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Insekt des Jahres 2016 ist der Dunkelbraune Kugelspringer

Der Dunkelbraune Kugelspringer ist das Insekt des Jahres 2016. Mit 4 mm Größe ist er ein Winzling, aber einer der größeren Exemplare der Gruppe der Springschwänze. Er ernährt sich von Algen, die er von Rinden lebender Bäume abgrast und auch von Baumstümpfen, auf denen man sie bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit sehen kann. Er kommt häufig vor. Weltweit sind etwa 8.000 verschiedene Arten an Springschwänzen bestimmt worden. Sie kommen im Boden in ungeheuer großen Mengen vor, bis zu 200.000 pro Quadratmeter, wenn die Lebensbedingungen optimal sind. Sie tragen wesentlich mit zur Bodenfruchtbarkeit und zur Humusbildung bei, da sie sich von zerfallenden pflanzlichen und tierischen Zerfallsstoffen ernähren.

00_Inhaltsverzeichnis

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Inhalt SeiteSeite Vorwort ........................................... 6Rote Liste der Säugetiere des Landes Sachsen-Anhalt ...... 132 Die Roten Listen des Landes Sachsen-Anhalt .............................. 7 Rote Liste der Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt ............... 20 Rote Liste der Algen des Landes Sachsen-Anhalt ............... 34 Rote Liste der Flechten des Landes Sachsen-Anhalt ............... 43 Rote Liste der Flechten- gesellschaften des Landes Sachsen-Anhalt ............................ 54 Rote Liste der Moose des Landes Sachsen-Anhalt ............... 58 Rote Liste der Moos- gesellschaften des Landes Sachsen-Anhalt ............................ 68 Rote Liste der Großpilze des Landes Sachsen-Anhalt ........ 74 Rote Liste der Farn- und Blüten- pflanzen des Landes Sachsen-Anhalt ............................ 91 Rote Liste der Farn- und Blüten- pflanzengesellschaften des Landes Sachsen-Anhalt ............. 111 Rote Liste der Vögel des Landes Sachsen-Anhalt ...... 138 Rote Liste der Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt .......................... 144 Rote Liste der Fische und Rundmäuler des Landes Sachsen-Anhalt .......................... 149 Rote Liste der Weichtiere des Landes Sachsen-Anhalt ...... 155 Rote Liste der Egel des Landes Sachsen-Anhalt ............. 161 Rote Liste der Blatt- und Kiemenfüßer des Landes Sachsen-Anhalt .......................... 165 Rote Liste der Asseln des Landes Sachsen-Anhalt ...... 169 Rote Liste der Flußkrebse des Landes Sachsen-Anhalt ...... 171 Rote Liste der Hundertfüßer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 175 Rote Liste der Doppelfüßer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 178 Tafelteil ....................................... 123 ! SeiteSeite Rote Liste der Springschwänze des Landes Sachsen-Anhalt ...... 181Rote Liste der wasserbe- wohnenden Käfer des Landes Sachsen-Anhalt ............. 264 Rote Liste der Weberknechte des Landes Sachsen-Anhalt ...... 183 Rote Liste der Webspinnen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 190 Rote Liste der Eintags- und Steinfliegen des Landes Sachsen-Anhalt .......................... 198 Rote Liste der Köcherfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 205 Rote Liste der Libellen des Landes Sachsen-Anhalt ............. 212 Rote Liste der Schaben des Landes Sachsen-Anhalt ...... 217 Rote Liste der Ohrwürmer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 220 Rote Liste der Heuschrecken des Landes Sachsen-Anhalt ...... 223 Rote Liste der Zikaden des Landes Sachsen-Anhalt ...... 228 Rote Liste der Wanzen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 237 Rote Liste der Netzflügler i.w.S. des Landes Sachsen-Anhalt ...... 249 Rote Liste der Laufkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 252 " Rote Liste der Kurzflügler des Landes Sachsen-Anhalt ...... 272 Rote Liste der Weichkäfer i.w.S. des Landes Sachsen-Anhalt ...... 287 Rote Liste der Buntkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 291 Rote Liste der Prachtkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 294 Rote Liste der Bockkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 299 Rote Liste der Schilfkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 305 Rote Liste der Marienkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 308 Rote Liste der Fellkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 311 Rote Liste der Nestkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 313 Rote Liste der Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 315 Rote Liste der Schnellkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 318 Rote Liste der Mulm- und Holzglattkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 323 SeiteSeite Rote Liste der Ölkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 326Rote Liste der Pflanzenwespen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 382 Rote Liste der Schwarzkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 331Rote Liste der Schnabelfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 387 Rote Liste der Blatthornkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 334Rote Liste der Schmetterlinge des Landes Sachsen-Anhalt ...... 388 Rote Liste der Schröter des Landes Sachsen-Anhalt ...... 339Rote Liste der Schwebfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 403 Rote Liste der Breitmaulrüßler des Landes Sachsen-Anhalt ...... 343Rote Liste der Langbeinfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 410 Rote Liste der Rüsselkäfer des Landes Sachsen-Anhalt ...... 345Rote Liste der Dickkopffliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 417 Rote Liste der Wildbienen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 356Rote Liste der Halmfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ..... 420 Rote Liste der Ameisen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 366Rote Liste der Raupenfliegen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 423 Rote Liste der Grabwespen des Landes Sachsen-Anhalt ...... 369Rote Liste der Kriebelmücken des Landes Sachsen-Anhalt ...... 426 Rote Liste der Wegwespen, Spinnenameisen, Keulen-, Dolch- und Rollwespen des Landes Sachsen-Anhalts .... 376 #

