Gebietsbeschreibung Das LSG besteht aus zwei Teilflächen, die sich zirka 3 km südlich von Wanzleben in der Landschaftseinheit Magdeburger Börde befinden. Der Henneberg ist Teil eines Endmoränenhügels bei Blumenberg, und der Osterberg liegt am Rande der Sarre-Niederung bei Bottmersdorf. Der Henneberg erhebt sich etwa 30 m über die Ebene. Mehrere ehemalige Kiesabgrabungen mit Trockenrasenflächen, ein lockerer Gehölzbestand und vereinzelte Trockengebüsche und trockene Staudenfluren prägen die Landschaft. Auch der Osterberg weist Spuren ehemaliger Abgrabungen und einen Gehölzbestand auf. Als Aussichtspunkte in einer ansonst völlig flachen Ebene stellen beide Hügel gern besuchte Ausflugsziele dar. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Schon zu Beginn der Jungsteinzeit vor 7 500 Jahren wurden die fruchtbaren Lößgebiete besiedelt. Etwa 300-600 n.Chr. wurden Siedlungen mit den Endungen „-leben“ wie beispielsweise Wanzleben gegründet. Orte mit der Endung „-berg“ wie beispielsweise Beispiel Blumenberg entstanden später, etwa 600 bis1000 n.Chr., in einer sogenannten dritten Siedlungsperiode. Von je her prägte die Landwirtschaft das Bild der Börde. Mit dem Siegeszug der Runkelrübe als Zuckerlieferant begann ein erheblicher wirtschaftlicher Aufschwung. Die Standortvorteile der Börde, wie fruchtbare Schwarzerdeböden, mildes Klima, günstige Verkehrsanbindung und das Vorkommen von Rohstoffen für die Zuckerproduktion (Braunkohle, Salz und Kalk), begünstigten den Rübenanbau und die damit verbundene industrielle Verarbeitung. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Den Henneberg bei Blumenberg bauen quartäre Sande und Kiese der Saalekaltzeit auf, die bereits in der Vergangenheit Gegenstand der Rohstoffgewinnung waren. Für die östlich davon liegende Fläche wurde ein Bergrecht zur Gewinnung von grundeigenen Bodenschätzen erteilt. Der Osterberg ist eine sich von Südwest nach Nordost erstreckende Erhebung, die aus glazifluviatilen Sanden und Kiesen der Saalevereisung besteht. Eine Lößbedeckung fehlt, ist aber im weiteren Umfeld vorhanden. Auf den Kiessanden haben sich je nach Überdeckung durch Sandlöß Pararendzinen und Regosole bis Braunerden entwickelt. Durch den Kiessandabbau ist von der ursprünglichen Bodenbildung nur noch wenig erhalten. Die Sarre, die den Domersleber See entwässert und in die Bode mündet, fließt am Fuße des Osterberges vorbei. Die Flächen des LSG sind dem Klimagebiet des stark maritim beeinflußten Binnentieflandes der nördlichen Magdeburger Börde zuzuordnen. Die mittlere Jahressumme der Niederschläge liegt bei Wanzleben um 505 mm. Das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei etwa 8,5°C. Die mittleren Lufttemperaturen betragen im Januar 0 o C bis -1 o C und im Juli 17 o C bis 18 o C. Pflanzen- und Tierwelt Als potentiell natürliche Vegetation der Endmoränenhügel wird ein Wucherblumen-Traubeneichen-Hainbuchenwald angenommen. Heute sind die Flächen zum Teil mit nicht standortgerechten Gehölzen bepflanzt. Ehemalige Abgrabungsflächen beherbergen Halbtrockenrasen, den Übergang zum Acker nehmen Staudenfluren ein. Häufigster Vogel der Ackerlandschaft ist die Feldlerche, in den Gehölzen des LSG kommen unter anderem Goldammer, Neuntöter und Dorngrasmücke vor. Als gefährdete Art ist das Rebhuhn in den offenen Randlagen des Gebietes vertreten. Auf den dem LSG benachbarten Ackerflächen wurden noch Anfang der 1990er Jahre die letzten Bruten der Großtrappe festgestellt. Dieser bereits aus dem Jungpleistozän von Westeregeln bekannte schwerste flugfähige Vogel der Erde erreichte in der Börde seine nordwestliche Arealgrenze. In den 1960er Jahren besiedelten 55 Vögel die Einstandsgebiete in der Magdeburger Börde. Nach dem harten Winter 1978/79 ging der Bestand drastisch zurück und 1986 erschienen an den Balzplätzen bei Schwanenberg und Altenweddingen lediglich noch 2 Männchen und 12 Weibchen. Gegenwärtig ist die Beobachtung einer Großtrappe in der Börde ein nur noch selten zu erlebendes Ereignis. Einen ähnlich drastischen Bestandsrückgang erlebte auch der Feldhamster. Wie die Großtrappe ursprünglich ein Steppentier, fand er in der Agrarlandschaft der Börde gute Lebensbedingungen, die ihn förmlich zu einer Charakterart dieser Landschaft werden ließen. Doch spätestens seit Anfang der 90er Jahre ist der Feldhamster aus der Börde