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Stable carbon isotope ratios of tree-ring cellulose from oak (Quercus robur) at Lake Tiefer See, Mecklenburg Lake District, Northeastern Germany

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Stable oxygen isotope ratios of tree-ring cellulose from oak (Quercus robur) at Lake Tiefer See, Mecklenburg Lake District, Northeastern Germany

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Wurzelraumerschließung von Straßenbäumen

Im Zuge von Hochbaumaßnahmen am Columbiadamm in Berlin-Neukölln musste eine 2008 im Straßenland gepflanzte Resista-Ulmen `New Horizon´ gefällt werden (Abb. 1). Somit bot sich die Gelegenheit zur Begutachtung der bisherigen Wachstumsleistung des Baumes am Endstandort anhand des Stammzuwachs. Außerdem konnten das Wurzelwachstum und die Erschließung des Wurzelraumes durch Absaugen des Substrats und anstehenden Bodens begutachtet werden. Hierzu wurde bei dem gefällten Baum (Nr. 122) die Wurzelraumerschließung exemplarisch dokumentiert. Die Pflanzgrube fasste rund 6 m³ Rotgrand Compact Substrat mit den Maßen 4,0 m x 1,5 m x 1,0 m. Das Absaugen des Substrats erfolgte mittels Saugbagger am 13.07.2020 lagenweise in 20-30 cm Schichten, flächig bis eine Tiefe von -80 cm, punktuell bis in -150 cm. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds wurden feinere Wurzelbereiche in Unterstützung durch eine Druckluftlanze freigelegt (Abb. 2-4). Zudem wurde die Wuchsleistung der Ulme anhand des Parameters Stammzuwachs erfasst. Hierzu wurde aus ca. 1,0 m Höhe eine Stammscheibe in einer Stärke von 4,0 cm entnommen. Diese wurde mit einer Exzenterschleifmaschine glattgeschliffen. Anschließend erfolgte die Erfassung der Jahrringbreiten mittels Gliedermaßstabs für die Jahre 2015 bis 2019. Um den Einfluss des standortangepassten ungleichmäßigen Dickenwachstums (Axiom der konstanten Spannung) zu reduzieren, wurde pro Jahrring die Breite des Jahrringes an vier im 90° Abstand zueinander liegenden Stellen erfasst. Hierdurch ergeben sich insgesamt vier Messwerte aus denen dann der arithmetische Mittelwert gebildet wurde. Es zeigte sich, dass der mit Baumsubstrat aufgefüllte Bereich der Pflanzgrube intensiv und bis zur Grubensohle durchwurzelt wurde (Abb. 5). Nach Erreichen der vertikalen Pflanzgrubenkante wurzelte der Baum nur noch oberflächennah im ca. 20 cm mit Substrat aufgefüllten Pflanzstreifen weiter. Der darunterliegende anstehende Sandboden wurde nahezu nicht erschlossen (Abb. 6 u.7). Eine Starkwurzel breitete sich unterhalb des in rund 0,80 m Abstand gelegenen Gehwegbords aus, zog sich jedoch nach einigen Dezimetern wieder in Richtung der Baumgrube zurück (Abb. 8). Der jährliche, radiale Stammzuwachs der vergangenen 2015 bis 2019 betrug im Mittel rund 1,0 cm. Auffällig ist jedoch, dass der radiale Zuwachs in diesem Zeitraum von 2015 ausgehend einen leicht rückläufigen Trend aufweist (Abb. 9). Gerade im Vergleich der Jahre 2019 zu 2018 wird eine Verringerung des Jahreszuwachses von gut 20 mm deutlich. In Anbetracht der trocken-heißen Witterungsbedingungen des Jahres 2018 mit einer Jahresniederschlagssumme von 394 mm (gemessen in Berlin-Dahlem), dürfte sich dies im sekundären Dickenwachstum der Ulme niederschlagen. Es zeigt sich, dass die Verwendung von Baumsubstraten im Straßenland eine intensive Wurzelbildung fördern und somit auch das Wachstumsverhalten des Baumes positiv beeinflusst wird. Gleichwohl werden im vorliegenden Fall, wie bereits in der Vergangenheit oftmals beschrieben (u.a. Streckenbach 2012, Uehre & Herrmann 2016), auch die Grenzen der Durchwurzelung im anstehenden Boden sichtbar. Eine möglichst deutliche „Verzahnung“ zwischen Substrat und anstehendem Boden zur Vermeidung vom sog. Körnungsbruch/“Blumentopfeffekt“ sollte somit bei jeder Pflanzung erfolgen – ggf. nicht nur durch seitliches Aufreißen entlang der Pflanzgrubenwände /-sohle sondern mittels extra Durchmischung in Randbereichen von Substrat und anstehendem Boden. Anhand des Parameters radialer Stammzuwachs der letzten 5 Jahre kann nicht abschließend geklärt werden, ob der Zuwachsrückgang ausschließlich auf das fehlende pflanzenverfügbare Bodenwasser oder auf die Grenzen des durchwurzelbaren Substrats oder ggf. aus einer Kombination mit weiteren Faktoren zurückzuführen ist. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass mit Erreichen der maximalen Durchwurzelung der Baumgrube auch eine deutliche Reduktion des Wachstums von Bäumen bis hin zur Stagnation auftreten wird. Streckenbach, M., 2012: urbane Böden – eine Lebensgrundlage für Gehölze?, in: DUJESIEFKEN, D. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2012, Haymarket Media, Braunschweig. S. 126 ff. Uehre, P.; Herrmann, S., 2016: Körnungsbruch durch unterschiedliche Ballen und Pflanzsubstrate?, in: DUJESIEFKEN, D. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2016, Haymarket Media, Braunschweig. S. 305 ff.

Sitzungsprotokoll der 10. Sitzung der AG "Umgebungsüberwachung Schachtanlage Asse" (PDF)

~ W 1kerntechnische Bundesamt für Entsorgungssicherheit Sitzungsprotokoll 10. Sitzung der AG „Umgebungsüberwachung Schachtanlage Asse" Ort:Infostelle Asse Tag der Sitzung:10.08.2016 Anwesende:siehe Teilnehmerliste (Anlage) zuzüglich zehn Gastzuhörer Tagesordnung TOP1BegrüßungBfE/EÜ TOP2Jahresbericht 2015 des BetreibersAsse-GmbH TOP3Jahresbericht 2015 der unabhängigen MessstelleLUFA-ITL TOP4Bericht der ergänzenden Umgebungsüberwachung 2015LUFA-ITL TOPSFachvortrag „Vom Bequerel zur Dosis"BfSiSW ; .6 TOP6Antrag auf C-14-UntersuchungenUmweltverband TOP?Diskussion zu TOP 1 Zur Begrüßung sprach Herr einleitende Worte und erläuterte die neue Struktur im Endlager- bereich mit ihren zukünftigen Institutionen und Aufgaben. Auf die Tagesordnung wurde im Vorfeld der Sitzung bereits der Punkt 6 aufgenommen, der auf eine schriftliche Anfrage der Umweltverbände zurückgeht. Ohne weitere Änderungswünsche ist die Tagesordnung angenommen worden. zu TOP 2 Herr stellte den Jahresbericht der Asse-GmbH für das Jahr 2015 vor. Er berichtete, dass die zukünftige Beprobung des Niederschlags, der Windgeschwindigkeit und -richtung sowie der Luftstaubproben an den neu errichteten Messorten am nördlichen Hang der Schachtanlage Asse a& 1Bundesamt für W kerntechnische Entsorgungssicherheit Seite 2 zum Protokoll 9A 9234/2 vom 21.09.2016 II stattfinden werde. Auch die Referenzmessstelle werde an einen Standort umziehen, der sich zu- künftig in Remlingen, in der Nähe des alten REMATEC-Geländes, befinden wird. Aus den Ergebnissen der Betreibermessungen ergab sich, dass wie in den Jahren zuvor, ein Ein- fluss durch die Schachtanlage Asse II in der Umgebung nicht feststellbar ist. Aus dem Zuhörerraum wurde u.a. die Frage gestellt, warum kein Tritium gemessen werde und warum sich die zukünftige Referenzmessstelle in Remlingen befände. Herr erläuterte hierzu, dass Tritium nach den Vorgaben der Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwa- chung kerntechnischer Anlagen (REI) nicht im Messprogramm des Betreibers vorgesehen sei, aber von der unabhängigen Messstelle bei den Wasserproben untersucht werde. Bisher sei je- doch noch nie Tritium nachgewiesen worden. Der Standort der Referenzmessstelle für die meteo- rologische Messdatenerfassung wurde an der zukünftigen Stelle in Remlingen ausgewählt, weil dort für die erhobenen Messwerte eine Beeinflussung der Schachtanlage Asse II ausgeschlossen sei. zu TOP 3 Heri stellte die Ergebnisse des absolvierten Messprogramms der unabhängigen Messstelle für das Jahr 2015 vor. Bei allen ausgewerteten Proben wurden keine Aktivitäten gefunden, die hö- her als in Proben aus anderen Teilen Deutschlands sind. zu TOP 4 Herr teilte mit, dass 192 Proben im Radius von zehn Kilometern um die Schachtanlage ge- nommen werden konnten. Deren Auswertung ergab, dass die nachgewiesenen Aktivitäten nicht auf den Betrieb der Schachtanlage Asse II zurückzuführen sind. Jedoch ist bei der Auswertung der Proben aufgefallen, dass die Werte für Strontium-90 bei den Bodenproben leicht erhöht wa- ren. Bei der institutsinternen Ursachenforschung wurde festgestellt, dass es sich höchstwahr- scheinlich um einen Softwarefehler des zum Einsatz gekommenen Messgerätes handele. Frau Dr. wollte in Erfahrung bringen, ob das Messprogramm der ergänzenden Umge- bungsüberwachung weiter geführt werde. Herr Fortführung für die nächsten Jahre geplant sei. sicherte zu, dass nach derzeitigem Stand eine ~ "'B' 1Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit Seite 3 zum Protokoll 9A 9234/2 vom 21.09.2016 Aus dem Zuhörerraum kam die Frage, ob Wildproben genommen werden. Herr verneinte dies, weil es in der REI nicht vorgesehen sei, sondern über Messungen nach dem Strahlenschutz- vorsorgegesetz abgedeckt werde. zu TOP 5 Herr vom BfS aus Neuherberg stellte in seinem Fachvortrag dar, wie man mit den unter- schiedlichen Größen im Strahlenschutz, den Arten der ionisierenden Strahlung, der Einwirkung radioaktive Stoffe auf unterschiedlichen Wegen auf den menschlichen Körper und der daraus re- sultierenden biologischen Wirkung von Radionukliden in Form von Strahlenschäden zu einer ef- fektive Dosis kommt. Diese ist das Maß, um mögliche gesundheitliche Schäden infolge ionisieren- der Strahlung zu bewerten und zu vergleichen. Aus dem Zuhörerraum kam u.a. die Frage, ob verschiedene Altersgruppen bei der Berechnung der Dosiswerte berücksichtigt werden. Herr erklärte, dass derzeit zwischen Säuglingen, Kleinkindern, Kindergartenkinder, Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen differenziert wer- de. zu TOP 6 Frau Dr (Umweltverbände) brachte im Vorfeld der Sitzung diesen Tagesordnungspunkt ein. Es wurde darüber diskutiert, ob die Untersuchung der Einlagerung von C-14 in die Jahresrin- ge eines Baumes, der in der Nähe der Schachtanlage gewachsen ist, als weitere Untersuchung in die Messprogramme der Umgebungsüberwachung aufgenommen werden kann. Die Fachebene des BfS (SE 6.1 und SW 1.6) und der Vertreter der unabhängigen Messstelle wa- ren sich darin einig, dass die Zielstellung derartiger Messungen unklar sei und das Ergebnis im Hinblick auf die zu erwartenden Unsicherheiten kaum interpretierbar sein werde. Man benötige zur Verifizierung einen Referenzbaum, was sich als kompliziert erweisen werde, da die Schwankun- gen durch unterschiedliches Wachstum zu groß sind . Aus den Ergebnissen Rückschlüsse zu zie- hen, wieviel C-14 in die Jahresringe eingelagert wurde und daraus einen möglichen Anteil aus der Schachtanlage Asse II heraus zu filtern, schien den Fachleuten höchst komplex und mit hohen Unsicherheiten behaftet. Um eine verlässliche Information über die C-14-Ableitungen zu erhalten

