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28_Ohrwürmer

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Ohrwürmer (Derma- ptera) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Michael WALLASCHEK unter Mitarbeit von Hans-Markus OELERICH, Klaus RICH- TER und Martin SCHULZE (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die weltweit etwa 1.300 rezenten Ohrwurmarten (GÜNTHER 2000) sind ausgesprochene Dämme- rungs- und Nachttiere, die zugleich eine hohe Luftfeuchtigkeit verlangen. Sie bevorzugen Schlupfwinkel, in denen sie mit möglichst vielen Körperseiten oder -stellen Kontakt mit dem um- gebenden Substrat haben. Angegriffen, wehren sie sich durch Kneifen mit den für dieses Taxon charakteristischen Zangen und durch Absonde- rung eines die Haut ätzenden Sekretes. Nur acht Ohrwurmarten sind in Deutschland indi- gen (MATZKE 2000, WALLASCHEK 1998). Angesichts dieser geringen Artenzahl sowie der auf Ekel und Angst beruhenden Einstellung vieler Menschen diesen Tieren gegenüber kann das mangelnde Interesse an den Dermapteren nicht verwundern. Allerdings hat sich herausgestellt, dass heimische Ohrwurmarten in bestimmten Lebensräumen zu den dominanten Tierarten oder -gruppen hinsicht- lich Siedlungsdichte und Biomasse gehören kön- nen (ELLENBERG et al. 1986). Von einzelnen Derma- pterenarten ist bekannt, dass sie sehr spezielle ökologische Ansprüche besitzen (HARZ 1957). Bei genauerer Betrachtung zeigt sich die heimische Ohrwurmfauna zudem in ihrer Zoogeographie und Ökologie erstaunlich vielfältig (WALLASCHEK 1998). Die zoo- oder pantophage Ernährungsweise hat Untersuchungen zum Einsatz von Dermapteren- arten, darunter auch heimischen, für die biologi- sche Schädlingsbekämpfung angeregt (CAUSSANEL & ALBOUY 1991). In der Kleingartenpraxis wird der bekannte Gemeine Ohrwurm, Forficula auricula- ria LINNAEUS, 1758, mancherorts bereits in diesem Sinne gefördert. Gelegentlich mag er aber auch als Pflanzen- oder Vorratsschädling, Lästling und in seltenen Fällen durch Verschleppen von Krank- heitserregern der Kulturpflanzen und des Men- schen in Erscheinung treten (BEIER 1959). Nicht unerwähnt soll bleiben, dass den heimischen Dermapterenarten, -faunen und -taxozönosen Zeigerfunktion für die Landschaftsstruktur, den Grad des anthropogenen Einflusses und einzel- ne ökologische Faktoren zukommen kann. Somit lassen sie sich durchaus im Rahmen der Bioindi- kation in der Landschaftsplanung einsetzen (WAL- LASCHEK 1998). Datengrundlagen Zur Dermapterenfauna Sachsen-Anhalts zählen nach bisheriger Kenntnis fünf Arten (WALLASCHEK et al. 2002). Diese Arbeit enthält die aktuelle  Checkliste sowie die Liste der faunistischen Pri- märliteratur und wichtiger Beiträge der Sekundär- literatur über die Ohrwürmer in Sachsen-Anhalt. Wie in diesem Beitrag richtet sich im Folgenden die Systematik und Nomenklatur der Dermaptera nach HARZ & KALTENBACH (1976). Hinsichtlich der deutschen Namen folgen wir HARZ (1957). Für die Synonyma wird auf ZACHER (1917), HARZ (1957) und HARZ & KALTENBACH (1976) verwiesen. Die letz- ten beiden Bücher sowie GÖTZ (1965) sind wichti- ge Bestimmungswerke. Bemerkungen zu ausgewählten Arten; Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die meisten Ohrwurmarten Sachsen-Anhalts, nämlich Labidura riparia (PALLAS, 1773), Labia minor (LINNAEUS, 1758) und Forficula auricularia LINNAEUS, 1758, sind kosmopolitisch verbreitet. Chelidurella guentheri (GALVAGNI, 1993) und Apte- rygida media (HAGENBACH, 1822) sind hingegen auf Europa beschränkt (HARZ 1960, HARZ & KALTEN- BACH 1976). Da sich der faunistische Kenntnisstand über die heimischen Dermapterenarten deutlich verbessert hat (WALLASCHEK