nahezu verschwunden. Entwicklungsziele Erst eine gründliche Bestandsaufnahme der Flächen läßt Aussagen darüber zu, in welche Richtung sie zu entwickeln wären. Denkbar ist sowohl eine Entwicklung hin zu einer der potentiell natürlichen Vegetation entsprechenden Waldbestockung, genauso aber auch eine Pflege hin zu einer Offenlandschaft mit Halbtrockenrasen und Elementen einer Steppenflora. Exkursionsvorschläge In der Umgebung des LSG sind in den Dörfern noch viele Bauernhäuser mit oberdeutschem Grundriß mit gemauertem Sockelgeschoß und Fachwerkaufbauten erhalten. Im Gegensatz zum Niedersachsenhaus sind die Ställe in einem eigenen Gebäude untergebracht, oftmals im oberen Geschoß von einer Galerie umzogen. Das in der Nähe des LSG liegende Wanzleben wird schon vor 877 erwähnt und gehört damit zu den ältesten Orten um Magdeburg. Der um 900 angelegten ehemaligen Wasserburg kam die Funktion als Sperrburg an der Sarre bzw. an den alten Straßen Helmstedt-Leipzig und Magdeburg-Halberstadt zu. Verschiedenes Der Feldhamster Der meerschweinchengroße, lebhaft gefärbte Feldhamster ist vom Jenissei im Osten bis nach Mitteldeutschland verbreitet. Ursprünglich Steppenbewohner, wurde er in Mitteleuropa zum Kulturfolger, der trockene, lehmig-tonige Böden mit mindestens 1 m Schichtdicke bewohnt. Besiedelt werden bevorzugt mehrjährige Futterpflanzenkulturen (Klee, Luzerne), Getreide- und Rübenfelder sowie Erbsen- und Ackerbohnenschläge. Der Hamster bewohnt ein ausgedehntes, oft über 10 m langes Grabensystem, in dem in extra angelegten Vorratskammern bis zu 10 kg Nahrung gelagert werden. Das Gangsystem reicht im Sommer bis in etwa 0,5 m und im Winter bis in 1,5 m Tiefe. Aufgrund seiner großen Fortpflanzungsrate und einer gleichzeitig hohen Lebenserwartung von bis zu 10 Jahren erreichte der Hamster in optimalen Lebensräumen, hierzu gehörten die Schwarzerdeböden der Börde, Dichten von bis zu 800 Tieren pro Hektar. Das führte in sogenannten „Hamsterjahren“ zu regelrechten Plagen mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden. Hauptamtlich eingesetzte Hamsterfänger sollten diesen Plagen begegnen. Die Hamsterfelle wurden aufgekauft und auf der Pelzbörse in Leipzig noch in den 1970er Jahren gehandelt. Das „Hamstergraben“ gehörte in den Dörfern der Börde zu einer beliebten Beschäftigung, der vor allem die Kinder nachgingen. Die dabei ausgegrabenen Wintervorräte waren besonders auf Weizen- und Erbsenschlägen ein gut verwendbares Hühner- oder Taubenfutter. Im Spätsommer waren viele Straßen in der Börde geradezu mit überfahrenen Hamstern „gepflastert“ und dies bei einer Verkehrsdichte, die nur einen Bruchteil der heutigen betrug. Diese ergiebige Nahrungsquelle nutzten auch verschiedenen Beutegreifer aus. Allen voran der Rotmilan, bei dem der Hamster zu bestimmten Jahreszeiten den Hauptanteil der Beute stellte. Auch die Uhus des Nordharzvorlandes waren auf diese Nahrungsquelle ausgerichtet. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft, zunehmender Mechanisierung und Chemiesierung verschlechterten sich die Lebensbedingungen für den Hamster auf den Feldern. Die großen Schläge überschreiten den Aktionsradius der Hamster, nach der zügigen und verlustarmen Aberntung fehlt ihnen schlagartig die Futtergrundlage. Zeitiges Pflügen, kurz nach dem Abernten, zerstört die Baue, vor allem die der Junghamster, und verhindert die Anlage eines ausreichenden Wintervorrates. Dies führte dazu, dass ab den 1970er Jahren ein kontinuierlicher Bestandsrückgang einsetzte, der Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre ein fast völliges Verschwinden des Hamsters als typisches Faunenelement der Börde zur Folge hatte. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019
