biotope, insbesondere der Feuchtbiotope, durchzuführen. Die Extensivierung der Grünlandnutzung auf großen Flächen ist eines der prioritären Ziele der Entwicklung im LSG. Auf mehr als 4 800 ha Grünland soll eine extensive Nutzung stattfinden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung der natürlichen Erlenbruch- und Erlen-Eschen-Wälder. Perspektivisch sollen auf 862 ha diese natürlichen Wälder erhalten oder entwickelt werden. Der Sicherung und Entwicklung des historisch entstandenen Landschaftsbildes, insbesondere der Moordammkulturen, und der daran gebundenen landschaftlichen Erholungseignung kommt ebenso Bedeutung zu. Die Entwicklungsziele sind in dem Pflege- und Entwicklungsplan Drömling für das Land Sachsen-Anhalt mit einzelnen Entwicklungskonzeptionen untersetzt. Es gibt folgende Konzeptionen und Planungen zur Entwicklung des Drömlings: - Konzeption zur Wiedervernässung, - Konzeption zum Schutz der Böden, - Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung der Biotope, - Maßnahmen zum Schutz der Gewässer, - Konzeption zum Schutz und zur Entwicklung des Landschaftsbildes sowie der Entwicklung der naturbezogenen Erholungsnutzung, - räumliche Pflege- und Entwicklungskonzeption sowie -anforderungen an die Nutzer. Die Planungsziele werden schrittweise mit der Durchführung eines Naturschutzgroßprojektes von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung bis zum Jahr 2003 realisiert. Exkursionsvorschläge Der Drömling bietet seinen Besuchern vor allem in den Ortschaften am Rande des ehemaligen Moorgebietes einige charakteristische Sehenswürdigkeiten. Besonders interessant sind in Calvörde unter anderem das Marktensemble, die mittelalterliche Niederungsburg aus dem 10. Jahrhundert und die Holländerwindmühle; südlich Kunrau der Gedenkstein zur Erinnerung an den Gutsbesitzer Theodor Hermann Rimpau sowie das von ihm zwischen 1859 bis 1861 im italienischen Renaissancestil erbaute Schloß mit Aussichtsturm und Park im Ort Kunrau. Das Schloß dient heute dem Fremdenverkehrsverein und der Verwaltungsgemeinschaft Jeetze-Ohre-Drömling als Sitz. Im regionstypischen Fachwerkstil oder aus roten Ziegelsteinen erbaute alte Gehöfte aus der Zeit der Drömlingskultivierung sind noch in vielen Horsten und Kolonien zu sehen. Häufig befinden sich an den Häuserfronten der ein- bis zweigeschossigen Fachwerkbauten in den Kolonien und Ortschaften historische Balkeninschriften (u.a. Kathendorf, Niendorf, Weddendorf). Markant sind auch die überdachten Toreinfahrten zu den Innenhöfen der Bauernhäuser. Eine Besonderheit des Gebietes stellen die an windexponierten Standorten der hohen Drömlingsrandlagen errichteten Windmühlen dar. Bis heute erhalten sind die Holländermühlen in Calvörde und Niendorf und die Bockwindmühlen in Etingen, Weddendorf und Niendorf. Aus kultur- und nutzungsgeschichtlicher Sicht von Interesse sind die Grabensysteme und Kanäle zur Moorkultivierung. Zu nennen sind hier unter anderem der Friedrichs- und der Wilhelmskanal. Im Zuge der Entwässerungsmaßnahmen sind seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche technische Bauwerke wie Wehre, Stauanlagen, Schleusen und Brücken entstanden. Bedeutende Anlagen sind das Verteilerwehr bei Buchhorst sowie die bis heute erhaltenen, mit Kettenanlagen ausgestatteten Holzwehre im Friedrichskanal aus dem Jahr 1875 und im Wilhelmskanal aus dem Jahr 1876. Sehenswert ist auch die Ohre-Brücke bei Taterberg als Erinnerungsplatz für die erste Drömlingsmelioration vor 200 Jahren. Wanderungen durch die Moordammkulturen des Norddrömlings sind ein besonderes Erlebnis. Ein ausgeschildeter Wanderweg führt an reizvollen Moordammkulturen vorbei und zeigt neben der Landschaft auch den Rimpaustein, der an den ”Vater” dieser Landschaft erinnert. Des weiteren vermitteln Naturlehrpfade Informationen über die Landschaft. Ein Lehrpfad geht von Kunrau aus und erschließt den nördlichen Drömling. Der zweite Naturlehrpfad ist an das Informationszentrum des Drömlings in Kämkerhorst angebunden und zeigt Ausschnitte aus der Landschaft im mittleren Teil des LSG mit bewaldeten Horsten und Feuchtgrünländern. Das Informationszentrum gibt dem Besucher Auskunft über Sehenswürdigkeiten, Erholungsmöglichkeiten und über die Naturschutzziele der Landschaft. Verschiedenes Siedlungsgeschichte Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Drömling durch den Mönch Widukind aus dem Kloster Corvey an der Weser im Jahre 938 als locus Thrimmining ("Schwankende Örtlichkeit"). Aus dieser Zeit ist überliefert, daß ein nicht näher benannter Wende einen ungarischen Heerhaufen aus Richtung Süden über die Bode (superlitus badae) bis in das Drömlingsgebiet geführt haben soll, der dort schließlich durch die Unkenntnis der Örtlichkeit und durch die gegnerischen Waffen seinen Untergang fand. Der Drömling gehörte wie die gesamte Altmark ursprünglich zum Frankenreich und wurde 870 dem ostfränkischen Staat zugeschlagen, aus dem später das deutsche Reich hervorging. Im 9. Jahrhundert wurde die Altmark an die sächsischen Bistümer Verden und Halberstadt angegliedert, deren Diözesegrenze durch den Drömling verlief. Im weiteren war das einstige Waldsumpfgebiet des Drömlings infolge seiner Unpassierbarkeit über viele Jahrhunderte das Grenzgebiet zwischen den Herrschaftsbereichen der Markgrafen von Brandenburg, der Stifte zu Magdeburg und zu Halberstadt und der Herzöge von Braunschweig. Die jahrhundertelange Grenzwirkung des Gebietes durch politische und naturräumliche Gegebenheiten drückt sich noch heute in den mundartlichen Unterschieden zwischen Nord- und Süddrömlingern aus. Die Entwicklung der heute gebräuchlichen Regionsbezeichnung erfuhr insbesondere im Mittelalter immer wieder Veränderungen. Nachgewiesen sind die Namensformen locus Thrimmining (938), silvam Trumelingam (1193), Dromeling (1420), Tremeling (1485) und Dremeling (1506). Die jetzige Schreibweise Drömling wird etwa seit dem Jahre 1520 ständig verwendet. Zu den vermutlich ältesten Drömlingsdörfern gehören Etingen und Rätzlingen. Die urkundliche Ersterwähnung Etingens geht bis ins Jahr 961 zurück. Anno 1472 wird das Dorf Kunrau erstmalig erwähnt. Die damals wüste Siedlung wurde als Gimrou durch Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg an das Geschlecht von Alvensleben belehnt. In einer weiteren Urkunde bewilligte Kurfürst Joachim und Markgraf Albrecht von Brandenburg im Jahr 1506 die Verpfändung eines Teiles des Schlosses Gardelegen sowie der Wüstung Kunnerou (Kunrau) und anderer Orte, u.a. Nigenferchow (Neuferchau) und Germen (Germenau), an Dietrich von Alvensleben. Erst 1559 wurde Kunrau von zwölf Bauern besiedelt, die das Land von Valentin von Alvensleben belehnten. Der Drömling wurde im Mittelalter von zwei wichtigen überregionalen Handels- und Heerstraßen tangiert, zum einen der Straße von Leipzig über Magdeburg nach Lüneburg und Hamburg sowie zum anderen der Verbindung von Stendal über Gardelegen nach Braunschweig. Seinerzeit war der Drömling nur in trockenen Sommern bzw. langen Frostperioden und an sehr wenigen Stellen passierbar. Überliefert ist lediglich ein Knüppeldamm unbekannten Alters, der Oebisfelde über Bergfriede mit Miesterhorst und Mieste verband. Später nahm der Damm den Handelsweg von Stendal über Gardelegen nach Braunschweig auf. Sein Verlauf entspricht weitgehend dem der heutigen Bundesstraße B 188. Die Besiedlungsgeschichte der jüngeren Zeit wurde wesentlich von den in verschiedenen Etappen verlaufenen Bestrebungen zur Urbarmachung des Drömlings geprägt. Neben den besiedelten und bereits recht früh kultivierten Horsten entstanden während und nach der durch Preußen vorangetriebenen ersten großen Melioration gegen Ende des 18. Jahrhunderts einige sogenannte Kolonien im Moorgebiet selbst. ”Kolonie" ist eine noch heute ortsübliche Bezeichnung für neuangelegte Siedlerstellen. Letztlich wurde der Drömling radial unter den Anliegergemeinden aufgeteilt, die nun den ehemals "freien Drömling" für sich beanspruchten. Auch Randgemeinden bekamen außerhalb ihrer Gemarkungsgrenzen Anteile zugesprochen, so u.a. Gehrendorf, Grauingen, Lockstedt, Peckfitz und Sichau. Der weitere Landesausbau wurde durch diese Verfahrensweise eher gehemmt als gefördert, da die sich anschließende Erschließung der Flächen einseitig von den umliegenden Ortschaften aus erfolgte. Neue dörfliche Ansiedlungen entstanden infolgedessen nicht. Die Einwohnerzahl stieg in allen Drömlingskolonien von 490 im Gründungsjahr des Deutschen Reiches auf 576 im Jahr 1885 an. Auf dem