Beratungshilfeprojekt unterstützt den Schutz der Biologischen Vielfalt Im Vorlauf zur 9. Vertragsstaatenkonferenz zum „Übereinkommen über die Biologische Vielfalt” vom 19. bis 30. Mai 2008 in Bonn trägt das Umweltbundesamt (UBA) mit einem Projekt im zentralasiatischen Turkmenistan zum Erhalt der Biodiversität bei. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) betreut das UBA den Aufbau eines Nationalparksystems. In Zusammenarbeit mit dem turkmenischen Umweltministerium baut die Michael Succow Stiftung aus den zwei Naturschutzgebieten „Sünt-Chasardag” und „Kopetdag” modellhaft Nationalparke auf. Das Projekt wird aus dem Beratungshilfeprogramm für den Umweltschutz in den Staaten Mittel- und Osteuropas, des Kaukasus und Zentralasiens finanziert, mit dem das Bundesumweltministerium (BMU) die Verankerung höherer Umweltstandards fördert. Während der 9. Vertragsstaaten-Konferenz in Bonn bilden die Verhandlungen über ein weltweites Schutzgebietsnetz einen Schwerpunkt. Turkmenistan hat sich zum Ziel gesetzt, sein Schutzgebietssystem bis 2009 von vier auf sechs Prozent der Landesfläche auszudehnen. Das dünn besiedelte Land ist mit einer unvergleichlich vielfältigen Natur und biologischen Vielfalt mit über 20.000 Arten der Flora und Fauna ausgestattet. Eine besondere Bedrohung der biologischen Vielfalt Turkmenistans geht von der Übernutzung durch Jagd und Wilderei und dem Rückgang von Lebensräumen für viele Arten aus. Deshalb ist der Nationalpark-Ansatz von großer Bedeutung. Einerseits können so Zonen zum Schutz von Ökosystemen eingerichtet werden, die von Wirtschaft, Besiedlung und Erschließung vollkommen unberührt bleiben und nur von den indigenen Völkern vor Ort genutzt werden dürften. Andererseits können Gebiete für den Tourismus erschlossen werden, die von überzogener wirtschaftlicher Nutzung verschont blieben. Turkmenistan hat eine kontrastreiche Geographie: Mit dem Kopetdag-Gebirge an der iranischen Grenze gibt es noch Reste von Lichtwäldern, am Fluss Amudarja Reste von Wüstenauenwäldern, an der iranisch-afghanischen Grenze Vorgebirgssavannen und an der Südwestküste des Kaspischen Meers einsame vielgestaltige Küstenökosysteme. Mehrere Gebirgszüge erheben sich auf bis zu 3000 Meter Höhe, und die turkmenische Küste erstreckt sich auf 1800 Kilometern entlang des Kaspischen Meeres. Das Beratungshilfeprojekt unterstützt auch Öffentlichkeitsarbeit vor Ort, um die Bevölkerung für die schützenswerte Vielfalt der turkmenischen Naturlandschaft zu sensibilisieren. Aufgrund der klimatischen Besonderheiten der Region erwachsen Probleme wie die Desertifikation (Wüstenbildung) infolge landwirtschaftlicher Übernutzung der Steppen und des Klimawandels. In den Bergregionen verstärkt die Rodung der offenen Waldlandschaften für Feuerholz und Weideflächen die Erosion . Der Ökosystemschutz in staatlichen Schutzgebieten kann einen Beitrag zur Minderung der Folgen und zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
AE. Erstnachweis Deutschland: 1980 ( Günther et al. 1987); Herkunft: im Mittelmeerraum verbreitet, Vorkommen vom Atlantik bis zum Kaspischen Meer. Art tendiert zu starken Massenwechseln. Wurde in der Roten Liste von 1998 nicht bewertet. Mäßig expansiv.
Die mediterrane Art hat auch Vorkommen in Nordafrika. Sie strahlt im Osten bis ans Kaspische Meer aus. In Deutschland erreicht sie ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Wenige Funde sind aus dem Süden Englands bekannt. Die Funde in Deutschland sind auf einen Bereich um das Rhein-Main-Neckar-Gebiet konzentriert. Ein alter Fund bei Leipzig ist ebenfalls belegt. Alle Vorkommen in Deutschland waren deutlich von den übrigen mitteleuropäischen Vorkommen isoliert. Nach den Wiederfunden im Jahr 2019 bleibt abzuwarten, ob sich die Art weiter verbreitet. Wiederfund für Deutschland in 2019. Zwei Fundstellen im südlichen Rheinland-Pfalz (in col. Simon).