Newsletter Klimafolgen und Anpassung - Nr.: 82

Liebe Leser*innen, neue Themen erfordern oft neue Methoden. Gemeinsam mit Kommunen hat das Umweltbundesamt in den letzten Jahren Peer-Learning Methoden, Visionsentwicklungen und Kooperationsformate zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erprobt. Die Ergebnisse fasst unser aktueller Schwerpunktartikel zusammen. Außerdem berichten wir von neuen Forschungsergebnissen zu klimaresilienten Infrastrukturen, Klimarisikoanalysen in Unternehmen und transdisziplinärer Forschung zur Klimaanpassung. Eine spannende Lektüre wünscht Ihr KomPass-Team Forschungsbasierte Methoden unterstützen kommunale Klimaanpassung Drei kommunale Netzwerke zur Klimaanpassung erproben Peer-Learning-Formate Quelle: Adelphi Da bereits viele Kommunen bei der Klimaanpassung fortgeschritten sind, ist der Bedarf für Unterstützung sehr unterschiedlich. Das Umweltbundesamt hält daher unterschiedlich nutzbare Methoden für Kommunen bereit. Sie alle haben gemein, dass sie zusammen mit kommunalen Akteuren erprobt und ausgewertet wurden. Das Vorhaben „Kommunen vernetzen“ setzte auf gegenseitiges Lernen und wendete mit den Netzwerken Bodensee und Oberschwaben, Schleswig-Holstein sowie Emsland einzelne Peer-Learning Methoden an. Innerhalb von drei Jahren erreichte es damit konkrete Netzwerkaktivitäten, vermittelte Fach- und Methodenwissen und erstellte eigene Roadmaps zur Verstetigung der Anpassungsaktivitäten. Teilnehmende Kommunen bestätigten den Wissensgewinn durch die Netzwerke und eine intensive, gemeinsame Arbeit. In anderen Vorhaben arbeiteten Kommunen mit der Stadtgesellschaft partizipativ an Zukunftsvisionen und Maßnahmen für eine klimaangepasste Stadt. Die aufbereiteten Erkenntnisse stehen nun auch anderen Kommunen online zur Verfügung. Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung im UBA sucht Verstärkung Das Umweltbundesamt (UBA) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt für das Fachgebiet I 1.6 „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung“ eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in. Zu den Aufgaben zählen die Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie mit messbaren Zielen und wirksamen Maßnahmen. Bewerber*innen mit interdisziplinären Analysefähigkeiten und Kenntnissen in der Klimaanpassungspolitik sind gefragt. Empfehlungen für Klimarisikoanalyse in Unternehmen nach EU-Taxonomie Immer mehr Unternehmen setzen sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinander – für einige werden Klimarisikoanalysen sogar zur Pflicht. So sieht beispielsweise die EU-Taxonomie-Verordnung vor, dass große Unternehmen qualitative Angaben machen müssen, inwieweit ihre Wirtschaftsaktivitäten nachhaltig sind und wie sie sich an Klimawandelfolgen anpassen. Dazu müssen sie auch eine Klimarisiko- und Vulnerabilitätsanalyse durchführen. Zur Unterstützung hat das Umweltbundesamt die Empfehlungen „How to perform a robust climate risk and vulnerability assessment for EU Taxonomy reporting? Recommendations for companies“ entwickeln lassen. Wie ein Leitfaden beschreibt das Dokument, wie die Unternehmen vorgehen können, um die rechtlichen Anforderungen der Taxonomie zu erfüllen. Forschungsergebnisse zu klimaresilienten Infrastrukturen in der Praxis besser umsetzen Warum werden Forschungsergebnisse zu klimaresilienten Infrastruktursystemen nicht konsequenter in die Praxis übertragen? Dieser Frage wurde in mehreren UBA-Workshops nachgegangenen. Die Ergebnisse der Workshops fasst das englischsprachige UBA-Papier „Climate resilient infrastructure systems – Improving science-policy-practice collaboration” zusammen. Neben der Erläuterung der Hindernisse für einen erfolgreichen Transfer gibt das Papier auch Empfehlungen zu deren Überwindung. Zielgruppen der Veröffentlichung sind unter anderem Fördereinrichtungen, politische Entscheidungsträger, Forschungsinstitute sowie Praktiker, die Infrastruktursysteme entwerfen und verwalten. Studie über transdisziplinäre Forschung zur Klimaanpassung Transdisziplinarität gewinnt bei der wissenschaftlichen Begleitung der Folgen des Klimawandels als Forschungsmodus immer mehr an Bedeutung – auch Akteure aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft sollten verstärkt aktiv eingebunden werden. Das Umweltbundesamt hat in einer Studie untersuchen lassen, welche Besonderheiten bezüglich der Methoden und Vorgehensweisen in transdisziplinären Forschungsprozessen für das Handlungsfeld Klimaanpassung bestehen. Dafür werden in dem Abschlussbericht „Transdisziplinarität in der Anpassungsforschung“ unter anderem Arbeiten aus der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung herangezogen und verglichen. Deutschland zahlt 60 Millionen Euro in globalen Anpassungsfonds Deutschland stockt seinen finanziellen Beitrag im internationale Anpassungsfonds (Adaptation Fund) um 60 Millionen Euro auf. Dabei kommen je 30 Millionen Euro aus dem Auswärtigen Amt und dem Bundesumweltministerium. Der Anpassungsfonds wurde durch das Kyoto-Protokoll ins Leben gerufen und unterstützt Länder beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels – insbesondere Entwicklungsländer. Bislang wurden weltweit seit 2010 rund 924 Millionen US-Dollar für 132 Projekte in rund 100 Ländern bereitgestellt. Mit der Aufstockung ist Deutschland der größte Geberstaat für das zentrale, multilaterale Finanzierungsinstrument zur Klimaanpassung. BMEL-Förderprogramm: 900 Millionen Euro für zukunftsfähige Wälder Mit einem 900 Millionen Euro schweren Wald-Klima-Paket will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Wälder in Deutschland zukunftsfähiger gestalten. Dazu wurde Ende vergangenen Jahres das BMEL-Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ gestartet; die Gelder werden über mehrere Jahre bewilligt. Gefördert werden kommunale und private Waldbesitzende, die sich – je nach Größe ihrer Waldfläche – dazu verpflichten, elf beziehungsweise zwölf Kriterien eines klimaangepassten Waldmanagements über zehn oder 20 Jahre einzuhalten. Zu den Kriterien zählen etwa die Verwendung von standortheimischen Baumarten, Baumdiversität sowie die Vermeidung von Kahlflächen. Wattenmeerstaaten vereinbaren besseren Schutz des Weltnaturerbes Die Wattenmeerstaaten Deutschland, Dänemark und die Niederlande wollen ihr gemeinsames Weltnaturerbe besser schützen. Dafür haben die Staaten ein trilateral koordiniertes Forschungsprogramm in Höhe von 15 Millionen Euro vereinbart – Deutschland wird dazu 11 Millionen Euro beisteuern. Unter anderem sollen Klimaanpassungsmaßnahmen erarbeitet werden. Gastgeber des Treffens war Wilhelmshaven, das kurz zuvor vom Bundesumweltministerium einen Förderbescheid bekommen hat, um ein nachhaltiges Klimaanpassungsmanagement aufzubauen –unter anderem zum Schutz der Küste. Mit dem Geld soll auch eine Personalstelle für eine*n Klimaanpassungsmanager*in finanziert werden. Neuer „EU-Kommunal-Kompass“ gibt Überblick zu Fördermitteln Der neue „EU-Kommunal-Kompass“ gibt einen schnellen Überblick zu Fördermöglichkeiten nachhaltiger Projekte aus dem Europäischen Strukturfonds. Das Webangebot richtet sich in erster Linie an kommunale Akteur*innen, die Förderanträge stellen wollen. Auf der Webseite finden sich alle Fördermöglichkeiten, die im Rahmen der Strukturfonds in Deutschland für den Zeitraum 2021 bis 2027 zur Verfügung stehen. Die datenbankgestützte Recherche kann für sechs Handlungsfelder durchgeführt werden - darunter nachhaltige Risikovorsorge und Anpassung an den Klimawandel. Außerdem gibt es Zusatzinformationen zu Finanzierungsbedingungen und -möglichkeiten sowie Tipps zur Antragstellung und Good-Practice-Beispiele. Hitzeaktionsplan für ältere Menschen in Köln Die Stadt Köln hat einen Hitzeaktionsplan für ältere Menschen veröffentlicht. Vorangegangen war ein dreieinhalbjähriges Forschungs- und Entwicklungsprojekt, bei dem untersucht wurde, wie Menschen im Alter für das Thema Sommerhitze sensibilisieret werden und die gesundheitlichen Folgen der Klimaveränderung abgemildert werden können. Die Ergebnisse wurden nun in dem rund 250-seitigen „Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter für die Stadt Köln“ zusammengefasst sowie die abgeleiteten Maßnahmen vorgestellt. In einem konkreten Hitzeeinsatzplan wurden erste verbindliche Aktionen mit den Akteur*innen vereinbart und angewandt. Forschende weisen Dürrestress bei Rotbuchen in Norddeutschland nach Rotbuchen leidet nicht nur im Süden Europas unter dem Klimawandel; auch in Norddeutschland haben sie teilweise Dürrestress. Das hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen herausgefunden. Die Wissenschaftler*innen haben eine große Spanne von feuchten bis sehr trockenen Standorten in Norddeutschland ausgewählt und Holzproben entnommen, um die Jahresringe der Bäume zu vermessen. Durch Verbindung der Daten mit denen von Klimastationen ließen sich Klima-Wachstumsbeziehungen ableiten. Das Ergebnis: Trockenheit und Hitze im Juni, dem Hauptwachstumsmonat der Buche, sind die wichtigsten Klimafaktoren, die das Dickenwachstum beeinflussen – wobei die Auswirkungen an trockeneren Standorten stärker sind. Klimaangepasste Gebäude und Liegenschaften: good practices gesucht! Um das Bewusstsein und das Wissen zu klimaangepasstem Bauen in der Fachwelt und der Öffentlichkeit zu fördern, bereitet das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) derzeit eine digitale Karte vor, die gute Beispiele für klimaangepasstes Bauen anschaulich präsentieren wird. Themen sind beispielsweise Hitzeschutz, Starkregen- und Hochwasservorsorge oder Biodiversität und Artenvielfalt am Gebäude. Der Fokus liegt auf öffentlichen Gebäuden und Liegenschaften. Herausragende Beispiele im gemeinwohlorientierten Wohnungsbau sind ebenfalls möglich. Ebenfalls möglich sind gute Beispiele, die einen Prozess beschreiben (bspw. Akteurs-übergreifende Klimarisikoanalyse für Gebäude und die Gebäudenutzung). Sollten Sie besonders gelungene Beispiele für klimaangepasste Gebäude kennen, schicken Sie gerne eine entsprechende Nachricht bis zum 07. Februar 2023 an svenja.binz@bbr.bund.de und claudia.koerner@ecolo-bremen.de . UV-Schutz in Kommunen: Beispiele aus der Praxis gesucht Der Klimawandel macht UV-Schutz immer bedeutender. Um Kommunen über mögliche Schutzmaßnahmen zu informieren, startet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im April eine UV-Schutz-Kampagne. Dafür sucht das BfS Beispiele aus der Praxis. Praktizieren Sie bereits UV-Schutz in Ihrer Kommune, etwa in Kindergärten und Schulen, oder denken Sie darüber nach, das zu tun? Dann melden Sie sich bei uns unter uv-schutz@bfs.de . Als Dankeschön winkt ein UV-Schutz-Aktionstag des BfS vor Ort. Daten zur hitzebedingten Mortalität in Deutschland 2022 Der Sommer 2022 war der viertwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Hohe Temperaturen führen regelmäßig auch zu erhöhten Sterberaten, etwa durch Hitzeschlag. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) analysiert hat, gab es zwischen Mitte April und Anfang September 2022 eine Übersterblichkeit von rund 4.500 Sterbefällen. Für das Jahr 2021 hingegen konnten Wissenschaftler*innen laut einem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt keine signifikant erhöhte Übersterblichkeit aufgrund von Hitze feststellen. Im Jahr 2020 lag die Übersterblichkeit demnach bei 3.700 Fällen. Laut RKI ist die hitzebedingte Mortalität auch ein Indikator für klimabedingte Gesundheitsrisiken. BUND-Broschüre zu naturbasierten Lösungen in der EFRE-Förderung Die meisten Programme der Förderperiode 2021 bis 2027 des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sind in Deutschland mittlerweile genehmigt. Nun geht es darum, die Förderrichtlinien und Projektauswahlkriterien auszuarbeiten. Der BUND hat daher in einer Broschüre Vorschläge und Auswahlkriterien für Projekte zur Umsetzung von naturbasierten Lösungen entwickelt. Die Publikation „Vorschläge und Kriterien für die Verankerung von naturbasiertem Klimaschutz und lokaler Klimafolgenanpassung in der EFRE Förderperiode 2021-2027“ wurde im Rahmen des Verbändeförderprojekt 2022 „Fit und Regional“ entwickelt und bietet unter anderem eine Checkliste zur Überprüfung der EFRE-Förderrichtlinien. Wie Klimaanpassung in die Stadtplanung integriert werden kann Um Städte besser gegen den fortschreitenden Klimawandel zu wappnen, sollen Klimaanpassungsmaßnahmen besser in die kommunale Planung eingebunden werden. Wie das gelingen kann, fasst die Handlungsempfehlung „Stärkung der Integration von Klimaanpassung an Hitze und Starkregen in die kommunale Planung“ zusammen. Dabei wurden für Bund, Länder und Kommunen zwölf Handlungsempfehlungen entwickelt und erläutert. Die Empfehlungen richten sich an politische Entscheidungsträger*innen und Akteur*innen, die direkt oder indirekt bei der Integration von Klimaanpassung in kommunale Planungsprozesse mitwirken und -entscheiden und wurden im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes ExTrass entwickelt. Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2023: Sonderpreis für Klimaanpassung Alle zwei Jahre lobt der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis aus. Für 2023 werden erneut herausragende – auch konzeptionelle – Planungsleistungen gesucht, die ästhetisch anspruchsvolle, innovative sowie ökologische und partizipative Lösungen darstellen. Vergeben werden ein erster Preis und Auszeichnungen in neun verschiedenen Kategorien, darunter Pflanzenverwendung, Landschafts- und Umweltplanung, Wohnumfeld/Arbeitsumfeld und Junge Landschaftsarchitektur. In diesem Jahr wird erstmals auch ein Sonderpreis zur Klimaanpassung/Klimaschutz vergeben. Mit vertikaler Begrünung gegen Starkregen, Hitze und Trockenheit Vertikale Begrünungssysteme – also Pflanzen an Wänden und Fassaden – helfen Städten, Lärm und Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen und sich zeitgleich an die Folgen des Klimawandels wie Hitze und Starkregenereignisse anzupassen. Schon seit 2013 beschäftigt sich das Fraunhofer UMSICHT mit bodenungebundenen, begrünten Wänden und hat nun gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Biolit Green Systems GmbH ein Begrünungssystem entwickelt: Pflanzsteine, bestehend aus einer Pflanzen- und einer integrierten Bewässerungsrinne. Da die Module des Systems flexibel und frei skalierbar sind, eignen sich die fertigen Wände demnach sowohl für Städte als auch für Privatleute. Verbundprojekt für besseren Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen gestartet Besonders ältere Menschen leiden unter Hitzewellen; viele Kommunen und Pflegeeinrichtungen haben sich allerdings noch nicht ausreichend an die Folgen des Klimawandels angepasst. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK), die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) haben daher ein gemeinsames Projekt gestartet, das Pflegebedürftige und die Beschäftigten in stationären Pflegeeinrichtungen künftig besser vor den gesundheitsschädlichen Folgen von Hitzewellen schützen soll. EEA Bericht: EU-Staaten mit Fortschritten bei Klimawandelanpassung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union machen Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel. Zu diesem Schluss kommt der neue Bericht „Advancing towards climate resilience in Europe“, den die Europäische Umweltagentur (EEA) verfasst hat. Auch wenn die Höhe der Investitionen und die Finanzierung der Umsetzung der Anpassungspläne sehr unterschiedlich sei, hätten die Länder erkannt, wie wichtig es sei, sich an die Auswirkungen von Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Starkregenereignissen und Temperaturschwankungen anzupassen. Europäische Klimaanpassungs-Plattform Climate-ADAPT jetzt auch auf Deutsch Die Europäische Klimaanpassungsplattform Climate-ADAPT ist mittlerweile in fünf Sprachen abrufbar: Französisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch und Spanisch. Die Übersetzungen werden durch ein Programm automatisch durchgeführt. Climate-ADAPT ist ein Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur (EEA) und bietet viele Informationen, Zahlen und Fakten sowie eine Datenbank rund um das Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Außerdem gibt es Länderprofile, einen Veranstaltungskalender, zahlreiche Fallstudien sowie Handlungsanleitungen. Sommer 2022: Mehr als 20.000 Hitzetote in Westeuropa Über 20.000 Menschen sind 2022 in Westeuropa aufgrund des heißen Sommers gestorben. Diese Zahl hat die britische Zeitschrift „ The Guardian“ auf Basis von Daten zur Übersterblichkeit in einzelnen Ländern errechnet. In England und Wales gab es laut Statistik zwischen dem 1. Juni und dem 7. September 3.271 zusätzliche Todesfälle. In Frankreich etwa hat es zwischen dem 1. Juni und 15. September 10.420 mehr Tote als für den Zeitraum üblich gegeben. In Spanien gab es demnach zwischen Juni und August 4.655 hitzebedingte Todesfälle und das Robert Koch-Institut schätzt für Deutschland, dass in den Sommermonaten 4.500 Menschen aufgrund der extremen Temperaturen als Folge des Klimawandels gestorben sind. Positionspapier: Klimawandel führt auch zu psychischer Belastung Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Menschen – etwa durch posttraumatische Belastungsstörungen bei erlebten Katastrophen oder permanentem Stress durch Auswirkungen wie Nahrungsmittel- und Wasserknappheit. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat daher ein Positionspapier erstellt, das neben Klimaschutzmaßnahmen für die Infrastruktur auch neue Abläufe in der Psychiatrie empfiehlt, sowie Ideen für eine nachhaltige psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungskette und neue Behandlungsangebote entwickelt. Stadtquartiere an Sommerhitze anpassen – HeatResilientCity zeigt Wirkung von Maßnahmen Wie lässt sich die enorme Belastung durch Sommerhitze in Städten mindern? Welche Rolle spielen die gebaute Umwelt – etwa Plätze und die Gestaltung von Straßen und Wegen – oder Stadtgrün wie Bäume und Wiesen? In fünf Steckbriefen zeigt das Projektteam von HeatResilientCity auf, wie sich verschiedene Maßnahmen auf die Wärmebelastung in dicht bebauten Stadtquartieren auswirken. Das vom BMBF geförderte Projekt forscht dazu in Erfurt und Dresden. Braucht es robuste Infrastrukturen gegen die Klimawandelfolgen? Müssen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels besonders robust gestaltet werden? Nein, heißt es in einer Studie der Arbeitsgruppe Ressourcenökonomik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Gegenteil: Es könnte kostengünstiger sein, sich für verletzlichere Infrastrukturen mit kürzerer Lebensdauer zu entscheiden. So heißt es in der englischsprachigen Studie „Adapting Long-Lived Investments under Climate Change Uncertainty“, dass sich vor allem bei langlebigen Infrastrukturen heutige Entscheidungen in wenigen Jahren als Fehlinvestitionen erweisen könnten - etwa wenn der Klimawandel die Erwartungen überholt und sich die robuste Struktur nachträglich nicht leicht ändern lässt. Meeresspiegel-Anstieg beschleunigt Erosion von Felsküsten Der Anstieg des Meeresspiegels als Folge der Klimaerwärmung bedroht auch die weltweiten Felsenküsten und beschleunigt deren Erosion. Je nachdem wie stark die Klimaerwärmung voranschreitet, könnten sich Felsenküsten bis zum Jahr 2100 mit bis zu zehnfacher Geschwindigkeit bisheriger Erosion zurückziehen – mit dramatischen Folgen für Menschen und Infrastruktur. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Imperial College in London, die im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Die Studie ist nach Angaben der Wissenschaftler*innen eine der ersten, die sich mit dem Rückgang felsiger Küstenabschnitte beschäftigt. Gründachkataster Ruhr Gründachkataster Ruhr Quelle: tetraeder.solar.gmbh Ein grünes Hausdach ist ein optischer Blickfang und schafft zudem eine Vielzahl positiver Effekte für Gebäude, Mensch und Umwelt. So schützt der Begrünungsaufbau die Dachabdichtung vor Witterungseinflüssen. Gleichzeitig dämmt die Begrünung vor Kälte im Winter und dient als Hitzeschutz im Sommer. Begrünte Dächer bilden außerdem wichtige Ersatzlebensräume und Trittsteinbiotope für Tiere und Pflanzen. Durch die Vegetation können große Mengen an CO2 und Staub reduziert werden. Würden alle geeigneten Dächer in der Metropole Ruhr, sowohl alle Flachdächer als auch leicht geneigten Dächer bis 30° begrünt werden, so könnten über 25.000 Tonnen CO2 und Staub pro Jahr gebunden werden. Die Emschergenossenschaft (EG) und der Regionalverband Ruhr (RVR) haben daher gemeinsam ein Gründachkataster für das Ruhrgebiet erstellen lassen. Hier können die Bürgerinnen und Bürger der Region die Gründach-Eignung ihres Gebäudes prüfen. Das Kataster zeigt durch Einfärbung der Dachflächen nicht nur an, wie gut sich das Gebäude für ein Gründach eigne. Über eine Detailanalyse können auch die eingesparte Abwassermenge, die CO2-Absorption und der gehaltene Feinstaub pro Jahr geschätzt werden.

