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Found 117 results.

Darstellung der Phylogenie der Diplopoda: Mikro-CT Scans, Morphologie und Morphometrie aller Tausendfüßerordnungen

Tausendfüßer (Diplopoda) gehören zu den ersten mehrzelligen Landbewohnern unseres Planeten und sind mit 12.000 beschriebenen Arten die drittgrößte 'Klasse' der Landarthropoden. Als Destruenten spielen sie eine wichtige Rolle bei der Streuzersetzung und im Nährstoffkreislauf des Bodens. Trotz ihrer langen evolutiven Geschichte und ihrer offensichtlich wichtigen Rolle bei der Kolonisierung des Landes ist die Morphologie der Diplopoda unzureichend erforscht. Dies trifft besonders auf artenarme Vertreter der 16 Ordnungen, wie Siphoniulida, Glomeridesmida, oder Siphonocryptida, zu. Dies bewegte einige Autoren zu Anmerkungen, dass unser Wissen über die Morphologie der Tausendfüßer in etwa auf dem Stand ist, welcher bei Insekten, Krebstieren und Arachnida bereits vor 100 Jahren erreicht wurde. Mit diesem Projekt werden wir die Wissenslücke im Bereich der Morphologie der Diplopoda schließen. Durch die Kombination von Synchroton Mikro-Computer Tomographie und Histologie sowie weiterer moderner Analysemethoden verfügen wir über die notwendigen Werkzeuge um unser Wissen über die Morphologie der Diplopoda grundlegend zu vertiefen. Unser Ziel ist erstens die Erstellung einer digitalen, frei zugänglichen und detailliert annotierten Sammlung von Synchroton Mikro-CT Scans und 3D Modellen von 48 Vertretern der Diplopoda welche alle Hauptgruppen dieser Tiergruppe umfassen und die komplette phylogenetische und morphologische Diversität der Tausendfüßer in bislang nicht dagewesener Weise abdecken. Zweitens werden wir die aus diesem Datenpool gewonnenen morphologischen Merkmale vergleichend analysieren und eine Phylogenie der Tausendfüßer erstellen, welche auf multiplen Merkmalskomplexen begründet ist. Insbesondere werden wir die Mundwerkzeuge, das Endoskelett, weibliche Genitalstrukturen, und die Tracheentaschenkonfigurationen untersuchen. Drittens werden wir mit einem geometrisch-morphometrischen Ansatz evolutionäre Formunterschiede ausgewählter Merkmalskomplexe quantitativ auf (a) phylogenetische Signale, (b) evolutionäre Allometrie, und (c) potentielle Korrelationen mit verschiedenen ökologischen Faktoren untersuchen. Dies wird unser Verständnis der morphologischen Anpassungen als Reaktion auf die für Tausendfüßer bedeutsamen Lebensräume erhöhen und könnte auch eine Rekonstruktion der ursprünglichen Umweltparameter zulassen, in denen die Vorfahren der rezenten Diplopoda das Land als Lebensraum kolonisierten. Unser Projekt liefert somit Informationen über die morphologischen Schlüsseladaptationen einer artenreichen Gruppe von Landarthropoden.

Mikroendemische Tausendfüßer der Western Ghats, Indien

Die Western Ghats in Südwest Indien sind ein Brennpunkt der Biodiversität und gehören zu den artenreichsten Regionen unseres Planeted. Besonders einzigartig sind die sogenannten 'Sholas', isolierte Nebelwälder der Hügelketten auf bis zu 2200 Metern Höhe. In diesem Projekt soll die Tausendfüßerfauna von verschiedenen Wäldern und Sholas der Western Ghats erfaßt und miteinander verglichen werden. Generell sind die Tasuendfüßer Indiens sehr wenig bekannt, obwohl diese als Bodentiere aufgrund ihrer fehlender Flugfähigkeit hervorragende INdikatoren für die biogeographische Geschichte ihrer Lebensräume sind. So haben einige Gattungen der Tasuendfüßer Südindiens ihre nächsten Verwandten auf Madagaskar, obwohl diese Insel 5.000 km entfernt ist, aber bis vor 80 Millionen Jahren noch mit Indien verbunden war. Diese Studie wird im Rahmen der Masterarbeit von Frau Pooja Anilkumar in unserem internationalem Masterprogramme OEP in zusammenarbeit mit der Universität Bonn durchgeführt.

Stressproteine als Indikatoren des Einflusses von Schwermetallen auf Bodenorganismen

Induktion und Charakterisierung von Stressproteinen der hsp 70-Gruppe mittels Fluorographie in Asseln, Tausendfuessern und Landlungenschnecken nach unterschiedlichen Stressfaktoren (Hitze, Schwermetalle, Pestizide). Untersuchungen ueber die Persistenz dieser Proteine im Tierkoerper nach unterschiedlicher Vorbelastung und Stressentzug mit proteinchemischen und immunologischen Methoden. Quantifizierung der Schwermetallkonzentration als Stressfaktor. Nachweis von hsp 70 in schwermetallkontaminierten Gebieten unter Freilandbedingungen. Ermittlung geeigneter Indikatoren. Immunhistochemische Untersuchungen zur Lokalisation der Proteine im Gewebe.