Im Mainzer Raum lebt die größte bekannte Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz – Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz arbeitet aktuell mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen – Zuchtprogramm soll helfen, gefährdeten Bestand zu retten Der Feldhamster steht kurz vor dem Aussterben. Noch in den 1950er Jahren schien das bei einem Ernteschädling kaum vorstellbar, doch heute zählt der Feldhamster zu den am stärksten gefährdeten Tieren in Deutschland. Daher gibt es in Rheinland-Pfalz große Bemühungen, die letzten Populationen zu erhalten. Hierbei wird unter anderem eng mit Landwirtinnen und Landwirten zusammengearbeitet. „Die Feldhamsterpopulation ist Teil des artenreichen Rheinland-Pfalz. Sie zu schützen, sichert ein Stück ökologische Vielfalt. Denn Biodiversität ist ein Schatz der Natur, den wir bewahren müssen. Oftmals wissen wir noch gar nicht, wie wertvoll dieser Schatz ist – oder vielleicht in Zukunft einmal sein wird. Denn nur durch die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb einer Art ist Anpassung möglich. Der Feldhamster erfüllt wichtige Funktionen – etwa bei der Bodenbeschaffenheit. Gefährdete Populationen wie die der Feldhamster zu schützen, trägt zur Resilienz wichtiger Ökosysteme bei. Unser Ziel ist, dass der Feldhamster hier dauerhaft eine Heimat hat“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder. Landwirtinnen und Landwirte setzen in den Feldhamstergebieten Schutzmaßnahmen um. Das ist einer der wichtigsten Bausteine, um den Feldhamstern das Überleben zu ermöglichen. Junge und erwachsene Tiere, können sich in stehengelassenen Getreidestreifen sowie angelegten Blühstreifen oder Luzerneflächen zurückziehen und finden dort ausreichend Futter und Schutz vor Beutegreifern. Dazu arbeitet die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz im Stadtgebiet Mainz aktuell mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen. In Mainz lebt die größte bekannte Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz. Hier werden auf zirka 230 Hektar landwirtschaftliche Maßnahmen für die Feldhamster umgesetzt. Dies soll verhindern, dass die Feldhamsterpopulation in Rheinland-Pfalz noch stärker unter Druck gerät. Denn der Lebensstil des Feldhamsters ist an die Landwirtschaft angepasst. Im Spätsommer sammeln sie reife Getreidekörner in ihren Hamsterbacken und bringen sie als Wintervorrat in den Bau. Nach dem Winterschlaf erwachen sie und leben auf den Äckern und Feldern. Jedoch reift das Getreide immer früher. Im Sommer ist dann eine frühe Ernte für die Hamster gefährlich: es fehlt von einem Tag auf den anderen sowohl die Deckung und die Nahrung. Greifvögel und Füchse haben so als natürliche Räuber leichtes Spiel. Besonders dramatisch ist die Situation für die Jungtiere, die in einem zweiten Wurf im Sommer geworfen werden. Diese Jungtiere sind meist erst Ende Juli selbstständig und verlassen den mütterlichen Bau. Ohne Deckung und Nahrung können sie sich auf den abgeernteten Feldern kaum behaupten. Hier greifen landwirtschaftliche Maßnahmen. In der jetzigen Phase sind die Feldhamster gerade aus dem Winterschlaf erwacht. In dieser Woche wurden daher von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zirka 180 Hektar kartiert. Um die Arbeiten zu unterstützen haben sich über 50 Helferinnen und Helfer bei der Stiftung gemeldet. Die Feldhamsterpopulation wurde durch das Senckenberg Institut für Wildtiergenetik genetisch untersucht. Nach einer Studie für das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz wird der Fang von einzelnen Feldhamstern empfohlen, um sie in einer Zuchtstation kontrolliert zu vermehren und die Rückkehr in die Natur zu ermöglichen. „Diese Vorgehensweise ist ein anerkanntes Instrument für den Erhalt der Art. Die Situation zur Rettung der Feldhamster ist so dramatisch, dass wir über diese Maßnahme die genetische Vielfalt vor unserer Haustür schützen und erhalten wollen“, so Staatsministerin Katrin Eder. Hier greift ein Projekt, das von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz betreut und vom Umwelt- und Klimaschutzministerium finanziert wird. In dieser Woche konnte in diesem Rahmen zunächst nur ein Feldhamster gefangen werden. Das Weibchen wurde in die Feldhamsterzuchtstation des Heidelberger Zoos verbracht. Leiter Dr. Ulrich Weinhold und ein Team von Biologinnen und Biologen kümmern sich dort um diesen und viele andere Feldhamster. Nach der Verpaarung und der Geburt der Jungtiere besteht die Möglichkeit, dass der Feldhamster in seinen Lebensraum zurückgebracht wird. „Die Feldhamsterschutzstrategie des Landes sieht vor, mit den gezüchteten Tieren in den nächsten Jahren die Feldhamsterpopulationen zu stabilisieren. Durch die Paarung mit Zuchttieren wird die genetische Vielfalt erhöht, das Risiko für Krankheiten gesenkt und so ein wichtiger Beitrag zum Fortbestand der Feldhamster in Rheinland-Pfalz geleistet“, erklärte Umweltministerin Katrin Eder.
