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SEZ_3233-302.pdf

LAU 07/15 Schutz- und Erhaltungsziele gemäß Gesetz- und Verordnungsblatt Kuhschellenstandort bei Recklingen (DE 3233-302) Natura 2000–Gebiet: FFH 0091 Der geschützte Landschaftsbestandteil beinhaltet das FFH - Gebiet „Kuhschellenstandort bei Recklingen“, Landes-Nr. FFH0260LSA, EU-Nr. DE 3233-302. Er ist Bestandteil des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete „Natura 2000“. Diese Verordnung trifft insbesondere Regelungen zum Schutz und zur Sicherung der Erhaltungsziele für die Lebensraumtypen nach Anhang I (FFH - Richtlinie 92/43/EWG). Für das FFH-Gebiet „Kuhschellenstandort bei Recklingen“ (DE 3233-302) gelten im Besonderen die für die hier vorkommenden Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie formulierten Schutz- und Erhaltungsziele des Gesamtgebietes. Die Schutz- und Erhaltungsziele sind im §3 (Schutzzweck) des Amtsblattes Altmarkkreis Salzwedel, Jahrgang 18, Nr. 3 vom 21.03.2012 formuliert. § 3 Schutzzweck (1) Der geschützte Landschaftsbestandteil ist der Landschaftseinheit „Westliche Altmarkplatten“ zuzuordnen. Durch Abbautätigkeiten entstanden Hohlformen, Böschungen und kleinere Hügel. Die Böden im geschützten Landschaftsbestandteil sind durch den Abbau von Kies und Sand antropogen überformt und werden überwiegend von sandigen Substraten geprägt. (2) Die Schutzwürdigkeit des Gebietes ergibt sich aus bedeutenden Vorkommen artenreicher Zwergstrauchheiden und Magerrasen. Neben der Gewöhnlichen Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris ssp. vulgaris) kommen im Gebiet weitere gefährdete und geschützte Pflanzenarten, wie Behaarter Ginster (Genista pilosa), Englischer Ginster (Genista anglica), Deutscher Ginster (Genista germanica) und Rentierflechte (Cladonia rangiferina) vor. Zudem sind folgende Vorkommen von Arten des Anhangs IV der FFH - Richtlinie nachgewiesen: Zauneidechse (Lacerta agilis), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus). Die vorkommenden Fledermausarten nutzen das Gebiet zur Jagd. Unter zahlreichen Käferarten kommt der seltene und gefährdete Schnellkäfer (Cardiophorus gramineus) als eine weitere wertgebende Art im Gebiet vor. (3) Die Festsetzung des geschützten Landschaftsbestandteils erfolgt insbesondere wegen seiner Bedeutung als Lebensstätte bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten sowie zur Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und eines günstigen Erhaltungszustandes der im Gebiet vorhandenen Lebensraumtypen und Arten. (4) Der Schutzzweck umfasst ebenso die Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes des Schutzgebietes als Teil des kohärenten europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“ durch schutzverträgliche Nutzungsregelungen und gezielte Pflegemaßnahmen für das Vorkommensgebiet natürlicher Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse nach Anhang 1 der FFH – Richtlinie. Dies betrifft den Lebensraumtyp - LRT 4030 Trockene europäische Heiden. Landesamt für Umweltschutz Sachsen Anhalt