LSG Hakel

Gebietsbeschreibung Das Landschaftsschutzgebiet besteht aus den benachbarten Waldgebieten Großer und Kleiner Hakel. Diese liegen inmitten der großflächig entwaldeten Löß-Ackerlandschaft in der Landschaftseinheit Nordöstliches Harzvorland zwischen Heteborn und Cochstedt nordwestlich von Aschersleben. Der Hakel ist ein bewaldetes Gebiet, das zu 4/5 aus dem Großen Hakel und zu 1/5 aus dem Kleinen Hakel gebildet wird. Beide sind durch einen Ackerstreifen voneinander getrennt. Die kompakte Waldfläche ist in die umliegende offene Ackerlandschaft eingebettet. Durch die teilweise stark aufgelappte Fläche ergibt sich eine sehr hohe Grenzlinienlänge zur umgebenden Ackerlandschaft. Morphologisch steigt der Hakel von etwa 170 über NN aus Nordosten zu einem Plateau auf 230 m über NN an, das von der Domburg überragt wird. Der Besucher empfindet jedoch nur die Domburg als bemerkenswerte Erhebung. Die Wälder des Hakels beeindrucken durch ihre markanten Bestände der Trauben-Eiche, in denen vielfach die Mittelwaldstruktur noch gut zu erkennen ist. Die Rot-Buche tritt dagegen im heutigen Waldbild zurück. Landschafts- und Nutzungsgeschichte Aus der Beschreibung der Wald-, Wild- und Jagdgeschichte geht hervor, daß der Hakel um die Jahrtausendwende bedeutend größer gewesen sein muß. Die großen Rodungen waren etwa um 1300 abgeschlossen und in vielen Gegenden fielen die Siedlungen, vermutlich aufgrund von grassierenden Seuchen, wieder wüst. Der Hakel wird 934 das erste Mal urkundlich erwähnt. Um 900 bis 1500 stand das Land unter der Herrschaft des Bistums Halberstadt, 1648 fiel es an den Brandenburgisch-Preußischen Staat, 1807 bis 1813 war es ein Teil des Königreichs Westfalen, danach fiel es wieder an Preußen zurück. Der Name ”Hakel” leitet sich wohl von der deutschen Wurzelbezeichnung ”Hag” ab, die immer in Zusammenhang mit Wald, Busch oder Gesträuch gebraucht wurde. ”Hakelwald” wird dabei gleichgesetzt mit dem Begriff ”Hegewald”, also gehegter, geschonter Wald. Andererseits gibt es auch Begriffsdeutungen, die den Namen von den Worten Hag, Hagen oder Gehege ableiten, die alle Bezeichnungen der altgermanischen Malstätte, d. h. Gerichtsstätte, sind. Aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit stammen drei Grabhügel der jungsteinzeitlichen Schurkeramikkultur und eine Befestigung unbekannter Zeitstellung. Letztere deutet auch darauf hin, daß das Gebiet des LSG damals weitgehend entwaldet war. Von der Domburg, einer alten Ritterburg, die vermutlich im 13. Jahrhundert in die vor- und frühgeschichtliche Befestigung hineingebaut wurde (Ersterwähnung 1310), sind heute noch die Ruinenreste und ein tiefer Burggraben erhalten. Sie wurde als Raubritternest 1367 durch den Erzbischof Dietrich von Magdeburg mit den Städten Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben belagert. Vor der Verwüstung der Burg gaben die Ritter jedoch das Raubgut zurück und zahlten eine Strafe. Nach wechselnden Besitzverhältnissen war die Burg noch 1496 erhalten. Wann sie verwüstet oder aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima Der Hakel gehört neben dem Huy und dem Fallstein zu den herzynisch streichenden Höhenrücken des nördlichen Harzvorlandes. Das Hakelplateau liegt bei etwa 230 m über NN und erreicht mit der Domburg (245 m über NN) seinen höchsten Punkt. Der Untergrund des LSG wird überwiegend von Gesteinen des Unteren Muschelkalks gebildet, der im Hakelsattel großflächig oberflächennah ausstreicht. Im Bereich Hakelforst und südlich der Domburg kommen an der zentralen Scheitelstörung der Hakelstruktur Röttone an die Oberfläche. Die Muschelkalk- und Rötgesteine werden von einer geringmächtigen Lößdecke überzogen. Eingeschaltet in die Schichtenfolge des Röts, finden sich lösliche Gesteine in Form von Karbonaten und Sulfaten (Dolomit, Anhydrit/Gips). Mindestens seit dem Tertiär unterliegen diese Schichtglieder einer intensiven Auslaugung, die sich an der Oberfläche durch Karsterscheinungen manifestiert. Einen Hinweis auf das Alter der Verkarstungsprozesse geben die lokal noch vorhandenen Ausfüllungen mit tertiären Sanden und Tonen. Das heutige Verkarstungsrelief zeigt eine deutliche Abhängigkeit des anstehenden Gesteins. Im weicheren Röt finden sich Erdfälle in Form flacher Senken. Das Verbreitungsgebiet des Unteren Muschelkalks ist dagegen durch steil abfallende Dolinen mit Durchmessern bis zu mehreren zehn Metern gekennzeichnet. Der Hakel liegt auf der Cochstedter Löß-Hochfläche, die zu den tschernosembetonten Löß-Landschaften Sachsen-Anhalts gehört. In den nordöstlichen Randlagen des Waldgebietes sind Parabraunerde-Tschernoseme aus Löß entwickelt. Auf der überwiegenden Fläche der Hänge sind humose Parabraunerden bis Tschernosem-Parabraunerden aus Löß über lehmig-tonigen Fließerden und über grusigem Schutt, seltener über anstehendem Gestein, ausgebildet. Das Vorkommen von Braunerde-Rendzinen und Braunerden aus tonigem Löß und Bergton über Fließerden und Gestein beschränkt sich auf die Hänge der Seitentäler und die Kammlage. Charakteristisch für den Hakel mit seiner Lage im Regenschatten des Harzes sind geringe jährliche Niederschlagssummen zwischen 500-525 mm. Im zentralen Waldgebiet um die Domburg kann aber durch örtlich begrenzte Gewitterregen mit durchschnittlichen Niederschlägen bis 600 mm gerechnet werden. zwischen 8-9 C schwankt die mittlere Lufttemperatur im Jahr. Im Januar liegt sie bei 0 C, im Juni zwischen 17-18 C. Pflanzen- und Tierwelt Die Waldvegetation des Hakels wird nahezu ganzflächig von Laubwäldern gebildet. Die Leitgesellschaft ist der lindenreiche Eichen-Hainbuchenwald (Galio sylvatici-Carpinetum betuli). Auf oberflächig leicht versauerten Standorten stockt als spezielle Ausbildung ein Waldreitgras-Eichen-Lindenmischwald mit Seidelbast, Maiglöckchen, Verschiedenblättrigem Schwingel und Nickendem Perlgras. Nährstoffreiche Standorte besiedelt die Ausbildung des Braunwurz-Eichen-Lindenmischwaldes, in dem der Sanikel vorkommt. Neben einer Hainrispengras-Ausbildung auf leicht stauenden Standorten mit dominierender Trauben-Eiche in der Baumschicht tritt auf Lößschleierstandorten über tonigen, wasserstauenden Röttonen und Kalkmergeln eine Bingelkraut-Ausbildung mit den kalkliebenden Arten Waldgerste, Rauhes Hartheu, Breitblättrige Sitter und Erdbeer-Fingerkraut auf. Auf Rendzinen der aus Muschelkalk aufgebauten Domburg ist ein Leberblümchen-Buchenwald ausgebildet. Dieser Waldtyp und eine Fingerkraut-Ausbildung des Eichen-Lindenmischwaldes leiten zu den Fingerkraut-Eichenwäldern über, wie sie vor allem im Kleinen Hakel angetroffen werden. Diese Wälder sind durch Weißes Fingerkraut, Ebensträußige Margerite, Schwarze Platterbse, Färberscharte, Zypressen-Wolfsmilch und Weidenblättrigen Alant gekennzeichnet. Geringere Flächenanteile werden von Nadelforsten eingenommen. Im Hakel wurden über Jahrzehnte intensive wildbiologische Untersuchungen, insbesondere am Dam- und Rehwild, aber auch an Feldhase, Rotfuchs, Schwarzwild sowie Dachs und anderen Marderartigen durchgeführt. Weitere Studien widmeten sich dem Eichhörnchen sowie den Kleinsäugergesellschaften. Der Große und der Kleine Hakel zeichnen sich durch einen außerordentlichen Greifvogelreichtum aus; über die Bestandsdynamik liegen lange Zeitreihen vor. Neben dem Rotmilan, für den das Gebiet auch einen bedeutenden Überwinterungsplatz darstellt, kommen Schreiadler, Wespenbussard, Habicht und Schwarzmilan als Brutvögel vor. 1995 erfolgte hier die erste erfolgreiche Brut des Zwergadlers in Deutschland. Insgesamt sind bis 1992 97 Arten als Brutvögel nachgewiesen worden. Davon schreiten 75 Arten regelmäßig zur Brut. Hervorhebenswert sind neben den Greifvögeln Waldkauz, Waldohreule, Mittelspecht, Hohltaube und Kolkrabe. Waldschnepfe, Grauspecht, Zwergschnäpper und Sperbergrasmücke sind brutverdächtig bzw. gelegentliche Brutvögel. Durch Nahrungsanalysen sind sowohl die Bedeutung der umgebenden Feldflur als Nahrungshabitat als auch die gravierenden Folgen der Intensivierung in der Landwirtschaft auf die Beutetiere, insbesondere den Feldhamster, dokumentiert. Neben den Wirbeltieren liegen auch für eine größere Zahl wirbelloser Tiergruppen faunistische Daten vor, so daß der Hakel zu den am besten bearbeiteten LSG des Landes gezählt werden kann. Zu nennen sind unter anderem Weichtiere, Tausendfüßler, Hundertfüßer, Webspinnen, Weberknechte, Pseudoskorpione, Köcherfliegen, Libellen, Wanzen, Zweiflügler, Schmetterlinge, Blattwespen, Wasserkäfer, Rüsselkäfer, Marienkäfer, Kurzflügler, Blatthornkäfer und Laufkäfer. Auffallend ist der insgesamt hohe Anteil thermophiler und südeuropäisch verbreiteter Arten, die als Leitarten des lindenreichen Eichen-Hainbuchenwaldes gelten können. Durch das Vorkommen von Aegopinella minor und Euomphalia strigella weist beispielsweise die Schneckenfauna einen subkontinental-pontischen Charakter auf. Entwicklungsziele Da das LSG „Hakel“ flächengleich mit dem Naturschutzgebiet „Hakel“ ist, bestimmen die fachlichen und rechtlichen Bestimmungen für das Naturschutzgebiet die Entwicklungsziele des Gebietes. Nach den Darstellungen im Buch „Die Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts“ wird der Zustand der Wälder im Naturschutzgebiet als gut eingeschätzt. Entsprechend der Verordnung des NSG sind die Termine der naturnahen Waldbewirtschaftung zu sichern. 