null Spurenstoffe in Flüssen: Zweiter Inventarbericht für Baden-Württemberg veröffentlicht GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER LUBW LANDESANSTALT FÜR UMWELT BADEN-WÜRTTEMBERG UND DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT BADEN-WÜRTTEMBERG Baden-Württemberg/Karlsruhe. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat heute ihren zweiten Spurenstoffbericht für die Flüsse im Land veröffentlicht. Der Bericht stellt eine umfassende statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse menschengemachter Chemikalien in baden-württembergischen Gewässern in den Jahren 2013 bis 2021 dar. Lediglich fünf der insgesamt neunzig untersuchten Spurenstoffe konnten in diesem Zeitraum nicht nachgewiesen werden. 44 der 90 Stoffe sind häufig bis regelmäßig in den Gewässern zu finden. Der Vergleich der Daten des ersten und des zweiten Inventarberichtes zeigen, dass die Belastung mit Spurenstoffen in den neun Jahren relativ konstant geblieben ist. Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: "Das Ergebnis zeigt, dass die Flüsse des Landes mit vielen unterschiedlichen Chemikalien und dazu auch noch konstant belastet sind. Wir wissen leider zu wenig über die Auswirkungen auf die Lebewesen in den Gewässern. Daher sind wir gut beraten, die Einträge zu reduzieren, beispielsweise durch die Aufrüstung von Kläranlagen besonders dort, wo der Abwasseranteil im Gewässer hoch ist. Auf Bundes- und Europaebene brauchen wir mehr Forschung zu den ökologischen Risiken und vor allem auch zu unbedenklichen Ersatzstoffen für potentiell gefährliche Chemikalien.“ Einige Spurenstoffe sind besonders auffällig Insgesamt liegen die meisten untersuchten Spurenstoffe im Mittel deutlich unter den Referenzwerten*. Bei einzelnen Stoffen werden die Referenzwerte im Landesmittel jedoch überschritten - wie dem Schmerzmittel Diclofenac, bestimmten Röntgenkontrastmitteln und Fluoranthen (entsteht über Reifenabrieb und Verbrennungsprozesse). Hinzu kommen lokale Überschreitungen bei weiteren Arzneimitteln, Pestiziden und Hormonen. Dürremonate: Spurenstoffe verschlimmern Situation für Wasserorgansimen Erstmalig bewertet der Bericht auch die Konzentrationen von Spurenstoffen mit Blick auf die Dürresommer der letzten Jahre. Niedrige natürliche Wasserstände bedeuten, dass die Einleitungen aus Kläranlagen in den Flüssen weniger verdünnt werden. Diese Spurenstoffe aus den Kläranlagenabläufen belasten dann die Wasserorganismen noch zusätzlich, die bereits Sauerstoff- und Hitzestress ausgesetzt sind. Als Folge des Klimawandels werden unsere Gewässer einem solchen Hitzestress zukünftig immer häufiger ausgesetzt sein. Vierte Reinigungsstufe bei Kläranlagen reduziert Spurenstoffkonzentration - Umweltministerium unterstützt Kommunen Das Spurenstoffinventar 2023 belegt, dass die Spurenstoffkonzentrationen im Gewässer deutlich sinken, wenn oberhalb liegende Kläranlagen mit einer sogenannten 4. Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Diese entfernt die Spurenstoffe gezielt. „Baden-Württemberg fördert bereits seit vielen Jahren den Ausbau von Kläranlagen, insbesondere an besonders empfindlichen Gewässern und an Belastungsschwerpunkten“, so Ministerin Walker. In Baden-Württemberg verfügen derzeit bereits 25 – meist größere – Kläranlagen über eine vierte Reinigungsstufe, die zusammen rechnerisch die Abwässer von etwa 3,6 Millionen Einwohnern beziehungsweise etwa ein Sechstel des Abwassers des Landes behandeln