Regenbogenfabrik Berlin-Kreuzberg

Das Quartier der heutigen „Regenbogenfabrik“ im Bereich der Lausitzer Straße 22 in 10999 Berlin Kreuzberg entstand um ca. 1875. Dabei wurden innerstädtische Wohnbebauungen gemischt mit gewerblicher Nutzung errichtet. Die 5-geschossigen Wohngebäude mit Unterkellerung sind in den sandigen Schichten unterhalb eines Torfhorizontes gegründet. Des Weiteren entstanden Nebengebäude unterschiedlichster Art, die teils unterkellert und ebenfalls in den Sandschichten gegründet sind. Die historische Recherche ergab, dass bis ca. 1920 im Hofbereich des ca. 1.500 m² großen Grundstücks im Herzen von Berlin Kreuzberg ein Sägewerk betrieben wurde. Die Umgebung von Wohnbebauung blieb bestehen. In der Zeit von 1928 bis 1978 wurde der Hof mit den angrenzenden Gebäuden als Chemische Fabrik mit angeschlossenem Chemikalienhandel genutzt. Im 2. Weltkrieg wurde der Hof und die angrenzenden Gebäude stark beschädigt. Dabei wurden gelagerte Fässer und Tanks undicht und die darin gelagerten Stoffe gelangten in den Untergrund. In den Nachkriegsjahren wurde das Gelände rekonstruiert und diverse Sanierungs-, Renovierungs- und Umbauarbeiten durchgeführt. Seit etwa der 80er Jahre dient es als Kulturzentrum „Regenbogenfabrik“ mit Kita, Begegnungsstätte, Hostel, Café und weiteren Einrichtungen. Untersuchungen des Bodens weisen im Bereich der Lausitzer Straße 22 unter einer ca. 2 m mächtigen anthropogenen Auffüllungsschicht eine ca. 1–1,3 m mächtige Schicht aus holozänen Faulschlämmen bzw. Torfen unterschiedlichen Zersetzungsgrades auf. Darunter schließen sich im Liegende bis ca. 15 m unter Geländeoberkante (GOK) Fein- und Mittelsande an. In ca. 100 m nordwestlicher Richtung im Bereich des Jugendzentrums CHIP (Reichenberger Straße 44/45 ) sind in einer Tiefe von 13 m stark schluffige Sande bzw. Schluffe unterschiedlicher Mächtigkeiten eingeschaltet, die den Aquifer in einen oberen und einen unteren Bereich trennen. Bis in die Tiefe von ca. 30 m ist anschließend mit Mittelsanden zu rechnen, welche wiederum von Sand-/Tonlagerungen im Bereich von 30–35 m unter Gelände unterlagert werden. Der Grundwasserflurabstand beträgt in Abhängigkeit von der Geländemorphologie ca. 2,5–3,0 m [ca. 32,10 m Normalhöhennull (NHN)]. Die Grundwasserfließrichtung ist nach Nordwest gerichtet und die Fließgeschwindigkeit sehr gering. Der Bereich der Regenbogenfabrik liegt außerhalb von Trinkwasserschutzzonen. In den 80er Jahren wurde ein LCKW-Schaden (LCKW = Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe) im Untergrund ermittelt. Zur Gefahrenabwehr wurde unverzüglich ein Bodenaustausch der wasserungesättigten Bodenzone mit einer Tiefe von ca. 1–2 m bis zum Erreichen des Torfhorizontes vorgenommen. Im Anschluss wurde das Gelände mit sauberem Sand aufgefüllt und Wege und Grünanlagen angelegt. Dadurch wurde zunächst der Gefährdungspfad Boden – Mensch unterbrochen. In späteren detaillierten Erkundungen von 1988 bis 1989 im Auftrag des Senats von Berlin stellte sich heraus, dass die unterhalb des ausgetauschten Bodens liegende Torfschicht mit LCKW-Bodenbelastungen zwischen 200–500 mg/kg kontaminiert ist. Die Torfschicht wirkt dabei als langjährige Quelle, die die einmal aufgenommenen LCKW sehr langsam über Rückdiffusion aus dem immobilen Porenraum an das Grundwasser abgibt. Unterhalb der Torfschicht lagern relativ geringbelastete Sande. Es wurden Grundwasserbelastungen mit bis zu 260 mg/l LCKW im Bereich des Grundstücks ermittelt. Aufgrund der vorgefundenen Belastungen wurde im Zeitraum von Dezember 1990 bis Juni 1992 ein Pilotprojekt zur in-situ-Grundwassersanierung im Hydro-Airlift-Verfahren (System „Züblin“) durchgeführt und anschließend abgebrochen, da die Maßnahme zur Sanierung des Standortes aus verschiedenen Gründen nicht zielführend war. Im Zeitraum 2003 bis 2004 konnte die Grundwasserbelastung weiterhin bestätigt und der Schaden eingegrenzt werden. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Schwerpunkt der Grundwasserbelastung unterhalb des Kellers der heutigen Regenbogenfabrik mit Konzentrationen von bis zu ca. 180.000 µg/l LCKW angetroffen. Nachrangig wurde eine Verunreinigung mit BTEX (leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe) ermittelt. Ausgehend von der LCKW-Quelle war aufgrund der guten Lösungseigenschaften der LCKW eine Kernfahne in Richtung Nordwest im Tiefenbereich von ca. 10–30 m unter GOK mit Konzentrationen von ca. 10.000 µg/l ausgebildet. Im weiteren Grundwasserabstrom nahmen die LCKW Konzentrationen auf < 3.000 µg/l ab. Insgesamt erstreckte sich der Schaden zu diesem Zeitpunkt horizontal über eine Luftlinienstrecke von bis zu 500 m. Das Umwelt- und Naturschutzamt des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg als zuständige Ordnungsbehörde forderte weitere Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. Nach in-situ-Erkundungen im Jahr 2006 wurden 2007 weitere Grundwassermessstellen im Bereich der LCKW Fahne errichtet und auf die bekannten Schadstoffe zuzüglich der Milieuparameter hinsichtlich mikrobiologischer Abbauprozesse untersucht. Hierbei wurde festgestellt, dass ein Abbau der LCKW über die einzelnen Chlorierungsstufen bis zum unschädlichen Ethen stattfindet. Das vorhandene Mikroorganismen-Konsortium am Standort ließ die Durchführung eines mikrobiologischen Sanierungsverfahrens in Form einer reduktiven Dechlorierung durch Zugabe von Nährsubstraten (Zuckerrübenmelasse) als Vorzugsvariante bestehen. Diese Methode ist nicht nur sehr preiswert, sondern für diesen Standort auch äußerst effektiv. Zur Prüfung der großflächigen Umsetzbarkeit wurde ein Versuchsfeld für Substratinfiltrationen im Bereich des Jugendzentrums