Gebietsbeschreibung Das LSG liegt in der Landschaftseinheit Südliches Fläming-Hügelland nordöstlich der Stadt Jessen und dehnt sich in östlicher Richtung bis zum jetzigen Ortsteil Schweinitz aus. Im Süden reicht es bis zur Schwarzen Elster, im Norden grenzt die Glücksburger Heide an. Die Bundesstraße B 187 Wittenberg-Herzberg quert das Gebiet im südlichen Teil. Der nördliche Teil des LSG wird von einem geschlossenen Waldgebiet eingenommen. Im westlichen Gebietsteil ist das Landschaftsbild durch vorhandene Reliefunterschiede abwechslungsreicher. Die waldfreien Wegränder weisen Teile von Trockenrasenvegetation auf. Als einzige Freifläche befindet sich nördlich der Diesthöhe die ”Hirtenwiese”. Der südliche Teil des LSG, der die Jessener und Schweinitzer Berge umfaßt, ist geprägt durch Flächen für Obst- und Weinanbau, die teilweise in den letzten Jahren gerodet wurden, nun brach liegen und mit Ruderalvegetation bewachsen. In diese Flächen sind einzelne Gehöfte der ehemaligen Obst- und Weinbauern eingestreut. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Während der nördliche Teil des Gebietes ausschließlich von der Forstwirtschaft genutzt wurde und wird, sind der mittlere und der südliche Teil traditionelles Obstanbaugebiet mit einer typischen Streubesiedlung. Mindestens seit dem 16. Jahrhundert spielte auch der Weinanbau eine Rolle, wie es durch die ”Churfürstlich-Sächsische Wein-Gebürgs-Ordnung” von 1581 belegt ist. Später wurden vorrangig Himbeeren angebaut, so daß sich in den 20er und 30er Jahren dieses Jahrhunderts hier das größte Himbeeranbaugebiet Deutschlands befand. Später fand eine Umstellung auf Erdbeeren statt, die dann aufgrund ökonomischer Zwänge durch Baumobst, besonders Apfel, Pfirsich und Sauerkirsche, abgelöst wurden. Gegenwärtig sind große Flächen gerodet. In der eigenartigen Geologie des kleinen Höhenzuges liegt auch das Vorkommen von rudimentären Braunkohleflözen unter einem ungefähr 30 m mächtigen Deckgebirge begründet. Braunkohle wurde im Gebiet der Nord- und Westabdachung der Arnsdorfer Berge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Tiefbau gewonnen. Erste Untersuchungsarbeiten sind für 1864 überliefert. Ab 1867 entstanden mehrere Schächte mit Teufen bis zu 35 m, zum Beispiel „Grube 529“, 1870 umbenannt in Grube Gorrenberg. Die komplizierten Lagerungsverhältnisse (Schollen, Sättel) und zahlreiche Wassereinbrüche ließen den unwirtschaftlichen Bergbau bereits 1876 zum Erliegen kommen. Zahlreiche Gruben sind rißkundlich in den Unterlagen der Bergsicherung Cottbus belegt. Die ehemaligen Schächte, als Pfeilerbruchbau angelegt, markieren sich im Waldgebiet heute als sogenannte Einbrüche. Elsterkaltzeitliche Beckenschluffe und –tone wurden im Gebiet der Oberberge, südlich der B 187 sowie westlich Schweinitz abgebaut. Der Tonabbau ist seit mindestens 1702 belegt. Es existierten mehrere Ziegeleien. Der letzte Abbau, das Ziegelwerk Gorrenberg, wurde 1997 eingestellt. Die Gruben sind heute meist wassergefüllt, es haben sich bereits wieder Kleingewässer- und Röhrichtbiotope entwickelt. Auch eine Gewinnung von Sand und Kies findet nicht mehr statt. Die aufgelassenen Gruben liegen entweder trocken, wie an der Alten Schweinitzer Straße nördlich der Schwarzen Elster, oder wurden verfüllt und rekultiviert. Die Aufforstung der Arnsdorfer und der Jessener Berge sowie die heutige Gliederung des Wegenetzes erfolgten in der Zeit von 1886-1891, nachdem der preußische Staat großflächig das Ödland aufkaufte. Die heute vorhandenen Althölzer sind also alle zwischen 105 bis 110 Jahre alt und stammen aus der ersten Waldgeneration. Der Erstaufforstung des heutigen Landeswaldanteils in den Arnsdorfer und Jessener Bergen erfolgte entsprechend der wirtschaftlichen Konzeption großflächig mit Gemeiner Kiefer. Die Schweinitzer Berge, also die nach Osten abfallenden Hänge, befanden sich schon seit Menschengedenken in forstwirtschaftlicher Nutzung. Die Wasserwirtschaft ist mit einem Hochspeicher und die Telekom mit einer Sendeeinrichtung im Gebiet präsent. Gegenwärtig wird das Landschaftsschutzgebiet zunehmend für das Erholungswesen erschlossen. Es wurden thematische Wanderwege zum Obst- und Weinanbau angelegt, und mehrere Gaststätten bzw. Hotels laden zum Verweilen ein. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Das LSG umfaßt den Erosionsrest einer Stauchendmoräne. Sie wurde während des Warthestadiums der Saalekaltzeit durch das Gletschereis aufgeschuppt und ist ein Überbleibsel einer Kette von Hochlagen, die der Schweinitz-Lebuser Endmoränenstaffel angehören. Die Berge des LSG überragen die umliegenden Niederungen um fast 60 m. Die höchsten Erhebungen sind der Himmelsberg (132,2 m über NN) und die Diesthöhe (128,6 m über NN). Ähnliche Höhenlagen werden erst wieder in über 20 km Entfernung, im Wittenberger Fläming sowie in der Dübener Heide erreicht. Das Relief in der Umgebung der Stauchendmoräne ist nur wenig gegliedert. Es wurde vor allem durch Schmelzwasser des Lausitzer Urstromtals geprägt. Dieser Teilabschnitt des Breslau-Bremer Urstromtals führte während des Abtauens der warthestadialen Inlandeismassen die von Norden aus dem Fläming heranströmenden Schmelzwasser in Richtung Wittenberg-Magdeburg ab und nahm zeitgleich die von Süden kommenden Flüsse auf. Es wurden vor allem Sande und Kiese abgelagert. Am Rande der Endmoräne treten sie morphologisch in Form umlaufender Terrassen in Erscheinung, die unterschiedliche Abflußniveaus im Urstromtal anzeigen. Das LSG wird durch zahlreiche Trockentäler gegliedert. Sie wurden während der letzten