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Ostseebeiräte

Die Landesregierung Schleswig-Holsteins hat sich mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 zum Ziel gesetzt, die Ostsee stärker zu schützen. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz und Umweltminister Tobias Goldschmidt haben gemeinsam mit Vertretern der landwirtschaftlichen Verbände eine Zielvereinbarung für zusätzliche freiwillige Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft unterzeichnet. Darin geht es vor allem darum, die Austräge von Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft zu reduzieren. Zu diesem Zweck sollen freiwillige Maßnahmen zur angepassten landwirtschaftlichen Nutzung und Maßnahmen zur Erhöhung des Stoffrückhaltes in der Landschaft im Wassereinzugsgebiet der Ostsee umgesetzt werden. Innerhalb der Flussgebietseinheit Schlei/Trave sind fünf Ostseebeiräte zur Umsetzung der Zielvereinbarung Landwirtschaft zum Ostseeschutz aktiv: Flensburger Förde (23) Schlei (24) Eckernförder Bucht und Baltic-Probstei (25, 26, 27) Wagrien-Fehmarn und Neustädter Bucht (28, 29) Trave (30, 31, 32, 33, 34) Die Einteilung der Ostseebeiräte orientiert sich räumlich an den Bearbeitungsgebieten zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Zahlen in Klammern definieren die Bearbeitungsgebiete in der Flussgebietseinheit nach EU-WRRL.

Wassergüte Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommern

Die Datei enthält Daten der Wasserbeschaffenheit von etwa 100 Küstengewässermessstellen des Landes MV seit 1974. Die Messstationen sind eingeteilt in Basis-Messstationen, wo jeweils die Grundmessprogramme Chemie und Biologie angewandt werden, und Intensiv-Messstationen, wo zusätzlich zu den Grundmessprogrammen erweiterte Messprogramme Chemie und Biologie untersucht werden. Daneben werden an ausgewählten Messstellen Schwermetalle und Arsen untersucht. Außerdem werden an weiteren Messstationen regelmäßig Schwebstoffe, Sedimente und Schadstoffe in Biota (Miesmuscheln) untersucht sowie biologisches Küstenmonitoring (Makrozoobenthos und Markophytobenthos) durchgeführt. Unterschieden werden die Untersuchungsgebiete weiterhin nach inneren und äußeren Küstengewässern, wovon die inneren Küstengewässer den weitaus größten Teil des Untersuchungsgebietes einnehmen. Hauptziel ist die Klassifizierung nach dem Trophiegrad, da das größte Problem die Nährstoffbelastung, einhergehend mit Sauerstoffmangel, darstellt. Die Untersuchungspflichten ergeben sich weiterhin aus den HELCOM-Verpflichtungen (Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee). Seit 1997 beteiligt sich Mecklenburg-Vorpommern auch am Bund/Länder-Messprogramm (BLMP) zur Überwachung der Meeresumwelt von Nord- und Ostsee. Daneben gibt es internationale Messstellen zur Nitratüberwachung und zur Überwachung der Muschelgewässer in der EU sowie zum Grenzgewässerabkommen mit Polen.

Entwicklung eines Monitoring- und Bewertungskonzepts für die Schadstoffbelastung mariner Säuger der Nord- und Ostsee zur Umsetzung der MSRL

