[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-BILANZ
INFEKTIONSPRÄVENTION
Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2022
© Klaus Eppele / AdobeStock
KategorieDiagnose/Erreger20182019202020212022
Gastroenteritische Infektionen
(Durchfallerkrankungen)Campylobakter Enteritis4.1013.6832.6682.7992.539
Clostridioides difficile9053526566
EHEC-Erkrankung (außer HUS)151151758186
Giardiasis125112726080
Hepatitiden
(Leberentzündungen)
Impfpräventable
Infektionskrankheiten
(gem. Empfehlung der STIKO)
HUS34311
Kryptosporidiose6847414762
Norovirus-Erkrankung4.0404.2401.2061.2252.480
Rotavirus-Erkrankung6331.145166183952
Salmonellose933793510559533
Shigellose30298719
Yersiniose10912085113132
Hepatitis A4943303336
Hepatitis B3664733283881.065
Hepatitis C253267176223375
Hepatitis D23128
Hepatitis E228265213183198
COVID-190073.768205.9221.440.557
Diphtherie001010
FSME61625
Haemophilus influenzae
Weitere Infektionen
5739261641
Influenza13.8577.8988.2157210.543
Masern938600
Meningokokken (invasiv)1913454
Mpox000056
Mumps3243181114
Röteln00010
Pertussis (Keuchhusten)5403971355565
Varizellen664712393281344
Acinetobacter2723152933
Adenovirus (Konjunktivalabstrich)49247311
Borreliose1.5801.1851.510884706
Brucellose01012
Dengue-Fieber254110210
Enterobacteriaceae182205150130215
Hantavirus-Erkrankung33042510
Legionellose6274559170
Leptospirose36566
Listeriose2328312223
MRSA7352243922
Q-Fieber45846
Tuberkulose232201186204162
Tularämie34384
Typhus abdominalis13001
LUA Infektionsbilanz 2022:
Daten & Fakten aus Rheinland-PfalzIfSG Meldewesen 2019 bis 2022:
Überblick und Besonderheiten
Das gesetzlich im Infektionsschutzgesetz veran-
kerte Meldewesen liefert kontinuierlich Daten
über das räumlich-zeitliche Auftreten von Infek-
tionserregern und -krankheiten – auch in Rhein-
land-Pfalz. Verschiedenste Ursachen können einer
Zunahme von Meldefällen zugrunde liegen. Ände-
rungen in der Erkennung und Diagnostik, die le-
diglich zu einer Reduktion der Dunkelziffer führen,
müssen hierbei von einer echten Zunahme von
Fällen in der Bevölkerung unterschieden werden,
wie sie zum Beispiel bei einem Krankheitsaus-
bruch beobachtet werden. Diese Aufgabe über-
nehmen Infektionsepidemiologen, das sind Exper-
tinnen und Experten für Seuchenbekämpfung, die
die Meldedaten auf allen Ebenen der Meldeket-
te, an den kommunalen Gesundheitsämtern, dem
Landesuntersuchungsamt (LUA) und am Robert
Koch-Institut (RKI), fortlaufend analysieren und
bewerten.Die dargestellte Tabelle gibt einen Überblick über
das Meldeaufkommen in Rheinland-Pfalz während
der COVID-19-Pandemie 2020-2022 im Vergleich
zu den Vorjahren 2018 und 2019. Besonders auf-
fallend ist eine Zunahme der Hepatitis-B-Virus-
Meldehäufigkeit, in etwa auf das 2,5-fache Ni-
veau des Jahres 2022. Seit Oktober 2021 erstatten
die Krankenkassen für alle Versicherten im Alter
über 35 Jahre eine Testung auf Hepatitis-B und -C
im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Weiter-
hin führt eine ab Januar 2022 für alle diagnosti-
schen Labore verpflichtende Einführung der elek-
tronischen Meldung von Erregernachweisen über
das sognannte Deutsche Elektronische Melde-
und Informationssystem (DEMIS) zu einer im Ver-
gleich zu früher vollständigeren Meldung von La-
bornachweisen. Beide Umstände legen nahe, dass
der beobachtete Anstieg im Meldeaufkommen
das Resultat einer Reduktion bislang unentdeckter
Infektionen, also der sogenannten Dunkelziffer ist.
Hinweise auf einen Infektionsausbruch hingegen
ergeben sich nicht.