Kaltzeit, der Weichselkaltzeit, angelegt. Das Inlandeis kam damals zirka 50 km weiter nördlich zum Stillstand (Brandenburger Eisrandlage). Das Gebiet des LSG gehörte zum von Frostprozessen beherrschten Periglazialraum. Im ehemaligen Urstromtal floß der Lausitzer Strom, ein System von verwilderten Flüssen und Bächen. Auf Dauerfrostböden konnten Niederschläge nicht versickern, so daß auch im Bereich gut durchlässiger Sande und Kiese ein oberirdischer Abfluß erzwungen wurde. Die zahlreichen radial angeordneten Tälchen liegen heute trocken, da mit dem Schwinden des Dauerfrostbodens zu Beginn der jetzigen Warmzeit, des Holozäns, eine gute Versickerung von Niederschlagswassern möglich wurde. Alter und Entstehung der in die Moräne eingestauchten Sedimente sind mannigfaltig. Im Gebiet der bewaldeten Nordabdachung stehen vereinzelt tertäre Bildungen an. Sie treten zumeist in Form zerrissener Schollen auf und sind die bei weitem ältesten Sedimente des Jessener Raumes. Es handelt sich um Feinsande, Schluffe und Braunkohlen aus dem Miozän. An der Südabdachung bezeugen mehrere aufgelassene Ziegeleigruben die Oberflächennähe von eng gebänderten Schluffen und Tonen. Diese Ablagerungen stammen aus einem großen elsterkaltzeitlichen Seebecken, der sogenannten Elbetalwanne im Gebiet von Torgau bis Dessau. Sie liegen stauchungsbedingt in den Jessener Oberbergen 80 bis 100 m über ihrem Ursprungsniveau. Die verbreitet anstehenden Sande und Kiese entstammen überwiegend Flußablagerungen, die zum Teil präglaziales Alter haben, meist aber dem frühsaalekaltzeitlichen Berliner Elbelauf zugeordnet werden können. Die Elbe floß zu diesem Zeitpunkt, vor der Entstehung des Flämings, über Jessen direkt in Richtung Norden. Besonders im Westteil des LSG kommt Geschiebelehm vor. Er wurde mit dem Niedertauen des Gletschereises abgelagert. Den Südrand des LSG bildet eine markante Erosionsstufe zur holozänen Aue der Schwarzen Elster. Das LSG erfaßt die Bodenlandschaft der Arnsdorfer Berge, die entsprechend ihres geologischen Aufbaues eine Insel in den Niederungssanden der Bodenlandschaft der Elbe-Elster-Terrassen bilden. Es dominieren Braunerden (podsolige Braunerden und Acker-Braunerden) bis Braunerde-Podsole aus Geschiebedecksand über Schmelzwassersanden. In den Randbereichen des LSG, und in Senken sind Gley-Braunerden bis Podsol-Gley-Braunerden entwickelt. Gley-Posdole sind an die Verbreitung geringmächtiger Flugsanddecken über Niederungssand gebunden. Dünen mit Regosolen bis Podsolen haben nur geringe Verbreitung. Der Raum Jessen gehört zum stark kontinental beeinflußten Binnentiefland mit relativ niedrigen Niederschlagssummen von durchschnittlich 598 mm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,6° C. Der Südhang der Jessener Berge ist durch seine Sonnenscheinexponiertheit wärmebegünstigt. Ein Wärmeausgleich durch die Nähe zur Elsteraue und die leichte Bodenerwärmung kennzeichnen diesen LSG-Teil. Pflanzen- und Tierwelt Artenarme Kiefernforste mit Land-Reitgras, Draht-Schmiele und Heidelbeere in der Bodenschicht dominieren. Nur vereinzelt sind Laubgehölz-Randbepflanzungen vorhanden. Auf den trockenen Standorten des Landschaftsschutzgebietes finden sich neben Borstgras, Silbergras und Heidekraut mehrere Habichtskrautarten, Sand-Segge, Gemeine Grasnelke, Heide-Nelke, Echtes Labkraut, Gemeine Schafgarbe, Zypressen-Wolfsmilch, Echter Thymian, Feld-Beifuß, Berg-Jasione, Reiherschnabel, Acker-Wachtelweizen und die gefährdete Kriech-Weide. Auf den wenigen feuchten Standorten, insbesondere auch in der Folgelandschaft des Tonabbaus, wachsen Flatter-, Glieder- und Knäuel-Binse sowie Wald-Simse, Kuckucks-Lichtnelke, Pfeifengras, Sumpf-Kratzdistel, Sumpf-Ziest, Schwarzfrüchtiger Zweizahn, Gilbweiderich, Blutweiderich und die gefährdeten Arten Wassernabel und Sumpf-Schafgarbe. An den Restgewässern der Tongruben entwickeln sich Bestände aus Schilf, Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben sowie Bruch- und Grau-Weide. Mehrere trockene und feuchtere Gebüschgruppen im Gebiet werden von Eingriffligem Weißdorn, Hunds-Rose, Schwarzem Holunder, Hasel, Korb-Weide, Hänge-Birke, aber auch Sanddorn, Quitte und Mahonie gebildet. Eine strukturreiche Grünlandfläche mit überwiegend trockeneren Standorten und einer feuchten Pfeifengras-Binsen-Wiese im südlichen und zentralen Teil sowie einem dichten Adlerfarnbestand in der südöstlichen Ecke ist die ”Hirtenwiese”. Sie wird von älteren Stiel-Eichen, Rot-Buchen, Hänge-Birken und Kiefern umgrenzt. Von den im LSG vorkommenden Säugetieren sind besonders Reh, Wildschwein, Rotfuchs und Dachs in den Waldgebieten sowie Feldhase, Wildkaninchen, Steinmarder und Mauswiesel in den offenen Bereichen zu nennen. Die insgesamt artenreiche Vogelwelt ist unter anderen durch Mäusebussard, Habicht, Bunt- und Schwarzspecht, Ziegenmelker, Kolkrabe, Heidelerche, Gartenbaumläufer und Kleiber im Waldgebiet sowie Hausrotschwanz, Steinschmätzer, Baumpieper, Neuntöter und Star in den offenen Bereichen vertreten. Auch wurden im LSG sporadische Bruten des bestandsgefährdeten Wiedehopfes festgestellt, zuletzt 1991. Von den Kriechtieren und Lurchen kommen in den trockenen Bereichen Zauneidechse und in den feuchteren Erd- und Knoblauchkröte, Teich- und Kammolch vor. Als wirbellose Tierarten sind im Gebiet besonders die Vertreter der Tagfalter (zum Beispiel Trauermantel), der Käfer (wie Leder-Laufkäfer, Walker und Nashornkäfer) und der Schnecken (beispielsweise Hain-Bänderschnecke) sowie der Heuschrecken (zum Beispiel Blauflügelige Ödlandschrecke) hervorzuheben. Der Nashornkäfer war früher