Sichere Lebensmittel, Schutz vor ansteckenden Krankheiten und gesunde Tierbestände: Das sind die Aufgaben und Ziele der rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz (LUA). Gegründet wurde die Fachbehörde vor 25 Jahren. Ein guter Grund für einen Blick hinter die Kulissen. „Die Arbeit des LUA bleibt oft unsichtbar – aber sie ist immer wichtig“, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder bei einem Fachsymposium in Koblenz zum 25. Geburtstag der Behörde. „Ob krankmachende Bakterien in Lebensmitteln, Atemwegserkrankungen bei Menschen oder – wie gerade aktuell zu beobachten – die Geflügelpest bei Wildvögeln: Das LUA ist immer am besten schon dann zur Stelle, bevor es für Menschen und Tiere gefährlich wird.“ Dafür untersuchen Lebensmittelchemiker und spezialisierte Tierärzte gemeinsam mit ihren Laborteams alle Lebensmittel quer durch den Warenkorb. Dr. Markus Böhl, der Präsident des LUA erklärte: „Egal ob Wurst, Fleisch, Käse, Gemüse oder Wein: Wir überprüfen, ob unser Essen und Trinken frei von Schadstoffen und Krankheitserregern ist. Das Gleiche gilt für Arzneimittel, Kosmetik, Kleidung oder Spielzeug“. Insgesamt landen in den Laboren des LUA jährlich knapp 20.000 Lebensmittelproben. Und es geschieht hinter den Kulissen noch viel mehr: Die Humanmediziner und Biologen des LUA finden gemeinsam mit ihren Laborteams heraus, welche Viren und Bakterien die Menschen krankgemacht haben. Weil darin gesundheitsschädliche Bakterien sein können, nehmen sie auch Trinkwasser und Badewasser sehr genau unter die Lupe. Insgesamt untersucht die Abteilung Humanmedizin pro Jahr mehr als 120.000 Proben. Unterdessen sammeln und interpretieren die Epidemiologen kontinuierlich Daten über die Verbreitung von Infektionskrankheiten in Rheinland-Pfalz - zum Beispiel Corona, Tuberkulose oder Grippe. LUA-Präsident Dr. Markus Böhl: „Wir haben aber nicht nur die Gesundheit von Menschen im Blick, sondern auch die Gesundheit von Tieren. Unsere Tierärzte weisen mit ihren Laborteams Krankheitserreger nach, zum Beispiel die Afrikanische Schweinepest, die Geflügelpest oder die Blauzungenkrankheit.“ Pro Jahr werden im LUA über 200.000 Proben von Tieren untersucht. Und die Experten helfen dabei, dass sich die Erreger von Tierseuchen nicht weiter ausbreiten. Die Teams an den fünf LUA-Standorten in Koblenz, Landau, Mainz, Speyer und Trier arbeiten an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Alltag - unabhängig und gerüstet mit viel Fachwissen. „Das ist spannend und sinnstiftend,“ sagt Dr. Markus Böhl, „denn wir tragen dazu bei, dass das Vertrauen der Rheinland-Pfälzer in Lebensmittel, Gesundheit und Verbraucherschutz bleibt.“ Rückblick In vielen Krisen hat sich das LUA in den vergangenen Jahren fachlich bestens bewährt. Zu Beginn der Corona-Pandemie war die Fachbehörde das erste Labor in Rheinland-Pfalz, das Corona-Infektionen sicher beim Menschen nachweisen konnte. Die Humanmediziner des LUA gehörten danach über viele Monate zu den Beraterinnen und Beratern der Landesregierung. Im Juni 2024 wurde in Rheinland-Pfalz erstmals bei einem Wildschwein die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Wenige Wochen später tauchte das Virus auch in einer Hausschweinehaltung auf - für Tierhalter eine Katastrophe. Seither läuft der Seuchenschutz bis heute auf Hochtouren – auch im LUA. Lebensmittelkrisen, die das LUA extrem auf Trab halten, sind zum Glück selten geworden, aber es hat sie gegeben: 2004 waren von den knapp 3.900 im LUA untersuchten Proben tierischer Erzeugnisse 9,5 Prozent verdorben – der Gammelfleisch-Skandal. 2006 warnte das LUA vor gesundheitsschädlichem Weihnachtsgebäck mit Cumarin. 2013 entlarvte das LUA unter anderem die falsch deklarierte „Pferdelasagne“, 2020 ergaben die Untersuchungen des LUA, dass die Eier eines rheinland-pfälzischen Legehennenbetriebs mit gesundheitsschädlichen Dioxinen belastet waren. Rheinland-Pfalz ist das größte Weinbau treibende Bundesland, weshalb die Weinüberwachung hier eine besondere Bedeutung für die Reputation des guten Tropfens hat. Dem LUA gelangen in den vergangenen 25 Jahren viele historische Nachweise verbotener Praktiken: Illegale Aromatisierungen, das illegale Antipilzmittel Natamycin, illegale Zuckerungen, illegale Wässerungen oder „falscher“ Eiswein.
