Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 443/08 Staatskanzlei - Pressemitteilung Nr.: 443/08 Magdeburg, den 9. September 2008 Hövelmann begrüßt bundesweit einheitliche Zähl-weise politisch motivierter Straftaten / Sachsen-Anhalt setzt auf Prävention Innenminister Holger Hövelmann erwartet für das laufende Jahr ¿endlich bundesweit vergleichbare statistische Angaben über die politisch motivierte Kriminalität¿. In der heutigen Sitzung der Landesregierung begrüßte Hövelmann, dass auf Initiative Sachsen-Anhalts alle Länder nunmehr einheitlich Propagandadelikte wie zum Beispiel Hakenkreuzschmierereien auch dann als rechtsextrem motiviert einstufen, wenn die Täter noch nicht ermittelt werden konnten. ¿In einzelnen Ländern wird diese Vereinheitlichung zu einem statistischen Anstieg gegenüber dem Vorjahr führen¿, so der Innenminister. ¿In Sachsen-Anhalt werden wir einen derartigen Effekt durch veränderte Zuordnung nicht erleben, weil wir bereits strikt nach dem Prinzip verfahren, bei Propagandadelikten mit rechtem Inhalt auch eine rechte Motivation anzunehmen.¿ Der Innenminister stellte im Kabinett den monatlichen Bericht zum Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt vor, der diesmal die Entwicklung gewaltbereiter, subkulturell geprägter Gruppierungen und Milieus mit rechtsextremistischem Hintergrund in Sachsen-Anhalt zum Gegenstand hatte. Dabei geht es um Personen, die politisch motivierte Gewalt bereits ausgeübt haben oder die sich in Gruppen bewegen, die als gewaltgeneigt gelten und die Gewalt als probates Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele ansehen. ¿Etwa die Hälfte dieses Spektrums lebt in Ostdeutschland¿, erläuterte Hövelmann. ¿Von 1.400 Rechtsextremisten in Sachsen-Anhalt sind etwa 800 Personen dieser Szene zuzuordnen.¿ Der weit überwiegende Teil dieses Personenkreises entstammt dem subkulturellen Milieu, das sich in der Regel von allgemeinen gesellschaftlichen Standards absetzt. Dazu gehören unter anderem martialisches Auftreten, exzessiver Alkoholkonsum oder aggressive Musik. Ihr Lebensgefühl wird von fremdenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen und gewaltbejahenden Einstellungen geprägt. In den Städten Magdeburg und Dessau-Roßlau, den Landkreisen Jerichower Land, Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Harz und Börde sowie im Bereich Bismark tritt dieser beschriebene gewaltbereite Rechtsextremismus erkennbar zutage. Holger Hövelmann: ¿Wer ein gefestigtes neonazistisches Weltbild hat, ist für moralische Appelle aus der Zivilgesellschaft kaum noch erreichbar. Die subkulturelle rechtsextreme Szene strahlt aber auch auf junge Menschen aus, deren Wertesystem und politische Auffassungen noch nicht gefestigt sind. Um diese jungen Menschen müssen wir kämpfen. Wir haben mit dem heutigen Bericht auch deutlich gemacht, dass es in Sachsen-Anhalt ein breites Spektrum von Präventionsprojekten gibt. Da manchmal ganz Sachsen-Anhalt von außen einer pauschalen Kritik unterzogen wird, wollen wir das zivilgesellschaftliche Engagement von Menschen, die ihre ganze Kraft in diese Projekte stecken, in diesem Zusammenhang ausdrücklich würdigen.¿ Präventionsarbeit müsse einhergehen mit einem permanenten Verfolgungsdruck gegenüber rechtsextremistischen Straftätern, unterstrich der Innenminister. Hövelmann: ¿Welche Dimensionen diese Maßnahmen haben, lässt sich an den polizeilichen Einsätzen zur Bekämpfung der politisch motivierten Kriminalität ablesen, die über das normale polizeiliche Alltagsgeschehen hinausgehen.