Die Umweltprobenbank des Bundes (UPB) mit ihren Bereichen Bank für Umweltproben und Bank für Humanproben ist eine Daueraufgabe des Bundes unter der Gesamtverantwortung des Bundesumweltministeriums sowie der administrativen und fachlichen Koordinierung des Umweltbundesamtes. Es werden für die Bank für Umweltproben regelmäßig Tier- und Pflanzenproben aus repräsentativen Ökosystemen (marin, limnisch und terrestrisch) Deutschlands und darüber hinaus für die Bank für Humanproben im Rahmen einer Echtzeitanalyse Blut-, Urin-, Speichel- und Haarproben studentischer Kollektive gewonnen. Vor ihrer Einlagerung werden die Proben auf eine Vielzahl an umweltrelevanten Stoffen und Verbindungen (z.B. Schwermetalle, CKW und PAH) analysiert. Der eigentliche Wert der Umweltprobenbank besteht jedoch in der Archivierung der Proben. Sie werden chemisch veränderungsfrei (über Flüssigstickstoff) gelagert und somit können auch rückblickend Stoffe untersucht werden, die zum Zeitpunkt ihrer Einwirkung noch nicht bekannt oder analysierbar waren oder für nicht bedeutsam gehalten wurden. Alle im Betrieb der Umweltprobenbank anfallenden Daten und Informationen werden mit einem Datenbankmanagementsystem verwaltet und aufbereitet. Hierbei handelt es sich insbesondere um die biometrischen und analytischen Daten, das Schlüsselsystem der UPB, die Probenahmepläne, die Standardarbeitsanweisungen (SOP) zu Probenahme, Transport, Aufbereitung, Lagerung und Analytik und die Lagerbestandsdaten. Mit einem Geo-Informationssystem werden die Karten der Probenahmegebiete erstellt, mit denen perspektivisch eine Verknüpfung der analytischen Ergebnisse mit den biometrischen Daten sowie weiteren geoökologischen Daten (z.B. Daten der Flächennutzung, der Bodenökologie, der Klimatologie) erfolgen soll. Ausführliche Informationen und eine umfassende Datenrecherche sind unter www.umweltprobenbank.de abrufbar.
Trifluoressigsäure ist ein persistenter und sehr mobiler Stoff, dessen Gehalte in Laub- und Nadelbäumen in den letzten 25 Jahren stark angestiegen sind. Eine aktuelle Studie untersucht diese Entwicklung anhand von archivierten Blättern und Nadeln der Umweltprobenbank des Bundes. Methodik und Probenahme Die Untersuchung bezog sich auf Trifluoracetat (TFA), das ist das Anion der Trifluoressigsäure. Gemessen wurden Blattproben von Rotbuche und Pyramidenpappel sowie Nadelproben von Waldkiefer und Gemeiner Fichte der Umweltprobenbank des Bundes . Die Proben stammen aus verschiedenen Probenahmegebieten in Deutschland. Sie wurden im Zeitraum von 1985 bis 2022 entnommen. Die Analyse erfolgte mittels Ionenchromatographie gekoppelt mit der Tandem-Massenspektrometrie, wobei Proben mit niedrigen TFA-Gehalten zur Validierung der Messmethode dienten. Ergebnisse Die TFA-Gehalte in den Blatt- und Nadelproben zeigen einen deutlichen Anstieg über die Jahre: Rotbuche: Die TFA-Gehalte stiegen von etwa 50 μg/kg Trockengewicht (TG) um 1990 auf 200 bis 300 μg/kg TG im Jahr 2018/19. Pyramidenpappel: Die Werte erhöhten sich von 200 μg/kg TG im Jahr 1991 auf 1000 μg/kg TG (1 mg/kg TG) im Jahr 2020. Waldkiefer: Die TFA-Gehalte in den Nadeln stiegen von 70 μg/kg TG im Jahr 1992 auf 750 μg/kg TG im Jahr 2022. Gemeine Fichte: Die Werte erhöhten sich von 60 μg/kg TG im Jahr 1985 auf 960 μg/kg TG im Jahr 2021. Bei den Blattproben konnte festgestellt werden, dass die Proben derselben Baumart in einem