<p>Negative Umweltauswirkungen, die steigende Nachfrage nach Rohstoffen, global verteilte Lagerstätten und verzweigte Handelswege erfordern international vollziehbare Umweltstandards bei der Rohstoffgewinnung und -versorgung. Ein Bericht im Auftrag des UBA zeigt unter anderem, dass Deutschland und die EU einen internationalen Standard für verantwortungsvollen Bergbau anregen sollten.</p><p>Der englischsprachige Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben „International Governance for an Environmentally Sound Supply of Raw Materials (InGoRo)“ beinhaltet die Bewertung ausgewählter Governance-Instrumente, Schlussfolgerungen und konkrete Handlungsvorschläge für die Umwelt- und Rohstoffpolitik Deutschlands.</p><p>Ausgewählte Empfehlungen</p><p>Als zentrales Ergebnis ist festzuhalten, dass es derzeit keine erfolgsversprechenden politischen Aussichten für einen eigenständigen völkerrechtlichen Vertrag über verantwortungsvollen Bergbau und die Beschaffung von Mineralien gibt.</p><p>Dennoch könnte die Bundesregierung mit der Unterstützung anderer Staaten eine Initiative für eine verantwortungsvolle Rohstoffversorgung im Rahmen der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA-5) im Jahr 2021 einbringen, die zum Beispiel zu weiterreichenden Selbstverpflichtungen einzelner Vertragsstaaten führt. Dies scheint aussichtsreich, da der aktuelle Bericht des „International Resource Panel“ (<a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/u?tag=UN#alphabar">UN</a> IRP) mit dem Titel „Mineral Resources Governance in the 21st Century“ im Frühjahr 2019 von UNEA-4 der offiziell anerkannt wurde. Darüber hinaus könnte die Bundesregierung die laufenden Verhandlungen über einen Globalen Umweltpakt in der noch frühen Phase nutzen, um die Rohstoffgewinnung als neuen Vertragsbestandteil in den Verhandlungsprozess einzubeziehen.</p><p>Als erfolgversprechender stufen die Autorinnen und Autoren einen Vorstoß von Deutschland und der Europäischen Union zur Entwicklung einer internationalen, unverbindlichen Norm für verantwortungsvollen Bergbau unter Einbeziehung Chinas und anderer rohstoffexportierender Schwellen- oder Entwicklungsländer ein. Sie sehen bereits eine Vielzahl von Ansätzen, um solche Standards auf der ganzen Welt zu schaffen und zu etablieren. Einige davon werden von Staaten, Bergbauindustrien oder anderen relevanten Interessengruppen betrieben und setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Die mittlerweile unübersichtliche Zahl von Initiativen führt dazu, dass der Wunsch nach einem international einheitlichen Standard für den Bergbau wächst. </p><p>Das Umweltbundesamt wird sich zusammen mit dem Bundesumweltministerium dafür einsetzen, dass die Bundesregierung geeignete Schritte berät und sich beispielsweise bei der Fortschreibung ihres Ressourceneffizienzprogramms sowie der Rohstoffstrategie bereits zu ersten konkreten Maßnahmen bekennt. </p><p>Vorgehen im Projekt</p><p>Auf der Grundlage eines jeweils angepassten Kriterienkatalogs wurden ausgewählte völkerrechtliche Prinzipien (z. B. Vorsorgeprinzip), völkerrechtliche Verträge (z. B. UNCCD, Espoo, Minamata, ILO), sogenannte „Soft Law“ (z. B. ASI, TSM, <a href="https://www.umweltbundesamt.de/service/glossar/o?tag=OECD#alphabar">OECD</a> DD Guidance, etc.) sowie nationale und europäische Regelungen mit extraterritorialer Wirkung (EU-Konfliktmineralienverordnung, EU-Holzverordnung, franz. Gesetz zur Einhaltung unternehmerischer Sorgfaltspflichten) untersucht und daraufhin bewertet, ob und inwieweit sie geeignete Ansätze und Mechanismen zur Förderung eines verantwortungsvollen internationalen Bergbaus enthalten.</p><p>Die Bestandsanalyse ermöglicht Rückschlüsse, ob ein eigenständiger bergbauspezifischer Ansatz, wie beispielsweise ein völkerrechtliches Übereinkommen für einen verantwortungsvollen Bergbau, verfolgt werden sollte, inwieweit bestehende Verträge und Verordnungen ergänzt werden können oder ob andere, z. B. freiwillige oder finanzielle Ansätze, erfolgversprechender erscheinen. Ergänzt wurde die Untersuchung durch drei ausgewählte Fallstudien und Interviews mit Personen aus der Praxis. </p>
Zunehmend dehnt sich der Verantwortungsbereich der Hersteller auf den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte aus. Aktuell werden allerdings nirgendwo auf der Welt sozial- und umweltzertifizierte Massenmetalle gehandelt. Der Marktpreis für Metalle wird im Wesentlichen durch die billigsten Anbieter bestimmt, wobei tiefe Produktionskosten nicht selten zu Lasten der Umwelt und des Arbeitnehmerschutzes gehen.
Zur Minderung der Umweltauswirkungen des Bergbaus wäre es wünschenswert eine parallele Handelskette für umweltfreundliche Massenmetallen (Eisen, Aluminium, Kupfer) aufzubauen. Grundsätzlich sind in der Schweiz recycelte Metalle punkto ökologischer Standards und sozialgerechter Produktion 'sauberer' als die aus dem Primärerzabbau.
Aus dem Verbrennungsrückstand von Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen KVA werden jährlich rund 50'000t Stahl zurückgewonnen. Dieser Stahl weist aber eine schlechte Qualität auf, so dass er von den Schweizer Stahlwerken nicht direkt verarbeitet werden kann. Er wird exportiert und meist in Schwellenländern unter undefinierten Umweltbedingungen verarbeitet. Schweizer KVA-Stahl kann jedoch durch eine mechanische Bearbeitung derart aufbereitet werden, dass er auch in Schweizer Stahlwerken einsetzbar wird. Diese Aufbereitung verursacht aber zusätzliche Kosten von etwa CHF 15.- pro Tonne Stahl.
Die Kernidee des Projektes CERTIREC-Stahl zielt auf die Einführung eines 'Kompensationsgeschäftes' ab - etwa wie bei der Elektrizitätsversorgung durch 'Ökostrom'. Der Konsument von Ökostrom bekommt in diesem Fall zwar nicht 'physisch sauberen' Strom ab einer separaten Steckdose, aber per Bilanz wird die Produktion und Einspeisung von Ökostrom ins elektrische Netz gefördert durch den Aufpreis, den die interessierten Kunden bereit sind dafür zu zahlen.
Mit dieser Machbarkeitsstudie soll untersucht werden ob ein Preisaufschlag für CERTIREC-Stahl durch den Verkauf von Zertifikaten an den Hersteller von stahlhaltigen Produkten abgedeckt werden kann. Sofern sich dieser Ansatz als erfolgreich erweist, ist es geplant diese Kernidee auf andere recycelbare Metalle aus KVA-Schrott wie Kupfer und Aluminium zu erweitern.
Das Projekt wurde aufgrund des Beitragsgesuchs vom 21.07.2016 genehmigt.
Projektziele:
CERTIREC-Stahl ist als Verfahren und Instrument inkl. Zerzifikathandel mit mindestens 5 möglichen Abnehmern von Zertifikaten umsetzungsreif durchgeplant, so dass Stahlhersteller in der Schweiz bereit sind diesen aufbereiteten Recycling Stahl zu verarbeiten. Der Preis in CHF für eine 1 Tonne Stahläquivalent ist bestimmt.