33,69 ha des Gebietes sind als Totalreservat der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten. Besonderer Wert soll auf die Entwicklung geschlossener Waldmäntel gelegt werden. Als Voraussetzung für einen individuenreichen Greifvogelbesatz muß das landwirtschaftlich genutzte Umland einen höheren Anteil von Dauerfutterflächen aufweisen. Bodenabbau und Windkraftanlagen im näheren Umfeld des Europäischen Vogelschutzgebietes und Europareservates sind mit den Zielen des NSG nicht vereinbar. Auf der Grundlage der Schutz- und Entwicklungsziele sollte eine Erweiterung des LSG auf die angrenzenden Agrarflächen geprüft werden. Exkursionsvorschläge Die Waldgebiete des Hakel dürfen wegen ihres Schutzstatus als Naturschutzgebiet nur auf den Wegen betreten werden. Bei individuellem Besuch des Gebietes sind die Ge- und Verbote für das Reservat zu beachten. Von größeren Gruppenbesuchen sollte wegen der Störanfälligkeit des Gebietes Abstand genommen werden. Als Wanderung empfiehlt sich der Weg durch den Hakel von Cochstedt nach Heteborn und zurück in nördlicher Umgehung des Waldgebietes. In Cochstedt befindet sich eine im Kern gotische Kirche mit spätgotischem Flügelaltar (Anfang 16. Jahrhundert) und Sakramentsnische (1513) sowie in Heteborn eine barocke Kirche mit schlichter Ausstattung aus der Entstehungszeit. Für die Beobachtung von Greifvögeln sind die Feldwege nördlich des Hakel besonders geeignete Standorte für die Aufstellung der Spektive. Etwa 2,5 km nordöstlich von Heindorf befindet sich die obere Hakelberg-Quelle, ein hydrogeologisches Objekt. Die Quelle tritt aus dem Röt-Sandstein aus. Verschiedenes Geschichte der Forstverwaltung Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde das Fürstentum Halberstadt säkularisiert und an das Kurhaus Brandenburg übergeben. Bald darauf wurde von Kurfürst Friedrich Wilhelm in Gröningen ein ”wohl Löbl. Forst-Ambt verordnet und bestellt, welches in dem benanten Halberstädtischen Fürstenthum und zugehörigen Graffschaften über die darinnen sämbtlich sich befindenden Wälder, Forsten, Höltzungen, und Jagden die Inspection und dirigirung haben solte”. Erster Königlich-Preußischer Oberforstmeister war 1687 Friedrich Wilhelm von Kallnein. Seine Vorgänger in der Forstverwaltung waren Joachim von Steinecker (1637 in den Adelsstand erhoben) und Andreas Prillwitz (gestorben 1673). Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Hakel vom Forstamt Thale verwaltet, das wohl zeitweise in Stecklenberg untergebracht war. In der Holz-, Mast- und Jagdordnung von 1743 sind die Maßnahmen zur Holznutzung, zum Wert und Verkauf fixiert. Als Kuriosität sei erwähnt, daß es wegen des unerlaubten Pflückens der Haselnüsse und der Laubentnahme im Hakel wiederholt zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Forstbeamten und der Bevölkerung umliegender Orte kam. 1779 wurde das abgedruckte ”Publicandum” veröffentlicht. Nach der Holz-, Mast- und Jagdordnung von 1743 hatten die Forstbeamten und Holzarbeiter einen Eid zu schwören. Es gab einen ”Haide-Reiter-Eid” einen ”Haide-Läufer-Eid” und einen ”Holz-Hauer-Eid”. Letzterer hatte folgenden Wortlaut: ”Ich N.N. schwöre hiermit zu Gott dem Allmächtigen einen leiblichen Eid, daß, nachdem ich in den N. Gehölzen zum Holzhauer auf- und angenommen worden, ich mich dabei getreu und redlich verhalten, insonderheit aber, wo ich an jemandem Untreu oder Eigennutz verspüren würde, solches der Königl. Krieges- und Domainen-Cammer und dem Forst-Amte sofort ungescheuet anmelden, dagegen, was mir von dem Herrn Ober-Forstmeister und anderen über diese Gehölze gesetzten Forst-Bedienten an allerley Holze niederzuhauen angewiesen wird, solches von der Erde umhauen, die größesten Bäume also fällen, daß sie im Niederfallen dem andern Holze soviel möglich keinen Schaden thun können, auch keinen Baum eher zu Klafter- und Malterholz oder sonsten fällen, als bis er von dem Beamten und Haide-Reiter angewiesen und angeschlagen, das Klafter-, Malter-, Axten- und Bartenholz in rechter Länge, und wie mir von dem Forst-Amte das ordentliche Maaß ausgestellt werden wird, wie auch das sogenannte Schiffholz, so wie es üblich, hauen, schlagen, rechte Klafter, Malter und Bunde machen, in die Höhe und Länge setzen, dabei aber mit dem Haide-Reiter richtige Kerb-Stöcke oder Bücher halten, auf selbige alles und jedes Holz, so ich Woche über hauen und schlagen werde, richtig aufschneiden oder einschreiben lassen, und solche so lange an mich behalten, und sonst an niemand aushändigen, als bis sie bei Abnahme der Forst-Rechnung von dem Königl. Forst-Amte mir abgefordert werden, in den Gehauichten eine der Holz-Ordnung gemäße Anzahl Laß-Reiser stehen lassen, die jungen Eichen und wilden Obstbäume, auch Espen, ausputzen, und niemanden mit dem Holzschlagen, Hauen und Setzen vervortheilen, auch darunter weder Geschenke noch Gaben nehmen, oder mir selbst davon einigen Vortheils und Genusses heimlich oder öffentlich nicht anmaßen, keinen Feierabend mit nach Hause nehmen, noch von den Meinigen holen, sondern an dem geordneten Lohne mich begnügen lassen, und mich überall nach Inhalt der Holz-Ordnung treu und ehrlich bezeigen will. So wahr mir Gott helfe durch seinen Sohn Jesum Christum.” Im Jahre 1817 wurden nach süddeutschen Vorbildern Oberförster, Revier- und Unterförster eingesetzt. Da sich dieses System nicht bewährte, setzte in den Jahren 1819/20 die Entwicklung des Oberförstersystems ein, bei dem der Oberförster der entscheidende Forstbeamte der unteren Ebene ist. Die Oberförster waren seit 1830 verantwortliche Verwalter des forstfiskalischen Vermögens innerhalb ihres Oberförsterei-Reviers, das sie nach den gesetzlichen und administrativen Vorschriften und genehmigten Etats- und Wirtschaftsplänen sowie unter der Aufsicht und Oberleitung der Regierung und der Forstinspektoren verwalteten. Aufgabe der Unterförster war die Ausführung der Betriebsarbeiten in den Forsten und aller damit zusammenhängenden Geschäfte wie beispielsweise die Leitung des Holzeinschlags, der Kultur- und Wegebauarbeiten sowie die Entlohnung der Waldarbeiter. Wald-, Wild- und Jagdgeschichte Im Jahre 1602 ließ Bischof Heinrich Julius den Hakel vermessen. Es gab zu dieser Zeit noch 40 Privathölzer von insgesamt 2 088 Morgen Fläche sowie einen königlichen Besitz von 3 172 Morgen. Mit einigen anderen Feldgehölzen zusammen betrug die Hakelfläche damals etwa 6 000 Morgen, das entspricht 1 500 ha. Während des Dreißigjährigen Krieges haben die Holzbestände des Hakels stark gelitten. Aufgrund einer Verordnung des Großen Kurfürsten bestimmte der Rat der Stadt Cochstedt 1668, daß Brautleute, ehe sie getraut wurden, vorher eine Anzahl Bäume im Hakel in der Ratsforst zu pflanzen hätten. 1721 wurde diese Verpflichtung aber durch Zahlung eines Talers in die Forstkasse abgelöst. Fietling, Westernholz und Lindholz verschwanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Noch 1781 hatten Fietling (384 Morgen) und Westernholz (204 Morgen) die gleiche Größe von 1602. Der letzte Bestand des Fietling wurde um 1860 abgeholzt. Weitere Rodungen erfolgten. Das Gelände der heutigen Gaststätte ”Waldfrieden” war Hakeborner Privatbesitz und wurde 1919 gerodet. Nach dem I. Weltkrieg fielen das Egeln’sche Klosterholz (150 Morgen zwischen dem Großen und Kleinen Hakel) sowie das von Oppen’sche Holz im Kleinen Hakel der Axt zum Opfer. Die geschlagenen Eichen dienten zur Ableistung der Kriegsschulden gegenüber der Entente. In der gesamten historisch dokumentierten Zeit spielte die Eiche im Hakel eine besondere Rolle. Über das wertvolle Nutzholz des Hakel wird zum Beispiel aus dem Jahre 1843 berichtet: ”Den höchsten Reinertrag zieht der Staat aus den ganz mit Eichen bestandenen, ringsum von den fruchtbarsten aber ganz holzarmen Gebieten umgebenen Heteborner oder Hakelrevier von 5 500 Mrg. 13 R., indem dessen Reinertrag nach dem Etat pro 1839/41 zu 10,950 Thlr. incl. 1,017 ½ Thlr. Gold (etwas über 2 Thlr. pro Mrg.) veranschlagt ist, die wirkliche Einnahme sich aber bei den sehr gestiegenen Holzpreisen wohl noch höher belaufen mag.” Die Eichenwälder des Hakel wurden seit eh und je für die Waldweide genutzt. 1722 trieb die Gemeinde Heteborn ihre Schweine für 20 Taler zur Aufnahme der Sprengmast in den Hakel. Die Gemeinde besaß auch am Fietling und am Westernholz Hütungsrechte. Zum Schutz vor zu starker Behütung wurde als Bestandteil der Holz-, Mast- und Jagdordnung 1774 ein Rescript erlassen. Im Jahre 1788 kam es zum Eintrieb von 300 Stück Rindvieh aus umliegenden Orten. Noch 1808 wurden Regelungen zur Eichen- und Buchenmast in der Holz-, Mast- und Jagdordnung erlassen. Die Waldweide mit Rindern endete zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ist auch seit Mitte bis Ende des vorigen Jahrhunderts mit Schweinen nicht mehr üblich. Im Verlauf des 10. bis 12. Jahrhunderts hörten der Harz und die umliegenden Waldungen auf, königlicher Bannforst zu sein und gingen in die Hände des geistlichen oder weltlichen Fürstentums als Lehen über. Das Recht des Wildbanns, die Hohe Jagd, wurde Bischof Arnulph von Halberstadt mit einer Urkunde aus dem Jahre 997 durch Kaiser Otto III. unter anderem für die Wälder das Hakels verliehen. Über den Wildreichtum im Hakel informiert ein Streckenergebnis aus dem Jahre 1590. An drei Tagen wurden damals 185 wilde Schweine abgefangen. Bischof Heinrich Julius erließ 1589 ein Jagdedikt, in dem bekannt gemacht wurde, daß er ”in allen Gehägen in Sonderheit im Hakel, Hägesäulen errichtet habe, vor denen jedermann beim Jagen kehrt zu machen habe”. Eine weitere Jagdordnung wurde bereits 1603 erlassen. An diesen Aktivitäten ist die besondere Stellung der Jagd in der damaligen Zeit ablesbar. Durch die hohe Wilddichte wurde auch erheblicher Wildschaden verursacht. So wurde versucht, die Domherren durch Schenkung von Wild, so im Jahre 1604 von 14 wilden Schweinen, für die eingetretenen Schäden zu beschwichtigen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hörten die Hetzjagden auf, an ihre Stelle traten die Parforcejagden. Der Hakel eignete sich jedoch nicht für letztere. Über die Jahre 1648 bis 1945 gibt es zahlreiche Angaben zur Jagd und zu den Jagdstrecken in der Literatur. In den ersten Jahren nach 1945 waren die Jagdverhältnisse im Hakel, wie auch anderswo, völlig ungeordnet. Es wurde mit Waffen und Schlingen gewildert. Polizei-Jagdkommandos, Soldaten der sowjetischen Besatzungstruppen und Jäger aus dem Institut für Kulturpflanzenforschung führten die Jagd durch. Bereits in diesen schweren Jahren wurden von Hans Stubbe, dem damaligen Direktor des Instituts für Kulturpflanzenforschung Gatersleben, alle Anstrengungen unternommen, um den Hakel als forstbotanisches und forstzoologisches Forschungs- und geschlossenes Wildeinstands- und Jagdgebiet zu erhalten. 1956 wurde der Hakel Rehwild-Forschungsgebiet, 1962 wurde eine ”Verfügung über die Ordnung der Wildforschungsgebiete” erlassen. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 29.07.2019

Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt

Ein Kompendium der Biodiversität (2016) Herausgegeben vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt durch Dieter Frank und Peer Schnitter; ISBN 978-3-942062-17-6 Bezug beim Verlag Natur und Text GmbH unter http://www.naturundtext.de/shop/ Nutzungsrechte der Dateien und Fotos: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Die nachfolgenden PDF-Dateien sind nicht barrierefrei. Inhalt (53 KB) Gesamtdatei des Buches (47,4 MB) Algen (Cyanobacteria et Phycophyta) (766 KB) Armleuchteralgen (Characeae) (395 KB) Flechten (Lichenes) und flechtenbewohnende (lichenicole) Pilze (854 KB) Moose (Anthocerotophyta, Marchantiophyta, Bryophyta) (738 KB) Gefäßpflanzen (Tracheophyta: Lycopodiophytina, Pteridophytina, Spermatophytina) (2,3 MB) Schleimpilze (Myxomycetes) (533 KB) Großpilze (Ascomycota p..p., Basidiomycota p..p.) (1,8 MB) Phytoparasitische Kleinpilze (Ascomycota p..p., Basidiomycota p..p., Blastocladiomycota p..p., Chytri-diomycota p..p., Oomycota p..p., Cercozoa p..p.) (1,2 MB) Süßwassermedusen (Hydrozoa: Craspedacusta) (384 KB) Rundmäuler (Cyclostomata) und Fische (Pisces) (477 KB) Lurche (Amphibia) (413 KB) Kriechtiere (Reptilia) (424 KB) Vögel (Aves) (614 KB) Säugetiere (Mammalia) (542 KB) Egel (Hirudinea) (379 KB) Regenwürmer (Lumbricidae) (443 KB) Weichtiere (Mollusca) (503 KB) Kiemenfüßer (Anostraca) und ausgewählter Gruppen der Blattfüßer (Phyllopoda) (403 KB) Asseln (Isopoda) (384 KB) Flohkrebse (Malacostraca: Amphipoda) (443 KB) Zehnfüßige Krebse (Decapoda: Atyidae, Astacidae, Grapsidae) (388 KB) Tausendfüßer (Myriapoda: Diplopoda, Chilopoda) (483 KB) Weberknechte (Arachnida: Opiliones) (457 KB) Webspinnen (Arachnida: Araneae) (548 KB) Springschwänze (Collembola) (422 KB) Eintagsfliegen (Ephemeroptera) (496 KB) Libellen (Odonata) (545 KB) Steinfliegen (Plecoptera) (437 KB) Ohrwürmer (Dermaptera) (355 KB) Fangschrecken (Mantodea) und Schaben (Blattoptera) (361 KB) Heuschrecken (Orthoptera) (462 KB) Zikaden (Auchenorrhyncha) (474 KB) Wanzen (Heteroptera) (692 KB) Netzflügler i. w. S. (Neuropterida) (372 KB) Wasserbewohnende Käfer (Coleoptera aquatica) (533 KB) Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae et Carabidae) (655 KB) Nestkäfer (Coleoptera: Cholevidae) (373 KB) Pelzflohkäfer (Coleoptera: Leptinidae) (352 KB) Aaskäfer (Coleoptera: Silphidae) (395 KB) Kurzflügler (Coleoptera: Staphylinidae) (660 KB) Schröter (Coleoptera: Lucanidae) (413 KB) Erdkäfer, Mistkäfer und Blatthornkäfer (Coleoptera: Scarabaeoidea: Trogidae, Geotrupidae, Scarabaeidae) (462 KB) Prachtkäfer (Coleoptera: Buprestidae) (453 KB) Weichkäfer (Coleoptera: Cantharoidea: Drilidae, Lampyridae, Lycidae, Omalisidae) (404 KB) Buntkäfer (Coleoptera: Cleridae) (392 KB) Zipfelkäfer (Coleoptera: Malachiidae), Wollhaarkäfer (Coleoptera: Melyridae) und Doppelzahnwollhaarkäfer (Coleoptera: Phloiophilidae) (391 KB) Rindenglanzkäfer (Coleoptera: Monotomidae) (380 KB) Glattkäfer (Coleoptera: Phalacridae) (377 KB) Marienkäfer (Coleoptera: Coccinellidae) (420 KB) Ölkäfer (Coleoptera: Meloidae) (502 KB) Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidae) (529 KB) Blattkäfer (Coleoptera: Megalopodidae, Orsodacnidae et Chrysomelidae excl. Bruchinae) (464 KB) Breitmaulrüssler (Coleoptera: Anthribidae) (362 KB) Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionoidae) (557 KB) Wespen (Hymenoptera: Aculeata) (552 KB) Bienen (Hymenoptera: Aculeata: Apiformes) (576 KB) Köcherfliegen (Trichoptera) (455 KB) Schmetterlinge (Lepidoptera) (1,3 MB) Schnabelfliegen (Mecoptera) (347 KB) Flöhe (Siphonaptera) (426 KB) Stechmücken (Diptera: Culicidae) (439 KB) Kriebelmücken (Diptera: Simuliidae) (380 KB) Kammschnaken (Diptera: Tipulidae, Ctenophorinae) (355 KB) Raubfliegen (Diptera: Asilidae) (367 KB) Wollschweber (Diptera: Bombyliidae) (386 KB) Langbeinfliegen (Diptera: Dolichopodidae) (496 KB) Waffenfliegen (Diptera: Stratiomyidae) (381 KB) Ibisfliegen (Diptera: Athericidae) (341 KB) Bremsen (Diptera: Tabanidae) (411 KB) Stinkfliegen (Diptera: Coenomyidae) (345 KB) Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) (490 KB) Dickkopffliegen (Diptera: Conopidae) (374 KB) Stelzfliegen (Diptera: Micropezidae) (356 KB) Uferfliegen (Diptera: Ephydridae) (372 KB) Halmfliegen (Diptera: Chloropidae) (406 KB) Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) (477 KB) Fledermausfliegen (Diptera: Nycteribiidae) (405 KB) Lausfliegen (Diptera: Hippoboscidae) (474 KB) Letzte Aktualisierung: 24.11.2022

Rote Listen Sachsen-Anhalt 2004

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 2004 - Heft 39, ISSN 0941-7281 Die nachfolgenden PDF-Dateien sind nicht barrierefrei. Innentitel (13 KB) Inhalt und Vorwort (155 KB) S. 3 Die Roten Listen des Landes Sachsen-Anhalt​​​​​​​ (126 KB) S. 7 Biotoptypen (137 KB) S. 20 Algen (128 KB) S. 34 Flechten (133 KB) S. 43 Flechtengesellschaften (67 KB) S. 54 Moose (135 KB) S. 58 Moosgesellschaften (86 KB) S. 68 Großpilze (206 KB) S 74 Farn- und Blütenpflanzen (233 KB) S. 91 Farn- und Blütenpflanzengesellschaften (129 KB) S. 111 Tafelteil (1 MB) S. 123 Säugetiere (102 KB) S. 132 Vögel (108 KB) S. 138 Lurche und Kriechtiere (76 KB) S. 144 Fische und Rundmäuler (91 KB) S. 149 Weichtiere (95 KB) S. 155 Egel (75 KB) S. 161 Kiemenfüßer und ausgewählte Gruppen der Blattfüßer (73 KB) S. 165 Asseln (59 KB) S. 169 Flusskrebse (80 KB) S. 171 Hundertfüßer (67 KB) S. 175 Doppelfüßer (64 KB) S. 178 Springschwänze (52 KB) S. 181 Weberknechte (111 KB) S. 183 Webspinnen (104 KB) S. 190 Eintags- und Steinfliegen (156 KB) S. 198 Köcherfliegen (176 KB) S. 205 Libellen (91 KB) S. 212 Schaben (62 KB) S. 217 Ohrwürmer (60 KB) S. 220 Heuschrecken (92 KB) S. 223 Zikaden (119 KB) S. 228 Wanzen (136 KB) S. 237 Netzflügler i. w. S. (69 KB) S. 249 Laufkäfer (154 KB) S. 252 wasserbewohnende Käfer (108 KB) S. 264 Kurzflügler (155 KB) S. 272 Weichkäfer i. w. S. (82 KB) S. 287 Buntkäfer (72 KB) S. 291 Prachtkäfer (89 KB) S. 294 Bockkäfer (100 KB) S. 299 Schilfkäfer (63 KB) S. 305 Marienkäfer (68 KB) S. 308 Fellkäfer (56 KB) S. 311 Nestkäfer (53 KB) S. 313 Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer (69 KB) S. 315 Schnellkäfer (83 KB) S. 318 Mulm- und Holzglattkäfer (63 KB) S. 323 Ölkäfer (3 MB) S. 326 Schwarzkäfer (71 KB) S. 331 Blatthornkäfer (91 KB) S. 334 Schröter (76 KB) S. 339 Breitmaulrüssler (52 KB) S. 343 Rüsselkäfer (134 KB) S. 345 Wildbienen (134 KB) S. 356 Ameisen (63 KB) S: 366 Grabwespen (105 KB) S. 369 Wegwespen, Spinnenameisen, Keulen-, Dolch- und Rollwespen (93 KB) S. 376 Pflanzenwespen (84 KB) S. 382 Schnabelfliegen (50 KB) S. 387 Schmetterlinge (193 KB) S. 388 Schwebfliege (101 KB) S. 403 Langbeinfliegen (104 KB) S. 410 Dickkopffliegen (66 KB) S. 417 Halmfliegen (64 KB) S. 420 Raupenfliegen (69 KB) S. 423 Kriebelmücke (67 KB) S. 426 Impressum (16 KB) S. 429 Umschlag ​​​​​​​ (3 MB) Letzte Aktualisierung: 11.07.2019

Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) Saale-Unstrut-Triasland

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 1/2008 (Teil 1 und 2) ISSN 1619-4071 Die nachfolgenden PDF-Dateien sind nicht barrierefrei. Teil 1 Titel (1 MB) Inhaltsverzeichnis (142 KB) Abkürzungsverzeichnis (94 KB) Kapitel 1 Einführung (139 KB) Kapitel 2 Landschaftraum (419 KB) Kapitel 3 Lebensräume (3 MB) Kapitel 4 Pflanzen und Tiere Datenlage und Dokumentationsstand Bedeutsame Arten und Artgruppen (152 KB) Pilze, Flechten und Pflanzen Großpilze und Schleimpilze (Mycota et Myxomycetes) Flechten (Lichenes) Moose (Bryophyta) Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta) (2 MB) Tierarten Weichtiere (Gastropoda et Bivalvia) Asseln (Isopoda) Webspinnen (Araneae) Weberknechte (Opiliones) Doppelfüßler (Diplopoda) Hundertfüßer (Chilopoda) Springschwänze (Collembola) Eintagsfliegen (Ephemeroptera) Köcherfliegen (Trichoptera) Steinfliegen (Plecoptera) (1 MB) Libellen (Odonata) Ohrwürmer (Dermaptera) Schaben (Blattoptera) Heuschrecken (Ensifera et Caelifera) Zikaden (Auchenorrhyncha) Wildbienen (Hymenoptera: Apidae) Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) Wasserkäfer (aquatische Coleoptera) Kurzflügler (Staphylinidae) (2 MB) Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidea) Buntkäfer (Coleoptera: Cleridae) Prachtkäfer (Coleoptera: Buprestidae) Schröter (Coleoptera: Lucanidae) Rosenkäferartige (Coleoptera: Cetoniidae) Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionidae) Großschmetterlinge (Lepidoptera) Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) Fische und Rundmäuler (Osteichthyes et Cyclostomata) Lurche und Kriechtiere (Amphibia et Reptilia) Vögel (Aves) (2 MB) Säugetiere außer Fledermäuse (Mammalia excl. Chiroptera) Fledermäuse (Mammalia: Chiroptera) Weitere Arten und Artgruppen (2 MB) Teil 2 Titel (1 MB) Kapitel 5 Leitbild und Bewertung (469 KB) Kapitel 6 Nutzungen, Nutzungsansprüche und Konflikte (673 KB) Kapitel 7 Ziele, Anforderungen und Maßnahmen (1 MB) Kapitel 8 Bibliographie: Arten und Lebensräume im Landschaftsraum Saale-Unstrut-Triasland (406 KB) Kapitel 9 Anhang Gesamtverzeichnis der im Landschaftsraum Saale-Unstrut-Triasland nachgewiesenen Pilze, Flechten, Pflanzen- und Tierarten (1 MB) Farbtafeln Landschaft 1 (523 KB) Landschaft 2 (547 KB) Lebensräume und Pflanzen 1 (569 KB) Lebensräume und Pflanzen 2 (593 KB) Tiere 1 (557 KB) Tiere 2 (519 KB) Farbkarten Karte 1 (8 MB) "Biotop- und Nutzungstypen" Karte 2 (10 MB) "Landschaftsökologische Bewertung" Karte 3 (7 MB) "Schutzgebiete" Karte 4 (7 MB) "Ziele und Maßnahmen" Impressum (86 KB) Informationen zu den Karten Letzte Aktualisierung: 11.07.2019

Entdeckerheft - Bäume

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] eft für Familien freies Entdeckerh ichtungen und Bildungseinr Bäume Ein kosten Dieses Heft gehört: Kennst du mich? Ich bin Berna, ein Eichelbohrer. Ich begleite dich durch das Heft. für Bäume Bienen 1. Für uns ist es ganz selbstverständlich, dass es Bäume gibt. Aber überlege mal, was sie alles „für uns“ machen: CO2 speichern n Schmutz aus der Luft filtern Sauerstoff abgebe Welcher Baum ist es? 3. Ist dein Lieblingsbaum dabei? Was für ein Baum ist es? gefingert Schreibe dazu, was dir noch einfällt. Beim Forschen mit dem Heft wirst du noch mehr großartige Sachen erfahren. Auf geht‘s! aum pp e l Pa he uc 6 i sp i t z Rob inie gefiedert ......................................................................................................................... Besonderheiten / Merkmale: ........................................................................... ........................................................................................................................ Wanzen Auf dieser Webseite kannst du deinen Lieblingsbaum in eine Karte eintragen: s.rlp.de/baum Fichte he re s c Kiefer e Eb Nadeln Jed e Bau ma rt hat typische Blattränder. Warum hast du ihn ausgewählt? ................................................................... ......................................................................................................................... Kerbe auf der Rückseite eintragen Tanne ........................................................................................ Kastanie or n rk e Bi B elb Ap f In welcher Straße steht er? In welchem Park? An einer mar- kanten Kreuzung? de einfach Lieblingsbaum 2. Schau dich um, wähle aus: Welcher Baum interessiert dich besonders? Der Baum vor deinem Haus oder der mit den riesigen Blättern auf dem Schulhof? L in he buc ain e eid Ah H Wasser speichern w ........................................................................................................ Schatten spenden Hier steht er: .......................................................... Platane Anhand seiner Blätter oder Nadeln lässt sich ein Baum recht leicht bestimmen. Sal Ein gebuchtet gekerbt gezähnt gesägt glatt 4. Verbinde jeden Blattrand mit einem passenden Blatt. Rubbelbild: Lege ein Blatt unter ein Papier und male mit Wachsmalern oder Buntstiften darüber. Oder male ein Blatt mit Wasserfarben an und mache einen Abdruck. Du kannst auch Blätter verschiedener Bäume sammeln und zum Trocknen zwischen Papier legen. Beschwere sie mit Büchern und warte einige Tage. So kannst du eine Sammlung, ein „Herbarium“ anlegen. Was ist eigentlich ein Baum?Stabiles Holz 5. Verbinde die blauen mit den passenden rosafarbenen Kästchen.6. Aus einem dünnen, beweglichen Trieb wird im Laufe der Jahre ein fester, stabiler Stamm. Jedes Jahr wächst Borke außen ein Ring dazu. I ch Ei c li e b e he n! Ein B au m ist P fla n ze m ein e verholzte it ein em S ta mm, d er imme r dicker w ird. Der große Teil des Baums, der mit Blättern oder Nadeln ganz bedeckt ist. Hier leben viele Tiere und auch kleine Pflanzen. Er stützt den ganzen Baum und wird von einer Rinde geschützt. Er wird von Jahr zu Jahr dicker. Sie halten den Baum im Boden fest und versorgen ihn mit Wasser und Nährstoffen. Bast Am Äquator gibt es keine Jahreszeiten. Die Bäume dort haben keine Jahresringe! 7. Die R eines Baums besteht aus Borke und Bast. Die Borke schützt den Baum vor Verletzungen. Durch den Bast fließen die Baumsäfte. 8. Das Holz verschiedener Baumarten hat unterschiedliche Eigenschaften. Manche eignen sich besonders gut für Musikinstrumente, andere zum Korbflechten und wieder andere für besonders stabile Konstruktionen. Finde noch fünf weitere Verwendungen: Blätter In ihnen produziert der Baum seine Energie. Sie fangen auch Regenwasser und Staub aus der Luft. Frühstücksbrettche Nistkasten n Zweig Ast Papier Bleistift t Wurzeln Wenn es dem Baum gut geht, wächst er viel und ein dicker Jahresring entsteht. Male den dicksten Jahresring blau an. 10 Baumkrone Vom Stamm ausgehend wachsen sie in alle Richtungen. Auch sie werden im Laufe der Zeit dicker. 5 wachsende Schicht Steg Ruderboot An ihnen sitzen die Blätter oder Nadeln, Blüten und Früchte. Wurzel–Wachstum: Die Wurzeln eines Baums können wir nicht sehen, dabei sind sie manchmal größer als die Baumkrone. Sichtbare Wurzeln: Nimm eine Bohne und lege sie ein paar Stunden ins Wasser. Nimm ein hohes Trinkglas oder eine Vase und stopfe sie mit Watte, Servietten oder Küchenpapier aus. Bringe die Bohne in Position. Feucht halten und beobachten. Feuerholz Schmetterlinge Baumhöhe messen: Nimm einen Stift und halte ihn senkrecht vor einen Baum. Geh so weit vor oder zurück, bis der Stift genauso hoch erscheint wie der Baum. Drehe den Stift nun zur Seite. Wo endet der Stift? Merke dir diesen Punkt. Miss die Distanz vom gemerkten Punkt bis zum Baum mit großen Schritten (je etwa einen Meter): Anzahl der Schritte = Höhe des Baums (in Metern). Kraftwerk Baum Schwebfliegen 9. Blätter haben auf der Unterseite viele winzige Spalt-Öffnungen. Damit kann der Baum Gase aufnehmen, abgeben und Wasser verdunsten lassen. Nur mit dem Mikroskop kann man die Öffnungen sehen. Außerdem befinden sich in jedem Blatt ganz viele, noch viel kleinere „Minifabriken“. Sie enthalten das magische Blattgrün, es heißt Chlorophyll. en li c CO2 ht 10. Der Baum speichert das aufgenommene CO2 in seinem Holz. Dort bleibt es, bis der Baum stirbt und verwest oder verbrennt. In der Natur hat sich ein Gleichgewicht eingespielt: Ein Teil des CO2 ist gasförmig in der Luft, ein Teil in Pflanzen und „Pflanzen- Materialien“ gebunden. Kurzform für Kohlenstoffdioxid, ein Gas Sauer– stoff ein Gas, das Tiere und Menschen zum Leben brauchen. In den Minifabriken findet eine Verwandlung statt. Früher Seit rund 150 Jahren haben Menschen so viele Pflanzen und Pflanzen- materialien verbrannt, dass jetzt viel mehr CO2 gasförmig in der Luft ist. Das Gleichgewicht ist gekippt. Zeichne auf der Wippe ein: freies, gasförmiges CO2: in Pflanzen gebundenes CO2: CO2 Chlorophyll Sauer– stoff se r nn W as So CO2–Gleichgewicht Das Zucker (Energie) nennt man Photosynthese. Zu ck er umwandeln Erkläre, was passiert. Hilfswörter: CO2 aufnehmen Sauerstoff Sonne Energie Wasser 11. Gasförmiges CO2 wirkt in der Luft wie ein Treibhaus. Es wird immer wärmer auf der Erde. 4 Man nennt das K Heute W Pflanzen-Materialien = nennen wir alles, was aus Pflanzen entstanden ist, also etwa Humus oder Torf (Moorboden), aber ebenso Erdöl (aus Jahrmillionen alten Algen) und Kohle (aus Jahrmillionen altem Torf). abgeben Zucker Sauerstoff sichtbar machen: Stecke eine Wasserpflanze, etwa Was- serpest, in ein Glas mit Wasser. Kies, Sand oder Steine halten sie am Boden. Stelle das Glas in die Sonne. Schau dann nach kleinen Luft- bläschen. Sie sitzen an den Blättern und steigen nach oben. CO 2 aus Pflanzen-Materialien: Fülle etwa 2 Handvoll Gemüsereste und Küchenabfälle klein geschnitten in eine Flasche, dazu 3 Esslöffel nähr- stoffreiche Erde aus dem Garten, 250 ml warmes Wasser mit etwas Zu- cker und Gemüsebrühe. Puste einen Luftballon auf, lass die Luft wieder entweichen und stülpe ihn über die Flasche. Beobachte 1–2 Tage. Nährstoffkreislauf 12. In der Natur gibt es keinen Müll. Ein altes Blatt wird gefressen, zersetzt und verwest, bis nichts mehr davon übrig ist. Wirklich nichts? 13. Wer heißt wie? Verbinde. Laub r nd rk Tie ze rch e z en und Pil Ohrenkneifer Hundertfüßer Tausendfüßer Humus anz Springschw Ameise (frische, nährstoff- reiche Erde) Mistkäfer A ern ie nehmen d le in eln und zersetze st N ä hrstoffe a ie B äh lät ter. Frische n nt rz ste ht. Die Wu te lät B e .. . n e u rb am Baum. Im He f u f ... rs e to f f reiche Erde a l le de n Bo die Blätter auf den n. w ac h se n Der Baum zieht den grünen Farbstoff aus den Blättern, bevor sie herabfallen. Darum ändern sie ihre Farbe. S 9 Regenwurm cke Hain-Bänderschne Pilzgeflecht Bakterien Erdboden Bringe die Bilder in die richtige Reihenfolge. Schreibe die Zahlen 1–5 in die kleinen Kreise. Seifenblasen–Holz: Durch das Holz laufen viele Leitungsbahnen, um den Baum zu versorgen. Durch sie kannst du pusten! Verteile Wasser und Spülmittel auf einer Seite einer 5–10 cm dicken Holzscheibe. Puste von der anderen Seite in das Holz. Am besten geht es mit dem trockenen Holz eines Laubbaums. Tiere, Pilze und Bakterien zerkleinern und zersetzen Blätter und andere Pflanzen- reste. Sie werden zu nähr- stoffreicher, frischer Erde verwandelt, dem Humus. Krabbeltiere entdecken: Wen entdeckst du im Laub und un- ter Steinen? Schau dir die Tierchen mit einer Becherlupe oder einem leeren Marmeladeglas und einer Lupe genau an: Wie viele Beine haben sie? Ist es etwa ein Insekt mit sechs Beinen? In einem großen Glas mit etwas Erde und Laub kannst du die Tiere ein paar Tage beobachten.

