Klimaparameter wie Lufttemperatur, Luftfeuchte, Schwülegefährdung und Windverhältnisse werden durch die in der Stadt vorhandenen Nutzungen, aber auch durch das Relief und die Vegetationsstrukturen nachhaltig verändert. Mit der Zonierung des Stadtgebietes in Bereiche unterschiedlich starker klimatischer Veränderungen soll ein zusammenfassender Beitrag zur Beschreibung der ökologischen Gesamtsituation geleistet werden. Im Zusammenwirken mit anderen Standortfaktoren wie z. B. den Nährstoff- und Feuchteverhältnissen des Bodens ist es möglich, spezifische, voneinander abgrenzbare Stadträume abzuleiten, denen bestimmte Pflanzen- und Tiergesellschaften zugeordnet werden können (vgl. Sukopp 1990). Für das Berliner Stadtgebiet liegen zahlreiche floristische und faunistische Untersuchungen vor, die den zum Teil prägenden Einfluss der klimatischen Standortbedingungen auf die Artenzusammensetzung deutlich machen: So liegt z.B. der spezifische Wert des Biotoptypes Moor im klimatisch unbeeinflussten Außenbereich vor allem in der sehr hohen Zahl seltener und gefährdeter subarktischer Arten, die hier als “Relikte der Späteiszeit” überdauern und unmittelbar an die extremen klimatischen Bedingungen mit sehr tiefen Temperaturminima über das gesamte Jahr und hohen Temperaturschwankungen gebunden sind (Arbeitsgruppe Artenschutzprogramm 1984). Auf der anderen Seite können auch städtische Klimabedingungen die Einwanderung bzw. Verbreitung von Arten begünstigen: Bestimmte Pflanzen wie der Götterbaum, die Robinie oder der Sommerflieder, zahlreiche Amphibien und Wirbellose finden im Bereich der städtischen Wärmeinsel einen geeigneten Lebensraum. Die klimatischen Charakteristika der Innenstadtbereiche wie Überwärmung, Schwülegefährdung und geringe Abkühlung können dagegen im Sommer für den Menschen eine hohe bioklimatische Belastung bedeuten. Die Umsetzung der Karteninhalte in planerische Hinweise aus klimatischer Sicht findet in der Klimafunktionskarte (Karte 04.07, SenStadt 2001d) ihren Niederschlag.
Erklärung zur Barrierefreiheit Kontakt zur Ansprechperson Landesbeauftragte für digitale Barrierefreiheit Mit der Zonierung des Stadtgebietes in Bereiche unterschiedlich starker klimatischer Veränderungen wird ein zusammenfassender Beitrag zur Beschreibung der ökologischen Gesamtsituation geleistet. Im Zusammenwirken mit anderen Standortfaktoren ist es möglich, Stadträume abzugrenzen, denen bestimmte Pflanzen- und Tiergesellschaften zugeordnet werden können. 04.05 Stadtklimatische Zonen Weitere Informationen
Flüsse Fließgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Neben ihren Funktionen in der Kulturlandschaft sind Bäche und Flüsse als Ökosysteme besonders interessant. Die ständige Bewegung und Veränderung durch das fließende Wasser schaffen Nischen für spezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Das Fließgewässernetz in Deutschland umfasst mehr als 500.000 Kilometer. Es gliedert sich in die sechs großen Stromsysteme Donau, Elbe, Ems, Oder, Rhein und Weser und in die Küstengebiete der Nord -und Ostsee. Die Stromsysteme sind durch verschiedene Kanäle miteinander verbunden. Der Rhein weist im Mittel den höchsten Abfluss auf. Am Pegel Rees an der Grenze zu den Niederlanden ist der Fluss über 700 Meter breit. Pro Sekunde strömen hier fast 3.000 Kubikmeter Wasser vorbei. Ein Fußballplatz würde bei dieser Wassermenge in nur 10 Sekunden 5 Meter hoch unter Wasser stehen. Flüsse und Bäche bieten mit ihren Auen eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Lebensräumen und beherbergen reichhaltige Pflanzen -und Tiergesellschaften. Unter natürlichen Bedingungen bilden Flüsse mit ihren Auen die artenreichsten Ökosysteme Mitteleuropas. Die Seiten des Umweltbundesamtes informieren über den Zustand der Flüsse , ihre Nutzungen und Belastungen , ihre Überwachung und Bewertung und Möglichkeiten ihren Zustand zu verbessern ( Blaues Band , Renaturierungsplattform ). Bach in den Alpen Quelle: Stephan Naumann / UBA Abgelagerte Sedimente an einer Bachmündung. Quelle: Stephan Naumann / UBA Nebel mit Wasserpflanzen und dicht bewachsenen Ufern Quelle: Stephan Naumann / UBA Kleiner Kanal in einem Erlenbruchwald im Spreewald Quelle: Stephan Naumann / UBA Warnow mit reichlich Totholz und Pfeilkraut im Durchbruchstal Quelle: Stephan Naumann / UBA Blick in Fließrichtung der Mulde in Dessau Quelle: Stephan Naumann / UBA Baumstämme im Unterwasser des Muldewehrs in Dessau Quelle: Stephan Naumann / UBA Uferbank im Unterlauf der Mulde oberhalb von Dessau Quelle: Stephan Naumann / UBA Der staugeregelte und schifffahrtlich genutzte Main bei Eddersheim Quelle: Stephan Naumann / UBA Die Mosel unterhalb der letzten Staustufe vor der Mündung in den Rhein Quelle: Stephan Naumann / UBA Sandstrände entlang der Elbe bei Niedrigwasser in Dessau Quelle: Stephan Naumann / UBA Hier finden Sie ein Text-Transkript des Videos im Sinne der Barrierefreiheit.
