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Geschützte Landschaftsbestandteile Landkreis Lüneburg

Ein geschützter Landschaftsbestandteil ist ein nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und § 22 Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG) rechtsverbindlich festgesetzter Teil von Natur und Landschaft, dessen besonderer Schutz zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts erforderlich ist. Bestandteile der Landschaft wie z.B. Bäume, Hecken, Feldraine, Röhrichte, Brutstätten oder kleinere Wasserläufe können unter Schutz gestellt werden, wenn sie für den Naturhaushalt eine besondere Bedeutung haben oder das Landschaftsbild bereichern.

Gesetzlich geschützte Biotope (Landkreis Göttingen)

Rechtsgrundlage: Gesetzlich geschützter Biotop § 30 BNatSchG und § 24 NAGBNatSchG. Schutzintensität: relativ hoch. Gesetzlicher Schutz nach § 30 BNatSchG für: 1. natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche, 2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen, 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte, 4. Bruch-, Sumpf- und Auenwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, subalpine Lärchen- und Lärchen-Arvenwälder, 5. offene Felsbildungen, Höhlen sowie naturnahe Stollen, alpine Rasen sowie Schneetälchen und Krummholzgebüsche, 6. Fels- und Steilküsten, Küstendünen und Strandwälle, Strandseen, Boddengewässer mit Verlandungsbereichen, Salzwiesen und Wattflächen im Küstenbereich, Seegraswiesen und sonstige marine Makrophytenbestände, Riffe, sublitorale Sandbänke, Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna sowie artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe im Meeres- und Küstenbereich. Gesetzlicher Schutz nach § 24 NAGBNatSchG für: 1. natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche, 2. Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen, 3. offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte, 4. Bruch-, Sumpf- und Auenwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, subalpine Lärchen- und Lärchen-Arvenwälder, 5. offene Felsbildungen, Höhlen sowie naturnahe Stollen, alpine Rasen sowie Schneetälchen und Krummholzgebüsche, 6. Fels- und Steilküsten, Küstendünen und Strandwälle, Strandseen, Boddengewässer mit Verlandungsbereichen, Salzwiesen und Wattflächen im Küstenbereich, Seegraswiesen und sonstige marine Makrophytenbestände, Riffe, sublitorale Sandbänke, Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna sowie artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe im Meeres- und Küstenbereich.

Die Angelkarte und ihre Auflagen

Die Angelkarte enthält Einschränkungen und Auflagen, die jeweils auf die besonderen Verhältnisse des Gewässers bezogen sind, in dem Sie angeln wollen. Lesen Sie deshalb bitte Ihren Fischereierlaubnisvertrag (die Angelkarte) sorgfältig durch und halten Sie sich an die dort gesetzten Auflagen. Benutzen Sie nur die dort erlaubten Fanggeräte in der angegebenen Anzahl, Beschaffenheit und Beköderung. Beachten Sie die Gewässerbegrenzung Ihrer Erlaubnis und die geltenden Angelzeiten. Niemand darf an, auf oder in Gewässern, in denen er nicht zum Fischfang berechtigt ist, Fischereigeräte fangfertig mit sich führen. Fische im Sinne des Landesfischereigesetzes sind auch deren Laich, Neunaugen, Krebse, Muscheln und Fischnährtiere. Beachten Sie auch die Berliner Landesfischereiordnung . Wer ohne gültige Angelerlaubnis angelt, die Auflagen der Angelkarte nicht einhält oder auf andere Weise Fische fängt, begeht Fischwilderei und verübt damit eine Straftat! Wer ohne gültigen Fischereischein angelt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bis zu fünftausend Euro geahndet werden kann. Online Angelkarte Weitere Informationen Entgelte für Angelkarten Weitere Informationen Ausgabestellen für Angelkarten Weitere Informationen Fangverbote Aus Gründen der Arterhaltung gibt es für bestimmte gefährdete Fischarten ein Fangverbot. Zu den gefährdeten Kleinfischarten zählen Karausche, Bitterling, Zwerg-Stichling, Gründling, Moderlieschen, Schlammpeitzger und Steinbeißer. Sie dürfen weder gefangen noch als Köder benutzt werden. Solche unabsichtlich gefangenen Fische sind unverzüglich wieder ins Fanggewässer zurückzusetzen. Mindestmaße bei Fischen Es gelten die Mindestmaße der Anlage 1 zur Berliner Landesfischereiordnung . Gegebenenfalls können für Ihren Gewässerbereich erweiterte Mindestmaße gelten. Das ersehen Sie aus Ihrer Angelkarte. Gefangene Fische, die kleiner als das geltende Mindestmaß sind, gemessen vom Kopf bis zur Schwanzspitze, müssen unverzüglich schonend ins Fanggewässer zurückgesetzt werden. Der Bestand von Fischarten, deren natürliches Aufkommen nicht ausreichend gewährleistet ist, wird durch Besatzfische aus Teichwirtschaften gestärkt. Der Besatz mit Karpfen, Schleien, Hechten und Welsen erfolgt im Herbst. Nach dem Aussetzen im Gewässer sind Besatzfische noch lange sehr beißfreudig. Verlassen Sie Fangplätze mit offensichtlich beißfreudigen jungen Besatzfischen. Sie schaden sonst der Entwicklung dieser Fische und dem gesamten Bestand. Köderfische Das Angeln mit lebenden Köderfischen verstößt gegen das Landesfischereigesetz und gegen das geltende Tierschutzgesetz. Dem Fisch werden unnötig Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt. In Berliner Gewässern besteht keine Notwendigkeit, die Raubfischrute mit lebenden Fischen zu beködern. Ein toter Fisch erfüllt den gleichen Zweck! Es gibt auch genügend andere Methoden, um einen Raubfisch zu fangen. Setzen Sie keine gehälterten Köderfische in die Gewässer. Sie können damit Fischkrankheiten verbreiten. Fangen Sie nie mehr Köderfische als Sie benötigen. Kunstköder In den Berliner Gewässern ist der Einsatz von Kunstköder mit einer Gesamtlänge von mehr als 2 cm im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. April eines jeden Jahres verboten. Diese gelten neben Köderfischen, Wirbel- und Krebsködern oder Teilen von diesen (Fetzenködern) als Raubfischköder. Mit Kunstködern, deren Gesamtlänge nicht mehr als 2 cm betragen, können z.B. ganzjährig mit der Friedfischangel Barsche gefangen werden. Verantwortung gegenüber Fischen Töten Sie Ihre Fischfänge sofort und tierschutzgerecht. Das Fleisch von sofort abgeschlagenen Fischen ist bei sachgerechter Kühlung qualitativ hochwertiger und länger haltbar als das Fleisch von Fischen, die über Stunden hinweg in Setzkeschern gehältert und erst danach getötet wurden. Wollen Sie einen Fisch in das Gewässer zurücksetzen, so lassen Sie ihn unmittelbar nach dem Fang ohne Zwischenhälterung mit der erforderlichen Schonung und Sorgfalt wieder frei. Eisangeln im Winter Auch im Winter beim Angeln auf Eis müssen die Fische fachgerecht geschlachtet werden. Die Tiere auf der Eisfläche ersticken zu lassen verstößt gegen den Tierschutz. Markieren Sie das Eisloch beim Verlassen Ihres Angelplatzes mit Zweigen oder Stöcken, damit die Gefahrenstelle für jedermann ersichtlich ist und niemand zu Schaden kommt. Das legen übrigens nicht nur Rücksicht und Vernunft nahe, sondern verlangt auch die Berliner Eisflächenverordnung. Sparsam anfüttern Verwenden Sie nur wenig Anfütterungsmaterial, damit die Fische die zugeworfene Nahrung auch fressen und nicht das meiste Futter nur zu Boden sinkt. Futter auf dem Gewässerboden ist für viele Fische uninteressant und wird kaum noch von ihnen aufgenommen. Es fault und entzieht allen im Wasser lebenden Tieren den Sauerstoff zum Atmen. Angelplatz säubern Jeder Angler möchte einen sauberen Angelplatz. ln der Praxis ist es jedoch häufig nicht so. Sammeln Sie bitte Ihren Abfall ein, nehmen Sie ihn mit und werfen Sie ihn zu Hause in den Müll. So hinterlassen Sie einen sauberen Platz, leisten damit nicht nur einen Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch zum positiven Bild des Anglers in der Öffentlichkeit. Ufer schonen Wählen Sie Ihren Angelplatz am Ufer so, dass die Pflanzenbestände an Land und im Wasser nicht darunter leiden. Röhricht zu betreten ist verboten! Angeln Sie vom Boot aus, so halten Sie bitte mindestens 10 m Abstand von den Röhricht- und Seerosenbereichen; damit vermeiden Sie Schäden. Röhricht und Schwimmblattpflanzen sind wichtig für die Entwicklung der Fische. Sie sind Nahrungs-, Schutz- und Regenerationszone zugleich.

Berliner Biotopverbund

Um zu überleben und sich fortpflanzen zu können, sind viele Arten darauf angewiesen, zwischen Lebensräumen zu pendeln. Tiere wandern zwischen Winter- und Sommerquartier oder zwischen Futterquellen und Nist- oder Laichstätten. Dabei tragen sie zur Verbreitung von Pflanzen bei. Ein Austausch zwischen Populationen ist also immens wichtig. Er bewahrt die genetische Vielfalt, macht eine natürliche Ausbreitung- und auch Wiederbesiedelungen möglich. Wenn Stadt und Verkehrswege unbedacht ausgebaut werden, kann das Biotope isolieren. Sie verinseln. Damit verarmt die biologische Vielfalt. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt deshalb seit 2002 vor, den Biotopverbund zu fördern, sprich: Lebensräume zu vernetzen. Auch in Stadtstaaten sollen solche Verbindungen mindestens 10 Prozent der Fläche ausmachen. Die Umsetzung ist Ländersache. Berlin hat 34 Zielarten festgelegt, die besonders auf solche Verknüpfungen angewiesen sind. Von ihrem Schutz profitieren viele andere Arten. Für jede Zielart wurden die Kernflächen ihrer aktuellen Verbreitung und geeignete neue Lebensräume kartiert. So wurde klar, welche Verbindungen nötig sind. Diesen Biotopverbund zu verwirklichen, ist ein grundlegendes Ziel des Berliner Landschaftsprogramms und seit 2012 auch Ziel der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt. Die Charta für das Berliner Stadtgrün hat das 2019 bestätigt. Unterschutzstellung von Natur und Landschaft Charta für das Berliner Stadtgrün Die Gemeine Grasnelke könnte sich vom Tempelhofer Feld auf ungewöhnlichem Wege ausbreiten: über das magere Grün des S-Bahn Rings. Ähnlich bei der Rotbauchunke: Die seltene Art kommt in Berlin nur noch in den Weihern der Wartenberger Feldmark und der Hönower Weiherkette vor. Die Malchower Aue wäre ein neuer Lebensraum: Die Auenlandschaft soll als Leitprojekt über das Berliner Ökokonto aufgewertet werden. Um sie zu besiedeln, brauchen die Unken aber eine Verbindung dorthin. Die schafft der grüne Korridor des Hechtgrabens. Selbst Bahndämme und Kanäle sind also wichtig für die biologische Vielfalt. Gerade sie lassen sich ökologisch aufwerten, um Hemmschwellen zu beseitigen. Weitere Informationen zum Berliner Ökokonto „Liebesinsel“ und „Kratzbruch“ sind zwei Inseln in Friedrichshain, die unter Naturschutz stehen. Seit 2020 werden ihre sensiblen Uferzonen renaturiert. Reihen vorgelagerter Holzpfähle schützen in Zukunft die Flachwasserbereiche vor Wellenschlag und Erosion. Im Schutz dieser Holzpfahlreihen wird Röhricht angepflanzt. Biber, Graureiher, Kormorane und die übrige Tier- und Pflanzenwelt profitieren davon. Damit die Tiere immer einen Ort haben, um sich zurückzuziehen, werden die Arbeiten schrittweise in Angriff genommen. Biotopverbund Biotopverbundsystem