Corona ist aus den Schlagzeilen verschwunden, aber SARS-CoV-2 gehört nach wie vor zu den Krankheitserregern, die weiter im Fokus des öffentlichen Gesundheitsdienstes bleiben müssen. Zu diesem Schluss kommt das Landesuntersuchungsamt (LUA) auch in seiner Bilanz zur Infektionsprävention für 2023. Im Januar 2023 startete das LUA ein eigenes Wächtersystem zur Verbreitung von Erregern akuter und schwerer Atemwegsinfektionen wie Corona oder die saisonale Grippe. Die teilnehmenden 24 Haus- und 21 Kinderarztpraxen verteilen sich über ganz Rheinland-Pfalz, so dass die Verbreitung der Infektionserreger repräsentativ für die gesamte Bevölkerung des Landes ist. Jede Praxis versendet Abstrichproben von Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen mit akuten Atemwegssymptomen an das LUA, und sie werden dort gezielt auf Influenza A und Influenza B, SARS-CoV-2 sowie Respiratorisches Synzytial-Virus (A/B) untersucht. Mithilfe der dadurch gewonnenen Daten vergleichen die Epidemiologen die Verläufe von Infektionswellen über die Zeit und sagen auf dieser Grundlage das künftige Infektionsgeschehen so gut wie möglich voraus. So können besonders gefährdete Personengruppen gezielt sensibilisiert und die Impfempfehlungen angepasst werden. Seit dem Start des Projekts haben die teilnehmenden Arztpraxen bis zu 185 Proben pro Woche an das LUA eingesandt. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 3.127 Proben untersucht. Aktuelle Ergebnisse aus diesem eigenen Wächtersystem und die regelmäßigen Meldungen der rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter über das Auftreten dieser drei meldepflichtigen Atemwegsinfektionen werden wöchentlich in einem Bericht veröffentlicht und können auf der Homepage des LUA heruntergeladen werden. Eine weitere Krankheit, deren Verbreitung in Rheinland-Pfalz sorgfältig überwacht werden muss, ist die Tuberkulose. Sie zählt weltweit zu den Infektionskrankheiten, die die meisten Todesopfer fordern. Der öffentliche Gesundheitsdienst spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle dieser Erkrankung. Durch Umgebungs- und Screeninguntersuchungen tragen das LUA und die rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter dazu bei, Tuberkulose frühzeitig zu erkennen, die Infizierten mit Antibiotika zu behandeln und durch deren Isolation die Verbreitung zu stoppen. Das LUA untersucht dafür die Proben des rheinland-pfälzischen öffentlichen Gesundheitsdienstes auf Tuberkulosebakterien. Bei den dort untersuchten Patienten handelt es sich größtenteils um Menschen aus den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende oder um Vertriebene aus Kriegsgebieten. Der relative Anteil der Proben von Personen aus Deutschland lag 2023 bei 4,0 Prozent. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.434 Patientenproben auf Tuberkulsoe am LUA untersucht, davon waren in 18 Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen. Die gute Nachricht: Alle 18 damit Infizierten konnten erfolgreich therapiert werden. Untersuchungen wie die Diagnostik von Influenza-Viren oder Tuberkulose-Bakterien wären im LUA ohne MTAs niemals zu schaffen. Die Medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten sind die Alleskönner im Labor, und sie werden auch in den Gesundheitsfachschulen des LUA ausgebildet. Die Erste Hälfte des Jahres 2023 stand für diese Schulen allerdings ganz im Zeichen neuer Ausbildungsgesetze. Nach den Sommerferien starteten die Lehrgänge sowohl im Schulzweig für Medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (MTA) als auch im Schulzweig für Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) erstmals unter neuen gesetzlichen Gegebenheiten. Im MTA-Bereich wäre da die Umbenennung des Berufs in Medizinische Technologin beziehungsweise Medizinischer Technologe für Laboratoriumsanalytik (MT-L) zu nennen. Veränderungen gibt es aber auch im konkreten Ablauf: In der praktischen Ausbildung in den externen Laboren müssen nun doppelt so viele Stunden (2.000 an der Zahl) in unterschiedlichen Zeiträumen abgeleistet werden. Diese neuen Gegebenheiten stellen die Labore bis heute vor eine große Herausforderung. Die PTA-Schule hat im September 2023 ebenfalls mit dem ersten Lehrgang nach dem neuen Berufsgesetz gestartet. Ihr Name hat sich nicht geändert, aber es gibt das neue Unterrichtsfach „Übungen zur Abgabe und Beratung“. Darin werden die Grundlagen für eine gute und richtige Beratung in der Apotheke gelegt, und es wird auch praktisch in Rollenspielen geübt. Eine wichtiger Zwischenschritt, denn die meisten Absolventen der PTA-Schule arbeiten nach der Ausbildung tatsächlich in einer Apotheke und sind dort wichtige Beraterinnen und Berater der Kunden. Die vollständige LUA-Bilanz Infektionsprävention 2023 finden Sie hier auf der Homepage .
[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-BILANZ
INFEKTIONSPRÄVENTION
Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2023
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SURE: Surveillance nimmt
Atemwegserreger in den Fokus
Ein eigenes Wächtersystem für Rheinland-Pfalz:
Im Januar 2023 startete im LUA das landeseigene
Praxis-Sentinel SURE, ein Akronym für „Surveil-
lance respiratorischer Erreger“. Ziel des epidemio-
logischen Projektes ist es, die aktuelle Verbrei-
tung von Erregern akuter Atemwegsinfektionen in
Rheinland-Pfalz zu analysieren, um damit die Be-
völkerung und die Politik zu informieren. Mithil-
fe der Daten können gefährdete Personengruppen
gezielt sensibilisiert oder Impfempfehlungen an-
gepasst werden.