Kapitel 77 Raupenfliegen Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 911–920 76 Bearbeitet von Joachim Ziegler (3. Fassung, Stand: August 2019) Einführung Die Raupenfliegen sind mit weltweit mehr als 8.500 validen Arten die umfangreichste Familie unter den Fliegen (Diptera: Brachycera). Für Deutschland wurden bisher die Nachweise von 514 Arten pub­ liziert (Tschorsnig & Ziegler 1998, Tschorsnig 2017, Ziegler 2016 und Ziegler et al. 2016) und aus dem Land Sachsen-Anhalt sind bereits 283 Arten bekannt (Ziegler 2016, Ziegler et al. 2016). Das entspricht 55 % aller aus Deutschland gemeldeten Raupenfliegen. Die Zahl der hier vorkommenden Arten dürfte real aber deutlich größer sein und wird sich bei weiterer Forschung auf über 300 erhöhen. Die Larven der Tachinidae entwickeln sich aus- schließlich als spezifische Parasitoide im Körper von Gliederfüßern (meist Insekten). Sie töten ihr Wirtstier am Ende ihrer eigenen Larvalentwicklung. Die häufigsten Wirte sind Schmetterlingsraupen, was den Fliegen die deutsche Bezeichnung Rau- penfliegen eintrug. Aber auch in Blattwespen- und Schnakenlarven sowie in den Larven oder Imagines von Käfern, Wanzen, Heuschrecken, Ohrwürmern und sogar Hundertfüßern entwickeln sich einige Arten. Außerhalb Mitteleuropas ist das Wirtsspekt- rum noch breiter. Die unterschiedlichen Strategien der Tachinidae zur Infestation ihrer Wirte stehen in engem Zusammenhang mit deren Lebenswei- se. Insekten, die von der Fliege nicht direkt belegt werden können, weil sie verborgen im Boden, Holz oder Pflanzenstängeln leben, können von einem speziell angepassten, beweglichen ersten Larven- stadium aktiv aufgesucht werden. Nachts fressende Insektenlarven, die sich am Tage verstecken, wie es einige Schmetterlingsraupen tun, lassen sich auch durch tagsüber an der Futterpflanze abgelegte win- zige Eier infestieren, die bei der Nahrungsaufnahme unbemerkt mit verschluckt werden. Generell ist die Anzahl der Eier bei den direkt wirtsbelegenden Arten geringer (etwa 100 –200 pro Weibchen) als bei den Eiablagen abseits vom Wirt (300 – 8.000). Von einem beträchtlichen Teil der Arten sind noch keine Wirte bekannt. Trotzdem gibt es unter den Tachini- dae wahrscheinlich nur wenige streng monophage Arten. Die Mehrzahl der Raupenfliegenarten gehört wohl zu den oligophagen Arten, die instinktiv einen begrenzten Wirtskreis bevorzugen, aber auch einige andere Wirte erfolgreich parasitieren können. Eine dritte kleine Gruppe bilden die polyphagen Arten, die z. B. aus vielen Schmetterlingsarten mit recht unterschiedlicher Biologie gezogen wurden. Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) Die Größe der Imagines ist sehr unterschiedlich (etwa 2–20 mm) und variiert, ähnlich wie bei an- deren Parasitoiden, auch intraspezifisch stark. Oft handelt es sich um mittelgroße tagaktive Fliegen mit schwarzer Grundfarbe, grauer Bereifung und starker Beborstung. Allerdings sind die Tachinidae in ihren morphologischen Merkmalen heterogener als viele andere Fliegenfamilien. Einige Arten ähneln Sarcophagidae, andere wiederum Muscidae, Rhino- phoridae oder den grünglänzenden Calliphoridae. Ebenso sind eine ganze Reihe Raupenfliegenarten mit ungewöhnlicher kugelförmiger, zylindrischer oder breit abgeflachter Körperform, mit dunkel ge- fleckten Flügeln oder mit auffällig rot, gelb oder me- tallisch gefärbten Körpern bekannt und besonders formenreich in der Unterfamilie Phasiinae zu finden, deren Arten in Wanzen parasitieren. Als Imagines nehmen manche Tachinidae nur Honigtau, Pflanzen- säfte oder Wasser auf. Andere bevorzugen Nektar und haben als eifrige Blütenbesucher durchaus auch Bedeutung als Bestäuber. Allerdings besitzen nur wenige Arten einen verlängerten Rüssel, so dass die meisten Raupenfliegen wegen ihrer kurzen Probo- scis auf Schirmblüten und andere Blumen mit leicht zugänglichen flachen Nektarien angewiesen sind. Blütenreiche und gut strukturierte Saumgesellschaf- ten sind deshalb auch für viele Tachinidae wichtig. Als Parasitoide nehmen die Raupenfliegen eine exponierte Stellung innerhalb des Beziehungsgefü- ges von natürlichen und naturnahen Ökosystemen ein. Aber auch in der Land- und Forstwirtschaft so- wie im Gartenbau können die Tachinidae eine wich- tige Rolle spielen und von Nutzen sein, indem sie die Populationen bekannter Schädlinge wie beispiels- weise Schwammspinner, Frostspanner, Erdeulen, Getreidewanzen, Kiefernspanner, Nonne, Kieferneu- le und Kiefernblattwespen erheblich reduzieren. Der Einsatz von Tachinidae bei der biologischen Bekämp- fung von eingeschleppten Insekten hat vor allem in Nordamerika und in der Karibik einen nennenswer- ten Umfang erreicht. Zur Erhaltung der Raupenflie- gen in der Kulturlandschaft tragen extensivierende Maßnahmen, wie Verzicht auf Pestizide, Förderung oder Schaffung von naturnahen Waldsäumen, He- cken und Ackerrandstreifen sowie Umwandlung von Monokulturforsten in standortgerechte Mischwäl- der, wesentlich bei. Die sehr spezifischen Parasitoide unter den Tachinidae sind besonders gefährdet, da ihre Existenz in hohem Maße von der Siedlungsdich- te ihrer Wirtspopulation abhängig ist. Sinkt diese unter ein kritisches Maß, können die Parasitoide aussterben, auch wenn sich die Wirtspopulation er- holen und weiterbestehen sollte. Für den Schutz der Raupenfliegen sind deshalb alle Maßnahmen, die 911 Raupenfliegen Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Raupenfliegen Sachsen-Anhalts. 0 Artenzahl (absolut) 1 Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0,4 R - - Gefährdungskategorie 1 2 9 7 3,2 2,5 3 28 9,9 Rote ListeGesamt 45 15,9283 Tab. 2: Änderungen in der Anzahl der Einstufungen in die Gefährdungskategorien im Vergleich der Roten Listen der Raupenfliegen Sachsen- Anhalts 2004 und 2020. Gefährdungskategorie 0 – Ausgestorben oder verschollen R – Extrem seltene Arten mit geographischer Restriktion 1 – Vom Aussterben bedroht 2 – Stark gefährdet 3 – Gefährdet Gesamt Rote Liste 2004 (AZ = 263) (absolut) (%) 1 0,4 Rote Liste 2020 (AZ = 283) (absolut) (%) 1 0,4 ---- 6 7 24 382,3 2,7 9,1 14,59 7 28 453,2 2,5 9,9 15,9 ihre Wirtsinsekten begünstigen, von Vorteil. Aus- führlichere Informationen zu den Tachinidae finden sich unter anderem bei Ziegler (2003). Datengrundlagen Für Sachsen-Anhalt ist die Datengrundlage besser als in vielen anderen Gebieten, da hier mit Victor von Röder (1841–1910) und Paul Stein (1852–1921) zwei Dipterologen bereits vor mehr als 100 Jahren umfangreiche Sammlungen zusammengetragen haben. Außerdem konnten in den vergangenen vier Jahrzehnten zahlreiche Untersuchungen durch den Autor vorgenommen werden und darüber hinaus gibt es einige kleinere Publikationen anderer Au- toren, die in der Arbeit von Ziegler (2016) im Detail aufgeführt und ausgewertet sind. Trotzdem ist die Datengrundlage unzureichend. Die Zuordnung zu den Gefährdungskategorien erfolgte deshalb nicht nur aufgrund der Nachweishäufigkeit und des Zeit- abstandes zum letzten Nachweis. Als mitentschei- dend für die Einstufung in der Roten Liste wurde die Bestandsentwicklung der jeweiligen Art im benach- barten Brandenburg und darüber hinaus in ganz Deutschland berücksichtigt. So werden nur relativ wenige eindeutig gefährdete Taxa herausgehoben. Die hier vorgelegte Rote Liste des Landes Sachsen- Anhalt enthält 45 Raupenfliegenarten. Es bestand leider kein Grund die Einstufungen der Tachinidae aus der vorangegangenen Roten Liste von Ziegler (2004) positiv zu verändern. Im Gegenteil, es konnte keine Einzige der in den Kategorien 0 bis 2 eingestuf- ten Raupenfliegenarten in den 15 Jahren zwischen der Veröffentlichung der Roten Liste 2004 und dieser aktuellen Überarbeitung in Sachsen-Anhalt gefun- den werden. Sieben Arten wurden neu eingefügt und Erycia furibunda von Kategorie 3 auf 1 hochge- stuft. Die Determination der Tachinidae erfolgte im Wesentlichen mit dem Bestimmungsschlüssel von Tschorsnig & Herting (1994). Die verwendete Nomen- klatur ist identisch mit der von Ziegler (2016). Bemerkungen zu ausgewählten Arten Nur eine der in der Roten Liste aufgeführten Arten ist mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich als „ausgestorben“ zu werten. Die übrigen gefährdeten Raupenfliegen sind seit Jahrzehnten nicht mehr gefunden worden oder in ihren gegenwärtigen Vorkommen rückläufig. Sie lassen sich grob in zwei ökologische Gruppen einordnen. Knapp 20 der hier aufgelisteten Arten sind stenotope Bewohner von xerothermen Offenlandstandorten. Aber fast eben- so viele gefährdete Tachinidae sind an Waldgebiete oder kühlfeuchtes Offenland gebunden. Die übrigen Raupenfliegen lassen sich nicht einordnen, da von ihrer Biologie zu wenig bekannt ist. Abb. 1: Bithia glirina (Rondani, 1861) wird sehr selten gefunden und ist am ehesten im Juli auf xerothermen Standorten mit Wolfsmilch, der Futterpflanze ihrer Wirte, zu beobachten. Die Imagines sind Blütenbesucher; im Bild ein Weibchen auf Schafgarbe (Körperlänge 7,5 mm). Abb. 2: In der artenreichen Gattung Panzeria haben sich zahlreiche ähnliche Arten entwickelt, die sich morphologisch manchmal nur durch den Bau des männlichen Postabdomens unterscheiden. Biologie und Verbreitung können aber sehr unterschiedlich sein. Panzeria intermedia (Zetterstedt, 1844) wurde in Sachsen-Anhalt über viele Jahrzehnte nicht mehr nachgewiesen. Auf dem Foto ein Männchen auf dem Blatt einer Schlüsselblume (Körperlänge 10 mm) (Fotos: J. Ziegler). 912 Raupenfliegen 1 2 913

