API src

Found 78 results.

Related terms

Lebensraum Dach

Kreatives Denken ist Voraussetzung, wenn man der Natur auch in dicht besiedelten Großstädten Raum für Entwicklung geben möchte. Berlin hat sich dies zum Ziel gesetzt und nutzt dafür die Begrünung von Gebäuden. Denn der Platz in verdichteten urbanen Räumen jenseits von öffentlichen Grünflächen ist natürlich knapp. Insbesondere in dicht bebauten Gebieten entsteht wohnumfeldnahes Grün durch die naturnahe Begrünung von Hinterhöfen, Fassaden und Dächern. Eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten kann auf diese Weise gefördert werden. Gleichzeitig ist die Dachbegrünung ein wichtiger Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Sie mindert die Überwärmung der Stadt und nimmt positiven Einfluss auf den urbanen Wasserhaushalt. In Deutschland werden jedes Jahr mehrere Millionen Quadratmeter Dachbegrünung neu installiert. Wenn durch Baumaßnahmen Natur weichen muss und Boden versiegelt wird, können durch die Begrünung der Dächer wertvolle Ersatzlebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen werden. Neben dieser Biotopfunktion schützen grüne Dächer auch die Dachabdichtung, erhöhen den Regenwasserrückhalt und tragen zur Wärmedämmung sowie zur Klimaverbesserung bei. Für die Begrünung von Dächern wird meist die sogenannte “Extensivbegrünung” ausgewählt. Auf einer Substratschicht von ca. sechs Zentimetern Höhe werden verschiedene sogenannte “Sedumarten” gepflanzt. Diese Pflanzen, z.B. der Mauerpfeffer, sind an die von Sonne, Wind und Trockenheit geprägten Standortbedingungen gut angepasst und benötigen nur wenig Pflege. Das Dach des Besucherzentrums sticht besonders hervor: Zusätzlich zur herkömmlichen Extensivbegrünung wurde auf diesem Dach die Biotopfunktion durch Gestaltungsmaßnahmen erheblich gesteigert. Damit auf dem Dach ein besonders artenreicher und ökologisch wertvoller Lebensraum entstehen kann, wurden auf etwa einem Fünftel der Dachfläche sogenannte “Biodiversitätsmodule” ergänzt: Dickere Substratschicht: Die für Gründächer übliche Substrathöhe von sechs Zentimetern wurde in Teilbereichen auf bis zu zwölf Zentimeter erhöht, wodurch das Artenspektrum für die Bepflanzung deutlich erweitert werden konnte. Neben den niedrigwüchsigen, anspruchslosen Sedumarten bietet das Dach so auch einen Lebensraum für eine artenreiche Kräuter- und Gräservegetation. Verbesserung der Substratqualität: Die Zusammensetzung des verwendeten Substrats spielt für die Etablierung der verschiedenen Pflanzen eine wichtige Rolle. Im Bereich der dickeren Substratschicht wurde das für Extensivbegrünungen übliche, nährstoffarme und mineralische Substat mit einem organischen Substrat angereichert. Dieses liefert der anspruchsvolleren Kräuter- und Gräservegetation die nötigen Nährstoffe. Pflanzenauswahl: Entsprechend der Standortbedingungen wurden auf dem Dach vor allem Arten der Trockenrasen verwendet. Für die Bepflanzung der Bereiche mit dickerer Substratschicht wurden gezielt Pflanzenarten ausgewählt, die eine besondere Bedeutung als Futterpflanzen für Insekten oder Vögel haben. Vegetationsfreie Bereiche: Durch die Anlage von Sandlinsen und Grobkiesbeeten wurden auf dem Gründach vegetationsfreie Bereiche geschaffen, die von einer Vielzahl der Dachbewohner als Versteck, Brut- und Sonnenplatz genutzt werden. So bieten die Sandbeete z. B. Grabwespen und Sandbienen die nötigen Nistmöglichkeiten. Die Grobkiesbeete nutzen u. a. Spinnen und Käfer als Unterschlupf. Temporäre Wasserflächen: Um das anfallende Regenwasser über einen längeren Zeitraum auf dem Dach zurückzuhalten, wurden an einzelnen Stellen Folien eingearbeitet und mit Kies abgedeckt. Kleine offene Wasserstellen werden vor allem von Vögeln und Insekten gern genutzt. Nisthilfen für Insekten: Zur Förderung der dauerhaften Ansiedlung von Kleintieren auf dem Gründach wurden verschiedene Nisthilfen eingesetzt. Zum Einsatz kamen neben Insektenhotels für Wildbienen und Schlupfwespen auch Hummelnistkästen und Ameisensteine. Biotop- und Totholz: Ein besonders wertvolles Strukturelement sind abgestorbene Äste und Stämme. Sie bieten unter anderem Moosen, Flechten, Pilzen, Käfern, Fliegen, Mücken, Ameisen und solitären Wildbienen und Wespen einen Lebensraum. Totholz wird deshalb ganz treffend auch als “Biotopholz” bezeichnet. Darüber hinaus können Vögel die Totholzhaufen als Ansitzplätze, Singwarten und Nahrungsbiotope nutzen. Gestaltet wurde das “Biodiversitäts-Gründach” im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2017 durch den Deutschen Dachgärtner Verband e.V. (DDV). Es ist als Demonstrationsprojekt konzipiert und dient dem DDV als Referenzprojekt, um bei neu ausgeführten Gründach-Projekten und bereits existierenden Gründächern für eine stärkere Berücksichtigung der Artenvielfalt zu werben. Die Realisierung des “Biodiversitäts-Gründachs” übernahm die Grün Berlin GmbH. Gefördert wurde die Umsetzung von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung mit Bundes- und Landesmitteln im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)”. Wollen Sie auch etwas auf’s Dach bekommen? Viele nützliche Infos rund um das Thema Dachbegrünung: Deutscher Dachgärtner Verband e.V.

DNA-Barcoding von Trichogramma spp. in Agrarökosystemen

Das Projekt "DNA-Barcoding von Trichogramma spp. in Agrarökosystemen" wird/wurde ausgeführt durch: Staatliches Museum für Naturkunde, Forschungsmuseum Am Löwentor und Schloss Rosenstein, Abteilungen Botanik, Zoologie, Entomologie und Paläontologie.