Die vorliegende Infektionsbilanz 2022 widmet
sich unter anderem den Ergebnissen dieser Bewer-
tungen auf rheinland-pfälzischer Ebene. Hierbei
finden Analysen zum Einfluss der COVID-19-Pan-
demiebekämpfung auf das Aufkommen anderer
meldepflichtiger Erreger und Erkrankungen be-
sondere Berücksichtigung. Darüber hinaus berich-
tet diese Infektionsbilanz über Epidemiologie und
Prävention der Legionellose in Rheinland-Pfalz.
Sie wirft damit ein Schlaglicht auf die zentrale
Rolle der Gesundheitsbehörden bei deren Eindäm-
mung dieser mitunter schwer verlaufenden Form
der Lungenentzündung.
Hierdurch möchte dieser Bericht aber auch den
breitgefächerten Präventivauftrag des öffentli-
chen Gesundheitsdienstes in den Mittelpunkt der
öffentlichen Wahrnehmung rücken und damit
gleichzeitig ein Gegengewicht zur pandemiezent-
rierten Bewertung der Arbeit in den Gesundheits-
ämtern und -behörden schaffen. Die vorliegen-
de Infektionsbilanz berücksichtigt die Meldejahre
2019 bis 2022. Zum besseren Vergleich wird zu-
sätzlich das Meldeaufkommen 2018 dargestellt.
Eine ganz andere Erklärung für die Änderung im
räumlich-zeitlichen Auftreten von Infektions-
krankheiten findet sich in einer global verstärk-
ten Mobilität. Eine vorübergehende Exposition in
Regionen mit anderem Vorkommen von Krank-
heitserregern kann zur Verschleppung durch in-
terkontinentale Reisen oder Migration führen. Im
Jahr 2022 wurde erstmals eine größere Zahl von
Mpox-Fällen (ehemals Affenpocken) in Deutsch-
land diagnostiziert und gemeldet. Diese üblicher-
weise in West- und Zentralafrika vorkommende
Infektionskrankheit wird durch ein mit den klassi-
schen humanen Pocken verwandtes Virus verur-
sacht, das in Nagetieren sein natürliches Reservoir
hat. Vor 2022 wurde es nur selten außerhalb von
Afrika und dann bei Reiserückkehrern aus Afrika
beobachtet. Seit Mai 2022 wurden weltweit auch
Fälle außerhalb dieser Regionen, insbesondere un-
ter Männern beobachtet, die Sex mit Männern ha-
ben. Weltweit wurden seit Ausbruchsbeginn und
bis Ende des Jahres 2022 84.105 Fälle in 107 Län-
Übersicht über die Meldezahlen der häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten nach RKI-Referenzdefinition.
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Zahl der Influenza- und Covid-19-Meldefälle (gemittelt über vier Wochen), Rheinland-Pfalz, 2017-2023. Im Jahr
2022 zeigt sich ein vorzeitiger Beginn der Influenza-Saison bei gleichzeitig hoher Fallzahl.
den Windpocken, insbesondere in der ersten Pha-
se der Pandemie im Jahr 2020.
Im Zeichen von Corona: Die kontaktreduzierenden Maßnahmen rund um COVID-19 führten zum Rückgang vieler
anderer Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen. © Frauke Riether / Pixabay
dern außerhalb der traditionellen Endemiegebiete
registriert, davon 3.671 in Deutschland und 56 in
Rheinland-Pfalz. Durch Koordinierung der Spezial-
diagnostik in Verdachtsfällen und die Aufklärung
zu Absonderungs- und Hygienemaßnahmen ein-
schließlich der Impfung von Kontaktpersonen und
Risikogruppen sind seit Anfang 2023 keine neuen
Fälle mehr in Rheinland-Pfalz gemeldet worden.
Seit Ende Juli 2022 wurde deutschlandweit ein
deutlicher Anstieg bei Nachweisen von Diphterie-
Bakterien verzeichnet, wovon zehn auf Rheinland-
Pfalz entfielen. Diese wurden meist aus Wunden
von Geflüchteten im Rahmen der Erstuntersu-
chung in Aufnahmezentren und Sammelunter-
künften isoliert. Gefürchtet ist die durch einen
Giftstoff des Bakteriums hervorgerufene schwe-
re und mitunter tödlich verlaufende Allgemeiner-
krankung. Solche Fälle wurden aktuell nicht be-
kannt. Auch zu Übertragungen der importierten
Bakterien auf die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz
kam es nicht. Dennoch unterstreicht das Wissen
um die Gefahren der Diphterie die Bedeutung der
Aufrechterhaltung des Impfschutzes für alle Bür-
ger durch regelmäßige Auffrischung alle 10 Jahre,
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wie von der Ständigen Impfkommission am Ro-
bert Koch-Institut empfohlen.
