Das Bodenschutzprotokoll (BodP) der Alpenkonvention ist in vielen Ländern eine ćvernachlässigte̮, weil auf viele Rechtsbereiche verteilte, Anforderung an die Verwaltung und die Gesellschaft. Boden-schutz ist aber gerade in den Alpen von großer Bedeutung, da es sich um eine begrenzt vorhandene und vielfach gefährdete Ressource handelt. Während der deutschen Präsidentschaft der Alpenkonven-tion wurde mit der vorliegenden Studie eine Bilanzierung zum Stand der Umsetzung des Boden-schutzprotokolls gemacht. Dabei wurden verschiedene inhaltliche Aspekte des Bodenschutzes berück-sichtigt. Im Einzelnen wurden die Themenbereiche Risikobewertung / Erosion, Qualitativer Boden-schutz und Bodenfunktionen, Berg-Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Feuchtgebiete, Moore, Quantitati-ver Bodenschutz / Flächenverbrauch sowie Internationale / Alpenweite Zusammenarbeit mittels einer Expertenbefragung und Literaturrecherche bearbeitet. Dabei ist zu beachten, dass hier zwar generelle Aussagen für alle Alpenländer getroffen werden, aufgrund geringer Rückmeldungen aus Frankreich und Italien für diese beiden Länder ggf. aber noch weiterer Recherchebedarf besteht. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden bei der die Studie abschließenden Bodenschutztagung weitgehend bestätigt und machen deutlich, wo die Defizite bei der Umsetzung des Bodenschutzprotokolls liegen: Das Bo-denschutzprotokoll fungiert zwar als übergeordnetes Rechtsinstrument, es gibt aber aus vielfältigen Gründen große Unterschiede in der Umsetzung und Anwendung, v.a. auf nationalstaatlicher Ebene. Der Austausch zwischen den Experten(-gremien) der Alpenländer und Regionen findet nicht regelmä-ßig statt, so dass es zu deutlichen Unterschieden in der Auslegung und Anwendung des BodP kommt. Hinzu kommt, dass die Datengrundlagen zu Bodenschutz relevanten Themen nicht einheitlich bzw. harmonisiert erhoben werden, was die Vergleichbarkeit von Aussagen zum Status quo weiter er-schwert. Ein gemeinsames Monitoring, wie es Art. 20 des BodP vorsieht, findet derzeit nicht statt. Hauptanliegen der Studie war es daher die Möglichkeiten auszuleuchten, wie auf Basis der bestehen-den Rechtslage in den einzelnen Alpenländern die Umsetzung von Bodenschutz in Form von Rechts-anwendung, konkreten Maßnahmen, Initiativen und Projekten weiter voranzubringen wäre. Die wich-tigsten Erkenntnisse aus der Studie lassen sich in thematisch gegliederten Empfehlungen zusammen-fassen: . Aufbau eines gemeinsamen Monitorings und Verbesserung der rechtlichen Umsetzung, . Einbindung und Abgleich der Ziele des BodP mit den global verabschiedeten Nachhaltigkeits- und Bodenschutzzielen, . Verlinkung von Bodenschutzthemen mit Klimaschutzeffekten, auch in der Kommunikation, . gemeinsame Anstrengungen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs, . Aufbau eines regelmäßigen Austausches zwischen den Bodenschutzexperten der Regionen und Staaten sowie . Information und Bewusstseinsbildung für die breite Öffentlichkeit und wichtige Akteursgruppen wie Land- und Forstwirtschaft oder die kommunale Ebene. Alle Vertragsparteien der Alpenkonvention sind hier aktiv gefordert, entsprechende Kommunikati-onsmaßnahmen auf den Weg zu bringen und zu unterstützen sowie den aktiven Austausch mit beste-henden Organisationen (z.B. ELSA, Global Soil Partnership) zu suchen. Im Rahmen der makroregionalen Strategie für den Alpenraum (EUSALP) gibt es seit kurzem die sog. ąAction Groupĺ (AG) 6, zuständig für das Thema ćTo preserve an valorise natural resources, including water and cultural resources̮, die innerhalb der EUSALP die Arbeit zwischen den verschiedenen Regi-onen zu Fragen des Bodenschutzes in den Alpen koordiniert. AG6 wird geleitet vom Land Kärnten und dem Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention, so dass eine direkte Verschränkung zwischen EU-SALP und Alpenkonvention gegeben ist. Quelle: Forschungsbericht