Effizienzsteigerung des polyphagen Parasitoiden Aphelinus abdominalis durch Ausnutzung des Lernvermögens bei der Wirtssuche mit Hilfe von Infochemikalien des Pflanze-Wirt-Systems

Das Projekt "Effizienzsteigerung des polyphagen Parasitoiden Aphelinus abdominalis durch Ausnutzung des Lernvermögens bei der Wirtssuche mit Hilfe von Infochemikalien des Pflanze-Wirt-Systems" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Kiel, Institut für Phytopathologie.Aphelinus abdominalis, ein Parasitoid der Familie Aphelinidae, wird seit mehreren Jahren als Nützling zur Blattlausbekämpfung in Unterglaskulturen angeboten. Das Potential seiner Effizienz wird aber im Vergleich zu den Blattlausparasitoiden der Aphidiinae häufig unterschätzt. Das Verhalten der Aphelinidae im Wirtshabitat ist in der Literatur gut dokumentiert, doch der Kenntnisstand über ihre Fernorientierung bei der Wirtssuche ist noch lückenhaft. In dem hier beantragten Forschungsvorhaben sollen in einer Verbindung von Laborexperimenten und anwendungsorientierten Gewächshausversuchen die Möglichkeiten für eine Effizienzsteigerung von A. abdominalis ausgelotet werden. Ein Schwerpunkt der geplanten Verhaltensstudien liegt dabei auf einer Aufklärung der Mechanismen des Lernvermögens. In zahlreichen Arbeiten wurde in den vergangenen Jahren gezeigt, daß sich die meisten Parasitoiden flexibel den wechselnden Umweltbedingungen anzupassen vermögen, indem sie bestimmte Duftstoffe ihrer Wirtspflanzen erlernen und für die Wirtssuche nutzen. Da Schlupfwespen mit einem breiten Wirtsspektrum auch im Gewächshaus mit einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanze-Wirt-Systeme konfrontiert werden, ist es das Ziel dieses Projekts, anhand den Modellsystems A. abdominalis - Macrosiphum euphorbiae - Paprika/Aubergine sinnvolle Strategien für eine praktische Nutzbarmachung dieser Lernfähigkeit zu erarbeiten.

Massenzucht und Einsatz von Trichogramma-Schlupfwespen gegen den Maiszuensler (Ostrinia nubilalis)

Das Projekt "Massenzucht und Einsatz von Trichogramma-Schlupfwespen gegen den Maiszuensler (Ostrinia nubilalis)" wird/wurde ausgeführt durch: Eidgenössische Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau.Der Maiszuensler, der wichtigste Maisschaedling in Europa, wird in der Schweiz seit 1978 mit einer Schlupfwespe (Trichogramma) biologisch bekaempft. Das Verfahren wurde an der FAP entwickelt und mit privatwirtschaftlicher Unterstuetzung in die landwirtschaftliche Praxis eingefuehrt. Das Verfahren hat sich heute so gut eingebuergert, dass praktisch keine Insektizide mehr gegen den Maiszuensler in der Schweiz eingesetzt werden. Dank der biologischen Maiszuenslerbekaempfung wird heute der jaehrliche Einsatz von rund 120 Tonnen Insektiziden vermieden. Das Ziel der laufenden Arbeiten mit Trichogramma ist, den Einsatz zu optimieren und Grundlagen fuer weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der biologischen Schaedlingsbekaempfung zu erarbeiten.

Biologische Regulierungsmaßnahmen und die Bedeutung von Struktur- und Blütenreichtum für das Vorkommen und die (potentielle) Wirksamkeit von natürlichen Gegenspielern des Eichenprozessionsspinners

Das Projekt "Biologische Regulierungsmaßnahmen und die Bedeutung von Struktur- und Blütenreichtum für das Vorkommen und die (potentielle) Wirksamkeit von natürlichen Gegenspielern des Eichenprozessionsspinners" wird/wurde gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. Es wird/wurde ausgeführt durch: Hochschule Anhalt (FH), Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachbereich 1 Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung.Seit Ende des letzten Jahrhunderts ist Deutschland mit zunehmenden Populationsdichten und einer starken Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners konfrontiert. Eine besonders stark betroffene Region in Sachsen-Anhalt ist der Drömling. Um die durch die Raupen des Eichenprozessionsspinners hervorgerufenen Folgen für die menschliche Gesundheit so gering wie möglich zu halten, werden in stark frequentierten Bereichen (bspw. Ortslagen) verstärkt Bekämpfungsmaßnahmen durch die Gemeinden durchgeführt. Häufig handelt es sich hierbei um das fachgerechte Absaugen der Raupennester oder die Anwendung von entsprechenden Bioziden. Vor allem letzteres ist aus Sicht des Naturschutzes auch in Hinblick auf die Auswirkung auf andere Insektenarten und -gruppen (insbesondere Schmetterlinge) kritisch zu sehen. Maßnahmen zur biologischen Bekämpfung oder Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität und damit Förderung der natürlichen Gegenspieler des Eichenprozessionsspinners werden hingegen immer noch selten angewendet. Aufbauend auf bisherigen Forschungsergebnissen der Hochschule sollen im Rahmen des Projektes vor allem Untersuchungen zur Wirksamkeit von biologischen Bekämpfungsmethoden fortgeführt und erweitert werden. Das Augenmerk liegt dabei auf Bekämpfungsmethoden die der Förderung von natürlichen Antagonisten des EPS dienen. Da solche Maßnahmen selten systematisch und langfristig durchgeführt werden, sollen vor allem der Einfluss von Brutvögeln auf die Population des Eichenprozessionsspinners sowie das Vorkommen und die Anforderungen von Parasitoiden aus der Gruppe der Insekten, insbesondere Raupenfliegen und Schlupfwespen, untersucht werden. Weiterhin werden im Projekt Effekte vorhandener Strukturen ermittelt und dahingehend Maßnahmen zur Förderung von Arten- und Strukturvielfalt empfohlen.