durch die Trockenlegung des Bruches gewonnenen Neuland erfolgte in den letzten 200 Jahren jedoch keine konsequente Aufsiedlung, es diente lediglich als "Ergänzungsfläche" für den vorhandenen landwirtschaftlichen Produktionsprozeß bzw. durch die Kolonien als "Vorposten" für eine bereits bestehende Siedlungsstruktur im Umland. Insgesamt blieben deshalb die Bevölkerungszunahme und Siedlungsentwicklung in der südwestlichen Altmark bis heute hinter der Gesamtentwicklung in Deutschland zurück. Moordammkulturen Ab 1862 wurde im Drömling unter der Leitung von Theodor Hermann Rumpau im großen Stil begonnen, Moordämme anzulegen. Für den Abfluß des Wassers wurden Vorflutgräben angelegt und an diese eine Anzahl paralleler Dammgräben angeschlossen, in denen sich das Wasser sammelte. Die ausgehobene Moorerde wurde zur Aufhöhung auf die Dammfläche planiert, der dem tieferen mineralischen Untergrund entnommene Sand wurde anschließend etwa 10 cm hoch aufgebracht. Vermischungen zwischen Moor und Sand wurden weitgehend vermieden, da sonst anmooriger Sand mit schlechteren Standorteigenschaften entstanden wäre. Daher richtete sich auch der Pflughorizont nach der Stärke der Sanddecke. Insbesondere die zahlreichen Rimpauischen Kulturen im nördlichen Drömling lassen sich durch ca. 25 m breite Dämme charakterisieren, in die Schmal- und Mittelgräben eingebettet sind, die jeweils von Moordammgräben begrenzt sind. Diese Gräben weisen heute unterschiedliche Verladungsstadien auf. Differenzierte Flächengröße und baumbestandene Wege lassen ein ästhetisch hochwertiges Landschaftsbild entstehen. Die Kleingliedrigkeit der Landschaft wird durch die Moordammgräben bestimmt, die mit Erlen- und Weidengehölzen, mit Röhrichten oder Uferstaudenfluren bewachsen sind. Demgegenüber steht die großräumige Gliederung der Landschaft, die durch die baumbestandenen Wege, meist Pappelreihen, bedingt ist. Waldflächen sind in diesem Bereich selten. Der südliche Drömling ist dagegen mehr von der Kunrauer Methode der Moordammbewirtschaftung gekennzeichnet. Hier dominieren große offene Wiesen- und auch Ackerflächen, die von Teichgräben, mehr als 5 m breiten Gräben, durchzogen sind. Der Charakter der Landschaft ist hier wesentlich offener und weniger mit Strukturen untersetzt. Die Kleingliedrigkeit der Landschaft ist nicht gegeben, auch fehlen an Wegen häufig Bäume. Gefährdung und Schutz der Moore Ein großes Problem besteht im LSG durch die fortschreitende Moormineralisierung. Durch die Meliorationsmaßnahmen der letzten 200 Jahre und insbesondere durch die Tätigkeiten der letzten Jahrzehnte, die mit Grundwasserabsenkung und Zufuhr von Nährstoffen (Düngung) verbunden waren, nahm die Mineralisierung des Moores zu. Mit der Vererdung und der Vermullung der Niedermoore, die mit einer Moorsackung einhergehen, sind eine Verschlechterung des Gefüges und vor allem eine starke CO2- und Stickstofffreisetzung verbunden, die nachteilige Folgen für den Naturhaushalt hat. Durch vergleichende Untersuchungen konnte festgestellt werden, daß der Moorschwund in den letzten 55 Jahren im Mittel etwa 20-25 cm betragen hat. Die durchschnittlichen Moormächtigkeiten schwanken heute zwischen 2 und 4 dm. Schreiten der Torfabbau und die Umwandlung der Niedermoore in Anmoore weiterhin so fort, kann man davon ausgehen, daß spätestens in 50-80 Jahren der größte Teil des Drömlings in eine Sandniederung mit wenigen Moorinseln umgewandelt ist. Der Schutz der gefährdeten Biotope und der in ihnen lebenden Pflanzen- und Tierarten hängt demzufolge von der Erhaltung des Niedermoores ab. (1) Wiesenbrüter- und Storchenschutz Die internationale private Stiftung „The Stork Foundation - Störche für unsere Kinder“ hat den Grunderwerb auf vier Teilbereiche nördlich der Stadt Oebisfelde, in den Gemarkungen Buchhorst, Wassensdorf und Breitenrode, konzentriert. Etwa 450 ha sollen hier im Rahmen der Flurbereinigung durch das zuständige Amt für Landwirtschaft so zusammengelegt werden, dass biotopverbessernde Maßnahmen durch Anheben des Grundwasserflurabstandes folgen können. Ein Teil des Grünlandes wird derzeit wieder extensiv mit konventionellen Mähbalken tierartenschutzgerecht geschnitten. Allein im engeren Projektgebiet der Stiftungwurden bisher acht Bodensenken ausgeschoben, meist mit einer flachen Insel im Zentrum. Eine 1999 durchgeführte Effizienzkontrollezeigte, dass die Arten des extensiven Feuchtgrünlandes im Naturpark „Drömling“ zugenommen haben. Eine Neuansiedlung von Wachtelkönig und Wiesenweihe erfolgte. Der Anstieg des Weißstorchbestandes von 33 Horstpaarenim Jahr 1990 auf 42 Horstpaare im Jahr 2002 belegt die positive Tendenz des Weißstorch-Schutzprogramms „Drömling/Sachsen-Anhalt“. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X (1) Abschnitt "Wiesenbrüter- und Storchenschutz" aktualisiert in: Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 29.07.2019
Gebietsbeschreibung Das LSG „Kyffhäuser“ und die vorgelagerte Goldene Aue schließen sich unmittelbar nördlich an das Kyffhäusergebirge an; dieses setzt sich im Land Thüringen bis Bad Frankenhausen nach Süden fort. In Sachsen-Anhalt befindet sich nur ein geringer Flächenanteil dieser Landschaftseinheit. Der überwiegende Teil des LSG gehört zur Landschaftseinheit Helme- und Unstrutniederung. Die Landschaft des LSG ist sehr abwechslungsreich und weist aufgrund ihrer Strukturiertheit ein ästhetisch hochwertiges Landschaftsbild auf. Obwohl der Kyffhäuser nicht die Höhen des Harzes erreicht, sind die Felsen, Schluchten, Täler und Kuppen landschaftlich sehr wirksam. Der größte Teil des Kyffhäusers ist bewaldet und nur kleinflächig existieren Wiesen- und Staudenflächen. Im nördlichen Bereich meint man aufgrund der steil aufragenden Gesteine wirklich vor einem Mittelgebirge zu stehen. Die vorherrschenden Waldflächen verstärken diesen Eindruck. Weithin sichtbar sind das Kyffhäuserdenkmal mit der Oberburgruine, die Rothenburg und der Fernsehturm auf dem Kulpenberg. Vom Kyffhäuser aus hat man einen eindrucksvollen Blick in die Goldene Aue, deren Name auf die Fruchtbarkeit der Böden zurückzuführen ist. Die Landschaftsname ist seit dem 11. Jahrhundert bekannt. Die Aue ist eine stark ausgeräumte, ebene Ackerlandschaft. Strukturierende Gehölze, Alleen oder Feldgehölze fehlen fast völlig. Die landwirtschaftliche Nutzung der Goldenen Aue wurde durch ein weit verzweigtes Grabensystem möglich, mit dessen Hilfe Wasser eingestaut beziehungsweise abgeführt werden kann. Die Gräben besitzen haute eine besondere Biotopfunktion, die einer Vielzahl von Arten der Wasser- und Feuchtlebensräume das Siedeln in der Goldenen Aue gestattet. Die Talsperre Kelbra ist vor knapp 30 Jahren gebaut worden, sie dient vorrangig dem Hochwasserschutz. (1) ergänzende Beschreibungen Von diesem kleinen, aber geologisch abwechslungsreichen Gebirge liegt nur ein geringer Teil, der nördliche Unterhang und der Hangfuß, in Sachsen-Anhalt. Das LSG „Kyffhäuser“ erfasst nunmehr mit seinem sachsen-anhaltischen Anteil die Nordhänge des Kyffhäusergebirges und die flach zur Goldenen Aue ausstreichenden Buntsandsteinhänge. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Mittelsteinzeitliche Menschen durchzogen als Jäger, Fischer und Sammler das Gebiet, davon wurden bei Kelbra Spuren sichergestellt. Seit 5500 v.u.Z. nahmen jungsteinzeitliche Ackerbauern der Linienband-Keramikkultur das Land am Fuße des Kyffhäusers in Besitz. Die Goldene Aue blieb seitdem besiedelt. Im 5./6. Jahrhundert lag der Kyffhäuser im Siedlungsgebiet der Thüringer, das 531 dem Frankenreich eingegliedert wurde. In den folgenden Jahrhunderten siedelten Elbgermanen, die Hermunduren, im Gebiet. Ihre Adligen wohnten in Höfen, Burgen gab es nicht zu dieser Zeit. Im wesentlichen waren das Gebiet des Kyffhäusers und seine nahe Umgebung von den Thüringern beherrscht, die lange Zeit dem Frankenreich eingegliedert waren. Seit dem 7. Jahrhundert machte sich der Einfluß der Franken auch auf die Siedlungstätigkeit bemerkbar. Im Gebiet entstanden Straßendörfer, wie das Kelbraer Altendorf. Typisch fränkische Hofformen traten auf, wobei sich Haus, Stall und Scheune um einen meist viereckigen Hof gruppierten. Über den Kamm des Kyffhäusergebirges verlief damals die Grenze zwischen dem Helmegau und dem Nabelgau. Unter den sächsischen Herrschern entstanden im 10. Jahrhundert Pfalzen in Tilleda, Wallhausen und Allstedt sowie zahlreiche Burgen, die die Mittelpunkte der Burgbezirke bildeten. Tilleda, Berga und Kelbra sind aufgrund ihrer Namensformen sehr alte Siedlungen. Kelbra wird zuerst 1093 urkundlich genannt, als bereits neben dem älteren Dorf Kelbra, dem sogenannten Altendorf, eine zweite städtische Siedlung gleichen Namens entstanden war. Tilleda erschien zuerst in einem Hersfelder Güterverzeichnis, das in der Zeit zwischen 802 und 815 aufgezeichnet wurde und die Besitzungen des in Hessen gelegenen Klosters Hersfeld aufzählt. 