¿ Beispiel Jerichower Land: Dort wurden in diesem Jahr allein bis Mitte April über 2.000 Mannstunden aufgewendet. Es wurden 49 Identitätsfeststellungen durchgeführt und 44 Platzverweise von der Polizei verfügt. Beispiel Halberstadt: Nach dem Überfall auf die Theatergruppe wurden von der Bereitschaftspolizei im Raum Halberstadt mehr als 14.700 Mannstunden aufgewendet, vor allem abends und nachts. In diesem Zeitraum wurden mehr als 1.200 Identitätsfeststellungen durchgeführt sowie 159 Platzverweise angeordnet. ¿Dieses Druckpotential lässt sich nicht dauerhaft und nicht flächenhaft aufbieten¿, betonte der Minister. ¿Aber wir werden weiterhin gegen Schwerpunkte rechter Kriminalität hart vorgehen.¿ Schwerpunkte des Berichts Regionale Subkulturen · In Magdeburg zeigt sich das Gewaltpotential sowohl in der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner als auch in fremdenfeindlichen Taten. Dem Täterkreis gehören überwiegend Einzeltäter an, jedoch werden auch bekannte Rechtsextremisten immer wieder als Gewalttäter bekannt. Nach wie vor kooperieren im Bereich der Landeshauptstadt Angehörige der ¿Freien Nationalisten¿ (die sich wahlweise auch als ¿Nationale Sozialisten¿ bezeichnen), der NPD und der JN bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen eng miteinander. Nach der Kündigung des Szenetreffpunkts ¿Club S 26¿ durch die ¿Freien Nationalisten/Nationalen Sozialisten Magdeburg¿ Anfang 2008 entwickelten sich die Räumlichkeiten in der Sieverstorstraße zum neuen Treffpunkt in Magdeburg. Dort firmierte der ¿Sport- und Freizeittreff e.V.¿, dessen Vorstand sich aus amtsbekannten Szeneangehörigen zusammensetzt. Im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz in diesem Objekt in der Nacht vom 2. zum 3. August 2008 kam es dort zu erheblichen Widerstandshandlungen. Unter anderem entging dort ein Polizeibeamter nur knapp einem vom Dach heruntergeworfenen Feuerlöscher. · Im Jerichower Land haben Aktivitäten von Rechtsextremisten stark zugenommen. Obwohl von einer hierarchisch organisierten Szenestruktur nicht gesprochen werden kann, zeigte sich, dass kurzfristig bis zu 40 Szeneangehörige mobilisiert werden können. Der teilweise äußerst gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene werden etwa 60 aktive Personen zugerechnet. Die Rechtsextremisten nutzten in der Vergangenheit unter anderem Treffpunkte in Brettin, Genthin und Grabow. Die im Landkreis Jerichower Land ansässige Hooligangruppierung ¿Blue White Street Elite¿ wurde im April 2008 durch das Innenministerium verboten. Das Oberverwaltungsgericht des Landes Sachsen-Anhalt hat mit Beschluss vom 24. Juli 2008 allerdings die Vollziehung des ausgesprochenen Verbots bis zu einer Entscheidung im Hauptsachenverfahren vorläufig ausgesetzt. Bei den etwa 25 Mitgliedern, die zum harten Kern gehören, handelt es sich um männliche Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren. In deren Umfeld kam es wiederholt zu Schlägereien unter Beteiligung der Vereinsmitglieder, wobei durch diese sehr aggressiv und brutal vorgegangen wird. Bei Heim- und Auswärtsspielen des 1. FC Magdeburg treten die Vereinsmitglieder äußerst gewaltbereit in Erscheinung und es kommt regelmäßig zu Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans. Die Palette der registrierten Straftaten reicht von Sachbeschädigungen über gefährliche Körperverletzungen bis hin zu Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte oder auch schwerem Landfriedensbruch. · Angehörige der rechtsextremistischen Szene im Raum Bismark (Landkreis Stendal), der hier etwa 20 Personen zugerechnet werden, handeln zwar gemeinschaftlich, treten aber nicht in einer strukturierten Gruppierung auf. Ein Teil dieses Personenkreises wird als gewalttätig