Kapitel 22 Hunderfüßer Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 419–424 22 Bearbeitet von E. Norman Lindner, Karin Voigtländer und Peter Decker (2. Fassung, Stand: Januar 2019) Einführung Hundertfüßer (Chilopoda) sind räuberische, licht- scheue und feuchtigkeitsliebende Bewohner der Streu- schicht, des oberen Bodenhorizontes und der Spalträu- me unter Steinen und Rinde. Ihre Biomasse übersteigt oft die anderer epigäischer Räuber, wie Webspinnen (Araneae), Laufkäfer (Carabidae) und Weberknechte (Opiliones) erheblich, so dass ihr Einfluss auf die Beute- populationen von signifikant hohem Ausmaß ist und ihnen somit eine äußerst wichtige Rolle als Regulato- ren im Ökosystem zukommt. Mit ihrer fadenförmigen Gestalt sowie weiteren morphologischen und physiologischen Eigenschaften sind die Erdläufer (Geophilomorpha) besonders an das Leben in tieferen Bodenschichten und engen Boden- spalten angepasst. Steinläufer (Lithobiomorpha) be- siedeln hingegen bevorzugt die Streu und die lockere obere Bodenschicht. Die Laufaktivität spiegelt sich auch in den Fangzahlen aus Bodenfallen wieder, wo die laufaktiven, epigäischen Steinläufer klar dominieren. Chilopoden-Gemeinschaften werden in ihrer Art- zusammensetzung u. a. bestimmt durch die Feuchtig- keits-, Temperatur- und Lichtverhältnisse des Biotopes, die Humusform der organischen Auflage und des Ober- bodens, die Höhenlage sowie durch Störungsfaktoren, wie z. B. Überschwemmungen (Voigtländer 2005, 2009a). Obwohl die Rolle der Hundertfüßer im Ökosys- tem Boden unbestritten ist, blieben sie, wie fast alle Bodentiere, lange Zeit ohne Beachtung in den Roten Listen (s.a. Diplopoda in dieser Publikation). Einige Bundesländer erkannten die Notwendigkeit, auch die Bodentiere mit in ihre Erfassungs- und Monitoring- progamme zu integrieren, in Sachsen-Anhalt 1994 beginnend mit der Erfassung der Tierwelt gefährdeter Biotoptypen. Erste Rote Listen für die Hundertfüßer wurden für die Bundesländer Baden-Württemberg (Spelda 1998), Bayern (Spelda 2004) und Sachsen-An- halt (Voigtländer 2004), sowie aktuell auch für Ge- samtdeutschland (Decker et al. 2016) publiziert. Eine aktualisierte und verbesserte Datengrund- lage ermöglichte es, die Einstufungen von Voigtländer (2004) zu prüfen und entsprechend anzupassen. Datengrundlagen Wenn auch die myriapodologische Erforschung Sachsen-Anhalts voranschreitet, ist die Datenbasis im Gegensatz zu vielen traditionell in Roten Listen geführten Taxa immer noch gering und genaue Hundertfüßer (Chilopoda) Aussagen über Bestands- oder Arealveränderungen sind nach wie vor nur teilweise vor allem anhand der besiedelten Biotoptypen möglich. Dem wird bei der Gefährdungsanalyse verstärkt Rechnung getragen. Die erste und zugleich letzte Bearbeitung einer Roten Liste für die Hundertfüßer Sachsen-Anhalts liegt inzwischen 15 Jahre zurück (Voigtländer 2004). Seitdem erfolgten mehrere ökofaunistische Untersu- chungen zur Naturausstattung ausgewählter Gebiete des Landes sowie eine Aktualisierung der Gesamtar- tenliste (Voigtländer 2008, 2009b, 2015; Voigtländer & Lindner 2010, 2012; Voigtländer & Decker 2014, 2018). Der aktuellen Roten Liste ging eine erneute um- fangreiche Analyse der Bestandssituation der einzel- nen Arten voraus (Voigtländer 2016). Von den ins- gesamt 56 in Deutschland im Freiland etablierten Chilopoden-Arten (Decker et al. 2016) werden 33 Arten (= 59 %) für Sachsen-Anhalt gemeldet, womit der derzeitige Erfassungsgrad der Chilopoda als sehr gut einzuschätzen ist. Durch diese Veröffentlichung und die Einbeziehung weiterer bisher unveröffentlichter oder in Druck befindlicher Daten (Sammlung Lindner, Lindner 2019a, b) aus mehreren Projekten ergab sich eine sehr gute Basis für die Aktualisierung und Fort- schreibung der Roten Liste. Insgesamt wurden ca. 500 Standorte mit ca. 5.000 Einzelbeobachtungen berück- sichtigt. Ein Großteil des untersuchten Materials stamm- te bisher aus Bodenfallen, deren Selektivität bei vielen Arten zu Nachweisdefiziten führt (Gerlach et al. 2009a, b). Daher wurden in zunehmenden Maße Handaufsammlungen, Gesiebe- und Bodenproben durch die Autoren angewendet, so dass nun auch z. B. euedaphische oder an (toten) Baumstämmen leben- de oder wenig laufaktive Arten besser erfasst wurden. Die Zusammenstellung der Daten und Aus- wertung erfolgte mithilfe der bodenzoologischen Datenbank „Edaphobase“, GBIF Informationssystem für Taxonomie, Literatur und Ökologie (open access; www.edaphobase.org, Burkhardt et al. 2014), die vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz entwi- ckelt wurde und für die Myriapoden nahezu alle Lite- ratur- und Sammlungsangaben aus Gesamtdeutsch- land enthält. Der Hauptanteil des ausgewerteten Material be- findet sich in den Sammlungen des Senckenberg Mu- seums für Naturkunde Görlitz und in der Privatsamm- lung Lindner. Nur wenige Belege für Sachsen-Anhalt befinden sich in der Zoologischen Staatssammlung München und im Museum für Naturkunde Berlin. Bezüglich der Nomenklatur und der Bestim- mungswerke sei auf die Angaben in der Roten Liste und Gesamtartenliste Deutschlands verwiesen (Decker et al. 2016). 419 Hundertfüßer Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Hundertfüßer Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 1 - 1 3,0 - 3,0 Rote ListeGesamt 2 6,033 Kat. gesamtGesamt 3 9,033 3 - - Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Roten Liste. Kategorien Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) G - - Einstufungskriterien Die Definition der Gefährdungskategorien erfolgt nach Schnitter (2004). Zur Bewertung und Einstufung des Gefährdungsgrades der Arten wird neben deren Häufigkeit (Fundortzahlen) und der Verbreitung im Gebiet auch die Bindung an ihren Lebensraum mit herangezogen sowie die Flächenentwicklung bzw. der Gefährdungsstatus der bewohnten Habitate (siehe Schuboth & Peterson 2004) berücksichtigt. Für die Einschätzung der Bestandssituation erfolgt eine Einstufung in die Häufigkeitsklassen über die Anzahl der Vorkommen: es – 1– 4 Fundorte; ss – 5 –20 Fundorte, selten – 21–100 Fundorte, häufige bis sehr häufige Arten – > 100 Fundorte. In der Kategorie R werden extrem seltene Arten zusammengefasst, die nur wenige, aber stabile, räumlich getrennte Popula- tionen in Sachsen-Anhalt aufweisen. Bemerkungen zu ausgewählten Arten Die im Bundesland nur synanthrop vorkommenden Arten Haplophilus subterraneus (Shaw, 1794), Henia vesuviana (Newport, 1844) sowie Stenotaenia linearis (C. L. Koch, 1835) werden in der hier vorliegenden Roten Liste nicht berücksichtigt. Die Art Lithobius la- Abb. 1: Lithobius pelidnus ist eine der wenigen überwiegend an Bäumen lebenden Steinläufer-Arten (Foto: J. Spelda). 