Im Rahmen dieses Projekts wurde das Tool TeResE (Temporal Resolution of Emission data) zur zeitlichen Verteilung von Emissionen entwickelt. Für räumlich verteilte Emissionen leitet das Tool regionalisierte Splitting-Faktoren ab, die für jede Gitterbox und jede Quellgruppe pro Stunde den Anteil der jeweiligen Emission enthalten. Diese Splitting-Faktoren hängen dynamisch von den jeweiligen räumlichen oder zeitlichen Bedingungen ab, z.B. unterscheiden sich verschiedene Jahre hinsichtlich der Meteorologie: Art, Ausprägung und Zeitpunkte der auftretenden Wetterlagen variieren sowohl räumlich wie auch von Jahr zu Jahr. Dies beeinflusst unmittelbar die zeitlichen Emissionsprofile der Quellgruppen wie z.B. der Landwirtschaft oder der Kleinfeuerungsanlagen. Andere wichtige Eingangsdaten sind z.B. stündliche Daten der Verkehrsstärken des Straßenverkehrs oder der aktuellen Energieabgabe von Kraftwerken. Die aktuell vorliegende Version des Tools erzeugt Splitting-Faktoren für Stickstoffoxide, Feinstaub, Ammoniak, nicht-Methan Kohlenwasserstoffe, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid und das Nest-2 Gitter (ca. 2 km x 2 km Auflösung über Deutschland) des derzeit im Umweltbundesamt betriebenen Chemie-Transport-Modells REM-CALGRID. Mit diesem Modell wurde für das Jahr 2016 eine Evaluierung der Splitting-Faktoren durchgeführt. Dazu wurden die Schnittstellen des Modells REM-CALGRID entsprechend angepasst. Quelle: Forschungsbericht
DWD’s fully automatic MOSMIX product optimizes and interprets the forecast calculations of the NWP models ICON (DWD) and IFS (ECMWF), combines these and calculates statistically optimized weather forecasts in terms of point forecasts (PFCs). Thus, statistically corrected, updated forecasts for the next ten days are calculated for about 5400 locations around the world. Most forecasting locations are spread over Germany and Europe. MOSMIX forecasts (PFCs) include nearly all common meteorological parameters measured by weather stations. For further information please refer to: [in German: https://www.dwd.de/DE/leistungen/met_verfahren_mosmix/met_verfahren_mosmix.html ] [in English: https://www.dwd.de/EN/ourservices/met_application_mosmix/met_application_mosmix.html ]
DWD’s fully automatic MOSMIX product optimizes and interprets the forecast calculations of the NWP models ICON (DWD) and IFS (ECMWF), combines these and calculates statistically optimized weather forecasts in terms of point forecasts (PFCs). Thus, statistically corrected, updated forecasts for the next ten days are calculated for about 5400 locations around the world. Most forecasting locations are spread over Germany and Europe. MOSMIX forecasts (PFCs) include nearly all common meteorological parameters measured by weather stations. For further information please refer to: [in German: https://www.dwd.de/DE/leistungen/met_verfahren_mosmix/met_verfahren_mosmix.html ] [in English: https://www.dwd.de/EN/ourservices/met_application_mosmix/met_application_mosmix.html ]
DWD’s fully automatic MOSMIX product optimizes and interprets the forecast calculations of the NWP models ICON (DWD) and IFS (ECMWF), combines these and calculates statistically optimized weather forecasts in terms of point forecasts (PFCs). Thus, statistically corrected, updated forecasts for the next ten days are calculated for about 5400 locations around the world. Most forecasting locations are spread over Germany and Europe. MOSMIX forecasts (PFCs) include nearly all common meteorological parameters measured by weather stations. For further information please refer to: [in German: https://www.dwd.de/DE/leistungen/met_verfahren_mosmix/met_verfahren_mosmix.html ] [in English: https://www.dwd.de/EN/ourservices/met_application_mosmix/met_application_mosmix.html ]
Zur Bewertung der Luftqualität und zur Simulation von Szenarien hinsichtlich der Minderung der Schadstoffbelastung in der Atmosphäre werden Chemie-Transport-Modelle verwendet. Diese beruhen auf Emissionsdaten, die in Emissionsinventaren meist als nationale Jahresemissionen zusammengefasst werden. Mittels Verteilfunktionen werden diese Gesamtemissionen sowohl räumlich als auch zeitlich verteilt. Diese Verteilfunktionen geben ein statistisches Emissionsverhalten wieder, welches in Wirklichkeit aufgrund von Wetterbedingungen und individuellen Entscheidungen der Menschen sehr viel variabler ist. Erstmals wird eine vollumfängliche Analyse anthropogener Emissionen mithilfe der im EURADIM (European Air pollution Dispersion - Inverse Model) implementierten 4D-var (vierdimensionale variationelle) Datenassimilationsmethode durchgeführt. Hierbei werden unterschiedliche atmosphären-chemische Beobachtungen genutzt, um Emissionskorrekturfaktoren für die Emissions-Eingangsdaten aus dem Gridding Emission Tool for ArcGIS (GRETA) zu bestimmen. Der Fokus liegt auf der Optimierung anthropogener Spurengas- und Aerosolemissionen für das Analysejahr 2016. Unter Verwendung von drei verschiedenen horizontalen Modellauflösungen (15x15 km^2, 5x5 km^2, 1x1 km^2) werden die Emissionen in Europa, Deutschland und in drei innerdeutschen Regionen detailliert bezüglich ihrer horizontalen Verteilung analysiert. Die 4D-var Re-Analyse ermöglicht eine erfolgreiche Evaluierung der räumlichen Verteilung der Emissionen in Europa. Die gesamt-europäischen Emissionskorrekturen deuten im Mittel auf zu geringe Emissionen in Emissionsinventaren hin. Die Emissionskorrekturen für Deutschland ergeben, dass die nationalen Gesamtemissionen im Mittel nahe den analysierten Emissionen liegen. Allerdings werden regionale Unterschiede zu den Emissionsinventare analysiert, die auf Verbesserungspotentiale der räumlichen Verteilung der Emissionen durch GRETA hindeuten. Die räumlich aufgelösten Emissionskorrekturen sollten als Monats- bzw. saisonales Mittel genutzt werden. Zur Rückführung auf potenzielle Unsicherheiten der räumlichen Verteilung der Emissionsdaten müssen die Ergebnisse folglich mit räumlichen Verteilparametern, die zur Verteilung der Emissionen genutzt werden, korreliert werden. Quelle: Forschungsbericht