Das Projekt "Entwicklung eines Monitoring- und Bewertungskonzepts für die Schadstoffbelastung mariner Säuger der Nord- und Ostsee zur Umsetzung der MSRL" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) , Umweltbundesamt (UBA). Es wird/wurde ausgeführt durch: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für terrestrische und Aquatische Wildtierforschung.Ziel 1: Zusammenstellung /Auswertung von Schadstoffdaten für marine Säuger: Verfügbare Messdaten zu Schadstoffen in marinen Säugern werden im geplanten FuE zusammengestellt und in der Meeresumweltdatenbank (MUDAB) gespeichert und genutzt, um eine Liste relevanter Schadstoffe für marine Säuger zu erstellen. Ziel 2: Entwicklung eines Monitorings-/Bewertungskonzepts der Schadstoffbelastung mariner Säuger unter der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), HELCOM (Übereinkommen zum Schutz der Ostsee) und OSPAR (Übereinkommen zum Schutz des Nordostatlantiks): Unter Berücksichtigung der als relevant identifizierten Schadstoffe soll ein geeignetes Schadstoff- und Gesundheitsmonitoring für Meeressäuger (z.B. über existierende Strandungsnetzwerke der Bundesländer sowie OSPAR und HELCOM Staaten) entwickelt werden. Ziel 3: Ableitung von Bewertungsschwellen zum Schutz mariner Säuger: Die Methodik der Ableitung von Umweltqualitätsnormen (UQN) nach dem europäischen (Technical Guidance Document) TGD soll im Vorhaben für die als relevant identifizierten Stoffe für marine Säuger angewendet werden. Bestehende Biota-UQN sollen gemäß aktualisiertem TGD überprüft werden. Für relevante Stoffe, für die bislang keine Biota UQN vorliegen, sind UQNs abzuleiten, um die Gefährdung der Meeressäuger bewerten und geeignete Maßnahmen zum Schutz vor Belastungen mit diesen Stoffen ergreifen zu können. Die Auswertung von Schadstoffdaten für marine Säuger und deren UQN unterstützen die Indikatorentwicklung bei OSPAR/HELCOM für eine regionale Bewertung ihrer Schadstoffbelastung. Übergreifendes Ziel des geplanten FuE-Vorhabens ist, eine maßgebliche Belastung mariner Säuger zu verhindern. Ziel 4: Nutzung der Daten: Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Stoffgesetze (z.B. REACH, Pflanzenschutzmittel) und die Identifizierung von Problemstoffen werden besonders Daten für die nationale/europäische Bewertung persistenter, bioakkumulierender und toxischer (PBT) Stoffe geliefert. Marine Säuger sind dafür als Spitzenprädatoren besonders geeignet.