Tierische Schaderreger: Pflaumenwickler / Obstmade

Der Pflaumenwickler ist ein bedeutender Schädling an der Pflaume, da er nicht nur durch das Anstechen der Frucht und die nachfolgende Fraßtätigkeit der Larven schädigt, sondern so auch Eintrittspforten für andere Schaderreger, wie u.a. Monilia Fruchtfäule schafft. Geeignete Gegenmaßnahmen sind nur erfolgreich, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Dazu gilt es, die Flugzeiten des Schmetterlings zu ermitteln. Die Überwachung des Flugverlaufes erfolgt seit 2005 mit Hilfe von Pheromonfallen in Gärten an unterschiedlichen Standorten im Stadtgebiet. Der Einfluss der jeweiligen Witterung im Flugzeitraum ist für ein mehr oder weniger starkes Auftreten des Wicklers und somit für die Schädigungen der Früchte verantwortlich. Monitoring Flugverlauf Lebensweise Gegenmaßnahmen Der Pflaumenwickler gehört zu den wärmeliebenden Schmetterlingen, deren Flugverläufe stark abhängig vom Wetter des jeweiligen Jahres ist. Als dämmerungsaktiver Falter ist der Flug stark von der Abendtemperatur abhängig. Liegen die Temperaturen unter 15 °C so werden kaum Falter angetroffen und es erfolgt eine geringe Eiablage. Wind und Regen behindern ebenfalls den Flug und die Eiablage. Im Stadtgebiet Berlin kann es in warmen Jahren bereits Ende April zu ersten „Flugaktivitäten“ der 1. Pflaumenwickler-Generation kommen, meist beginnt der Flug jedoch in der zweiten Maiwoche. Der Falterflug der 2. Generation verläuft in der Regel von Anfang Juli bis Mitte August. Nur in günstigen Jahren und bei sehr warmen Spätsommertemperaturen wird eine leichte 3. Generation Ende August bis zur Pflaumenernte ausgebildet. In den Jahren 2008 (582 Falter) und 2010 (575 Falter) lagen die gemittelten Falterzahlen pro Jahr und Falle am höchsten. Die Jahre 2018 (110 Falter) und 2021 (110 Falter) wiesen dagegen die niedrigsten Falterzahlen auf. Im Vergleich der letzten drei Jahre war der Befall 2023 mit 226 Pflaumenwicklern im Mittel knapp doppelt so hoch wie 2021. 2024 lagen die Befallszahlen des Pflaumenwicklers im rückläufigen Bereich. Im Vergleich mit dem mittleren Flugverlauf begann der Schwarm der Pflaumenwickler aufgrund der kühlen Temperaturen gegen Ende April relativ schleppend. Der erste Flughöhepunkt wurde Mitte Mai erreicht, um dann Mitte Juni fast zum Erliegen zu kommen. Anfang Juli wurde dann der Flughöhepunkt der zweiten Generation erreicht. Gegen Anfang August konnte eine kleine dritte Generation ausgebildet werden, welche dann zum Monatsende die Flugaktivitäten einstellte. Im Vergleich mit dem mittleren Flugverlauf der letzten Jahre ist eine deutlich geringere Flugaktivität im Juli und August zu beobachten, was auf die Niederschläge zurückzuführen ist. Lockstoff-Fallen (Pheromonfallen) dienen vordergründig nur zur “Flugüberwachung” bzw. Ermittlung der Flugdichte der Männchen. Ihre Anzahl gibt einen Anhaltspunkt über die Höhe des Befallsdruck. Da somit auch ein Teil der Weibchen unbegattet bleibt, erfolgt somit auch eine leichte Reduktion der Population. Die Lockstoffe müssen nach ca. 6 Wochen gewechselt werden und die Fallen hängen von Anfang Mai bis September in den Bäumen. Abgefallene Früchte frühzeitig und regelmäßig absammeln und entsorgen. Diese bitte nicht auf dem Kompost entsorgen, da sich die Raupen dort weiterentwickeln würden. Ggf. kann durch Schütteln das Abfallen befallener Früchte begünstigt werden. Mit einer behutsamen Reinigung der Stämme mittels einer Bürste, können überwinternde Raupen im Herbst bzw. spätestens im Frühjahr entfernt werden. Ringe aus Wellpappe , die als sog. Fanggürtel ab Ende Juni / Anfang Juli um den Stamm gebunden werden, dienen als Versteck und zur Verpuppung der Raupen. Ein rechtzeitiges Entfernen der Wellpappe mit den Raupen bzw. Kokons reduziert die 2. Generation der Pflaumenwickler deutlich. Ein erneutes Anbringen ab Mitte August erweist sich als Überwinterungsquartier für die Wicklerraupen und das rechtzeitige Entfernen der Wellpappe, spätestens zum Austrieb der Gehölze, hat sich als sehr effektiv erwiesen. Zusätzlich ist der Einsatz von Nützlingen (Schlupfwesten der Gattung Trichogramma ) möglich. Die Förderung von natürlichen Gegenspielern der Raupen sollte in einer Bekämpfungsstrategie mit einbezogen werden. U.a. vertilgen Vögel gern Raupen und können mit Nisthilfen etabliert werden. Mit etwas Aufwand können kleinere Bäume mit Netzen geschützt werden. Bei der Auswahl der Pflaumensorten sollten früh reifende Sorten bevorzugt werden, da die zweite Generation der Pflaumenwickler den größeren Schaden anrichtet und verstärkt die späten Sorten befällt.