Geehrte Leserinnen und Leser, diese Ausgabe des KomPass-Newsletters beschäftigt sich im Themenschwerpunkt mit der Ökonomie des Klimawandels. Inhaltlich liefern wir Ihnen wie gewohnt umfangreiche und aktuelle Mitteilungen aus den Bereichen Klimawandel, Klimafolgen und Anpassung an Klimaänderungen. In der Regel werden Originaltexte in einer bearbeiteten – ggf. übersetzten – Version wiedergegeben. Das Umweltbundesamt möchte mit diesem Dienst das Wissen zu Klimafolgen und Anpassung in Deutschland verbreiten. Eine interessante Lektüre wünscht das KomPass-Team im Umweltbundesamt. Inhalt 1_ KOMPASS – IN EIGENER SACHE 1.01_ KomPass unterzeichnet Memorandum of Understandig 2_ THEMA: ÖKONOMIE DES KLIMAWANDELS 3_ ANPASSUNGSPOLITIK – NEUES AUS BUND UND LÄNDERN 3.01_ Baden-Württemberg: Kabinett beschließt Strategie zur Anpassung an den Klimawandel 3.02_ Hamburg: Senator stellt Eckpunkte des Klimaplans auf Jugendkonferenz vor 4_ AUS FORSCHUNG UND PRAXIS REGIONAL 4.01_ Projekt: Interkommunale Koordinierungsstelle Klimaanpassung 4.02_ Bremen: Merkblatt für eine wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung 4.03_ Stadtwerke Karlsruhe bauen Wasserwerk aus, um sich für Klimawandel zu wappnen 4.04_ KlimaFolgenDialog – Kommunale Kompetenznetzwerke zur Anpassung der Wirtschaft an den Klimawandel 4.05_ Klimawandel als Herausforderung – Ergebnisse einer Bürgerumfrage in Leipzig 4.06_ Hitzewelle 2015: KIT untersucht Temperaturunterschiede zwischen Stadt und Umland NATIONAL 4.07_ ZEW-Studie: Deutsche Haushalte überschätzen ihren Versicherungsschutz bei Elementarschäden 4.08_ BBK-Videoreihe informiert Bevölkerung zu baulichem Schutz 4.09_ Brennpunkte des Klimawandels in Deutschland 4.10_ Anawak – Online-Spiel zur Anpassung von Wassermanagement an Klimawandel GLOBAL 4.11_ MOOC zu Folgen des Klimawandels und Anpassungsmaßnahmen 4.12_ Kärnten: „Klimaatlas“ zeigt Veränderungen durch den Klimawandel 4.13_ UN adressieren Klimawandel in Ziel 13 der Sustainable Development Goals 4.14_ Kommunale Klimapartnerschaften deutscher Städte mit Kommunen im globalen Süden 4.15_ BMUB finanziert neues Programm von FAO und UNDP zur Anpassung an den Klimawandel 5_ VERÖFFENTLICHUNGEN DEUTSCHSPRACHIGE 5.01_ NRW: Praxisleitfaden Hochwasser und Überflutungsschutz erschienen 5.02_ BAFU: Anpassung an den Klimawandel – Bedeutung der Strategie des Bundesrates für die Kantone ENGLISCHSPRACHIGE 5.03_ Journal-Artikel zeigt, wie globale Klimadaten für nationale Risikoanalysen genutzt werden können 5.04_ Nasa: Meeresspiegel könnte in 100-200 Jahren um mindestens einen Meter steigen 5.05_ Knapp vier Fünftel der Deutschen sind überzeugt: Klimawandel findet bereits statt 5.06_ Neuerscheinung: Handbook of Climate Change Adaptation 6_ VERANSTALTUNGEN/TERMINE Hier geht es zum KomPass-Newsletter
Eine Nachsuche in Bayern könnte erfolgreich sein, da die nächsten Vorkommen aus Oberösterreich, Vorarlberg, Kärnten und Tirol bekannt sind, ebenso aus der benachbarten Schweiz. Weitere Verbreitung: Norditalien, Ungarn, Tschechien, Polen, Finnland, Südschweden, Russland bis nach Ostasien. Nach Horion (1958) in Ingolstadt/Bayern noch ca. 1910 nachgewiesen. Gangloff (1991) bezeichnet die Art als „irrtümlich“ für das Elsass. Die Art ist bisher kein etablierter Bestandteil der Fauna Deutschlands.
Das kleine alpine Verbreitungsgebiet reicht von Deutschland über Salzburg, die Steiermark und Kärnten bis nach Slowenien. In Deutschland nur in den Berchtesgadener Alpen mit einem Nachweis von Korge (1977) und aktuellen Funden von Reip und Spelda aus dem Jahr 2014 bekannt.
Zur geänderten Benennung siehe Teslenko (2012). Die Art ist holarktisch verbreitet. Vorkommen in Skandinavien, den Pyrenäen, Steiermark und Kärnten. Keine Angaben für die Schweiz oder Italien, aus Frankreich nur für die Pyrenäen, nicht in den Alpen. Die einzigen deutschen Standorte im Schwarzwald sind daher als isolierte Vorposten anzusehen.
