Russische Forscher haben auf den Golanhöhen in Israel eine neue Schmetterlingsart entdeckt. Der Falter mit orangefarbenen, schwarz gepunkteten Flügeln wurde in einem Skigebiet auf dem Berg Hermon gefunden, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Comparative Cytogenetics" am 5. Mai 2017. Die Melitaea acentria genannte Spezies ist die erste neu entdeckte Schmetterlingsart seit mehr als einem Jahrhundert auf israelischem Gebiet. Sie ist vermutlich vor 1 bis 1,6 Millionen Jahren entstanden und wahrscheinlich im Norden Israels und in den Nachbarländern Syrien und Libanon heimisch. Der russische Insektenkundler und Evolutionsbiologe Wladimir Luchtanow vom Zoologischen Institut in St. Petersburg zeigte sich überrascht, dass die neue Art nicht schon früher entdeckt wurde. Das Tier sei tausendfach fotografiert worden, nur habe dabei niemand erkannt, dass es sich dabei um eine eigene Art handele. Ursache dafür sei, dass die Art der weit verbreiteten Spezies Melitaea persea ähnele. Niemand hatte bisher die innere Anatomie und Genetik untersucht. Luchtanow hatte 2012 eine umfassende Untersuchung israelischer Schmetterlinge begonnen. Eine seiner damaligen Studentinnen fand den Falter.
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Berichte
4.3.25
des
Landesamtes
für
Umweltschutz
Sachsen-Anhalt,
Heft
RINGELNATTER
4/2015:
511 – 524
Ringelnatter – Natrix natrix (LINNAEUS, 1758)
Jürgen BUSCHENDORF
1 Artsteckbrief
Kennzeichen: Haut mit
hornigen Schuppen/Schilden
bedeckt, unbewegliche Augen-
lider, mehr oder weniger abgesetzter
Kopf, gekielte Rückenschuppen, beiderseits des Hin-
terkopfes ein deutlicher gelber/weißer Fleck, vorn und
hinten schwarz begrenzt.
Größe: ♂♂ durchschnittliche Länge 70 cm (maximal
100 cm), ♀♀ durchschnittliche Länge: 85 cm, (maxi-
mal 150 cm), kräftiger, dicker als ♂♂ (4 – 5 cm Körper-
querschnitt).
Geschlechtsunterschiede/Trachten: Oberseite: Alle
Abstufungen von grau (braungrau-schwarz), oft mit
4 – 6 Längsreihen kleiner schwarzer Flecken, Unter-
seite: Weiß, elfenbeinfarben mit schwarzer oder bläu-
lich-schwarzer Würfelung, ♂♂ mit verdickter Schwanz-
wurzel. Melanistische Exemplare sind nicht selten.
Habitate: Breites Spektrum von offenen und halboffe-
nen Habitaten entlang von Still- und Fließgewässern
mit Eiablageplätzen, Sonnenplätzen und Tagesverste-
cken, natürliche und künstliche Seen, Teiche, Rest-
löcher, terrestrische Habitate: Auwälder, Feuchtgrün-
land, Sümpfe.
Aktivität: Hauptsächlich tagaktiv, Verlassen der Win-
terquartiere März/April, Wandern zum Paarungsplatz,
Paarungsaktivität
Abb. 1: Oben: Auf Ast ruhende
Ringelnatter (Foto: S: Eller-
mann); Unten: Ringelnatter
mit Gelege (Foto: P. IBe)
(Montage).
Mai – Juni,
Aufsuchen
des Eiablageplat-
zes, Aufsuchen des Winterquar-
tiers September/Oktober, Winterstarre.
Wanderungen/Reviere: Hält sich bei günsti-
gen Habitatbedingungen oft jahrelang an denselben
Plätzen auf, Aktionsradius (Normalfall): 300 – 500 m,
„home-range“ 8 – 30 ha, zum Aufsuchen der Eiabla-
geplätze und Abwanderung von diesen werden durch-
schnittlich täglich 150 m zurückgelegt, größte tägliche
Wanderleistung: 460 m (Luftlinie).
Fortpflanzung/Entwicklung: Paarungen Ende April
bis Mai, Eiablage Ende Juni – Anfang August, schnee-
weiße, von klebrigem Sekret umgebene Eier in trau-
benförmigen Klumpen, Gelegegröße: am häufigsten
10 – 30 (6 – 116), Eigrößen: Länge 24 – 30 mm, Breite
14 – 20 mm. Jungtiere schlüpfen nach 30 – 33 Tagen
(4 – 10 Wochen) mit 18 – 21 (13 – 23) cm Länge, 1.