100 Jahre Seenforschung – Die Geschichte im Kern

Das Institut für Seenforschung (ISF) der LUBW begeht dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Seit 1920 wird der Zustand der Seen in Baden-Württemberg erforscht. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, die rund 4500 Seen zu schützen und ihre wertvollen Funktionen zu erhalten. Um das Ökosystem See besser verstehen zu können, arbeiten Fachleute aus mehreren Arbeitsgebieten zusammen und bewerten den Zustand der Seen in Baden-Württemberg: Wie entwickeln sie sich, gibt es neue Probleme? Erholen sie sich von übermäßigen Schadstoffeinträgen? Ein Fachgebiet, das mehrere Themen vereint und in die Geschichte des Gewässers schaut, ist die Sedimentologie. Geschichte in Schichten Die Geschichte des ISF zählt bereits 100 Jahre, die des Sediments jedoch noch viel mehr. Jahr für Jahr lagern sich Schwebstoffe aus Zuflüssen und Reste von Organismen am Seegrund ab und bilden den Sedimentkörper. Im Bodensee sind seit der Gründung des ISF ca. 30 - 40 cm Sediment in der Seemitte hinzugekommen. Vergleichbar mit Jahresringen eines Baumes oder Eiskernen, können Sedimente Aufschluss über viele unterschiedliche Einflüsse und Extremereignisse in der Geschichte eines Sees geben. Die Sedimentschichten erzählen auch von der Erfolgsgeschichte des ISF. In der Regel wird mit einem „Fall-Lot“ ein Sedimentkern aus dem Seeboden entnommen und anschließend im Labor längsseits geteilt. So können die Ablagerungen auf vielerlei Weise beprobt werden. Schadstoffe und Schwermetalleinträge sind hier wie in einem Archiv dokumentiert. Wie der See auf erhöhte Nährstoffeinträge reagiert, lässt sich zum Beispiel mit Algenzählungen untersuchen. Wie hat sich das Vorkommen bestimmter Algen entwickelt? Welche Rückschlüsse lässt das auf den Nährstoffgehalt des Sees zu?  Bestimmte Algenarten nahmen in den 1940 und 1950er Jahren zu, da der Bodensee wie viele Gewässer durch die Verwendung phosphathaltiger Waschmittel und Düngung in der Landwirtschaft überdüngt wurde. Die damals gebildeten dunklen Schichten zeugen davon. In den 1960er Jahren wurde damit begonnen Kanalisation und Kläranlagen auszubauen, um die Nährstoffzufuhr in den See zu senken. Es dauerte aber bis in die 1990er Jahre bis die Nährstoffkonzentrationen sanken. Die heute abgelagerten hellen Sedimentschichten bezeugen die langanhaltende Erholung des Bodensees. Auch einzelne historische Ereignisse sind erkennbar: Die Aktivität von radioaktivem Cäsium zeigt beispielsweise das Ende der atmosphärischen Kernwaffentests oder die Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl im Jahr 1986. Durch die zunehmende Industrialisierung in den 1950er und 1960er Jahren gelangten auch viele Schwermetalle wie Zink und Blei oder organische Spurenstoffe in den See. Wie bei den Nährstoffen gibt es bei den meisten chemischen Stoffen aber Entwarnung: Die Einträge der meisten Stoffe sind stark reduziert worden oder sogar nahe des natürlichen Hintergrundwertes. Nicht zuletzt, weil das ISF den Zustand des Bodensees seit 100 Jahren untersucht und intensiv überwacht und durch die erfolgreiche Zusammenarbeit der Fachbereiche Hydrophysik und Sedimentologie, Hydrochemie und Hydrobiologie, ist der Bodensee nah an seinem natürlichen Zustand. In der Zukunft werden die Seen, Flüsse und das Grundwasser immer wieder mit neuen problematischen Stoffen wie Mikroplastik, neu eingeschleppten Arten oder globalen Umweltproblemen wie dem Klimawandel konfrontiert. Auch in Zukunft gilt es diese neuen Bedrohungen zu untersuchen, zu verstehen und die Folgen zu bewerten, um so die Seen in Baden-Württemberg für Mensch und Natur zu erhalten. Bild zeigt: Einzelne Hochwasserlagen in einem Sedimentkern (Markierungen auf dem Foto) können benutzt werden, um die Ablagerungen am Seeboden genau zu datieren. So kann die Umweltgeschichte des Bodensees sehr genau rekonstruiert werden. Bildnachweis: Martin Wessels / ISF Mehr zum Thema: Bildnachweis Titelbild: Wessels / ISF