Im zugrundeliegenden Berichtszeitraum von be-
sonderem Interesse sind Veränderungen im Mel-
deaufkommen, die in direktem oder indirektem
Zusammenhang mit COVID-19 stehen. Sie kön-
nen Folge eines veränderten Verhaltens, einer
veränderten Immunantwort oder der Wechsel-
wirkung dieser Faktoren untereinander sein. Im
Folgenden sollen diese Überlegungen anhand von
drei Beispielen illustriert werden.
Eine Lockerung der Maßnahmen, wie die Wieder-
eröffnung der Gemeinschaftseinrichtungen und
die Änderungen der Absonderungs- und Masken-
pflicht, führten zur sequenziellen Rückkehr von
viralen Schmier- und später auch Atemwegsin-
fektionen. Auch Windpocken wurden im 4. Quar-
tal 2022 wieder häufiger gemeldet. Bei den In-
fektionen mit dem Influenza-Virus fiel zum Ende
2022 der ungewöhnlich frühe Beginn der Saison
bei insgesamt hohem Infektionsdruck auf. Die-
ses Phänomen wird allgemein als Ausdruck ei-
ner vermehrten Anzahl von durch ausbleibende
Immunitätsbildung empfänglicher Personen als
Folge der Schutz- und Hygienemaßnahmen in-
terpretiert, insbesondere unter Kindern und Ju-
gendlichen. Diese Hypothese wird durch eine
entsprechende Altersverteilung der gemeldeten
Infektionen mit deutlichen Gipfeln in diesen Al-
tersgruppen gestützt. Vergleicht man die Melde-
aktivität mit den jeweils vorpandemischen Ni-
veaus, zeigt sich, dass diese in der Regel nicht
überschritten werden, zumindest lag die als stark
empfundene und objektiv auch mit einer hohen
Wenn die Maske fällt - Wechselspiel
von Hygiene und Immunität
Die Stärkung der allgemeinen Hygiene sowie
die kontaktreduzierenden Maßnahmen rund
um COVID-19 führten zu einem eindrucksvol-
len Rückgang der Übertragung anderer viraler
Atemwegsinfektionen wie der Virusgrippe, vira-
ler Durchfallerkrankungen, die über Oberflächen,
Hände und Lebensmittel übertragen werden kön-
nen, wie beispielsweise Noro- und Rota-virusin-
fektionen und viraler Allgemeininfektionen wie
Zahl der Noro-, Rotavirus- und Covid-19-Meldefälle (gemittelt über vier Wochen), Rheinland-Pfalz, 2017-2023. Im
Jahr 2020 und 1. Halbjahr 2021 wurden deutlich weniger Rota- und Norovirusfälle übermittelt.
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Zahl der Windpocken-Meldefälle, Rheinland-Pfalz (gemittelt über vier Wochen), 2017-2023. In den Pandemiejah-
ren 2020 bis 2022 hat die Meldeaktivität für Windpocken deutlich abgenommen.
Fallzahl einhergehende Influenzawelle 2022 letzt-
endlich nicht über der von 2018. Dennoch: Vie-
les spricht für ein „starkes Grippejahr“, gerade bei
Kindern, zum Beispiel auch der starke Anstieg an
Pneuomokokken-Meldungen; einem Erreger von
Lungen-, Mittelohr- und Hirnhautentzündungen,
die typischerweise nach einer Virus-Grippe auf-
treten. Hierbei besiedeln Pneumokokken häu-
fig den Rachen gesunder Kinder, seltener auch Er-
wachsener, und erst durch die Schädigung des
Lungengewebes durch Grippe- oder auch ande-
re Atemwegsviren wie SARS-CoV-2 oder das Res-
piratorische Synzytial-Virus (RSV) kommt es dann
zur bakteriellen Zweitinfektion. Wichtig: Durch
Impfung mit konjugierten Pneumokokken-Impf-
stoffen kann der Trägerstatus beeinflusst werden,
so dass eine Immunisierung für Kinder und Risiko-
gruppen gegen Pneumokokken schon seit länge-
rem empfohlen wird.
