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Stabilisierung des Wasserdargebotes durch Kleinspeicher, TP3: Akteure

Natur-Technische Stadtentwicklung für Wasserrecycling und Wiederverwendung, Teilprojekt 2

Natur-Technische Stadtentwicklung für Wasserrecycling und Wiederverwendung, Teilprojekt 1

Stabilisierung des Wasserdargebotes durch Kleinspeicher, TP6: Potentiale

Natur-Technische Stadtentwicklung für Wasserrecycling und Wiederverwendung, Teilprojekt 4

Klimawandelanpassung: Diese Berufe und Kompetenzen sind gefragt

Für die Anpassung an den Klimawandel sind einige Berufsgruppen, beispielsweise aus der Bauwirtschaft, besonders relevant. Welche veränderten Kompetenzen in wichtigen Berufen für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen nötig sind, hat ein Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes untersucht. Im Auftrag des Umweltbundesamtes (⁠ UBA ⁠) haben das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) untersucht, welche Bedeutung der beruflichen Bildung im Transformationsprozess zu einer klimaangepassten Gesellschaft zukommt. Dabei standen folgende drei Fragen im Mittelpunkt: Welche Branchen und Berufe sind für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen besonders relevant? Welche neuen Kompetenzen sind in ausgewählten Berufen im Hinblick auf Klimaanpassung gefordert? Wie können diese neuen Klimaanpassungskompetenzen in die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung integriert werden? Die Projektpartner haben mittels Modellrechnungen, basierend auf dem Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe) Modell (BIBB 2025), die volkswirtschaftlichen Wirkungen von zwölf ausgewählten Klimaanpassungsmaßnahmen auf Branchen und Berufsgruppen gemäß der Klassifikation der Berufe (KldB) ermittelt (BA 2021). Dabei konnten 21 besonders für die Klimaanpassung relevante Berufsgruppen identifiziert werden, die in der folgenden Abbildung dargestellt sind. Aus den 21 besonders für die Klimaanpassung relevanten Berufsgruppen wählte das Projektkonsortium kriteriengestützt vier Berufe für eine genauere Untersuchung des veränderten Kompetenzbedarfs hinsichtlich der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen aus. Bei der Auswahl war es unter anderem entscheidend, dass die Fachkräfte in ihrer beruflichen Tätigkeit über ausreichend Handlungsspielraum und Verantwortung verfügen, um sich für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen einsetzen zu können. Ausgewählt wurden die drei Ausbildungsberufe Dachdecker*in, Umwelttechnologe*Umwelttechnologin (UT) für Wasserversorgung und Umwelttechnologe*Umwelttechnologin für Abwasserbewirtschaftung sowie der Studienberuf des/der Landschaftsarchitekten*Landschaftsarchitektin . Für diese Berufe identifizierte das Projektteam, ob die Umsetzung der zuvor definierten Anpassungsmaßnahmen berufliche Kompetenzen, im Sinne von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten (Klieme et al. 2007; Hartig 2008), erfordert, die die berufliche Bildung bislang nicht vermittelt. Je nach Betroffenheit von Klimawandelfolgen und durchzuführender ⁠ Anpassungsmaßnahme ⁠ unterscheiden sich die konkreten fachlichen und personalen Kompetenzanforderungen in den Berufen. Zur Fachkompetenz gehören Wissen und praktische sowie kognitive Fertigkeiten. Demgegenüber umfasst die personale Kompetenz Sozialkompetenz und Selbstständigkeit (⁠ BMBF ⁠/ KMK 2013, 53f). Während sich die fachlichen Kompetenzen je nach Beruf unterscheiden, zeigt die Studie bei den erforderlichen personalen Kompetenzen größere Gemeinsamkeiten über die Berufe hinweg. Dazu zählt insbesondere, dass die Umsetzung komplexer Anpassungsmaßnahmen, wie die wassersensible Stadtentwicklung, erfordern, dass verschiedene Berufe interdisziplinär zusammenarbeiten. Weitere berufsübergreifend erforderliche personale Kompetenzen sind Beratung und Kommunikation, Datenaustausch und Digitalisierung, kritisches Denken und Reflexion bestehender Regeln, ein Grundverständnis zu ⁠ Nachhaltigkeit ⁠ und Klimawandelanpassung sowie Krisenreaktionsfähigkeit. Die folgende Abbildung stellt für die untersuchten Ausbildungsberufe dar, welche Klimaanpassungskompetenzen zukünftig benötigt werden. Die Autoren*Autorinnen der Studie zeigen verschiedene Ansatzpunkte und Empfehlungen zur Integration von Klimaanpassungskompetenzen in die berufliche Bildung auf (Rausch-Berhie et al. 2025). Da eine ganze Reihe von Akteuren die berufliche Bildung gemeinsam gestaltet, können sie entsprechend ihrer Rolle und Einflussmöglichkeiten