LSG Lindhorst - Ramstedter Forst

Gebietsbeschreibung Das LSG liegt am Südrand der Colbitzer Heide zwischen den Orten Colbitz im Norden und Wolmirstedt im Süden. Es erstreckt sich etwa 7 km in Ost-West-Richtung und 2 km in Nord-Süd-Richtung. Das Schutzgebiet gehört überwiegend zur Landschaftseinheit Altmarkheiden. Der östlichste Teil nördlich von Rogätz reicht bereits bis in das Tangergebiet. Die Landschaft ist flachwellig reliefiert und steigt von Süd nach Nord von etwa 50 m auf zirka 80 m über NN an. Der Dornberg im Osten ist mit 105 m über NN die höchste Erhebung, er markiert das östlichste Ende einer Endmoräne. Das Gebiet wird vor allem durch großflächige Forste geprägt. Wie in der gesamten Colbitz-Letzlinger Heide dominieren Kiefern, nur im östlichen Teil bei Ramstedt und Heinrichshorst sind auch großflächige Laubmischwälder vorhanden. Sie enthalten vor allem Eichen und Hainbuchen sowie bei Heinrichshorst Rot-Buchen. Im Quellgebiet einiger Fließgewässer, des Mühlengrabens bei Ramstedt und des Grenzgrabens östlich Heinrichshorst, stocken Feuchtwälder mit Eschen und Schwarz-Erlen. Die Landschaft um Colbitz wird von einer weiten, flachen Senke geprägt. Hier wie auch bei Mose und Samswegen dominieren weiträumige, relativ strukturarme Ackerflächen. Einen besonderen Blickfang für den auf der Bundesstraße vorbeifahrenden Betrachter bietet die bei Colbitz stehende Windmühle. Die Feldfluren des Tangergebietes bei Angern sind durch Feldgehölze und Baumreihen stärker gegliedert. Die sich aus dem Waldgebiet um Heinrichshorst nach Osten durch die Feldflur ziehenden Gräben werden durch Gehölzreihen in der Landschaft optisch betont. Grünlandnutzung prägt die Niederung des Hägebachtales zwischen Colbitz und Samswegen. Kleinere Grünlandflächen gibt es auch bei Angern. Das einzige größere Fließgewässer, der Hägebach, ist überwiegend naturfern ausgebaut. In seinem Oberlauf wurde er durch Einleitungen aus Colbitz sehr stark verschmutzt. Bei Samswegen ist die Bachaue durch Erlengehölze und Feuchtwiesen landschaftlich attraktiv gegliedert. Stillgewässer sind in Form kleinerer Abgrabungen vorhanden. Bei Ramstedt wird der Mühlgraben zu einem Teich gestaut. Innerhalb der Grenzen des Landschaftsschutzgebietes liegen nur die Orte und Weiler Lindhorst, Schricke, Ramstedt und Friedrichshöhe. Im Gebiet von Lindhorst befinden sich Bungalowsiedlungen innerhalb von Waldflächen. Ein optischer Störfaktor ist die an der Bundesstraße B 189 gelegene große Sandgrube. Genauso optisch störend wie auch ökologisch bedenklich ist die einen Quadratkilometer große und Dutzende von Metern hohe Kalihalde („Kalimandscharo“) des Kalisalzbergbaues Zielitz. Die Halde liegt nördlich Loitsche innerhalb der Grenzen des LSG. Vor allem von Süden, aber auch von Westen ist die Halde schon aus vielen Kilometern Entfernung sichtbar und hat mit zum Namen ”Zielitzer Schweiz” für diese Gegend beigetragen. Die salzhaltigen Emissionen haben zu einer starken Schädigung der umliegenden Wälder geführt. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die ältesten Spuren des Menschen im LSG stellen in Rogätz und Loitsche gefundene Werkzeuge dar; sie sind 200 000 Jahre alt. Nachweise mittelsteinzeitlicher Fischer- und Sammler-Populationen fanden sich auf den Dünen bei Lindhorst und am Ufer des verlandeten Sees bei Mose. Die jungsteinzeitlichen Fundstellen verteilen sich um Colbitz und sind auch bei Lindhorst und nordöstlich von Samswegen dicht belegt. Andere Zentren befanden sich um Rogätz, Loitsche und Farsleben am Rande des LSG. Als älteste Ackerbauernkultur ist im LSG die Stichbandkeramik durch Funde bei Lindhorst nachgewiesen. Fundstellen bei Mose und Rogätz erbrachten Nachweise der Rössener Kultur. Die Mehrzahl der Fundstellen jedoch ist jünger und gehört der Schönfelderkultur an, die den späten Abschnitt der Jungsteinzeit repräsentiert. Eine beinahe lückenlose Abfolge der jungsteinzeitlichen Kulturen ist nur bei Samswegen belegt, wo beispielsweise für die Alttiefstichkeramikkultur eine ausgedehnte Siedlung mit einer Fläche von 400x500 m auf dem Haidberg nachgewiesen ist. Die heute von Wald bedeckten Gebiete zwischen Colbitz und Rogätz sowie zwischen Colbitz und Samswegen haben bislang fast keine Funde erbracht, doch dürfte dies primär darauf zurückzuführen sein, daß in Waldgebieten eine Landesaufnahme erschwert wird und sich im wesentlichen auf oberirdisch sichtbare Denkmale beschränkt.Während die Gegend um Samswegen bis in die Eisenzeit hinein dicht besiedelt blieb, ist für die Gegend um Colbitz erst jetzt eine Zunahme der Siedlungen erkennbar. Dies änderte sich in der römischen Kaiserzeit, für die die Fundstellen allgemein ausdünnen. Im 7. Jahrhundert griffen slawische Stämme auf das Gebiet westlich der Elbe über und nahmen auch die Gegend um Colbitz in Besitz. Ihr Gebiet wurde bereits am Ende des 8. Jahrhundert dem Frankenreich einverleibt, als die Elbe-Saale-Grenze restauriert und das Grenzland durch Burgbezirke gefestigt wurde. Mehrere wüste Siedlungen sind für das Mittelalter belegt, darunter auch eine Burganlage, Odenburg genannt. Im Bereich der Altmarkheiden kam es im Zuge der deutschen Ostkolonisation im Mittelalter zu einer intensiven Rodungsphase. Innerhalb der großflächigen Wälder entstanden Dörfer und Ackerflächen wachsender Ausdehnung. Im 14. Jahrhundert und später während des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Ansiedlungen wieder wüst und ehemals ackerbaulich genutzte Flächen wurden aufgegeben. Die Wälder um Colbitz waren bis in das 19. Jahrhundert mit den Hütungsvorrechten der umliegenden Gemeinden belastet. Die Flächen wurden zur Waldweide genutzt, wie zahlreiche Hude-Eichen im Bereich des Dornberges bezeugen. Nach Ablösung dieser Vorrechte (Gerechtsame) im Laufe des vorigen Jahrhunderts erfolgte die Aufforstung fast ausschließlich mit Kiefer. Im westlichen Teil des LSG ist das Vorkommen der Linde seit dem Mittelalter bekannt und hat sicher auch zur Namensgebung des Ortes Lindhorst beigetragen. Der Schwerpunkt des Vorkommens der Linde liegt heute westlich des LSG im bekannten Naturschutzgebiet „Colbitzer Lindenwald“. Jedoch auch innerhalb der Grenzen des LSG existiert noch ein lindenreicher Mischwald, der heute als „Flächenhaftes Naturdenkmal“ geschützt ist. Von der Aufforstung mit Kiefer blieb der Colbitzer Lindenwald verschont. Er gehörte zum sogenannten perpetuellen Gehege, das sich die Erzbischöfe vom nahegelegen Magdeburg als Jagdgehege reserviert hatten. Hier war es für die Bevölkerung streng verboten, Vieh zu hüten, Gras zu schneiden und Laub als Einstreu für die Haustiere in den Stallungen zu rechen. Aus den Abschätzungswerken der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht hervor, daß die Böttcher in den umliegenden Dörfern sowie die Schiffswerften in Tangermünde das Eichenholz aus der Colbitzer Gegend außerordentlich schätzten. Im Gegensatz zu den normalerweise auf feuchtem Untergrund gewachsenen Stiel-Eichen mit breiten Jahresringen und daher mit einem großen Anteil an hartem Spätholz, besitzt die Stiel-Eiche von den grundwasserfernen Standorten um Colbitz einen engen Jahresringaufbau mit gleichem Anteil an Früh- und Spätholz. Außer zur Gewinnung von Bauholz konnten die Eichen ebenso für Furnierholz verwendet werden. Von der Qualität her wurde die Colbitzer Eiche oft mit der gelobten Spessarteiche verglichen. Die dominierende Flächennutzung im LSG ist noch heute die Forstwirtschaft. Vor allem um Colbitz und Samswegen wird auf reicheren Böden intensiver Ackerbau betrieben. Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Colbitz die Heidebrauerei gegründet, die das in der Region beliebte Heide-Pils und Heide-Bockbier produziert. Seit 1973 wird in Zielitz, unmittelbar an der Grenze des LSG, ein großes Kalisalzbergwerk betrieben. Die Abraumhalden wurden auch innerhalb der Grenzen des LSG angelegt und führten zu einer ökologischen Beeinträchtigung der Wälder. Die Halden, Fördertürme und -bänder sowie Gleisanlagen unmittelbar an der Grenze und auch innerhalb des LSG stören das Landschaftsbild erheblich. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Das LSG befindet sich am Südost-Rand der pleistozänen Hochfläche der Colbitz-Letzlinger Heide. Im Norden und Osten des LSG stehen überwiegend sandige Ablagerungen der Saale-Vereisung an der Oberfläche an, die zum Teil nur gering mächtig sind. Geschiebemergel der Saale-Vereisung ist nördlich Samswegen oberflächennah verbreitet. Eisrandlagen mit zugehörigen Endmoränenzügen queren das Gebiet von Nordwesten nach Südosten nördlich Wolmirstedt und nordwestlich Rogätz (Letzlinger, Paxförder und Schermen-Buckauer Randlage). Das Grundwasser aus dem Bereich der Colbitz-Letzlinger Heide fließt aufgrund veränderter hydrogeologischer Verhältnisse (geringe Mächtigkeit, verringerte Wasserwegsamkeit) am Rand der Hochfläche den Vorflutern zu (Quellgebiet der Bäche). In den Bachniederung sind humose Sedimente des Holozän, teilweise Niedermoor, abgelagert. Das LSG umfaßt zwei Bodenlandschaften: die Samswegener Platte und die Colbitz-Letzlinger Heide. Die Saalekaltzeit hat in diesem Gebiet sehr unterschiedliche Ablagerungen hinterlassen, zum Beispiel Geschiebemergel, Schmelzwassersande und -kiese und so weiter. In der darauffolgenden Eemwarmzeit fand eine tiefgreifende Verwitterung, Abtragung, Wiederablagerung und auch Talbildung statt, so daß ein Mosaik unterschiedlicher Substrate entstand. Während der nächsten Kaltzeit - der Weichselkaltzeit - lagerten sich in diesem Gebiet äolische Sedimente ab, im Gebiet der Colbitz-Letzlinger-Heide der Geschiebedecksand, Decklehm über Geschiebemergel auf der Samswegener Platte. Diese äolische Schicht ist zirka 50 cm mächtig. An ihrer Unterkante befindet sich eine sehr markante Steinsohle, in der auch die bekannten Windkanter zu finden sind. Es entstanden Mehrschichtböden wie Sand über Lehm, Decklehm über Lehm, Sand über Sand, Sand über Bändersand, Sand über Schluff, und je nach den Eigenschaften der Substrate Böden, die zur Staunässe neigen und in der Regel als Acker genutzt werden, sowie Böden, in deren Profil Sand über unterschiedlichen Sanden zu finden ist, die teilweise als Acker, meist aber als Waldstandorte genutzt werden. In den Senken gibt es Sand-Humusgleye bis Sand-Anmoorgleye - sandige, grundwasserbeherrschte, stark humose anmoorige Sandböden. Diese Böden werden in der Regel als Grünland genutzt, zum Teil durch Entwässerungsmaßnahmen verändert. Auf der Samswegener Platte findet sich statt des Geschiebedecksandes Sandlöß als oberste Schicht, so daß in diesem Gebiet Pseudogley-Tschernoseme entstanden sind. Die grobkörnigen Substrate der Heidehochflächen sind arm an Fließ- und Standgewässern. Das Niederschlagswasser versickert und tritt in den quelligen Randgebieten der Heide zutage. Im LSG entspringen der Hägebach bei Colbitz, der Wiepgraben bei Mose, der Wehrgraben bei Schricke und der Mühlengraben bei Ramstedt. Diese Bäche entwässern nach Süden zur Ohre. Im Osten des Gebietes entspringt der Grenzgraben, der zum Mahlwinkeler Tanger abfließt. Der Grundwasserspiegel liegt im LSG überwiegend in über 40 m Tiefe. Nur in den Niederungen liegt er in 2 bis 5 m und in Abschnitten der Hägebachniederung in weniger als 2 m Tiefe. Das Grundwasser der Colbitz-Letzlinger Heide stellt ein bedeutendes Trinkwasserreservoir dar. Westlich Colbitz wird das Wasser für die Trinkwasserversorgung Magdeburgs aus Tiefbrunnen entnommen. Das Wasserschutzgebiet dieser Brunnen erstreckt sich bis in den westlichen Teil des LSG. Das Landschaftsschutzgebiet befindet sich im Übergangsbereich vom subatlantisch getönten Klima der Altmarkheiden zum subkontinental geprägten Klima des mitteldeutschen Trockengebietes und des Elbetales. Während die Niederschläge im langjährigen Mittel in den Heiden etwa 560 mm betragen, sinken sie am Südrand auf etwa 500 mm