können. Damit ist Baden-Württemberg Vorreiter im europäischen Vergleich. Weitere 27 Anlagen befinden sich bereits im Bau oder in Planung. Das Land fördert zudem das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg, das Kommunen, Planer und Behörden hinsichtlich Errichtung und Betrieb einer 4. Reinigungsstufe berät. Verbraucher können durch korrekte Entsorgung und ökologische Produkte Gewässer schützen „Die 4. Reinigungsstufe hilft, wir dürfen uns aber nicht komplett auf diese verlassen“, ergänzt Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW und erläutert: „Manche der eingebrachten Stoffe können auch in einer vierten Reinigungsstufe nicht entfernt werden oder gelangen auf anderem Wege direkt in die Gewässer. Deshalb ist die Vermeidung der Einträge an der Quelle immer noch die wichtigste Vorsorge. Verbraucherinnen und Verbraucher können beispielsweise durch die Verwendung von ökologischeren Wasch- und Reinigungsmitteln, die korrekte Entsorgung von Medikamentenresten sowie den Verzicht auf Pestizide rund um ihr Zuhause einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten.“ Quellen der Spurenstoffe Spurenstoffe stammen aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel aus industriellen Prozessen, aus der Landwirtschaft, aus Haushalten oder aus Verbrennungsprozessen. Viele der Stoffe gelangen mit dem Abwasser über die Kläranlagen in die Gewässer, da sie in Kläranlagen ohne 4. Reinigungsstufe nicht ausreichend abgebaut werden. Einige Beispiele für Spurenstoffe sind Arzneimittelrückstände, Pestizide, Hormone und eine Vielzahl von Haushalts- und Industriechemikalien. „Synthetische organische Verbindungen begegnen uns in vielen Produkten unseres Alltages. Aufgrund ihrer nützlichen Eigenschaften werden sie zum Beispiel in Kleidung und Reinigungsmitteln, als Imprägnierungen, Rostschutzmittel oder als Arzneistoffe eingesetzt. Durch Gebrauch, Abrieb oder über die Luft gelangen sie in geringen Spuren in unsere Gewässer, daher spricht man von Spurenstoffen“, erläutert Maurer und ergänzt: „Viele der Verbindungen beeinträchtigen Wasserorganismen bereits in geringen Konzentrationen von weniger als ein millionstel Gramm.“ LUBW-Berichte Spurenstoffinventar der Fließgewässer in Baden-Württemberg Ergebnisse der Untersuchung von Fließgewässern 2013 bis 2021 Im Publikationsdienst der LUBW kann der Bericht kostenlos als PDF-Datei über den folgenden Link heruntergeladen werden: https://pd.lubw.de/10504 Das Spurenstoffinventar 2023 stellt eine Fortschreibung und Erweiterung des Spurenstoffinventars 2014 dar und zeigt die Ergebnisse der Beprobung von Fließgewässern der Jahre 2013 – 2021. Der Datensatz umfasst die Proben von 172 Messstellen an 114 Fließgewässern unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Charakteristika der Einzugsgebiete. Insgesamt wurden 90 Spurenstoffe untersucht aus den folgenden Stoffgruppen: Arzneimittelrückstände und Röntgenkontrastmittel, Benzotriazole, synthetische Moschusduftstoffe, synthetische Komplexbildner, synthetische Süßstoffe, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), Pestizide, hormonell wirksame Stoffe, Flammschutz- und Imprägniermittel, Weichmacher sowie polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die bei unvollständigen Verbrennungen in Kraftwerken, Industrie oder im Haushalt entstehen. 