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s/orkam/Orkan/gi

Schwerpunktprogramm (SPP) 1374: Biodiversitäts-Exploratorien; Exploratories for Long-Term and Large-Scale Biodiversity Research (Biodiversity Exploratories), Teilprojekt: Der Einfluß von Landnutzungsintensität auf die Biodiversität und funktionelle Rolle biologischer Bodenkrusten unter besonderer Berücksichtigung der biogeochemischen Kreisläufe von Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor - CRUSTFUNCTION III

Das Projekt "Schwerpunktprogramm (SPP) 1374: Biodiversitäts-Exploratorien; Exploratories for Long-Term and Large-Scale Biodiversity Research (Biodiversity Exploratories), Teilprojekt: Der Einfluß von Landnutzungsintensität auf die Biodiversität und funktionelle Rolle biologischer Bodenkrusten unter besonderer Berücksichtigung der biogeochemischen Kreisläufe von Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor - CRUSTFUNCTION III" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften.Biologische Bodenkrusten (Biokrusten) sind Hotspots an mikrobieller Diversität und Aktivität, die als 'Ökosystemingenieure' biogeochemische Kreisläufe (N, P) kontrollieren und die Bodenoberfläche stabilisieren. Biokrusten sind ein komplexes Netzwerk vielfältiger, interagierender Mikroorganismen mit verschiedensten Lebensweisen. In den gemäßigten Breiten ist wenig über die Einflussfaktoren auf Struktur und Funktion der Biokrusten bekannt. Daher wollen wir die Diversität der Mikroorganismen in Biokrusten (Bakterien, Protisten, Pilze und Algen) und ihre biogeochemische Funktion in den Waldflächen der Biodiversitätsexploratorien (BE) entlang von Landnutzungsgradienten untersuchen, um deren Beeinflussung durch Landnutzung und Umweltfaktoren zu verstehen.Das zentral organisierte, neue Störexperiment in den Waldflächen ist eine hervorragende Möglichkeit, um die Entwicklung einer Biokruste unter natürlichen Bedingungen nach einer starken Störung zu verfolgen. Eine Teilfläche simuliert Kahlschlag (die Stämme werden entfernt), die andere Teilfläche einen zukünftig häufiger auftretenden Orkan (Stämme verbleiben auf der Fläche). Wir werden die Entwicklung der Bodenkrusten von einem jungen zu einem reifen Stadium visuell (Flächenbedeckung) und durch Probenahme (Biomasse, Nährstoffe, Bodenorganik, Mikrobiota) mittels Feld-, analytischen und molekularen Methoden regelmäßig über zwei Jahre verfolgen. Außerdem werden wir an der zentralen Bodenbeprobungskampagne in allen 150 Waldflächen teilnehmen und parallel Biokrusten sammeln. Wir werden die mikrobielle Biomasse in der Biokruste quantifizieren, ihre Gemeinschaftsstruktur mittels Hochdurchsatzsequenzierung beschreiben und dies mit dem Umsatz von Stickstoff- und Phosphorverbindungen verschneiden. Um Schlüsselorganismen dieser Prozesse zu identifizieren und in hoher räumlicher Auflösung zu visualisieren, wird zusätzlich ein Laborexperiment unter Anwendung von stable isotope probing und NanoSims durchgeführt. Die Daten zur Biodiversität und funktionellen Genomik werden mit den Nährstoffstatus der Biokrusten (Konzentration und chemische Speziierung von C, N und P) verknüpft. Das Laborexperiment mit stabilen Isotopen wird unser Verständnis von Biokrusten Schlüsselorganismen im N- und P-Nährstoffkreislauf und den Einfluss der räumlichen Heterogenität fundamental verbessern. Diese Daten erlauben zum ersten Mal die quantitative und qualitative Rekonstruktion der wichtigsten Stoffkreisläufe und mikrobiellen Interaktionsmuster in Biokrusten als Reaktion auf Landnutzung und Störung. Abschließend werden die ermittelten Daten in das gemeinsame bodenkundliche Netzwerk der BE integriert und dienen dann als Keimzelle für ein Synthese-Vorschlag mit dem Ziel, die Leistung der Biokruste quantitativ und qualitativ mit anderen Hotspots in Böden, wie Detritus- oder Rhizosphäre, zu vergleichen.

