Ministerium für Wirtschaft und Arbeit - Pressemitteilung Nr.: 101/08
Ministerium für Wirtschaft und
Arbeit - Pressemitteilung Nr.: 101/08
Magdeburg, den 29. Mai 2008
Pressereise zum Thema
¿Erneuerbare Energien¿
Haseloff: Land zielt auf Versorgungssicherheit, Klimaschutz und
wettbewerbsfähige Energiepreise
Sachsen-Anhalt ist das Land der
Erneuerbaren Energien: Allein 2006 wurde fast 24 Prozent des im Land erzeugten Bruttostromes
aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Die Windenergie speiste dabei 2.700 Mio.
kWh, die Biomasse 1.300 Mio. kWh, der Energieträger Wasserkraft 68 Mio. kWh, Deponiegase
52 Mio. kWh und die Photovoltaik rund 19 Mio. kWh ins regionale Stromnetz ein.
Insgesamt wurden 4.100 Mio. kWh Strom aus Erneuerbaren Energie 2006 produziert,
das ist beinahe die doppelte Menge des Bundesdurchschnitts.
¿Das Ende des Ölzeitalters hat
begonnen, dieser Erkenntnis müssen wir uns stellen¿, betonte Wirtschaftsminister
Dr. Reiner Haseloff am Donnerstag vor Fachjournalisten aus ganz Deutschland,
die sich im Rahmen einer Pressereise noch bis Freitag von der Spitzenposition
Sachsen-Anhalts bei der Erzeugung regenerativer Energien überzeugen können. ¿Es
ist höchste Zeit, die Energiepolitik konsequent umzustellen und auf heimische,
nachwachsende Ressourcen zu bauen. Davon profitieren die Umwelt, die Menschen
und die heimische Industrie gleichermaßen¿, sagte Haseloff während der Abendveranstaltung
in Halberstadt. Die Bedeutung regenerativer Energie wächst dabei rasant. Laut
Bundesumweltministerium konnten im vergangenen Jahr 114 Millionen Tonnen CO2
eingespart und Importe fossiler Brennstoffe ¿ insbesondere von Öl und Gas ¿ im
Wert von 5,9 Mrd. Euro vermieden werden.
¿Im Jahr 2007 betrug der Anteil der
Erneuerbaren Energien 9,6 Prozent am Primärenergieverbrauch unseres Landes¿,
führte Haseloff ergänzend aus. ¿Im Bundesdurchschnitt waren es etwa 6,6
Prozent. Die ¿Klimaverbesserung¿ wirke sich dabei auf alle Bereiche aus, wie
z.B. die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung oder auf die
Arbeitsmarktsituation. So ist allein die Zahl der Arbeitsplätze in dieser
Zukunftsbranche auf rund 240.000 im Bundesgebiet gestiegen, in Sachsen-Anhalt
sind es rund 16.000.
Marktführerschaft ¿ made in Sachsen-Anhalt
¿Gerade Unternehmen aus unserem Land tragen dazu
bei, die deutsche Technologieführerschaft zu unterstreichen¿, erklärte Minister
Haseloff. ¿Erwähnt sei nur die Q-Cells AG, der weltweit größte,
konzernunabhängige Hersteller von Solarzellen, oder die Enercon GmbH, einer der
führenden Hersteller von Windenergieanlagen.¿ Mehr als die Hälfte der im vergangenen
Jahr installierten Windenergieanlagen produzierte das Unternehmen, das mit drei
Standorten in Magdeburg vertreten ist. Die 2004 eingeführte neue Rotorblattgeometrie
erhöht die Ertragswerte signifikant, bei gleichzeitiger Verringerung der
Schallemissionen und Reduzierung der einwirkenden Lasten. Das innovative Antriebssystem aus wenigen drehenden
Bauteilen ermöglicht einen nahezu reibungslosen Energiefluss.
Regenerative Modellregion Harz ¿
Gewinner des E-Energy Wettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie
Doch nicht nur in der Produktion von
Windkraftanlagen setzt das ¿Frühaufsteher-Land¿ Maßstäbe, auch in ihrer Nutzung
wird Sachsen-Anhalt immer mehr zum ¿Musterländle¿. Damit steht Sachsen-Anhalt
nach Niedersachsen und Brandenburg an dritter Stelle in der Stromerzeugung aus Windkraft.