Nährstoffeinträge über Flüsse und Direkteinleiter in die Ostsee

Nährstoffe können über Flüsse und Direkteinleiter in die Ostsee eingetragen werden. Über deutsche Flüsse gelangten im Jahr 2022 ca. 16.000 t Stickstoff und ca. 520 t Phosphor in die Ostsee. Weitere 780 t Stickstoff und 26 t Phosphor trugen Kläranlagen und Industrieanlagen als Direkteinleiter bei. Zustandsbewertung der Ostsee Die neun Vertragsstaaten des Helsinki-Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM) bewerten alle sechs Jahre den Zustand der Ostsee ( http://stateofthebalticsea.helcom.fi /) (siehe Karte „Einzugsgebiet Ostsee unterteilt nach den HELCOM-Vertragsstaaten“) und veröffentlichen jährlich die in die Ostsee eingetragenen ⁠ Frachten ⁠ von Stickstoff- und Phosphorverbindungen ( http://www.helcom.fi/helcom-at-work/projects/plc-7 ). Diese Frachten führen zu ⁠ Eutrophierung ⁠, schädigen die Ökosysteme und beeinträchtigen die biologische Vielfalt. Die Eintragsdaten, welche jährlich im Rahmen der „Pollution-Load-Compilation“ (PLC) erhoben werden, können für die Flussfrachten unter dem folgenden Link für alle HELCOM-Vertragsstaaten eingesehen werden: PLC-Datenbank . HELCOM-Ostseeaktionsplan Bei der Umsetzung des aktualisierten HELCOM-Ostseeaktionsplans vom Oktober 2021 orientieren sich die Reduktionsziele der Ostseeanrainerstaaten für Stickstoff und Phosphor an wissenschaftlich abgeleiteten Zielwerten für eine Reihe von Eutrophierungsindikatoren (z.B. Sauerstoff, Sichttiefe, Chlorophyll, Nährstoffe) (siehe: Nutrient Reduction Scheme ). Deutschland hat sich im Ostseeaktionsplan verpflichtet, die jährlichen wasser- und luftbürtigen Nährstoffeinträge auf 70.644 t Stickstoff und 510 t Phosphor zu begrenzen (siehe Ostseeaktionsplan update 2021 ). Die letzte Überprüfung der Nährstoffreduktionsziele mit 2020er Daten zeigt, dass Deutschland die Einträge über die Flüsse und die ⁠ Atmosphäre ⁠ in die Ostsee für Stickstoff um 2,4 % (850 t) und für Phosphor um 49 % (220 t) reduzieren muss, um die oben genannten vereinbarten Nährstoffreduktionsziele einzuhalten (siehe: Nutrient Reduction Scheme ). Einträge der Zuflüsse aus Deutschland Aus Deutschland tragen neben den größeren Flüssen Oder, Warnow und Peene 29, meist kleinere Flüsse Nährstoffe aus einem ⁠ Einzugsgebiet ⁠ von rund 31.100 Quadratkilometern in die Ostsee ein. Die Einträge aus 24 Flüssen mit einem Einzugsgebiet von ca. 18.200 Quadratkilometern werden durch chemische Analytik erfasst und quantifiziert (beobachtetes Gebiet). Die Einträge aus 7 Flüssen mit einem Einzugsgebiet von circa 7.300 Quadratkilometern werden durch Modellierung der direkten Einleitungen aus kommunalen Kläranlagen und Industriebetrieben ermittelt (unbeobachtetes Gebiet). Die Einträge aus dem Odereinzugsgebiet werden über chemische Analytik in Polen erfasst und anhand vereinbarter Anteile auf die drei Oderanrainer Tschechien, Deutschland und Polen aufgeteilt (siehe: http://www.mkoo.pl/index.php?lang=DE ). Das deutsche Odereinzugsgebiet hat eine Größe von ca. 5.600 Quadratkilometern. Die Stickstoff- und Phosphoreinträge über Flüsse aus dem deutschen Ostseeeinzugsgebiet haben sich seit 1995 um ca. 40 % von 26.840 t auf 16.000 t Stickstoff und um ca. 50 % Phosphor von 1.030 t auf 520 t im Jahr 2022 reduziert (siehe Abb. „Gesamtstickstoffeinträge in die Ostsee, DE“ und Abb. „Gesamtphosphoreinträge in die Ostsee, DE“). Einträge der Direkteinleiter aus Deutschland 29 Kläranlagen sowie 2 industrielle Anlagen leiten gereinigtes Abwasser direkt in die Ostsee ein. Diese machen circa 5 % der Stickstoffeinträge und ebenso etwa 5 % der Phosphoreinträge aus dem deutschen Ostseeeinzugsgebiet aus. Auch die Stickstoff- und Phosphoreinträge über Direkteinleiter haben sich seit 1995 von 6.370 t Stickstoff bzw. 140 t Phosphor auf 780 t Stickstoff bzw. 26 t Phosphor im Jahr 2022 verringert, was einer Reduktion von ca. 88 % bzw. 81 % entspricht (siehe Abb. „Gesamtstickstoffeinträge in die Ostsee, DE“ und Abb. „Gesamtphosphoreinträge in die Ostsee, DE“). Weniger Nährstoffe in die Ostsee Für den Vergleich von Nährstofffrachten aus unterschiedlichen Jahren zwecks Trendbetrachtung wurden die ⁠ Frachten ⁠ immer in Relation zum jährlichen ⁠ Abfluss ⁠ gesetzt („Abflussnormalisierung“). Die Betrachtung der Frachten in Relation zum jährlichen Abfluss ist für ein aussagekräftiges Ergebnis wichtig, weil, bei hohen Niederschlägen Phosphorgehalte aufgrund des Verdünnungseffekts sinken und ergiebige Niederschläge die Stickstoffeinträge erhöhen. Es werden mehr Stickstoffverbindungen aus landwirtschaftlichen Flächen herausgewaschen und in die Flüsse geschwemmt. Die abflussnormalisierten Stickstofffrachten der Flüsse aus dem deutschen Ostseeeinzugsgebiet sind zwischen 1995 mit 21.000 t und 2022 mit 20.700 t nahezu gleichgeblieben. Die statistische Trendbetrachtung zeigt folglich keinen signifikanten Trend zwischen den Jahren 1995 und 2022 sowie 2011 und 2022 (siehe Trendanalyse Abb. „Gesamtstickstoffeinträge in die Ostsee, DE“ und Abb. „Gesamtphosphoreinträge in die Ostsee, DE“. Die abflussnormalisierten Phosphorfrachten sind zwischen 1995 mit 910 t und 2022 mit 650 t deutlicher gesunken als die Stickstofffrachten. Diese Eintragsreduktion zeigt sich auch in der statistischen Trendbetrachtung. Es konnte ein signifikanter abnehmender Trend sowohl zwischen den Jahren 1995 und 2022 sowie 2011 und 2022 festgestellt werden (siehe Abb. „Gesamtstickstoffeinträge in die Ostsee, DE“ und Abb. „Gesamtphosphoreinträge in die Ostsee, DE“). Damit konnte Deutschland die gewässerbürtigen Phosphoreinträge in die Ostsee statistisch signifikant reduzieren, jedoch sind die Stickstoffeinträge unverändert geblieben. Wie der Vergleich mit den HELCOM-Nährstoffreduktionszielen für Deutschland zeigt, müssen insbesondere weitere Reduktionen für die Phosphoreinträge erreicht werden. Für weitere Reduktionen der Nährstoffeinträge in die Ostsee bedarf es zusätzlicher Maßnahmen, zum Beispiel die Reduktion der Einträge aus der Landwirtschaft. Diese könnten durch das Einhalten der novellierten Düngeverordnung (01. Mai 2020 in Kraft getreten) erreicht werden. Die nationalen Verpflichtungen aus dem Göteborg-Protokoll von 1999 zur Reduzierung von Luftschadstoffemissionen und aus der novellierten ⁠ NEC-Richtlinie ⁠ (EU) 2016/2284, die sich als Depositionen sowohl in den Einzugsgebieten als auch in der Ostsee wiederfinden, werden auch zu Reduzierungen der Stickstoffbelastung der Ostsee beitragen. Größere Eintragsreduktionen von Stickstoff und Phosphor wurden vor 1995 vor allem durch die Einführung phosphatfreier Waschmittel und der dritten Reinigungsstufe bei Kläranlagen erreicht. Ein optimierter Betrieb von Kläranlagen im deutschen Ostseeeinzugsgebiet und ein Ausbau vor allem der direkt in die Ostsee einleitenden Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe würden die Einträge von Nähr- und Schadstoffen zusätzlich reduzieren und die Einhaltung des Ostseeaktionsplans von 2021 maßgeblich unterstützen oder erst ermöglichen. Methode Die Abflussnormalisierung der Nährstofffrachten wurde nach Larsen, S.E, & Svendsen, L.M. (2021) mit den Daten, die im Rahmen der PLC-Berichterstattung von Deutschland an HELCOM berichtet werden, durchgeführt. Für die statistische Analyse der Zeitreihe wurde eine Trendanalyse für den gesamten Zeitraum (1995 bis 2022) und für den Zeitraum 2011 bis 2022 durchgeführt. Die analysierten Trends wurden mit dem Mann-Kendall-Test auf statistische Signifikanz und abnehmenden oder zunehmenden Trend geprüft.