Häutung 1 – 14 Tage nach Schlupf, wachsen bis zur
Einwinterung auf 25 cm Länge.
Nahrung: Frösche (vorrangig Braunfrösche),
Molche und deren Larven, auch Kröten,
Fische, Kleinsäuger (Mäuse, Spitzmäuse).
Alter: Im Freiland 20 – 25
Jahre, im Terrarium
28 – 35 Jahre.
511
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RINGELNATTER
2Verbreitung und Ökologie
2.1Allgemeine Verbreitung
2.1.1 Areal
Die Art kommt in mit Ausnahme von Irland, Schott-
land, Nordskandinavien und einigen Mittelmeerinseln
(Malta, Kreta, Balearen, einige Kykladen) in ganz
Europa vor. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebietes
verläuft entlang des 67. Breitengrads durch England,
Wales über Schweden, Norwegen und Finnland zu
den Nordküsten von Ladoga- und Onegasee im euro-
päischen Teil Russlands. Im Osten reicht das Areal bis
zum nördlichen (burjatischen) Teil der Mongolei ca.
200 km östlich des Baikalsees. Die Südgrenze verläuft
durch die Nordwestmongolei, Nord-Xinjiang (China)
durch Kasachstan, Turkmenien, den nördlichen Iran
bis Syrien und den nördlichen Libanon. Reliktar-
tige Vorkommen wurden aus Teilen Nordwestafrikas
gemeldet.
2.1.2 Verbreitung in Deutschland
Die Ringelnatter ist die in Deutschland häufigste und
am weitesten verbreitete Schlangenart. Es gibt aber
zahlreiche Verbreitungslücken, vor allem in gewässer-
armen, ausgeräumten Agrarlandschaften sowie in den
Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen. Höchst-
wahrscheinlich sind auch eine Reihe der Fehlstellen
kartierungsbedingt. Die Ringelnatter wurde bisher
noch nicht auf den Ostfriesischen Inseln nachgewie-
sen. Von den Nordfriesischen Inseln ist sie nur auf
Sylt beobachtet worden. Regionen ohne oder nur mit
wenigen Nachweisen der Art sind einige Geestgebiete
(Ems-Hunte und Ostfriesisch-Oldenburgische Geest),
Wendland-Altmark, Nordbrandenburgisches Platten-
und Hügelland, Luchland, Teile im Osten und Westen
der Westfälischen Bucht, Niederrheinisches Tiefland,
Kölner Bucht und Schwäbische Alb. Sehr lückige Ver-
breitung der Ringelnatter weisen folgende Landschaf-
ten auf: Stader Geest, Lüneburger Heide, Weser-Lei-
ne-Bergland, Östliches und Nördliches Harzvorland
und Börden, Fläming, Thüringer Becken, Teile des
Rheinischen Schiefergebirges (Eifel, Hunsrück,
Süderbergland), Nahe-Bergland, Teile des Südwest-
deutschen Schichtstufenlandes und das Alpenvorland.
2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen
Die sehr lückige Verbreitung der Art entlang der östli-
chen Landesgrenze setzt sich auch auf brandenbur-
gischem Gebiet fort. Allerdings sind dort im mittleren
Grenzabschnitt (MTB 3239 südwärts bis 3639) mehr
MTB besetzt als in der Elbtalniederung Sachsen-An-
halts. Südlich davon existieren bis zur sächsischen
Grenze beiderseits sehr große Verbreitungslücken
(Fläming und Elbe-Mulde-Tiefland). Die zahlreichen
Vorkommen im Schwarze-Elster-Tal, im Dessauer
Elbtal und in der Dübener Heide setzen sich auch auf
sächsischem Gebiet fort. Wenige Vorkommen existie-
ren im Norden der Düben-Dahlener Heide und im Rie-
sa-Torgauer Elbtal. Die zahlreichen Fundpunkte an der
Mulde auf sachsen-anhaltischem Gebiet finden eine
abgeschwächte Fortsetzung in Sachsen. Gleiches
trifft auch auf das Tal der Weißen Elster zu. Ansonsten
sind auf beiden Seiten des südöstlichen Grenzverlaufs
kaum Vorkommen bekannt. Die Art ist im gesamten
Grenzgebiet zu Niedersachsen nur an wenigen Stellen
nachgewiesen. Das ist der Fall im Norden der West-
lichen Altmarkplatten, im Gebiet der Jeetze, am Mit-
tellandkanal bzw. der Ohre und im Harz. Die wenigen
Vorkommen im Gebiet der Weißen Elster und Saale
auf sachsen-anhaltischem Gebiet finden auf thüringi-
scher Seite ihre Fortsetzung. Die zahlreichen Vorkom-
men in den Grenzgebieten des Südlichen Harzvorlan-
des und der Helme-Unstrut-Niederung setzen sich in
Thüringen nur teilweise fort. Im Mittelharz-Grenzgebiet
konnten sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Thürin-
gen mehrere Vorkommen registriert werden.