Das einzige belegte ehemalige Vorkommen im Deggendorfer Moos ist von den nächsten Vorkommen in Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark ökologisch-geographisch stark isoliert. Die Alpen und die Böhmischen Mittelgebirge wirken als Barrieren zu den osteuropäischen bzw. südalpischen Populationen.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Weberknechte (Arachnida: Opiliones) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Christian KOMPOSCH, Peter BLISS und Peter SACHER (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einleitung Die Weberknechte oder Kanker (Opiliones) sind in Mitteleuropa mit einer überschaubaren Arten- zahl vertreten. Dank der in der Reihe Die Tier- welt Deutschlands zu dieser Spinnentierordnung erschienenen Monographie (MARTENS 1978) sind die meisten Spezies sicher bestimmbar. Seit den 1980er Jahren fand die Gruppe in ökologischen bzw. ökofaunistischen Studien zunehmend Beach- tung, so auch im Territorium des heutigen Landes Sachsen-Anhalt (BITTMANN 1986, BLISS 1980a,b, 1982, 1990a,b, 1991a,b,c, 1992, 1993a, 1995, BLISS et al. 1981, ECKERT & MORITZ 1998, HOFMANN 1988, LANG 1989, MILDE 1992, POHLE 1992, SACHER 1999a,b, SCHILLER 1989, SCHNITTER 1991, 1993, WALLASCHEK et al. 1996). Da Weberknechte in nahezu allen Landlebensräumen vertreten sind und manche Arten beachtliche Abundanzen in ihren Habitaten erreichen können, ist zudem ihre Eignung hinsichtlich der Biodeskription und Bio- indikation geprüft worden (z.B. BLISS 1980c, BLISS & TIETZE 1980, 1984, BLISS et al. 1979, KOMPOSCH 1997a, 2002a, RABITSCH 1995, TIETZE et al. 1979). Die daraus resultierende Empfehlung zum stär- keren Einbeziehen der Weberknechte in natur- schutzfachliche und landschaftsplanerische Be- wertungsverfahren (s. BLISS et al. 1996) wurde vor allem in Deutschland (Sachsen-Anhalt!) und Österreich umgesetzt (BLISS 1998, 2000, BLISS & AL HUSSEIN 1998, KOMPOSCH 1996a,b,c, 1997b,c, 1998a,b, 1999a, 2001, 2002b, 2003, i. Dr.). Mit der Integration der Opiliones in Programme zur Dokumentation und Evaluierung des Erhaltungs- zustandes von Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der Europäi- schen Union (FFH-Richtlinie) ist dieser Kurs hierzulande konsequent fortgesetzt worden (KOM- POSCH 2002a), womit sich die Datenlage zur Ver- breitung, Habitatbindung und Seltenheit der Ar- ten abermals verbesserte. Wenngleich längst noch nicht alle Fragen zur Taxonomie, Faunistik und Ökologie geklärt sind, kann die Weberknechtfau- na Sachsen-Anhalts - im Gegensatz zu den meis- ten übrigen Bundesländern Deutschlands - als recht gut durchforscht angesehen werden. Mit dem verbesserten Kenntnisstand wird nunmehr auch eine Neubewertung der Gefährdungssitua- tion für diese Tiergruppe möglich. Im deutschsprachigen Raum wurden sowohl für die Bundesrepublik Deutschland (MARTENS 1977, BLISS et al. 1996, 1998) als auch für einzelne Bundes- länder (z.B. MUSTER & BLICK i. Dr.) diverse Listen gefährdeter Weberknechte publiziert (Übersicht in SPELDA et al. 2003). In Österreich hingegen ist eine solche Rote Liste bislang nur für das Bundesland Kärnten erarbeitet worden (KOMPOSCH 1999b), aus der Schweiz liegt derzeit noch keine Gefährdungs- abschätzung für die Kankerfauna vor. Die Verfasser der vorliegenden Roten Liste ha- ben sich darauf verständigt, in Anlehnung an KOM- POSCH (1999b) deutsche Artnamen zu berück- sichtigen. Obwohl deren Verwendung in Fachkrei- sen nach wie vor skeptisch gesehen wird (z.B. BUSCHINGER 2003), ist der Nutzen - beispielsweise im naturschutzfachlichen Sachverständigendienst - unbestritten (PAILL & SCHNITTER 1999). Es bleibt zu hoffen, dass unsere Vorgehensweise zur Po- pularisierung dieser in der Öffentlichkeit wenig be- achteten Tiergruppe beiträgt. Während die Bearbeitung faunistischer Aspekte der Weberknechtfauna Sachsen-Anhalts in den zurückliegenden Dezennien deutliche Fortschrit- te machte, mangelt es besonders in jüngerer Zeit an angewandten ökologischen Arbeiten sowie speziellen Studien zu seltenen Arten. Ferner sind die vornehmlich in höheren Strata lebenden We- berknechte noch immer ungenügend erforscht (vgl. BRAUN 1993, KOMPOSCH 2001, SACHER 1999a, SIMON 1995). Deshalb verbleibt für manche Arten auch in der vorliegenden Fassung der Roten Lis- te eine gewisse Unsicherheit bezüglich ihrer Ge- fährdungseinstufung. Datengrundlagen Die erste Fassung der Roten Liste der Weber- knechte des Landes Sachsen-Anhalt (BLISS 1993b) enthält zehn Arten und somit 40 % des seinerzeit aus dem Gebiet bekannten Artenspektrums. Mit der vorliegenden Überarbeitung erfolgt eine Neu- einstufung der Gefährdung der einzelnen Arten. Grundlage hierfür sind seither erschienene Arbei- ten (inklusive unpublizierter Schriften) sowie Da- tenbanken der Verfasser und des Landesamtes für Umweltschutz. Allein die vom Landesamt in den zurückliegenden Jahren initiierten Untersu- chungsprogramme erbrachten einen beachtlichen Datenzuwachs: So umfasst die entsprechende Access-Datenbank der Bodenfallenfänge 2.870 Datensätze epigäischer Weberknechte. Hinter die- ser Zahl verbergen sich mehr als 21.000 Indivi- duen mit einem hohen Anteil (50 %) determinier- ter Jungtiere. &! Anmerkungen zu ausgewählten Arten Amilenus aurantiacus: Nachweise dieser Art ge- langen in Sachsen-Anhalt bisher nur im Rahmen von