Infoportal des UBA zur Renaturierung von Fließgewässern Naturnahe Flüsse und Bäche reduzieren die Hochwassergefahr, steigern die Lebensqualität, bieten zahlreichen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und helfen beim Abbau umweltbelastender Stoffe, wie Abwasser oder Düngemittel. Das Informationsportal „Renaturierung von Fließgewässern“ des UBA gibt Tipps und Infos wie Renaturierungen umgesetzt werden können. Die Informationsplattform richtet sich insbesondere an potenzielle Maßnahmenträger von Gewässerrenaturierungen wie z. B. Städte und Gemeinden, Wasserwirtschaftsbehörden, Gewässerunterhaltungsverbände, Angelvereine oder Bürgerinitiativen. Insbesondere kleine und mittelgroße Flüsse und Bäche sind häufig im Eigentum der Städte und Gemeinden und müssen von ihnen unterhalten werden. Zudem haben die Kommunen die örtliche Planungshoheit (Raum- und Umweltplanung ) und spielen deshalb eine zentrale Rolle bei der Bewirtschaftung und nachhaltigen Entwicklung von Fließgewässern. Die Informationsplattform Renaturierung von Fließgewässern bietet Inhalte zu: Planung und Durchführung von Renaturierungen wie z. B. Flächenbereitstellung oder Finanzierung, Renaturierungsaspekten wie beispielsweise Naturschutz oder Hochwasserschutz, Projektbeispielen von Renaturierungen mit einer Fülle möglicher Einzelmaßnahmen. Intakte Fließgewässer sind komplexe, sehr artenreiche Ökosysteme. Sie beherbergen vielfältige Pflanzen- und Tiergemeinschaften und stellen auch für uns eine wichtige Lebensgrundlage dar. Sie versorgen uns beispielsweise mit Wasser und Nahrung. Andere Vorteile, die uns natürliche Flüsse und Bäche bringen, sind nicht so offensichtlich. So werden beispielsweise viele Stoffe im Gewässer und in der Gewässersohle abgebaut und Abwasser gereinigt. Wenn Flüsse fernab von Siedlungen über die Ufer treten können, werden Auen überflutet und Hochwasserwellen abgeschwächt. Naturnahe Auen speichern zudem Kohlenstoff und tragen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei. Renaturierungen helfen uns bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Naturnahe Gewässerabschnitte in Städten können das Stadtklima verbessern und das Wohnumfeld aufwerten.
ERHEBUNG UND BEWERTUNG DER GRUNDWASSERFAUNA SACHSEN-ANHALTS ABSCHLUSSBERICHT AUFTRAGGEBER:LANDESBETRIEB FÜR HOCHWASSERSCHUTZ UND WASSERWIRTSCHAFT SACHSEN-ANHALT VERGABENUMMER:09/511/02 AUFTRAGNEHMER:IGÖ – INSTITUT FÜR GRUNDWASSERÖKOLOGIE GbR Im Niederfeld 15 76829 Landau BEARBEITER:Dr. D. Matzke, Dr. A. Fuchs, Dipl.-Geogr. Sven Berkhoff, Dr. Jörg Bork, PD Dr. H. J. Hahn Dezember 2009 ERHEBUNG UND BEWERTUNG DER GRUNDWASSERFAUNA SACHSEN-ANHALTS ABSCHLUSSBERICHT ZUSAMMENFASSUNG Dem Grundwasser kommt als Ressource eine überragende Bedeutung zu. Die Grundwasser- qualität wird u. a. durch komplexe hydrologische Austauschprozesse beeinflusst. Insbesondere der direkte Kontakt von Oberflächengewässer zum Grundwasser ist eine potentielle Gefähr- dung für die Trinkwassergewinnung. Gleichzeitig ist das Grundwasser Lebensraum einer vielfältigen Fauna und Mikrobiologie. Bisherige Erfahrungen mit Grundwasserökosystemen zeigen, dass diese Lebensgemeinschaften in hohem Maße an die Bedingungen im Grundwas- ser angepasst sind und auf Änderungen rasch und eindeutig reagieren. Damit bieten sie ausge- zeichnete Perspektiven für die Bioindikation und zur Umweltbewertung. Deshalb gewinnt die Grundwasserökologie sowohl auf Bundes- wie auch auf Länderebene zunehmend an Bedeutung und leistet so einen wichtigen Beitrag bei der Umsetzung der WRRL, nicht zuletzt nach der Einführung der EU Grundwasserrichtlinie im Januar 2007. Für das Land Sachsen-Anhalt wurden im Jahre 2008 erstmalig orientierende Untersuchungen der Grundwasserbiozönosen in unbelasteten Grundwasserkörpern festgeschrieben, da zu deren Vorkommen, zur Verbreitung und biologischen Vielfalt bisher nur unzureichende Informa- tionen vorliegen. Im Jahre 2009 wurde die Beprobung ausgeweitet. Das Sonderuntersuchungsprogramm zur Erhebung und Bewertung der Grundwasser- fauna Sachsen-Anhalts dient vor allem dem Ziel, eine erste Übersicht über die Grundwasser- fauna für die jeweilige Bezugseinheit in Abhängigkeit von ihrer Geologie und Geochemie zu erarbeiten, um so die vorherrschenden Referenzbiozönosen schrittweise beschreibbar zu machen. Vor diesem Hintergrund bedeutet die Kenntnis und der Erhalt der Grundwasserlebens- gemeinschaften einen wichtigen Beitrag im Sinne des Ressourcen- und des vorsorgenden Trinkwasserschutzes. Sachsen-Anhalt gliedert sich hydrogeologisch in 13 Bezugseinheiten (und 77 Grundwasser- körper) von denen im Jahre 2008 sieben, 2009 dann alle 13 hydrogeologische Bezugseinheiten für die Untersuchung ausgewählt wurden. Aus den insgesamt 78 Messstellen (2008: 34, 2009: 44 und 7 Wiederholungsmessstellen) wurden mittels eines Netzsammlers insgesamt 131 faunistische Proben entnommen. Dabei konnten insgesamt 1.296 Tiere gefangen (2008: 505, 2009: 791 Tiere) und 29 Arten bestimmt werden (20 Crustacea, 1 Polychaeta, 9 Oligochaeta). Seitens des LHW wurden zusätzlich umfangreiche hydrochemische Daten zur Verfügung gestellt. Genau wie bei anderen grundwasserfaunistischen Studien dürfte auch in Sachsen-Anhalt die tatsächliche Zahl der Grundwasserarten wesentlich höher sein als die jeweilige Untersuchung erbracht hat. Grundsätzlich waren die Messstellen des norddeutschen Tieflandes als Folge der eiszeitlichen Überprägung und der niedrigen Sauerstoffversorgung – mit Ausnahme von zwei Messstellen – nur schwach besiedelt und artenärmer als die Messstellen der Mittelgebirge. Die Messstellen des Thüringer Beckens wiesen