44 Spurenstoffe der 90 Substanzen werden im Bericht detailliert vorgestellt und ausgewertet, da sie regelmäßig oder häufig in den Gewässern nachgewiesen werden konnten. Um mögliche Risiken der gemessenen Konzentrationen einordnen zu können, wurden Referenzwerte herangezogen. Für einige Substanzen konnten neue Vorschläge für EU-Umweltqualitätsnormen** aus dem Herbst 2022 erstmalig als Bewertungsmaßstab verwendet werden. Spurenstoffinventar der Fließgewässer in Baden-Württemberg Ergebnisse der Beprobungen von Fließgewässern und Kläranlagen 2012/2013 Das erste Spurenstoffinventar der Fließgewässer in Baden-Württemberg für Baden-Württemberg ist im Jahr 2014 erschienen und steht ebenfalls im Publikationsdienst der LUBW zum Download bereit: https://pd.lubw.de/29560 . Im Rahmen des Spurenstoffinventars 2014 wurden 20 Fließgewässermessstellen auf das Vorkommen und die Konzentrationen von 86 Spurenstoffen analysiert. Zusätzlich wurde die Rolle der Kläranlagen als Quelle für Spurenstoffe näher untersucht. * Referenzwerte In dem vorliegenden Bericht wurde bevorzugt die gesetzlich festgelegte Jahresdurchschnitts- Umweltqualitätsnorm als Referenzwert verwendet. Für viele der untersuchten Stoffe existiert jedoch (noch) keine Umweltqualitätsnorm. In diesem Fall wurden als Referenzwert Vorschläge für künftige Umweltqualitätsnormen der EU oder ökotoxikologisch abgeleitete Qualitätsstandards der EU oder des Umweltbundesamtes verwendet. **Umweltqualitätsnorm für Oberflächengewässer Die Umweltqualitätsnorm (UQN engl. Environmental Quality Standard) stellt gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bzw. der Oberflächengewässerverordnung die Konzentration eines bestimmten Schadstoffs oder einer bestimmten Schadstoffgruppe dar, die in Wasser, Schwebstoffen, Sedimenten oder Biota (Fische, Muscheln) aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes nicht überschritten werden darf. Derzeit sind europaweit UQN für 45 prioritäre Stoffe oder Stoffgruppen sowie deutschlandweit UQN für weitere 67 Stoffe und Stoffgruppen festgelegt. Dazu gehören Metalle, Pestizide und weitere Chemikalien. Spurenstoffe: Vorgehen in der EU Auf EU-Ebene werden derzeit im Rahmen des Green Deal und der Null-Schadstoff-Strategie mehrere Richtlinien überarbeitet, darunter die Industrieemissionsrichtlinie, die Kommunalabwasserrichtlinie sowie die Wasserrahmenrichtlinie. Diese Vorschläge enthalten neue Impulse auch für die Reduzierung von Spurenstoffen in den Gewässern. Weiterführende Information: Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de
Polyzyklische Moschusverbindungen sind synthetische Duftstoffen, die in Körperpflegemitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln, Papier und Textilien eingesetzt werden. Über Abwässer und Klärschlämme gelangen sie in die Umwelt. Einige Moschusverbindungen sind bioakkumulierend, endokrin wirksam und toxisch für aquatische Organismen. In Brassen aus deutschen Fließgewässern und Miesmuscheln aus Nord- und Ostsee dominierten die polyzyklischen Moschusverbindungen HHCB (Handelsname: Galaxolid) und AHTN (Handelsname:Tonalid). Im Untersuchungszeitraum 1986-2003 waren Brassen deutlich stärker belastet als Miesmuscheln. Generell ist eine Abnahme der Belastung seit Mitte der 1990er Jahre zu beobachten. Zu den wirtschaftlich wichtigsten polyzyklischen Moschusverbindungen gehören HHCB und AHTN. Beide Verbindungen werden nur zum Teil in Kläranlagen abgebaut, und können in Kläranlagenabläufen nachgewiesen werden. AHTN, nicht aber HHCB, wird durch UV-Strahlung weiter abgebaut. Da beide Stoffe lipophil sind, können sie sich in Organismen