häufig. Mit der Einstellung der Mostproduktion und der Kompostwirtschaft erfolgte der fast vollständige Zusammenbruch der Population. Entwicklungsziele Die Hauptattraktivität des Gebietes ist das außerordentlich prägende Landschaftsbild der Stauchendmoräne mit hervorragenden Aussichtsmöglichkeiten von den Jessener Bergen in die Elster- und Elbeaue. Die Offenhaltung dieser Sichten und sichtexponierten Flächen ist eines der wichtigsten Entwicklungsziele des LSG. Die Erhaltung und die Entwicklung des Obst- und Weinanbaus sowie der Forstwirtschaft sind für die Sicherung der Charakteristik des Gebietes unbedingt erforderlich. Die ersten Ansätze sind mit neuaufgerebten Weinflächen sowie dem Obst- und Wein-Wanderweg geschaffen. Eine schrittweise Umwandlung der artenarmen Kiefernforste in Waldgesellschaften, die der potentiell natürlichen Vegetation entsprechen, ist durchzuführen. Besonders die Waldgebiete am Südabhang müßten in einen wärmeliebenden Fingerkraut-Eichentrockenwald überführt werden. Aber auch die nördlicher gelegenen Waldgebiete sind schrittweise in naturnahe Stieleichen-Hainbuchenwälder umzuwandeln. Soweit die entstandenen Freiflächen an den Südhängen nicht für Obst- und Weinanbau wieder genutzt werden, könnten sie als Streuobstwiesen oder mit lockerer Gehölzvegetation entwickelt werden. Insgesamt sollte das LSG für einen ökologisch verträglichen Tourismus genutzt und weiter erschlossen werden. Exkursionsvorschläge Ausgehend von der Gaststätte ”Bergschlößchen” an der B 187 mit der gegenüber aufgestellten historischen Weinpresse kann das Gebiet über Rundwanderwege erschlossen werden. Diese Wege führen am Südhang durch aufgerebte Weinflächen und die verbliebenen Obstkulturen bis auf die höchste Erhebung, den Himmelsberg, von wo sich bei klarem Wetter eine ausgezeichnete Fernsicht über die Elsteraue und die Annaburger Heide bis zur Elbeaue bietet. Ausgedehnte Wanderungen können die nördlich angrenzenden Waldgebiete bis zur Hirtenwiese einbeziehen oder sogar die Glücksburger Heide erreichen. Ein Besuch des Gebietes ist als Abstecher vom länderübergreifenden Elsterwanderweg möglich. Verschiedenes Weinbau auf den Jessen-Schweinitzer Bergen Die Einführung des Weinbaus in der Jessener Gegend ist mit der Tätigkeit des Mönchsordens der Antoniter im frühen Mittelalter verbunden. Die erste urkundliche Erwähnung ”der agker uff dem Gorrenberge” ist von 1420 datiert. Im 15. und 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau mit einer Fläche von 1 200 Morgen, das sind 300 ha, seine größte Ausdehnung. Auch Martin Luther soll ein Freund des Gorrenberger Weines gewesen sein. Mit der Unterschrift von Kurfürst Christian vom sächsischen Hof wurde am 23.4.1581 eine ”Churfürstlich Sächsische Weingebürgsordnung” herausgegeben, in der 26 verschiedene Tätigkeiten aufgeführt sind, die der Winzer das Jahr über zu leisten hatte. Nach dem Wiener Kongreß 1815, als das bisher sächsische Amt Schweinitz zu Preußen kam, ging der Weinbau ständig zurück. Nach dem II. Weltkrieg war der Weinbau auf den Jessener Bergen bis auf 1,25 ha fast verschwunden. Mitte der 70er Jahre wurde festgelegt, den Weinbau im Jessener Gebiet zu erhalten und insgesamt 3,2 ha mit den Sorten ”Riesling”, ”Müller-Thurgau” und ”Scheurebe” wieder aufzureben. Gegenwärtig wird der Weinbau von der Jessener Gartenbaugenossenschaft und den alteingesessenen Winzerfamilien Hanke und Zwicker/Döbelt aufrechterhalten. Während noch heute in Meißen die Trauben der Gartenbaugenossenschaft und des Weinausschanks Döbelts verarbeitet werden, keltert das Weingut Hanke seine Trauben im eigenem Keller und mit eigener Technik. In einigen Gaststätten und Weinlokalen rund um die Jessener Berge wird dieser Wein heute angeboten. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019
Steinobst: Obstbäume nachhaltig anbauen So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Steinobstgarten Pflanzen Sie resistente und weniger anfällige Sorten. Verwenden Sie engmaschige Kulturschutznetze. Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig und entfernen befallene Früchte umgehend. Sorgen Sie für einen sonnigen Standort und lichten Sie die Bäume regelmäßig aus. Gewusst wie Es gibt zahlreiche umweltfreundliche Maßnahmen, um Steinobst vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. Generell gilt: Ein geringer Schädlingsbefall ist meist unbedenklich. Vielen Pilzkrankheiten lässt sich mit dem Anbau robuster Sorten vorbeugen. Prüfen Sie, ob der Anbau bestimmter Obstsorten zum Klima in Ihrer Region passt. Mit Netzen gegen die Kirschfruchtfliege: Die beiden Arten der Kirschfruchtfliege, die bei uns vorkommen, werden etwa vier Millimeter groß und sind schwarz-gelb gefärbt. Sie legen ihre Eier in die heranreifenden Kirschen. Meist passiert das, bevor die Farbe der Früchte von grün zu gelb springt. Süßkirschen sind mit Abstand am häufigsten betroffen, Sauerkirschen verhältnismäßig selten. Bauen Sie Süßkirschen an, die früh reifen, zum Beispiel "Burlat" oder "Celeste". Lassen Sie keine reifen oder befallenen Kirschen im Baum hängen und sammeln Sie abgefallene Früchte möglichst rasch auf. Hängen Sie Gelbtafeln in die Baumkronen. An diesen Leimfallen bleiben die Kirschfruchtfliegen kleben. Da Gelbtafeln durch ihre Farbe anlocken und zusätzlich mit Lockstoffen versehen werden können, dienen sie, neben der reinen Überprüfung eines Befalls, zusätzlich als Kirschfruchtfliegenfalle mit einer mäßigen Fangwirkung. Ist die Zeit des Fluges der Kirschfruchtfliege vorbei, sollten die Gelbtafeln abgenommen werden, um weiteren Beifang anderer