CHIP im Abstrom der Regenbogenfabrik geplant und von Oktober 2007 bis August 2008 ein 1. Feldversuch am Standort erfolgreich durchgeführt. Aufgrund der positiven Ergebnisse wurde die Maßnahme im full-scale Maßstab geplant. Es wurden 2011/2012 und 2013/2014 zusätzliche Infiltrationsgalerien errichtet, um Zuckerrübenmelasse verdünnt mit Standortwasser mittels eines Verteilersystems mit geringem Druck zu infiltrieren. Die Infiltrationsgalerien bestehen jeweils aus einer Reihe von Ober- und Unterpegeln. Der Reihenabstand der Infiltrationspunkte liegt abhängig von der baulichen Situation vor Ort zwischen ca. 3 bis 4 m. Im April 2023 wurden die bestehenden Infiltrationsgalerien um insgesamt 30 flache Infiltrationspegel erweitert. Trotz der bisherigen Sanierungserfolge wird aus der im Innenhof der Regenbogenfabrik oberflächennah vorhandenen, hoch belasteten und als Schadstoffdepot wirkenden Torfschicht weiterhin LCKW in das Grundwasser eingetragen. Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2023 ein Feldversuch zur Grundwasserzirkulation am Brunnen BR 13 durchgeführt mit dem Ziel, den Austrag der LCKW aus dem Torfkörper potentiell zu beschleunigen und den LCKW-Abbau somit perspektivisch zu verkürzen. Dabei wurde aus dem tiefer verfilterten Brunnen BR 13 b Grundwasser entnommen, mit Melasse versetzt und in den oberflächennah verfilterten Brunnen BR 13 a bzw. den Infiltrationspegel IP 31 reinfiltriert. Es zeigte sich im Laufe des Versuches zunächst eine signifikant höhere Mobilisation von LCKW aus der Torfschicht in das Grundwasser. Im weiteren Verlauf war eine deutliche Abnahme der LCKW-Konzentrationen und eine verstärkte Metabolisierung der höher chlorierten LCKW in Richtung der niedrig chlorierten LCKW bzw. dem harmlosen Zielabbaupodukt Ethen festzustellen. Der Feldversuch hat somit deutlich gezeigt, dass die Grundwasserzirkulation den cometaoblischen reduktiven LCKW-Abbau am Standort beschleunigen kann. Das Wirkprinzip basiert darauf, dass anaerobe Bakterien organische Substrate für ihr Wachstum benötigen. Die Energie für den Stoffwechsel unter sauerstoffarmen Bedingungen erhalten die Bakterien durch Übertragung von Reduktionsäquivalenten (H+ und e-) von Elektronenspendern auf Elektronenempfänger. Unter verschiedenen Redoxbedingungen werden durch die Bakterien die Stoffe Nitrat, Mangan, Eisen, Sulfat und Kohlendioxid als Elektronenempfänger benutzt. Dieser Prozess ist als anaerobe Atmung bekannt und wird durch die entsprechenden Bakterien auch bei der reduktiven Dechlorierung von LCKW bis hin zum unschädlichen Ethen angewandt. Hierbei sind die LCKW die Elektronenempfänger. Das Wirkprinzip des anaeroben reduktiven LCKW-Abbaus kann in den direkten und indirekten (cometabolitischen) LCKW-Abbau unterschieden werden. Es ist davon auszugehen, dass an kontaminierten Standorten jeweils beide Prozesse parallel ablaufen. Direkt anaerober Abbau von LCKW: Beim direkten anaeroben Abbau nutzen die Bakterien die LCKW als Elektronenempfänger und Wasserstoffatome als Elektronenspender. Durch den Austausch von Chloratomen mit Wasserstoffatomen gewinnen die Bakterien direkt Energie. Dieser Prozess wird als Halorespiration oder Chloratmung bezeichnet. Der für diesen Prozess benötigte Wasserstoff wird durch die Fermentierung (Gärung) von organischem Material bereitgestellt. Indirekt cometabolitischer Abbau von LCKW: Zusätzlich im Aquifer vorhandenes organisches Substrat dient abbauaktiven Bakterien als Energie- und Kohlenstofflieferant. Für den Aufschluss und Abbau des organischen Substrates produzieren die entsprechenden Bakterien Enzyme. Mit diesen Enzymen können unter anderem auch die LCKW abgebaut werden. Dieser Abbaumechanismus wird als cometabolischer Abbau von LCKW bezeichnet und steht in Konkurrenz zu anderen Elektronenempfängern wie z.B. Sulfat und Nitrat. Allgemein sind die natürlich ablaufenden Abbauprozesse stark an die jeweiligen Milieubedingungen (Redox-Verhältnisse, Verfügbarkeit von O 2 , pH-Wert) im Aquifer gebunden. Um den natürlichen am Standort stattfindenden Abbau von LCKW zu beschleunigen, wird organisches Substrat in Form von Melasse dem Grundwasser zugeführt. Häufig sind verschiedene Bakterienarten am schrittweisen mikrobiellen Abbau von LCKW beteiligt. Das Bakterium Dehalococcoides ethenogenes ist das derzeit einzig bekannte Bakterium, dass LCKW komplett vom PCE (PCE = Tetrachlorethen, auch Perchlorethen) bis zum Ethen aufspalten kann Seit Beginn der Durchführung der Melasseinfiltrationen im full-scale-Maßstab im Jahr 2011 sind bereits erste deutlich positive Entwicklungen im Bereich der einzelnen Infilltrationsgalerien zu erkennen. Im folgenden Beispiel wird hierbei die Überwachungsmessstelle MMS 5 OP der Infiltrationsgalerie 1.1 dargestellt, an der die Entwicklungen aufgezeigt werden können. Es ist deutlich zu erkennen, dass durch die Stimulation des mikrobiologischen Abbaus die Bildung von Ethen (in den Abbildungen Rosa) und ein Rückgang von VC (Vinylchlorid) und Cis 1,2 DCE (Cis-1,2-Dichlorethen) stattfindet. An anderen Messstellen im Untersuchungsgebiet, wo zum Teil noch vor der Infiltration große Mengen an hochchlorierten LCKW vorlagen, wurden diese durch die mikrobiologische Dechlorierung bereits zu niedrigchlorierten LCKW, auf dem Weg zum unschädlichen Ethen, abgebaut. Es sind zum Teil auch deutliche Reduzierungen in den Summenkonzentrationen der LCKW zu erkennen. Die seit ca. 2018 anfallenden jährlichen Kosten für die mikrobiologische Sanierung durch Zugabe von Melasse, das begleitende Grundwassermonitoring, Installation der Sanierungsinfrastruktur und ingenieurtechnische Begleitung belaufen sich auf ca. 85.000 € brutto pro Jahr.