Neusiedler See: Hygienisch-bakteriologische und limnologische Entwicklung

LSG Geiselaue

Gebietsbeschreibung Das LSG umfasst den Hauptteil der nach der Geiselverlegung infolge Tagebauaufschluss noch vorhandenen Geiselaue, beginnend am Park westlich Frankleben und endend am Merseburger Ulmenweg, der gleichzeitig die Grenze zum städtischen Südpark bildet. Das Schutzgebiet liegt in der Landschaftseinheit Querfurter Platte. Die flache Bachaue wird innerhalb des LSG von der weitgehend begradigten Geisel durchflossen. Im Norden ist ein kurzer Abschnitt des Klyegrabens (auch „Klia“) eingeschlossen, der auch ein Normprofil besitzt. Entlang beider Fließgewässer bilden Schwarzerlen und Weidengehölze einen schmalen Saum. Abschnittsweise sind Röhrichte vorhanden, die besonders im Bereich des Zusammenflusses von Klyegraben und Geisel eine große Ausdehnung besitzen. Am nördlichen Ortsrand von Zscherben befindet sich ein größerer, vom Klyegraben durchflossener Erlenbruch. Ein weiteres Laubgehölz des insgesamt waldarmen Gebietes stellt das als FND gesicherte „Eschen- und Lindenwäldchen östlich Atzendorf“ dar. Große Flächen im Bereich der nördlichen Hänge werden von Äckern eingenommen, die sich z.T.bis auf die Talsohle hinunter ziehen. Verbreitet sind auch Grünlandflächen, die besonders im Randbereich der stärker vernässten Auenabschnitte zu finden sind. Eine Besonderheit stellen salzbeeinflusste Grünländer zwischen Zscherben und Merseburg-Süd dar, von denen der wichtigste Teil ebenso als FND ausgewiesen wurde. Der südliche Talrand wird durch die Siedlungsflächen von Beuna und Merseburg-Kötzschen begrenzt. Ein edellaubholzreicher Parköstlich des Franklebener Schlosses sowie eine parkähnliche Fläche in Beuna sind ebenfallBestandteile des LSG. Zwischen Reipisch und Beuna quert die A 38 die Geiselaue. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die ältesten Zeugnisse des Menschen im Geiseltal stammen aus der mittleren Altsteinzeit, sind über 100 000 Jahre alt und wurden im Braunkohlentagebau Neumark-Nord entdeckt. Sie belegen zwei übereinanderliegende Uferzonen eines interglazialen Gewässers am Ende der Saaleeiszeit mit Lager- und Schlachtplätzen desNeandertalers, der dort Auerochsen, Hirsche, Nashörner, Waldelefanten sowie Wildpferde und Wildrinder erlegte. Damhirschskelette mit Einstichverletzungen und ein Holzspeer werden mit Treibjagden in Zusammenhang gebracht. Die vorgeschichtlichen Siedlungen reihen sich beiderseits der Geisel relativ dicht aneinander. Die ältere Jungsteinzeit ist im Geiseltal nicht vertreten. Ein erster Siedlungsnachweis liegt für die Trichterbecherkultur durch Fundeder Baalberger Kultur bei Frankleben vor. Dichter wird die Besiedlung dann während der Schnurkeramikkultur, die alle Gemarkungen besetzt, wobei bei Frankleben allein zehn Fundstellen bekannt sind. Grabhügel aus dieser Zeit standen früher bei Atzendorf (Arthügel) und bei Kötzschen (Alkenhügel); sie wurden später während der Bronze- und Eisenzeit wiederholt als Bestattungsplätze aufgesucht. Besonders dicht ist die Besiedlung während der jüngeren Bronzezeit, aus der für die Gemarkung Frankleben allein fünf Gräberfelder und sechs Siedlungen vorliegen, wohingegen sie in der Eisenzeit wieder abnimmt. Die wirtschaftliche Bedeutung des Geiseltales belegen drei Bronzehortfunde bei Frankleben. Einer davon fand sich in einer Siedlung und umfasste insgesamt 235 Sicheln und 14 Beile, die in drei Gefäßen deponiert lagen. Die Bronzesicheln lassen auf eine prämonetare Funktion als standardisierte Tauschobjekte schließen und bezeugen zudem die Bedeutung der landwirtschaftlichen Nutzung der fruchtbaren Lössböden, während die Beile als Werkzeuge vornehmlich der Holzbearbeitung dienten. Zwei weitere Hortfunde mit Sicheln sind darüber hinaus bei Kötzschen bezeugt. Während der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit wurde das Land an der Geisel durch Gräben und Grubenreihen in Parzellen unterteilt, die auf Inanspruchnahme und Abgrenzung des fruchtbaren Acker- und Weidelandes durch benachbarte Siedlergemeinschaften schließen lassen. Die Toten wurden zu dieser Zeit in Grabhügeln beigesetzt, die heute verschwunden sind und sich, wie z.B. bei Reipisch, nur noch anhand von Luftbildern über die die Hügelschüttung umschließenden Kreisgräben identifizieren lassen. Am Ende des 2. Jh. v. Chr. bestand bei Reipisch eine Siedlung der „Wandalen“, eines aus dem Gebiet an Oder und Warthe nach Westen vordringenden germanischen Stammes. Seit der Mitte des 1. Jh. v. Chr. siedeln an der Geisel die Hermunduren, wie ein Gräberfeld bei Reipisch bezeugt. Aus dem frühen Mittelalter sind Grabfunde bei Beuna bekannt geworden. Im Jahre 1698 wurde das Geiseltal erstmalig als Braunkohlenlagerstätte urkundlich erwähnt. Die Förderung beschränkte sich bis 1906 auf Grund schwieriger hydrogeologischer Verhältnisse und einer schlechten Infrastruktur auf wenige Familienbetriebe. Mit dem Aufbau der Leuna-Werke 1917 und der BUNA-Werke 1936 vergrößerte sich der Kohlebedarf enorm. Der Abbau stieg stetig an und erreichte 1957 eine Jahresförderung von 41,1 Mio. t Braunkohle. Danach erschöpften sich die Lagerstättenvorräte allmählich und 1993 wurde der Abbau mit einer Jahresförderung von 6 Mio. t Braunkohleals unrentabel eingestellt. Im Zuge des Braunkohlenbergbaues wurde die Geisel westlichdes LSG mehrfach an die Oberkante des südlichen Talhanges verlegt und auf einem Kip-pendamm zwischen dem Tagebaurestloch Großkayna und dem Tagebaurestloch Braunsbedra geführt. Erst ab Frankleben ist wieder ein Abschnitt naturnaher Bachaue vorhanden. Zur Zeit wird das Tagebaurestloch Mücheln auf die Flutung mit Saalewasser vorbereitet, die 2002 begonnen hat. Dazu ist eine Wassermenge von ca. 500 Mio. m3 Wasser notwendig. Die Flutung dauert etwa sechs Jahre. Langfristig findet eine Regeneration der Grundwasserverhältnisse statt, was für die Geiselaue eine positive Entwicklung erwarten lässt. Allerdings bestehen erhebliche Probleme bei der Absicherung einer abzuführenden Mindestwassermenge, da die Verdunstungsrate im künftigen Geiseltalsee sehr hoch sein wird und vor allemdurch Geiselwasser ausgeglichen werden muss. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Die relativ ebene Landschaft der Geiselaue zwischen Frankleben und Merseburg wird von Geschiebemergel und Schmelzwassersanden der Saalekaltzeit gebildet, denen an den Talrändern eine geringmächtige weichselkaltzeitliche Lössdecke auflagert. In der Talaue, die sich nach Nordosten verbreitert, treten humosschluffige holozäne Sedimente auf. Im Südwesten, bei Frankleben, folgen im Untergrund die Körbisdorfer Schotter der kühlen Phasedes Holstein-Interglazials. Diese werden im südöstlichen Auengebiet durch geringmächtige tertiäre Sande und Schluffe der östlichen Randbecken des Geiseltals unterlagert, gefolgt von einer prätertiären tonigen Verwitterungsschicht über Mittlerem Buntsandstein. Nach Nordwesten streicht das Tertiär in der Geiseltaue an der Buntsandsteinerhebung des Merseburger Sattels aus. Das Geiseltal ist besonders durch seine reichen Fossilienfunde bekannt geworden, die im Zusammenhang mit dem Bergbau erfolgten. Sie lieferten wichtige Beiträge zur Erforschung der Flora und Fauna des Tertiärs. Daten und Fakten zum Braunkohlenabbau innerhalb des Geiseltales sowie eine umfangreiche Fossiliensammlung können im Geiseltalmuseum in Halle studiert werden. In der Aue sind randlich Kolluvialböden und im Bereich des ebenen Talbodens Auen- bis Niederungsböden ausgebildet, deren Substrate von den Tschernosemen der umliegenden Hochflächen abgetragen und in der Geiselaue wieder abgelagert wurden. Es handelt sich um in ihren Eigenschaften dem Tschernosem vergleichbare, durchgehend humose, z.T. grundwasserbeeinflusste Tschernosem-Kolluvisoleund bei oberflächennahem Grundwasserstandum Gley-Tschernoseme und Humusgleye bis Aumoorgleye. Durch den Abbau der Braunkohlenlagerstätten wurde auch die ursprüngliche Geiselaue in Mitleidenschaft gezogen. Die Wasserführung ist infolge des Pumpbetriebes anthropogen beeinflusst und weist folglich nicht mehr die bachauentypischen Schwankungen auf. Zudem nahm die Schüttungsmenge der Geiselquelle in St. Micheln im 20. Jh. stark ab. Infolge der Abwasserbelastung und der Schwebstofffracht musste die Geisel mehrfach entschlammt werden. Erst ab Frankleben weist die Geisel wieder einen naturnahen Lauf als Rest der natürlichen Bachaue in einer flachen Talmulde auf. Hervorzuheben ist das geringe Gefälle, das zu einer starken Vernässung der Talsohle geführt hat und durch Bodenaufschüttungen verstärkt wurde. Lokal begrenzt sind salzhaltige Quellbereiche vorhanden, z.B. bei Zscherben. Unterhalb des Friedhofes Kötzschen treten außerdem Schichtquellen zu Tage. Zur Entwässerung