Der Grünkröten-(Bufotes viridis)Komplex erfuhr eine taxonomische Revision. Nach Stöck et al. (2006), Stöck et al. (2009) und Dufresnes et al. (2019) ist die Wechselkröte (Bufotes viridis) über weite Teile Mittel- und Osteuropas verbreitet, wobei die westliche Arealgrenze durch Schleswig-Holstein, Niedersachsen, das Rheinland, das Saarland, Nordost-Lothringen sowie den Oberrheingraben verläuft. Östlich reicht das Areal bis nach Kasachstan, südlich über Nordostitalien bis nach Kreta. In Nordostdeutschland treffen zwei getrennte evolutionäre Wechselkröten-Linien, deren mitochondriale DNA sich unterscheidet, aufeinander: B. viridis und B. variabilis. Stöck et al. (2009) diskutierten deren Status. In der vorliegenden Roten Liste werden alle deutschen Wechselkröten weiterhin unter dem Namen B. viridis behandelt. In der letzten Roten Liste von Kühnel et al. (2009) wurde die Art bei unverändertem taxonomischen Umfang als Bufo viridis Laurenti, 1768 bezeichnet. In Deutschland besiedeln Wechselkröten das Flachund Hügelland, wobei selten eine Höhengrenze von 500 m ü. NHN überschritten wird (Günther & Podloucky 1996). Neben dem nahezu geschlossenen Verbreitungsschwerpunkt in den östlichen Bundesländern zeigt die Art eine ausgeprägte Disjunktion mit Vorkommensclustern im Mittel- und Niederrhein- sowie Neckar- und unteren Maingebiet, dem Saarland und Teilen von Bayern mit den Niederungen von Donau, Isar und Inn nebst Zuflüssen. Mit einer TK25-Q Rasterfrequenz von 10,71 % (Zeitraum 2000 – 2018) zählt sie aktuell zu den seltenen Amphibienarten Deutschlands. Die Bestandsentwicklung der Art ist äußerst kritisch. Der langfristige Bestandstrend zeigt einen starken Rückgang, der seit Jahrzehnten anhält und sich in einer massiven Ausdünnung der Rasterpräsenz, auch im ostdeutschen Kerngebiet, widerspiegelt. Ursächlich spielt der drastische Landnutzungswandel die größte Rolle, vor allem die Industrialisierung der Landwirtschaft mit den einhergehenden Strukturverlusten, veränderte Abbautechnologien bei der Gewinnung oberflächennaher Rohstoffe einschließlich der Braunkohle sowie – zumindest regional bedeutsam – die gänzliche Aufgabe traditioneller Sondernutzungen, welche für die Art lange Zeit wertvolle Habitate generierten, z. B. die großflächigen Rieselfelder im Berliner Umland und Schönungsteiche kleiner Zuckerfabriken in den Bördegebieten. Der in die Kriterienklasse „starke Abnahme“ eingestufte kurzfristige Bestandstrend wird – zusätzlich zu den oben genannten Faktoren – durch fortschreitende Urbanisierung, die großflächige Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten, Rekultivierungsaktivitäten an Abbaustellen sowie Fischbesatz in zahlreichen Laichgewässern verstärkt. Die Wechselkröte zählt damit zu den am stärksten rückläufigen und gefährdeten Amphibienarten Deutschlands mit verbreiteten lokalen oder regionalen Aussterbeprozessen. Verschärfend wirken sich direkte menschliche Eingriffe und die zunehmende Fragmentierung der Vorkommen aus. Insgesamt ergibt sich die Einstufung in die RoteListe-Kategorie „Stark gefährdet“. Damit sich die Gefährdungssituation der Art nicht verschärft, müssen Naturschutzmaßnahmen dringend fortgesetzt oder neu ergriffen werden. Auf diese Abhängigkeit wird durch das Zusatzmerkmal „Na“ hingewiesen. Gründe für die Hochstufung von „Gefährdet“ auf „Stark gefährdet“ liegen in der geänderten Bewertung der aktuellen Bestandssituation von der Kriterienklasse „mäßig häufig“ zu „selten“. Die Wechselkröte ist in Deutschland vor allem durch folgende Faktoren gefährdet: Anhaltende Lebensraumverluste in den Flussauen und anderen natürlichen Lebensräumen; Beseitigung und Entwertung von Kleingewässern, Nassstellen sowie anderen Strukturelementen in der Agrarlandschaft; Düngung und Einsatz von Pestiziden im Umfeld der Laichgewässer; Gefährdung in Abbaustellen durch geänderte Technologien sowie anschließende Verfüllung und Rekultivierung; sukzessionsbedingter Verlust von Laichgewässern und Rohböden im Landhabitat; Fischbesatz in Teichen; starke Rückgänge im Siedlungsbereich, vor allem durch Bauaktivitäten mit der Folge von Lebensraumverlusten im urbanen und suburbanen Raum. Aufgrund der derzeitigen starken negativen Bestandsentwicklung müssen folgende Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden: Konzeption und Umsetzung von Artenschutzprogrammen und -projekten auf Länderebene, um weitere Lebensraumverluste und Arealregression abzuwenden sowie den Habitatverbund zu optimieren; schutzverträgliche Bewirtschaftung in der Agrarlandschaft, welche die entsprechenden Habitatstrukturen und eine Pufferung von Laichgewässern sichert; konsequente Anwendung der bestehenden Maßgaben der guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft sowie der wasser-, boden- und naturschutzrechtlichen Regelungen; Förderung von Brachestreifen und die Etablierung von extensiven Weidesystemen; Sicherung bzw. Neuanlage und dauerhafte Pflege von Kleingewässern, v. a. auch die Vermeidung von Fischbesatz; Erhaltung von Rohboden- und Ruderalflächen in Landhabitaten, insbesondere im Bereich von Bodenabbauflächen und Bergbaufolgelandschaften (z. B. Braunkohle); Vergrößerung und Stabilisierung vorhandener Populationen durch gezielte Maßnahmen, insbesondere in Primärhabitaten wie den Flussauen.