2.2
Vorkommen in Sachsen-Anhalt
2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit
Datengrundlagen
In Sachsen-Anhalt liegen zur Ringelnatter 1.609
Datensätze (von 9.273 Datensätzen zu Reptilien) vor.
Diese bilden die Grundlage für die Errechnung der
aktuellen Präsenz der Art und eine Reihe anderer Aus-
sagen über die Art.
Aus den 1.609 Datensätzen zur Ringelnatter konnten
1.242 Fundorte (von insgesamt 5.676 Reptilienfundor-
ten in Sachsen-Anhalt) für weitere Auswertungen ver-
wendet werden.
Historische Verbreitung
Aus dem 18. Jahrhundert berichtet Stübner (1790)
über Vorkommen der Art bei Blankenburg und Walken-
ried: „Wasserschlangen, welche zum Theil 4 Fuß lang
sind, schwarze Hauptschilde haben, und nicht bestän-
dig im Wasser, sondern mehrentheils auf dem Lande
Tab. 1: Datengrundlagen zur Ringelnatter in Sachsen-Anhalt.
Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Ringelnatter in
Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014).
512
RINGELNATTER
Abb. 2: Ringelnatter in typischer Ruhestellung (Foto: S. Teufert).
leben.“ Im 19. Jahrhundert sind schon mehr Infor-
mationen über das Vorkommen der Ringelnatter auf
dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt bekannt.
So schreibt Zimmermann (1834): „Auf den Höhen
des Oberharzes gar nicht, in den Thälern … selten;
häufiger am Vorharze“. Rimrod (1856a) fand die Art
„am Vorharze i. d. Thälern“ und Geitel (1881) in der
Umgebung von Blankenburg und Goldfuss (1886)
häufig in der Götsche bei Bitterfeld. Kohlmann (1850)
schreibt von Ringelnattereierfunden bei Dessau.
Wolterstorff (1888) fand eine 1,10 m lange Haut
eines Stückes bei Osterburg, wo sein Bruder noch
größere Stücke gesehen haben soll. Er schreibt: „Ich
selbst kenne die Art nur von einen Fundort, Osterburg,
genauer, wo sie in dem keineswegs großen Walde
„der Klei“ sehr häufig ist.“
Alle anderen, von ihm aufgeführten Fundorte sind
Angaben aus der Literatur bzw. von Gewährsleu-
ten, so Naumburg, Salziger See, Seeburg, Goseck
bei Weißenfels, Zöckeritz bei Bitterfeld, Friederiken-
berg östlich von Tochheim bei Zerbst, bei Dessau,
am Regenstein, im Selke- und Bodetal, Treseburg,
am Vorharz, bei Neuhaldensleben (Bode). Köhnke
(1893) schreibt von einer sicheren Beobachtung der
Ringelnatter in der Umgebung von Salzwedel. Wol-
terstorff (1893a) wurden Beobachtungen der Art
von A. Smalian (Halle) mitgeteilt: Im Selkegebiet, z. B.
bei Pansfelde, am Falkenstein, im Selketal, im südöst-
lichen Teil des Harzes seltener beobachtet, Degen-
ershausen, Bodetal bei Treseburg, Sägemühlenteich
und Umgebung bei Blankenburg (häufig), Bodetal, im
Harz weitverbreitet, aber kaum häufig, bei Eisleben ab
und zu vorkommend, Steinklöbe unterhalb Wendel-
Abb. 3: Ringelnatter im Angriffsverhalten (Foto: S. Ellermann).