ähnlichen Konzentrationsbereich liegen, obwohl sie aus unterschiedlich belasteten Biotopen stammen. Statistische Signifikanz Für beide Standorte der Pyramidenpappel, drei Standorte der Rotbuche und die Nadelbaumarten konnte ein statistisch signifikanter Anstieg der TFA-Gehalte innerhalb des Untersuchungszeitraums festgestellt werden. Relevanz und Ausblick. Die Ergebnisse weisen auf einen deutlichen Anstieg der atmosphärischen TFA- Deposition innerhalb der letzten Jahrzehnte in Deutschland hin. Sie sind in die Diskussionen zur PFAS -Beschränkung im Rahmen der europäischen Chemikalienverordnung REACH eingeflossen und sollen dazu beitragen, Kälte- und Treibmittel mit PFAS-Bildungspotential zu verbieten. Zeitliche Entwicklung der Trifluoracetat-Gehalte in Blättern der Rotbuche für untersuchte Probenahmegebiete. Duplikate sind als arithmetische Mittelwerte der Einzelwerte dargestellt. Quelle: TZW Karlsruhe Zeitliche Entwicklung der TFA-Gehalte in Nadeln der Waldkiefer und der Gemeinen Fichte. Duplikate sind als arithmetische Mittelwerte der Einzelwerte dargestellt. Ergebnisse der Proben der Gemeinen Fichte aus dem Nationalpark Harz dienen dem Vergleich verschiedener Probenahmestandorte und wurden dem ersten Bericht (Freeling und Scheurer, 2021) entnommen. Quelle: TZW Karlsruhe
Planungsphase Die Straße Unter den Eichen und der südlichste Abschnitt der Schloßstraße ist Teil der Bundesstraße 1, die Potsdam mit Berlin verbindet. Die geplante Baumaßnahme betrifft den Abschnitt zwischen Wolfensteindamm und Thielallee mit einer Länge von 2,8 km und befindet sich im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Es ist vorgesehen die B1 in diesem Bereich grundhaft zu erneuern. Die Straße ist entsprechend dem Bestand des übergeordneten Straßennetzes des Stadtentwicklungsplans Verkehr mit Stand vom Dezember 2017 in der Stufe I (großräumige Straßenverbindung) eingestuft und wird auch zukünftig gemäß Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr 2030 beibehalten. Die Straße Unter den Eichen nimmt eine essentielle Rolle für den Großraum- und Schwertransport (Verbindungsfunktion, Anschlussstelle BAB 103) ein. Verschiedene Buslinien bedienen mehrere Haltestellen in regelmäßigen Abständen auf der Busstrecke im Vorrangnetz. Das Vorhaben Der Bau Zahlen und Daten Die Straße Unter den Eichen hat ihren Ursprung als Reit- und Fahrweg und wurde 1792 im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II als erste befestigte Chaussee Preußens (Steinbahn) ausgebaut. Anfangs war die Allee mit Pyramidenpappeln bepflanzt, die 1880 durch die namensgebenden Eichen ersetzt wurden. Während Straßenbaumaßnahmen in den Zwanziger Jahren wurde die alte Chaussee mit ihrem Baumbestand, der in weiten Teilen bis heute erhalten geblieben ist, zum Mittelstreifen umfunktioniert und die Straße rechts und links davon angelegt. Der gesamte zu planende Bereich ist heute durch einen inhomogenen Querschnitt gekennzeichnet. Im größeren Teil des Streckenabschnittes verläuft die Fahrbahn zweibahnig mit vier – bis sechs Spuren. Zusätzlich wird die Habelschwerdter Allee mit einem Trogbauwerk unterquert. Zwischen Wildenowstraße und Am Fichtenberg, südlich vom Botanischen Garten, verläuft die Fahrbahn einbahnig. In Teilbereichen verlaufen parallel zur B1 Anliegerstraßen, die durch einen Grünstreifen von der B1 abgegrenzt sind und den Anwohnern zum Parken dienen. Zusätzlich