et al. 2002), kann ein- geschätzt werden, dass die letzten vier Arten in Sachsen-Anhalt verbreitet bis sehr weit verbreitet vorkommen und nicht bestandsgefährdet sind. Obschon der Sand-Ohrwurm, Labidura riparia, kosmopolitisch verbreitet ist, reicht er in Europa nördlich der Alpen lediglich bis zur Nord- und Ost- see und kommt in Deutschland nur zerstreut vor (HARZ & KALTENBACH 1976, SCHIEMENZ 1978). In Mit- teldeutschland häuften sich aber in letzter Zeit durch die Intensivierung der Beobachtungstätig- keit Funde aus Braunkohletagebauen, Kies- und Sandgruben sowie Truppenübungsplätzen (vgl. MATZKE & KLAUS 1996, WALLASCHEK 1999). In Sach- sen-Anhalt wird die Art ebenfalls schon seit lan- gem hauptsächlich in solchen Sekundärlebens- räumen gefunden (WALLASCHEK 2000), doch liegen z.B. auch vom Elbufer Beobachtungen vor (WAL- LASCHEK et al. 2002). Labidura riparia lebt im allgemeinen in fast vege- tationslosen, gut durchwärmten, oberflächlich schnell abtrocknenden Sandflächen. Häufig, aber bei weitem nicht immer, weisen die Flächen ei- nen hohen Grundwasserspiegel (oft Gewässer- ufer) oder eine höhere Bodenfeuchtigkeit über stauenden Schichten auf. In solchen Plätzen hält sich der Sand-Ohrwurm unter Steinen, Holzstü- cken, Blech- und Plastteilen etc. auf, wo sich eine höhere Feuchtigkeit als in der Umgebung einstellt Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - - 1 - - 20,0 3 -Rote Liste 1 -20,0 und auch bestehen bleibt (WALLASCHEK 1999). WEIDNER (1941) nimmt als pleistozäne Refugial- räume des Sand-Ohrwurmes Südwest- und Os- teuropa an. Die postglaziale Rückwanderung in den nord- und mitteldeutschen Raum sei entlang der Urstromtäler, in die sich auch das Elbtal ein- ordnet, erfolgt. Heute spielt wohl für die Ausbrei- tung der Art, insbesondere bei der Besiedlung von Sekundärlebensräumen, Anthropochorie eine gro- ße Rolle (WALLASCHEK 1999). Durch den Mangel an natürlicher Flussdynamik werden heute nur im Ausnahmefall neue primäre Trockenbiotope in den Flusstälern des Landes ge- schaffen, die den Ansprüchen von Labidura ripa- ria genügen. Auf solche Lebensräume wird beim Flussausbau bisher wohl kaum Rücksicht genom- men. Die Sekundärlebensräume des Sand-Ohrwurmes verlieren durch Vermüllung, Rekultivierung (Auf- forstung, Ansaat von Grasmischungen), Flutung, Aufgabe oder Reduzierung der militärischen Nut- zung und natürliche Sukzession der Pflanzenbe- stände schnell an Wert für die Art. So gingen im letzten Jahrzehnt durch mangelnde Kenntnis oder Rücksichtnahme sowie das Fehlen geeigneter Gesamt 5 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Ohrwürmer Sachsen-Anhalts. Schutz- und Pflegemaßnahmen zunehmend Le- bensräume verloren. Zudem schafft der Braunkoh- lenbergbau in Sachsen-Anhalt bei weitem nicht mehr so viele Sekundärlebensräume wie im letz- ten Jahrhundert. Deshalb ist zu befürchten, dass das Gros der verbliebenen Sand-Ohrwurm-Be- stände im nächsten Jahrzehnt verschwindet. Daher sollte die natürliche Flussdynamik gefördert und die Erhaltung der Sandufer und von Sandbän- ken gewährleistet werden. Bepflanzung solcher Flächen ist zu unterlassen. Auf den Flussausbau muss soweit wie möglich verzichtet werden. Die Sekundärlebensräume sollten möglichst vor Vermüllung, Aufforstung und Ansaat von Grasmi- schungen geschützt werden. Stehen ausreichend Flächen zur Verfügung, wie z.B. auf Truppenü- bungsplätzen, in großen teilweise aufgelassenen Sandgruben oder in Naturschutzgebieten, kann durch umlaufendes abschnittsweises Abschieben des Oberbodens Erhaltungspflege betrieben wer- den. Auch kleinere Sekundärlebensräume sollten naturschutzrechtlich gesichert und durch Pflege oder besser Nutzung (z.B. Austrag kleiner Men- gen von Sand für gemeindliche Zwecke wie We- gebau) erhalten werden. Art (wiss.)Art (deutsch)Kat.Bem. Labidura riparia (PALLAS, 1773)Sand-Ohrwurm2V, A Nomenklatur nach HARZ & KALTENBACH (1976), deutsche Namen nach HARZ (1957). Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.“)V- LiteraturNordwest-Sachsens und angrenzender Gebiete (Insecta, Dermaptera, Labiduridae).- Mauritiana (Altenburg), 16(1): 57-70. SCHIEMENZ, H. (1978): Dermaptera - Ohrwürmer.- In: STRESE- MANN, E. (Hrsg.)(1978): Exkursionsfauna für die Gebiete der DDR und der BRD. Bd. 2/1 Wirbellose, Insekten - Ers- ter Teil.- Volk und Wissen (Berlin): 91-92, 95-96. WALLASCHEK, M. (1998): Zur Ohrwurmfauna (Dermaptera) zweier Naturschutzgebiete im Naturraum “Unteres Unstrut-Berg- und Hügelland”.- Abh. Ber. Mus. Heineanum, 4: 71-86. WALLASCHEK, M. (1999): Zur Zoogeographie und Zoozönolo- gie der Orthopteren (Dermaptera, Blattoptera, Saltatoria: Ensifera, Caelifera) des Presseler Heidewald- und Moor- gebietes in Sachsen.- Veröff. Naturkundemus. Leipzig, 18: 25-65. WALLASCHEK, (2000): Insektenfunde (Dermaptera, Blattopte- ra, Ensifera, Caelifera) in Mitteldeutschland. III.- Entomol. Nachr. Ber., 44(4): 263-273. WALLASCHEK, M., MÜLLER, T. J. & K. RICHTER (unter Mitarbeit von A. FEDERSCHMIDT, U. MIELKE, J. MÜLLER, C. NEUNZ, J. OHST, M. OELERICH, M. OSCHMANN, M. SCHÄDLER, B. SCHÄFER, R. SCHARAPENKO, W. SCHÜLER, M. S CHULZE, R. SCHWEIGERT, R. STEGLICH, E. STOLLE & M. UNRUH) (2002): Prodromus für ei- nen Verbreitungsatlas der Heuschrecken, Ohrwürmer und Schaben (Insecta: Ensifera, Caelifera, Dermaptera, Blatt- Verbreitungsschwerpunkt in ST ST - Sachsen-Anhalt A- Arealrand BEIER, M. (1959): Ordnung: Dermaptera (DEGEER 1773) KIRBY 1813.- In: Dr. H. G. BRONNS Klassen und Ordnungen des Tierreichs, 5. Bd: Arthropoda, III. Abt.: Insecta, 6. Buch, 3. Lieferung, Orthopteroidea.- Geest & Portig K.-G., Leipzig, 455-585. CAUSSANEL, C. & V. ALBOUY (1991): Dermapteres de France, ravageurs et auxiliaires.- Bull. Soc. zool. Fr., 116: 229-234. ELLENBERG, H., MAYER, R. & J. SCHAUERMANN (Hrsg.)(1986): Ökosystemforschung. Ergebnisse des Sollingprojekts 1966-1986.- Eugen Ulmer Verl., Stuttgart. GÖTZ, W. (1965): Orthoptera, Geradflügler.- In: BROHMER, P., EHRMANN, P. & G. ULMER: Die Tierwelt Mitteleuropas.- Quelle & Meyer, Leipzig. GÜNTHER, K. (2000): Ordnung Dermaptera - Ohrwürmer.- In: Urania-Tierreich. Insekten.- Urania-Verlag (Berlin): 73-80. HARZ, K. (1957): Die Geradflügler Mitteleuropas.- Gustav Fi- scher Verlag, Jena. HARZ, K. & A. KALTENBACH (1976): Die Orthopteren Europas III. Ser. Ent., Vol. 12.- Junk, The Hague. MATZKE, D. (2000): Chelidurella thaleri eine weitere Art für die deutsche Ohrwurmfauna?- Articulata, 15(1): 121. MATZKE, D. & D. KLAUS (1996): Zum Vorkommen des Sandohr- wurms (Labidura riparia PALLAS) auf Abgrabungsflächen  optera) des Landes Sachsen-Anhalt. Stand 31.01.2002.- Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt, 10(1/2): 3-88. Berichtigung: Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt, 9(2): 63. WEIDNER, H. (1941): Vorkommen und Lebensweise des Sand- ohrwurms, Labidura riparia PALL.- Zool. Anz., 133: 185- 202. Anschriften der Autoren und Mitarbeiter Hans-Markus Oelerich Oekokart GmbH Georg-Cantor-Str. 31 D-06108 Halle (Saale) Prof. Dr. Klaus Richter Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich 1 Strenzfelder Allee 28 D-06406 Bernburg Martin Schulze Torstr. 22 D-06110 Halle (Saale) Dr. Michael Wallaschek Agnes-Gosche-Str. 43 D-06120 Halle (Saale) E-Mail: DrMWallaschek@aol.com ZACHER, F. (1917): Die Geradflügler Deutschlands und ihre Verbreitung.- Gustav Fischer Verlag, Jena.

