Diskussion und Zusammenfassung: Die Untersuchung von Juni bis Oktober 1979 statt. Die Untersuchung der unteren Ems zwischen Emden und Papenburg ergab eine deutliche ökologische Gliederung in vier Abschnitte, die sich auf unterschiedlicher Artenzusammensetzung und flussaufwärts abnehmender Abundanz und Biomasse begründen. Allein der Abschnitt IV, die Leda, die bei Leerort in die Ems mündet, bildet eine Ausnahme. Trotz weiter reduzierter Artenzahl steigen hier Besiedlungsdichte und Biomasse wieder an. Eine mögliche Ursache dieser Erscheinung könnte in der Sedimentbeschaffenheit zu suchen sein. Summary: In the river Ems between Papenburg and Emden, which is the transition area from freshwater to lowly concentrated brackish water, a survey of the macrozoobenthos fauna (including Oligochaeta) of the intertidal mudflats was carried out. In addition, salinity distribution, properties of the sediment and composition of the intertidal reed belts ere investigated. The whole investigative area shows a very pronounced uniformity of the substratum. In all stations the material is composed of mud in more or less soft consistency which contains a blend of sand only in the upstream area, close to the channel, or in the vicinity of sluices.
Die Messstelle Transekt 04 Westufer zw. Steg und Bootshütte, vor Schilfgürtel (Messstellen-Nr: 106948) befindet sich im Gewässer Simssee. Die Messstelle dient der Überwachung des biologischen Zustands.
Die Gemeinde Huisheim plant am Baggersee in Gosheim auf dem Grundstück Fl.-Nr. 2177/2 der Gemarkung Gosheim zwei Flachwasserzonen herzustellen. Die entstehende nördliche Flachwasserzone soll sich auf eine Länge von 120 m und einer Breite von 50 m erstrecken. Im nördlichen Bereich des Baggersees sollen zunächst das Jungholz entfernt und der Oberboden abgetragen werden. Anschließend wird der Unterboden abgetragen und am östlichen Ufer des Baggersees eingebracht. Die in der nördlichen Flachwasserzone entnommenen Schilfgürtel werden in passende Uferbereiche versetzt. Das entfernet Jungholz soll als Totholz die strukturelle Aufwertung des Maßnahmenbereichs (Laichsubstrate, Fischeinstände) gefördert werden. Die bereits bestehende südliche Flachwasserzone soll auf einer Länge von 30 m und einer Breite von 18 m bis zu einer maximalen tiefe von 1,2 m Tiefe vertieft werden. Durch die Herstellung der Flachwasserbereiche am Baggersee soll die ökologische Habitatausstattung des Gewässers maßgeblich verbessert und als Folge davon die nachhaltige, fischereiliche Ertragsfähigkeit erhöht werden.
Die Ortsgemeinde Hollnich hat bei der Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises als Untere Wasserbehörde einen wasserrechtlichen Antrag auf Plangenehmigung einer Gewässerausbaumaßnahme gemäß § 68 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) gestellt. Ein bereits errichteter, ursprünglich als Teil der Niederschlagswasserbewirtschaftung vorgesehener sowie bislang ungenehmigter Teich, soll weiterhin erhalten und betrieben werden. Der Teich verfügt über eine Gesamtfläche von rund 290 m². Da er bereits über einen längeren Zeitraum besteht, beherbergt er eine Pflanzenvielfalt und bietet Tieren und Insekten in zunehmend trockener werdenden Sommern einen hochwertigen Lebensraum. Die bestehende Pflanzenvielfalt zeichnet sich durch einen Schilfgürtel im östlichen Uferbereich, einer blütenreichen Flachwasserzone, Seggen & Binsen, einem Schwimmpflanzenbereich, Binsen-Pfeilkraut-Gesellschaften und einem Seggen-Iris-Bereich aus.
