Fachleute besorgt über Fehlbildungen bei Meeresbewohnern – Ursachenforschung in Nord- und Ostsee nötig Die Geschlechtsorgane der Aalmutter (Zoarces viviparus) in Nord- und Ostsee sind geschädigt. Das zeigt eine Untersuchung für die Umweltprobenbank des Bundes (UPB), die das Institut für angewandte Ökologie (IFAÖ) an den Geschlechtsorganen (Gonaden) dieser Meeresfische durchführte. Die UPB sammelt bereits seit 1985 jährlich tausende Proben aus der Umwelt und vom Menschen. Diese werden eingelagert und stehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für Analysen der Schadstoffbelastung zur Verfügung. So erlaubt der Probenstock der Aalmutter repräsentative Rückschlüsse auf die Chemikalienbelastung dieses typischen Küstenfisches in Nord- und Ostsee. Erstmals hat die UPB nun die Geschlechtsorgane eines jährlichen Aalmutterfangs auf Veränderungen des Gewebes untersuchen lassen. Das von der UPB damit beauftragte Rostocker Institut für angewandte Ökologie (IFAÖ) fand Besorgnis erregende Ergebnisse: Eindeutig weibliche Geschlechtszellen bildeten sich in den Hoden der männlichen Aalmutter. Solche Fehlbildungen werten Fachleute als Indiz für eine Belastung der Tiere mit hormonell aktiven Schadstoffen, die in das Fortpflanzungssystem eingreifen. Diese so genannten endokrinen Stoffe können mit der Produktion und Verwendung von Industriechemikalien oder der Anwendung von Haushaltsprodukten, Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten in das Meer gelangen. Hinweise auf die Verweiblichung männlicher Fische in der Ostsee gibt es bereits seit längerem. Erstmalig entdeckte das IFAÖ diese Fehlbildung nun auch in Aalmuttern der deutschen Nordsee. In den Geschlechtsorganen der weiblichen Aalmuttern fanden die Rostocker Fachleute ebenfalls Fehlbildungen: Die Eizellen in den Eierstöcken waren bereits Wochen vor der Geschlechtsreife und dem Beginn der Paarungszeit massiv degeneriert. Dieses Phänomen ist als unspezifischer Indikator für Stress bekannt, den nicht nur Chemikalien, sondern auch andere Faktoren hervorrufen können. Neu ist das Ausmaß der Veränderung: In nahezu jeder gefangenen Aalmutter fanden die Fachleute mittelschwere bis schwere Degenerationen der Eizellen. Welchen Einfluss haben diese Schädigungen der Geschlechtsorgane auf den Fortpflanzungserfolg der Aalmutter? Die wenigen Eizellen in den Hoden beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit der Männchen wahrscheinlich nicht nennenswert. Bei den Weibchen besteht hingegen der begründete Verdacht, dass die deutlichen Befunde auf eine gestörte Fruchtbarkeit der Tiere hinweisen. Die Ursachen dieser degenerativen Veränderungen sind derzeit noch nicht hinreichend bekannt. Die UPB untersucht jetzt weitere Aalmuttern, die von anderen, zum Teil unbelasteten Stellen in Nord- und Ostsee stammen. Die Studien sollen zeigen, ob und falls ja, welchen Anteil Chemikalien an den Veränderungen der Geschlechtsorgane haben und welche anderen Ursachen in Frage kommen. Dessau, 29.05.2008
Deutsch: Ohtani et al. untersuchten, ob eine kurzzeitige Exposition mit starken mittelfrequenten Magnetfeldern (IF-MF) genotoxische Wirkungen bei Mäusen zeigt. Diese Studie ist interessant, weil sich die Technik der drahtlosen Energieübertragung schnell verbreitet, jedoch die Anzahl von Studien über mögliche gesundheitliche Auswirkungen noch gering ist.
600 Jahre Fischereiaufsicht und seit 1639 als Staatliche Fischereiaufsicht im heutigen Berliner Raum oder vom Pristabel, Pritzstabelamt, Oberfischmeister/Fischereiamt der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg, Fischereiamt von Groß-Berlin zum Fischereiamt Berlin . Die Ausübung der Fischerei läßt sich im Berliner Raum seit der mittleren Steinzeit (8000 – 3000 v. Christus) nachweisen. Dahme, Spree und Havel mit ihren vielen Krümmungen, üppigem Gelegewuchs und seichten Ufern boten ideale Voraussetzungen dafür. Einer der ersten urkundlichen Hinweise auf die Fischereiausübung im Berliner Raum ist Markgraf Woldemar’s Überlassung des Fischzolls zu Berlin und Cölln an das Jungfrauenkloster zu Spandau (1318). Viele weitere Fischereiurkunden des 14. Jahrhunderts sowie des Mittelalters belegen das Wachstum des Gemeinwesens. Zwei zu Spandau (1407) und Köpenick (1487) als Wasservögte eingesetzte markgräfliche Privatbeamte bilden die nachweisbare Keimzelle jener von als Pritzstabeln [wendisch: Pristaw = Aufseher] zunächst privatrechtlich, von 1639 an polizeilich wahrgenommenen Staatlichen Fischereiaufsicht. Als Vorsteher der markgräflichen Gewässer (so er der hern water tu der tyd vorstund) schlichtete Petze Dines 1407 einen Streit wegen unrechtmäßiger Fischerei zwischen den Fischern von Spandau und denen von Berlin und Cölln. 1487 tritt ein Pristabel in Köpenick einem den Fischereigerechtigkeiten zu weit gehenden Anspruch der Gemeinde Rahnsdorf entgegen. Das Pritzstabelamt zu Spandau ist damit das nachweisbar älteste im Berliner Raum; es blieb bis 1949 in ununterbrochener Folge besetzt. Als lediglich die Polizei über die Fischerei ausübende Gewalt entstand im Laufe der Jahrhunderte das Pritzstabelamt. 1639 wird ein Pritzstabel mit Besoldung in Spandau bestellt. 1668 werden die Pritzstabel erstmals als öffentliche Fischerei-Aufseher benannt, wiederholt im Fischereiedikt von 1682. Deren Aufgabe war nicht ungefährlich. Mit “mörterlicher Gewehr” wurde der Pritzstabel Hans Mahnkopf, Vorfahre eines bis heute erhaltenen Fischergeschlechtes, von den Heiligenseer Fischern angefallen (1660). Zu seiner Durchsetzung bot der Kurfürst Reiter auf. – Nach dem viel späteren Tode Mahnkopf’s erhält die Witwe ein Gnadengehalt als Pension. Die Gehälter sind “mischfinanziert”, einerseits aus Zuschüssen der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, andererseits aus freiwilligen Beiträgen der Fischereiinteressenten, was gelegentlich zu Bestechungsfällen führte. Die unzureichende Besoldung der Pritzstabel führte oft in eine unwürdige Abhängigkeit. Die Fischer ließen sich nicht zur Ordnung zwingen, drohten mit Schlägen und taten auf den Strömen “wie was sie wollten”. Die Besoldung der Aufsichtsbeamten besserte sich erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts; auf die Beitragserhebung zur Besoldung in den zu beaufsichtigenden Fischergemeinden wurde aber immer noch nicht verzichtet. Erst 1867 wurden die Pritzabel in die königliche Domänenverwaltung übernommen, dort voll besoldet. 1907 tauschten die Fischereiaufsichtsbeamten ihren alten “Pritzstabel”-Namen gegen den eines königlichen Fischmeisters. 1919 wurde die Amtsbezeichnung in “Fischmeister” abgeändert. Seit 1615 übergeordnet waren den Pritzstabeln die im Nebenamt tätigen kurfürstlichen Fischmeister, welchen in der kurfürstlichen Amtskammer das Dezernat Märkische Fischerei unterstand. Sie waren entscheidende Autorität bei Kompetenzstreitigkeiten, im 17. und 18. Jahrhundert Chefs der Fischereipolizei. Eine Strafgewalt stand ihnen ebenfalls zu. Die Aufgabenstellungen waren, übrigens wie heute noch der Fall, einerseits die der Verwaltung der Domänenfiskalischen Fischereien, andererseits die der ordnungsrechtlichen Fischereiaufsicht. – Im Zuge der Namensänderung vom Pritzstabel zum Fischmeister erfolgte die des Fischmeisters zum Oberfischmeister. Am 1.8.1919 wurde mit Dr. Quiel der erste hauptamtliche Oberfischmeister für die Provinz Brandenburg berufen. Neuer Amtsitz der gleichnamigen Dienststelle wurde Friedrichshagen bei Berlin, aber bereits 1925 nach Charlottenburg, Kaiserdamm 1, in das Oberpräsidium verlegt. Im Zuge einer 1940 erfolgten Besoldungsrechtsänderung wird die Bezeichnung “Oberfischmeister” in “Regierungsfischereirat” abgewandelt, die Bezeichnung der Dienststelle wird demzufolge in “Fischereiamt der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg” geändert. Mehrfach ausgebombt findet sich das Amt 1945 in Berlin Friedrichshagen wieder mit der Bezeichnung “Fischereiamt von Groß-Berlin”. Diesem zugeordnet sind die Fischmeisterstellen in Köpenick und Spandau. Im Zuge der Teilung Berlins (1948) wurde aus dem Fischmeister in Spandau das heutige “Fischereiamt Berlin”, mit den Aufgaben biologischer und ordnungsrechtlicher Fischereiaufsicht, Verwaltung der staatlichen Fischereirechte, sowie Wahrnehmung zahlreicher Beratungsaufgaben auf dem Sektor der Fischerei. Dieses Amt führt die über Jahrhunderte hinweg bis heute unverzichtbar gebliebene Aufgabe des Fischschutzes, des Schutzes der natürlichen Grundlagen der menschlichen Ernährung fort. – Am Tage der deutschen Vereinigung, dem 3. Oktober 1990, wurde die seit 1948 für einen Zeitraum von gut 42 Jahren gespalten gewesene Fischereiaufsicht für den östlichen Landesteil von Berlin auf das Fischereiamt Berlin übertragen. Das im östlichen Landesteil von Berlin vorhandene Aufsichtspersonal wurde vollständig übernommen, stellt bis heute einen wertvollen und nicht missenswerten Zugewinn für die Durchführung der Fischereiaufsicht im Lande Berlin dar. Erste ordnungsrechtliche Grundlage war die Ordnung der Fischerei auf dem Havelstrom und anderen Hauptgewässern, die Kurfürst Joachim II. am 13. Oktober 1551 erließ. Am 23. Februar 1574 mußte Kurfürst Johann Georg eine neue Fischereiordnung erlassen. – Ihm war Klage gekommen, die Wasser seien so verwüstet, daß, wenn nicht Abhilfe geschaffen, in kurzer Zeit die “Untertanen von diesen Gnadenreichen Landessegen, Göttlicher allmacht, nicht alleine ire Nahrung und handtierung (wie bis anhero geschehen) nicht haben, besonderen an irer eigener notturft mangel, steigerung, und teurung leiden und erfinden würden”. Kurfürst Friedrich III. erließ 1690 eine “Erneuerte Fischer-Ordnung”, der dann erst 1874 das “Fischereigesetz für den Preußischen Staat” folgte, welches 1917 vom “Preußischen Fischereigesetz” abgelöst wurde. Die Fischerei in der Berliner Umgebung war niemals frei ausübbar gewesen. Die Fischergemeinden und Innungen waren stets auf ein landesherrliches Privileg angewiesen und mußten hierfür als Gegenleistung bis in das 18. Jahrhundert vielerlei Dienste verrichten. Die Fischereiausübung mit großen Fanggeräten aber stand der Landesherrschaft zu, die diese Berechtigungen durch ihre Domänenkammer an Garnmeister verpachtete. Wiederholt bekunden Schriftsteller im Mittelalter, daß der Fischreichtum in Brandenburg überraschend groß gewesen ist. Doch werden bereits um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit Stimmen laut, die vor einer unverständigen, übermäßigen Ausübung der Fischerei warnen, so auch Martin Luther, der für die Mark das Fehlen von Holzungen und Fischen voraussah. Martin Luther hat Recht behalten. Störe laichten in der Spree, der wohl letzte wurde dort 1845 in Nähe der Langen Brücke gefangen. Neunaugen, Lachse, im Mittelalter häufig auf den Berliner Fischmärkten angeboten, sind ebenso längst ausgeblieben. Die Fischerei der Mark zwischen EIbe und Oder ist zu Zeiten primitiven und auf die natürliche Landschaft gegründeten Wirtschaftsbetriebes in der Lage gewesen, rd. 30 – 40.000 Menschen zu ernähren. 1895 ernährte die Havelfischerei von Spandau bis zur Mündung noch rd. 2.500 Menschen, wohl etwa 69 Familien befischten damals die Berliner Havel in beruflicher Weise. 1989 (Berliner Havelfischerei) waren es immerhin noch sechs Familien, die hauptberuflich und neun, die dem Fischfang auf überkommene Weise nebenberuflich nachgingen, zusammen mit rd. 16.000 Anglern. Vierzig dieser Fischereirechte auf der Havel Berlins wurden ausschließlich durch Vergabe von Angelkarten genutzt. Im Zuge der Vereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 wird das Fischereiamt, seit dem 23. Oktober 1987 mit Sitz am Stößensee, Havelchaussee 149/151, 14055 Berlin (Charlottenburg), in einem für dessen Aufgaben neu hergestellten Amtsgehöft mit Bootshaus, Aquakulturanlage und Büroräumen, wieder für ganz Berlin zuständig und erhält damit das Aufsichtsgebiet übertragen, das es zusammen mit dem Fischmeister in Berlin-Köpenick zwischen 1945 und 1948 als Fischereiamt von Groß-Berlin hatte. Das Aufsichtsgebiet besteht seitdem aus insgesamt 5.800 ha Gewässerflächen und wird hauptsächlich von den flussseenartig geformten Gewässerstrecken des Spree-/Dahme- sowie des Havelsystems, mehreren Fließen und zehn Schifffahrtskanälen gebildet. Darin enthalten sind aber auch etwa 60 Landseen von mehr als 1 ha Ausdehnung sowie ungefähr 500 Teiche oder Pfuhle; Das fischereilich genutzte Aufsichtsgebiet verdoppelte sich von 2.700 ha Wasserflächen auf annähernd 5.400 ha; Die Anzahl der im Haupterwerb tätigen Berufsfischereibetriebe stieg von sechs auf vierzehn, in den fünfundzwanzig Kräfte beschäftigt sind, an, wobei Zuwächse sowohl im westlichen als auch dem östlichen Landesteil von Berlin erfolgten; Die Anzahl der im Nebenerwerb tätigen Berufsfischer erhöhte sich auf sechzehn; Von den rd. 150 aus dem Mittelalter überkommenen Fischereiprivilegien (Koppelfischereiberechtigungen) werden mehr als 40 Fischereirechte damit immer noch von entsprechend beruflich ausgebildeten Fischern beruflich genutzt, die restlichen im Wege der Angelkartenausgabe an etwa 30.000 Personen. Angler und Berufsfischer ernteten im Jahr 2023 insgesamt 236 t Fisch in den 5.545 ha fischereilich genutzten Berliner Gewässern, also rund 43 kg Fisch/ha Wasserfläche.