Und so funktioniert SURE: Die teilnehmenden 24
Haus- und 21 Kinderarztpraxen verteilen sich über
ganz Rheinland-Pfalz, so dass die Verbreitung der
Infektionserreger repräsentativ für die gesam-
te rheinland-pfälzische Bevölkerung ist. Jede Pra-
xis versendet pro Woche maximal sieben Ab-
strichproben von Patientinnen und Patienten mit
akuten Atemwegssymptomen an das Landesun-
tersuchungsamt (LUA), wobei die Arztpraxen im
nordöstlichen Teil von Rheinland-Pfalz ihre Proben
an das Institut für Hygiene und Infektionsschutz
(IHIS) Koblenz versenden, die Arztpraxen im süd-
westlichen Teil an das IHIS Landau. In den Labo-
ren werden die Proben mittels PCR untersucht, ei-
ner Diagnosetechnik auf Basis der Vervielfältigung
des Virusgenoms, die Befunde werden an die Arzt-
praxen versandt, so dass die Ärztinnen und Ärzte
die Ergebnisse zeitnah mit ihren Patientinnen und
Patienten besprechen und bei Bedarf die Behand-
lung anpassen können. Die Ergebnisse aus den La-
boren des LUA werden in anonymisierter Form
außerdem dem Arbeitsbereich Epidemiologie am
IHIS Landau für die Auswertung zur Verfügung ge-
stellt.
Die eingesandten Proben stammen von Patien-
tinnen und Patienten aller Al-
tersgruppen, so
dass SURE auch
Aussagen
darüber er-
möglicht,
welche Gruppen aktuell durch bestimmte Erre-
ger besonders betroffen sind. Die kontinuierliche
strukturierte Sammlung der aus SURE gewonne-
nen Informationen ist ein besonderer Vorteil, da
dadurch die Verläufe von Infektionswellen über
die Zeit verglichen und vorhergesagt werden kön-
nen. Derzeit werden die Abstrichproben an den
Laboren des LUA auf Influenza A und Influenza B,
SARS-CoV-2 sowie Respiratorisches Synzytial-Vi-
rus (A/B) untersucht.
Influenza A und Influenza B
Infektionen mit Influenza A- und B-Viren sind
beim Menschen für die saisonale Grippe verant-
wortlich, die gewöhnlich zwischen der 40. Kalen-
derwoche und der 20. Kalenderwoche des Folge-
jahres auftritt, mit einem Höhepunkt zwischen
Mitte Februar und Anfang März. Besonders bei äl-
teren und immungeschwächten Menschen kön-
nen Infektionen mit Influenza schwer verlaufen
und zu Krankenhauseinweisungen und vereinzelt
auch zu Todesfällen führen - besonders wenn es
aufgrund der Schwächung durch die Influenzain-
fektion zu einer sogenannten Superinfektion mit
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae), Sta-
phylokokken (Staphylococcus spp.), Haemophi-
lus influenzae oder anderen bakteriellen Erregern
kommt. Der potenziell schwere Verlauf von Influ-
enza ist die Basis für die Impfempfehlung für Per-
sonen über 60 Jahren und andere vulnerable Per-
sonengruppen. Der Impfschutz sollte jedes Jahr
erneuert werden, um gegen die jeweils vorherr-
schenden Virustypen wirksam zu sein.
SARS-CoV-2
SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndro-
me-Corona Virus-2) ist der Erreger von COVID-19,
welches im Jahr 2019 erstmals in China aufgetre-
ten ist und sich seitdem weltweit zu einer ende-
misch vorkommenden Krankheit entwickelt hat.
COVID-19 hat seit der Pandemie seinen Schre-
cken verloren, da beinahe fast jede in Deutschland
lebende Person mindestens einmal mit SARS-
CoV-2 infiziert war und/oder gegen SARS-CoV-2
geimpft wurde. Das Virus ist durch Mutationen
Gesamtzahl der durch die teilnehmenden Arztpraxen eingesandten Proben, aufgeteilt nach Erregernachweisen.
zwar infektiöser geworden, hat dafür aber an Viru-
lenz eingebüßt. Trotzdem ist COVID-19 weiterhin
diejenige Infektionskrankheit, die in Deutschland
zu den mit Abstand meisten Krankenhauseinwei-
sungen und Todesfällen führt. Es ist also weiterhin
unentbehrlich, die Verbreitung zu überwachen.
RSV - Respiratorisches Synzytial-Virus (A/B)
Respiratorische Synzytial-Viren verursachen bei
immunkompetenten Erwachsenen zumeist Sym-
ptome, die mit einer gewöhnlichen Erkältung ver-
gleichbar sind. Bei Säuglingen, Kleinkindern und
immungeschwächten Personen kann RSV aber
auch eine schwere Lungenentzündung verursa-
chen, so dass eine Krankenhauseinweisung mit
Sauerstoffgabe oder sogar mit Beatmung not-
wendig werden kann. RSV ist wie die Grippe eine
Infektion, die saisonal in den kühleren Monaten
auftritt. In Phasen mit hohen Infektionszahlen
kann RSV daher zu einer sehr starken Belastung
der Kinderstationen in den Krankenhäusern füh-
ren, da dann der Großteil der Betten mit RSV-Pa-
tientinnen und -Patienten belegt ist.
Ergebnisse aus SURE
Seit dem Start des Projekts haben die teilnehmen-
den Arztpraxen bis zu 185 Proben pro Woche an
das LUA eingesandt. In Spätsommer und Herbst
war das Infektionsgeschehen hauptsächlich durch
SARS-CoV-2 sowie durch andere weniger gefähr-
liche Erkältungserreger bestimmt, ab Kalenderwo-
che 44 nahmen die Nachweise von RSV zu. In den
Ergebnissen ist auch die Grippewelle der Saison
2023/24 deutlich zu erkennen. Beginnend mit ei-
nigen Nachweisen ab Kalenderwoche 49 nahmen
die Nachweise von Influenza A ab Kalenderwoche
2 deutlich Fahrt auf. Ab Kalenderwoche 7 war ein
abnehmender Trend zu beobachten.