eingeschätzt, weitere Gewalttäter aus der Altmarkregion agieren als Einzeltäter. · In den Regionen Anhalt-Bitterfeld und Dessau-Roßlau existieren weitgehend strukturlose Personenzusammenschlüsse, die gemeinschaftlich handelnd rechtsextremistisch motivierte Straftaten begehen. Hier wurden zahlreiche Einzeltäter als Wiederholungstäter bekannt. In der Region Köthen agierte 2007 eine Personengruppe, die gemeinschaftlich handelnd rechtsextremistische Gewalttaten beging - eine Personengruppe, die bereits aus dem allgemeinkriminellen Bereich bekannt war. · Die rechtsextremistische Szene im Harz (mit den Städten Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg und Blankenburg) ist bis auf die JN-Stützpunkte in Wernigerode und Blankenburg im Wesentlichen unstrukturiert. Eine hierarchisch strukturierte, neonazistisch ausgerichtete Kameradschaftsszene existiert nicht mehr. In den vergangenen Jahren kam es in dieser Region immer wieder zu erheblichen Friktionen zwischen Rechtsextremisten und deren politischem Gegner. Die zum Teil schweren Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Landfriedensbrüche waren durch eine besondere Brutalität gekennzeichnet. · Im Landkreis Mansfeld-Südharz sorgen insbesondere die von Enrico Marx auf seinem Privatgrundstück durchgeführten Treffen und Musikveranstaltungen immer wieder für Aufsehen. Hinsichtlich der Auswertung von Gewaltschwerpunkten nimmt die Region jedoch nur einen hinteren Platz ein. Dem gegenüber stehen aber schwere Gewalttaten, wie beispielsweise der Brandanschlag am 6. Januar 2007 in Sangerhausen auf ein Asylbewerberheim, an dem auch Personen des Umfeldes von Marx beteiligt waren, oder der Vorfall am 20. März 2008 in Sangerhausen, als eine vietnamesische Studentin vor einen fahrenden Zug gestoßen wurde. · Die rechtsextremistische Szene im Landkreis Börde ist im Wesentlichen unstrukturiert. Eine hierarchische, homogene neonazistisch ausgerichtete Kameradschaftsstruktur existiert nicht. Die Szene in dem genannten Bereich wird als subkulturell geprägt und gewaltbereit eingeschätzt. So wurden in der zurückliegenden Zeit beispielsweise in Oschersleben immer wieder rechtsextremistisch motivierte Straf- und Gewalttaten bekannt, bei denen das Täterklientel der jugendlichen Subkultur zuzurechnen ist. Praxisbeispiel für Präventionsarbeit Im Bereich der Polizeidirektion Nord werden seit längerer Zeit die Projekte ¿Buntes Licht auf braune Schatten¿ und ¿Schritte gegen Tritte¿ in Kooperation mit anderen Behörden und Institutionen durchgeführt. · Das Projekt ¿Buntes Licht auf braune Schatten¿ richtet sich gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Dabei werden Schüler von Sekundar- und Berufsschulen sowie Gymnasien, Pädagogen und Erzieher sowie Eltern und auch Großeltern einbezogen. Dabei soll in dem jeweils eine Woche dauernden Modul eine Auseinandersetzung mit den Ursachen für rechtsextremistisch motivierte Gewalt ermöglicht werden. Neben der Erläuterung strafrechtlicher Aspekte sollen auch Geschichtskenntnisse zum deutschen Nationalsozialismus intensiviert werden. · Die Veranstaltungen zum Projekt ¿Schritte gegen Tritte¿ sind jeweils für einen Tag angelegt und sollen neben Schülern ab der 7. Klasse ebenfalls Lehrpersonal, Erzieher und Familienangehörige mit einbeziehen. Inhaltlich wird hierbei die kritische Reflektion eigener Gewalterfahrungen und deren Ursachen thematisiert. · Das mit Bundes- und Landesmitteln geförderte Projekt ¿Bühne frei für Respekt¿ soll Grundbedingungen pädagogischer Arbeit mit gefährdeten Jugendlichen beispielsweise in Jugendhaftanstalten und Jugend(hilfe)-einrichtungen oder Schulen