pfl-tiere-st_Schleimpilze.pdf

Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Schleimpilze (Myxomycetes) Bestandssituation Ulla Täglich Einführung Die Schleimpilze sind eine relativ kleine Organis- mengruppe, deren Leben sich meist im Verborgenen abspielt, die bei Fruktifikation aber auffällige Erschei- nungsformen bieten können. So fallen die leuchtend roten, zwar noch unreifen Fruchtkörper des Blutmilch- pilzes (Lycogala epidendrum) oder die gelben Plasmo- dien der Gelben Lohblüte (Fuligo septica) auf diversen Substraten auch dem Speisepilzsammler auf. Die meis- ten Schleimpilze sind erst mittels Lupe erkennbar. Der überwiegende Teil eines Schleimpilz-Lebenszyklus spielt sich für das Auge unsichtbar im Boden, in mor- schem Holz oder in der Laub- und Nadelstreu ab. Die wie Pilze fruktifizierenden Myxomycetes sorgten schon in der Historie für Diskussionen über ihre Zu- gehörigkeit zu bestimmten Organismengruppen. Zu- erst wurden sie zu den Bauchpilzen (Gasteromycetes) gestellt, bis durch De Bary (1862, 1864) im 19. Jahr- hundert der Entwicklungszyklus entdeckt und die Ähn- lichkeit zu den Protozoen festgestellt wurde. Im heuti- gen System der Organismen stehen sie relativ isoliert, werden aber traditionell durch ihre Erscheinungsweise mit Sporenbildung im Rahmen mykologischer Unter- suchungen bearbeitet. Einen sehr guten Überblick über die in Deutschland nachgewiesenen Myxomycetes gibt das dreibändige Werk von Neubert et al. (1993, 1995, 2000). Schleimpilze sind überall dort anzutreffen, wo Vege- tation und anderes meist verrottendes organisches Ma- terial vorhanden sind. Die größte Formenvielfalt wird bei den holzbewohnenden Arten beobachtet. Andere Arten leben am Boden, zwischen und auf Laub, auf vor- jährigen Gras- und anderen krautigen Pflanzenresten. Manche Arten können Kalk in ihren Fruchtkörpern einlagern und sind dadurch oft weiß gefärbt. Andere Arten haben sich auf das Leben im Gebirge spezialisiert und fruktifizieren am Rande des schmelzenden Schnees auf pflanzlichem Material. Diese Arten werden als ni- vicol, d. h. schneeliebend bezeichnet. Vorwiegend aus den Alpen bekannt, ist eine ganze Reihe von nivicolen Myxomycetes inzwischen auch im Harz nachgewiesen. Auch gibt es Arten, die sehr kleine, für das Auge un- sichtbare Fruchtkörper bilden. Diese sind im Freiland nur durch Zufall zu finden. Durch Kultivierung diverser Substrate können solche Arten in Feuchtkammerkultu- ren nachgewiesen werden. Sehr viele Arten sind relativ eng an bestimmte Mikrohabitate gebunden und dort oft nicht sehr selten. Anders als Pilze zersetzen sie das Substrat nicht, auf dem sie wachsen, sondern ernähren sich von Bakterien und Algen und greifen somit in den Abbau organischer Substanzen ein. Sie fördern damit einen schnelleren Stoffkreislauf im Ökosystem. Der Lebenszyklus eines Schleimpilzes ist sehr kom- pliziert. Es gibt zwei vegetative Stadien: die Myxamöben (amöbenähnlich) und Myxoflagellaten (geißeltragend) und das oft sichtbare Plasmodium, eine vielkernige Plasmamasse, die nur von einer Membran umschlos- sen ist und sich selbstständig fortbewegen kann. Da- raus entstehen dann unter günstigen Bedingungen fruchtkörperähnliche Gebilde, die Sporen entlassen. Diese Fruchtkörper gibt es in verschiedenen Formen als kissenförmige Sammelfruchtkörper, auch Aethalien genannt, und als Einzelfruchtkörper, den Sporangien, welche oft gestielt sein können. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Im Gegensatz zu Pflanzen und zu höheren Pilzen gab es leider nur wenige Sammler und Floristen, die sich mit Myxomycetes beschäftigt haben. Historische Angaben aus Sachsen-Anhalt gibt es in den Florenwerken von Buxbaum (1721), Leysser (1761, 1783), Sprengel (1806, 1807), Wallroth (1833), Schwabe (1839) und Garcke (1856). In späterer Literatur werden Anmerkungen zu Schleimpilzen nur sporadisch genannt und beschränken sich auf häufige Arten wie Fuligo septica oder Lycogala epi- dendrum. Auch heute beschäftigen sich deutschlandweit sowie auch in Sachsen-Anhalt nur sehr wenige Floristen mit dem Vorkommen von Myxomycetes. Somit kann hier Physarum listeri gehört zu den streu- und laubbewohnenden Schleimpilzen. Die Art ist sicher häufiger als ihre bisherigen Funde vermuten lassen. Hergisdorf, Kliebigsbachtal, 3.4.2010, Foto: G. Hensel. 