anreichern. Um die Belastung aquatischer Organismen in deutschen Gewässern zu erfassen, wurden Brassen aus verschiedenen deutschen Fließgewässern und Miesmuscheln aus Nord- und Ostsee im Rahmen eines retrospektiven Monitorings auf AHTN und HHCB untersucht. HHCB und AHTN wurden in allen Muschelproben aus der südlichen Nordsee (Eckwarderhörne) nachgewiesen. Die Konzentrationen lagen bei 0,52 - 1,7 ng HHCB/g Frischgewicht (FG) und 0,39 - 2,5 ng AHTN/g FG. Bis Mitte der 1990er Jahre dominierte AHTN, in den Folgejahren lagen die HHCB-Konzentrationen höher. Miesmuscheln aus der Ostsee wiesen generell niedrigere AHTN- und HHCB-Gehalte auf. Verglichen mit Miesmuscheln waren Brassen bis zu 1000 Mal stärker mit HHCB und AHTN belastet. Der Grund hierfür dürfte die höhere Exposition von Brassen durch Kläranlagenabläufe sein (geringere Verdünnung). Die Konzentrationen von HHCB waren dabei durchgehend höher als von AHTN (um Faktoren von 2 bis 17). Die höchsten Gehalte fanden sich Mitte der 1990er Jahre bei Brassen aus der Saar (bis 2005 ng HHCB/g FG und 605 ng AHTN/g FG). An allen Probenahmeflächen nahmen die Belastungen mit polyzyklischen Moschusverbindungen seit Mitte der 1990er Jahre ab. Die Belastung von Miesmuscheln und Brassen durch die polyzyklischen Moschusverbindungen HHCB und AHTN nahm bis 2003 ab. Dies ist wahrscheinlich auf rückläufige Verbrauchssmengen durch den Einsatz von Ersatzstoffen zurückzuführen. Aber was bedeutet die Anwesenheit dieser Stoffe im Gewässer für aquatische Organismen? Die aus den Fischgewebekonzentrationen extrapolierten Wasserkonzentrationen lagen bis 2003 unterhalb der jeweiligen für aquatische Organismen kritischen Konzentrationen (PNEC - predicted no effect concentration). Für deutsche Fließgewässer wurden im Rahmen dieser Studie maximale Wasserkonzentrationen von 3,2 µg HHCB/L und 1,0 µg AHTN/L errechnet, während die PNEC für Süßwasserorganismen bei 4,4 µg HHCB/L und 2,8 µg AHTN/L liegt. Damit ist eine direkte Gefährdung der aquatischen Umwelt durch diese Verbindungen im Untersuchungszeitraum unwahrscheinlich. Aktualisiert am: 12.01.2022 Datenrecherche Datenrecherche Datenrecherche Datenrecherche
Anzahl der Proben: 11 Gemessener Parameter: Eine der am häufigsten verwendeten Substanzen aus der Gruppe der polyzyklischen Moschusverbindungen Probenart: Muskulatur Bei der Muskulatur handelt es sich um den essbaren Teil des Fisches, über den eine direkte Verbindung zur Nahrungskette des Menschen besteht. Probenahmegebiet: Prossen (km 13) Erste Probenahmefläche der Elbe beim Eintritt nach Deutschland
Wasch- und Reinigungsmitteln werden in vergleichsweise großen Mengen eingesetzt. Darin enthalten sind auch Duftstoffe, die als ökotoxikologisch bedenklich eingestuften werden. Ein Teil davon gelangt über den Kläranlagenpfad in die Umwelt. Dennoch gibt es für diese Stoffgruppe bislang nur wenige Monitoringdaten. Ziel der Literaturstudie war es daher, das publizierte Wissen zum Eintrag und Verbleib dieser Stoffgruppe in der Umwelt zusammenzufassen und damit Entscheidungshilfen für eine Politikberatung zur Verfügung zu stellen. Hauptergebnis der Literaturstudie ist, dass neben der synthetischen Moschusverbindung OTNE einige potenziell Allergenen Duftstoffe (z.B. alpha-Isomethyl Ionone, Benzyl Salicylate, Hexyl Cinnamal, und D-Limonen) in Kläranlagenabläufen nachgewiesen wurden. Es wird daher empfohlen, diese in künftigen Monitoringprogrammen zu berücksichtigen. Veröffentlicht in Texte | 65/2019.