wurde im Fasanengrund ein Graben angelegt, der innerhalb einer Kleingartenanlage parallel zur Geisel verläuft. Die Geisel ist ein ausgebautes Gewässer. Kurz oberhalb der Ulmenwegbrücke mündet der aus Richtung Geusa kommende Klyegraben in die Geisel. Das Klima ist durch eine mittlere Lufttemperatur von 8,5 °C und eine mittlere Niederschlagssumme von 498 mm/Jahr gekennzeichnet und ist damit dem hercynischen Trockengebiet im Lee des Harzes zuzuordnen. Pflanzen- und Tierwelt Die Potentiell Natürliche Vegetation des Gebiets setzt sich aus Erlenbruchwald und Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald zusammen, der an den Talrändern in Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald übergeht. Trotz des beeinträchtigten Wasserhaushaltes sind im Gebiet noch ausgedehnte Feuchtflächen vorhanden, hervorzuheben sind das Schilfgebiet und die Erlenbrüche in den Bereichen Fasanengrund und Zusammenfluss von Klyegraben und Geisel. Angrenzende Flächen sind von Großseggenriedern und feuchten Wiesen bestanden. Nordwestlich von Zscherben befindet sichein nährstoffreicher Schwarzerlen-Bruchwald. Kennzeichnende Pflanzenarten sind Sumpf-Segge, Gemeiner Wasserdarm, Ufer-Wolfstrapp, Wasser-Schwertlilie, Ästiger Igelkolben, Sumpf-Gänsedistel und Rauhhaariges Weidenröschen. Westlich des Friedhofes von Kötzschen tritt ein Erlen-Eschenwald auf, dervon einer Schichtquelle mit Wasser gespeistwird. In einem von Eschen dominierten Gehölz, in dem als Nebenbaumarten Linden und Feld-Ulmen vorkommen, existiert ein Bestand des Großen Zweiblattes. Röhrichte sind besonders als Schilf- und Rohrglanzgras-Röhricht ausgebildet. Innerhalb dieser Bestände und ihrer Randbereiche wurde je nach Salzbeeinflussung u.a. Kantiger Lauch, Wiesen-Schaumkraut, Herbstzeitlose, Gemeine Brunnenkresse, Gemeiner Wasserhahnenfuß und Gelbe Spargelerbse gefunden. Großseggenrieder stehen in engem Kontakt mit den Röhrichten. Sie bilden nur kleine Flächen mit rasigen Beständen von Ufer- und Schlanksegge. Frische Grünlandbestände entlang der Bachauen sind dem Typ der Glatthafer-Wiesenzuzuordnen. Auf feuchteren Standorten sind Engelwurz-Kohldistelwiesen zu finden. Aufgrund fehlender Nutzung sind sie häufig ruderalisiert. Hervorzuheben sind Binnensalzstellen westlich und östlich der Straße zwischen Zscherben und Merseburg Süd. Diese kleinflächigenVegetationsbestände sind den Salzrasen und -wiesen zuzuordnen. Hier sind Vorkommen von Strand-Wegerich, Fuchs-Segge, Entferntährige Segge, Strand-Milchkraut, Strand- und Sumpf-Dreizack, Echtem Eibisch, Gelber Spargelerbse und Erdbeer-Klee vorhanden. Die faunistische Bedeutung des Gebietes liegt vor allem in seiner Funktion als Refugialstandort für eine artenreiche Avifauna begründet. Bemerkenswerte Brutvögel der Röhrichte zwischen Kötzschen, Zscherben und Ulmenwegbrücke sind Rohrweihe, Wasser- und Teichralle und Rohrschwirl. Ein aktueller Brutnachweis des ehemals hier vorkommenden Schilfrohrsängers steht weiterhin aus. In den Wintermonaten konnten wiederholt Bartmeisen festgestellt werden. In den wenigen Gehölzen des LSG brüten beispielsweise Rotmilan, Grün- und Kleinspecht sowie Pirol und Nachtigall. An den Fließgewässern kann der Eisvogel regelmäßig als Nahrungsgast beobachtet werden. Die Verbesserung der Wasserqualitätführte auch zur Wiederbesiedlung durch Libellenarten wie Gebänderte Prachtlibelle und Kleiner Blaupfeil. Auch für Amphibien wie Teichmolch, Erd- und Knoblauchkröte, Gras-, Wasser- und Seefrosch stellt das LSG einen wichtigen Lebensraum dar. Auf den Feuchtgrünländern konnten mit Großer Goldschrecke, Sumpfgrashüpfer und Kurzflügliger Schwertschrecke gefährdete Heuschrecken nachgewiesen werden. Bemerkenswerte Molluskenfunde sind die Schmale Windelschnecke, Feingerippte Grasschnecke und Gelippte Tellerschnecke. Entwicklungsziele Die Geiselaue soll innerhalb des stark durch Großindustrie und Bergbau geprägten Umfeldes der Stadt Merseburg als Refugium erhalten werden. Sie ist als wichtiger Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung der vom Braunkohlenbergbau beeinträchtigten Flächen des Geiseltalreviers zu betrachten. Besondere Bedeutung gewinnt das Gebiet daher für den Aufbau eines Biotopverbundes in Richtung Klyeaue in den Ortschaften Atzendorf und Geusa und weiter bis zur Halde Blösien sowie nach Südwesten in Richtung des künftigen Geiseltalsees und Runstädter Sees. Besondere Beachtung soll hierbei den im nordwestlichen Teil gelegenen Röhrichten und Salzwiesen sowie den Auenwaldbereichen entlang von Geisel und Klyegraben geschenkt werden. Während und nach der Geiseltalseeflutung ist ein naturnaher Gesamtwasserhaushalt zu gewährleisten. Gegebenenfalls sind geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die auch in Trockenzeiten einen insbesondere für die Salz- und Feuchtwiesen, Erlenbrüche, Tümpel und Röhrichte essentiellen hohen Grundwasserstand sowie auentypische Überflutungsereignisse garantieren. Die Durchgängigkeit der Bachauen von Geisel und Klye ist zu erhalten; begradigte oder eingetiefte Abschnitte sind mittelfristig zu renaturieren. Der Anteil von Wiesen und Weiden in der Bachaue ist beispielsweise durch Umwandlung von Acker in Grünland zu erhöhen, wobei eine extensive Nutzung angestrebt wird. Die entstehenden blütenreichen Frisch- und Feuchtwiesen tragen zur Belebung des Landschaftsbildes bei. Der Bestand an salzbeeinflussten Grünländern ist zu fördern, indem dafür in Frage kommende Röhrichte durch Mahd in Salzwiesen rücküberführt werden. Historische Nutzungsformen am Siedlungsrand sind zu erhalten. Neben ihrem Wert als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten bilden sie ein natürliches Element zur Einbindung der Siedlungen in das Landschaftsbild. Das Gebiet soll von weiterer Bebauung freigehalten werden. Für die im Fasanengrund bestehende Kleingartenanlage ist aufgrund der Sensibilität der dort vorhandenen Lebensräume eine schrittweise Renaturierung anzustreben. Verschiedenes Historie der Fischteiche Die Entwicklung des Gebietes an der unteren Geisel ist eng mit dem Wirken der Bischöfe im nahen Merseburg verbunden. Die zu Fastenzeiten erlaubten Fischspeisen waren eine Ursache für das Anlegen großer Teiche. Die Bischofschronik schreibt: „Er (Bischof THILO) ließ mit großen Kosten drei Fischteiche ausgraben, zwei in Schladebach, den dritten vor dem Gotthardtstor in Merseburg“. Eine Urkunde vom März 1483 erwähnt diesen neuen Teich. Man muss davon ausgehen, dass dazu der vorhandene, 1265 genannte,  „piscina Merseburg“ erweitert wurde. Mit der Teichvergrößerung gehen Landkäufeder Bischöfe einher. 1484 und 1485 werden 201/2 Acker erworben, 1488 mit 11/2 Acker die Gemeindetrift von Atzendorf und Zscherben, 1497 weitere 24 Acker bei Zscherben sowie 1540 eine Trift, für die Bischof SIGISMUND neun Höfe mit Erbgericht an HEINRICH VON BOTHFELD in Geusa gibt. Letztlich wird 1512 der Rittersitz Kötzschen an den Bischof verkauft für 3 195 Fl. „mit sambt etlichen angeschlagenen Schaden des Gotthardsteiches halber“. Am Ausbau des Oberteiches wurde also, vielleicht mit Unterbrechungen, über den Zeitraum von 46 Jahren gearbeitet. Im 16. Jh. wurde alle drei Jahre ausgefischt. Die Erträge waren: 1568: 1 Ztr. Hecht, 219 Ztr. Karpfen; ca.100 Zoberandere Speisefische 1573: 1 1/3  Ztr. Hecht; 312 Ztr. Karpfen; ca. 90 Zober andere Speisefische 1576: 6 Ztr. Hecht; 206 Ztr. Karpfen. Die heutigen Wasserflächen gehören zum Unterteich. Alte Karten lassen erkennen, dass sich das Wasser am Oberteich einst bis nach Zscherben erstreckte. Die Röhrichte sind ihmzuzurechnen. Verschlämmung durch die Zuläufe scheint seit jeher ein Problem gewesen zu sein. 1613 soll eine Hauptschlämmung durchgeführt worden sein. Sie kostete 4 717 Fl. Bereits 1707 wurde der Teil bei Zscherben erneuert. Der Chronist berichtet, dass „bei der vorlängst angefangenen Arbeit an den Gotthardsteiche, welcher fast um den dritten Teil größer als vorhin gemachet wird, alle Teichgräber (hat) nehmen müssen“. Bereits 30 Jahre später soll bei Zscherben „mitten im Teich“ eine Insel entstanden sein. Exkursionsvorschläge Ausgehend vom Südpark Merseburg kann das Gebiet des großen Schilfröhrichts ab der Ulmenwegbrücke auf einem Weg umwandert werden. Dabei wird ein schöner Einblick in das Röhricht, den Erlenbruch bei Zscherben und die Klyeaue zwischen Zscherben und Atzendorf gewährt. Zwischen Zscherben und Merseburg-Süd führt der Weg an einer Salzwiese vorbei und die Geisel wird überquert. Weiter südlich ist das LSG nicht durch offizielle Wanderwege erschlossen, jedoch lohnen Naturbeobachtungen im Bereich der Kleingartenanlage Fasanengrund, der Geiselaue bei Beunaund des Schlossparks Frankleben. veröffentlicht in: Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung; 31.07.2019