Bauhaus der Erde - Initiative für eine Bauwende Durch Errichten, Nutzung und Rückbau von Gebäuden ist der Bausektor ein bedeutender Treiber des Klimawandels. Das muss sich schleunigst ändern, soll das Pariser Klima-Abkommen nicht scheitern. Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber fordert deshalb von allen Verantwortlichen eine Bauwende. Die weltweite Substitution von Stahlbeton durch organische Baustoffe wie Holz oder Bambus würde erhebliche Mengen an klimaschädlichen Emissionen vermeiden. Darüber hinaus würde sogar eine mächtige CO 2 -Senke entstehen. Vor diesem Hintergrund hat Schellnhuber jetzt zusammen mit der Architektin Annette Hillebrandt und rund 20 weiteren Persönlichkeiten die „Bauhaus der Erde“ gGmbH gegründet. Der UBA -Präsident Dirk Messner hat das „Bauhaus der Erde“ fachlich mitinitiiert und unterstützt die Initative auch weiterhin fachlich. Als Keimzelle einer globalen Bewegung hat sich die Initiative zum Ziel gesetzt, die gebaute Umwelt nachhaltig zu transformieren. In Anlehnung an die Bauhaus-Bewegung des 20. Jahrhunderts wählt das „Bauhaus der Erde“ einen ganzheitlichen Ansatz. Es will einen breiten gesellschaftlichen Diskurs anstoßen, der eine neue Vision der gebauten Umwelt hervorbringt. Es gilt, diese Vision, die sich an den Begriffen Nachhaltigkeit , Teilhabe und Ästhetik orientieren sollte, in den nächsten Jahrzehnten umzusetzen. Für die entsprechenden Aktivitäten hat das „Bauhaus der Erde“ eine Startförderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro von der „Laudes Foundation“ erhalten. Mehr Informationen zur Initiative: https://www.bauhausdererde.org .
Im ersten Schritt sollte geklärt werden, ob das vorgesehene Gebiet sich grundsätzlich dafür eignet, über ein Nahwärmenetz versorgt zu werden. Anhaltspunkte dafür liefern die Ergebnisse der verkürzten Wärmeplanung und ab Mitte 2026 die Gebietseinteilung im Wärmeplan der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Gesamtstädtische Wärmeplanung für das Land Berlin Im Detail sollten insbesondere folgende Voraussetzungen geprüft werden: Bereits vorhandene Wärmenetze im Planungsgebiet oder angrenzenden Gebieten: Ist bereits ein Wärmenetz im Gebiet vorhanden, wird in der Regel ein Anschluss an dieses Netz ressourceneffizienter und kostengünstiger sein als die Errichtung eines neuen Netzes. Vorhandene Wärmenetze in benachbarten Gebieten sollten daraufhin überprüft werden, ob es ein Potenzial zur Erweiterung gibt und ob ggf. sogar bereits entsprechende Pläne des Betreibers existieren. Ausreichender spezifischer Wärmebedarf: Wenn ein Gebiet nur wenig bebaut ist und die vorhandenen Gebäude insgesamt nur eine geringe Wärmeabnahmemenge benötigen, wird der Betrieb eines warmen Nahwärmenetzes in der Regel nicht wirtschaftlich sein. Als Orientierungswert für die Abschätzung, ob ein Gebiet grundsätzlich für eine netzgebundene Wärmeversorgung infrage kommt, empfiehlt der Handlungsleitfaden Kommunale Wärmeplanung (PDF, 8.9 MB) der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA-BW), die Wärmebedarfsdichte heranzuziehen. Der Handlungsleitfaden enthält folgende Richtwerte auf Basis von Erfahrungswerten aus der Praxis: Die Eignung eines Gebietes sollte jedoch stets im Einzelfall und vor dem Hintergrund aktueller technischer Möglichkeiten und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen geprüft werden. Insbesondere kalte Nahwärmenetze können auch in Gebieten mit geringer Wärmedichte ein geeigneter Ansatz sein. Einen ersten visuellen Anhaltspunkt dafür, ob ein Gebiet innerhalb Berlins einen ausreichend hohen Wärmebedarf hat, um den wirtschaftlichen Betrieb eines Wärmenetzes zu ermöglichen, bietet der Berliner Energieatlas mit der Karte “Gebäudeeignung für ein zentrales oder dezentrales Wärmeversorgungssystem” . Beachten Sie aber bitte: Die Karte soll nur der Orientierung dienen, sie stellt keinen Wärmeplan dar und ist auch nicht als gesamtstädtische Strategie zu verstehen. Grobcheck vorhandener Potenziale: Wichtig für die Konzeptionierung eines emissionsarmen Nahwärmenetzes ist die Frage, welche Abwärme- oder erneuerbaren Energiequellen im Gebiet zur Verfügung stehen. Energieatlas Berlin Potenzialanalysen Darüber hinaus ist es empfehlenswert, bereits in dieser ersten Phase zu prüfen, wie viele Gebäudeeigentümer und -eigentümerinnen im Gebiet ein grundsätzliches Interesse an einem Nahwärmeanschluss haben. Dies kann beispielsweise mit einer Informationsveranstaltung oder einer Reihe von Veranstaltungen verknüpft werden, zu denen die Eigentümerinnen und Eigentümer eingeladen und über die Idee zu einem Nahwärmenetz im Gebiet informiert werden. Von besonderer Bedeutung ist das Vorhandensein von Großverbrauchern, beispielsweise öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Schwimmbädern, Seniorenheimen, großen Mehrfamilienhäusern o.ä. Sie können als sogenannte Ankerkunden die Keimzelle des neuen Nahwärmenetzes bilden und dafür sorgen, dass das Wärmenetz auch dann schon wirtschaftlich betrieben werden kann, wenn weitere Gebäude im Gebiet erst nach und nach angeschlossen werden. Es ist empfehlenswert, im Vorfeld abzuschätzen, ob und wie ein Nahwärmenetz im einschlägigen Fall wirtschaftlich betrieben werden kann, und welcher Anzahl von Gebäuden (Anschlussrate) dies in etwa entspricht. Dann können (beispielsweise im Rahmen der Informationsveranstaltungen) zunächst unverbindliche Interessensbekundungen eingesammelt werden. Wird die Mindestanzahl von interessierten Eigentümerinnen und Eigentümern und letztlich Gebäuden erreicht, ist dies eine gute Voraussetzung, um das Projekt weiter voranzutreiben. Ist dies nicht der Fall, muss gegebenenfalls noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. Weiter zur Konzeptphase
Der Molkenmarkt, als einst historisches Zentrum Berlins, ist gegenwärtig nur noch schwer erkennbar. Wo heute überdimensionierte Straßen und Parkplatzflächen den Raum prägen, standen einst zahlreiche geschichtsträchtige Häuser in unmittelbarer Nähe des ältesten Marktplatzes der Stadt. Durch Zerstörung und Umgestaltung verlor der Molkenmarkt seine Bedeutung als lebendiges Stadtquartier und die heutigen historischen Bauten, wie das Rote Rathaus und die Parochialkirche, stehen beziehungslos zueinander im Stadtgrundriss. Durch den am 14.09.2016 festgesetzten Bebauungsplan (B-Plan) 1-14 (PDF, 5.7 MB) wurde die Grundlage geschaffen, eine städtebauliche Neustrukturierung vorzunehmen und den Molkenmarkt in Annäherung an seinen historischen Grundriss für die Menschen zurückzugewinnen. Der Fokus dafür liegt in der Umverlegung der Grunerstraße in den Verlauf der Gustav-Böß-Straße und den damit verbundenen Änderungen der angrenzenden Straßenverläufe. Gleichzeitig wird durch die Maßnahme neuer Raum zur innerstädtischen Bebauung aus ungenutzten Arealen geschaffen. Die im Lageplan dargestellte Bebauung stammt aus der Bebauungsplanstudie aus dem Jahr 2009 und wird derzeit durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen weiterbearbeitet. Projekte im Städtebau (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen): Molkenmarkt Weitere Informationen zu Projekten im Stadtzentrum (Stadtwerkstatt) Die Straßenbaumaßnahme wird in zwei Bereiche unterteilt. Zum einen in den “Umbau Mühlendamm/Molkenmarkt/Grunerstraße (Hauptstraßenzug) von Mühlendammbrücke bis Littenstraße einschließlich den Anschlüssen Spandauer Straße bis Stralauer Straße” und zum anderen in den “Umbau der Quartiersstraßen im Klosterviertel (Bereich Molkenmarkt/Klosterviertel)”. Zunächst ist der neue Hauptstraßenzug als Ortsdurchfahrt der Bundesstraße B1 zu errichten. Erst nach der Verkehrsfreigabe der neuen Straße stehen die ehemaligen Straßenflächen für Hochbauaktivitäten zur Verfügung. Aktuell ruht die Planung für die Hochbaumaßnahmen und damit für die Quartiersstraßen mit dem Ziel einer ökologischen Neuausrichtung der Planungsinhalte im Kontext der Schaffung eines ökologischen Musterquartiers Klosterviertel. Es ist vorgesehen, sowohl die Stadtgesellschaft als auch verschiedene Behörden in den Prozess einzubeziehen. Ein Baubeginn ist aus diesem Grund derzeit nicht absehbar. Das Vorhaben Verkehrsführung Der Bau Voruntersuchungen Im Rahmen der Bebauungsplanbearbeitung wurde bereits eine Umweltprüfung vorgenommen, die im B-Plan 1-14 (PDF, 5.7 MB) in Kapitel II – Umweltbericht – vollständig eingearbeitet ist. In dieser werden unter anderem die Schwerpunkte des Schallschutzes, der Schadstoffbelastung und der Vegetationsflächen behandelt. Relevante Ergebnisse sind zum einen die schallschutztechnischen Anforderungen, die durch ergänzende Maßnahmen an Bestandsgebäuden im Einflussbereich der Hauptverkehrsstraßen erreicht werden sollen, als auch die Maßnahmen zur Einhaltung der Immissionsgrenzwerte an der zukünftigen Gebäudeecke Molkenmarkt/Grunerstraße. Außerdem kommt es während der Baumaßnahme zu erheblichen Änderungen und Verlust von Vegetationsflächen. Diese werden im Zuge des Baus entlang der neuen Straßenzüge durch Ersatzpflanzungen und neue Grünflächen ausgeglichen. Insgesamt werden ca. 140 Straßenbäume neu gepflanzt. Die neuen Verkehrsführungen wurden unter Berücksichtigung der Strategien des „Stadtentwicklungsplans Verkehr und den Verkehrsprognosedaten des Landes Berlin 2025“ geplant. Die verkehrliche Leistungsfähigkeit wurde durch Gutachten im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans 1-14 nachgewiesen. Der neue Hauptstraßenzug als Teil der Bundesstraße 1, im Lageplan als Mühlendamm, Molkenmarkt und Grunerstraße (neu) bezeichnet, wird auch in Zukunft stark befahren sein. Daher werden die Querschnitte und die Gestaltung weiterhin die Charakteristika einer großstädtischen Hauptstraße aufweisen. Es erfolgt eine drei streifige Ausbildung der Fahrbahnen je Fahrtrichtung mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h. Durch die Umverlegung der Grunerstraße in den Verlauf der Gustav-Böß-Straße, werden Kreuzungspunkte neu strukturiert. Der bisherige überdimensionierte Verkehrsknoten Grunerstraße – Stralauer Straße – Spandauer Straße – Mühlendamm wird zukünftig durch eine Kurve, d.h. den Molkenmarkt verbunden und intelligent mittels Lichtsignalanlagen (LSA) geregelt. So soll für alle Verkehrsteilnehmer ein zügiger Verkehrsfluss sichergestellt werden. Im Jahre 2015 wurde die Planung auf Grund neuer Randbedingungen angepasst. Hauptaugenmerk lag dabei auf der Verbesserung der Radwegführung, die im Wesentlichen bereits den Kriterien des 2018 erlassenen Mobilitätsgesetzes entspricht. Für Fußgänger und Radfahrende werden attraktive Räume im Straßenland geschaffen und deren Verkehrssicherheit erhöht. Unter anderem werden zusätzliche Querungsmöglichkeiten getrennt für Fußgänger und Radfahrende angeordnet, Bushaltestellen werden barrierefrei ausgebaut und Radwege werden in komfortabler Asphaltbauweise ausgebaut. Von der Mühlendammbrücke kommend wird der Radverkehr auf einem 2 m breiten Radweg auf Gehwegniveau geführt. Dieser Radweg wird vor der Stralauer Straße auf 2 × 2 m erweitert, um für den geradeausfahrenden und den rechtsabbiegenden Radfahrenden jeweils eine separate Aufstellfläche zu schaffen. Die Signalisierung wird entsprechend angepasst. In Richtung Mühlendammbrücke wird ein 4,75 m, d.h. überbreiter Bussonderfahrstreifen markiert, der gleichzeitig den Radverkehr integriert. Hält der Bus in der Bushaltestelle, kann der Radfahrende sicher den Bus überholen. Entgegen der bisherigen Planung stehen dem motorisierten Individualverkehr hier zwei statt drei Fahrstreifen zur Verfügung, allerdings ist durch die Änderung an der LSA nunmehr die Abbiegebeziehung vom Molkenmarkt in Richtung Stralauer Straße möglich. Die Planaktualisierung, Lageplan Unterlage 5.1, Blatt 1, Stand März 2020, steht als