Mediterran verbreitete Lygaeidenart, die östlich über den Kaukasus bis ans Kaspische Meer verbreitet ist und auch in Nordafrika gefunden wurde. Die deutschen Funde liegen alle im Rhein-Main-Nahe-Mosel-Gebiet. Ein Fund aus dem vorletzten Jahrhundert wird aus Baden-Württemberg gemeldet. Der nördlichste und auch aktuellste Fundort liegt am Koppelstein an der Lahn. Ein Nachweis aus Luxemburg ist nicht gesichert. Die Art lebt bei uns ohne bekannte Brückenglieder zum Hauptareal im Süden. Durch die aktuellen Klimabedingungen war eine Stabilisierung der Bestände der mediterranen Art zu erwarten, was allerdings ausblieb.
Molekulare Studien von Kotlík et al. (2008) zeigen die sehr nahe Verwandtschaft des Perlfisches Rutilus meidingeri mit Rutilus frisii aus dem Einzugsgebiet des Schwarzen und Kaspischen Meeres. Beide Arten wurden lange als artgleich betrachtet und es ist nicht unwahrscheinlich, dass kommende Untersuchungen den Perlfisch wieder R. frisii zuordnen werden. Der Perlfisch hat ein kleines Verbreitungsgebiet in Bayern und Österreich. Deutschland ist in besonders hohem Maße für die weltweite Erhaltung der Art verantwortlich. Die erhöhte Verantwortlichkeit ergibt sich aus dem Anteil Deutschlands (>1/10 und ≤1/3) am Weltbestand sowie der Lage im Arealzentrum. Darüber hinaus wird die Art weltweit als stark gefährdet eingeschätzt. Nach langanhaltendem Rückgang war Anfang der 1990er Jahre im Chiemsee die einzige historisch bekannte deutsche Population des Perlfisches erloschen. Seit 1995 wurden umfangreiche Besatzaktionen mit Perlfischen aus Österreich durchgeführt. Inzwischen hat sich wieder eine selbst erhaltende Population im Chiemsee etabliert, die in den letzten Jahren sogar zuzunehmen scheint (Effenberger et al. 2021). Ob diese Population langfristig tragfähig ist, bleibt aber abzuwarten. Aus der Donau im deutsch-österreichischen Grenzgebiet gibt es im Bereich Jochenstein zudem Hinweise auf eine erhalten gebliebene Population des Perlfisches.
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Schlingnatter Coronella austriaca Laurenti, 1768 Die kleine, relativ zierliche Schlange gehört zur Familie der Colubridae (Nattern) und erinnert aufgrund ihrer Rücken- zeichnung entfernt an die Kreuzotter, ist aber für den Men- schen völlig harmlos. Bei Annäherung verlässt sie sich auf ihre Tarnung und verharrt meist an Ort und Stelle. Typisch ist ihre graue bis (rot-) bräunliche Färbung und der dunkel- braune Seitenstreifen, der vom Nasenloch über das Auge bis zum Mundwinkel verläuft. Wegen ihrer glatten, ungekielten Schuppen wird sie auch Glattnatter genannt. Der deutsche Name Schlingnatter weist daraufhin, dass sie ihre Beute durch Umschlingen tötet. heißeste Zeit des Tages in kühleren Verstecken. Schlingnattern erbeuten vor allem andere Reptilien wie Eidechsen, kleine Ringelnattern oder Blindschleichen. Sogar junge Kreuzottern können überwältigt werden. Die Paarungszeit findet im Mai und Juni statt, die 3-15 Jungtiere werden meist im Spätsom- mer oder Frühherbst vollentwickelt geboren. Die jungen Schlangen sind während der Geburt noch von einer dünnen Eihülle umgeben, die sie jedoch nach wenigen Minuten durch Hin- und Herwinden aufreißen. MASSE UND ZAHLEN LEBENSRAUM Die Schlingnatter besiedelt wärmebegünstigte Hanglagen mit niedriger Vegetation auf sandig-steinigem Untergrund. In Baden-Württemberg ist die Schlingnatter eine typische Art des offenen und halboffenen Hügellandes mit Hecken und einem kleinflächigen Mosaik aus Trocken- oder Magerrasen, des weiteren Wacholderheiden, Felsen, Waldränder, Reb- hänge, Weinbergbrachen, Trockenmauern, Bahndämme und Steinbrüche. Nasse und feuchte Bereiche meidet sie dagegen. LEBENSWEISE Schlingnattern zeichnen sich durch ihre unauffällige Lebens- weise aus. An heißen Sommertagen sind sie eher am späten Vormittag und am Abend oberirdisch aktiv und verbringen die Gesamtlänge: max. 75 cm Gewicht: max. 100 g Lebenserwartung: max. 20 Jahre VERBREITUNG Die Schlingnatter ist in Europa weit verbreitet. Im Süden fehlt sie nur auf den meisten Mittelmeerinseln sowie in der Süd- hälfte der Iberischen Halbinsel. Im Norden erreicht die Art den Süden Englands, Schwedens und Norwegens, fehlt aber in Dänemark und ostwärts entlang der Südküste der Ostsee. Außerhalb Europas kommt die Art im Norden der Türkei und im Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer vor. In Deutschland ist die Art weit verbreitet, Verbrei- tungslücken gibt es jedoch im Alpenvorland sowie in Teilen Nord- und Ostdeutschlands. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG die Art weit verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte liegen im Oberrheingebiet, im Schwarzwald und im Gebiet der Neckar- Tauber-Gäuplatten. Eine deutliche Verbreitungslücke besteht lediglich im Alpenvorland, während sie im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb die Hochlagen weitgehend meidet. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Arealeinbußen sind aktuell in Baden-Württemberg nicht zu verzeichnen. Der Verlust an Lebensräumen könnte aber zu einem Rückgang der Individuenzahlen geführt haben. Detail- lierte Daten zu Bestandsgrößen in Baden-Württemberg liegen jedoch kaum vor, so dass eine Einschätzung schwierig ist. In den wärmebegünstigten Lagen Baden-Württembergs ist Schlingnatter - Coronella austriaca Stand: April 2018 ( ! ! ( (! ! ( FFH-Bericht 2006/2012 63 ! ( TK25Q ( ( ! (! (! (! ! ( ! (ab 1990) ( ! ( ! ( (! ! 64 ( ! (! ! ( ( ! (! ( (! (! ! (! ! ( (! (! (! (! 65 ( ( ! (! (! (! ! ( ! ( ! ! ( (! (! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! ( ! 66 ( (! (! ( ! ( ! ! (! ( ! ( (! ! (! ( ! ( ! ! ( 67 ( ( ! ! ( ! ( ! ( ! ( ! 68 (! ( (! ! ( ! (! ( (! ! (! (! (! ( ( ! ! (! ! ( ( (! ! ( ! (! 69 ( ! ( ! ( ! ! (! ( ( ! ! ( (! (! (! 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B. durch Rebflurbereinigungen, Erhalt und Neuanlage von Steinhaufen, -mauern, Tro- Straßenbau, Baugebiete (v. a. an sonnenexponierten Hän- ckenrasen und sonnigen Böschungen gen), Ausbau von Schotterwegen durch Wald und Flur Pflege von bestehenden Vorkommen an Sekundärstandor- Beseitigung von Saum- und Kleinstrukturen wie Feldhe- ten mit regelmäßig wiederholtem Auslichten der Kraut- cken, Steinhaufen und Felskuppen in Magerrasen und Gehölzvegetation Beseitigung oder Verfugen von Trockenmauern, vor allem Grünland-Extensivierungsverträge mit Landwirten zur in Weinbergen kombinierten Pflege von Feldgehölzen und Waldrändern Rekultivierung (Verfüllen) von Abbaustellen (Steinbrü- chen) Aufforstung oder natürliche Verbuschung von Heideflä- SCHUTZPROJEKTE chen und Magerrasen Umsetzung FFH-Richtline Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen, Sied- Art des 111 Arten-Korbs lungen und landwirtschaftliche Nutzflächen Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird auch der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für die Schlingnatter, als Art des Anhangs IV, werden im Rah- men der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN GÜNSTIGUNBEKANNTGÜNSTIGGÜNSTIG GÜNSTIG
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Seefrosch Pelophylax ridibundus (Pallas, 1771) Der olivgrün bis bräunlich gefärbte Seefrosch ist die größte, in Mitteleuropa vorkommende (Grün-)Froschart. Man kann ihn an seinem robusten Körper mit einer rauen, warzigen Haut und einem hellgrünen bis gelblichen Streifen entlang der Rückenmitte gut erkennen. Charakteristisch sind auch die grauen, äußeren Schallblasen, die langen Hinterbeine und die Schwimmhäute. Der wissenschaftliche Name „ridibundus“ stammt von „ridere“ = lachen, da sein Rufen an menschliches Gelächter erinnert. Würmern und Krebsen bis hin zu Fröschen (auch der eigenen Art), Eidechsen und Kleinsäugern. Während der Paarungszeit - von Ende April bis Ende Juni - sind die charakteristischen „lachenden“ bzw. „meckernden“ Rufe der männlichen Seefrö- sche zu hören. Der Laich wird in Form mehrerer kleiner Bal- len an Pflanzen abgelegt, entweder an der Wasseroberfläche oder in bis zu 30 cm Tiefe. Ein Weibchen legt zwischen 1200 und 12000 Eier ab. Die Larven ernähren sich von pflanzlichem Material und Detritus, mit zunehmendem Alter auch von tie- rischer Kost. LEBENSRAUM Seefrösche halten sich bevorzugt in nährstoffreichen, besonnten, warmen Zonen von Seen und strömungsberu- higten Flussbereichen auf. Die Laichgewässer sind in der Regel durch eine gut entwickelte Unterwasser- und