neue Inhalte wie Klimaanpassungskompetenzen in die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung einbringen. Hierbei sollte neben der Modernisierung der Ausbildungs- und Fortbildungsordnungen auch die Praxis der beruflichen Bildung mitgedacht werden. Zudem sollten die konkreten Bedingungen eines Berufsfelds berücksichtigt werden. Beispielsweise kann die in einigen Berufen verpflichtende überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) ein guter Ansatzpunkt für die Vermittlung neuer Kompetenzen sein. Die Experten*Expertinnen empfehlen, berufliche Akteure zu sensibilisieren und ihnen etwa in Workshops oder Fachveranstaltungen individuelle Handlungsspielräume aufzuzeigen. Dabei sollten insbesondere folgende Akteure adressiert werden, die an der Modernisierung von Ausbildungsordnungen beteiligt sind: Sozialpartner und ehrenamtliche Sachverständige Ausbilder*innen und Lehrkräfte koordinierend und begleitende beteiligte Institutionen wie BIBB, Heinz-Piest-Institut (HPI), Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) ggf. die beteiligten Ministerien Eine Priorität sollte auf jene Kompetenzen gelegt werden, die eine berufliche Handlungsfähigkeit im Sinne der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen ermöglichen. Über diese zwingend erforderlichen Umsetzungskompetenzen hinaus sollte ebenso deren gesellschaftliche Relevanz im Kontext von ⁠ Klimawandel ⁠ und ⁠ Nachhaltigkeit ⁠ betrachtet werden. Insbesondere bei Berufen, die an komplexeren Anpassungsmaßnahmen wie Solargründächern oder einer wassersensiblen Stadtentwicklung beteiligt sind, sollte eine gewerkeübergreifende bzw. interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Berufe intensiviert werden. Eine Analyse von politischen Dokumenten wie Gesetzen, Strategien und Aktionsplänen zeigt, dass Politikdokumente die berufliche Bildung im Kontext von Klimaanpassung nur teilweise explizit adressieren. Konkrete Ziele, Strategien und Maßnahmen werden dabei bislang nicht formuliert. So weist z.B. der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (NPBNE 2017) darauf hin, dass der Berufsbildung „aufgrund ihrer betrieblichen Verortung in besonderer Weise eine transformative Rolle für eine auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Wirtschaftsweise mit Blick auf die Agenda 2030 und die dort angestrebten nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu[kommt]“ (ebd. 41). Über die SDGs könnte Klimaanpassung im Rahmen von Beruflicher Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) thematisiert werden, wird jedoch im Nationalen Aktionsplan BNE nicht explizit angesprochen. Die Deutsche ⁠ Anpassungsstrategie ⁠ 2024 (⁠ BMUV ⁠ 2024) spricht sich explizit für die Stärkung von formaler beruflicher Bildung zu Themen der Klimaanpassung in relevanten Berufen sowie in der Schulbildung aus. Auch in Gesprächen mit Akteuren sowie bei Fachworkshops, Tagungen und Konferenzen zeigte sich, dass viele Akteure noch dafür sensibilisiert werden müssen, welchen wichtigen Beitrag die berufliche Bildung für die Klimaanpassung leisten kann. Eine zentrale Aufgabe der beruflichen Bildung ist es, Auszubildende und Fachkräfte mit Kompetenzen für die Ausführung ihrer beruflichen Tätigkeiten auszustatten. Wenn sich Kompetenzanforderungen durch die Folgen des Klimawandels und benötigten Klimaanpassungsmaßnahmen ändern, müssen die Berufsbildungsakteure reagieren und Aus-, Fort- und Weiterbildungen anpassen. Berufliche Bildung kann somit einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung leisten. Das Projekt zeigt erstmalig systematisch die Arbeitsmarktlage von für die Klimaanpassung besonders relevanten Berufsgruppen und den Stand der Kompetenzvermittlung zu Klimaanpassungsthemen in ausgewählten Berufsausbildungen auf. Das Projekt empfiehlt in seinem Bericht „Kompetenzen für Klimaanpassung – Die Rolle der beruflichen Bildung“, u.a. auch für weitere klimaanpassungsrelevante Berufe, beispielsweise im Gesundheitssektor, erforderliche Klimaanpassungskompetenzen zu untersuchen und den Transfer in die Praxis zu fördern. Autorinnen: Friederieke Rausch-Berhie (BIBB), Kirsten Sander (⁠ UBA ⁠) Den vollständigen Abschlussbericht "Kompetenzen für Klimaanpassung. Die Rolle der beruflichen Bildung" des Projekts finden Sie hier . Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung Nr. 95 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren. Quellenverzeichnis Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (2025): Das Projekt QuBe - Qualifikation und Beruf in der Zukunft. Online: www.qube-projekt.de (21.03.2025) Bundesagentur für Arbeit (BA) (2021): Klassifikation der Berufe 2010 – überarbeitete Fassung 2020. Band 1: Systematischer und alphabetischer Teil mit Erläuterungen. Nürnberg. Online: https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Grundlagen/Klassifikationen/Klassifikation-der-Berufe/KldB2010-Fassung2020/Printausgabe-KldB-2010-Fassung2020/Generische-Publikationen/KldB2010-PDF-Version-Band1-Fassung2020.pdf?__blob=publicationFile&v=22 (18.03.2025) Bundesministerium für Bildung und Forschung (⁠ BMBF ⁠); Kultusministerkonferenz (KMK) (2013): Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. Deutscher EQR-Referenzierungsbericht. Online: https://www.dqr.de/dqr/shareddocs/downloads/media/content/deutscher_eqr_referenzierungsbericht.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (18.03.2025) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) (Hrsg.) (2024): Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2024 - Vorsorge gemeinsam gestalten. Online: https://www.bmuv.de/download/deutsche-anpassungsstrategie-an-den-klimawandel-2024 (18.03.2025) Hartig, J. (2008): Kompetenzen als Ergebnisse von Bildungsprozessen. In: Jude, N.; Hartig, J.; Klieme, E. (Hrsg.): Kompetenzerfassung in pädagogischen Handlungsfeldern. Theorien, Konzepte und Methoden. Bonn, Berlin, S. 15-26. Klieme, E.; Maag-Merki, K.; Hartig, J. (2007): Kompetenzbegriff und Bedeutung von Kompetenzen im Bildungswesen. In: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Möglichkeiten und Voraussetzungen technologiebasierter Kompetenzdiagnostik. S. 5-15. Nationale Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung (NPBNE) (2017): Nationaler Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der deutsche Beitrag zum ⁠ UNESCO ⁠-Weltaktionsprogramm. Online: https://www.bne-portal.de/bne/shareddocs/downloads/files/nationaler_aktionsplan_bildung-er_nachhaltige_entwicklung_neu.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (18.03.2025) Rausch-Berhie, F.; Benke, N.; Telieps, J.; Schneider, V.; Rupp, J.; Hoffmann, E. (2025): Kompetenzen für Klimaanpassung. Die Rolle der beruflichen Bildung. Hrsg. v. Umweltbundesamt, Climate Change 21/2025, Dessau-Roßlau. Kompetenzen für Klimaanpassung | Umweltbundesamt (14.04.2025)

Blau-grüne Quartiersentwicklung in Leipzig, Teilvorhaben 5

Coaching für blaugrüne Stadtentwicklung in Kommunen

Grüne Fassade aus über 30.000 Hainbuchen, die eine gut 8 Kilometer lange Hecke auf dem Dach und der Fassade des Kö-Bogen-2 Hauses und damit die größte begrünte Fassade in Europa bilden. Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Das neue Forschungsprojekt "Blue Green City Coaching (BGCC)" unterstützt kommunale Entscheider*innen, Potenziale und Grenzen von naturbasierten Lösungen (NbS) für die Klimaanpassung zu ermitteln. Im Fokus stehen dabei die Bewertung der NbS bei Klimafolgen wie Hitze und Dürre sowie der Einfluss von NbS auf die urbane Klimaresilienz kleinerer Großstädte und deren Umland. Naturbasierte Lösungen ( Nature-based Solutions , NbS) zählen laut einer Studie der Europäischen Umweltagentur zu den effizientesten Wegen, um die Folgen des Klimawandels – wie zunehmende Hitze und Trockenheit in vielen deutschen Städten und deren Umland – zu bewältigen. 1 Auch die nationale Wasserstrategie forciert die Umsetzung von naturbasierten Lösungen, insbesondere in Kombination und Synergie mit technischen Infrastrukturen. 2 Gleichzeitig gilt es, wichtige Fragen anzugehen und einige Hindernisse zu überwinden, um die vielseitigen Potentiale von NbS für die urbane Klimaanpassung in Deutschland noch besser auszuschöpfen. Hauptsächlich kommen derzeit blaugrüne Infrastrukturelemente zum Einsatz, dabei können wasserbezogene NbS vielfältige Formen und Ausgestaltungen annehmen: Auenstrukturen, Moore zum Wasserrückhalt in der Landschaft, urbane Gewässer, grüne Freiräume im urbanen Raum, de- und semizentrale Pflanzenkläranlagen sowie Dach- und Fassadenbegrünen. Folgende Punkte können für eine flächendeckende und vernetzte Umsetzung von NbS in deutschen Kommunen förderlich sein 3 : Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von NbS und der Vorteile, die sie bringen können – inklusive klarer Definitionen; umfassende und transparente Beleuchtung von Bedenken, Fragen und möglichen Interessenskonflikten; Verständnis der potenziellen Synergien und Kompromisse im Zusammenhang mit NbS; NbS-kompatiblere institutionelle Strukturen und klare Zuständigkeiten. Im ⁠ BMBF ⁠-Vorhaben „Leipziger BlauGrün“ werden bis Sommer 2025 mehrere Tools entwickelt, die an diese Anforderungen anknüpfen. Die siedlungswasserwirtschaftliche Modellierung abflussfreier Stadtquartiere mit Hilfe blaugrüner Infrastriukturen kann methodisch in jeder Stadt bei ausreichender Datenlage angewandt werden. Blaugrüne Investitionspotentialkarte, blaugrüne Bewertungssteckbriefe und blaugrüne Toolboxen sind ebenso wie die Bausteine einer blaugrünen Infrastrukturplanung grundsätzlich von Leipzig aus übertragbar auf andere deutsche Großstädte. Damit NbS ihre Rolle als zentrale Lösung in der Klimaanpassung einnehmen können, sind mehrere Faktoren von Bedeutung. So erfordert etwa das Ermitteln und Quantifizieren von Potenzialen und Grenzen von NbS für die Klimawandelanpassung einen handlungsorientierten Ansatz. Neben technischen und ökologischen Parametern sollten ebenfalls soziale und ökonomische Kriterien und Indikatoren einbezogen werden. Diese gilt es, wissensbasiert auszuwählen und praxisnah zu operationalisieren. Essentiell ist ferner die transparente Bewertung, in welchem Maße NbS zur Erreichung urbaner Klimareslilienz  beitragen können. Das neue Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Blue Green City Coaching (BGCC) - Implementierung blaugrüner Infrastrukturen zur Klimaanpassung kleinerer deutscher Großstädte: Aufbau eines wissenschaftsbasierten und anwendungsorientierten Coachings für Entscheidungsträger*innen in Stadt- und Regionalplanung“ kann die blaugrüne Stadtentwicklung vorantreiben. Das Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes wird vom ⁠ BMUV ⁠ aus Mitteln des Aktionsprogramms Natürlicher ⁠ Klimaschutz ⁠ (ANK) gefördert und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ in Kooperation mit Fresh Thoughts und dem Deutschem Institut für Urbanistik umgesetzt. Es wird aktiv unterstützt vom Zentrum Klimaanpassung und dem Deutschen Städtetag. Das Projekt unterstützt kleinere deutsche Großstädte mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern dabei, Risiko- und Potenzialanalysen von NbS durchzuführen und die Basis für gemeindeübergreifende Transformationsstrategien sowie integrierte Konzepte und Kooperationen zu schaffen. Ingesamt zehn Kommunen werden ab ca. Mitte 2025 bis Ende 2027 intensiv begleitet. Im Frühjahr 2025 wird es die Möglichkeit geben, sich dafür zu bewerben. Das Coaching stellt Praxisnähe her, schafft institutionalisierte Partizipation der Entscheidungsträger*innen in der Stadt und testet zugleich verschiedene Bewertungsmethoden für NbS. Konkret soll das BGCC Entscheidungsträger*innen befähigen, wissenschaftlich koordiniert anwendbare Implementierungsstrategien für blaugrüne Infrastrukturen (BGI) zu erstellen. Dabei werden Potentiale und Grenzen identifiziert und diese möglichst im interkommunalen Austausch und mit Hilfe der sozialwissenschaftlichen, juristischen und siedlungswasserwirtschaftlichen Expertise des Projektteams überwunden. Methodisch werden vorhandene Bewertungssysteme für die Effekte und Potentiale wasserbezogener NbS in einer  Coaching-Toolbox gebündelt, um Stadtakteuren Argumente und praxisnahe Hilfestellungen für NbS-Potentiale an die Hand zu geben. Bei diesen in der Coaching-Toolbox enthaltenen Potentialen geht es neben finanziellen Anreizen beispielsweise um ⁠ Monitoring ⁠ von ⁠ Biodiversität ⁠ und Stadtklima mit vielfältigen Effekten auf die Stadtgesundheit; dazu zählen unter anderem die Verringerung der Anzahl von Hitzetoten, eine erhöhte Lebenserwartung und verringerte Gesundheitskosten. Ein Forschungsschwerpunkt von BGCC bezieht die Perspektive des Stadtumlandes ein. Es wird dabei analysiert, ob die Einführung von wasserbezogenen NbS für die Klimaresilienz in der Stadt zu Wasserkrisen und Nutzungskonflikten zwischen Stadt und Umland führt. Der Fokus liegt dabei auf lokalem Rückhalt des Regenwassers zur Linderung der ⁠ Klimafolgen ⁠ wie Hitze, ⁠ Dürre ⁠ und ⁠ Starkregen ⁠. Abschließend analysieren sozialwissenschaftliche Expert*innen des Projektteams systematisch die Umsetzungspotenziale und -hemmnisse und bündeln die Ergebnisse. Als Kernprodukt von BGCC entsteht das “BG-Coaching-Handbook”, welches die Toolbox-Inhalte als Handlungsanleitung für die Infrastrukturplanung auch für andere Kommunen replizierbar macht. Die bis Ende 2027 dauernde Projektlaufzeit des BGCC unterteilt sich in vier Phasen. Die erste Projektphase zielt darauf ab, die Coaching-Toolbox zu Abläufen, zur Methodik und zu Vermittlungsinhalten des Coachings zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden Synergien eigener Planungstools und vorhandener NbS-Konzepte geschaffen. Gegenstand der zweiten Phase mit Beginn Frühjahr 2025 ist der Bewerbungsprozess von Großstädten mit bis zu 300.000 Einwohnern für das Schwammstadt-Coaching. Phase drei umfasst die systematische Beratung und Begleitung der ausgewählten Kommunen zur Implementierung blaugrüner Infrastrukturen auf Basis der in der ersten Phase entwickelten Toolbox. Das Coaching befähigt teilnehmende Städte, kurz-, mittel- und langfristige Handlungserfordernisse, Ressourcenbedarfe und Voraussetzungen einer klimaangepassten und wassersensiblen Stadtentwicklung zu bestimmen. Zum Abschluss des Foschungsvorhabens werden in der vierten Phase die entwickelte Coaching-Toolbox sowie die Inhalte der Implementierungsstrategien evaluiert und optimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Erstellung des Coaching Handbooks sowie in Fachpublikationen ein. Auf diese Weise stellt das BGCC sicher, dass die Erkenntnisse aus der systematischen Unterstützung der teilnehmenden Städte zukünftig auch anderen Kommunen zugutekommen und die Weichen für den gezielten Einsatz von NbS im Rahmen der Klimaanpassung in ganz Deutschland stellen können. Autor*innen: Nike Sommerwerk (Fresh Thoughts), Frank Hüesker (UFZ), Andreas Huck (⁠ UBA ⁠) Kontakt: frank [dot] hueesker [at] ufz [dot] de Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung Nr. 93 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren. 1 https://www.eea.europa.eu/publications/nature-based-solutions-in-europe 2 www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Binnengewaesser/BMUV_Wasser... 3 https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/40822/nature_based_solutions_Summary.pdf?sequence=1&isAllowed=y

IPCC-Synthesebericht macht Aktionsdruck für 1,5°C noch deutlicher

Extremwetterereignisse werden mit verschärftem Klimawandel viel häufiger auftreten, so der Weltklimarat (IPCC) in seinem neuesten Bericht. Die globalen Treibhausgasemissionen müssen bis 2030 halbiert werden, um die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. An Lösungen dafür mangelt es nicht, doch die derzeitigen Maßnahmen reichen nicht aus. Nötig sind drastische Maßnahmen und zwar sofort. Es ist wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, dass steigende Treibhausgasemissionen durch menschliche Aktivitäten die globale Erwärmung verursacht haben. Die globale Oberflächentemperatur lag im letzten Jahrzehnt rund 1,1 °C über dem vorindustriellen Niveau, mit weiter steigender Tendenz. Besonders in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Geschwindigkeit vieler Änderungen im ⁠ Klimasystem ⁠ nochmals zugenommen. Daraus resultieren weltweit gefährliche und zunehmend irreversible Verluste und Schäden in der Natur und sämtlichen Volkswirtschaften. Der ⁠ Klimawandel ⁠ gefährdet dadurch das Leben von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt. Die zunehmenden klimabedingten Risiken werden zusätzlich verstärkt durch andere menschliche Einflüsse, wie Umweltverschmutzung, Fragmentierung, Verlust und ⁠ Degradierung ⁠ von Lebensräumen. Insgesamt drohen das Aussterben von zehntausenden von Spezies und damit immense Verluste an ⁠ Biodiversität ⁠. Um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen und eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen auf dieser Welt zu ermöglichen, sind sofortige und drastische Minderungen der Treibhausgasemissionen notwendig. Global müssen die Treibhausgasemissionen ihren Scheitelpunkt schon im nächsten Jahr erreichen und bereits bis 2030 im Vergleich zum heutigen Niveau fast halbiert werden, also in nur sieben Jahren. Die CO 2 -Emissionen müssen bis 2050 sogar auf Netto-Null sinken. Schon heute gibt es in jedem Sektor wirtschaftliche Maßnahmen und Optionen, um dies zu erreichen. Die Technologien dafür sind alle verfügbar, insbesondere bei Solar- und Windenergie sowie der Batterietechnik. Viele weitere Informationen zu Minderungsoptionen, deren Potenzialen und Kosten finden sich im vorliegenden ⁠ IPCC ⁠-Synthesebericht - sehr gut zusammengefasst in der sogenannten „Summary for Policymakers“ und dort in der Abbildung „Figure SPM.7“ (siehe unten). Weitere wichtige Erkenntnisse aus dem Bericht: Insbesondere Personen mit hohem sozioökonomischen Status tragen überproportional zum Klimawandel bei und haben das größte Potenzial, ihre Emissionen zu mindern: Die 10 % der Haushalte mit den global höchsten Pro-Kopf-Emissionen verursachen 34-45 % der weltweiten Treibhausgasemissionen, während