Emissionen der Landnutzung, -änderung und Forstwirtschaft

Wälder, Böden und ihre Vegetation speichern Kohlenstoff. Bei intensiver Nutzung wird Kohlendioxid freigesetzt. Maßnahmen, die die Freisetzung verhindern sollen, richten sich vor allem auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, den Erhalt von Dauergrünland, bodenschonende Bearbeitungsmethoden im Ackerbau, eine Reduzierung der Entwässerung und Wiedervernässung von Moorböden. Bedeutung von Landnutzung und Forstwirtschaft Der Kohlenstoffzyklus stellt im komplexen Klimasystem unserer Erde ein regulierendes Element dar. Durch die Vegetation wird Kohlendioxid (CO 2 ) aus der Luft mittels ⁠ Photosynthese ⁠ gebunden und durch natürlichen mikrobiellen Abbau freigesetzt. Zu den größten globalen Kohlenstoffspeichern gehören Meere, Böden und Waldökosysteme. Wälder bedecken weltweit ca. 31 % der Landoberfläche (siehe FAO Report 2020 ). Bedingt durch einen höheren Biomassezuwachs wirken insbesondere ⁠ boreale ⁠ Wälder in der nördlichen Hemisphäre als Kohlendioxid-Senken. Nach § 1.8 des Klimarahmenabkommens der Vereinten Nationen werden Senken als Prozesse, Aktivitäten oder Mechanismen definiert, die Treibhausgase (THG), ⁠ Aerosole ⁠ oder Vorläufersubstanzen von Treibhausgasen aus der ⁠ Atmosphäre ⁠ entfernen. Im Boden wird Kohlenstoff langfristig durch sog. Humifizierungsprozesse eingebaut. Global ist etwa fünfmal mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert als in der Vegetation (siehe IPCC Special Report on Land Use, Land Use Change and Forestry ). Boden kann daher als wichtigster Kohlenstoffspeicher betrachtet werden. Natürliche Mineralisierungsprozesse führen im Boden zum Abbau der organischen Bodensubstanz und zur Freisetzung von den Treibhausgasen CO 2 , Methan und Lachgas. Der Aufbau und Abbau organischer Substanz steht in einem dynamischen Gleichgewicht. Die voran genannten Prozesse werden unter der Kategorie/Sektor „Landnutzung, ⁠ Landnutzungsänderung ⁠ und Forstwirtschaft“ (kurz ⁠ LULUCF ⁠) bilanziert. Modellierung von Treibhausgas-Emissionen aus Landnutzungsänderung Jährliche Veränderungen des nationalen Kohlenstoffhaushalts, die durch Änderungen der ⁠ Landnutzung ⁠ entstehen, werden über ein Gleichgewichtsmodell berechnet, welches für Deutschland auf einem Stichprobensystem mit rund 36 Millionen Stichprobenpunkten basiert. Für die Kartenerstellung der Landnutzung und -bedeckung werden zunehmend satellitengestützte Daten eingesetzt, um so die realen Gegebenheiten genauer abbilden zu können. Die nationalen Flächen werden in die Kategorien Wald, Acker- sowie Grünland, Feuchtgebiete, Siedlungen und Flächen anderer Nutzung unterteilt (siehe auch Struktur der Flächennutzung ). Die Bilanzierung (Netto) erfolgt über die Summe der jeweiligen Zu- bzw. Abnahmen der Kohlenstoffpools (ober- und unterirdische ⁠Biomasse⁠, ⁠Totholz⁠, Streu, organische und mineralische Böden und Holzprodukte) in den verschiedenen Landnutzungskategorien. Allgemeine Emissionsentwicklung Die aktuelle Emissionsentwicklung ist für den Sektor ⁠ LULUCF ⁠ zunehmend dramatisch. In den letzten Jahren ist der Sektor von einer abnehmenden Netto-Kohlenstoffspeicherung im Wald sowie von hohen THG-Emissionen der organischen Böden des Acker- und Grünlands geprägt (Netto THG-Emissionen in 1990: rund +40 Mio. t CO 2 Äquivalente und in 2022: + 4 Mio. t CO 2 Äquivalente). Im Rahmen des novellierten Klimaschutzgesetzes (KSG) wird eine Schätzung für das Vorjahr Vorjahr 2023 vorgelegt. Diese liefert für LULUCF nur Gesamtemissionen, deren Werte als unsicher einzustufen sind. Die Werte liegen bei 3,6 Mio. t CO 2 Äquivalenten. Aus diesem Grunde werden in den folgenden Abschnitten nur die Daten der Berichterstattung 2024 für das Jahr 2022 betrachtet. Veränderung des Waldbestands Die Emissionen sowie die Speicherung von Kohlenstoff bzw. CO 2 für die Kategorie Wald werden auf Grundlage von Bundeswaldinventuren berechnet. Bei der Einbindung von Kohlenstoff spielt insbesondere der Wald eine entscheidende Rolle als Netto-Kohlenstoffsenke. In der Waldkategorie sind die Pools ⁠ Biomasse ⁠ (69,6%), mineralische Böden (21,8 %) und ⁠ Totholz ⁠ (8,6 %) ausschlaggebend. Zu den Emissionsquellen im Wald zählen Streu, Drainage organischer Böden, Mineralisierung und Waldbrände. Zusammen machen diese Emissionsquellen nur einen Anteil von 7,4 % an der Treibhausgasmenge des deutschen Waldes aus. In den Jahren 1990 und 2007 trafen auf Deutschland Orkane (2007 war es der Sturm Kyrill), die zu erheblichem Holzbruch mit einem daraus resultierenden hohen Sturmholzaufkommen in den Folgejahren führten (siehe dazu NIR ). In 1990 wurden rund -19,5 Mio. t CO 2 -Äquivalente im Wald an CO 2 -Emissionen gespeichert. Im Jahr 2022 waren es -39,7 Mio. t CO 2 -Äquivalente (siehe Tab. „Emissionen und Senken im Bereich ⁠ Landnutzung ⁠, ⁠ Landnutzungsänderung ⁠ und Forstwirtschaft“). Inwieweit die Ereignisse der letzten Jahre wie Stürme, ⁠ Dürre ⁠ und Insekten Einfluss auf den Kohlenstoffspeicher Wald haben, werden erst die Analysen der Bundeswaldinventur 2022 aufzeigen, deren Ergebnisse kontinuierlich ab dem Jahr 2023 (und der Berichterstattung 2025) im ⁠ LULUCF ⁠-Inventar berücksichtigt werden können. Offensichtlich ist aber: Der Zustand des deutschen Waldes ist zunehmend besorgniserregend. Treibhausgas-Emissionen aus Waldbränden Bei Waldbränden werden neben CO 2 auch sonstige Treibhausgase bzw. Vorläufersubstanzen (CO, CH 4 , N 2 O, NOx und ⁠ NMVOC ⁠) freigesetzt. Aufgrund der klimatischen Lage Deutschlands und der Maßnahmen zur Vorbeugung von Waldbränden sind Waldbrände ein eher seltenes Ereignis, was durch die in der Waldbrandstatistik erfassten Waldbrandflächen bestätigt wird. Das Jahr 2022 war ein überdurchschnittliches Waldbrandjahr im Vergleich zum langjährigen Mittel. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Anzahl auftretender Waldbrände als auch in Bezug auf die jeweils betroffene Waldfläche pro Brand (siehe mehr zu Waldbränden ). Durch die Brände wurden ca. 0,28 Mio. t CO 2 -Äquivalente an Treibhausgasen freigesetzt. Werden nur die CO 2 -Emissionen aus Waldbrand (0,25 Mio. t CO 2 -Äquivalente) betrachtet, machen diese im Verhältnis zu den CO 2 -Emissionen des deutschen Gesamtinventars nur einen verschwindend kleinen Bruchteil aus. Veränderungen bei Ackerland und Grünland Mit den Kategorien Ackerland und Grünland werden die Emissionen sowie die Einbindung von CO 2 aus mineralischen und organischen Böden, der ober- und unterirdischen ⁠ Biomasse ⁠ sowie direkte und indirekte Lachgasemissionen durch Humusverluste aus Mineralböden nach ⁠ Landnutzungsänderung ⁠ sowie Methanemissionen aus organischen Böden und Entwässerungsgräben berücksichtigt. Direkte Lachgas-Emissionen aus organischen Böden werden im Bereich Landwirtschaft unter landwirtschaftliche Böden berichtet. Für die Landnutzungskategorie Ackerland betrugen im Jahr 2022 die THG-Gesamtemissionen 15,6 Mio. t CO 2 Äquivalente und fielen damit um 0,9 Mio. t CO 2 Äquivalente ≙ 6 % größer im Vergleich zum Basisjahr 1990 aus (siehe Tab. „Emissionen und Senken im Bereich ⁠ Landnutzung ⁠, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft“). Hauptquellen sind die ackerbaulich genutzten organische Böden (74,1 %) und die Mineralböden (21,2 %), letztere hauptsächlich infolge des Grünlandumbruchs. Die ⁠ anthropogen ⁠ bedingte Netto-Freisetzung von CO 2 aus der Biomasse (4,7 %) ist im Ackerlandsektor gering. Dominierendes ⁠ Treibhausgas ⁠ in der Kategorie Ackerland ist CO 2 (2022: 14,7 Mio. t CO 2 Äquivalente, rund 97 %). Die Landnutzungskategorie Grünland wird in Grünland im engeren Sinne, in Gehölze und weiter in Hecken unterteilt. Die Unterkategorien unterscheiden sich bezüglich ihrer Emissionen sowohl qualitativ als auch quantitativ deutlich voneinander. Die Unterkategorie Grünland im engeren Sinne (dazu gehören z.B. Wiesen, Weiden, Mähweiden etc.) ist eine CO 2 -Quelle, welche durch die Emissionen aus organischen Böden dominiert wird. Für die Landnutzungskategorie Grünland wurden Netto-THG-Emissionen insgesamt in Höhe von 22,1 Mio. t CO 2 Äquivalenten errechnet. Diese fallen um rund 6,7 Mio. t CO 2 Äquivalente ≙ 23 % niedriger als im Basisjahr 1990 aus. Dieser abnehmende Trend wird durch die Pools Biomasse und Mineralböden beeinflusst. Mineralböden stellen eine anhaltende Kohlenstoffsenke dar. Die zunehmende Senkenleistung der Mineralböden der Unterkategorie Grünland im engeren Sinne beträgt in 2022 -5,1 Mio. t CO 2 . Moore (organische Böden) Drainierte Moorböden (d.h. entwässerte organische Böden) gehören zu den Hotspots für Treibhausgase und kommen in den meisten Landnutzungskategorien vor. Im Torf von Moorböden ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert, welches als Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, wenn diese Torfschichten austrocken. Bei höheren Wasserständen werden mehr Methan-Emissionen freigesetzt. Zusätzlich entstehen Lachgas-Emissionen. Im Jahr 2022 wurden aus Moorböden um die 53,4 Mio. t CO 2 Äquivalente an THG-Emissionen (CO 2 -Emissionen: 47,9 Mio. t CO 2 Äquivalente, Methan-Emissionen: 1,7 Mio. t CO 2 Äquivalente, Lachgas-Emissionen: 0,4 Mio. t CO 2 Äquivalente) freigesetzt. Das entspricht etwas mehr als 7 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland im Jahr 2022. (siehe Abb. "⁠ Treibhausgas ⁠-Emissionen aus Mooren"). Die Menge an freigesetzten CO 2 -Emissionen aus Mooren ist somit höher als die gesamten CO 2 -Emissionen des Industriesektors (41,0 Mio. t CO 2 ). Landwirtschaftlich genutzte Moorböden Drainierte Moorböden werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die dabei entstehenden Emissionen aus organischen Böden werden deshalb in den Landnutzungskategorien Ackerland und Grünland im engeren Sinne (d.h. Wiesen, Weiden, Mähweiden) erfasst. Hinzu kommen die Lachgasemissionen aus den organischen Böden (Histosole) des Sektors Landwirtschaft. Insgesamt wurde für diese Bereiche eine Emissionsmenge von rund 43,0 Mio. t CO 2 -Äquivalente in 2022 (folgende Angaben in Mio. t CO 2 -Äquivalente: CO 2 : 38,6, Methan: 1,0 und Lachgas: 3,2) freigesetzt, was insgesamt einem Anteil von 80,5 % an den THG-Emissionen aus Mooren entspricht. Feuchtgebiete Unter der Landnutzungskategorie „Feuchtgebiete“ werden in Deutschland verschiedene Flächen zusammengefasst: Zum einen werden Moorgebiete erfasst, die vom Menschen kaum genutzt werden. Dazu gehören die wenigen, naturnahen Moorstandorte in Deutschland, aber auch mehr oder weniger stark entwässerte Moorböden (sogenannte terrestrische Feuchtgebiete). Zum anderen werden unter Feuchtgebiete auch Emissionen aus Torfabbau (on-site: ⁠ Emission ⁠ aus Torfabbauflächen; off-site: Emissionen aus produziertem und zu Gartenbauzwecken ausgebrachtem Torf) erfasst. Allein die daraus entstehenden CO 2 -Emissionen liegen bei rund 2,0 Mio. t CO 2 -Äquivalente. Im Inventar neu aufgenommen sind die Emissionen aus natürlichen und künstlichen Gewässern. Zu letzteren gehören Fischzuchtteiche und Stauseen ebenso wie Kanäle der Wasserwirtschaft. Durch diese Neuerung fließen nun Methanemissionen in das Treibhausgasinventar ein, die bislang nicht berücksichtigt wurden. Dadurch liegen nun die Netto-Gesamtemissionen der Feuchtgebiete bei 9,7 Mio. t CO 2 -Äquivalenten im Jahr 2022 und haben im Trend gegenüber dem Basisjahr 1990 um 10 % zugenommen. Diese Zunahme im Trend lässt sich auf eine zwischenzeitlich verstärkte Umwidmung von Grünland-, Wald- und Siedlungsflächen zurückführen. Nachhaltige Landnutzung und Forstwirtschaft sowie weitere Maßnahmen Im novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz sind in § 3a Klimaziele für den ⁠ LULUCF ⁠-Sektor 2021 festgeschrieben worden. Im Jahr 2030 soll der Sektor eine Emissionsbilanz von minus 25 Mio. t ⁠ CO2 ⁠-Äquivalenten erreichen. Dieses Ziel könnte unter Berücksichtigung der aktuellen Zahlen deutlich verfehlt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind ambitionierte Maßnahmen zur Emissionsminderung, dem Erhalt bestehender Kohlenstoffpools und der Ausbau von Kohlenstoffsenken notwendig. Im Koalitionsvertrag adressieren die Regierungsparteien diese Herausforderungen. Das ⁠ BMUV ⁠ hat bereits den Entwurf eines „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ vorgelegt, das nach einer Öffentlichkeitsbeteiligung im letzten Jahr innerhalb der Regierung abgestimmt wird. Auf die Notwendigkeit für ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen und die Bedeutung von naturbasierten Lösungen für den Klimaschutz hat das Umweltbundesamt in verschiedenen Studien (siehe hierzu Treibhausgasminderung um 70 Prozent bis 2030: So kann es gehen! ) hingewiesen Seit dem Jahr 2015 wird die Grünlanderhaltung im Rahmen der EU-Agrarpolitik über das sogenannte Greening geregelt (Verordnung 1307/2013/EU) . Das bedeutet, dass zum ein über Pflug- und Umwandlungsverbot Grünland erhalten und zum anderen aber auch durch staatliche Förderung die Grünlandextensivierung vorangetrieben werden soll. Die Förderung findet auf Bundesländerebene statt. In der Forstwirtschaft sollen Waldflächen erhalten oder sogar mit Pflanzungen heimischer Baumarten ausgeweitet und die verstärkte Holznutzung aus nachhaltiger Holzwirtschaft (siehe Charta für Holz 2.0 ) gefördert werden. Weitere Erstaufforstungen sind bereits bewährte Maßnahmen, um die Senkenwirkung des Waldes zu erhöhen. Des Weiteren werden durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (⁠ BMEL ⁠) internationale Projekte zur nachhaltigen Waldwirtschaft, die auch dem deutschen Wald zu Gute kommen, zunehmend gefördert. Eine detailliertere Betrachtung dazu findet sich unter Klimaschutz in der Landwirtschaft . Die ⁠ Treibhausgas ⁠-Emissionen aus drainierten Moorflächen lassen sich verringern, indem man den Wasserstand gezielt geregelt erhöht, was zu geringeren CO 2 -Emissionen führt. Weitere Möglichkeiten liegen vor allem bei Grünland und Ackerland in der landwirtschaftlichen Nutzung nasser Moorböden, der sogenannten Paludikultur (Landwirtschaft auf nassen Böden, die den Torfkörper erhält oder zu dessen Aufbau beiträgt). Eine weitere Klimagasrelevante Maßnahme ist die Reduzierung des Torfabbaus und der Torfanwendung (siehe Moorklimaschutz ).