Während der Untersuchungen ihrer Patientin-
nen und Patienten schätzen die teilnehmenden
Ärztinnen und Ärzte auch die Schwere der Krank-
heitssymptome ein und vermerken dies auf den
Probenbegleitscheinen, die zusammen mit den
Abstrichproben an die Labore des LUA versandt
werden. Es zeigt sich dabei, dass die Symptoma-
tik im Durchschnitt schwerer ist, wenn es anteilig
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Kampf gegen die Tuberkulose:
Frühe Diagnostik entscheidend
Die Tuberkulose zählt weltweit zu den Infektions-
krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
Im Jahr 2022 erkrankten nach Schätzungen der
Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit 10,6
Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen
starben daran. Der öffentliche Gesundheitsdienst
spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrol-
le dieser Erkrankung. Durch Umgebungs- und
Screeninguntersuchungen tragen das LUA und die
rheinland-pfälzischen Gesundheitsämter dazu bei,
Tuberkulose frühzeitig zu erkennen und die Ver-
breitung zu stoppen.
Positivitätsrate: Anteil der für die jeweiligen Erreger positiv getesteten Proben an allen eingesandten Proben aus
den jeweils zurückliegenden 4 Kalenderwochen; Grauer Bereich: offizielle Grippesaison zwischen Kalenderwoche
40 und Kalenderwoche 20.
viele Nachweise von Influenza und RSV gibt, wäh-
rend Patientinnen und Patienten, bei denen kei-
ner der untersuchten Erreger nachgewiesen wur-
de, leichtere Symptome zeigen.
Die Positivitätsrate eines bestimmten Erregers be-
schreibt jeweils den Anteil der untersuchten Pro-
ben, in denen dieser Erreger nachgewiesen wurde.
Die Positivitätsraten erlauben den Vergleich zwi-
schen den untersuchten Erregern, also welche Er-
reger zu einem bestimmten Zeitpunkt den größ-
ten Einfluss auf das Infektionsgeschehen durch
respiratorische Infektionskrankheiten haben. Da
die Positivitätsraten unabhängig von der Anzahl
der eingesandten Proben sind, können verschiede-
ne Saisons verglichen werden, auch wenn die An-
zahl der teilnehmenden Arztpraxen über die Zeit
zugenommen hat. Je länger SURE besteht, desto
besser wird auch die Vergleichbarkeit des Infekti-
onsgeschehens mit vorausgegangenen Saisons.
In SURE werden Proben aus allen Altersgruppen
ausgewertet, da sowohl Haus- als auch Kinder-
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arztpraxen teilnehmen. Dabei zeigt sich beispiels-
weise in den Kalenderwochen 5 bis 8 des Jah-
res 2024, dass alle Altersgruppen von Infektionen
durch Influenza betroffen sind, wobei die Positivi-
tätsrate mit 70 Prozent aller eingesandten Proben
im Kindergartenalter, also bei Kindern zwischen
zwei und fünf Jahren am höchsten ist. Die Positivi-
tätsraten für RSV sind mit weniger als 10 Prozent
in den meisten Altersgruppen vergleichsweise ge-
ring. Gleichzeitig ist aber deutlich erkennbar, dass
RSV bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei
Jahren mit einer Positivitätsrate von 35 Prozent
der bedeutendste Atemwegserreger war.
Aktuelle Ergebnisse aus SURE werden wöchentlich
im SURE-Wochenbericht veröffentlicht und kön-
nen auf der Homepage des LUA heruntergeladen
werden.
Dazu untersucht das LUA Proben des öffentlichen
Gesundheitsdienstes auf Tuberkulosebakterien.
Dabei wird das sogenannte Sputum, ein Sekret der
tieferen Atemwege, auf Tuberkulosebakterien un-
tersucht. Bei den untersuchten Patienten handelt
es sich größtenteils um Menschen aus den Auf-
nahmeeinrichtungen für Asylbegehrende oder um
Vertriebene aus Kriegsgebieten.
Pro Jahr werden so im Labor des LUA Proben von
etwa 1.200 bis 1.500 Patientinnen und Patienten
untersucht. Diese Untersuchung stellt eine recht-
zeitige Isolation der Infizierten sicher, wodurch
eine Verbreitung der Tuberkulose effektiv verhin-
dert wird. Zudem können die Infizierten zeitnah
eine geeignete Therapie durch die kombinierte
Gabe mehrerer Antibiotika erhalten - wodurch die
Heilungschancen als sehr gut eingeschätzt wer-
den können.
Die Erreger der Tuberkulose sind sehr langsam
wachsende, stäbchenförmige Bakterien. Sie verfü-
gen zudem über eine besonders widerstandfähi-
ge Zellmembran, die ihnen den Begriff „säurefes-
te Stäbchen“ eigebracht hat. Diese Besonderheit
wird im Labor zur mikroskopischen Diagnostik ge-
nutzt. Neben der Mikroskopie werden die Bakte-
rien auch kulturell nachgewiesen. Es kann jedoch
bis zu acht Wochen dauern, bis ein Ergebnis vor-
liegt. Weitere sinnvolle Hinweise zum Nachweis
der Bakterien kann die molekularbiologische Dia-
Tuberkulose führt zu Husten, Brustschmerzen und
Atemnot. © Pormezz / AdobeStock
gnostik geben. Der Vorteil ist, dass diese Diagnos-
tik nur wenige Stunden dauert, der Nachteil ist
allerdings, dass sie zwar die Ergebnisse der Mikro-
skopie und der kulturellen Ansätze untermauert,
sie kann aber alleine nicht für eine sichere Diag-
nose verwendet werden.