Das Modellprojekt „Kooperativer Naturschutz in der Landwirtschaft“ dient der Vorbereitung der Ausgestaltung der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für die neue Förderperiode 2023 bis 2027. Dabei sollen: die naturschutzfachliche Ausrichtung der Maßnahmen, die Ausgestaltung der vertraglichen Beziehungen zwischen der Kooperative und den teilnehmenden Landwirten und die administrative Umsetzung der Maßnahmen modellhaft getestet werden. Das Modellprojekt wird aus 100 Prozent Landesmitteln finanziert. Die Kulturlandschaftsstiftung Sachsen-Anhalt fungiert als Kooperative. Das Projekt startete am 1. Januar 2020 und endet am 31. Dezember 2022. Insgesamt stehen für die Projektdurchführung 600.000 Euro zur Verfügung. Die bewilligende Stelle ist das ALFF Mitte. Als Modellregion wurde die Magdeburger Börde ausgewählt. Hier, auf Deutschlands fruchtbarsten Böden, ist die Landschaft durch eine intensive ackerbauliche Nutzung geprägt. Im Fokus des Projekts stehen die Verantwortungsarten Rotmilan und Hamster und der Insektenschutz. In den Niederlanden können Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) nur noch über gemeinsame Anträge in Anspruch genommen werden. Diese Anträge werden von Zusammenschlüssen – so genannten Collectieven – gestellt. Einzelanträge von Landwirten sind dort nicht mehr möglich. Diese Form der gemeinsamen Beantragung der AUKM soll die Wirksamkeit der Maßnahmen deutlich verbessern, um dem Rückgang der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen entgegenzuwirken. Das Verfahren ermöglicht eine Vielfalt in der Ausgestaltung artenspezifischer Maßnahmen, die weit über die Förderrichtlinie bisheriger Couleur hinausgeht. Den Landwirten und dem Naturschutz wird innerhalb des einen gemeinsamen Antrags mehr Flexibilität bei der Maßnahmengestaltung- und -umsetzung ermöglicht. Die Maßnahmeplanung erfolgt für ein zusammenhängendes Gebiet, so können zusätzlich Biotopverbundmaßnahmen in der Fläche ungesetzt werden. Die Wirksamkeit soll bei den Maßnahmen wieder in den Vordergrund und formale förder- und kontrolltechnische Regelungen in den Hintergrund treten. Für die staatliche Verwaltung soll der Arbeitsaufwand sinken. Unter der Federführung des MULE wurde gemeinsam mit der Kulturlandschaftsstiftung, dem Bauernverband und dem ALFF Mitte die Förderbestimmungen, ein Vertragsentwurf, ein Musternaturschutzplan und die Maßnahmen erarbeitet. Im Projekt werden folgende Maßnahmen angeboten: Erbsenfenster, extensive Getreidestreifen und extensives Sommergetreide. Zudem wird die Durchführung von regulären AUKM-Blühstreifen in den teilnehmenden Betrieben durch die Kulturlandschaftsstiftung betreut und es erfolgt eine vertiefte Beratung zur Anlage und Pflege dieser Streifen. Der Naturschutzplan, den die Kulturlandschaftsstiftung gemeinsam mit den teilnehmenden Landwirten erarbeitet hat, wurde mit der zuständigen Naturschutzbehörde abgestimmt. So wird gewährleistet, dass die Maßnahmen überbetrieblich vernetzt und nach biodiversitätssteigernden Kriterien angelegt und durchgeführt werden. Die Kulturlandschaftsstiftung hat mit 25 Betrieben Verträge für kooperative Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft abgeschlossen. Diese Betriebe haben in ihren elektronischen Agraranträgen zum 15. Mai 2020 kollektive Maßnahmen auf ihren Flächen angegeben. Der erste kollektive Förderantrag wurde von der Kulturlandschaftsstiftung zum 15. Mai 2020 elektronisch im profil c/s-System eingereicht. Die extensiven Getreidestreifen wurden bereits 2020 angelegt und die ersten Auszahlungen an die Landwirte wurden geleistet. 2021 werden alle anderen Maßnahmen durchgeführt. Bereits jetzt wird deutlich, dass das Modellprojekt "Kooperativer Naturschutz in der Landwirtschaft" zukunftsweisend ist. Die Vorteile: deutliche Verbesserung der naturschutzfachlichen Wirksamkeit der Maßnahmen, durch mehr Flexibilität bei der Maßnahmengestaltung und Maßnahmenumsetzung, effizienter und nachhaltiger Mitteleinsatz, Verringerung des Verwaltungsaufwandes sowohl für die staatliche Verwaltung als auch für die landwirtschaftlichen Betriebe und eine verstärkte überbetriebliche Vernetzung.