ab (Wolmirstedt 501 mm). Die Jahresmitteltemperatur beträgt 8,5°C, die mittlere Julitemperatur 17,5°C. Pflanzen- und Tierwelt Die potentiell natürliche Vegetation des Gebietes würde in dem Übergangsgebiet von den subatlantisch getönten Altmarkheiden zu den klimatisch subkontinental beeinflußten Bereichen des Tangergebietes durch einen Übergang von reinen Rotbuchenwäldern zu den Traubeneichen-Hainbuchenwäldern des mitteldeutschen Trockengebietes geprägt. Der Flattergras-Buchenwald, dessen Krautschicht von mäßig anspruchsvollen Arten beherrscht wird, ist bei Heinrichshorst noch vorhanden. Binnendünenfelder bei Mose würden einen bodensauren Drahtschmielen-Buchenwald tragen. Auf den durch hoch anstehendes Grundwasser beeinflußten Gleyen und stauwasserbeeinflußten Staugleyen wäre ein Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald ausgebildet. Gleye aus sandigem Substrat würden einen Pfeifengras-Eichenwald tragen. Auf Niedermoorböden der Hägebachaue und im Quellgebiet des Mühlgrabens wären Erlenbruchwälder entwickelt. Die heutige Vegetation wird dagegen von relativ artenarmen Kiefernforsten und Äckern dominiert. Am Westrand bei Lindhorst befinden sich, ähnlich wie im angrenzenden Naturschutzgebiet „Colbitzer Lindenwald“, lindenreiche Eichen-Hainbuchenwälder. Auch bei Ramstedt und um Heinrichshorst erstrecken sich größere Eichen-Hainbuchenwälder, deren Ausdehnung sicher nutzungsbedingt sind. Auf dem Dornberg ist ein hudewaldartiger, lichter Eichenwald entwickelt. Die alten Eichen stehen im lockeren Bestand, eine Strauchschicht ist nicht vorhanden. Die Krautschicht wird nicht von waldtypischen, sondern eher von Arten trocken-magerer Rasengesellschaften dominiert. Vorherrschend sind Rotes Straußgras, Ruchgras, Weiches Honiggras und Geschlängelte Schmiele. Daneben treten Kleines Habichtskraut, Zypressen-Wolfsmilch, Kleiner Sauerampfer, Tüpfel-Hartheu, Dreizahn und Pillen-Segge auf. Die für die Colbitzer Heide typischen Hude-Eichenwälder entstanden durch die bis in das vorige Jahrhundert praktizierte Waldweide. Das weidende Vieh zerstörte die waldtypische Kraut- und Strauchschicht und ließ auch keine Jungbäume aufkommen. Nur Eichen wurden aufgrund ihrer Bedeutung für die Schweinemast gefördert. In diesem Jahrhundert konnten sich halboffene Hudewälder vor allem in militärischen Übungsgebieten durch den Aufenthalt von Truppen und Fahrzeugen erhalten. Im Gebiet des Dornberges befand sich eine Raketenstellung der sowjetischen Truppen, die zwar für das Offenhalten der Bestände, aber auch für zahlreiche Verletzungen an den Eichen sorgte. Die Hudewälder der Colbitz-Letzlinger Heide sind wertvolle Zeugen alter Nutzungsgeschichte und bieten gefährdeten, höhlenbrütenden Vogelarten wie Wiedehopf, Mauersegler und Mittelspecht Brutplätze. Ebenfalls nahe des Dornberges befindet sich ein Bestand des Flattergras-Buchenwaldes, der vermutlich unter natürlichen Bedingungen in den Altmarkheiden eine weitaus größere Verbreitung hätte. Es handelt sich um einen hallenartigen Buchenwald mit gering entwickelter Strauchschicht. In der Baumschicht ist fast ausschließlich die Rot-Buche vorhanden. Gelegentlich trifft man einzelne Trauben-Eichen oder Hainbuchen an. Unter anderem befinden sich in der Krautschicht Vielblütige Weißwurz, Einblütiges Perlgras, Busch-Windröschen, Echte Sternmiere, Maiglöckchen, Wald-Flattergras und Knaulgras. Typische Vogelarten sind Waldlaubsänger, Buchfink und Schwarzspecht. Die frischen bis feuchten Erlen-Eschenwälder der Quellbereiche weisen eine im Frühjahr blütenreiche Krautschicht mit Maiglöckchen, Wald-Veilchen, Busch-Windröschen, Lerchensporn und Hoher Schlüsselblume auf. Die Kiefernforste sind relativ arm an Tier- und Pflanzenarten. Im Unterstand dehnen sich oft dichte Bestände der aus Nordamerika stammenden Späten Traubenkirsche aus, die heute als forstliche Problempflanze angesehen wird. In der Krautschicht dominieren Geschlängelte Schmiele, Heidelbeere und andere Säurezeiger. Lichte Kiefernbestände der Colbitzer Heide sind Brutplätze von Baumfalke und Ziegenmelker. Breitere Wegraine, Waldränder und Brachflächen im Randbereich von Sandgruben tragen kleinflächige Sandmagerrasen. Sie werden von Heide-Nelke, Berg-Jasione, Silbergras, Gras-Nelke, Frühlings-Spark und Sand-Strohblume gebildet. Vereinzelt tritt noch die Gemeine Küchenschelle auf. Die im Frühsommer farbenprächtigen Bestände sind wertvolle Insektenlebensräume. Auf den landwirtschaftlichen Flächen sind die Wildkrautgesellschaften aufgrund der intensiven Bewirtschaftungsweise auf wenige herbizidresistente Arten zusammengeschrumpft. Grünland ist im wesentlichen in der Bachniederung des Hägebaches vorhanden. Auf grundwassernahen Niedermoorstandorten sind hier Engelwurz-Kohldistel-Wiesen ausgebildet. Es kommen Breitblättriges Knabenkraut, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-Sternmiere und Sumpf-Dreizack vor. Im LSG tritt eine artenreiche Tierwelt auf. An Vogelarten brüten neben den bereits genannten unter anderem Wespenbussard, Rotmilan, Waldkauz, Waldohreule, Bunt-, Klein- und Grünspecht, Rebhuhn, Waldschnepfe, Hohl-, Turtel- und Ringeltaube, Pirol, Kernbeißer, Wendehals, Wintergoldhähnchen, Mönchs-, Garten-, Dorn- und Sperbergrasmücke, Goldammer, Ortolan, Nachtigall, Rauch- und Mehlschwalbe sowie Kolkrabe. Lurche und Kriechtiere sind im Hägebachtal unter anderm mit Erdkröte, Rotbauchunke, Teich- und Kammolch vertreten. Weiterhin wurden Wechselkröte, Blindschleiche, Zaun- und Waldeidechse nachgewiesen. Von der Säugerfauna sind Rothirsch, Reh, Wildschwein, Feldhase, Kaninchen, Dachs, Fuchs, Baum- und Steinmarder, Wiesel und Eichhörnchen anzutreffen. Entwicklungsziele Das LSG soll in erster Linie der Erhaltung der großflächigen Wälder im Bereich der landschaftlich reizvollen südlichen Colbitzer Heide dienen. Mit den Wäldern ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und ein charakteristischer Ausschnitt am Übergang der Altmarkheiden zum Tangergebiet und zur Ohreniederung sowie ein wertvoller Lebensraum wildlebender Pflanzen- und Tierarten gesichert. Die Weiterentwicklung von naturverträglichem Tourismus sollte unter Schonung ökologisch sensibler Bereiche wie der Laubwälder um Heinrichshorst oder der Hägebachniederung erfolgen. Die Forste sind langfristig in naturnähere Wälder umzubauen. Die Nutzung sollte stellenweise durch Einzelstammentnahme erfolgen. Auf größere Kahlschläge ist zu verzichten. Waldmäntel aus standortgerechten Straucharten sind in den Bereichen der Waldränder zu fördern. Lichtungen innerhalb der Wälder, die als Grünland oder kleinflächige Äcker genutzt werden, sollten erhalten werden. Alte Hudeeichen sind als wertvolle Lebensräume einer artenreichen Insektenfauna sowie gefährdeter Vogelarten zu schützen und nicht zu nutzen. Die landwirtschaftlichen Flächen könnten durch die Anlage von Hecken, Baumreihen und Flurgehölzen gegliedert und damit landschaftsästhetisch und ökologisch aufgewertet werden. Die noch naturnah erhaltenen Abschnitte der kleinen Fließgewässer sind zu erhalten. An den ausgebauten Abschnitten des Hägebaches sollte die Nutzung im Schonstreifen extensiviert werden. Zumindest einseitige Gehölzstreifen aus Schwarz-Erle sind im Randstreifen anzulegen. Langfristig könnten die ausgebauten Fließgewässer unter Entwicklung eines geschwungenen Verlaufs und natürlichen Profils wieder renaturiert werden. Eine weitere Genehmigung von Bodenabbau innerhalb des LSG ist abzulehnen. Vorhandene Abbauflächen sind zu rekultivieren. Ehemals militärisch genutzte Flächen am Dornberg sind unter Schonung der Eichenbestände zu sanieren. Zur Weiterentwicklung der Erholungsnutzung kann das Radwegenetz vervollständigt werden. Ein Wanderwegenetz innerhalb der Wälder ist heute bereits in ausreichender Dichte vorhanden. Exkursionsziele Wälder im Randbereich des Lindenwaldes bei Colbitz Von Colbitz aus fährt man mit dem Fahrrad nach Westen in Richtung Jägerstieg. Etwa 500 m westlich des Colbitzer Ortsrandes biegt man nach Südwesten in die Kiefern- und Laubmischwälder ein. Nach etwa 1,5 km führt ein Querweg nach Süden. Nach weiteren 2 km ist der Ort Samswegen erreicht. In Samswegen überquert man den Hägebach und verläßt den Ort wieder in nördliche Richtung, um am östlichen Rand der Hägebachniederung nach Lindhorst zu fahren. Linkerhand erstrecken sich von Grünland und Erlenreihen geprägte Niederungswiesen. Nach 2,5 km ist der Ort Lindhorst erreicht. Zwischen Lindhorst und dem unweit gelegenen Colbitz bildet eine Windmühle einen Blickfang. Laubmischwälder bei Heinrichshorst Mit dem Kraftfahrzeug fährt man auf der Straße von Colbitz nach Angern etwa 3,5 km in östliche Richtung, bis am rechten Straßenrand ein Schild auf die Siedlung ”Heinrichshorst” hinweist. Hier biegt man nach rechts auf einer befahrbaren Forststraße in den Wald ein und erreicht nach wenigen hundert Metern das Jagdhaus Heinrichshorst. Der repräsentative Bau, ein ehemaliges Jagdschloß, wurde um die Jahrhundertwende von einem Fabrikanten errichtet. Das Eingangstor wird von zwei lebensgroßen Bronzehirschen gesäumt. Von hier aus kann man die Laubwälder im Bereich des Dornberges auf verschiedenen Wegen zu Fuß erkunden. Direkt südlich des Jagdhauses stellt ein Rotbuchenwald eine Besonderheit innerhalb der sonst von Kiefern und Eichen geprägten Colbitzer Heide dar. Die angrenzenden Wälder sind teils reich strukturierte Eichen-Hainbuchenwälder. Auf der Anhöhe des Dornberges, die noch vor wenigen Jahren als Raketenstellung gesperrt war, ist ein lichter Wald mit alten Eichen vorhanden. Wolmirstedt Am Südrand des LSG liegt an dem Flüßchen Ohre die Stadt Wolmirstedt. Bis zum 13. Jahrhundert mündete hier die Ohre in die Elbe, so daß die Stadt eine Bedeutung als wichtiger Übergang über beide Flüsse hatte. Gleichzeitig war Wolmirstedt das Tor zur Altmark. Im Jahre 730 n.Chr. traf Karl der Große hier zu Verhandlungen auf die Ostsachsen und Slawen des ostelbischen Raumes. Der strategisch wichtige Ort wurde durch eine Burg geschützt, die für das Jahr 1009 erstmalig erwähnt wird. Um Wolmirstedt konkurrierten jahrhundertelang die Grafen der Nordmark und die Erzbischöfe von Magdeburg. Letztere ließen die Burg im 15. und 16. Jahrhundert großzügig ausbauen. Ein Blickfang im Innenhof der heute noch erhaltenen Anlagen ist die im Jahr 1480 aus Backstein erbaute Kapelle. Die filigrane Gliederung der Strebepfeiler und des Portals verweist auf die klassischen Vorbilder in Tangermünde und Werben. Das frühere Gutshaus der Stiftsdomäne ist ein beeindruckender Barockbau aus dem Jahre 1732. Später wurde es mehrfach umgebaut. Ansonsten hat die als Wohnstadt für die Bergarbeiter des 1973 in Betrieb genommenen Kaliwerkes Zielitz umgestaltete Stadt nur wenig historische Bausubstanz. Es dominieren großflächige Neubausiedlungen in Plattenbauweise. Eine Ausnahme im Stadtbild ist der ehemalige Gasthof ”Zum Schwarzen Adler”, ein sehenswerter zweigeschossiger Fachwerkbau. In der Glindenberger Straße zeigt das Kreisheimatmuseum zahlreiche Exponate zur Historie der Stadt und ihrer Umgebung. Von Bedeutung sind insbesondere die Funde aus der Ausgrabung der Hildagsburg, eines großen slawischen Burgwalles am Rande des Elbetales. Auf den „Kalimandscharo“ Seit Mai 1999 lockt die größere der beiden Abraumhalden des Kalibergbaubetriebes Zielitz zum 90 m hohen Gipfel. Über die Wälder des LSG reicht der Blick von oben oder zum Schiefen Turm der Bundesgartenschau in Magdeburg. Bis zum Ausblick sind mindestens 2 Kilometer Fußtour und Steigungen bis 16 Prozent zu bewältigen. Da die Begehung bei laufendem Betrieb erfolgt, sind nur angemeldete Führungen möglich. Etwa zwei bis drei Stunden sind für die Tour einzuplanen, bei der es nicht nur vieles zu sehen, sondern von den Bergführern auch Interessantes über den Kalibergbau zu hören gibt. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 21.07.2020