420 D 3 9,0 V - - pidicola Meinert, 1872, wird auch nicht bewertet, da die wenigen vorliegenden Exemplare morphologisch nicht sicher dieser Art zugeordnet werden können (Voigtländer 2016). Ordnung Lithobiomorpha Lamyctes africanus (Porath, 1871) und L. emarginatus (Newport, 1844) Im Rahmen von molekularen Untersuchungen im German Barcoding of Life Projekt wurde durch ein vermeintliches Exemplar von L. emarginatus aus Ger- wisch (nahe Magdeburg) erstmals die Art L. africanus für Deutschland nachgewiesen. Eine kritische Über- prüfung von Sammlungsmaterial von L. emarginatus ergab Nachweise von L. africanus an drei Standorten in Sachsen-Anhalt sowie weitere Funde aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen (Decker et al. 2017). Die vermutlich aus Australien eingeschleppte, partheno- genetische Art ist bereits auch aus mehreren europäi- schen Ländern bekannt. Es ist anzunehmen, dass sich diese Art – ähnlich wie L. emarginatus – in Sachsen- Anhalt etablieren wird und sich derzeit in Ausbrei- tung befindet. Da es sich bei beiden Arten jedoch um Neozoen handelt, werden sie in der Roten Liste nicht bewertet. Lithobius austriacus Verhoeff, 1937 Die nordwestliche Verbreitungsgrenze der in ihrer Habitatwahl variablen Art (Voigtländer 1994) reicht bis in den östlichen Landesteil hinein. Hier existieren zwei Nachweise in den Kiefernforsten der Dübener Heide, einer auf einem Sandtrockenrasen bei Zerbst und einer auf einer Streuobstwiese in der Elbaue nahe der Elstermündung. Das in der vorigen Fassung der Roten Liste erwähnte und vom aktuellen Ver- breitungsgebiet weit entfernte Vorkommen in den Altmarkplatten (Voigtländer 2004) basiert auf einer Fehldetermination. Wegen der nach wie vor geringen Anzahl an Nachweisen und der lokalen Verbreitung in Sachsen-Anhalt verbleibt die Art in der Gefährdungs- kategorie R. Hundertfüßer Lithobius curtipes C. L. Koch, 1847 Die Vermutung von Voigtländer (2004), dass diese in feuchten Habitaten vorkommende Art (z. B. in Au- und Bruchwäldern) über das ganze Bundesland verbreitet ist, konnte durch weitere Funde belegt werden. Diese neuen Nachweise erfolgten über- wiegend im Harzgebiet, wo die Art vor allem in den oberen Lagen häufig vertreten ist. Für das Tiefland hat sich die Datenlage dagegen nur leicht verbessert. In der Gesamtbetrachtung ist daher die Kategorie D für Sachsen-Anhalt (Voigtländer 2004) nicht mehr gerechtfertigt und die Art wird als ungefährdet ein- gestuft. Lithobius muticus C. L. Koch, 1847 Auch für L. muticus hat sich die Datenlage durch weitere Nachweise in verschiedenen Landesteilen verbessert. Die Art ist zwar immer noch selten, wurde aber mehr oder weniger im gesamten Ge- biet Sachsen-Anhalts nachgewiesen und kann in Deutschland als verbreitet und mäßig häufig bezeichnet werden. Sie wird daher in der aktuellen Fassung als ungefährdet bewertet. Lithobius nodulipes Latzel, 1880 Diese Art ist in Sachsen-Anhalt, wie in ihrem Gesamt- verbreitungsgebiet, submontan bis montan verbreitet (Harz, Huy, Kyffhäuser), wo sie regelmäßig und relativ häufig verschiedene Habitate besiedelt. Die aktuelle, verbesserte Nachweislage rechtfertigt die bisheri- ge Gefährdungskategorie R (Voigtländer 2004) nicht mehr. Die Art gilt in der aktuellen Fassung der Roten Liste als ungefährdet. Lithobius pelidnus Haase, 1880 Diese Art ist, auch nach einigen noch unveröffent- lichten Untersuchungen, besonders im oberen Harz verbreitet und häufig. Hier besiedelt sie bevorzugt Moore (Voigtländer 1999) und Fichtenwälder, wo sie zahlreich unter und auf der Rinde lebender wie auch abgestorbener Fichten zu finden ist (Lindner unveröff.). Außerhalb des Harzes wurde sie bisher nur selten gemeldet (z. B. Voigtländer & Decker 2014), was aber auch durch die bisher methodisch nur extrem seltene Erfassung von Rindenbewohnern durch Stammeklek- toren erklärt werden kann. Die Gefährdungskategorie R in der 1. Fassung (Voigtländer 2004) ist aufgrund der festgestellten größeren Häufigkeit der Art – zu- mindest im Harz – nicht mehr gerechtfertigt. Weil die Bestandssituation dieser Art in anderen Regionen des Landes Sachsen-Anhalt unbekannt ist, sind die vorliegenden Daten für eine Gefährdungsabschät- zung nicht ausreichend. L. pelidnus wird daher in der aktuellen Fassung in der Kategorie D geführt. Lithobius tenebrosus Meinert, 1872 Diese meist submontan in kühl-feuchten Habitaten vorkommende Art erreicht in Sachsen-Anhalt ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Es konnten in den letzten Jahren weitere Nachweise vor allem im Harz- gebiet, aber auch aus tieferen Lagen des Landes er- bracht werden. Die einzelnen Funde entlang der Elbe stehen dabei möglicherweise im Zusammenhang mit Verdriftung durch (Hoch)Wasser aus dem Elbsand- steingebirge, wie es auch für den Fund des Diplopo- den Leptoiulus trilobatus (Verhoeff, 1894) in der Wör- litzer Elbeniederung vermutet wird (Voigtländer 2016). Obwohl die Verbreitung von L. tenebrosus in Sachsen- Anhalt derzeit nur mit vereinzelt und spärlich charak- terisiert werden kann, zeigen die neueren Nachweise, dass diese Art als ungefährdet einzustufen und die Einordnung in die Kategorie R in der letzten Fassung (Voigtländer 2004) nicht mehr gerechtfertigt ist. Ordnung Geophilomorpha Geophilus carpophagus Leach, 1816 Die bislang nur von vier Standorten in Sachsen-An- halt bekannte Art ist in Deutschland zwar verbreitet, aber sehr selten. Die bundesweiten Funde stammen meist von wärmebegünstigten oder synanthropen Standorten, wie z. B. in oder an Häusern sowie an Allee- und Obstbäumen. Ihre Lebensweise an Bäumen trägt dazu bei, dass diese Art bisher so selten nachge- wiesen wurde. Für eine Gefährdungsbeurteilung sind die vorhandenen Daten nicht ausreichend und somit wird diese Art vorläufig in der Kategorie D geführt. Geophilus truncorum (Bergsøe & Meinert, 1866) Dieser Bewohner tieferer Lagen wurde in Sachsen-An- halt erstmals in den letzten Jahren an vier Standorten nachgewiesen. Da für diese Art zu wenige Daten vor- liegen, wird sie vorerst in die Kategorie D eingestuft. Hier dürfte wahrscheinlich ein Nachweisdefizit vor- liegen, da G. truncorum relativ klein ist (12–20 mm), nur selten mit Bodenfallen nachgewiesen wird und in Handaufsammlungen leicht übersehen werden kann. Die sehr ähnliche Mittelgebirgsart Geophilus ribauti Brölemann, 1908 (siehe Decker et al. 2015) wurde be- reits im Westharz gefunden (Lindner, unpubl.) und ist daher auch mit hoher Wahrscheinlichkeit im Ostharz für Sachsen-Anhalt zu erwarten. Pachymerium ferrugineum (C. L. Koch, 1835) Fünf neuere Nachweise dieser Art vor allem im Be- reich von Binnendünen entlang des Elbtales zeigen, dass sie auch in Sachsen-Anhalt etwas häufiger ist, als es die drei früheren Nachweise vermuten ließen. Die aktuellen Meldungen bestätigen auch die in der letzten Fassung der Roten Liste geäußerte Erwar- 421

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