Anzahl der Proben: 5 Gemessener Parameter: Weltweit am häufigsten verwendete Substanz aus der Gruppe der polyzyklischen Moschusverbindungen Probenart: Muskulatur Bei der Muskulatur handelt es sich um den essbaren Teil des Fisches, über den eine direkte Verbindung zur Nahrungskette des Menschen besteht. Probenahmegebiet: Belauer See Einer von 6 Seen des Bornhöveder Seengebiets.
Anzahl der Proben: 5 Gemessener Parameter: Eine der am häufigsten verwendeten Substanzen aus der Gruppe der polyzyklischen Moschusverbindungen Probenart: Weichkörper Im Weichkörper der Muschel werden die aus dem Wasser filtrierten Stoffe angereichert. Er besteht überwiegend aus Muskeln und inneren Organen. Probenahmegebiet: Darßer Ort Nördlichster Punkt der Halbinsel Fischland/Darß/Zingst und größtes Anlandungsgebiet in Mitteleuropa
Anzahl der Proben: 10 Gemessener Parameter: Eine der am häufigsten verwendeten Substanzen aus der Gruppe der polyzyklischen Moschusverbindungen Probenart: Muskulatur Bei der Muskulatur handelt es sich um den essbaren Teil des Fisches, über den eine direkte Verbindung zur Nahrungskette des Menschen besteht. Probenahmegebiet: Saar, Staustufe Rehlingen Die Saar beim Austritt aus dem Saarländischen Verdichtungsraum
Die als Ersatzstoffe fuer natuerliche Moschusduftstoffe verwendeten, synthetischen Nitromoschusverbindungen sind persistente, lipophile Chemikalien, die in der Oekosphaere bioakkumulieren (Fische, menschliches Fettgewebe, Humanmilch). Ueber ihre chronische Toxizitaet, besonders hinsichtlich Entwicklungstoxizitaet, war bisher wenig bekannt. Wir untersuchten an Long Evans Ratten die Bioakkumulation von Moschus Xylol (MX) in der Elterngeneration sowie bei Jungtieren nach oraler Langzeitapplikation ueber das Futter. Bei adulten Ratten fand sich eine Geschlechtsdifferenz in der Bioakkumulation mit 3.7-6.8fach hoeheren MX-Konzentrationen bei weiblichen Tieren in allen untersuchten Geweben. Die MX-Konzentration in der Milch entsprach den Werten im weiblichen Fettgewebe. Jungtiere zeigten eine dosisabhaengige Bioakkumulation. Die Daten weisen auf eine transplazentaere Passage von MX in Kombination mit einer Exposition ueber die Muttermilch hin (Suter-Eichenberger et al., 1998). Mikrosomale Leberenzyme wurden mit Aktivitaetsmessung (CYP1A1: EROD, CYP1A2: MROD) und Western Blot (CYP1A, CYP2B, CYP3A) analysiert. Die Enzyminduktion durch MX war nach Langzeitexposition in niedriger Dosierung (ab 2-3 mg/kg/d) auf CYP1A1 und CYP1A2 beschraenkt. Erst hoehere Dosen induzierte auch CYP2B bei adult exponierten Ratten und CYP2B plus CYP3A bei Jungtieren. Adulte Exposition und Exposition waehrend der Ontogenese verursachten somit unterschiedliche Induktionsmuster. Bei CYP1A1 und CYP1A2 ergab die Untersuchung am ersten Lebenstag, dass diese Enzyme bereits transplazentaer durch MX induziert werden. Die Daten ergeben einen LOAEL von 2-3 mg/kg/d und einen NOAEL von 0.7-0.8 mg/kg/d. Die in den Ratten bei LOAEL-Dosierung erreichten Konzentrationen im Fettgewebe lagen ca. 50x ueber menschlichen Fettgewebswerten (Suter-Eichenberger et al., 1999 im Druck). Bei hoeheren Dosierungen (ab 35 mg/kg/d) zeigte sich eine signifikant erhoehte postnatale Mortalitaet der Jungtiere, deren Grundlagen weiter untersucht werden sollen.