Uferve- getation gekennzeichnet und weisen sowohl flache, sonnen- exponierte Uferbereiche als auch über 50 cm tiefe Stellen auf. Solche Habitate finden sich in naturnahen Auen und Über- schwemmungsgebieten entlang der größeren Flüsse sowie in Altarmen, Baggerseen, Weihern und Teichen. LEBENSWEISE Seefrösche verbringen den Winter im schlammigen Gewäs- sergrund. Sie halten sich während ihres gesamten Lebens in unmittelbarer Gewässernähe auf und wandern nur selten über Land. Ihr Nahrungsspektrum reicht von Insekten, Schnecken, MASSE UND ZAHLEN Gesamtlänge: 6 bis 12 cm Gewicht: ca. 50 g VERBREITUNG Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Seefrosches reicht vom Rhein im Westen bis zum Uralfluss im Osten. Im Norden bilden in etwa die niedersächsische Nordseeküste sowie die Südküste der Ostsee bis St. Petersburg die Arealgrenze. Im Süden führt die Arealgrenze am Nord- und Ostrand der Alpen entlang bis nach Istrien. Von dort an bilden die Küstenregionen des Balkans sowie die Nordküsten des Schwarzen und des Kaspischen Meeres die Arealgrenze. Größere isolierte Vorkommen gibt es in Frankreich und der Schweiz. In einigen Gebieten wurden Seefrösche ausge- setzt, so z.B. in Südengland, Belgien, Luxemburg, Dänemark und Südfinnland, aber auch in einigen Teilen Deutschlands. Aus allen deutschen Bundesländern gibt es Artfunde, die Verbreitungs- schwerpunkte liegen in Bayern, Sachsen und Brandenburg. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG In Baden-Württemberg lebt der Seefrosch wahrscheinlich an der Westgrenze seines Areals. Er besiedelt die (Auen-) Täler der großen Flüsse Rhein, Neckar, Main und Donau. Daneben gibt es Vorkommen im Kocher- und im Taubertal sowie im Bodenseege- biet. Einige Vorkommen sind durch bewusste oder versehentliche Aussetzungen entstanden, so z.B. am Hochrhein und möglicher- weise auch an der Donau. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Eine Beurteilung der Bestandsentwicklung beim Seefrosch ist schwierig, da aus vielen Landesteilen wenig historische Daten vor- liegen. Bei neueren Funden ist meist unklar, ob die Art selbständig diese Standorte neu besiedelt hat, dort ausgesetzt wurde oder ob sie lange Zeit einfach nur übersehen worden ist. Zumindest in den Tälern der großen Flüsse scheinen die Bestände zurzeit stabil zu sein. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D BNATSCHG 3*BESONDERS GEFÄHRDETUNGEFÄHRDETGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - - V BARTSCHV BESONDERS GESCHÜTZT - SCHUTZMASSNAHMEN Grundwasserabsenkung, Entwässerung und Veränderung der Dynamik in Flussauen Tümpelverfüllung Heckenrodung Pestizideinsatz Fischbesatz in Laichgewässer Wiedervernässung trocken gelegter Moore und von Grün- land (Einplanung von Überschwemmungsflächen) Aufstauen von Entwässerungsgräben im Randbereich von Hochmoorresten und in großflächigen Feuchtgebieten Extensive Beweidung der Landlebensräume Erhaltung bzw. Schaffung von Trittsteinhabitaten und Wanderkorridoren zur Vernetzung von Populationen SCHUTZPROJEKTE Umsetzung FFH-Richtlinie FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für den Seefrosch, als Art des Anhangs V, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN GÜNSTIGGÜNSTIGGÜNSTIGGÜNSTIG GÜNSTIG
||||||||||||||||||||| Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft SUMPFSCHILDKRÖTE 4/2015: 419 – 430 ||||||||||||| FFH 4.3.19 Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis (Linnaeus, 1758) Uwe Zuppke und Marcel Seyring FFH 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Im Nachfolgenden Sumpfschildkröte genannt, ist für die Art der ovale Knochenpanzer typisch, in den Kopf und Gliedmaßen eingezogen wer- den können. Der unbeschilderte Kopf verjüngt sich vorn spitzwinklig. Die seitlich sitzenden Augen haben runde Pupillen. Am Hinterkopf befindet sich eine Haut- falte, die den Kopf beim Einziehen umfasst. Die fünf bzw. vier krallenbesetzten Zehen der Vorder- bzw. Hin- terbeine sind durch Schwimmhäute verbunden. Der spitze Schwanz ist drehrund und erreicht die halbe Panzerlänge. Die Grundfarbe ist braun-oliv mit gelber Punktierung auf Panzer, Kopf und Gliedmaßen. Verwechslungsgefahr besteht mit in Deutschland