In Baden-Württemberg leben 70 Heu- und Fangschreckenarten. 30 der 70 Arten sind bestandsgefährdet. Damit sind im Vergleich zur Roten Liste 1998 zwar nur unwesentlich mehr Arten gefährdet, doch mit Blick auf die einzelnen Arten werden Verschiebungen deutlich. So gibt es Arten, die von den Klimaveränderungen profitieren, wohingegen andere aufgrund zunehmender Hitze- und Dürreperioden aus tieferen Lagen verschwinden und in ihrer Verbreitung zurückgehen. Der Verlust von Lebensräumen ist nach wie vor der Hauptgrund, der zur Gefährdung führt. Gezielte Schutzmaßnahmen sind daher unumgänglich, um die Vielfalt der Heuschrecken zu erhalten. Drei besonders interessante Vertreter aus der Ordnung der Heuschrecken sind die Maulwurfsgrille, der Warzenbeißer und die Alpine Gebirgsschrecke. Grafik zeigt: Anzahl der baden-württembergischen Heu- und Fangschreckenarten in der jeweiligen Gefährdungskategorie der Roten Liste (Stand 2020). Bildnachweis: LUBW Versteckt und nur in der Nacht ist die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) aktiv. Dicht unter der Oberfläche legt die bis zu fünf Zentimeter große Grille Gänge an, in denen sie fast ihr ganzes Leben verbringt. Nicht nur die Lebensweise und das Aussehen ähneln dem Maulwurf, auch ihre Ernährung hat die Grille mit dem Säugetier gemein: Sie ernährt sich vorwiegend von Würmern, Schneckeneiern und anderen Bodenlebewesen. Nur selten bekommt man das außergewöhnliche Tier zu Gesicht, was ihre Erfassung sehr schwierig macht. In Folge gezielter Aufrufe wurden 2018 und 2019 aber 100 neue Funde gemeldet. Viele ehemalige Vorkommen konnten jedoch nicht mehr bestätigt werden, sodass eine Gefährdung unbekannten Ausmaßes anzunehmen ist. Die Grille bevorzugt vor allem lockere und feuchte Böden, wie sie zum Beispiel an Bächen oder unter frisch-feuchten Wiesen vorkommen. Durch Bachbegradigungen und Entwässerung von Wiesen und Mooren verliert die Maulwurfsgrille ihren Lebensraum. Bild zeigt: Maulwurfsgrille, Bildnachweis: Juliane Saar Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) kann beißen, wenn man versucht ihn zu fangen. Dieser Eigenschaft verdankt er auch seinen Namen. Früher wurden die Tiere zur Warzenbehandlung verwendet. Durch den Biss in die Warze sollte diese besser heilen. Zu finden ist die Heuschrecke auf Heideflächen und extensiv genutzten Weiden. Doch diese Lebensräume werden immer seltener, was die Population der Heuschrecke gefährdet. Sie ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Spinnen und weichen Kräutern. Werden die Flächen nicht mehr extensiv bewirtschaftet, verfilzt die Vegetation wodurch dem Warzenbeißer ein Teil seiner Nahrung und Orte zur Eiablage entzogen werden. Viele Vorkommen der Art leiden unter einer fortschreitenden Verkleinerung und Verinselung ihrer Lebensräume. Die Beweidung mit Schafen und Rindern bietet aber die Möglichkeit, geeignete Flächen offenzuhalten und damit zum Erhalt der beeindruckenden Art beizutragen. Bild zeigt: Warzenbeißer, Bildnachweis: Torsten Bittner Wie der Name schon erahnen lässt, bevorzugt die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) die Berge und Lagen über 600 Höhenmeter. In Baden-Württemberg ist sie daher fast ausschließlich im Schwarzwald anzutreffen und insbesondere in feuchten Wiesen, Mooren und lichten Nadelwäldern verbreitet. Sie ernährt sich von Gräsern, Flechten und Moosen. Im Gegensatz zu anderen Schrecken oder Grillen können die Männchen nicht mit den Beinen oder Flügeln zirpen. Um die Weibchen anzulocken knarren und klicken sie daher mit ihren Mundwerkzeugen. Da die Art nicht fliegen kann, benötigt sie eine gute Vernetzung der Lebensräume. Durch die Klimaveränderungen und zunehmend heiße und trockene Sommer ist die Art bereits aus tiefer gelegenen Flächen verschwunden. Bild zeigt: Alpine Gebirgsschrecken, Bildnachweis: Joachim Wimmer
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 505–511 31 Bearbeitet von Michael Wallaschek unter Mitarbeit von Daniel Elias, Björn Schäfer, Martin Schädler und Roland Schweigert (3. Fassung, Stand: Dezember 2018) Einführung Fossilien von Langfühlerschrecken (Ensifera) fanden sich bereits aus dem Oberkarbon, von Kurzfühler- schrecken (Caelifera) erst aus der Unteren Trias. Für das Gebiet Sachsen-Anhalts liegen Grillen- und Dornschreckenreste aus den mitteleozänen Ablage- rungen des Geiseltales sowie Laubheuschrecken- und Grilleninklusen im oberoligozänen bis untermiozänen Bitterfelder Bernstein vor (Wallaschek 2003). Man kennt ca. 20.000 rezente Heuschreckenar- ten (Orthoptera), darunter ca. 9.000 Ensifera und ca. 11.000 Caelifera, auf der Erde (Günther 2000). In ihrer Gesamtartenliste für Deutschland führen Maas et al. (2011) 85 Heuschreckenarten (Ensifera: 40, Caelife- ra: 45). Sie besitzen meist als Primärkonsumenten, ein Teil als Sekundärkonsumenten Bedeutung in ter- restrischen Ökosystemen. Im Grasland können die Tiere mit den sprichwörtlichen Sprungbeinen und den teils lautstarken Zirpgesängen zu den dominan- ten Wirbellosengruppen gehören. In extrem erschei- nender Weise tritt uns dies in Form von Schwärmen der Wanderheuschreckenarten, von denen es welt- weit etwa zehn gibt (Beier 1955), gegenüber. Das bedeutet jedoch in erster Linie für sesshafte Acker- bauern in den betroffenen Ländern, wie auch früher in Mitteldeutschland (Vater 1994), Verheerung der Saaten, Teuerung und Hungersnöte. Nomaden können Wanderheuschrecken hingegen auch heute noch recht effektiv als protein- und vitaminreiche Nahrung nutzen (Schimitschek 1968). Obwohl uns die Europäische Wanderheuschrecke in Folge der meliorativen Vernichtung ihrer südost- europäischen Brutplätze (Weidner 1938) schon lange nicht mehr heimgesucht hat, kennen auch wir noch indigene Heuschreckenarten, die zuweilen als Pflan- zenschädling (Maulwurfsgrille, Gewächshausschre- cke) oder als Lästling, Vorrats-, Material- und Gesund- heitsschädling (Heimchen) von sich Reden machen (Steinbrink 1989, Weidner 1993). Aufgrund ihrer bioindikatorischen Bedeutung hat die Nutzung der Heuschrecken in der Landschaftspla- nung einen immensen Aufschwung genommen. Wich- tig ist hierbei, dass inzwischen so gute Kenntnisse über die Verbreitung und Vergesellschaftung der Heuschre- cken vorliegen, gerade auch in Sachsen-Anhalt (Wal- laschek et al. 2004, Wallaschek 2013, 2016), dass für die Bewertung von Lebensräumen oder Eingriffen neben der Roten Liste und autökologischen Erkenntnissen mit Heuschrecken (Orthoptera) Erfolg auch zoogeographische und zoozönologische Fakten herangezogen werden können. Hierbei spielt z. B. die Lagebeziehung von Beständen zum Arealrand oder zu Verbreitungslücken, die Expansion, Stagnation oder Regression der Arealgrenze, die regionale Selten- heit, die Zugehörigkeit von Beständen zu Verbreitungs- schwerpunkten oder die Vagilität von Arten bzw. die Zugehörigkeit zu charakteristischen Artengruppen und deren Vollständigkeitsgrad eine Rolle. Nicht zu unter- schätzen ist auch die Wirkung der Heuschrecken auf das Landschaftsbild. Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt wurden bislang 62 Heuschre- ckenarten (28 Ensifera, 34 Caelifera) festgestellt (Wallaschek et al. 2004, Wallaschek 2013, 2016). Diese Arbeiten enthalten die aktuelle Checkliste sowie die Liste der faunistischen Primärliteratur und wichtiger Beiträge der Sekundärliteratur über die Heuschrecken in Sachsen-Anhalt. Die Systematik und Nomenklatur der Heuschrecken richtet sich im Folgenden nach Coray & Lehmann (1998). Hinsichtlich der deutschen Namen folgen wir Detzel (1995). Für die Synonyma wird auf Zacher (1917) und Harz (1957, 1960, 1969, 1975) verwiesen. Die letzten vier Bücher sowie Bell- mann (1993), Fischer et al. (2016) und Götz (1965) sind hilfreiche Bestimmungswerke. Der enorme faunistische Erkenntniszuwachs seit Erscheinen der ersten Roten Liste der Heuschrecken des Landes Sachsen-Anhalt geht aus dem Vergleich der Gitternetzkarten in Wallaschek et al. (2002, 2004) und Wallaschek (2013) hervor. Dennoch existieren weniger gut bearbeitete Regionen. Das ist an den Karten der sehr weit verbreiteten Arten Metrioptera roeselii (Ha- genbach, 1822), Chorthippus parallelus (Zetterstedt, 1821) und C. biguttulus (L., 1758) erkennbar. Insgesamt stützt sich die vorliegende Rote Liste auf ein inzwischen recht fundiertes Material, auch wenn die Einstufung von Arten in die Gefährdungskategorien nach wie vor den Charakter einer Konvention zwischen den Mitarbeitern trägt. Bemerkungen zu ausgewählten Arten Gegenüber der zweiten Fassung der Roten Liste der Heuschrecken Sachsen-Anhalts sind nur wenige Ver- änderungen erforderlich (Wallaschek 2004). Bisher galt Calliptamus italicus in Sachsen-Anhalt als „ausgestorben“. Jedoch konnte L. Huth, Bernburg, im Jahr 2013 ein Weibchen der Art unweit von Löben an der Schwarzen Elster nachweisen. Eine weitere Nachsu- che blieb erfolglos, sodass es sich wohl um ein einzel- nes verdriftetes Tier gehandelt hat. Im Jahr 2016 gelang 505 Heuschrecken 1 2 Abb 1: Nadelholz-Säbelschrecke (Barbitistes constrictus): 03.08.2005, Leinawald bei Altenburg/Thüringen (Foto: D. Klaus). Abb. 2: Blauflüglige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans). Diese streng an vegetationsarme Pionierstandorte gebundene Art lebt in Sachsen-Anhalt an ihrem nordwestlichen Arealrand und profitierte in den 1990er Jahren zunächst stark von der Zunahme von Bergbaufolgelandschaften sowie Industrie- und Siedlungsbrachen. Inzwischen befindet sich die Art infolge von Rekultivierungs- und Sukzessionsprozessen stark auf dem Rückzug (Foto: M. Schädler). 506 Heuschrecken 3 4 5 Abb. 3: Zwerggrashüpfer (Stenobothrus crassipes). Mit dem Fund der Art auf Trockenrasenstandorten des östlichen Huy (nördlich Halber- stadt) wurde die Art erst zum zweiten Mal überhaupt in Deutschland nachgewiesen. Ein weiteres Vorkommen befindet sich im Kyff- häusergebiet und reicht nur randlich in das Gebiet Sachsen-Anhalts hinein. Es handelt sich dabei um nordwestliche Exklaven der sonst schwerpunktmäßig pannonisch verbreiteten Art (Foto: M. Schädler). Abb. 4: Waldgrille (Nemobius sylvestris): 28.07.2009, Zeitzer Forst/Sach- sen-Anhalt (Foto: D. Klaus). Abb. 5: Maulswurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa): Juni 1995, Gartenanlage in Lucka/Thüringen (Foto: D. Klaus). 507
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[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Poster „Heuschrecken in Rheinland-Pfalz“ INFORMATION Heuschrecken (Saltatoria) gehören zur Klasse der Insekten und sind mit den Schaben, Ohrwürmern und den Fangheuschrecken verwandt. In Europa sind ca. 600 Arten beschrieben, von denen die meisten Arten im klimagünstigen Mittelmeerraum vorkommen. Etwa 250 Arten sind bis nach Mitteleuropa und bis zu den Britischen Inseln verbreitet. Heuschrecken werden aufgrund ihrer äußeren Merkmale in Lang- und Kurzfühlerschrecken unterschieden. Die gezeigten Heuschrecken des Posters gehören im oberen Teil den Kurzfühlerschrecken und im unteren Teil den Langfühlerheuschrecken an. Die Fühler der Langfühlerschrecken weisen mindestens die eigene Körperlänge auf oder sind sogar länger. Zu ihnen zählen Laubheuschrecken und Grillen. Kurzfühlerschrecken haben kürzere Fühler und umfassen die Familien der Dornschrecken und der Feldheuschrecken. Am Körper besitzen sie drei Paar Laufbeine und meist zwei Paar Flügel. Die Flügel können in unterschiedlichem Maße zurückgebildet sein oder fehlen. Die südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale) besitzt stark verkürzte Stummelflügel und ist flugunfähig. Als typische Art des Mittelmeeres breitet sie sich ausgehend vom Breisgau nun immer weiter in Deutschland aus. Viele Heuschreckenarten kommunizieren über Lauterzeugungen, das sogenannte Stridulieren. Bei Langfühlerschrecken werden die Vorderflügel angehoben und gegeneinander gerieben und somit ein arttypisches Geräusch erzeugt. Kurzfühlerschrecken lösen ihre Laute aus, indem die Hinterschenkel über die Flügel gestrichen werden. An den Innenseiten des Hinterschenkels befinden sich kleine Fortsätze, die an der so genannten Schrillleiste der Flügel reiben. Die einzige heimische Sattelschrecke, die westliche Steppen- Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger), ist sehr selten. Sie benötigt trocken-heiße Lebensräume und besiedelt ausschließlich Wärmeinseln. Im Wesentlichen erstreckt sich das nur sehr kleine Verbreitungsgebiet in Deutschland auf Weinbaugebiete in Rheinland-Pfalz. Zur Geschlechtsunterscheidung ist das Hinterleibsende meist gut geeignet, die Weibchen besitzen eine Legeröhre. Bei den Langfühlerschrecken ist die Legeröhre wie im Foto der westlichen Steppen-Sattelschrecke deutlich besser zu erkennen. Die meisten Kurzfühlerschrecken sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern. Vor allem Laubheuschrecken bevorzugen eine Mischkost und ernähren sich dabei auch von Insekten, insbesondere von deren Larven oder von Blattläusen. Die Paarungszeit der meisten Arten fällt in den Spätsommer. Das Weibchen legt die Eier mit der Legeröhre in den Boden, in Baumrinde, Pflanzenstengel oder auf die Unterseite von Blättern. 