Bekämpfung und Gegenspieler

Maßnahmen Nützlinge – Gegenspieler Bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners im Stadtgebiet Berlin wurden bislang nur Maßnahmen im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes durchgeführt, Eichen und Eichenbestände sind nicht gefährdet. Weiterhin gültig ist das Strategiepapier vom 04.03.2013 für die Vorgehensweise im Land Berlin. Es ist entstanden als Resultat aus insgesamt vier Fachgesprächen (von 2010 bis 2013), in denen in kurzen Beiträgen die Problemfelder im Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner zur jeweiligen Ausbreitungssituation, den Ergebnissen aus Bekämpfungsversuchen, zu rechtlich relevanten Bereichen (u.a. Natur-, Arten,- und Wasserschutz) und der jeweilig aktuellen Strategie der Bekämpfung, aufgezeigt wurden. Gegenmaßnahmen werden dann notwendig, wenn Menschen, die sich im Bereich von befallenen Eichen aufhalten durch Raupennester oder wandernde Raupen gefährdet werden. Dabei gilt es, möglichst die Gifthaarbildung zu verhindern. Sollte es nach Einschätzung des Befalls der Eichen durch die Eichen­prozessions­spinner, der Aufenthaltsdauer und Anzahl von Menschen zu einer Bekämpfungs­entscheidung im Sinne des Gesundheitsschutzes kommen, so ist die mechanische Beseitigung der Raupen und die Anwendung von Bioziden unter Beachtung aller rechtlichen Rahmenbedingungen möglich, um die Gifthaarbildung der Raupen zu verhindern. Zunächst wird die Befallsstärke am Standort der Bäume festgestellt. Als leichter Befall gilt, wenn einzelne Bäume mit nur wenigen und kleinen Nester betroffen sind. Bei einem starken Befall ist mehr als ein Baum mit mehreren großen Nestern pro Baum betroffen. Bei einem leichten Befall sind in aller Regel mechanische Maßnahmen ausreichend. Die unter Beachtung des Arbeitsschutzes zum Einsatz kommenden Methoden können sein: Absaugen Verkleben / Fixieren anschließend Absammeln Heißwasserbehandlung (in der Erprobung) Die Entsorgung der Nester erfolgt in der Regel über Müllverbrennungsanlagen. Bitte die Hinweise der örtlichen Entsorger beachten. Eine sehr sichere Methode, die Raupen zu entfernen, ist das Absaugen der Raupen, der Tagesnester und der alten Nester mit einem Spezialsauger mit entsprechenden Filtern. Eine mögliche Alternative könnte die Heißwasserbehandlung werden, bei der mit einer Lanze heißes Wasser auf die Nester ausgebracht wird. Dabei zerstört das heiße Wasser die Brennwirkung der Haare. Inwieweit die hohen Temperaturen zu Schäden an den Bäumen führen können befindet sich noch im Untersuchungsstadium. Das häufig angewandte Abflammen der Nester hat sich aus Arbeitsschutzgründen als ungünstig erwiesen, da die feinen Härchen durch die Wärmeentwicklung verdriftet werden. Zudem kann bei unsachgemäßer Durchführung die Hitzeentwicklung an den Stämmen zu Schäden am Baum führen. Bei starkem, auch mehrjährigem Befall, besonders in sensiblen Bereichen wo sich viele Menschen aufhalten, kann nach Abwägung des Gefährdungspotentials eine Sprühbehandlung der jungen Raupen durchgeführt werden. Einsatz von Bioziden – chemische Maßnahmen Die Anwendung von chemischen Maßnahmen (im Sprühverfahren) muß nach dem Austrieb der Eiche Mitte / Ende April und bis zum 3. Raupenstadium ca. Mitte / Ende Mai (22. Woche) erfolgen. Bei der Ausbringung sind neben den Anwendungsbestimmungen auch die Witterungsbedingungen zu beachten. Gerade diese sind für den Erfolg der Maßnahmen entscheidend. Damit wird der Einwicklung von Brenn-, Gifthaaren entgegengewirkt. Bei chemischen Behandlungen, sind alle rechtlichen Rahmenbedingungen (Natur-, Arten-, Landschafts-, Wasserschutzverordnungen) zu beachten. Einsatz von Nematoden – biologische Maßnahmen Die Anwendung von Nematoden erfolgt nach dem Schlupf der Raupen Anfang / Mitte April und ist bis zum 3. Raupenstadium ca. Mitte / Ende Mai (22. Woche) möglich. Die Anwendung ist nach 10 bis 14 Tagen zu wiederholen. Wichtig : die Ausbringung sollte nachts zwischen 20.00 und 06.00 Uhr erfolgen. Die Ausbringung ist nur bei folgenden Witterungsbedingungen erfolgreich: Windstille (max. Windstärke 2), kein Regen (min. bis 2 Stunden nach der Ausbringung) und Temperaturen von min. 8°C (bis min. 2 Stunden nach der Ausbringung). Die Anwendungshinweise zum Umgang und Ausbringung der Nematoden sind unbedingt zu beachten. Weitere Informationen zum Artenschutz Raupenfliegen Brackwespen-Arten Schlupfwespen Laufkäfer In der Literatur werden bestimmte Vogelarten wie der Kuckuck, Meisen und Sperlinge als mögliche Gegenspieler der Raupen des Eichenprozessionsspinners benannt. In mehrjährigen Untersuchungen konnten im Berliner Stadtgebiet bisher keine eindeutigen Nachweise festgestellt werden, dass diese Vogelarten größere Populationen des Problemschädlings vertilgen. Unter den Insekten sind Raupenfliegen die wichtigsten Gegenspieler. Daneben konnten noch Brackwespen-Arten, Schlupfwespen und Laufkäfer als natürliche Feinde festgestellt werden. Die Raupenfliegen sind die wichtigsten Gegenspieler der Eichenprozessionsspinner im Stadtgebiet. Es konnten verschiedene Arten festgestellt werden. Besonders häufig trat in Jahren mit hoher Populationsentwicklung der Eichenprozessionsspinner die spezialisierte Raupenfliegenart Carcelia iliaca im Stadtgebiet auf. Sie ist ca. 15 mm groß und blaugrau ausgefärbt. Weitere Raupenfliegenarten schlüpften aus Nestern der Eichenprozessionsspinner. Lebensweise: Bei sonnigem Wetter im Juni sitzen die Raupenfliegen auf den Tagesnestern (tagaktiv). Die Eier werden einzeln auf der Nestoberfläche und am Rand abgelegt. Bei der Wanderung der Raupen haften die Eier an deren Körper an, aus denen anschließend die Jungmaden schlüpfen. Nach dem Eindringen der Jungmaden in die Raupe der Eichenprozessionsspinner entwickelt sie sich der im Inneren bis zur Verpuppung. An den Nestern der Eichenprozessionsspinner konnten Puppen von Brackwespen festgestellt werden. Meist handelt es sich dabei um die Gattung Meteorus . Diese Gegenspielerart konnte im Stadtgebiet an verschiedenen Standorten und Jahren auf den Nestern gefunden werden. Lebensweise: Die Imagines parasitieren die Larven der Spinnerraupen indem sie ihre Eier mittels Legebohrer in den Wirt ablegen. Nach der Entwicklung der Brackwespenlarven im Inneren der Raupe des Eichenprozessionsspinners sind die Puppen der Brackwespen an der Nestoberfläche erkennbar. Auch mittelgroße Schlupfwespen parasitieren die Puppen der Eichenprozessionsspinner. In Jahren mit einem hohen Befallsdruck durch die Eichprozessionsspinnerraupen konnten Schlupfwespen der Gattung Pimpla in Waldbeständen an den Eichen festgestellt werden. Sie sind etwa 12 mm groß und bei sonnigem Wetter auf Eichen zu sehen. Lebensweise: Mittels Legestachel belegen die adulten Schlupfwespen die Puppen der Eichenprozessionsspinner im Nest. Die Schlupfwespenlarve lebt bis zur Verpuppung im Inneren des Wirtes und tötet ihn. Großer Puppenräuber Calsoma sycophanta und Kleiner Puppenräuber Calsoma inquisitor Sie können eine Größe von bis zu 25 mm erreichen, sind dunkel metallisch gefärbt. Beide Arten leben in Baumbeständen. Sie bewegen sich dabei nicht nur am Boden sondern auch in den Kronen der Bäume. Bei Massenauftreten von Frostspanner, Schwammspinner und Eichenprozessionsspinnern übernehmen sie einen wichtigen Anteil in der Regulierung der Schadschmetterlingspopulation. Sie sind dann im Baumbestand und auch in den Nestern des Eichenprozessionsspinners zu finden. Lebensweise: Die Käfer und Larven leben räuberisch und verzehren unterschiedliche Schmetterlingsraupen und Puppen.