Die Windverhältnisse zwischen Altmark und Harz sind für 2000 Windrotoren günstig:
Sie weisen an den Standorten exzellente Stromerträge aus und können zwei
Fünftel des Nettostromverbrauchs abdecken. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass immer mehr Kommunen ihre Versorgung auf regenerative Energien umstellen,
wie z.B. die ¿Stadt der Erneuerbaren Energien¿, Dardesheim im Harz. Sämtliche benötigten Energien (Strom, Wärme,
Verkehr) können aus heimischen erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Das Besondere
an Dardesheim ist, dass hier alle drei Energiearten - Wind, Solar und Biomasse
¿ zusammenspielen. 33 Windräder ragen
über dem Dardesheimer Hausberg, dem Druiberg, auf einer ehemaligen Radaranlage
der Russen in den Himmel. Darunter auch eines der leistungsfähigsten Windräder
der Welt, eine 125 Meter hohe Sechs-Megawattanlage (der Enercon GmbH), die
allein mehr als 4.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen kann. Insgesamt erzeugt der Windpark Druiberg das
40-fache des gesamten Stromes der Kommune. Die überschüssige Energie wird in
das Netz der HSN eingespeist, was sich dank des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes
ebenfalls positiv bezahlt macht.
Um den Strom aus Erneuerbaren Energien noch effizienter
zu nutzen und die Netzstabilität bei zu hohen Schwankungen zu sichern, wollen
der Windpark Dardesheim sowie HSN, E.ON-Avacon und die Vattenfall Europe GmbH
überschüssige Kapazitäten im 30 km entfernten Pumpspeicherwerk Wendefurth
speichern. Diese Planung war Ausgangpunkt für das weit größere Projekt mit 14
weiteren Partnern zur Entwicklung eines regionalen regenerativen
Kombikraftwerkes mit den regionalen Biogas- und Solaranlagen unter Beteiligung
variabilisierungsfähiger Verbrauchslasten und weiterer Speichertechnologien wie
Elektrofahrzeuge.
Das als ¿RegModHarz ¿ Regenerative Modellregion
Harz¿ zusammengefasste Projekt ist im März dieses Jahres als eines von sechs
Gewinnern des E-Energy Wettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie sowie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit ausgezeichnet worden. Beteiligt sind daran u.a. auch der
Landkreis Harz, die dort tätigen vier regionalen Stadtwerke Halberstadt,
Blankenburg, Quedlinburg und Wernigerode, die Siemens AG sowie die Universität
Kassel und die Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität.
Wind und Sonne im Zapfhahn
¿Die Benzin- und
Dieselpreise an den deutschen Tankstellen werden weiter munter steigen, da
müssen wir uns langfristig nichts vormachen¿, sagte Dardesheims Bürgermeister
Rolf Dieter Künne. ¿Auch hier setzen wir auf Alternativen: Wir tanken
elektrisch betriebene Autos mit Sonnen- und Windenergie. Unser E-Golf erreicht
eine Geschwindigkeit von 100 km/h und eine Reichweite von rund 100 km.¿ Inzwischen wird in Dardesheim zehnmal mehr Energie
erzeugt, als für Strom Wärme und Mobilität benötigt wird.
Energieversorgung aus nachwachsenden regionalen Rohstoffen
Ein
weiteres Paradebeispiel für die nachhaltige Umsetzung eines ausgewogenen
Energiemixes auf kommunaler Ebene sind auch die Stadtwerke Wanzleben. Hier
ergänzen sich Biogas und Solarthermie. Die 2004 in Betrieb genommene Biogasanlage hat eine Leistung von 500 KW
elektrisch / 660 KW thermisch und kann 1300 Haushalte mit Strom versorgen. Das
sind 25 Prozent Versorgungsanteil im Bereich der Fernwärme der Stadt Wanzleben.