faunistischen Untersuchungen in Höhlen (u.a. Baumannshöhle bei Rübeland/Harz - vgl. ECKERT & MORITZ 1998). Im Zusammenhang mit der Über- winterung von A. aurantiacus nennt MARTENS (1978) ähnliche Fundumstände. Astrobunus laevipes: Den zoogeographisch be- merkenswerten Vorkommen dieses Phalangiiden wurde in jüngerer Vergangenheit vermehrt Auf- merksamkeit geschenkt (BAUMANN et al. 1992, BLISS 1991a, 1992, 2000, HÖFER & SPELDA 2001). Zwei Nachweise im Landkreis Stendal (KOMPOSCH 2003) liegen am nördlichen Rand eines nach Sachsen- Anhalt hineinragenden Arealausläufers dieser ad- riato-mediterran verbreiteten Art (vgl. MARTENS 1978). Lacinius dentiger: KOMPOSCH (1996c, 2003) fand die Art in einem Trockenrasen und einem Callu- na-Altheidebestand des Truppenübungsplatzes Klietzer Heide. MARTENS (1978) kannte nördlich des Erzgebirges noch keine Funde. Eine Bewertung des Gefährdungsgrades dieses nach MARTENS l.c. in Mitteleuropa lockere und lichte Waldgesell- schaften sowie Parklandschaften und Gärten bewohnenden Kankers ist derzeit nicht möglich. BAUMANN (1996/97) klassifiziert L. dentiger als Waldart, fand sie aber im Sandgebiet bei Haid (Ob- erfranken) auch verstreut in einigen Sandstand- orten. Im Ostalpenraum tritt die Art in sehr unter- schiedlichen, stets jedoch wärmebegünstigten Natur- und Kulturlandschaften - auch synanthrop (KOMPOSCH 1993) - auf, sofern geeignete Fels- bzw. Mauerstrukturen vorhanden sind (KOMPOSCH 1999b). Opilio parietinus: Dieser Weberknecht ist ein Ar- chäozoon mit Heimat in Vorder- und Zentralasien (GRUBER in litt., KOMPOSCH 2002b, MARTENS 1978). Gebäudesynanthrope Populationen Mitteleuropas sind anscheinend stark rückläufig, vermutlich we- gen interspezifischer Konkurrenz mit dem areal- expansiven Opilio canestrinii (BLISS et al. 1996, KOMPOSCH 1999b, 2002b). Im Stadtgebiet von Halle ist die Art nicht streng gebäudesynanthrop, sie kommt hier auch in Hartholzauenwäldern und auf Ackerbrachen vor (BLISS & AL HUSSEIN 1998). Leiobunum limbatum: In Sachsen-Anhalt existie- ren nach jetziger Kenntnis nur wenige, zumeist isolierte und durch Verschleppung entstandene Vorkommen, insbesondere im Siedlungsbereich des Menschen (BLISS 1990a). In der Stadt Halle ist die Art eusynanthrop und nur aus einem klei- neren Gebiet um die Burg Giebichenstein bekannt (BLISS & AL HUSSEIN 1998). Leiobunum rupestre: Dieses Taxon wird von BLISS et al. (1996) ohne Nennung von Primärdaten für das Land Sachsen-Anhalt gemeldet. Die Taxono- mie der im nördlichen Mitteleuropa auftretenden &" Tiere ist nicht abschließend geklärt (s. Diskussi- on in MARTENS 1978, vgl. KOMPOSCH 1998a). Nemastoma dentigerum: Dieser Fadenkanker ist mit größeren Populationen in der Halleschen und Bad Kösener Saaleaue (HOFMANN 1988, KOMPOSCH i. Dr.) vertreten, er kommt zudem in der an das Saaletal angrenzenden Halleschen Porphyrkup- penlandschaft (BLISS 1991a, SCHNITTER 1991) so- wie auch anderenorts auf Sandtrockenrasen und Magerwiesen vor (KOMPOSCH 2003, i. Dr.). Im Saa- letal der Stadt Halle besiedelt die Art diverse Bio- toptypen: Hartholzauenwälder, Trockenrasen auf Porphyr und Äcker (BLISS & AL HUSSEIN 1998). Das Saaletal fungiert offenbar als Ausbreitungskorri- dor, wohl auch der Fluss selbst (Verdriftung? - vgl. FRITZLAR et al. 1984, SACHER & BELLSTEDT 2003). An der Elbe sowie im Landkreis Stendal tritt N. dentigerum lokal syntop mit Astrobunus laevipes auf (KOMPOSCH 2001, 2003, vgl. LANG et al. 1993). Nemastoma triste: Nach MARTENS (1978) gilt N. triste als postglazialer reliktärer Endemit der Ost- alpen, der auch in einigen Mittelgebirgen (u.a. Böhmerwald, Bayerischer Wald, Vogelsberg, Fich- telgebirge, Erzgebirge, Riesengebirge) lebt. Die zahlreichen erfolglosen Beprobungen im Harz und insbesondere im Hochharz lassen darauf schlie- ßen, dass die Art dieses nördlichste deutsche Mittelgebirge nicht erreicht hat. Überraschender- weise liegen aus Sachsen-Anhalt aber Funde aus dem Flachland vor: HIEBSCH (1974) fand sie im Jahr 1973 an der Mittleren Elbe auf stark grundwas- serbeeinflussten Waldstandorten im Steckby-Löd- deritzer-Forst. Ähnlich wie bei N. dentigerum ist an eine Ausbreitung mit dem Fluss zu denken (s. auch SACHER 1998 bezüglich der Flachlandvor- kommen im Spreewald/ Brandenburg). Derzeit lie- gen aus Sachsen-Anhalt keine aktuellen Nach- weise vor, die Art gilt hier als verschollen. Odiellus spinosus: Zu den faunistischen Überra- schungen der letzten Jahre gehört das Auffinden dieses Weberknechts in sekundären Trocken- und Magerrasenstandorten sowie Gras- und Krautflu- ren der Bergbaufolgelandschaft (Braunkohletage- bau Goitsche, BLISS 2000). Die (sub-) mediterran- atlantisch verbreitete (MARTENS 1978), thermophi- le Art (TODD 1949) besiedelt im engeren Mittel- europa Splitterareale (BLISS 1983, MARTENS 1978, MORITZ 1973) in zumeist anthropogen stärker über- prägten Landschaftsräumen. Hier tritt sie gele- gentlich sogar gebäudesynanthrop auf (KOCH 1872, KRAUS 1959). Die Vorkommen dieses robus- ten Tieres - Weibchen erreichen nach MARTENS (1978) eine Körperlänge von bis zu 10,5 mm - sind wegen der Flutung des Tagebaurestlochs Goitsche akut bedroht oder bereits erloschen. Da Odiellus spinosus - wohl auch klimatisch begünstigt - areal- expansiv zu sein scheint, wären detaillierte Kartie- rungsarbeiten dieser