die unteren 50 % nur 13-15 % zu den Gesamtemissionen beitragen. Allein schon nachfrageorientierte Maßnahmen (insbesondere in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Ernährung) können die gesamten THG-Emissionen bis 2050 um 40-70 % senken. Dazu zählen auch die systemische Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, verbessertes Recycling und energieeffizientere Gebäude. Es gilt nun, alle verfügbaren Klimaschutzmaßnahmen möglichst schnell umzusetzen, denn bereits jede weitere geringfügige Erhöhung der globalen Mitteltemperatur erhöht auch die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Vielzahl von Risiken für Mensch und Umwelt. Aus diesem Grund ist es auch so, dass 1,5 °C Erwärmung deutlich erträglicher wären als 1,6 °C, und diese wiederum als 1,7 °C, und so weiter. Es zählt daher jede Tonne an Treibausgasemissionen. Es gibt zwar unerprobte Technologien, um CO 2 nachträglich wieder aus der ⁠ Atmosphäre ⁠ zu entfernen, jedoch sind diese, im Vergleich zu anderen Maßnahmen, mit viel höheren Kosten sowie außerdem einer Reihe von Risiken verbunden. Zudem sind sie kein Ersatz für sofortige, tiefgreifende und nachhaltige Emissionsminderungen. Denn falls wir die Grenze einer Erwärmung um 1,5 °C überschreiten, drohen neben den bereits erwähnten irreversiblen Schäden auch Rückkopplungs-Mechanismen („Feedback-Effects“), die vom Klimawandel ausgelöst werden, diesen aber auch wiederum weiter verstärken. Dazu zählen etwa großflächige Waldbrände, das Absterben des Amazonas-Regenwaldes oder das Auftauen von Permafrostböden, was mit einer immensen Freisetzung von Methan verbunden wäre. Ambitionierte Bemühungen zur Verminderung der Emissionen von Treibhausgasen sind absolut notwendig – und doch nur eine Seite der Medaille. Die andere heißt: Anpassung. Je weniger ambitioniert der ⁠ Klimaschutz ⁠ ausfällt, umso stärker werden Klimarisiken zunehmen, insbesondere Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkniederschläge, sowohl global als auch regional. Die Hitzewellen und Überschwemmungen der letzten Jahre sind auch vielen Menschen in Deutschland noch sehr deutlich vor Augen. Insgesamt erhöht sich die Notwendigkeit zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel. Gleichzeitig verringert sich aber die Effektivität von Anpassungsmaßnahmen bei höheren Erwärmungsniveaus. Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen müssen dabei im Kontext mit weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen werden, z. B. veränderte ⁠ Landnutzung ⁠, wirtschaftliche Entwicklung, Lebensstile und Konsumverhalten. Viele Maßnahmen, zum Beispiel Hitzeaktionspläne oder die wassersensible Stadtentwicklung, sind bereits in der Umsetzung. Besonders wichtig ist die ökosystembasierte Anpassung, zum Beispiel Moorschutz oder Renaturierung von Flüssen. Solche Maßnahmen verbinden idealerweise Klimaanpassung und Klimaschutz: Sie wirken als Kohlenstoffsenken und machen Ökosysteme resilient gegenüber dem Klimawandel. Sofortiges Handeln ist entscheidend, denn der IPCC-Bericht zeigt klar: In einigen Regionen und Sektoren können auch Grenzen der Anpassung für Ökosysteme und Gesellschaften erreicht werden, insbesondere bei starkem Klimawandel. Fazit: Die Entscheidungen und Maßnahmen, die wir jetzt treffen, werden sich über Tausende von Jahren auswirken. Die bisherigen Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu mindern, reichen bei weitem nicht aus und würden in den nächsten 70 Jahren auf eine 3,2 °C wärmere Welt hinauslaufen, mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt. Es liegt also an allen, aber besonders an den wohlhabenden Teilen der Welt, jetzt einen konsequent an Klimaschutz ausgerichteten ⁠ Entwicklungspfad ⁠ einzuschlagen, mit all seinen Herausforderungen aber auch Chancen für eine gerechtere Welt. Wenn die globalen Treibhausgasemissionen nicht sofort, schnell und in großem Umfang reduziert werden, wird es nicht mehr möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5 °C oder sogar auf 2 °C zu begrenzen und damit eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern. Das Umweltbundesamt hat an der Erstellung und Verabschiedung aller Berichte des IPCC im 6. Berichtszyklus mitgewirkt. Zuletzt unterstützten ⁠ UBA ⁠-Mitarbeitende als Teil der Deutschen Delegation die Verabschiedung des Syntheseberichts auf der 58. IPCC-Plenarsitzung in Interlaken. Mit der kommenden 59. IPCC-Sitzung im Juli 2023 in Nairobi wird der 6. Berichtszyklus abgeschlossen und der neue siebte Berichtszyklus gestartet.

