Das kurz vor der Wende eingerichtete Biosphaerenreservat Schorfheide-Chorin, das durch seine Funktion als Staatsjagd von Goering bis Mielke in Teilen noch fast 'unberuehrte' Natur darstellt, steht unter grossem Druck, als Erholungslandschaft fuer das nahegelegene Berlin entwickelt zu werden. In diesem Projekt geht es darum, Ansprueche verschiedener Gruppen von Erholungssuchenden zu eruieren und diese, in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungsprojekten in diesem Gebiet, in die Erarbeitung touristischer Infrastruktur zu uebersetzen, die mit Zielen von Umweltschutz und Umweltbildung kompatibel ist.
Das geplante Forschungsvorhaben verfolgt zunächst das Ziel, die Reihe vorliegender Resultate zu den regionalökonomischen Effekten des Tourismus in deutschen Biosphärenreservaten durch empirische Erhebungen in sechs weiteren Gebieten zu vervollständigen. Neben den Einzelergebnissen, welche für das Management in der Kommunikation nach außen von hoher Bedeutung sind, soll dadurch auch eine Hochrechnung der gesamten Effekte des BR-Tourismus in Deutschland angestellt bzw. aktualisiert werden. Durch das Zusammenführen aller Ergebnisse soll schließlich eine kostengünstige Methode entwickelt werden, die den Verwaltungen dann künftig ein eigenständig durchgeführtes Dauermonitoring als Basis einer umfassenderen Selbstevaluation ermöglicht. Der Arbeitsplan sieht eine nachfrageseitige Erhebung der tourismuswirtschaftlich relevanten Daten in sechs Biosphärenreservaten vor (Bliesgau, Flusslandschaft Elbe, Karstlandschaft Südharz, Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, Schorfheide Chorin und Schwäbische Alb). Anschließend erfolgt eine statistische Datenanalyse und -aufbereitung. Zuletzt soll ein vereinfachtes empirisches Erhebungsschema sowie darauf aufbauend eine nachvollziehbare Berechnungssystematik der wirtschaftlichen Effekte entwickelt werden.
Die Blumberger Mühle (BBM) ist das größte Informationszentrum des NABU-Bundesverbandes und Hauptinformationszentrum des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Es wurde 1997 eröffnet und liegt ca. 80 Kilometer nördlich von Berlin bei Angermünde (Landkreis Uckermark). Der Aufbau wurde maßgeblich mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Jährlich kommen knapp 30.000 Besucher. Das Gelände umfasst ca. 12 Hektar gestaltete Naturerlebnislandschaft direkt am Zentrum und das angrenzende Naturschutzgebiet 'NSG Blumenberger Teiche' mit einer verpachteten Teichwirtschaft. Zu dieser gehören mehrere Gebäude, darunter ein denkmalgeschütztes Bruthaus und künstliche Hälterteiche.
In bis zu drei Teichen der Teichwirtschaft Blumberger Mühle (BBM) sollen über das Projekt zukünftige Elterntiere des Baltischen Störs bis zur Geschlechtsreife gehältert und Jungfische im Bruthaus des Betriebes aufgezogen werden. Das Bruthaus der BBM wurde entsprechend baulich saniert und eine Aufzuchtanlage in Form von sieben Langstrombecken installiert werden. Die Becken erhalten eine unabhängige Wasserzufuhr und Belüftung. Die Sicherung der Zukunftslaicher bedingte einen effektiven Schutz gegen möglichen Fischotterfraß. Ein integrierter Projektansatz verbindet regionale wirtschaftliche Strukturen mit Instrumenten des Naturschutzes. Das Projekt wird intensiv durch Informations- und Bildungsmaßnahmen begleitet.
Fazit
Die im Projekt vorgesehenen Aktivitäten und Maßnahmen konnten vollständig umgesetzt werden. In der Anfangsphase des Projektes musste der Finanzplan kostenneutral angepasst werden, da die baulichen Maßnahmen am Bruthaus BBM kostenintensiver waren als geplant. Dieses konnte durch eine Umwidmung innerhalb des Projektes aufgefangen werden. So wurde mit dem Elektrozaun als mobilen Fischotterschutz eine günstigere Lösung gefunden als die ursprünglich geplante feste Zauninstallation.