Zu den Mykobakterien die beim Menschen eine
Tuberkulose verursachen können, zählen insge-
samt zehn Arten, welche zusammenfassend als
„Mycobacterium-Komplex“ bezeichnet werden.
Der häufigste Erreger ist Mycobacterium tuber
culosis.
Wie ist die Situation in RLP?
Im LUA wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.434 Pa-
tientenproben auf Tuberkulosebakterien unter-
sucht. In 18 Proben konnte durch die kulturelle
Anzucht der Nachweis von Mycobacterium tuber-
culosis erbracht werden. Mit 62% (2022: 55%)
war der größte Anteil der Proben von männlichen
Patienten, 27% (2022: 33,0%) waren von weibli-
chen Patientinnen, und bei 11% (2022: 11%) fehl-
te die Angabe des Geschlechts auf dem Einsender-
schein. Mit 14,2% stammten die meisten Proben
von Personen aus Syrien (2022: 17,8%), gefolgt
mit 9,2% aus Afghanistan (2022: 16,2%) und mit
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PTA und MTA: Ausbildungsberufe für
Apotheke und Labor verändern sich
Die Erste Hälfte des Jahres 2023 stand für die Ge-
sundheitsfachschulen des LUA ganz im Zeichen
der neuen Ausbildungsgesetze sowohl im Schul-
zweig für Medizinische-technische Assistentinnen
und Assistenten (MTA) als auch im Schulzweig für
Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und
Assistenten (PTA). Nach den Sommerferien star-
teten die Lehrgänge erstmals unter neuen gesetz-
lichen Gegebenheiten.
Anzahl der im LUA untersuchten Proben nach Herkunftsland im Jahr 2023 (ab mindestens 10 Proben und ohne Pro-
ben unbekannter Herkunft.
8,3% aus Pakistan (2022: 6,1%). Im Vergleich
zum Vorjahr hat mit 7,2% in 2023 die Anzahl der
untersuchten Proben von Vertriebenen aus der
Ukraine (2022: 19,2%) deutlich abgenommen.
Der relative Anteil der Proben von Personen aus
Deutschland hat sich mit 4,0% in 2023 dahinge-
gen nur wenig erhöht (2022: 3,5%).
Erfreulich: Bei den 18 Proben mit kulturellem
Nachweis von Mycobacterium tuberculosis wa-
ren in allen Fällen die Bakterien sensibel gegen-
über den klassischen Antibiotika wie Isoniazid, Ri-
fampizin, Ethambutol oder Pyrazinamid und die
Erkrankung somit gut therapierbar. Dies ist ein er-
freuliches Ergebnis und zeigt, dass die derzeitige
Strategie bei der Diagnostik aber auch der Thera-
pie in Rheinland-Pfalz erfolgreich ist.
Quo vadis?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine
umfassende Strategie zur Bekämpfung der Tuber-
kulose entwickelt. Diese Strategie basiert unter
anderem auf zwei Säulen:
■ Der integrierte Patientenversorgung ein-
schließlich der Bereitstellung von qualitativ
hochwertigen Tuberkulosediagnostiken, die
Verschreibung wirksamer Medikamente, die
6
■
Überwachung der Patienten während der Be-
handlung und die Unterstützung von Maß-
nahmen zur Verhinderung der Weiterverbrei-
tung der Krankheit.
Der Intensivierung von Forschung und Inno-
vation
Die WHO-Strategie zur Bekämpfung der Tuberku-
lose zielt darauf ab, die Tuberkuloseinzidenz wei-
ter zu reduzieren und die Infektionskrankheit zu
„eliminieren“. Letzteres wird laut WHO erreicht,
wenn weniger als ein Erkrankungsfall pro eine Mil-
lion Einwohner pro Jahr nachgewiesen wird. Ge-
mäß dem kürzlich veröffentlichten Bericht des
ECDC (European Centre for Disease Prevention
and Control) und der WHO zeigt sich, dass, ob-
wohl es einen generellen Rückgang der Tuberku-
loseinzidenz in der Europäischen Region gibt, die-
ser aktuelle Rückgang nicht ausreicht, um die
angestrebten Ziele zur Beendigung der Tuberkulo-
seepidemie bis 2030 zu erreichen. Weitere Maß-
nahmen wie das frühzeitige Erkennen und Behan-
deln von Tuberkuloseinfektionen, die Förderung
von Screening-Programmen für gefährdete Bevöl-
kerungsgruppen und die Stärkung der öffentlichen
Gesundheitssysteme sollten zur effektiven Kont-
rolle und Prävention von Tuberkulose intensiviert
werden.
Im MTA-Bereich gab es tatsächlich grundlegen-
de Änderungen. Zunächst wäre da die Umbe-
nennung des Berufs in Medizinische Technologin
beziehungsweise Medizinischer Technologe für La-
boratoriumsanalytik (MT-L) zu nennen. Neu ist
auch, dass die Auszubildenden bei einem Träger
der praktischen Ausbildung angestellt sind und
eine Ausbildungsvergütung erhalten. Diesen Trä-
ger zu finden, gestaltete sich für die Schulen des
LUA schwierig. Einerseits mussten neue Auszubil-
dende gewonnen werden, andererseits konnten
noch keine klaren Aussagen zu den notwendigen
Verträgen und Ausbildungsvergütungen gemacht
werden. Inzwischen ist ein Träger gefunden.