Download zur Verfügung. Durch die Baumaßnahme werden die bisherigen Parkmöglichkeiten am Roten Rathaus entfallen. Alternativ stehen Parkplätze im Parkhaus an der Grunerstraße bzw. in der Tiefgarage unter der Alexanderstraße zur Verfügung. Entsprechend der historischen Bedeutung des Areals und der gewünschten gestalterischen Aufwertung des gemäß den B-Planfestsetzungen geplanten Stadtquartiers werden hochwertige Materialien verbaut, welche zudem wesentlich robuster und dauerhaft haltbarer sind. Im Straßenzug Mühlendamm-Molkenmarkt-Grunerstraße werden die Anlagen der Straßenbeleuchtung grundlegend mit LED-Leuchtmitteln neu konzipiert. Dabei wird das bestehende Beleuchtungskonzept im Umfeld des Alexanderplatzes mit Typ Urbi 3-Leuchten aufgegriffen und doppelarmige Leuchten, teils mit einer zusätzlichen Gehwegausleuchtung, errichtet. Die Gehwege werden mit vergüteten, geschliffenen Berliner Platten mit typischen Bischofsmützen im Diagonalverband ausgestattet. Die Fahrbahnen werden mit Natursteinborden aus Granit eingefasst. Im Bereich des Molkenmarktes entstehen attraktiv gestaltete Platzflächen mit Baum- und Bankstandorten, die zum Verweilen einladen. Die Befestigung greift die Thematik der Alten Münze auf: Natursteine werden kreisrund in Anlehnung an Münzen gepflastert. Die artenreichen Baumpflanzungen mit Amberbäumen, Gleditschien, Ulmen, roter Feldahorn und Japanischen Schnurbäumen erfolgen in einem hochwertigen Pflanzsubstrat. Daran schließt ein mit Blähton angereicherter Boden an, der Wasser speichern kann und somit auch im Innenstadtbereich gute Wachstumsbedingungen schafft. Die Baumscheiben entlang der Grunerstraße und im Bereich der Bushaltestelle Stralauer Straße werden mit einer wasser- und luftdurchlässigen gebundenen Abdeckung versehen, welche betretbar und leicht zu reinigen ist. Hochwertige Strauchpflanzungen erfolgen in Grünbeeten zwischen Gehweg und Radweg in der Innenkurve des Molkenmarktes direkt neben dem Nikolaiviertel. Zum Schutz dieser Flächen wird ein ca. 25 cm hohes Rabattengitter etabliert. Die Mittelstreifen werden mit Rasen begrünt, um neben Versickerungspotentialen auch optisch und naturräumlich einen Akzent zu setzen. Ausreichend stabile Fahrradabstellmöglichkeiten – Typ Kreuzberger Bügel – werden angeboten. Im Bereich des Mühlendamms und im neuen Straßenabschnitt Molkenmarkt wird zwischen den Fahrtrichtungen eine Trasse für eine zukünftige Straßenbahnlinie freigehalten Die BVG Berliner Verkehrsbetriebe wird hierfür ein gesondertes Planfeststellungsverfahren durchführen. Die Vorbereitungen für das Planfeststellungsverfahren laufen. Weitere Informationen zur Straßenbahn-Planung Während der gesamten Planung wurde eine enge Zusammenarbeit mit tangierenden Behörden, Versorgungsunternehmen, Stiftungen und künftigen Bauherren angestrebt. Vor allem das Landesdenkmalamt (LDA) wurde für die archäologischen Erkundungen einbezogen. Auf diese Weise konnten die Grabungen der historischen Überreste mit dem Straßenbau vereint werden. Die erforderlichen passiven schallschutztechnischen Maßnahmen an Bestandsgebäuden können auf Kosten des Vorhabenträgers (Land Berlin) von den Grundstückseigentümern vorgenommen werden. Die Kostenerstattung wird vertraglich mit den einzelnen Eigentümern geregelt. Der Molkenmarkt gilt als ältester Markt Berlins. Über ihn verläuft die achthundert Jahre alte Verkehrsader, die über den ältesten Spreeübergang des Mühlendamms hinweg die mittelalterliche Doppelstadt Cölln-Berlin verband. Ziel der Untersuchung ist es, die Entwicklung dieser Keimzelle Berlins von der Stadtgründung vor ca. 800 Jahren zu ergründen. Für die künftigen Straßenbereiche bedeutet dies eine bauvorgreifende bzw. baubegleitende Erkundung in Verantwortung des Landesdenkmalamtes (LDA). Im archäologisch bedeutsamsten Bereich des Alten Berlin kam und kommt es zu großflächigen archäologischen Grabungen des LDA, die so im Vorfeld nicht bekannt bzw. erwartet waren. Im Rahmen dieses komplexen Gesamtvorhabens gilt es, den großflächigen Neubau der Grunerstraße, die Um- und Neuverlegung der gesamten unterirdischen Infrastruktur der geplanten Straßen und Wohnquartiere sowie die angemessene archäologische Dokumentation der im Boden erhaltenen historischen Zeugnisse des mittelalterlichen Stadtkerns von Berlin vor ihrer Zerstörung in Einklang zu bringen. Vor diesem Hintergrund besteht die besondere Aufgabe der Verantwortlichen für den Straßenbau, zusammen mit den vor Ort baubegleitend tätigen LDA zu entscheiden, welche historischen Relikte im Boden verbleiben können. Demzufolge werden nur diejenigen Mauerreste zurückgebaut, die einem sicheren, dauerhaften und standfesten Straßenbau entgegenstehen. Parallel zu den Tätigkeiten im Straßenbereich finden umfangreiche Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes innerhalb der künftigen Wohnquartiere am Molkenmarkt und Klosterviertel statt. Siehe hierzu Führungen über die archäologischen Ausgrabungen am Molkenmarkt auf der Webseite des Landesdenkmalamts Berlin. Ab 2020 folgte die Ausgrabung im Areal südlich des Roten Rathauses, d.h. zwischen Gustav-Böß-Straße und der bisherigen Grunerstraße, der als Parkplatz diente, auf einer Fläche von über 6.000 m². Hier befanden sich bereits 30 cm unter der Straßenoberkante erste Relikte alter Bebauungen. Die vollständig ausgegrabenen Mauern, die mit Trümmerschutt verfüllt waren, sind Zeitzeugen des ehemaligen Elektrizitätswerkes und der Umspannstation Spandauer Straße. Das Elektrizitätswerk war im Untergrund in seiner baulichen Struktur unerwartet gut erhalten. Darüber hinaus wurde die gut erhaltene mittelalterliche Nordmauer des Blankenfeldehauses freigelegt. Diese ist von besonderem archäologischem Wert und wird daher als Zeitzeuge unter dem Straßenaufbau weitestgehend erhalten. Im Baufeld der StraIauer Str. wurde ein gut erhaltener Bohlendamm aus dem 12. Jahrhundert, also etwa der Gründungszeit von Berlin, aufgefunden. Dieser musste vorsichtig freigelegt und Teile davon aufwendig geborgen werden. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt, nach eingehenden Untersuchungen, in ein Museum verbracht. Die Straßenbauausführung erfolgt in mehreren Bauphasen. Der Durchgangsverkehr sowie der Quell- und Zielverkehr im Gebiet sind während der Bauausführung gewährleistet. Im Hauptstraßenzug stehen während der Baumaßnahmen zwei Spuren je Fahrtrichtung mit 3,00 m Breite dem motorisierten Individualverkehr zur Verfügung. Beidseitig wird ein mindestens ein 1,50 m breiter Gehweg für Fußgänger angeboten und Querungs-möglichkeiten vorgesehen. Radfahrende erhalten eine ausreichende Breite von mindestens 1,50 m pro Richtung.
Sprechstunde für Bürgerinnen und Bürger Im Rahmen der Rückbauarbeiten der Mühlendammbrücke von Ende Januar bis Anfang April 2025 können Sie Ihre Fragen und Anliegen zu den Bauarbeiten direkt vor Ort einbringen. Termine: 23. Januar, 20. Februar und 20. März 2025 , jeweils 15:00 bis 17:00 Uhr Ort: Besprechungsraum des Baucontainers Ecke Parochialstraße/Jüdenstraße (Folgen Sie der Beschilderung in Form von grünen Pfeilen) Fragen und Anregungen senden Sie gerne auch an brueckeninfo@hier-mittenmang.de Sperrung der Wasserstraße im Bereich der Mühlendammbrücke vom 20.01. bis voraussichtlich 31.03.2025 Pressemitteilung vom 17.01.2025 Südöstlicher Überbau der Brücke ab 04.11.2024 auch für den Fußverkehr gesperrt Pressemitteilung vom 29.10.2024 Sperrung des südöstlichen Überbaus der Brücke ab 15.07.2024 Pressemitteilung vom 11.07.2024 Ausführungsphase Die Mühlendammbrücke ist Teil des verkehrlich und stadträumlich bedeutenden Straßenzugs Molkenmarkt / Gertraudenstraße / Spittelmarkt. Sie überführt im Zuge des Mühlendamms die Bundesstraße 1 vom Molkenmarkt zur Fischerinsel über die Spree in unmittelbarer Nähe der Mühlendammschleuse. Der Straßenzug liegt parallel zur Straße Unter den Linden und stellt eine der Hauptachsen in Ost-West-Richtung im Zentrum von Berlin dar. Der Mühlendammbrücke und ihrem Umfeld kommt in historischer, städtebaulicher und verkehrlicher Hinsicht eine herausragende Bedeutung im ältesten Teil der Berliner Innenstadt zu. Zwischen dem nördlichen Pfeiler und dem Widerlager wird ein Uferwanderweg geführt. Auf der gegenüberliegenden Brückenseite befindet sich die Wehranlage der denkmalgeschützten Mühlendammschleuse. Das Vorhaben Der Bau Verkehrsführung Öffentlichkeitsbeteiligung Zahlen und Daten Die Mühlendammbrücke wurde im Jahr 1968 in Spannbetonbauweise erstellt. Hierbei wurde der Hennigsdorfer Spannstahl verwendet, der als stark gefährdet gegenüber wasserstoffinduzierter Spannungsrisskorrosion gilt. Auf Basis der durchgeführten Kontrolluntersuchungen im Jahr 2019 mussten Sofortmaßnahmen (Einschränkungen des Schwerlastverkehrs, Verhinderung der Befahrbarkeit der Kragarme) ergriffen werden, um die sichere Nutzung der Brücke weiterhin zu gewährleisten. Die Brücke kann aufgrund der Konstruktion, des Bauwerkszustandes und des gestiegenen Verkehrsaufkommens nicht mehr dauerhaft standhalten. Die Restnutzungsdauer der Mühlendammbrücke ist stark eingeschränkt. Zur Ermittlung der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit wurde die Mühlendammbrücke überprüft. Es wurden große rechnerische Defizite in der Tragfähigkeit ermittelt. Der beeinträchtigte Bauwerkszustand ist auf irreversible Rissbildungen in Bereich der Spannkästen zurückzuführen. Aus wirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten ist daher die Instandsetzung der Brücke nicht möglich. Nur durch einen Ersatzneubau kann ein bezüglich Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit verlässliches Bauwerk für den Verkehr zur Verfügung gestellt werden. Um im Zentrum Berlins eine der verkehrlichen Aufgaben und den örtlichen Gegebenheiten angepasste Brückenplanung realisieren zu können, wurde ein Realisierungswettbewerb für den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke ausgelobt. Gegenstand des Wettbewerbes war die Planung des Ersatzneubaus der Mühlendammbrücke über die Spree zwischen Breite Straße und Molkenmarkt im Berliner Stadtbezirk Mitte. Die herausragende innerstädtische Lage der Mühlendammbrücke im Bereich der historischen Mitte stellt besondere Anforderungen an die Gestaltung der neuen Brücke. An diesem Standort befand sich die erste Verbindung zwischen der historischen Doppelstadt Berlin und Cölln, der Keimzelle Berlins; gegenwärtig grenzt die Brücke an heterogene, teilweise denkmalgeschützte Stadtstrukturen. Im näheren Umfeld der Brücke sollen sich lebendige Stadtquartiere entwickeln, wie der Bereich Petriplatz und das Quartier Breite Straße im Süden und der Bereich Molkenmarkt im Norden. Damit bekommt die Brücke zukünftig die Bedeutung eines städtischen Bindeglieds mit hoher Aufenthaltsqualität. Bei der Neuplanung der Brücke sind deshalb drei besondere Herausforderungen zu bewältigen: Abriss und Neubau müssen unter Aufrechterhaltung des starken Verkehrs erfolgen. Die fertiggestellte Brücke wird zunächst ausreichend Raum für intensiven MIV (Motorisierter Individualverkehr) und Busverkehr anbieten müssen. Sie soll aber auch über attraktive Umgestaltungspotenziale verfügen, die im Rahmen der Mobilitätswende aktiviert werden können. Die verschiedenen Verkehrsarten sollen entsprechend der Vorgaben aus dem Mobilitätsgesetz während der verschiedenen Bauabschnitte und Projektphasen weitgehend aufrechterhalten werden, womit besondere Anforderungen an die Planung der Bauabwicklung einzuhalten sind. Die Neuplanung berücksichtigt eine Neuaufteilung der Verkehrsflächen und damit eine Veränderung der Nutzungsanwendungen. Unter Beachtung der planrechtlichen Grundlagen und der einzuhaltenden Planungsvorgaben können sich verschiedene Bau- und Nutzungsphasen ergeben. Voraussichtliche Bauzeit: 