261 nur eine Checkliste der bisher in Sachsen-Anhalt nach- gewiesenen Schleimpilz-Arten vorgelegt werden. Eine Einschätzung der Bestandsentwicklung ist aufgrund der ungenügenden Datenlage nicht möglich. Von den ca. 300 in Deutschland vorkommenden Taxa (Schnittler et al. 2011) wurden in Sachsen-Anhalt Lycogala flavofuscum gehört aufgrund ihrer Größe zu den auf- fälligen Schleimpilzen. Sie besiedelt vorwiegend Pappelholz. Trotz reichlichem Substratangebot wird die Art nur selten ge- funden. Großkayna, Vesta-Halde, 13.3.2004, Foto: G. Hensel. 197 Arten (inklusive Varietäten) gefunden. Alle bisher im Bundesland nachgewiesenen Taxa werden mit dem bisher bekannten Verbreitungsgebiet (Bezugsraum) auf- geführt. Keine Schleimpilzart ist besonders gesetzlich geschützt. Lamproderma ovoideum ist eine der häufigsten nivicolen My- xomycetes. Diese Arten haben sich auf das Leben und die Fruktifikation im zeitigen Frühjahr am Rande des schmel- zenden Schnees spezialisiert. Man findet sie bei günstigen Be- dingungen ab einer Höhe von ca. 500 m im Harz. NP Harz, Brockengebiet, Oberer Königsberger Weg, 28.4.2013, Foto: G. Hensel. Die Arten aus der Gattung Licea, hier L. parasitica, gehören zu den sehr kleinen und dadurch im Freiland schwer zu findenden Schleimpilzen. Licea parasitica wächst auf mit Moos und Algen bewachsenen Sambucus nigra-Ästen. Waldau, FND Heideteiche, 19.3.2011, Foto: G. Hensel. 262 Schleimpilze (Myxomycetes) Literatur Bary, A. de (1862): Die neueren Arbeiten über Schleim- pilze und ihre Stellung im System. – Flora (Jena) 20: 264–272. Bary, A. de (1864): Die Mycetozoa (Schleimpilze). Ein Beitrag zur Kenntnis der niedersten Organismen. – Engelmann, Leipzig, 132 S. Buxbaum, J. C. (1721): Enumeratio plantarum accu- ratior in agro Hallensi locisque. – Renger, Halle/S./ Magdeburg, 342 S. Garcke, A. (1856): Flora von Halle mit näherer Berück- sichtigung der Umgebung von Weissenfels, Naum- burg, Freiburg, Bibra, Nebra, Querfurt, Allstedt, Ar- tern, Eisleben, Hettstedt, Sandersleben, Aschersleben, Staßfurt, Bernburg, Köthen, Dessau, Oranienbaum, Bitterfeld und Delitzsch. Band 2. Teil: Kryptogamen. – Wiegandt, Berlin, 276 S. Leysser, F. W. (1761): Flora Halensis exhibens plantas circa Halam Salicam crescentes secundum systema sexuale Linneanum distributas. – Selbstverl., Halae Salicae, 224 S. Leysser, F. W. (1761): Flora Halensis exhibens plantas circa Halam Salicam crescentes secundum systema sexuale Linneanum distributas. Editio altera et reformata. – Selbstverl., Halae Salicae, 305 S. Neubert, H.; Nowotny, W. & Baumann, K. (1993, 1995, 2000): Die Myxomyceten Deutschlands und des an- grenzenden Alpenraumes unter besonderer Berück- sichtigung Österreichs. Band 1–3. – Karl-Heinz-Bau- mann-Verl., Gomaringen. Schnittler, M.; Kummer, V.; Kuhnt, A.; Krieglstei- ner, L.; Flatau, L.; Müller, H. & Täglich, U. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Schleimpilze (My- xomycetes) Deutschlands. – In: Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 6: Pilze (Teil 2) – Flechten und Myxomyceten. – Naturschutz Biol. Vielfalt (Bonn-Bad Godesberg) 70 (6): 124–234. Schwabe, S. H. (1839): Flora Anhaltina. – Reimer, Be- rolini, 425 S. Sprengel, K. (1806): Florae Halensis tentamen novum, cum iconibus XII. – Kümmel, Halle, 420 S. Sprengel, K. (1807): Mantissa prima Florae Halensis addita novarum plantarum centuria. – Kümmel, Hal- le, 58 S. Täglich, U. (2003): Gesamtfundliste BFA-Tagung Gün- tersberge. – unveröff. Manuskript. Wallroth, C. F. W. (1833): Flora Cryptogamica Germa- niae. Pars posterior, continens Algas et Fungos. – Schrag, Nürnberg, 923 S. Zimmermann, H. (2005): LFA-Herbstexkursion Ballen- stedt/Gegensteine. – unveröff. Manuskript. Anschrift der Verfasserin Ulla Täglich Alte Lauchstädter Straße 22 06217 Merseburg E-Mail: ulla.taeglich@web.de Tab. 06.1: Bestandssituation der Schleimpilze in Sachsen-Anhalt Zusätzliche Abkürzungen: Bezugsraum (BR) Bezugsraum in Klammer ( ) – dort selten Bestandssituation (BS) ss sehr selten (1–5 Fundstellen) s selten (6–10 Fundstellen) mh mäßig häufig (11–20 Fundstellen) h häufig (21–50 Fundstellen) sh sehr häufig (> 51 Fundstellen) Bemerkungen Kultur Kultivierung diverser Substrate aus Freiland in Feuchtkammerkulturen Nachweis Cult. Kultivar Art BR Amaurochaete atra (Alb. & Schwein.) Rostaf., 1873 T, H BS Bemerkungen ss Nachweis leg. Hanelt, Coll. Täglich Coll. Täglich Coll. Täglich Deutscher Name Arcyodes incarnata (Alb. & Schwein.) Cooke, 1902 H ss Arcyria affinis Rostaf. 1875 sensu Nann.-Bremek., (T), H s 1968 Arcyria cinerea (Bull.) Pers., 1801 sh im höheren Bergland Coll. Täglich noch nicht nachgewiesen 263