LSG Arneburger Hang

Gebietsbeschreibung Das LSG liegt zwischen der Stadt Arneburg und der Elbe und erstreckt sich von Dalchau im Norden bis zur Eisenbahnlinie Berlin-Hannover bei Hämerten im Süden. Es umfaßt den hier nur schmalen Streifen der Elbeaue in der Landschaftseinheit Tangermünder Elbetal einschließlich des als NSG ausgewiesenen Steilhanges. Ein kleiner Teil des LSG liegt in der Landschaftseinheit Östliche Altmarkplatten. Das Landschaftsbild des Gebietes ist sehr vielgestaltig und abwechslungsreich. Im Westen bestimmt das bewaldete Steilufer mit seinen artenreichen Laubwäldern die Landschaft. Es bildet eine deutliche Geländestufe von etwa 20 m zwischen der Elbeniederung und der sich zirka 60 m über NN erhebenden Hochfläche und zieht sich in Nord-Süd-Richtung von Dalchau bis Storkau längs durch das LSG. Dieses Steilufer ist durch mehrere tief eingeschnittene Erosionsschluchten gegliedert. Unmittelbar am Hangfuß schließt sich die Elbeaue an, die mit ihren weiten, ebenen Wiesen, die von den Wasserflächen der Altwasser und einzelnen Feuchtgebüschen unterbrochen werden, einen deutlichen landschaftlichen Kontrast zum Hanggebiet darstellt. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die älteste Siedlung im LSG fand sich bei Arneburg und gehörte der Mittelsteinzeit an. Der dort errichtete Wohnplatz bot günstige Bedingungen für Jagd und Fischfang. Die Siedlungen der Jungsteinzeit reihten sich zwischen Hämerten und Altenzaun entlang der Hochterrasse aneinander und häuften sich bei Arneburg. Scherben der Linienbandkeramik sind wohl weniger als Niederschlag einer Besiedlung durch Ackerbauern als vielmehr als Einfuhrgut zu deuten, das entlang der Elbe nach Norden kam. Als älteste Ackerbauernkultur ist am Arneburger Hang die Rössener Kultur durch Funde bei Storkau nachgewiesen. Ihr folgte die Alttiefstichkeramikkultur. Während die Zeugen der frühen und mittleren Jungsteinzeit noch selten sind (Funde der Bernburger und Elbehavelkultur stammen aus Storkau), nimmt deren Zahl mit dem Erscheinen der Schönfelderkultur zu. Sie blieb während der Bronze- und Eisenzeit erhalten und dünnte dann in der römischen Kaiserzeit auf fünf Fundplätze aus. Reich mit Bronzebeigaben ausgestattete Urnengräber belegen für die Bronzezeit eine gewisse Wohlhabenheit der bäuerlichen Bevölkerung. Die slawischen Siedler errichteten Dörfer bei Storkau, Dalchau und Arneburg. Eine der bedeutendsten Fundstätten innerhalb des LSG ist die Burg von Arneburg. Der ehemalige Fischreichtum der Elbe und ihrer Nebengewässer hat die Ansiedlung von Menschen begünstigt. Im 7. Jahrhundert drangen Slawen bis in das Gebiet an der Elbe vor und siedelten hier bis zur erfolgreichen deutschen Ostexpansion im 12. Jahrhundert. Viele Ortsbezeichnungen deuten auf einen slawischen Ursprung hin. Bei der danach einsetzenden stärkeren Besiedlung wurden auch große Teile der Auenwälder gerodet und erste Deichbauten errichtet. Die Bemühungen zur Begradigung der Elbe und damit zur Schiffbarmachung verstärkten sich. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Eindeichung vollendet. In Verbindung mit dem Bau der Buhnen und der Abtrennung von Altarmen und Elbeschlingen führte dies zur völligen Festlegung des Elbestromes. Das Auengrünland wurde immer intensiver genutzt und war die Grundlage für eine leistungsfähige Rinderzucht. Der Fischreichtum der Elbe bildete die wirtschaftliche Basis für die Fischerinnung Arneburg, die bis zum Beginn der großen Schadstofffracht der Elbe in der Mitte dieses Jahrhunderts ihre Fischerträge vermarktete. Die Verbindung über die Elbe wurde mittels verschiedener, zum Teil heute noch betriebener Elbefähren, so auch bei Arneburg, hergestellt. Größere industrielle Nutzung fand im Gebiet nicht statt. Auf dem Gelände des nicht fertiggestellten Kernkraftwerkes, welches im Norden an das Landschaftsschutzgebiet angrenzt, soll nach teilweisem Abriß durch Umnutzung Industrie angesiedelt werden. Erste Betriebe sind bereits entstanden. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Die Arneburger Platte besteht aus warthe- und drenthezeitlichem Geschiebelehm beziehungsweise -mergel. Schmelzwassersande sind inselhaft und gering verbreitet. Zum Elbetal ist ein Steilufer ausgebildet, das bei Arneburg bis 30 m hoch ist. Hier ist die Grundmoräne über 20 m mächtig. Sie besteht aus kies- und geröllführendem Sand- bis Schluffmergel mit sehr geringem Flintanteil. Steile Stauchfalten und linsenförmige Einschaltungen von Kies, Blöcken und laminierten Sanden im mittleren und tieferen Teil der Wand sind Zeichen intensiver glazitektonischer Deformationen. Nach geschiebestatischen Untersuchungen ist das Alter der Grundmoräne im unteren Teil drenthezeitlich und im oberen Teil warthezeitlich. Im Untergrund der Grundmoräne wurden Schmelzwassersande und holsteinzeitliche humose Schluffe erbohrt. Die Arneburger Elberinne ist durch geringmächtige lehmige und lehmsandige Auensedimente über Auensanden und Schottern gekennzeichnet. Die Elbeaue benutzt das Baruther Urstromtal, das hier in einem kurzen Abzweig von der ursprünglich in die Uchte-Niederung gerichteten Entwässerungsbahn nordsüdlich verläuft und in das Eberswalder und Berliner Urstromtal mündet. Das LSG erfaßt die Bodenlandschaften der Arneburger Platte und den südlichen Teil der Arneburger Elberinne. Es liegt im westlichen Randbereich des Eintrittsdeltas der Elbe in das Tiefland. Auf der Arneburger Platte dominieren schwach pseudovergleyte Braunerde-Fahlerden aus lehmigem Geschiebedecksand über Geschiebelehm und ihre Erosionsformen. Der Geschiebemergel ist teilweise oberflächennah bei zirka 1 m unter der Geländeoberfläche. Stärker stauvernäßte Böden (Pseudogleye) sind inselartig verbreitet. Braunerden kommen entsprechend der Verbreitung des Schmelzwassersandes vor. Auf dem Kliff sind Pararendzinen bis Lockersyroseme aus Geschiebemergel entwickelt. In der Elberinne dominieren Gley-Vegas und in den Schlenken und Mulden Gleye aus lehmigem Auensand über Sand und Schotter, seltener aus Auenlehm über Sand. Die Böden unterliegen häufiger Überflutung. Die hydrologischen Verhältnisse der Aue werden durch die Elbe mit ihren wechselnden Wasserständen bestimmt, die mit dem Grundwasser kommunizieren. Als Reste ehemaliger Mäandrierung der Elbe finden sich zahlreiche Altwasser in der Aue, die auch aktuell noch im Überflutungsbereich liegen. Durch die Festlegung des Stromstrichs der Elbe mittels Buhnenbau erfolgt jedoch gegenwärtig keine Neubildung von Altwassern. Einige Gräben entwässern die Auenwiesen zur besseren Bewirtschaftung. Im Bereich des Steilhanges finden sich schluchtartige Erosionstäler, durch die nur bei Starkniederschlägen Wasser in die Aue strömt. Das LSG weist durchschnittliche Niederschlagsmengen von etwa 550 mm auf. Die Jahresmitteltemperaturen betragen zirka 8,5 oC (Mittel: Juli 18 oC, Januar ca. 0 oC). Das Landschaftsschutzgebiet gehört zum Klimagebiet des stark maritim beeinflußten Binnentieflandes. Insgesamt ist das Elbetal infolge seines Wasserreichtums ein wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet mit hoher Nebelneigung und eine wichtige Luftabflußbahn. Pflanzen- und Tierwelt Im überwiegenden Teil des LSG ist der Eichen-Ulmen-Auenwald als potentiell natürliche Vegetation anzusehen. Lediglich auf dem schmalen Teil der Hochfläche auf der Kante des Steilhanges würde sich Stieleichen-Hainbuchenwald entwickeln, der auf dem Steilhang in einen Hainbuchen-Ulmen-Hangwald übergeht. Davon ist im Gebiet nur der Hangwald auf dem Steilhang von Dalchau bis etwa Billberge in unterschiedlicher Ausprägung vorzufinden mit Hain-Buche, Feld-Ulme (allerdings stark abgängig), Feld-Ahorn und Stiel-Eiche, aber auch Spitz-Ahorn, Winter-Linde und Robinie. Schwarzer Holunder, Blutroter Hartriegel, Ein- und Zweigriffliger Weißdorn, Hasel und Hunds-Rose bilden eine üppige Strauchschicht. Nitrophile Arten, aber auch Behaarte Schuppenkarde, Hohler Lerchensporn und Doldiger Milchstern, sind in der Krautschicht zu finden. Im südlichen Ausläufer des Steilhanges von Billberge bis Storkau geht der Hangwald in einen krautreichen Stieleichen-Hainbuchenwald über. Wald-Bingelkraut, Purpurblauer Steinsame, Echtes Lungenkraut und Weiße Schwalbenwurz sind hier bemerkenswerte Pflanzenarten. Auf lichteren und daher besonnten Einschnitten in den Hang wachsen wärmeliebende Pflanzenarten, wie Wiesen-Salbei, Kleiner Odermennig, Feld-Mannstreu, Ebensträußige Margerite und Nickendes Leimkraut. Aufgrund der Seltenheit derartiger Hangwälder und des Vorkommens einer Artenvielfalt an seltenen Pflanzenarten wurde ein zentraler Teil des Steilhanges als NSG gesichert. Auf den am Hangfuß angrenzenden Überflutungswiesen der Elbeaue dominieren landwirtschaftlich genutzte Grünlandgesellschaften des frischen bzw. wechselfeuchten Bereiches. Die für Überschwemmungsflächen ursprünglichen Fuchsschwanz-Wiesen mit Wiesen-Labkraut sowie Silgen-Rasenschmielen-Wiesen mit Kümmel-Silge und Großem Wiesenknopf wurden auch hier durch Mäh- und Weidenutzung, verbunden mit Mineraldüngergaben, überformt und zurückgedrängt. Die zeitweilig unter Wasser stehenden Flutrinnen werden von Flutrasen (Knickfuchsschwanz-Gesellschaft), vorwiegend aus Knick-Fuchsschwanz und Kriech-Hahnenfuß, bedeckt. Wasserschwaden-Röhricht und Sumpfkresse-Gesellschaften säumen schlammige, im Sommer auch trockenfallende Ufer. Die Auengewässer haben oft steile Ränder und weisen demzufolge nur geringmächtige Röhrichte aus Schilf und Breitblättrigem Rohrkolben auf. Wasserschweber- und Schwimmblattvegetation findet sich zerstreut. Reste der Weichholzaue sind als einzelne Baumweiden oder Weidengebüsche, vorwiegend aus Bruch- und Mandel-Weide, vorhanden. Die auffälligsten Vertreter der Tierwelt im LSG sind die Vögel, die besonders artenreich den Hangwald bewohnen, wie Ringeltaube, Bunt- und Kleinspecht, Kohl- und Blaumeise, Gartenbaumläufer, Nachtigall, Rotkehlchen, Zilpzalp, Mönchs- und Gartengrasmücke, Buch- und Grünfink. Der Eisvogel brütet in den vorhandenen Steilwänden. Neuntöter, Ortolan und Grauammer besiedeln die angrenzende Ackerlandschaft. Die Auenwiesen werden von Feldlerche und vereinzelt Schafstelze besiedelt, die Gewässer von Stockente, Bleßralle, Haubentaucher und Rohrammer. Die Auengewässer werden von durchziehenden Wasservögeln, insbesondere Entenarten, als Rastplatz genutzt. Mehrere Kleinsäugerarten, wie Feld- und Erdmaus auf den Wiesen oder Waldmaus im Hangwald, sind im Gebiet anzutreffen. Fledermausarten frequentieren den Hangwald und die Auenwiesen auf ihren Jagdflügen. Von den Lurchen kommen im Auenbereich Erdkröte, Teich- und Grasfrosch vor. Mit der Verbesserung der Wassergüte der Elbe nimmt deren Bedeutung als Lebensraum für Fische und andere Wassertiere gegenwärtig wieder zu. Daher kommen auch im LSG sowohl im Fluß als auch in seinen Nebengewässern, mehrere Fischarten vor, besonders Plötze, Blei, Güster, Flußbarsch, Gründling, Zope, Aland, Aal und andere. Eine artenreiche Insektenfauna und ein individuenreiches Vorkommen der Weinbergschnecke im Hangwald weisen neben vielen anderen wirbellosen Tierarten auf die Habitatvielfalt des Gebietes hin. Entwicklungsziele Die Erhaltung des als Wald- und Biotoptyp gefährdeten Hangwaldes ist ein wichtiges Ziel im LSG. Das bedeutet besonders die permanente Zurückdrängung der Robinien und die Förderung der Naturverjüngung von Stiel-Eiche, Feld-Ulme und Feld-Ahorn. Die teilweise zu verzeichnende Vermüllung ist zu beseitigen und zu verhindern. Der Nährstoffeintrag aus den auf der Hochfläche angrenzenden Feldern ist durch Minimierung der Mineralstoffdüngung zu reduzieren. Das Auengrünland sollte ohne Nährstoffzugaben bewirtschaftet werden, um langfristig die Entwicklung artenreicher Wiesen mit einem hohen Blühaspekt zu fördern und den Nährstoffeintrag in die Altwasser zu verhindern. Zur Entwicklung der Erholungsnutzung des Gebietes ist im Hangbereich das vorhandene Wegenetz zu erhalten und weiter zu entwickeln. Bereiche der Aue, zum Beispiel der Weg zur Fähre Arneburg, sind einzubeziehen. Exkursionsvorschläge Eine lohnende Fußwanderung führt von Arneburg aus über einen angelegten Wanderweg in Richtung Billberge. Dieser Weg führt durch einen typischen Teil des Hangwaldes mit allen charakteristischen Baum- und Straucharten sowie einer artenreichen Krautvegetation, die besonders im Frühjahr durch einen hohen Anteil von Frühblühern sehr reizvoll ist. Ebenfalls von Arneburg aus kann auf kurzen Wanderungen auf Wiesenwegen in Richtung Elbefähre die offene Landschaft der Auenwiesen mit den vorhandenen Altwassern und ihrer Ufer- und Wasservegetation sowie der Wasservogelwelt erlebt werden. Sowohl in Arneburg als auch in anderen Orten, wie Storkau oder rechtsseitig Hohengöhren, Neuermark, Lübars, Scharlibbe und Schönfeld, sind reich ausgestattete Kirchen beachtenswert. Eine Vielzahl von Baudenkmalen findet der aufmerksame Betrachter in Tangermünde, so erhalten gebliebene Teile einer mittelalterlichen Burg mit Ringmauer und Burgtor (Gefängnisturm), die Nikolai- und Stephanskirche, das Rathaus mit Museum sowie zahlreiche Fachwerkhäuser und andere sehenswerte Gebäude. Verschiedenes Die Arneburger Elbefischer Nachdem viele Jahrhunderte die an der Elbe wohnenden Stämme den Fischfang betrieben hatten, wurde 1356 auf dem Reichstag zu Nürnberg ein Grundgesetz beschlossen, das den Kurfürsten das alleinige Recht auf Fischerei an den großen deutschen Strömen zusicherte. 1431 übertrug der Markgraf Johann das Fischrecht an der Elbe ”vom Schelldorfer See bis zum Werbener Schlag” an die Tangermünder Fischerinnung, der auch die Arneburger Fischer angehörten, mit folgender Auflage: ”Jedoch mit dem Bescheide, daß die Fischer nach der Erneuerung ihrer Rechte am Neujahrstage den ersten gefangenen Stör, Lachs oder eine Lamprete (d.h. ein Flußneunauge) im Amt Tangermünde abzuliefern haben. Dafür wird ihnen für einen Stör ein Silbergroschen acht gute Pfennige, 1 kubliges Brot und 1 Nößel Bier verabreicht.” Diese Übertragung wurde auch von den Nachfolgern des Markgrafen stets erneuert. Allerdings kam es in der Folgezeit öfter zu Streitigkeiten zwischen den Tangermünder und Arneburger Fischern. Dennoch fischten sie an den damals vorhandenen Laichplätzen der anadromen Wanderfischarten, so am Störlaichplatz zwischen Storkau und Billberge, an den Schnäpellaichplätzen unterhalb Billberge und bei Dalchau sowie an einem Zanderlaichplatz bei Billberge und mehreren Aalfängen. In einem Fischereigesetz von 1874 und einer Fischereiverordnung von 1877 wurden die Schonzeiten der Fische erweitert und verschiedene Fanggeräte verboten. Dies löste den Widerspruch auch der Arneburger Fischer aus. Sie beklagten ihre wirtschaftliche Notlage mit der Folge der Lockerung der gesetzlichen Bestimmungen. Obwohl die Arneburger Fischer eine Fischbrutanstalt betreuten und Fischnachzucht aussetzten, sanken Ende des 19. Jahrhunderts die Fangerträge derart, daß der Rückgang der Fischerei nicht mehr aufzuhalten war. Buhnenbau zerstörte die Laichplätze, der Wellengang der schnellfahrenden Dampfschiffe vernichtete Fischbrut und die in zunehmendem Maße eingeleiteten Abwässer machten den Fisch ungenießbar. 1932 wurde der letzte große, 1,75 m lange Stör bei Arneburg gefunden. 1925 hatte Fischermeister Wegener die letzte ”Lachsforelle” (Meerforelle) oberhalb der Fährstelle gefangen. 1920 fing man in Arneburg nur noch 2 ½ Schock Schnäpel. Während zum Beispiel allein am 27. Januar 1782 8 ½ Zentner Neunaugen gefangen wurden, fehlte dieser Fisch 1920 schon völlig. Zwar wurden noch am ”Kuhheger” Aale in den Hamen gefangen, jedoch sicherte dieser Fang keine Existenz mehr. Die Arneburger Elbefischerei ist heute nur noch Geschichte. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 31.01.2022