Cyanobakterienblüten in der Ostsee verstehen

Das Projekt "Cyanobakterienblüten in der Ostsee verstehen" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), Forschungsbereich 2: Marine Biogeochemie, Forschungseinheit Chemische Ozeanographie.Im Spätsommer kommt es in der Ostsee regelmässig zu einem massenhaften Auftreten (Blüten) von Cyanobakterien. Da Cyanobakterien Gifte produzieren (die sich in der Nahrungskette anreichern könnten), kommen sie mehr und mehr in den Fokus von Öffentlichkeit und Forschung. Weniger prominent ist ihre Fähigkeit molekularen Luftstickstoff zu nutzen und diesen für sich bioverfügbar zu machen (Stickstofffixierung). Dadurch bringen sie zusätzlich bioverfügbaren Stickstoff in ein ohnehin schon überdüngtes Ökosystem. Der damit verbundene Nährstoffeintragin die Ostsee kann erheblich sein (bis zu 40%). Die damit verbundene Unsicherheiten im Nährstoffeintrag sind insbesondere bei allen Entscheidungen darüber, welche Maßnahmen zum Schutz der Ostsee gegen Eutrophierung eingesetzt werden sollten, problematisch.Trotz der enormen Wichtigkeit von Cyanobakterien, sind die Ursachen für deren Massenauftreten erstaunlich wenig verstanden. Entsprechend sind auch Blüten in der Ostsee bisher schlecht von Modellen erfasst und schwer vorherzusagen. Unsere Studie hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorhersagbarkeit von Cyanoblüten aufgrund verschiedenster Umweltfaktoren zu testen. Da Cyanobakterien bekanntermassen sehr langsam wachsen, werden wir nicht nur den Höhepunktder Blüten untersuchen, sondern auch die Umweltfaktoren während der Entstehung der Blüte mit einbeziehen. Diese neue Herangehensweise wird durch eine Kombination von Beobachtungen und hochaufgelöstem Ozeanmodell ermöglicht. Diese Kombination erlaubt es uns, den Ursprungsort und die Entstehung von Blüten detailliert zu untersuchen. Ein Fokus wird auf die abiotischen Umweltbedingungen (z.B. photosynthetisch aktive Strahlung, Salzgehalt und Temperatur) während der Entstehung von Blüten gerichtet sein. Des weiteren wollen wir eine detaillierte Analyse des Stickstoff-Phoshor-Verhältnisses durchführen, da neue Hypothesen bisherigen Ansichten grundlegendwidersprechen. Dies könnte eine Anpassung der Schutzmaßnahmen gegen Eutrophierung der Ostsee erfordern. Wir planen, neue Erkenntnisse in ein erprobtes biogeochemisches Modell für die Ostsee einzubauen und die Vorhersagegüte mit der ursprünglichen Version zu vergleichen. Wir konzentrieren uns mit dieser Studie auf die Ostsee, da hier das Beobachtungsnetz besondersdicht ist. Wir rechnen aber damit, dass Ergebnisse auf den globalen Ozean übertragen werden können

