Fluviale Systeme in proglazialen Gebieten der Hochgebirge sind rezent von starken Veränderungen betroffen. Große Mengen an Lockmaterial sind durch das Abschmelzen der Gebirgsgletscher für den fluvialen Transport verfügbar. Die Variabilität des Abflussverhaltens der gletschergespeisten Bäche spiegelt sich in den abgelagerten Sedimenten der Schwemmkegel und Terrassen wider. Mitunter kommt es dort zu sehr kurzfristigen Laufveränderungen (braided river system). In den unterstrom liegenden Bachabschnitten ist oft die für Hochgebirgsbäche typische step-pool-Sohlmorphologie der Bachsohle entwickelt. Die Untersuchungen der funktionalen Abhängigkeiten zwischen fluvialem Sedimenttransport und Sohlmorphologie bzw. Laufmuster proglazialer Gerinne sollen zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise proglazialer Fließgewässersysteme führen. Zusätzlich wird der Ansatz eines ganzheitlichen Sedimenthaushaltes (holistic sediment budget) verfolgt. Dabei sollen erstmalig die klassischen Ansätze der Fluvialgeomorphologie mit innovativen nicht invasiven hochauflösenden Methoden (ALS, TLS, GPR, DGPS) gekoppelt werden.
Ziel der angewandten Forschungsarbeit ist es, eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts Entleerung Gepatschspeicher (geplant für Jänner 2016) gemeinsam mit der TIWAG durchzuführen, um die Veränderungen in der Gewässertrübe zu messen und diese hinsichtlich ihrer ökologischen Bedeutung zu interpretieren. Das Projekt kann als eine Pilotstudie für SED AT (Phase 2) gesehen werden, indem unterschiedliche Aspekte für ein zukünftiges Sedimentmanagement von Kraftwerksspeichern untersucht werden sollen (Datensicherung, Monitoringaufbau). Das Projekt Schwebstoffmonitoring und begleitende wissenschaftliche Untersuchungen zur Entleerung des Gepatschspeichers ist in ein vierstufiges Konzept gegliedert: (a) Pre-Monitiong (Beginn April 2015): Erhebung und Analyse der Trübe, Schwebstofffrachten und Feinsedimentauflagen an den Kiesbänken am Inn unter Berücksichtigung der natürlichen Variabilität. (b) Detailliertes Monitoring der Speicherabsenkung selbst (Jänner - März 2016). (c) Vergleich und Diskussion der Ergebnisse der Speicherabsenkung mit den natürlichen Variabilitäten bzw. den Erkenntnissen aus bereits bisher durchgeführten Studien (z.B. Schwall Alpenrhein) (März - Juli 2016). (d) Handlungsempfehlung, Erstellung eines Monitoringkatalogs für (Juli 2016 - Oktober 2016).