Länge: 23 Kilometer Start: Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain, ÖPNV: Bus- und Tram-Haltestelle Am Friedrichshain Ziel: Hönow, Mahlsdorfer Straße, ÖPNV: U-Bahnhof Hönow Der Weg verbindet folgende Landschaftsräume, Grünflächen und sehenswerte Orte miteinander (Auswahl): Volkspark Friedrichshain – Anton-Saefkow-Park – Volkspark Prenzlauer Berg – Sportforum Hohenschönhausen – Orankesee mit Strandbad – Oberseepark – Naturschutzgebiet Fauler See – Naturschutzgebiet Unkenpfuhle Marzahn – Hochzeitspark Marzahn-Hellersdorf – Bürgerpark Marzahn – Wiesenpark an der Wuhle – Landschaftsschutzgebiet Hönower Weiherkette Wegverlauf als Download: GPX-Datei – KML-Datei – PDF-Datei Der Hönower Weg beginnt am Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain und endet nach 22 km am östlichen Stadtrand an der Hönower Weiherkette in Hellersdorf. Der Volkspark Friedrichshain entstand 1846 als erste kommunale Grünanlage Berlins nach einer Idee von Peter Joseph Lenné zum Thronjubiläum Friedrichs II. Über den Answalder Platz gelangt man zum Anton-Saefkow-Park und wenige Schritte weiter nördlich in den Volkspark Prenzlauer Berg – eine Grünanlage mit Trümmerberg-Doppelgipfel. Gleich nach Friedrichshain und Prenzlauer Berg beginnt Hohenschönhausen – für viele der Inbegriff für „Wohnen im Plattenbau“. In Alt-Hohenschönhausen verläuft der Weg durch den grünen Kern eines alten Villenviertels entlang von Oranke- und Obersee. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Faule See – ein natürlich entstandenes und von einem Schilfgürtel umgebenes Gewässer, das zum gleichnamigen Naturschutzgebiet gehört. Nachdem der Weg ein Gewerbegebiet hinter sich gelassen hat, gelangt man über den „Unkenpfuhl“ zum Hochzeitspark , in dem Brautpaare bis 2016 Bäume pflanzen konnten. Es folgt der Bürgerpark Marzahn inmitten einer typischen Plattenbau-Großsiedlung. Hinter dem Betriebshof Marzahn erreicht man schließlich den Wiesenpark im Wuhletal, an dessen Ende die Wuhle gequert wird und man Hellersdorf erreicht. An Wohnblöcken mit grünem Umfeld vorbei verläuft der Hönower Weg nun bis zum Landschaftsschutzgebiet Hönower Weiherkette . Dabei handelt es sich um einen Rinnenverbund aus zwölf Pfuhlen, der am U-Bahnhof Hönow – ebenso wie der Hönower Weg endet.
Jeder der vier aus ehemaligen Torfstichen und Fischteichen entstandenen Teiche ist anders strukturiert. Vom Zentrum des Gebietes aus hat man einen guten Überblick über die Teichlandschaft. Vier Aussichtsplattformen eröffnen die Sicht auf die Wasserflächen hinter den Kulissen der breiten Schilfgürtel. Das NSG ist ein bedeutendes Rast- und Brutgebiet für Wasservögel und Schilfbrüter, aber auch Arten der Hecken und Waldränder wie Pirol, Sperbergrasmücke, Braun- und Schwarzkehlchen sind hier heimisch. Als Amphibienlaichplatz sind die Teiche von überregionaler Bedeutung. Zauneidechse und Ringelnatter können regelmäßig beobachtet werden. Im Sommer jagen mehr als 20 Libellenarten über dem Wasser. Über 330 wildwachsende Pflanzenarten wurden bereits im Gebiet nachgewiesen, von denen viele Arten in der Roten Liste Berlins geführt werden. Zur Erhaltung der Wiesen und Offenflächen werden Robustrinderrassen eingesetzt, die mit den Gegebenheiten gut zurechtkommen. Vom S-Bahnhof Karow erreicht man das NSG zu Fuß in gut 20 Minuten. Ein weiterer Eingang liegt an der Bucher Straße. Das Gebiet ist durch Rundwege erschlossen. Besonders für Vogelkundler sind die Teiche ein beliebtes Beobachtungsgebiet, das immer wieder Überraschungen bereit hält. Die Mitnahme von Ferngläsern lohnt sich! Nicht weit ist es zum Bucher Forst und dem NSG Bogenseekette und Lietzengrabenniederung . Die Gebiete sind über Wanderwege miteinander verbunden. Der gebietsübergreifende Panke-Wanderweg und der Barnimer Dörferweg kreuzen sich im NSG und laden zu längeren Ausflügen ein. Ob Fahrradtouren, Ganztagestouren oder Abendspaziergänge, die Karower Teiche bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ausflugstipps – Auf Försters Wegen Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde, Waldweideprojekt
