Das Projekt 'ReeL' verwendet die Reste aus der Lederproduktion zum Gerben neuen Leders. Die nachhaltige Innovation wird in einer Anlage vor Ort im Gerbereibetrieb installiert. Damit schließt sich der Kreislauf vom Abfall zum neuen Produkt dort, wo er gebraucht wird. Zum Vorhaben haben sich drei Partner zusammengeschlossen: das Forschungsinstitut Invite, das Chemieunternehmen Lanxess Deutschland und die Gerberei Heller-Leder. Im Verlauf des dreijährigen Projekts wird das neuartige Technologiekonzept für die Lederindustrie getestet. Die Technologie von 'ReeL' spart nicht nur Ressourcen, sie ist auch eine Innovation in Sachen Logistik: Anfallende Lederreste werden nicht zentral in industriellen Großanlagen im Irgendwo aufbereitet, sondern dort, wo sie entstehen. Die Projektpartner errichten eine modulare Pilotanlage für den Betrieb in einer Gerberei. In unmittelbarer Nähe zur Lederherstellung wird dann in der Anlage die hauptsächliche Innovation getestet: Aus den angefallenen Lederresten Gerbstoffe zu gewinnen. Die Zutaten des nachhaltigen Nachgerbstoffes bestehen aus den Schnittabfällen und Falzspänen des Leders und pflanzlicher Biomasse. Der im Projekt 'ReeL' wiederverwertete Lederabfall entsteht vor allem bei Einstellung der Lederstärke, dem Falzen. Die dabei anfallenden Falzspäne summieren sich allein in Deutschland auf jährlich etwa 7.000 Tonnen. Weltweit wird die Menge auf 600.000 Tonnen jährlich geschätzt. Neben den Falzspänen entstehen auch Schnittreste, in Deutschland schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Tonnen jährlich. Der überwiegende Teil dieser Abfälle wird derzeit mit teilweise nicht unerheblichen Kosten für die Gerbereien entsorgt oder durch Aufarbeitung einer anderen Verwertung zugeführt. Ein Erfolg von 'ReeL' verspricht für die Gerberei-Branche zweierlei: Die Produktströme werden in einem Kreislauf geschlossen und vor Ort in Nachgerbstoffe umgewandelt. Das spart Ressourcen. Die dezentrale Produktion spart zudem logistischen Aufwand - damit unterstützt sie die Wirtschaftlichkeit der Innovation.
HELLER-LEDER ist an der Entwicklung neuer Verwertungsmöglichkeiten für Nebenprodukte wie Falzspäne und Schnittreste interessiert. Bislang werden diese Stoffe kompostiert, stofflich für Lederfasermaterialien eingesetzt oder, wie z.B. Schnittreste, einer geeigneten Entsorgung zugeführt. Das von LANXESS entwickelte Recycling ist aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht interessant. Selbst produzierte Nachgerbchemikalien stehen bedarfs- und kapazitätsabhängig zur Verfügung. Es ergibt sich eine höherwertige Nutzung der Reststoffe und Reduzierung von Transport-/Entsorgungskosten. Die Verwendung der lokal recycelten Nebenprodukte und daraus produzierten Nachgerbstoffe soll über die gesamte Produktpalette verifiziert werden. Insbesondere die qualitativen Anforderungen müssen umfassend und spezifisch (OEM's) geprüft werden. In der Praxis liegen keine Erfahrungen zur Eigenherstellung von Prozesschemikalien, wie z.B. Konformität (Ausgangsstoff/Endprodukt) vor. Die Gesamtdauer des Projektes ist mit ca. 3 Jahren veranschlagt, die jeweilige Dauer der einzelnen Phasen sind unterschiedlich und ihre Abfolge überlappend. HELLER-LEDER ist den Arbeitspaketen 2 (Maximierung der Falzspäne als Rohstoffbasis in der X-Biomer Chemie), 6 (Planung und Bau einer Pilotanlage), 7 (Inbetriebnahme und Pilotierung), 8 (Bewertung des Anlagenkonzeptes) und 9 (Analyse der Pilotierung hinsichtlich Robustheit und Zuverlässigkeit) eingebunden. Einen großen Stellenwert nehmen der praktische Betrieb des Pilotierungsmoduls, der technische Einsatz der X-Biomer-Produkte in der Lederherstellung und Überprüfung der Einhaltung aller artikel- und kundenspezifischen Qualitätsanforderungen in der gesamten Produktpalette ein.
Bei einem Betrieb der Lederrueckstandsverarbeitung, und zwar bei der Eiweisshydrolyse und der Eiweiss-Fettsaeurekondensation soll die Chromfracht im Abwasser um ca. 98 Prozent vermindert werden. Die angestrebte Chromrestkonzentration von deutlich unter 1 mg/l soll durch Faellung des Chroms als Hydroxid mit anschliessender Filtration mittels Tellerdruckfilter erreicht werden. Die Faellung wird bei etwa 60 Grad Celsius durchgefuehrt, damit die komplexierend wirkenden Aminosaeuren und Peptide in ausreichendem Masse zerstoert werden. Als Faellungsmittel soll Ca(HO)2 eingesetzt werden.