Insekten zu vermeiden. Umspannen Sie die Baumkrone mit einem Kulturschutznetz. Die Maschen dürfen maximal 1,4 mal 1,4 Millimeter groß sein. So können Sie die erwachsenen Fliegen von der Eiablage in Ihrem Baum abhalten. Ein Netz hält auch einige blattlausvertilgende Nützlinge vom Baum fern. Sammeln Sie deshalb einige Marienkäfer ein und setzen sie in den Baum. Sie können auch den Boden unterhalb des Kirschbaums mit einem Netz mit einer maximalen Maschenweite von 0,8 mal 0,8 Millimetern bedecken. Es sollte bis Ende Mai ausgebracht sein. So sinkt der Befall im nächsten Jahr rapide, weil sich die Tiere nicht im Boden verpuppen können. Hühner picken die im Boden eingegrabenen Puppen der Kirschfruchtfliegen auf. Achten Sie auf eine artgerechte Haltung. Großer Schaden durch die Kirschessigfliege: Die Kirschessigfliege ist etwa drei Millimeter groß. Sie befällt nicht nur Kirschen, sondern auch andere Steinobstarten und einige Beerenfrüchte. Nutzen Sie Kulturschutznetze mit einer Maschenweite von maximal 0,8 mal 0,8 Millimeter. Pflücken Sie regelmäßig alle reifen Früchte und auch solche, die von Krankheiten und Schädlingen befallen sind. Kirschessigfliegen mögen Wind und Sonne nicht. Sorgen Sie also dafür, dass die Obstarten in der vollen Sonne stehen und fachgerecht geschnitten sind. Keine Vogelschutznetze gegen Stare! Stare und andere Vögel können sich in den Netzen verfangen und qualvoll sterben. Schrotschusskrankheit und Sprühfleckenkrankheit: Um Schäden durch Pilze und Bakterien vorzubeugen, sollten Sie resistente oder tolerante Obstsorten wählen. Das gilt auch für die Schrotschuss- und die Sprühfleckenkrankheit. Beide Krankheiten äußern sich ähnlich und sie können bei allen Steinobstarten auftreten. Sind Blätter von der Schrotschusskrankheit befallen, sehen sie aus, als wären sie von Schrotkugeln durchlöchert. Die burgunderroten Blattflecken der Sprühfleckenkrankheit sind etwas kleiner. Die Blätter werden kurz nach der Infektion gelb und fallen ab. Beiden Krankheiten können Sie mit denselben Maßnahmen vorbeugen. Ein regelmäßiger fachgerechter Schnitt beugt der Infektion vor. So gelangen Wind und Sonne gut ins Kroneninnere und Feuchtigkeit entweicht. Kontrollieren Sie insbesondere die unteren Triebe regelmäßig und pflücken Sie befallene Blätter ab. Schneiden Sie erkrankte Triebe bis ins gesunde Holz zurück. Entfernen Sie Laub und abgefallene Früchte umgehend und entsorgen Sie sie über den Kompost oder den Haus- und Biomüll. Pflücken und entsorgen Sie vertrocknete, im Baum hängengebliebene Früchte, sonst können Schaderreger überwintern und den Baum im nächsten Jahr erneut infizieren. Widerstandsfähige Sorten gegen das Scharka-Virus: Das Scharka-Virus tritt vorwiegend an Pflaumen auf, kann aber auch Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen betreffen. Die befallenen Früchte sind an manchen Stellen pockenartig eingesunken oder verformt, die Blätter sind unregelmäßig aufgehellt. Das Fruchtfleisch der Pflaumen ist an einigen Stellen rötlich verfärbt, es ist gummiartig zäh und nahezu geschmacklos. Das Scharka-Virus ist meldepflichtig. Übermitteln Sie jeden Verdachtsfall an den in Ihrem Bundesland zuständigen Pflanzenschutzdienst. Sie können das Virus nicht direkt bekämpfen, sondern vorbeugen, indem Sie resistente und widerstandsfähige Sorten anbauen. Sie sollten vom Virus befallene Bäume roden und durch robustere Sorten ersetzen. Die Pflaumensorten "Jojo" und "Jofela" und die Aprikosensorte "Goldrich" sind resistent gegen das Scharka-Virus. Mit Hygiene gegen die Narren- oder Taschenkrankheit: Früchte, die von dem Pilz Taphrina pruni befallen sind, nehmen eine verkrümmte Form an, die an eine Narrenkappe oder eine Handtasche erinnert. Die sogenannte Narren- oder Taschenkrankheit betrifft vor allem Pflaumen. Sie vertrocknen und bleiben meist am Baum hängen. Meiden Sie hochanfällige Sorten, wie zum Beispiel "Auerbacher", "Frühzwetsche" und "Hauszwetsche". Beschneiden Sie die Baumkronen regelmäßig. Entfernen Sie zu dicht stehende und in die Krone hineinwachsende Äste. Dann kann Wind durch die Krone wehen und Feuchtigkeit kann rasch verdunsten. Entfernen Sie alle befallenen Früchte und Fruchtmumien. Monilia-Pilze: Die Erreger Monilia laxa und Monilia fructigena befallen vor allem Pflaumen- und Kirschbäume, aber auch Apfel- und Birnbäume. Sie sorgen für Fruchtfäule und lassen die Triebspitzen absterben, man spricht deshalb von Spitzendürre. Um die Monilia-Pilze vom Feuerbrand, einer Bakterienerkrankung, zu unterscheiden, können Sie ein Stück eines erkrankten Triebs mit einem feuchten Tuch in eine saubere Kunststofftüte legen. Ist der Trieb mit Monilia laxa befallen, hat sich nach spätestens zwei Tagen ein weißer Pilzrasen gebildet. Pflanzen Sie widerstandsfähige Steinobstsorten, wie zum Beispiel die Sauerkirschen "Achat", "Jade" und "Karneol". Bei Äpfeln empfehlen sich festfleischige Sorten mit spätem Erntetermin, etwa "Rewena" oder "Red Topaz". Wählen Sie einen sonnigen, aber luftigen Standort und lichten Sie den Baum regelmäßig aus. Ernten Sie Ihre Obstbäume vollständig ab. Unbrauchbare Früchte sollten entsorgt werden, da sie sonst Pilzsporen einen Nährboden geben und sie sich im nächsten Jahr ausbreiten können. Falls es doch zum Befall kommt, schneiden Sie die Triebe mindestens 20 Zentimeter tief ins gesunde Holz zurück. Gegen die Maden der Kirschfruchtfliege helfen zum Beispiel Netze und Hühner. Quelle: Bauer Karl | www.wikimedia.org | Made der Kirschfruchtfliege in einer geöffneten Kirsche | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en Die Männchen der Kirschessigfliege haben auf ihren Flügeln einen gut sichtbaren schwarzen Punkt. Quelle: Martin Hauser Phycus | www.wikimedia.org | male of Drosophila suzukii. California | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en Rote Blattflecken sind typisch für Kirschen, die an der Schrotschusskrankheit erkrankt sind. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Schrotschusskrankheit (Clasterosporium carpophilum) an Süßkirsche | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Schrotschusskrankheit Die ehemals roten Blattflecken der Schrotschusskrankheit trocknen nach und nach ein. Das trockene Material fällt aus dem Blatt heraus. Quelle: Rainer Wahl | www.greencommons.de | Schrotschusskrankheit | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Die ehemals roten Blattflecken der Schrotschusskrankheit trocknen nach und nach ein. Das trockene Material fällt aus dem Blatt heraus. Unregelmäßige bis ringförmige Blattaufhellungen deuten auf das Scharka-Virus hin. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Typische Blattsymptome durch das Scharka-Virus (PPV = plum pox virus) | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Narrentaschenkrankheit an Mirabellen Längliche gekrümmte Früchte sind ein Symptom der Narren- oder Taschenkrankheit. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Narrentaschenkrankheit an Mirabellen | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Längliche gekrümmte Früchte sind ein Symptom der Narren- oder Taschenkrankheit. Monilia laxa Monilia-Pilze sorgen unter anderem dafür, dass die Triebspitzen der Bäume absterben. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Monilia laxa | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Monilia-Pilze sorgen unter anderem dafür, dass die Triebspitzen der Bäume absterben. Hintergrund Umweltsituation: Was für Gemüse, Beerenobst und Kernobst gilt, trifft auch auf Steinobst zu: Immer mehr Hobbygärtner verzichten bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel . Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten. Spritzungen schaden der Umwelt, ihre sachgerechte Durchführung an Obstgehölzen ist kompliziert. Die Wirkstoffe der chemischen Mittel können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch Verdunstung , Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Gegen viele Schädlinge, etwa die Kirschessigfliege, sind im Hobbygarten keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Kirschessigfliege ist erst seit 2011 in Deutschland anzutreffen, breitet sich jedoch in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz rasch aus, sodass sie schon bald auch in klimatisch weniger begünstigen Gebieten anzutreffen sein dürfte. Ein häufiger Insektizideinsatz würde die Population trotzdem nicht eindämmen. Die Kirschessigfliegen würden Resistenzen gegen die Wirkstoffe bilden. Bei dem Verdacht einer Viruserkrankung, etwa der Scharka-Erkrankung, müssen die Behörden informiert werden. Der Verdacht wird geprüft. Ist ein Baum tatsächlich vom Virus befallen, kann es sein, dass der Baum samt Wurzelwerk gerodet werden muss. Und zwar dann, wenn sich der Hobbygarten in einem Obstanbaugebiet befindet. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass ganze Obstanlagen mit dem Scharka-Virus verseucht werden. Weitere Informationen finden Sie hier: Portal zum Pflanzenschutz im Garten ( UBA -Themenseite) Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen (UBA-Themenseite)
Kernobst: Obstbäume nachhaltig anbauen So gehen Sie den Weg zum klimafreundlichen Kernobstgarten Pflanzen Sie resistente und wenig anfällige Sorten. Setzen Sie anstelle chemischer Pflanzenschutzmittel gezielt Nützlinge ein. Kontrollieren Sie die Obstbäume regelmäßig. Gewusst wie Es gibt potentielle Schädlinge, die sich auf bestimmte Kernobstsorten spezialisiert haben, andere kommen an mehreren verschiedenen Bäumen und Sträuchern vor. Der Apfelwickler, der Apfelblütenstecher und die Apfelsägewespe sind vor allem Apfelbäumen zu finden. Auf Birnenbäume haben sich Birnensägewespe und Birnengallmücke spezialisiert. Kleiner und Großer Frostspanner, die Schlangenminiermotte sowie Blatt-, Schild- und Blutläuse, Gallmilben und Obstbaumspinnmilben können an Apfel und Birne auftreten. Ein geringer Befall ist in der Regel unproblematisch und Nützlinge, wie nützliche Insekten und Vögel, können sich von den Insekten ernähren. Falls dennoch nötig, können Sie Krankheiten und Schädlingsbefall im Obstgarten auch ohne den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel vorbeugen. Wir zeigen Ihnen, welche Methoden zum jeweiligen Schädling passen. Befall durch den Apfelwickler: Der Apfelwickler ist ein eher unauffälliger Falter, dessen Larven einen erheblichen Schaden anrichten können. Sie befallen gelegentlich auch Birnen, Quitten, Aprikosen und Pfirsiche. Sie erkennen den Befall mit Apfelwicklern an den braunen Kotkrümeln, die an der Schale der Äpfel haften. Pflücken Sie die befallenen Äpfel und entsorgen sie über den Haus- und Biomüll. Bringen Sie im Juni etwa zehn Zentimeter breite Wellpappenringe am Baumstamm an. Ende Juni wandern die Larven aus dem Obst und verstecken sich darin. Bürsten Sie diese Pappmanschetten wöchentlich über einem Eimer ab und entsorgen sie im Haus- und Biomüll. So reduzieren Sie den Befall im kommenden Jahr. Das können Sie noch tun: Setzen Sie am Stamm und unter Baumkrone Nematoden der Art Steinernema feltiae ein. Die winzigen Fadenwürmer dringen in die Larven ein und geben ein Bakterium ab, an dem die Schädlinge sterben. Rühren Sie die Nematoden in Wasser