1 Nach der Überwinterung schlüpfen im Frühjahr daraus kleine Larven, die einer fertig entwickelten Heuschrecke ähnlich sehen. In bis zu zehn Larvenstadien erfolgt die Entwicklung zum fertigen Insekt, die Flügel entwickeln sich dabei erst in den letzten Larvenstadien. Um zu wachsen müssen sich die Tiere mehrmalig häuten. Die gezeigten Heuschrecken des Posters gehören im oberen Teil den Kurzfühlerschrecken und im unteren Teil den Langfühlerheuschrecken an. Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist die einzige Vertreterin der Fangschrecken und eine aus dem südlichen Europa nach Rheinland- Pfalz eingewanderte Art, die sich immer weiter ausbreitet. Diese Art bevorzugt warme, trockene Standorte mit reichlich Insektenleben. Ihre Beute besteht aus Heuschrecken, Wespen oder Bienen, für die sie dann zur lauernden Gefahr wird. Einige wenige Heuschreckenarten fallen besonders im Flug durch ihre gefärbten Flügel ins Auge. Sonst gut getarnt, fallen die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) dann durch ihre namensgebende Blaufärbung auf. Die die Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) besitzt dagegen rosa gefärbten Hinterflügeln. Alle drei Arten besiedeln trockene und recht warme Standorte, die meistens recht wenig Vegetation aufweisen. Bei den gezeigten Feldheuschrecken ist die häufigste einheimische Art der Gemeine Grashüpfer (Chorthippus parallelus). Als einige der wenigen Arten kann sie sogar in Fettwiesen überleben. Viele andere Arten bevorzugen magere Standorte. Das grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) ist eine der größten Langfühlerschrecken. Zum Teil kann man die sonst grünen Tiere auch als einfarbig gelbe Exemplare antreffen. Sie ist eine der anpassungsfähigsten Arten. Sie tritt oftmals in recht großer Anzahl auf und ernährt sich überwiegend von Insekten. Als besonders nützlicher Gartenbewohner wurde das grüne Heupferd sogar schon beim Fressen von Larven des Kartoffelkäfers beobachtet. Eine bemerkenswerte und seltene Art ist der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus). Als typischer Bodenbewohner auf kurzrasigen Bergwiesen sowie Feuchtwiesen und Trockenrasen ernährt sich diese ausgesprochen tagaktive Art vorwiegend von Insekten. Sowohl der deutsche als auch der wissenschaftliche Name (verruca - Warze, voro - ich fresse) stammen von der Annahme, dass das Verdauungssekret des Warzenbeißers nach einem Biss Warzen vertrocknen lassen soll. 2 Im Poster wollen wir außerdem vier Vertreter der Grillen vorstellen, die neben den Feldheuschrecken zu den Langfühlerschrecken gehören. Das fast 50 m weit hörbare Stridulieren der männlichen Feldgrille (Gryllus campestris) hat wohl fast jeder schon einmal gehört. Mit ihrer dunklen Färbung und dem gedrungenen Körper lebt diese Art in selbst gegrabenen Erdhöhlen auf trockenen und sonnigen Flächen mit niedriger Vegetation. Die im Wald im Falllaub lebende Waldgrille (Nemobius sylvestris) bevorzugt dagegen sonnige Waldränder und -lichtungen, gebüschreiche Trockenrasen und ist ein ausgesprochener Bodenbewohner. Sie ist außergewöhnlich flink und springt sehr gut. Meist sieht man sie nur schnell im Laub verschwinden. Das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) hält sich vor allem in höheren Stauden und in Sträuchern auf. Diese sehr schlanke Art hat wohl den schönsten Gesang der heimischen Heuschrecken. Bis vor einigen Jahren kam das wärme liebende Weinhähnchen fast nur entlang des Rheins vor, nach Norden hin etwa bis zum Rheingau. Inzwischen breitet sich die Art stark aus und findet sich in Siedlungsgebieten und Kleingärten. Die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) lebt weitgehend unterirdisch in selbst gegrabenen Gängen und begibt sich sonst nur nachts an die Oberfläche. Das vordere Beinpaar ist zu breiten Grabschaufeln umgeformt. Sie ernährt sich von Engerlingen, Raupen und Regenwürmern und wird oftmals als Wurzelschädling angesehen und bekämpft. Unter anderem aus diesem Grund sind immer mehr Vorkommen verschwunden. Die Maulwurfsgrille betreibt intensive Brutpflege. Die 200 bis 300 Eier werden in einer speziellen Bruthöhle abgelegt und vom Grillenweibchen beschützt sowie sauber gehalten. Die Entwicklung der Larven kann im Boden bis zu 2 oder 3 Jahre dauern. Wir wünschen viel Spaß beim Erkunden der faszinierenden Welt der Heuschrecken! Literatur: Bellmann, Heiko (1985): Heuschrecken: beobachten, bestimmen. Neumann-Neudamm, Melsungen. Braun, Manfred & Ursula (2001): Musikanten des Spätsommers- Heuschrecken im Naturpark Nassau, Zweckverband Naturpark Nassau, Nassau Sechsbeiner mit Legestachel: Zur Biologie und Ökologie unserer heimischen Heuschrecken http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/insektenundspinnen/heuschrecken/01470.htm http://www.natur-in-nrw.de/HTML/Artenuebersichten/heuschrecken-uebersicht.html Sollten Sie weiteres Interesse an dieser Insektengruppe haben, empfehlen wir Ihnen die bald erscheinende Publikation: "Die Fang- und Heuschrecken von Rheinland-Pfalz" von Manfred Alban Pfeifer, Manfred Niehuis und Carsten Renker (Hrsg.) (2011). – Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 41 Wir danken den Experten der GNOR bei der Unterstützung dieses Posters. 3
Die Art war historisch vermutlich deutlich weiter verbreitet als bekannt. Langfristig ist von einem starken Bestandsrückgang auszugehen (siehe auch Poniatowski et al. 2020), da wichtige Habitate – u.a. Niedermoore, Sümpfe, Feuchtwiesen und Ufer von Kleingewässern (Maas et al. 2002, Wranik et al. 2008, Fischer et al. 2020) – insbesondere seit Mitte des 20. Jahrhunderts starke Flächenverluste hinnehmen mussten (u.a. Fartmann 2017, Poschlod 2017, Fartmann et al. 2021). Auch Gemüsegärten, die von der Art gerne besiedelt werden, wenn lockeres und feuchtes Substrat vorhanden ist (Fischer et al. 2020), sind heute deutlich seltener als im 20. Jahrhundert (Fartmann et al. 2021). Für den kurzfristigen Bestandstrend wurde eine mäßige Abnahme ermittelt (Bestandsveränderung: −17%). Trotz regionaler Ausbreitung (Pfeifer 2012) wird die Berechnung vom Autorenteam als realistisch eingeschätzt, da die Bestände der Art in einigen Ländern Deutschlands derzeit abnehmen (Pfeifer et al. 2019, Winkler & Haacks 2019, Detzel et al. 2022) oder bestenfalls als stabil eingestuft werden (Voith et al. 2016, Köhler 2020).
null Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt Das Naturschutzgebiet „Rastatter Ried“ ist Teil eines zusammenhängenden Schutzgebietsnetzes zwischen Rastatt und Karlsruhe. Es ist geprägt durch eine Fülle verschiedener Lebensräume wie Wiesen und Streuobstwiesen, Feuchtbiotope und Gewässer sowie Laub- und Auwälder und berühmt für seine Artenvielfalt. “Die biologische Vielfalt zu schützen ist eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für die Menschheit“, sagte Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller anlässlich des gestrigen „Abendlichen Froschkonzerts“ im Rastatter Ried. Der Erhalt der biologischen Vielfalt sei eine Überlebensfrage für uns alle. „Wir dürfen und werden nicht abwarten bis Bienen, Hummeln, Eidechsen, Kröten und Frösche aus unserer Natur verschwunden sind, weil wir ihren Lebensraum zerstört haben. Wenn wir unsere attraktive und vielseitige Artenwelt erhalten wollen, müssen wir jetzt handeln.“ Noch sei es für eine Trendwende nicht zu spät, so der Minister. „Naturschutz kann jedoch nur gelingen, wenn genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und alle an einem Strang ziehen.“ Untersteller nannte als wichtige Schritte zur Trendwende beispielhaft die Naturschutzstrategie des Landes, die Erhöhung der Naturschutzmittel von 30 auf 90 Millionen Euro bis 2021 und das von der Landesregierung vor rund eineinhalb Jahren verabschiedete Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Mit diesem Sonderprogramm investiert das Land in 2018 und 2019 insgesamt rund 36 Millionen Euro für Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt. Wichtige Bausteine im Bereich des Umweltministeriums sind der Erhalt und die Entwicklung von Natura 2000-Gebieten, Extensivierungsmaßnahmen in der Kulturlandschaft zur Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Arten, der Moorschutz, der Biotopverbund sowie die Erhebung von Grundlagendaten und das Monitoring. Kartierungen in Baden-Württemberg Kartierungen liefern die Basis für die Stärkung der Biologischen Vielfalt, denn nur bekannte Bestände können auch geschützt werden. Eva Bell, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, erläuterte die Zielsetzungen zweier derzeit in Baden-Württemberg durchgeführter Kartierungsprogramme: die landesweite Artenkartierung (LAK) und das landesweite Arten-Stichprobenmonitoring (LASMo). LAK: Landesweite Artenkartierung Das Ziel der im Jahr 2014 gestarteten landesweiten Artenkartierung ist es festzustellen, wo welche Amphibien- und Reptilienarten in Baden-Württemberg noch vorhanden sind. Im Mittelpunkt des Projektes stehen dabei 10 Amphibienarten, für deren europäischen Bestand Baden-Württemberg eine tragende Rolle spielt. Seit dem Start der Kartierung im Jahr 2014 wurden bereits rund 80 Prozent der 1581 Rasterflächen durch ehrenamtliche Kartiererinnen und Kartierer erfasst. Im Naturschutzgebiet Rastatter Ried konnten im Rahmen dieser ehrenamtlichen Kartierung bereits 8 der 10 Zielarten nachgewiesen werden, darunter auch so attraktive Arten wie Laubfrosch, Wechselkröte und Gelbbauchunke. „Nur durch die Kooperation mit dem Naturkundemuseum Stuttgart als Koordinationsstelle und den Naturschutzverbänden BUND, NABU, Landesnaturschutzverband und dem Verein ‚Amphibien - Reptilien - Biotop - Schutz Baden- Württemberg‘ war diese Leistung in der kurzen Zeit möglich. Dafür möchte ich mich heute bei allen Beteiligten herzlich bedanken“, betont Bell. LASMo - landesweite Arten-Stichprobenmonitoring Ziel des zweiten Kartierungsprogramms – dem Landesweiten Stichproben-Monitoring – ist, langfristige Veränderungen auf Populationsebene zu erkennen. Dafür dokumentieren professionelle Kartierer die Entwicklung von ausgewählten Arten der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) in ihrer Qualität und Quantität alle zwei Jahre auf jeweils 63 Probeflächen in ihren Vorkommensgebieten in Baden-Württemberg. Das LASMo ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der Biologischen Vielfalt und beginnt in diesem Jahr. Hintergrundinformation Kartierungen der Arten in Baden-Württemberg Die LUBW koordiniert in Baden-Württemberg die Artenkartierungen. Diese Aufgabe beinhaltet die Schulung und Koordination der ehrenamtlichen und professionellen Kartiererinnen und Kartierer, die Plausibilisierung und Auswertung der Fundmeldungen, die Erfüllung der Berichtspflicht sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse im Internet. Die Erfassung geht weiter und fachlich versierte Laiinnen und Laien können sich noch über das LUBW-Internetportal Landesweite Artenkartierung (LAK) bewerben. Alle erfassten und fachlich geprüften Daten fließen in eine zentrale Datenbank, auf deren Basis aktuelle Rasterkarten erstellt und im LUBW-Internetportal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Neben aktuelle Zahlen, die den Erhaltungszustand einer Art wiedergeben, werden bei den Kartierungen weitere wichtige Informationen erfasst, wie die Charakterisierung der Lebensräume, in denen die Arten angetroffen werden. Dies ermöglicht Aussagen über die Habitatpräferenzen von Arten. Zeitreihen im selben Gebiet zeigen Veränderungen der Populationen auf. Auf diesem Wissen aufbauend können Schutzmaßnahmen gezielter durchgeführt werden. Arten der Landesweiten Artenkartierung Amphibien und Reptilien (LAK) Arten das landesweite Arten-Stichprobenmonitoring (LASMO) https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/naturschutz/biologische-vielfalt-erhalten-und-foerdern/sonderprogramm/ Laubfrosch Im Naturschutzgebiet Rastatter Ried konnten im Rahmen dieser ehrenamtlichen Kartierung bereits 8 der 10 Zielarten nachgewiesen werden, darunter auch so attraktive Arten wie Laubfrosch, Wechselkröte und Gelbbauchunke. Zwar kommt der Laubfrosch noch in einigen Naturräumen in Baden-Württemberg vor, früher war er aber beinahe in jedem Dorfteich und in den Tümpeln der Flussauen zu finden. Heute kämpft der Laubfrosch um das Überleben. Der Rückgang ist häufig auf den Verlust artenreicher Wiesen und der typischen kleinen Laichgewässer zurückzuführen. So wird der Laubfrosch inzwischen als „stark gefährdet“ in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten eingestuft, weshalb auch in Baden-Württemberg auf Maßnahmen zu seinem Erhalt großen Wert gelegt wird. Durch gezielte Schutzmaßnahmen haben sich die Bestände des Laubfrosches erfreulicherweise entlang des Oberrheins in den letzten Jahren wieder stabilisiert. Das „äp-äp-äp“ des Laubfrosches kann man in stillen Nächten bis zu einem Kilometer weit hören und so auch am besten sein Vorkommen orten. Ihn zu Gesicht zu bekommen, ist dann weitaus schwieriger – er sitzt meist bestens getarnt zwischen Laub und Stängeln auf Bäumen, Sträuchern oder kleinen bewachsenen Inseln im Wasser. Wechselkröte Die Wechselkröte trägt ihren Namen aufgrund ihrer Fähigkeit zu einem - allerdings recht schwach ausgeprägten - physiologischen Farbwechsel. Zur Paarungszeit geben die Männchen nachts trillernde, bis zu zehn Sekunden andauernde Rufe von sich, die wie „ürrr" klingen und dem Zirpen der Maulwurfsgrille ähneln. Selbst in Hausgärten, Parkanlagen, Bahndämmen und Weinbergen trifft man die Art gelegentlich an. Als Laichgewässer dienen der Art in Baden-Württemberg stark sonnenexponierte, vegetationsarme Stillgewässer mit flach auslaufenden Ufern, wie wassergefüllte Senken auf Äckern und Wiesen, Tümpel, Teiche, Rückhaltebecken, Altarme und Baggerseen. Als Pionierart kann die Wechselkröte neu entstandene Gewässer spontan besiedeln. Als Steppenart besitzt die Wechselkröte eine enge Bindung an trocken-warme Landschaften mit geringer Walddichte und geringen jährlichen Niederschlägen. In Mitteleuropa bewohnt sie vor allem Kies- und Sandgruben, Steinbrüche, Truppenübungsplätze, vegetationsarme Ruderalflächen und Industriebrachen sowie Felder und stillgelegte Ackerflächen. Gelbbauchunke Baden-Württemberg liegt im Verbreitungszentrum der Gelbbauchunke und hat deshalb eine besonders hohe Verantwortung für deren Arterhaltung in Europa. Die Art ist leicht an der gelb und dunkel marmorierten Bauchseite und den „herzförmigen“ Pupillen zu erkennen. Ursprüngliche Lebensräume sind Klein- und Kleinstgewässer der Überschwemmungsauen großer Bäche und Flüsse. Heute ist die Art überwiegend in Laub- und Mischwäldern, aber auch im Bereich von Sekundärstandorten wie Kiesgruben, Steinbrüchen und Truppenübungsplätzen anzutreffen. Als Laichgewässer dienen Wagenspuren, Pfützen, Tümpel und Gräben. Auch wenn die Art in Baden-Württemberg noch nahezu flächendeckend verbreitet ist, so musste in den letzten Jahrzehnten ein kontinuierlicher Rückgang festgestellt werden. Folgerichtig wird die Art in der Roten Liste der gefährdeten Arten in Kategorie „stark gefährdet“ eingestuft. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de
Freilandversuche in verschiedenen Teilen der Bundesrepublik Deutschland - 2 Flaechenanwendungen Ende April und Mitte Mai mit 25 kg/ha Detia-Werrenpraeparat - Probenahme: Anfang September, Ende September und Mitte Oktober - Untersuchung auf Rueckstaende im Labor.