Teilprojekt 4

Das Projekt "Teilprojekt 4" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von IBU - tec advanced materials AG durchgeführt. Ziel des Projekts 'Solardetox' ist die Entwicklung und Erprobung von schwimmfähigen photokatalytischen Substraten zum Abbau von mineralischen Kohlenwasserstoffen (MKW) im Wassern. Anwendungsbeispiele sind verschmutze Hafenbecken oder belastete Regenrückhalteräume. Es sollen aufgeschäumte Materialien aus mineralischen Werkstoffen (Blähglas, Blähton) mit photokatalytischen Beschichtungen auf Titandioxidbasis versehen werden. Bei der Photokatalyse kann diese Beschichtung durch den UV-A Anteil der Sonnenstrahlung aktiviert werden wodurch reaktive Sauerstoffspezies entstehen (Hydroxylradikale, Superoxidanionen). Durch diese, sowie die direkte Oxidation an Elektronenlöchern im Halbleiterband, können die MKW abgebaut werden. Ziel ist die vollständige kalte Verbrennung der MKW zu Wasser und Kohlendioxid. Für die Entwicklung sind drei Schwerpunkte definiert. A) es muss eine verfahrenstechnische Lösung zur Beschichtung des Grundmaterials gefunden werden, welche mechanisch stabile Titandioxid Coatings mit einer hohen spezifischen Oberfläche erzeugt. Für diese Technologieentwicklung kommen beispielsweise thermische Beschichtungsverfahren im Drehrohrofen oder Pulsationsreaktor in Frage. B) Entwicklung von mechanischen Lösungen, welche das Abtreiben des beschichteten Materials auf der Wasseroberfläche verhindern. C) Entwicklung der Analytik für die Prüfung der Materialfunktion und zur Quantifizierung der transzendenten Abbauleistung im Labormaßstab sowie im Feldtest. Letztlich sollen ein Produkt bzw. ein technisches System für den passiven Abbau von MKW entstehen, welches durch vollständigen Abbau ohne Reststoffe einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.

Teilprojekt 5

Das Projekt "Teilprojekt 5" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Hydro-Technik Lübeck GmbH durchgeführt. Ziel des Projekts 'Solardetox' ist die Entwicklung und Erprobung von schwimmfähigen photokatalytischen Substraten zum Abbau von mineralischen Kohlenwasserstoffen (MKW) im Wassern. Anwendungsbeispiele sind verschmutze Hafenbecken oder belastete Regenrückhalteräume. Es sollen aufgeschäumte Materialien aus mineralischen Werkstoffen (Blähglas, Blähton) mit photokatalytischen Beschichtungen auf Titandioxidbasis versehen werden. Bei der Photokatalyse kann diese Beschichtung durch den UV-A Anteil der Sonnenstrahlung aktiviert werden wodurch reaktive Sauerstoffspezies entstehen (Hydroxylradikale, Superoxidanionen). Durch diese, sowie die direkte Oxidation an Elektronenlöchern im Halbleiterband, können die MKW abgebaut werden. Ziel ist die vollständige kalte Verbrennung der MKW zu Wasser und Kohlendioxid. Für die Entwicklung sind drei Schwerpunkte definiert. A) es muss eine verfahrenstechnische Lösung zur Beschichtung des Grundmaterials gefunden werden, welche mechanisch stabile Titandioxid Coatings mit einer hohen spezifischen Oberfläche erzeugt. Für diese Technologieentwicklung kommen beispielsweise thermische Beschichtungsverfahren im Drehrohrofen oder Pulsationsreaktor in Frage. B) Entwicklung von mechanischen Lösungen, welche das Abtreiben des beschichteten Materials auf der Wasseroberfläche verhindern. C) Entwicklung der Analytik für die Prüfung der Materialfunktion und zur Quantifizierung der transzendenten Abbauleistung im Labormaßstab sowie im Feldtest. Letztlich sollen ein Produkt bzw. ein technisches System für den passiven Abbau von MKW entstehen, welches durch vollständigen Abbau ohne Reststoffe einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.