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist unser kleinster einheimischer Frosch. Seine Haut ist glatt und glänzend, die Oberseite ist so leuchtend grün gefärbt, dass der Ausdruck „Laubfroschgrün" geprägt wurde. Laubfrösche sind gute Kletterer, die sogar an Glasscheiben haften können, da sie an Finger- und Zehenspitzen kleine, runde Haftballen besitzen. Früher wurde die Art oft in Einweckgläsern mit einer kleinen Leiter gehalten: kletterte der Frosch nach oben, so wurde sonniges Wetter erwartet, blieb er unten, so galt dies als Schlechtwettervorhersage. Gesamtlänge: 3 bis 4 cm Gewicht: ca. 6 g Der Laubfrosch bevorzugt Lebensräume mit hohem, schwankendem Grundwasserstand und gebüschreichem, ausgedehntem Feuchtgrünland. Er ist eine Charakterart heckenreicher, extensiv genutzter Wiesen- und Aue-landschaften. Seine Laichgewässer weisen flache Ufer und vertikale Strukturen wie Röhricht auf und sind gut besonnt. Die geeigneten Lebensräume reichen von naturnahen Flussauen über Teichlandschaften bis hin zu Kies- und Tongruben. Vollbeschattete Gewässer meidet er. Laubfrösche sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Im Laubwerk von Hochstauden, Sträuchern oder lichten Bäumen sonnen sie sich oder jagen nach Beute - im Sprung mit weit herausgeschleuderter Zunge. Auf ihrem Speisezettel stehen vor allem Fliegen, Käfer und Spinnen. Die Larven weiden vornehmlich Algen ab, gedeihen aber besser, wenn auch tierische Nahrung verfügbar ist. Zur Paarungszeit halten sich die Männchen in Gruppen im oder am Laichgewässer auf und versuchen nach Sonnenuntergang durch ihren Balzgesang Weibchen anzulocken. Die Rufe klingen wie „äpp-äpp-äpp", sind sehr laut und manchmal noch in einer Entfernung von über einem Kilometer hörbar. Die Eier werden in Form von walnussgroßen Laichballen an Wasserpflanzen abgelegt. Nach knapp einer Woche schlüpfen die Larven aus den Eiern, die Entwicklung von der Larve zum Jungfrosch dauert ca. 40 bis 90 Tage. Durch diese recht kurze Entwicklungsdauer ist die Art in der Lage, auch temporäre Gewässer zu besiedeln. Der Europäische Laubfrosch besiedelt weite Teile Europas und der Türkei. Im Westen reicht das Verbreitungsgebiet bis an die Atlantikküste, im Osten bis weit in die Ukraine und in den Kaukasus. Die nördlichsten Vorkommen finden sich in Dänemark und Südschweden, die südlichsten auf Kreta. Im westlichen Mittelmeerraum wird die Art durch andere, nahe verwandte Arten ersetzt. In Deutschland ist der Europäische Laubfrosch weit verbreitet, größere Verbreitungslücken bestehen jedoch im Nordwesten und Westen des Landes. In Baden-Württemberg liegen die Verbreitungsschwerpunkte der Art am Oberrhein und im Bodenseegebiet. Der Laubfrosch bevorzugt vor allem die tieferen Lagen, kann aber an geeigneten Standorten bis in Höhen von über 700 m ü. NN vorkommen. Landesweit sind die Bestände - vor allem im Oberrheingebiet - seit Jahrzehnten im Rückgang begriffen. Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Ausweisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. Download Zusammenfassung [pdf 492KB] Sehr charakteristisch für den Laubfrosch ist sein Ruf . Viele kennen diesen, besonders wenn man in der Nähe von einem Vorkommen wohnt. Die Rufe sind besonders intensiv zur Hochphase der Paarungszeit zu hören, dann teilweise auch am Tag, meist jedoch erst nach Sonnenuntergang. Neben dem Laubfrosch gibt es auch andere grüne Frösche! Hier besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr! Grünfrösche oder auch Wasserfrösche sind bei uns weitverbreitet und man findet sie in vielen verschiedenen Gewässertypen. Die drei einheimischen Wasserfrösche sehen sich sehr ähnlich und rufen auch sehr ähnlich. Den typischen Ruf von Grünfröschen identifiziert wohl jeder als Froschquaken. Er ist mit dem eher bellenden Rufen des Laubfrosches nicht zu verwechseln (siehe oben). Teichfrosch und Seefrosch sind deutlich größer (8cm und mehr) und selbst der Kleine Wasserfrosch ist meist größer als ein Laubfrosch (über 4cm). Anders als bei einem Laubfrosch besitzen die meisten Grünfrösche viele schwarze Flecken und Punkte auf der gesamten Oberfläche. Ihre Haut ist niemals glatt wie bei einem Laubfrosch sondern besitzt immer Warzen. Außerdem haben Wasserfrösche auch keine Haftscheiben an den Fingerspitzen und klettern niemals. Weiterhin halten sich Wasserfrösche, wie man es von dem Namen schon erwarten kann, immer in Gewässernähe auf und sitzen auch außerhalb der Paarungszeit häufig im Wasser oder an den Gewässerrändern. Sollten Sie sich bei der Bestimmung Ihres Fundes unsicher sein, laden Sie am besten ein Foto des Tieres bei der Fundmeldung mit hoch! Sollten Sie sich ganz unsicher sein, können Sie uns das Bild des Fundes auch per E-Mail schicken. Bitte melden Sie uns Funde von Laubfröschen in Baden-Württemberg. Durch die Sammlung dieser Daten entsteht ein guter Überblick über die Verbreitung des kleinsten heimischen Frosches in Baden-Württemberg. Jeder kann also mit einer gemeldeten Beobachtung dazu beitragen diese gefährdete Art zu schützen, denn nur wenn wir wissen, wo die Tiere vorkommen, können wir sie auch erhalten. Ob einzelnes Tier, rufendes Männchen oder eine Gruppe Jungtiere, jede Meldung aus Baden-Württemberg ist wichtig! Häufig werden Beobachtungen auf Spaziergängen entlang von kleinen Gewässern oder auch an Waldrändern gemacht. Der typische Ruf lässt genauso auf die Tiere zurückschließen wie eine Sichtung. Für die Bearbeitung der Meldungen ist ein Ton- oder Bildnachweis wesentlich. Dies dient dazu, Verwechslungen mit anderen Arten (beispielsweise dem Teichfrosch) auszuschließen. Hinweis zur Fundortmarkierung: Der blaue Marker kann angepackt und verschoben werden. Alternativ können Sie die Ortssuche verwenden, dann landet der Marker am eingegebenen Ort. Laubfrosch melden Bisherige Fundorte in Baden-Württemberg von Laubfröschen Haben Sie noch eine Frage die Sie auf den Seiten nicht beantwortet bekommen oder ein Problem mit der Meldung eines Fundes, dann können Sie uns gern per E-Mail anschreiben. Bitte beachten Sie: Funde bitte nur melden und nicht sammeln!