972 wurde Tilleda als ”kaiserlicher Hof” erwähnt. Die Urkunde wurde von Otto II., dem Enkel Heinrich I., am 14. April 972 zu Rom unterzeichnet. Berga wird in einer Urkunde von Otto III. 985 erwähnt. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Die Goldene Aue bildet eine große Auslaugungssenke. Die ehemals in den Zechstein eingelagerten Steinsalz- und Kalisalzschichten wurden ausgelaugt, so daß letztlich der Buntsandstein direkt über den Auslaugungsrückständen und den Gipsen des Zechsteins lagert. Der Kyffhäuser kann als verkleinerte Abbildung des Harzes verstanden werden. Im Norden bricht das Kyffhäusergebirge steil an einer Bruchstufe ab, der Nordrandverwerfung, wogegen sich der südliche Abfall allmählich vollzieht, so daß sich eine flachere Schichtstufe im Zechsteingips ergibt. Am Fuße zur Goldenen Aue bilden metamorphe und magmatische Gesteine eine pultschollenförmige Aufragung der Mitteldeutschen Kristallinzone. Das sogenannte Kyffhäuser-Kristallin geriet bereits während der variszischen Gebirgsbildung in die Nähe der Erdoberfläche und unterlag in der jüngeren erdgeschichtlichen Entwicklung verstärkten Hebungsbewegungen. Kambrische Para- und Orthogneise, Marmore, Kalksilikatfelse und Amphibolite stehen im Westteil des Kyffhäuser-Kristallins an. Leukogranitgänge durchsetzen diese Metamorphite. Im Osten, im Bereich der Bären-Köpfe, treten Granodiorite auf, die ein jüngeres, variszisches Alter besitzen. Diskordant überlagert werden diese von Konglomeraten, Sand- und Tonsteinen des Oberkarbons. Der Zechsteingips bei Bad Frankenhausen in Thüringen lagert - wie auch am Südrand des Harzes - auf dem Oberkarbon. Die Entstehung einer Gipskarstlandschaft wie im Südharz wiederholt sich aufgrund der ähnlichen Lagerungsverhältnisse auch am Südrand des Kyffhäusers. Das im Untergrund noch vorhandene Zechsteinsalz findet sich im Quellwasser von Bad Frankenhausen, ist aber gleichzeitig die Ursache für zahlreiche Senkungsprozesse, die durch Auslaugung entstehen. Der Kyffhäuser ist mit 350 bis 450 m Höhe die höchste Erhebung der hermundurischen Scholle. Er begrenzt das Thüringer Becken in herzynischer Streichrichtung bis zur Fortsetzung im Südwesten mit der Finnestörung. Daß das Kyffhäusergebirge nicht als Mittelgebirge bezeichnet wird, liegt daran, daß es nicht so hoch emporgehoben wurde. Am nördlichen Hangfuß dominiert als Bodenform eine Braunerde aus Bergsandlöß über Berglehm mit permokarbonen Sandsteinen. An den Berghängen finden sich podsolige Braunerden bis Braunerde-Podsole aus Berglöß über skeletthaltigem lehmigen Sand beziehungsweise über Schutt aus permokarbonen Sandsteinen. Nach Westen anschließend folgt ein Teil der Goldenen Aue mit der Talsperre Kelbra. Hier dominieren Vegas, untergeordnet Vegagleye aus Auenton und Auenschluff, braune, humose grundfrische bis grundwasserbeeinflußte Auenböden, die außerordentlich ertragreich sind und für diese Gegend den Namen „Goldene Aue“ begründeten. In der Umgebung des Rückhaltebeckens finden sich Gleye aus Auenton und Humusgleye, dunkelbraune, teilweise stark humose, grundwasserbestimmte Auenböden. In der Helmeniederung kommen Auenton-Gleye bis -Humusgleye vor, die nährstoffreich, jedoch vernäßt sind. Westlich schließen sich Auenlehmtiefton- und Auenton-Vegas an, die ein ausgeglicheneren Bodenwasserhaushalt besitzen. Die Entwässerung des Kyffhäusers folgt nicht der Pultabdachung nach Süden, sondern die meisten und größten Täler verlaufen in west-östliche Richtung. Durch die mächtigen aufliegenden Schuttdecken und den Löß, die während der Eiszeit bzw. nacheiszeitlich entstanden sind, ist die Oberflächenentwässerung im Kyffhäusergebiet sehr gering. Wasserdurchlässige Gipse und Kalke führen zusätzlich das Wasser schnell in den Untergrund. Als Oberflächengewässer treten im nördlichen Kyffhäuser nur der Wolwedabach und der im Borntal südlich von Sittendorf an einer Schichtgrenze entspringende Heiligenborn auf. Als künstliches stehendes Gewässer besitzt die Talsperre Kelbra Bedeutung. Sie wird von der Helme gespeist. Klimatisch gesehen gehört die Umgebung des Kyffhäusers zum mitteldeutschen Trockengebiet. Innerhalb dieser Klimalandschaft stellt der Kyffhäuser jedoch eine kühlere und feuchtere Insel dar. Es werden mittlere jährliche Niederschläge von 550 mm erreicht, die ein deutliches Sommermaximum aufweisen. Die Trockenheit wird durch die porösen Gesteine noch verstärkt, da auftreffendes Niederschlagswasser sofort versickern kann und daher schwer pflanzenverfügbar ist. Die mittleren Jahrestemperatur beträgt 7°C. In der Helme-Unstrut-Region herrschen vergleichsweise höhere Temperaturen (8,8°C). Im Vergleich zur südwestlichen Vorharzregion liegen die Niederschläge im Bereich der Talsperre Kelbra deutlich niedriger und erreichen nur 470 bis 490 mm im Jahr. Nordhausen in Thüringen weist beispielsweise jährliche Niederschlagsmengen von 621 mm auf, so daß die Lee-Wirkung des Harzes für den Kyffhäuser genauso zutreffend erscheint. (1) ergänzende Beschreibungen Der Kyffhäuser kann geologisch als Miniatur des Harzes angesehen werden und bildet genau wie dieser eine Pultscholle. Sein Nordrand - gebunden an eine steile tiefgreifende, westnordwestlich verlaufende Bruchstruktur -erfuhr im Verlaufe der Erdgeschichte eine stärkere Hebung als der südliche Teil. Zwischen dem Taleinschnitt des Krummen Weges und den Bärenköpfen treten im Kyffhäuser kristalline, metamorphe und magmatische Gesteine zu Tage, die zu den ältesten gehören, die in Sachsen-Anhalt an der Erdoberfläche zu beobachten sind. Es handelt sich um neoproterozoische bis altpaläozoische Para- und Orthogneise, Amphibolite, Marmore und Kalksilikatfelse, die von jüngeren variszischen Granodioriten und Graniten durchsetzt werden. Der weitaus größte Teil des Kyffhäuser-Kristallins wird diskordant von rund 900 m mächtigen, rotgefärbten Sand- und Tonsteinen mit Einschaltungen von Konglomeraten bedeckt, die ins Oberkarbon bis Rotliegend eingestuft werden und mit 5 bis 10° nach Südwesten einfallen. Nach Süden schließen sich gleichfalls sehr flach einfallend die verschiedenen, rund 250 m mächtigen Sediment-Folgen des Zechsteins an, die vorwiegend aus Kalkstein, Anhydrit, Gips und Steinsalz bestehen. Ähnlich wie am Südharzrand kommt es im Verbreitungsgebiet des oberflächennahen Zechsteins zu Karstbildungen. Die Basis des Zechsteins bildet der Kupferschiefer, der am Südwesthang des Kyffhäusers auch Gegenstand des Bergbaus war. An der dem Harz zugewandten Seite gelangt zwischen Sittendorf und Tilleda in einem rund 100 m breiten Streifen erneut der Zechstein mit stark verkürzter Mächtigkeit an die Oberfläche. In der Umgebung von Tilleda ragen rotbraune und graue Sand- und Tonsteine aus dem quartären Schuttfächer hervor, die für den Buntsandstein (Trias) charakteristische Einlagerungen von Rogen- und Kalksandsteinen führen. Die der Verwitterung gegenüber relativ beständigen Sedimente des Unteren Buntsandsteins bilden markante Aufragungen im Gelände. Aus dem Tal des Krummen Weges und dem Steintal werden Schuttkegel kristalliner Schotter vermischt mit Kies, Sand und Ton in Richtungen Norden bis zur Straße zwischen Kelbra und Tilleda geschüttet. Am Nordhang der Grundgebirgsaufragung ist toniger Verwitterungsschutt flächenhaft verbreitet, der zusammen mit dem Löss die jüngsten geologischen Ablagerungen bildet. Mit dem Wechsel des Gesteins verändern auch die Böden ihr Erscheinungsbild und ihre Eigenschaften. Südlich Kelbra sind auf dem Nordhang Braunerden, podsolige Braunerden und Ranker aus skeletthaltigem Hangsandlöss über Arkosesandsteinen entwickelt. Diese Böden sind zusammen mit flachgründigen Fahlerden für den gesamten Kyffhäuser typisch. Auf den Bärenköpfen sind podsolige Braunerden aus lehmigem Hangsand über Granit entwickelt. Auf dem Hangfuß dominiert Braunerde aus Hanglöss über Hanglehm, lehmigem Hangschutt oder Schotter aus permokarbonen Sandsteinen. Diese Braunerden sind mit Parabraunerden vergesellschaftet. Auf den Zechstein- und Buntsandstein-Vorkommen im Ostteil des LSG, der bereits zum sandlössbeeinflussten Buntsandstein-Hügelland gehört, werden die Braunerden von Rendzinen bis Pararendzinen abgelöst. Rendzinen kommen in Gesellschaft mit Rohböden auch im Westen, in der Badraer Schweiz, auf Gips vor. Auf den eingeschalteten Löss-Flächen sind Böden mit Tondurchschlämmung, d. h. Fahlerden und Parabraunerden entwickelt. Pflanzen- und Tierwelt Die Vegetation des Gebietes ist aufgrund der geologischen, pedologischen und geomorphologischen Situation stark differenziert. Darüber hinaus führte die Tätigkeit des Menschen zur Veränderung der natürlichen Vegetation. Der Anbau von Kulturpflanzen verdrängte in den gering reliefierten Gebieten der Goldenen Aue und in den angrenzenden Übergängen zum Kyffhäuser die naturnahen Wälder. Teile der Hangbereiche wurden entwaldet und als Wiesen oder Weiden genutzt. Die Wälder des sachsen-anhaltischen Kyffhäuseranteils gehören zu den submontanen und kollinen Buchen-Wäldern mit waldschwingelreichen Beständen. Diese gehen in den Hangbereichen in geophytenreiche Hangwälder mit Sommer-Linde, Berg-Ahorn und Berg-Ulme über. Zum Teil bestimmen jedoch monotone Fichten- und Douglasienforste die Waldvegetation. Bedeutung besitzen die sich anschließenden Saumbereiche, Hecken und Feldgehölze, die auch landschaftsgliedernd wirken. Zu den bemerkenswerten Pflanzenarten zählen Diptam und verschiedene Orchideenarten. Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Streuobstwiesen, die teilweise aus alten Lokalsorten aufgebaut sind. Sie werden von extensiv und intensiv genutzten Grünländern abgelöst, die schließlich zur Goldenen Aue hin in offene Ackerlandschaften wechseln. Im nördlichen Bereich der Talsperre Kelbra befindet sich ein kleinflächiger Weichholzauenwald aus Weidenarten. Landschaftsbestimmender sind aber die ausgedehnten Schilfbestände und Großseggenriede. An die feuchtesten Gebiete schließen sich Grünlandflächen an. Als Besonderheit treten am Südufer kleinflächig Salzstellen auf. Eine besondere ornithologische Bedeutung für den Vogelzug im Binnenland besitzt die Talsperre Kelbra. Etwa 50 Vogelarten brüten regelmäßig in diesem Europäischen Vogelschutzgebiet, weitere 25 unregelmäßig oder sporadisch. Zu den bemerkenswerten Brutvögeln zählen Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig, Sperbergrasmücke und Neuntöter. In den vegetationslosen schlammigen Bereichen können Limikolen wie Brachvogel, Goldregenpfeifer, Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Rotschenkel, Flußuferläufer und Uferschnepfe nach Nahrung suchen. Interessante Nahrungsgäste sind Seeadler, Fischadler und zahlreiche Gänse- und Entenarten, die das Gewässer regelmäßig aufsuchen. Entwicklungsziele Die Entwicklung des LSG ist im wesentlichen auf die Erhaltung naturnaher Wälder und der wertvollen offenen Ersatzvegetation sowie den Schutz und die Entwicklung der Arten- und Formenmannigfaltigkeit der Pflanzen- und Tierarten gerichtet. Die besonders aus ornithologischer Sicht bedeutsame Talsperre Kelbra ist in ihrer Nutzung vor allem dem Hochwasserschutz und dem Naturschutz verpflichtet. Wichtig ist, daß die wasserwirtschaftliche Regulierung sich besser den Belangen des europäischen Vogelschutzes anpaßt. So soll im Sommer etwas zeitiger Wasser abgeführt werden, um Schlammflächen entstehen zu lassen. Im Winter sollte nicht alles Wasser abgelassen werden. So können den Brutvögeln und den Zugvögeln optimalere Bedingungen geschaffen werden. Der Südteil der Talsperre Kelbra wird für die Erholung gemutzt. Ziel ist es, eine mit dem Vogelschutz verträgliche Regelung zu erzielen. Dafür sind an geeigneten Stellen auch Beobachtungstürme zu errichten, um den Besuchern das Beobachten von Vögeln zu ermöglichen. Ökologisch sensible Bereiche sind vor Störungen zu schützen. (1) ergänzende Beschreibungen Besonderer Schutz gilt der Bewahrung der charakteristischen Abfolge von geschlossenem Wald über Waldmantel- und Saumgesellschaften sowie Magerrasen, einen breiten Gürtel von Streuobstwiesen zum Ackerland. Das Ackerland ist durch Anlage von Feldgehölzen und Gehölzstreifen zu beleben. Diese dienen gleichfalls dem Schutz vor Bodenerosion. Die naturnahen Wälder des Nordrandes des Kyffhäusers sollen gesichert werden, dabei insbesondere die Hainsimsen- und Waldschwingel-Rotbuchenwälder mit unterschiedlichen Eichen-Anteilen und die geophytenreichen Bergahorn-Sommerlinden-Schluchtwälder. Alt- und Totholz sind in den Beständen zur Strukturbereicherung ebenso wie Horst- und Höhlenbäume zu erhalten. Naturferne Waldbestände sind in standortgerechte Laubwälder umzuwandeln. Hinsichtlich der vorkommenden Tiere ist insbesondere auf die reiche Vogelwelt der Wälder und der Streuobstwiesen zu verweisen. Brutvögel sind u. a. Wendehals, Waldbaumläufer, Schwarzspecht, Grünspecht, Grauspecht, Buntspecht, Mittelspecht, Neuntöter, Nachtigall, Misteldrossel, Schwanzmeise und Turteltaube. Früher kamen auch Wiedehopf und Steinkauz vor. Bei Tilleda sollen nach kulturlandschaftlichen Aspekten die Streuobstwiesen in unterschiedlichen Nutzungsformen erhalten werden. Abhängig von der Nutzungsintensität beherbergen diese zahlreiche geschützte Pflanzen- und Tierarten. Insgesamt dient die Sicherung und Entwicklung der Biotopvielfalt dem Biotopverbund. Das Gebiet soll der naturbezogenen Erholung dienen und ist von weiteren Bebauungen freizuhalten. Exkursionsvorschläge Kelbra und Stausee Der Ort Kelbra und die gleichnamige Talsperre befinden sich im Westen des LSG. Der Bau des Stausees erfolgte aus Gründen des Hochwasserschutzes in den Jahren 1962 bis 1967. Er besitzt ein Fassungsvermögen von 36 Millionen m³. Im Sommer werden 12 Millionen m³ für die landwirtschaftliche Bewässerug, den Erholungsbetrieb und die Fischwirtschaft eingestaut. Im Winter dient der gesamte Stauraum als Hochwasserrückhalteraum. Der Kelbraer Stausee schützt die tiefer gelegenen Auen der Helme und der Unstrut vor Hochwasser. Zu niederschlagsarmen Zeiten erhöht er die Wasserführung der Helme. Der Stausee besitzt eine Wasserfläche von zirka 7 km² und eine mittlere Wassertiefe von zirka 2,5 m. Unmittelbar südlich am See ist ein Campingplatz gelegen. Aufgrund der recht geringen Wassertiefe kann sich der See schnell erwärmen, wodurch im Zusammenhang mit dem hohen Nährstoffgehalt im Sommer Probleme mit der Badewasserqualität durch Algenblüte auftreten können. Die Talsperre Kelbra bietet für naturinteressierte Besucher viele Möglichkeiten der Vogelbeobachtung. Ein beeindruckendes Erlebnis ist vor allem der Vogelzug im Herbst, wenn auf dem Gewässer tausende Vögel rasten. Die Stadt Kelbra liegt unmittelbar am Stausee. Die mittelalterliche Struktur der Stadt ist noch heute deutlich zu erkennen. Der Westteil fällt durch seine dörfliche Bauweise auf, dabei handelt es sich entlang zweier Straßenzüge um den historischen Ort Altendorf. Am Auenrand liegt die frühromanische Kirche St. Martin. Am nordöstlichen Stadtrand befindet sich auf einem zur Aue abfallenden Terrassensporn die Kelbraer Burg mit ihrem noch heute, zusammen mit der Ruine des einst zweigeschossigen Palas, sichtbaren wuchtigen quadratischen Bergfried. Von Kelbra beziehungsweise von der Kelbraer Talsperre aus können verschiedene Wanderungen in die Umgebung unternommen werden. Nahe gelegen ist die Badraer Schweiz, eine reich strukturierte und abwechslungsreiche Landschaft. Reichsburg Kyffhausen und Kyffhäuserdenkmal (Thüringen) Früher wurde die höchste Erhebung des Gebirges Wotansberg genannt, was auf Kultstätten hindeutet, die dem germanischen Gott Wotan geweiht waren. Gemeint ist wohl die Reichsburg Kyffhausen, die im 11. Jahrhundert auf den Grundmauern älterer Anlagen zum Schutz der Kaiserpfalz Tilleda erbaut wurde. Sie ist eine weiträumige romanische Anlage und besteht aus Ober-, Mittel- und Unterburg. Die Mittelburg und Teile der Oberburg wurden durch den Abbau von Sandsteinen zerstört, weil der Steinbruch sich direkt im Bereich der Mittelburg befand. Die 608 m lange und bis zu 60 m breite, durch Mauern in die einzelnen Burgabschnitte geteilte Bergfeste gehört zu den größten Burganlagen Deutschlands. Ein Modell im Burgmuseum zeigt ihren Zustand zur Zeit des Staufenkaisers Friedrich I. Barbarossa. Im späten Mittelalter zerfiel die gewaltige Burg. Heute sind die fast vollständig erhaltene Ringmauer, der 176 m tiefe Burgbrunnen, das Erfurter Tor und die Ruine des Bergfrieds sowie die Unterburg zu besichtigen. Mit dem Berg verbindet sich die Sage von der Wiederkehr des Kaisers, der 1190 fern der Heimat in einem reißenden Fluß Kleinasiens ertrank und nun mit seinem Gefolge und der flachsspinnenden Tochter Uta in einem unterirdischen Schloß ruht