ausgesetzten anderen Unterarten: Die Europäische Sumpfschildkröte ist eine stark polytypische Art, von der bisher 20 unterschiedliche Haplotypen in sieben Hauptlinien identifiziert worden sind. Sumpfschildkrö- ten aus autochthonen Populationen unterscheiden sich phänotypisch durch eine sehr dunkle Färbung und auffallende Größe. Auch ausgesetzte Wasser- schildkröten anderer Erdteile können zu Verwechse- lungen führen. Durch die große Scheuheit der Tiere ist eine sichere Unterscheidung anhand morphologischer Merkmale im Freiland kaum möglich. Größe: Sumpfschildkröten aus autochthonen Popu- lationen erreichen Carapaxlängen von etwa 20 cm (max. 23 cm) bei einem Maximalgewicht von 1.500 g. Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂♂ besitzen einen flachen Panzer mit eingedelltem Bauchpanzer, ♀♀ einen höheren Panzer und ebenen Bauchpanzer. ♂♂ sind etwas kleiner als ♀♀. Schwanz der ♂♂ dicker, Kloakenöffnung deutlich hinter dem Carapaxrand. Iris- farbe bei ♂♂ orange bis rotbraun, bei ♀♀ gelblich bis grünlich. Krallen bei ♂♂ sehr stark gekrümmt. Habitate: Verkrautete, stehende oder langsam flie- ßende Gewässer mit schlammigem Bodengrund in Laub- oder Laubmischwaldgebieten. Eiablageplätze auf wärmebegünstigten Trockenstandorten, wie son- nenexponierte Trockenrasen und Sanddünen. Da sowohl an Land als auch im Wasser überwinternde Tiere angetroffen werden, bestehen über die Winter- quartiere große Unklarheiten. Aktivität: Die Aktivitätsphase beginnt sehr zeitig, oft- mals bereits im März, die Winterruhe ab letzter Okto- berdekade. Die Kopulation erfolgt ab Ende März, die Eiablage ab Anfang Juni. Wanderungen/Reviere: Überwiegender Aufenthalt im Wohngewässer. Daneben Wanderungen zur Suche nach Eiablageplätzen und bei Verschlechterung der Lebensbedingungen (z. B. Austrocknung des Gewäs- sers) über 2 km. Fortpflanzung/Entwicklung: Die Gelegegröße besteht aus 6 bis 16 Eiern. Diese haben eine Größe von etwa 30 x 20 mm. Sie werden in eine vom Weibchen selbst gegrabene, ca. 8 cm tiefe Erdgrube abgelegt. Bei gleich- mäßiger Temperatur von 30 °C dauert die Entwicklung bis zum Schlupf 7 Wochen, unter deutschen Freilandbe- dingungen jedoch 3 – 4 Monate. Schlupf ab September, in kühlen Sommern erst im kommenden Frühjahr. Beim Schlupf ist der Panzer 23 – 28 mm lang. Zweijährige Tiere haben eine Panzerlänge von 4 – 7 cm. Mit 10 – 12 Jahren wird die Geschlechtsreife erreicht. Nahrung: Tierische und pflanzliche Nahrung je nach Angebot. Tierisch: Ringelwürmer, Gliederfüßer, Schnecken, Fische und Amphibien sowie deren Lar- ven. Pflanzlich: submerse Wasserpflanzen (z. B. Was- serpest), aber auch Fadenalgen und Landpflanzen. Alter: Das tatsächliche Durchschnittsalter ist noch unklar. Ein Lebensalter von rund 100 Jahren im nördli- chen Verbreitungsgebiet wird aber für „durchaus denk- bar“ gehalten. Abb. 1: Sumpfschildkröten (Montage, Fotos: W.-R. Grosse). 419 SUMPFSCHILDKRÖTE FFH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Europäische Sumpfschildkröte hat ein ausgespro- chen großes Verbreitungsgebiet, das sich in Europa von der Iberischen Halbinsel über Mitteleuropa bis zum nördlichen Bereich des Kaspischen Meeres erstreckt. In Europa fehlt sie auf den Britischen Inseln, in Skan- dinavien und Teilen Mitteleuropas. Auch in West-Asien und Nordwest-Afrika kommt sie vor. Als stark polyty- pische Art weist sie zahlreiche Unterarten und Lokal- formen auf (Fritz 2004). Durch die umfang reichen Arbeiten von Fritz wurden bisher neben einigen unbeschriebenen Taxa 13 Subspezies differenziert, die mehreren Evolutionslinien bzw. Unterartengruppen zugeordnet werden (Fritz 2001). 