die höchsten Artenzahlen auf. In den Lockergesteinsleitern fanden sich deutliche Unterschiede der Artenzahlen zwischen der BZE „Niederterrassen“ und der der BZE „glazi-fluviatile Sande und Kiese“, die dem Hochgesta- IGÖ – Institut für Grundwasserökologie GbR 22.12.2009 i ERHEBUNG UND BEWERTUNG DER GRUNDWASSERFAUNA SACHSEN-ANHALTS ABSCHLUSSBERICHT de entspricht. Aufgrund der geringeren Kolmation und der besseren Sauerstoffversorgung waren die Messstellen des Hochgestades deutlich artenreicher besiedelt. Die hydrochemischen Daten des LHW und die während der faunistischen Beprobung aufge- nommenen abiotischen Parameter ließen keine Unterschiede zwischen verschiedenen Grund- wassertypen erkennen. So konnten mit Hilfe der Hydrochemie weder die Grundwasserleitertyp noch hydrogeologische Bezugseinheiten abgrenzt werden. Lediglich einige wenige Messstellen mit sehr hohen Nitrat- bzw. Salzkonzentrationen wurden aufgrund der anthropogenen Belas- tung von den anderen Messstellen abgegrenzt. Die Ergebnisse der faunistischen Beprobung wurden auf drei verschiedene räumliche Skalenni- veaus (biogeographische Ebene, landschaftliche Ebene, standörtliche Ebene) ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die Verteilungsmuster der Fauna eindeutig durch die Biogeographie beeinflusst wurden. So ließen sich die beiden Bioregionen „Norddeutsches Tiefland“ und „Zent- rale Mittelgebirge“ unterscheiden. Allerdings ergab die Auswertung der Faunadaten, dass dies Zuordnung für einige Gebiete nicht zutrifft. Deshalb wird für die sogenannten Stygoregionen eine etwas von den Bioregionen abweichende Einteilung empfohlen. Die Verhältnisse auf Landschaftsebene waren hingegen weniger klar. So konnten keine deutli- chen Zusammenhänge zwischen dem Aquifertyp bzw. den hydrogeologischen Bezugseinheiten und der Fauna festgestellt werden´. Dagegen wurden die Grundwasserkörpern zumindest teilweise von der Fauna reflektiert wurden, was sich allerdings auf deren Zugehörigtkeit zur jeweiligen Bioregion zurückführen ließ. Die naturräumlichen Haupteinheiten und verstärkt die Georegs, eine Kombination aus naturräumlicher Haupteinheit und Aquifertyp, wurden von den Grundwasserzoozönosen allerdings sehr gut wiedergegeben. Insgesamt spiegelte die multiva- riate Darstellung der Messstellen bzw. naturräumliche Haupteinheiten oder Georegs auf Basis der Fauna recht gut deren geographische Lage wider. Auf standörtlichem Skalenniveau konnte, wie schon in mehreren Studien aufgezeigt, erneut der hydrologische Austausch, insbesondere der Einfluss von Oberflächenwasser auf das Grund- wasser, als entscheidende Größe für die Zusammensetzung der Zoozönosen festgestellt werden. Die bisherigen Befunde entsprechen, sowohl inhaltlich als auch von den Aufgaben und Frage- stellungen, den in anderen Bundesländern beobachteten Verhältnissen. Allerdings wurde die Auswertung durch die bei einer flächenhaften Beprobung geringe Anzahl von Messstellen in Verbindung mit den sehr heterogenen Standorten erschwert. Es ist davon auszugehen, dass bei zukünftigen Untersuchungen eine größere Anzahl von Messstellen oder aber die Fokussie- rung auf kleinere räumliche Einheiten die Befunde deutlich klarer darstellen können. Für Sachen-Anhalt ergeben sich damit ähnliche Anwendungsmöglichkeiten grundwasseröko- logischer Forschung, wie sie schon für andere Regionen bekannt sind. Der Bericht schließt deshalb mit Handlungsempfehlungen für das Bundesland Sachen-Anhalt. IGÖ – Institut für Grundwasserökologie GbR 22.12.2009 ii
Moore sind raue, karge und unzugängliche Landschaften, nicht Wasser und nicht Land. Niedermoore sind nährstoffreich und bilden sich auf stauendem Untergrund durch das Verlanden stehender Gewässer und im Überschwemmungsbereich von Wasserläufen. Hochmoore entstehen dagegen oberhalb des Grundwassereinflusses und werden nur durch nährstoffarmes Regenwasser gespeist. . Was ist ein Hochmoor? Was ist ein Hochmoor? Hochmoore sind naturgemäß größtenteils baumfreie, ebene Hochflächen, die kleinflächig im Gelände durch erhabene Bulten und tiefer gelegene Schlenken gegliedert sind. Vereinzelt kommen im Zentrum auch natürliche kleine Seen, sog. Kolke vor. Am Rand und im Bereich der natürlichen Wasserflächen finden sich Gehölze sowie Nährstoff und Wechselfeuchte anzeigender Bewuchs, z. B. Pfeifengras. Von einem Moor spricht man aus geologisch-bodenkundlicher Sicht ab einer Mächtigkeit des Torfes von 30 cm und einem Anteil von 30 % organischer Substanz in der Trockenmasse. Die geobotanische Moordefinition dagegen bezieht sich eher auf das Vorkommen moortypischer Vegetation. Intakte Hochmoore bestehen zu 90 % aus Wasser, das sauerstoffarm und sehr sauer ist. Sie sind ausschließlich auf Niederschlagswasser mit den darin enthaltenen Nährstoffen angewiesen und werden deshalb auch als Regenmoore bezeichnet. Regenmoore Ein kontinuierlicher Wasserüberschuss ist Voraussetzung für das Hochmoorwachstum: Die Menge des Niederschlags muss den Wasserverlust durch Abfluss und Verdunstung übersteigen. Torfmoose (Sphagnum-Arten), sind ohne Wurzeln in der Lage, die wenigen verfügbaren Nährstoffe über ihre Blätter zum Wachsen aufzunehmen. Im unteren Bereich sterben sie durch zunehmenden Lichtabschluss ab. Die abgestorbenen Pflanzenteile der Moose werden durch die anaeroben Bedingungen nicht abgebaut, binden so den Kohlenstoff und bilden Torf. Diese Torfbildung beträgt durchschnittlich etwa nur 1 mm Wachstum pro Jahr und bewirkt langfristig die typische uhrglasförmige Wölbung von Hochmooren. Torfbildung Der Aufbau eines Hochmoores besteht aus verschiedenen Schichten. Je älter und tieferliegend