Große Veränderungen gibt es aber auch im kon-
kreten Ablauf: In der praktischen Ausbildung in
den externen Laboren müssen nun doppelt so vie-
le Stunden (2.000 an der Zahl) in unterschiedli-
chen Zeiträumen abgeleistet werden. Diese neu-
en Gegebenheiten stellen die Labore bis heute vor
eine große Herausforderung. Für die Schulen aber
nicht minder, denn erst die Bereitschaft der Labo-
re, Auszubildende während der Schulzeit praktisch
auszubilden, ermöglicht die theoretische Ausbil-
dung im Schulbetrieb.
Alle Beteiligten haben mit Hochdruck an den Lö-
sungen der Aufgaben gearbeitet. Am Ende konnte
erfreulicherweise die Rhein-Mosel-Fachklinik als
Träger der Ausbildung sowie ausreichend viele La-
borplätze für 18 Auszubildende an der MT-L-Schu-
le Koblenz gefunden werden. An der MT-L-Schule
des LUA in Trier beginnt der erste Lehrgang nach
den neuen Ausbildungsregeln im Sommer 2024.
Natürlich tun sich bei diesen grundlegenden Ver-
änderungen immer noch Fragen auf, und es gibt
Bedarf zur Anpassung. Auch in den kommen-
den Jahren werden sich die Gesundheitsfachschu-
len deshalb immer wieder mit dem neuen Ge-
setz über Berufe in der medizinischen Technologie
(MTB-G) beschäftigen.
Mit moderner Technik: Eine MTA-Schülerin betrachtet eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop. © LUA
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Neue Ausbildungsinhalte für PTA
Die PTA-Schule hat im September 2023 ebenfalls
mit dem ersten Lehrgang nach dem neuen Be-
rufsgesetz gestartet. Die Änderungen im Ablauf
der Ausbildung sind hier aber nicht so grundle-
gend wie bei den MT-L. Allerdings gibt es das neue
Unterrichtsfach „Übungen zur Abgabe und Bera-
tung“. Darin werden die Grundlagen für eine gute
und richtige Beratung in der Apotheke gelegt, und
es wird auch praktisch in Rollenspielen geübt.
Zu diesem Zweck wurde in der PTA-Schule ein un-
genutzter Laborraum in einen Unterrichtsraum
umgewandelt, in dem noch eine Übungsapothe-
ke entstehen soll. Nicht zuletzt ist nun die Ver-
wendung digitaler Medien in einigen Unterrichts-
fächern ausdrücklich verankert worden. Zu diesem
Zweck wurden ausreichend Laptops angeschafft,
damit nun in mehreren Klassen parallel mit Hilfe
diverser Datenbanken recherchiert werden kann.
Um neue Schüler zu gewinnen, wurde an der PTA-
Schule im Januar 2023 der alljährliche Tag der
offenen Tür veranstaltet. Zusätzlich gab es im
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Herbst erstmalig einen Schnuppertag. Dieser Tag
konnte Interessierten einen Einblick in den Un-
terricht gewähren. Im Gegensatz zum Tag der of-
fenen Tür, bei dem die Besucher in den Laboren
mitmachen können, war hier die Möglichkeit ge-
geben, ganz konkret zu erfahren, wie zum Beispiel
die Fächer Arzneimittelkunde, Galenik, Fachrech-
nen oder Gefahrstoffkunde unterrichtet werden.
Während der Tag der offenen Tür gerne von ehe-
maligen Schülern genutzt wird, um an die alte
Wirkungsstätte zurückzukehren, ist der Schnup-
pertag nur für neue Auszubildende gedacht. Das
Angebot wurde so gut genutzt, dass im Februar
2024 ein weiterer Schnuppertag stattfand.
Absolventen verabschiedet
Dass die Anstrengungen der Gesundheitsfach-
schulen auch Früchte tragen, wurde bei zwei Ab-
schiedsfeiern im Jahr 2023 deutlich: In Trier konn-
ten 20 frischgebacken PTA sowie 11 MTA ins
Berufsleben entlassen werden. Auf dem Arbeits-
markt wurden sie schon sehnsüchtig erwartet,
denn in beiden Berufszweigen ist die Nachfrage
nach Fachpersonal sehr groß.