Die Aufzucht der Jungstöre war fachlich anspruchsvoll und arbeitsintensiv. Hier war die enge wissenschaftliche Anbindung an das IGB Berlin hilfreich und unverzichtbar. Es konnte eine steile Lernkurve bei der Aufzucht der Jungstöre beobachtet und die Mortalitätsrate kontinuierlich verringert werden. Das Projekt stößt auf eine große Resonanz und Akzeptanz in der Region, das mediale Interesse ist groß und die Zusammenarbeit der Projektpartner lief sehr gut. Der Projektverlauf erfüllte die entsprechende Zielstellung des Biosphärenreservats, eine nachhaltige Nutzung und eine naturschutzfachliche Weiterentwicklung der Teichwirtschaft gemeinsam voranzubringen. Um das Störprojekt Blumberger Mühle dauerhaft zu etablieren, möchte sich der NABU im Jahr 2016 an einem gemeinsamen EU-Life-Antrag mit der GRS, der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern sowie Partnern aus Dänemark, Polen und dem Baltikum beteiligen. Eine Entscheidung dazu steht im Sommer 2016 an. Insbesondere die grenzübergreifende Naturschutzarbeit zwischen Polen und Deutschland soll kontinuierlich ausgebaut werde
Im UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin kommt dem Erhalt der Kulturlandschaft eine besondere Bedeutung zu. Eindrucksvolle Zeugen einer wechselvollen, interessanten Bau- und Siedlungsgeschichte charakterisieren die Region und liefern eine beeindruckende Kulisse für eine steigende Zahl von Gästen, die ein naturnahes, authentisches und harmonisches Erholungs- bzw. Urlaubserlebnis im Biosphärenreservat suchen. In diesem Zusammenhang hat die Baukultur insbesondere für einen nachhaltigen, natur- und kulturerlebnisorientierten Tourismus in der strukturschwachen Region einen hohen Stellenwert. Innerhalb der Projektlaufzeit des Modellvorhabens sollen neue Wege entwickelt und erprobt werden, um die Lebensqualität im UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin durch die Inwertsetzung der Baukultur sowie durch die Sensibilisierung für das regionaltypische Bauen zu erhalten und durch die touristische Vermarktung zur Wertschöpfung beizutragen. Dies soll durch eine gemeinsame Leitbildentwicklung und eine Baukultur- und Tourismusstrategie gelingen, die von einer forcierten Kommunikation und Netzwerkarbeit begleitet wird. Die regionale Baukultur soll sich verstärkt in den aktuellen touristischen Marketingaktivitäten wieder finden.
Dessau-Roßlau. Das Biosphärenreservat Mittelelbe wird von der Mehrheit der Bevölkerung in der Region akzeptiert. Das ist eines der Ergebnisse des Forschungsprojektes ?Gesellschaftliche Prozesse in deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten? der Universität Greifswald, das von 2009 bis 2012 durchgeführt wurde. Untersucht wurden exemplarisch die Biosphärenreservate Mittelelbe in Sachsen-Anhalt, Schorfheide-Chorin in Brandenburg und Südost-Rügen sowie Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern.77 Prozent der Befragten stimmten uneingeschränkt dafür, dass das Biosphärenreservat Mittelelbe fortbestehen soll. Neun von zehn Bewohnern (88 Prozent) sehen zudem keine Einschränkungen durch das Großschutzgebiet in ihrem Alltag. Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten sagen, die Region würde außerdem durch das Biosphärenreservat für viele interessant, die sonst nicht dorthin kämen. Die Ergebnisse wurden am Freitag in Dessau-Roßlau durch die Projektleiterin Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann im Beisein von Umweltstaatssekretärin Anne-Marie Keding präsentiert.Keding sagte: "Die Ergebnisse zeigen, dass die Einrichtung Biosphärenreservat akzeptiert ist und eine nachhaltige Regionalentwicklung befördert. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen liegt im Interesse der Gesellschaft. Die Landesregierung setzt darauf, die Entwicklung an der Mittelelbe weiterhin erfolgreich voranzubringen, die Anerkennung des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz bei der UNESCO zu erreichen und den Naturpark Drömling in ein Biosphärenreservat umzuwandeln."Die Studie zeige aber auch, wo noch Baustellen seien. "Ziel muss es bleiben, die Absichten der Biosphärenreservatsverwaltung deutlicher zu kommunizieren und die Mitwirkungsmöglichkeiten für die Bevölkerung stärker auszubauen und diese alters- und zielgruppenspezifisch anzulegen", so die Staatssekretärin.Insgesamt bietet die Studie Erkenntnisse über die sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Entwicklungen in der Region und zeigt zugleich auf, wo beim Schutzgebietsmanagement Korrekturen notwendig werden.Weitere Ergebnisse· Das Biosphärenreservat ist in der Region bekannt: Für mehr als die Hälfte der Bewohnern ist es ein Begriff (57 Prozent).· 38 Prozent der Befragten empfinden die Entscheidungen des Biosphärenreservates eher intransparent. Je älter die Bewohner, desto weniger stark unterstützen sie diese Aussage. Männer bescheinigten dem Biosphärenreservat eher Intransparenz als Frauen. · 75 Prozent der Bewohner fühlen sich mit ihrer Region verbunden.· 56 Prozent der ehrenamtlich Tätigen fühlen sich mit der Region ?sehr stark? verbunden, bei den nicht ehrenamtlich Aktiven gaben dies nur 40 Prozent an. · 57 Prozent der Bewohner aus dem Nordteil gaben an, sich ?sehr stark? mit der Region verbunden zu fühlen, während diese Angabe von 43 Prozent der Bewohner aus dem Südteil gemacht wurde. · Eine Mehrheit von 58 Prozent stimmt der Aussage, Natur und Landschaft seien wichtig für die Verbundenheit mit der Region, ?voll und ganz? zu. Zuzüglich der Antwortkategorie ?trifft eher zu? messen damit 89 Prozent der Bewohner Natur und Landschaft eine wesentliche Bedeutung für ihre regionale Verbundenheit bei.· 56 Prozent der Bevölkerung schätzen an ihrer Region etwas, das einen Bezug zu Natur und Landschaft hat. Die zweitgrößte Kategorie sind mit 19 Prozent Nennungen, die einen Bezug zur Kulturlandschaft haben und 8 Prozent schätzen an ihrer Region Dinge in Bezug zur Lebensqualität. · Der Aussage, dass im Biosphärenreservat vieles verboten sei, was erlaubt sein sollte, stimmen 39 Prozent der Befragten nicht zu.· Jeder Sechste ist grundsätzlich zu einer Mitwirkung bereit, dabei vor allem ältere Bewohner, Frauen und Personen, die schon ehrenamtlich engagiert sind Zur MethodikEin Teil der Studie waren telefonische Befragungen von Einwohnern der Region. Ingesamt wurden in den vier Biosphärenreservaten rund 1.400 Personen etwa 15 Minuten lang befragt. In der Region des Biosphärenreservates Mittelelbe nahmen 451 Personen teil. Darüber hinaus fand ein Workshop mit Mitarbeitern der Biosphärenreservatsverwaltung zur Managementeffektivität eines Biosphärenreservates statt. Zudem wurden Befragungen der Kommunalvertreter durch Einzelinterviews zu ihrer Einstellung zum Biosphärenreservat und zur Zusammenarbeit der jeweiligen Kommune mit der Biosphärenreservatsverwaltung durchgeführt. Die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung im Biosphärenreservat Mittelelbe finden Sie im Internet unter www.mlu.sachsen-anhalt.de HintergrundUNESCO-Biosphärenreservate sind Teil des weltweiten UNESCO-Programms ?Der Mensch und die Biosphäre? (MAB). Sie sind Modellregion, die eine zukunftsfähige ökologisch orientierte, ökonomisch nachhaltige und sozial verträgliche Regionalentwicklung zu unterstützen. In Sachsen-Anhalt gibt es drei Großschutzgebiete, die nach den Kriterien der UNESCO für Biosphärenreservate entwickelt werden. Dazu zählen das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, der Naturpark Drömling und das Biosphärenreservat Mittelelbe. Das Biosphärenreservat Mittelelbe umfasst eine Fläche von rund 126.000 Hektar entlang von 303 Flusskilometern Elbe. Es ist Teil des länderübergreifenden und von der UNESCO anerkannten Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe. Das erstreckt sich über fünf Bundesländer und entlang von über 400 Kilometer Elbeflusslauf. Es hat eine Größe von ca. 380.000 Hektar. Impressum:Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energiedes Landes Sachsen-AnhaltPressestelleLeipziger Str. 5839112 MagdeburgTel: (0391) 567-1950Fax: (0391) 567-1964Mail: pr@mule.sachsen-anhalt.de