befinden sich auf der gesamten Länge Bushaltestellen, die durch die Buslinien 188, N88, 101 und M48 bedient werden. Prägend sind auch die straßenbegleitenden Eichen, deren Zustand und Erhalt in der Planung geprüft und berücksichtigt werden. Neben dem nördlich liegenden Botanischen Garten besteht die Randbebauung im restlichen Bereich hauptsächlich aus Wohn- und Gewerbeeinheiten. Derzeit besteht auf beiden Seiten ein Gehweg sowie ein separater Radweg. Der nördliche Radweg ist allerdings aufgrund des schlechten Zustands in einem Abschnitt auf 600 m Länge auf die Fahrbahn verlegt worden. Der gesamte o.g. Bereich der B1 soll grundhaft erneuert und in diesem Zuge entsprechend Berliner Mobilitätsgesetz beidseitig mit Geh- und Radweg ausgestattet werden. Ziel des gesamten Vorhabens ist es, die Nutzungsansprüche aller Verkehrsteilnehmer gerechter zu verteilen und untereinander verträglicher zu gestalten. Im Vordergrund steht dabei eine verbesserte Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden. Aktuell befindet sich das Vorhaben in der Vorplanungsphase, in der verschiedene Varianten eingehend analysiert werden, um abschließend eine Vorzugsvariante auszuwählen. Voraussichtliche Bauzeit: noch in Planung Ein Baubeginn ist noch nicht bekannt. Erst mit Festlegung einer Vorzugsvariante kann der Umfang und die Dauer der Baumaßnahme eingeschätzt werden.
In archivierten Blatt- und Nadelproben der Umweltprobenbank des Bundes wurden die Gehalte der persistenten und mobilen Substanz Trifluoracetat (TFA), dem Anion der Trifluoressigsäure, bestimmt. Die Messmethode wird beschrieben und validiert. Die TFA-Gehalte liegen überwiegend im zwei- bis dreistelligen µg/kg-Bereich (bezogen auf Trockengewicht), wobei die Blätter der Pyramidenpappel mit 1000 µg/kg die höchsten TFA-Gehalte aufweisen. Für beide Standorte der Pyramidenpappel und drei der vier Standorte der Rotbuche ergab sich ein statistisch signifikanter Anstieg TFA-Konzentration innerhalb des Untersuchungszeitraums von 1989 bis 2020. Auch die Ergebnisse für Nadelproben deuten auf einen Anstieg hin. Veröffentlicht in Texte | 177/2021.
Dieser Bericht beschreibt die Gehalte und zeitliche Entwicklungen der persistenten und mobilen Substanz Trifluoracetat (TFA), dem Anion der Trifluoressigsäure, in archivierten pflanzlichen Proben der Umweltprobenbank des Bundes. Die erhobenen Zeitreihen der TFA-Gehalte umfassen den Zeitraum von 1989 bis 2020. Der Bericht beschreibt zudem die analytische Methode zur Quantifizierung von TFA in den untersuchten pflanzlichen Matrices und gibt Angaben zur Methodenperformance. Die TFA-Gehalte untersuchter Blatt- und Nadelproben bewegten sich überwiegend im zwei- bis dreistelligen ÎÌg/kg-Bereich (bezogen auf das Trockengewicht). Proben unterschiedlicher Standorte derselben Baumart lagen jeweils in einem ähnlichen Konzentrationsbereich. Die höchsten TFA-Gehalte (bis zu ca. 1000 ÎÌg/kg Trockengewicht) wurde in Proben der Pyramidenpappel gefunden. Für beide Standorte der Pyramidenpappel und für drei der vier untersuchten Standorte der Rotbuche konnte ein statistisch signifikanter Anstieg der TFA-Gehalte innerhalb des Untersuchungszeitraums festgestellt werden. Die Ergebnisse der Nadelproben deuten ebenfalls auf einen Anstieg der TFA-Gehalte hin, wenngleich für diese, aufgrund der geringen Anzahl von Proben, keine statistische Trendbetrachtung möglich war.