2024 bis 2029 Als erstes soll das östliche Teilbauwerk unter Vollsperrung der östlichen Richtungsfahrbahn des Mühlendamms abgerissen werden. Die Verkehre beider Richtungen werden über das verbleibende westliche Teilbauwerk geführt. Nach Fertigstellung des neuen östlichen Teilbauwerks nimmt dieses den Verkehr in beiden Richtungen auf, während das westliche Teilbauwerk abgerissen und erneuert wird. Im Rahmen der Rückbauarbeiten sind keine wesentlichen Beschränkungen des öffentlichen Verkehrs vorgesehen. Es ist allerdings mit Auswirkungen wie Staus zu rechnen, da bauzeitlich jeweils nur ein Teilbauwerk zwei Richtungsverkehre aufnehmen muss. Die Verkehrsführung während der Bauphase 1, den Arbeiten zu den Leitungsumverlegungen, wird in einer 1+1-Verkehrsführung erfolgen, was bedeutet, dass in beiden Richtungen jeweils ein Fahrstreifen zur Verfügung steht. In jeder Fahrtrichtung sind sowohl eine Fahrspur als auch eine Radspur nutzbar. Der Fußgängerverkehr wird in beide Richtungen über das Teilbauwerk 2 geführt. Die Gesamtbaumaßnahme wird in mehrere bauzeitliche Verkehrsführungen untergliedert: Bauphase 0 Verlegung der Leitungen in die Mittellage der Brücke Bauphase 1 Abriss Brückenteilbauwerk 1, Ersatzneubau Brückenteilbauwerk 1, parallele Leitungsarbeiten innerhalb des östlichen Baufeldes Bauphase 2 Abriss Brückenteilbauwerk 2, Ersatzneubau Brückenteilbauwerk 2, parallele Leitungsarbeiten innerhalb des westlichen Baufeldes Am 9. Juli 2024 lud die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) zu einer Informationsveranstaltung über den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke in Berlin-Mitte ein. Ort der Veranstaltung war die Alte Münze am Molkenmarkt. Dort wurden detaillierte Einblicke in die Planung und die bevorstehende Ausführung des Projekts vorgestellt. Die Präsentation ist auf der meinBerlin-Plattform zur Einsicht verfügbar. Am 5. Dezember 2024 fand eine Informationsveranstaltung über den Ersatzneubau der Mühlendammbrücke in der Alten Münze statt. Es wurden Planungen und die erste Bauphase (Abriss des östlichen Teilbauwerks) vorgestellt. Ziel ist eine moderne, sichere und leistungsfähige Verkehrsverbindung. Sprechstunde für Bürgerinnen und Bürger zu den Rückbauarbeiten 23. Januar, 20. Februar und 20. März 2025, jeweils 15:00-17:00 Uhr Weitere Informationen Weitere Öffentlichkeitsveranstaltungen sind in Vorbereitung. Die Baumaßnahme wird im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit Bundes- und Landesmitteln gefördert.
Gercken, Jens Institut für Angewandte Ökologie Forschungsgesellschaft mbH (2009), FKZ 30102029 Bei der in den Küstengewässern von Nord- und Ostsee lebenden Aalmutter handelt es sich um eine Fischart, die sich als besonders vorteilhaft für das marine Schadstoff- und biologische Effektmonitoring erwiesen hat. Zum einen erfüllt sie wegen ihrer vergleichsweise hohen Standorttreue eine wichtige Voraussetzung für das biologische Monitoring, zum anderen ist sie u.a. aufgrund ihrer viviparen Fortpflanzung zur Erfassung von reprotoxischen Stress- und Schadstoffeffekten prädestiniert. Die Aalmutter wird bereits seit vielen Jahren von der Umweltprobenbank des Bundes (UPB) als Bioindikator für die Belastung des marinen Lebensraums mit Schadstoffen verwendet. So werden im Rahmen des jährlich durchgeführten Monitorings Aalmuttern an zwei Stationen im Wattenmeer und einer Station in der Ostsee gefangen, um Proben von Muskulatur und Leber für die aktuelle und retrospektive chemische Analytik von Schadstoffen zu gewinnen (BMU, 2000; Umweltbundesamt, 1996). Im Zusammenhang mit Bestrebungen der UPB, das chemisch analytisch orientierte Schadstoffmonitoring um biologische Effektparameter zu ergänzen, wurden im Jahr 2006 erstmalig die bis dahin nicht weiter verwerteten Gonaden der Aalmutter für eine Studie zum Vorkommen von Entwicklungsstörungen in Hoden bzw. Ovar der Tiere genutzt. Diese Entscheidung fiel vor dem Hintergrund von Befunden aus den Küstengewässern von Mecklenburg-Vorpommern, die gezeigt hatten, dass Aalmuttern in den dortigen Küstengewässern auffallend häufig Gonadenstörungen aufwiesen (IfAÖ, 2007). Als ein Ergebnis der 2006 durchgeführten Studie wurde erstmalig für den deutschen Bereich der Nordsee bei männlichen Aalmuttern ein häufiges Auftreten von weiblichen Eizellen im Hoden (Intersex) nachgewiesen. Bei weiblichen Aalmuttern traten unerwartet häufig deutliche Degenerationen des Ovars (Atresie) auf (Gercken, 2007). Mit der hier vorgelegten Folgeuntersuchung sollten ergänzende und umfassendere Basisdaten zum Vorkommen von Intersex und von Ovar-Degenerationen bei der Aalmutter in den deutschen Küstengewässern gewonnen werden. Die Beprobung der Aalmuttern erfolgte 2008 an vier Stationen in der Nordsee und an zwei Standorten in der Ostsee. Wie bei der 2006 durchgeführten Studie sollte die vorliegende Untersuchung primär das Vorkommen von weiblichen Geschlechtszellen (Oocyten) im Hodengewebe männlicher Aalmuttern und die Häufigkeit von degenerativen Veränderungen im Ovar der Weibchen erfassen. Außerdem wurde ein regionaler Vergleich des durchschnittlichen Reifegrades der männlichen und weiblichen Gonade durchgeführt. Abschlussbericht zu Histologische Untersuchung der Gonaden von Aalmuttern aus Nord- und Ostsee 2008 (PDF, 3456 KB)
Gutachten Strategische Umsetzung der Landeswasserstoffstrategie des Landes Sachsen-Anhalt Im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sach- sen-Anhalt (MWU) Impressum r2b energy consulting GmbH Zollstockgürtel 61 50969 Köln Tel.: +49 (0)221 - 78 95 98 60 Stand November 2023 2 Editorial von Minister Prof. Dr. Armin Willingmann Liebe Leserinnen und Leser, Wasserstoff ist ein Schlüssel der Energiewende; er ist unverzichtbar, um Industrie, Verkehr oder Wärmeversorgung künftig klimafreundlich zu gestalten. Erzeugt aus erneuerbaren Energien bietet grüner Wasserstoff das Potenzial, zum „Gamechanger“ für die sektorenübergreifende Energie- und Mobilitätswende zu werden. Dafür hat Sachsen-Anhalt eine hervorragende Startposition: Hier gibt es einerseits viel erneuerbare Energie und andererseits bereits eine starke Wasserstoff-Infrastruk- tur aus Pipelines, Erzeugern und Großverbrauchern. Verbunden mit unserer erstklassigen For- schung kann Sachsen-Anhalt also zur Keimzelle einer wettbewerbsfähigen grünen Wasserstoffwirtschaft in Ostdeutschland werden und durch die Transformation eine doppelte Divi- dende einfahren – ökonomisch und ökologisch. Welches Potenzial hat Sachsen-Anhalt beim grünen Wasserstoff? Wie sind wir – auch im Länder- vergleich – in diesem Zukunftsbereich aufgestellt? Welche Entwicklungen sind zu erwarten und was müssen wir tun, um ganz vorn mitzumischen? Diese und weitere wichtige Fragen beantwortet das vorliegende Wasserstoff-Gutachten, das in Folge unserer 2021 beschlossenen Wasserstoff- Strategie entstanden ist. Es liefert eine fundierte Daten- und Informationsbasis auf Sachsen-An- halts Weg hin zur Modellregion für grünen Wasserstoff. Im Gutachten wurden neben der Analyse zukünftiger Wasserstoffbedarfe und regionaler Erzeu- gungspotenziale auch Wettbewerbschancen mit Blick auf internationale Marktentwicklungen un- tersucht. Die Ergebnisse zeigen: Der Aufbau einer regionalen grünen Wasserstoffwirtschaft birgt großes Potential für Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Sachsen-Anhalt kann hier also langfristig und nachhaltig profitieren. Den Weg dorthin weist das vorliegende Gutachten. Ich wünsche eine erkenntnisreiche Lektüre und freue mich auf einen angeregten Austausch über dieses echte Zu- kunftsthema! Prof. Dr. Armin Willingmann Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt und stellvertretender Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt 3
04.04.2024 04.04.2024 Projektbeschleunigung durch Weihnachtshochwasser Projektbeschleunigung durch Weihnachtshochwasser Ergiebiger Dauerregen, wie er im Dezember 2023 in Niedersachsen fiel, kann durchaus positive Effekte haben. Aktuell ist dies im Großen Moor zu beobachten. Die kräftigen Niederschläge ließen den Wasserspiegel der vor kurzem noch ausgetrockneten Landschaft so rasant ansteigen, dass viele der Projektflächen erstmals nach ihrer Fertigstellung wieder Wasser führten. Damit wurden auf einen Schlag Wasserstände erreicht, die erst in den kommenden Jahren prognostiziert waren. Großes Moor Die angelegten Moorflächen wirken wie Polder und konnten nun ihre Retentionsfähigkeiten unter Beweis stellen. Über die verschiedenen Kanalsysteme wird das Wasser im Gebiet gehalten, womit das wiedervernässte Moor auch zum Hochwasserschutz beiträgt. Dies kann zu einer Speicherung und verzögerten Abflusswirksamkeit führen, was die Hochwasserlage gewässerabwärts entspannt. Erfreulicherweise siedeln sich bereits erste Heidepflänzchen auf dem nassen Torfboden an. Pflanzen haben eine stabilisierende Wirkung auf das Moor sowie die wasserbaulichen Strukturen. Um die Wiederherstellung des Ökosystems zu beschleunigen, wird durch den NABU Gifhorn Torfmoos gezüchtet und angepflanzt. Die Pflanze ist für das Wachstum der Torfschicht im Moor verantwortlich. Obwohl das Wasser derzeit so hoch steht wie nie zuvor, hat sich der darunter liegende Torfboden noch nicht komplett vollgesogen. Um eine optimale Durchfeuchtung zu erreichen, ist es wichtig, das Wasser möglichst lange auf den Flächen zu halten. Die Vernässung hängt jedoch auch von den Wetterbedingungen in den kommenden Monaten und Jahren ab und ist ein entscheidender Schritt, um den ursprünglichen Zustand des wertvollen Ökosystems wiederherzustellen. Diese Entwicklung am Großen Moor erzielte durch den aktuellen Bezug zum Hochwasser, aber auch durch die Relevanz im Rahmen des Klimawandels gesteigerte mediale Aufmerksamkeit. Einige der entstandenen Berichte sind hier verlinkt: 19.01.2023 19.01.2023 Ausgebaggert – Bauarbeiten für Klimo Südheide beendet Ausgebaggert – Bauarbeiten für Klimo Südheide beendet Freude bei allen Beteiligten: Pünktlich zum Abschluss des Projektes konnten im Dezember 2022 die Bauarbeiten im Großen Moor abgeschlossen werden, die im Frühjahr 2022 aufgrund der Witterung abgebrochen werden mussten. So konnten jetzt in der zweiten Bauphase alle geplanten Maßnahmen umgesetzt werden. Im südlichen Teil des NSG „Großes Moor bei Gifhorn“ wurden: Der Erfolg der Maßnahmen wird sich erst nach einigen Jahren zeigen. Im Gegensatz zum Jafelbachgebiet sind hier keine Reste des ursprünglichen Moores mehr vorhanden. Es muss quasi bei null starten und neu wachsen. Dazu wird zunächst der Triangeler Moorkanal angestaut, um die neu geschaffenen Polderflächen mit Wasser zu füllen. Dort können sich dann Torfmoose ansiedeln und in den nächsten Jahrzenten ein neues Moor schaffen. Alle Maßnahmen haben aber auch jetzt schon direkte positive Effekte: Der ausgetrocknete Torf kann sich wieder mit Wasser vollsaugen, wodurch die Torfzehrung unterbunden und die CO2-Freisetzung gestoppt wird. Der Grundwasserstand wird angehoben und durch den Wasserrückhalt werden die Auswirkungen von Trockenphasen abgeschwächt. Auf den feuchten, nicht überstauten Böden können sich typische Pflanzengesellschaften wie Moorheiden und Moorwälder ausbreiten. Von den offenen Wasserflächen, die vor allem im Herbst und Frühjahr auftreten, profitieren Vogelarten wie Kranich, Kiebitz und Bekassine. Bei Minusgraden traf sich der NLWKN mit der Baufirma, dem zuständigen Ingenieurbüro sowie der unteren Wasser- und unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Gifhorn zur Bauabnahme. Von den Maßnahmen im Großen Moor profitiert unter anderem das Wollgras. Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) Sumpf-Calla (Calla palustris) Bekassine Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) Kiebitz Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) 15.11.2022 15.11.2022 Aus neu mach alt? Aus neu mach alt? Die Bauarbeiten im Naturschutzgebiet „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ sind abgeschlossen. Die Bauarbeiten im Naturschutzgebiet „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ sind abgeschlossen. Corona-Pandemie, Orkane und Starkregen: Nach zwei ereignisreichen Jahren und drei umfangreichen Bauphasen konnten die Arbeiten rund um den Jafelbach und seine Nebengewässer im November 2022 abgeschlossen werden. Den herausfordernden Umständen zum Trotz wurden fast alle geplanten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Für einen Wiederanstieg des Grundwassers zum ursprünglichen Niveau sind nun alle Voraussetzungen geschaffen: Wo einst Bachläufe vertieft und mit zusätzlichen Gräben in die Moorkörper verlängert wurden, präsentieren sich Bachbetten nun wieder abgeflacht. Gewässerläufe sind in ihre ursprünglichen Verläufe zurückverlegt und künstlich angelegte Gräben verfüllt worden. Alte Durchlässe in Wegen und Dämmen wurden verschlossen und angepasste Furten und Durchlässe in die neuen Bachverläufe eingebaut. Nicht mehr genutzte Forstwege im Moor wurden zurückgebaut. Durch die neu geformten Gewässerverläufe, die sich nun durch die Landschaft schlängeln, und die Anhebung der Bachbetten auf ihr ursprüngliches Niveau fließen die Heidebäche nun wieder langsam durch das Gelände. Erste Erfolge werden sich rund um den Jafelbach voraussichtlich in diesem Winter zeigen, da durch die renaturierten seichten Heidebäche Jafelbach und Kucksmoorgraben nun weniger Wasser aus dem Gebiet abfließt. Auf diese Weise kann ein größeres Wasservolumen die über Jahrhunderte trockengelegten Moorkörper sukzessiv wiedervernässen. Dieser Rückbau zu ursprünglichen Bedingungen schützt aber auch die noch intakten Bereiche des Kucks- und Jafelmoores. Sie können so als wichtige Keimzellen wertvoller, moortypischer Tier- und Pflanzenarten für die Wiederbesiedlung der über die Jahre wieder zunehmenden naturnahen Moorflächen dienen. Insgesamt wurden Die Bautrasse lässt noch vermuten, dass hier einst der begradigte Kucksmoorgraben floss. Doch mit der nächsten Vegetationsperiode wird diese nicht mehr erkennbar sein. Sukzession im Anfangsstadium: Der zurückgebaute Kucksmoordamm ist bereits von Pflanzen besiedelt und geht graduell in das Kucksmoor über. Dämme aus Holz und Torf quer zur Entwässerungsrichtung stauen die großflächigen ehemaligen Torfstiche ein. Eine der Zielarten: die Glockenheide Auch das Weiße Schnabelried soll profitieren. Blütenstände des Weißes Schnabelrieds Hufeisen-Azurjungfer und Rundblättriger Sonnentau auf Torfmoosen Typische Besucher des Naturschutzgebietes: Kraniche Der Moorfrosch bevorzugt Lebensräume mit hohen Grundwasserständen. Im Projektgebiet wurden dafür jetzt optimale Voraussetzungen geschaffen. 15.08.2022 15.08.2022 Trockene Moore – brandgefährlich Trockene Moore – brandgefährlich Der Sommer 2022 war einmal mehr geprägt von großer Hitze und lang anhaltender Trockenheit. Entsprechend häuften sich die Meldungen über Brände in Wäldern und auf Moorflächen. Am 21.07.2022 ereilte auch das Projektteam die Schreckensmeldung: ein Brand unmittelbar im Projektgebiet im Großen Moor bei Gifhorn. Der Sommer 2022 war einmal mehr geprägt von großer Hitze und lang anhaltender Trockenheit. Entsprechend häuften sich die Meldungen über Brände in Wäldern und auf Moorflächen. Am 21.07.2022 ereilte auch das Projektteam die Schreckensmeldung: ein Brand unmittelbar im Projektgebiet im Großen Moor bei Gifhorn. Donnerstagnachmittag wurde der Brand gemeldet – Auslöser für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Mit Hilfe von 900 Einsatzkräften, Landwirtinnen und Landwirten sowie Anwohnenden konnten knapp vier Hektar brennende Torffläche letztendlich gelöscht werden. Bis in den Sonntagmorgen hinein dauerte die Brandbekämpfung an. Doch warum brauchte es so lange, bis die Löscharbeiten beendet waren? Doch warum brauchte es so lange, bis die Löscharbeiten beendet waren? Die Trockenlegung der Moore diente ursprünglich unter anderem zur Torfgewinnung: Der abgebaute Torf kam als beliebtes Heizmaterial zum Einsatz. Trockener Torf brennt also herausragend gut. Zudem sind Hochmoore meist mehrere Meter mächtig, wodurch die trockengelegten Torfschichten tief in den Untergrund reichen. In diese unterirdischen Torfschichten frisst sich das Feuer bei einem Moorbrand regelrecht hinein. Oberirdisch ist zum Teil kein Brand erkennbar, doch unterirdisch schwelen Glutnester, aus denen das Feuer jederzeit erneut ausbrechen kann. So geschah es auch im Großen Moor. Nur durch den Einsatz von Wärmebildkameras konnten diese unterirdischen Glutnester aufgespürt werden. Mit Erfolg: Sonntagmorgen galten alle Glutnester schließlich als gelöscht. Doch bei einer gemeinsamen Begehung der Brandfläche am darauffolgenden Mittwoch entdeckten Feuerwehr und NLWKN erneut einen qualmenden Bereich, der zum Glück sofort gelöscht werden konnte. Hier zeigt sich eindrucksvoll, wie gefährlich und unberechenbar Moorbrände trotz modernster Technik noch immer sind. Was kann gegen diese Gefahr getan werden? Was kann gegen diese Gefahr getan werden? Dass es bei großer Hitze und anhaltender Trockenheit in der Natur zu Bränden kommt, lässt sich kaum verhindern. Bei Mooren kann man das Risiko jedoch erheblich senken, indem man die Moore wiedervernässt. Zum einen brennt feuchter Torf nicht gut. Zum anderen dienen intakte Moore als Wasserspeicher: In der feuchten Jahreszeit nehmen sie Wasser auf wie ein Schwamm. In der trockenen Jahreszeit geben sie dieses langsam an die Umgebung ab, sodass auch die Bereiche um ein Moor herum langsamer austrocknen. Beim Brand im Großen Moor war übrigens ein wenig Glück im Unglück mit dabei: Keine der bereits umgesetzten Baumaßnahmen war betroffen und auf der Brandfläche sind auch keine Bauarbeiten vorgesehen. Zudem handelt es sich bei den betroffenen Biotopen um Heideflächen. Besenheide gehört zu den sogenannten „Brandkeimern“, also Pflanzenarten, deren Fortpflanzung und Erhaltung durch Brände sogar noch begünstigt wird. Der Brand breitete sich am Boden schnell über eine große Fläche aus. Vitale Bäume hingegen wurden meist nur versengt, ohne selbst in Brand zu geraten. Insgesamt verbrannten vier Hektar Moorfläche, die überwiegend mit Heide bewachsen war. Für die Löscharbeiten mitten im Naturschutzgebiet musste Löschwasser über lange Strecken transportiert werden. Selbst Tage später kann es zu einem erneuten Aufflammen aus unterirdischen Glutnestern kommen, wie am 27.07.2022 im Großen Moor. 09.05.2022 09.05.2022 Wenn der Klimawandel das Überleben schwer macht… Wenn der Klimawandel das Überleben schwer macht… Knapp ein Drittel der in Niedersachsen vorkommenden Libellenarten werden in der aktuellen Roten Liste als bestandsgefährdet verzeichnet. In Zeiten des Klimawandels haben es die auf Moorlebensräume spezialisierten Arten besonders schwer. Knapp ein Drittel der in Niedersachsen vorkommenden Libellenarten werden in der aktuellen Roten Liste als bestandsgefährdet verzeichnet. In Zeiten des Klimawandels haben es die auf Moorlebensräume spezialisierten Arten besonders schwer. Die Kleine Moosjungfer ( Leucorrhinia dubia ) ist eine von insgesamt zehn moorliebenden Libellenarten, deren regionaler Bestandstrend von den zunehmend spürbaren Auswirkungen des globalen Klimawandels nachweislich negativ beeinträchtigt wird. Die Vorkommen der Kleinen Moosjungfer wurden in Niedersachsen zunächst vor allem durch die Trockenlegung und Zerstörung von Moorlebensräumen zurückgedrängt. Bereits vor den Dürresommern 2018-20 war landesweit ein deutlicher Bestandsrückgang dieser Art zu verzeichnen, weshalb die Kleine Moosjungfer in der aktuellen Fassung der Roten Liste (Stand 12/2020) von Kategorie 3 „Gefährdet“ in die Kategorie 2 „S tark gefährdet“ heraufgestuft werden musste. Die zunehmend spürbaren Auswirkungen des Klimawandels machen der Kleinen Moosjungfer das Überleben noch zusätzlich schwer: Die Larven dieser Großlibelle benötigen eine relativ lange Entwicklungszeit von 2-3 Jahren, bis sie zur erwachsenen Libelle herangereift sind. Das mehrjährige Austrocknen der Reproduktionsgewässer (stehende, relativ saure Moorgewässer) hatte in Niedersachsen weitere drastische Bestandseinbrüche und mancherorts sogar das lokale Verschwinden dieser Art zur Folge. Die Wiedervernässungs-Maßnahmen in den ausgewählten KliMo-Projektgebieten der Südheide „Großes Moor“ bei Gifhorn und „Jafelbach“ sollen nicht zuletzt auch der Kleinen Moosjungfer artgerechte Lebensräume bieten und zur Sicherung eines stabilen regionalen Bestandes dieser Art im südöstlichen Niedersachsen beitragen. Die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia, hier ein Männchen) reproduziert in den Moorgewässern, wie sie in den KliMo-Projektgebieten Großes Moor und Jafelbach vorkommen. Das Moorgewässer als Kinderstube für die Kleine Moosjungfer: Die Weibchen legen hier ihre Eier an schwimmenden Torfmoosen ab. Die Larven leben zwischen den Moorpflanzen und wachsen sehr langsam. 04.04.2022 04.04.2022 Baufortschritte im Großen Moor auf Erfolgskurs Baufortschritte im Großen Moor auf Erfolgskurs Um das Frühlingserwachen von Flora und Fauna nicht zu stören, pausiert mit Beginn der Brut- und Setzzeit der Baustellenbetrieb zur Wiedervernässung des südlichen Gebietsteils im Natura 2000-Gebiet „Großes Moor bei Gifhorn“ . Tatsächlich kamen bereits Ende Februar die ersten Kraniche wieder zurück, um sich mit weit hörbaren, kranichtypischen Trompetenrufen die besten Brutplätze im Großen Moor zu sichern. Um das Frühlingserwachen von Flora und Fauna nicht zu stören, pausiert mit Beginn der Brut- und Setzzeit der Baustellenbetrieb zur Wiedervernässung des südlichen Gebietsteils im Natura 2000-Gebiet „Großes Moor bei Gifhorn“ . Tatsächlich kamen bereits Ende Februar die ersten Kraniche wieder zurück, um sich mit weit hörbaren, kranichtypischen Trompetenrufen die besten Brutplätze im Großen Moor zu sichern. Die geplanten Maßnahmen kamen über die Wintermonate mit großen Schritten voran und führten trotz durchziehender Orkantiefs zu sehr guten Ergebnissen: Die Bauarbeiten im Großen Moor liegen gut in der Planung, sind aber noch nicht abgeschlossen. Der Bau von weiteren 1.500m Torfverwallungen steht für den kommenden Spätsommer/ Herbst noch aus. Ein Kranichpaar hält Ausschau auf einem der kürzlich aufgeschobenen Torfdämme. Ohne diese Baumaßnahmen wäre eine gleichmäßige Vernässung der weitläufigen Moorflächen bei natürlichem Gefälle nicht möglich. Moorraupe beim Dämmebau (rechts im Bild) in Aktion. Diese Spezialmaschine wurde eigens für den Landschaftsbau konstruiert, um die Vegetationsdecke bei Befahrung möglichst wenig zu schädigen. Schwundrisse als Indikatoren starker Entwässerung in Moorgebieten sind unter Bewuchs und Laub nicht offensichtlich. Eine Projektmitarbeiterin steckt demonstrativ in einem Schwundriss. Quer zum Verlauf des Moorkanals wurden Spundwände gerammt und Stauwehre gesetzt, damit das abfließende Wasser zukünftig gezielt auf die weitläufigen Moorflächen geleitet werden kann. Letzte Ortsbegehung vor der Brut- und Setzzeit. Die bislang unbewachsenen Torfdämme wurden mit regionalem Heide-Mahdgut bestreut, um wertvolle Moorheidelebensräume zu fördern und invasiven Arten zuvorzukommen. 