Windwurfschadflächen Friederike NRW

Dargestellt sind die Schadflächen von Orkantief "Friederike" im Januar 2018 innerhalb der Kernschadensszonen und innerhalb von Nordrhein-Westfalen.

§ 4 Fahrtbeschränkung

§ 4 Fahrtbeschränkung Für Fahrgastschiffe in der Wattfahrt, deren Kiel am oder nach 30. November 2024 gelegt wurde, gilt: Bei Orkan mit einer Windstärke von 12 Beaufort dürfen sie die Fahrt nicht antreten; Bei aufkommendem Orkan muss unverzüglich der nächste sichere Hafen angelaufen werden. Maßgeblich für die Entscheidung des Schiffsführers eines Fahrgastschiffs in der Wattfahrt, eine geplante Fahrt zu unterlassen oder eine schon begonnene Fahrt entsprechend den Vorschriften dieses Teils zu ändern, sind die vom Deutschen Wetterdienst herausgegebenen Sturmwarnungen. Nummer 1 und 2 gelten nicht, wenn der Schiffsführer sich für das Abwettern entscheidet. Stand: 30. November 2024

Klimatische Einordnung des meteorologischen Winters 2021/2022 Einordnung von Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein Winter Anmerkung

Der Winter 2021/2022 war in Sachsen-Anhalt deutlich zu warm und erfüllte ungefähr das Niederschlagssoll, auch wenn es lokal große Unterschiede gab. Die Sonnenscheindauer erreichte das langjährige Mittel. Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die einzelnen Monate gegeben. Am Ende wird der gesamte Winter 2021/2022 zusammenfassend bewertet. Die angegebenen Monatsmittelwerte beziehen sich dabei auf das Mittel der Fläche des Landes Sachsen-Anhalt (Quelle: Deutscher Wetterdienst). Der Dezember erreichte ein Monatsmittel von 2,5 °C und war somit um 1,4 Kelvin (K) wärmer, als es nach der Klimaperiode von 1961 bis 1990 zu erwarten gewesen wäre. Im Vergleich mit der Klimaperiode von 1991 bis 2020 war der Dezember hingegen nur 0,4 K wärmer. Ungewöhnlich war dagegen die Wetterlage um Weihnachten und Silvester. In einigen Landesteilen gab es sogar weiße Weihnachten. Besonders in der Börde und im südlichen Sachsen-Anhalt konnten meist 1 bis 4 Zentimeter Schnee gemessen werden. In der Nacht zum 2. Weihnachtsfeiertag sank die Temperatur verbreitet unter -10 °C ab. So konnten in Stiege im Harz -18,4 °C und in Harzgerode -18,2 °C gemessen werden, während in beiden Orten gleichzeitig 4 Zentimeter Schnee lagen. Wenige Tage später zu Silvester wurden in ganz Sachsen-Anhalt (außer für den Brocken) Rekorde für die wärmste Tagestiefsttemperatur in einem Dezember aufgestellt. So sank in Quedlinburg das Thermometer nicht unter 13,1 °C, während noch 5 Tage zuvor -14,0 °C gemessen wurden . Der Verlauf von Tageshöchsttemperatur (rot), Tagesmitteltemperatur (grün) und Tagestiefsttemperatur (blau) im Dezember für Quedlinburg ist in Abbildung 1 dargestellt und zeigt diese Entwicklung sehr eindrücklich. Darüber hinaus war an vielen Stationen in Sachsen-Anhalt, unter anderem auch in Quedlinburg, noch kein Tag im Mittel in einem Dezember so warm, wie der Silvestertag 2021. Dabei entsprachen die Tagesmitteltemperaturen häufig denen, die sonst Mitte April zu erwarten wären. Im Dezember fielen insgesamt 32,7 mm Niederschlag. Dies entspricht 70,1 % des Solls gegenüber der Klimaperiode von 1961 bis 1990 und 71,0 % des Solls gegenüber der Klimaperiode 1991 bis 2020. Die Sonne schien im Dezember 36,6 Stunden. Dies entspricht 102,9 % der üblichen Sonnenscheindauer der Klimaperiode von 1961 bis 1990 bzw. 84,4 % des Solls der Klimaperiode von 1991 bis 2021. Mit 3,7 °C war der Januar um 4,0 K gegenüber dem 30-jährigen Mittel von 1961 bis 1990 wärmer. Auch gegenüber dem Klimamittel von 1991 bis 2020 war der Januar 2,6 K zu warm. Eine Folge des milden Januars war die Abwesenheit von Eistagen (d. h., Tagen mit einer Tageshöchsttemperatur unter 0 °C). Einzig im Harz konnten solche Tage registriert werden. Der Januar blieb mit 35,2 mm Niederschlag unter seinem klimatischen Soll und erreichte gegenüber dem Klimamittel von 1961 bis 1990 91,0 %. Im Vergleich zum 30-jährigen Mittel 1991 bis 2020 wurden nur 78,1 % des Solls erreicht. Dabei gab es regional große Unterschiede. In den südlichen Landesteilen war der Januar deutlich zu feucht, besonders im Norden und im Harz jedoch viel zu trocken. So erreichte der Brocken im Januar nur 16,6 % seines Niederschlagssolls zum Klimamittel 1961 bis 1990, während Halle-Döllnitz 209,2 % des erwartbaren Niederschlags erreichte. Im Januar wurde weniger Sonnenschein als üblich registriert. Mit 30,4 Sonnenscheinstunden wurden gegenüber dem Zeitraum von 1961 bis 1990 lediglich 71,6 % erreicht. Im Vergleich zur Klimaperiode von 1991 bis 2020 wurden sogar nur 57,0 % gemessen. Deutlich zu mild endete der Februar 2022 in Sachsen-Anhalt mit einer Monatsmitteltemperatur von 5,0 °C. Im Vergleich zur Klimaperiode von 1961 bis 1990 war der Februar damit 4,6 K wärmer und gegenüber dem 30-jährigen Mittel von 1991 bis 2020 um 3,2 K zu warm. Damit war der Februar in Sachsen-Anhalt der sechstwärmste seit 1881 (siehe Tabelle 1). Während im Januar im Harz noch Eistage registriert werden konnten, blieben diese im Februar im ganzen Bundesland aus. Nur auf dem Brocken konnten Eistage aufgezeichnet werden. Grund für die milden Temperaturen im Februar war eine lebhafte Westwetterlage, die auch durch eine Abfolge von Sturm- und Orkantiefs gekennzeichnet war. Dies betraf vor allem die Tage vom 17.02. bis 21.02.2022 in denen es verbreitet zu orkanartigen (103 bis 117 km/h) und Orkanböen (über 117 km/h) bis ins Tiefland kam. Eine Übersicht über die aufgetretenen Spitzenböen an ausgewählten Wetterstationen in Sachsen-Anhalt ist in Tabelle 2 dargestellt. Mit 53,0 mm präsentierte sich dieser Monat deutlich zu feucht. So wurden im Vergleich zum 30-jährigen Mittel von 1961 bis 1990 159,4 % des Solls erreicht. Im Vergleich mit dem Klimamittel von 1991 bis 2020 wurden 155,2 % des Niederschlags gemessen. Wie schon im Januar gab es aber große regionale Unterschiede. Während es in einem Streifen vom östlichen Harzvorland bis in den Raum Halle durch den Regenschatten des Harzes zu trocken war, fiel besonders im Harz und im Norden und Osten Sachsen-Anhalts deutlich mehr Niederschlag als üblich. So wurden beispielsweise in Sorge im Harz 330,0 % und in Seehausen in der Altmark 242,1 % des Niederschlagssolls der Klimaperiode von 1961 bis 1990 gemessen, während in Zörbig nur 72,6 % erreicht wurden. Der Februar brachte mit 79,0 Sonnenstunden mehr Sonne als üblich. Dies entspricht 116,7 % im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990 bzw. 103,5 % zum 30-jährigen Mittel 1991 bis 2020. Die sieben wärmsten Februarmonate in Sachsen-Anhalt seit 1881 und deren Abweichungen zu den Klimaperioden. Jahr Abweichung zu 1961-1990 Abweichung zu 1991-2020 1990 6,1 K 4,7 K 2020 5,5 K 4,1 K 1998 5,1 K 3,7 K 2002 5,0 K 3,6 K 1961 4,6 K 3,2 K 2022 4,6 K 3,2 K 2014 4,5 K 3,1 K Spitzenböen ausgewählter Wetterstationen in Sachsen-Anhalt im Februar 2022. Datenquelle: Deutscher Wetterdienst. Wetterstation 17.02.2022 18.02.2022 19.02.2022 21.02.2022 Brocken 150,5 km/h 145,8 km/h 140,8 km/h 145,1 km/h Querfurt 110,9 km/h 117,4 km/h 91,4 km/h 92,5 km/h Seehausen 96,1 km/h 117,7 km/h 100,1 km/h 82,1 km/h Ummendorf 105,5 km/h 116 km/h 96,8 km/h 99,7 km/h Wittenberg 115,2 km/h 91,8 km/h 77,0 km/h 67,0 km/h Der Winter (Dezember 2021 bis Februar 2022) hatte in Sachsen-Anhalt eine Mitteltemperatur von 3,7 °C und lag damit um 3,3 K über dem Klimamittel von 1961 bis 1990 und um 2,1 K über dem 30-jährigen Mittel von 1991 bis 2020. Damit war der Winter 2021/2022 der fünftwärmste seit 1881 neben dem Winter 2015/2016, der ebenfalls eine Abweichung von 2,1 K hatte (siehe Tabelle 3). Nach der Klimaperiode von 1961 bis 1990 treten 25 Eistage in Sachsen-Anhalt im gesamten Jahr auf, ein Großteil davon in den drei Wintermonaten. In diesem Winter konnten hingegen nur 3 bis 4 Eistage im Flächenmittel registriert werden. Mit 120,9 mm erreichte der Winter gegenüber der Klimaperiode von 1961 bis 1990 101,4 % und im Vergleich zum 30-jährigen Mittel von 1991 bis 2020 95,8 %. Die lokal großen Unterschiede der einzelnen Wintermonate zeigen sich auch in der Gesamtbilanz. Im Regenschatten des Harzes gab es teils deutlich weniger Niederschlag als üblich, zum Beispiel in Königsborn mit nur 62,5 % des Solls zu 1961 bis 1990 oder auch in Halberstadt mit 68,3 % und Zörbig mit 76,3 %. In den Wintermonaten wurden 146,0 Sonnenstunden gemessen. Dies entspricht ziemlich genau dem Klimamittel von 1961 bis 1990 (100,4 %), aber nur 84,5 % gegenüber dem 30-jährigen Mittel von 1991 bis 2020. Die Abweichungen in den Tabellen sind auf eine Stelle nach dem Komma gerundet. Anhand der DWD-Daten lässt sich die Abweichung aber auf zwei Stellen genau nach dem Komma berechnen. Damit ergeben sich für den Februar 2022 4,57 K, für 1961 4,59 K. Daher steht 2022 hinter 1961. Die Winter 2015/2016 und 2021/2022 erreichten beide 3,31 K Abweichung.