Kategorie 1-Art in den an- grenzenden Siedlungen sowie der sonstigen Um- gebung des Tagebaus dringend notwendig. Paroligolophus agrestis: Es handelt sich um eine atlantisch verbreitete Spezies (MARTENS 1978), von der uns bis zu den Funden von KOMPOSCH (2001, 2003) in einem Erlenbruch sowie in Sandtrocken- rasen und Zwergstrauchheiden nur ein älterer, un- publizierter Fund bekannt war: MTB 3337/3, Sten- dal, 08.10.1982, Friedhof, geklopft von Juniperus (2 ɉɉ, 13ɊɊ, syntop mit Opilio canestrinii und Lei- obunum blackwalli, leg. P. STROBL, in Coll. P. BLISS). Wegen der Präferenz der Art für höhere Strata (MARTENS 1978, SIMON 1995) und der Unterreprä- sentanz von Aufsammlungen in der Strauch- und Baumschicht sind künftig weitere Nachweise zu erwarten. Der Isolationsgrad der bekannten Popu- lationen bedarf näherer Betrachtung. Trogulus nepaeformis und T. closanicus: Die in äl- teren Arbeiten sub T. nepaeformis geführten Tiere bedürfen der Revision. Neuere Arbeiten (KOMPOSCH 1996c, 2003, i. Dr.) belegen eine vergleichsweise weite Verbreitung der Schwesterart T. closanicus in Sachsen-Anhalt, sicher determinierte Nachwei- se für T. nepaeformis liegen nach KOMPOSCH (2003) derzeit nur von zwei Halbtrockenrasen aus dem nördlichen Harzvorland vor. Zur Taxonomie der oft nur mühsam unterscheidbaren Arten aus der T. nepaeformis-Gruppe siehe u.a. AVRAM (1971), CHE- MINI (1983, 1984), MARTENS (1978), NEUFFER (1980), WEISS (1978) und WEISS et al. (1998). Trogulus cf. tricarinatus: Landesweit sind nur par- thenogenetische Populationen mit Hunderten von Weibchen bekannt. Das Fehlen männlicher Tiere (s.a. BLISS 1982, KOMPOSCH 2003, i. Dr.) erschwert die Klärung bestehender taxonomischer Proble- me (vgl. KOMPOSCH 2000, 2003, MARTENS 1988). len sich neue ökologische Fragen, etwa bezüglich möglicher interspezifischer Konkurrenz und ihrer Bedeutung für die Populationsdynamik gefährde- ter Arten (vgl. BLISS et al. 1996, KOMPOSCH 1997c, 1999b, 2001, 2002b). Wenngleich derartige Vor- gänge Beachtung verdienen, so ergibt sich die Notwendigkeit zur regelmäßigen Überprüfung des Gefährdungsgrades aller Taxa doch zuallererst aus dem sich rasch vollziehenden Wandel der Land- nutzung und den damit verbundenen Folgen für die Biodiversität. Zudem erfordern sowohl der Wissens- zuwachs als auch die Ansprüche des Naturschut- zes und der Landschaftsplanung eine Aktualisie- rung der Roten Liste. Die vom Landesamt für Um- weltschutz in Sachsen-Anhalt angestrebte Evalu- ierung im zehnjährigen Rhythmus gibt ein ange- messenes Zeitintervall vor. Potenzielle Gefährdungen für die Weberknechte und ihre Taxozönosen ergeben sich vor allem aus negativen anthropogenen Einflüssen auf die Struk- tur, Funktion und Dynamik von Landschaften und Biotopen. Zu nennen sind u.a.: - Flächen- bzw. Lebensraumverluste (Flächen- versiegelungen, Industrieansiedlungen, Ausbau der Verkehrs- und Siedlungsinfrastruktur), - intensivierte bzw. geänderte forst- und landwirt- schaftliche Nutzungsformen (Kahlschläge, Alt- baum- und Totholz-Entfernung, Aufforstung von Magerstandorten, Wiesen- und Brachenum- bruch, übermäßiger Dünger- und Biozideinsatz) sowie wasserbauliche bzw. wasserwirtschaftli- che Maßnahmen (Kanalisierung von Fließge- wässern, Absenkung des Grundwasserspie- gels, Drainagen), - überzogene Grünanlagen- und Gartenpflege, - Einbringung und Ausbreitung standortfremder und/oder allochthoner Pflanzenarten, - Habitatfragmentierung oder Nivellierung der Landschaftsheterogenität, - Eutrophierung von Landschaften und Klima- wandel, - naturschutzbiologisch bzw. ökologisch ungenü- gend untermauerte oder die Ebenenvielfalt der Biodiversität nicht hinreichend berücksichtigen- de Konzepte und Aktionen der Landschaftspla- nung und des EU-Naturschutzes. Die vorliegenden Arbeiten zur Faunistik und Öko- logie der Weberknechte in Sachsen-Anhalt bestä- tigen erneut, dass offene, trocken-warme Stand- orte (einschließlich gewisser Sukzessionsstadien) Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Natürliche und anthropogene Faunenveränderun- gen sind heute vielfach hochdynamische Prozes- se, deren Dokumentation eine hinreichende Kapa- zität faunistischer und ökologischer Forschung er- fordert. Ein Beispiel ist die rasante Ausbreitung des Apenninenkankers, Opilio canestrinii, in Teilen Eu- ropas. Wohl längere Zeit auch in Sachsen-Anhalt zunächst unbemerkt, ist diese Art inzwischen vielerorts zu einem festen Bestandteil der Fauna von Siedlungen sowie der Agrar- und Bergbaufol- gelandschaften geworden (BLISS 1980b, 1990b, 2000, POHLE 1992, SCHILLER 1989). Mit ihrem Vor- dringen in indigene Weberknechttaxozönosen stel- Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Gefährdungskategorie R 1 2 2 1 3 0 1 3,2 6,5 3,2 Kategorien Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 9,7 3 5Rote Liste 12 16,138,7 SonstigeGesamt 31 G 4D 2V -Gesamt 6 12,96,5-19,4 Gesamt 31 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Weberknechte Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Roten Liste. &#