Nützlinge im Garten

Natürliche Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen im Garten Ohne Chemie: Wie Sie nachhaltig mit Nützlingen gärtnern Verzichten Sie auf chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ im Garten. Tolerieren Sie potentielle Schädlinge, solange sie nicht massenhaft vorkommen. Setzen Sie gekaufte Nützlinge gezielt ein, zum Beispiel im Gewächshaus. Gestalten Sie Ihren Garten möglichst naturnah. Gewusst wie Bienen bestäuben Pflanzen, Vögel fressen Raupen und Igel vertilgen Schnecken. Neben diesen Nützlingen gibt es weniger bekannte Tiere, die Blumen, Obst, Gemüse und andere Pflanzen vor Schädlingsbefall schützen. Wichtig ist, die Balance zwischen Nützlingen und Schädlingen nicht zu stören. Sie gefährden dieses Gleichgewicht, wenn Sie chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ einsetzen oder wenn der Garten zu wenige Versteckmöglichkeiten bietet. Die chemische Giftkeule wird eingemottet : Bei Pilzkrankheiten, Schädlingsbefall und Unkräutern setzen viele Gärtner*innen chemische Pflanzenschutzmittel (⁠ Pestizide ⁠) ein. Doch die "Giftspritze" hat gravierende Nachteile: Über unsere Nahrung nehmen wir häufig Rückstände dieser Pestizide in unseren Körper auf. Außerdem töten sie nicht nur Schädlinge im Garten, sondern häufig auch Nützlinge. Dann fehlen die Bienen zum Bestäuben und die Florfliegen zum Bekämpfen der Blattläuse. Ein Teufelskreislauf. Verzichten Sie deshalb auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, zumal es viele wirksame Alternativen gibt. Toleranz gegenüber Lebewesen: Nützlinge können sich nur dann im Garten ansiedeln und vermehren, wenn sie auch langfristig Futter finden. Gehen Sie daher nicht in jedem Fall gegen vermeintliche Schädlinge vor. Verzichten Sie zum Beispiel darauf, bereits die ersten Blattläuse im Frühjahr zu bekämpfen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle, zum Beispiel für Spinnen, Florfliegen, Schlupfwespen und Marienkäfer. Nützlinge gezielt einsetzen: Neben Nützlingen, die sich von selbst im Garten ansiedeln, gibt es solche, die im Fachhandel zu kaufen sind. Sie können sie im Garten und insbesondere im Gewächshaus ansiedeln. Die Kosten hängen von der Größe der zu behandelnden Fläche und der Nützlingsart ab. Sie sind aber zumeist günstiger als chemische Pflanzenschutzmittel. Der große Vorteil: Es gibt kaum Gefahren durch Fehlanwendungen. Viele Nützlinge lassen sich gegen mehrere Schädlingsarten einsetzen und vermehren sich oft selbst weiter, solange noch Schädlinge als Nahrungsgrundlage aufzuspüren sind. Tun Sie sich mit anderen Menschen im Hobbygarten zusammen. Sammelbestellungen sind wesentlich günstiger. Beispiele für den Nützlingseinsatz: Gegen Blatt- und Wollläuse, Thripse und Spinnmilben hilft Ihnen der Einsatz von Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) . Hängen Sie Pappkärtchen und Pappwaben mit Florfliegeneiern oder Larven an die befallenen Pflanzen. Fünf Kärtchen mit je 120 Florfliegeneiern reichen für 20 Quadratmeter und kosten etwa 10 Euro. Für den Einsatz gegen Thripse empfehlen sich außerdem Raubmilben der Gattung Amblyseius . Fünf Tütchen kosten rund zehn Euro. Sind Ihre Obstbäume von Apfelwicklern befallen, hilft der Einsatz von Nematoden der Art Steinernema feltiae . Eine Packung mit sechs Millionen der winzigen Fadenwürmer in Tonpulver kostet etwa 15 Euro. Das reicht für drei große Bäume. Der Einsatz der Schlupfwespe Encarsia formosa hilft unter anderem gegen den Schädlingsbefall von Tomatenkulturen durch die Weiße Fliege. 600 Puppen sind für rund 15 Euro zu bekommen. So gestalten Sie Ihren Garten naturnah: Bieten Sie durch das Anhäufen von ⁠ Totholz ⁠ und Blättern den Tieren Versteckmöglichkeiten. Igel brauchen mehrere Sommerschlafplätze und einen weiteren Platz für den Winterschlaf. Dafür nutzen sie gerne Komposthaufen, Reisighaufen, große Laubhaufen oder dichte Gebüsche. Legen Sie gemischte Blüten- und Wildobsthecken an, auch eine Trockenmauer und ein kleiner Teich machen den Garten abwechslungsreicher. Schneiden Sie Stauden erst im Frühjahr zurück. Viele nützliche Insekten überwintern in ihren Blütenstängeln. Ziehen Sie ungefüllte Blüten den gefüllten Sorten vor. Bei gefüllten Blüten haben sich die Staub- und/ oder Fruchtblätter zu Blütenblättern umgebildet. Dadurch produzieren diese Blüten weniger oder gar keinen Nektar und keine Pollen mehr. Zudem kann es passieren, dass ihre Blütenblätter den Tieren den Weg zu den Staubgefäßen und zum Nektar versperren. Bitte stellen Sie ganzjährig Wasser für die Tiere im Garten bereit. Eine größere Schale auf dem Boden dient Kleinsäugern als Tränke und Vögeln als Badestelle. Kleine Schälchen mit Steinen darin dienen Insekten als Tränke. Das Wasser muss täglich gewechselt werden, da insbesondere für Vögel eine hohe Ansteckungsgefahr für Krankheiten besteht! Hängende Tränkeflaschen sind für Vögel eine keimarme Alternative. Tolerieren Sie den Maulwurf im Garten! Maulwürfe sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und dürfen somit weder gestört, gefangen noch getötet werden. Maulwürfe sind sehr nützlich, sie fressen z.B. Schnecken, Engerlinge und Schnakenlarven. "Hotels" für Nützlinge: Wenn Sie es optisch etwas aufgeräumter mögen, können Sie auf andere Weise für Versteckmöglichkeiten sorgen. Ein Igelhaus dient den Tieren als Platz zum Überwintern. Es ist zum Beispiel im Baumarkt erhältlich, Sie können es aber auch selbst bauen. Igel sind reine Fleischfresser und brauchen Insekten. Die Nahrungssuche gestaltet sich jedoch wegen des Insektensterbens und der heißen Sommer immer schwieriger. Sollten Sie im Herbst Igel finden, die weniger als 600 Gramm wiegen, brauchen diese fachkundige Hilfe ! Wenden Sie sich an Igelstationen, Wildtierauffangstationen oder den Tierarzt! Ein Insektenhotel dient als Überwinterungs-, Nist- und Überlebenshilfe. Wichtige Nützlinge, etwa Schlupfwespen, können darin überwintern. Bauanleitungen gibt es unter anderem beim BUND und beim NABU . Nistkästen lassen sich kaufen, aber auch leicht selbst bauen. Höhlenbrüterkästen sind – je nach Größe des Einfluglochs – zum Beispiel für Blaumeise, Feldsperling oder Gartenrotschwanz geeignet. Es gibt aber auch spezielle Nisthilfen für Waldkäuze, Baumläufer und Stelzen. Wählen Sie Nistkästen und -plätze mit Bedacht aus und beachten Sie dabei die regionalen Gegebenheiten. Weitere Maßnahmen erfahren Sie hier . Hintergrund Umweltsituation: Wer auf chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ verzichtet, unterstützt das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Gegenspielern. Studien belegen, dass sich die Zahl der Schädlinge durch den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in einigen Fällen nicht verringert, sondern sogar erhöht. Sprühnebel, der auf benachbarte blühende Pflanzen weht, gefährdet insbesondere Bienen und andere Bestäuber. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn Vögel, Igel oder andere Tiere kontaminierte Tiere und Pflanzenteile fressen. Gesetzeslage: Wer Pflanzenschutzmittel einsetzt, ohne sich an die Anwendungsbestimmungen auf der Packungsbeilage zu halten, muss gegebenenfalls eine Strafe zahlen. Dass der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln so streng reglementiert und in vielen Fällen verboten ist, liegt nicht nur an der Gefahr für den Menschen, sondern hat auch mit den negativen Auswirkungen auf Nützlinge zu tun. Es gibt deshalb einige Schädlinge, gegen die im Hobbybereich zurzeit keine Insektizide zugelassen sind, zum Beispiel gegen Möhrenfliegen, Kohlfliegen und Maulwurfsgrillen. Marktbeobachtung: Seit vielen Jahren setzen Firmen im Erwerbsgartenbau gezielt Nützlinge ein. Dieser Einsatz gilt dort als eine der wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahmen. Mittlerweile wenden sich Anbieter, die sich auf die Vermehrung wichtiger Nützlingsarten spezialisiert haben, mit ihren Produkten auch an Hobbygärtner*innen. Immer mehr Kunden ziehen den Einsatz solcher Tiere dem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel vor. Sie verzichten bewusst auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, weil ihnen, etwa beim Anbau von Gemüse und Obst, eine ungespritzte Ernte wichtig ist. Weitere Informationen finden Sie hier: Ratgeberportal Pflanzenschutz im Garten (⁠ UBA ⁠-Themenseite) Tipps zum Umgang mit Gartenschädlingen (UBA-Themenseite) Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft (UBA-Themenseite)