LSG Elsteraue

Gebietsbeschreibung Das LSG erstreckt sich im nordöstlichen Teil des Burgenlandkreises über etwa 10 km von Südwesten nach Nordosten und umfaßt die Talaue der Weißen Elster nördlich der Stadt Zeitz bis zur Landesgrenze zum Freistaat Sachsen bei Profen. Es repräsentiert den südlichen Teil der Landschaftseinheit Weiße- Elster-Tal. Die Höhendifferenz des Gebietes von zirka 17 m (ca. 148 m über NN im Südosten bei Zeitz und zirka 131 m über NN bei Lützkewitz) ist klein. Somit steht der Weißen Elster auf der Fließstrecke durch das LSG nur ein geringes Gefälle zur Verfügung. Letzteres ist auch die Ursache für den im Gebiet weitgehend unbegradigten und ausgeprägt mäandrierenden Verlauf des Flusses. Die Weiße Elster hat sich in die Auensedimente eingeschnitten und bildet ein breites Sohlental. Die Aue der Weißen Elster wird im Gebiet im Wesentlichen aus Grünland gebildet, das bisher intensiv genutzt wurde. Teile der Aue sind zu Ackerland umgewandelt worden, so daß diese im LSG bis auf wenige Auengehölze waldfrei ist. Der landschaftliche Reiz dieses Teils der Elsteraue liegt auf der einen Seite in dem charakteristischen Relief, das durch die sowohl markanten als auch harmonischen Siedlungsansichten von Bornitz, Predel oder Profen noch verstärkt wird. Auf der anderen Seite findet sich ein Äquivalent in dem Mikrorelief der eigentlichen Aue, verursacht durch die zum Teil trocken gefallenen Altwasser, aber insbesondere durch die ausgeprägte Mäandrierung der Weißen Elster von Ostrau bis Profen. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Auenlandschaften mit ihren alljährlichen Hochwasserereignissen wurden in der frühen Siedlungszeit nur zögerlich besiedelt, so auch die Elsteraue. Durch die Überschwemmungen kam es zur Ablagerung von Auenlehm und dadurch stellenweise zu Erhöhungen. Auf diesen kleinen Hügeln, sogenannten Warften, die bei Hochwasser trocken blieben, liegen die alten Siedlungen, so zum Beispiel mehrere Weilergehöfte und die Waalburg in der Ortschaft Göbitz und die auf einem Turmhügel stehende Wasserburg Etzoldshain. Die im Überflutungsbereich liegenden Siedlungsteile sind heute durch ein differenziertes Deichsystem in Verbindung mit der die Abflußspitzen dämpfenden Talsperre im Oberlauf nur noch wenig gefährdet. Die Landschafts- und Nutzungsgeschichte des Gebietes wird durch großflächige Waldrodungen mit anschließender Ackernutzung geprägt. Die verbreitetste Form der Bodennutzung vom Hochmittelalter bis in das 18. Jahrhundert war die Dreifelderwirtschaft, das heißt der Wechsel von Wintergetreide, Sommergetreide und Brache. Teilweise wurde der Boden auch schon intensiver genutzt. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts säte man in die Brache Futterkräuter, vor allem Klee, für die Stallfütterung ein. Der Rittergutsbesitzer Johann Christian Schubart demonstrierte auf seinen Gütern bei Zeitz diese vorteilhafte Neuerung, worauf er 1784 von Joseph II. anerkennend den österreichischen Adelstitel „Edler von Kleefelde“ verliehen bekam. Vom verstärkt durchgeführten Braunkohlenabbau, besonders auch in der Umgebung von Profen, blieb lediglich das engere Tal der Weißen Elster verschont, wenn es auch durch Grundwasserabsenkung und Abwassereinleitung in die Weiße Elster stark beeinträchtigt wurde. Verschiedene Nutzungsansprüche wie Verkehrs- und Siedlungsentwicklung, Kiesabbau und Trinkwassergewinnung werden an das LSG gestellt und stehen oft im Widerspruch zu den Schutzzielen. Zur Kultur- und Technikgeschichte gehören auch die im 16. Jahrhundert angelegten Kanalbauten, zu denen der Zeitzer Floßgraben zählt. Ein Teilabschnitt verläuft unmittelbar hinter der nordwestlichen Gebietsgrenze. Er diente als Transportweg für Holz in die Städte Leipzig, Pegau, Zeitz und Halle. Mit dem Wasser des Grabens wurden auch Triebwerke und Mühlen betrieben. Dieser Floßgraben ist als technisches Bauwerk bedeutsam. 81 hölzerne und steinerne Brücken queren ihn, darunter die am Nordrand des LSG gelegene ”Märzenbrücke” bei Profen. Zu den bemerkenswerten Punkten gehört auch die Fallflut unmittelbar westlich des Schutzgebietes bei Bornitz. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Bei Zeitz erreicht die Weiße Elster die durch mächtige Tertiär- und Quartärablagerungen gekennzeichnete Leipziger Tieflandsbucht. Der tiefere Untergrund besteht aus Gesteinen des Buntsandsteins. Darüber lagern diskordant terrestrische und marin beeinflußte Sedimente aus dem Eozän und dem Oligozän mit eingeschalteten Braunkohlenflözen. Die ältesten quartären Bildungen im LSG sind frühelsterkaltzeitliche Schotter der Weißen Elster. Sie sind auf der rechten Talseite außerhalb der Aue unter dem rezenten Auenniveau erhalten. Darüber folgen verbreitet zwei durch Schmelzwasserbildungen getrennte Elster-Grundmoränen, von denen die mächtige untere Grundmoräne den südöstlichen Talhang aufbaut. Auf der linken Talseite beginnt das Quartär bei Zangenberg mit spätelster-kaltzeitlichen Schmelzwassersanden und -kiesen und fraglichen holsteinwarmzeitlichen Seesedimenten. Im Verbreitungsgebiet der frühsaalekaltzeitlichen Hauptterrasse der Weißen Elster sind die älteren quartären Ablagerungen teilweise erodiert oder völlig ausgeräumt. Der Schotterkörper ragt nur wenig über das rezente Auenniveau hinaus und ist auf der linken Talseite, zwischen Tröglitz und Traupitz auch auf der rechten Seite, erhalten. Links der Weißen Elster dominieren saalekaltzeitliche Bildungen, die örtlich auch auf der gegenüberliegenden Talseite das elsterglaziäre Stockwerk, eine Grundmoräne und Schmelzwassersedimente, überdecken. Das LSG befindet sich im Bereich der Maximalausdehnung des Saale-Inlandeises. Den hangenden Profilabschluß bildet die weichselkaltzeitliche Lößdecke. Im Auenbereich sind keine älteren quartären Bildungen erhalten geblieben. Hier lagern die holozänen Auensedimente über der weichselkaltzeitlichen Niederterrasse und dem Präquartär, das heißt Tertiär, im Süden Buntsandstein. In diesem Abschnitt der Elsteraue dominieren Vegas, in tieferen Lagen treten Gley-Vegas und sehr selten Gleye auf. Die Ablagerungen in den Auen sind sehr jung und lassen sich wie folgt gliedern: Rezent wird jüngster Auenlehm meist in Flutrinnen abgelagert und bildet Humusgleye. Im Mittelalter und früher entstand der jüngere Auenlehm, aus dem sich Vegas und Vegagleye bildeten. In der Jungsteinzeit/Bronzezeit entstand der ältere Auenlehm mit Bodenbildungshorizont sowie Holzresten und Stücken von verkohltem Holz. Aus dem Spät-Pleistozän und Holozän stammen tonige-schluffige Mudde von zirka 0,6 m Mächtigkeit sowie Sande und Kiese der holozänen Terrasse und Reste der Niederterrasse. Sande und Kiese haben sowohl als Grundwasserleiter als auch als Rohstofflagerstätte Bedeutung. Die Auenlehme der Elsteraue sind karbonatfrei. Die hydrologische Situation ist gekennzeichnet durch einen relativ hohen Grundwasserstand, durch den eingedeichten, zum größten Teil naturnahen, teilweise aber auch begradigten Flußlauf der Weißen Elster, den naturnahen Ostrauer Mühlbach, den Mühlgraben bei Profen, den Maibach-Vorfluter und mehrere Entwässerungsgräben sowie temporäre Altwasser. Das LSG liegt in einer Übergangslage am Rande des Leegebietes der Mittelgebirge im Westen und des subkontinentalen Binnenlandes im Osten. Das Klima des LSG ist wärmebegünstigt mit einem langjährigen Mittel von 8,6°C Jahrestemperatur und relativ niederschlagsarm. Das langjährige Mittel beträgt 575 mm Niederschlag. Pflanzen- und Tierwelt Im Gebiet des LSG ist die kolline Ausbildung des Traubeneichen-Hainbuchenwaldes die potentiell natürliche Vegetation. Die ursprüngliche Vegetation erfuhr jedoch tiefgreifende Veränderungen durch Waldrodung, intensive Landwirtschaft, Bergbau und verarbeitende Industrie. Die Ufer beziehungsweise Auen der Weißen Elster wurden ursprünglich von Auenwäldern eingenommen, die gegenwärtig nur noch vereinzelt anzutreffen sind. Heute ist die Elsteraue gekennzeichnet durch inhomogene Pflanzengesellschaften der Wälder und Gebüsche, überwiegend durch die intensive Nutzung geprägte artenärmere Fettwiesen nasser bis frischer Ausbildung, nitrophytische Hoch- beziehungsweise Uferstaudenfluren und Ruderalgesellschaften sowie kleinflächige Wasserpflanzen- oder Röhrichtgesellschaften. Im einzelnen sind dies Pappel-, Weiden- und Erlengehölze und Weidengebüsche sowie Erlen-Eschenbestände als Fragmente beziehungsweise Ersatzgesellschaften des Silberweidenauenwaldes. Diese entlang von trockengefallenen Altwassern, Wegen und vor allem in den Mäanderschleifen stockenden Auengehölze, überwiegend aus Hybrid- oder Balsam-Pappel, Silber-Weide, Esche, Rot-Erle, Eiche und Winter-Linde sowie Strauchweiden, wie Purpur-Weide, Korb-Weide und Bruch-Weide, sind nur mäßig naturnah ausgebildet und unterliegen meist einer Unterweidung, so daß sich eine zusammenhängende Strauch- und Krautschicht nur in wenigen Fällen ausbilden konnte. Als Ersatzgesellschaft des frühjahrsgeophytenreichen Eichen-Ulmen-Hartholz-Auenwaldes wird der Bestand südwestlich von Zangenberg angesehen. Charakteristische Arten für die Kraut- und Strauchschicht sind zum Beispiel Hasel, Faulbaum, Holunder, Seidelbast, Einbeere, Aronstab und Vielblütige Weißwurz. Die intensiv genutzten Wiesenbereiche sind derzeit als relativ artenarm einzustufen, erst bei extensiverer Bewirtschaftung weisen die Auenwiesen eine dem Standortcharakter entsprechende Artenvielfalt auf. Feuchtlebensräume beziehungsweise Gewässerbiotope wie Altarme oder -wasser, Gräben oder Tümpel mit zeitweiliger oder ständiger Wasserführung sind potentiell durch eine vielfältige Vegetation mit Wasserpflanzen- und Verlandungs-Gesell-schaften wie Röhrichte und Großseggenriede geprägt. Floristische Besonderheiten oder Arten der „Roten Liste“ sind derzeit kaum vertreten, was auf die zu intensive landwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen ist. Hervorzuheben sind Feldlöwenmaul und Herbstzeitlose sowie Schwanenblume, Hohe Schlüsselblume und Braunstieliger Streifenfarn. Das Mosaik der Auengehölze in Verbindung mit den Auenwiesen und den unterschiedlichen Gewässerstrukturen bietet einer mannigfaltigen Fauna Lebensraum. Von den Säugetieren wurden unter anderem nachgewiesen: Waldspitzmaus, Zwergspitzmaus, Wasserspitzmaus, Gartenspitzmaus, Feldspitzmaus, Maulwurf, Feldhase, Zwergfledermaus, Wasserfledermaus, Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Braunbrustigel, Zwergmaus, Mauswiesel, Iltis und Dachs. An Vögeln sind insbesondere die charakteristischen Arten Rot- und Schwarzmilan und Eisvogel zu erwähnen. Von überregionaler Bedeutung ist das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Steinkauzes im LSG. Wie das Rebhuhn ist auch der bedrohte Feldhase ein Indikator für den Strukturreichtum des Gebietes. Zahlreiche Mollusken wie zum Beispiel Große Schwarze Wegschnecke und Weinbergschnecke bewohnen den meist feuchten Bodenbereich. Hervorhebenswert ist weiterhin das Vorkommen des stark bedrohten Hirschkäfers und des in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohten Ufer-Laufkäfers. Von den Libellenarten werden Gebänderte Prachtlibelle, Glänzende Binsenjungfer und Gemeine Winterlibelle aufgeführt. Auch eine artenreiche Schmetterlingsfauna kommt in Abhängigkeit vom Blütenangebot im LSG vor: Gelbwürfliger Dickkopffalter, Rostfleckiger Dickkopffalter, Schwalbenschwanz, Aurorafalter, Zitronenfalter, Tagpfauenauge, Admiral, Distelfalter, Kleiner Fuchs, C-Falter, Landkärtchenfalter, Kaisermantel, Schachbrett, Schornsteinfeger, Gemeines Wiesenvögelchen und Faulbaum-Bläuling sind einige der Arten. Die trotz der Gewässerbelastung noch relativ reiche Fischfauna der Weißen Elster ist erwähnenswert. Dazu gehören: Döbel, Hasel, Karausche, Moderlieschen sowie Schmerle. Als Folge der Gewässerbeeinträchtigungen, beispielsweise durch Ausbaumaßnahmen, Beweidungen der Ufer, Nährstoffeintrag durch angrenzende Ackerflächen oder Abwassereinleitungen in Siedlungsnähe, entspricht das vorkommende Artenspektrum jedoch keineswegs dem potentiell möglichen. Dennoch muß diesen Fischbeständen als Besiedlungspotential der Elster große Bedeutung geschenkt werden. Entwicklungsziele Ein wichtiges Entwicklungsziel ist die Extensivierung der Wiesennutzung zur Gewährleistung der standörtlichen Naturhaushaltsfunktionen sowie zur Erhöhung der Lebensraumqualität und damit der Artenvielfalt. Von besonderer Bedeutung ist die Erhaltung beziehungsweise Regenerierung artenreicher, strukturierter Feucht- und Naßwiesen unter anderem durch Festsetzung entsprechender Mahdtermine und Weidenutzung mit geringem Viehbesatz. Schließlich sollte langfristig auch die Umwandlung aller im Überflutungsbereich gelegenen Ackerflächen in Wiesenflächen gewährleistet werden, um die Funktion als Retentionsraum zu sichern. Ein weiteres Ziel für die Entwicklung des gesamten Auenbereiches sind auch der Erhalt bzw. die Aktivierung des natürlichen Flußabschnittes der Weißen Elster zwischen Ostrau und Profen sowie die Etablierung der Weichholz-Silberweidenaue in geeigneten Teilbereichen. Wesentlich ist auch die Erhaltung und Förderung des typischen Artenspektrums der Fischfauna, besonders durch die Herstellung der ökologischen Durchlässigkeit auf der Länge der gesamten Fließstrecke und Verbesserung der Wasserqualität durch Verhinderung von Einträgen belastender Stoffe. Eine Aufwertung des Landschaftsbildes, speziell der Uferzonen, wird durch naturnahe standortheimischer Gewässerbegleitgehölze erreicht. Die Erhaltung der Altwasser in ihrer auentypischen Arten- und Standortsvielfalt ist Pflege- und Entwicklungsziel dieses Teilbereiches, da sie unter anderem als Lebensraum zahlreicher Pflanzen- und Tierarten innerhalb des Biotopverbundes wichtige Funktionen besitzen. Die Gehölze sind schrittweise in standortgerechte naturnahe Bestände der Hartholzaue mit dominanter Esche, Eiche und Ulme umzuwandeln. Dazu gehört auch die Neuanlage beziehungsweise sinnvolle Erweiterung der vorhandenen Streuobst- und Kopfbaumbestände. Feldgehölze, Baumreihen und Einzelbäume stellen neben ihrer prägenden Bedeutung für das Landschaftsbild auch wichtige Trittsteine im Biotopverbund zwischen den einzelnen Naturraumelementen als Lebensräume zahlreicher Tierarten dar. Exkursionsvorschläge Bei einer Wanderung durch das LSG, teils in Ufernähe der Weißen Elster, teils durch die Wiesenlandschaft, können sowohl die landschaftlichen Besonderheiten als auch, mit Geduld und Ruhe, einige charakteristische Vertreter der Tierwelt des Gebietes erlebt und beobachtet werden. Abgerundet werden kann diese Wanderung mit dem Besuch der Wasserburg Etzoldshain und des Weilerdorfes Göbitz mit seiner kleinen Waalburg. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 30.07.2019