Aktuelle Tendenzen im Naturschutz und deren Auswirkungen für Sachsen-Anhalt Naturschutzkonferenz 2022 – Naturschutz in der Stadt 12.11.2022 Dr. Ekkehard Wallbaum Aktivitäten auf EU- und Bundesebene EU-Ebene EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur Bundesebene Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz 12. November 2022 Naturschutzkonferenz 2022 1 Weitere Aktivitäten im Bereich Naturschutz Stärkung Biodiversität, Schutzgebiete, Landschaftsplanung & Eingriffsregelung Weiterentwicklung der Biodiversitätsstrategie des Landes UNESCO-Anerkennung der BR Drömling und Karstlandschaft Südharz Ausweisung des Naturerbewaldes Blankenburg als NSG Schutzgebietssystem Natura 2000 Fortschreibung des Landschaftsprogramms Novellierung des Bewertungsmodells Sachsen-Anhalt Themen des Artenschutzes – Rotmilan, Hamster, Wolf Naturschutzfinanzierung 12. November 2022 Naturschutzkonferenz 2022 2
In Absprache mit den regionalen Landwirten wurden am 09. Juni bei Oberschaeffolsheim im Elsass (Département Grand Est) 40 Feldhamster (Cricetus cricetus) aus deutschen und französischen Zuchten in einer gemeinsamen Aktion freigelassen. Ziel ist es, den dramatischen Rückgang des Feldhamsters in der Oberrheinregion aufzuhalten und eine langfristige Koexistenz zwischen Feldhamster und Landwirtschaft aufzubauen. In dem deutsch-französischen Interreg-Projekt CRICETUS geht es um den Schutz des Feldhamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins, die in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Zersiedlung und Intensivierung der Landwirtschaft zurückgegangen ist. Durch den Austausch zwischen deutschen und französischen Forschenden, Landwirt:innen und Institutionen wird gemeinsam am grenzüberschreitenden Artenschutz gearbeitet. Die Stärkung der Feldhamsterpopulationen durch Freilassungsmaßnahmen ist nur einer von mehreren Bausteinen in dem zweieinhalbjährigen Projekt. Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen für den Erhalt des stark bedrohten Feldhamsters entwickelt das CRICETUS-Projekt neue Methoden zur Erfassung der Populationen, auch um das Wissen über seine Raumnutzung zu verbessern. Weitere Maßnahmen sind Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, die Festlegung neuer, für die Art und die Artenvielfalt in der Rheinebene günstiger Kulturverfahren in Absprache mit der Landwirtschaft sowie die Intensivierung des Austauschs zwischen den Feldhamster-Zuchtzentren am Oberrhein. Aktuell findet die Nachzucht der Europäischen Feldhamster in der Oberrheinregion auf deutscher Seite im Zoo Heidelberg statt. „Der grenzüberschreitende Austausch und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure aus allen beteiligten Fachgebieten ist essentiell für die langfristige Sicherung des Fortbestands dieser stark bedrohten Art am Oberrhein“, betont die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder. „Ich freue mich, dass hier gemeinsam neue Möglichkeiten zum Schutz des Feldhamsters und damit auch weiterer typischer Bewohner der Agrarlandschaft ausgelotet werden. Den freigelassenen Tieren wünsche ich, dass sie in der neuen Umgebung gut zurechtkommen und sich bald vermehren.“ Die Freilassungsflächen im Elsass werden von den Landwirten hamsterfreundlich bewirtschaftet, um den Feldhamstern Nahrung und Deckung vor Feinden wie Greifvögeln zu bieten. Für die Auswilderung wurde vorübergehend ein 4 ha großes Gebiet mit einem Elektronetz eingezäunt, um die Feldhamster vor Landraubtieren wie Füchsen zu schützen. Außerdem wurden als Starthilfe Röhren von 40 - 50 Zentimetern Tiefe vorgegraben, in die die Tiere gezielt eingesetzt werden und die von den Tieren in eigene Baue erweitert werden können. Als Ackerbewohner ist der Feldhamster auf tiefgründige Böden angewiesen, die seinen Bauen in über 1 m Tiefe ausreichend Stabilität geben. Im Spätsommer fängt er an, Vorräte für seinen Winterschlaf zu sammeln. Dabei greift er gerne auf Getreide zurück, da es sich gut lagern lässt. Das Interreg-Projekt „CRICETUS - Schutz des Europäischen Hamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins“ startete im Januar 2021 und läuft bis Juni 2023. Es wird durch den EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) im Rahmen des Programms Interreg Oberrhein zu 50 % kofinanziert. Im Programm Interreg Oberrhein werden institutionelle Akteurinnen und Akteure der Region bei der Umsetzung von Kooperationsprojekten, zum Beispiel zur Verbesserung des Artenschutzes, unterstützt. Das Projekt wird von zehn Projektpartnern in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Elsass gemeinsam umgesetzt. Projektträgerin ist die Communité européenne d’Alsace (CeA) mit Sitz in Straßburg. Weitere Projektpartner in Frankreich sind die Chambre d’Agriculture d’Alsace, das Centre national de la recherche scientifique – Délégation Alsace (CNRS), die Direction régionale de l’environnement, de l’aménagement et du logement Grand Est (DREAL) und die Groupe d'études et de protection des mammifères d'Alsace (GEPMA). Auf deutscher Seite sind neben der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz das Regierungspräsidium Karlsruhe, RLP AgroScience GmbH, das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz und die Stadt Mannheim am Projekt beteiligt. Das Finanzvolumen des Projektes beträgt insgesamt knapp 2,1 Mio. €. Details finden sich auf der Homepage der Stiftung. Diese Nachricht als pdf-Datei finden Sie hier .