pfl-tiere-st_Ohrwuermer.pdf

Ohrwürmer (Dermaptera) Bestandsentwicklung. 2. Fassung, Stand: Juni 2013 Michael Wallaschek Die weltweit ältesten Funde von Dermapteren datie- ren bis in das Erdmittelalter, genauer in das Jura von Karatau in Südkasachstan, zurück. Aus dem erdneu- zeitlichen oberoligozänen bis untermiozänen Bitterfel- der Bernstein sind Reste von Ohrwürmern bekannt, die einer noch heute in Sachsen-Anhalt vertretenen Familie angehören, den Forficulidae. Von den derzeit ungefähr 1.300 Ohrwurmarten der Erde wurden bisher in Deutschland acht und in Sach- sen-Anhalt fünf nachgewiesen. Trotz dieser geringen Artenzahl zeigt sich die Dermapterenfauna des Landes in systematischer, zoogeographischer und ökologischer Hinsicht erstaunlich vielfältig. So gehören alle Spezies je eigenen Gattungen an, die sich auf drei verschiedene Familien (Forficulidae, Labiidae, Labiduridae) verteilen. Es finden sich neben drei Kosmopoliten (Forficula au- ricularia, Labia minor, Labidura riparia) zwei auf Teile Europas beschränkte Arten (Apterygida media, Che- lidurella guentheri). Die deutschen Namen der hei- mischen Ohrwürmer beschreiben, außer bei der synan- thropen Labia minor, auf treffende Weise die deutlich verschiedenen Vorzugslebensräume bzw. im Falle von Forficula auricularia das, allerdings nur scheinbar, ubi- quistische Auftreten. Alle heimischen Dermapteren be- sitzen die unverwechselbaren Zangen am Hinterleibs- ende und das gleiche lichtscheue, nach Kontakt mit dem Substrat suchende und eine hohe Luftfeuchtigkeit lie- bende Wesen. Alle heimischen Ohrwurmarten können wegen ih- rer differenzierten Zoogeographie und Ökologie unter bestimmten Umständen als Indikator für Belange des Naturschutzes und der Landschaftsplanung eingesetzt Männchen des Gemeinen Ohrwurms (Forficula auricularia). Halle, 30.11.2014, Foto: D. Frank. 666 werden. In einigen Lebensräumen des Anhangs I der FFH-Richtlinie gehören Ohrwürmer zu den dominan- ten oder typischen Wirbellosen (z. B. Chelidurella guen- theri in Rotbuchen- und Eichen-Hainbuchenwäldern, Labidura riparia auf Dünen). Bei Chelidurella guentheri umfasst der in Deutschland liegende Arealteil zwischen einem Zehntel und einem Drittel des Gesamtareals, weshalb Deutschland und damit Sachsen-Anhalt nach einer von Maas et al. (2002) vorgeschlagenen, inzwi- schen umbenannten (vgl. Maas et al. 2011) Skala für die Art „in hohem Maße verantwortlich“ sind. Innerhalb Deutschlands besitzt Labidura riparia einen Verbrei- tungsschwerpunkt in Sachsen-Anhalt, was die Verant- wortlichkeit des Landes für die Art unterstreicht. Aufgrund ihrer zoo- oder pantophagen Ernährungs- weise eignen sich manche Ohrwurmarten für die bio- logische Schädlingsbekämpfung (z. B. Labidura riparia, Forficula auricularia, Apterygida media). Nicht uner- wähnt soll bleiben, dass Forficula auricularia gelegent- lich als Pflanzen- und Vorratsschädling, Lästling und in seltenen Fällen durch Verschleppung von Krankheits- erregern der Kulturpflanzen und des Menschen in Er- scheinung treten kann. Die Kenntnis der Ohrwurmfauna Sachsen-Anhalts im Hinblick auf Zoogeographie, Ökologie, Gefährdung, Schutz und Bedeutung konnte in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert werden, insbesondere durch das Projekt „Zoogeographische und ökologische Untersu- chungen für eine Fauna der Heuschrecken, Ohrwürmer und Schaben des Landes Sachsen-Anhalt“ und nachfol- gende Arbeiten zur Aktualisierung (Wallaschek et al. 2004, 2013: 1.460 Art-Fundort-Fundzeit-Datensätze). Im Ergebnis müssen noch immer beachtliche, vor allem methodisch bedingte Wissenslücken weniger zur Öko- logie als vielmehr zur Verbreitung der indigenen Ohr- wurmarten konstatiert werden. Deshalb sind neben den Entomologen auch die Fachleute in Land- und Forst- wirtschaft, Gartenbau und Schädlingsbekämpfung auf- gerufen, ihre Ohrwurm-Funde zu publizieren oder an die Orthopterologen des Landes weiterzugeben. Die Systematik und Nomenklatur richtet sich nach Harz & Kaltenbach (1976). Die Korrektur der Na- mensgebung bei Chelidurella guentheri erfolgte nach Klaus (2010). An Synonymen sind solche in der Origi- nalschreibweise angegeben, die für das Verständnis der älteren faunistischen Literatur