aufzeigen. Den Jugendlichen soll so die Möglichkeit gegeben werden, Erfahrungen bei Demokratieverhalten und Mitbestimmung zu sammeln. Die Jugendlichen sollen zum einen lernen, ihre eigenen Interessen wahrzunehmen, sie zu artikulieren und dafür auf demokratischem Wege mehrheitsfähige Lösungen zu finden. · Der Verein Miteinander e.V. unterstützt in ländlichen und kleinstädtischen Regionen soziokulturelle Jugendinitiativen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus wenden und in ihrer kulturellen und sozialen Praxis für eine plurale, demokratische Jugendkultur eintreten. Dies beinhaltet die Unterstützung und Begleitung der Eigeninitiative von Jugendlichen bei der Organisation von Konzerten, Jugendwettbewerben und lokalen Jugendkulturevents, deren Charakter geeignet ist, die Verankerung und soziokulturelle Attraktivität demokratischer Jugendkulturen im lokalen und regionalen Kontext zu stärken und somit zur Zurückdrängung der Repräsentanz rechtsextremer Inhalte in der Öffentlichkeit beitragen. So unterstützen die Mitarbeiter des Vereins Miteinander e.V. seit Jahren die Arbeit der Salzwelder Jugendinitiative ¿Aktion Musik¿ durch vielfältige organisatorische Hilfen und inhaltliche Impulse zur Ausgestaltung von Aktionen, Workshops und Konzerten. Diese Arbeit zeigt seit mehr als vier Jahren spürbare Erfolge. · Das Projekt ¿Verantwortung übernehmen ¿ Abschied von Hass und Gewalt¿ in der Jugendanstalt Raßnitz zielt auf eine (Re-)Integrationsarbeit mit jungen Menschen, die zum Teil schwere Gewaltstraftaten begangen haben und sich an extremistischen und menschenfeindlichen Ideologien orientieren. Die Arbeit mit den Jugendlichen führt gezielt bildungspolitische Ansätze mit sozialpädagogischer Arbeit und Methoden des Verhaltenstrainings zusammen und unterstützt durch ein Betreuungsmanagement nach der Entlassung die Integration. · · Impressum: · Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Hegelstraße 42 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de Impressum: Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt Pressestelle Hegelstraße 42 39104 Magdeburg Tel: (0391) 567-6666 Fax: (0391) 567-6667 Mail: staatskanzlei@stk.sachsen-anhalt.de
Das Projekt "Zweite Projektphase der Informationskampagne für Erneuerbare Energien 2008-2010" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Agentur für Erneuerbare Energien e.V. durchgeführt. In der zweiten Phase der Informationskampagne für Erneuerbare Energien im Zeitraum 2008 bis 2010 soll das Vertrauen in die Energieversorgung auf Basis der Erneuerbaren Energien so weit gestärkt werden, dass ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien auch gegen zu erwartende Zweifel und Widerstände mitgetragen und unterstützt wird. In den kommenden drei Jahren kommt es deshalb darauf an, die Weichenstellung für das Branchenziel '20 Prozent Erneuerbare Energien bis 2020' und das dahinter stehende Ziel der Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien vorzunehmen und diesen Prozess medial zu begleiten. Die erste Kampagnenphase eskortierte die Aufbauphase der Erneuerbaren Energien, in der vor allem durch den massiven Ausbau im Stromsektor gezeigt werden konnte, dass dank geeigneter Rahmenbedingungen Erneuerbare Energien konventionelle Energieträger mehr und mehr substituieren können. Demgegenüber kommt es in der zweiten Phase darauf an, das Potenzial der Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien im Strom- Wärme- und Treibstoffsektor aufzuzeigen. Hierzu soll der strategische Rahmen für die Kommunikation über Erneuerbaren Energien erweitert werden: vom Informationsdienst zum Agenda Setting.