Kunstnester für die Schwalben – Glücksbringer auf Wohnungssuche

Das “Berliner Original” hat durch viele Typen und Geschichten Berühmtheit erlangt. “Dit is mal ‘ne Type”: Das ist einerseits Anerkennung für Figuren wie den Eckensteher Nante, kann aber auch als Nachweis für Seltenheit gelten. Echte Typen sind eben nicht überall zuhause. Heute bietet Berlin so vielen Interessen, Strömungen und Kulturen eine „artgerechte“ Heimat, wie kaum eine andere Stadt. Das gilt auch für die stadttypische Tierwelt, die sich hier angesiedelt hat. Vor allem ursprüngliche Felsenbewohner wie Turmfalken, Mauersegler und Schwalben, aber auch Höhlenbewohner wie Fledermäuse, haben sich Städte wie Berlin als neue Heimat gewählt. Von dieser Vielfalt lebt Berlin und möchte sie daher auch erhalten. Wer vom Land in die Stadt zieht, ändert seine Lebensumstände. Die Mehlschwalbe nistete ursprünglich an Felswänden oder Küstenklippen. Heute nistet sie als Kulturfolger fast ausschließlich in Städten und Dörfern. Schwalben galten schon immer als Glücksbringer und sind gesetzlich besonders geschützt. Auch wenn sie immer noch eine der häufigsten Vogelarten in Mitteleuropa ist, sinkt ihre Anzahl seit Jahren, auch in Deutschland. Dazu tragen unter anderem die Dachstuhl- und Fassadenmodernisierungen bei. Was den Menschen meist erfreut, ist für die Mehlschwalbe oft von Nachteil: Zwar müssen sie keine Miete zahlen, sie verlieren aber durch die Modernisierung von Dachstühlen und Fassaden häufig ihre Nistplätze und Lebensräume. Zum anderen findet sie durch die zunehmende Bodenversiegelung zunehmend schwerer geeignetes Nistmaterial. Dieses sammelt die Mehlschwalbe nämlich an offenen lehmigen Stellen auf, beispielsweise an Pfützen und auf unbefestigten Wegen. Leider zerstören immer wieder auch HausbesitzerInnen und MieterInnen illegalerweise ihre Nester, um Verschmutzungen der Hausfassaden zu verhindern. Mehlschwalben brüten bevorzugt in Ortschaften und an Gebäuden nahe am Wasser. Hier jagen sie Mücken, Fliegen, Schmetterlinge und Eintagsfliegen. Das Wuhletal bietet mit seinen großen, offenen Wiesenflächen, gehölzreichen Staudenfluren, Röhrichten und zahlreichen Gewässern viel Nahrung für die Vögel und damit auch gute Voraussetzungen als Lebensraum. Doch wo sollen sie hier ihre Nester bauen, da geeignete Standorte rarer werden? Um den typischen Berliner Glücksbringern ein neues Zuhause bereitzustellen, wurden im Rahmen der IGA Berlin 2017 zehn artenspezifische Kunstnester unter dem Wuhlesteg angebracht. Eigentlich ist es ganz einfach, den Schwalben und auch anderen Kulturfolgern zu helfen. Spalten oder Vorsprünge an Hausmauern oder Schuppen sollten möglichst erhalten bleiben, wenn Gebäude und Fassaden renoviert oder saniert werden. Wenn das nicht möglich ist, können durch das Aufhängen von Nistkästen Alternativen geschaffen werden. Oder stellen Sie Gebäudebrütern im Garten oder auch auf dem Balkon einfache Nisthilfen zur Verfügung, an denen Nester gebaut werden können. Durch ein unterhalb des Schwalbennestes befestigtes Brett kann eine Verunreinigung der Fassade oder des Fußbodens leicht vermieden werden. Schon diese kleinen Maßnahmen helfen den Tieren und fördert das, was Berlin ausmacht: dass hier eben auch alle Typen unterkommen, die die Stadt mit ihrer Präsenz prägen. Artenschutz an Gebäuden / Gebäudebrüter