Zustandsbericht veröffentlicht: Ostsee weiterhin stark belastet

Am 31.Oktober 2023 wurde ein neuer Zustandsbericht des Helsinki-Übereinkommens zum Schutz der Ostsee (HELCOM) der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist die umfassendste Bewertung des ökologischen Zustands der Ostsee, die jemals erfolgt ist. Trotz der Schutzbemühungen ist das empfindliche Ökosystem Ostsee fast flächendeckend in keinem guten Zustand. Grund dafür sind menschliche Aktivitäten. Der dritte holistische Zustandsbericht von HELCOM (State of the Baltic Sea 2023) setzt sich aus einzelnen Indikatorberichten, thematischen Berichten und einem zusammenfassenden Bericht zu Artenvielfalt, Lebensräumen und menschlichem Handeln, das sich auf die Meeresumwelt auswirkt, zusammen. Eine solche umfassende Bewertung erfolgt alle 6 Jahre und ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit einer Vielzahl von Experten*Innen, darunter auch Wissenschaftler*innen des UBAs und politischen Vertreter*innen der 10 HELCOM-Vertragsstaaten. Im Ergebnis zeigen die umfangreichen Bewertungen, dass das empfindliche Binnenmeer Ostsee aufgrund vielfältiger anthropogener Belastungen fast flächendeckend in keinem guten Zustand ist. Obwohl die Nährstoffeinträge weiter gesunken sind, sind immer noch 94 % der Ostsee eutrophiert. Besorgniserregend ist, dass im Bewertungszeitraum 2016-2022 steigende Nährstoffkonzentrationen in vielen Ostseebecken gemessen wurden. Diese resultieren aus hohen Nährstoffeinträgen in den 70ziger bis 90ziger Jahren, die sich in den Sedimenten am Meeresboden angereichert haben. Unter Sauerstoffmangelbedingungen gelangen sie in Lösung und treiben dadurch die ⁠ Eutrophierung ⁠ an. Es wird daher noch viele Jahrzehnte dauern, bis die Ostsee einen guten Zustand erreicht, wobei die Auswirkungen des Klimawandels diesen Zeitraum noch verlängern können. In Folge der Eutrophierung haben die Freiwasser-Lebensräume der Ostsee weitreichende Änderungen erfahren, beispielsweise in der Artenzusammensetzung und dem Vorkommen des Phyto- und Zooplanktons, mit negativen Auswirkungen auf das Nahrungsnetz. Die Schadstoffbelastung ist weiterhin zu hoch. Insbesondere Metalle und Stoffe, die sehr schlecht in der Umwelt abgebaut werden, die sich in Organismen anreichern und giftig sind, überschreiten ihre Bewertungsschwellen. Da weitaus mehr Schadstoffe die Ostsee belasten, als in einer Einzelstoffbewertung betrachtet werden, sind erstmals Sediment, Fisch- und Muschelproben in einer Screening-Studie untersucht worden. Die Müllmengen, die an Stränden gefunden werden, sind vielerorts weiterhin zu hoch. Dabei werden hauptsächlich Abfallteile aus Kunststoffen detektiert, die vor allem aus landbasierten Quellen stammen. Die Kabeljaubestände haben sich nicht erholt und die Heringsbestände verzeichnen einen weiteren Rückgang. Ursächlich ist das Zusammenwirken von Überfischung, Sauerstoffmangel und ⁠ Klimawandel ⁠. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in der Ostsee bereits deutlich messbar, die ⁠ Versauerung ⁠ schreitet aber langsamer voran als in anderen Meeresgebieten. In den nächsten Jahren kommt es darauf an, die Ergebnisse dieses Berichtes zum Anlass zu nehmen, um die Umsetzung des 2021 beschlossenen ambitionierten Ostseeaktionsplans voranzutreiben. Das Umweltbundesamt engagiert sich in HELCOM-Arbeitsgruppen, um die HELCOM-Vision einer gesunden Ostsee zu erreichen.