eine Schicht ist, desto stärker ist der Zersetzungsgrad. Die Torfschichten werden unterschieden in älteren, stark zersetzten Schwarztorf und jüngeren Weißtorf mit einem schwächeren Zersetzungsgrad. Aufbau eines Hochmoores Schwarztorf Weißtorf Entstehung eines Hochmoors Entstehung eines Hochmoors Die Bildung eines typischen Hochmoores ist ein sehr langsamer Prozess, der Jahrhunderte bis Jahrtausende dauert. Die Entstehung von Hochmooren im Norddeutschen Tiefland begann vor ca. 3.000 Jahren. Die Eiszeiten haben die Voraussetzungen hierfür geschaffen: Durch die eiszeitliche Modellierung der Erdoberfläche sind flache Seen und Senken auf undurchlässigen Böden entstanden. Hier haben sich Schlamm und nicht vollständig zersetzte Pflanzenreste (sog. Mudden ) sammeln können. Mit diesem Verlandungsprozess während der Jungsteinzeit entstanden auf dem sumpfigen Untergrund Bruchwälder aus Kiefern, Erlen und Birken. Die hierbei anfallenden Pflanzenreste wie Zapfen, Samen, Blätter und Holzteile bilden Bruchwaldtorf und sind auf Hochmoorstandorten bis heute erhalten. Eiszeiten Seen und Senken Mudden Bruchwaldtorf Torfmoose und Moosbeere (Foto: S. Brosch) Schlenken Bulten Bedeutung und Funktionen Bedeutung und Funktionen Moore sind Reste einer Urlandschaft und als naturnaher Landschaftstyp in der heute dicht besiedelten Kulturlandschaft einmalig. Wie Schwämme liegen Hochmoore erhaben in der Landschaft und bieten zu allen Jahreszeiten beeindruckende Naturerlebnisse. Reste einer Urlandschaft Für viele Pflanzen- und Tierarten sind Hochmoore als Feuchtbiotop und Rückzugsraum nicht ersetzbar. Bestimmte Tierartengruppen fehlen dagegen gänzlich, wie Schnecken, Muscheln oder Fische. Durch das nasse, nährstoffarme und saure Milieu ist eine Biozönose mit eng voneinander abhängigen Pflanzen- und Tiergemeinschaften entstanden. Zu den hochspezialisierten Arten zählen zahlreiche besonders gefährdete und schützenwerte. Bereits die Namensgebung weist bei einigen auf die Bindung an den Lebensraum hin: Moorlilie (Narthecium ossifragum), Moorfrosch (Rana arvalis) oder Hochmoor-Bläuling (Plebejus optilete). Pflanzen- und Tierarten Moosbeeren auf Bulten (Foto: C. Stahl) Die Nahrungsgewohnheiten der Larve des Hochmoor-Perlmutterfalters (Boloria aquilonaris) verdeutlichen die Abhängigkeit. Sie kann sich nur auf der Gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) als Charakterart der Regenmoore entwickeln. Hochmoor-Perlmutterfalters Rundblättriger Sonnentau (Foto: S. Brosch) Der Sonnentau hat als Vertreter der Pflanzenwelt eine ausgefeilte Technik als fleischfressende Pflanze entwickelt. Um ausreichend Nährstoffe zu bekommen, fängt er mit seinen klebrigen Blättern Insekten und verdaut diese. Als Libelle legt die Hochmoor-Mosaikjungfer ihre Eier an flutenden Torfmoosen und anderen Pflanzenteilen in Schlenken und Kolken ab. Im sauren, nährstoffarmen Wasser ist für die Larven nur wenig Futter (Milben, Flöhe) vorhanden, so dass die Entwicklung zum erwachsenen Tier zwei bis drei Jahre dauern kann. fleischfressende Pflanze Hochmoor-Mosaikjungfer Hochmoore sind eigentlich arm an Säugetieren. Sie bieten aber gegenüber der intensiv genutzten Kulturlandschaft als Ersatzfunktion auch Rückzugsraum für Arten, die nicht unbedingt an Hochmoorverhältnisse gebunden sind. Auch bodenbrütende Vögel, wie die stark gefährdete Feuchtgrünlandart Bekassine (Gallinago gallinago), finden hier gute Bedingungen. Naturnahe Moore stabilisieren den Landschaftswasserhaushalt. Bei Extremregen wirken sie regulierend auf den Abfluss. Damit haben sie mit Blick auf den Gewässerschutz Einfluss auf Hochwasser und Erosion. Gleichzeitig halten sie im Wasser gelöste Stoffe zurück und dienen so als Puffer und Filter. Gewässerschutz Intakte Moore speichern Kohlenstoff, da sie während des Wachstums Kohlendioxyd (CO 2 ) aufnehmen und im Torf langfristig binden. Als Senken für klimarelevantes Gas sind sie natürliche Klimaschützer . natürliche Klimaschützer Aufgrund ihrer vor Jahrtausenden begonnenen Entstehung, der konservierenden Verhältnisse und ihrer Schichtbeständigkeit sind Moore auch natur- und kulturhistorische Archive . Aus Mooren ablesbare Vegetationsentwicklungen (Pollendiagramm) und eingelagerte Tier- und Pflanzenkörper ermöglichen eine weit bis in die Vergangenheit zurückreichende Rekonstruktion unserer Umwelt. natur- und kulturhistorische Archive Nutzungsgeschichte Nutzungsgeschichte Ursprüngliche Hochmoore galten für Menschen lange als Ödland und lebensfeindliche, gefährliche Landschaften. Um die Moorflächen für landwirtschaftliche Zwecke, zur Brennstoffgewinnung (Schwarztorf) oder als Substratlieferant im Gartenbau (z. B. Blumenerde aus Weißtorf) zu erschließen und nutzbar zu machen, wurden sie stark entwässert. Durch die Entwässerung stellen Torfmoose ihr Wachstum ein und zurück bleiben mächtige Torflagerstätten, die mit bäuerlichen Handtorfstichen und in etlichen Gebieten auch in großem Stil industriell abgebaut wurden. Zur Kultivierung für die landwirtschaftliche Nutzung (Ackerbau und Grünland) wurde zudem entwässert und gepflügt sowie unterliegender Sand, Dünger und Kalk eingebracht. . Situation heute Situation heute Annähernd 95 % aller deutschen Moore gelten als geschädigt. Bis in die 1970er Jahre wurde die Kultivierung der Moore vorangetrieben und hat in Niedersachsen fast zu ihrem Verschwinden geführt. Hoch- und Niedermoore haben hier noch einen Anteil von ca. 9 % der Landesfläche. Gleichzeitig liegen fast 70 % der deutschen Hochmoorvorkommen in Niedersachsen. Hochmoore reagieren empfindlich auf Veränderungen. Insbesondere Entwässerung und Nährstoffanreicherung haben weitreichende Folgen: Die oben skizzierten ökosystemaren Funktionen für Naturschutz und Biodiversität, Wasserhaushalt und -qualität sowie für den Klimaschutz gehen dadurch verloren. Entwässerung Nährstoffanreicherung Zielsetzung für die Wiederherstellung