21_Collembola

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Springschwänze (Collembola) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Hans-Jürgen SCHULZ (1. Fassung, Februar 2004) Einführung Die Collembolen sind auf terrestrischen Stand- orten weltweit verbreitet. Es gab sie bereits vor 370 Millionen Jahren (Mesozoikum) auf unserer Erde. Ab Beginn des Tertiärs bestand weitgehend die heutige Artenvielfalt. Bei den Springschwän- zen unterscheidet man 3 unterschiedliche Le- bensformen: - epedaphische Lebensformen - Besiedler offe- ner Flächen und der Vegetation, - hemiedaphische Lebensformen - Bewohner von Grobstrukturen der Bodenoberfläche und - euedaphische Lebensformen - Arten, welche die Bodenkleinhöhlen bewohnen. Die Siedlungsdichte von Collembolen unter einem Quadratmeter Bodenoberfläche kann in Wiesen- und Waldböden mit starker Streuauflage 50.000 bis 100.000 Exemplare betragen [alle Angaben nach DUNGER (2002)]. Entsprechend der Checklist für Deutschland sind derzeit 416 Collembolenarten, die sich auf 12 Familien verteilen, bekannt (SCHULZ et al. 2003). Weltweit werden etwa 7.500 Arten genannt (BEL- LINGER et al. 1996-2003). Das System der Collem- bolen umfasst 3 Unterordnungen: die Poduromor- pha, die Entomobryomorpha (beide mit langge- strecktem Körper) und die Symphypleona (Kugel- springer). Datengrundlagen Im Vergleich zum Bundesland Sachsen mit 231 nachgewiesenen Collembolenarten (SCHULZ & DUNGER 1995, SCHULZ 1999) ist Sachsen-Anhalt hinsichtlich seiner Collembolenfauna weniger in- tensiv untersucht. Aufgrund der vorhandenen Viel- falt der Lebensräume in Sachsen-Anhalt ist aber eine ähnliche Artenzahl zu erwarten. Die meisten Daten zum Vorkommen von Collem- bolen stammen aus dem Harz - so ergaben insbesondere die Untersuchungen der Collembo- lenfauna von Höhlen einige interessante Arten (ECKERT & PALISSA 1999, PALISSA 2000, SCHULZ 1994). Im Gebiet wurden auch zahlreiche Fallen- fänge durchgeführt (siehe SCHULZ 1995, SCHULZ et 0 - Gefährdungskategorie R 1 2 5 - - 3 - Artenzahl (absolut) Anteil an der - 2,5* - - - Gesamtartenzahl (%) . * Zum jetzigen Zeitpunkt ist die exakte Angabe einer Ge- samtartenzahl der Collembolen für Sachsen Anhalt nicht möglich al. 1999). Umfangreiches Collembolenmaterial konnte der Autor im Rahmen zweier Projekte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt determinieren. Dies betraf Proben faunistischer Erfassungen in ausgewählten Trockenrasen und Zwergstrauchheiden des Landes Sachsen-Anhalt (s. SCHNITTER & TROST 1997) und solche aus dem Bearbeitungsgebiet des künftigen Arten- und Bio- topschutzprogrammes Saale-Unstrut-Triasland. In fast allen genannten Untersuchungen waren Bo- denfallen zum Nachweis der Collembolen ein- gesetzt. Aufgrund der oben aufgezählten Lebens- formen der Springschwänze werden mittels der Fallenmethode hauptsächlich die ep- und hemi- edaphischen Collembolen erfasst, die euedaphi- schen Arten dagegen nicht. Hier müssen sowohl Boden- oder Substratproben genommen werden als auch gezielte Exhaustoraufsammlungen erfol- gen. Bemerkungen zu den ausgewählten Arten Die Problematik der Einbeziehung von Bodenar- thropoden in Rote Listen diskutiert DUNGER (1994). So gibt es bei den Collembolen charakteristische Verbreitungsbilder von Arten. Bestimmte Spezies sind sensible Zeiger für Zustände von Lebensräu- men, z.B. für saubere Bachläufe. Einige Arten besitzen eine hohe Habitatbindung - am leichtes- ten nachweisbar bei Bewohnern von Sonderstand- orten (z.B. Moore, Höhlen). Aufgrund der bisher hauptsächlich in Sachsen-Anhalt angewandten Fallenmethodik zur Erfassung der Collembolen- fauna wurden in der Mehrheit weit verbreitete, häufige und eurytope Arten nachgewiesen. Den- noch konnten auch einige Spezies gefunden wer- den, die eine Einordnung in Gefährdungskatego- rien ermöglichen. Danksagung Der Autor bedankt sich herzlich für die Unterstüt- zung bei der Erstellung des Manuskriptes bei Herrn Dr. P. SCHNITTER vom Landesamt für Um- weltschutz Sachsen-Anhalt in Halle. Rote Liste 5 Gesamt ca. 200* Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Springschwänze Sachsen-Anhalts. 2,5* & Art (wiss.)Kat.Bem. Arrhopalites boneti STACH, 1945 Friesea octoculata STACH, 1949 Kalaphorura heterodoxus (GISIN, 1964) Paranura sexpunctata AXELSON, 1902 Tetracanthella wahlgreni AXELSON, 1907 sensu DEHARVENG, 1987R R R R Rt in Europa s.s. i.d. mitteleurop. Gebirgen t in D t i. D, s.s. in Europa x, vorw. in N-Europa, i. D s.s. Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.”)s.s. - sehr selten x- xerophil LiteraturSCHULZ, H.-J. (1999): Bemerkenswerte sächsische Collembo- lenfunde, insbesondere aus Heidemooren der Oberlausitz, und eine Aktualisierung des Verzeichnisses der Spring- schwänze für Sachsen (Collembola).- Entomol. Nachr. Ber., 43(3/4): 233-236. SCHULZ, H.-J., BRETFELD, G. & B. ZIMDARS (2003): Verzeichnis der Collembolen Deutschlands.- In: KLAUSNITZER, B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 8: 11-25, Dresden. SCHULZ, H.-J. & W. DUNGER (1995): Kommentiertes Verzeich- nis der Flügellosen Urinsekten (Apterygota) für den Frei- staat Sachsen.- Mitt. Sächs. Entomologen, 31: 12-20. SCHULZ, H.-J., DUNGER, W. & B. ZIMDARS (1999): Beitrag zur Kenntnis der Collembolenfauna des Harzes, insbesondere der Brockenregion (Collembola).- Abh. u. Ber. für Natur- kunde (Magdeburg), 22: 53-59. SCHNITTER, P. & M. TROST (1997): Zum Projekt „Faunistische Erfassungen in ausgewählten Trockenrasen und Zwerg- strauchheiden des Landes Sachsen-Anhalt“.- Untere Ha- vel - Naturkundliche Berichte, 6/7: 64-69. t- D- troglobiont Deutschland BELLINGER, P.F., CHRISTIANSEN, K.A. & F. JANSSENS (1996-2003): Checklist of the Collembola of the World.- http:// www.collembola.org DUNGER, W. (1996): Sind Bodenarthropoden schützbar und schutzwürdig ?- Verh. 14. Int. Symp. Entomofaunistik in Mitteleuropa 1994, München: 99-115. DUNGER, W. (2002, i. Dr.): Ordnung Collembola.- In: KÄSTNER (Hrsg.): Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Insecta.- ECKERT, R. & A. PALISSA (1999): Beiträge zur Collembolenfau- na von Höhlen der deutschen Mittelgebirge (Harz, Kyff- häuser, Thüringer Wald, Zittauer Gebirge)(Insecta: Collem- bola).- Beitr. Ent., 49(1): 211-255. PALISSA, A. (2000): Beiträge zur Collembolenfauna von Höh- len der deutschen Mittelgebirge, Teil II (mit Anhang über einige Dipluren).- Beitr. Ent., 50(1): 199-236. SCHULZ, H.-J. (1994): Cave Collembola from the Harz and Kyffhäuser Mountains.- Acta Zool. Fennica, 195: 124-128. SCHULZ, H.-J. (1995): Interessante Collembolenfunde (Insecta, Collembola) aus Ostdeutschland (Harz, Thüringen und Ob- erlausitz).- Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz, 68(8): 43-50. Anschrift des Autors Dr. Hans-Jürgen Schulz Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz Landesmuseum des Freistaates Sachsen PF 300 154 02806 Görlitz E-Mail: Juergen.Schulz@smng.smwk.sachsen.de &

Naturschutz - Zentrum für Artenvielfalt/Tiere und Pflanzen/Insekten/Insektenschutz: Was Insekten leisten

Insekten bestäuben einen Großteil der Pflanzen. Sie sind Nahrungsgrundlage für andere Tiere, bauen Biomasse ab, reinigen Gewässer und erhalten die Bodenfruchtbarkeit. Sie sind das Fundament unserer biologischen Vielfalt. Blüten locken mit Pollen und Nektar. Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen fliegen von Blüte zu Blüte, um zu schlemmen. Sie übernehmen die Rolle der Bestäuber und werden reichlich belohnt. Es ist ein Nehmen und Geben. Viele Pflanzen und Insekten haben sich im Laufe der Evolution aufeinander eingespielt. Im eigenen Garten sollte es daher bunt hergehen. Insekten räumen unsere Erde auf. Sie zersetzen Dung, zerkleinern abgestorbene Pflanzen und tote Tiere. Es gibt Aasfresser, Totholzfresser, Substratfresser, Dung- und Kotfresser. Unter ihnen gibt es viele Insekten wie Totengräber, Schmeißfliegen, Borkenkäfer und Mistkäfer. Viele Fliegenarten sind in der Lage, auch größere Kadaver zu beseitigen. Im Boden übernehmen schließlich Massen von Springschwänzen, Doppelschwänzen und Beintastlern. Sie alle zusammen sorgen für eine Zerkleinerung und Verteilung. Damit schaffen sie größere Angriffsflächen für Bakterien und Pilze, die als Mineralisierer die weitere Arbeit übernehmen. Bis alles wieder zu Erde wird. Nur gut durchlüftete fruchtbare Böden speichern ausreichend Wasser und Nährstoffe, um auch in Dürrezeiten Pflanzen zu versorgen. Nur sie können unsere Ernährung dauerhaft sichern. Die Existenz des Landlebens hängt also von einem reichen Bodenleben ab. Insekten − besonders ihre Larven − spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch über das Leben unter unseren Füßen wissen wir nur wenig − zu wenig. Dabei leben hier rund die Hälfte aller Organismen. Amtlich ist allerdings, dass das Bodenleben genauso gefährdet ist wie das Leben darüber. Niklas Krummel Tel.: 0641-200095 20