Dieser Bericht beschreibt die Gehalte und zeitliche Entwicklungen der persistenten und mobilen Substanz Trifluoracetat (TFA), dem Anion der Trifluoressigsäure, in archivierten pflanzlichen Proben der Umweltprobenbank des Bundes. Die erhobenen Zeitreihen der TFA-Gehalte umfassen den Zeitraum von 1989 bis 2020. Der Bericht beschreibt zudem die analytische Methode zur Quantifizierung von TFA in den untersuchten pflanzlichen Matrices und gibt Angaben zur Methodenperformance. Die TFA-Gehalte untersuchter Blatt- und Nadelproben bewegten sich überwiegend im zwei- bis dreistelligen (mikro)g/kg-Bereich (bezogen auf das Trockengewicht). Proben unterschiedlicher Standorte derselben Baumart lagen jeweils in einem ähnlichen Konzentrationsbereich. Die höchsten TFA-Gehalte (bis zu ca. 1000 (mikro)g/kg Trockengewicht) wurde in Proben der Pyramidenpappel gefunden. Für beide Standorte der Pyramidenpappel und für drei der vier untersuchten Standorte der Rotbuche konnte ein statistisch signifikanter Anstieg der TFA-Gehalte innerhalb des Untersuchungszeitraums festgestellt werden. Die Ergebnisse der Nadelproben deuten ebenfalls auf einen Anstieg der TFA-Gehalte hin, wenngleich für diese, aufgrund der geringen Anzahl von Proben, keine statistische Trendbetrachtung möglich war. Quelle: Forschungsbericht
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 641–643 46 Bearbeitet von Ringo Dietze und Manfred Jung * (2. Fassung, Stand: Dezember 2018) * Aktualisierung Einführung Die Mulmkäfer stehen taxonomisch den weit be- kannten Schnellkäfern (Elateridae) und Prachtkäfern (Buprestidae) nahe (Lohse 1979a,b, Köhler & Klausnitzer 1998). Sie sind in der mitteleuropäischen Fauna nur mit Cerophytum elateroides (Latreille, 1804) vertreten. Cerophytum elateroides ist aus vielen Regionen Deutschlands gemeldet, fehlt jedoch in mehre- ren nördlichen und östlichen Bundesländern. Aus Sachsen-Anhalt liegen sowohl historische als auch aktuelle Nachweise vor. Die Art entwickelt sich aus- schließlich im morschem Holz oder Mulm anbrü- chiger Bäume, vor allem an sogenannten Spiegeln oder Frostplatten. Für die Larvalentwicklung werden trockene Bereiche in den unteren Stammbereichen bevorzugt. Bei der Wahl des Brutholzes scheint die Art wenig anspruchsvoll. Sie wird für verschiedenste Laubhölzer angegeben: Horion (1953) nennt Fagus, Quercus, Populus, Salix, Ulmus, Acer, Betula, Tilia, Juglans sowie Aesculus. Die sachsen-anhaltinischen Nachweise der letzten Jahre gelangen hauptsächlich an Aesculus, vereinzelt wurden Tiere auch an Ulmus, Tilia, Populus, Acer und Carpinus beobachtet. Die Nachweise in der Umgebung des Huy bei Halberstadt erfolgten ausnahmslos am Fuße alter Schwarzpap- peln (Populus nigra) und Pyramidenpappeln (Populus nigra ‚italica‘) unter dort regelmäßig am Boden lie- genden bis zu 15 Zentimeter dicken und mulmdurch- setzten Borkeschichten. Unsere Kenntnisse zum Bestand von C. elateroides in Sachsen-Anhalt müssen als unbefriedigend ein- geschätzt werden; weitere Meldungen existierender Brutbäume in Sachsen-Anhalt sind sehr erwünscht. Die geringe Nachweisdichte dürfte dabei verschie- dene Gründe haben. Zum einen wird das Auffinden von besiedelten Bäumen dadurch erschwert, dass die Populationen dieser Art in ganz Deutschland stark ausgedünnt scheinen. Auf der anderen Seite sind die nachtaktiven Tiere wohl nur durch systematische