LSG Gardelegen-Letzlinger Forst

Gebietsbeschreibung Das LSG liegt am Nordwestrand der Colbitz-Letzlinger Heide zwischen der Stadt Gardelegen, den Orten Weteritz und Kloster Neuendorf im Norden, Letzlingen im Süden sowie Solpke und Sylpke im Westen. Das Schutzgebiet hat eine ungefähre Ausdehnung von 12 km in nordwest-südöstlicher und von 6 km in nordost-südwestlicher Richtung. Es gehört zu den Landschaftseinheiten Altmarkheiden und Östliche Altmarkplatten. Das Relief des Gebietes wurde durch die Gletscher der Saalekaltzeit geformt. Ein geomorphologisch relativ wenig gegliedertes, sandiges Plateau entstand, auf das südlich der Linie Zienau-Lindenthal-Ipse-Ziepel ein hügeliger Endmoränenzug aufgeschoben wurde. Nacheiszeitlich wurden abschnittsweise Dünenzüge aufgeweht. Die markantesten Erhebungen sind der Bullenberg südlich Zienau (84 m über NN) und der Weinberg bei Polvitz (93 m über NN). Zeugen der Landschaftsgeschichte sind als Naturdenkmale geschützte Großfindlinge: der „Drei-Grenzen-Stein“ (3 m Länge) sowie der „Große Stein“ auf dem Blauen Berg (3,6 m). Beide liegen auf halber Strecke zwischen Gardelegen und Letzlingen. Das Landschaftsbild wird durch großflächige Kiefernforste bestimmt. Eingestreut sind alte Laubhölzer. Bemerkenswert sind die Stieleichen-Allee an der alten Letzlinger Landstraße (zirka 280 Jahre alt) und eine Sommerlinden-Allee bei Weteritz. Vor allem im Randbereich der Niederungen stocken auch wertvolle Feuchtwälder, so bei Lindenthal, Kenzendorf und Weteritz. Bei Letzlingen erstreckt sich das landschaftsästhetisch reizvolle Quellgebiet der Milde, das Polvitzer Moor, das durch Grünland, Gräben, Gehölzreihen und Teiche geprägt wird. Die Polvitzer Teiche sind die größten und schönsten Stillgewässer im LSG. Der Mildelauf ist zum Teil begradigt und grabenartig eingetieft, durch bachbegleitende Gehölze jedoch in der Landschaft wahrnehmbar. Zwischen Neuemühle und Ziepel hat die Milde einen sehr naturnahen und vielgestaltigen Gewässerlauf, der von wertvollen Erlen- und Erlen-Eschenwäldern begleitet wird. Unterhalb Ziepel tritt der Bach in die Niederung um Gardelegen ein, die durch das Grünland der Rottwiesen geprägt wird. Hier ist der Bach fast durchgehend von Erlenreihen gesäumt. Die Niederung um Weteritz wird von Wiesen, Weiden und kleineren Feuchtwäldern dominiert. Ein sehr abwechslungsreiches Landschaftsbild bietet der historische Lenné-Park bei Weteritz mit Altholz-Beständen, Teichen, Röhrichten und mit Streuobstwiesen, naturnahen Bachabschnitten, Hecken, Erlenbruchwald und Feuchtgrünland in der Umgebung. In den Wäldern der Zienauer Heide haben sich kleinflächig Heide- und Trockenrasenflächen erhalten. Innerhalb der Grenzen des LSG befinden sich mit Ziepel, Ipse und Lindenthal nur wenige kleine Ansiedlungen. Die kleinen Dörfer Ziepel und Ipse sind äußerst idyllisch in die Landschaft eingewachsen und weisen viel historische Bausubstanz auf, in Ziepel Fachwerkhöfe mit alten Inschriften und in der Dorfmitte eine artesische Quelle, die noch heute als Trinkwasser genutzt wird. Ipse wirkt durch seine bauliche Geschlossenheit und die harmonische Einbindung der Höfe durch alte Obstgärten und Pferdekoppeln in die Landschaft. Charakteristisch sind ehemalige Wassermühlen an der Milde wie die Neuemühle, die Hoppenmühle, die Drögemühle und die Buschmühle sowie alte Forsthäuser. Bemerkenswert sind auch Schloß Weteritz und die Waldschnibbe im Wald bei Lindenthal. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Die jungsteinzeitlichen Funde streuen relativ locker innerhalb eines von der Milde und einem Zufluß bogenförmig umschlossenen Bereichs, der nur bei Ziepel überschritten wird. Dabei befinden sich vier von 13 Fundstellen heutzutage unter Wald. Während der Bronzezeit, der Eisenzeit und der Kaiserzeit umfaßte die Besiedlung vier, drei und zwei Fundstellen, von denen immer nur eine an der Milde lag, während die anderen ihren Standort in Richtung auf das Quellgebiet der Milde verlagerten. Dank der schützenden Wirkung des Forstes haben sich im LSG Grabhügel der Bronze- und Eisenzeit erhalten. Um das Jahr 1000 war die Heidehochfläche noch von Wenden bewohnt. Ihre kleinen Dörfer lagen im Wald. Nach ihnen wurde die ganze Gegend als die Wendenheide bezeichnet. Im Jahre 1250 bestätigte Papst Innozenz dem Kloster Neuendorf die Schenkung des Dorfes Salchau ”cum deserto slavico” einschließlich Slawenheide. Im Mittelalter wurden lange Zeit die Begriffe ”Garleber Heide” oder ”Gardeleger Heide” verwendet. Deshalb wurde zur Bezeichnung des LSG der Name „Gardelegen-Letzlinger Forst“ gewählt. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation des Mittelalters kam es zu einer intensiven Rodungsphase. Innerhalb der großflächigen Wälder entstanden neue Ansiedlungen und Ackerflächen wachsender Ausdehnung. Im 14. Jahrhundert und später während des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Ansiedlungen wieder wüst, und ehemals ackerbaulich genutzte Flächen wurden aufgegeben. Die Wälder wurden bis in das 19. Jahrhundert als Weideflächen genutzt, wie zahlreiche alte Hudeeichen im Bereich der angrenzenden Colbitz-Letzlinger Heide bezeugen. Die Weidewirtschaft ließ auch offene, baumfreie Heideflächen entstehen. Mit der Eingliederung des Gebietes nach Preußen begann im Jahre 1815 die geregelte Forstwirtschaft. Ein Großteil der waldfreien Flächen wurde mit schnellwüchsigen Nadelhölzern, vor allem Kiefer, aufgeforstet. Zur Markierung der Wege wurden Eichen gepflanzt, von denen heute noch einige als alte Überhälter vorhanden sind. Für die Bewohner der angrenzenden Dörfer wurden die Wälder, vor allem am moorigen Nordrand, zum Sammeln von Preisel- und Heidelbeeren genutzt, die eine zusätzliche Einnahmequelle darstellten. Daneben wurden viele Bestände zur Gewinnung von Einstreu für die Ställe alljährlich geharkt. Diese Forsten waren nahezu frei von Kraut- und Strauchschicht und nach Berichten von Zeitzeugen von einer geradezu schrecklichen Eintönigkeit. Auf solchen übernutzten Waldflächen haben sich verschiedentlich kleinflächige Flechten-Kiefern-Trockenwälder entwickelt, so beispielsweise in der Zienauer Heide und im Gebiet südlich von Ipse. Die Wälder sind seit Jahrhunderten ein beliebtes Jagdgebiet. Bereits im Jahr 1559 erbaute Kurprinz Johann Georg in Letzlingen ein Jagdschloß, die Hirschburg, und umgab sie mit einem großen Wildpark. Nachdem das Schloß durch die Einwirkungen des Dreißigjährigen Krieges verödete, wurde es erst im Jahre 1843 durch König Friedrich Wilhelm IV neu ausgebaut. Nun fanden alljährlich große Hofjagden statt. Der große Wildreichtum lockte Prominenz und Adel in die Wälder um Letzlingen. Von Kurfürst Joachim Friedrich über Prinz Louis Ferdinand, Kaiser Wilhelm I, Kaiser Wilhelm II, Reichskanzler Bismarck, Hindenburg, Franz Ferdinand von Österreich bis zu Göring reicht die lange Liste der „Waidmänner“. Die vorherrschende Flächennutzung ist noch heute die Forstwirtschaft. In der Niederung von Milde und Weteritzbach oberhalb Gardelegen dominiert landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau und wenig Grünland. Ein bedeutendes Produkt dieser Gegend war in früherer Zeit das Bier, das vor dem Dreißigjährigen Krieg in 250 Brauereien Gardelegens gebraut wurde. Jedes zweite Haus in der Stadt war damals eine Brauerei. Entsprechend dürfte der Hopfenanbau auf den landwirtschaftlichen Flächen einen hohen Anteil gehabt haben. Noch heute wird das ”Garley”-Bier in Gardelegen gebraut, dessen wichtigste Grundlage die Güte des Heidewassers ist. Die Stadt Gardelegen führt 3 Hopfenstangen im Wappen. Die Niederung im Quellgebiet der Milde bei Letzlingen wurde in früherer Zeit in größerem Umfang zu Fischzucht genutzt. Eine Vielzahl von Gräben ist als Relikt der Teichanlagen vorhanden. Das gesamte heutige ”Polvitzer Moor” war als großer Fischteich angestaut bzw. hatte keinen natürlichen Abfluß. Das von Alvenslebensche Schloß in Polvitz war ein Wasserschloß. Die Zufahrt erfolgte über einen 2 km langen Damm, die heutige Straße nach Polvitz. Erst nach Aufgabe dieser Teiche wurde zur Entwässerung des Moores das Bett der Milde ausgehoben. Vermutlich war sie im Quellbereich nie ein natürliches Fließgewässer. Große Teile des Landschaftsschutzgebietes sind Trinkwasserschutzgebiete für die Trinkwasserförderung durch das Wasserwerk Gardelegen. Heute hat das LSG auch als Naherholungsgebiet eine Bedeutung. Zwei Naturlehrpfade, einer beim Forsthaus Kenzendorf und ein weiterer beim Gasthaus Lindenthal, informieren die Besucher über die Pflanzen- und Tierwelt. Viele markierte Wanderwege, einzelne Radwege und Reitpfade erschließen das Gebiet für die naturbezogene Erholung. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Das Landschaftsschutzgebiet bedeckt den Nordwest-Teil der Colbitz-Letzlinger Heide und die nördlich Letzlingen beginnende Milde-Niederung. Die Colbitz-Letzlinger Heide gehört zu den saalekaltzeitlichen (warthestadialen) Hochflächen nördlich Magdeburgs. An der Oberfläche stehen im Bereich der Hochfläche generell Sande, das heißt Schmelzwasserablagerungen, an. In der Milde-Niederung findet man auch holozäne fluviatile Sedimente. Die Lithologie der Ablagerungen in der Colbitz-Letzlinger Heide bedingt, daß ein hoher Anteil des Niederschlags versickert und als Grundwasser aufgrund veränderter hydrogeologischer Verhältnisse erst den Vorflutern am Rand der Hochfläche zufließt. Im Gebiet finden sich überwiegend sandige saalekaltzeitliche Substrate und weichselkaltzeitlicher Geschiebedecksand. Als markante Grenze zwischen beiden Sandschichten findet sich eine Steinsohle mit den bekannten Windkantern. Entsprechend den Substraten dominieren hier Braunerde-Podsole und Sand-Podsole, bevorzugt Eisen-, Eisenhumus- und Humuseisen-Podsole, unter Wald. Sofern solche Böden landwirtschaftlich genutzt werden, bezeichnet man sie als Acker-Braunerde-Podsol. In den Niederungen, zum Beispiel der Milde, treten Niedermoortorfe auf. Diese werden als Grünland genutzt und sind durch Entwässerungsmaßnahmen verändert. Im Nordwesten des LSG finden sich Gleye aus unterschiedlichen Substraten. Die aus Schmelzwassersanden aufgebauten Hochflächen der Heide sind arm an Gewässern. Das Niederschlagswasser versickert und tritt am Rande der Heide wieder zutage. Innerhalb des LSG entspringt die Milde in einer moorigen Senke zwischen Letzlingen und Polvitz, dem „Polvitzer Moor“. Die Milde fließt mit zunächst geringem Gefälle nach Nordwesten ab. Nach einem Schwenk in westliche Richtung durchbricht sie einen Endmoränenzug, verläßt die Heidehochfläche mit höherer Fließgeschwindigkeit in nördliche Richtung und erreicht bei Ziepel die Niederung um Gardelegen. Kurz vor Gardelegen nimmt sie den Weteritzbach auf, der die Niederung zwischen Solpke und Gardelegen entwässert. Ein weiteres Quellgebiet des Heiderandes ist das unmittelbar östlich bei Kloster Neuendorf an das LSG angrenzende Jävenitzer Moor, eines der seltenen Hochmoore der Altmark. Weiterhin sind artesische Quellen am Heiderand wie bei Ziepel charakteristisch. Die Altmarkheiden sind durch Grundwasserflurabstände von > 10 m gekennzeichnet. In den Übergangszonen zu den Niederungen verringert sich der Flurabstand auf 5 m und darunter. Im Bereich des oberen Mildetals steht das Grundwasser mit 2 bis 5 m hoch an. Hier konnten 1935 bei Polvitz aus Torfstichen einige größere Fischteiche angelegt werden. Aufgrund der vorhandenen