Naturschutz - Zentrum für Artenvielfalt/Tiere und Pflanzen/Insekten/Insektenschutz: Was zu tun ist

Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist eine der zentralen Herausforderungen unseres Jahrhunderts, vergleichbar dem Klimaschutz. Insekten sind wichtige Schlüsselorganismen unserer Ökosysteme. Das Insektensterben muss daher schnell gestoppt werden. Dafür braucht es einen gesellschaftlichen Konsens und die Bereitschaft aller, mitzumachen. Gemeinsam blühende Landschaften schaffen, ist das Ziel. Das „Insektensterben“ ist im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Überall − von Länderebene bis in die Kommunen − gibt es Initiativen zum Schutz der Insekten. Die hessische Landesregierung ergreift vielfältige Maßnahmen zum Schutz von Honigbienen, Wildbienen und anderen bestäubenden Insekten. Das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen − kurz HALM − dient der Förderung einer nachhaltigen Landbewirtschaftung. Der Schutz der Gewässerrandstreifen und das Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ erhalten die Vielfalt wasserlebender Insekten. Mit der Bewirtschaftung der landeseigenen Wälder nach FSC sowie der Ausweisung von Wildnisgebieten und der Erweiterung des Nationalparks Kellerwald-Edersee leistet das waldreiche Hessen einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der natürlichen Insektenvielfalt unserer Naturwälder. Unsere Insektenwelt ist unter Druck. Um den Insektenschwund zu stoppen, müssen wir konkret werden. Eine Sicherung verbliebener Lebensräume ist bei weitem nicht mehr ausreichend. Schutzkonzepte müssen die gesamte Landschaft im Blick haben. In der Erkenntnis, dass artenreiche Lebensräume widerstandsfähiger gegenüber dem Verlust wichtiger Ökosystemleistungen als artenarme sind, sind sowohl auf Wiesen und Feldern als auch in Wäldern Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt erforderlich. Ansatzpunkte sind insektenfreundliche Formen der Landnutzung, ein Stopp des Lebensraumverlustes und eine Vernetzung der verbliebenen Lebensräume sowie ein verbessertes Management naturschutzfachlich wertvoller Flächen und die Wiedeherstellung zerstörter Lebensräume. Bestehende Schutzgebiete benötigen Pufferzonen, damit sie vor intensiven Nutzungen und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geschützt sind. Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands ist von Landwirtschaft geprägt — in Hessen sind es 36 Prozent. Daher müssen Anreize zur Umstellung auf nachhaltige, bodenschonende und humusvermehrende, an den Klimawandel angepasste Bewirtschaftungsweisen gegeben werden. Schlüsselfaktoren für das Überleben der Insekten in der ausgeräumten Kulturlandschaft sind Qualität, Größe und Vernetzung verbliebener und neu geschaffener Lebensräume. Pestizideinsatz reduzieren kleine Feld- und Schlaggrößen Erweiterung von Fruchtfolgen Kulturen mit Ackerwildkräutern Artenreiche, mehrjährige Blüh- und Brachestreifen mit Regio-Saatgut Dünge- und Schadstoffeintrag in Gewässer verhindern abgestufte Nutzungsintensität mit Extensivierungen gestaffelte Mahdzeiten (Mosaikmahd) extensive Vieh- und Weidehaltung keine Bremsenfallen bei Freilandhaltung flächige und lineare Vernetzung von Lebensräumen artenreiche Hecken, Säume und Raine mit Abbruchkanten an Böschungen offene Erd- und Graswege Ökologischer Landbau kommt ohne Pflanzenschutzmittel und synthetischen Dünger aus. Er setzt auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und auf biologische Vielfalt. Alle Insektenarten der Kulturlandschaft profitieren − besonders die mittlerweile gefährdeten. Im Vergleich zum konventionellen Landbau wachsen hier 94 Prozent mehr Wildkräuterarten, leben hier 30 Prozent mehr Wildbienenarten und 18 Prozent mehr Tagfalterarten. Ökologischer Landbau ist auch Klimaschutz, denn im Boden wird doppelt so viel CO2 gespeichert. In Hessen werden bereits 14,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Um den Insektenschwund zu stoppen, müssen wir uns für ein Ende der industriellen Landwirtschaft und für mehr Insektenschutz einsetzen. Auch in Städten ist Lebensraum für Insekten knapp. In unserer Gemeinde können wir wilde Grünanlagen und bunte Wegraine fordern. Im eigenen Garten und auf dem eigenen Balkon können wir sofort und direkt etwas für Insekten tun. Selbst wer keinen Garten oder Balkon besitzt, kann allein durch sein Kaufverhalten einen Beitrag zur Förderung der Insektenvielfalt leisten. „Nachhaltig konsumieren“ ist das Zauberwort. Eine naturnahe Gartengestaltung ist Insektenschutz. Der Trend zu Zierrasen, Schotterfläche, exotischen Gehölzen und Zierblüten nimmt Insekten ein letztes verlässliches Zuhause. Wer einen Garten hat, kann daher viel für den Erhalt unserer Insekten tun. Und das ist nicht nur eine gute Tat. Im ökologischen Gleichgewicht des Gartens spielen Insekten eine entscheidende Rolle. Ob Gemüsebeet oder Obstgarten − zu Naschen gibt es nur, wenn Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen die Bestäubung übernehmen. Sie benötigen allerdings nicht nur eine Vielfalt an Blüten, sondern auch ein Zuhause. Es lohnt sich zudem Käfer und Springschwänze zu fördern, die abgestorbene organische Substanz in fruchtbare Gartenerde verwandeln. Niklas Krummel Tel.: 0641-200095 20