Teilvorhaben 3

Das Projekt "Teilvorhaben 3" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Sauter Biogas GmbH durchgeführt. Für die Gewinnung von Biogas aus strukturreichen Gärsubstraten haben die meisten in der Praxis eingesetzten einphasigen Fermentersysteme den Nachteil, dass durch den einphasigen Betrieb eine gezielten Einflussnahme auf den Prozess nur die Änderung der Belastung möglich ist. Zweiphasige Systeme dagegen, die mit einer Feststoffphase und Prozessflüssigkeit arbeiten, erlauben eine bessere Einflussnahme auf den biologischen Abbauprozess mit Hilfe der mit dem Gärsubstrat eingebrachten Prozessflüssigkeit. Ein solches System ist von der Firma Sauter bereits in der Praxis eingeführt worden, jedoch bisher noch keiner vergleichenden Betrachtung mit gleichen Substraten und Beladungsraten unterzogen worden. So z. B. durch das am ATB entwickelte Pfropfenstrom-Schwimmbettverfahren mit Anaerobfilter, das durch die Pfropfenströmung und einem nachgeschalteten Anerobfilter weitere Einflussmöglichkeiten auf Biogasbildung bietet und im Rahmen des Projektes wissenschaftlich untersucht werden soll.

Teilprojekt: ThermoSill - Die Effekte von lokaler Erwärmung auf die mikrobielle Aktivität in tiefen Sedimenten durch die Ausbreitung von Sills

Das Projekt "Teilprojekt: ThermoSill - Die Effekte von lokaler Erwärmung auf die mikrobielle Aktivität in tiefen Sedimenten durch die Ausbreitung von Sills" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum durchgeführt. Die kürzlich beendete IODP Exp. 385 (Guaymas Basin Tectonics and Biosphere, Sept.-Nov. 2019) bohrte acht Stellen im Guaymas Basin, einem jungen Rift Becken im Golf von Kalifornien, das sich durch aktiven Vulkanismus und hohe Ablagerungsraten von organisch reichen Sedimente auszeichnet, bedingt durch die hohe Primärproduktivität im darüber liegenden Wasser, sowie dem starken Eintrag von terrigenen Sedimenten. Die Expedition erbohrte Kerne mit organisch reichen Sedimenten die von vulkanischen Sills unterbrochen werden. Die Mikrobiologie war eines der zentralen Forschungsthemen dieser Expedition. Ein großer Probensatz zur Quantifizierung von Sulfatreduktionsraten, dem quantitativ wichtigsten Elektronenakzeptorprozess in marinen Sedimenten, wurde gesammelt und befindet sich nun am GFZ. Das vorgeschlagene ThermoSill-Projekt wird sich zunächst auf die allgemeinen Eigenschaften der mikrobiellen Sulfatreduktion in diesen Kernen sowie auf die Auswirkungen von Druck und Temperatur konzentrieren. Die Bohrkerne wiesen sehr unterschiedliche geothermische Gradienten von 200 bis über 800 Grad C / km auf, und die an Bord gemessenen geochemischen Daten weisen bereits auf eine große Vielfalt biogeochemischer Prozesse hin. In Tiefseesedimenten, insbesondere solchen, die solche in großer Sedimenttiefe und daher hoher in-situ Temperatur, sind organische Substrate wie kurzkettige organische Säuren im Allgemeinen ein begrenzender Faktor. Da die Sedimente im Guaymas-Becken hydrothermal beeinflusst werden, liefert die thermogene Aufspaltung von makromolekularen organischen Substanzen im Sediment reichlich mikrobielle Substrate. ThermoSill wird untersuchen, ob dieses große Angebot an Substraten zu einem bevorzugten Abbau bestimmter Substrate führt und damit wird damit einen Beitrag zum Verständnis der Prozesse an der oberen Temperaturgrenze des Lebens liefern. Besonderes Augenmerk wird auf die anaerobe Oxidation von Methan gelegt. Im letzten Teil des Projekts wird das Eindringen von Sills in Sedimente und der damit einhergehende Temperaturanstieg im umgebenden Sediment durch Heizexperimente simuliert. Diese Experimente werden von Pyrolyseexperimenten und kinetischen Modellen begleitet, um zu testen, ob eine solche kurzzeitige Erwärmung die mikrobielle Gemeinschaft über geologische Zeitskalen hinweg beeinflussen kann. Das vorgeschlagene Projekt ist direkt relevant für die Ziele der Expedition. Es ist auch eine Ergänzung zu einem laufenden Projekt, das die Auswirkungen von Druck und Temperatur auf die mikrobielle Sulfatreduktion in nicht hydrothermal beeinflussten Sedimenten aus dem Nankai-Trog (IODP. Exp. 370) untersucht.

