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Finne-Nordrand südwestlich Wohlmirstedt

EU-Nr.: DE 4734 301 Landes-Nr.: FFH0138LSA Jahr der Fertigstellung: 2014 Managementplan (PDF) Maßnahmen (PDF) Karten: © GeoBasis-DE / LVermGeo LSA , [010312] Es gelten die Nutzungsbedingungen des LVermGeo LSA. Karte 1 Potentiell natürliche Vegetation (PDF) Biotop- und Lebensraumtypen: Karte 3 (PDF) Karte 3 alternativ (PDF) Karte 4 Lebensraumtypen und LRT-Entwicklungsflächen (PDF) Karte 5a Bestand und Bewertung von Habitaten der FFH Anhang II-Arten (PDF) Karte 5b Bestand und Bewertung von Habitaten der FFH Anhang IV-Arten und wertgebende Arten der Avifauna und der xylobionten Käfer (PDF) Karte 6 Maßnahmen (PDF) zurück zur Übersicht "Abgeschlossene Managementpläne" Letzte Aktualisierung: 20.06.2019

NSG Fauler See

Vogelfreunde schätzen das Gebiet um den Faulen See seit langem. 142 Vogelarten wurden hier beobachtet, 80 sogar regelmäßig. Nicht verwunderlich also, dass der Faule See zu den ältesten NSG Berlins gehört. Wie viele andere Berliner Gewässer verdankt auch dieses seine Existenz einem Toteisblock. Heute wird der See vorwiegend über Niederschlagswasser gespeist. Um das Austrocknen zu verhindern, wurde am Abfluss des Sees ein Stau errichtet. In seiner Entstehung durch parkgestalterische Pflanzungen beeinflusst, findet man im NSG vielfältige Waldbilder. Am Westufer beeindrucken einige über hundert Jahre alte Pappeln mit ihren Stammumfängen. Unzählige Holzbewohner und Baumpilze sind auf solche Altbäume angewiesen. Im See laichen Erdkröten, Moor- und Grasfrösche. Dieses im Stadtzentrum gelegene, von verkehrsreichen Straßen umgebene NSG ist eine Insel der Ruhe. Das NSG ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Schon von der Haltestelle “Stadion Buschallee” aus ist sein waldartiger Baumbestand nicht zu übersehen. Folgt man den Wegen, gelangt man zu einem der Eingänge, wo Informationstafeln einen kurzen Überblick über das Wegenetz liefern. Für einen Besuch eignen sich vornehmlich die Monate April bis Juni, dann ist das Vogelkonzert in den Morgen- und Abendstunden besonders eindrucksvoll. Im Sommer weisen die Rufe der Frösche den Weg zum im Zentrum liegenden See. Um diesen verläuft ein zur Seeseite eingezäunter Rundweg, der den Besucher vor herabfallendem Totholz und den See vor unnötigen Beeinträchtigungen schützen soll. Im Südosten des Sees wurde eine Beobachtungsplattform zur Wasservogelbeobachtung errichtet.

Ostrand der Hohen Schrecke

EU-Nr.: DE 4734 303 Landes-Nr.: FFH0256LSA Jahr der Fertigstellung: 2014 Managementplan (PDF) Maßnahmen (PDF) Sonstige Maßnahmen (PDF) Karten: © GeoBasis-DE / LVermGeo LSA , [010312] Es gelten die Nutzungsbedingungen des LVermGeo LSA. Karte 1 Potentiell natürliche Vegetation (PDF) Biotop- und Lebensraumtypen: Karte 3 Darstellung der erfassten Lebensraumtypen und der weiteren Biotope (nur Abgrenzung) mit ihren Bezugsflächennummern sowie der potentiellen Entwicklungsflächen zu einem Lebensraumtyp (PDF) Karte 3 alternativ Darstellung aller Biotop- und Lebensraumtypen mit Bezugsflächennummern (PDF) Lebensraumtypen und LRT-Entwicklungsflächen: Karte 4 Darstellung aller Lebensraumtypen mit ihrem Erhaltungszustand und LRT-Entwicklungsflächen (PDF) Karte 5a Bestand und Bewertung von Habitaten der FFH-Anhang II-Arten (PDF) Karte 5b Bestand und Bewertung von Habitaten der FFH-Anhang IV-Arten und wertgebende Arten der Avifauna und der xylobionten Käfer (PDF) Maßnahmen: Karte 6 Darstellung der Maßnahmenart für Lebensraumtypen, FFH-Anhang II und IV Arten sowie LRT-Zielarten (PDF) zurück zur Übersicht "Abgeschlossene Managementpläne" Letzte Aktualisierung: 20.06.2019