ICD 10 Diagnosecode A 00-B99 Infektionen ICD 10 Diagnosecode Leiden Begründung für das Kriterium Unvereinbarkeit mit der jederzeitigen Erfüllung der zugewiesenen Aufgaben - voraussichtlich vorübergehend (T) - voraussichtlich dauerhaft (P) Kann die zugewiesenen Aufgaben jederzeit erfüllen A 00-09 Infektiöse Darmerkrankungen Ansteckung anderer, Rezidiv T - Wenn dies an Land festgestellt wird, (aktuelle Symptome oder Erwartung von Testergebnissen hinsichtlich Infektiosität) oder bei nachgewiesener Besiedelung bis Ausheilen nachgewiesen Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen A 15-16 Tuberkulose der Atmungsorgane Ansteckung anderer, Rezidiv T - Bei positivem Screening -Befund oder aus der Anamnese bekannt, bis zur Klärung Bei vorliegender Infektion, bis eine Therapie etabliert ist und bestätigt wird, dass keine Ansteckungsgefahr besteht P - Rezidiv oder schwere bleibende Schäden Erfolgreicher Abschluss einer Behandlung A 50-64 Infektionen, die vorwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen werden Akute Beeinträchtigung, Rezidiv T - Wenn an Land festgestellt: bis zur bestätigten Diagnose, Beginn der Behandlung und erfolgreichem Abschluss einer Behandlung P - Nicht behandelbare Spätschäden, die zu Beeinträchtigungen führen Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen B 15 Hepatitis A Übertragbar durch verschmutzte Nahrungsmittel oder verschmutztes Wasser T - Bis Gelbsucht abgeklungen ist oder körperliche Belastbarkeit wiederhergestellt ist Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen B 16-19 Hepatitis B Übertragbar durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, Möglichkeit einer dauerhaften Leberschädigung und Leberkrebs T - Bis Gelbsucht abgeklungen ist oder körperliche Belastbarkeit wiederhergestellt ist P - Bleibender Leberschaden mit Symptomen, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen oder wahrscheinlich zu Komplikationen führen Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen. Tauglich mit einer zeitlichen Befristung von maximal zwei Jahren B 16-19 Hepatitis C Übertragbar durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, Möglichkeit einer dauerhaften Leberschädigung T - Bis Gelbsucht abgeklungen ist oder körperliche Belastbarkeit wiederhergestellt ist P - Bleibender Leberschaden mit Symptomen, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen oder wahrscheinlich zu Komplikationen führen Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen B 20-24 HIV+ Übertragbar durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Progression zu HIV-assoziierten Erkrankungen oder zu Aids T - Gutes Bewusstsein für die Erkrankung und vollständige Beachtung bezüglich der Therapieempfehlungen P - Irreversible Einschränkung durch HIV-assoziierte Erkrankungen. Dauerhafte Einschränkungen durch Nebenwirkungen der Medikation Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen. Tauglich mit einer zeitlichen Befristung von maximal zwei Jahren A 00-B 99 nicht separat gelistet Sonstige Infektionserkrankungen Persönliche Einschränkung, Ansteckung anderer T - Bei einer schweren Infektion und ernsthaftem Risiko einer Ansteckung P - Bei fortbestehendem Risiko für rezidivierende Beeinträchtigungen oder wiederholte Infektionen Keine Symptome, die das sichere Arbeiten beeinträchtigen Stand: 07. Dezember 2021
[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] LUA-Bilanz
InfektionsPrävention
Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2015
KategorieDiagnose/Erreger20152014
Gastroenteritische Infektionen
(Durchfallerkrankungen)Campylobakter Enteritis3.8193.903
Clostridium difficile6532
EHEC-Erkrankung (außer HUS)124107
Giardiasis136156
HUS24
Kryptosporidiose5860
Norovirus-Erkrankung5.2043.411
Rotavirus-Erkrankung1.1891.236
Salmonellose732880
Shigellose2434
Yersiniose170163
Hepatitis A3626
Hepatitis B4832
Hepatitis C257264
Hepatitis D02
Hepatitis E8624
Diphtherie10
Haemophilus influenzae2817
Meningokokken (invasiv)2422
Masern68
Mumps4058
Röteln04
Pertussis (Keuchhusten)337576
Varizellen605738
Influenza3.460293
Adenovirus (Konjunktivalabstrich)5234
Borreliose1.0761.003
Brucellose17
Dengue-Fieber2528
FSME32
Hantavirus-Erkrankung116
Legionellose4131
Leptospirose43
Listeriose1527
MRSA (aus Blut)9391
Q-Fieber936
Tuberkulose273201
Tularämie30
Typhus abdominalis54
Hepatitiden
(Leberentzündungen)
Impfpräventable Infektionen
gemäß den Empfehlung der Ständigen
Impfkommission am Robert Koch-
Institut (STIKO)
Weitere Infektionen
Übersicht über die Meldezahlen der häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten nach RKI-Referenzdefinition.
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Infektionsbilanz 2015:
Im Zeichen der Flüchtlingskrise
Eine starke Grippesaison und viele Magen-Darm-
Erkrankungen: Im Jahr 2015 hat das Landesunter-
suchungsamt (LUA) 18.188 meldepflichtige Er-
krankungsfälle aus Rheinland-Pfalz registriert. Die
Flüchtlinge, die nach Rheinland-Pfalz kamen und
routinemäßig auf Infektionskrankheiten unter-
sucht wurden, sorgten für einen deutlichen An-
stieg der Probenzahlen in den Laboren des LUA.
Magen-Darm-Erreger machten einen Großteil der
landesweit registrierten Infektionen aus. Meist
waren Noroviren (5.204 Fälle) oder Campylobac-
ter (3.819) die Auslöser, weniger häufig auch Ro-
taviren (1.189) oder Salmonellen (732).
Die Influenzawelle 2015 war mit 3.460 gemel-
deten Fällen die bisher stärkste außerhalb der
Schweinegrippe-Pandemie im Jahr 2009. Wind-
pocken und Keuchhusten spielten im Gegensatz
zu 2014 keine große Rolle, insgesamt machten sie
wie die durch Zecken übertragene Borreliose le-
diglich fünf Prozent der Meldungen aus.