[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Heuschrecken in Rheinland-Pfalz www.umweltstiftung.rlp.de Gemeiner Grashüpfer Chorthippus parallelusHeidegrashüpfer Stenobothrus lineatusSchwarzfleckiger Heidegrashüpfer Stenobothrus nigromaculatusSteppengrashüpfer Chorthippus vagansSumpfschrecke Stethophyma grossum Brauner Grashüpfer Chorthippus brunneusGefleckte Keulenschrecke Myrmeleotettix maculatusRote Keulenschrecke Gomphocerippus rufusBuntbäuchiger Grashüpfer Omocestus rufipesItalienische Schönschrecke Calliptamus italicus Blauflügelige Sandschrecke Sphingonotus caerulansGroße Goldschrecke Chrysochraon disparVerkannter Grashüpfer Chorthippus mollisFeldgrashüpfer Chorthippus apricariusSäbeldornschrecke Tetrix subulata Westliche Dornschrecke Tetrix ceperoiBlauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescensGrüne Strandschrecke Aiolopus thalassinusGrünes Heupferd Tettigonia viridissimaWestliche Beißschrecke Platycleis albopunctata Kurzflügelige Beißschrecke Metrioptera brachypteraWarzenbeißer Decticus verrucivorusRoesels Beißschrecke Metriopta roeseliiPunktierte Zartschrecke Leptophyes punctatissimaSüdliche Eichenschrecke Meconema meridionale Gemeine Strauchschrecke Pholidoptera griseoapteraGemeine Plumpschrecke Isophya kraussiiFeldgrille Gryllus campestrisWaldgrille Nemobius sylvestrisGemeine Maulwurfsgrille Gryllotalpa gryllotalpa Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcataLangflüglige Schwertschrecke Conocephalus fuscusWestliche Steppen-Sattelschrecke Ephippiger ephippigerWeinhähnchen Oecanthus pellucensGottesanbeterin Mantis religiosa Fotos: © Dieter Goebel-Berggold | Georg Waeber | Gerd Reder | Oliver Röller | Robert Boczki | Thomas Müllen | Tom Schulte | Walter Müller | Carsten Renker | Torsten Weber Mit freundlicher Unterstützung der Glücksspirale und der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR) Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz | Gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts | Vorstandsvorsitzende: Staatsministerin Margit Conrad | Geschäftsführer: Jochen Krebühl
13 13.1 Wandlungen des Biotopspektrums M. WALLASCHEK Für die Interpretation des Faunenwandels wie auch für die Ermittlung der Biotopbindung ist die Frage von Interesse, ob sich Veränderungen des Biotopspektrums der Orthopterenarten Sachsen-Anhalts im Laufe der letzten 100 bis 150 Jahre nachweisen lassen. Da aus dem Landesgebiet erst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für eine größere Zahl von Ar- ten belastbare Hinweise zum Biotopspektrum vorliegen, soll der Vergleich mit der von ZACHER (1917, 269ff.) auf das damalige Reichsgebiet bezogenen „Tabellarischen Übersicht der Vertei- lung der deutschen Geradflügler auf die ökologi- schen Formationen“ gesucht werden. Bei den meisten Arten lässt sich trotz der weit geringeren Fläche Sachsen-Anhalts gegenwär- tig ein deutlich breiteres Biotopspektrum als bei ZACHER (1917) erkennen (Tab. 10). Das dürfte in erster Linie auf einem heute weit besseren fau- nistisch-ökologischen Kenntnisstand beruhen. Erst ab einer im Vergleich zu ZACHER mehrfach größeren Zahl von Biotoptypen ließen sich sinn- volle ökologische Begründungen für die Annah- me des Übergangs in vormals nicht oder nur ausnahmsweise besiedelte Biotoptypen, also für eine Erweiterung des Biotopspektrums finden. Das betrifft dann Conocephalus fuscus (ZACHER: 2 Biotoptypen/jetzt: 10) und Chrysochraon dispar (2/14) und dürfte eine Folge des Wandels der Landschaft sein, der heute beiden gemäßigt hygrophilen Langgrasarten in einer Vielzahl von Acker-, Grünland- und Magerrasenbrachen bes- te Existenzbedingungen bietet, während sie frü- her in Folge der Nutzung auch von Grenzer- tragsstandorten sowie von Rest- und Splitterflä- chen auf nicht mehr nutzbare Feuchtflächen be- grenzt waren (WALLASCHEK 1996a). Eine Einengung des Biotopspektrums betrifft, abgesehen von ausgestorbenen Arten mit im Grunde unbekanntem früherem Biotopspektrum in Sachsen-Anhalt, Blattella germanica (3/1), Barbitistes constrictus (2/1), Gryllotalpa gryllo- talpa (10/4), Tetrix bipunctata (3/1), Calliptamus italicus (3/1), Oedipoda germanica (2/1) und Stenobothrus nigromaculatus (4/3). Allerdings beruht die Einengung bei Blattella germanica wohl auf der Verwechslung mit einer Ectobius-Art (vgl. Arttext). Über Barbitistes constrictus und Gryllotalpa gryllotalpa liegen möglicherweise nicht genügend Untersuchun- gen vor, so dass die Einengung ein Artefakt sein Zur Ökologie der Orthopteren in Sachsen-Anhalt könnte. Die letztere Art dürfte aber auf Äckern heute durch das Tiefpflügen und den Biozidein- satz kaum reale Existenzchancen besitzen. Bei den anderen Species ist die Einengung wohl ei- ne Folge der Arealrandlage ihrer Bestände im Land. Das Fehlen einiger Gebirgsmatten-Arten auf dem Brocken dürfte mit der geringen Fläche subalpiner Matten, teils auch mit dem extremen Klima zusammenhängen. Einige Arten konnten in Sachsen-Anhalt gar nicht in solchen Biotoptypen gefunden werden, denen sie von ZACHER (1917) zugeordnet wor- den sind. Mantis religiosa wurde in einen Garten eingeschleppt. Barbitistes serricauda war ZA- CHER offenbar sicher nur aus Gärten bekannt, obwohl er im Text zur Art auch Wälder nennt. Auch früher lebte Tachycines asynamorus in Gewächshäusern. Oecanthus pellucens wurde aktuell in einen Garten eingeschleppt, früher a- ber in naturnahen Lebensräumen gefunden. Insgesamt halten sich nachweisbare Wandlun- gen des Biotopspektrums der Orthopterenarten Sachsen-Anhalts im betrachteten Zeitraum in engen Grenzen. Der Wissenszuwachs hat jedoch zur Folge, dass heute für die meisten Biotoptypen eine weit grö- ßere Zahl von Orthopterenarten bekannt ist als zu ZACHERs Zeiten. Bemerkenswert ist die große Zahl von Arten, die in Ackerbrachen gefunden wurden. Das