Nutzungsbedingungen besitzt das Grundwasser der Heiden sehr große Potentiale zur stabilen Wasserversorgung angrenzender Niederungsgebiete. Der hohe Waldanteil und nicht vorhandene Entwässerungsanlagen bewirken eine gute Grundwasserneubildung und die Verzögerung des Gebietsabflusses. Das LSG liegt im Bereich der subatlantisch geprägten Altmarkheiden. Die Niederschläge liegen im langjährigen Mittel bei 550 bis 600 mm und die mittlere Jahrestemperatur bei 8,5° C. Pflanzen- und Tierwelt Der Quellbereich der Milde weist trotz hohen Ausbaugrades Elemente der silikatischen Quellfluren wie Bitteres Schaumkraut und Quell-Sternmiere auf. Daneben ist der Bachlauf durch Kleinröhrichte mit Berle, Flutendem Schwaden, Bachbunge und Gauchheil-Ehrenpreis gesäumt. Auf der Höhe von Polvitz treten Großseggenriede mit Rispen- und Sumpf-Segge hinzu. Abschnittsweise begleiten Schilfröhricht, Schwarzerlen- oder Grauweiden-Gebüsche das Gewässer. An den Bachlauf schließt sich Feuchtgrünland mit Kohldistel, Wald-Simse, Wald-Engelwurz, Sumpf-Storchschnabel, Großem Mädesüß und Sumpf-Schafgarbe an. Oberhalb Neuemühle begleiten Schwarzerlen-Brüche den Bach, die jedoch infolge meliorativer Maßnahmen, verbunden mit Torfzehrung und Sackung, trockengefallen sind. Die Erlen stehen zum Teil auf „Stelzen“, und die Krautschicht wird von der Brennessel dominiert. Bei Neuemühle ist die Milde gestaut. Der strömungsarme Abschnitt ist von Wasserschwadenröhricht, Wasserpest-Gesellschaft sowie Zweizahnfluren und nitrophilen Staudenfluren geprägt. Unterhalb Neuemühle wird die weitgehend naturbelassene Milde von Erlenbruchwald und Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald sowie Winkelseggen-Eschenwald begleitet. Typische Arten sind Sumpf-Haarstrang, Sumpf-Segge, Gemeiner Gilbweiderich und Winkel-Segge. Am Bachufer wachsen Wasser-Minze, Bach-Bunge und Wasserstern. Die umgebenden, grundwassernahen Kiefernforste weisen mit Pfeifengras in der Krautschicht auf den Pfeifengras-Eichenwald als natürliche Waldgesellschaft hin. Die Krautschicht dieser Forste ist relativ artenarm und weist Schlängel-Schmiele, Sauerklee, Heidelbeere und Keulen-Bärlapp auf. Die Niederung bei Ziepel trägt abschnittsweise feuchte Rasenschmielenwiesen mit Flatter-Binse und Rasen-Schmiele. In den Moorwiesen zwischen Ziepel und Gardelegen befinden sich Restbestände von Geflecktem und Breitblättrigem Knabenkraut. Hier liegt als FND „Rottwiesen bei Gardelegen“ das größte in Sachsen-Anhalt bekannte Vorkommen der Schachblume mit über 2 000 Exemplaren. Die Wälder um Letzlingen sind seit alters her für ihren Wildreichtum berühmt. Im 19. Jahrhundert übertraf der Wildbestand 10 000 Stück, vor allem Dam-, Rot- und Schwarzwild. Der letzte Luchs wurde im Jahre 1655 erlegt, auf Wölfe wurden noch im Jahre 1722 große Jagden abgehalten. Heute sind vor allem Reh-, Rot- und Schwarzwild anzutreffen. Das LSG ist Lebensraum einer vielfältigen Vogelwelt. Bemerkenswerte Bewohner der Kiefernwälder sind Schwarzspecht, Rotmilan, Sperber, Kolkrabe, Baumfalke und Schwarzstorch. In Feuchtwäldern tritt der Kranich auf. Baumreihen und Gebüsche in der Ackerlandschaft sind Lebensraum von Ortolan und Neuntöter. Sehr häufig ist der Graureiher im Gebiet anzutreffen. In Ipse und in Gardelegen befinden sich besetzte Storchenhorste. Von den Fledermäusen wurden Zwerg-, Langohr- und Fransenfledermaus nachgewiesen. Die Milde ist Lebensraum von Bachforelle, Regenbogenforelle, Schmerle und Gründling. Die Polvitzer Teiche werden von Verlandungsvegetation mit Schilf-Röhricht, Röhricht des Schmalblättrigen und des Breitblättrigen Rohrkolbens, Rispenseggenried und Steiffseggenried gesäumt. Hier wurden Insektenarten feuchter Lebensräume nachgewiesen wie Sumpf-Schrecke, Sumpf-Grashüpfer, Kurzflügelige Schwertschrecke und Große Goldschrecke. Entwicklungsziele Schutzzweck ist die Bewahrung und Wiederherstellung eines für die Altmark typischen Landschaftsteiles mit seiner Vielfalt an Wald-, Grünland-, Acker-, Feucht- und Trockenstandorten. Insbesondere die Wälder sind zu erhalten und schrittweise in überwiegend naturnahe Bestände umzuwandeln. Waldränder sind als artenreiche Übergänge zwischen Wald und Offenland zu erhalten und wiederherzustellen. Die Grünländer sind durch Nutzung zu erhalten und auf den Niedermoorstandorten durch extensive Grünlandwirtschaft zu verbessern. Die offene Agrarlandschaft ist durch Anlage von Hecken und Feldgehölzen ökologisch und landschaftsästhetisch aufzuwerten. Die Trockenstandorte sind zu schützen und durch geeignete Pflege freizuhalten. Die Fließgewässer sind durch Schonstreifen zu schützen. Der Quellbereich und Oberlauf der Milde bei Polvitz ist unter Anhebung der Gewässersohle und Anlage eines mäandrierenden Laufes zu renaturieren. Durch Anhebung des Grundwasserspiegels sind die Feuchtwaldgesellschaften zu sichern. Der Gehölzanteil ist hier zu erhöhen. Der naturnahe Mildelauf zwischen Neuemühle und Drögemühle ist zu schützen. Die Erholungsnutzung beschränkt sich auf eine naturbezogene, ruhige Erholung durch Wandern und Radfahren auf dem vorhandenen Wegenetz. Im Gebiet besitzt das Reiten, einschließlich das Wanderreitens, traditionsgemäß eine überdurchschnittliche Bedeutung. In allen angrenzenden Orten ist Kränzchenreiten ein Volksfest besonderer Bedeutung. Im Herbst werden Jagden geritten. Zu Himmelfahrt und Pfingsten erfolgen Ausritte. Durch das Gebiet wird der nationale Reitweg Nr. 2 von der Ostsee zum Schwarzwald führen. Exkursionsvorschläge Wanderung Letzlingen-Forsthaus Kenzendorf Von Letzlingen geht man in nordwestliche Richtung und passiert am Ortsausgang das historische Jagdschloß. Weiter geht es nach Polvitz, wo die in der Niederung liegenden Teiche einen reizvollen Anblick bieten. Von Polvitz wandert man nach Westen in die Kiefernwälder und über die höchste Erhebung des Landschaftsschutzgebietes, den Weinberg, und anschließend nach Neuemühle. Dort überquert man die Milde und trifft linkerhand auf das Forsthaus Kenzendorf. Hier kann man den Naturlehrpfad begehen und sich über Flora und Fauna der Wälder informieren. Auf Waldwegen in östlicher und südlicher Richtung kann über den Blauen Berg und Sorgenschen Berg der Rückweg nach Letzlingen beschritten werden. Wanderung Lindenthal - Zienauer Heide 150 m südlich vom Gasthaus Lindenthal befindet sich ein Informationsstand. Hier beginnt der Naturlehrpfad, der über Naturgeschichte und Lebewelt des Gebietes unterrichtet. Der Weg in südliche Richtung steigt deutlich an und markiert die Anhöhen der Endmoräne. Etwa 2 km südlich Lindenthal stellt der Bullenberg die markanteste Anhöhe dar. Vom Bullenberg kann man zahlreiche Waldwege durch die Wälder der Zienauer Heide beschreiten. In westliche Richtung erreicht man die Ansiedlung Ipse und kann, vorbei an den Teichen im Eichengrund, nach Lindenthal zurückkehren. Wanderung Gardelegen-Rottwiesen-Ziepel-Weteritz-Gardelegen Vom Stadtgraben aus wandert man durch die Rottwiesen in westlicher Richtung nach Ziepel, von dort durch den idyllischen „Heidwinkele“, ein lockeres Waldgebiet mit eingesprengten Wiesen und Feldern, alten Eichen und Linden. In Weteritz wurde durch Lenné ein Landschaftspark mit altem Baumbestand, Wasserflächen und Grünländern angelegt. Diesen kann man besichtigen und dann auf verschiedenen Wegen nach Gardelegen zurückkehren. Das Landschaftsschutzgebiet wird von Kloster Neuendorf bis Sylpke auf zirka 15 km Länge vom Altmark-Radwander-Rundkurs durchquert. Weitere neue Radwege erschließen das Gebiet um Gardelegen-Weteritz-Ipse-Ziepel-Lindenthal. Geotope Im LSG befinden sich einige sehr schöne Findlinge, die als Geotope erfaßt sind. Sie wurden aus Skandinavien mit dem Inlandeis während der Saalevereisung in diesen Raum tranportiert. Dazu gehören: - Findling „Drei-Grenzen-Stein“, zirka 2,2 km nordöstlich Polvitz, grobkörniger Granit; - Findling „Großer Stein am Blauen Berg“, zirka 1,5 km nordöstlich Polvitz, Orthogneis mit großen Feldspäten; - Findling „Wächterstein“, zirka 4 km südöstlich Ziepel, im alten Gadelegener Hospitalforst, grobkörnig-pegmatitischer Granit; - Findling „Kenzendorfer Stein“, zirka 1,2 km nordwestlich Polvitz, im Wald, Orthogneis mit großen Feldspäten. Verschiedenes Gardelegen An einem alten Verkehrsknotenpunkt an der Kreuzung der Straßen Salzwedel-Magdeburg und Stendal-Oebisfelde entstand im 12. und 13. Jahrhundert die Stadt Gardelegen. Noch heute sind die alten Straßen im Grundriß der Stadt als Hauptstraßen erkennbar. Das mächtige Salzwedeler Tor gibt am Nordwestrand der Altstadt einen Hinweis auf die einstige Bedeutung der Stadt. Zwei mächtige Rundtürme von 10 bzw. 13 m Durchmesser stammen aus dem 17. Jahrhundert. Auf die ehemalige Stadtbefestigung weisen noch der Stadtgraben, heute rekonstruierter Parkteich, und die ringförmig um die Altstadt liegenden Wallanlagen mit Resten der alten Stadtmauer hin. Die Wallanlagen sind heute eine denkmalgeschützte Parkanlage mit herrlichen geschlossenen Lindenalleen auf dem ehemaligen Wallverlauf. In der Sandstraße sind zahlreiche Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten. Am südlichen Rand der Altstadt, dort wo ehemals das Magdeburger Tor stand, befindet sich das um 1300 gegründete Heilig-Geist-Spital. Nach einem Brand wurde es im Jahre 1591 erweitert und 1728 nochmals erneuert. Unweit steht die Marienkirche, eine um 1200 als flachgedeckte Basilika errichtete, aber noch im 13. Jahrhundert in eine fünfschiffige Backsteinhalle umgebaute Kirche. Besonders sehenswert ist hier der Anfang des 15. Jahrhunderts gearbeitete vierflügelige Schnitzaltar. Im Zentrum der Altstadt befindet sich der Rathausplatz mit dem 700 Jahre alten Rathaus, vielfach umgebaut und mit offener Laube, Arkaden und mit einem mit doppelt durchbrochener Laterne bekrönten Turm. Ebenfalls an diesem Platz steht mit dem „Deutschen Haus“, ein Fachwerkhaus aus dem Jahre 1687, und der zweigeschossige Putzbau der Löwenapotheke, die Sitz des Stadtmuseums ist. Die städtische Silhouette Gardelegens wird weiterhin von der Nikolaikirche geprägt. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche als Ruine erhalten, aus der noch der wuchtige, hohe Westquerturm emporragt. Kloster Neuendorf Östlich von Gardelegen liegt an der Grenze des LSG das um 1232 gegründete Zisterziensernonnenkloster Neuendorf, von dem noch die einschiffige, langgestreckte Klosterkirche und ein gotischer Kreuzgang erhalten sind. In der Kirche haben sich die auf Strenge und Klarheit gerichteten Baugewohnheiten des Ordens verwirklicht. Besonders schön ist die durch eine Dreifenstergruppe gegliederte Ostwand, in welcher der Rhythmus der Fenster durch auf den Giebel aufsteigende Stege und einen Spitzbogenfries aufgenommen wird. Letzlingen In Letzlingen stellt das Jagdschloß die herausragende Sehenswürdigkeit dar. Das im Jahre 1559 erbaute Schloß verfiel in Folge des Dreißigjährigen Krieges. König Friedrich Wilhelm IV ließ es im Jahre 1843 als romantisierenden Putzbau mit Türmen, Zinnen und Wassergraben im Stil britischer Adelsburgen neu ausbauen. Die Architekten August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse schufen auf des Königs Wunsch auch eine Kirche im Stil der englischen Tudorgotik. Die Schloßkirche besitzt als besondere Sehenswürdigkeit Wandmalereien mit jagdlichen Motiven. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 24.07.2019

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