Das Projekt "Zweite Projektphase des Bioenergiemoduls der Informationskampagne für Erneuerbare Energien" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Agentur für Erneuerbare Energien e.V. durchgeführt. Ziel des Bioenergiemoduls in der zweiten Phase der Informationskampagne ist es, das Vertrauen in den weiteren Ausbau der Bioenergie als klimafreundliche, sichere Energie und als wichtigen Zukunftsmarkt mit hoher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung weiter zu stärken. Für die Kommunikation wird der strategische Rahmen erweitert: vom Informationsdienst zum Agenda Setting. Während die erste Projektphase im Wesentlichen durch Mediendienstleistungen geprägt war, sollen in der zweiten Phase aktive Kampagnenmaßnahmen in den Vordergrund gestellt werden. Hierzu werden systematisch positive Themen besetzt, Ereignisse veranstaltet, Nachrichten generiert, neue Zusammenhänge aufgezeigt und Bilder transportiert. Darüber hinaus werden Erfolge und Vorbilder der Bioenergiebranche inszeniert und mit Emotion, Wiederholung und Konsistenz der Erfolg und die Notwendigkeit des Bioenergieeinsatzes erlebbar gemacht. Die Kampagnenarbeit erzeugt einen ökonomischer Nutzen für die Bioenergiebranche und für die Nutzer der Bioenergieanlagen, die sich aufgrund steigender Preise für konventionelle Energien auf Dauer bezahlt machen. Darüber hinaus wird Energie zunehmend umwelt- und klimafreundlich produziert.
Das Projekt "Bildung für Nachhaltige Entwicklung und evolutionäre Anthropologie - Reflexion anthropologischer Grundkonstanten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Pädagogik I durchgeführt. In der Arbeit sollen die anthropologischen Grundlagen von Umweltbildungskonzepten offen gelegt und vor dem Hintergrund der Thesen einer naturwissenschaftlichen Anthropologie reflektiert werden. Es wird geprüft, ob deren Erkenntnisse für die Umweltbildung fruchtbar gemacht werden können. In der Agenda 21 (einem völkerrechtlichen Vertrag, der auf der UN-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro auch von der Bundesrepublik unterzeichnet wurde) wird die Rolle der Bildung im Prozess der Umgestaltung der Gesellschaft zu einer sozial gerechten und umweltverträglichen Gesellschaft betont (vgl. Kapitel 36 der Agenda 21). Auf diesen Anspruch reagierten Pädagogen mit einer Weiterentwicklung und intensiven Diskussion der Modelle und Annahmen der Umweltbildung (de Haan 1997). Die tatsächlichen Auswirkungen der Bildungsbemühungen scheinen noch nicht befriedigend. Empirisch lässt sich belegen, dass bisherige Annahmen über das Entstehen von umweltgerechtem Verhalten nicht ausreichend tatsächlich gezeigtes Verhalten erklären können (Lehmann 1998). Die Theoriebildung reagiert darauf mit differenzierten Bildungsangeboten, die eine bessere Anschlussfähigkeit gewährleisten sollen (Michelsen 1997, Apel 1997). Im ersten Teil der Arbeit werden die dabei leitenden anthropologischen Annahmen hermeneutisch herausgearbeitet. Vermutlich wird von einem Menschenbild ausgegangen, dass Menschen als prinzipiell altruistisch und moralisch belehrbar ansehen. Im zweiten Teil des Projekts werden Annahmen moderner naturwissenschaftlicher Anthropologie reflektiert. Ein naturwissenschaftlich geprägtes Menschenbild zeichnen evolutionstheoretisch orientierte Soziobiologie und Anthropologie. Demnach sei es für Individuen nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll, altruistisch zu handeln. Dieses Verhalten sei in vielen Fällen resistent gegen Moralbelehrungen. Weiterhin wird die These vertreten, dass Menschen aufgrund ihrer evolutionären Ausstattung zu Problemlösungsstrategien neigen würden, die den komplexen und globalen Problemen, mit denen sich Umweltbildung beschäftigt, nicht angemessen sei (Scheunpflug/Schmidt 2002, Vollmer 1988). In der Diskussion der beiden Theorienkonzepte lassen sich Anregungen für Bildung für nachhaltige Entwicklung aufzeigen. Umweltbewusstsein als allgemeines Konstrukt lässt sich aus dieser Theorie heraus beispielsweise als zu pauschal in Frage stellen. Umweltverhalten kann so neu beschrieben werden.