Unterwegs mit der LUBW: Kleine Tierchen als Anzeiger für den Zustand der Natur

Sehr klein, sehr flink und weit verbreitet. Springschwänze (Collembolen) kommen in vielen unterschiedlichen Lebensräumen auf der ganzen Welt vor. In Baden-Württemberg wurden bislang 280 Collembolenarten nachgewiesen. Ein Nachweis ist dabei gar nicht so einfach, denn die Tiere sind nur wenige Millimeter groß und nicht einfach zu unterscheiden. Für den Boden spielen sie trotz ihrer kleinen Größe eine wichtige Rolle. Collembolen ernähren sich größtenteils von abgestorbenem Pflanzenmaterial und Pilzen. Durch den Abbau ihrer Nahrung tragen sie wesentlich zur Humusbildung bei. Auch als Anzeiger für den Zustand der Natur eignen sie sich. Bilder zeigen: Die Dauerbeobachtungsstelle der LUBW im Hardtwald bei Karlsruhe. Hier werden die Bodenproben mit einem Probensammler entnommen und in einem Protokoll vermerkt. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW Seit 1986 nimmt die LUBW Proben an verschiedenen Waldstandorten in Baden-Württemberg um Umweltveränderungen langfristig zu verfolgen. Frühere Auswertungen waren dabei größtenteils auf die Folgen von saurem Regen auf den Boden fokussiert. Im Kontext der Klimaerwärmung und zunehmender Nährstoffeinträge (zum Beispiel durch Düngung) sind die Auswertungen über einen solch langen Zeitraum wertvoll. Bilder zeigen: Die sechs mit dem Probensammler entnommenen Bodenproben werden in spezielle PVC-Behälter gefüllt. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW Alle zwei bis fünf Jahre fahren Mitarbeitende der LUBW an die 21 Dauerbeobachtungsstellen an verschiedenen Orten in Baden-Württemberg. Die Proben werden mindestens in drei Metern Entfernung zum nächsten Baum genommen. Dafür wird mittels eines selbstgebauten Probensammlers ein Stückchen des Bodens herausgestochen. Die Bodenprobe wird dann mit einem Spatel in kleine PVC-Behälter abgefüllt. In einem Protokoll werden Datum, Bodentemperatur und Nummer der Dauerbeobachtungsstelle verzeichnet. Die sechs Proben der Stelle im Hardtwald bei Karlsruhe erhalten zudem jeweils eine Nummer, mit der sie im Labor direkt zugeordnet werden können. Mit bloßem Auge sind die winzigen Collembolen in den Bodenproben nicht erkennbar. Wenn die Proben aller Dauerbeobachtungsstellen im Labor der LUBW angekommen sind, werden diese dort weiterbearbeitet. Die Proben werden in eine Extraktionsapparatur eingebaut. Im oberen Bereich des Extraktors wird in einem Zeitraum von einer Woche die Temperatur schrittweise bis auf 50 °C erhöht, im unteren Bereich wird die Temperatur bei 10-25 °C gehalten. Die Collembolen wandern durch die Probe nach unten um der Hitze und dem trockenen Boden zu entgehen. Am Boden des Probengefäßes (graue Dosen) befindet sich ein Netz, durch welches die Tiere in das Auffanggefäß (weiße Becher) mit Ethylenglycol und einigen Tropfen Spülmittel fallen. Bilder zeigen: Die Probenbecher werden in eine Extraktionsapparatur eingebaut. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW Zunächst werden in die Becher jeweils 100 ml 96-prozentiges Ethanol zugegeben. Mit dem Sauger wird die Flüssigkeit entfernt. Der Rückstand im Becher wird dann mit einer Mischung aus Ethanol und Propylenglycol in Gläser überführt. Bilder zeigen: Bild 1: Zugabe von 100ml Ethanol, Bild 2: Abspülen des Saugers nach dem Absaugen der Flüssigkeit im Auffanggefäß, Bild 3: Überführen der Probe mit Ethanol/Propylenglycolgemisch in ein Glas, Bild 4: fertig konservierte Probe im Glas. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW Springschwänze mögen Feuchtigkeit und kühleren Boden. Sie reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen und kommen dort, wo sie ideale Lebensbedingungen finden, in Massen vor. Eine Verschiebung der Artenzusammensetzung zeigt eine Veränderung der Umweltbedingungen an. Das kann wiederrum Auswirkungen auf andere Organismen, das Pflanzenwachstum oder den Kohlenstoffeinbau in den Boden haben. Mit dem Wissen über die Funktionen der unterschiedlichen Collembolenarten in Böden, können mögliche Veränderungen von im Boden ablaufenden Prozessen beobachtet und dokumentiert werden. Bild zeigt: Collembolen unter dem Mikroskop. Die Arten können sich optisch sehr stark voneinander unterscheiden. Bildnachweis: Ulrich Burkhardt, SGN/Soil Organism Research Wie werden die Collembolen-Proben jetzt weiter untersucht? Das erfahren Sie im zweiten Teil dieses Beitrags, der demnächst erscheinen wird: „Unterwegs mit der LUBW: Vom Bestimmungsbuch zur genetische Sequenzdatenbank“

Rote Listen Sachsen-Anhalt 2004

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 2004 - Heft 39, ISSN 0941-7281 Die nachfolgenden PDF-Dateien sind nicht barrierefrei. Innentitel (13 KB) Inhalt und Vorwort (155 KB) S. 3 Die Roten Listen des Landes Sachsen-Anhalt​​​​​​​ (126 KB) S. 7 Biotoptypen (137 KB) S. 20 Algen (128 KB) S. 34 Flechten (133 KB) S. 43 Flechtengesellschaften (67 KB) S. 54 Moose (135 KB) S. 58 Moosgesellschaften (86 KB) S. 68 Großpilze (206 KB) S 74 Farn- und Blütenpflanzen (233 KB) S. 91 Farn- und Blütenpflanzengesellschaften (129 KB) S. 111 Tafelteil (1 MB) S. 123 Säugetiere (102 KB) S. 132 Vögel (108 KB) S. 138 Lurche und Kriechtiere (76 KB) S. 144 Fische und Rundmäuler (91 KB) S. 149 Weichtiere (95 KB) S. 155 Egel (75 KB) S. 161 Kiemenfüßer und ausgewählte Gruppen der Blattfüßer (73 KB) S. 165 Asseln (59 KB) S. 169 Flusskrebse (80 KB) S. 171 Hundertfüßer (67 KB) S. 175 Doppelfüßer (64 KB) S. 178 Springschwänze (52 KB) S. 181 Weberknechte (111 KB) S. 183 Webspinnen (104 KB) S. 190 Eintags- und Steinfliegen (156 KB) S. 198 Köcherfliegen (176 KB) S. 205 Libellen (91 KB) S. 212 Schaben (62 KB) S. 217 Ohrwürmer (60 KB) S. 220 Heuschrecken (92 KB) S. 223 Zikaden (119 KB) S. 228 Wanzen (136 KB) S. 237 Netzflügler i. w. S. (69 KB) S. 249 Laufkäfer (154 KB) S. 252 wasserbewohnende Käfer (108 KB) S. 264 Kurzflügler (155 KB) S. 272 Weichkäfer i. w. S. (82 KB) S. 287 Buntkäfer (72 KB) S. 291 Prachtkäfer (89 KB) S. 294 Bockkäfer (100 KB) S. 299 Schilfkäfer (63 KB) S. 305 Marienkäfer (68 KB) S. 308 Fellkäfer (56 KB) S. 311 Nestkäfer (53 KB) S. 313 Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer (69 KB) S. 315 Schnellkäfer (83 KB) S. 318 Mulm- und Holzglattkäfer (63 KB) S. 323 Ölkäfer (3 MB) S. 326 Schwarzkäfer (71 KB) S. 331 Blatthornkäfer (91 KB) S. 334 Schröter (76 KB) S. 339 Breitmaulrüssler (52 KB) S. 343 Rüsselkäfer (134 KB) S. 345 Wildbienen (134 KB) S. 356 Ameisen (63 KB) S: 366 Grabwespen (105 KB) S. 369 Wegwespen, Spinnenameisen, Keulen-, Dolch- und Rollwespen (93 KB) S. 376 Pflanzenwespen (84 KB) S. 382 Schnabelfliegen (50 KB) S. 387 Schmetterlinge (193 KB) S. 388 Schwebfliege (101 KB) S. 403 Langbeinfliegen (104 KB) S. 410 Dickkopffliegen (66 KB) S. 417 Halmfliegen (64 KB) S. 420 Raupenfliegen (69 KB) S. 423 Kriebelmücke (67 KB) S. 426 Impressum (16 KB) S. 429 Umschlag ​​​​​​​ (3 MB) Letzte Aktualisierung: 11.07.2019

