Ressourcenschonendes, klimaverträgliches und kreislaufgerechtes Bauen erfordert bessere Informationsgrundlagen. Materialinventare für Bauwerke sowie Materialkataster ganzer Regionen können diese Informationen bereitstellen, strukturieren und über den jahrzehntelangen Lebenszyklus von Bauwerken vorhalten. Beide Instrumente sollten zukünftig in größerem Umfang genutzt werden. Um zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft zu gelangen, werden gute materielle Informationsgrundlagen über Bauwerke benötigt, die bislang nur unzureichend vorliegen und vor allem, nicht fortgeschrieben werden. Ziel des Vorhabens „Kartierung des anthropogenen Lagers IV – Erarbeitung eines Gebäudepass- und Gebäudekatasterkonzepts zur regionalisierten Erfassung des Materialhaushaltes mit dem Ziel der Optimierung des Recyclings“ war es vor diesem Hintergrund, Instrumente zur Dokumentation von Materialflüssen und -beständen im Lebenszyklus von Bauwerken und zum dynamischen Materialhaushalt von Regionen praxisgerecht und harmonisiert weiterzuentwickeln. Das Projekt wurde im Auftrag des UBA durchgeführt. Mit Hilfe von Fallbeispielen und Personen aus der Praxis wurden Materialinventare und -kataster weiterentwickelt und erprobt. Im Ergebnis könnten die beiden Instrumente zukünftig verbaute Materialien, eingesetzte Stoffe mitsamt ihren Umwelteigenschaften, Einbauweisen, Herstellerinformationen sowie notwendige Aufbereitungstechniken dokumentieren. Während Materialinventare als Bestandteil einer digitalen Hausakte geführt werden könnten, in denen beispielsweise auch die Energieausweise vorliegen, sollten Materialkataster kommunal in Raumordnungs-, Abfallwirtschafts- und Ressourcenmanagementbehörden angesiedelt werden. Materialinventare und -kataster ließen sich für Einzelbauwerke bis hin zu ganzen Regionen anwenden und könnten dazu beitragen, Bedarfe an Primärrohstoffen zu verringern, Mengen an zu deponierenden Abfällen zu begrenzen und Emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken zu reduzieren. Ganz praktisch könnten mithilfe dieser Instrumente alle Beteiligten von der Bauplanung, Nutzung bis hin zum Abbruch in ihren Arbeits- und Entscheidungsprozessen unterstützt werden. Zudem zeigte sich im Projekt, dass alle Beteiligten Einfluss auf die Auswahl, Verwendung oder Aufbereitung von Materialien haben und deshalb besser kooperieren sollten. Für eine zukünftige höhere Nutzung der Materialinventare sind harmonisierte Vorgaben für dieses Instrument in der digitalen Gebäudeplanung wie dem Building Information Modeling (BIM) , die Aufnahme in die Anforderungen von Nachhaltigkeitsbewertungssystemen, Förderprogrammen sowie die besonderen Leistungen gemäß der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) notwendig. Materialkataster sind besonders aussichtsreich, wenn diese im Zuge von Förderprogrammen etabliert werden und dann in kommunaler Obhut verbleiben sowie als Nebenanforderung in Ausschreibungen von Stadtumbau- und Strukturwandelprojekten aufgenommen werden. Die wichtigsten Ansatzpunkte, um die entwickelten Instrumente erfolgreich in der Breite zu etablieren, sind in einem kurzen Empfehlungspapier zusammengefasst.
Das Projekt "Erarbeitung eines Gebäudepass- und Gebäudekatasterkonzepts zur regionalisierten Erfassung des Materialhaushaltes mit dem Ziel der Optimierung des Recyclings (KartAL IV)" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) , Umweltbundesamt (UBA). Es wird/wurde ausgeführt durch: Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V..Um Potenziale bei der Schonung natürlicher Ressourcen im Baubereich zu erschließen, bedarf es der Entwicklung und Umsetzung einer Strategie des Urban Mining. Informationsdefizite stehen bisher einer Operationalisierung des Konzeptes eines stärker kreislauforientierten anthropogenen Metabolismus im Bausektor entgegen. Ein Ansatz zur Überwindung dieser Hemmnisse liegt in der Erarbeitung und Einführung langfristig wirksamer informatorischer Instrumente.
Ziel des Vorhabens ist die konzeptionelle Entwicklung von Instrumenten zur Dokumentation von Materialflüssen im Lebenszyklus von Bauwerken und zum dynamischen Materialhaushalt von Regionen. Im Ergebnis sollen Konzepte zur Beschreibung und Aktualisierung der physischen Zusammensetzung von Bauwerken sowie für ein Materialkataster von Siedlungen/Regionen vorliegen, die mit Praxispartnern erprobt wurden. Hierzu werden folgende Forschungsfragen bearbeitet:
1. Wie sind Informationen zu Einzelbauwerken und zum Bauwerksbestand sowie Veränderungen des Materiallagers durch Bautätigkeiten zu erheben und zu strukturieren? Welche Informationsquellen stehen zur Verfügung und welcher Aufwand ist mit deren Auswertung verbunden?
2. Wer sind die Adressaten dieser Informationen? An welche Ziele, Interessen und Aufgaben ausgewählter Akteursgruppen kann angeknüpft werden, zu welchen Anlässen fließen Informationen zum Materialfluss in Entscheidungen ein?
Es wird ein dualer Ansatz entlang von zwei Bearbeitungssträngen verfolgt: (1) Materialpass für Einzel-bauwerke und (2) Materialkataster für Siedlungen/Regionen. Diese Stränge unterscheiden sich in der Maßstabsebene und weisen zugleich definierte Schnittstellen auf. Das methodische Vorgehen orientiert auf die Umsetzungsrelevanz der Instrumente. Dazu verfolgt das Projekt einen Fallstudienansatz unter Einbeziehung von Praxisakteuren.