Scrubber-Abwasser: Einleitverbote zum Schutz der Meere empfohlen

Das Umweltbundesamt hat die Auswirkungen der Abwassereinleitungen aus Abgasreinigungsanlagen von Seeschiffen (Scrubber) auf die Meeresumwelt untersuchen lassen. Das Scrubber-Abwasser enthält Schadstoffe wie Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, seine Einleitung in die Meere wird als äußerst bedenklich eingestuft. Einleitverbote – mindestens regional – werden empfohlen. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (⁠ UBA ⁠) untersuchte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit weiteren Partnern im Projekt „Environmental Impacts of Discharge Water from Exhaust Gas Cleaning Systems on Ships (ImpEx)“ im Zeitraum von 2020 bis 2023 Abwasserproben von vier Schiffen auf die Schadstoffbelastung und deren ökotoxikologische Wirkung. Sowohl wasserlösliche als auch partikelgebundene Schadstoffe wurden erfasst. Insbesondere Vanadium, Nickel, Kupfer, Eisen und Zink sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠ PAK ⁠) reichern sich im Abwasser der Scrubber an und können bei Meeresorganismen zu Genmutationen oder Vergiftungen führen. In Labortests wurde die Gesamttoxizität des Abwassers an marinen Leuchtbakterien, Algen und Ruderfußkrebsen untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass das Abwasser je nach Scrubber-System als „praktisch nicht toxisch“ bis „hochgradig toxisch“ und „extrem toxisch“ zu bewerten ist. Darüber hinaus erfolgten spezifische Tests auf mutagene und dioxinähnliche Wirkung, die in vielen Proben ebenfalls nachgewiesen werden konnten. Einleitverbote für Scrubber-Abwasser empfohlen Die Ergebnisse begründen den dringenden Handlungsbedarf: Als erste Maßnahme schlägt das BSH vor, in besonders sensiblen Meeresgebieten (Particular Sensitiv Sea Areas) und/oder küstennahen Gebieten ein Einleitverbot auszusprechen. Ein globales Verbot, Scrubber-Abwasser in die Meeresumwelt zu leiten, wird als nur langfristig umsetzbare Maßnahme bewertet, da für überregionale Meeresgebiete die Entscheidungen auf internationaler Ebene in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) getroffen werden. Um diesen Prozess voranzubringen, wurden die Studienergebnisse auch bei dem zuständigen Umweltschutzgremium (MEPC) der IMO eingereicht. Das UBA setzt sich dort sowie auf regionaler Ebene (Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee – HELCOM und des Nordostatlantiks – ⁠ OSPAR ⁠) und national im Rahmen des Maßnahmenprogramms für die Nord- und Ostsee zur Umsetzung der europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtline (MSRL) für eine Minderung der Scrubber-Abwassereinleitungen ein. Scrubber-Technik verlagert Schadstoffeintrag von der Luft ins Wasser Scrubber sind Abgasreinigungssysteme, die als Alternative zu schwefelreduziertem Kraftstoff für Seeschiffe zugelassen sind. Dabei wird Meerwasser im Abgas versprüht, um den Schwefel aus diesem auszuwaschen. Neben dem ausgewaschenen Schwefel gelangen weitere Schadstoffe wie Schwermetalle, Ölrückstände und auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (⁠ PAK ⁠) in das Abwasser. Dieses Wassergemisch aus zum Teil langlebigen und krebserregenden Schadstoffen wird oftmals fast ungereinigt ins Meer eingeleitet und belastet somit die Meeresumwelt. Heute setzen ungefähr 25 Prozent der Welthandelsflotte (bezogen auf die Tragfähigkeit der Schiffe) Scrubber ein. So können die Schiffe weiter mit kostengünstigem Schweröl fahren. Im „open-loop“-Verfahren von Scrubbern wird Meerwasser verwendet und direkt wieder ins Gewässer eingeleitet. Im „closed-loop“-Verfahren wird das Wasser mehrfach verwendet, teilweise gereinigt und kann für einen gewissen Zeitraum an Bord in Tanks gespeichert werden. Wird dieses Abwasser nicht im Hafen entsorgt, sondern außerhalb von Verbotszonen eingeleitet, wird befürchtet, dass dort Hot Spots, Gebiete mit besonders hoher Schadstoffbelastung, entstehen.