Legionellose - Die Gefahr
aus der Wasserleitung
Auch bei den Meldefällen der Legionärskrankheit,
einer schweren und teilweise tödlich verlaufenden
Lungenentzündung, waren die Auswirkungen der
Corona-Pandemie deutlich zu sehen. Im Jahr 2020
wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 55 Fälle ge-
meldet, was einem Rückgang von 26 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr 2019 entspricht. Das ist be-
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merkenswert, da die Anzahl der gemeldeten Fälle
von Legionärskrankheit in den Vorjahren konstant
angestiegen war. Die Vermutung liegt nahe, dass
der beobachtete Rückgang in Zusammenhang mit
den Corona-Maßnahmen und den damit verbun-
denen Änderungen im Reiseverhalten steht.
Die Legionärskrankheit oder Legionellose wird
durch Bakterien verursacht, die natürlicherwei-
se in Oberflächengewässern und im Grundwas-
ser vorkommen. Gesundheitliche Probleme verur-
sachen Legionellen vor allen Dingen dann, wenn
sie sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45
Grad Celsius zum Beispiel in Warmwasserbehäl-
tern, Rohrleitungen, Klima- und offenen Kühlge-
räten oder Wasserversorgungsanlagen, in denen
Wasser über längere Zeit steht, unter für sie opti-
malen Wachstumsbedingungen vermehren. Nach
dem Einatmen von Aerosolen wie sie beispielswei-
se beim Duschen oder aber auch beim Verduns-
ten und Vernebeln von Wasser entstehen, kann es
dann zu einer schweren Lungenentzündung kom-
men, insbesondere wenn die Lunge bereits vorge-
schädigt ist. Entsprechend sind Rauchen und eine
chronisch obstruktive Lungenkrankheit Risikofak-
toren. Das Trinken von Wasser, auch wenn es mit
hohen Konzentrationen von Legionellen belastet
ist, stellt hingegen kein Risiko für den Menschen
dar, außer es gerät Legionellen-belastetes Wasser
durch Verschlucken in die Atemwege.
Da es sich bei der Legionellose um eine bakterielle
Infektion handelt, können Erkrankte meist erfolg-
reich mit einer Antibiotikatherapie behandelt wer-
den. Trotzdem versterben etwa 5-10 Prozent al-
ler Personen, die an einer Legionellose erkranken.
Das Risiko von Todesfällen ist stark altersabhän-
gig und betrug in Rheinland-Pfalz etwa 3 Prozent
bei den 30-59-Jährigen, etwa 6 Prozent bei den
60-69-Jährigen und etwa 13 Prozent bei den über
70-Jährigen. Ältere Menschen sind aber nicht nur
stärker gefährdet, an der Legionellose zu verster-
ben, sondern haben auch im Allgemeinen ein hö-
heres Infektionsrisiko. Männer sind deutlich häu-
figer betroffen als Frauen. Insgesamt betrug der
Männeranteil unter allen rheinland-pfälzischen
Meldefällen 73 Prozent.
Der wirksamste Schutz vor der Legionärskrankheit
ist die systematische Vermeidung starker Vermeh-
rung von Legionellen in Warmwasserbehältern
und Rohrleitungen. Da die Vermehrung bei 25 bis
45 Grad stattfindet, sollte den Legionellen wenig
Zeit gegeben werden, sich unter diesen optimalen
Bedingungen zu vermehren. Das kann beispiels-
weise durch regelmäßigen Wasseraustausch in
Warmwasserbereitern und regelmäßiges Durch-
spülen der Rohrleitungen erreicht werden. Auch
das zeitweise Erhitzen des Warmwassers auf über
60 Grad ist eine sehr wirkungsvolle Maßnahme,
da Legionellen bei diesen Temperaturen abster-
ben. In größeren Mehrfamilienhäusern schreibt
die Trinkwasserverordnung eine regelmäßige Un-
tersuchung des Wassers auf Legionellen mindes-
tens alle drei Jahre vor. Diese Untersuchungen
werden von zugelassenen Untersuchungsstellen
angeboten. In öffentlichen Gebäuden, Schwimm-
bädern und Gemeinschaftseinrichtungen sind die
rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter für die
Festlegung der Überwachungshäufigkeit zustän-
dig. Die dort gewonnenen Proben werden unter
anderem durch das LUA untersucht. Bei der Inter-
pretation der Ergebnisse gilt, dass ein technischer
Maßnahmenwert von 100 Kolonie-bildenden Ein-
heiten (KBE) pro 100 Milliliter nicht überschritten
werden darf; in Hochrisikobereichen von Einrich-
tungen des Gesundheitswesens hingegen dürfen
gar keine Kolonien nachweisbar sein.