und auf den Aufbruch wartet. So sitzt er, aus Stein gehauen, auf seinem Thron am Fuß des monumentalen Kyffhäuserdenkmals, das im Juni 1896 eingeweiht wurde und von der Größe des deutschen Kaiserreichs künden sollte. Über Barbarossa befindet sich das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm I. Die Spitze des 81 m hohen Denkmals wird von einer riesigen Kaiserkrone aus rotbraunem Sandstein gebildet. Kaiserpfalz Tilleda Ausgrabungen, die im Jahre 1935 begannen, brachten unterhalb der Reichsburg Kyffhausen Überreste der Kaiserpfalz ans Tageslicht. Am nordwestlichen Rand von Tilleda, auf dem Pfingstberg, befindet sich die vom 10. - 13. Jahrhundert zeitweilig von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, seinem Sohn Heinrich VI. und anderen deutschen Herrschern als Residenz genutzte Anlage. Die Hauptburg besitzt eine rechteckige Form und bedeckt eine Fläche von 70 x 10 m. Die Pfalz einschließlich der Vorburganlagen nahm die ganze Hochfläche des trapezförmigen Pfingstberges ein. In der Hauptburg befanden sich insgesamt fünf Tore, wovon das älteste Tor an der Südwestecke dicht vor dem Hauptgebäude lag. Im Inneren der Hauptburg fanden sich Reste von vier mit Gipsmörtel errichteten Steinbauten und ein 35 m langes Gebäude, in dem sich im westlichen Teil der Wohnraum des Kaisers und im Osten die Saalkirche von 23,5 m Länge befanden. Die Vorburg mit einer Größe von 3,9 ha, der weitere Wälle und Vorwälle zuzuordnen sind, besaß an ihrer Nordwestecke eine größere Toranlage. An der Nordseite zum ehemaligen See von Tilleda wurde die Vorburg von einer 1,2 m breiten, teilweise abgestürzten Mauer mit vorgelegten Gräben geschützt. Auf der Nordwest- und Westseite befanden sich 2,5 m breite Mauern ohne Gräben. Insgesamt sind in der Vorburg 233 Häuser verschiedener Art ausgegraben worden. Es handelt sich meist um kleine Wohnhäuser, die grubenartig in den anstehenden Boden eingetieft sind. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X (1) Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 30.07.2019
Gebietsbeschreibung Das LSG erstreckt sich im Süden des Landkreises Köthen unmittelbar an der Grenze zum Saalkreis und zum Landkreis Bitterfeld entlang der Fuhne. Es repräsentiert einen Ausschnitt der Landschaftseinheiten Fuhneniederung und Köthener Ackerland. Eine Ergänzung des LSG „Fuhne“ um Anteile in den Landkreisen Bitterfeld, Saalkreis und Bernburg ist vorgesehen; die Beschreibung geht zum Teil schon über das derzeit verordnete LSG hinaus. In das weithin ebene Relief des nördlich angrenzenden Köthener Ackerlandes und des südlich angrenzenden Halleschen Ackerlandes ist die Fuhneaue schwach eingesenkt. Bei einem Höhenniveau von 95 - 100 m über NN ist der Akazienberg im westlichen Teil des LSG mit 105 m über NN die höchste Erhebung. Auf diesem trockneren Standort hat sich eine Trockenrasenvegetation herausgebildet. Die mit Restwäldern und -gehölzen bestandene grünlandreiche Fuhneaue bildet einen landschaftlichen Kontrast zur fast baumlosen Ackerlandschaft der Umgebung. Im Bergbausenkungsgebiet bei Cösitz hat sich ein mit dichtem Röhricht und Ufergehölzen bestandenes Gewässer gebildet, das unter anderem wegen seiner avifaunistischen Bedeutung als NSG unter Schutz gestellt wurde. (1) weitergehende Beschreibungen Das LSG „Fuhneaue“ erstreckt sich zwischender Mulde bei Jeßnitz und der Saale bei Bernburg. Ab Höhe Wolfen wurde das Tal im Landkreis Bitterfeld im Wesentlichen südlich des Flusses, teilweise übergreifend auf die angrenzenden Hochflächen ohne die Innenbereicheder anliegenden Orte als LSG ausgewiesen. Das LSG setzt sich nördlich der Fuhne im Landkreis Köthen fort. Es grenzt auch hier dieInnenbereiche der Orte aus, greift aber auf einmündende Nebentäler und Hochflächen über. Der südlich der Fuhne gelegene Talabschnittim Saalkreis wurde noch nicht als LSG sichergestellt. Im Landkreis Bernburg ist das gesamte Tal einschließlich angrenzender Bereicheder Hochflächen bis zur Mündung in die Saaleals LSG ausgewiesen. Das LSG erfasst die Landschaftseinheiten Fuhneniederung und angrenzende Bereiche desnördlich gelegenen Köthener Ackerlandes und des südlich gelegenen Halleschen Ackerlandes. Das Fuhnetal ist flach in die umgebenden Ackerlandschaften eingebettet. Nur abschnittsweise, so z.B. nahe bei Cattau und weiter entfernt bei Wieskau, treten steilere Talränder auf. Die Niederung ist großflächig entwaldet. Nur vereinzelt kommen kleinere Gehölzflächen vor, so bei Mösthinsdorf, Radegast oder Wehlau.Flurgehölze sind dagegen verbreitet vorzufinden, die die Landschaft gliedern und dieseneben ihrer morphologischen Gestalt deutlichvon den ebenen, gehölzarmen Hochflächenabsetzen. Der Ackerbau dringt von den Rändern des Tales weit in die Niederung vor. Nur im Bereich der engeren Talsohle hat sich einmehr oder weniger breiter Grünlandgürtelerhalten. Die Fuhne ist ausgebaut und auf weiten Strecken kanalisiert. Der Akazienberg westlich von Gröbzig (FND) ist mit einer Höhe von 104,9 m ü. NN die höchste Erhebung im LSG. Auf diesem trockenen Standort hat sich eine Trocken- und Magerrasenvegetation herausgebildet. Das Höhenniveau der Fuhneniederung liegt zwischen 57 und 78 m ü. NN. Im Bergbausenkungsgebiet bei Cösitz, wo Braunkohle im Tiefbau abgebaut wurde, entwickelte sich ein mit dichten Röhrichten und Gehölzen umstandenes Gewässer. In ähnlicher Weise hat sich im Mündungsbereich der Ziethezwischen Plömnitz und Kleinwirschleben ein Feuchtgebiet ausgebildet, das durch Absenkunginfolge des bis in die 1970er Jahre hineinreichenden unterirdischen Salzabbaubetriebes entstand. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die Fuhneaue weist auf beiden Seiten des Flusses eine fast geschlossene Kette an Siedlungen auf. Die Besiedlungsdichte unterscheidet sich aber von Periode zu Periode. In der Jungsteinzeit zeichnen sich deutlich Siedlungsschwerpunkte bei Salzfurtkapelle, Löberitz und Zörbig ab, während aus der Bronzezeit und Eisenzeit bei Salzfurtkapelle bisher nur jeweils zwei Siedlungsnachweise vorliegen und auch die Gegend von Löberitz deutlich weniger Siedlungsniederschläge verzeichnet. Allein die Umgebung von Zörbig ist zu allen Zeiten dicht besiedelt gewesen. Die Ursache dafür liegt in der Lage an einer alten Handelsstraße und Fuhnefurt. Die Siedlungsarmut bei Salzfurtkapelle zur späten Bronze- und Eisenzeit verwundert, weil sich dort eine große Befestigung befand, in der offenbar auch Eisenverhüttung stattfand, und die nächste große eisenzeitliche Anlage bei Wehlau folgt. Größere und kleinere Befestigungen lagen im Landschaftsschutzgebiet bei Siebenhausen, Reuden, Salzfurtkapelle (3), Löberitz (2), Zörbig (2), Cösitz (3), Weißandt-Gölzau, Schortewitz (2), Mösthinsdorf, Cattau (2), Wieskau, Werdershausen, Gröbzig und Roschwitz. Eine Anlage bei Preußlitz könnte als Heiligtum gedient haben. Die ältesten Funde an der Fuhne stammen aus der Altsteinzeit, offenbar weil der Wasserlauf gute Voraussetzungen für die Jagd bildete. Die Siedlungen der ältesten Ackerbauern der Linienbandkeramikkultur befinden sich nur an den die Landkreise Saalkreis, Köthen und Bitterfeld durchfließenden Abschnitten der Fuhne, während der Landkreis Bernburg mit Ausnahme eines Grabfundes bei Lebendorf keine Fundstellen aufweist; die Siedlungen liegen dort alle an den Ufern der Saale. Dasselbe trifft für die Stichbandkeramikkultur und für die Rössener Kultur zu, die aber nur durch zwei Fundstellen nachgewiesen ist. Bei Salzfurtkapelle und Löberitz wurden von den Linienbandkeramikern Siedlungen mit den typischen, bis zu 45 m langen Großhäusern errichtet. Die Siedler der Baalberger Kultur errichteten bei Baalberge, dem namengebenden Ort dieser Kultur, bei Cörmigk und bei Preußlitz mächtige Grabhügel. In Preußlitz wurden die Verstorbenen, bei denen es sich mit nur einer Ausnahme um Kinder und Jugendliche handelt, in steinernen und hölzernen Grabeinbauten auf Schilfmatten beigesetzt. Die erwachsene Leiche war zerstückelt. Ein Toter trug eine Kette mit Spiralröllchen und Anhängern aus Kupfer, deren Faden sich noch bei der Bergung der Funde trotz des mit knapp 6 000 Jahren hohen Alters erhalten hatte. Die weiter fuhneaufwärts angetroffenen Gräber der Baalberger Kultur waren mit trapezförmigen Einfassungen umgeben und stellen damit hölzerne Ausführungen der im Pohlsberg bei Latdorf aufgefundenen steinernen Setzung dar. Die Siedler der Bernburger Kultur errichteteten bei Schortewitz zwei Großsteingräber, die zusammen mit einem zerstörten Grab bei Zörbig die südöstlichsten