Bedekaspel/ Aurich – Nach Abschluss der Vorbereitungen erfolgte am Mittwoch der Start für die eigentlichen Baumaßnahmen am Stauwehr I am Großen Meer bei Bedekaspel. Im Auftrag des I. Entwässerungsverbandes Emden plant die Betriebsstelle Aurich des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) die Anlage und übernimmt die Bauleitung des knapp 8,50 Meter breiten Stauwerkes im Marscher Tief. „Mit Hilfe einer beweglichen Klappe können wir den Zufluss aus dem Tief in das Große Meer regulieren und damit den Wasserstand in Ostfrieslands größtem Binnengewässer sowohl im Sinne des Hochwasserschutzes als auch des Naturschutzes beeinflussen“, erläuterte Bauleiter Henning Paulsen-Jacobs vom NLWKN in Aurich. Die Maßnahme ist Teil eines Gesamtprojektes, das vorsieht, an vier Zu- und Abflüssen ähnliche Stauwehre zu errichten: „ Im Hochwasserfall – zum Beispiel als Folge von Starkregen – kann das im Großen Meer befindliche Wasser durch die Stauanlagen zurückgehalten werden. Nach Abfluss des Hochwassers aus dem Verbandsgebiet kann das Wasser aus dem Meer gezielt abgelassen und kontrolliert zum Schöpfwerk an der Knock geleitet werden“, informierte Verbandsvorsteher Reinhard Behrends vom Entwässerungsverband. „Die Stauwehre drei und vier am Heikeschloot sowie an der Westerender Ehe im Süden des Meeres wurden in den vergangenen beiden Jahren bereits verwirklicht“, ergänzte Verbandsingenieur Jan van Dyk. Zusätzlich zum Stauwehr I werden in diesem Jahr am Westufer des Großen Meeres noch zwei Dämme entstehen. „Grund hierfür ist, dass das Meer in diesem Bereichen Verbindung zum Marscher Tief hat, die Dämme sollen verhindern, dass es hier im Staufall zu einem unerwünschten Wasseraustausch zwischen See und Fließgewässer kommt“, sagte Paulsen-Jacobs. Neben dem Hochwasserschutz profitiert auch die Natur von der Regulierung: Das im Winter natürlich auflaufende Hochwasser soll mit Hilfe der Stauanlagen einige Tage im See gehalten werden, um so zu einer Revitalisierung des ökologisch wertvollen Schilfgürtels beizutragen. Hintergrund sind die zunehmenden Probleme des Flachsees mit zunehmender Verschlammung, Verlandung und Verbuschung sowie der zum Teil schlechten Wasserqualität. Nach Abschluss der Baumaßnahmen – voraussichtlich im Jahr 2012 – wird der I. Entwässerungsverband Emden die Stauwehre betreiben und von seinem Schöpfwerk an der Knock fernsteuern. Die Pegeldaten der einzelnen Wehre können ebenfalls von der Knock aus abgerufen werden und liefern wichtige Grundlagen zur Steuerung der Anlagen. Die Wehre I und II, die im von Sportbootfahrern genutzten Nordteil des Meeres liegen, sind aus Sicherheitsgründen zusätzlich mit einer Videoüberwachung ausgerüstet.
Das ist ein Motto, das Berlin sich wortwörtlich zu Eigen macht: mit dem Programm zur Erhaltung und Neuansiedlung von Röhrichten. An mindestens einem Drittel der Ufer von Spree-, Dahme- und Havelseen soll das gelingen. Das hilft nicht nur gegen Erosion und sorgt für eine bessere Wasserqualität, es erfreut auch den Naturfreund. Viele Tierarten, darunter Vögel, Fische, Würmer, Krebse und Insekten sind für die neuen Wohnungen und Brutplätze, die sie im Röhricht finden, dankbar. Aufgrund der hohen Bedeutung für den Naturhaushalt sind Röhrichte in Berlin gesetzlich geschützt. Betrachtet man allein die Anzahl der Pflanzenarten, aus denen Röhrichte bestehen, erscheinen sie wie artenarme Lebensräume. Mit nur wenigen Pflanzenarten, manchmal auch nur einer, sind sie so etwas wie natürliche Monokulturen. Vorherrschend ist fast immer das Schilfrohr, das der Selbstreinigung