Regenwürmer (Lumbricidae) Checkliste Elisabeth Neubert Einführung Die Familie der Regenwürmer (Lumbricidae) gehört zur Ordnung der Wenigborster (Oligochaeta) und in- nerhalb des Stammes der Ringelwürmer (Annelida) zur Klasse der Gürtelwürmer (Clitellata). In Europa leben etwa 400 und weltweit etwa 3.000 Regenwurmarten. Für Deutschland sind derzeit ca. 46 Arten bekannt, in Sachsen-Anhalt wurden aus elf Gattungen 21 Arten nachgewiesen. Regenwürmer werden in der gemäßigten Zone hin-sichtlich ihrer Leistungen für Dekomposition und Bodenstruktur als wichtigste Tiergruppe betrachtet. Sie sind an ihre Umwelt morphologisch und physiolo- gisch hoch angepasst, wichtige Glieder des Nährstoff- kreislaufes im Boden und Indikatororganismen für die gesamte Bodenfauna. Das ökologische Verhalten der Regenwürmer ist sehr vielfältig. Es lässt sich in drei Le- bensformtypen gliedern (Tab. 16.1). Regenwürmer erfüllen wichtige Funktionen im Le- bensraum. Sie zerkleinern die tote organische Substanz und beschleunigen somit den Abbau und den Umsatz von Stoffen im Ökosystem. Durch die Einarbeitung der organischen Substanz wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht, gleichzeitig wird das Bodengefüge aufgelockert (Wohnröhren), was die Durchwurzelbarkeit fördert. Auch die Wasserinfiltrationsrate wird durch das Röh- rensystem gesteigert, wodurch Bodenerosion vermin- dert wird. Die Bildung von organomineralischen Ver- bindungen im Darmtrakt der Regenwürmer erhöht die Stabilität von Böden. Nicht zuletzt sind Regenwürmer eine Nahrungsressource. Tab. 16.1: Lebensformtypen von Regenwürmern (nach Bouché 1977). epigäisch Streubewohner klein bis mittel ganzer Körper stark pigmentiert Streuauflage und unter Rinde anecisch Tiefengräber Größe groß Habitus vorn pigmentiert Lebensraum Oberfläche bis mehr als 1m Tiefe Grabtätigkeit Gänge oberflächlich oder fehlend vertikale, permanente Gänge Nahrung Streu auf Bodenoberfläche Streu (wird in Gänge gezo- gen) Übliche Zuord- Lumbricus rubellus Lumbricus terrestris nung von Arten Lumbricus castaneus Aporrectodea longa Dendrobaena spp. Lumbricus terrestris ist als Tauwurm bekannt, ein anecischer Tiefengräber. Amsdorf, 2012, Foto: E. Neubert. 558 endogäisch Horizontale Gräber mittel ohne Pigmentierung Mineralboden (in 10–15 cm Tiefe), besonders in Wurzelnähe horizontale, nicht dauerhafte Gänge Mineralboden, bevorzugt Material mit reicher organischer Substanz Aporrectodea rosea Aporrectodea caliginosa Allolobophora chlorotica Octolasion spp. Für Regenwürmer ist das Nahrungsangebot auf allen Standorten limitierender Faktor neben der engen Wech- selbeziehung mit den im Lebensraum herrschenden Umweltverhältnissen, insbesondere dem Humus- und Feuchtigkeitsgehalt, der Art, Struktur und Temperatur des Bodens sowie der Bodenreaktion (pH-Wert). Auf- grund der Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse konzentrieren sich die Aktivitätsphasen der Regenwür- mer auf die Frühlings- und Herbstmonate. Ungüns- tigen Witterungsbedingungen weichen sie zunächst dadurch aus, dass sie sich in tiefere Bodenschichten zurückziehen. Wenn die Bedingungen (Trockenheit, Kälte) zu extrem werden, fallen Regenwürmer in einen Starrezustand (Diapause), bei dem die Lebensfunktio- nen stark reduziert werden. Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Zu den natürlichen Feinden der Regenwürmer gehö- ren Maulwürfe, Spitzmäuse, Vögel, Amphibien, Reptili- en und verschiedene Insekten. Da die Regenwürmer eine lange Lebensdauer (ab- hängig von ihrer Lebensweise ein bis ca. acht Jahre) haben, können sie vorhandene Umweltbelastungen über mehrere Jahre akkumulieren und gelten somit als gute Bioindikatoren (Tischer 2009, 2010). In Sachsen-Anhalt wurde seit 1994 ein Boden-Dau- erbeobachtungssystem mit 70 Untersuchungsflächen (BDF; Größe ca. 50 m × 50 m) aufgebaut. Diese BDF repräsentieren für das Bundesland typische Kombinatio- nen von bodenkundlich-geologischen Standortverhält- nissen, typischen klimatischen Verhältnissen, Bodennut- zungen und Bodenbelastungen. Sie werden physikalisch, chemisch und biologisch unter ihrer jeweils aktuellen Nutzung untersucht. Die bodenzoologischen Untersuchungen haben das Ziel, anhand der Regenwürmer Aussagen über die Ent- wicklung bodengebundener Zoozönosen (Abundanz, Artenspektrum, Dominanzstruktur) zu gewinnen und Rückschlüsse auf veränderte Umwelt- und Bewirtschaf- tungseinflüsse (Immissionen, Pflanzenschutzmittel, Bo- denbearbeitung) auf Böden zu ziehen. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Die Bestimmung der Regenwürmer bis auf das Artni- veau erfolgt mit Hilfe der einschlägigen Bestimmungsli- teratur (Graff 1953, Zicsi 1965, Csuzdi & Zicsi 2003, Sims & Gerard 1999). Die Nomenklatur richtet sich vorrangig nach der Checkliste der Regenwürmer Un- garns (Csuzdi & Zicsi 2003) wobei auch Sims & Gerard (1999) herangezogen wurde. Von Tischer (1994–2005) und Neubert (2004–2013) wurden im Rahmen dieser Arbeiten 21 Regenwurmarten für Sachsen-Anhalt nach- gewiesen. Am häufigsten kommen die Arten Aporrectodea ca- liginosa, A. rosea, Allolobophora chlorotica und Lumbri- cus terrestris vor. Es sind die Arten mit der größten An- passungsfähigkeit an die Standortbedingungen, wobei das häufige Vorkommen von A. chlorotica auf die kur- ze Entwicklungsdauer und Vermehrungsquote und das damit teilweise massenhafte Auftreten dieser Art zurückzuführen ist. Die meisten Regenwurmarten be- vorzugen neutrale bis schwach alkalische Böden. Auf sauren Waldstandorten finden sich die als acidotolerant geltenden Arten Dendrobaena octaedra und Lumbricus rubellus. Octolasion tyrtaeum ein endogäisch lebender Regenwurm, der in nahezu allen Bodenarten vorkommt. Ziegelroda, 2011, Foto: E. Neubert. 