513
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Berichte
4.3.11
des
Landesamtes
für
Umweltschutz
Sachsen-Anhalt,
Heft
WECHSELKRÖTE
4/2015:
269 – 290
Wechselkröte – Bufotes viridis (Laurenti, 1768)
Wolf-Rüdiger Grosse und Marcel Seyring
1
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FFH
Artsteckbrief
Kennzeichen: Große einheimische Krötenart mit
deutlich warziger Haut, Warzen der Oberseite haben
meist bräunlichen dornenartigen Höcker in der Mitte;
Oberseite dunkelgrünes bis bräunliches Fleckenmus-
ter auf weißlich cremefarbenem Untergrund, selte-
ner graugrüner Grundton mit verwaschenen Flecken,
orange bis rötlich gefärbte Warzen an den Körperflan-
ken; hellgraue bis weißlich-gelbe Unterseite, häufig
mit dunkelgrauen Flecken (zur Individualerkennung
geeignet), breiter wuchtiger Kopf, waagerecht ellip-
tische Pupille, zitronengelbe bis grünliche Iris mit
schwarzen Sprenkeln; flache, parallel zueinander ver-
laufende Ohrdrüsenwülste, unpaare Gelenkhöcker-
chen auf der Zehenunterseite.
Größe: Kopf-Rumpflänge der ♂♂ 45 – 90 mm und der
♀♀ 55 – 100 mm.
Geschlechtsunterschiede/Trachten: ♂♂ kleiner,
Oberseite dunkler, Fleckung nicht deutlich kontras-
tiert, kräftigere Oberarme, Paarungsschwielen an
der Innen- und Oberseite des Daumens und der Fin-
ger 2 und 3, Kehlhaut dünn und violett gefärbt, kleine
kehlständige Schallblase drei Ruftypen, Ruf der ♂♂
ein kontinuierlich an Lautstärke zunehmendes melo-
disches Trillern; ♀♀ deutlich größer und schwerer,
haben einen weißlich hellen Grundton der Oberseite
mit deutlichem Kontrast zu der grünen Fleckung, rötli-
che Warzen an den Flanken.
Abb. 1: Wechselkröten im
Paarungs- und Laichgewäs-
ser (Montage); [Fotos: A.
Westermann, K. Kürbis
(links oben)].
FFH
Habitat: Sandige Flussauen und steppenartige Bör-
delandschaften, Pionierart und Kulturfolger, in Rest-
wassertümpeln im Umfeld größerer Flüsse, flache
Steinbruchgewässer, Fahrspurrinnen sowie Flachwas-
serzonen von mittelgroßen Gewässern, Landlebens-
raum sonnige Habitate wie Sand- und Kiesgruben,
vegetationsarme Brach- und Ruderalflächen, Bahn-
dämme und Äcker.
Aktivität: Winterruhe (Mitteleuropa) witterungsabhän-
gig von Oktober bis Ende März, Fortpflanzungszeit
von April bis Juli, entsprechend lange Sommerphase
der Adulti, Larven von April bis Juli.
Wanderungen/Reviere: Altersabhängig, 1 – 2 km
Ausbreitungswanderungen der Juvenes, Wechsel von
0,2 – 1 km im Laichgebiet, Sommerlebensraum Adulte
zwischen 1 – 2 km, zwischen den Jahren mehrere Kilo-
meter, Aktionsradius Populationen bis 10 km.
Fortpflanzung/Entwicklung: ♀ legt je Saison
5.000 – 10.000 (15.000) Eier in zwei Schnüren mit
2 – 4 Reihen nebeneinander liegender Eier von
1,0 – 1,6 mm Durchmesser, mit Gallerthülle 4 – 6 mm,
schwarz, unter Wasser am Boden 5 – 10 cm, in war-
men Flachwasserbereichen oder im Uferbereich.
Embryonalentwicklung kurz, stark temperaturabhän-
gig, 2 – 4 Tage (25 °C), Larven beim Schlupf etwa
3 – 5 mm; Länge 30 – 45 mm, Riesenlarven bis 80 mm;
Metamorphose nach 8 – 10 Wochen (Ausnahme 4 bis
6 Wochen bei ephemeren Flachgewässern), Metamor-
phoslinge 10 – 16 mm, seltener bis 30 mm, an Land
ab Juni bis Ende August; Jungtiere zur Überwinterung
bis 45 mm lang, Geschlechtsreife mit zwei Jahren, ♂♂
selten bereits mit einem Jahr.