Sachsen-Anhalts von Bedeutung sind. Ausführliche Listen von Synonyma finden sich in Zacher (1917) und Harz & Kalten- bach (1976). Die deutschen Namen folgen weitgehend Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Harz (1957). Die in Wallaschek et al. (2004) errech- neten Distributionsklassen waren zwar die Grundlage für die Einschätzung der Bestandssituation, doch wur- den im vorliegenden Beitrag die neueren Erkenntnisse zur Verbreitung (Wallaschek 2013) sowie die Kennt- nisse zur ökologischen Zoogeographie der Arten einbe- zogen. Daher weichen die Einstufungen meist um zwei Klassen nach oben ab. Keine der Ohrwurmarten ist ge- setzlich geschützt. Die Angaben zur Roten Liste der Ohr- würmer Sachsen-Anhalts stammen aus Wallaschek (2004). Sämtliche Nachweise beruhen auf Wallaschek (2013), weshalb auf die entsprechende Spalte in der Ta- belle verzichtet wurde. Danksagung Den Herren B. Schäfer (Stendal), R. Schweigert (Dit- furt) und M. Unruh (Großosida) sei herzlich für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für Hinweise gedankt. Literatur Harz, K. (1957): Die Geradflügler Mitteleuropas. – Gus- tav Fischer, Jena, 495 S. Harz, K. & Kaltenbach, A. (1976): Die Orthopteren Europas III. – Ser. Entomol., Vol. 12, Junk, The Hague, 434 S. Klaus, D. (2010): Anmerkungen zu den sächsischen Altfunden von Anechura bipunctata (Fabricius) und Korrekturhinweise zu den Checklisten der Schaben und Ohrwürmer Sachsens (Dermaptera, Blattopte- ra). – Mitt. sächs. Entomol. (Mittweida) Nr. 90: 3–11. Maas, S.; Detzel, P. & Staudt, A. (2002): Gefährdungs- analyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungs- atlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. – Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godes- berg, 401 S. Maas, S.; Detzel, P. & Staudt, A. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken (Saltatoria) Deutsch- lands. 2. Fassung, Stand Ende 2007. – Naturschutz Biol. Vielfalt (Bonn-Bad Godesberg) 70 (3): 577–606. Wallaschek, M. (unter Mitarbeit von Oelerich, H.-M.; Richter, K. & Schulze, M.) (2004): Rote Liste der Ohr- würmer (Dermaptera) des Landes Sachsen-Anhalt (2. Fassung, Stand: Februar 2004). – Ber. Landesamt. Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Halle) 39: 220–222. Wallaschek, M.; Langner, T. J. & Richter, K. (unter Mitarbeit von Federschmidt, A.; Klaus, D.; Miel- ke, U.; Müller, J.; Oelerich, H.-M.; Ohst, J.; Osch- mann, M.; Schädler, M.; Schäfer, B.; Scharapen- ko, R.; Schüler, W.; Schulze, M.; Schweigert, R.; Steglich, R.; Stolle, E. & Unruh, M.) (2004): Die Geradflügler des Landes Sachsen-Anhalt (Insecta: Dermaptera, Mantodea, Blattoptera, Ensifera, Caeli- fera). – Ber. Landesamt. Umweltschutz Sachsen-An- halt (Halle) SH 5/2004: 1–290. Wallaschek, M. (unter Mitarbeit von Elias, D.; Klaus, D.; Müller, J.; Schädler, M.; Schäfer, B.; Schul- ze, M.; Steglich, R. & Unruh, M.) (2013): Die Ge- radflügler des Landes Sachsen-Anhalt (Insecta: Der- maptera, Mantodea, Blattoptera, Ensifera, Caelifera): Aktualisierung der Verbreitungskarten. – Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt (Schönebeck) SH 2013: 1–100. Zacher, F. (1917): Die Geradflügler Deutschlands und ihre Verbreitung. – Gustav Fischer, Jena, 287 S. Anschrift des Verfassers Dr. Michael Wallaschek Agnes-Gosche-Straße 43 06120 Halle (Saale) Tab. 29.1: Bestandsentwicklung der Ohrwürmer in Sachsen-Anhalt Zusätzliche Anmerkung: Rote Liste (RL) Bezug auf Wallaschek (2004) Art BR BS BE Apterygida media (Hagenbach, 1822) T, H mh0 Chelidurella guentheri Galvagni, 1994mh0 Forficula auricularia L., 1758 Labia minor (L., 1758)sh mh0 0 s Labidura riparia (Pallas, 1773) T, H UV 1.1.12.1, 1.2 1.1.12.1, 3.2.4.1, 3.2.9.1 8., 12.5, 13.2 SM 1.5.2.1, 1.10 1.5.2.1, 2.2.1, 2.2.5 4.4, 8.3, 7.2, 7.4, 12.1.6 RL Bm Synonym, Deutsche Namen Sphingolabis albipennis Megerle, 1825; Gebüsch-Ohrwurm Chelidurella acanthopygia (Géné, 1832); Wald-Ohrwurm 2 V Gemeiner Ohrwurm Forficula minor L., 1758; Kleiner Zangenträger Forficula gigantea F., 1787; Sand-Ohrwurm 667 Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Ein Kompendium der Biodiversität Dieter Frank und Peer Schnitter (Hrsg.) Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 3