02.03.2022 02.03.2022 Auf dem Holzweg unterwegs… Auf dem Holzweg unterwegs… Ausgerechnet im regenreichen Winter mit tonnenschweren Baumaschinen ins Moor aufzubrechen, ist eigentlich keine glorreiche Idee. Und so hielten die Bauvorhaben zur Wiedervernässung des Kucksmoores im KliMo Projekt Südheide für die Mitarbeitenden des Bauunternehmens in den Wintermonaten besondere Herausforderungen unter erschwerten Bedingungen bereit: Das erklärte Ziel war es, einen knapp 900 m langen Abschnitt des Entwässerungsgrabens mitten im durchweichtem Moor mit Torf zu verschließen. Ausgerechnet im regenreichen Winter mit tonnenschweren Baumaschinen ins Moor aufzubrechen, ist eigentlich keine glorreiche Idee. Und so hielten die Bauvorhaben zur Wiedervernässung des Kucksmoores im KliMo Projekt Südheide für die Mitarbeitenden des Bauunternehmens in den Wintermonaten besondere Herausforderungen unter erschwerten Bedingungen bereit: Das erklärte Ziel war es, einen knapp 900 m langen Abschnitt des Entwässerungsgrabens mitten im durchweichtem Moor mit Torf zu verschließen. Bei Pflege- und Entwicklungsvorhaben des Naturschutzes wird es manchmal notwendig, die Umsetzung von Baumaßnahmen in die Wintermonate zu verlegen, obwohl Witterung und Wasserstände in dieser Jahreszeit bautechnisch eher ungünstig sind. Dies begründet sich durch artenschutzrechtliche Vorgaben. Da sich ein Großteil der Flora und Fauna in den kalten Monaten in die Winterruhe zurückgezogen hat, werden Arten und Lebensräume durch die Bauumsetzung weniger stark gestört bzw. geschädigt. Während der regenreichen Wintermonate steigen die Grundwasserstände in den Gebieten gewöhnlich rasch an, sodass die Böden wassergesättigt werden und eine zunehmend geringere Tragfähigkeit aufweisen. In einigen Bereichen des Kucksmoores sind 4-5 m mächtige Torfauflagen mit Relikten der ursprünglichen Moorvegetation vorzufinden, z. B. Vorkommen der FFH-Lebensraumtypen „Lebende Hochmoore“ (LRT 7110), Übergangsmoore mit Schwingrasen (LRT 7140) oder Moorwälder (LRT 91D0). Nach FFH-Richtlinie sind all diese Lebensraumtypen mit höchster Priorität zu erhalten bzw. in einen günstigen Erhaltungszustand zu entwickeln. Diesem Anspruch kommt das KliMo Projekt nach, indem wirkungsvolle Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung des Wasserhaushalts im Gebiet umgesetzt werden. Gleichzeitig ist es der Anspruch, dass die wertvollen Biotope bei der Maßnahmendurchführung möglichst wenig geschädigt werden. Um diesen Ansprüchen zu genügen, müssen die Baumaschinen im Natur- und Landschaftsbau strenge Auflagen hinsichtlich des maximalen Auflastdrucks pro Quadratzentimeter erfüllen, sodass die Böden nicht übermäßig verdichtet bzw. die Vegetationsdecke geringstmöglich geschädigt wird. Um die ökologisch sensible Moorvegetation minimal zu belasten, wurden auch die Transportwege für den Torf möglichst kurz und schmal konzipiert. Hierfür wurden 4-5m breite, temporäre Transporttrassen eingerichtet, welche aus mehrlagig übereinander geschichteten Fichtenstammabschnitten bestanden. Bereits seit Jahrhunderten ermöglicht diese durch Rundholz oder Bohlen befestigte Wegbauweise dem Menschen sicheren Zugang in das Moor. Die dazu verwendeten Fichtenstämme wurden vorab aus dem Projektgebiet gewonnen und waren überwiegend dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Sie liegen nach dem Rückbau der Trasse umgelagert für den nächsten Bauabschnitt zur Wiederverwendung bereit. Zur Verfüllung des Kucksmoorgrabens musste parallel verlaufend ein ca. 900 m langer Knüppeldamm verlegt werden. Für die Wiedervernässung des Jafelmoors wurde der Kucksmoorgraben (links im Bild) mit antransportiertem Torf (rechts im Bild) vollständig verschlossen. Die Verfüllung des Kucksmoorgrabens und der Rückbau des Knüppeldammes sind erfolgreich abgeschlossen. Nun können Flora und Fauna wieder Einzug halten und die Grundwasserstände ansteigen. 02.12.2021 02.12.2021 Gleisbauarbeiten am Jafelbach Gleisbauarbeiten am Jafelbach Die Renaturierungsmaßnahmen zur Wiedervernässung der Moore im Naturschutzgebiet „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ hielten hydrologische und bautechnische Herausforderungen bereit. Die Renaturierungsmaßnahmen zur Wiedervernässung der Moore im Naturschutzgebiet „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ hielten hydrologische und bautechnische Herausforderungen bereit. Die Gewässersohle des von Menschenhand stark begradigten und eingetieften Kucksmoorbachs (Kucksmoorgraben) sollte im Unterlauf wieder angehoben werden, damit sich der Quellpunkt des Kucksmoorbachs an seinen natürlichen Ursprungspunkt zurückverlagern kann. Eine zwingende Zielsetzung zur Wiederherstellung einer ganzjährigen und natürlichen Wassersättigung in Moor- und Auenböden des Projektgebietes, denn nur so kann sich eingespeistes Niederschlags- und Grundwasser auf ein ursprüngliches Maß einpegeln und oberflächennah der historischen Aue folgen. Zur Umsetzung dieses Zielvorhabens war es zunächst von Priorität, ein Durchlassbauwerk unterhalb einer, das Schutzgebiet querenden, Bahntrasse der Osthannoverschen Eisenbahngesellschaft OHE GmbH (seit 2022 SinON Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH) zu erneuern, um die Gewässersohle auf ein höheres Niveau einzustellen. Während der Planungs- und Umsetzungsphase wurde dieses Vorhaben mit dem damaligen Trassenbetreiber OHE GmbH, der zuständigen Landeseisenbahnaufsicht (LEA) und anderen Anliegern abgestimmt und Ende November 2021 nach kurzer Bauzeit erfolgreich umgesetzt. Der letzte Zug vor der geplanten Bauphase überquert die Bahntrasse. Rechts im Bild der Schwerlastenkran, dessen Abstützflächen zur Verteilung und Stabilisierung der angehobenen Lasten sorgsam vorbereitet wurden. Zur Kostenminimierung des Bauvorhabens sollte der Zugverkehr möglichst kurz unterbrochen werden. Tonnenschwere, speziell angefertigte Betonbauteile wurden für den Rohrdurchlass mit dem Schwerlastenkran angehoben und positioniert. In Zusammenarbeit mit Vermessungs- und Wasserbauingenieuren wurden die einzelnen Fertigbauteile millimetergenau aneinandergesetzt und stabil miteinander verbunden. Der enge Bauzeitenplan erforderte Nacht- und Wochenendarbeit für die beteiligten Mitarbeiter. Es ist geschafft! Der Blick zum Bahngleis zeigt den erneuerten Gewässerdurchlass. Mit angehobener Gewässersohle findet der Kucksmoorbach im nordwestlichen Bereich des Projektgebietes nun allmählich in seinen ursprünglichen Verlauf zurück. 15.10.2021 15.10.2021 Baustart für den Naturschutz Baustart für den Naturschutz Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und die ersten Bäume ihre Herbstfärbung zeigen, ertönt auf Äckern und Straßen das Brummen der Erntemaschinen. Aber auch auf mancher Naturschutzfläche schlägt genau jetzt die Stunde der schweren Baugeräte. Der Grund: Ab Spätsommer beginnt ein nur schmales Bauzeitfenster für den Naturschutz. Doch warum ist der richtige Zeitpunkt so wichtig, wenn im Naturschutz gebaut wird? Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und die ersten Bäume ihre Herbstfärbung zeigen, ertönt auf Äckern und Straßen das Brummen der Erntemaschinen. Aber auch auf mancher Naturschutzfläche schlägt genau jetzt die Stunde der schweren Baugeräte. Der Grund: Ab Spätsommer beginnt ein nur schmales Bauzeitfenster für den Naturschutz. Doch warum ist der richtige Zeitpunkt so wichtig, wenn im Naturschutz gebaut wird? Die Antwort ist einfach und komplex zugleich: Wenn der Naturschutz in den Schutzgebieten die Bagger rollen lässt, soll immer ein Mehrwert für die Natur entstehen. Deshalb muss jeder Eingriff vorab umfassend geprüft und abgewogen werden. Dabei gilt es, vor allem artenschutzfachliche Interessen gut miteinander abzuwägen. Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen gibt hierfür den Rahmen vor. Die wohl bekanntesten Regelungen sind der Allgemeine Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen , welche die Rodung von Gehölzen außerhalb des Waldes nur im Zeitraum vom 01.10. - 28./29.02 erlaubt oder auch die vom 01.04. bis 15.07. eines jeden Jahres festgesetzte Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit , in der Hunde in der freien Landschaft an der Leine zu führen sind. Vor dem Hintergrund dieser Regelungen werden die meisten Bauarbeiten im Naturschutz im Herbst und Winter in der Zeit vom 01.10 bis 28/29.02 durchgeführt. Doch sind dies nicht die einzigen Regelungen, die bei Bauarbeiten im Naturschutz berücksichtigt werden müssen. Es kommt recht häufig vor, dass die Bedürfnisse verschiedener Artengruppen im Konflikt miteinander stehen (naturschutzfachliche Zielkonflikte). Im Falle eines solchen Zielkonflikts, gilt es, die für alle Artengruppen beste Kompromisslösung naturschutzfachlich abzuwägen. Um herauszufinden, welche Artengruppen im Gebiet zu berücksichtigen sind, erfolgt i. d. R. eine ökologische Untersuchung des Baufeldes und seiner Umgebung. Dabei wird vor allem erfasst, welche besonders schützenswerten Arten von den Bauarbeiten betroffen sein könnten. Zugleich sucht man nach Möglichkeiten, wie der Eingriff möglichst schadlos für die betroffenen Artengruppen durchgeführt werden kann. Eine weitere Einengung des Zeitfensters für die Bauumsetzung kann hierbei manchmal schon ein wichtiger Planungsschritt sein. Auch für die Projektgebiete des Klimo Südheide -Projekts wurden entsprechende Abwägungen getroffen. Für die Vorhaben im Projektgebiet rund um den Jafelbach hat sich das Bauzeitfenster vom 01.10.2021-28.02.2022 als geeignet herausgestellt. Lediglich die mit dem Herbst einsetzende feuchtere Witterung könnte bei den Bauarbeiten selbst problematisch werden. Im Großen Moor wurde hingegen entschieden, mit den Arbeiten deutlich früher zu beginnen : Die Bautrassen für die Errichtung von Torfverwallungen sollen von Gehölzen befreit werden (überwiegend junge Birken) – ein wichtiger Vorbereitungsschritt für die spätere Wiedervernässung des Moores. In diesen Gehölzbereichen können potentielle Habitate für Reptilien, Säugetiere und Vögel liegen, z. B. Bruthöhlen für Vögel oder Überwinterungsquartiere von Reptilien in Wurzelhöhlen der Bäume. Zum Schutz von Brutvögeln und Reptilien war es entsprechend erforderlich, das Bauzeitfenster nach Ende der Brutzeit, aber noch deutlich vor dem einsetzenden Herbst beginnen zu lassen, damit die Rodung der Gehölze im Baufeld abgeschlossen ist, noch bevor sich die Eidechsen und Schlangen ihre Winterquartiere zurückziehen und dort in Winterstarre fallen. Auf den ersten Blick ein Widerspruch: Naturschutz mit schweren Geräten wie Baggern. Doch wurde Natur meist mit massiven Eingriffen verändert, die mit ähnlich massiven wirkenden Eingriffen des Naturschutzes wieder rückgängig gemacht werden müssen. Von intakter Natur profitieren viele Arten wie die Blindschleiche, … … der Kleinspecht,… … der Vierbindige Schmalbock (Leptura quadrifasciata)… … oder die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus). Damit Eingriffe für den Naturschutz möglichst geringe Auswirkungen auf vorhandene Arten haben, werden ökologische Untersuchungen durchgeführt und z. B. Habitatbäume erfasst und in den Planungen berücksichtigt. 