||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.12 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: LAUBFROSCH 291 – 312 Europäischer Laubfrosch – Hyla arborea (Linnaeus, 1758) Wolf-Rüdiger Grosse und Marcel Seyring 1 ||||||||||||| FFH FFH Artsteckbrief Kennzeichen: Der Europäische Laub- frosch, im Folgenden Laubfrosch genannt, ist ein kleiner Baumfrosch mit glatter glänzen- der Haut; Grundfärbung blattgrün, selten grau, braun, gelb oder blau, entlang der Seite schwar- zer, oft hell gesäumter Streifen vom Nasenloch über das Auge, das Trommelfell bis zum Beinansatz reichend, dort meist Ausbildung einer nach vorn oben gerichteten Leistenspange (Hüftschlinge); Bauchseite weiß bis grau, Hautoberfläche granuliert; großer Kopf mit seitlich hervortretenden Augen, mit waagerecht-elliptischer Pupille; schlanke Gliedmaßen mit Haftscheiben an Zehen und Fingern, Trommelfell deutlich sichtbar. Größe: Kopf – Rumpflänge der ♂♂ 35 – 55 mm und der ♀♀ 40 – 60 (max. 70) mm. Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂♂ an der Kehle mit Schallblase, die gelb-orange bis bräunlich gefärbt ist, sie liegt in Ruhe in Querfalten; vier Typen von Rufen, zur Paarungszeit ertönt ein weithin hörbares Konzert (Paarungsruf ist ein schnell vorgetragenes „Äpp...Äpp...Äpp...“); ♀♀ deutlich größer, Kehle weißlich glatt. Habitat: Kleine bis mittelgroße stehende, flache, besonnte Gewässer, regional auch größere, tiefere perennierende Wei- her, Teiche und Seen werden zur Reproduktion genutzt, Flu- tungswiesen in Auen und in extensiv genutztem Grünland, im Sommer Hecken, Bäume und Saumhabitate. Aktivität: Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhängig von Oktober bis März; Fortpflanzungszeit von Ende April bis Mitte Juni, Sommer/Herbstrufe auf Büschen und Bäumen. Wanderungen/Reviere: Zumeist weniger als 1.000 m (max. 12,5 km). Fortpflanzung/Entwicklung: ♀ legt je Saison 2 – 10 Laichbal- len mit durchschnittlich 25 Eiern, 1,0 – 1,5 mm Durchmesser, mit Gallerthülle 4,5 – 6,5 mm, animaler Pol (oben) bräunlich, vegetativer Pol (unten) weißlich; Ablage der Laichballen unter Wasser an Pflanzen und Stängeln in warmen Flachwasser- bereichen. Embryonalentwicklung 7 – 10 Tage, Larven beim Schlupf 7 – 9 mm, freischwimmend 12 mm; Länge im Endsta- dium 40 – 60 mm; Metamorphose nach 50 – 70 Tagen, Jungfrö- sche 14 – 22 mm, seltener 25 mm, gehen ab Mitte Juli bis Ende August an Land; Jungtiere und Erwachsene leben im Sommer gemeinsam in blütenreichen Pflanzenbeständen, Säumen und Hecken. Nahrung: Nahrungssuche tagsüber und in der Dämmerung, flugaktive und krabbelnde Insekten (vorwiegend Fliegen, Käfer, Ameisen), Spinnen, Asseln. Alter: Bis 5 Jahre im Freiland, 22 Jahre im Terrarium. Abb. 1: Laubfrösche beim Sonnenbad, klet- ternd und bei der Paarung [Montage, Fotos: A. Westermann (oben und Mitte), J. Herder (unten)]. 291 LAUBFROSCH FFH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Das Areal der Laubfroschgruppe in der Westpaläarktis erstreckt sich von Südschweden im Norden über weite Teile Mitteleuropas und des Balkans bis nach Portu- gal im Westen und Kreta und die Türkei im Südosten. Darüber hinaus werden das westliche Russland, die Ukraine sowie das westliche und nördliche Kleinasien besiedelt. In weiten Teilen seines Areals ist der Laub- frosch ein Bewohner des Tief- und Hügellandes. Aufgrund moderner molekulargenetischer Untersu- chungen und unter Einbeziehung phylogeografischer und verhaltensbiologischer Erkenntnisse trennen Stöck et al. (2012) die Laubfroschgruppe in mindes- tens acht Arten auf. Den Hauptteil des mitteleuropäi- schen Areals bewohnt der Europäische Laubfrosch H. arborea (Grosse 2013d). Westlich davon leben der Iberische (Spanische) und der Mittelmeerlaubfrosch. Östlich und südöstlich davon findet man den Östlichen, den Mittelöstlichen (Kleinasiatischen) und den Arabi- schen Laubfrosch und im Süden den Italienischen und den Thyrrenischen (Sardinischen) Laubfrosch. Damit verbleibt für den Europäischen Laubfrosch ein Areal, das sich von Frankreich über die Benelux-Staa- ten, Norddeutschland, Teile Südostdänemarks und Südschwedens entlang der Ostseeküste bis nach Polen, etwa zur Mündung der Weichsel erstreckt. Die Ostgrenze verläuft weiter quer durch Polen, die Slowa- kei und weiter westlich des Karpatenbogens (erreicht hier die Ukraine) durch Mittelrumänien, Westbulga- rien bis Griechenland. Die Südgrenze verläuft von dort lückig entlang der Adria bis Ostitalien, nördlich der Alpen über die Nordwestschweiz bis Frankreich, ohne hier das Mittelmeer zu erreichen (Schneider & Grosse 2009). 