Weiterhin spielt für die Einschätzung der Infekti-
onsgefahr nicht nur die Menge, sondern auch die
Art der gefundenen Legionellen eine wichtige Rol-
le, da einige Stämme deutlich gefährlicher sind als
Mögen 25 bis 45 Grad: Legionellen-Bakterien gedeihen
in stagnierenden Rohrleitungen. © tookapic / Pixabay
andere. In kleineren Wohngebäuden wie Ein- und
Zweifamilienhäusern sind derartige Untersuchun-
gen nicht vorgeschrieben. Allerdings kann schon
bei der Installation von Warmwassersystemen da-
für gesorgt werden, dass die Legionellengefahr
minimiert wird. Für Personen, die nach längerer
Abwesenheit in ihr Zuhause zurückkehren, ist es
außerdem ratsam, die Warmwasserleitungen ein-
mal durchzuspülen. Dabei sollten sie natürlich lüf-
ten und sich nicht im selben Zimmer aufhalten,
um das Einatmen von Aerosolen zu vermeiden.
Das Gleiche gilt auf Reisen: Sollten Reisende eine
Unterkunft beziehen, die scheinbar länger nicht
bewohnt war, sollten sie das warme Wasser erst
einmal ein paar Minuten in Ihrer Abwesenheit und
bei offenem Fenster laufen lassen, bevor Sie mit
dem Duschen beginnen.
Diese Überlegungen sind ebenfalls entscheidend
um zu verstehen, welchen Einfluss die COVID-
19-Pandemie auf die Erkrankungshäufigkeit hatte.
Traditionell war schon immer ein erheblicher Teil
der in Deutschland gemeldeten Legionellose-Fäl-
le auf Reisen erworben, was den Rückschluss na-
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als wichtiges Instrument zur fortlaufenden Erfas-
sung von Trends und damit zur Steuerung der Er-
mittlungstätigkeit der Gesundheitsbehörden.
Feiern und Veranstaltungen
Neben diesen Veränderungen gab es 2022 auch
wieder Grund zum Feiern: Die MTA-Schule in Ko-
blenz konnte 16 frischgebackene MTA-L im Sep-
tember in der Rotunde in Koblenz feierlich ent-
lassen. Die PTA-Schule in Trier freute sich über 28
gut ausgebildete PTAs. Nach zwei Jahren Pause
war es sehr schön, die Leistung der Schülerinnen
und Schüler wieder in einer Feierstunde zu würdi-
gen und die frischen Berufsanfänger angemessen
zu verabschieden.
Gesundheitsfachschulen
des LUA sind im Wandel
Jährliche Meldefälle der Legionärskrankheit in Rhein-
land-Pfalz und Vergleich zum jeweiligen Vorjahr
helegt, dass Reiseunterkünfte wahrscheinlich häu-
fig nicht ganzjährig besucht werden. Entsprechend
könnte an den Zielorten Wasser lange Zeit in
Warmwasserbehältern und -leitungen gestanden
haben. In Abhängigkeit von den jeweiligen natio-
nalen Regelungen zur Überwachung von Trinkwas-
seranlagen auf Legionellen, die mancherorts weni-
ger streng als in Deutschland sind, könnte das den
Anstieg von Fallmeldungen in den Sommermona-
ten erklären. Aber auch Wasser, das während der
Urlaubsreise mehrere Wochen im unbewohnten
Zuhause in den Leitungen gestanden hat, stellt
ein potentielles Risiko für eine Legionellose dar.