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Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 2/2010: 53–61 4.1.3 Unio crassus (PHILLIPPSON, 1788) – Bachmuschel Katrin HARTENAUER Bivalvia: Flussmuscheln (Unionidae) Kurzcharakteristik der Art Kurzbeschreibung: Die Bachmuschel oder Klei- ne Flussmuschel besitzt eine gelb- bis dunkelbrau- ne Schale mit einer Länge zwischen 40-70 mm und Höhe von 30-40 mm. Ihre Form ist elliptisch bis eiförmig mit einem breit zungenförmigen Hin- terteil. Bachmuscheln sind obligat getrennt-ge- schlechtlich. Lebensraum und Biologie: Die Art lebt in Bä- chen und Flüssen und gilt als Charakterart für Fließgewässer der Hügellandstufe und des Tief- landes. Ihre höchsten Individuendichten erreicht sie im unteren Teil der Forellenregion sowie in der Äschenregion. Die Biotopansprüche der Bachmu- schel sind komplex und insgesamt als ziemlich hoch einzustufen. Die Jungtiere leben in sandi- gem, meist kiesigem Substrat, seltener auch im Lehm oder Schlick, während die Altmuscheln hin- sichtlich des Substrats weniger anspruchsvoll sind und gelegentlich auch an schlammigen Stellen zu finden sind. Stabile Bestände benötigen eine Was- sergüte von I-II bis höchstens II (SCHMIDT 1990). Über ihren komplizierten Entwicklungszyklus ist die Ökologie der Art besonders eng mit der Bio- zönose ihres Habitats verknüpft. Ihre Fortpflan- zung verläuft über Glochidienlarven, die vom Weibchen ausgestoßen werden und sich an den Kiemen und Flossen von Wirtsfischen festsetzen und sich dort zu Jungmuscheln entwickeln. Voll- ständig umgewandelte Jungmuscheln fallen vom Fisch ab und leben anschließend 2-5 Jahre im Interstitial des Gewässergrundes. Als Wirtsfische kommen Döbel, Elritze, Groppe, Rotfeder, Hasel, Kaulbarsch, Moderlieschen, Neunstachliger und Dreistachliger Stichling in Betracht (nach NAGEL 1999, HOCHWALD 1997). Verbreitung: Große Teile des europäischen Fest- landes mit Ausnahme der Britischen Inseln, der Iberischen Halbinsel und Italien werden von der Bachmuschel besiedelt. Darüber hinaus umfasst das Areal das gesamte Schwarzmeergebiet und reicht bis Mesopotamien (FALKNER 1990, BAYERI- Abb. 4.1-26: Unio crassus (PHILLIPSSON, 1788) – Bach- muscheln; verschiedener Altersstadien (Foto: K. HAR- TENAUER). L ANDESAMT FÜR U MWELTSCHUTZ 1995). In Deutschland liegen die aktuellen Hauptvorkom- men in Süddeutschland und im westlichen Nord- ostdeutschland (COLLING & SCHRÖDER 2003). In ST war bislang nur eine Restpopulation im Helme- system im unmittelbaren Grenzbereich zu Thürin- gen bekannt. Im Sommer 2005 wurde ein zweites Vorkommen in der Altmark westlich Salzwedel entdeckt (HARTENAUER 2006). SCHES Bezüglich des Gefährdungs- und Schutzstatus wird auf Tab. 1-1 verwiesen. Kenntnisstand und Vorkommen in Sachsen-Anhalt Aktuell sind drei voneinander abgrenzbare Vorkom- men der Art in ST bekannt. Ein Vorkommen befin- det sich im Südteil des Landes im Helmesystem (Landkreis Mansfeld-Südharz) und setzt sich im unmittelbar benachbarten Thüringen fort. Die bei- den anderen Vorkommen liegen in der Altmark und wurden erst im Jahr 2005 im Gewässersystem der Dumme (von Herrn Dr. U. ZUPPKE, Lutherstadt 53 Wittenberg) und im Jahr 2008 in der Jeetze (KÖR- NIG & HARTENAUER 2009) festgestellt. Das Vorkommen in der Helmeniederung ist sehr gut untersucht (BÖSSNECK 1999, BUTTSTEDT 1999a, b; 2000; 2001). Die beiden Hauptvorkommen be- finden sich in der Kleinen Helme bei Edersleben sowie im Mühlgraben bei Martinsrieth. Im Gewäs- sersystem der Dumme wurde im Jahr 2007 die Ausdehnung des Bachmuschelvorkommens er- fasst (RANA 2007). Hier besiedelt die Art vor allem weite Strecken des Molmker Baches und der Bee- ke (inkl. Kalter Graben), während sie innerhalb der Salzwedeler Dumme und der Alten Dumme nur in Teilabschnitten zu finden ist. Das Vorkommen in der Jeetze bei Beetzendorf wurde erst Ende 2008 festgestellt; dessen räumliche Ausdehnung ist noch nicht bekannt. Historische Literaturangaben und subrezente Schalenfunde der Bachmuschel beziehen sich vor allem auf den Südteil von ST bis in Höhe der Ver- bindungslinie Haldensleben-Burg (z. B. REINHARDT 1874, R EGEL 1894, GOLDFUSS 1900, HONIGMANN 1906, WOBIS 1906, ISRAEL 1913, REGIUS 1929-38, 1964, 1966), wo die Art vor allem für das Saale- Elbe-System, aber auch das Aller-Weser-System angegeben wird. Für die sich nördlich anschlie- ßenden Naturräume war U. crassus bis zum Jahr 2005 nicht belegt. Die neuen Nachweise der Bachmuschel in den vergangenen Jahren in der Altmark machen die Kenntnislücke bezüglich ihrer Verbreitung vor al- lem im Nordteil Sachsen-Anhalts deutlich, was auf ein allgemeines Erfassungsdefizit zurückzuführen ist. Gerade hier sind weitere Vorkommen der Art nicht ausgeschlossen. Hierauf deuten auch Leer- schalenfunde der vergangenen Jahren in weite- ren Gewässern hin, z. B. aus der Biese bei See- hausen oder der unteren Havel bei Garz (KÖR- NIG, schriftl. Mitt.). In ST besiedelt die Bachmuschel kleinere Bach- läufe und Gräben in Niederungsgebieten (aktuell Helme- und Dummeniederung). In den mittleren und größeren Flussläufen wie Saale und Unstrut sind ihre Vorkommen erloschen. Erfassungsmethodik Die methodische Vorgehensweise richtet sich im Wesentlichen nach den Vorgaben des Bundes- amtes für Naturschutz (unpubliziert, erarbeitet von H. KOBIALKA und M. COLLING), welche nachfolgend Eingang bei SCHNITTER et al. (2006) fanden. Bei den Vorgaben zur Transektlänge und Vermessung aller festgestellten Individuen wurde von dem Bewertungsschema abgewichen. Auswahl der Probeflächen Vor Beginn der Geländearbeiten erfolgte eine Recherche zu den konkreten Vorkommen der Art, um den Fundort möglichst genau einzugrenzen. 54 Darüber hinaus wurden Gewässerabschnitte un- ter- sowie oberhalb der genannten Fundorte bzw. zwischen den Fundorten aufgesucht. Das Bewertungsschema sieht als Bezugsgröße zur Abschätzung der Siedlungsdichte und Popu- lationsgröße eine Transektlänge von einem lau- fenden Fließgewässermeter vor. Diese ist für klei- ne Fließgewässer wie die Kleine Helme oder Bee- ke mit einer Gesamtbreite von max. 3 Metern zu gering. Zur Minderung von Zufallseffekten er- schien eine Transektlänge von 25 m zur Erfas- sung der Siedlungsdichte und -struktur repräsen- tativ. Jedes Transekt kann somit sowohl eine grö- ßere Ansammlung von Tieren, als auch Bereiche mit geringer Besiedlungsdichte (Einzeltiere bis kleine Gruppen) sowie Abschnitte, die gänzlich unbesiedelt sind, umfassen. Probenahme Die Fließgewässerabschnitte wurden bach- aufwärts begangen und quer zur Fließrichtung auf Muscheln untersucht. Um möglichst alle Tiere zu erfassen, wurde der Gewässergrund erst mit den Händen abgetastet und anschließend Teilflächen mit einem Sieb auf Jungmuscheln untersucht. Für die Ermittlung der Populationsstruktur werden vorgabenkonform alle Individuen vermessen und hinsichtlich Größenklasse dokumentiert. Weiterhin erfolgte bei allen aufgefundenen Tieren eine Al- tersbestimmung durch das Auszählen der Wachs- tumsunterbrechungen („Jahresringe“). Situation in den bearbeiteten FFH-Gebieten FFH-Gebiet 0134 – „Gewässersystem der Helmeniederung“ Vorkenntnisse: Die Nachweise in der Helmenie- derung gehen auf die Untersuchungen von BÖSS- NECK (1999) und BUTTSTEDT (1999a, b, 2000, 2001) in der Kleinen Helme, dem Mühlgraben bei Mar- tinsrieth und dem Hohlstedter Flutgraben (BUTT- STEDT 1999a) zurück. Die beiden Hauptvorkom- men befinden sich in der Kleinen Helme bei Eders- leben sowie im Mühlgraben bei Martinsrieth. Im Hohlstedter Flutgraben wurde nur ein Alttier nach- gewiesen. Aktuelle Vorkommen: Im FFH-Gebiet wurden die beiden Hauptvorkommen von U. crassus in der Kleinen Helme zwischen Brücken und Edersleben sowie im Mühlgraben westlich Martinsrieth unter- sucht. In letzterem wurden zwei Transekte be- probt. Trotz abschnittsweise guter struktureller Vo- raussetzungen konnte die Art hier aktuell nicht lebend nachgewiesen werden, was auf die äußerst geringe Besiedlungsdichte zurückzuführen sein dürfte. BUTTSTEDT (2001) ermittelte auf 2000 m un- tersuchten Gewässerlauf nur 22 Alttiere. An der Kleinen Helme wurden sieben Probestre- cken bearbeitet. Lebendnachweise liegen nur von der Probestrecke 1,5 km westlich der Ortschaft Edersleben vor. Bewertung des aktuellen Erhaltungszustandes: Der Erhaltungszustand der Art im FFH-Gebiet wird als „mittel bis schlecht“ (C) eingestuft. a) Population Aufgrund der geringen Besiedlungsdichte sowie der fehlenden Jungtiernachweise (Mühlgraben Martinsrieth) bzw. des geringen Jungtieranteils (Kleine Helme) kann der Zustand der beiden Po- pulationen jeweils nur mit „mittel bis schlecht“ (C) bewertet werden. Die gesamte Populationsgröße dürfte unter 1000 Tieren liegen. b) Habitat Beide Gewässer sind stark begradigt und weisen kaum natürliche Fließgewässerstrukturen auf. Die Gräben sind im Regelprofil ausgebaut. Das Sub- strat ist überwiegend schlammig, sandig-kiesige Abschnitte bleiben auf wenige Bereiche be- schränkt (z. B. unterhalb der Wehre, durch Ufer- gehölze beschattete Abschnitte). Die Fließge- schwindigkeit beider Gewässer ist gering. Von den für U. crassus relevanten Wirtsfischen kommen Kaulbarsch, Hasel, Döbel, Moderlieschen, Drei- stachliger Stichling und Rotfeder vor. Die Wasser- qualität beider Gewässer wurde jeweils mit „gut“ (B) bewertet. Insgesamt wird die Habitatqualität des Mühlgrabens mit „C“ und die der Kleinen Hel- me mit „B“ bewertet. Abb. 4.1-27: Kleine Helme (Foto: K. HARTENAUER). festgestellt, seine vollständige räumliche Ausdeh- nung ist noch nicht bekannt. Im Bereich der Stra- ßenbrücke in Höhe der Ortslage Jeeben wurden einzelne Tiere aufgefunden (Abb. 4.1-28). c) Beeinträchtigungen Der Wasserkörper ist durch Einträge aus den umliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen (Äcker, Grünländer), dem Helme-Stausee und Gemeindeabwässer z. T. stark belastet. Die hohe Nährstofffracht in Verbindung mit der geringen Durchflussmenge hat eine starke bis 1 m mächti- ge Verschlammung der Gewässersohle zur Fol- ge. Nachteilig wirkt sich in diesem Zusammenhang auch das Fehlen natürlicher Fließgewässerstruk- turen aus. Beide Gewässer unterliegen damit „starken“ Beeinträchtigungen (C).Vorkommen außerhalb der gemeldeten FFH-Gebiete Handlungsbedarf: Die artspezifisch ausgerichte- ten Erfordernisse der Pflege oder Nutzung der Habitatflächen sind bereits im MMP dargestellt worden und bedürfen dringend der Umsetzung.Der Vorkommensschwerpunkt im Gewässersys- tem der Dumme befindet sich in den drei miteinander in Verbindung stehenden Gewässern Molmker Bach, Kalter Graben und der Beeke. Der Kalte Graben und die Beeke sind vollständig mit der Bachmuschel besiedelt. Im Molmker Bach erstrecken sich die Nachweise beginnend west- lich Peckensen bis zu dessen Mündung in die Salzwedeler Dumme. Situation im Land Sachsen-Anhalt Repräsentanz der Vorkommen innerhalb der FFH-Schutzgebietskulisse Von den drei aktuell bekannten Vorkommen der Bachmuschel befinden sich die Vorkommen in der Helmeniederung (Haupteinheit D18) und in der Jeetze (Haupteinheit D29) innerhalb von FFH- Gebieten. Letzteres liegt anteilig in den FFH-Ge- bieten 0005 „Jeetze südlich Beetzendorf“ und 0219 „Jeetze zwischen Beetzendorf und Salzwe- del“. Dieses Vorkommen wurde erst Ende 2008 Das Vorkommen im Gewässersystem der Dum- me (Haupteinheit D29) ist noch nicht EU-recht- lich gesichert. Im Jahr 2007 wurde die Ausdeh- nung des Vorkommens erfasst und ein Abgren- zungsvorschlag für ein potenzielles FFH-Gebiet unterbreitet (RANA 2007). Hier sollte eine FFH- Nachmeldung erfolgen und damit der überregio- nalen Bedeutung des Vorkommens Rechnung getragen werden. Das Vorkommen in der Beeke in Höhe der Ort- schaft Wallstawe wurde im September 2005 kar- tiert und bewertet (RANA 2005, publ. in HARTENAU- ER 2006). Der Gewässerlauf der Beeke ist insgesamt stark gestreckt, naturnahe Strukturen wie Kolke, Ausbuchtungen und Unterspülungen sind nur abschnittsweise bzw. punktuell vorhan- den. Das Fließgewässer zeichnet sich durch eine geringe Substratheterogenität aus. Es kommen 55