ein und spritzen sie abends oder an einem bedeckten Tag bei mindestens 12 Grad. Ebenfalls nützlich sind Schlupfwespen der Art Trichogramma cacoeciae , die ihre Eier in die Eier der Apfelwickler legen. Verteilen Sie die Kärtchen mit den Schlupfwespen ab Mai in vier Durchgängen im Abstand von drei bis vier Wochen im Baum. Die Temperatur sollte möglichst bei mehr als 15 Grad liegen. Sägewespen an Apfel und Birne: Die Apfel- und die Birnensägewespe ( Hoplocampa testudinea und Hoplocampa brevis ) sowie die Schwarze und die Gelbe Pflaumensägewespe ( H. minuta und H. flava ) fressen sich durchs Fruchtfleisch. Die Fraßgänge unterscheiden sie optisch zum Beispiel vom Apfelwickler. Gehen Sie nicht in jedem Fall gegen den Befall vor. In Jahren, in denen die Bäume sehr viele Blüten ansetzen, kann ein leichter Befall durch Sägewespen nützlich sein und die Fruchtausdünnung ersetzen. Hängen Sie weiße Leimtafeln auf, falls sich ein starker Befall abzeichnet. Die Sägewespen halten sie für große Blüten und gehen ihnen auf den Leim. Weiße Leimtafeln helfen auch gegen Sägewespen an Pflaume (Steinobst). Entfernen sie befallene Früchte und entsorgen Sie sie über den Haus- oder Biomüll. Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Made (Larve) in befallener Frucht Apfelsorten werden umso stärker befallen, je weißer ihre Blüten sind. Entsprechend sind reinweiß blühende Sorten wie 'Idared' stärker gefährdet als beispielsweise die Sorte 'Rubinette', deren Blüten eher rosafarben sind. Quelle: Uwe Harzer DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Made (Larve) in befallener Frucht | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Apfelsorten werden umso stärker befallen, je weißer ihre Blüten sind. Entsprechend sind reinweiß blühende Sorten wie 'Idared' stärker gefährdet als beispielsweise die Sorte 'Rubinette', deren Blüten eher rosafarben sind. Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) - Fruchtbefall Die gut sichtbaren bogenförmigen Fraßgänge verraten, dass hier eine Sägewespe am Werk war. Quelle: Uwe Harzer DLR Rheinpfalz | www.hortipendium.de | Apfelsägewespe Hoplocampa testudinea - Fruchtbefall | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Die gut sichtbaren bogenförmigen Fraßgänge verraten, dass hier eine Sägewespe am Werk war. Obstbäume und ihre Schädlinge: Weißtafel Hängen Sie Weißtafeln nach der Blütezeit wieder ab: Die Sägewespen haben ihren Flug nun beendet und es sollte kein unnötiges Risiko für Nützlinge bestehen bleiben. Quelle: Uwe Harzer | www.greencommons.de | Weißtafel für die Überwachung des Flugs der Apfelsägewespe | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Hängen Sie Weißtafeln nach der Blütezeit wieder ab: Die Sägewespen haben ihren Flug nun beendet und es sollte kein unnötiges Risiko für Nützlinge bestehen bleiben. Kleiner und Großer Frostspanner: Die Larven des Kleinen Frostspanners ( Operophtera brumata ) hinterlassen Fraßschäden an einigen Obstbäumen und anderen Laubgehölzen. Oft sind die Schäden jahrelang gering, dann plötzlich treten die Frostspanner in Massen auf. Die grasgrünen etwa 2,5 Zentimeter langen Räupchen bewegen sich vorwärts, indem sie zunächst einen hohen Katzenbuckel machen und sich dann strecken. Leimringe werden angeboten, um die am Stamm kriechenden Weibchen abzufangen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass nicht nur andere Insekten, sondern auch Vögel und Fledermäuse am Leim klebenbleiben und sterben können. Der Einsatz von Leimringen ist daher kritisch zu betrachten. Stellen Sie Nistkästen für Kohlmeisen bereit; diese ernähren sich zur Brutzeit zu großen Teilen von Raupen des Kleinen Frostspanners. Wenn Sie im Frühjahr zur Zeit des Blattaustriebs trotz der Leimringe viele frischgeschlüpfte Raupen finden, kann ein Bacillus thuringiensis-Präparat sinnvoll sein, das ins Wasser einrührt und auf die Bäume gespritzt wird. Raupe des Großen Frostspanners Die Raupen des Großen Frostspanners sind sehr unterschiedlich gefärbt, meist jedoch mit einem hohen Rotbraun-Anteil. Quelle: H. Krisp | www.wikimedia.org | Große Frostspanner Raupe Erannis defoliaria Familie: Geometridae Fundort: Deutschland Ochsenwang | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en Die Raupen des Großen Frostspanners sind sehr unterschiedlich gefärbt, meist jedoch mit einem hohen Rotbraun-Anteil. Grüner Leimring Leimringe sind kostengünstig, einfach anzubringen und fangen – eng anliegend – Frostspannerweibchen zuverlässig ab. Quelle: MarkusHagenlocher | www.wikimedia.org | Deutsch Leimring an einem Apfelbaum | http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/ Leimringe sind kostengünstig, einfach anzubringen und fangen – eng anliegend – Frostspannerweibchen zuverlässig ab. Operophtera brumata Der Kleine Frostspanner legt seine Eier im Spätherbst an jungen Trieben ab. Zum Knospenaufbruch im Frühjahr schlüpfen die Larven. Quelle: Jeffdelonge | www.wikimedia.org | Operophtera brumata | https://commons.wikimedia.org/wiki/Template:Attribution_Entomart Der Kleine Frostspanner legt seine Eier im Spätherbst an jungen Trieben ab. Zum Knospenaufbruch im Frühjahr schlüpfen die Larven. Die Operophtera brumata Larve Die grasgrünen Raupen des Kleinen Frostspanners bewegen sich in katzenbuckelartigen Bewegungen vorwärts. Quelle: Gyorgy Csoka Hungary Forest Research Institute Hungary | www.wikimedia.org | English Operophtera brumata larva | https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/us/deed.en Die grasgrünen Raupen des Kleinen Frostspanners bewegen sich in katzenbuckelartigen Bewegungen