Veränderungen im arktischen Klimasystem sind stark an Wechselwirkungsprozesse zwischen Atmosphäre, Ozean und Meereis (AOI) gekoppelt. Diese Prozesse, wie sie z.B. bei der Meereisproduktion in Polynjen und der Produktion von dichtem Ozeanwasser auftreten, sind Schlüsselprozesse für den Ozean und die Kryosphäre. Das übergeordnete Ziel des Vorhabens ist es, mit dem regionalen Fokus auf der Laptev-See ein verbessertes Verständnis und eine Quantifizierung von AOI-Prozessen zu erzielen. Dazu werden die Bedingungen für die vergangenen 30 Jahre und für ein Klimaszenario für das Ende des 21. Jahrhunderts untersucht. Von besonderem Interesse ist, wie sich Polynya-Prozesse und der atmosphärische Antrieb (wie Windextreme) auf den ozeanischen Austausch zwischen Laptev- und Kara-See auswirken und wie sie sich in Zukunft ändern. Die Projektarbeiten sind in drei Aufgabenbereiche gegliedert, die zusammen mit russischen Wissenschaftlern bearbeitet werden. A) Prozesse in der atmosphärischen Grenzschicht der hohen Arktis: Durch ganzjährige Beobachtungen an der russischen Station Cape Baranov soll ein neuer umfassender Datensatz von in-situ-Beobachtungen der Atmosphäre, Eis und Bodeneigenschaften in der hohen Arktis generiert werden, um damit regionale Klimamodelle zu verifizieren und Prozessstudien durchzuführen. B) Monitoring von Meereiseigenschaften und Meereisproduktion: Satellitenbasierte Methoden zur Erkennung von Dünneis und Eisrinnen sowie zur Bestimmung der Eisproduktion werden eingesetzt, um die regionalen Charakteristiken der AOI-Wechselwirkungen zu untersuchen. C) Modellierung von Atmosphäre/Meereis/Ozean-Wechselwirkungen: Das hochaufgelöste regionale Klimamodell CCLM wird zusammen mit dem Meereis-Ozeanmodell FESOM verwendet, um für AOI-Wechselwirkungen ein verbessertes Verständnis und eine Quantifizierung des Einflusses zu gewinnen. Der Schwerpunkt der Simulationen liegt auf dem Klima der vergangenen 30 Jahre und einem Klimaszenario für das Ende des 21. Jahrhunderts.
Die Gegenueberstellung der Mess- und Modellergebnisse laesst folgenden Schluss zu: 1. Eine sukzessive, graduelle Freisetzung von Radioaktivitaet aus russischem Atommuell fuehrt im arktischen Ozean und im europaeischen Nordmeer zu Konzentrationen weit unterhalb der bereits bestehenden Hintergrundaktivitaet bzw. der aktuell gefundenen Konzentrationen. 2. Eine entstandene Freisetzung des gesamten versenkten radioaktiven Inventars fuehrt im arktischen Ozean und im europaeischen Nordmeer zu Konzentrationen im Bereich der bereits bestehenden Hintergrundaktivitaet. 3. Eine Gefaehrdung des Menschen oder der Meeresoekosysteme ist daher auch in Zukunft nicht zu befuerchten. 4. Eine moegliche Gefaehrdung aus dem nuklearen Potential der militaerischen Aktivitaeten bei Murmansk (Atomflotte) kann bisher nicht abgeschaetzt werden. Diese Quellen koennten ein vergleichsweise hoeheres Risiko darstellen als das Risiko, das durch die versenkten Abfaelle in der Kara- und Barentssee hervorgerufen wird. In Zusammenarbeit mit verschiedenen russischen Instituten wurden Wasser-, Eis- und Sedimentproben auf kuenstliche Radionuklide untersucht Es konnte keine grossraeumige Kontamination aufgrund der russischen Nuklearversenkungen in der Kara- und Barentssee nachgewiesen werden.