IPCC Synthesebericht: Fingerzeig und erhobener Zeigefinger

Der Synthesebericht des IPCC zum sechsten Sachstandsbericht ist erschienen. Grundlage hierfür sind die IPCC-Berichte der vergangenen Jahre. Deswegen kann er keine „neuen“ Erkenntnisse enthalten – aber auf erhöhte Dringlichkeit im Umgang mit dem Klimawandel hinweisen. Auch für Deutschland ist der Bericht für die Einordnung von Risiken und Begründung von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen relevant. Regulär hätte der Synthesebericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (⁠ IPCC ⁠), auch als Weltklimarat bekannt, bereits Ende 2022 erscheinen sollen. Doch das Team von Autorinnen und Autoren hat ihn in wesentlichen Teilen neu geschrieben. „Ich sehe das ausnahmslos positiv, weil sich die Autorinnen und Autoren noch einmal überlegt haben: Wie können wir die Punkte aus den umfangreichen Berichten am besten zusammenfassen, wie kann eine Synthese gelingen? Was ist besonders wichtig? Das zeugt für mich von Qualität“, sagt Dr. Achim Daschkeit, der sich beim Umweltbundesamt (⁠ UBA ⁠) intensiv mit allen Berichten des IPCC auseinandersetzt. Der IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen mit aktuell 195 Mitgliedsländern. Seit seiner Gründung 1988 veröffentlicht der Weltklimarat im Abstand von durchschnittlich sechs Jahren ausführliche Sachstandsberichte zum ⁠ Klimawandel ⁠ und zusätzlich Sonderberichte. Für den aktuell sechsten Sachstandsbericht wertete ein Kernteam von knapp 280 Autorinnen und Autoren aus 65 Ländern mehr als 18.000 Studien zum Thema aus. Die Ergebnisse erschienen in drei Teilen über einen mehrmonatigen Zeitraum von 2021 bis 2022. Die drei Bände sind unterteilt in „Naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels“, „Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit“ sowie „Minderung des Klimawandels“. Für den jetzt erschienenen IPCC Synthesebericht wurden außerdem die Sonderberichte „1,5°C globale Erwärmung“, „Ozean und Kryosphäre“ sowie „Klimawandel und Landsysteme“ hinzugezogen. Andere Fokussierung, stärkere Betonung: Das zeigt der Synthesebericht Im Unterschied zu den bisher veröffentlichten Einzelberichten setzt der Synthesebericht eigene Akzente: Er betont, dass sich der Klimawandel nicht nur beschleunigt hat, sondern die Geschwindigkeit in Zukunft vermutlich sogar noch anziehen wird. Die Wahrscheinlichkeit, die globale Erwärmung von 1,5°C langfristig zu überschreiten, ist im Vergleich zum 1,5°C -Sonderbericht von 2018 bereits gestiegen. Der Synthesebericht zeigt auf, welche Schäden und Risiken diese Entwicklung nach sich ziehen wird. „Wir werden künftig verstärkt über Kaskaden sprechen, die der Klimawandel direkt oder indirekt verursacht. Also, dass beispielsweise starke Hitze Schienen- und Straßenverkehr beeinträchtigt - was Lieferketten beeinflusst; was sich wiederum auf die wirtschaftliche Produktion und Verteilung von Gütern und Ähnliches auswirkt. Gleichzeitig ist in manchen Berufen auch die Arbeitsproduktivität beeinträchtigt“, sagt Daschkeit. Der Klimawandel verursacht bereits heute weit verbreitete, gefährliche und irreversible Schäden in der Natur und für die Gesellschaft. Je stärker der Klimawandel wird, desto mehr wird die Welt von Hitze, Dürren, ⁠ Starkregen ⁠ und Überflutungen betroffen sein. Dennoch gehört zu den zentralen Botschaften der IPCC-Berichte, dass die Einhaltung des 1,5°C-Ziels trotz des rasanten Voranschreitens des Klimawandels nach wie vor möglich ist. Voraussetzung dafür wäre allerdings die schnelle und erhebliche Reduktion von ⁠ Treibhausgas ⁠-Emissionen – und zwar weltweit und in allen Sektoren. Aktuell sind diese laut IPCC höher als jemals zuvor – auch wenn sie zuletzt etwas langsamer gestiegen sind. Der Energiesektor spielt zur Eindämmung der Folgen und zur Einhaltung des 1,5°C-Ziels laut Bericht eine große Rolle: Allein das, was derzeit an fossiler Energiegewinnung betrieben wird und künftig noch geplant ist, werde die Begrenzung auf 1,5°C Erderwärmung unmöglich machen. Die Investitionen in diesen Bereich liegen nach wie vor höher als die in ⁠ Klimaschutz ⁠ und Anpassung. Dabei müssten Investitionen in Klimaschutz und Anpassung nach Berechnungen allein zwischen 2020 und 2030 um den Faktor drei bis sechs steigen, um überhaupt die 2°C-Erwärmungsgrenze einzuhalten. Die Zeit zum Handeln ist demnach knapp – für lange Überlegungen sei erst gar keine mehr da. Wie der