Im Jahr 2020 kam im Zusammenhang mit den
Corona-Maßnahmen jegliche Reisetätigkeit zum
Erliegen, so dass auch Meldefälle von Legionel-
losen mit Reisebezug vollständig ausblieben und
die Gesamtzahl der übermittelten Meldungen in
Rheinland-Pfalz nach Zunahme über fünf Jahre
in Folge erstmalig wieder abnahm. Im Gegensatz
hierzu waren im Jahr 2021 nach Lockerung der
Maßnahmen wieder in größerem Umfang Reisen
möglich. Hier zeigt sich die bislang höchste Zahl
an Legionellose-Meldefällen seit Beginn der Auf-
zeichnungen vor 20 Jahren. Diese Beobachtungen
sprechen für eine Wiederinbetriebnahme länger-
fristig stillgelegter Trinkwasseranlagen in Reise-
unterkünften als Ursache für die starke Zunahme
von Legionellose-Meldefällen nach der Lockerung
der Corona-Beschränkungen im Jahr 2021. Gleich-
zeitig unterstreichen diese Erkenntnisse nicht nur
die Bedeutung der regelmäßigen Trinkwasserüber-
wachung, sondern auch der Infektionssurveillance
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Das Jahr 2022 stand für die Gesundheitsfach-
schulen des Landesuntersuchungsamtes ganz un-
ter dem Zeichen der Gesetzes- und damit Aus-
bildungsänderungen. Sowohl die jeweiligen
Berufsgesetze als auch die Ausbildungs-und Prü-
fungsverordnungen für PTA und MTA–L wurden
zum 01.01.2023 geändert.
Die Änderung im Beruf Pharmazeutisch-techni-
sche Assistentin / Pharmazeutisch-technischer As-
sistent (PTA) umfassen einen neuen Lehrinhal-
te-Katalog für viele der bestehenden Fächer, ein
neues Unterrichtsfach, eine geänderte Prüfungs-
verordnung und ein der Arbeitswirklichkeit ange-
passtes Berufsbild.Freudiger Anlass: Die Absolventinnen und Absolventen
der PTA-Schule feierten 2022 die Zeugnisübergabe im
Kurfürstlichen Palais in Trier. © LUA
Der Beruf Medizinisch-technische Laboratorium-
sassistentin / Medizinisch-technischer Laboratori-
umsassistent (MTA-L) sowie die Ausbildung wur-
den gänzlich verändert. Besonders deutlich wird
das in der neuen Berufsbezeichnung medizinische
Technologinnen und Technologen für Laborato-
riumsanalytik (MT-L). Die Änderungen umfassen
zudem eine Neugestaltung der „alten“ Unter-richtsfächer hin zu Kompetenzfeldern sowie eine
Verdopplung der laborpraktischen Ausbildungszeit
und eine grundsätzlichen Änderung der Prüfungs-
durchführung dahin, dass die Auszubildenden der
MT-Berufe jetzt eine zwingend vergütete Ausbil-
dung absolvieren. Der Besuch einer Berufsfach-
schule war bisher von einer Ausbildungsvergütung
ausgenommen.
Gelungener Start ins Berufsleben: Die Koblenzer MTA-
Schule konnte im vergangenen Jahr viele frisch geba-
ckene Medizinisch-technische Assistentinnen und Assis-
tenten verabschieden. © LUAUm die Vergütung zu gewährleisten, musste - wie
im Gesetz vorgeschrieben - ein Träger der prak-
tischen Ausbildung gesucht werden. Dies muss
nach dem MTB-G (Medizintechnologen-Berufs-
gesetz) zwingend ein Krankenhaus sein. Das Jahr
2022 stand also im Zeichen dieser Änderungen
und der damit verbundenen Suche nach einem
geeigneten Träger der praktischen Ausbildung.
Diese Thematik wird die Schulen noch länger be-
gleiten, mindestens bis der erste Durchgang der
Auszubildenden die Prüfungen absolviert hat.
Beide Ausbildungen, PTA und MT-L, werden im
September 2023 erstmals mit einer Ausbildung
nach den neuen Vorgaben beginnen.
