Fettsäureester, die aus natürlichen Fetten durch Umesterung mit kurzkettigen einwertigen Alkoholen gewonnen werden, können durch Kristallisation (Winterisierung) in zwei Fraktionen (Stearin- und Oleinfraktion) aufgetrennt werden, in denen die gesättigten bzw. ungesättigten Fettsäureester angereichert vorliegen. Die Oxidationsstabilität der Stearinfraktion, als entscheidendes Kriterium für viele technische Anwendungen, sollte parallel zur Erhöhung des Anteils der gesättigten Fettsäureester ansteigen. In einer früheren Untersuchung wurde bei der Winterisierung von FSME in mehreren Stufen festgestellt, dass die Oxidationsstabilität nach anfänglichem Anstieg im weiteren Verlauf wieder drastisch sank, obwohl der Anteil der gesättigten Fettsäureester weiter anstieg und die Jodzahl sich schrittweise reduzierte. Es konnte nicht erklärt werden, warum beim Winterisieren zwar der Anteil der gesättigten Fettsäureester erhöht und parallel dazu die Jodzahl vermindert wurde, sich aber dennoch die Oxidationsstabilität verschlechterte. Es wurde lediglich angenommen, dass eine Schädigung der Ester bei dem Trennprozess entstand (z.B. beim Filtrieren ohne Schutzgas). Die Zielsetzung dieses Vorhabens war es somit, die Vorgänge der möglichen Produktschädigung während des Winterisierungsprozesses zu untersuchen und aus den gewonnenen Erkenntnissen heraus Vorschläge zur Vermeidung dieser Effekte abzuleiten. Ferner sollte der Bezug zur praktischen Verwertbarkeit der Ergebnisse hergestellt werden. Für die Untersuchungen wurden Fettsäuremethylester bezogen, die großtechnisch aus Pflanzenöl sowie Tier- und Altspeisefett hergestellt worden waren und somit das gesamte interessierende Materialspektrum repräsentierten. Im Labor wurden die experimentellen Voraussetzungen geschaffen, um Winterisierungen und Fraktionstrennungen reproduzierbar durchführen zu können und um Ausgangsesteröle wie auch Folgefraktionen analytisch und fettchemisch durch ie Bestimmung der Parameter Fettsäuremuster, Jodzahl, Säurezahl, Oxidationsstabilität, Peroxidzahl sowie Elementgehalte charakterisieren zu können. Bei dreistufigen Winterisierungsexperimenten unter Luft konnten im ersten Schritt die in der Literatur beschriebenen, nachteiligen Ergebnisse reproduzierbar nachvollzogen werden. In der Folge wurden Winterisierungen unter Sauerstoffausschluss und unter Einbeziehung des Nachwaschens des Filterkuchens durchgeführt und analytisch begleitet. Die Neigung der Fettsäureester zur Bindung von Luftsauerstoff wurde untersucht. Ebenso wurden das Auftreten flüchtiger Zersetzungsprodukte und der Verbleib von Antioxidantien während der Winterisierung verfolgt. Unter den Bedingungen der Winterisierung (Temperatur, Zeitdauer, Luftkontakt) erwiesen sich die FSME positiverweise als reaktionsträge. Oxidative Schädigungen und andere chemische Veränderungen der Ester konnten erst bei unrelevant hohen Temperaturen und Zeitdauern festgestellt werden.