sollte jedoch nicht als Erweiterung des Biotopspekt- rums der betreffenden Species, sondern ledig- lich als dessen Rückgewinnung betrachtet wer- den, da die wenig gedüngten und nicht mit Bio- ziden behandelten Äcker der Dreifelderwirtschaft bzw. deren Brachen solchen Arten ebenfalls Le- bensraum geboten haben. Noch heute können Extensiv-Äcker xerophile oder mesohemerobe Arten aufweisen (WALLASCHEK 1999e: Aufnahme 4b, WALLASCHEK 2003a: Sr1b, Zg3b; Decticus verrucivorus, Platycleis albopunctata, Gryllus campestris, Chorthippus mollis). Lediglich in Bezug auf Nadelwälder ist ein Rückgang der Artenzahlen von 26 auf 23 zu verzeichnen. Zudem sind hier bei 12 Arten ZA- CHERs Zuordnungen nicht bestätigt worden. Dem könnte jedoch zugrunde liegen, dass ZA- CHER Arten zu den Nadelwäldern gerechnet hat, die hier in eingestreuten Sandtrockenrasen-, Heide- und Grünlandflecken auftreten, aber heu- te nur diesen Biotoptypen zugeordnet werden (z.B. Oedipoda caerulescens, Omocestus viridu- lus). 207 Tab. 10: Das Biotopspektrum der Orthopterenarten Sachsen-Anhalts im historischen Vergleich. Benennung der Biotoptypen (ökologischen Formationen) nach ZACHER (1917), nur Biotoptypen von Sachsen-Anhalt aufgeführt; ? = von ZACHER (1917) als fragliches Vorkommen im Biotoptyp bezeichnet, X = nur von ZACHER (1917) so zugeordnet, XA = ak- tuell im gleichen Biotoptyp, A = nur aktuell im Biotoptyp, (A) = hier früher in Sachsen-Anhalt nachgewiesen, * = nur in Stalldung- haufen im Biotoptyp, + = bisher nicht in reinen Laub- bzw. Nadelwäldern, kommt in Mischwäldern vor, X! = Zuordnung durch Verwechslung mit Ectobius-Art, # = Brachen. 208 A XA A XA X? XA XA XA A A A A# A# XA XXA AA AA AXA A XA A AA# XA A A XXA XA XA XA ? A# A A A A A X XA A XA XA A# A# A#XA XA A XA#XA A A A XA A X A X(A) A X X A A A A A# A A X(A) A A AA A AXA AXA A A X A XXAXA A A XA XA XA Ufer Gebirgsmatten A XA XA Moore XA A XA Salzwiesen Nadelwälder + XA + XA A XA A X! XA XA + XAXA XA XA XA XA XA XA XA A A ?A AA XA XAA XA A X X + XA XA + A + A + A ?A ? A A A A A A X A ?A A A A XA A A A A + A XA A A XA XA A X XA A A A ? X ? XA XA A XA A X A XA A XA + A XXA XAA XAXAXAXAA AA A A X A XA XA A A X XA A A A A A A A A XA A A X! X XA X ?A X XA AA A XA A XA XA A ? A XA XA A ? XA XA A A A A XA XA XA XA AXA* X A A XA XA A XA A A A XA A A XA Laubwälder XA Heiden Sandfelder XAWiesen A XA ? X XA BinnendünenXA Weinberge A* Sonnige Hügel Äcker XAAuenwälder XA Ruderalstellen Dermaptera L. minor L. riparia C. guentheri A. media F. auricularia Mantodea M. religiosa Blattoptera B. craniifer P. surinamensis B. orientalis P. americana P. australasiae B. germanica S. longipalpa E. sylvestris E. lapponicus P. maculata Ensifera P. falcata L. albovittata L. punctatissima I. kraussii B. serricauda B. constrictus M. thalassinum C. fuscus C. dorsalis T. viridissima T. cantans T. caudata D. verrucivorus G. glabra P. albopunctata M. brachyptera M. bicolor M. roeselii P. griseoaptera T. asynamorus G. bimaculatus G. campestris A. domesticus N. sylvestris O. pellucens M. acervorum G. gryllotalpa Caelifera T. subulata T. ceperoi T. undulata T. tenuicornis T. bipunctata C. italicus A. aegyptium P. pedestris L. migratoria P. stridulus O. caerulescens Gärten Häuser Taxon X X XA A X XAXA XA A AA A A A X X (A) XXX(A)X XXXXX X AAA#AXAXAXAXA X (A) (A) (A) A X A A A A# A# A A A# Ufer Gebirgsmatten Moore Salzwiesen X A A X A# A# A# Wiesen XA Auenwälder A Nadelwälder Heiden XA Laubwälder Sandfelder Weinberge Sonnige Hügel Äcker Ruderalstellen XA A Binnendünen O. germanica S. caerulans S. grossum C. dispar E. brachyptera O. viridulus O. haemorrhoidalis S. lineatus S. nigromaculatus S. crassipes S. stigmaticus G. sibiricus G. rufus M. maculatus C. albomarginatus C. dorsatus C. montanus C. parallelus C. apricarius C. vagans C. biguttulus C. brunneus C. mollis Gärten Häuser Taxon A XA XA XA A XA A A A A XA A AA A A A XA XA AA X A + A X X A + AXA X AX (A) AA A AA# A# A# A#XA XA A AA X A A AA XAA# XA#A AXA A AXA# A# A#A XA A XA A AXA AXA XA XAXA A A A AAXA A AXA A AXA XA XA XA A AA A XA XA A A So schreibt ZACHER (1917, 33) zum Vorkommen von Orthopterenarten in Wäldern: „Arm an Or- thopteren sind ferner die Wälder, besonders die Laubwälder, in denen sich neben Ohrwürmern und Schaben nur die Waldgrille (Nemobius syl- vestris L) findet und die trockenen Kiefernwäl- der, solange die Kronen dicht aneinander schließen und die Grasnarbe fast völlig fehlt. In diesen fand ich nur Tettix-Arten. Ist dagegen die Grasnarbe reicher entwickelt, ist z. B. ein reicher Bestand an Aira flexuosa vorhanden, so finden sich Stenobothrus lineatus PZ., Stauroderus- und Chorthippus-Arten ein. Auf Heidestellen in Kiefernwäldern finden sich Stenobothrus nigro- maculatus H.-S., stigmaticus RMB. und lineatus PZ., Tettix subulatus L., wenn sie ausgedehnter sind, auch Oedipoda coerulescens L. und viel- leicht Bryodema tuberculatum F. und Sphingo- notus cyanopterus CHP. Waldwege und Schnei- sen bevorzugt in Norddeutschland Podisma pe- destre L., die weiter südlich nur im Gebirge auf- tritt, sowie Stauroderus pullus PHIL.