2.1.2 Verbreitung in Deutschland In Deutschland kommt der Laubfrosch in fast allen Bundesländern vor. Er fehlt in Berlin, Bremen und im Saarland (aktuelle Vorkommen basieren auf ausge- setzten Tieren, allochthon). Die höchste Verbreitungs- dichte weist die Art in Nordostdeutschland auf. Vom östlichen Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpom- mern, Nordsachsen und Ostthüringen sind seit je her individuenstarke Populationen bekannt (Grosse & Günther 1996). Die geringste Rasterfrequenz besitzt die Art in Rheinland-Pfalz. Die Art ist hier auf den Westerwald und Vordertaunus sowie auf den rhein- hessisch-pfälzischen Oberrheingraben beschränkt. Weiter am Oberrhein in Baden-Württemberg finden sich viele Laubfroschvorkommen. Die Landesmitte ist weitlückig besetzt und ein großes zusammenhängen- des Verbreitungsgebiet besteht im Alpenvorland vom Bodenseegebiet bis zum westlichen Allgäu und wei- ter nach Bayern, wo die Art stellenweise auch noch häufig ist. Naturräumlich und klimatisch bedingt fehlt der Europäische Laubfrosch auf den Nordseeinseln, in den Marschgebieten, im nordwestlichen Niedersach- sen, weitgehend in den Höhenlagen der nordöstlichen Mittelgebirge (Harz, Erzgebirge, Vogtland, Thüringer Wald, Rhön) und in den südlichen Mittelgebirgen von Nordrhein-Westfalen (Eifel, Bergisches Land, Sau- erland), Rheinland-Pfalz (Hunsrück, Pfälzer Wald), Baden-Württemberg (in den höheren Lagen des Schwarzwaldes, Schwäbische Alb) sowie in Nordbay- ern (Tertiäres Hügelland). 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Der Elbe-Havel-Winkel beherbergt einige Laubfrosch- populationen, die sich auch weiter nach Niedersach- sen (Wendland) und nach Brandenburg erstrecken. Nordwestbrandenburg hat nur ganz vereinzelt Vor- kommen des Europäischen Laubfroschs. Im Südosten des Landes finden sich im Bereich des Elbtals und der Muldeaue direkte Verbindungen zu dem Verbreitungs- schwerpunkt des Laubfroschs in Nordwestsachsen (Zöphel & Steffens 2002). Hauptverbreitungsge- biete sind hier die Dübener und Dahlener Heide, das Leipziger Land, die Elster-Luppe- und die Muldeaue, südlich davon die Altenburg-Zeitzer Lösshügelland- schaft. Hier findet sich auch im äußersten östlichen Bereich die größte Dichte der Vorkommen in Richtung Thüringen, wo die Art im östlichen Teil beinahe flä- chig verbreitet ist (Schiemenz & Günther 1994). Am Kyffhäuser besitzen Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeinsame Vorkommen. Eine große Verbreitungslü- cke verläuft vom südlichen Harzvorland, Harz bis zum Nordharzvorland. Gemeinsame Vorkommen mit über- durchschnittlich großen Beständen an Laubfröschen finden sich erst wieder in Niedersachsen im Weser-Al- ler-Flachland (Drömling, Obere Allerniederung, Bur- gdorf-Peiner-Geestplatte, Hannoversche Moorgeest) und in den naturräumlichen Regionen Lüneburger Heide und Wendland, der Elbtalniederung und Lücho- wer Niederung (NLWKN 2011). Die niedersächsischen Vorkommen in der Elbaue enden im NSG „Garbe-Aland- Niederung“ in Sachsen-Anhalt. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990–2014) des Laubfroschs in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 292 Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen aus 62.881 Datensätzen zu Amphibien 2.618 Datensätze zum Laubfrosch LAUBFROSCH FFH Abb. 2: Rufendes Männchen am Militärflugplatz Allstedt (Foto: A. Brühl). vor, wobei seit 2001 für 101 MTB bzw. 235 MTBQ Nachweise existieren. Dieser Datenpool wurde der Bestimmung der aktuellen Frequenzen der Art auf dem Niveau der MTB und der MTBQ zugrunde gelegt. Die 2.618 Datensätze des Laubfroschs konn- ten 1.950 Fundorten (von insgesamt 21.526 Amphibi- enfundorten in Sachsen-Anhalt) zugeordnet werden, aus denen die Abfragen/Auswertungen zur Verbrei- tung, naturräumlicher Zuordnung, Höhenverbreitung und Syntopie resultieren. Historische Verbreitung Der Laubfrosch war in Deutschland in den Ebenen, Hügel- und Bergländern überall verbreitet (Dürigen 1897). Während er in den Höhenlagen vieler Mittel- gebirge fehlt, wird von dem Autor (ohne Zitatangabe) ausdrücklich der Oberharz als Verbreitungsgebiet mit den Fundorten Harzburg, Ocker, Goslar und Klausthal genannt. Altbekannte Vorkommen bei Wolferode und Eisleben erwähnen schon Wolterstorff (1888) und Kühlhorn (1941) und bei Salzwedel Köhnke (1893). Alle konnten später nicht bestätigt werden (Grosse 2004c). Hoffmann (1899) erwähnt den Laubfrosch bei Blankenburg. In seiner Arbeit zur Amphibien- und Reptilienfauna der Altmark stellt Wolterstorff (1928) fest, dass der Laubfrosch an geeigneten Stellen überall vorkommt. Nach Wolterstorff (1888) waren Laubfrösche in Magdeburg im Biederitzer Busch sehr häufig. Badewitz et al. (1966) nennen als Einzelfund den Umflutkanal der Tongrube Plötzky bei Magdeburg. Beide Vorkommen sind erloschen. Hampel (1936) erwähnt die Goitzsche als Laubfroschvorkommen. Auch nach der Erschließung der Braunkohle wurden hier an geeigneten Standorten bis Mitte der 1990er Jahre Laub- frösche gefunden (Meyer & Grosse 1997), über deren Fortbestand jedoch keine aktuellen Befunde vorliegen. Nach Buschendorf (1984) existierte ein Vorkommen im Südharzer Zechsteingürtel bei Questenberg. Iso- lierte Vorkommen gab es bei Agnesdorf (etwa 1 km Tab. 1: Datengrundlagen zum Laubfrosch in Sachsen-Anhalt. entfernt vom ehemaligen Questenberger Vorkommen), Othal, Beyernaumburg und Blankenheim. Die Harzvor- länder und der Harz selbst sind nahezu laubfroschfrei, was möglicherweise auf klimatische Ursachen zurück- zuführen ist (Buschendorf 1984, Gassmann 1984). Krüger & Jorga (1990) dokumentieren ein Fehlen der Art im damals zum Bezirk Cottbus gehörigen Kreis Jessen. Schiemenz & Günther (1994) erwähnten das Fehlen der Art bei den Erfassungen zwischen 1978 und 1989 in den montanen Lagen der Mittelgebirge (Harz vgl. bei Dürigen 1897). Für Sachsen-Anhalt wurde eine MTB-Frequenz von 43 % (MTBQ-Frequenz 19 %) ermittelt. Verbreitungsschwerpunkte des Laubfroschs lagen in der nordwestlichen Altmark, dem Drömling und Bördehügelland im Nordwesten und im unteren Elbtal und Elbe-Havelwinkel im Norden, dem mittle- ren Elbtal, der Muldeaue und der Dübener Heide in der Mitte und dem Osten Sachsen-Anhalts und ver- einzelte Vorkommen in der Helme-Unstrutniederung, dem Buntsandstein-Schichtstufenland und dem Raum Zeitz-Hohenmölsen im Süden. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Der Laubfrosch war in Sachsen-Anhalt nur weitlückig verbreitet (Grosse 2004c). Im Norden beherbergten die westlichen Altmarkplatten 26 % der Landesvorkommen. Das Fließgewässernetz der Jeetze, ein lichter Waldbe- stand und die wechselhafte Landnutzung bildeten für den Laubfrosch dort einen idealen Großlebensraum. Er erreichte östlich die Linie Osterburg-Bretsch-Bismark. Die östlichen Altmarkplatten, die Nördliche Elbaue und der 293
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Europäischer Laubfrosch Hyla arborea (Linnaeus, 1758) Der Europäische Laubfrosch ist unser kleinster einheimischer Frosch. Seine Haut ist glatt und glänzend, die Oberseite ist so leuch- tend grün gefärbt, dass der Ausdruck „Laubfroschgrün“ geprägt wurde. Laubfrösche sind gute Kletterer, die sogar an Glasscheiben haften können, da sie an Finger- und Zehenspitzen kleine, runde Haftballen besitzen. Früher wurde die Art oft in Einweckgläsern mit einer kleinen Leiter gehalten: kletterte der Frosch nach oben, so wurde sonniges Wetter erwartet, blieb er unten, so galt dies als Schlechtwettervorhersage. besser, wenn auch tierische Nahrung verfügbar ist. Zur Paarungs- zeit halten sich die Männchen in Gruppen im oder am Laichgewäs- ser auf und versuchen nach Sonnenuntergang durch ihren Balzge- sang Weibchen anzulocken. Die Rufe klingen wie „äpp-äpp-äpp“, sind sehr laut und manchmal noch in einer Entfernung von über einem Kilometer hörbar. Die Eier werden in Form von walnuss- großen Laichballen an Wasserpflanzen abgelegt. Nach knapp einer Woche schlüpfen die Larven aus den Eiern, die Entwicklung von der Larve zum Jungfrosch dauert ca. 40 bis 90 Tage. Durch diese recht kurze Entwicklungsdauer ist die Art in der Lage, auch tempo- räre Gewässer zu besiedeln. LEBENSRAUM Der Laubfrosch bevorzugt Lebensräume mit hohem, schwan- kendem Grundwasserstand und gebüschreichem, ausgedehntem Feuchtgrünland. Er ist eine Charakterart heckenreicher, extensiv genutzter Wiesen- und Aue-landschaften. Seine Laichgewässer weisen flache Ufer und vertikale Strukturen wie Röhricht auf und sind gut besonnt. Die geeigneten Lebensräume reichen von natur- nahen Flussauen über Teichlandschaften bis hin zu Kies- und Tongruben. Vollbeschattete Gewässer meidet er. LEBENSWEISE Laubfrösche sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Im Laubwerk von Hochstauden, Sträuchern oder lichten Bäumen sonnen sie sich oder jagen nach Beute - im Sprung mit weit herausgeschleuderter Zunge. Auf ihrem Speisezettel stehen vor allem Fliegen, Käfer und Spinnen. Die Larven weiden vornehmlich Algen ab, gedeihen aber MASSE UND ZAHLEN Gesamtlänge: 3 bis 5 cm Gewicht: ca. 6 g VERBREITUNG Der Europäische Laubfrosch besiedelt weite Teile Europas und der Türkei. Im Westen reicht das Verbreitungsgebiet bis an die Atlantikküste, im Osten bis weit in die Ukraine und in den Kaukasus. Die nördlichsten Vorkommen finden sich in Dänemark und Südschweden, die südlichsten auf Kreta. Im westlichen Mittelmeerraum wird die Art durch andere, nahe verwandte Arten ersetzt. In Deutschland ist der Europäische Laubfrosch weit verbreitet, größere Verbreitungslücken beste- hen jedoch im Nordwesten und Westen des Landes und ein schmaler Streifen in Ost-West Richtung in der Mitte Deutsch- lands ist kaum vom Laubfrosch besiedelt. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG In Baden-Württemberg liegen die Verbreitungsschwerpunkte der Art am Oberrhein und im südöstlichen Kraichgau am Neckar mit seinen Nebenflüssen. Der Laubfrosch bevorzugt vor allem die tieferen Lagen, kann aber an geeigneten Standor- ten bis in Höhen von über 700 m ü. NN vorkommen. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Landesweit sind die Bestände – vor allem am südlichen Ober- rhein und in Oberschwaben – seit Jahrzehnten im Rückgang begriffen. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D BNATSCHG 23BESONDERSSTRENG STARK GEFÄHRDETGEFÄHRDETGESCHÜTZTGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - IV - BARTSCHV - - SCHUTZMASSNAHMEN Entwässerung von Feuchtgebieten (vor allem Auebe- reiche, Flachmoore) Grundwasserabsenkung und Zerstörung der Dynamik in Flussauen (insbesondere Überschwemmungstümpel) Zerschneidung der Lebensräume durch Wege- und Stra- ßenbau Tümpelverfüllung Biozideinsatz Fischbesatz in Laichgewässern Förderung der Fließgewässerdynamik zur Schaffung von Primärhabitaten Gewährleistung der fortwährenden Neuschaffung von Laichgewässern in Sekundärbiotopen wie Kies- und Ton- gruben bzw. Erhaltung von Gewässern auch nach Nut- zungsaufgabe Erhaltung der Landlebensräume (z.B. Nasswiesen, Röh- richte, Hochstauden, Hecken, lichte Auwälder) Erhaltung bzw. Schaffung von Trittsteinhabitaten und Wanderkorridoren zur Vernetzung von Populationen Entfernen von Besatzfischen aus Laichgewässern SCHUTZPROJEKTE Umsetzung FFH-Richtline Art des 111-Arten-Korbs Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für den Europäischen Laubfrosch, als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG VERBREITUNGSGEBIET EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG POPULATION HABITAT ZUKUNFTSAUSSICHTEN UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG- UNZUREICHENDUNZUREICHENDUNZUREICHENDUNZUREICHEND UNGÜNSTIG- UNZUREICHEND