der Gewässer dient. Die Klärfunktion übernimmt aber nicht die Pflanze selbst, sondern die Algen und Kleintiere auf den Stängeln. Und hier ist richtig was los. Über Wasser entsteht die hohe Artenvielfalt durch die vielen Wirbellosen, wie Blattläuse, Käfer, Zikaden, Milben, Spinnen, Libellen, Gallmücken, Fliegen und Schmetterlinge. Auf Tauchstation sieht es ähnlich aus: Kleinkrebse, Käfer und Larven verschiedener Insekten, Algen und Kleintiere, die an den Halmen der Pflanzen haften, dienen Schnecken, Jungfischen und Kaulquappen als Nahrung. Fische und Amphibien finden zwischen den Halmen einen Laichplatz. Für die Musik sorgen die im Röhricht lebenden Vögel. Rohrammer, Rohrschwirl, Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Schilfrohrsänger, Wasserralle und Blessralle finden im Röhricht geeignete Nistplätze und nutzen die Halme auch als Sitzwarte, Schlafplatz oder Nahrungsreservoir. Bis 2015 waren die Ufer des Wuhleteichs wenig natürlich, steil abfallend und teilweise mit Betonplatten befestigt. Klar, dass da nur wenig Platz für die Entwicklung eines Röhrichtgürtels blieb. Nun entsteht am Westufer sukzessive ein neues, 1.500 m² großes Röhrichtgebiet. Ziel ist es, die Röhrichtflächen am Wuhleteich in den kommenden Jahren insgesamt auf 2.000 bis 3.000 m² zu erweitern. Schon in den 1960er Jahren wurde klar, dass Röhrichte an den Ufern der Berliner Flüsse und Seen aufgrund der intensiven Nutzung stark beeinträchtigt waren. Als Antwort beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus im Jahr 1986 das Berliner Röhrichtschutzprogramm. Seit 1995 wurden viele neue Schilfgürtel angepflanzt. Zwischen 1990 bis 2010 wuchs die Röhrichtfläche in Berliner Gewässern so um 23 Prozent. Heute sind von 210 km Ufern wieder etwa 56 km mit Röhricht bestanden, 23 km der Ufer werden durch Palisaden vor Wellenschlag geschützt. Der Rückgang des Röhrichts und die damit einhergehende Erosion der Ufer konnte durch diese Maßnahmen gestoppt werden. Röhricht und dessen Schutz
Hüde – In dieser Woche beginnen in den Uferzonen des Dümmers wichtige Pflegearbeiten des Naturschutzes: Im Auftrag des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), der Staatlichen Moorverwaltung, des Domänenamtes sowie des Landkreises Diepholz werden Fräsmaschinen die Verbuschung der Schilfzone durch Weidensträucher zurückdrängen, um dem Schilf wieder mehr Raum zu geben. „Zum Einsatz kommen Raupenfahrzeuge, die speziell mit Forstfräsen ausgestattet sind und die Weidenbüsche mitsamt ihrem Wurzelwerk kleinhäckseln. So verhindern wir, dass die Schilfzone weiter verbuscht und können wieder große zusammenhängende Schilfbereiche entwickeln“, erläutert Heinrich Belting von der Naturschutzstation Dümmer des NLWKN das Vorgehen. Die Pflegearbeiten sind für den Naturschutz am See besonders wichtig, da das Röhricht eine große Bedeutung für den Erhalt zahlreicher bedrohter Vogelarten hat, die durch die europäische Vogelschutzrichtlinie besonderen Schutz genießen. Dazu zählen unter anderem Rohrdommel, Rohrsänger und Wasserralle, die durch das Zurückdrängen des Weidenbewuchses wieder ideale Brutbedingungen im Schilfgürtel vorfinden. Ein Vorteil für den aufwändigen Pflegeeinsatz ist die derzeitige Trockenphase: „Dadurch ist der Wasserstand im See niedriger als sonst und auch die Schilfzone ist trocken, so dass die Maschinen sehr gut im Schilf arbeiten können, ohne größere Schäden zu verursachen“, ergänzte Belting. Die Pflegearbeiten werden etwa drei Wochen in Anspruch nehmen und voraussichtlich bis Mitte September abgeschlossen sein.