<p>Kernobst: Obstbäume nachhaltig anbauen</p><p>So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Kernobstgarten</p><p><ul><li>Pflanzen Sie resistente und wenig anfällige Sorten.</li><li>Setzen Sie anstelle chemischer <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/p?tag=Pflanzenschutzmittel#alphabar">Pflanzenschutzmittel</a> gezielt Nützlinge ein.</li><li>Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig.</li></ul></p><p>Gewusst wie</p><p>Es gibt potentielle Schädlinge, die sich auf bestimmte Kernobstsorten spezialisiert haben, andere kommen an mehreren verschiedenen Bäumen und Sträuchern vor. Der Apfelwickler, der Apfelblütenstecher und die Apfelsägewespe sind vor allem Apfelbäumen zu finden. Auf Birnenbäume haben sich Birnensägewespe und Birnengallmücke spezialisiert. Kleiner und Großer Frostspanner, die Schlangenminiermotte sowie Blatt-, Schild- und Blutläuse, Gallmilben und Obstbaumspinnmilben können an Apfel und Birne auftreten.<br>Ein geringer Befall ist in der Regel unproblematisch und Nützlinge, wie nützliche Insekten und Vögel, können sich von den Insekten ernähren. Falls dennoch nötig, können Sie Krankheiten und Schädlingsbefall im Obstgarten auch ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel vorbeugen. Wir zeigen Ihnen, welche Methoden zum jeweiligen Schädling passen.Befall durch den Apfelwickler:Der Apfelwickler ist ein eher unauffälliger Falter, dessen Larven einen erheblichen Schaden anrichten können. Sie befallen gelegentlich auch Birnen, Quitten, Aprikosen und Pfirsiche.Das können Sie noch tun:Sägewespen an Apfel und Birne:Die Apfel- und die Birnensägewespe (Hoplocampa testudineaundHoplocampa brevis) sowie die Schwarze und die Gelbe Pflaumensägewespe (H. minutaundH. flava) fressen sich durchs Fruchtfleisch. Die Fraßgänge unterscheiden sie optisch zum Beispiel vom Apfelwickler.Apfelsorten werden umso stärker befallen, je weißer ihre Blüten sind. Entsprechend sind reinweiß blühende Sorten wie 'Idared' stärker gefährdet als beispielsweise die Sorte 'Rubinette', deren Blüten eher rosafarben sind.Die gut sichtbaren bogenförmigen Fraßgänge verraten, dass hier eine Sägewespe am Werk war.Hängen Sie Weißtafeln nach der Blütezeit wieder ab: Die Sägewespen haben ihren Flug nun beendet und es sollte kein unnötiges Risiko für Nützlinge bestehen bleiben.Kleiner und Großer Frostspanner:Die Larven des Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata) hinterlassen Fraßschäden an einigen Obstbäumen und anderen Laubgehölzen. Oft sind die Schäden jahrelang gering, dann plötzlich treten die Frostspanner in Massen auf. Die grasgrünen etwa 2,5 Zentimeter langen Räupchen bewegen sich vorwärts, indem sie zunächst einen hohen Katzenbuckel machen und sich dann strecken.Die Raupen des Großen Frostspanners sind sehr unterschiedlich gefärbt, meist jedoch mit einem hohen Rotbraun-Anteil.Leimringe sind kostengünstig, einfach anzubringen und fangen – eng anliegend – Frostspannerweibchen zuverlässig ab.Der Kleine Frostspanner legt seine Eier im Spätherbst an jungen Trieben ab. Zum Knospenaufbruch im Frühjahr schlüpfen die Larven.Die grasgrünen Raupen des Kleinen Frostspanners bewegen sich in katzenbuckelartigen Bewegungen vorwärts.Pilze und Bakterien:Zu den wichtigsten pilzlichen und bakteriellen Schaderregern an Apfelbäumen gehören zum Beispiel Apfelschorf, Obstbaumkrebs, Kragenfäule und Mehltau. An Birne tritt häufig der Birnengitterrost auf. Weitere wichtige Krankheiten an Kernobst sind Feuerbrand und Monilia (Spitzendürre). Grundsätzlich gilt:Mit Hygiene gegen Apfelschorf:Flecken mit einer rauen, oft rissigen Oberfläche sind charakteristische Symptome eines Befalls mit Apfelschorf (Venturia inaequalis). Spät befallene Früchte zeigen lediglich kleine schwarze Punkte. Auf den Blättern erkennen Sie den Befall schon früh an den dunkelgrünen bis braunen Flecken.Obstbaumkrebs:Für den sogenannten Obstbaumkrebs ist ein Pilz namens Nectria galligena verantwortlich. Bei feuchtem Wetter dringt er über Risse und Wunden in die Rinde ein. Neben den oben genannten Tipps gegen Pilzkrankheiten sollten Sie diese Hinweise beachten:Feuerbrand:Die hochansteckende Bakterienkrankheit kann diverse Obst- und Ziergehölze, wie Birnen, Quitten, Äpfel, Rot- und Weißdorn (Crataegus), innerhalb kurzer Zeit erheblich schädigen. Die infizierten Blätter, Blüten und Früchte färben sich rotbraun bis schwarz und schrumpeln lederartig zusammen.HintergrundUmweltsituation:Immer mehr Hobbygärtner*innen verzichten bei Beerenobst, Steinobst, Kernobst und Gemüse bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel. Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten.Krankheitserreger mit chemischen Mitteln zu bekämpfen ist schwierig und riskant. Pflanzenschutzmittelwirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch Verdunstung, Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt.Weiter Informationen finden Sie hier:
Nach dem Pflanzenschutzgesetz § 59 Absatz 2 Nummer 1 PflSchG führen in den Ländern die zuständigen Behörden als Pflanzenschutzdienst unter anderem die Aufgabe der 'Überwachung der Pflanzenbestände sowie der Vorräte von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen auf das Auftreten von Schadorganismen ...' durch. Gemäß der Verordnung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zur Änderung der Landwirtschaft-Zuständigkeitsverordnung und zur Änderung der Verordnung zur Bestimmung der zuständigen Behörden im Recht der Pflanzenproduktion Abschnitt 5 ist die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg nach § 12 Nummer 2 im Bereich der Forstwirtschaft für 'die Überwachung die Pflanzenbestände und Vorräte auf Schadorganismen nach § 59 Absatz 2 Nummer 1 PflSchG, sofern diese im Wald vorkommen', zuständig. Da phyllophage Laubholzschädlinge besonders an ökologisch aber auch ökonomisch wertvollen Eichen ein großes Gefährdungspotenzial für die betroffen Waldbestände darstellen und andererseits ihr in der Intensität unregelmäßiges Auftreten nur mit Hilfe eines dauerhaften Monitoring anhand eingehender Überwachungsmethoden prognostiziert und dokumentiert werden kann, stellen diese Schädlinge dauerhaft einen besonderen Schwerpunkt der Schädlingsüberwachung in Südwestdeutschland dar. Dabei handelt es sich bis heute insbesondere um folgende Arten: Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner, Eichenwickler, Großer und Kleiner Frostspanner und ggf. Goldafter. Im Zuge des zu erwartenden Klimawandel ist mit einer Steigerung des Auftretens dieser Schädlinge zu rechnen, so dass das eingehendere Monitoring der phyllophagen Laubholzschädlinge zudem eine dauerhaft beizubehaltende Anpassungsmaßnahme darstellt.