Pflanzenschutz im Gemüsegarten

Natürlicher Pflanzenschutz im Gemüsegarten ohne Chemie So gelingt natürlicher Pflanzenschutz in Ihrem Gemüsegarten Bauen Sie verschiedene Gemüsearten im Wechsel an. Wählen Sie Sorten, die unempfindlich für Krankheiten sind. Locken Sie Nützlinge an. Achten Sie auf hygienische Bedingungen. Verwenden Sie ein engmaschiges Netz, um die Pflanzen zu schützen. Gewusst wie Käfer, Fliegen oder Blattläuse sind nicht in jedem Fall ein Problem. Sie dienen der Nahrungskette als wichtiger Bestandteil, erst in großer Zahl schaden sie. Sie können solchen Tieren auf umweltschonende Art und Weise vorbeugen. Vielfalt statt Einfalt: Eine vielfältige Fruchtfolge und der Anbau von Mischkulturen beugt dem Schädlingsbefall vor. Sie gilt als Maßnahme des integrierten Pflanzenschutzes. Setzen Sie auf Vielfalt und vermeiden Sie, dieselben Gemüsearten mehrere Jahre am gleichen Platz anzubauen. Legen Sie möglichst lange Anbaupausen ein, ehe dieselbe Pflanzenart wieder am alten Platz ausgesät oder gepflanzt wird. Informieren Sie sich vor dem Kauf, welches Saatgut und welche Pflanzen gegen arttypische Schädlinge oder Krankheitserreger resistent oder tolerant sind. Nützlinge anlocken: Gestalten Sie Ihren Garten möglichst naturnah, so halten Sie das Verhältnis von Nützlingen und Schädlingen im Gleichgewicht. Vielfältige Möglichkeiten zum Fressen und Verstecken locken zum Beispiel Igel, Vögel und Schlupfwespen an. Verzichten Sie möglichst auf chemische ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠, da diese auch Nützlinge beeinträchtigen könnten. Tierische Helfer aus dem Handel: Es gibt Nützlinge, die Sie für den gezielten Einsatz im gärtnerischen Fachhandel einkaufen können. Hier ein paar Beispiele: Der Einsatz der Schlupfwespe Encarsia formosa hilft unter anderem gegen den Schädlingsbefall von Tomatenkulturen durch die Weiße Fliege. Gegen Thripse können Sie zum Beispiel Raubmilben der Gattung Amblyseius einsetzen. Larven der Florfliege (Chrysoperla carnea) beseitigen fast alle Schädlinge, die in Gewächshäusern anzutreffen sind, etwa Thripse und Blatt- und Wollläuse. Krankheiten vorbeugen: Neben den potentiellen Schädlingen stellen Krankheiten eine zweite große Gefahr für Gemüsepflanzen im Hobbygarten dar. Aber keine Angst, Sie können den Krankheiten leicht vorbeugen. Wählen Sie Sorten, die nicht oder nur selten von typischen Krankheitserregern der jeweiligen Gemüseart befallen werden. Halten Sie oberirdische Pflanzenteile möglichst trocken und wässern Sie direkt am ⁠ Pflanzenfuß ⁠, ohne die Blätter zu benetzen. Vorsicht vor zu viel Dünger! So wird das Gewebe weich und anfällig für Krankheitserreger. Behalten Sie die hygienischen Bedingungen im Auge, damit Erreger sich gar nicht erst ausbreiten können. Desinfizieren Sie Schnittwerkzeuge und Pflanzenstützen mit 70-prozentigem Alkohol. Verwenden Sie Befestigungsmaterialen, zum Beispiel Bindedraht, nur ein Mal. Entsorgen Sie befallene Pflanzen im Haus- oder Biomüll. Mit einem Kulturschutznetz schlagen Sie zahlreichen Gemüseschädlingen ein Schnippchen. Netze schützen das Gemüse: Feinmaschige Netze sind günstig und effektiv. Sie halten zum Beispiel Minierfliegen, Gallmücken, Kartoffelkäfer und Schadschmetterlinge vom Gemüse fern. Achten Sie darauf, dass das Netz möglichst feinmaschig ist und keine Schlupflöcher enthält. Beschweren Sie das Netz rundum mit Steinen oder Holzlatten. Im Frühling und Herbst können Sie anstelle von Netzen auch Pflanzenschutzvlies verwenden. Lüften Sie im Hochsommer das Netz, damit die Pflanzen nicht überhitzen oder sich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit Pilzkrankheiten breitmachen. Wählen Sie für Kohlpflanzen schwerere Netze aus, für Salat oder Lauch eignen sich Netze aus leichtem Material. ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ für den Notfall: Sie sollten auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichten, da sie auch Nützlingen schaden und die eigene Gesundheit angreifen können. Entscheiden sich wegen eines Notfalls trotzdem für die chemische Bekämpfung, wählen Sie möglichst umweltverträgliche Wirkstoffe und Produkte, die nur einen Wirkstoff enthalten. Hier ein paar Beispiele: Gegen saugende Insekten, wie Blattläuse und Spinnmilben, können Sie Insektizide auf Rapsölbasis einsetzen. Fungizide auf Basis von Schwefel können eine wirkungsvolle und vergleichsweise umweltverträgliche Maßnahme gegen Echten Mehltau sein. Gegen Schadschmetterlingsraupen können Sie im Notfall auf Produkte mit dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis zurückgreifen. Schädlinge an Gemüsepflanzen – so sehen sie aus: Gallmücke Quelle: Katz Biotech AG Schädlinge an Gemüsepflanzen – so sehen sie aus: Kartoffelkäfer Quelle: Rainer Wahl DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Thripse an Chrysanthemum grandiflorum | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Schädlinge an Gemüsepflanzen – so sehen sie aus: Grüne Apfelblattlaus Quelle: Christoph Hoyer Schädlinge an Gemüsepflanzen – so sehen sie aus: Maulwurfsgrille Maulwurfsgrillen sind, entgegen der landläufigen Meinung, keine Schädlinge. Sie fressen Insekten, und deren Larven. Nur bei Nahrungsmangel fressen sie auch Pflanzenwurzeln. Durch ihre Grabtätigkeiten lockern sie den Boden, das Graben kann aber auch zu Schäden an Pflanzen führen. Die starke Bekämpfung durch den Menschen hat bereits dazu geführt, dass Maulwurfsgrillen sehr selten geworden sind. Quelle: bierchen / Fotolia.com Maulwurfsgrillen sind, entgegen der landläufigen Meinung, keine Schädlinge. Sie fressen Insekten, und deren Larven. Nur bei Nahrungsmangel fressen sie auch Pflanzenwurzeln. Durch ihre Grabtätigkeiten lockern sie den Boden, das Graben kann aber auch zu Schäden an Pflanzen führen. Die starke Bekämpfung durch den Menschen hat bereits dazu geführt, dass Maulwurfsgrillen sehr selten geworden sind. Schädlinge an Gemüsepflanzen – so sehen sie aus: Gemeine Wegschnecke Quelle: Gina Sanders / PIXELIO Großer Kohlweißling, Pieris brassicae (Hamburg) Der Große Kohlweißling ist einer der bekanntesten Schadschmetterlinge und relativ leicht zu erkennen. Quelle: quartel | www.wikimedia.org | Deutsch Großer Kohlweißling Pieris brassicae bei Hamburg | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en Der Große Kohlweißling ist einer der bekanntesten Schadschmetterlinge und relativ leicht zu erkennen. Erdfloh Kohlerdfloh an Radieschenblatt Quelle: Josef Schlaghecken DLR Rheinpfalz | www.greencommons.de | Erdfloh | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ Kohlerdfloh an Radieschenblatt Kohlgallenrüssler Der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) legt seine Eier ab April an die Wurzelhälse von Kohlgewächsen. Dort bilden sich in der Folge sogenannte Gallen – kugelförmige Wucherungen, in deren hohlem Inneren sich die Käferlarven entwickeln. Quelle: Christoph Hoyer Der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) legt seine Eier ab April an die Wurzelhälse von Kohlgewächsen. Dort bilden sich in der Folge sogenannte Gallen – kugelförmige Wucherungen, in deren hohlem Inneren sich die Käferlarven entwickeln. Fraßschaden an einer Möhre durch eine Möhrenfliegenlarve (Amsterdam) Fraßschaden durch eine Möhrenfliegenlarve Quelle: Rasbak | www.wikimedia.org | Late aantasting van peen Daucus carota door wortelvlieg Chamaepsila rosae bij Amsterdamse Bak | https://en.wikipedia.org/wiki/en:GNU_Free_Documentation_License | https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en Fraßschaden durch eine Möhrenfliegenlarve Durch Minierfliege hervorgerufender Fraßschaden an Lauchstange mit gut sichtbarem Miniergang Quelle: Christoph Hoyer Hintergrund Umweltsituation: Immer mehr Hobbygärtner*innen verzichten auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Insbesondere beim Anbau von Gemüse ist ihnen wichtig, dass die Ernte ungespritzt ist. So unterstützen sie das Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren natürlichen Gegenspielern. Studien belegen, dass sich die Zahl der Schädlinge durch den Einsatz chemischer ⁠ Pflanzenschutzmittel ⁠ in einigen Fällen nicht verringert, sondern sogar erhöht. Sprühnebel, der auf benachbarte blühende Pflanzen weht, gefährdet insbesondere Bienen und andere Bestäuber. Einige Wirkstoffe können sich auch im Boden anreichern oder sich in der Nahrungskette ansammeln, wenn Vögel, Igel oder andere Tiere kontaminierte Tiere und Pflanzenteile fressen. Durch ⁠ Verdunstung ⁠ und Versickern können die chemischen Mittel in das Grundwasser gelangen. Das ist besonders kritisch, wenn man bedenkt, dass es in Deutschland etwa 20 Millionen Hausgärten und eine Million Kleingärten gibt. Gesetzeslage: Wer chemische Pflanzenschutzmittel in seinem Gemüsegarten einsetzt, muss sich genau an die Packungsbeschreibung halten – sonst verstößt er gegen das Gesetz. Alle zugelassenen Mittel haben ein Prüfverfahren durchlaufen. Dieses soll sicherstellen, dass die Auswirkungen für Umwelt und Gesundheit vertretbar sind. Das gilt aber nur, wenn das Produkt auch ordnungsgemäß verwendet wird. Es gibt einige Schädlinge im Gemüsegarten, gegen die im Hobbybereich zurzeit keine Insektizide zugelassen sind, zum Beispiel gegen Möhrenfliegen, Kohlfliegen, Maulwurfsgrillen und Wurzelnematoden. Weitere Informationen finden Sie hier: Portal zum Pflanzenschutz im Garten (⁠ UBA ⁠-Themenseite) Zulassung von Pflanzenschutzmitteln (UBA-Themenseite) Informationen über Insektizide (UBA-Themenseite) Informationen zum integrierten Pflanzenschutz (UBA-Themenseite)