Die Biomasssekraftanlage nutzt dabei die Rohstoffe aus der ansässigen Landwirtschaft:
Ausgangsstoffe sind z.B. Maissilage und Gülle. Die kommunale Energieversorgung
ergänzt eine Solarthermieanlage mit einer Jahresheizleistung von 245.000 kWh,
der zusammen mit der Biogasanlage ab dem Sommer den gesamten Wärmebedarf der
Stadt decken wird. Einen hohen Energieertrag garantieren die
Hightech-Sonnenkollektoren im Vergleich zur Wärmeerzeugung mit fossilen
Brennstoffen wie Öl oder Gas. CO2 -Emissionen werden um 170 t/a reduziert.
Somit liefert die Solarthermieanlage Wanzleben einen erheblichen Beitrag zum
Klimaschutz.
¿Mit dem Ausbau der energetischen Nutzung von
Biomasse wollen wir in den kommenden Jahren, auch mit Mitteln des EU-Strukturfonds,
die Emission von Klimaschadgasen weiter senken und einen noch stärkeren Beitrag
zum Klimaschutz leisten¿, ergänzte Haseloff. EU-Energiekommissar Andris
Piebalgs hat bei seinem Besuch der Stadtwerke Wanzleben im Frühjahr dieses
Jahres den Stellenwert regenerativer Energieträger und die Erfahrungen beim Einsatz
von europäischen Mitteln zur Förderung von alternativen Energietechnologien ausdrücklich
gelobt.
Gefahr für blühende Landschaften?
Im Bereich der Herstellung biogener Treibstoffe
nimmt Sachsen-Anhalt bereits heute eine führende Position ein. Rund 70 Prozent
der Kapazitäten für Bioethanol in Deutschland und nahezu die Hälfte für
Biodiesel stehen in Sachsen-Anhalt. Nachdem sich die
Besteuerung auf Biodiesel zum 1. Januar 2008 um 6 auf 15 Cent je Liter erhöht
hat, ist es zu einem dramatischen Absatzeinbruch gekommen. Ein Minus von 37
Prozent vermeldet die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V.
(AGQM) allein für die ersten Monate des Jahres. ¿Hochsubventionierte
Billigimporte aus Übersee einerseits bei gleichzeitiger, unbotmäßiger
Besteuerung unseres heimischen Biodiesels andererseits können zu einem völligen
Stillstand führen¿, befürchtete Haseloff. ¿Leider sind unsere mahnenden Worte
an den Toren des Bundesfinanzministeriums bis dato ungehört abgeprallt.¿
Dabei erkennt auch die landwirtschaftliche
Industrie zusehend ihre Rolle im Mix Erneuerbarer Energien. Vor den Toren
Wanzlebens investiert die Nordzucker AG in eine 70 Mio. große Anlage zur
Bioethanol-Produktion. In Klein-Wanzleben
sollen jährlich zunächst 130.000 Kubikmeter Bio-Kraftstoff aus Rüben
hergestellt werden. Den Rohstoff liefern 3.600 Landwirte aus vier Bundesländern.
Mit der Verarbeitung der Feldfrucht ergänzt neben dem Raps und dem Weizen ein
weiterer Bio-Kraftstoff die heimische Wertschöpfungskette.
Neue optimierte Wege der
Energiegewinnung
Sachsen-Anhalter Unternehmen
erforschen und nutzen jedoch nicht nur die Elemente Sonne, Wasser und Luft, sie
setzen auch verstärkt auf Erdwärme. Bereits unterhalb einer Tiefe von 20 m hat
die Sonne keinen Einfluss mehr auf die Temperatur des Bodens. In
oberflächennahen Bereichen sind die Erdtemperaturen mit 7 bis 11 Grad in
Deutschland relativ niedrig. Je tiefer man bohrt, desto höher steigt allerdings
ihre Temperatur ¿ je hundert Meter um ca. 3 Grad Celsius. Die BLZ Geotechnik
Gommern nutzt die Potenziale der oberflächennahen Geothermie. Dank der Nähe zum
Bergbau, der Vielseitigkeit der Geschäftsfelder und intensiver Forschung konnte
das mittelständische Unternehmen 2002 ein innovatives Verfahren zur Gewinnung
von Erdwärme für Jedermann einführen, das energie-, umweltschonend und
bezahlbar genutzt werden kann. Das System AmoTherm hat eine wesentlich höhere
Wärmeentzugsleistung als vergleichbare Systeme. Weltweit zählt die BLZ mit
diesem Innovationsvorsprung zu den Marktführern im Bereich der Geothermie.