Nahrung: Nahrungssuche in der Dämmerung, krab-
belnde Insekten, vorwiegend Käfer, Ameisen, Spring-
schwänze, auch Schnecken, Regenwürmer, Spinnen,
Milben, Asseln.
Alter: Bis 12 Jahre (18 Jahre im Terrarium).
269
WECHSELKRÖTE
FFH
2Verbreitung und Ökologie
2.1Allgemeine Verbreitung
2.1.1 Areal
Das Gesamtverbreitungsgebiet dieser mehr kontinen-
tal verbreiteten Steppenart reicht von Deutschland
und Italien über Mitteleuropa inklusive größerer Mittel-
meerinseln über das gesamte östliche und südöstliche
Europa bis zum Ural. Sie ist auch auf Teilen der Ara-
bischen Halbinsel verbreitet. Die nördlichsten Vorkom-
men finden sich in Schweden und im Baltikum (Gün-
ther & Podloucky 1996).
Nach der Revision des Bufo viridis-Komplexes durch
Stöck et al. (2006, 2009) ist die Wechselkröte (Bufotes
viridis) in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas verbrei-
tet. Die westliche Arealgrenze verläuft entlang einer
Linie vom westlichen Nordrhein-Westfalen bis in den
Nordosten Lothringens in Frankreich. Östlich reicht
das Areal bis nach Kasachstan, südlich über Nordost
italien bis nach Kreta. Dagegen werden die Wech-
selkröten-Vorkommen in Süd-Schweden, Dänemark
und Nordostdeutschland (westlicher Ostseeraum mit
Ostholstein) möglicherweise einer eigenen Art Bufotes
variabilis zugeordnet. Über eine mögliche Mischzone
in dieser Region mit Bufotes viridis ist derzeit nichts
bekannt. Weit entfernt von diesen Vorkommen ist das
Taxon Bufotes variabilis von Griechenland über die
Türkei, Zypern bis nach Syrien und in den Libanon
verbreitet. Darüber hinaus ist B. variabilis im Irak und
im Iran sowie im Kaukasus, Russland und Kasachstan
verbreitet. Die auffällig große Verbreitungslücke zwi-
schen den nördlichen Vorkommen in Südschweden,
Dänemark und Norddeutschland und dem Hauptareal
des Taxons könnte auch auf Defiziten im Bereich der
Probenahme der wissenschaftlichen Untersuchungen
beruhen.
2.1.2 Verbreitung in Deutschland
In Deutschland besitzt die Wechselkröte zwei deut-
lich getrennte Großverbreitungsgebiete im Osten
bzw. Nordosten sowie im Südwesten bzw. Süden.
Vor allem der Osten ist lebensraumabhängig noch
flächendeckend mit stabilen und großen Vorkommen
besiedelt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Südwes-
ten Deutschlands im Einzugsgebiet des Rheins. Er
erstreckt sich von Rastatt entlang des Pfälzer Waldes
und des Saar-Nahe-Berglandes bis zur Kölner Bucht.
In Baden-Württemberg sind weiterhin Kraichgau,
Obere Gäue und Neckargebiet besiedelt. Das dritte
Schwerpunktvorkommen im Süden befindet sich in
Bayern in der Münchner Schotterebene sowie im Isar-
Inn-Gebiet. Im Nordwesten Deutschlands und am
Alpenrand fehlt die Wechselkröte völlig. Dazwischen
sind mehrere vereinzelte und stark isolierte Standorte
bekannt. In Mitteleuropa bilden das östliche Schles-
wig-Holstein, Niedersachsen, Thüringen, das Saar-
land sowie im weiteren Verlauf das Rheintal die westli-
che Verbreitungsgrenze der Wechselkröte.
2.1.3 An Sachsen-Anhalt grenzende Vorkommen
Nord- und Nordwestbrandenburg hat nur ganz verein-
zelt Vorkommen der Wechselkröte, die keinen Kon-
takt zu den auch in Nordost-Sachsen-Anhalt nur ganz
vereinzelt auftretenden Populationen haben. Anders
dagegen die Vorkommen im Südosten des Landes.