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Langbeinfliegen (Diptera: Dolichopodidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Andreas STARK (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die Dipterenfaunistik hat in den letzten Jahren europaweit eine rasante Entwicklung genommen. Checklisten der Zweiflügler wurden in zahlreichen Ländern erstmals oder in aktuellen Ausführungen publiziert. In den Nachbarstaaten Deutschlands wurden soweit Angaben verfügbar sind fol- gende Artenzahlen der Dolichopodidae ermittelt: Dänemark 206 (PETERSEN & MEIER 2001), Schwe- den 334 (GRICHANOV 2003), Polen 274 (NIESIO£WSKI & PALACZYK 1991, PALACZYK 2001), Tschechien: 313 (OLEJNIÈEK 1997, 1998, OLEJNIÈEK & BARTÁK 2000), Schweiz 211 (POLLINI & POLLET 1998, MERZ et al. 2001), Belgien 295 (POLLET 2000), Niederlande 244 (MEUFFELS 2002). Im Vergleich zu diesen hat Deutschland mit 367 Langbeinfliegen-Arten (BELLSTEDT et al. 1999, STARK, unpubl.) eine be- merkenswert hohe Artenvielfalt aufzuweisen. Auch innerhalb der Fauna Deutschlands sind die Dolichopodiden unter den Zweiflüglern eine der artenreichsten Familien (SCHUMANN et al. 1999). Der Kenntnisstand der Langbeinfliegen-Fauna Sachsen-Anhalts hat sich in den Jahren seit der Veröffentlichung der ersten Auflage der Roten Lis- ten (STARK 1993) wesentlich erweitert. Seinerzeit waren 170 Spezies sicher nachgewiesen. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf 234 erhöht. Eine vergleichbare Größenordnung hat auch die gut untersuchte Langbeinfliegen-Fauna Thüringens mit insgesamt 210 Spezies aufzuweisen (BELL- STEDT 1997). Es sei erwähnt, dass in manchen Gattungen (z.B. Micromorphus, Dolichopus) aus Sachsen-Anhalt auch Material bekannt geworden ist, das wahrscheinlich zu bislang unbeschriebe- nen Arten zählt. Die weitaus meisten Langbeinfliegen besitzen zumindest im Larvenstadium eine enge Bindung an semiaquatische Lebensräume. Folgerichtig fin- det man die Imagines am ehesten in der Nähe von Gewässern, in Schilfgürteln und Seggen- riedern, auf feuchten Bodensenken in Wäldern und Wiesen, an nassen Felswänden, in Mooren oder auch auf Waldwegen an Pfützen. Dies trifft auf viele Vertreter aus den Gattungen Argyra, Campsicnemus, Chrysotus, Dolichopus, Her- costomus, Hydrophorus, Hypophyllus, Nemato- proctus, Poecilobothrus, Rhaphium, Sybistroma (früher unter Hypophyllus), Sympycnus, Syntor- mon, Tachytrechus, Teuchophorus und Thinophi- lus zu. Sowohl Larven als auch die Imagines der Vertreter vorgenannter Genera gehören der Gil- de der Zoophagen an. Die Langbeinfliegen der Gattung Thrypticus besitzen Larven, die in Schilf, " Seggen und Simsen minieren. Sie sind deshalb eng mit Röhrichten assoziiert. Eine weniger enge Bindung an Feuchtigkeit haben Arten der Gattun- gen Sciapus, Neurigona, Chrysotimus und Xan- thochlorus. Insbesondere die Vertreter der ersten beiden Genera sind oftmals in Wäldern an den Stämmen der Bäume zu finden. Durch eine spe- zialisierte Lebensweise zeichnen sich die Syste- nus-Arten aus. Ihre Larven entwickeln sich im Mulm oder Saftfluss alter Bäume oder auch in was- sergefüllten Baumhöhlen (Phytothelmen). Ähnli- ches kann für einige Achalcus-Arten vermutet werden. Schließlich seien noch die Medetera-Ar- ten erwähnt. In dieser Gattung scheint die Bin- dung der Larven an tropfbares Wasser am ge- ringsten zu sein und die Imagines einiger Arten kommen an ausgesprochen trockenen Standor- ten wie Xerothermrasen (BÄHRMANN 1993, STARK 2003), auf Dünen und in Zwergstrauchheiden oder in wechselfeuchten Gebieten wie in Getreidefel- dern (WETZEL 2004) und Wiesen aber auch an Mauern und besonnten Felsen vor. Die Larven zahlreicher Medetera-Arten sind wichtige Gegen- spieler von Borkenkäfern, in deren Gängen sie an den verschiedensten Laub- und Nadelbaumarten leben. Aus dieser Gattung sind zukünftig noch zahlreiche Neunachweise für Sachsen-Anhalt zu erwarten. In Sachsen-Anhalt sind einige Hot-Spots der Dolichopodiden-Diversität auszumachen, die im überregionalen, ja sogar im internationalen Ver- gleich zu Orten mit der höchsten Mannigfaltigkeit