Teilvorhaben 2

Das Projekt "Teilvorhaben 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V., Abteilung Bioverfahrenstechnik durchgeführt. Für die Gewinnung von Biogas haben aus strukturreichen Gärsubstraten haben die meisten in der Praxis eingesetzten einphasigen Fermentersysteme den Nachteil, dass durch den einphasigen Betrieb eine gezielten Einflussnahme auf den Prozess nur die Änderung der Belastung möglich ist. Zweiphasige Systeme dagegen, die mit einer Feststoffphase und Prozessflüssigkeit arbeiten, erlauben eine bessere Einflussnahme auf den biologischen Abbauprozess mit Hilfe der mit dem Gärsubstrat eingebrachten Prozessflüssigkeit. Ein solches System ist von der Firma Sauter bereits in der Praxis eingeführt worden, jedoch bisher noch keiner vergleichenden Betrachtung mit gleichen Substraten und Beladungsraten unterzogen worden. So z. B. durch das am ATB entwickelte Pfropfenstrom-Schwimmbettverfarhen mit Anaerobfilter, das durch die Pfropfenströmung und einem nachgeschalteten Anerobfilter weitere Einflussmöglichkeiten auf Biogasbildung bietet und im Rahmen des Projektes wissenschaftlich untersucht werden soll.

Teilvorhaben 3: Leichtfluechtige chlorierte Kohlenwasserstoffe - LCKW -

Das Projekt "Teilvorhaben 3: Leichtfluechtige chlorierte Kohlenwasserstoffe - LCKW -" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Technische Universität Dresden, Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten, Professur für Altlasten durchgeführt. Der derzeitige Kenntnisstand ueber den biologischen Abbau von leichtfluechtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen reicht nicht aus, um ihn gezielt fuer die biologische Regeneration von Aktivkohle einsetzen zu koennen. Daher sollen im Rahmen dieses Vorhabens zunaechst grundlegende Untersuchungen zum mikrobiologischen Abbau durchgefuehrt werden, wobei einer Erfassung der gebildeten Zwischenprodukte sowie einer exakten Bilanzierung besondere Bedeutung zukommt. Hierzu werden entsprechende Versuche mit radioaktiv markierten Substraten durchgefuehrt, die es ermoeglichen, den Abbau bzw. die Mineralisierung der LCKW auch in geringen Konzentrationsbereichen zu verfolgen. Ein weiterer Schwerpunkt des Vorhabens wird die Untersuchung des cometabolischen Abbaus von LCKW und BTX-Aromaten sein. Nach ausgewaehlten Versuchen zur Ad- und Desorption der Schadstoffe an Aktivkohle sollen dann die ueber den biologischen Abbau gewonnenen Erkenntnisse auf das System Aktivkohle uebertragen werden.

Errichtung und Erprobung einer Pilotanlage zur Biogaserzeugung aus Altfett und weiteren Fluessigabfaellen wie Essensreste

Das Projekt "Errichtung und Erprobung einer Pilotanlage zur Biogaserzeugung aus Altfett und weiteren Fluessigabfaellen wie Essensreste" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fachhochschule Gießen-Friedberg, Zentrum für Umwelttechnologie (ZfU), Labor für anaerobe Verfahrenstechnik durchgeführt. Die Menge an Altfett im Abwasser hat sich in den letzten drei Jahrzehnten erhoeht. Allein in Grosskuechen der alten Bundeslaender fallen jaehrlich schaetzungsweise 46.000 t Fett an. Die bisherige Entsorgungspraxis bereitet zunehmend kapazitive Probleme und ist relativ kostspielig. 2. Essenreste aus Grosskuechen: Die Essenreste aus Grosskuechen koennen nach Homogenisierung und Pasteurisierung in der Landwirtschaft zur Schweinefuetterung genutzt werden. Im Landkreis Giessen wird diese Verwertung an einigen Hoefen praktiziert. Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass unter Beruecksichtigung der Entwicklung auf dem europaeischen Agrarmarkt eine weitere Entsorgungsschiene gefunden werden muss, um die nicht im landwirtschaftlichen Betrieb zu verwertenden Essenreste verfahrenstechnisch und oekonomisch sinnvoll zu beseitigen. Zielsetzung: Ein Ziel des geplanten Projekts ist, mit Hilfe einer Pilotanlage die in Vorversuchen ermittelten Daten der Faulgasproduktion und des Abbaugrades im Fermenter zu ueberpruefen. Die verfahrenstechnischen Parameter wie Impfen, Heizen (T= 35 Grad C bzw. 55 Grad C) und Umwaelzen muessen dem/den jeweiligen Substrat/en angepasst werden. Das Hauptanliegen der Untersuchungen wird sein, eine optimale Faulgasausbeute bei ausreichendem Abbau der organischen Substanz im jeweiligen Substrat zu erzielen. Weiterhin ist beabsichtigt, das taeglich anfallende Faulgut (output) in Planzenbeeten zu entwaessern. Diese Untersuchungen werden von der ZAUG (Zentrum fuer Arbeit und Umwelt, Giessener gemeinnuetzige Berufsbildungsgesellschaft mbH) geplant, durchgefuehrt und wissenschaftlich betreut. Mit Hilfe von Schilf wird der Trocknungsprozess des

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