Kulturgüter vor Extremklimaereignissen schützen und Resilienz erhöhen, Teilvorhaben: Prävention für historische Gärten und Parkanlagen

Das Projekt "Kulturgüter vor Extremklimaereignissen schützen und Resilienz erhöhen, Teilvorhaben: Prävention für historische Gärten und Parkanlagen" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es wird/wurde ausgeführt durch: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG).

Landeskatastrophenschutzübung Sachsen-Anhalt „Hochwasser 2023“

Land unter an Elbe und Mulde. Seit Wochen gab es Niederschläge in Rekordhöhen und weite Landstriche, Stadtteile und Dörfer im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und der Landeshauptstadt Magdeburg stehen unter Wasser. Straßen sind nicht passierbar, Deiche drohen zu brechen bzw. sind bereits gebrochen, ganze Wohngebiete müssen evakuiert werden. Dieses Szenario, welches bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in Sachsen-Anhalt Erinnerungen an die Hochwasser 2002, 2006 und 2013 weckt, war Grundlage für die Katastrophenschutzübung „Hochwasser 2023“, die seit heute früh um 8 Uhr lief und bis zum Schluss die fiktiven Einsatzkräfte und real übenden Mitarbeiter in den Stäben in Atem gehalten hat. Dabei waren weder Feuerwehr noch Technisches Hilfswerk unterwegs, es mussten keine Deiche verstärkt oder Sammelunterkünfte eingerichtet werden, denn geübt wurde nur in der Theorie. Das Landesverwaltungsamt, die Landeshauptstadt Magdeburg sowie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld übten in 2 Schichten mit jeweils ca. 90 Stabsmitgliedern die Zusammenarbeit der Katastrophenschutzstäbe. Eine solche Übung findet – mit unterschiedlichen Szenarien und Aufgabenstellungen – regelmäßig statt. „Die Erfahrungen aus den realen verschiedenen Bedrohungslagen haben gezeigt, dass solche Abstimmungen im Ernstfall entscheidend für ein effizientes und angemessenes Handeln der beteiligten Kräfte sind.“, erklärte Michael Wersdörfer, Leiter des Stabes im Landesverwaltungsamt in der Spätschicht und im zivilen Leben Abteilungsleiter für Landwirtschaft und Umwelt. Aufgabe des Landesverwaltungsamtes im Laufe der Übung war es, unter den vorgegebenen Bedingungen überörtliche Hilfe durch u.a. die Bereitstellung von Einsatzkräften zu organisieren, Hilfskräfte zu den einzelnen Einsatzorten zu bringen und die Versorgung der Bevölkerung mit Energie und Lebensmitteln sicher zu stellen. „Uns wurde für diese Übung ein realistisches Szenario vorgegeben, das bei vielen Beteiligten einige Erinnerungen an die letzten Hochwasser hervorruft und das allen Übenden ein Höchstmaß an Einsatz und Konzentration abverlangte. Dabei haben wir die Erfahrungen aus den letzten Übungen, den zahlreichen Fortbildungen und realen Katastrophenereignissen genutzt, um verschiedene Handlungsabläufe zu überprüfen und neu zu ordnen, denn auch das wurde deutlich, es ergeben sich immer wieder neue Situationen, die ein differenziertes Handeln und manchmal auch eine gehörige Portion Improvisationstalent verlangen.“, so Wersdörfer weiter. Zur Lagebewältigung wurden Einsatzkräfte und Technik der Katastrophenschutzeinheiten, der Bundeswehr und des THW angefordert und eingesetzt. Am Ende der Übung war ein Deich gebrochen, ein Pflegeheim musste evakuiert und ein Gefahrstoffaustritt verhindert werden. Zudem wurden die Pressestäbe mit dem Thema Fakenews konfrontiert. Um 18 Uhr - dann der „erlösende Abpfiff“ und damit das Ende der Übung. „Ziel war es zu erproben, wie das Zusammenwirken zwischen den einzelnen Stäben funktioniert, aber auch, wie die Zusammenarbeit mit Polizei, Bundeswehr, dem THW, der Feuerwehr, den Hilfsorganisationen und den für die territoriale Infrastruktur wichtigen Unternehmen wie Energieversorger, Bahn usw. klappt.“ Die Vertreter der Katastrophenschutzstäbe des Landkreises Mansfeld-Südharz sowie der Stadt Dessau-Roßlau waren als Leitungs- und Schiedsrichterdienst im Einsatz. Sie werden nach Abschluss der Übung mit allen Beteiligten eine umfassende Auswertung vornehmen und die Erfahrungen für das gesamte Land nutzbar machen. Großschadensereignisse/Katastrophen Land Sachsen-Anhalt seit 2004 02/2006                             Tierseuche/ bundesweites Auftreten der Vogelgrippe 03/2006                             Elbehochwasser mit Nebenflüssen - Feststellung Katastrophenfall 18.01.2007                        Orkan Kyrill/ Sturmschäden; Ausfall Infrastruktur 18.06.2007                        Busunglück A 14 (SLK)/ 13 Tote, 31 Verletzte 01.03.2008                        Sturmtief Emma/ Sturmschäden 19.07.2009                        Erdrutsch Nachterstedt (SLK)/ 3 Verschüttete/Verschollene - Feststellung Katastrophenfall 02/2010                             Schneeverwehungen (MSH) - Feststellung Katastrophenfall 09/2010                            Hochwasser (WB)/ Hochwasserlage Schwarze Elster - Feststellung Katastrophenfall 01/2011                            Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt 29.01.2011                       Zugunglück Hoidorf (BK)/ 10 Tote, 23 Verletzte 09/2011                            Erdrutsch Riestedt (MSH)/ Schlammlawine; Errichtung Schutzwall - Feststellung Katastrophenfall 11.09.2011                       Unwetter südl. Sachsen-Anhalt  Sturmschäden 03.06. - 4.07.2013 Hochwasser (LSA)/ Flächendeckende Hochwasserlage Sachsen-Anhalt - Feststellung Katastrophenfall in BLK, MSH, HAL, ABI, SLK, WB, DE, MD, BK, JL, SDL 08.07. – 23.07.2013        Pflanzenkrankheit Feuerbrand, Rasante Ausbreitung (MSH) - Feststellung Katastrophenfall 09/2015                             stabsmäßige Unterstützung der Flüchtlingsbewältigung 04/2017                             Tierseuche (Vogelgrippe) 07/2017                             Hochwasserlage Harzregion (Starkregen) 2018                                   Wald-, Acker- und Wiesenbrände aufgrund großer Trockenheit 2020                                   Viruspandemie SARS-CoV 2 (Katastrophenfall Stadt Halle (Saale)) 07/2021 Cyberangriff auf die IT-Infrastruktur (Katastrophenfall Landkreis Anhalt-Bitterfeld) 08/2022                             Waldbrand im Oberharz (Katastrophenfall Landkreis Harz) Hochwasser 2013 – Tätigkeit des Katastrophenschutzstabes im Landesverwaltungsamt Impressum: Landesverwaltungsamt Pressestelle Ernst-Kamieth-Straße 2 06112 Halle (Saale) Tel: +49 345 514 1244 Fax: +49 345 514 1477 Mail: pressestelle@lvwa.sachsen-anhalt.de