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Nach Fritz (2003) besiedelte die Sumpfschildkröte postglazial Deutschland „fast flächendeckend“. Heute jedoch finden sich autochthone Vorkommen nur noch in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen wird die Art als nicht vorkom- mend aufgeführt, in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt als ausgestorben. Die vorhandenen Vorkommen erfül- len gemeinsam mit den westpolnischen Vorkommen die Kriterien für hochgradig isolierte Vorposten, für die Deutschland in besonderem Maße verantwortlich ist (Kühnel et al. 2009). Dagegen sind die sonstigen Vorkommen nördlich der Mittelgebirge und westlich der Elbe sowie die jetzigen südwestdeutschen Vorkom- men wohl allochthon (Podloucky 1985, Fritz 2003). Mehrere Autoren gehen davon aus, dass die heutigen Sumpfschildkröten-Funde in Deutschland ausschließ- lich auf ausgesetzte Tiere zurückzuführen sind, da ab dem 19. Jahrhundert, als in katholischen Gegenden die Sumpfschildkröte Fastenspeise war und die Bestände der Norddeutschen Tiefebene bereits erschöpft waren, zahlreiche Tiere aus Südeuropa importiert wurden. Neu- ere molekulargenetische Untersuchungen (Poschadel & Parzefal 2003) scheinen dies zu bestätigen. Danach sind gegenwärtig nur noch „wenige Populationen mit jeweils nicht mehr als zehn bis 15 Tieren im östlichen Brandenburg“ als autochthon zu bezeichnen. Nach Fritz (2001) konnte Schneeweiss, der seit Beginn der 1990er Jahre die brandenburgischen Vorkommen untersucht, „nicht mehr als 40 autochthone Sumpf- schildkröten nachweisen“. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Im östlich angrenzenden Bundesland Brandenburg existieren nach Schneeweiss (2003) 10 Vorkommen autochthoner Sumpfschildkröten in der Uckermark, im Neustrelitzer Kleinseenland und im Odertal, Gebiete also, die keine direkte Verbindung zu Sachsen-An- halt haben. Weitere 15 Vorkommen in über Branden- burg verteilten Feuchtgebieten sind von allochthonen Sumpfschildkröten besiedelt, deren Herkunftsgebiete, auf genetischer Grundlage ermittelt, überwiegend in SO-Europa liegen. Lediglich von den Letzteren hätte das bei Uebigau im Einzugsgebiet der Schwarzen Els- ter liegende eine direkte Verbindung zu Sachsen-An- halt. Im südlich angrenzenden Sachsen gibt es einige lokal isolierte Vorkommen von wohl nur einzelnen Tieren, deren Autochthonie in Frage steht. Für das westlich angrenzende Niedersachsen zeigt die Fund- ortkarte bei Podloucky (1985) einen Fund in unmittel- barer Grenznähe im Bereich zwischen Aller und Ohre und Latzel (1977) gibt ein „größeres Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte“ bei Wolfsburg an, das aber wohl auch allochthon ist. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In der zentralen Datei des Landes Sachsen-Anhalt sind 49 Beobachtungsdaten von Europäischen Sumpf- schildkröten enthalten. Davon beziehen sich 17 auf den Zeitraum vor 1990, 16 auf den Zeitraum bis 2000 und 16 auf den Zeitraum nach 2000. Historische Verbreitung Durch Sachsen-Anhalt verläuft die Grenze des Vor- kommens autochthoner Populationen, die etwa mit dem Elbtal einhergeht. Nach Fritz (2003) ist aber die Elbe „eher als Orientierungshilfe und keineswegs etwa als starre biogeografische Grenze zu sehen.“ Das Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte in Sachsen-Anhalt lässt sich gegenwärtig nur schwer bewerten. Fritz (2003) bezeichnet die Situation für dieses Bundesland als „unklar“. Da u. a. in der Zusam- menstellung von Simroth (1890, 1895; zit. in: Fritz Tab. 1: Datengrundlagen zur Sumpfschildkröte in Sach- sen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Sumpfschild- kröte in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 420 SUMPFSCHILDKRÖTE FFH Abb. 2: Sumpfschildkröte aus dem vermutlich ausgesetzten Vorkommen bei Steckby (Foto: P. Ibe). 2001) autochthone Tiere aus Gebieten westlich der Elbe aufgeführt sind, sollte zumindest der östliche Teil Sachsen-Anhalts (etwa bis zur Elbe) zum Ver- breitungsgebiet dieser Art gehören, in dem autocht- hone Populationen vorkamen. Ein von Fritz (unpubl.) sequenziertes Tier aus der Gegend um Leipzig, das jahrzehntelang in Gefangenschaft gehalten wurde, entsprach hinsichtlich des Haplotyps den brandenbur- gischen Populationen. Wolterstorff (1928) erwähnt einen Fund bei Osterburg in der Altmark, den er selber aber nicht gesehen hat. Mündlichen Überlieferungen zufolge sollen um 1914/15 an der Alten Elbe zwischen Pechau und Randau „Wasserschildkröten“ gelebt haben, von wo auch nach 1945 immer wieder Mittei- lungen aus der ortsansässigen Bevölkerung kamen, die nie überprüft werden konnten. Andererseits erfolgten seit dem 19. Jahrhundert mehr- fach und vielerorts Aussetzungen fremdländischer Tiere (z. B. aus Südosteuropa). Außerdem