Sedimentologie

In der Arbeitsgruppe Sedimentologie werden die Ablagerungen am Seeboden und ihre Genese untersucht. Sedimente werden auch als Archiv oder Gedächtnis eines Gewässers bezeichnet, vergleichbar den Jahresringen eines Baumes. Kann man dieses Archiv lesen und verstehen, lassen sich mit Sedimenten (wie mit jedem Archiv) heutige Fragestellungen beantworten. In der Sedimentologie sind das typischerweise Fragen zur Geschichte des Sees und seines Einzugsgebietes. Man bezeichnet das Arbeitsgebiet deshalb auch Paläolimnologie, wogegen in der Limnologie üblicherweise die heutigen Prozesse ( Hydrophysik , Hydrobiologie , Hydrochemie ) im Gewässer betrachtet werden. Daneben haben Sedimente wichtige Funktionen für das Gewässer selbst: sie sind Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, eine Senke oder Quelle von unerwünschten Stoffen und ein großer Reaktor, in dem eine Vielzahl von Stoffumsetzungen geschehen. Je nach Fragestellung gibt es eine Vielzahl von Methoden in der Paläolimnologie: von der „Fernerkundung“ des Gewässerbodens mit hydroakustischen Methoden über die eigentliche Probenentnahme mit den unterschiedlichsten Geräten bis zur Analytik der Einzelprobe. Typische Fragestellungen der Sedimentologie sind:

Teilprojekt 6: Index zur Vulnerabilität amazonischer Baumarten auf veränderte hydrologische Regime im Zuge des Klimawandels

Das Projekt "Teilprojekt 6: Index zur Vulnerabilität amazonischer Baumarten auf veränderte hydrologische Regime im Zuge des Klimawandels" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Instituts für Geographie und Geoökologie (IfGG), Bereich WWF-Auen-Institut durchgeführt. Ziel ist die Charakterisierung der raumzeitlichen Variabilität der Wasseraufnahme von amazonischen Baumarten mittels stabilen Sauerstoff- und Kohlenstoff-Isotopen in Gewässern und Holzzellulose, um ihre Vulnerabilität auf hydrologische Veränderungen im Zuge des Klimawandels prognostizieren zu können. Im Zusammenhang mit dendrochronologischen Studien (Jahrring- und Holzzuwachsanalysen) und den atmosphärischen Messungen am ATTO-Turm wird so eine zuverlässige Abschätzung zur Reaktion der Bäume auf aktuelle und zunehmend extremer werdende hydrologische Regime, sowie deren Abhängigkeit zu den klimarelevanten annuellen, dekadalen und multidekadalen Anomalien der Oberflächentemperaturen des tropischen Atlantiks und Pazifiks aufgezeigt. Zeitgleich ermöglichen die Resultate eine zuverlässige Abschätzung zur langzeitlichen Wachstumsreaktion der untersuchten Bäume auf zunehmende Konzentrationen atmosphärischen Kohlenstoffs im Zuge des anthropogenen Treibhauseffekts.

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