Nasse Füße in drei großen Schritten

Steinhorst/Mahrenholz. Aller guten Dinge sind drei: Ab kommender Woche beginnen zum dritten und letzten Mal die Bauarbeiten zur Wiedervernässung des Kucks- und Jafelmoores im Landkreis Gifhorn. Bereits im November 2020 waren erstmals Bagger durch das Naturschutzgebiet gerollt. Hintergrund der Arbeiten ist ein Projekt des Landes zur „Optimierung des Wasserhaushalts in ausgewählten Mooren in der Südheide“. Das Ziel: entwässerte Moore sollen wieder vernässt und revitalisiert werden, um die Emission von CO2 aus den ausgetrockneten Moorböden zu verhindern. Mit der letzten Bauphase im Herbst 2022 soll das Projekt nun abgeschlossen werden. Aller guten Dinge sind drei: Ab kommender Woche beginnen zum dritten und letzten Mal die Bauarbeiten zur Wiedervernässung des Kucks- und Jafelmoores im Landkreis Gifhorn. Bereits im November 2020 waren erstmals Bagger durch das Naturschutzgebiet gerollt. Hintergrund der Arbeiten ist ein Projekt des Landes zur „Optimierung des Wasserhaushalts in ausgewählten Mooren in der Südheide“. Das Ziel: entwässerte Moore sollen wieder vernässt und revitalisiert werden, um die Emission von CO2 aus den ausgetrockneten Moorböden zu verhindern. Mit der letzten Bauphase im Herbst 2022 soll das Projekt nun abgeschlossen werden. „Intakte Moore übernehmen vielfältige Ökosystemdienstleistungen. Sie speichern CO2, sind wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten und regulieren den Landschaftswasserhaushalt“, erklärt Meike Müller, zuständige Projektmanagerin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die grundwassergespeisten Moorkörper des Kucks- und Jafelmoores fungieren dabei in einer Regenperiode als „Schwamm“ und puffern Hochwasserereignisse ab, während sie in den Trockenperioden die Heidebäche des Gebiets mit Wasser versorgen und somit deren Trockenfallen verhindern. „Vielfältige Maßnahmen zur Entwässerung und Nutzung der Moore in der Vergangenheit führten zum Verlust dieser Funktionen. Natürliche Prozesse des Wasserkreislaufs sind erheblich gestört“, so Müller. Durch die Trockenlegung komme es außerdem vermehrt zur Torfzehrung in den kohlenstoffreichen Moorkörpern, welche erhebliche Mengen an Treibhausgasen, vor allem aber CO2 freisetzt. Mit Hilfe des mit EU- und Landesmitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) nach der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ finanzierten Projekts des NLWKN sollen wieder funktionsfähige Moorkörper entstehen. Das Vorhaben wird in Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten (NLF), dem Unterhaltungsverband Lachte und dem Landkreis Gifhorn durchgeführt. „In den vergangenen Bauphasen in den Wintern 2020/2021 und 2021/2022 konnten bereits große Teile des Projekts umgesetzt werden“, freut sich Projektmanagerin Meike Müller. So wurden unter anderem sechs Kilometer Entwässerungsgräben in unwegsamem Gelände verschlossen. Stellenweise konnten zudem die Bachverläufe bereits in ihre ursprünglichen Gerinne zurückverlegt und Fließbarrieren wie Dämme und Forstwege zurückgebaut werden. Eine bauliche Herausforderung stellte der Großdurchlass unterhalb der das Gebiet kreuzenden Bahnstrecke dar: Um die zeitliche Unterbrechung des Bahnverkehrs auf ein Minimum zu reduzieren, waren Bauingenieure und Gleisbauer zwischenzeitlich teils Tag und Nacht im Einsatz. Durch die sehr feuchte Witterung und drei Orkantiefs im vergangenem Winter konnten die Bauarbeiten jedoch nicht wie geplant fertiggestellt werden. Neben dem Verfüllen von Gräben und der Rückverlegung der Heidebäche in ihr natürliches Bachbett soll in der kommenden Bauphase nun ein weiterer Großdurchlass in den Kucksmoorweg eingebaut werden. Durch die Bauarbeiten kann es dabei zur vorübergehenden Sperrung des Kucksmoorwegs und weiterer Forstwege kommen. Der NLWKN bittet die Anwohner für diese Zeit um ihr Verständnis.

Auch die höchsten Deiche geben keine absolute Sicherheit: Rückblick auf die Sturmflut 1962

Vincinette – die Siegreiche – versetzt im Februar 1962 die niedersächsische Küste in Angst und Schrecken: Das Orkantief kommt aus Island und sorgt am 16. und 17. Februar für eine Sturmflut, die als Katastrophenflut in die Geschichte eingeht. Und obwohl es nach 1962 eine ganze Reihe schwerer Sturmfluten gab – erinnert sei an den 3. Januar 1976, als es an der Elbe die höchsten jemals gemessenen Wasserstände gab oder an den 28. Januar 1994, als es an der Ems oberhalb von Leerort zu neuen Höchstwasserständen kam – hat die 2. Julianenflut einen besonderen Stellenwert. Und dabei hat Niedersachsen insgesamt noch Glück gehabt – verglichen mit dem Grauen, dass die Sturmflut in Hamburg und Schleswig-Holstein anrichtete. Im Ablauf ähnelte die 1962er Flut an der niedersächsischen Küste der Weihnachtsflut von 1717. Der Orkan trieb das Wasser sehr schnell hoch und hielt es sehr lange auf Höchstständen am Deich. Da außerdem gerade zur Zeit der höchsten Wasserstände der Orkan seine größte Wucht entfaltete, entwickelte sich eine starke Brandung, die den Deichen zusetzte. Gebrochene Deiche und überflutete Flächen - wie hier der gebrochene Schwingedeich unterhalb Stade. Glück im Unglück: Bundeswehreinheiten konnten sofort eingesetzt werden. Ihre katastrophale Energie entfaltete die Flut im damaligen Regierungsbezirk Stade. „51 Deichbrüche zählte die nach der Sturmflut eingerichtete Ingenieur-Kommission des Landwirtschaftsministeriums in diesem Bereich“, schreibt Heiner Schröder in seinem Buch „Sturmflut – 1000 Jahre Katastrophen an der ostfriesischen Küste“. 61 Deichbrüche gab es insgesamt in Niedersachsen – so ist es in dem vom NLWKN herausgegebenen Generalplan Küstenschutz nachzulesen. 1963 gab die Landesregierung die Schäden bekannt: Die Deichschäden summierten sich auf 130 Millionen Mark; die Landwirtschaft musste Verluste von über 30 Millionen Mark verkraften. Viele Menschen verloren ihr Leben: In der im Bertelsmann-Verlag erschienenen „Chronik der Deutschen“ ist von 25 Toten in Niedersachsen die Rede; der Generalplan Küstenschutz erwähnt 19 Tote. Deichbrüche, überflutete Dörfer und Felder: Eine Zusammenstellung für Niedersachsen „340 Tote, davon 19 aus Niedersachsen, ca. 28.000 Wohnungen bzw. Häuser beschädigt und 1300 völlig zerstört; höchste bisherige Sturmflut östlich der Jade mit 61 Deichbrüchen in Niedersachsen; betroffen war vor allem das Elbegebiet mit seinen Nebenflüssen“ – so fasst der vom NLWKN herausgegebene Generalplan Küstenschutz die Folgen der sogenannten 2. Julianenflut vom Februar 1962 zusammen. Die folgende Zusammenfassung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Den damaligen Regierungsbezirk Stade – den Niederelberaum – trifft die Sturmflut hart: Zehn Tote und 51 Deichbrüche sind die bittere Bilanz. Das Stader Tageblatt schreibt in der Ausgabe vom 19. Februar 1962: „Keine Deichstrecke im gesamten Niederelberaum blieb ohne Schaden. Von der Oste bis zur Este gischten die Wasserfluten über den Elbdeich hinweg“. Die größten Schäden sind entstanden, weil die Deiche an den Nebenflüssen der Elbe nicht gehalten haben. Beispiel Lühe: Fünf Deichbrüche wurden registriert. Die gefährlichste Situation entstand an der Schwinge am Stadtrand von Stade: Durch drei Bruchstellen am Schwinge-Deich strömte das Wasser bis Assel nach Kehdingen hinein. Im Protokoll des Einsatzstabes des Wasserwirtschaftsamtes Stade heißt es kurz und knapp: „Der Schwingedeich in Kehdingen läuft in breiter Front über“. Später wird klar, dass im Zusammenhang mit dem Bruch des Schwingedeiches drei Menschen sterben: Ein Polizist und zwei Angehörige der Bundeswehr. Das Fazit: Die Elbdeiche brechen reihenweise, wie die Übersichtskarte des NLWKN deutlich macht. Dazu kommen Rutschungen auf ganzer Länge. Doch der Einsatzstab des Wasserwirtschaftsamtes Stade sorgt sich auch um das Gebiet der oberen Tideoste, „da hier bei der Sturmflut am 12. Februar 1962 bereits mehrere Deichschäden entstanden sind, die bisher noch nicht ausgebessert werden konnten“, wie es im Protokoll heißt. Die Sorge war berechtigt: Am Unterlauf der 1962 noch nicht durch ein Sperrwerk gegen Sturmfluten geschützten Oste, einem Nebenfluss der Elbe, kam es im gesamten Bereich zwischen Otterndorf und Bremervörde zu zahlreichen Deichüberflutungen und Deichbrüchen. Auf Grund äußerst ungünstiger Untergrundverhältnisse hatten die Deiche hier nur eine sehr geringe Höhe, so dass die Fluten rasch die Deichkrone erreichten und diese überströmten. Das dreiseitige Protokoll des Wasserwirtschaftsamtes Stade listete aus jener Nacht eine Horrornachricht nach der anderen auf und endet dennoch optimistisch: „Bis zum Abend des 17. Februar ist die Sicherung der über 40 Deichbrüche im Amtsbezirk wieder soweit gediehen, dass Fluten von 1,50 Meter über Mitteltidehochwasser fast überall abgewehrt werden können“. Im Landkreis Harburg fordert die Sturmflut vier Todesopfer. Der Deich in Bullenhausen ist der erste, der den Wassermassen nicht stand hält, wenig später klafft im Querdeich zwischen den Ortschaften Stelle und Achterdeich eine 20 Meter breite Lücke. Insgesamt werden zehn Deichbrüche registriert, schreibt der ehemalige NLWKN-Mitarbeiter Otto Puffahrt im Harburger Kreiskalender von 1983. Fast 7000 Hektar Fläche wurden überflutet. Landkreis Harburg „Schwerste Sturmflut des Jahrhunderts“ – so titelt der in Norden erscheinende Ostfriesische Kurier auf der ersten Seite der Sonderausgabe vom 6. März 1962. Dennoch: Ostfriesland kam im Vergleich mit anderen Regionen glimpflich davon. Nur ein Deich bei Völlen im Landkreis Leer ist auf einer Breite von 60 Metern gebrochen: Ansonsten halten die Deiche stand – zum Teil aber nur deshalb, weil die Menschen mit Sandsäcken gegen die Fluten kämpften. Die ostfriesischen Inseln kamen sehr in Bedrängnis: Alle Inseln erlitten heftige Dünenabbrüche. Ostfriesland Der benachbarte Kreis Friesland „ist mit Ausnahme der Insel Wangerooge und unserer vor dem Schaudeich liegenden eingedeichten Grodenländereien außerordentlich gut davon gekommen“, stellt der Oberkreisdirektor in einer außerordentlichen Kreistagssitzung im März 1962 fest. Der Elisabethgroden mit 800 Hektar wurde überflutet, was seit 1906 nicht mehr geschehen war. Obendrein ist der Deich an zehn Stellen gebrochen. Kreis Friesland Gebrochener Deich bei Käsebrug im Landkreis Wesermarsch: Die Bundeswehr hilft. Verwüstet: Starke Sturmschäden auf Norderney. Deichbruch nordwestlich der Seeschleuse Papenburg am 16./19. Februar 1962. Die Deichbruchlänge betrug 55m. Hilflos in Ostfriesland: Mit Sandsäcken versuchen die Bewohner die Schäden zu begrenzen.