Staatssekretärin Katrin Eder besichtigt Schutzmaßnahmen für Feldhamster in Mainz-Ebersheim / Bereits 700.000 Euro für Projekte des Feldhamsterschutzes ausbezahlt. Der Feldhamster ist heute eines der am meisten gefährdeten Säugetiere Westeuropas. Die Intensivierung der Landwirtschaft und der anhaltende Flächenverbrauch für Siedlungen, Industriegebiete und Infrastruktur verschärfen die Situation. Das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Mainz und die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz engagieren sich daher gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten für den Schutz der Feldhamster. Im Landesartenschutzprogramm „Aktion Grün“ ist der Feldhamster die Leitart für Agrarflächen. „Gerade in dieser Jahreszeit – nach der Ernte der Felder – die heute auf großer Fläche und in großer Geschwindigkeit läuft, haben die Feldhamster ein Problem: Es fehlt für sie und ihren Nachwuchs Nahrung und Deckung“, sagte Staatssekretärin Katrin Eder und betonte: „Aber noch ist kein Winterschlaf. Wir haben hier in Mainz das wichtigste und eines der letzten Vorkommen von Feldhamstern in Rheinland-Pfalz. In den kommenden Monaten werden die aufgebauten Schutzmaßnahmen ihre Wirkung entfalten. Landwirtinnen und Landwirte lassen auf ihren Feldern für die Hamster Blühstreifen und Luzerne stehen. Ich bedanke mich für die Bereitschaft und das Engagement der beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe, der Stadt Mainz und der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Gemeinsam können wir dieses Engagement ausbauen.“ "Die Stadt Mainz hat schon seit 2007 ein Feldhamsterschutzkonzept, das im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt werden konnte. Das Projekt hier zeigt uns, dass Artenschutz bei uns vor der Haustür beginnt", ergänzte Janina Steinkrüger, Umweltdezernentin der Landeshauptstadt. „Der Hamster zählt sicherlich zu den Sympathieträgern unter den gefährdeten einheimischen Säugetieren – mit der Aktion können wir viele Menschen für das Thema Artensterben und notwendigen Artenschutz sensibilisieren." Allein seit dem Jahr 2016 hat das Umweltministerium über das Artenhilfsprogramm des Landes rund 700.000 Euro an Projektträger im Feldhamsterschutz ausgezahlt. Aktuell werden alle bekannten Vorkommen der Feldhamster in Rheinland-Pfalz durch das Landesamt für Umwelt kartiert. Über die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz findet, gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz und Interreg, der Austausch mit fünf weiteren Bundesländern und mit Partnern in Frankreich statt. Erfahrungen zum Schutz der kleinen Nager werden geteilt und weitere Maßnahmen abgestimmt. Rheinland-Pfalz wird diese Erfahrungen nutzen, um eine Hamsterstrategie zu erarbeiten.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Schutz des bedrohten Nagers Expert*innen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Elsass widmen sich mit ver-einten Kräften dem Schutz des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters. Der Feldhamster ( lat. Cricetus cricetus ), einst ein bekannter Ernteschädling, steht mittlerweile kurz vor dem Aussterben und international auf der Roten Liste. Sein Verschwinden steht stellvertretend für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen in unserer Agrarlandschaft. Immer intensiver genutzte landwirtschaftliche Flächen bieten Feldhamster, Rebhuhn und Co immer weniger Lebensraum. Doch gerade diese vom Menschen so stark geprägten Landschaften sind von einem intakten Zusammenspiel der natürlichen Prozesse abhängig. Als Schirmart für den Lebensraum Acker ist der Feldhamster ein trauriges Bei-spiel für das rasante Verschwinden der Vielfalt in diesem komplexen Gefüge. Als Ackerbewohner ist der Feldhamster auf tiefgründige Böden angewiesen, die seinen Bauten in über 1 m Tiefe ausreichend Stabilität geben. Im Spätsommer fängt er an, Vorräte für seinen Winterschlaf zu sammeln. Dabei greift er gerne auf Getreide zurück, da es sich gut lagern lässt, ist ansonsten jedoch auch nicht wählerisch. Durch frühe Ernten und anschließend schutzlose Felder hat er aber immer weniger Chancen, das Jahr zu überleben – denn Fuchs und Greifvogel können den etwa meerschweinchengroßen Nager auf offenem Feld leicht erbeuten. Um neue Wege zum Schutz des Feldhamsters an seiner südwestlichen Verbreitungsgrenze zu gehen, hat die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zusammen mit weiteren Partnern aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Elsass das Projekt CRICETUS (Schutz des Europäischen Hamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins) gestartet. „Das deutsch-französische Projekt bietet erstmalig die Gelegenheit, im Feldhamsterschutz über die Bundesgrenzen hinaus Wissen zu generieren und so das Verschwinden des Hamsters mit vereinten Kräften zu verhindern“, sagte Staatsministerin Anne Spiegel. „Als Vorsitzende der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz freue ich mich über die Entwicklung innovativer Ansätze für den Erhalt der Biodiversität in unseren Agrarlandschaften. Denn die Bestimmung von Faktoren, die erklären, warum Arten Schwierigkeiten haben, sich in natürlicher Umgebung zu entwickeln, ist komplex. Hier wird das neue Projekt zentrale Antworten liefern“, so Spiegel weiter. Neben Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit sind im Projekt die Erprobung neuer Methoden und Werkzeuge zum Feldhamsterschutz geplant, wie z.B. die Erfassung der Hamsterbaue mit Hilfe von Drohnen. Hierbei arbeitet die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz eng mit dem Projektpartner RLP AgroScience GmbH zusammen. Auch Themen wie Zucht und Wiederansiedlung werden im Projekt wissenschaftlich und praktisch beleuchtet. Als assoziierter Partner wird das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz im engen Austausch mit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz stehen. Das für 3,5 Jahre angelegte Projekt hat ein Budget von ca. 2 Mio. €. Gefördert wird das Projekt über das europäische INTERREG-Programm und hat einen Fokus auf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Expert*innen und Institutionen. Die Projektträgerschaft liegt beim elsässischen Department Bas-Rhin. Weitere an der Finanzierung beteiligte Projektpartner sind neben der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz die Groupe d’etudes et de protection des mammifères d’Alsace, Chambre d’agriculture d’Alsace, Centre National de la Recherche Scientifique – Délégation Alsace, die RLP AgroScience GmbH und die Direction Regionable de l’Environemont de L’Amenagement et du Logement.