FOMOSY-KK - Entwicklung eines forstlichen Monitoringsystems unter Berücksichtigung von Kohlenstoffspeicherung und Klimaanpassung, Teilprojekt 6: Entwicklung eines Monitoringsystems

Ziel des Projektes ist die Verbindung der Untersuchung kurz- bis mittelfristiger Reaktionen von Waldökosystemen auf Veränderungen des Nutzungsregimes hinsichtlich Waldstruktur, Verjüngungsdynamik, Baumvitalität, Kohlenstoffumsatz und -speicherung mit der Entwicklung eines geeigneten Monitoringsystems welches das langfristig effiziente Monitoring dieser Faktoren ermöglicht und damit übertragbar auf andere Standorte ist. Zum einen werden wir zeigen, ob und welche Anpassungen mittelfristig (dekadische Skala) nach Managementänderungen eintreten. Zum anderen wird das Monitoringsystem auch an anderen Standorten die effektive Erfassung und Bewertung von waldbaulichen Maßnahmen zur Klimaanpassung hinsichtlich Kohlenstoffsequestrierung, Walddynamik sowie Natürlichkeit und Diversität holzbewohnender Fauna ermöglichen. Das das Monitoringsystem des TP6 sich auf den gesamten Forstbetrieb (Stadtforstamt Rostock) bezieht, wird, bei der Auswahl der Untersuchungsflächen die Abdeckung von Stichprobenpunkten der bestehenden Inventur berücksichtigt. Der Stichprobenpunkt mit konzentrischen Probekreisen ist damit die grundlegende Inventur- und Untersuchungseinheit. Für die Stichprobeninventur wird entweder ein Raster von 1m x 2m oder 2m x 2m gewählt. Das wird im Rahmen der Untersuchungen konkret festgelegt. Das Teilprojekt besteht aus insgesamt sechs Arbeitspaketen, welche in beiliegenden Vorhabensbeschreibung konkretisiert sind.

F&U NBS-Verbund: Biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen von Wäldern mit Fokus auf Holz: Neue Wege der nachhaltigen Nutzung im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Klimawandel (BioHolz), Teilvorhaben 1: Biodiversität und Ökosystemleistungen, Koordination

Das BioHolz-Projekt hat zum Ziel, Ökosystemdienstleistungen von Wäldern in Abhängigkeit von unterschiedlichen Verwendungsoptionen für Holz zu analysieren und bundesweit anwendbare Konzepte zu entwickeln, die eine ausgewogene Bereitstellung der unterschiedlichen Leistungen ermöglichen. Ein Kernbestandteil dieser Konzepte ist die Verbesserung der Lebensbedingungen von bedrohten Organismen, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Wäldern haben, insbesondere von Totholzbewohnern. Das spezifische Ziel der Verbundpartner an der Universität Marburg ist die erfolgreiche Koordination des Projektes inklusive der Entwicklung von Szenarien und der Kommunikation der Projektergebnisse in Kooperation mit den Teilprojekten 3, 4, 5 und 6. Das Hauptziel im ökologischen Bereich ist die Aufklärung biologischer Grundlagen von totholzbezogenen Ökosystemfunktionen und Ökosystemdienstleistungen im Teilprojekt 2. Das BioHolz-Projekt entwickelt und testet praxisgerechte Konzepte für die Optimierung verschiedener Ökosystemdienstleistungen von Wäldern unter besonderer Berücksichtigung der Holznutzung. Dabei werden Interaktionen versorgender, regulierender und kultureller Ökosystemdienstleistungen mit biologischer Vielfalt auf unterschiedlichen räumlichen Skalen quantifiziert und einer übergreifenden Synthese zugänglich gemacht. Die Verbundpartner an der Universität Marburg koordinieren das Gesamtprojekt und tragen zur Aufklärung der biologischen Grundlagen von Ökosystemdienstleistungen bei.

F&U NBS-Verbund: Biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen von Wäldern mit Fokus auf Holz: Neue Wege der nachhaltigen Nutzung im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Klimawandel (BioHolz), Teilvorhaben 3: Wahrnehmung und Bewertung von Ökosystemleistungen mit Erholungsbezug