60 Jahre Flutkatastrophe 1962: Ein Interview mit den Küstenschutzexperten Anne Rickmeyer und Jörn Drosten (NLWKN)

NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer Jörn Drosten, NLWKN-Geschäftsbereichsleiter Planung und Bau Norden . Die schwere Sturmflut vom 16. und 17. Februar 1962 brachte Tod und Zerstörung in den Norden – und gilt als Weckruf für die Relevanz umfassender und kontinuierlicher Investitionen in den Küstenschutz. Welche Konsequenzen zogen Küstenschützer aus der Katastrophenflut – mit welchen Herausforderungen sehen sie sich heute, genau sechzig Jahre später, konfrontiert? Ein Gespräch mit der Direktorin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Anne Rickmeyer und NLWKN-Geschäftsbereichsleiter Jörn Drosten. Die schwere Sturmflut vom 16. und 17. Februar 1962 brachte Tod und Zerstörung in den Norden – und gilt als Weckruf für die Relevanz umfassender und kontinuierlicher Investitionen in den Küstenschutz. Welche Konsequenzen zogen Küstenschützer aus der Katastrophenflut – mit welchen Herausforderungen sehen sie sich heute, genau sechzig Jahre später, konfrontiert? Ein Gespräch mit der Direktorin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Anne Rickmeyer und NLWKN-Geschäftsbereichsleiter Jörn Drosten. Frau Rickmeyer, 340 Todesopfer insgesamt an der deutschen Nordseeküste, 61 Deichbrüche alleine in Niedersachsen: Die Flut von 1962 brachte unermessliches Leid über die Küste und sorgte für enorme Schäden an Deichen, Inselschutzanlagen, Wohnhäusern und in der Landwirtschaft. Was war damals die Ursache für so dramatische Konsequenzen? Frau Rickmeyer, 340 Todesopfer insgesamt an der deutschen Nordseeküste, 61 Deichbrüche alleine in Niedersachsen: Die Flut von 1962 brachte unermessliches Leid über die Küste und sorgte für enorme Schäden an Deichen, Inselschutzanlagen, Wohnhäusern und in der Landwirtschaft. Was war damals die Ursache für so dramatische Konsequenzen? Anne Rickmeyer : Die Katastrophenflut von 1962 hat die gesamte deutsche Bucht und die großen Tideflüsse in der Tat schwer getroffen. Kennzeichnend waren lang andauernde Winde in der Nordsee aus nordwestlichen Richtungen. Diese führten zu einer Belastung der Küstenschutzanlagen durch sehr hohe Wasserstände – da der Orkan außerdem gerade zur Zeit der höchsten Wasserstände seine größte Wucht entfaltete, entwickelte sich eine starke Brandung, die den Deichen zusetzte. Die Katastrophe erfolgte in dieser Lage letztlich durch das Versagen der Deiche: Die Vielzahl an Deichbrüchen und die schlechte Erreichbarkeit der Schadensstellen für Einsatzkräfte spielten ebenfalls eine große Rolle für die schweren Auswirkungen. Als Lehre daraus wurden die Deiche deutlich verstärkt und in Höhe und Geometrie angepasst, sodass bei den Sturmfluten 1976 bei höheren Wasserständen die Folgen deutlich geringer blieben. Anne Rickmeyer Sie sprechen bereits die Konsequenzen an, die man aus der Katastrophenflut zog. Mit welchen Strategien begegneten die Küstenschützer den 1962 gemachten Erfahrungen? Sie sprechen bereits die Konsequenzen an, die man aus der Katastrophenflut zog. Mit welchen Strategien begegneten die Küstenschützer den 1962 gemachten Erfahrungen? Anne Rickmeyer : Im Nachgang zur Sturmflut erfolgte eine kurzfristige und sehr gründliche Analyse der Schäden, Schadensmechanismen und Defizite durch eine eigens hierfür eingesetzte „Ingenieur-Kommission“. Eine wesentliche Konsequenz war die Optimierung des Deichprofils: Heute bietet dieses durch flachere Böschungen und dickere Kleischichten mehr Sicherheit gegen Sturmflutschäden durch Welleneinwirkung. Durchgehende Wege für die Deichverteidigung im Sturmflutfall sorgen zudem für deutlich bessere Rahmenbedingungen für ein Erreichen der Schadensstellen, was 1962 ein großes Problem war. Vor allem aber erfolgte auch eine konsequentere Realisierung dieser Planungsparameter, was wegen Geldnot und widerstrebenden Interessen zuvor oft nicht gelungen war. Anne Rickmeyer Man reagierte zudem mit dem Bau von zahlreichen Sperrwerken an den Nebenflüssen von Weser und Elbe, wo sich die 1962er Flut besonders verheerend ausgewirkt hatte. Ein weiterer wichtiger Baustein war eine bessere, intensivere und pflichtbewusstere Pflege und Unterhaltung der Deiche: Wo früher schon mal grasende Rinder, Pferde, Gänse und Hühner anzutreffen waren, erfolgt heute vor allem eine Pflege der Grasnarbe durch Schafe. Außerdem ist man sensibler geworden, wenn es um eine bessere Überwachung durch regelmäßige Deichschauen und einen konsequenteren Schutz der Deiche gegen Beschädigung und Schwächung geht. Schließlich wurden auch Generalpläne für den Küstenschutz und Finanzierungsprogramme aufgestellt. Herr Drosten, die Sturmflut 1962 ereignete sich mitten in den Beratungen zum Niedersächsischen Deichgesetz. Nahmen die gemachten Erfahrungen auch auf diesen Gesetzestext Einfluss? Herr Drosten, die Sturmflut 1962 ereignete sich mitten in den Beratungen zum Niedersächsischen Deichgesetz. Nahmen die gemachten Erfahrungen auch auf diesen Gesetzestext Einfluss? Jörn Drosten : Niedersachsen ist tatsächlich das einzige Bundesland mit einem eigenen Deichgesetz. Dieses führte die auf viele regionale, teils jahrhundertealten Rechtsordnungen verstreuten Vorschriften zum Deichwesen in einem landesweiten, einheitlichen Gesetz zusammen. Die Sturmflut gab der Aufstellung dieses