||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.9 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 4/2015: ERDKRÖTE 229 – 244 Erdkröte – Bufo bufo (Linnaeus, 1768) Jürgen Buschendorf 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Große, plumpe Kröte mit breitem vorn abgerundetem Kopf, Oberseite mit großen, ± dicht nebeneinanderstehenden Warzen, hinter den Augen große halbmondförmige Drüsen, Pupille waagerecht, Schwimmhäute, Unterseite: Grauweiß, z. T. verwa- schene dunkle Färbung, Oberseite: Einheitlich dunkle (oliv-grau-braun), selten gelbliche Färbung, dunkle Flecken, vor allem an den Körperseiten. Größe: Kopf-Rumpf-Länge ♂ 40 – 90 mm, ♀ 60 – 120 mm Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂ zur Fort- pflanzungszeit mit schwarzen, hornigen Schwielen an der Innenseite der ersten drei Finger. Ausgewachsene ♀ ♀ deutlich größer und schwerer als ♂ ♂. Habitate: Sommerlebensraum: Laub- und Mischwäl- der, kleine Feldgehölze, mesophile, feuchte Wiesen, Parkanlagen, Gärten; Laichgewässer: mittelgroße Gewässer mit submerser Vegetation und 50 – 70 cm Tiefe, Stillgewässer (Teiche, Weiher, Altwässer, Gru- bengewässer), auch Kleingewässer, Tümpel, Vorhan- densein vertikaler Strukturen (Schilf, Binsen) günstig für die Eiablage. Aktivität: Nacht- und dämmerungsaktiv, Fortpflan- zungsaktivitäten März – Mai, Winterruhe (Oktober bis Februar/Mai). Wanderungen/Reviere: Frühjahrswanderung zum Laichgewässer (Februar/März), Rückwanderung von Laichgewässer zum Sommerlebens- raum, Herbstwanderung aus Sommerle- bensraum Richtung Laichgewässer zum Winterquartier (September – November), Entfernung von Sommerle- bensraum zum Laichgewässer: bis 3 km. Fortpflanzung/Entwicklung: 750 – 8.100 schwärzli- che Eier (1,2 – 2,2 mm Durchmesser) werden umge- ben von Gallerte in Doppelschnüren (2 – 4 m Länge) an vertikale Strukturen abgelegt. Embryonalentwick- lung in Gallerthülle 6 – 14 Tage, Länge bei Schlupf 4 – 6 mm, dann Entwicklung von Außenkiemen, Ruder- schwanz, Mundöffnung; Kaulquappen bilden oft große Schwärme, nach 2 – 3 Wochen 8 – 10 mm Länge, Rückbildung der äußeren Kiemen, Ausbildung von Innenkiemen, Entwicklung der Hornkiefer, langsames Wachstum bis 35 mm, nach 6 – 8 Wochen Umwand- lung in 8 – 12 mm große Jungkröten, verlassen oft in Massen gleichzeitig das Gewässer („Krötenregen“). Nahrung: Larven: Algenbewuchs an Steinen und Wasserpflanzen, Mikroplankton, Adulte: Regen- würmer, Spinnen, Asseln, Nacktschne- cken, Schmetterlingsraupen, nachtaktive Insekten und deren Larven. Alter: Freiland: bis 15 Jahre, Gefan- genschaftshal- tung: bis 36 Jahre. Abb. 1: Erdkrötenpärchen (rechts vorne). In jedem Frühjahr und Herbst errich- ten hunderte freiwillige Hel- fer Krötenzäune entlang der wichtigsten Wanderwege ein- heimischer Lurche. Ungezählte Erdkröten werden dadurch vor dem Verkehrstod bewahrt. Rechts oben einer der zum Auffangen dienenden Eimer mit zahlreichen Erdkröten [Montage, Fotos: W.-R. Grosse, S. Ellermann (Krötenpärchen)]. 229 ||||||||||||| ERDKRÖTE 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Nominatform der Art (Bufo bufo bufo) lebt in Mit- tel-Nord- und Osteuropa und ist dort weit verbreitet. Sie fehlt auf Irland und Island. Die nördliche Verbrei- tungsgrenze in Skandinavien liegt um 68° N. Nach Osten erstreckt sich das von der Erdkröte besiedelte Areal bis 108° O (Baikalsee). Vorkommen gibt es in Nordwestanatolien und am Kaukasus. Die Art fehlt auf einigen Mittelmeerinseln (Korsika, Sardinien, Balearen, Malta, Kreta und einige kleinere Inseln). Die Verbreitungsgrenze in Nordwest- afrika (Marokko, Algerien, Tunesien) liegt bei 30° N. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Erdkröte ist die in Deutschland am weitesten ver- breitete Anurenart und weist hier eine fast lückenlose Verbreitung auf. Von den Ostfriesischen Inseln wurde sie bisher nur auf Borkum nachgewiesen und von den Nordfriesischen Inseln fehlen noch Nachweise von den Halligen und Pellworm. Größere Verbreitungs- lücken bestehen nur in der Ostfriesisch-Oldenburgi- schen Geest, der Nordelbischen Geest (z. B. Stader Geest) und dem Hunsrück. Es gibt eine Reihe von Gebieten, in denen der Nachweis der Art noch nicht erbracht wurde, doch scheinen das kartierungsbe- dingte Verbreitungslücken zu sein. Es ist natürlich auch möglich, dass in den betreffenden Landschafts- teilen keine Laichgewässer für die Erdkröte existie- ren. Beispiele dafür findet man in der Norddeutschen Seenplatte, im Nordbrandenburgischen und Mecklen- burgischen Platten- und Hügelland, Nördlichen Harz- vorland, Weser-Leine-Bergland, Nahe-Bergland und im Bayerischen Wald. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Infolge der weiten Verbreitung der Erdkröte in Sach- sen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern setzen sich die Vorkommen der Art meistens auch nach allen Seiten in diesen Bundesländern fort. In der Elbtalniederung Richtung Brandenburg existie- ren beiderseits der Landesgrenzen (MTB 3439) Ver- breitungslücken. Während im Elbe-Mulde-Tiefland in Sachsen-Anhalt viele Fundpunkte zu finden sind, ist das gegenüber auf brandenburgischem Gebiet nicht der Fall. Sonst ist beiderseits der Landesgrenzen eine starke Besiedlung festzustellen. In Sachsen sind in den Grenzgebieten zu Sachsen-Anhalt in allen MTB-Qua- dranten Fundpunkte verzeichnet. Die Vorkommen an den Flüssen (Weiße Elster, Mulde) auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts setzen sich auch in Sachsen fort, wogegen in den nordwestlichen Landesteilen Sach- sens (Leipziger Land, Dübener und Dahlener Heide) gegenüber den sachsen-anhaltischen Grenzberei- chen vergleichsweise weniger Fundpunkte verzeich- net sind. Fast alle Grenzregionen Niedersachsens zu Sachsen-Anhalt werden von der Art besiedelt. Die geringe Besiedlung im Nordwesten der Westlichen Alt- markplatten in Sachsen-Anhalt findet ihre Fortsetzung auch in Niedersachsen. Ansonsten ist die gesamte Grenzlandschaft von Niedersachsen lückenlos besie- delt, während die Bestandsdichte auf sachsen-anhal- tischem Gebiet geringer ist (Nördliches Harzvorland, Börde-Hügelland). Die zahlreichen Vorkommen der Art auf sachsen-anhaltischem Grenzgebiet setzen sich auch in den angrenzenden thüringischen Bereichen fort. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen zur Erdkröte 11.355 Daten- sätze vor (von 62.881 Datensätzen zu Amphibien). Diese bilden die Grundlage für die Errechnung der aktuellen Präsenz der Art und eine Reihe anderer Aussagen über die Art. Aus den 11.355 Datensätzen zur Erdkröte konnten 7.677 Fundorte (von insgesamt 21.526 Amphibienfundorten in Sachsen-Anhalt) für weitere Auswertungen verwendet werden. Historische Verbreitung Obwohl es sich bei der Erdkröte um die häufigste und am weitesten verbreitete Anurenart handelt, sind in der Literatur bis zum 20. Jahrhundert nur wenige Angaben über das Vorkommen der Art auf dem heutigen Territo- rium Sachsen-Anhalts zu finden. Genaue Fundpunkte werden nur in den seltensten Fällen genannt. Meistens sind es nur sehr allgemein gehaltene Ortsangaben. Die- sen ist zu entnehmen, dass die Erdkröte auch damals eine häufige und weitverbreitete Art war. Das besagen auch einige Publikationen aus dem 19. Jahrhundert. So schätzt Zimmermann (1834) die Verbreitung im Mittel- gebirge ein mit: „Am ganzen Harze.“ Rimrod (1856a) beschreibt das Vorkommen der Art in der Grafschaft Tab. 1: Datengrundlagen zur Erdkröte in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Erdkröte in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 230 ERDKRÖTE Abb. 2: Erdkröten-Männchen in feuchter Ufervegetation (Foto: J. Buschendorf). Mansfeld und im Oberherzogtum Anhalt-Bernburg mit den Worten „R. bufo oder Bufo cinerea, die gemeine Kröte. In den Löchern der Mauern.“ Derselbe Autor (Rimrod 1856b) weist später auf das Vorkommen nur mit der Angabe „Bufo cinereus“ hin. Nach Geitel (1881) war die Erdkröte in der Umgebung von Blankenburg allgemein verbreitet und Köhnke (1893) hat sie in der Umgebung von Salzwedel „sicher beobachtet“. Wol- terstorff (1888) schreibt: „Die Art ist überall gemein, ich habe sie nie vergebens gesucht. Z. B. Halle, Mag- deburg, Osterburg.“ Auch Schulze (1891) fand sie „Allenthalben gemein“. Bei Koch (1934) finden sich seine Beobachtungen von 1888 im Biederitzer Busch, bei Heyrothsberge, in Teichen bei Prester und an einem Weg nach Pechau. Wolterstorff (1893a) nennt in dieser Veröffentli- chung vorrangig Fundorte aus dem Harz: bei Wippra (Laich), bei Quenstedt (Laich), Tümpel in Nähe Stern- haus im Selketal, Großer Silberteich bei Ballenstedt, Hochfläche von Pansfelde usw. (häufig), bei Quens- tedt, Quarmbach an der Straße von Friedrichsbrunn nach Suderode, Kaltetal, bei Blankenburg allgemein verbreitet, bei Quedlinburg überall. Auch einige Beob- achtungen der Erdkröte aus dem Flachland führt er an (z. B. Egeln). Als Fazit stellt er fest, dass die Art überall häufig ist. Dürigen (1897) kommt zu folgender Einschätzung: „In Deutschland dürfte sie, den vorlie- genden Mittheilungen nach, keinem Landstrich fehlen. Und da sie nicht nur allgemein verbreitet, sondern auch fast allenthalben zu den gewöhnlichsten Erscheinun- gen gehört, so wird es überflüssig sein, im Einzelnen Fundorte anzuführen.“ Nach Marshall (1899) kommt die Erdkröte „fast allenthalben im Harz“ vor. Von den zahlreichen in der ersten Hälfte des 20. Jahr- hunderts erschienen Publikationen über das Vorkom- men der Erdkröte auf dem Territorium Sachsen-An- halts seien nur einige angeführt. Abb. 3: Verpaarte Erdkröten bei der Anwanderung zum Laichgewässer (Foto: J. Buschendorf). 231
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