Su- che nachzuweisen (Horion 1953); Zufallsfunde dieser ausgesprochen seltenen Art sind nicht zu erwarten. Die vielfach ausgebliebenen Meldungen für Sachsen- Anhalt dürften aber vor allem mit der Seltenheit der Art einhergehen und ihre Ursache besonders darin finden, dass Cerophytum elateroides heute bereits aus vielen Landstrichen verschwunden ist. Mulmkäfer (Coleoptera: Cerophytidae) Um die Suche nach verbliebenen Vorkommen im Land zu erleichtern, sollen hier einige Hinweise gegeben werden, die sich maßgeblich aus Beobachtungen im Hallenser Stadtgebiet ableiten. Die Imagines wurden in den vergangenen Jahren besonders an Allee- und Straßenbäumen nachgewiesen. Beobachtungen im Waldinneren größerer Laubholzbestände ge- langen nur in wenigen Fällen. Die Imagines treten von April bis Juni auf; sie sind besonders in warmen, windstillen Nächten im Mai aktiv und verlassen das Innere des Brutholzes zumeist erst in der ersten oder zweiten Stunde nach Mitternacht. Die Käfer sind nicht flüchtig und halten sich bevorzugt an den Wandungen von Mulmhöhlen und auf rindenlosen Stellen der unteren Stammpartien auf. Auffällig ist das regelmäßige Vorkommen zusammen mit den Käferarten Nosodendron fasciculare (Nosodendri- dae), Procraerus tibialis (Elateridae) und Grynocharis oblonga (Ostomidae), deren Anwesenheit als ein Indiz für mögliche Vorkommen von Cerophytum betrachtet werden kann. Eine weitere Möglichkeit des Nachweises am Tage besteht im Aussieben von morschem Holz und von Bodenstreu um befallene Bäume. In Gebiet des Huy wurde die Art bisher ausschließlich an alten, solitären Schwarz- und Pyramidenpappeln, meist „Bachbeglei- tern“, gefunden. Solche Bäume sind in den letzten Jahrzehnten aber durch natürliche Überalterung und Absterben oder durch Bachbegradigungen ver- schwunden, sodass in der Folge auch das Verschwin- den von Cerophytum zu befürchten ist. An den wenigen heute noch bekannten Fund- stellen im Land tritt die Art sehr vereinzelt auf. Neue Angaben liegen hauptsächlich aus dem nordöstlichen Harzvorland (Huy bei Halberstadt) und dem Stadt- gebiet von Halle vor. Sachsen-Anhalt dürfte (mit etwa 30–40 in den letzten zehn Jahren beobachteten Exem- plaren) eine der Regionen mit den gegenwärtig wohl größten bekannten Vorkommen in Deutschland sein. Auch bilden diese Nachweise scheinbar einen Teil der nördlichen Verbreitungsgrenze. Dies zeigt zum einen, wie nahe die Bestände am Rande der Auslöschung stehen, andererseits wird deutlich, welche besondere Rolle dem Land Sachsen-Anhalt zukommt, diese aus- gesprochene Rarität unserer Wälder zu erhalten. Datengrundlagen Zur Beurteilung des Bestandes der Cerophytidae Sachsen-Anhalts wurden die faunistischen Arbeiten und Verzeichnisse von Wahnschaffe (1883), Borchert (1951), Rapp (1933–35) und Horion (1953), herangezo- gen. Mehrere Kollegen teilten aktuelle Nachweise der beiden Arten mit. Die Daten der im Dessauer Mu- 641 Mulmkäfer Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Cerophytidae Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 - - 100,0 - seum vorhandenen Belege wurden freundlicherweise von A. Schöne aufgenommen und übermittelt. Die Nomenklatur richtet sich nach Bleich et al. (2018). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Den Beständen der Art wurde und wird durch ver- schiedene Faktoren erheblich zugesetzt. Die Ursachen der Gefährdung decken sich mit denen, die auch für die Verarmung der Fauna anderer xylobionter Insek- ten verantwortlich zu machen sind: − Abnahme des Durchschnittsalters der Baumbe- stände und Verringerung des Anteiles unterschied- licher Altersklassen in der Zusammensetzung der Baumschicht, − Etablierung florenfremder Gehölze und Schaffung strukturarmer Forste, − Entfernung und Beschnitt von Alleebäumen, Über- hältern und exponiert stehenden Einzelbäumen, 3 - - Rote ListeGesamt 11 − Fehlen von Feldgehölzen, Waldrandstrukturen und der Vernetzung der Baumbestände dienender Saumbiotope, − Genehmigung/Duldung des unter finanziellen Aspekten geschehenden Einschlages von Bäumen in unter Schutz stehenden Biotopen, − Auswirkungen der „Waldhygiene“ und drastische, aus der Umsetzung der Verkehrssicherungspflicht durch Grundstückseigentümer, Kommunen und Forstämter entstehende Folgen: Verschwinden be- sonders wertvoller Strukturelemente und Nischen aus den Wäldern, Parks, Ortschaften und Baumbe- ständen entlang der Straßen, − Entfernung von anbrüchigen und abgestorbenen Bäumen, Wurzelstöcken und herabgebrochenem Astwerk aus den Wäldern; Ausfräsung von Wurzel- stöcken, Versiegelung von Mulmhöhlen. Wenn diese Beeinflussungen in diesem Maße weiter wirken, ist in absehbarer Zeit mit dem Verschwinden des Cerophytum aus unseren Baumbeständen zu Abb. 1: Der Mulmkäfer Cerophytum elateroides entwickelt sich in morschem Laubholz, vorzugsweise Pappeln und wird dort im Frühjahr ge- funden (Foto: P. Krásenský, www.insect-foto.com). 642 Mulmkäfer rechnen. Die Gefahr der Auslöschung dieses holz- bewohnenden Käfers in Sachsen-Anhalt ist dabei besonders groß, weil sich tiefgreifende Eingriffe von waldbaulicher und „waldhygienischer“ Seite besonders in Populationen niederschlagen, die entweder bereits stark ausgedünnt sind oder seit jeher an der Grenze der die Erhaltung sichernden Individuenzahl bestehen. Ferner treffen Schädigungen der Habitatstrukturen in besonderem Maße die stenotopen Arten, deren Popu- lationen dann schlagartig aussterben können. Der Gefahr des Aussterbens dieser Art im Land ist allein durch konsequenten Schutz der von ihr besie- delten Habitate zu begegnen. Dies setzt selbstredend die Kenntnis der heute noch existierenden Vorkom- men voraus, um Maßnahmen zum Schutz gezielt an- setzen zu können. Bruthölzer bekannter Populationen sind bedingungslos vor der Vernichtung durch forst- wirtschaftliche Maßnahmen zu bewahren. An Stellen, wo der Erhalt von Brutbäumen mit den aus der Ver- kehrssicherungspflicht entstehenden Forderungen nicht zu vereinbaren scheint, sind andere Möglichkei- ten der Sicherung der Population zu prüfen. Art (wiss.)Kat. Cerophytum elateroides Latreille, 18041 Nomenklatur nach Bleich et al. (2018). Danksagung Wir danken Herrn Pavel Krásenský für die Bereitstellung des Fotos von Cerophytum elateroides sehr herzlich. Literatur Bleich, O., Gürlich, S. & F. Köhler (2018): Verzeichnis und Verbreitungsatlas der Käfer Deutschlands. – www. coleokat.de [download-Datum: 18.4.2018] Borchert, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Raumes. – In: Magdeburger Forschungen, Bd. II. – Magdeburg: Rat der Stadt Magdeburg (1951). – 264 S. Horion, A. (1953): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. – Bd. 3, München. Koch, K. (1989): Die Käfer Mitteleuropas. Ökologie. – Bd. 2 – Pselaphidae bis Lucanidae. – Krefeld. Lohse, G.A. (1979a): 35. Familie: Cerophytidae.