IPCC-Bericht für Klimaanpassung in Deutschland verwendet wird Die Berichte des IPCC geben keine konkreten Lösungswege oder Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Klimawandels vor – aber sie sind die evidenzbasierte Grundlage für politische Entscheidungen, zum Beispiel auf Weltklimakonferenzen oder auch auf nationaler Ebene. Als globale wissenschaftliche Quelle ist der IPCC-Bericht daher auch für die Arbeit an Klimaschutz und Klimaanpassung in Deutschland relevant, weil er unter anderem Hinweise liefert, ob beziehungsweise welche Risiken zunehmen, welche Anpassungen funktionieren und welche Maßnahmen erfolglos bleiben. Hieraus lassen sich ganz konkrete Schlussfolgerungen ziehen, worauf künftig geachtet und was getan werden sollte. Dr. Inke Schauser beschäftigt sich beim UBA mit bundesweiten Klimarisiken. Ihr hilft der IPCC-Bericht zur Weitung der Perspektive und Einordnung, inwieweit Deutschland betroffen sein kann: „Der Meeresspiegelanstieg ist ein Beispiel dafür. Wenn das Eis an den Polkappen schneller schmilzt, hat das auch große Auswirkungen auf deutsche Küsten. Der IPCC-Bericht ist sozusagen ein Fingerzeig, außerdem Inspirationsquelle für uns: für die Methodik, die Darstellung, die Definitionen, die Kommunikation. Und natürlich beobachten wir wichtige und neue Themen, die sich auf Europa und somit auf Deutschland auswirken können.“ Die Ergebnisse und Erkenntnisse fließen in die Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) ein, die zuletzt 2021 erschien und eine wichtige Grundlage für die Deutsche ⁠ Anpassungsstrategie ⁠ bildet. Diese bundesweite Klimarisikoanalyse kann auf die kommunale Ebene heruntergebrochen werden; dort, wo der Klimawandel schon jetzt passiert und die Menschen direkt betrifft. Wo Hitzewellen und Starkregenereignissen mit ganz konkreten Maßnahmen begegnet werden kann, wie etwa mit besserem Schutz der Ökosysteme vor Übernutzung und Verschmutzung, bodenschonender ⁠ Landnutzung ⁠ und Wasserrückhalt in der Fläche, wassersensibler Siedlungsentwicklung und Entsiegelung, mehr Bäumen und Fassadenbegrünung in den Städten. Die nationale Wasserstrategie, das nationale Hochwasserschutzprogramm, die Förderung von Waldumbau hin zu naturnahen, standortgerechten Mischwäldern sowie von Klimaanpassungsmaßnahmen in sozialen Einrichtungen oder von Grün in den Städten sind positive Beispiele für erfolgversprechende Klimaanpassung, die auf den Weg gebracht wurden. Dringender Nachholbedarf besteht dagegen zum Beispiel beim Schutz der Böden und der ⁠ Biodiversität ⁠, sowie bei der konkreten Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Naturbasierte Lösungen – global wie regional gefordert Dieser Nachholbedarf deckt sich mit dem, was auch der IPCC-Synthesebericht nach Ansicht von Daschkeit hervorhebt: naturbasierte Lösungen für Klimaschutz und Klimaanpassung. „Wer den Schutz von Ökosystemen und der Natur an den Anfang stellt, hat am Ende der Risikokette, also zum Beispiel bei Gebäuden oder der menschlichen Gesundheit, weniger Schäden, weniger negative Effekte – also auch geringere Kosten“, sagt Daschkeit. Das sei keine neue Erkenntnis und werde auch durch viele Studien belegt. „Schutz der Ökosysteme dient nicht nur der Biodiversität an sich, sondern kann zumindest teilweise auch die Kaskaden-Effekte des Klimawandels bremsen. Wird Wasser in der Landschaft gehalten, schützt das zum Beispiel vor Dürreperioden. Intakte Ökosysteme puffern Starkregenereignisse ab“, ergänzt Schauser. Dass Starkregenereignisse oder Hitze- und Trockenperioden künftig zunehmen, ist ziemlich sicher. Bis zu welchem Grad naturbasierte Lösungen bei den Folgen eines schwerwiegenden Klimawandels ausreichen, ist gegenwärtig eine Forschungsfrage, die mit ziemlicher Sicherheit auch der IPCC weiterhin aufgreifen wird. Ebenso sicher ist: Je ambitionierter der Klimaschutz ist, umso besser kann auch die ⁠ Anpassung an den Klimawandel ⁠ gelingen – oder besser noch: gar nicht erst nötig werden. Und je ambitionierter die Klimaanpassung für den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel umgesetzt wird, umso mehr Schäden können wir vermeiden. Autorin: Sandra Lindenberger in Zusammenarbeit mit Achim Daschkeit und Inke Schauser (UBA) Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter ⁠ Klimafolgen ⁠ und Anpassung Nr. 83 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.

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