vorwärts. Pilze und Bakterien: Zu den wichtigsten pilzlichen und bakteriellen Schaderregern an Apfelbäumen gehören zum Beispiel Apfelschorf, Obstbaumkrebs, Kragenfäule und Mehltau. An Birne tritt häufig der Birnengitterrost auf. Weitere wichtige Krankheiten an Kernobst sind Feuerbrand und Monilia (Spitzendürre). Grundsätzlich gilt: Wählen Sie resistente oder tolerante Obstsorten und achten Sie auf die Krankheiten, die den größten Schaden anrichten. So kann der Baum einen Befall ohne nennenswerte Ertragseinbußen überstehen. Pflanzen Sie die Bäume nicht zu dicht beieinander. Bei Apfelbäumen ist eine hohe Widerstandskraft gegen Apfelschorf und Apfelmehltau besonders wichtig, bei Birnen und Quitten gegenüber Feuerbrand. Vorsicht Verwechslungsgefahr! Kümmernde Kernobstgehölze sind nicht in jedem Fall krank. Dafür kann auch Bodenmüdigkeit verantwortlich sein. Entdecken Sie eingesunkene braune Flecken an Äpfeln, kann das auch an einem Calciummangel, der sogenannten Stippe, liegen. Schneiden Sie Ihre Obstgehölze fachgerecht. Mit Hygiene gegen Apfelschorf: Flecken mit einer rauen, oft rissigen Oberfläche sind charakteristische Symptome eines Befalls mit Apfelschorf ( Venturia inaequalis ). Spät befallene Früchte zeigen lediglich kleine schwarze Punkte. Auf den Blättern erkennen Sie den Befall schon früh an den dunkelgrünen bis braunen Flecken. Der Pilz überwintert auf den heruntergefallenen Blättern. Lassen Sie bei sichtbarem Befall kein Laub liegen. Grundsätzlich können Sie durch die Ausbringung von Vinasse oder Bierhefeextrakt auf das Falllaub die schnellere Verrottung der Blätter anregen. Das fördert eine vermehrte Ansiedlung von Mikroorganismen, wodurch das Laub für Regenwürmer attraktiver wird. Zusätzlich reduziert das die Sporen des Schorfpilzes. Eine zwei- bis dreimalige Ausbringung zwischen Laubfall und März ist zu empfehlen. Alternativ können auch Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis saurer Gesteinsmehle, Schwefelsaurer Tonerde, Schachtelhalm und Algenextrakten eingesetzt werden. Kontrollieren Sie die Bäume während der Saison regelmäßig und entfernen Sie kranke Blätter und Früchte. Pflanzen Sie vor allem robuste Apfelsorten, wie etwa "Retina", "Florina" und "Topaz". Schneiden Sie die Gehölze fachgerecht, damit die Baumkronen gut durchlüftet sind und die Blätter entsprechend schnell abtrocknen. Obstbaumkrebs: Für den sogenannten Obstbaumkrebs ist ein Pilz namens Nectria galligena verantwortlich. Bei feuchtem Wetter dringt er über Risse und Wunden in die Rinde ein. Neben den oben genannten Tipps gegen Pilzkrankheiten sollten Sie diese Hinweise beachten: Machen Sie schwere Böden schon bei der Pflanzung mit gewaschenem Sand durchlässiger. So vermeiden Sie Staunässe. Schneiden Sie die Bäume möglichst nur bei trockener Witterung . Beugen Sie Frostrissen bei jungen Obstbäumen mit einem Weißanstrich vor. Den können Sie kaufen oder selbst herstellen, indem Sie 1,5 Kilogramm Branntkalk mit zehn Litern Wasser mischen und anschließend 600 Gramm Tapetenkleister unterrühren. Diese Mischung reicht für etwa fünf kleinere Bäume. Sie sollten befallene junge Triebe etwa 30 Zentimeter unterhalb der befallenen Stelle kappen. Schneiden Sie die Befallstellen bei größeren Ästen bis ins gesunde Holz zurück. Feuerbrand: Die hochansteckende Bakterienkrankheit kann diverse Obst- und Ziergehölze, wie Birnen, Quitten, Äpfel, Rot- und Weißdorn (Crataegus), innerhalb kurzer Zeit erheblich schädigen. Die infizierten Blätter, Blüten und Früchte färben sich rotbraun bis schwarz und schrumpeln lederartig zusammen. Sind nur einzelne Triebe betroffen, sollten sie bis etwa 40 Zentimeter tief ins gesunde Holz hineinschneiden. Ist der Befall sehr stark, sollten Sie das Gehölz roden. Vorsicht bei der Entsorgung! Melden Sie sich bei der Kommune. Entweder verbrennen Sie die befallenen Pflanzenteile vor Ort oder bringen sie in Müllsäcken zur nächsten Verbrennungsanlage. Tragen Sie Einmalhandschuhe und desinfizieren Sie die Schnittwerkzeuge mit 70-prozentigem Alkohol. Gegen Feuerbrand resistent sind unter anderem die Apfelsorten "Reanda" und "Rewena". Hintergrund Umweltsituation: Immer mehr Hobbygärtner*innen verzichten bei Beerenobst, Steinobst, Kernobst und Gemüse bewusst auf chemische Pflanzenschutzmittel . Sie bauen Obst und Gemüse gerade deshalb selbst an, weil sie ungespritzte Früchte ernten möchten. Krankheitserreger mit chemischen Mitteln zu bekämpfen ist schwierig und riskant. Pflanzenschutzmittelwirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn kontaminierte Insekten oder Pflanzenteile von Vögeln, Igeln oder anderen Tieren gefressen werden. Durch plötzlich aufkommenden Wind, der den Sprühnebel verweht, durch Verdunstung , Abschwemmungen in Hanglagen oder schlicht durch Versickern können chemische Pflanzenschutzmittel das Grundwasser beeinträchtigen. Dies ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Weiter Informationen finden Sie hier: Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen ( UBA -Themenseite) FAQ mit häufig gestellten Fragen zum Kernobst (UBA-Themenseite)