Die Daten zu den betroffenen Patienten werden
von den rheinland-pfälzischen Gesundheitsäm-
tern gemäß Infektionsschutzgesetz in anonymi-
sierter Form ans LUA übermittelt und dort von In-
fektionsepidemiologen ausgewertet. Sie können
anhand dieser Meldungen zum Beispiel überregio-
nale Krankheitsausbrüche frühzeitig erkennen und
gemeinsam mit dem zuständigen Gesundheits-
amt Gegenmaßnahmen einleiten.
Die Flüchtlinge, die 2015 nach Rheinland-Pfalz ge-
kommen sind, schlagen zwar in der Statistik der
Infektionserkrankungen nur wenig zu Buche - für
die Gesundheitsbehörden waren die Asylsuchen-
den dennoch eine Herausforderung. Widrige hy-
gienische Verhältnisse in einer von bewaffneten
Konflikten gezeichneten Heimat und ein durch
die Flucht geschwächtes Immunsystem machen
Flüchtlinge besonders anfällig für Infektionskrank-
heiten. Um diese rechtzeitig zu erkennen und ei-
ner Ausbreitung vorzubeugen, werden alle Asyl-
suchenden in Rheinland-Pfalz unmittelbar nach
ihrer Ankunft ärztlich untersucht. Die zuständigen
Gesundheitsämter werden dabei vom LUA mit La-
boruntersuchungen und seuchen-hygienischer Ex-
pertise unterstützt.
2015 wurde bei nahezu allen Asylsuchenden in
Rheinland-Pfalz eine Untersuchung des Stuhls
auf Typhus- und Durchfallerreger (Salmonellen,
Shigellen) sowie Wurmeier veranlasst. Die gute
Nachricht: Bei knapp 24.000 untersuchten Stuhl-
proben gab es keine besorgniserregenden Be-
funde. Typhus und Paratyphus wurden gar nicht
nachgewiesen, die Durchfall verursachenden Sal-
monellen in etwa im selben Umfang, wie sie auch
in Deutschland als Ursache von nahrungsmittel-
bedingten Krankheitsausbrüchen auftreten.
Wurminfektionen wie beispielsweise die durch
Schistosoma mansoni verursachte Darmbilharzio-
se kommen zwar bei Flüchtlingen vor, können un-
ter den hiesigen hygienischen und ökologischen
Gegebenheiten aber nicht übertragen werden.
Fazit der Infektionsepidemiologen des LUA: Eini-
ge Asylsuchende bringen zwar Durchfallerreger
und Parasiten mit – von diesen geht aber kein re-
levantes Infektionsrisiko für die hiesige Bevölke-
rung aus.
Zu den meldepflichtigen Erkrankungen, die bei
Flüchtlingen vorkommen, gehört auch die Tu-
berkulose. Grundsätzlich wird jeder Asylbe-
gehrende in Deutschland, der in einer Gemein-
schaftsunterkunft lebt, auf eine Erkrankung mit
Tuberkulose-Erregern hin untersucht. Ergeben
sich beispielsweise bei der Röntgenuntersuchung
Verdachtsmomente, muss die Diagnose durch
den direkten Nachweis der Tuberkulosebakterien
im Körper gesichert werden. Dafür schickten die
für die amtsärztliche Untersuchung von Flüchtlin-
gen zuständigen Gesundheitsämter 2015 mehr als
2.200 zu untersuchende Proben in die Tuberkulo-
selabors des LUA - mehr als doppelt so viele wie
beispielsweise im Jahr 2012. Doch nicht jede Tu-
berkulose-Meldung steht im Zusammenhang mit
der Flüchtlingskrise. 2015 waren 68 von 273 an
Tuberkulose Erkrankten Asylbewerber. In keiner
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vom LUA untersuchten Probe wurden Tuberkulo-
sestämme identifiziert, die gegen mehrere Anti-
biotika resistent und dadurch nur schwer zu be-
handeln sind.
Impfungen gut angenommen
Um zu wissen, welches Impfangebot an Flücht-
linge in Rheinland-Pfalz sinnvoll ist, werden seit
2013 Asylsuchende auf ihre Immunität gegen
übertragbare Krankheiten hin getestet. Die Aus-
wertung der Daten durch das LUA ergab, dass
Asylsuchende je nach Herkunftsland nicht ausrei-
chend gegen Masern und/oder gegen Windpocken
geschützt sind. Deshalb werden allen Asylsuchen-
den in den Aufnahmeeinrichtungen des Landes
entsprechende Impfangebote gemacht. Die Imp-
fungen werden mehrheitlich über die zuständigen
Herausgeber:
Landesuntersuchungsamt
Mainzer Straße 112
56068 Koblenz
poststelle@lua.rlp.de
www.lua.rlp.de
Gesundheitsämter organisiert, die von ehrenamt-
lich arbeitenden Ärztinnen und Ärzten und von
Hilfsorganisationen unterstützt werden. Das An-
gebot umfasst Impfungen gegen Mumps, Masern,
Röteln, Windpocken, Influenza, Diptherie, Teta-
nus, Keuchhusten, Polio, Hepatitis B und Haemo-
philus influenzae.
Die gute Nachricht: Die Akzeptanz bei den Asylsu-
chenden ist hoch, vor allem wenn es um die Imp-
fung von Kindern geht. Bisher wurden im Rahmen
dieses Programmes vom Land 22.300 Impfdo-
sen gekauft und zu 90 Prozent auch verimpft.
Die ebenfalls im LUA angesiedelte „Koordinie-
rungsgruppe Flüchtlinge“ des Öffentlichen Ge-
sundheitsdienstes stellt dabei die reibungslose
Kommunikation zwischen Landesregierung und
Kommunen sicher.