“ Angesichts des hier genannten Artenspektrums stellt sich aber doch die Frage, ob nicht Wälder, insbeson- dere Kiefernwälder, zu ZACHERs Zeiten wesent- lich größere offene, mit Heide und Trockenrasen bewachsene Stellen oder öfters fließende Gren- zen zwischen Wald und Offenland aufwiesen als heute (WALLASCHEK 2001a). Mehrere Untersuchungen in Sachsen-Anhalt haben gezeigt, dass Grasland- und Heidefle- cken in lichten Wäldern und auf Waldblößen durchaus auch heute Orthopterenarten des Of- fenlandes beherbergen und fließende Wald- + XA XA A AXA XA AA A XA A AXA XA A A XA A XA XA XA A XA X XA A XA XA A XA XA A A X XA X(A) XA (A) A XA XA A XA XAXA XA A XA A XA A AXA A A X X A A XA XA A XAXA X A AA A XA XA XA A A A XA A A Grasland-Grenzen deren Vorkommen begünsti- gen. So konnten in der Glücksburger Heide auf ei- nem unbefestigten, teils mit Sandmagerrasen bedeckten Weg durch einen Kiefernforst Platyc- leis albopunctata, Oedipoda caerulescens, O- mocestus haemorrhoidalis, Stenobothrus linea- tus, Myrmeleotettix maculatus und Chorthippus parallelus nachgewiesen werden (WALLASCHEK 1997c). Im NSG „Colbitzer Lindenwald“ fanden sich in einem mit Trockenrasen durchsetzten Teil des Lindenwaldes neben Waldorthopteren auch Stenobothrus lineatus, Chorthippus biguttulus und C. brunneus. In einer schmalen Laubwald- Schlagflur im Beetzendorfschen Forst lebten Chrysochraon dispar, Chorthippus parallelus und C. mollis. In einer an Grasland grenzenden Calluna-Heide in einem lichten Eichen- Hainbuchenwald bei Othal kamen Metrioptera roeselii, Stenobothrus lineatus, S. stigmaticus, Chorthippus parallelus, C. biguttulus und C. brunneus vor (WALLASCHEK 2001a). Andererseits ist wohl Chorthippus vagans im NSG „Steinklöbe“ ausgestorben, weil inzwischen ein dichter Waldmantel den Magerrasen vom Ei- chentrockenwald trennt, sich die Grasnarbe durch die Sukzession in beiden Biotoptypen verdichtete und offenbar auch das Kronendach der Eichen geschlossener ist als früher (SCHIEMENZ 1965, WALLASCHEK unveröff.). Es darf nicht vergessen werden, dass die aktuelle Zuordnung von Arten in Laub- oder Nadelwälder 209
Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Heuschrecken (Orthoptera) Bestandsentwicklung. Stand: Juni 2013 Michael Wallaschek (unter Mitarbeit von Björn Schäfer) Die Langfühlerschrecken (Ensifera) mit ca. 9.000 und die Kurzfühlerschrecken (Caelifera) mit ca. 11.000 Ar- ten wurden bis Mitte der 1990er Jahre als Unterordnun- gen der Heuschrecken (Saltatoria) aufgefasst, dann zu eigenständigen Ordnungen erhoben, um nun (erneut) als Unterordnungen der Heuschrecken (Orthoptera) zu gelten (vgl. Ingrisch & Köhler 1998, Köhler 2009). Fossilien von Ensiferen fanden sich bereits in Schich- ten des Oberkarbons, von Caeliferen erst in Ablagerungen der Unteren Trias. Für das Gebiet Sachsen-Anhalt liegen Grillen- und Dornschreckenreste aus den mitteleozä- nen Ablagerungen des Geiseltales sowie Laubheuschre- cken- und Grilleninklusen im oberoligozänen bis unter- miozänen Bitterfelder Bernstein vor. Heute sind 28 Ensiferen- und 34 Caeliferenspezies, also 62 Heuschreckenarten, aus Sachsen-Anhalt bekannt, wobei vier Kurzfühlerschreckenarten ausgestorben oder verschollen sind. Einzelne Arten wurden gelegentlich eingeschleppt, konnten sich aber nicht etablieren. Der Erstnachweis von Meconema meridionale in Sachsen- Anhalt erfolgte im Jahr 2008 (Gottfried & Kästner 2009). Maas et al. (2011) führen in ihrer Gesamtarten- liste für Deutschland 85 Heuschreckenarten (Ensifera: 40, Caelifera: 45). In terrestrischen Ökosystemen sind Heuschrecken meist als Primärkonsumenten, ein Teil auch als Sekun- därkonsumenten von Belang. Im Grasland können die Tiere mit den sprichwörtlichen Sprungbeinen und den teils lautstarken Zirpgesängen zu den dominanten Wir- bellosengruppen gehören. Die heimischen Heuschrecken sind als Indikatoren für den Naturschutz und die Landschaftsplanung von Bedeutung. So gehören in Lebensräumen des Anhangs I der FFH-Richtlinie bestimmte Heuschreckenarten zu den typischen Wirbellosen (z. B. Tetrix subulata auf Schlammbänken der Flüsse, Oedipoda caerulescens in Schwermetallrasen, Meconema thalassinum in Eichen- Hainbuchenwäldern; Wallaschek et al. 2004). Nach Maas et al. (2011) sind Deutschland und damit Sach- sen-Anhalt „in besonders hohem Maße verantwortlich“ für Isophya kraussii, „in hohem Maße verantwortlich“ für Barbitistes serricauda und Nemobius sylvestris sowie „in besonderem Maße für hochgradig isolierte Vorpos- ten verantwortlich“ für Gampsocleis glabra, Podisma pedestris und Stenobothrus crassipes. Aus dem Huy bei Halberstadt wurde eine neue Exklave von Stenobothrus crassipes bekannt (Schädler 2009), aus der Colbitz- Letzlinger Heide eine neue Exklave von Gampsocleis glabra (Schäfer in Wallaschek 2013). Heuschrecken eignen sich sehr gut zur Bewertung von Lebensräumen und Eingriffen. Dafür erlangen neben der Roten Liste und autökologischen Kenntnissen zunehmend zoogeo- graphische und zoozönologische Fakten an Gewicht, da mit ihnen die ökosystemaren, räumlichen und histo- rischen Bezüge besser berücksichtigt werden können. Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung der Heuschre- cken auf die sinnliche Wahrnehmung der Landschaft. Die Europäische Wanderheuschrecke hat das Lan- desgebiet in Folge der Vernichtung ihrer südosteuropä- ischen Brutplätze schon lange nicht mehr heimgesucht. Dennoch gibt es indigene Heuschreckenarten, die zu- weilen als Pflanzenschädling (Gewächshausschrecke, Maulwurfsgrille) oder als Lästling, Vorrats-, Material- und Gesundheitsschädling (Heimchen) von sich Reden machen. Die Kenntnis der Heuschreckenfauna Sachsen-An- halts im Hinblick auf Zoogeographie, Ökologie, Ge- fährdung, Schutz und Bedeutung konnte in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert werden, insbesondere durch das Projekt „Zoogeographische und ökologische Untersuchungen für eine Fauna der Heuschrecken, Ohrwürmer und Schaben des Landes Sachsen-Anhalt“ und nachfolgende Arbeiten zur Aktualisierung (Wal- laschek et al. 2004, 2013: 54120 Art-Fundort-Fundzeit- Datensätze). Im Ergebnis müssen noch immer Wissens- lücken zur Verbreitung indigener Heuschreckenarten in einigen Landschaften sowie zur Ökozoogeographie und Zoozönologie konstatiert werden. Insbesondere hin- sichtlich synanthroper Heuschrecken sind die Fachleute in Schädlingsbekämpfung, Land- und Forstwirtschaft, Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera). Nordteil der Colbitz-Letzlinger Heide, 25.7.2006, Foto: B. Schäfer. 