Gesetzestextes einen Schub und motivierte die Verantwortlichen in Ministerium und Landtag zu konsequenten Gesetzesformulierungen, die dem lebenswichtigen Küstenschutz einen klaren Vorrang vor anderen, individuellen Interessen einräumten. Jörn Drosten Inwiefern führte die Katastrophenflut auch zu einer veränderten Wahrnehmung der Herausforderungen und Aufgaben des Küstenschutzes in der Gesellschaft? Inwiefern führte die Katastrophenflut auch zu einer veränderten Wahrnehmung der Herausforderungen und Aufgaben des Küstenschutzes in der Gesellschaft? Jörn Drosten : Insgesamt kam es gesamtgesellschaftlich zwischenzeitlich zu einem höheren Stellenwert des Küstenschutzes: Die verheerenden Bilder von 1962 vor Augen, erhielten seine Projekte und Ziele politischen Rückenwind und eine bessere finanzielle Ausstattung. Es war aber auch eine gesteigerte Akzeptanz etwa bei Anwohnern spürbar für Küstenschutzvorhaben und die mit ihnen verbundenen Eingriffe in Flächen, Landschaft und Ausblick. Jörn Drosten Sie sagen „zwischenzeitlich“? Sie sagen „zwischenzeitlich“? Jörn Drosten : Leider müssen wir feststellen, dass es sich um eine Entwicklung handelt, die sich in den letzten Jahrzehnten ins Gegenteil gekehrt hat, je länger die Katastrophe zurückliegt. Das mag auch damit zu tun haben, dass sich dank der getroffenen Maßnahmen ähnlich dramatische Bilder bei späteren sehr schweren Sturmfluten, die wie 1976 oder 1994 teilweise höhere Wasserstände brachten, nicht wiederholten. Jörn Drosten Wird der Küstenschutz also gewissermaßen Opfer seiner eigenen Erfolge? Wird der Küstenschutz also gewissermaßen Opfer seiner eigenen Erfolge? Jörn Drosten : Je länger die Katastrophe zurückliegt, desto geringer wird tatsächlich das Verständnis für die Notwendigkeit des Küstenschutzes und desto mehr schwindet die Akzeptanz für Einschränkungen als Privatperson oder bei den Vertretern anderer Belange – etwa wenn es darum geht, Flächen zur Verfügung zu stellen oder die Verbauung von Meerblick in Kauf zu nehmen. Da Küstenschutz vorsorgend ausgerichtet ist und eine lange Perspektive hat, machen es diese Ansprüche den Küstenschützern in Summe immer schwerer, dringend benötigte Deichverstärkungen umzusetzen. Jörn Drosten Wie gut ist Niedersachsen heute und in Zukunft für Sturmfluten gewappnet? Wie gut ist Niedersachsen heute und in Zukunft für Sturmfluten gewappnet? Anne Rickmeyer : Seit 1962 haben Bund und Land mit fortwährenden Investitionen im Rahmen von umgerechnet rund 3,4 Mrd. Euro dafür gesorgt, dass wir heute das beste Schutzniveau haben, welches es in der Geschichte des Küstenschutzes je gab. Es ist aber auch klar: Küstenschutz wird eine Daueraufgabe bleiben, die kein Verharren im Status Quo duldet. Das erleben wir auf den besonders exponierten Ostfriesischen Inseln, die durch ihre Wellenbrecher-Funktion letztlich auch das niedersächsische Festland schützen. Das erleben wir aber auch an der Elbe, wo die in den 60er und 70er Jahren als Reaktion unter anderem auf die 1962er Flut errichteten Sperrwerke derzeit wie an der Ilmenau wieder an die aktuellen Bedarfe des Küstenschutzes angepasst werden. Über allem steht der Generalplan Küstenschutz, der die Küstenschutzstrategie und die erforderlichen Maßnahmen beschreibt. Anne Rickmeyer Die Herausforderungen werden durch den Klimawandel künftig noch steigen. Seine Auswirkungen, etwa wenn es um den prognostizierten Meeresspiegelanstieg geht, fließen bereits heute in die Überlegungen der Küstenschützer ein: Bei der Konzeption von Küstenschutzanlagen wurde das hierfür gedachte Vorsorgemaß für zukünftige Auswirkungen des Klimawandels erst im vergangenen Jahr von 50 auf 100 Zentimeter erhöht. Der neue niedersächsische Klimadeich ermöglicht darüber hinaus für den Fall ungünstiger Entwicklungen eine Deicherhöhung um einen weiteren Meter. All diese Maßnahmen brauchen aber gerade in Zeiten rasant steigender Baupreise auch eine entsprechende finanzielle Ausstattung – der Bedarf an Geldmitteln zum Schutz der Niedersächsischen Küste wird künftig sogar noch steigen. Bedenkt man, dass Küstenschutzanlagen schon heute rund 6.500 Quadratkilometer und damit 14 Prozent der Landesfläche, 1,1 Millionen Menschen und Sachwerte im dreistelligen Milliardenbereich schützen, ist jeder Euro, der in den Küstenschutz fließt, gut investiert. Zu den Personen: Zu den Personen: Anne Rickmeyer leitet seit Mitte 2016 als Direktorin den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (kurz NLWKN). Der NLWKN ist in ganz Niedersachsen mit elf Betriebsstellen und zahlreichen weiteren Standorten und Stützpunkten präsent. Anne Rickmeyer Jörn Drosten leitet innerhalb des NLWKN den Geschäftsbereich Planung und Bau. Dieser ist unter anderem für die Küstenschutzplanungen des Landes für die Ostfriesischen Inseln zuständig. Am Festland setzt er landeseigene Maßnahmen um und ist Ansprech- und Planungspartner für die 22 Hauptdeichverbände. Jörn Drosten Verheerende Auswirkung: Der Deichbruch bei Stade. Durch drei Bruchstellen am Schwinge-Deich strömte das Wasser hier bis Assel nach Kehdingen hinein (Bild: NLWKN). Wie hier in der Krummhörn in Ostfriesland werden die niedersächsischen Deiche bei Bedarf fortlaufend erhöht und verstärkt. Dabei setzt man heute auf ein im Vergleich zu 1962 optimiertes Deichprofil (Bild: NLWKN).

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