an Langbeinfliegen gehören. Zu diesen zählt das mittlerweile gut untersuchte Gebiet des ehemali- gen Salzigen Sees im Mansfelder Land mit Nach- weisen von 105 Spezies (STARK, unpubl.). Auf- grund der besonderen geologischen Verhältnisse in Sachsen-Anhalt, die u. a. durch weitläufige un- terirdische Salzvorkommen gekennzeichnet sind, führten Auslaugungsprozesse, die durch zahlrei- che bergbauliche Aktivitäten verstärkt wurden, zur Ausbildung von z.T. großflächigen Binnensalzstel- len (vgl. BANK & SPITZENBERG 2001). Im Zusammen- spiel mit klimatischen Faktoren, z.B. der Lage im Regenschatten des Harzes, entstanden wärme- begünstigte Feuchtlebensräume, die pannoni- schen, pontischen oder sogar mediterranen Fau- nenelementen als Arealvorposten dienen. Hierbei handelt es sich oft um solche Arten, die eine Bin- dung an Salzbiotope aufweisen, also halotopophil i. w. S. sind. Die Binnensalzstellen in Sachsen- Anhalt besitzen überregionale Bedeutung. Dieser Biotoptyp zählt zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen in Deutschland. Hier leben zahl- reiche seltene Dolichopodidenarten. Auf die be- sondere Verantwortung unseres Bundeslandes für den Schutz der Binnensalzstellen im Zusammen- hang mit ihrer vielfältigen Zweiflüglerfauna wies STARK (1996) hin. Mit seiner Vielfalt an unterschiedlichen Gewässer- typen in den Höhenstufen besitzt der Harz als Refugium für einige stenöke Langbeinfliegen eine besondere Bedeutung in unserem Bundesland (STARK 1998, 1999). Insbesondere sind hier die Täler der Bode, der Warmen Bode, der Selke und der Leine mit ihren z.T. weitläufigen Schotterflä- chen zu nennen. Datengrundlagen In die Erarbeitung der Roten Liste der Langbein- fliegen wurde das Material der Dipteren-Samm- lung am Zoologischen Institut der Martin-Luther- Universität (Coll. V. v. RÖDER, Coll. O. TASCHENBERG [beide det. PARENT]) sowie das Schrifttum fauni- stischen Inhalts einbezogen. Die Präparate der v. RÖDERschen Sammlung sind z.T. sehr nachlässig etikettiert. Daraus ergeben sich die hinsichtlich des Funddatums fraglichen Angaben zu einigen in Sachsen-Anhalt als ausgestorben gewerteten Arten (siehe Eräuterungen zur eigentlichen Ro- ten Liste). Hinsichtlich der faunistischen Literatur seien die Namen LOEW, RAPP, LASSMANN, BELLSTEDT und BÄHRMANN genannt. Die beiden letztgenann- ten Fachkollegen machten mir ihre Fundkarteien und Ergebnisse von Recherchen in Museums- sammlungen zugänglich. Einen wesentlichen An- teil an der Erarbeitung vorliegender Liste haben die im Rahmen öko-faunistischer Untersuchungen in besonders geschützten Biotoptypen im Land Sachsen-Anhalt vom Landesesamt für Umwelt- schutz durchgeführten Untersuchungen. Weitere umfangreiche Beiträge ergaben sich aus Befun- den eigener Sammeltätigkeit in den letzten Jah- ren. Die Nomenklatur der vorliegenden Roten Liste richtet sich im Wesentlichen nach NEGROBOV (1991). Sie wurde durch weitere Befunde (MEUF- FELS & GROOTAERT 1990; POLLET 1990, 1996) er- gänzt. Bemerkungen zu ausgewählten Arten Achalcus melanotrichus: Diese Spezies wurde im Jahre 1878 von MIK nach Tieren aus dem Schön- brunner Park in Wien, einem Auwaldrest mit al- tem Baumbestand, beschrieben. Nach DYTE (1959) wurde A. melanotrichus aus verrottetem Mulm von Linden (Tilia), Ulme (Ulmus), und Roß- kastanie (Hippocastanea) gezüchtet. SPEIGHT (1987) fügte die Baumarten Birke (Betula) und Buche (Fagus) hinzu. Die Nachweise der Art aus Halle und Umgebung (Riveufer, Gutspark Seeben, Forstwerder) sind bei POLLET (1996) publiziert. Zwei weitere Funde in Sachsen-Anhalt stammen aus dem NSG Rätsch bei Gutenberg (STARK & POLLET 1993) sowie aus dem Salzatal. Letztere wurden am 30. Mai 1999 im Stammbereich alter Pappeln mit dem Streifnetz erbeutet. Die hier auf- geführten Nachweise bezeugen nochmals die Be- deutung alter