Lasertechnik gegen Schädlingsbefall

Um die Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenschonung zu meistern, kommt in der Landwirtschaft Optische Sensorik immer häufiger zum Einsatz. Forschende am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM haben mit der TU Berlin an einer kostengünstigen und intelligenten elektronischen Lösung gearbeitet. Die größten Herausforderungen treten in der Landwirtschaft zwischen Anbau und Konsum auf, wobei Gegenmaßnahmen häufig sehr zeit- und kostenintensiv sind. Das Wachstum und die Bodenqualität müssen überwacht werden sowie mögliche Schädlinge vermieden. So werden bspw. bei der Lagerung Schädlingsbefälle mittels chemischer Substanzen wie Phosphorwasserstoff behandelt. Eine häufigere Nutzung dieser Chemikalien gilt es aufgrund der Gefahr für Mensch und Umwelt zu vermeiden. Um die Nutzung chemischer Schutzmittel zu reduzieren, haben es sich Forschende am Fraunhofer IZM zur Aufgabe gemacht, Lasertechnik und automatisierte Bilderkennung zu vereinen und somit den Vorratsschutz von landwirtschaftlichen Produkten zuverlässig zu gewährleisten. Mittels eines Bildverarbeitungsverfahrens werden die kleinen Schädlinge auf den Oberflächen der Vorräte oder auf Wänden detektiert, bevor sich die Schädlinge im Vorrat ausbreiten können. Bei Bekanntwerden eines Schädlingsbefalls wird per Funk durch einen Scanner ein feiner Laserstrahl auf die betroffenen Koordinaten ausgerichtet, der die Dörrobstmotte oder den Kornkäfer unschädlich macht. Aufgrund der geringen Temperatur und Intensität des Lasers werden die darunter befindlichen Vorräte nicht in beschädigt. Durch die Anwendung eines Lasersystems wird der direkte Primärbefall unterbunden, so dass sich vorratsschädliche Insekten gar nicht erst ausbreiten. So können umweltschädliche Stoffe eingespart und gleichzeitig größere Verluste bei der Lagerung vermieden werden.