Vertreter ihrer Art darstellen. Zahlenmäßig aber treten die Siedlungen der Bernburger Kultur gegenüber jenen der Baalberger Kultur zurück. Dasselbe gilt für die Kugelamphorenkultur. Für die frühe Bronzezeit soll nur auf eine Steinkiste der Aunjetitzer Kultur von Preußlitz-Leau verwiesen werden, in der drei Personen wie in einer Gruft übereinander beerdigt wurden. Für Zehbitz und Gröbzig sind Bronzehortfunde der mittleren und späten Bronzezeit nachgewiesen. Für Zehbitz läßt sich zudem für die späte Bronze- und frühe Eisenzeit eine Kulturlandschaft mit Siedlungen, Gräberfeldern und Feldfluren rekonstruieren. Während der frühen Eisenzeit zählte die Fuhneaue zum Siedlungsgebiet der Hausurnenkultur, wie die beiden Hausurnen von Gröbzig-Werdershausen und Zörbig zu erkennen geben. In der Eisenzeit dürften die beiden großen Befestigungen von Salzfurtkapelle und Wehlau errichtet worden sein. Die Siedlung von Salzfurtkapelle wurde von einer Holzerdemauer geschützt, der ein Graben vorgelagert war. Im unmittelbaren Umfeld sind Grabanlagen belegt. Während der jüngeren Eisenzeit wurde bei Gröbzig in einem Töpferofen Keramik gebrannt, die der lokalen Versorgung mit Töpferwaren diente. Belege für die Kaiserzeit bilden ein Brandgräberfeld und eine Siedlung bei Preußlitz, in letzterer kam ein Brunnen zum Vorschein, in dem eine Terra-Sigillata-Schüssel aus römischer Werkstatt lag. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. siedelten beidseits der Fuhne slawische Stämme, wobei als zwei Hauptorte nachgewiesen sind: die Burg von Cösitz und jene von Zörbig. Während die weiten Flächen des Köthener Ackerlandes als Altsiedlungsgebiet frühzeitig entwaldet wurden, war die sumpfige Niederung der Fuhne für die frühen Siedler eine schwierig zu passierende Landschaft. Nur an wenigen Stellen konnten damals in flachen Furten Knüppeldämme errichtet werden. Das Wegedenkmal ”Theure Christian” südlich von Radegast in Richtung Zörbig bezeichnet eine derartige Stelle, wie auch die Ortsbezeichnung Salzfurt auf die Passage der aus Halle kommenden Salzstraße über die Fuhneaue verweist. Die umgebenden Flächen mit der hohen Bodenfruchtbarkeit der Lößerde wurden stets intensiv ackerwirtschaftlich genutzt. Auch in der Fuhneaue wurden Meliorationen durchgeführt, um eine intensive Futterwirtschaft betreiben zu können. Dabei wurde im westlichen Teil der Fuhneaue auch Grünland in Ackerland umgewandelt, und die Flächen wurden bis an die Gewässerränder genutzt. Die Niedermoorbereiche der Fuhneaue wurden teilweise ausgetorft. Nördlich der Fuhneaue ist bis Ende der 1950er Jahre an vielen Stellen Braunkohle sowohl im Tiefbau- als auch im Tagebaubetrieb abgebaut worden; zum Beispiel in Weißandt-Gölzau im Tiefbau und bei Edderitz im Tagebau. Der ehemalige Tiefbau wurde als Pfeilerbruchbergbau betrieben, das heißt, daß nach Abbau der Kohle der entstandene Hohlraum durch gezielten Verbruch des Hangenden geschlossen wurde. Dadurch entstanden an der Erdoberfläche Senken, die sich zum Teil mit Wasser gefüllt haben wie zum Beispiel der Cösitzer Teich. (1) weitergehende Beschreibungen Ergänzend muss unter landschaftsgeschichtlichen Aspekten davon ausgegangen werden, dass das zentrale Fuhnetal ursprünglich als versumpfte Niederung bestand, in der kein durchgehendes Fließgewässer mit eingrenzbarem Quellgebiet und örtlich festzulegendem Bifurkationspunkt bestand. Die Flussentwicklung der Fuhne fand bei entsprechenden Gefälleverhältnissen an den Unterläufen statt. Erst die Entwässerungen durch den Menschenführten über Jahrhunderte zum Ausbau der Fuhne und des weitreichenden Grabensystems. Erste Kunde über die Gegend geben die Königsurkunden des 10. Jh., nach denen 945 König Otto I. den Söhnen eines seiner Vasallenvier Orte am westlichen Unterlauf der Fuhneschenkte. 965 wird die Fuhne zusammen mitdem Ort Dröbel dann wieder genannt. 973 bezeichnet eine Urkunde das Fuhnegebiet südlich Görzig als Sumpf, während in den Urkunden dieser Zeit für das westliche untere Fuhnetal keine Hinweise auf einen Sumpf zu finden sind. Dies muss als Indiz für die beschriebenen natürlichen Verhältnisse gewertetwerden, da zu dieser Zeit noch keine Entwässerungen stattgefunden haben. Erst gegen Ende des 16. Jh. sind Abzugsgräben bezeugt, die Teile der Fuhneniederung entwässerten und für eine landwirtschaftliche Nutzung erschlossen. Für den anhaltischen Fürsten scheint vorher der Wert der Fuhneeher als natürlicher, schwer zu überwindender Grenzzug Vorrang gehabt zu haben. So erhob Fürst Waldemar noch 1494 Protest gegen eine vom städtischen Rat Löbejün ungenehmigt errichtete Brücke. Noch im Dreißigjährigen Kriegbestand bei Ilbersdorf und Berwitz ein großes Sumpfgebiet, in dem sich die Einwohner im Schilf und Röhricht vor marodierendem Kriegsvolk versteckt haben sollen. Der östlich von der Fuhnevogtei abgehende Landgraben, der biszum Steinfurt bei Wolfen geht, wurde ebenfallserst Ende des 16. Jh., vermutlich durch Holländer, angelegt. Das Köthener Salbuch von 1602 berichtetüber den Zustand der Fuhneniederung wiefolgt: „Denn obwohl die Fuhne, durch langwierige Mühe und Arbeit und sonderlich vor wenigen Jahren durch Erhebung der Gräben, und sonderlich des Haupt- und Landgrabens, dem itzo die Grenzscheidung hält zwischen dem Churfürstentum Sachsen, dem Erzstift Magdeburg und dem Fürstentum Anhalt, dermaßen excoliert, gebessert und zugerichtet ist, dass man notdürftig Gräserei und Wiesenwachs, auch Huet und Trifft darinnen haben kann, soist doch noch bey denklichen zeiten ein solch Gesümpf und Geröhrig darinnen gewesen, dass man weder mit Pferden oder Kühen nicht wohl hinein kommen können." Von 1584 bis 1596 erfolgten Flusslaufveränderungen, um den Mühlenbetrieb zu ermöglichen. Im Übrigen erfolgte schon früh die Uferbepflanzung mit Weiden, um Laufverlagerungen zu verhindern. Die Bewohner der Ufergrundstücke waren dazu verpflichtet, diesen Baumbestand zu erhalten. Die umgebenden Flächen mit der hohen Bodenfruchtbarkeit der Lösserde wurden stets intensiv ackerwirtschaftlich genutzt. Auch in der Fuhneaue wurden in jüngerer Zeit Meliorationen durchgeführt, um eine intensive Futterwirtschaft betreiben zu können. Dabei wurde im westlichen Teil der Fuhneaue auch Grünland in Ackerland umgewandelt, und die Flächen wurden bis an die Gewässerränder genutzt. Die Niedermoorbereiche der Fuhneaue wurden teilweise ausgetorft. Unterirdischer Salzabbaubetrieb führte zwischen Plömnitz und Kleinwirschleben zu Senkungen und der Entwicklung eines Gewässers. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Regionalgeologisch gehört das Fuhnetal östlich von Werdershausen zur Halle-Wittenberger Scholle, die sich aus vielgestaltigen permosilesischen Sedimentiten und Vulkaniten des Halleschen Vulkanit-Komplexes aufbaut. Diese Gesteine treten südlich der Fuhne verbreitet zutage und stehen örtlich auch in der Niederung und am Nordhang an. Die Steinkohle der Wettin-Schichten ist in Plötz bis 1969 im Tiefbau gewonnen worden. Westlich von Werdershausen ragt die Edderitzer Mulde als Teil der Bernburger Scholle in das LSG. Hier stehen Gesteine des Unteren Buntsandsteins an. Das durch flache herzynische Störungen dominierte Schollenmosaik ist durch die saxonische Tektogenese während der Kreide entstanden. Die älteren Gesteine werden weitflächig durch känozoische Ablagerungen verhüllt. Vom Eozän bis zum Oligozän wurden Tone, Schluffe und Feinsande abgelagert, wobei sich zunehmend marine Sedimentationsbedingungen durchsetzten. Die eingelagerten Braunkohlenflöze wurden bei Cösitz und Görzig im Tiefbau ausgebeutet. Das quartäre Deckgebirge besteht aus einer vielgliedrigen Schichtenfolge aus dem Zeitraum von der Elsterkaltzeit bis zum Holozän. Elsterkaltzeitliche Bildungen sind vorwiegend in lokalen Hohlformen erhalten. Interessant ist, daß die Schotter der frühsaalekaltzeitlichen Saale das Fuhnetal in breiter Front von Südost nach Nordwest queren. Auf den Hochflächen lagern verbreitet eine Grundmoräne sowie Schmelzwassersande und -kiese aus der Saalekaltzeit. Darüber folgt lückenhaft weichselkaltzeitlicher Löß. Das Fuhnetal entstand durch Schmelzwassererosion am Ende der Saalevergletscherung. In der breiten Niederung lagern Schmelzwassersande und -kiese, die zum Teil weichselkaltzeitlich resedimentiert wurden. Außerhalb der Aue befindet sich darüber eine dünne Schwemmlößdecke. In dem Auenbereich folgten über den Kiesen und Sanden weichselkaltzeitlicher Hochflutmergel und holozäner Auenmergellehm. Größere Flächen tragen eine dünne Anmoor-Decke, örtlich