Baumbestände für das Vorkommen dieser Spezies. Achalcus thalhammeri: Im Ergebnis einer unlängst erschienenen Revision der Gattung Achalcus der Paläarktis (POLLET 1996) hat sich die Anzahl der Arten dieses Taxons von 5 auf 9 erhöht. Von den 4 neubeschriebenen Spezies kommt auch A. bi- maculatus am Salzigen See vor. Aufgrund der viel geringeren Zahl von Nachweisen und des daraus ableitbaren, eigentümlichen Areals sei hier jedoch auf A. thalhammeri als einer faunistischen Beson- derheit in Sachsen-Anhalt hingewiesen. Immerhin stellt nach eingehenden Recherchen von POLLET (1996) die Region um den Salzigen See neben aktuellen Funden aus der Tschechischen Repub- lik (OLEJNIÈEK & BARTÁK 2001) - das einzige aktuel- le Vorkommen dieser Art in Zentraleuropa dar. Sie wurde nach Tieren aus der Ungarischen Tiefebe- ne im Jahre 1913 von LICHTWARDT beschrieben. Weiterhin existieren einige Exemplare im Berliner Museum die aus der Umgebung von Berlin stam- men und ebenfalls um die Jahrhundertwende (1892-1900) von verschiedenen Sammlern gefan- gen wurden. Schließlich lag POLLET (1996) ein Männchen von A. thalhammeri aus einer Fangse- rie von 1991 vom Salzteich Köchstedt (Mansfel- der Land, leg. A. STARK) vor. Zwei weitere Exem- plare konnten 1999 am Salzigen See gefangen werden. Es ist anzunehmen, daß A. thalhammeri in den großflächigen Schilf- und Riedgürteln im Flachwasserbereich günstige Lebensbedingun- gen vorfindet. Dolichopus apicalis: Die Art wurde erst vor eini- gen Jahren aus Deutschland gemeldet (STARK & POLLET 1993). Inzwischen liegen weitere Funde dieser auffallenden Spezies vor. BELLSTEDT (1995) erwähnt ihr Vorkommen vom Gelände des Trup- penübungsplatzes Ohrdruf in Thüringen. Die Art konnte an zwei Stellen am Salzigen See nachge- wiesen werden (Köchstedt, Erdeborn). Weitere Fundorte in Deutschland befinden sich im Saal- kreis bei Halle (Mötzlich) sowie im Niedersächsi- schen Elbtal bei Pevestorf (STARK & LEHMANN 1999). Von MAES & POLLET (1997) wurde sie erstmals in Belgien festgestellt und zwar in einem Natur- schutzgebiet bei Oud-Turnhout (Prov. Antwerpen). Bei all diesen Funden handelt es sich immer nur um Einzeltiere. Folgt man den Angaben NEGRO- BOVS (1991), dann liegt das Hauptverbreitungsge- biet von D. apicalis in den östlichen Teilen der Paläarktis bis hinein in den Fernen Osten Russ- lands. Im Osten liegt auch ein von NEGROBOV (1991) nicht berücksichtigter Fundpunkt in Polen (SZADZIEWSKI 1983). Leider kann aufgrund der im- mernoch spärlichen Funde kaum etwas zu den Habitatpräferenzen von Dolichopus apicalis ge- sagt werden. Die Häufung der Funde in salzbe- einflussten Gebieten waren Anlass, die Art als ha- " Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 9 3,9 Gefährdungskategorie R 1 2 1 3 11 0,4 1,3 Kategorien G D V - 2 - - 0,8 - 4,7 3 71Rote Liste 95 30,340,6 Sonstige Gesamt 2 234 234 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Langbeinfliegen Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstu- fung in die sonstigen Kategori- en der Roten Liste. 0,8 lophil einzustufen (STARK 1993). SZADZIEWSKI (1983) wies sie ebenfalls an einer Salzstelle im zentra- len Teil Polens nach, kommt aber zu der Auffas- sung, daß die Art haloxen, also indifferent dem Faktor Salz gegenüber, sei. Der von BELLSTEDT (1995) publizierte Fundpunkt liegt auf einer Mu- schelkalkhochebene mit Karsterscheinungen. Auch hier sind u.U. gewisse Salzeinträge vorhan- den. Dolichopus austriacus: Nach wie vor ist das Ge- biet um den Salzigen See der bislang einzige Fundort dieser Art in Deutschland. Dolichopus austriacus wurde im Jahre 1992 erstmals in eini- gen Exemplaren an einer sekundären Salzstelle zwischen Teutschenthal und Teutschenthal Bahn- hof festgestellt. Nunmehr ist ihr Vorkommen für den gesamten weiteren Bereich des Salzigen Sees im Manfelder Land