559 Allolobophora chlorotica ist häufig in Ackerböden mit guter Was- serversorgung anzutreffen. Brücken, 2008, Foto: E. Neubert. Für Aussagen zur Bestandsentwicklung ist der bis- herige Untersuchungszeitraum zu kurz. Eine Rote Liste für die Regenwürmer Deutschlands wurde im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz erarbeitet. Keine der Regenwurmarten ist besonders gesetzlich geschützt. Literatur Bouché, M. B. (1977): Strategies lombriciennes. – In: Lohm, U. & Persson, T. (Eds.): Soil organisms as com- ponents of ecosystems. – Ecol. bull. (Stockholm) 25: 122–132. Csuzdi, C. & Zicsi, A. (2003): Earthworms of Hungary (Annelida: Oligochaeta, Lumbricidae). – Pedozoo- logica Hungarica 1, Hungarian Natural History Mu- seum & Systematic Zoology Research Group of the Hungarian Academy of Science, Budapest, 271 S. Graff, O. (1953): Die Regenwürmer Deutschlands. Ein Bilderatlas für Bauern, Gärtner, Forstwirte und Bo- denkundler. – Schaper, Hannover, 81 S. Neubert, E. (2004–2013) Ergebnisberichte: Lumbrici- denuntersuchungen auf ausgewählten Boden-Dauer- beobachtungsflächen (BDF) in Sachsen-Anhalt. – Lan- desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle. Sims, R. W. & Gerard, B. M. (1999): Earthworms. – Sy- nopsis of the British Fauna (New Series) 31 (revised). Published for The Linnean Society of London and The Estuarine and Coastal Sciences Association by Field Studies Council, Shrewsbury, 169 S. Tischer, S. (1994–2005): Ergebnisberichte: Huminstoff- und Lumbricidenuntersuchungen an ausgewählten Bodendauerbeobachtungsflächen im Land Sachsen- Anhalt. – Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaf- ten, Halle. Tischer, S. (2009): Lumbriciden als Akkumulations- Bioindikatoren für Schwermetallbelastungen in Bö- den. – Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft (Berlin, Heidelberg u.a.) 69 (10): 401–406. Tischer, S. (2010): Lumbriciden als Bioindikatoren für Standorteigenschaften. – Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft (Berlin, Heidelberg u.a.) 70 (4): 124–128. Zicsi, A. (1965): Die Lumbriciden Oberösterreichs und Österreichs unter Zugrundelegung der Sammlung von Karl Wesselys mit besonderer Berücksichtigung des Linzer Raumes. – Naturkundl. Station Stadt Linz/ Austria. Anschrift der Verfasserin Elisabeth Neubert Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Reilstraße 72 06114 Halle (Saale) E-Mail: Elisabeth.Neubert@lau.mlu.sachsen-anhalt.de Tab. 16.2: Checkliste der Regenwürmer in Sachsen-Anhalt Zusätzliche Abkürzung: Nachweis N & T von Neubert und Tischer im Rahmen der Untersuchungen auf Boden-Dauerbeobachtungsflächen ge- funden und bestimmt Art Allolobophora chlorotica Savigny, 1826 Allolobophoridella eiseni (Levinsen, 1884) Aporrectodea caliginosa (Savigny, 1826) incl. Aporrectodea nocturna (Evans 1946) Aporrectodea limicola (Michaelsen, 1890) Aporrectodea longa (Ude, 1885) Aporrectodea rosea (Savigny, 1826) Dendrobaena octaedra (Savigny, 1826) Dendrobaena pygmaea (Savigny, 1826) Dendrodrilus rubidus (Savigny, 1826) 560 Nachweis Synonym N&T det. Neubert Lumbricus eiseni Levinsen, 1884; Allolobophora eiseni (Levinsen, 1884) N&T det. Tischer N&T N&T N&T det. Tischer N&T
Ökologisches Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt Planung von Biotopverbundsystemen (Textauszug aus dem Pilotprojekt „Planung von Biotopverbundsystemen im Saalkreis und in der kreisfreien Stadt Halle/Saale“) Auftraggeber: Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt PF 3769 39012 Magdeburg Nr. Seite Biotopverbundsysteme als Landesaufgabe ..................................................1 1.Problemstellung ...........................................................................................................1 2.Auftrag zur Weiterentwicklung von Biotopverbundsystemen ................................. Tabelle 1: Bestandsgefährdete Tier- und Pflanzenarten Sachsen-Anhalts Nach Artengruppen (Auswahl) Zielstellung ....................................................................................................................2 2 Die Planung von überörtlichen Biotopverbundsystemen ......................................... Methodischer Ansatz der überörtlichen Biotopverbundplanung....................................... Räumliche Ordnung und Funktionen des Biotopverbundsystems................................... Hierarchische Ordnung, Benennung und Darstellung...................................................... Überregional bedeutsame Biotopverbundeinheiten ........................................................ Regional bedeutsame Biotopverbundeinheiten .............................................................. Örtlich bedeutsame Biotopverbundeinheiten................................................................... Biotopverbundflächen - Bausteine der Biotopverbundsysteme....................................... Kernflächen in Biotopverbundflächen.............................................................................. Entwicklungsflächen in Biotopverbundflächen................................................................. Beschreibungen der Biotopverbundflächen..................................................................... Grundlagen für die überörtliche Biotopverbundplanung .................................................. Fachliche Grundlagen der Naturschutzverwaltung.......................................................... Selektive Biotopkartierung .............................................................................................. Luftbildgestützte Biotop- und Nutzungstypenkartierung .................................................. Besondere Schutzgebiete „NATURA 2000“ .................................................................... Arten- und Biotopschutzprogramme................................................................................ Landschaftsrahmenplanung ............................................................................................ Potentiell natürliche Vegetation ....................................................................................... Totalreservats-System .................................................................................................... Sonstige überörtliche Fachgrundlagen und -planungen.................................................. Waldbiotopkartierung....................................................................................................... Fließgewässerprogramm................................................................................................. Überschwemmungsgebiete und Planungen von Deichrückverlegungen......................... Beiträge des Forschungsverbundes Braunkohlentagebaulandschaften Mitteldeutsch- lands........................................................................................................... 4.4.2.5 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung............................................................................ 4.4.2.6 Flurbereinigungsverfahren, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.................................... 4.4.2.7 Historische Karten ........................................................................................................... 4.4.3 Pläne der Raumordnung, Raumordnungskataster ..........................................................4 4 4 5 6 6 6 7 7 7 9 9 8 8 8 9 9 9 9 9 10 11 12 10 11 5. 5.1 5.2 5.313 13 14 15 3. 4. 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.4 4.4.1 4.4.1.1 4.4.1.2 4.4.1.3 4.4.1.4 4.4.1.5 4.4.1.6 4.4.1.7 4.4.2 4.4.2.1 4.4.2.2 4.4.2.3 4.4.2.4 5.4 Wege der Umsetzung........................................................................................ Integrierter, umsetzungsorientierter Planungsansatz....................................................... Rechtliche Sicherung der Biotopverbundsysteme durch die Raumordnung.................... Rechtliche Sicherung eines Teiles der Flächen durch das Naturschutzgesetz, das Wassergesetz und das Waldgesetz ......................................................................... Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der vorgeschlagenen Biotopverbundflächen ..................................................................................................... Tabelle 2: Wichtige Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der vorgeschlage- nen Biotopverbundflächen und ihre Finanzierungsmöglichkeiten 3 12 13 13 13 15 16 Biotopverbundsysteme als Landesaufgabe 1. Problemstellung Im Bericht der Bundesregierung anlässlich der Sondergeneralversammlung über Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen 1997 in New York musste festgestellt werden, dass ein Drittel der in Deutschland heimischen 2.800 Pflanzenarten bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben ist, bei den Wirbeltierarten gelten sogar ca. 50 % als gefährdet (BUNDES- UMWELTMINISTERIUM 1997). Damit gehen neben ökologischen, emotionalen und ethi- schen Werten genetische Ressourcen verloren, die für die Entwicklung von Arzneimitteln, biotechnologischen Prozessen, Kulturpflanzen und Haustieren von großer und heute oft noch gar nicht abschätzbarer Bedeutung sind. Die auch auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts in den letzten Jahrzehnten vor sich gegangenen und sich ständig fortsetzenden Veränderungen von Natur und Landschaft hatten und haben zur Folge, dass viele Lebensräume den Mindestanforderungen für die weitere Existenz eines großen Teils unserer heimischen biologischen Vielfalt nicht mehr gerecht werden. Das alar- mierende Ergebnis dieser Entwicklung wird in der Bestandsgefährdung der heimischen bio- logischen Vielfalt sichtbar, wie es die Auswertung der bisher für Sachsen-Anhalt vorliegen- den Roten Listen zeigt (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 1992b, 1993b, 1995d, 1996b, 1998c; siehe Tab. 1). Gründe für diese Entwicklung liegen in der ständig zunehmenden Inanspruchnahme von immer mehr Flächen der freien Landschaft für Siedlungs-, Gewerbe- und Industriebauprojek- te, für Rohstoffgewinnung, für Freizeitanlagen, für den Verkehrswegebau u. a. Direkte und indirekte Auswirkungen auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen (z. B. Flächenverlus- te, Beeinträchtigungen, Zerschneidungen) gehören zu den wesentlichen Ursachen für den weiteren Rückgang des Bestandes von Arten, für den Verlust an biologischer Vielfalt und für die Einschränkung des erforderlichen Austausches zwischen verschiedenen Populationen von Tieren und Pflanzen und deren Ausbreitung. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es notwendig, dass auch bei weiterer wirtschaftlicher Entwicklung die wertvollen Biotope erhalten bleiben, beeinträchtigte Lebensräume verbessert und mit einander verbunden sowie zerstörte Lebensräume wiederhergestellt werden. Tabelle 1: Bestandsgefährdete Tier und Pflanzenarten Sachsen-Anhalts nach Artengruppen (Auswahl) Ausgewählte Artengruppen Farn und Blütenpflanzen Flechten Säugetiere Vögel Lurche/Kriechtiere Fische/Rundmäuler Gesamtartenzahl in Sachsen-Anhalt 2100 750 72 200 27 45 Bestandsgefährdete Arten Anzahl in % 822 39 297 40 48 67 79 40 19 70 32 71 . 1 2. Auftrag zur Weiterentwicklung von Biotopverbundsystemen Um dem weiteren Verlust von Tier und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume entgegenzu- wirken, gibt es zahlreiche Bestrebungen auf internationaler, nationaler und Landesebene, die in Gesetzen, Übereinkommen, Verträgen und Programmen ihren Ausdruck finden. Die Verpflichtung zur Entwicklung von Biotopverbundsystemen ergibt sich aus dem NATURSCHUTZGESETZ SACHSEN-ANHALTS (NatSchG LSA § 2 NR. 20): ”Der Bestand bedrohter Pflanzen und Tiergesellschaften ist auf einem ausreichenden Teil der Landesfläche durch die Ausweisung von Schutzgebieten nachhaltig zu sichern, ihre Le- bensräume sind zu Biotopverbundsystemen zu entwickeln”. Im § 21(1) Nr. 2: wird die oberste Naturschutzbehörde ermächtigt ”großräumige Gebiete zu Naturparken zu erklären, die auf Grund ihrer vorhandenen und zu entwickelnden Naturraum- ausstattung gute Voraussetzungen für die Entwicklung von ökologischen Verbundsystemen bieten”. Aus dem LANDESPLANUNGSGESETZ (LPlG) vom 28.04.1998 ergibt sich aus den §§ 4 und 6 die Verpflichtung der Erarbeitung der Grundlagen des ökologischen Verbundsystems in Form einer räumlichen ”Konkretisierung und Ergänzung der im Landesentwicklungsplan ausgewiesenen schutz- und nutzungsbezogenen Festlegungen zur Freiraumstruktur, insbe- sondere zu Natur und Landschaft unter maßgeblicher Berücksichtigung des Ökologischen Verbundsystems” und seiner Festlegung als Vorrang und Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft in den Regionalplänen. Sicherungsmöglichkeiten für Biotopverbundflächen bieten auch das WASSERGESETZ FÜR DAS LAND SACHSEN-ANHALT (WG LSA) mit den Instrumenten ”Gewässerschonstreifen” und ”Überschwemmungsgebiet” (WG LSA §§ 2, 94, 96 und 97) und das LANDESWALD- GESETZ mit den Kategorien ”Waldschutzgebiet” und ”Naturwaldzelle” (§§ 18 und 19). Neben den Verpflichtungen zur Sicherung der Lebensräume, die sich aus gesetzlichen Re- gelungen oder Programmen unseres Bundeslandes zum Flächenschutz ableiten, ergeben sich weitere aus europa- und bundesweiter Sicht. Von der EU wird in der sogenannten FFH-RICHTLINIE (FFH = Fauna, Flora, Habitat), die Errichtung ”eines kohärenten europäi- schen Netzes besonderer Schutzgebiete” gefordert (NATURA 2000) und dazu ein Finanzie- rungsinstrument (LIFE) geschaffen (RAT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT 1992). Auch das ÜBEREINKOMMEN ZUR ERHALTUNG DER WANDERNDEN WILDLEBENDEN TIERARTEN weist auf ”die Erhaltung eines Netzes geeigneter Lebensstätten, die im Ver- hältnis zu den Wanderwegen angemessen verteilt sind” hin. Das GESETZ ZU DEM ÜBEREINKOMMEN ÜBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT verpflich- tet dazu, insbesondere als Voraussetzung zur langfristigen Erhaltung der wildlebenden pflanzengenetischen Ressourcen, ”ein System von Schutzgebieten oder Gebieten, in denen besondere Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt notwendig sind”, einzurichten. Die Dringlichkeit der Schaffung von Biotopverbundsystemen, die zukünftig etwa 15 % der nicht für Siedlungszwecke genutzten Fläche umfassen sollen, wird ausgehend von der ENTSCHLIEßUNG DER 21. MINISTERKONFERENZ FÜR RAUMORDNUNG VOM 27.11. 1992 [GMBl 44(930201)4]: ”Aufbau eines ökologischen Verbundsystems in der räumlichen Planung” von weiteren Ministerkonferenzen für Raumordnung mehrfach hervorgehoben. So hält es die 21. Ministerkonferenz ”für erforderlich, ausgehend von größeren Gebieten, die der weitgehend ungestörten Erhaltung und Entwicklung von Fauna und Flora dienen sollen und raumordnerisch wie auch naturschutzrechtlich zu sichern sind, ein funktional zusammenhän- gendes Netz ökologisch bedeutsamer Freiräume aufzubauen”. Hierfür werden rund 15 % der nicht für Siedlungszwecke genutzten Landesfläche für erforderlich gehalten. 2
Die Medienübergreifende Umweltbeobachtung Baden-Württemberg (MUB) bedient sich biologischer und chemisch-physikalischer Methoden, um Veränderungen der Umwelt zu erkennen und zu bewerten. Neben feldökologischen Methoden im Freiland, wie die Aufnahme von Pflanzen- und Tiergesellschaften, kommen im Labor chemische, ökotoxikologische, mikrobiologische und molekularbiologische Verfahren zur Anwendung.
Das Projekt "AMBI" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von IFM-GEOMAR Leibniz-Institut für Meereswissenschaften durchgeführt. Leistungsbeschreibung AMBI-Nordsee: Der Vertragspartner passt den AMBI-Index den Erfordernissen der WRRL (5-stufige Klassifizierung, Bezug zu Referenzbedingungen, Anpassung der Klassengrenzen) und die zugrundeliegende Artenliste mit ihren Zeigerwerten den Gegebenheiten der Nordsee im Bereich des Wattenmeeres an. Anschließend sollen historische Daten sowie rezente Daten aus dem Monitoring des LANU, von Beprobungen durch die GKSS sowie die Makrozoobenthosdaten des NPA-Muschelmonitorings verwendet werden, um diese Stationen anhand des ermittelten Bewertungsverfahren zu beurteilen. Hierbei soll der AMBI auf Korrelationen mit abiotischen Begleitparametern getestet werden. Ferner soll für alle Stationen der AMBI einmal für alle einzelnen Proben sowie für deren jeweiligen Mittelwerte berechnet werden, um auch Aussagen über die kleinräumige Variabilität zu erhalten.
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