Menschen in sozial benachteiligten Vierteln sind oft höheren Umweltbelastungen ausgesetzt. Wie schaffen Kommunen lebenswerte Umweltverhältnisse für alle? Welche Akteure müssen kooperieren? Was sind geeignete Instrumente? Wie können die Menschen vor Ort erreicht werden? Die vom UBA geförderte Online-Toolbox Umweltgerechtigkeit des Deutschen Instituts für Urbanistik gibt Antworten. Umweltgerechtigkeit ist ein integrativer Handlungsansatz, der die Themen Umwelt, Gesundheit, Soziales und Stadtentwicklung zusammenbringt. Ziel ist, die sozialräumliche Konzentration von gesundheitsrelevanten Umweltbelastungen wie Lärm oder Luftschadstoffe zu vermeiden und abzubauen sowie einen sozial gerechten Zugang zu gesundheitsfördernden Umweltressourcen wie Grünflächen zu gewährleisten. Die drei Pilotkommunen Kassel, Marburg und München haben über zwei Jahre und wissenschaftlich begleitet durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) erprobt, wie der vergleichsweise neue Ansatz Umweltgerechtigkeit in der kommunalen Praxis umgesetzt werden kann. Das Forschungs-Praxis-Projekt wurde vom Umweltbundesamt aus Mitteln des Umweltforschungsplans gefördert. Online-Toolbox Umweltgerechtigkeit für Kommunen Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Pilotkommunen sind in die Online-Toolbox Umweltgerechtigkeit des Difu eingeflossen, die im Rahmen des Forschungs-Praxis-Projekts erstellt wurde. Die Toolbox bietet vor allem Akteuren aus Kommunalverwaltung und -politik praxisnahe Informationen und Tipps rund um das Thema Umweltgerechtigkeit. Diese reichen von einer umfangreichen Begriffsklärung über die Darstellung von den relevanten Handlungsfeldern und geeigneten Instrumenten bis hin zu Checklisten, Praxisbeispielen und anschaulichen Statements (Videoclips) von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis. Einblick in die Umsetzung des Ansatzes Umweltgerechtigkeit in den Pilotkommunen Der Abschlussbericht des Forschungs-Praxis-Projekts gibt einen umfassenden Einblick, wie die drei Pilotkommunen bei der Umsetzung des Ansatzes Umweltgerechtigkeit vorgegangen sind. Insgesamt zeigte sich, dass die Pilotkommunen unterschiedliche Zugänge und Schwerpunkte wählten, den Ansatz Umweltgerechtigkeit aufzugreifen und in der eigenen Stadt zu implementieren. Grundsätzlich kann jedoch in allen drei Städten beobachtet werden, dass u.a. folgende Faktoren zur Schaffung von mehr Umweltgerechtigkeit beitragen können: eine intensive Selbstvergewisserung über Vorstellungen und Ziele, die mit dem kommunalen Querschnittsthema Umweltgerechtigkeit zusammenhängen, „Rückendeckung“ durch die Kommunalpolitik, Nominierung einer „Kümmerer“- bzw. Ansprechperson in der Verwaltung sowie geeignete Verfahren der Verwaltungszusammenarbeit wie ressortübergreifende Gremien auf Steuerungs- und Arbeitsebene. Gleichzeitig bestätigten die in den Pilotkommunen beteiligten Akteure damit im Grundsatz die vom Difu im Vorläuferprojekt „Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum“ (2012-2014) entwickelten Handlungsempfehlungen.
Das Forschungsvorhaben soll Grundlagen und Empfehlungen erarbeiten, um das neue Querschnittsthema Umweltgerechtigkeit im kommunalen Handeln zu implementieren. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Wie lässt sich die integrierte Betrachtung von Umwelt, Gesundheit, Sozialem als Planungs- und Entscheidungsgrundlage in der kommunalen Praxis verankern? Welche Instrumente sind geeignet, der ungleichen sozialräumlichen Verteilung von gesundheitsrelevanten Umweltbelastungen und von Umweltressourcen entgegenzuwirken?, Welche Ergebnisse werden bei der modellhaften Erprobung und Validierung von Instrumenten, Verfahren und Maßnahmen zur Schaffung von mehr Umweltgerechtigkeit in ausgesuchten Kommunen erzielt?, Welche Handlungsempfehlungen lassen sich für die Implementierung des Themas Umweltgerechtigkeit in den Kommunen ableiten?<BR>Quelle: www.umweltbundesamt.de<BR>