Das Projekt "Teilprojekt C: Psychologische Perspektiven von Rebound Effekten und politische Handlungsempfehlungen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung durchgeführt. Zusätzlich zu ökonomischen Faktoren hat sich in der aktuelleren Literatur gezeigt, dass auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Erklärung des Rebound-Effekts spielen. Einer dieser Faktoren ist das sog. Moral Licencing: Ressourceneinsparung in einem Bereich kann dazu führen, in einem anderen Bereich oder zu einem anderen Zeitpunkt verschwenderischer zu sein. Bisher ist insbesondere das Auftreten bereichsübergreifender Effekte zu wenig empirisch valide erforscht. In engem Austausch mit einem interdisziplinären wissenschaftlichen Beratungsgremium zielt das geplante Vorhaben darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem sowohl direkte, indirekte als auch makro-ökonomische Rebound-Effekte auch aus psychologischer Perspektive empirisch untersucht werden. Der Fokus liegt auf den wichtigsten Bereichen des Resourcenverbrauchs deutscher Haushalte: Strom, Kraftstoffe und Wasser sowie Wärmenachfrage.
Das Projekt "Klimaschutzbewusstsein unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Dresden, Institut für Kommunikationswissenschaften durchgeführt. Die Befragung gibt Aufschluss darüber, wie Klimaveränderungen sowie deren soziale und politische Folgen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Freistaat Sachsen gesehen und empfunden werden. Desweiteren werden das Medien- und Informationsverhalten der Befragten untersucht und Ihre Bereitschaft für das Klima zu handeln. Damit werden Ansatzpunkte für Persuasionstrategien und Informationskampagnen erarbeitet.
Das Projekt "Rechtsfragen der Umweltaufklaerung und Verbraucherinformation (verfassungsrechtlicher Teil)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Brandt durchgeführt. Das Umweltbundesamt hat den gesetzlichen Auftrag zur Aufklaerung und Information der Bevoelkerung in Umweltfragen. Zahlreiche Buerger erwarten hierzu moeglichst konkrete Informationen, insbesondere auch fuer ihre Entscheidungen als Verbraucher von Waren und Dienstleistungen. Untersucht werden sollen die verfassungsrechtlichen Implikationen staatlicher Umweltaufklaerung und Verbraucherinformation (Pruefung wettbewerbsrechtlicher Implikationen in 10101050/02).