Kapitel 54 Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 683–687 54 Bearbeitet von Klaus Graser (†) und Manfred Jung (3. Fassung, Stand: Dezember 2018) Einführung Seit den bisherigen Fassungen der Roten Listen sind einige Jahre ins Land gegangen und es konnten neue Erkenntnisse gewonnen worden. Allerdings sind diese für die hier bearbeiteten drei Käferfamilien recht spärlich ausgefallen. Immerhin können aber einige Arten aufgrund aktueller Funde abgestuft werden (Gefährdungskategorie 0 → 1). Es wurde bewusst darauf verzichtet, die Listen neu zu erstellen, da in den ersten Fassungen prinzipiell alles Wichtige zu den Familien geschrieben steht, was auch heute noch zutreffend ist. So sind aus- schließlich wichtige Ergänzungen zugefügt und einige Korrekturen vorgenommen worden. Aufgrund nomenklatorischer Änderungen und neuerer syste- matischer Erkenntnisse heißen die Rhizophagidae unter Einschluss der Gattung Monotoma mit neun Arten nun Monotomidae (s.u.). Der deutsche Name Rindenglanzkäfer wird belassen, obwohl er aufgrund des Habitus und der Lebensweise der Monotoma- Arten für diese Käferfamilie eigentlich nicht mehr zutreffend ist. Datengrundlagen, Bemerkungen zu den Käfer- familien / zu ausgewählten Arten, Gefährdungs- ursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die Familie der Rindenglanzkäfer (Coleoptera: Monoto- midae) ist in Mitteleuropa mit etwa 25 Arten vertreten, wovon 22 in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wurden. Die Familie galt lange Zeit als nur mit der Gattung Rhizophagus Herbst in Deutschland verbreitet. Einige Forscher stellen die Gattung Monotoma, Herbst, sonst Unterfamilie Monotominae der Cucujidae zu den Rhizo- phagidae, etliche sehen darin eine eigene Familie. Nach neuestem Stand werden die beiden Gattungen Mono- toma und Rhizophagus nun als Monotomidae geführt Die Arten der Gattung Rhizophagus leben unter den Rinden und Borken verschiedener Laub- und Nadelhölzer. Die Imagines und auch deren Ent- wicklungsstadien stellen dort anderen xylobionten Insekten und deren Larven nach. Es wird aber auch der Verzehr von (Schimmel-) Pilzen angenommen (R. parallelocollis Gyllenhal). Die Arten der Gattung Monotoma leben vorwiegend an und in faulenden Vegetabilien, oft sind sie massenhaft in Kompost- haufen anzutreffen. Zwei Arten leben ausschließlich als Ameisengäste bei Formica-Arten. Rindenglanz-, Glanzkäfer und Feuerkäfer (Coleoptera: Mono­ tomidae, Phalacridae, Pyrochroide) Die Einordnung in die Gefährdungskategorien der Roten Listen ist recht schwierig. Die Ursache dafür ist die bisher mangelhafte Kenntnis über die Verbreitung der Arten, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass die Rindenglanzkäfer schon aufgrund ihrer geringen Größe von wenigen Millimetern nicht zu den at- traktiven Käfern gehören und sich somit nur wenige Spezialisten intensiver diesem Taxon widmen. Eine Gefährdung für die Rhizophagiden entsteht hauptsächlich durch Beeinträchtigungen bzw. die Be- seitigung der Lebensstätten (Entfernung des Alt- und Totholzes in den Wäldern, Feldgehölzen und Parkanla- gen) und gelegentlich auch durch Schädlingsbekämp- fungsmaßnahmen (Borkenkäfer), die meist dann ebenfalls die Prädatoren trifft. Von den Monotoma- Arten ist derzeit keine als gefährdet einzustufen. Mit Ausnahme des weit verbreiteten und überall vorhandenen R. bipustulatus Fabricius können die übrigen Rhizophagus-Arten mehr oder weniger als Indikatoren bezüglich einer naturnahen und naturschutzgerechten Wald- bzw. Grünflächenbewirtschaftung gelten. Angaben über die frühere Verbreitung der Mono- tomidae in Sachsen-Anhalt finden sich bei Wahnschaf- fe (1883), Eggers (1901), Rapp (1933–35, 1953), Borchert (1951) und Horion (1960). Über die gegenwärtige Verbreitung liegen außer den Ergebnissen eigener Aufsammlungen der Autoren und aus Bodenfallen- material des Landesamtes für Umweltschutz Sach- sen-Anhalt nur die Daten aus dem online-Verzeichnis der Käfer Deutschlands vor. Angaben zur Ökologie gründen auf eigenen Beobachtungen bzw. wurden u.a. Koch (1989) entnommen. Die Familie der Glanz- oder Glattkäfer (Coleopte- ra: Phalacridae) ist weltweit verbreitet. In Mitteleuro- pa ist