27 Regionen aus 12 EU-Mitgliedsstaaten starten eine gemeinsame Plattform für Zusammenarbeit, Wachstum und Investitionen in die europäische Halbleiterindustrie. Im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung im Ausschuss der Regionen (AdR) haben die Allianz-Mitglieder heute in Brüssel die Gründung der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA) vollzogen. ESRA versteht sich als Plattform der Regionen und Partner der Europäischen Kommission bei der Umsetzung des Europäischen Chip-Gesetzes. Sie will einen aktiven Beitrag zur Stärkung Europas als Halbleiter-Standort im globalen Wettbewerb leisten und die Wettbewerbsfähigkeit der Halbleiterindustrie in den Regionen der europäischen Mitgliedsstaaten sowie der gesamten Europäischen Union fördern. Dafür setzt ESRA auf den Austausch von Wissen, die Förderung von Zusammenarbeit und Innovationen, die Entwicklung starker, integrierter und resilienter Wertschöpfungsketten sowie die Reduzierung von einseitigen Abhängigkeiten vor allem bei kritischen Rohstoffen. Mit einer wachsenden europäischen Halbleiterherstellung soll die Industrieproduktion in der EU insgesamt gesichert und wettbewerbsfähiger gegenüber den USA und China werden. Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen , betonte: „Die Gründung der Mikroelektronik-Allianz auf Initiative von Sachsen ist ein wichtiger Meilenstein für die ganze Europäische Union und ihre Zukunft. Für jedes Segment der globalen Halbleiter-Wertschöpfungskette braucht es durchschnittlich über 20 Länder, die an der direkten Lieferkette beteiligt sind und eng zusammenarbeiten. Mit ESRA eröffnen wir für die Regionen neue Wege, um zusammenzuarbeiten, zu forschen und Innovationen auf den Weg zu bringen und so die wirtschaftliche und digitale Souveränität Europas sicherzustellen. Die Teilnahme zahlreicher Regionen an der Gründungsveranstaltung unterstreicht das Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit auf EU-Ebene im Bereich der Mikroelektronik. Die Allianz wird einen wichtigen Beitrag leisten, Europa in dieser Schlüsselindustrie in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu machen.“ Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff : „Die Gründung des ESRA Netzwerkes birgt das Potenzial, den Pool an innovativen Akteuren zu vergrößern, welche dazu beitragen, dass Europas digitale und grüne Zukunft nachhaltig vorangetrieben werden kann. Die Fertigung von hochmodernen Halbleiterchips durch Intel qualifiziert Sachsen-Anhalt zukünftig als einen starken, neuen Wirtschaftsstandort und macht sowohl die Stadt Magdeburg als auch umliegende Regionen attraktiver für potenzielle Investoren und die Schaffung von Forschungseinrichtungen.“ Michael Murphy, AdR Vizepräsident und Mitglied des Grafschaftsrates von Tipperary : „Die Halbleiterindustrie verfügt über einen reichhaltigen Talentpool, ein umfassendes Ökosystem mit starken Forschungsverbindungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, von der Entwicklung über die Architektur und die Fertigung bis hin zu Systemen und Anwendungen. Halbleiterhersteller haben die Macht, die lokale Wirtschaft sowohl direkt als auch indirekt zu verändern, und tun dies auch. Es ist unerlässlich, dass die nationalen Regierungen das wirtschaftliche Potenzial der Halbleiterindustrie in allen Regionen Europas erkennen und die notwendige Unterstützung für die Entwicklung einer starken und integrierten Wertschöpfungskette bereitstellen." Jan Jambon, Ministerpräsident von Flandern : „Die heutige Gründung von ESRA ist ein hervorragendes Beispiel für die paneuropäische Zusammenarbeit zwischen gleichgesinnten Regionen aus dem ganzen Kontinent. Die europäische Forschungspolitik glänzt durch Innovation von unten nach oben. Für die flämische Regierung sind Forschung und Entwicklung von größter Bedeutung und Wert. Jede fünfte Auslandsinvestition in Flandern steht im Zusammenhang mit Forschung und Entwicklung, und die flämische Regierung investiert 3,6 % ihres BIP in Innovation und nimmt damit einen Spitzenplatz in Europa ein. Es ist jedoch auch wichtig, die Innovation durch ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Wissenseinrichtungen, industriellen Akteuren und regionalen Entscheidungsträgern zu ergänzen." In dem gemeinsam unterzeichneten 10-Punkte-Papier zur Gründung der European Semiconductor Regions Alliance halten die Regionen folgende Ziele fest: Der Allianz gehören 27 Regionen aus 12 EU-Mitgliedsstaaten an. ESRA vernetzt folgende Regionen: Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen in Deutschland, Andalusien, Baskenland, Valencia und Katalonien in Spanien, Flevoland und Nordbrabant in den Niederlanden, Kärnten und Steiermark in Österreich, die Centro- Region in Portugal, Flandern in Belgien, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Piemont in Italien, Tampere und Helsinki in Finnland, Südmähren in Tschechien, Wales im Vereinigten Königreich und die Republik Irland. Hintergrund zur Entstehung der Initiative Bereits im März 2023 hat der Freistaat Sachsen den Prozess zur Gründung der „European Semiconductor Regions Alliance“ (ESRA) angestoßen. 