Wenzel, Andrea; Lepper, Peter Schmallenberg, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie Teil II: Bewertung der Analysen von Nitro- und polycyclischen Moschusverbindungen in Umweltproben Polycyclische Moschusverbindungen und Nitro-Moschusverbindungen zählen zu den wichtigsten Duftstoffen und werden in einer Vielzahl von Kosmetika sowie Reinigungs- und Pflegeprodukten verwendet. Es handelt sich dabei um synthetische Substanzen, die mit dem aus dem Drüsensekret von Moschustieren gewonnenen Moschus und einer Reihe weiterer Naturprodukte mit moschusartigem Geruch keine strukturelle Verwandtschaft haben. In marinen (Blasentang, Miesmuschel, Aalmuttermuskulatur, Silbermöwenei) und limnischen (Dreikantmuschel, Brassenmuskulatur) Biotaproben der UPB wurde eine geringe Kontamination mit Nitro-Moschusverbindungen festgestellt, die zudem einen rückläufigen Trend aufweist. Im Gegensatz dazu konnten z.T. extrem hohe Belastungen der Proben mit polycyclischen Moschusverbindungen nachgewiesen werden, wobei die Galaxolide (HHCB) und die Tonalide (AHTN) dominierten. Dieser Befund entspricht Erhebungen, wonach innerhalb der synthetischen Moschusverbindungen die polycyclischen Moschus-Duftstoffe am Weltmarkt mit derzeit ca. 85% den größten Anteil stellen. Der Anteil der Nitro-Moschus-Duftstoffe liegt mit ca. 12% deutlich niedriger. In Deutschland wird zudem Moschus-Xylol aufgrund einer Selbstverpflichtung des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel (IKW) seit 1994 nicht mehr in neuen Produkten eingesetzt. Bedingt durch den Eintrag in die aquatische Umwelt, der überwiegend aus Kläranlagenabläufen erfolgt, ist ein deutliches Gefälle in den Duftstoff-Gehalten der Organismen aus dem limnischen hin zum marinen Bereich festzustellen. Miesmuscheln des niedersächsischen Wattenmeeres wiesen im Untersuchungszeitraum 1986 bis 2000 schwankende Werte von 0,5-1,7 μg/kg FG HHCB und 0,4-2,5μg/kg FG AHTN auf; die Belastung mit Nitro-Moschusverbindungen war durchweg niedrig und liegt seit 1996 immer unter der BG von 0,1μg/kg FG. Miesmuscheln der deutschen Ostseeküste sind nur geringfügig mit Duftstoffen kontaminiert, die gefundenen Werte lagen im Zeitraum 1992 bis 2000 knapp oberhalb oder unter der BG. Anhand der Untersuchungen von Brassenmuskulatur des aktuellsten Probenahmejahres 2003 ergibt sich folgende Reihung der Probenahmegebiete in Bezug auf die der Belastung limnischer Systeme mit synthetischen Moschusverbindungen: Belauer See << Mulde < Donau < Elbe < Rhein < Saale << Saar. Elbefische wiesen 2003 über den deutschen Flussabschnitt Gehalte an HHCB von 10-75 μg/kg FG und an AHTN von 0,8-8,7 μg/kg FG auf. In den Jahren davor war die Belastung der Brassen an allen Probenahmestellen mit Ausnahme Blankenese höher. An letztgenannter Probenahmestelle scheint die HHCBBelastung nach einem deutlichen Rückgang 1998 auf niedrigerem Niveau zu stagnieren während im Oberlauf der Elbe an der PNF Prossen die HHCB-Gehalte steigende Tendenz aufweisen. An den anderen Elbe-Probenahmestellen sanken die HHCB-Belastungen im Beobachtungszeitraum ab. Die AHTN Gehalte zeigen dagegen ein einheitlicheres Bild, das an allen Probenahmestellen an der Elbe auf ein stetiges Sinken der AHTN-Belastung mit fortschreitender Zeit schließen lässt. Auch in den Elbe-Nebenflüssen