Gemeinsam für eine gesunde Ostsee!

Tiere und Pflanzen sollen stärker geschützt und Lebensräume wiederhergestellt werden. Hauptumweltbelastungen der Ostsee wie Überdüngung, Schadstoffe, Müll im Meer, Unterwasserlärm und die Auswirkungen der Fischerei und anderer Aktivitäten auf See sollen weiter reduziert werden. Rund 200 Maßnahmen sieht der Zehnjahresplan zum Schutz der Ostsee (Baltic Sea Action Plan/BSAP) vor, den die Umweltminister*innen der Ostseeanrainerstaaten und die Europäische Union 2021 in Lübeck beschlossen haben. Spezifische Programme und Strategien ergänzen diese Maßnahmen. Ziel: eine gesunde und nachhaltig genutzte Ostsee. Dies kann nur durch eine gestärkte wissenschaftliche Zusammenarbeit im Ostseeraum gelingen. Hierzu lädt die HELCOM Wissenschaftsagenda (2021-2030) Wissenschaft, Förderprogramme und die HELCOM-Mitglieder ein. Veröffentlicht in Flyer und Faltblätter.

Gemeinsam für eine gesunde Ostsee!

Tiere und Pflanzen sollen stärker geschützt und Lebensräume wiederhergestellt werden. Hauptumweltbelastungen der Ostsee wie Überdüngung, Schadstoffe, Müll im Meer, Unterwasserlärm und die Auswirkungen der Fischerei und anderer Aktivitäten auf See sollen weiter reduziert werden. Rund 200 Maßnahmen sieht der Zehnjahresplan zum Schutz der Ostsee (Baltic Sea Action Plan/BSAP) vor, den die Umweltminister*innen der Ostseeanrainerstaaten und die Europäische Union 2021 in Lübeck beschlossen haben. Spezifische Programme und Strategien ergänzen diese Maßnahmen. Ziel: eine gesunde und nachhaltig genutzte Ostsee. Dies kann nur durch eine gestärkte wissenschaftliche Zusammenarbeit im Ostseeraum gelingen. Hierzu lädt die HELCOM Wissenschaftsagenda (2021-2030) Wissenschaft, Förderprogramme und die HELCOM-Mitglieder ein. Quelle: www.umweltbundesamt.de