13 Regionen aus neun EU-Mitgliedsstaaten hatten ihren Willen zur Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Absichtserklärung bekundet. Vor dem Hintergrund der unzureichenden Halbleiter-Resilienz Europas, der hohen Lieferkettensensibilität und der hohen Abhängigkeit von Halbleiterimporten hat die Europäische Kommission am 8. Februar 2022 ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Halbleiter-Ökosystems der EU vorgeschlagen – den European Chips Act (ECA). Ziel der Kommission ist es, Europas Marktanteil in der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von derzeit lediglich 10 % auf bis zu 20 % zu steigern. Um dies zu erreichen, will die Kommission öffentliche und private Investitionen von bis zu 43 Milliarden Euro mobilisieren. Der ECA wurde mit großer Zustimmung der EU-Institutionen angenommen. Der Europäische Ausschuss der Regionen begleitete den Prozess und wies auf die Bedeutung der ECA für die Sicherung des Industriestandorts Europa hin. Das Europäische Parlament hat dem ECA am 11. Juli 2023 mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Ebenso hat der Ministerrat dem Projekt am 25. Juli 2023 zugestimmt. Das Gesetz soll die Produktion von Mikrochips in der EU fördern und damit die Abhängigkeit von anderen Märkten wie Asien oder den USA verringern. Aktuelle Informationen bieten wir Ihnen auch auf der zentralen Plattform des Landes www.sachsen-anhalt.de , in den sozialen Medien über X , Instagram , Youtube und über die Messenger-Dienste Notify und Telegram . Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Hegelstraße 42 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de
Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat am heutigen Tag der Arbeit hervorgehoben, dass Haushalte und Unternehmen trotz der klimabedingt notwendigen Energiewende auch weiterhin auf eine bezahlbare Energieversorgung angewiesen sein werden. „Dauerhaft hohe Energiepreise gefährden nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, sie gefährden auch die Arbeitsplätze der Beschäftigten. Hohe Energiepreise treiben die Inflation an und zehren damit ebenso an hart erarbeiteten Ersparnissen wie an der Kaufkraft“, betonte der Minister. „Es müssen deshalb dringend die notwendigen Weichen gestellt werden, damit Energie für private Haushalte und für Unternehmen in Zukunft bezahlbar bleibt. Andernfalls schwindet die Akzeptanz für die klimabedingt notwendige Energiewende.“ Konkret forderte Willingmann, energieintensive Unternehmen schneller zu entlasten. „Angesichts der beunruhigenden Lage vieler energieintensiver Unternehmen halte ich die zügige Einführung eines Industriestrompreises in einer Größenordnung von fünf Cent pro Kilowattstunde für geboten“, erklärte Willingmann. „Hier sehe ich das Bundeswirtschaftsministerium gefordert, möglichst zeitnah ein entsprechendes Konzept vorzulegen und weitere Schritte wie die Senkung der Stromsteuer in Betracht zu ziehen.“ Bereits im März hatten sich die Energieministerinnen und Minister der Länder bei ihrer Konferenz in Merseburg für die Einführung eines Industriestrompreises und die Senkung staatlich induzierter Strompreisbestandteile ausgesprochen. „Wir werden hierzu weiter den Bund in die Pflicht nehmen“, kündigte Willingmann an. Und betonte zugleich die Bereitschaft aus den Ländern, an zügigen Lösungen mitzuwirken. Willingmann ist in diesem Jahr Vorsitzender der Energieministerkonferenz (EnMK). Handlungsbedarf sieht der Minister auch bei der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde. Beim Einbau neuer Heizungen sollen nach den Plänen des Bundes ab 2024 nur noch Modelle eingebaut werden, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien arbeiten. „Wir dürfen den sozialen Kompass auch bei der klimapolitisch notwendigen Wärmewende nicht aus dem Blick verlieren“, betonte Willingmann. „Energetische Sanierungen und der Einbau von klimafreundlichen Wärmepumpen kosten mehrere zehntausend Euro – hier bedarf es hinreichender Unterstützungsangebote und insbesondere angemessene Umsetzungsfristen. Ohne pragmatische Lösungen im Interesse der Betroffenen werden wir hier nicht weiterkommen.“ Darauf müsse im nun angelaufenen Gesetzgebungsverfahren geachtet werden. Willingmann: Land könnte vom Comeback der Solarindustrie erheblich profitieren Neben aktuellen Herausforderungen betonte Willingmann auch die Chancen der Energiewende. „Sachsen-Anhalt zählt beim Ausbau Erneuerbarer Energien nicht nur zu den Vorreitern. Das Land könnte auch vom Comeback der Solarindustrie ganz erheblich profitieren“, erklärte der Minister. „Bereits in den vergangenen Jahren ist es gelungen, mit der Ansiedlung des schweizerischen Unternehmens Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen eine neue Fertigung von Solarzellen aufzubauen. Wir müssen das Comeback der Solarindustrie jetzt mit Nachdruck vorantreiben, damit neue Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze entstehen. Die Signale dafür sind günstig.“ Anfang April war Sachsen-Anhalt bereits dem Netzwerk der europäischen Solarindustrieregionen (SIRE) beigetreten, eine entsprechende Beitrittserklärung unterzeichnete Willingmann bei einem Treffen mit seinem sächsischen Amtskollegen Wolfram Günther in Dresden. Es umfasst derzeit sechs Regionen aus fünf europäischen Ländern. Neben Sachsen und Sachsen-Anhalt setzen sich auch Andalusien (Spanien), Kärnten (Österreich), Liberec (Tschechien) und Grand Est (Frankreich) über das Netzwerk für die nachhaltige Stärkung der europäischen Solarindustrie ein. Aktuelle Informationen zu interessanten Themen aus Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt gibt es auch auf den Social-Media-Kanälen des Ministeriums bei Facebook, Instagram, LinkedIn, Mastodon und Twitter.