Saale und Mulde sind die HHCB- und AHTN-Belastungen gesunken. Allerdings ist für HHCB seit 2000 eher ein Stagnieren der Konzentrationen als ein Absinken ersichtlich. Die Gehalte an synthetischen Moschusverbindungen in Brassen aus dem Rhein sind an der Probenahmestelle Iffezheim am höchsten. Sowohl flussaufwärts als auch abwärts von diesem Probenahmeort sinken die Gehalte in der Brassenmuskulatur. An den Probenahmeorten selbst ist der zeitliche Verlauf der Belastung uneinheitlich. Während die AHTN-Gehalte im Beobachtungszeitraum an allen PNF des Rheins beständig absinken stagnieren die HHCB-Werte an den PNF Weil, Koblenz und Bimmen seit ca. 1999 nach einem auf die Vorjahre bezogenen deutlichen Rückgang bzw. zeigen allenfalls eine ganz leichte Tendenz zum sinken. In Iffezheim steigen die HHCB-Konzentrationen seit 2000 sogar wieder an. Die HHCB-Konzentrationen in Brassenmuskulatur aus dem Rhein lagen in den Jahren 1995-2003 in einem Bereich von 29-419 μg/kg FG und die AHTN-Konzentrationen bei 3,2-65,3 μg/kg FG. Für die Donau liegen nur Messungen aus den Jahren 2002 und 2003 vor. Diese zeigen hinsichtlich der HHCB- und AHTN-Belastung ein mit dem Rhein bei Koblenz bzw. Bimmen vergleichbares Bild. Die auf Frischgewicht bezogenen Messwerte liegen zwischen ca. 38 und 78 μg HHCB/kg und 3-5 μg AHTN/kg. Alle drei Probenahmeorte entlang der Donau weisen in etwa das gleiche Belastungsprofil auf. In der Saar ist die Exposition von Fischen mit synthetischen Moschusverbindungen mit Abstand am höchsten; im Zeitraum 1994-2003 wurden HHCB-Konzentrationen von 366-2005 μg/kg FG und AHTNKonzentrationen von 22-605 μg/kg FG nachgewiesen. Auch relativ wenig im Gebrauch befindliche Duftstoffe (ADBI, AHDI, ATII) konnten in den Saarbrassen in Konzentrationen bis zu 50 μg/kg FG nachgewiesen werden. Dieses Ergebnis steht in klarem Gegensatz zu den Befunden von allen anderen PNF, wo nur Spuren dieser Substanzen analysiert werden konnten. In allen Fischproben stieg im Beobachtungszeitraum die Belastung mit HHCB relativ zu AHTN an. Hinsichtlich der ökotoxikologischen Relevanz der im Fischkörper nachgewiesenen Duftstoff-Gehalte können keine definitiven Aussagen getroffen werden, da entsprechende Untersuchungen zu Langzeitwirkungen fehlen und zudem die Gewebekonzentrationen in ökotoxikologischen Tests in der Regel nicht bestimmt werden. Eine vorsichtige Abschätzung mittels publizierter BCFs deutet aber darauf hin, dass die Expositionskonzentration der Fische in „Hot Spots“ (hier ist vor allem die Saar zu nennen) oberhalb der PNEC für HHCB und AHTN liegen könnte. Abschlussbericht Teil II: Bewertung der Analysen von Nitro- und polycyclischen Moschusverbindungen in Umweltproben (PDF, 3919 KB) Zum Abschlussbericht Teil I: Analytische Bestimmung von Nitro- und polycyclischen Moschusverbindungen in Umweltproben
Anzahl der Proben: 9 Gemessener Parameter: Eine der am häufigsten verwendeten Substanzen aus der Gruppe der polyzyklischen Moschusverbindungen Probenart: Muskulatur Bei der Muskulatur handelt es sich um den essbaren Teil des Fisches, über den eine direkte Verbindung zur Nahrungskette des Menschen besteht. Probenahmegebiet: Koblenz (km 590,3) Mittelrhein oberhalb der Moselmündung in Koblenz am Deutschen Eck
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