<p>Feldmausbekämpfung bedroht den Feldhamster</p><p>Wenn sich Feldmäuse auf den Äckern ausbreiten, können Saat und Jungpflanzen erheblich geschädigt werden. Durch Bodenbearbeitung oder Gift sollen die Mäuse bekämpft werden. Dabei muss eine Gefährdung des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters vermieden werden. Aktuell ist dies durch Notfallbestimmungen für Gifte und und deren Umsetzung nicht gewährleistet.</p><p>Aktuelle gesetzliche Bestimmungen bei der Feldmausbekämpfung</p><p>Feldhamster kann man nur schützen, indem man in ihren Lebensräumen zwischen März und Ende Oktober auf Gift verzichtet. Denn die Hamster fressen die Köder genau wie die Mäuse. Ab Anfang November halten Feldhamster Winterruhe, so dass sie dann durch den Gifteinsatz kaum noch betroffen sind.</p><p>Das Umweltbundesamt (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UBA#alphabar">UBA</a>) hat zum Schutz von „Nichtzieltieren“ – also allen anderen Wildtieren außer der Feldmaus für die Ausbringung der Giftköder im Jahr 2018 mehrere Regeln (Anwendungsbestimmungen, AWB) aufgestellt: Zum einen wurde die Ausbringung nur mittels Legeflinte direkt und tief hinein in die Mauselöcher erlaubt, damit die Köder verdeckt abgelegt werden (AWB NT664). Weiterhin wurde eine Einschränkung der Gebiete vorgenommen, in denen die Köder ausgebracht werden dürfen: Die Anwendung in Vogel- und Naturschutzgebieten, auf Rastplätzen von Zugvögeln und in Vorkommensgebieten des Feldhamsters (AWB NT820-1) und anderer gefährdeter <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/k?tag=Kleinsuger#alphabar">Kleinsäuger</a> (Haselmaus, Birkenmaus, NT820-2 und NT820-3) ist innerhalb kritischer Zeiträume verboten.</p><p>Lockerungen beim Gifteinsatz und bei der Erfassung der Vorkommengefährden den Feldhamster</p><p>Aktuell erleben die Landwirte wieder eine der alle drei bis fünf Jahre wiederkehrenden Massenvermehrungen der Feldmäuse. Um das Vorgehen gegen die Feldmäuse zu erleichtern, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz (BVL) am 10.09.2020 für das Mäusebekämpfungsmittel Ratron Giftweizen eine bis zum 06.01.2021 befristete Notfallzulassung nach Art. 53 VO 1107/2009 erteilt. Diese gilt für die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen. Diese Notfallzulassung enthält neben einer Erweiterung der zulässigen Anwendungstechnik auch einen Hinweis zu den oben genannten AWB NT820-1, NT820-2 und 820-3:</p><p>Neben der Zulassung einer sogenannten Köderlegemaschine, die die Giftausbringung erleichtern soll, wurde im Zuge der Notfallzulassung vom BVL auch ein Hinweis zum Begriff „Vorkommensgebiet“ veröffentlicht: „In Bezug auf die Anwendungsbestimmungen NT820-1, NT 820-2 und NT 820-3 zum Artenschutz weist das BVL darauf hin, dass der Begriff „Vorkommensgebiet“ im Kontext des Pflanzenschutzrechts so zu verstehen ist, dass Bezug genommen wird auf aktuell nachgewiesene Vorkommen der geschützten Arten auf der Anwendungsfläche oder in unmittelbar daran angrenzenden Bereichen. Etwaige weitergehende Regelungen des Naturschutzrechts bleiben unberührt.“ Durch wen ein Nachweis eines aktuellen Vorkommens beizubringen ist, wird hierbei nicht ausgeführt.</p><p>Festzustellen, wo genau die Feldhamster leben, ist Ländersache. Die Länder müssen die Vorkommensgebiete der europarechtlich geschützten Art erheben und nach Brüssel melden. Die Datenlage ist in den Bundesländern unterschiedlich gut – zum Teil sogar sehr lückenhaft, viele Einzelnachweise sind schon mehrere Jahre alt. Dass die Hamsterpopulationen überall immer kleiner werden, ist aber bekannt. Und genau hier liegt das Problem: Wenn man nicht genau weiß, wo noch Feldhamster leben, wie können sie dann in ihren letzten Lebensräumen geschützt werden? Da der Handlungsdruck gegen die Feldmäuse vor der Aussaat des Wintergetreides groß ist, wurden in den Bundesländern unterschiedliche Strategien entwickelt, um für einzelne Äcker zu prüfen, ob dort durch einen Rodentizideinsatz Feldhamster gefährdet werden könnten.</p><p>Hierbei den Landwirten selbst die Einschätzung ihrer Felder auf Hamstervorkommen aufzubürden birgt einen Interessenskonflikt, wenn der Landwirt die Konsequenz aus einem tatsächlichen Hamstervorkommen als wirtschaftlichen Nachteil empfindet.