Teilprojekt 1

Das Projekt "Teilprojekt 1" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von AMW Nützlinge GmbH durchgeführt. Da zunehmend nachhaltige Bekämpfungsstrategien zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen fehlen und sich die wärmeliebende Dörrobstmotte Plodia interpunctella zu einem neuen Problemschädling in Getreidelagern entwickelt hat, soll mit dem vorliegenden Vorhaben der Einsatz ihrer biologischen Gegenspieler optimiert werden. Als Voraussetzung für einen wirksamen Einsatz von Vorratsnützlingen müssen Maßnahmen zur Befallsvermeidung und geeignete Monitoringmethoden in den Betrieben angepasst und etabliert werden. Sie ermöglichen eine Früherkennung des Schädlings und einen präventiven Nützlingseinsatz. In fünf Arbeitspaketen werden die vorhandenen Nützlingssysteme vom Labor bis hin zum Praxisversuch verbessert. Es soll zunächst die Früherkennung der auftretenden Motten optimiert werden. In Laboruntersuchungen werden Trichogramma-Zuchtlinien hinsichtlich einer besonderen Eignung zur Bekämpfung der Eier der Dörrobstmotte und ihrer Temperaturtoleranz für die Anwendung unter heißen Lagerbedingungen im Sommer selektiert. Im Lager wird die Applikationstechnik für Vorratsnützlinge neu angepasst, d.h. sowohl die Ausbringungseinheit als auch die Anwendungsempfehlung (Dosierung, Einsatztermine und räumliche Verteilung). Im Rahmen der Lagerversuche werden neue Schlupfwespen gesucht auf ihre Eignung im biologischen Vorratsschutz getestet. Schließlich werden in zwei Praxisversuchen in Langzeit-Getreidelagern die optimierten Nützlingsprodukte eingesetzt und ihre verbesserte Wirksamkeit überprüft.

Teilprojekt 2

Das Projekt "Teilprojekt 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Biologische Beratung Limited durchgeführt. Da zunehmend nachhaltige Bekämpfungsstrategien zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen fehlen und sich die wärmeliebende Dörrobstmotte Plodia interpunctella zu einem neuen Problemschädling in Getreidelagern entwickelt hat, soll mit dem vorliegenden Vorhaben der Einsatz ihrer biologischen Gegenspieler optimiert werden. Als Voraussetzung für einen wirksamen Einsatz von Vorratsnützlingen müssen Maßnahmen zur Befallsvermeidung und geeignete Monitoringmethoden in den Betrieben angepasst und etabliert werden. Sie ermöglichen eine Früherkennung des Schädlings und einen präventiven Nützlingseinsatz. In fünf Arbeitspaketen werden die vorhandenen Nützlingssysteme vom Labor bis hin zum Praxisversuch verbessert. Es soll zunächst die Früherkennung der auftretenden Motten optimiert werden. In Laboruntersuchungen werden Trichogramma-Zuchtlinien hinsichtlich einer besonderen Eignung zur Bekämpfung der Eier der Dörrobstmotte und ihrer Temperaturtoleranz für die Anwendung unter heißen Lagerbedingungen im Sommer selektiert. Im Lager wird die Applikationstechnik für Vorratsnützlinge neu angepasst, d.h. sowohl die Ausbringungseinheit als auch die Anwendungsempfehlung (Dosierung, Einsatztermine und räumliche Verteilung). Im Rahmen der Lagerversuche werden neue Schlupfwespen gesucht auf ihre Eignung im biologischen Vorratsschutz getestet. Schließlich werden in zwei Praxisversuchen in Langzeit-Getreidelagern die optimierten Nützlingsprodukte eingesetzt und ihre verbesserte Wirksamkeit überprüft.