Das Projekt "PRUNI-REPEL: Etablierung eines Systems zur Abgabe von Repellentstoffen zur Bekämpfung des Pflaumenblattsaugers Cacopsylla pruni im Steinobstanbau im Rahmen einer Push-and-Pull-Strategie, Teilprojekt 1" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau.Die Europäische Steinobstvergilbung ist die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit im Steinobst. Sie führt zum Ausfall der Ernte durch das Absterben befallener Aprikosen- und Pfirsichbäume. Die Krankheit wird von Phytoplasmen verursacht, die durch den Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni übertragen werden. Im beantragten Projekt soll ein neuartiges System zur Abgabe von Repellentstoffen entwickelt werden (Push-Komponente), welches im Zusammenspiel mit einer Lockstofffalle (Pull-Komponente) zu einem praxistauglichen Push-and-Pull-System verbunden werden soll. Ein System zur Abgabe von Repellentstoffen ist im Pflanzenschutz ohne Beispiel. Dieses System soll eingesetzt werden, um die Einwanderung und Verbreitung von Pflaumenblattsaugern in Steinobstanlagen und damit die Neuinfektion von Steinobst mit Phytoplasmen zu verhindern. Diese neue Bekämpfungsmethode soll dazu beitragen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu verringern und den wirtschaftlichen Anbau von Steinobst in Deutschland und im ganzen europäischen Raum nachhaltig und langfristig zu sichern. Arbeitspaket 1: Duftstoffentwicklung Arbeitspaket 2: Entwicklung der Push-Komponente (Repellent-Dispenser) Arbeitspaket 3: Anpassung der Pull-Komponente (Lockstofffalle) Arbeitspaket 4: Komposition einer Push-and-Pull-Strategie aus den beiden Komponenten. Entwicklung des Systems unter Freilandbedingungen zur Praxisreife Arbeitspaket 5: Abschlussbericht und wissenschaftliche Veröffentlichung der Ergebnisse; Beantragung von Patenten.
Das Projekt "Etablierung eines Systems zur Abgabe von Repellentstoffen zur Bekämpfung des Pflanzenblattsaugers Cacopsylla pruni im Steinobstanbau im Rahmen einer Push-and-Pull-Strategie" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar, Landwirtschaftliche Rentenbank. Es wird/wurde ausgeführt durch: IS Insect Services GmbH.Die Europäische Steinobstvergilbung ist die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit im Steinobst. Sie führt zum Ausfall der Ernte durch das Absterben befallener Aprikosen- und Pfirsichbäume. Die Krankheit wird von Phytoplasmen verursacht, die durch den Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni übertragen werden. Im beantragten Projekt soll ein neuartiges System zur Abgabe von Repellentstoffen entwickelt werden (Push-Komponente), welches im Zusammenspiel mit einer Lockstofffalle (Pull-Komponente) zu einem praxistauglichen Push-and-Pull-System verbunden werden soll. Ein System zur Abgabe von Repellentstoffen ist im Pflanzenschutz ohne Beispiel. Dieses System soll eingesetzt werden, um die Einwanderung und Verbreitung von Pflaumenblattsaugern in Steinobstanlagen und damit die Neuinfektion von Steinobst mit Phytoplasmen zu verhindern. Diese neue Bekämpfungsmethode soll dazu beitragen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu verringern und den wirtschaftlichen Anbau von Steinobst in Deutschland und im ganzen europäischen Raum nachhaltig und langfristig zu sichern.
Das Projekt "PRUNI-REPEL: Etablierung eines Systems zur Abgabe von Repellentstoffen zur Bekämpfung des Pflaumenblattsaugers Cacopsylla pruni im Steinobstanbau im Rahmen einer Push-and-Pull-Strategie, Teilprojekt 2" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: IS Insect Services GmbH.Die Europäische Steinobstvergilbung ist die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit im Steinobst. Sie führt zum Ausfall der Ernte durch das Absterben befallener Aprikosen- und Pfirsichbäume. Die Krankheit wird von Phytoplasmen verursacht, die durch den Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni übertragen werden. Im beantragten Projekt soll ein neuartiges System zur Abgabe von Repellentstoffen entwickelt werden (Push-Komponente), welches im Zusammenspiel mit einer Lockstofffalle (Pull-Komponente) zu einem praxistauglichen Push-and-Pull-System verbunden werden soll. Ein System zur Abgabe von Repellentstoffen ist im Pflanzenschutz ohne Beispiel. Dieses System soll eingesetzt werden, um die Einwanderung und Verbreitung von Pflaumenblattsaugern in Steinobstanlagen und damit die Neuinfektion von Steinobst mit Phytoplasmen zu verhindern. Diese neue Bekämpfungsmethode soll dazu beitragen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu verringern und den wirtschaftlichen Anbau von Steinobst in Deutschland und im ganzen europäischen Raum nachhaltig und langfristig zu sichern.
Das Projekt "Vergleichende Untersuchungen ueber das Rueckstandsverhalten von Phosphamidon auf/in Pfirsichen nach einer Behandlung gegen beissende und saugende Insekten, Spinnmilben im Spritz- und Spruehverfahren (FC-D-1182/4982)" wird/wurde ausgeführt durch: Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft.Freilandversuch in verschiedenen Teilen der Bundesrepublik Deutschland. - 3 Anwendungen mit Dimecron 20 (0,1- bzw. 0,5-prozentig) 56, 35, 21 Tage vor der Ernte. - Probenahme 0, 7, 14, 21, 28 Tage nach der letzten Anwendung. - Untersuchung auf Rueckstaende des genannten Wirkstoffes im Labor.
Origin | Count |
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Bund | 13 |
Land | 4 |
Type | Count |
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Förderprogramm | 7 |
Taxon | 1 |
Text | 2 |
unbekannt | 4 |
License | Count |
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geschlossen | 4 |
offen | 7 |
unbekannt | 3 |
Language | Count |
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Deutsch | 14 |
Englisch | 2 |
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Datei | 4 |
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Keine | 6 |
Webdienst | 2 |
Webseite | 4 |
Topic | Count |
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Boden | 5 |
Lebewesen & Lebensräume | 14 |
Luft | 5 |
Mensch & Umwelt | 11 |
Wasser | 5 |
Weitere | 13 |