werden oftmals gezüchtete Europäische Sumpfschildkröten aus dem Tierhandel in Gartenteichen gehalten, die unzureichend gesichert sind, so dass diese Tiere ent- weichen können. Sie wandern dann auf der Suche nach zusagenden Lebensräumen umher und lassen frei lebende Sumpfschildkröten-Vorkommen vermu- ten. Da die Tiere infolge ihrer Scheuheit nur schwer zu beobachten sind, kommt es auch zu Verwechs- lungen mit ausgesetzten nordamerikanischen Rot- wangen-Schmuckschildkröten (Chrysemys scripta elegans) oder Gelbwangen-Schmuckschildkröten (Chrysemys scripta scripta). Eine zweifelsfreie Zuord- nung bei Freilandbeobachtungen ist daher nahezu unmöglich. Auch Buschendorf (1984) und Gassmann (1984) interpretierten die damals erfassten Vorkommen im heutigen Sachsen-Anhalt in Anbetracht der Kenntnis über ausgesetzte südosteuropäische Tiere zurück- haltend. Folgende Fundorte waren bis 1982 bekannt: bei Havelberg, bei Jerichow, bei Tuchheim im Fiener Bruch, in der Kreuzhorst bei Magdeburg, bei Schora (Kr. Zerbst), bei Steckby, am Goldberger See bei Löd- deritz, bei Wittenberg, Bernburg, Bitterfeld und Hal- le-Neustadt. Davon waren einige als Aussetzungsorte bekannt (z. B. Steckby). Die nachträgliche Beob- achtung von Schmuckschildkröten in der Kreuzhorst lassen wohl auch diesen Fundort ausscheiden. Fast überwiegend handelt es sich bei den vorliegenden Nachweisen um Beobachtungen von Einzeltieren. An keinem dieser Fundorte wurden Sumpfschildkröten über mehrere Jahre hinweg beobachtet. Einige der Meldungen beruhten auch auf älteren Hinweisen. Es muss daher angenommen werden, dass es sich bei keiner Angabe um eine Population gehandelt haben wird. Das ehemals bekannte Vorkommen der Euro- päischen Sumpfschildkröte bei Wöplitz in der Unteren Havelniederung ist nach Berbig (1995) erloschen. Auch Schiemenz & Günther (1994) beziehen sich auf diese Angaben und verweisen ebenfalls auf die Schwierigkeit, autochthone Vorkommen im Freiland zu erkennen. Lediglich Dornbusch (1991) spricht von einem „ausgedehnterem Vorkommen“ in der Mittleren Elbaue. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Bei der Kartierung der Landesfauna 2004 wurde von den bei Buschendorf (1984) und Gassmann (1984) genannten Fundorten (außer bei Steckby) keiner bestätigt. Sie erbrachte nur Meldungen über Beobach- tungen einzelner Sumpfschildkröten in folgenden vier Gebieten: aus der Dübener Heide bei Lubast, aus dem Saaletal bei Dobis, im Totalreservat im Drömling und aus der Steckbyer Heide. Wie schwer diese Fundmeldungen zu interpretieren sind, zeigen die Meldungen aus der Dübener Heide, wovon eine auf einer Zeitungsmeldung ohne konkrete Ortsangabe (1998) beruht. Aus diesem Gebiet wurden verschiedentlich Sumpfschildkröten gemeldet: Seit 1980 wurden durch Forstangestellte hin und wieder Schildkröten im Bibersumpf in der Nähe von Eisenhammer gesehen (Meldung von G. Röber). 421
Alle Steckbriefe Reptilien Amphibien Schmetterlinge Käfer Libellen Schnecken und Muscheln Farn- und Blütenpflanzen Moose null Seefrosch - Pelophylax ridibundus (Pallas, 1771) Gesamtverbreitung: Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Seefrosches reicht vom Rhein im Westen bis zum Uralfluss im Osten. Im Norden bilden in etwa die niedersächsische Nordseeküste sowie die Südküste der Ostsee bis St. Petersburg die Arealgrenze. Im Süden führt die Arealgrenze am Nord- und Ostrand der Alpen entlang bis nach Istrien. Von dort an bilden die Küstenregionen des Balkans sowie die Nordküsten des Schwarzen und des Kaspischen Meeres die Arealgrenze. Größere isolierte Vorkommen gibt es in Frankreich und der Schweiz. In einigen Gebieten wurden Seefrösche ausgesetzt, so z.B. in Südengland, Belgien, Luxemburg, Dänemark und Südfinnland, aber auch in einigen Teilen Deutschlands. Aus allen deutschen Bundesländern gibt es Artfunde, die Verbreitungsschwerpunkte liegen in Bayern, Sachsen und Brandenburg. Verbreitung in Baden-Württemberg: In Baden-Württemberg lebt der Seefrosch wahrscheinlich an der Westgrenze seines Areals. Er besiedelt die (Auen-) Täler der großen Flüsse Rhein, Neckar, Main und Donau. Daneben gibt es Vorkommen im Kocher- und im Taubertal sowie im Bodenseegebiet. Einige Vorkommen sind durch bewusste oder versehentliche Aussetzungen entstanden, so z.B. am Hochrhein und möglicherweise auch an der Donau. Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg: Eine Beurteilung der Bestandsentwicklung beim Seefrosch ist schwierig, da aus vielen Landesteilen wenig historische Daten vorliegen. Bei neueren Funden ist meist unklar, ob die Art selbständig diese Standorte neu besiedelt hat, dort ausgesetzt wurde oder ob sie lange Zeit einfach nur übersehen worden ist. Zumindest in den Tälern der großen Flüsse scheinen die Bestände zurzeit stabil zu sein. Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Ausweisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-Gebiete Für den Seefrosch, als Art des Anhangs V, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewiesen. Erhaltungszustand 2019 Erhaltungszustand aller FFH-Arten in Baden-Württemberg(pdf; 0,3 MB)
Alle Steckbriefe Reptilien Amphibien Schmetterlinge Käfer Libellen Schnecken und Muscheln Farn- und Blütenpflanzen Moose null Schlingnatter - Coronella austriaca Laurenti, 1768 Die kleine, relativ zierliche Schlange gehört zur Familie der Colubridae (Nattern) und erinnert aufgrund ihrer Rückenzeichnung entfernt an die Kreuzotter, ist aber für den Menschen völlig harmlos. Bei Annäherung verlässt sie sich auf ihre Tarnung und verharrt meist an Ort und Stelle. Typisch ist ihre graue bis (rot-) bräunliche Färbung und der dunkelbraune Seitenstreifen, der vom Nasenloch über das Auge bis zum Mundwinkel verläuft. Wegen ihrer glatten, ungekielten Schuppen wird sie auch Glattnatter genannt. Der deutsche Name Schlingnatter weist daraufhin, dass sie ihre Beute durch Umschlingen tötet. Die Schlingnatter besiedelt wärmebegünstigte Hanglagen mit niedriger Vegetation auf sandig-steinigem Untergrund. In Baden-Württemberg ist die Schlingnatter eine typische Art des offenen und halboffenen Hügellandes mit Hecken und einem kleinflächigen Mosaik aus Trocken- oder Magerrasen, des Weiteren Wacholderheiden, Felsen, Waldränder, Rebhänge, Weinbergbrachen, Trockenmauern, Bahndämme und Steinbrüche. Nasse und feuchte Bereiche meidet sie dagegen. Schlingnattern zeichnen sich durch ihre unauffällige Lebensweise aus. An heißen Sommertagen sind sie eher am späten Vormittag und am Abend oberirdisch aktiv und verbringen die heißeste Zeit des Tages in kühleren Verstecken. Schlingnattern erbeuten vor allem andere Reptilien wie Eidechsen, kleine Ringelnattern oder Blindschleichen.. Sogar junge Kreuzottern können überwältigt werden. Die Paarungszeit findet im Mai und Juni statt, die 3-15 Jungtiere werden meist im Spätsommer oder Frühherbst vollentwickelt geboren. Die jungen Schlangen sind während der Geburt noch von einer dünnen Eihülle umgeben, die sie jedoch nach wenigen Minuten durch Hin- und Herwinden aufreißen. Die Schlingnatter ist in Europa weit verbreitet. Im Süden fehlt sie nur auf den meisten Mittelmeerinseln sowie in der Südhälfte der Iberischen Halbinsel. Im Norden erreicht die Art den Süden Englands, Schwedens und Norwegens, fehlt aber in Dänemark und ostwärts entlang der Südküste der Ostsee. Außerhalb Europas kommt die Art im Norden der Türkei und im Gebiet zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer vor. In Deutschland ist die Art weit verbreitet, Verbreitungslücken gibt es jedoch im Alpenvorland sowie in Teilen Nord- und Ostdeutschlands. In den wärmebegünstigten Lagen Baden-Württembergs ist die Art weit verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte liegen im Oberrheingebiet, im Schwarzwald und im Gebiet der Neckar-Tauber-Gäuplatten. Eine deutliche Verbreitungslücke besteht lediglich im Alpenvorland, während sie im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb die Hochlagen weitgehend meidet. Arealeinbußen sind aktuell in Baden-Württemberg nicht zu verzeichnen. Der Verlust an Lebensräumen könnte aber zu einem Rückgang der Individuenzahlen geführt haben. Detaillierte Daten zu Bestandsgrößen in Baden-Württemberg liegen jedoch kaum vor, so dass eine Einschätzung schwierig ist. Stand: 2019 Erhaltungszustand aller FFH-Arten in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
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