Teilprojekt 3

Das Projekt "Teilprojekt 3" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hohenheim, Institut für Zoologie, Fachgebiet Tierökologie durchgeführt. Ein Hauptschädling in gelagertem Getreide ist der Kornkäfer Sitophilus granarius. Da zunehmend nachhaltige Bekämpfungsstrategien zur Bekämpfung von Vorratsschädlingen fehlen, soll mit dem vorliegenden Vorhaben der Einsatz ihrer biologischen Gegenspieler optimiert werden. Als Voraussetzung für einen wirksamen Einsatz von Vorratsnützlingen müssen Maßnahmen zur Befallsvermeidung und geeignete Monitoringmethoden in den Betrieben angepasst und etabliert werden. Sie ermöglichen eine Früherkennung des Schädlings und einen präventiven Nützlingseinsatz. In fünf Arbeitspaketen werden in dem Projektverbund die vorhandenen Nützlingssysteme (Lagererzwespen) vom Labor bis hin zum Praxisversuch grundlegend verbessert. Es soll zunächst die Früherkennung der auftretenden Kornkäfer optimiert werden. In Laboruntersuchungen werden Nützlingslinien hinsichtlich ihrer Temperaturtoleranz für die Anwendung unter heißen Lagerbedingungen im Sommer selektiert. Für die Lagererzwespe gegen den Kornkäfer wird eine Zuchtbox für eine kontinuierliche Freilassung optimiert. Zusätzlich werden in Lagern weitere neue Nützlinge gesucht und auf ihre Eignung im biologischen Vorratsschutz getestet. Schließlich werden in Praxisversuchen in Langzeit-Getreidelagern die neu ausgewählten Zuchtlinien der Nützlinge eingesetzt und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Der Nützlingseinsatz, der andersweitig im Vorratsschutz bereits praktiziert wird, soll zukünftig auch in Getreidelagern mit Langzeitlagerung etabliert werden, um eine biologische Nahrungsmittelproduktion im Sinne des Verbraucherschutzes zu unterstützen.

Neue Verfahren der optischen Früherkennung und der schadstofffreien Bekämpfung von Vorratsschädlingen mit Laserstrahlen (Insektenlaser) - Teilprojekt 2

Das Projekt "Neue Verfahren der optischen Früherkennung und der schadstofffreien Bekämpfung von Vorratsschädlingen mit Laserstrahlen (Insektenlaser) - Teilprojekt 2" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration durchgeführt. Im Projekt wird geprüft, ob sich die Lasertechnik in Verbindung mit automatisierter Bilderkennung für den Vorratsschutz eignet. Die per Kamera gewonnenen Bildinformationen der Oberflächen werden mit zuvor in einer Datenbank gespeicherten Merkmalen von Schädlingen aus Referenzbildern verglichen. Im Ergebnis des dann vorliegenden Bildvergleichs kann das Auftreten des Schädlings mit einem Wahrscheinlichkeitswert angegeben werden. Ergänzend wird überprüft, ob eine Einzelbekämpfung auftretender Schädlinge mittels Laserstrahl möglich ist. Die transformierten Koordinaten der Kameraüberwachung werden an einen Schwingspiegel weitergegeben und dieser entsprechend angesteuert. Nach Positionierung des Spiegels wird ein Laserimpuls ausgelöst, wobei der Schädling durch die Strahlenleistung (größer als 500 mW) und die damit einhergehende schnelle Temperaturerhöhung (größer als 80 Grad Celsius) abgetötet wird. Dabei gilt es, durch kurze Impulsdauer und hohe Leistung des Lasers eine Schädigung der darunterliegenden Vorräte oder Oberflächen zu vermeiden.

Bekämpfung von Vorratsschädlingen in gelagertem Bio-Getreide durch Stickstoffbegasung

Das Projekt "Bekämpfung von Vorratsschädlingen in gelagertem Bio-Getreide durch Stickstoffbegasung" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Landtechnik durchgeführt. In einem Großversuch wird die Wirkung einer Inertgasbehandlung mit Stickstoff in einer nicht gasdichten Betonsilozelle zur Bekämpfung des Kornkäfers (Sitophilus granarius), des Getreideplattkäfers (Oryzaephilus surinamensis) und des Reiskäfers (Sitophilus oryzae) in gelagertem Bio-Roggen geprüft. Ziel des Versuches sind (i) die Ermittlung des Wirkungsgrades der Inertgasbehandlung gegen die drei vorratsschädigenden Käferarten, (ii) die Ermittlung des Stickstoffverbrauchs zur Aufrechterhaltung einer permanenten Stickstoffatmosphäre von mind. 98% und (iii) die Berechnung der Dimensionierung eines Stickstoffgenerators zur Fixinstallation im Lagerhaltungsbetrieb.

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