Naturschutzgebiete alleine können die Vielfalt der Insekten nicht bewahren

null Naturschutzgebiete alleine können die Vielfalt der Insekten nicht bewahren Baden-Württemberg/Karlsruhe/Königsbach-Stein . Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, veranschaulichte heute gemeinsam mit seinem Team im Naturschutzgebiet „Beim Steiner Mittelberg“ in Königsbach-Stein, welche entscheidende Rolle die Landschaft für einen intakten Insektenbestand spielt. Sie zeigten Vertreterinnen und Vertretern baden-württembergischer Behörden und Medien bei dem Vorort-Termin auch, welche Methoden bei der Erfassung der Insekten im Gelände zum Einsatz kommen. Exakte Standards beim Monitoring sind besonders wichtig, um verlässliche Daten zu gewinnen. Ziel ist es, über alle Flächen hinweg vergleichbare und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, um belastbare Aussagen zur Entwicklung der Insekten zu treffen. Naturschutzgebiete sind für Insekten Rettungsinseln in der Landschaft Das kleine Naturschutzgebiet „Beim Steiner Mittelberg“ liegt für Insekten wie eine Rettungsinsel inmitten einer überwiegend konventionell genutzten Landschaft, die von Wirtschaftswäldern, Siedlungen und Äckern geprägt ist. Das geschützte Gelände bietet den Insekten einen großen Reichtum an hochwertigen Strukturen. Arten mit unterschiedlichen Ansprüchen an ihre Umgebung finden hier einen Lebensraum. „Wir sehen, dem Naturschutzgebiet sind enge Grenzen gesetzt. Die strukturarme Umgebung bietet den Insekten kaum Nistplätze, Nektarquellen für Wildbienen oder Futterpflanzen für die Raupen der Falter“, beschreibt Maurer die umliegende Szenerie. „Angesichts der Tatsache, dass 2,4 Prozent der Flächen in Baden-Württemberg als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind, wird schnell deutlich, dass wir nicht allein mithilfe dieser Gebiete unsere Insektenpopulation und die Biodiversität im Land erhalten können. Die gesamte Landschaft muss als Einheit betrachtet werden, in der ein Netzwerk aus geeigneten Lebensräumen den Insekten Nischen bietet für Nahrungssuche und Fortpflanzung.“ Insektenmonitoring liefert Fakten und ermöglicht Anpassungsstrategien „Viele Menschen haben den Eindruck, dass es heutzutage weniger Schmetterlinge gibt als früher, können dies jedoch nicht anhand von Zahlen belegen. Die Beurteilung von Veränderungen gestaltet sich besonders schwierig, wenn sie fast unbemerkt und schleichend ablaufen. Hier setzt das systematische Insektenmonitoring an“, fährt Maurer fort. Es sei eine wichtige Grundlage, um den Ursachen des Insektensterbens mit gezielten Maßnahmen zu begegnen. Das Insektensterben bedroht die Lebensgrundlagen der Menschen, da Insekten in den Ökosystemen Schlüsselaufgaben übernehmen, wie die Bestäubung von Pflanzen, die Aufbereitung abgestorbenen Materials oder den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Zudem bilden sie die Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere, wie Vögel und Fledermäuse. Erfassungsmethoden des Insektenmonitorings Je nach Insektenart und Lebensweise kommen im Monitoring unterschiedliche Erfassungsmethoden zum Einsatz, darunter Transektzählungen, Boden- und Malaise-Fallen. Im Naturschutzgebiet „Beim Steiner Mittelberg“ werden in diesem Jahr die Biomasse flugaktiver Insekten, Tagfalter und Widderchen sowie Heuschrecken mittels Malaise-Fallen und Transektzählungen erfasst. Die systematische Erfassung von Insekten bedeutet eine hohe logistische Herausforderung. Die Insekten sind meist sehr mobil und nur zu bestimmten Jahreszeiten und Witterungen nachweisbar. Fachwissen ist daher unerlässlich, um eine weitgehend objektive Erfassung zu gewährleisten. Die Ergebnisse der Erfassungen können je nach untersuchtem Gebiet stark variieren, berichtet Dr. Florian Theves, zuständig bei der LUBW für das Insektenmonitoring. „Manchmal findet sich über Stunden nur ein einzelner Falter, während sich ein andermal gleich Hunderte auf einer Blumenwiese tummeln.“ Insgesamt wurden so im ersten Durchgang des Insektenmonitorings, der sich über vier Jahre erstreckte, über 342.000 Insekten erfasst und 6.100 Proben genommen. Nun findet der zweite Durchgang statt. Foto zeigt: Aufbau einer Malaise-Falle durch Mitarbeiter des Naturkundemuseums Stuttgart, Quelle: Dr. Torsten Bittner Foto zeigt: Malaise-Falle beim Steiner Mittelberg. Links ist ein Niederschlagsmesser aufgestellt. Quelle: Dr. Florian Theves Hintergrundinformation Erfassungsmethoden: Für Transektzählungen wird in jeder Stichprobenfläche ein individuell auf Wegen und an Grenzen verlaufendes Linien-Transekt (Strecke, auf der die Falterindividuen gezählt werden) von 1.500 Meter Länge eingerichtet. Die Breite des Transektes beträgt zehn Meter. Dieses Transekt wird dann in allen künftigen Kartierungen wiederverwendet. Bei geeigneter Witterung werden zwischen Mai und August fünf Mal Tagfalter und Widderchen im vorgegebenen Begehungszeitraum von zwei Stunden beiderseits der Linie erfasst und meist sofort bestimmt. Die Aufnahme von Arten und Individuen