671 Gartenbau und Lagerwirtschaft aufgerufen, ihre ent- sprechenden Funde zu publizieren oder an die Ortho- pterologen des Landes weiterzugeben. Die Systematik und Nomenklatur richtet sich nach Coray & Lehmann (1998). An Synonymen sind sol- che in der Originalschreibweise angegeben, die für das Verständnis der älteren faunistischen Literatur Sachsen- Anhalts von Bedeutung sind. Ausführliche Listen von Synonyma finden sich in Zacher (1917) und Harz (1969, 1975). Die deutschen Namen folgen Detzel (1995). Die in Wallaschek et al. (2004) für Heuschre- cken errechneten Distributionsklassen waren zwar die Grundlage für die Einschätzung der Bestandssituation, doch wurden im vorliegenden Beitrag die neueren Er- kenntnisse zur Verbreitung (Wallaschek 2013) sowie die Kenntnisse zur ökologischen Zoogeographie derArten einbezogen. Daher weichen die Einstufungen nicht selten um ein bis zwei Klassen nach oben ab. Die Angaben zur Roten Liste der Heuschrecken Sachsen- Anhalts stammen aus Wallaschek (2004). Einige Heu- schreckenarten lebten oder leben in Sachsen-Anhalt aus- schließlich in Exklaven (X) vor der südlicher gelegenen Arealgrenze. Sämtliche Nachweise beruhen auf Walla- schek (2013), weshalb auf die entsprechende Spalte in der Tabelle verzichtet wurde. Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans). Colbitz- Letzlinger Heide (Bauernheide), 19.8.2012, Foto: B. Schäfer.Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata). Nordteil der Colbitz-Letzlinger Heide, 1.8.2008, Foto: B. Schäfer. Danksagung Den Herren R. Schweigert (Ditfurt) und M. Unruh (Großosida) sei herzlich für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für Hinweise gedankt. Warzenbeißer (Decticus verrucivorus). Nordostteil der Colbitz-Letzlinger Heide, 16.8.2013, Foto: B. Schäfer. 672 Heuschrecken (Orthoptera) Literatur Coray, A. & Lehmann, A. W. (1998): Taxonomie der Heuschrecken Deutschlands (Orthoptera): Formale Aspekte der wissenschaftlichen Namen. – Articulata (Erlangen) Beih. 7: 63–152. Detzel, P. (1995): Zur Nomenklatur der Heuschrecken und Fangschrecken Deutschlands. – Articulata (Er- langen) 10 (1): 3–10. Gottfried, T. & Kästner, A. (2009): Erstnachweise der südlichen Eichenschrecke (Meconema meridionale [Costa, 1860]) in Sachsen und Sachsen-Anhalt. – Sächs. entomol. Zeitschr. (Leipzig) 4: 3–9. Harz, K. (1969): Die Orthopteren Europas I. (Unter- ord. Ensifera). – Ser. Entomol., Vol. 5, Junk, The Ha- gue, 749 S. Harz, K. (1975): Die Orthopteren Europas II. (Unterord. Caelifera). – Ser. Entomol., Vol. 11, Junk, The Hague, 939 S. Ingrisch, S. & Köhler, G. (1998): Die Heuschrecken Mitteleuropas. – NBB 629, Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 460 S. Köhler, G. (2009): Checkliste der Heuschrecken (In- secta: Orthoptera) Thüringens. 4., aktualisierte und erweiterte Fassung: Stand November 2009. – In: Thü- ringer Entomologenverband e. V. (Hrsg.): Checklisten Thüringer Insekten und Spinnentiere. Teil 17: 11–21. Maas, S.; Detzel, P. & Staudt, A. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken (Saltatoria) Deutsch- lands. 2. Fassung, Stand Ende 2007. – Naturschutz Biol. Vielfalt (Bonn-Bad Godesberg) 70 (3): 577–606. Schädler, M. (2009): Ein neues Vorkommen des Zwerggrashüpfers, Stenobothrus crassipes (Charpen- tier, 1825) (Caelifera, Acrididae), in Deutschland. – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 53 (3–4): 203–206. Wallaschek, M. (unter Mitarbeit von Müller, J.; Oe- lerich, H.-M.; Richter, K.; Schädler, M.; Schä- fer, B.; Schulze, M.; Schweigert, R.; Steglich, R.; Stolle, E. & Unruh, M.) (2004): Rote Liste der Heu- schrecken (Ensifera et Caelifera) des Landes Sach- sen-Anhalt (2. Fassung, Stand: Februar 2004). – Ber. Landesamt. Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Halle) 39: 223–227. Wallaschek, M. (unter Mitarbeit von Elias, D; Klaus, D; Müller, J.; Schädler, M.; Schäfer, B; Schulze, M.; Steglich, R. & Unruh, M.) (2013): Die Gerad- flügler des Landes Sachsen-Anhalt (Insecta: Derma- ptera, Mantodea, Blattoptera, Ensifera, Caelifera): Aktualisierung der Verbreitungskarten. – Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt (Schönebeck) SH 2013: 1–100. Wallaschek, M.; Langner, T. J. & Richter, K. (unter Mitarbeit von Federschmidt, A.; Klaus, D.; Miel- ke, U.; Müller, J.; Oelerich, H.-M.; Ohst, J.; Osch- mann, M.; Schädler, M.; Schäfer, B.; Scharapen- ko, R.; Schüler, W.; Schulze M.; Schweigert, R.; Steglich, R.; Stolle, E. & Unruh, M.) (2004): Die Geradflügler des Landes Sachsen-Anhalt (Insecta: Dermaptera, Mantodea, Blattoptera, Ensifera, Caeli- fera). – Ber. Landesamt. Umweltschutz Sachsen-An- halt (Halle) SH 5/2004: 1–290. Zacher, F. (1917): Die Geradflügler Deutschlands und ihre Verbreitung. – Fischer, Jena, 287 S. Anschriften der Verfasser Björn Schäfer IHU Geologie und Analytik Dr.-Kurt-Schumacher-Straße. 23 39576 Stendal E-Mail: schaefer@IHU-Stendal.de Dr. Michael Wallaschek Agnes-Gosche-Straße 43 06120 Halle (Saale) Tab. 31.1: Bestandsentwicklung der Heuschrecken in Sachsen-Anhalt Zusätzliche Abkürzungen: Rote Liste (RL) Bezug auf Wallaschek (2004) Bemerkungen (Bm) X ausschließlich in Exklaven vorkommend Art Ensifera (Langfühlerschrecken) Acheta domesticus (L., 1758) Barbitistes constrictus Brunner von Wattenwyl, 1878 Barbitistes serricauda (F., 1798) BR BS BE H UV SM mh0ss03.2.4.12.2.5 ss03.2.92.2 RL Ges. Bm Synonym, Deutscher Name A 3 A Gryllulus domesticus L., 1758; Heimchen Nadelholz-Säbelschrecke Odontura serricauda Fischer, 1853; Laubholz-Säbelschrecke 673
| Origin | Count |
|---|---|
| Bund | 3 |
| Land | 14 |
| Wissenschaft | 1 |
| Type | Count |
|---|---|
| Förderprogramm | 1 |
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| License | Count |
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