14.07.2021 14.07.2021 Moor vs. Wald? Förster für Waldökologie Christoph Rothfuchs im Interview (Teil 2) Moor vs. Wald? Förster für Waldökologie Christoph Rothfuchs im Interview (Teil 2) Mit welchen Folgen des Projekts rechnen sie in Bezug auf den vorhandenen Wald? Mit welchen Folgen des Projekts rechnen sie in Bezug auf den vorhandenen Wald? Wenn man Auen- und Bruchwälder wieder vernässt, verändert man die Standortbedingungen genauso grundlegend wie diese in der Vergangenheit durch die Anlage von Entwässerungsgräben verändert wurden. Solche nachhaltigen Veränderungen des Wasserhaushaltes führen in der Regel zum Absterben der aktuellen Bestockung, weil den Bäumen die Zeit fehlt, sich an die veränderten Wasserstände anzupassen. Später werden sich in den Auen wieder Baumarten einfinden, die an hohe Wasserstände angepasst sind, so dass sich wieder standortgerechte Bruch- und Auwälder bilden. Die Moore im Gebiet waren ursprünglich überwiegend waldfrei. Erst durch die starke Entwässerung wurde ein Waldwachstum auf diesem Standort überhaupt möglich. Der torfige Moorkörper zerfiel und setzte gebundenes CO 2 frei. Dieser fortschreitende Zersetzungsprozess wird durch die Wiedervernässung gestoppt und die reaktivierten Moore werden zukünftig voraussichtlich wieder waldfrei werden. Damit entwickeln wir im Projekt sehr dynamische und besonders schützenswerte Lebensräume. Waldfreie Flächen klingen erstmal nicht nach einer Zielsetzung für die Forstwirtschaft. Trotzdem stehen Sie als Förster mit Überzeugung hinter dem Projekt. Warum? Waldfreie Flächen klingen erstmal nicht nach einer Zielsetzung für die Forstwirtschaft. Trotzdem stehen Sie als Förster mit Überzeugung hinter dem Projekt. Warum? Mit Blick auf den bevorstehenden Klimawandel bin ich davon überzeugt, dass wir unsere bestehende Landschaftsentwässerung umgestalten müssen. Wir müssen, dort wo es passt, das Wasser in der Landschaft halten. Daher haben die NLF beschlossen, die feuchten Landeswaldflächen im Jafelbachsystem im Rahmen der Biodiversitätsstrategie der Bundesrepublik Deutschland dauerhaft sich selbst zu überlassen und haben sie aus der Bewirtschaftung genommen. Auf den Flächen können künftig die natürlichen Prozesse (absterben und neu aufwachsen) ungehindert ablaufen. Die NLF werden diese Prozesse durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen langfristig beobachten und dokumentieren lassen. Zusätzlich gehen wir davon aus, dass die höheren Grundwasserstände im Gebiet positive Effekte auch für die übrigen, etwas höher gelegenen Waldstandorte haben werden, da die Bäume auch in Dürrezeiten noch erreichbares Grundwasser vorfinden. Die letzten drei Jahre haben uns eindrücklich vor Augen geführt, wie sich unser Klima in naher Zukunft ändern kann. Mit der Wasserrückhaltung im Jafelgebiet gehen wir von zukünftig stabileren Grundwasserständen aus, wovon auch die bewirtschafteten Waldflächen sowie die umgebende Landschaft langfristig profitieren werden. Herr Rothfuchs, ihre Darstellungen zeigen, dass Moorrenaturierung mehr als nur Klimaschutz ist und sich Moor und Wald nicht ausschließen, sondern der Wald sogar vom Moor profitieren kann. Vielen Dank für dieses Interview und den Einblick in die Motivation der NLF als Kooperationspartner des NLWKN in diesem Projekt. Herr Rothfuchs, ihre Darstellungen zeigen, dass Moorrenaturierung mehr als nur Klimaschutz ist und sich Moor und Wald nicht ausschließen, sondern der Wald sogar vom Moor profitieren kann. Vielen Dank für dieses Interview und den Einblick in die Motivation der NLF als Kooperationspartner des NLWKN in diesem Projekt. Der Sauerbach ist ein wichtiger Entwässerungsgraben. Durch die Reaktivierung eines Altarms (l) konnte der stark ausgebaute Bach (r) durch Sohlschwellen verlangsamt werden, sodass das Wasser langsamer abfließt und sich besser in der Landschaft verteilt. Das Aufkommen von Seggen-Bulten zeigt Staunässe des Bodens an. In Verbindung mit dem abgestorbenen Baumbestand geben solche Indikator-Arten einen guten Hinweis darauf, dass die Maßnahme erfolgreich war. Auch der Momerbach wurde zur besseren Entwässerung auf 4 m Breite ausgebaut. Durch die Reaktivierung des Altarms wird wieder Wasser in den Wald geleitet, sodass ein Bruchwald erhalten wird. Im Külsenmoor wurden Maßnahmen umgesetzt, um die Verfilzung der Moorflächen durch Pfeifengras (Molina caerulea) zu reduzieren. Davon profitieren lichtliebende Spezialisten wie der fleischfressende Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia). Andere Arten der feuchten Standorte profitieren ebenfalls von den Maßnahmen im Külsenmoor, z.B. das Sumpf-Veilchen (Viola palustris). Nicht nur für spezialisierte Pflanzenarten ist eine ganzjährig ausreichende Wasserversorgung wichtig. Auch viele Tierarten, wie z.B. Schnaken, sind auf feuchte Biotope angewiesen. 14.04.2021 14.04.2021 Moor vs. Wald? Förster für Waldökologie Christoph Rothfuchs im Interview ( Teil 1) Moor vs. Wald? Förster für Waldökologie Christoph Rothfuchs im Interview ( Moore und Wälder sind wertvolle Ökosysteme, gerade in Bezug auf den Klimawandel. Auf vielen entwässerten Moorstandorten haben sich heute Wälder entwickelt. So auch in unserem Projektgebiet rund um den Jafelbach und seinen Nebengewässern. Stehen also Wald- und Moorentwicklung zwangsläufig in Konkurrenz zueinander? Im Interview steht Förster für Waldökologie Christoph Rothfuchs vom Forstamt Unterlüß Rede und Antwort. Herr Rothfuchs, Sie begleiten als Förster für Waldökologie dieses Moorrenaturierungsprojekt für unseren Kooperationspartner, die Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Warum beteiligen sich die Landesforsten an diesem Projekt? Herr Rothfuchs, Sie begleiten als Förster für Waldökologie dieses Moorrenaturierungsprojekt für unseren Kooperationspartner, die Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Warum beteiligen sich die Landesforsten an diesem Projekt? Mit ihrem Engagement verfolgen die Landesforsten das Ziel, die grundwasserabhängigen Lebensräume - also die Moore und Bachauen der Nebengewässer der Jafel - grundlegend wiederherzustellen. Ein Wassereinzugsgebiet endet aber nicht an Eigentumsgrenzen. Deshalb musste das Projekt großräumiger und mit einem entsprechenden finanziellen Umfang anlegt werden. Dies hätten die Niedersächsischen Landesforsten alleine nicht leisten können. Angesichts gemeinsamer Ziele hat der NLWKN die Trägerschaft des Projektes übernommen. Im Wesentlichen geht es beiden Partnern darum, klimaschädliches CO₂ in den Moorböden zu binden und den Schutzzweck der FFH-Richtlinie und des Naturschutzgebietes auf den Flächen der NLF zu gewährleisten. Sie sprechen die FFH-Richtlinie an. Welchen Einfluss hatten die Ziele der Richtlinie auf die Entscheidung, dieses Projekt durchzuführen? Sie sprechen die FFH-Richtlinie an. Welchen Einfluss hatten die Ziele der Richtlinie auf die Entscheidung, dieses Projekt durchzuführen? Durch die großräumige Entwässerung unserer Landschaft wurden intakte Moore, Bruch- und Auwälder nicht nur landesweit, sondern europaweit immer seltener. Es verwundert deshalb nicht, dass ihr Erhalt oder ihre Wiederherstellung seit 2000 auch eine wichtige Zielsetzung der FFH-Richtlinie ist. Das Land Niedersachsen zog bereits 1994 ähnliche Konsequenzen: Damals wurde das LÖWE-Programm beschlossen (Langfristige Ökologische Waldentwicklung), welches für die NLF bis heute bindend ist. Der erste von insgesamt 13 Grundsätzen hält fest, dass in entwässerten Feuchtbereichen nach Möglichkeit die natürlichen Wasserverhältnisse wiederherzustellen sind. Lesen Sie Teil 2 des Interviews ab Mai an dieser Stelle! Lesen Sie Teil 2 des Interviews ab Mai an dieser Stelle! Der Sauerbach im Nordwesten des Großen Moores wurde von den Landesforsten bereits 2011 renaturiert. In der Aue stellt sich ein Erlenbruchwald ein, da die Erle eine sehr gut an feuchte Bedingungen angepasste Baumart ist. Auch im KliMo-Südheide-Projektgebiet haben die NLF bereits Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt – z.B. in diesem wiedervernässten Abschnitt des Jafelbachs entlang des Langen Damms. Durch die Ende 2020 entfernten Durchlässe staut sich nun auch am Jafelweg das Wasser. Durch die Vernässung des Standortes werden mittelfristig Bäume absterben – vor allem diejenigen Baumarten, die nicht an hohe Grundwasserstände angepasst sind. Die Vernässungsmaßnahmen schaffen neue Lebensräume für diverse Arten. Auch wenn nicht jeder ein Freund von Spinnen ist, so ist die Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus) etwas Besonderes. Besonders Amphibien sind auf naturnahe Feuchtbiotope angewiesen. Am Königsdamm kann man im Frühjahr z.B. Erdkröten (Bufo bufo) bei der Balz beobachten. Die vielfältigen Strukturen bieten den Amphibien geeignete Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen. Für den Moorfrosch (Rana arvalis) sind sowohl die Projektflächen im FFH-Gebiete „Großes Moor bei Gifhorn“ (FFH-Nr. 315) als auch die Projektflächen im Jafelgebiet (FFH-Nr. 086) von besonderer Bedeutung. 17.03.2021 17.03.2021 (Vor-)Frühlingsgefühle im Großen Moor Kaum hat sich die weiße Pracht des vergangenen Monats in Wasser aufgelöst, erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf. Das zeigt sich auch in unseren Projektgebieten: Besonders im Großen Moor wird derzeit viel Lärm um den Frühling gemacht, denn die abwechslungsreiche Landschaft zieht so manchen Vogel an. Schon die ersten gefiederten Besucher des Jahres beweisen dabei eindrucksvoll, warum die Fläche als EU-Vogelschutzgebiet so schützenswert ist: Auf den großen, feuchten Grünlandflächen kann man die mittlerweile wieder in größeren Zahlen vorkommenden Kraniche bei der Nahrungssuche beobachten. Die vielen Gewässer im Naturschutzgebiet bieten ihnen gute Rast- und Brutbedingungen. Diese Vogelart wurde durch die allgemeine Entwässerung der Landschaft stark zurückgedrängt und breitet sich erst seit wenigen Jahren wieder in Nord- und Ostdeutschland aus. (Vor-)Frühlingsgefühle im Großen Moor Doch auch in den Wäldern des Gebiets ist ganz schön was los! Obwohl der Kleinspecht noch nicht selten ist, bekommt man diesen ca. spatzengroßen Vogel normalerweise selten zu Gesicht. Doch während der Balz im Frühjahr macht er mit seinem Rufen und Klopfen auf sich aufmerksam. Auch wenn Vögel die wohl auffälligsten Frühlingsboten sind, zeigt sich der Wandel der Jahreszeiten auch bei anderen Artengruppen, z. B. den Pflanzen ganz deutlich. Viele Bäume blühen bereits. Die ersten Frühblüher stecken ihre Köpfe aus der Erde. Und sobald die Temperaturen stabiler im Plusbereich liegen, werden auch die Amphibien in den Chor der Balzrufe einstimmen. Kraniche sind Zugvögel, die meist erst im Frühjahr zur Brut nach Deutschland kommen. Während sie im Schutz vom Röhricht brüten, suchen sie ihre Nahrung im Grünland. Seit wenigen Jahren kann auch der Silberreiher im Frühjahr im Großen Moor beobachtet werden. Der Kleinspecht ist, wie der Name bereits sagt, der kleinste Vertreter der Spechte und in etwa so groß wie ein Spatz. Auch andere Tiere, wie Rehe, kommen zum Äsen auf den Wiesen aus ihren Verstecken. Krokusse werden schon so lange in Deutschland angepflanzt, dass diese Neophyten für uns zu den typischen Frühblühern gehören. Dabei verbreiten sie sich langsam aus den Gärten in die freie Landschaft. 