lu-krie_185-206-Rotbauchunke.pdf

||||||||||||||||||||| Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft ROTBAUCHUNKE 4/2015: 185 – 206 ||||||||||||| FFH 4.3.7 Rotbauchunke – Bombina bombina (Linnaeus, 1761) Uwe Zuppke und Marcel Seyring 1 Artsteckbrief Kennzeichen: Krötenartiger Froschlurch mit stark warziger Haut ohne Parotoidenwülste. Sie gehört zu den Scheibenzünglern, deren dicke, scheibenförmige Zunge mit der gesamten vorderen Unterseite am Boden der Mundhöhle festgewachsen ist und daher nicht zum Beutefang vorgeschnellt werden kann. Hell- bis dunkelgraue, teilweise grüne Oberseite mit dunkelbraunen bis schwarzen Flecken. Kennzeich- nendes Merkmal ist die schiefergraue bis schwärzli- che Unterseite mit auffälligen orange bis rötlichen Fle- cken unterschiedlicher Größe und Form, die sich bis zu den Beinen erstrecken, aber keine Verbindung zu denen der Gliedmaßen haben; herzförmige bis drei- eckig geformte Pupillenschlitze als Hauptunterschied zu den Kröten. Die ♂♂ rufen zur Paarungszeit langge- zogen „Uuuh … uuuh … uuuh“. Größe: Maximal 45 – 50 mm. Geschlechtsunterschiede/Trachten: Nur kurzzeitig während der Paarungszeit sichtbar: Die ♂♂ besitzen deutlich kräftigere Vorderbeine als die ♀♀ mit „Paa- rungsschwielen“ – eine Anhäufung kleiner schwarzer Hautdornen am inneren Unterarm sowie dem 1. und 2. Finger. Die ♂♂ haben kehlständige Schallblasen, die besonders zur Paarungszeit erkennbar sind. Auf dem Wasser liegende und rufende Tiere sind immer ♂♂. Keine Größenunterschiede zwischen den Geschlech- tern. Im Unterschied zu anderen Froschlurchen umklammern die ♂♂ der Rotbauchunken bei der Paa- rung die ♀♀ nicht hinter den Vorderbeinen, sondern in der Lendengegend. Habitat: Laichgewässer und Sommerlebensraum sind stehende, sonnenexponierte Flachgewässer mit dich- tem sub- und emersen Makrophytenbestand. Nach der sommerlichen Austrocknung der Gewässer leben die Unken an Land. Als Winterquar- FFH tiere dienen Nagerbauten oder andere Hohlräume im Erdreich. Aktivität: Winterruhe von Oktober bis April, vereinzelt bereits bis Mitte/Ende März. Fortpflanzungszeit im Mai und Juni, selten im April oder Juli. Wanderungen/Reviere: Die Winterruhe erfolgt über- wiegend in Gewässernähe, Winterquartiere kön- nen aber bis zu 500 m entfernt liegen. Während der gesamten Aktivitätsphase finden Wanderungen zwi- schen benachbarten Gewässern statt, dabei können Entfernungen bis zu 1.000 m zurückgelegt werden. Fortpflanzung/Entwicklung: Eizahl je Fortpflan- zungssaison 80 – 300, Eigröße 1,4 – 1,8 mm mit 8 mm großen Gallerthüllen. Eiablage in lockeren Schnü- ren oder Klümpchen unter der Wasseroberfläche an Pflanzen. 2 – 10 Tage nach der Eiablage schlüpfen 5 – 7 mm große Larven. Dauer der Larvenentwick- lung 5 – 12 Wochen (in Abhängigkeit von Temperatur und Nahrungsmenge). Beginnende Umwandlung bei einer Larvengröße zwischen 35 und 55 mm. Kopf- Rumpf-Länge der Jungtiere nach der Umwandlung 13 – 18 mm, bis zur 1. Überwinterung 25 mm, im 2. Sommer 30 – 40 mm. Im 3. Sommer pflanzen sie sich erstmalig fort. Nahrung: Larven weiden Algen von den Pflanzen. Nach der Metamorphose Beutejagd überwiegend an Land. Nahrungstiere sind Springschwänze, Wasser­ asseln, Mückenlarven, Spinnentiere, Doppelfüßer, bodenlebende Käfer sowie kleine Regenwürmer. Alter: Im Freiland bis zu 10 Jahre, im Terrarium nach- gewiesenes Höchstalter 29 Jahre. Abb. 1: Rotbauchunke (Montage). Links: in Paarung im Wasser (Foto: K. Kürbis); rechts: Ansicht von der Ober- und Unterseite im Ver- gleich (Fotos: B. Simon). 185 ROTBAUCHUNKE FFH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Rotbauchunke ist eine osteuropäisch verbreitete Art. Während Anfang des 20. Jahrhunderts die west- liche Grenze des Verbreitungsgebietes die Weser erreicht haben soll (Rühmekorf 1970), wird sie heute durch die Elbtalniederung (mit Ausläufern nach Nie- dersachsen) gebildet. Im Norden reicht ihre Verbrei- tung bis Ostdänemark sowie Südschweden (wo ihr natürliches Vorkommen 1960 erlosch) und vom nördli- chen Baltikum quer durch Russland etwa entlang des 57. Breitengrades bis zum Ural, der die östliche Ver- breitungsgrenze darstellt. Im Süden erreicht sie das Schwarze Meer, die Nordwesttürkei und Nordostgrie- chenland. In westlicher Richtung verläuft sie östlich des Balkans und entlang der Donauniederung bis in die ungarische Tiefebene bis ins Burgenland. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland In Deutschland besiedelt die Rotbauchunke das Tief- land bis zum südlichen Landrücken sowie das Elbtal und dringt in westlicher Richtung bis zur Saale und Weißen Elster vor. Im Nordwesten beschränkt sich ihre Verbreitung auf das Einzugsgebiet der Ilmenau in Niedersachsen sowie auf die Insel Fehmarn und die ostholsteinischen Seen. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Die Vorkommen im sächsischen Torgauer Elbtal (Zöphel & Steffens 2002) sind die südlichen Aus- läufer des Areals im sachsen-anhaltischen Elbtal. Die Vorkommen im sächsischen Muldetal bei Bad Düben finden jedoch keine Fortsetzung in der nördlich angren- zenden Muldeaue in Sachsen-Anhalt. Für das südlich angrenzende Thüringen gibt es nur Einzelnachweise. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Rotbauchunke in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 186 Im Westen gibt es keine angrenzenden Vorkommen in Niedersachsen, lediglich im nordwestlich angren- zenden Elbtal läuft das aktuelle Areal aus. Das östlich angrenzende Brandenburg weist an der unteren Havel und im Fläming Vorkommen auf, die an Sachsen-An- halt angrenzen und dort ihre Fortsetzung finden. 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen Für den Zeitraum von 1953 bis 2014 befinden sich ins- gesamt 2131 Datensätze in der zentralen Fundpunkt- datei von Sachsen-Anhalt. Davon wurden nach 2001 bei den aktuellen Erfassungen 1.527 Beobachtungen von Rotbauchunken registriert. Seit 2001 wurde die Art in 40 MTB festgestellt, was einer Frequenz von 19 % entspricht. Tab. 1: Datengrundlagen zur Rotbauchunke in Sachsen-Anhalt. Historische Verbreitung Das historische Verbreitungsbild der Rotbauchunke in Sachsen-Anhalt wurde umfassend von Sy & Meyer (2004) dargelegt. Danach wurde diese Art erstmals von Rimrod (1840/41) erwähnt, bevor es ab 1888 konkretere Angaben von Wolterstorff, Koch und Goldfuss gab. Damals gab es, wenn auch nur ver- einzelt, Nachweise aus der Altmark, insbesondere aber aus den Talauen der Saale und Weißen Elster, die sehr individuenreich waren. Letztere gehören zu den ältesten bekannten Vorkommen der Rotbau- chunke in Deutschland. Auch werden Funde bei Qued- linburg aus dem 19. Jahrhundert erwähnt (Schulze 1891, Wolterstorff 1893a), die aus zoogeographi- scher Sicht besonders bedeutsam sind, da sie die am weitesten nach Westen vorgeschobenen Vorkommen im Verbreitungsgebiet sind. Weitere Angaben aus dem Raum Eisleben (Kühlhorn 1941) sind sehr unsicher. Eine zusammenfassende Darstellung des Vorkom- mens der Rotbauchunke für den Zeitraum ab 1960 im jetzigen Land Sachsen-Anhalt geben Buschendorf (1984) und Gassmann (1984). Diese Darstellung wurde, ergänzt mit weiteren Beobachtungen, auch von Schiemenz & Günther (1994) übernommen. Auch zu dieser Zeit verlief die westliche Arealgrenze der Art durch die damaligen Bezirke Magdeburg und Halle. Eine „dichte Verbreitung“ wiesen nach Schie- menz & Günther (1994) die „gesamte Elbaue“, „der östliche Fläming“ sowie „die Dübener und Dahlener Heide“ auf. Dornbusch (1991) bezeichnete die Rot- bauchunke für das Urstromtal der Elbe als „von zwi- schenzeitlichen Tiefständen abgesehen, noch recht häufig“. An der Saale befanden sich Vorkommen bei Calbe, Nienburg und Bernburg mit einem Ausläufer in der Bodeniederung bei Staßfurt (Müller et al. 1978). Gebhardt (1987) erwähnt ein „kleines Vorkommen“ in der Gegend um Eisleben. Schulze (1966) nennt beide Unkenarten für den damaligen Kreis Sangerhau- sen ohne konkrete Örtlichkeiten. Von der mittleren und oberen Saale fehlten Nachweise. Von den weiteren Flussniederungen war die des Aland nur am Unterlauf ROTBAUCHUNKE FFH Abb. 2: Der aufgeblähte Kehlsack der Rotbauchunke drückt beim Rufen die Luft in die Lungen (Foto: A. Westermann). besiedelt, ebenso die des Tanger, der Mulde und der Schwarzen Elster. Zuppke & Jurgeit (1997) bezeich- neten die Rotbauchunke in der Muldeaue als vereinzelt vorkommend und bezogen sich dabei auf das Vorkom- men bei Möst, das auch bestätigt wurde (vgl. auch: Richter 1997). Die Vorkommen im Elbe-Havel-Drei- eck stellten einen Verbreitungsschwerpunkt dar. Aus dem Haveltal erwähnte Berbig (1995) nur noch ein Vorkommen. Neben drei Fundpunkten im Zerbster Ackerland gab es auch drei im Köthener Ackerland aus Grabenniederungen, die mit dem Elbtal in Verbin- dung stehen. Weitere Vorkommensinseln befanden sich im Burger Vorfläming und im Hochfläming bzw. Roßlau-Wittenberger Vorfläming nordöstlich von Wit- tenberg, letztere als südlicher Ausläufer der Vorkom- men im brandenburgischen Fläming. Gröger & Bech (1986) führten noch ein Vorkommen im Steinbruch bei Quetzdölsdorf an, von dem Richter (1997) aber „nur noch wenige Exemplare“ kannte. Bei Schiemenz & Günther (1994) wird für das Gebiet von Sachsen-An- halt für „die gesamte Elbaue, … der östliche Fläming … sowie die Dübener Heide“ eine dichte Verbreitung beschrieben, jedoch auch unter Hinweis auf Berg et al. (1988) ein starker Rückgang im Kreis Wittenberg. Schiemenz & Günther (1994) beziehen sich auf MTBQ und geben für den Zeitraum 1960 – 1989 eine Frequenz von 14,3 % an. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Die landesweite Erfassung 1995 – 2000 (Meyer et al. 2004) erbrachte die absolute Zahl der besiedelten MTB von 40. Damit war im Wesentlichen die gleiche Fläche wie 1984 noch besiedelt. Nach dieser Erfas- sung zeichnete sich für die Rotbauchunke folgende Verbreitung ab: Von 352 Fundpunkten befanden sich 315 = 89,5 % im Elbtal mit den Schwerpunkten von Tangermünde bis zur Havelmündung einschließlich der unteren Havel um Havelberg, nördlich von Mag- deburg (zwischen Wolmirstedt und Ohremündung), zwischen Coswig und Aken und zwischen Pretzsch und Wartenburg (wie es bereits Jakobs (1990) her- ausfand). Weiterhin gab es Vorkommen in der Saa- leaue zwischen Nienburg und Calbe. Im südlichen Sachsen-Anhalt kam die Rotbauchunke nur noch im Weiße-Elster-Tal bzw. der Luppeaue vor. Allerdings fehlte sie völlig in der noch von Schiemenz & Gün- ther (1994) angeführten Dübener Heide. Karte 2: Vorkommen der Rotbauchunke in Sachsen-Anhalt auf MTBQ-Basis. 187