Hier finden sich im Bereich des Elbtales und der Mul-
deaue direkte Verbindungen zu dem Verbreitungs-
schwerpunkt der Wechselkröte in Nordwestsachsen
(Zöphel & Steffens 2002). Hauptverbreitungsge-
biete sind hier die Dübener und Dahlener Heide, das
Leipziger Land (einschließlich der Bergbaufolgeland-
schaften rund um Leipzig) und südlich davon die Alten-
burg-Zeitzer Lösshügellandschaft. Hier findet sich
auch im äußersten östlichen Bereich die größte Dichte
der Vorkommen in Thüringen. Sie reichen im Saale-
einzugsgebiet bis an den Nordrand des Ostthüringer
Schiefergebirges. Wärmegetönte Hanglagen des Kyff-
häusers haben in Sachsen-Anhalt und in Thüringen
Wechselkrötenvorkommen. Nur wenige Vorkommen
zwischen Salzgitter und Helmstedt (Nördliches Harz-
vorland) finden sich noch in Niedersachsen (NLWKN
2011) und bilden den Westrand des geschlossenen
Areals der Art. Ein Anschluss an die Vorkommen in
Sachsen-Anhalt, die allerdings bereits in der kontinen-
talen Region liegen, ist gegeben.
2.2
Vorkommen in Sachsen-Anhalt
2.2.1 Verbreitung und Häufigkeit
Datengrundlagen
In Sachsen-Anhalt liegen von der Wechselkröte 1.701
Datensätze zwischen 1965 und 2014 vor. Seit 2001
wurde sie in 89 MTB nachgewiesen, womit sie mit
einer Rasterfrequenz von 43 % zu den durchschnitt-
lich verbreiteten Arten zählt (entspricht 192 MTBQ und
26 % Frequenz). Im Vergleich zu den letzten Erhebun-
gen (Meyer et al. 2004) ist ein allgemeiner Rückgang
Tab. 1: Datengrundlagen zur Wechselkröte in Sachsen-Anhalt.
Karte 1: Aktuelle Verbreitung (1990 – 2014) der Wechselkröte
in Deutschland (modifiziert nach DGHT e. V. 2014).
270
WECHSELKRÖTE
FFH
Abb. 2: Altes Weibchen im Sommerlebensraum innerhalb dörflicher Strukturen (Foto: B. Simon).
zu verzeichnen. Der Rückgang wiegt umso schwerer,
wenn man die gestiegene Bearbeitungsintensität im
Rahmen der Grunddatenerfassung berücksichtigt.
Historische Verbreitung
Das Vorkommen der Wechselkröte im heutigen Sach-
sen-Anhalt hat durchaus deutschlandweite Bedeu-
tung in der Geschichte der Herpetologie. Die Art fin-
det bereits bei Wolterstoff (1888, 1893), Schulze
(1891) und Dürigen (1897) ausführliche Würdigung.
Bei Letzterem genannt werden die Vorkommen im
Nördlichen Harzvorland von Braunschweig, Wolfen-
büttel, Schönigen sowie im Ost- und Unterharz im
„Badeteich und in einem Graben unterm Regenstein
bei Blankenburg“, Ballenstedt (auch Hoffmann 1899),
Quenstedt, Quedlinburg sowie an vielen Stellen im öst-
lichen Harzvorland. Interessant ist das Vorkommen am
alten Kloster in Roßleben, „in dessen Nähe, wie wir aus
Rösel’s „Historia ranarum“ ersehen, vor fast andert-
halb Jahrhunderten der Hallenser Zoologe Schreber
in einem Steinbruch die grüne Kröte für Deutschland
entdeckte“ (Roesel 1758 in Dürigen 1897). Die weni-
gen anschließend erschienenen Einzelveröffentlichun-
gen lieferten Informationen mit mehr lokalem oder
regionalem Bezug. So führt Rimrod (1840) die Art
in seiner Heimatkunde der Grafschaft Mansfeld und
des Oberherzogtums Anhalt-Bernburg und bemerkt
ihr Vorkommen bei Hettstedt. Ein weiteres Beispiel
dafür ist die ausführliche Beschreibung der Vorkom-
men der Art im Hallenser Saaletal auf den Kröllwitzer
Höhen, am Trothaer Felsen, am Kröllwitzer Vorwerk
in der sandigen Dölauer Heide, bei Seeben, auf dem
Petersberg, am Salzigen See bei Teutschenthal und