treten auch stärkere Vermoorungen auf. Das LSG „Fuhneaue“ umfaßt die drei Bodenlandschaften Fuhneaue, Köthener Ebene und Hallesches Ackerland und die lessivèbetonten Löß- und Sandlöß-Hochflächen im Bereich der Wolfener Platte. In der Fuhneaue finden sich im östlichen Abschnitt etwa bis Radegast Humusgleye bis Anmoorgleye aus Auenlehm und Niedermoortorf. Zwischen Radegast und Gröbzig dominieren Gley-Vegas aus Auenlehm. Bedingt durch den Substrateintrag von den Hochflächen in das Fuhnetal treten unterhalb Gröbzig Gley-Tschernitzen aus Auenlehm auf. Fuhneabwärts bis zur Mündung folgen Gleye aus Auenlehm. Die das Fuhnetal begleitenden Hochflächen sind von Radegast bis zur Fuhnemündung überwiegend von Tschernosem, Braunerde-Tschernosem aus Löß bedeckt, teilweise von Geschiebelehm oder von glazifluviatilen Sanden und Kiesen unterlagert. Zwischen Radegast und Jeßnitz treten Braunerde/Fahlerden aus Sandlöß über Geschiebelehm beziehungsweise Braunerde/Fahlerden aus Sandlöß über Bändersand auf. Hydrologisch wird das Gebiet durch die Fuhne bestimmt, die nur ein geringes Gefälle besitzt und infolge einer Bifurkation östlich von Radegast sowohl nach Osten zur Mulde als auch nach Westen zur Saale entwässert. Der östliche Teil der Fuhne ist bis zur Mündung in die Saale durch Abwasser belastet. Als Standgewässer befindet sich der Cösitzer Teich, ein Bergbausenkungsgebiet, im LSG. Das Klima des Gebietes gehört zum subkontinentalen Klima des Binnenlandes mit 8,5°C mittlerer Jahrestemperatur und durchschnittlichen Niederschlägen zwischen 480 und 520 mm. Inmitten der umgebenden wärmebegünstigten Ackerfluren ist die Fuhneaue ein wichtiges Kaltluftentstehungs- und -sammelgebiet. (1) weitergehende Beschreibungen Die Steinkohle der Wettin-Schichten ist bei Löbejün bis 1961 und bei Plötz bis 1967 im Tiefbau gewonnen worden. Braunkohleflöze wurden auch im westlichen Teil des LSG anmehreren Stellen nördlich der Fuhne, bei Preußlitz und Lebendorf, beidseitig des Gewässers im Tiefbau gewonnen. Westlich von Werdershausen, im Gebiet der Edderitzer Mulde, sind in großem Maße Kalisalz und Kupferschiefer abgebaut worden; Steinsalzwird bei Bernburg noch heute gefördert. Der Akazienberg nordwestlich von Gröbzigbildet die Fortsetzung der Petersberger Endmoräne, die den letzten pleistozänen Inlandeisvorstoß (Deckvorstoß) in den halleschen Raum markiert (Drenthe-Stadium der Saale-Kaltzeit). Die Schmelzwässer an dem zerfallenden Eisrand des Deckvorstoßes haben zur Anlage des Fuhnetales geführt. Durch das tektonisch bedingte Paläorelief mit der Hochlage im Bereich des Halleschen Vulkanitkomplexes waren günstige Voraussetzungen für die Bündelung der Schmelzwässer zu einem kräftig erodierenden, später akkumulierenden Urstrom gegeben. Die Talerweiterung im Westteil ist örtlich wahrscheinlich durch Subrosion von Zechstein-Salzen beeinflusst worden. Das LSG „Fuhneaue“ entspricht im Wesentlichen der gleichnamigen Bodenlandschaft. Trotz seiner geringen Breite ist es Teil eines Urstromtales der SaaleKaltzeit, das sich von Torgau über Düben, die Muldeaue bis Bobbau, die Fuhneaue bis Edlau, über die Weitung der Saaleaue bei Beesenlaublingen-Plötzkau bis in den Großen Graben der Bodeaue und das Große Bruch erstreckt. Östlich Görzig-Kösseln weist diese Landschaft den Charakter einer Niederung auf. Hier sind Erdniedermoore über Lehm-Mudden und über tiefem Sand sowie Anmoor- und Humusgleye ausgebildet. Die Substratprofile sind in Abhängigkeit von den benachbarten Hochflächen im Bereich der Wolfener Sand-Platte überwiegend sandig und gehen nach Westen etwa ab Zehbitz und Löberitzin Auelehme und Auemergel über. In den schwarzerdebetonten Landschaften sind bedingt durch den Eintrag humosen und karbonathaltigen Lössmaterials schwarzerdeähnliche Aueböden meist mit Grundwasser-Einfluss entstanden (Gley-Tschernitzen). Erst mit dem Verlassen des alten Urstomtales ab Leau-Preußlitz und der Talverengung ändert sich der Charakter der Böden. Es herrschen ökologisch feuchtere Humusgleye und Gleye aus Auelehm/-mergel vor. In den vom LSG erfassten Randbereichen sind teilweise deutliche Böschungen und Hänge zur Hochfläche ausgebildet. Hier sind erodierte Hochflächen-Böden der durchflossenen Landschaften zu finden: Braunerden und Braunerde-Fahlerden aus Lösssand über Bändersand, Pararendzinen und Tschernoseme aus Sandlöss/Löss über Schmelzwassersand und Geschiebemergel. Bei allmählichem Übergang zur Aue kommen in den Randbereichen der Hochflächen sehr tiefhumose schwarzerdeähnliche Kolluvisole vor. Ab Ilbersdorf wird die Fuhneaue randlich von Gley-Tschernosemen aus Sandlöss über Niederungssand bzw. Pararendzinen aus Löss überbuntsandsteinbürtigen Lehm-Fließerden begleitet. Die Fuhne entwässert mit nur geringem Gefälle infolge einer Bifurkation östlich von Radegast nach Osten zur Mulde und nach Westenzur Saale. Von Süden her münden zahlreiche kleinere Fließgewässer bzw. Gräben in die Fuhne. Von Norden fließen der Fuhne der Landgraben bei Cösitz und die Ziethe bei Plömnitz zu. Die Fuhne ist noch mäßig durch Abwasser belastet; wenngleich die Einleitungen aus Industriebetrieben unterbunden sind, konnte noch kein befriedigender Zustand erreicht werden. Als wichtige Standgewässer befinden sich der Senkungsteich bei Cösitz (NSG „Cösitzer Teich“)und das Feuchtgebiet „die Insel“ zwischen Plömnitz und Kleinwirschleben im Fuhnetal. Pflanzen- und Tierwelt Entsprechend den vielen, kleinflächig differenzierten Standortverhältnissen sind in der Fuhneaue sowohl Erlen-Bruchwälder als auch Erlen-Eschenwälder und Hartholz-Auenwälder als potentiell natürliche Vegetation anzusehen. Von diesen natürlichen Waldgesellschaften sind im Gebiet zerstreut Reste erhalten, Auenwaldreste besonders im Südosten des Gebietes in der „Vogtei“. Stellenweise wurden Pappelgehölze angelegt, in denen sich eine relativ naturnahe Strauch- und Krautschicht aus Holunder, Grau-Weide und Brennessel entwickelt hat. Die Ufer der Fuhne und der einmündenden Gräben sind mit verschiedenen Weiden- und Pappelarten sowie Schwarz-Erlen bestanden. Feuchtgebüsche in Gewässernähe bestehen aus Grau-Weiden und Brennesseln. Das Grünland ist durch die intensive Nutzung, besonders durch Beweidung mit Rindern, sehr artenarm und weist im wesentlichen nur weidefeste Gräser auf. Kleinflächige Feuchtwiesen sowohl nährstoffreicher (Sumpfdotterblumenwiesen) als auch nährstoffarmer Standorte (Pfeifengraswiesen) haben sich stellenweise ebenso erhalten wie mehrere kleinere Seggenriede. Bemerkenswert sind die teilweise recht individuenreichen Vorkommen der Herbstzeitlose. Auf dem trockenen Bereich am Akazienberg findet sich ein größerer Trockenrasen, auf dem auch gefährdete Pflanzenarten, wie Pfriemengras, Felsen-Goldstern, Frühlings-Ehrenpreis, Frühe Segge, Steppen-Lieschgras u.a. vorkommen. Im zum LSG gehörenden Kippengelände bei Gröbzig haben sich Bestände konkurrenzschwacher Orchideen, zum Beispiel des Breitblättrigen Knabenkrautes (ssp. fuchsii) und des Großen Zweiblattes entwickelt. Auf den Getreidefeldern im westlichen Gebiet wurden mit Spitzblättrigem und Eiblättrigem Tännelkraut gefährdete Wildkrautarten gefunden. Ansonsten ist auf den Äckern gegenüber früheren Jahren eine drastische Artenverarmung festzustellen. Die Tierwelt des LSG wird von grünland- und gewässerbewohnenden Arten beherrscht. Insbesondere das Gebiet des Cösitzer Teiches mit seiner Lachmöwen-Brutkolonie und vielen anderen Wasservögeln lohnt einen Besuch. In dem Schilfgebiet zwischen Weißandt-Gölzau und Priesdorf brüten u.a. Schwarzhalstaucher, Graugans, Knäkente, Löffelente, Bartmeise und Rohrschwirl. Aber auch die trockenen Bereiche ehemaliger Abgrabungsstellen werden von einer Anzahl bemerkenswerter Vogelarten wie Bienenfresser, Schwarzkehlchen, Grauammer und Wendehals bewohnt. Der Gehölzbestand der Fuhneaue bietet innerhalb der umgebenden gehölzarmen Ackeraue zahlreichen Greifvögeln Brutmöglichkeiten. Insbesondere Schwarz- und Rotmilan kommen hier in mehreren Brutpaaren vor. Auf den feuchteren Grünländern suchen Weißstörche nach Nahrung. Neben den Lurcharten Gras-, Moor- und Teichfrosch kommt im Gebiet auch der Laubfrosch vor. In der Fuhne konnten bisher 21 autochthone Fischarten nachgewiesen werden, davon mit Schlammpeitzger, Aland, Döbel, Ukelei, Karausche, Kaulbarsch und Quappe sieben Arten, die in eine Gefährdungskategorie der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt eingestuft sind. Von einigen Fledermausarten, wie Wasserfledermaus und Breitflügelfledermaus, wird die Fuhneaue