Das Projekt "Die Beziehung zwischen moralischen und oekonomischen Urteilen in unterschiedlichen Handlungskontexten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung durchgeführt. Ziele: Analyse moralischer Standards in alltagsweltlichen Deutungen von Umweltproblemen vor allem die Spannung/Konkurrenz zwischen moralischen und oekonomischen Urteilen. Rahmen: a) Kontextualisierung moralischer Urteile; b) Beitrag zur Loesung praktischer Probleme im Zusammenhang mit der Wahrnehmung und Bewertung von (krisenhaften) globalen Umweltveraenderungen und dem darauf bezogenen Verhalten. Zwischenergebnisse: Vier 'Typen alltagsweltlicher Moral', die sich durch unterschiedliche Risikowahrnehmungsstrukturen, Verantwortungsuebernahmebereitschaften sowie Solidaritaetsbekundungen charakterisieren lassen, mit jeweils unterschiedlichen oekonomischen Effizienzkriterien und unterschiedlich balanciertem Verhaeltnis von Moral und Oekonomie. Kontexte: Problemfeld Suesswasser, Problemfeld Landwirtschaft. Vorgehensweise: Theorie der Entwicklung des moralischen Urteils (Eckensberger/Kohlberg); leitfadenstrukturierte qualitative Interviews; Typenbildung. Untersuchungsdesign: Typenanalyse.
Das Projekt "Das menschliche Verhalten zur Umwelt in Wort und Tat, wenn er die Zeichen der Zeit erkennt" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Internationales Umweltschutz-Korps und Arbeitsgemeinschaft für Wander,-Ski,-Rad- und Rettungswesen durchgeführt. Beobachtung des menschlichen Verhaltens bei Einsaetzen zur Abfallverminderung und -beseitigung bei Massenveranstaltungen und in Erholungsgebieten bis 4000 m/M. Eingliederung in Stand, Bildung, Nation. Aufgestellte Tafeln und Aufrufe durch Lautsprecher und in der Presse geben die Vororientierung.
Das Projekt "Forschungskooperation ELSA: Natur als prägendes und geprägtes Konzept: Der moralische Status von Lebensformen und Lebens-Artefakten" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Jena, Lehrstuhl für Angewandte Ethik durchgeführt. Versuche, künstliche Organismen (artificial life) mit Mitteln Synthetischer Biologie zu entwickeln, verändern den Gegenstandsbereich der Biologie - Leben in bestehenden und künftigen Formen. 'Artificial Life' stellt auch die 'thick concepts' von bisher unverfügbarem, 'naturwüchsigem' Leben, den Wert der 'Natürlichkeit' und Natur, sowie den moralischen Status von lebensähnlichen Artefakten in Frage. Ziel des Forschungsprojektes ist es, ein dynamisches, verfahrensethisches Instrument aus der Sicht einer Angewandten Ethik zur Identifizierung, Beschreibung, Beurteilung und Entscheidung aktueller Fragen der Lebenswissenschaften, wie der Frage nach dem moralischen Status von 'artificial life', zu entwickeln. Das Projekt gliedert sich in zwei Arbeitsbereiche, einen ethisch-philosophischen und einen sozial-rechtlich-politischen Teil. Zunächst muss untersucht werden, ob 'Würde' ein ethisches und politisches Auffangkonzept für die Bewertung von Artefakten und Lebewesen sein kann, wenn der moralische Status von 'Leben' und 'Natur' durch 'artificial life' in Frage gestellt wird (Milestone 1). Bestehende alternative Bewertungskonzepte müssen dann untersucht und in ein dynamisches Bewertungs-Instrument eingearbeitet werden (Milestone 2). Dieses konsensfähige Bewertungsinstrument, bzw. -verfahren, ist Voraussetzung für eine notwendige wissenschaftliche und öffentliche Debatte, welche Umgang und politische Steuerung der Möglichkeiten synthetischer Biologie zum Gegenstand hat (Milestone 3).
Origin | Count |
---|---|
Bund | 10 |
Land | 1 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 10 |
Text | 1 |
License | Count |
---|---|
geschlossen | 1 |
offen | 10 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 11 |
Englisch | 1 |
Resource type | Count |
---|---|
Keine | 8 |
Webseite | 3 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 5 |
Lebewesen & Lebensräume | 7 |
Luft | 5 |
Mensch & Umwelt | 11 |
Wasser | 3 |
Weitere | 11 |