Rückenwind für einen kraftvollen Wiederaufbau der Solarindustrie in Mitteldeutschland: Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat heute im Beisein seines sächsischen Amtskollegen Wolfram Günther den Beitritt Sachsen-Anhalts zum Netzwerk der europäischen Solarindustrieregionen (SIRE) besiegelt. Die Allianz ist auf Initiative Sachsens Anfang 2023 gegründet worden und umfasst derzeit sechs Regionen aus fünf europäischen Ländern. Neben Sachsen und Sachsen-Anhalt setzen sich auch Andalusien (Spanien), Kärnten (Österreich), Liberec (Tschechien) und Grand Est (Frankreich) über das Netzwerk für die nachhaltige Stärkung der europäischen Solarindustrie ein. Die Unterzeichnung des Beitritts erfolgte heute im Rahmen eines Unternehmensbesuches beim Photovoltaik-Anbieter Solarwatt in Dresden. Willingmann betonte: „Der russische Überfall der Ukraine hat unsere Situation und bestehende Abhängigkeit von einem Rohstoff-Großlieferanten verdeutlicht. Putins Entscheidung, die Belieferung mit Erdgas komplett einzustellen, war ein Weckruf, der auch im Energiebereich die Notwendigkeit einer ‚Zeitenwende‘ verdeutlicht hat. Wir müssen europaweit möglichst schnell hin zu erneuerbaren ‚Freiheitsenergien‘, die uns unabhängiger machen von Energieimporten. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine starke europäische Solarindustrie. Für deren kraftvolle Renaissance wirken Sachsen und Sachsen-Anhalt jetzt mit weiteren europäischen Regionen in einer neuen Solarallianz zusammen. Das ist ein wichtiger Schritt für mehr Energiesouveränität auf unserem Kontinent und für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Mitteldeutschland.“ Durch den Beitritt zur neuen „Solarallianz“ wolle Sachsen-Anhalt dazu beitragen, dass sich Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik stärker vernetzen, um Kompetenzen zu bündeln und Synergien zu nutzen. „Wir wollen die Rahmenbedingungen für Produktion, Forschung und Nutzung von Photovoltaik verbessern und darüber hinaus ein Stück weit mitreden, wenn in Brüssel jetzt die industriepolitischen Weichen für die Zukunft der europäischen Solarindustrie gestellt werden.“ So fordert das neue Solarnetzwerk SIRE u.a. die Angleichung der Wettbewerbsbedingungen für die europäische Photovoltaik-Industrie gegenüber Herstellern aus Drittstaaten, die Einführung hoher Nachhaltigkeitsstandards als verbindliche Mindestkriterien für Photovoltaik-Produkte, die Sicherung von Lieferketten für Rohstoffe und Komponenten sowie die Förderung von Fachkräften in der Photovoltaik-Industrie. Der Minister verwies auch auf aktuelle Erfolge beim Wiederaufbau der Solarindustrie in Sachsen-Anhalt: „Mit dem Aufbau und weiter geplanten Ausbau der Solarzellenproduktion samt Forschung hat das Schweizer Unternehmen Meyer Burger das Solarvalley bei Bitterfeld-Wolfen gewissermaßen aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Große Bedeutung für Sachsen-Anhalt haben zudem das Solarforschungszentrum des südkoreanischen Konzerns Hanwha Qcells, weitere starke Forschungseinrichtungen aus unserer Wissenschaft wie etwa das Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP oder Unternehmen wie der Speicherspezialist Tesvolt, der seit Jahren außerordentlich dynamisch wächst.“ Hintergrund: In Sachsen-Anhalt waren Ende Februar 2023 rund 54.600 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von gut 2,8 Gigawatt in Betrieb – das bedeutet Platz 6 im Ranking der Bundesländer und entspricht der durchschnittlichen Leistung von fünf bis sechs Kohlekraftwerken. Aktuelle Informationen zu interessanten Themen aus Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt gibt es auch auf den Social-Media-Kanälen des Ministeriums bei Facebook, Instagram, LinkedIn, Mastodon und Twitter.
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