belegt. Ihre derzeit be- kannte Verbreitung beschränkt sich auf einige Fundorte in Österreich, Schweden und Estland (NEGROBOV 1991). Aus der Schweiz wurde sie unlängst von BRUNEL (1999) gemeldet. Es scheint sich um eine Art mit disjunktem Areal zu handeln, denn trotz z.T. intensiver Untersuchungen zur Do- lichopodidenfauna in anderen Gebieten Europas ist sie bislang nicht beobachtet worden. Allerdings kann auch eine Verwechslung mit der sehr ähnli- chen D. latilimbatus nicht in allen Fällen ausge- schlossen werden. Dolichopus calinotus: Im Katalog der paläarkti- schen Dipteren gibt NEGROBOV (1991) an, dass D. calinotus in Ostdeutschland, Dänemark, den Nie- derlanden sowie in Kasachstan und Kirgisestan vorkommt. Leider konnte die Originalbeschreibung der Art nicht studiert werden. Ausdrücklich erwähnt vorgenannter Autor nämlich den Typenfundort Galizien ohne allerdings einen Hinweis zu ge- ben, zu welchem Staatsgebiet dieses Gebiet heute gehört. Es fehlt also die Angabe Polen oder Ukra- ine. Dies ist insofern wichtig als dass offensicht- lich kein publizierter Nachweis eines Vorkommens von D. calinotus auf deutschem Gebiet vorliegt. Deshalb ist eine falsche Zuordnung der Angabe Galizien durch NEGROBOV (1991) durchaus wahr- scheinlich. Andererseits kann wiederum aufgrund des relativ guten Untersuchungsstandes der Do- lichopodidenfauna davon ausgegangen werden, daß diese leicht kenntliche Art andernorts fehlt. Somit stellt das aktuelle Vorkommen in Sachsen- Anhalt (Salziger See) den ersten gesicherten " Gesamt Gesamt Nachweis dieser Spezies für die heimische Fau- na dar. Neurigona abdominalis: Die Vertreter der Gattung Neurigona zählen zu den auffälligsten Dolichopo- didenarten. Vom Habitus her entsprechen sie im Vergleich zu mancher anderen Gattung der Doli- chopodiden - etwa Medetera oder Chrysotus - dem deutschen Namen der Familie Langbeinfliegen voll und ganz. In Deutschland wurde Neurigona abdo- minalis unlängst von R. NÖTZOLD in der Schorfhei- de gefangen (mdl. Mitteilg. H. MEYER, Univ. Kiel). Aus Sachsen-Anhalt liegen ebenfalls zwei aktu- elle Funde vor (Seeben bei Halle, NSG Tote Tä- ler bei Freyburg). Des weiteren ist die Art nach NEGROBOV (1991) aus Großbritannien, Schweden, Finnland und Dänemark bekannt. Dort ist ihr Areal eher von maritimem Klima beeinflußt. OLEJNIÈEK (1997) meldet sie aus Böhmen, ihrem bislang süd- lichsten bekannten Arealvorposten. Syntormon punctatus: Diese Art weist ebenfalls ein mit großen Lücken durchsetztes Verbreitungs- gebiet auf. Nach NEGROBOV (1991) kennt man sie aus Schweden, Dänemark, Polen (südliche Ge- biete) und dem Zentral- und Nordeuropäischen Teil Russlands. Nachdem S. punctatus bereits im Unterharz nachgewiesen wurde, stellt der Salzi- ge See erst den zweiten gesicherten Fundpunkt der Art in Deutschland dar. Thrypticus nigricauda: Aus der relativ artenreichen Gattung Thrypticus konnten bislang nur T. nigri- cauda und T. intercedens im Untersuchungsge- biet gefangen werden. Weitere Arten sind an sol- chen Orten zu erwarten, an denen sich ausge- dehnte Riedflächen befinden. Thrypticus nigricau- da war bislang nur aus Großbritannien, Schwe- den, Österreich, Ungarn und dem Zentral- und Nordeuropäischen Teil Russlands bekannt. Im Vergleich zur ersten Ausgabe der Roten Lis- ten (STARK 1993) wurden folgende 26 Arten nicht mehr aufgenommen, da sich die Kenntnisse zu ihrer Präsenz in Sachsen-Anhalt wesentlich ver- bessert haben und sie weiter verbreitet sind, als seinerzeit bekannt war: Achalcus flavicollis (MEI- GEN , 1824), Anepsiomyia flaviventris (M EIGEN , 1824), Argyra auricollis (MEIGEN, 1824), Chryso- tus pulchellus KOWARZ, 1874, Dolichopus cilife- moratus MACQUART, 1827, D. clavipes HALIDAY, 1832, D. latilimbatus MACQUART, 1827, D. longitar-
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