erfolgt auf dem Hinweg punktgenau mittels einer App, die für das Biodiversitätsmonitoring Schweiz entwickelt wurde. Die exakte Lokalisierung der Falterindividuen erlaubt die spezifische Zuordnung von Biotop- und Nutzungstypen im Verlauf des Transektes. Auf dem Rückweg werden rein qualitativ nur Arten aufgenommen, die zuvor nicht registriert wurden. „Malaise-Fallen“ sind Stoffzelte mit Mittelwand und zwei großen quadratischen Öffnungen an zwei Seiten. Sie wurden nach dem schwedischen Entomologen René Malaise benannt, der die Fallen erstmals im Jahr 1937 einsetzte. Die umherfliegenden Insekten stoßen per Zufall auf die Mittelwand und orientieren sich automatisch an dem von oben hereinfallenden Tageslicht. An der höchsten Spitze des Zelts befindet sich eine Öffnung, an der eine Flasche sitzt. In dieser sammeln sich die Tiere in konservierendem Alkohol. Das Abtöten der Insekten ist notwendig, da in Malaise-Fallen Gruppen wie Fliegen und Hautflügler (z. B. kleine Schlupfwespen) dominieren, die oft sehr schwer bestimmbar sind. Die Fallen besitzen keine anlockende Wirkung und stehen nur alle vier Jahre am selben Ort. Eine Gefährdung der Bestände lokaler Insektenpopulationen wird so vermieden. Die exakte Entfernung, aus der die anfliegenden und sich in den Fallen sammelnden Insekten stammen, kann nicht näher bestimmt werden. Deshalb wird der Faktor „Biomasse-Luft“ als Landschaftsindikator behandelt. Je Stichprobenfläche wird eine Falle eingesetzt. Das Fanggefäß wird alle zwei Wochen gewechselt. Die Insekten-Biomasse (Gewicht) der Proben wird nach einem Standardverfahren gewogen. Es hat sich gezeigt, dass die Masse fliegender Insekten in den letzten Jahrzehnten erheblich zurückgegangen ist. Laufkäfer werden auf insgesamt 80 Flächen in Baden-Württemberg mittels Bodenfallen erfasst. Die Fallen bestehen aus zwei ineinander gestellten ebenerdig in den Boden eingegrabenen Plastik-Trinkbechern. Die vorwiegend nachtaktiven Käfer geraten beim Umherlaufen zufällig in die Fallen. Für das Insektenmonitoring werden die Fallen zu einem Drittel mit einer ungiftigen Fangflüssigkeit gefüllt. Aufgrund der großen Zahl an Stichprobenflächen, der Trittempfindlichkeit der Nutzpflanzenkulturen und der schweren Bestimmbarkeit sind Lebendfänge, für die die Fallen täglich geleert werden müssten, nicht möglich. Unbeabsichtigte Beifänge kleiner Wirbeltiere werden durch in die Becher eingesetzte Trichter weitgehend ausgeschlossen. Die Expositionszeit der Fallen beträgt sechs Wochen von Ende April bis Anfang Juni. Damit wird der für Untersuchungen von Laufkäfergesellschaften wichtige Frühjahrsaspekt abgedeckt. Pro Ackerstandort werden acht Fallen eingesetzt, je vier auf zwei Linien einen Meter bzw. dreißig Meter vom Feldrand entfernt. Der Abstand der Fallen der parallel zum Ackerrand verlaufenden Linien-Transekte untereinander beträgt zehn Meter. Blick zurück: Weckruf Krefeldstudie Vor sieben Jahren ließ die sogenannte „Krefeldstudie“ erstmals aufhorchen: Sie belegte einen Rückgang der Insektenbiomasse von bis zu 75 Prozent. Neu und alarmierend war die Erkenntnis, dass auch ehemals weitverbreitete und häufige Insektenarten betroffen sind. Jahre 2018 – 2021: Erste Erfassungsrunde Der erste Erfassungsdurchgang des modular aufgebauten Insektenmonitorings fand in den Jahren 2018 – 2021 statt. Die 201 Probeflächen bestehen aus 161 Flächen, die unsere „normale Kulturlandschaft“ außerhalb der größeren Waldgebiete repräsentieren (Offenland der Normallandschaft) und zum Vergleich aus weiteren 40 Flächen in Naturschutzgebieten. Vergleichende Untersuchungen der LUBW mit historischen Daten der Naturkundemuseen in Baden-Württemberg bestätigten, dass auch die Insektenvielfalt und -anzahl in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist. Ende 2021 lagen erstmals zu allen sechs Bausteinen des Monitorings (Tagfalter und Widderchen, Heuschrecken, Laufkäfer, Nachtfalter, Biomasse Boden, Biomasse Luft) und zu allen 201 Flächen Daten vor. Im Herbst 2022 wurden die ersten Auswertungen des vollständigen Datensatzes für die Jahre 2018 bis 2021 vorgenommen. Weiterführende Informationen: Sie finden Informationen zu bisher erzielten Erkenntnisse in den folgenden Pressemitteilungen der letzten Jahre: Insektenmonitoring in Baden-Württemberg: Biotopschutz und ökologische Bewirtschaftung leisten wichtigen Beitrag zum Insektenschutz 13.01.2023 Insektenmonitoring in Baden-Württemberg Nachtfalter: Vergleich aktueller und historischer Daten bestätigen einen deutlichen Rückgang der Arten und des Bestands 22.10.2021 Insektenrepositorium – handfestes Archiv für die Entwicklung der Arten Weitere Ergebnisse des Insektenmonitorings der LUBW 26.11.2020 Schmetterlinge im Fokus Studie der LUBW Landesanstalt für Umwelt zeigt massives Insektensterben in Baden-Württemberg 13.09.2019 Staatssekretär Andre Baumann „Die ersten Daten des landesweiten Insekten-Monitorings sind alarmierend und bestätigen alle Befürchtungen.“ Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de

1 2 3 4 5 6 7 8