15.02.2021 15.02.2021 „Moor to do“ unter weißer Pracht „Moor to do“ unter weißer Pracht Vor dem Frühling bescherten uns ein paar herrliche Wintertage noch einmal viel Schnee. Die Projektgebiete zeigen sich entsprechend in weißer Pracht. Unter der pulvrigen Decke verbergen sich allerdings zwei Projektgebiete, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Während das Gebiet rund um den Jafelbach in großen Teilen bewaldet ist, erscheint das Große Moor sehr offen und weitläufig. Diese unterschiedlichen Erscheinungsbilder weisen schon auf die verschiedene Entstehungsgeschichte der beiden Moorgebiete hin: Im Jafelgebiet haben sich an den Quellen und Auen der Bäche in flachen Geländemulden so genannte Quell- und Durchströmungsmoore gebildet. Diese Moore werden also vom austretenden Grundwasser und den Bächen im Gebiet gespeist. Das Große Moor bei Gifhorn hingegen ist entstehungsgeschichtlich ein ganz anderer Moortyp – ein sogenanntes Hochmoor. Über Jahrtausende hinweg haben sich hier immer mächtigere Torfschichten bilden können, sodass das Moor wortwörtlich „hoch“ gewachsen ist. Dadurch wird die Vegetationsdecke des Hochmoores kaum mehr vom anstehenden Grundwasser, sondern fast ausschließlich durch Regenwasser versorgt. Die mächtigen Torfschichten wurden großflächig abgebaut, so dass sich das ursprünglich nach oben gewölbte Moorgebiet heute eben bis ausgekuhlt zeigt. Da im Gebiet ein Großteil des Torfkörpers zwischenzeitlich abgetragen wurde, gestaltet sich die Renaturierung dieses Moores deutlich herausfordernder als im Jafelgebiet: Dort muss lediglich die Entwässerung des noch vorhandenen Torfkörpers beendet werden. Im Großen Moor genügt es dagegen nicht, für die Renaturierung Entwässerungsgräben zu verfüllen. Wie an vielen Stellen in dem Gebiet schon sehr gut ersichtlich ist, müssen für die Hochmoorrenaturierung sogenannte „Pütten“ angelegt werden. In diesen teichartigen Wannen kann sich das Regenwasser sammeln – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich die torfbildenden Sphagnum -Moose wieder ansiedeln können. Dieser Prozess lässt sich in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien in den bereits angelegten Pütten gut nachvollziehen. Natürlich nur, wenn die Landschaft nicht gerade von einem weißen Schneekleid bedeckt ist. Das KliMo-Projekt beabsichtigt, Wasser des Moorkanals über Stauanlagen auf große Teilflächen des Großen Moores zu leiten und diese teilweise zu überstauen. Dazu werden alte Torfwälle im Gebiet ertüchtigt und neue Wälle gebaut. Bis in diesen Wannen ein funktionsfähiges Moor mit Höhenwachstum entstanden ist, werden mehrere hundert Jahre vergehen: Pro Jahr wächst der Torfkörper nur ca. 1 Millimeter in die Höhe! Das Jafelgebiet verwandelt sich durch den Schnee in einen Märchenwald. Die Großdurchlässe im Langen Damm verschwinden im Schnee. Nur das anstehende Wasser und das Geländer weisen auf die Bauwerke hin. Die Furt im Bohlweg verschwindet unter einer dicken Schicht Schnee, selbst die Findlinge tauchen fast gänzlich im „weißen Meer“ unter. So sieht der Winter im Kucksmoor aus. Durch die aus dem Schnee herausragenden Gräser erscheint das Moor viel bunter. Wieder einen anderen Eindruck macht der vernässte Bereich am Königsdamm. Entlang des Langen Damms kämpft sich der gerade erst wieder gefüllte Jafelbach seinen Weg durch Schnee und Eis. Nur die freien Gleise zeigen, dass die Bahntrasse durch das Gebiet noch genutzt wird. Die Breite Förths verläuft parallel zu den Bahngleisen. Die Spuren zeigen, dass hier nur Wild und Fußgänger unterwegs waren. Im Jafelweg fließt der Jafelbach durch die neue Furt. Im Großen Moor wurden bereits Pütten zur Renaturierung des Moores angelegt. Die jüngeren sind durch den geringen Bewuchs deutlich von den älteren zu unterscheiden. Am Charlottenhof wurde bereits eine Fläche angestaut. Der ursprüngliche Birkenwald ist abgestorben, sodass die notwendigen Lichtverhältnisse für die Moorentstehung wieder gegeben sind. Das Große Moor wird auch landwirtschaftlich genutzt. Auch im Großen Moor gibt es bewaldete Flächen und kleine Bäche. Auf einigen Flächen des NLWKN wurden ebenfalls bereits kleine Gewässer angelegt. Eine weitere Besonderheit im Großen Moor: Die Heideflächen, welche sich auf den verbliebenen hohen Resttorfrücken aus Hochmoortorf gebildet haben. 22.01.2021 22.01.2021 Moorschutz unter Strom? Wasser und Strom – das ist zusammengenommen selten eine gute Idee. Im Moorschutz stellen Stromleitungen aber noch aus einem ganz anderen Grund oftmals eine echte Hürde dar – so auch bei unserer nächsten kleinen Baustelle im Projektgebiet: Hierbei muss der Netzbetreiber LSW für unser Ziel eine Mittelspannungsleitung verlegen. Doch was haben Stromleitungen überhaupt mit Moorschutz zu tun? Der Grund ist ganz praktischer Natur: Denn Trassen für Strom, Gas und Wasser werden häufig in oder neben Wegen verlegt. So auch im Falle des Kucksmoordamms. Im Kucksmoordamm stellt dieser Dammweg jedoch eine Fließbarrieren für das Wasser dar: Er zerschneidet das Moor so in zwei Teile. Das Wasser kann nur über den Kucksmoorgraben, der durch einen kleinen Rohrdurchlass durchgeführt wird, in den anderen Moorbereich abströmen. Durch die linienhafte, tiefe Grabenführung kann sich das Wasser also nicht flächig im Moor verteilen, sondern strömt nur schnell hindurch, weshalb die Moorfläche zunehmend austrocknet. Die Niedersächsischen Landesforsten wollen den Kucksmoordamm zukünftig nicht mehr forstwirtschaftlich nutzen, sodass es möglich ist, den Kucksmoordamm im zweiten Bauabschnitt im Spätsommer dieses Jahres vollständig zurückzubauen. Bei diesen Rückbauarbeiten hätte die in ca. 90 cm Tiefe liegende Leitung im schlimmsten Fall beschädigt werden können. Eine denkbare Konsequenz: Stromausfälle in Steinhorst! Daher war es vorausschauend notwendig, die Leitung auf eine Tiefe von drei Metern zu verlegen, sodass sie durch die Bauarbeiten nicht mehr beschädigt werden kann. Spannend ist der Prozess, mit dem die Leitung verlegt wird: Durch eine sogenannte Spülbohrung wird zunächst ein Leerrohr von einer Baugrube zur anderen eingezogen. In diesem wird in einem zweiten Schritt die Leitung verlegt. Für die Verlegung der Leitung mit einer Länge von 120 m benötigen die Fachleute rund eine Woche. Wie wichtig der Abbau von Fließbarrieren für die Landschaft ist, zeigt sich im wasserreichen Frühjahr sehr gut an den bereits fertiggestellten Bauwerken: Während der Wald zu Beginn der Bauarbeiten noch sehr trocken war und man sich nur schwer vorstellen konnte, dass hier mal Moor war und wieder entstehen soll, verteilt sich nun Wasser in der Fläche und fließt durch die neuen Bauwerke langsam von Ost nach West. Für die Verlegung der Leitung wurden zwei Baugruben hergestellt. An dieser wird das Leerrohr in den Boden gezogen. In der zweiten Baugrube kommt großes Gerät zum Einsatz. Die höheren Wasserstände des Frühjahrs sorgen für einen stetigen Wasserstrom durch die Sickerdurchlässe im Königsdamm. Der im Oktober noch kaum als Bach zu identifizierende, bereits renaturierte Verlauf des Jafelbachs entlang des Langen Damms führt nun endlich wieder Wasser und wird nun seinem Namen gerecht. Auch die zuvor trockene Furt im Jafelweg hat jetzt ihre Funktion aufgenommen. Die Furten im Bohl- und Plattenweg sind zwar nur als Notabflüsse bei starken Regenfällen gedacht, doch zeigt sich, dass sie durch ihre Bauweise auch dazu beitragen, Wasser durch das Bauwerk in die Fläche zu leiten. 18.12.2020 Stahlgiganten im Moor Stahlgiganten im Moor Heute war ein aufregender Tag auf der Baustelle: Mit einem Kran mit 100 Tonnen Traglast wurden 14 Tonnen schwere Durchlassbauwerke in den Langen Damm eingebaut. Durch diese sollen der Jafelbach und der Kucksmoorgraben künftig wieder in ihren natürlichen Betten unter dem Forstweg hindurchgeführt werden. Bei den ungewöhnlichen Arbeiten auf der Baustelle dabei: ein Film-Team vom NDR. Gefilmt wurde für einen dreiminütigen Beitrag in der Sendung „Hallo Niedersachsen“. Die Dreharbeiten waren auch für uns sehr spannend. Im Rahmen des Interviews galt es, Fragen wie „Warum müssen Moore nass sein?“, „Wie hängen die technischen Bauwerke und der Moorschutz hydrologisch und ökologisch zusammen?“ und „Welchen Nutzen hat der ganze Aufwand für den Klimaschutz?“ zu beantworten. Gar nicht so einfach, so komplexe Themen in derart kurzer Zeit zu behandeln. Wir sind gespannt, wie die vielen Filmaufnahmen und langen Interviews im finalen Beitrag umgesetzt werden! Insgesamt wurde der erste Bauabschnitt sehr schnell und ohne Schwierigkeiten fertiggestellt. Der Bau von Sickerdurchlässen, Furten und Großdurchlässen bereitet auf die Rückverlegung des Jafelbachs in sein natürliches Bachbett vor, denn der Bach muss in seinem Verlauf mehrere Barrieren in Form von Wegen überwinden. Wöchentlich konnte der Fortschritt des Wiedervernässungsvorhabens bewundert werden. Bereits in wenigen Tagen sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Als erste Bauwerke wurden die Sickerdurchlässe im Königsdamm fertiggestellt. Sie ermöglichen es, dass bei hohen Wasserständen das im östlichen Bereich anstehende Wasser an drei Stellen durch den Königsdamm abfließen kann. Mit großer Präzision wurden per Bagger die großen Wasserbausteine für die Furten im Jafel-, Bohl- und Plattenweg gesetzt. Unauffällig fügen sich die fertigen Furten in den Forstweg ein. Darum wurden die Furten als Hinweis für den forstwirtschaftlichen Betrieb mit großen Findlingen an den Enden gekennzeichnet. Im frühen Morgengrauen wurden die Betonteile der Großdurchlässe angeliefert. Auch das Platzieren der sogenannten Hauben auf dem Fundament erforderte wieder höchste Präzision. Damit die Baugrube nicht mit Wasser volllief, wurde kurzzeitig das Wasser abgepumpt. 10.11.2020 10.11.2020 Startschuss am Jafelbach Startschuss am Jafelbach Diesen Monat starten die ersten Bauarbeiten im Projektgebiet im NSG „Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach“ . Die Maßnahmen konzentrieren sich auf den Verlauf des Jafelbachs und bereiten auf die Rückverlegung des Bachs in sein natürliches Bett vor. Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren mit nur geringen Niederschlägen zeigt sich das Gebiet leider sehr trocken. Schlecht für unser erklärtes Ziel, aber eine wesentliche Erleichterung für die Baumaßnahmen! Künftig soll das Gebiet wieder feuchter werden und sich das ursprüngliche Quell- und Durchströmungsmoor des Jafelbachs regenerieren. Gerade diese letzten sehr trockenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig Moore für das Klima und den Landschaftswasserhaushalt sind. Die besonderen Bedingungen im Moor entstehen im Zusammenspiel von hohen Wasserständen und der moortypischen Vegetation. Das im Moor stehende Wasser ist sauerstoffarm und sauer, zudem setzten die torfbildenden Moorpflanzen, die sogenannten Sphagnum -Moose, Gerbstoffe frei. Unter diesen Bedingungen können sich nur wenige bodenlebende Organismen ansiedeln, wodurch die Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile nur stark verlangsamt ablaufen kann. In der Bilanz wird dadurch in Mooren mehr Biomasse auf- als abgebaut. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass das in der abgestorbenen Moorvegetation (Torf) gebundene CO2 dauerhaft gebunden und gespeichert bleibt. Wenn jedoch das Wasser fehlt, sei es durch aktive Entwässerung oder zu geringe Niederschläge, kommen die natürlichen Zersetzungsprozesse wieder in Gang. Die Konsequenz: Der gebundene Kohlenstoff kann als CO2 wieder in die Atmosphäre freigesetzt werden. Durch ihren Aufbau wirken Moorböden zudem wie ein großer, natürlicher Wasserspeicher. Bei Regen können sie – wie ein Schwamm – große Mengen Wasser aufnehmen, und sie geben das Wasser nur langsam wieder an die Umgebung ab. Dadurch können z. B. durch Starkregenereignisse verursachte Hochwasserspitzen in Bächen und Flüssen reduziert und der Grundwasserspiegel auch in niederschlagsarmen Phasen auf einem hohen Niveau gehalten werden. Dies ist für die Wasserversorgung von Natur, Land- und Forstwirtschaft sehr wichtig. Der Jafelbach wurde künstlich vertieft, um das Jafelmoor zu entwässern. Im November 2020 ist dieser Entwässerungsgraben am Plattenweg ausgetrocknet. Ohne Wasser verschwindet entlang des Langen Damms ein bereits renaturierter Abschnitt des Jafelbachs im Unterholz. Am Jafelweg ist noch ein wenig zu erkennen, wo der Jafelbach ursprünglich verlief, doch ist auch hier das Bachbett trocken. Östlich des Königsdamms wurden bereits Vernässungsmaßnahmen umgesetzt. Selbst bei der sonst vorherrschenden Trockenheit ist hier Wasser zu finden.
Origin | Count |
---|---|
Bund | 108 |
Land | 14 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 103 |
Text | 15 |
unbekannt | 4 |
License | Count |
---|---|
geschlossen | 19 |
offen | 103 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 120 |
Englisch | 17 |
unbekannt | 1 |
Resource type | Count |
---|---|
Bild | 1 |
Dokument | 6 |
Keine | 96 |
Multimedia | 1 |
Webseite | 22 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 51 |
Lebewesen & Lebensräume | 122 |
Luft | 51 |
Mensch & Umwelt | 122 |
Wasser | 51 |
Weitere | 122 |