Erdeborn, Seeburg, und selbst in Gärten der Stadt
Halle (Wolterstorff 1888). Taschenberg (1909)
und Schortmann et al. 1941 bestätigen diese Fund-
orte. Wolterstorff (1928) kannte die Art aus der
Altmark in Stendal und bei Goldbeck. Buschendorf
(1984) und Gassmann (1984) erwähnen noch Vor-
kommen bei Zeitz und südlich von Bitterfeld. Auffällig
war das damals noch geschlossene Verbreitungsband
vom Nordrand des Harzes, dem Nördlichen Harzvor-
land, Teilen der Magdeburger Börde bis zur Elbenie-
derung bzw. den Kreis Haldensleben. Für den damals
zum Bezirk Cottbus gehörigen Kreis Jessen sind nur
sehr wenige Vorkommen dokumentiert (Krüger &
Jorga 1990). Diese Daten erscheinen dann auch bei
Schiemenz & Günther (1994). Aus Nordwest-Sach-
sen zwischen Radefeld, Lindenthal und Schkeuditz
waren bis in die 1970er Jahre etliche syntope Vorkom-
men von Wechsel- und Kreuzkröte bekannt (Grosse
1976, 1977). Die Vorkommen erreichten im Bereich des
Schkeuditzer Kreuzes auch das heutige Sachsen-An-
halt. In diesen Vorkommen am Rande von Truppen-
übungsplätzen, Kiesgruben, Flugplatz Schkeuditz und
den Bahnanlagen der Strecke Leipzig-Halle kam es in
manchen Jahren, wenn beide Arten gleichzeitig in Paa-
rungsstimmung waren und die Wechselkröten entlang
der Wanderwege auf die in den Spurrinnen sitzenden
Kreuzkröten trafen, zu Fehlverpaarungen, aus denen
lebensfähige Bastarde entstanden (meist Wechselkrö-
ten ♀ x Kreuzkröten ♂). Mit Krötenbastarden aus dem
Freiland und Labor wurde in den 1950er Jahren an der
Universität Halle geforscht (Weiss & Ziemann 1959).
Schiemenz & Günther (1994) erwähnten das Fehlen
der Art in großen Teilen der Altmark und in den Acker-
baugebieten rund um Magdeburg. Dicht besiedelt
waren das Hallesche Ackerland und weiter in Richtung
Nordwestsachsen die Gebiete bis zur Mulde. Allgemein
fehlte die Art in den Mittelgebirgen. Für Sachsen-Anhalt
wurde eine MTB-Frequenz von 48,8 % (MTBQ-Fre-
quenz 23,3 %) ermittelt. Verbreitungsschwerpunkte
der Wechselkröte lagen im Mittelteil Sachsen-Anhalts
in den dortigen Börden und den Flussauen der mitt-
leren Elbe, Mulde und Elster-Luppe-Aue. Weitlückig
war das südliche Harzvorland besiedelt, was deutli-
che Parallelen zur Verbreitung der Knoblauchkröte im
Süden und Osten des Landes ergab.
271
Die Internationale Karte der Eisenerz-Vorkommen in Europa 1 : 2 500 000 wurde 1977 fertig gestellt und von der BGR herausgegeben. Über 70 Geologen aus Europa, Nordafrika und dem Mittlerem Osten arbeiteten gemeinsam mit dem Redaktionsteam an der Kompilation der Karte und den Erläuterungen. Die Karte, die 42 Länder in 16 Kartenblättern abdeckt, zeigt mehr als 800 Eisenerz-Vorkommen. Alle bedeutenden Vorkommen (im Abbau oder stillgelegt) sind enthalten. Auch Vorkommen, die nur von genetischem oder historischem Interesse sind, wurden mit abgebildet. Detaillierte Informationen zur Internationalen Karte der Eisenerz-Vorkommen in Europa 1 : 2 500 000 - zu Struktur, Aufbau und Hintergrunddaten - sind in den Erläuterungen zur Karte zu finden.
Ziel ist die Verbesserung der Ausbildung junger Wissenschaftler für den Wassersektor in Syrien. Die Studienpläne der beteiligten syrischen Institutionen sollen besser auf einander abgestimmt werden. Beteiligt sind acht Universitäten und vier private Institutionen aus Syrien und europäische Partner.