Auch im Bereich der Optimierung von
Brennstoffzellen, Batterien und Superkondensatoren stehen Unternehmen aus
Sachsen-Anhalt international für Qualität ¿ made in Germany. Die FuelCon AG in
Barleben setzt mit großem Erfolg auf Test-, Fertigungs- und Diagnosesysteme für
Brennstoffzellen, die eine Grundlage effektiver Energienutzung sind. Mit der
Teststandsserie ¿Evaluator¿ stellt das Unternehmen Prüfstände für alle
typischen Brennstoffzellentechnologien wie in einem Leistungsbereich von
einigen Watt bis zu 150 kW Brennstoffzellenleistung her. Darüber hinaus bietet
FuelCon ein umfangreiches Portfolio an Diagnosegeräten und
Erweiterungsoptionen. Ein Know-how, auf das die Forschung immer stärker
zugreift. So untersucht das unlängst in Dresden eröffnete Fraunhofer-Institut
für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in seinem SOFC-Testzentrum die
Praxistauglichkeit von Brennstoffzellenstacks und ¿systemen mit Hilfe von
FuelCon Testständen. Die Stacks eignen sich als mobile Stromgeneratoren für
Campingfahrzeuge, Boote, LKWs oder PKWs, aber auch für die stationäre Anwendung
zur Strom-, Wärme- und Kältegewinnung oder zur Verstromung von Biogas in der
Landwirtschaft. Die FuelCon AG wurde in ihrer Forschungsarbeit durch den Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen der Förderungen von
Innovationsassistenten unterstützt.
www.investieren-in-sachsen-anhalt.de
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Das Projekt "Wind Power Management System" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) - Institutsteil Kassel durchgeführt. Im Rahmen laufender Forschungsaufträge wurde aus dem Wind Power Management System (WPMS) ein sehr umfangreiches und flexibles Windleistungsprognosesystem, das den unterschiedlichen Anforderungen der Nutzer entspricht. Zurzeit ist das WPMS bei sechs Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) in drei europäischen Ländern im operationellen Einsatz und findet zusätzlich in vielen Forschungsvorhaben wie dem 'Regenerativen Kombikraftwerk' und dem 'Wind on the Grid' Projekt seine Anwendung. Das WPMS liefert einen wertvollen Beitrag für den Handel mit Windenergie, für die wirtschaftliche und technische Einsatzplanung der zur Verfügung stehenden Kraftwerke sowie für die Gewährleistung der Netzstabilität. Das WPMS ist ein modular aufgebautes Softwaresystem, das die unterschiedlichsten Anforderungen der Nutzer erfüllt. Im Einzelnen erhält der Nutzer eine: - Folgetagsprognose bis zu 96 Stunden, - hoch aufgelöste Kurzzeitprognose bis zu 8 Stunden, - Istwert-Bestimmung der eingespeisten Windenergie aus Messwerten repräsentativer Windparks, . regionale Prognose mit einer begrenzten Anzahl prognostizierter Windparks. Um aus den vorhergesagten meteorologischen Daten und Messungen die zu erwartende Windleistung repräsentativer Windparks zu prognostizieren, verwendet das Wind Power Management System Künstliche Neuronale Netze (KNN). Die Hochrechnungsalgorithmen, mit deren Hilfe die gemessenen oder die durch KNN prognostizierten Leistungen repräsentativer Windparks auf größere Regionen umgerechnet werden, sind weitere wichtige Bestandteile des Systems. Für besondere Anwendungen erhält der Nutzer die Möglichkeit, die Prognosequalität des Systems durch ein Nachtraining der KNN mit erweiterten Daten selbstständig zu verbessern. Das WPMS zeichnet sich auch durch die gute Integrierbarkeit in die IT nfrastrukturdes Kunden aus. Je nach Kundenwunsch kann das WPMS mit und ohne grafische Oberfläche als eigenständige Anwendung oder auch als integraler Bestandteil der Leitwartensoftware laufen. Zusätzlich lassen sich, bedingt durch den modularen Aufbau des Systems, auch einzelne Einheiten extrahieren und bedarfsgerecht beim Kunden integrieren.