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Springschwänze (Collembola) Checkliste Hans-Jürgen Schulz Einführung Das durchschnittliche Lebensalter von Collembolen liegt meist deutlich unter einem Jahr (maximal bis zu drei Jahren). Einige Arten werden nur wenige Wochen alt (z. B. Sminthurides). Manche Arten haben jahres- zeitlich unterschiedliche Morphen. Nach dem Schlupf aus dem Ei erfolgt eine direkte Entwicklung zum Adult- zustand (ohne Ausbildung von Larvalmerkmalen). Die Anzahl der Häutungen, die zur Geschlechtsreife füh- ren, ist artabhängig (minimal drei und maximal etwa 14). Die Begattung erfolgt durch indirekte Spermaüber- tragung. Bei den bodenbewohnenden Arthropleona setzt das Männchen ein gestieltes Spermatröpfchen ab, welches vom Weibchen mit der Genitalöffnung aufge- nommen wird. Beide zeigen dabei keinerlei Paarungs- verhalten. Dagegen sind viele verschiedene Stufen der Paarbildung bzw. des Sexualkontakts (u. a. Balzverhal- ten), insbesondere von den Symphypleona, bekannt. Durch das hierdurch schnelle und gesicherte Über- tragen des Spermas wird ein Austrocknen verhindert. Parthenogenese ist, insbesondere bei den echten Bo- denbewohnern, weit verbreitet (Mesaphorura-Arten, Iso- tomiella minor). Es werden drei Lebensformen bei den Collembola unterschieden: 1. Relativ große, gut pigmentierte, kräftig behaarte oder beschuppte Arten mit langen Extremitäten (Lebens- raum: Bodenoberfläche und Vegetationsschicht) – epedaphisch; 2. mittelgroße, kompaktere Arten, i. d. R. gut pigmen- tiert, Extremitäten kürzer (Lebensraum: Grobstruk- turen (Streu- oder Moosauflagen) der Bodenoberflä- che) – hemiedaphisch; 3. kleine, blinde, fast wurmförmige Arten (Lebensraum: Kleinhöhlen des Bodens) – euedaphisch („echte“ Bo- denbewohner). Aufgrund ihrer wesentlich geringeren Ausbreitungs- möglichkeiten sind gerade die euedaphischen Arten als Bioindikatoren für die Qualität von Lebensräumen sehr gut geeignet. Springschwänze haben ein breites Nah- rungsspektrum (Bakterien- und Algenbeläge, Pilzrasen, Falllaub, Pollen, totes Holz usw.). Durch Massenvor- kommen und -wanderungen sind einige Collembo- lenarten bereits vor Jahrhunderten bekannt geworden („Schneeflöhe bzw. Gletscherflöhe“). Auch heutzutage werden Massenwanderungen z. B. von Ceratophysella sigillata (Hypogastruridae) im Bayrischen Wald regel- mäßig beobachtet. Unter extremen klimatischen Bedin- gungen kommt es bei einigen Arten (meist innerhalb der Hypogastruridae und Isotomidae) zu morpholo- gischen Veränderungen (Ökomorphose), wie z. B. der Ausbildung zusätzlicher Dornen auf dem Hinterleibseg- menten. Springschwänze sind weltweit in einer Vielzahl unterschiedlicher terrestrischer Standorte verbreitet (u. a. Küsten, in hochalpinen Habitaten (auf Schnee und Gletschereis), Höhlen, Streu- und Moosauflagen von Wäldern, unter Rinde, auf Gewässeroberflächen (z. B. von Mooren und Tümpeln). Eine Reihe von Arten sind Kosmopoliten. Mitunter kommen sie in enormen Sied- lungsdichten vor. Beispielsweise können in Waldböden mit starker Streuauflage unter einem Quadratmeter Bodenoberfläche bis 200.000 Individuen leben. Die Ar- tenzahl ist vom Standort abhängig; mehr als 100 Arten sind i. d. R. in reich strukturierten Wäldern nachweisbar (Schulz 2011b). Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Entomobrya corticalis. Durch das charakteristische (und wenig variable) Färbungsmuster leicht kenntlicher, typischer Rinden- bewohner. Colbitz-Letzlinger Heide, 2011, Foto: H.-J. Schulz. 626 Europa ist hinsichtlich seiner Collembolenfauna gut untersucht (meist mehr als 300–400 Arten/Land). Die Checkliste der Collembolen Deutschlands enthielt 416 Arten (Schulz et al. 2003) und umfasst nun 522 Arten (Edaphobase – GBIF-Informationssystem Bodenzoologie, Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, ECT Oekotoxikologie GmbH Flörsheim am Main, 2009–2012, www.edaphobase. org, accessed 2013.02.4). Gegenwärtig sind weltweit ca. 8.000 Collembolenarten bekannt (www.collembola.org, v. of 2013.02.28, accessed 2013. 03.1). Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt In den letzten zehn Jahren sind nur wenige neue Ar- ten aus Mitteleuropa beschrieben worden. Der Bearbei- tungsstand einzelner mitteleuropäischer Gebiete hängt größtenteils von der „Anwesenheit“ entsprechender Spezialisten ab. So ist für Deutschland das Bundesland Sachsen mit aktuell 231 Arten (Schulz & Dunger 1995, Schulz 1999) wohl am besten erforscht (u. a. durch Langzeituntersuchungen des Naturkundemuse- ums Görlitz unter Leitung von Prof. Wolfram Dunger). 2011 wurde erstmals eine Checkliste für Thüringen mit 168 Arten publiziert (Schulz 2011a). Da der methodische Aufwand zur Erfassung und Bestimmung der Springschwänze sehr hoch ist (u. a. auf Grund der in der Regel großen Zahl von Exemplaren und der Kompliziertheit der gültigen taxonomischen Merkmale [Deharveng 2004]), war auch der Kennt- nisstand für Sachsen-Anhalt sehr gering (verglichen mit attraktiveren oder einfacher zu bestimmenden Insektenordnungen). Am intensivsten wurden Collembolen in Sachsen- Anhalt im Harz erfasst (Eckert & Palissa 1999, Palissa 2000, Schulz 1994, 1995, 2008, Schulz et al. 1999). Hie- raus konnten viele Arten in die Checkliste aufgenommen werden. Neuere Untersuchungen, initiiert durch das Lan- desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, haben gleich- falls zu einer Verbesserung des Kenntnisstandes beigetra- gen (Schnitter et al. 2003, Schulz & Schnitter 2011, 2012, Schulz & Marten 2012; unpublizierte Ergebnisse der Erfassung von Collembolen in FFH-Gebieten [z. B. Colbitz Letzlinger Heide, Huy-Gebiet nördlich von Hal- berstadt]). Insgesamt sind nun für Sachsen-Anhalt 186 Collembolenarten nachgewiesen, wovon fünf Arten in der Roten Liste (Schulz 2004) aufgeführt sind und wei- tere zwölf Arten bei einer Fortschreibung der Roten Li- ste berücksichtigt werden sollten (alles extrem seltene Ar- ten mit geographischer Restriktion, „ss“ in Spalte BS). Die nomenklatorischen und taxonomischen Bezugs- werke bilden insbesondere die ersten fünf Bände der „Synopses on Palaearctic Collembola“ (Zimdars & Dun- ger 1994) und Dunger & Schlitt (2011) Tullbergiinae, Bretfeld (1999) Symphypleona, Potapov (2001) Isoto- midae, Thibaud et al. (2004) Hypogastruridae. In ihnen sind auch alle Synonyme zu den einzelnen Arten auf- gelistet. Weiterhin wurden die Arbeiten von Pomorski (1998) und Fjellberg (1998, 2007) berücksichtigt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde in der tabella- rischen Übersicht die „klassische“ Familieneinteilung (Gisin 1960) gewählt. Allacma fusca. Größter Kugelspringer (Symphypleona) Europas (bis 4 mm). Die Art ist insbesondere in feuchten Wäldern häufig und kann oftmals an Totholz beobachtet werden. Colbitz-Letzlinger Heide, 2011, Foto: H.-J. Schulz. 627 Pogonognathellus flavescens. Sehr große (4–5 mm) Collem- bolenart, die in Moos- und Streuschichten von Wäldern weit verbreitet ist und oft zahlreich durch Fallenfänge erfasst wird. Colbitz-Letzlinger Heide, 2011, Foto: H.-J. Schulz. Literatur Bretfeld, G. (1999): Synopses on Palaearctic Collem- bola, 2: Symphypleona. – Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz (Görlitz) 71 (1): 1–318. Deharveng, L. (2004): Recent advances in Collembola systematics. – Pedobiologia (Jena) 48: 415–433. Dunger, W. & Schlitt, B. (2011): Synopses on Palae- arctic Collembola Tullbergiidae. 6/1. – Soil organisms (Görlitz) 83 (1): 1–168. Eckert, R. & Palissa, A. (1999): Beiträge zur Collem- bolenfauna der deutschen Mittelgebirge (Harz, Kyff- häuser, Thüringer Wald, Zittauer Gebirge). – Beitr. Entomol. (Berlin) 49 (1): 211–255. Fjellberg, A. 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||||||||||||||||||||| Berichte 4.3.23 des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft MAUEREIDECHSE 4/2015: 481 – 488 Mauereidechse – Podarcis muralis (Laurenti, 1768) Wolf-Rüdiger Grosse und Marcel Seyring 1 ||||||||||||| FFH Artsteckbrief Kennzeichen: Körper zierlich und grazil, schlank und abgeflacht, ebenso der Kopf, mit kurzen kräfti- gen Beinen und langen Zehen, sehr beweglich und schnell, guter Kletterer, langer Schwanz, an der Basis im Querschnitt quadratisch, Rückenfärbung einheit- lich hell bis mittelbraun, grau, mit unregelmäßiger schwärzlicher Fleckung, oder dunkle/helle Längs- streifung. Von der Augenregion bis zum Schwanz verläuft ein dunkles Seitenband, von dunklen und hellen Linien abgegrenzt. Unterseite sehr variabel, weiß, gelblich, rosa bis orangerot, ungefleckt bis stark gefleckt oder getüpfelt. Größe: Kopf-Rumpflänge der ♂♂ bis 75 mm, Gesamt- länge 200 mm, bis 8 g Körpermasse, KRL der ♀♀ 75 mm, Gesamtlänge 190 mm, > 8 g Körpermasse. Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂♂ Rücken- seite kontrastreicher gefärbt, Seitenband Netzmus- ter, Bauchseite besonders Hals und Kehle stärker gefleckt, zur Balzzeit ragen Sekrettropfen deutlich aus den Schenkelporen heraus, ♀♀ Oberseite ein- heitlich bräunlich bis grau, wenig Kontrast, Bauch- seite ohne deutliche Fleckung, Seitenband einheit- lich durchgehend. Habitate: Stark besonnte Offenlandflächen wie Felsen, Geröllhalden, Abbruchkan- ten, randständige Kiesbänke oder Hochgestade von Bächen und Flüssen, sehr anpassungsfähig indem die Art Sekundärhabitate FFH in der Kulturlandschaft wie Weinberge, Trockenmau- ern, Bahntrassen, Steinbrüche, Kiesgruben, Burgen, Bunker, Uferpflasterung u. ä. besiedelt. Aktivität: Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhän- gig von Ende September bis März, an warmen Tagen im Winter sind Tiere beim Sonnenbad zu beobachten, ♂♂ kommen zuerst aus dem Winterquartier, meist erscheinen Jungtiere und ♀♀ später. Paarung Mitte April bis Mitte Juni möglich, bis Oktober/November sind Tiere aller Altersstufen zu beobachten. Wanderungen/Reviere: Altersabhängig, adulte ♂♂ zur Paarungszeit sehr territorial 8 – 50 m2, und ♀♀ zur Fortpflanzungszeit im Territorium geduldet, sonst habitatabhängig 200 – 1.000 m, gefördert durch line- are Geländestrukturen, Emigranten vor allem juvenile Männchen. Fortpflanzung/Entwicklung: Eiablagen von Mitte Mai bis Anfang August möglich (ca. vier Wochen nach der Paarung), 2 – 10 Eier in Spalten, Gängen oder unter Steinen abgelegt, Entwicklungszeit sechs bis elf Wochen, Schlüpflinge KRL 23 – 28 mm, Gesamtlänge 50 – 60 mm und Körpermasse von 0,2 – 0,4 g, bis Herbst 40 mm und 1 g, Geschlechtsreife im 2. Lebens- jahr, bei Spätschlüpflingen und kalter Witterung auch erst im 3. Lebensjahr. Nahrung: Ganztägig, variiert nach Habitat, meist krabbelnde Insekten, Asseln oder Spinnen, unter den Insekten dominieren Springschwänze, Käfer, Haut- flügler und Zweiflügler. Fressen von Früchten belegt. Alter: 8 – 10 Jahre. Abb. 1: Mauereidechsen im Botanischen Garten Halle (Saale) (Montage, Fotos: A. Fläschendräger oben, W.-R. Grosse unten). 481 MAUEREIDECHSE FFH 2Verbreitung und Ökologie 2.1Allgemeine Verbreitung 2.1.1 Areal Die Mauereidechse ist eine submediterrane Art mit einem sehr großen Verbreitungsgebiet (Schulte 2008). Es reicht von Nordost-Spanien über Frankreich, Belgien, Luxemburg bis in die Niederlande. Die mittel- europäische Grenze verläuft weiter durch Deutschland, die Schweiz, Österreich, Slowakei, weiter über Italien, den gesamten Südbalkan mit Schwerpunkt, Slowe- nien, Ungarn, Kroatien mit der Dalmatischen Küste als häufige Region, Rumänien, Republik Moldau, Bos- nien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Bulgarien und Griechenland, weiter bis in die Nordwesttürkei nach Anatolien. Die nördliche Ver- breitungsgrenze erreicht die Art in den Süd-Niederlan- den (Befestigungsmauern der Stadt Maastricht) und in Deutschland in der Nordeifel sowie dem Rheintal bei Bonn. Innerhalb ihres südlichen Areals ist die Art bis zur montanen Stufe verbreitet, dagegen am Nordrand vor- wiegend in niedrigen Höhenlagen. 2.1.2 Verbreitung in Deutschland Die Mauereidechse ist in Deutschland ausschließ- lich in Südwestdeutschland sowie im südbayrischen Oberaudorf heimisch (Schulte et al. 2011a). Der Verbreitungsschwerpunkt liegt dabei im Südwesten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Südhessen und im südlichen Nordrhein-Westfalen (Laufer et al. 2007). Hier tritt sie in großer Dichte ent- lang der klimatisch günstigen Hanglagen der Flüsse wie Rhein, Neckar, Mosel, Saar, Nahe und Lahn auf. Die bundesweit nördlichsten natürlichen Vorkommen finden sich in den südlichsten Landesteilen Nord- rhein-Westfalens (Rheintal bei Bonn, Nord-Eifel). In Hessen werden relativ kleinflächig das Rheintal, das Oberrheinische Tiefland, der Taunus, das Westhessi- sche und Osthessische Bergland sowie der Odenwald besiedelt. Daneben existiert eine beinahe unüber- schaubare Zahl von kleinen, isolierten, eingeschlepp- ten Vorkommen von Mauereidechsen der verschie- densten Unterarten auch noch nördlich und nordöstlich der natürlichen Areal­grenze (Schulte et al. 2011a). In Deutschland konnten bisher acht verschiedene gene- tische Linien innerhalb eingeschleppter Populationen der Mauereidechse nachgewiesen werden. Alle natür- lichen südwestdeutschen Vorkommen sind der Ost- französischen Linie (P. m. brongniardii) zuzuordnen. Im Aachener und Bonner Raum erreicht die Linie ihre nördliche Arealgrenze. Demgegenüber existieren nur zwei natürliche Vorkommen der Südalpen-Linie (P. m. maculiventris) in Südostbayern. 2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen Weitlückig finden sich in Sachsen sechs einge- schleppte Mauereidechsenvorkommen, die teilweise in Nordwestsachsen bei Ammelshain und Altenhain sehr große Populationen ausgebildet haben (Schulte et al. 2011a). Gegenwärtig ist hier von der Existenz vieler Ablegerpopulationen auszugehen. Alle Mauerei- dechsenpopulationen in Sachsen sind isoliert. Von ersten Aussetzungen der Mauereidechse im benachbarten Leipzig/Sachsen berichtete Mertens (1917). Er setzte Podarcis muralis brueggemanni in Leipzig-Gohlis in einem parkähnlichen Garten aus und konnte die ausgesetzten Tiere und einige Jungtiere im darauf folgenden Jahr wieder beobachten (Mer- tens 1917, Zimmermann 1922). Im Jahre 1978 wurde in Leipzig-Connewitz eine Mauereidechse (Podarcis muralis brueggemanni) gefangen (Richter 1995). Die Vorkommen gehen wahrscheinlich auf ausge- setzte oder entwichene Tiere zurück, wie aus Sach- sen bei Ammelshain (Podarcis muralis muralis), Dres- den (Podarcis muralis nigriventris) oder Frankenberg (Hybridpopulation aus Südalpen- und Venetien Linie) belegt ist (Steinicke 2000, Grosse 2009, Schulte et al. 2011a). Ein Rätsel umgeben die Kamenzer Mauer­ eidechsen, die in den 1970er und 1980er Jahren eingetragen worden waren. Die mit Zentrum an der Hauptkirche St. Marien in Kamenz lebenden Mauer­ eidechsen entstammen nach molekulargenetischen Untersuchungen sogar zwei verschiedenen Popula- tionsgruppen (Südalpen- und Ostfranzösische Linie nach Schulte et al. 2011a,b) und haben sich beinahe perfekt an den Lebensraum Stadtzentrum angepasst (Gramentz 2014). Zahlreiche Populationen desselben Ursprunggebietes deuten auf aktive Ausbreitung oder Verschleppung durch den Güterverkehr hin (Deichsel et al. 2011). 2.2 Vorkommen in Sachsen-Anhalt 2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt liegen von der Mauereidechse 23 Datensätze zwischen 2006 und 2014 auf 3 MTB vor. Tab. 1: Datengrundlagen zur Mauereidechse in Sachsen-Anhalt. Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Mauereidechse in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014). 482 MAUEREIDECHSE FFH Abb. 2: Zur Paarung wird das Weibchen durch einen Biss festgehalten (Foto: E. Egerer). Mit einer Präsenz von 1 % zählt sie zu den sehr sel- tenen Arten (entspricht 3 MTBQ). Im Vergleich zu den letzten Erhebungen (Meyer et al. 2004) ist sie als neue Art in Sachsen-Anhalt aufgetaucht. Historische Verbreitung Vorkommen der Mauereidechse in Sachsen-Anhalt waren nicht bekannt. Verbreitung nach Landesfauna 2004 Vorkommen der Mauereidechse zwischen 1990 – 2000 in Sachsen-Anhalt waren nicht bekannt. Aktuelle Verbreitung Die Mauereidechse ist seit dem Jahr 2005 im Bota- nischen Garten der Stadt Halle (Saale) regelmäßig beobachtet worden (Grosse 2009b, A. Fläschen- dräger pers. Mitt.). Im Jahr 2006 konnten drei adulte Männchen und ein Weibchen im Bereich des Alpinums und der südexponierten Begrenzungsmauer zum Lau- rentiusfriedhof beobachtet werden. Bereits ein Jahr später wurden auch Jungtiere gesichtet. Eine moleku- largenetische Untersuchung erbrachte die Gewissheit, dass die Tiere der Zentral-Balkan-Linie (P. m. muralis) zuzuordnen sind (Schulte et al. 2011a). Diese Linie konnte bisher ausschließlich in Sachsen und Sach- sen-Anhalt nachgewiesen werden, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Erwerb der Tiere bei Auslands- reisen in die ehemaligen „sozialistischen“ Balkanlän- der zurückzuführen ist (Steinicke 2000). Die Popula- tion im Botanischen Garten Halle bewohnt weite Teile des Gartens. Seit dem Jahr 2010 gelangen regelmä- Abb. 3: Ein Männchen der Mauereidechse frisst eine Heuschrecke (Foto: E. Egerer). 483

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