- In: Freude, H., Harde, K.W. & G.A. Lohse (Hrsg.)(1979): Die Käfer Mitteleuropas. – Band 6, Goecke & Evers (Krefeld): 186–187. Rapp, O. (1933–35): Die Käfer Thüringens unter be- sonderer Berücksichtigung der faunistisch- ökolo- gischen Geographie. – Bde. I–III. Erfurt. Wahnschaffe, M. (1883): Verzeichnis der im Gebiet des Aller – Vereins zwischen Helmstedt und Magde- burg aufgefundenen Käfer. – Neuhaldensleben. Anschrift des Autors Manfred Jung Hauptstraße 26a 38822 Athenstedt E-Mail:manfred.jung.col@gmx.de 643
Das Areal reicht im Norden von Dänemark und Schweden und im Süden von Sizilien über den Balkan bis weit in den Osten über die europäischen Grenzen hinaus. Die Art erreicht mit den isolierten Funden in Deutschland ihre westliche Verbreitungsgrenze. Nachsuche und Wiederfunde in Sachsen-Anhalt und Sachsen. Die Angabe von Trends ist nicht möglich. Hier handelt es sich um den Wiederfund einer Reliktart am westlichen Arealrand. Der Fundort in Sachsen-Anhalt, an dem die Art in Deutschland wieder nachgewiesen werden konnte, hat keinen konkreten Flächenschutz. Er liegt am Rande eines FFH- und Landschaftsschutzgebietes. Die Fundstelle, 20 qm einer Windschutzhecke in direkter Nachbarschaft zu einer aufgegebenen Streuobstwiese, einem Halbtrockenrasen und einer intensiv genutzten Ackerfläche, ist sehr kleinflächig. In dieser Hecke stehen drei alte Pyramidenpappeln, die zusammenzubrechen drohen. Es ist zu vermuten, dass das Vorkommen von X. lativentris dort am Boden mit den Pappeln und ggf. wie bei der Schwesterart X. formicetorum mit dort vorhandenen Ameisenkolonien assoziiert ist. Durch einen erfolgten Besitzerwechsel droht die Fläche in intensive Bewirtschaftung genommen zu werden, was ein Fällen der Pappeln mit sich bringen würde. Trotz intensiver Nachsuche in der unmittelbaren und weiteren Umgebung der Fundstelle konnten keine weiteren Nachweise der Art geführt werden. Der Fundort in Sachsen ist recht ähnlich charakterisiert. Er liegt am Rande einer Wiederaufforstungsfläche, umgeben von intensiv genutzen Äckern. Wiederfund für Deutschland: 1999, nach über 50 Jahren ( Jung 2009). Péricart (1972) gibt Funde aus dem Harz und von Borkum an, die er selbst nicht geprüft hat. Hätte in der Vorgängerliste in Kategorie 0 geführt werden müssen. Aus Niedersachsen liegen keine gesicherten Nachweise für die alten Meldungen vor.
Wegen des hohen kanzerogenen Potentials einiger ihrer Vertreter ist den PAH eine besondere Bedeutung beizumessen. Um moeglichst viele Standorte in Routinemessprogramme einzubeziehen, sollten mit dem Projekt die Messungen des lufthygienischen Ueberwachungssystems Sachsen-Anhalt (LUeSA) erweitert werden. Ziel der Arbeiten war insbesondere die Erfassung und Bewertung der raeumlichen Differenzierung der PAH-Belastung mit Hilfe von Wirkungsuntersuchungen an der Pyramidenpappel sowie Ableitung von Beziehungen zur Belastung von Nahrungs- und Futterpflanzen. Weiterhin wurden methodische Beitraege zur Erfassung der PAH-Belastung mit Hilfe von Passivsammlern geleistet.
Pyramidenpappel Säulenpappel Spitzpappel Italienische Pappel wissenschaftlicher Name: Populus nigra 'Italica' Erläuterung: Ein typischer Laubbaum in ballungsraumnahen Ökosystemen und Indikator zur Charakterisierung der Immissionssituation einer Vegetationsperiode.