Neuer 10-Jahresplan zum Schutz der Ostsee verabschiedet

Ostseeanrainer und Europäische Union haben am 20.10.2021 auf der Ministerkonferenz der Helsinki-Kommission unter deutschem Vorsitz einen Aktionsplan zum Schutz der Ostsee verabschiedet. 30 Prozent der Ostsee sollen unter Schutz gestellt und Belastungen durch Müll, Nähr- und Schadstoffe, Munitionsaltlasten und Lärm reduziert werden. Der Ostseeaktionsplan 2021 – 2030 schreibt den von der Helsinki-Kommission (HELCOM) 2007 angenommenen strategischen Rahmen für eine gesunde Ostsee für diese Dekade fort. Er legt Ziele und etwa 200 Maßnahmen vor allem zu den Segmenten ⁠ Biodiversität ⁠, Überdüngung, Schadstoffen und seebasierte Aktivitäten wie z.B. Schifffahrt und Fischerei fest. Ziel ist es, umfassend und ambitioniert die Belastungen und Beeinträchtigungen der Ostsee durch den Menschen weiter zu reduzieren und die Meeresökosysteme wirksam zu schützen. „Nur so kann die Ostsee auch gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels widerstandsfähiger und ihre natürliche Funktion im ⁠ Kohlenstoffkreislauf ⁠ gestärkt werden. Der Ostseeaktionsplan liefert eine wichtige Grundlage für ⁠ Klimaschutz ⁠ und -anpassung Hand-in-Hand mit dem Meeresschutz. Es liegt nun bei den Vertragsparteien, die Maßnahmen dringend und wirksam umzusetzen, um dem Verlust von Lebensräumen und Arten entgegenzuwirken“, sagt Dr. Lilian Busse, designierte Vize-Präsidentin des ⁠ UBA ⁠ und derzeit HELCOM-Vorsitzende. Die Überdüngung der Ostsee ist weiterhin die größte Belastung für das Meeresökosystem. Der Ostseeaktionsplan schreibt die Nährstoffreduktionsziele für die Ostseebecken und die nationalen Eintragsobergrenzen fort, wonach jeder Vertragsstaat einen in Tonnagen berechneten Beitrag zur Reduzierung der Nährstoffverschmutzung der Ostsee leisten muss Dr. Lilian Busse: „Die Landwirtschaft ist eine der größten, wenn nicht die größte Quelle diffuser Einträge von Nährstoffen über die Flüsse und die Luft in die Ostsee. Sie ist damit die zentrale Stellschraube, um Algenblüten und Sauerstoffmangel infolge von Überdüngung und damit verbundene verheerende Wirkungen auf Pflanzen und Tiere zu minimieren. Der Ostseeaktionsplan und die neue HELCOM Nährstoffrecycling-Strategie setzen hierfür mit zahlreichen Maßnahmen einen deutlichen Schwerpunkt sowie wichtige und innovative Impulse.“ Der Ostseeaktionsplan sieht erstmals konzertierte Aktionen vor, um gegen die Munitionsaltlasten aus zwei Weltkriegen vorzugehen. Neu ist auch der Aktionsplan zu Unterwasserlärm . Ziel ist es, auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse, Schalleinträge – zum Beispiel durch Rammarbeiten für Offshore-Anlagen, Sonare, Munitionssprengung, Schifffahrt und Freizeitsport – durch beste Umweltpraxis und beste verfügbare Techniken zu minimieren. Der Aktionsplan zu Meeresmüll wurde umfassend überarbeitet und gestärkt, um Meeresmüll an den Ostseestränden bis 2025 um 30% zu reduzieren und bis 2030 zu halbieren. Der Ostseeaktionsplan rückt schließlich Maßnahmen, die Beeinträchtigung des Meeresbodens zu minimieren, und den dringenden Bedarf, Lebensräume mariner Arten zu erhalten und wiederherzustellen, stärker in den Fokus. Ein Drittel der geplanten Schutzfläche soll streng geschützt werden, einschließlich nutzungsfreier Zonen. Die neu im Aktionsplan aufgenommenen übergreifenden Themen, wie marine ⁠ Raumordnung ⁠ oder wirtschaftliche und gesellschaftliche Analysen , stärken die Instrumente und das Ziel von HELCOM, den Schutz der Meeresökosysteme und ihre nachhaltige Nutzung, auch zum Zweck des Klimaschutzes, miteinander in Ausgleich zu bringen. Der neue Ostseeaktionsplan formuliert erstmals Maßnahmen, um die Wirkungen des Klimawandels auf die marinen Ökosysteme zu erforschen sowie in alle Arbeitsbereiche und Entscheidungen von HELCOM zu integrieren. Welche spezifischen Beiträge HELCOM zu Klimaschutz und -anpassung leisten kann, ist Gegenstand der nächsten geplanten HELCOM ⁠ Stakeholder ⁠ Conference im Frühjahr 2022, die vom Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des deutschen HELCOM-Vorsitzes unterstützt wird. Die beiden Bundesbehörden laden für den November 2021 zu einem HELCOM-Fachworkshop ein, der den möglichen Beitrag des Schutzes und der Wiederherstellung von Küsten- und Meeresökosystemen wie Seegras- und Salzwiesen sowie küstennahen Mooren als ⁠ CO2 ⁠-Senken betrachtet. Das UBA arbeitet seit Jahrzehnten in den HELCOM-Gremien mit Expertinnen und Experten der Ostseeanrainerstaaten zu Nutzungen und Belastungen beim Ostseeschutz zusammen. Neben der Überwachung und Bewertung von Belastungen und des Zustands der Meeresumwelt, beteiligt sich das UBA an der Erarbeitung regionaler Maßnahmen und ökologischer Leitplanken, um die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Ostsee zu reduzieren. Das UBA hat über die HELCOM-Gremien an der Erstellung des Ostseeaktionsplans 2021–2030 aktiv und steuernd mitgearbeitet. Deutschland hat seit Juli 2020 turnusmäßig bis Juni 2022 den HELCOM-Vorsitz . Deutschland tritt den Vorsitz als Bund-Länder-Team an. Das UBA stellt mit Dr. Lilian Busse die HELCOM-Vorsitzende. Dr. Johannes Oelerich hatte für Schleswig-Holstein den Vize-Vorsitz bis Juni 2021 inne. Dr. Andreas Röpke hat für Mecklenburg-Vorpommern den stellvertretenden Vorsitz bis Juni 2022 übernommen.

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