</p><p>Weiterhin ist zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Regelung ein sicherer „Nachweis“ bzw. Negativnachweis eines Hamstervorkommens auf den meisten betroffenen Flächen praktisch nicht mehr möglich, da die Eingangslöcher zum Hamsterbau im Herbst nur vor einem Umbruch der Felder gefunden werden können. Eine rasche und sogar mehrmalige Bodenbearbeitung nach der Ernte wird von den Pflanzenschutzdiensten jedoch insbesondere zur Bekämpfung der Feldmäuse bereits seit dem Sommer empfohlen. Eine Bodenbearbeitung wird auch vom UBA als nichtchemische Bekämpfungsmaßnahme empfohlen und von Praktikern wie Experten mit Wirkungsgraden von über 80 % als wirksam erachtet.</p><p>Es ist ebenfalls kritisch zu sehen, wenn für den Rodentizideinsatz keine aktive Erlaubnis durch Pflanzenschutzdienste oder die Naturschutzbehörden erforderlich ist, sondern nur vom Landwirt da Verstreichen einer mehrtägigen Frist abzuwarten ist. Ein solches System scheint bei bekanntermaßen lückenhaftem Wissen zur Verbreitung der Feldhamster anfällig dafür, dass auch auf tatsächlich von Feldhamstern bewohnten Flächen ein Rodentizidensatz nicht verhindert werden kann.</p><p>Eine dem Umweltschutz eher gerecht werdende Möglichkeit ist das Beauftragen fachkundiger unabhängiger Gutachter: Diese prüfen im Auftrag der Landwirte die Felder und können sie für „hamsterfrei“ erklären, woraufhin die Anwendung von Rodentiziden dort erlaubt wird. Der Thüringer Bauernverband beklagt allerdings, dass die Kapazität der Gutachter in diesem Bundesland aktuell bei weitem nicht ausreiche, um eine Mäusebekämpfung rechtzeitig in die Wege leiten zu können. Da der eingeschlagene Weg über unabhängige Gutachter allerdings auch aus Sicht des UBA zielführend ist, liegt die Lösung in einer allmählichen Erhöhung der Zahl zugelassener Gutachter. Dies könnte die Situation zumindest im Hinblick auf zukünftige Kalamitäten entschärfen.</p><p>Neue Anwendungstechnik ist nicht sicher für den Hamster</p><p>Im Rahmen der Notfallzulassung erlaubt das BVL neben der Legeflinte auch eine Ausbringung mit einer Köderlegemaschine (z.B. WUMAKI). Diese Maschine erzeugt künstliche Röhren von wenigen Zentimetern Durchmesser in ca. 30 cm Tiefe unter der Bodenoberfläche. In diese Röhren soll der Hamster aufgrund des kleinen Durchmessers nicht eindringen können. Die Röhren werden mit Mäuseködern bestückt und der darüberliegende Boden angedrückt. Mäuse erkennen die Röhren von oben und graben sich in sie ein, wobei sie die Köder finden. Es handelt sich um eine zwar kostenträchtige, aber gegenüber der Legeflinte weit weniger arbeitsintensive und zugleich effektive Methode der Köderplatzierung. Es wird auch argumentiert, dass die durch die Maschine erzeugten Gänge zu eng für Hamster seien, und diese Technik daher eine für Feldhamster sichere Methode der Rodentizidausbringung darstelle.</p><p>Nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/b?tag=BfN#alphabar">BfN</a>) kann aber ein Feldhamster als sehr guter Wühler solche engen Gänge problemlos weiter aufgraben. Es gibt vielfältige Beobachtungen, dass Feldhamster Gänge der Feldmaus nutzen und nach Bedarf erweitern. Auf Nahrungssuche können Feldhamster die Köder erschnüffeln und leicht ausgraben. Aus diesem Grunde hält das UBA einen Gifteinsatz mit einer Köderlegemaschine in einem Feldhamsterlebensraum für ebenso wenig vertretbar wie mit einer Legeflinte.</p><p>Der Feldhamsterschutz muss ernst genommen werden</p><p>Die herbstliche Aktivitätszeit der Feldhamster bis zur Winterruhe dauert noch wenige Wochen an. Die vom Aussterben bedrohte Tierart darf nicht durch eilig durchgeführte Rodentizidanwendungen gefährdet werden. Das vorhandene Wissen über aktuelle Populationen in Behörden und Naturschutzorganisationen muss gebündelt und den Unteren Naturschutzbehörden (UNBs) sowie Pflanzenschutzdiensten zur Verfügung gestellt werden.</p><p>Die Feststellung eines Hamstervorkommens sollte unbedingt von unabhängiger Seite getroffen werden. Hier sind entsprechende Regelungen in den Bundesländern unerlässlich. Landwirte müssen zudem dringend dafür sensibilisiert werden, dass verlässliche Kontrollen ihrer Felder auf Hamsterbaue nur vor einer Bodenbearbeitung möglich sind. Wo in einem potentiellen Vorkommensgebiet keine sichere Aussage getroffen werden kann, muss es heißen: Der Hamsterschutz geht vor! Nur dann wird es im Rahmen einer Mäusebekämpfung möglich sein, die letzten Feldhamstervorkommen vor Vergiftung zu schützen.</p><p></p>
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