Um neue Schülerinnen und Schüler zu gewinnen,
wurden an den Gesundheitsfachschulen des LUA
wieder Tage der offenen Tür angeboten. Zusätz-
lich veranstaltete die PTA-Schule im Herbst noch
einen abendlichen „Budenzauber“. Im Gegensatz
zum Tag der offenen Tür galt dieser Abend etwas
weniger der Information über die Ausbildung, son-
dern mehr den unterhaltsam dargebrachten In-
halten der einzelnen Fächer. Die Schülerinnen und
Schüler waren mit großem Engagement dabei
griffen tief in die Trickkiste der Show-Chemie. Zu
sehen gab es zum Beispiel die überschäumende
Willkommener Trubel im Labor: Die PTA-Schule Trier
hatte im vergangen Jahr wieder zu einem Tag der offe-
nen Tür eingeladen. © LUA
„Elefantenzahnpasta“, das experimentell gebraute
„Chemikerbier“ oder die glühende Gurke. Die ku-
riosen Einlagen sollten den Gästen auf kurzweilige
Art Lust auf die PTA-Ausbildung machen. Alle Ver-
anstaltungen im Jahr 2022 fanden unter den je-
weils geltenden Coronabedingungen statt.
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Verstärkte Hygiene und reduzierte Kontakte: Die Bekämpfung von COVID-19 hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Übertragung anderer Infektionskrankheiten in Rheinland-Pfalz. Das zeigt die aktuelle Infektionsbilanz des Landesuntersuchungsamtes (LUA). Während es vor allem in der ersten Phase der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 zu einem eindrucksvollen Rückgang vieler Infektionskrankheiten kam, kehrten die Erreger mit der Lockerung der Maßnahmen nach und nach wieder zurück. Durch die Corona-Maßnahmen eingedämmt wurden beispielsweise virale Atemwegsinfektionen wie die Virusgrippe: Hatte es in den Jahren vor der Pandemie in Rheinland-Pfalz regelmäßig mehrere tausend Meldefälle gegeben, sank deren Zahl im Jahr 2021 auf gerade einmal 72 ab. Nach dem Wegfall fast aller Corona-Maßnahmen im Jahr 2022 standen wieder 10.543 Influenzafälle zu Buche. Dieser Effekt war auch zu beobachten bei viralen Durchfallerkrankungen, die über Oberflächen, Hände und Lebensmittel übertragen werden, wie zum Beispiel Infektionen mit Noroviren. 2019 hatten die Gesundheitsämter in Rheinland-Pfalz noch 4.240 Fälle von Noroviren gemeldet, in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 sanken die Zahlen auf 1.206 bzw. 1.225. Im Jahr 2022 verdoppelte sich die Zahl der Meldefälle dann wieder auf 2.480. Auch bei den Meldefällen der Legionärskrankheit oder Legionellose, einer schweren und teilweise tödlich verlaufenden Lungenentzündung, waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich zu sehen. Im Jahr 2020 wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 55 Fälle gemeldet, was einem Rückgang von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019 entsprach (74). Das ist deshalb bemerkenswert, da die Anzahl der Fälle von Legionärskrankheit in den Vorjahren konstant angestiegen war. Die Legionärskrankheit wird durch Legionellen-Bakterien verursacht, die natürlicherweise in Oberflächengewässern und im Grundwasser vorkommen. Gesundheitliche Probleme verursachen Legionellen vor allem dann, wenn sie sich bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad in Warmwasserbehältern, Rohrleitungen, Klimageräten oder Wasserversorgungsanlagen vermehren, in denen Wasser über längere Zeit steht. Nach dem Einatmen von Aerosolen, wie sie beispielsweise beim Duschen entstehen, kann es zu einer schweren Lungenentzündung kommen. Personen, die nach längerer Abwesenheit in ihr Zuhause zurückkehren, sollten deshalb die Warmwasserleitungen gründlich durchzuspülen, das Fenster öffnen und vorübergehend den Raum verlassen. Das Gleiche gilt für Reisende, die eine Unterkunft beziehen, die länger nicht bewohnt war. 2020 kam im Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen praktisch jegliche Reisetätigkeit zum Erliegen, so dass auch Meldefälle von Legionellosen mit Reisebezug vollständig ausblieben. Im Gegensatz dazu waren 2021 wieder Reisen in größerem Umfang möglich. Hier zeigt sich die bislang höchste Zahl an Legionellose-Meldefällen in Rheinland-Pfalz (91) seit Beginn der Aufzeichnungen vor 20 Jahren. Vieles spricht für eine Wiederinbetriebnahme längerfristig stillgelegter Trinkwasseranlagen in Reiseunterkünften als Ursache für die starke Zunahme. Die vollständige Infektionsbilanz finden Sie hier auf der Homepage des LUA .