auf Nahrungsflügen aufgesucht. Zwergfledermaus und Braunes Langohr wurden in der Vogtei und an anderen Stellen der Fuhneniederung in Fledermauskästen gefunden. Vom Biber sind unstete Vorkommen bekanntgeworden. Über das Artenspektrum der im Gebiet vorkommenden Kleinsäuger liegen ebenso wie über das von Heuschrecken, Schmetterlingen und anderen Wirbellosen keine umfassenden Angaben vor, jedoch ist das Vorkommen der seltenen Laufkäfer Diachromus germanus, Harpalus subcylindricus, Argonum lugens und Chlaenius tristis bekannt. Dyschisius obscurus wurde im Gebiet erstmals für Sachsen-Anhalt nachgewiesen. (1) weitergehende Beschreibungen Recht naturnah ist der Quellbusch ausgebildet. Im Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald treten Ahorn-Arten, Feld-Ulme oder Blutroter Hartriegel auf. In der Krautschicht wachsen Großes Hexenkraut und Wald-Zwenke. Eine Besonderheit ist im Quellbusch das Massenvorkommen der Herbstzeitlose. Bei Mösthinsdorf in der „Schlossfuhne“ kommen Großes Zweiblatt und Wiesen-Schlüsselblume vor. Größere Bedeutung hat ein Feldgehölz zwischen Schlettau und Gröbzig, der Necksche Busch, aufgrund des Vorkommens der Thüringer Strauchpappel, der Bärenschote und der Knack-Erdbeere. Die Ufer der Fuhne und der einmündenden Gräben sind mit verschiedenen Weiden- und Pappelarten sowie Schwarz-Erlen bestanden. Die Röhrichte und Rieder setzen sich aus Schilfröhricht, Schmalblatt-Rohrkolbenröhricht, Wasserschwadenröhricht, Uferseggenried und Glanzgrasried zusammen. In Kleingewässern und ehemaligen Torfstichen tritt die auffällig blühende Wasserfedergesellschaft auf. Am Quellbusch südöstlich Radegast kommen Breitblättriges Knabenkraut, Sumpf-Herzblattund Trollblume vor. Wiesen-Salbei, Steppen-Salbei, Kleines Schillergras u.a. angepasste Arten sind auf dem trockenen Akazienberg verbreitet. Entwicklungsziele Die Fuhneaue ist zu einer naturnahen Flußlandschaft zu entwickeln. Ein wichtiges Ziel dabei ist die Verbesserung der Wasserqualität durch eine umfassende Abwasserbehandlung aller anliegenden Kommunen und die Vermeidung der Verdriftung von Düngemitteln und Agrochemikalien aus den angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen in das Fließgewässer. Durch Grundwasseranstieg sollte die Bodendynamik besonders der Moorböden wieder aktiviert werden. Die Grünlandnutzung im LSG sollte in extensiver Form erfolgen, das bezieht sich auch auf die Beweidung. Durch Vernässungsmaßnahmen sollen sich die Feuchtwiesenflächen wieder vergrößern. Im Auenbereich befindliche Ackerflächen sind schrittweise wieder in Grünland zurückzuführen. Die Entwicklung weichholzauenartiger Gehölze an den Fuhneufern ist zu fördern. Die standorttypischen Erlen-Bruchwälder und Erlen-Eschenwälder müssen wieder vergrößert werden, dabei sind besonders die standortfremden Pappelbestände umzuwandeln. Exkursionsvorschläge Die feuchte Niederung der Fuhneaue bietet sich für Wanderungen wenig an und ist auch noch nicht dahingehend erschlossen. Lediglich der Weg von Radegast nach Cösitz wird oft für kurze Wanderungen genutzt. Der Besuch der Lachmöwenkolonie am Cösitzer Teich ist besonders unter Führung ortsansässiger Ornithologen zu empfehlen. In der Umgebung des LSG gibt es eine Reihe von kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten. So kann der Naturlehrpfad zwischen Werdershausen und Gröbzig mit einem Besuch des Judenfriedhofes und der ehemaligen Synagoge in Gröbzig (heute Museum) verbunden werden. Auch die Dorfkirche in Cösitz als Feldsteinbau aus dem 17. Jahrhundert, und der Park mit seinem bemerkenswerten Baumbestand von 89 Arten auf 25 ha und die Reste einer slawischen Wallburg aus dem 6. Jahrhundert sind sehenswert. Als Besucher des Gebietes sollte man auch das Wegedenkmal „Theure Christian“ eines ehemaligen Handelsweges durch den Fuhnesumpf südlich Radegast beachten. (1) weitergehende Beschreibungen Sumpfzypressen bei Mösthinsdorf In einer kleinen Waldung bei Mösthinsdorf, der „Schlossfuhne“ im Saalkreis gelegen, wächst ein Bestand von 34 Sumpfzypressen (Flächen-naturdenkmal). Ein so großer Bestand dieser Baumart in Mitteldeutschland dürfte einmalig sein. Die Sumpfzypresse ist im südlichen Nordamerika und in Mexiko beheimatet. Pädagogische Attraktivität gewinnt der Bestand dadurch, dass die Bäume bei Mösthinsdorf ihren natürlichen Ansprüchen gemäß auf dem Standorteines Erlenbruchwaldes gepflanzt wurden. Im Tertiär wurden solche Standorte von der damals in weiten Gebieten der Nordhemisphäre verbreiteten Sumpfzypresse eingenommen. Sie bildete gemeinsam mit dem Tupelobaum unseren heutigen Erlenbruchwäldern vergleichbare Pflanzengesellschaften. Beide Arten waren wesentlich an der Bildung der Braunkohle beteiligt. Der Besucher kann den Bestand sehr gut mit den fossiltertiären Exponaten im Geiseltalmuseum und den rezenten braunkohlenzeitlichen Pflanzen des Lorbeerwaldhauses des Botanischen Gartens in Halle vergleichen. F. DRAWE, der von 1923 bis 1945 als Förster für die Waldungen des Veltheimschen Besitzes verantwortlich war, berichtet, dass die Bäume unter L. VON VELTHEIM vom Förster JANETZKI 1895 an einer feuchten Stelle der „Schlossfuhne“ gepflanzt wordensein sollen. Ende der 1980er und nochmals anfangs der 1990er Jahre wurden junge Sumpfzypressen und einige Exemplare des Tupelobaumes zur Ergänzung des Altbestandes gepflanzt. Jagdremisen Im ausgeräumten Köthener Ackerland sind Jagdremisen als Elemente der Kulturlandschaft des 18. und 19. Jh. noch heute zusehen. Es handelt sich dabei um kleine und kleinste Feldgehölze, die als Schutzgehölze für das Wild belassen oder in historischer Zeit neu gepflanzt wurden. Im Übergang des Köthener Ackerlandes zur Fuhneniederung im Bereichder ehemaligen Landesdomäne Gröbzig können solche Remisen heute noch besichtigt werden. Noch im 18. Jh. wurde in Anhalt rigoros gerodet, um Ackerland und Grünland zu gewinnen. Dieser Vorgang konnte erst um 1830 gestoppt werden. Inmitten der fruchtbaren Felder wurden jedoch flächendeckend kleine, niedrige und dichte Feldgehölze belassen oder angelegt. Vor allem waren diese auf den Bereichen ehemaliger Domänen und Rittergüter zu finden. Erste Anleitungen zum Bau derartiger Jagdremisen gibt HEINRICH WILHELM DÖBEL in seiner 1746 erstmalig erschienenen „Jäger-Praktica“. DÖBEL war 1725 Piqueur (Parforcejäger) beim Fürsten LEOPOLD VON AANHALT-DESSAU. Ab 1733 ist er Oberpiqueur beim sächsischen König in Hubertusburg. Er schreibt: „Die Rebhüner=Gehäge sind sehr gut anzulegen und zu erhalten, wo Feld=Höltzer, die mit Unter Holtze dicke bewachsen, oder Feld=Raine mit Busch=Holtze seyn; wo aber dergleichen wenig, oder gar nicht sind, so pflanzet man Dornen und allerhand Busch=Holtze strichweise, man Remisen zu nennen pfleget. Auch kann man Hasel=Nüsse, Eicheln, Buchen= und allerhand Holtz=Saamen, von Laub= und kieferichten Höltzern säen. Die Laub=Höltzer müssen öffters verhauen werden, dass sie nicht zuhoch wachsen. Von Fichten und Tannen, wenn sie bald Manns hoch sind, schneidet man die Gipffel herunter, so bleiben sie fein niedrig, und breitensich aus.“ Verschiedenes Bifurkation Als Bifurkation bezeichnet man flache Wasserscheiden, in denen sich ein Fluß verschiedenen Stromgebieten zuwendet. Überwiegend sind es Quellgebiete, aus denen die einzelnen Flußarme unterschiedlichen Strömen zufließen. Der Oberlauf eines derartigen Flusses (oberhalb der Bifurkation) gehört also zwei Stromgebieten an. In der Fuhne findet sich die in Mitteldeutschland einzigartige Situation, daß ab einer Stelle im Fluß östlich von Radegast die Strömung sowohl in westlicher als auch in östlicher Richtung fließt und damit sowohl der Saale als auch der Mulde zu. (1) weitergehende Beschreibungen Die Lage des heutigen Bifurkationspunkts wird durch die infolge des Flussausbaus geschaffenen Gefälleverhältnisse bestimmt. Ursprünglich lag ein breites Sumpfgebiet vor, aus dem sich die Laufentwicklung nach Westen und Osten vollzog. Im Köthener Salbuch von 1602 heißt es dazu in einer Beschreibung der Umgebung von Radegast: „..., und hat sonderlich dies Morast die Natur und Eigenschaft, dass die Quellen und Flüsse sich teilen, einerseits gegen den Abend, die fließen unter Bernburg in die Saale, einesteils gegen Morgen und kommen bei Jeßnitz in die Milde und fügen also beide Wasser die noch fast 5 Meilen Wegs voneinander gelegen, zusammen.“ veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X (1) Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 30.07.2019
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