sie mit 3 Gattungen vertreten: Phalacrus Paykull, Olibrus Erichson und Stilbus Seidlitz. In Sachsen-Anhalt sind alle 22 in Deutschland vorkommenden Arten nachgewiesen worden. Die Arten sind in allen Merkmalen variabel, was in der Vergangenheit zur Aufstellung von u.a. nicht haltbarer Arten und vieler “Variationen” etc. geführt hat. Vogt, der die Familie für “Die Käfer Mitteleuropas” (Freude et. al 1967) bearbeitete, weist auf die Bestim- mungsschwierigkeiten, besonders der Gattung Olibrus, hin, die ihre Ursache in eben dieser Variabilität haben. Die Untersuchung der Genitalien, manchmal auch der weiblichen, bringt dann und wann Hilfe, doch sind die Genitalien noch nicht von allen Arten sicher bekannt, wofür taxonomische Unsicherheiten verantwortlich sind. Bezüglich der Nomenklatur folgen wir Vogt (1967) eingeschlossen die Veränderungen aus dem Supple- ment 2, Band 13, zu diesem Werk sowie dem online- Verzeichnis der Käfer Deutschlands. Die Lebensweise 683 Rindenglanzkäfer 12 34 Abb. 1: Rhizophagus cribratus entwickelt sich in frisch-toten Laub-, seltener Nadelhölzern. Die Imagines findet man unter der Rinde (Foto: F. Köhler). Abb. 2: Olibrus gerhardti lebt in Wäldern an Senecio-Arten und ist in ganz Deutschland sehr selten (Foto: F. Köhler). Abb. 3: Pyroch- roa coccinea der Gemeine Feuerfäfer, ist meist nicht selten und auf blühender Vegetation in der Nähe von Wäldern anzutreffen (Foto: S. Schönebaum). Abb. 4: Die Entwicklung dieser Spezies erfolgt unter der Rinde abgestorbener Bäume, oft an liegenden Stämmen (Foto: A. Stark). der Arten der bei uns vertretenen Gattungen ist in den Grundlagen bekannt, es gibt aber noch manche zu lö- sende Frage, besonders auch zur Kenntnis der Larven. Die Vertreter der Gattung Phalacrus leben von den Sporen ausgewählter Brand- und Rostpilze, die auf verschiedenen Gräsern siedeln. Wir finden die Arten vorwiegend dort, wo sich die mit Pilzen be- siedelten Gräser ungestört entwickeln können, also überwiegend auf Brachen und auf nur extensiv ge- nutzten Flächen. Manche der Arten sind wärme- und trockenheitsliebend, andere eher hygrophil. Die Arten können an den Orten ihres Vorkommens in Anzahl auftreten, sind aber nie allgemein häufig und auch nicht überall, wo sie nach unserer Meinung leben könnten, verbreitet. Zwei Arten, P. fimetarius Fabricius (brisouti REY, 1872) und P. championi Guilleb., haben in jüngster Zeit ihr Verbreitungsareal stark erweitert. Phalacrus substriatus Gyllenhal konnte zwischenzeit- lich ebenfalls wiedergefunden werden, hier zeichnet Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer Sachsen-Anhalts. Monotomidae Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Phalacridae Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Pyrochroidae Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 684 0Gefährdungskategorie R 1 23 Rote ListeGesamt 1 4,51 4,54 18,22 9,13 13,611 50,022 - -2 9,16 27,36 27,33 13,617 77,322 1 25,0- -- -- -- -1 25,04 Rindenglanzkäfer Tab. 2: Änderungen in der Anzahl der Einstufungen in die Gefährdungskategorien im Vergleich der Roten Listen der Rindenglanz-, Glanz- und Feuerkäfer Sachsen-Anhalts aus den Jahren 2004 und 2020. Gefährdungskategorie 0 – Ausgestorben oder verschollen R – Extrem seltene Arten mit geographischer Restriktion 1 – Vom Aussterben bedroht 2 – Stark gefährdet 3 – Gefährdet Gesamt Rote Liste 2004 (AZ = 44) (absolut) (%) 4 9,1 36,836,3 5 8 6 2611.4 18,2 13,7 59,110 8 6 2920,8 16,7 12,5 60,4 sich in Sachsen-Anhalt ein Verbreitungsschwerpunkt in anmoorigen Habitaten des Oberharzes ab. Die Olibrus-Arten entwickeln sich sämtlich in den Blütenständen von Kompositen. Sie sind mono- und oligophag. Die Imagines werden auf und in den Blü- tenköpfen ihrer Entwicklungspflanzen gefunden, sind aber auf einigen Pflanzen (z. B. Disteln) leicht zu über- sehen, weil sie sich dort tief verstecken können. Da die Imagines überwintern, sind sie oft leichter in den Winterquartieren zu finden, wo man sie aus Graswur- zeln, Laub und anderer Bodenstreu, aus Moospols- tern und Reisighaufen sieben kann. Manche Arten (O. corticalis Panzer) verbringen die Winter auch hinter abgestorbenen, losen Baumrinden. Zu den Olibrus- Arten gehört mit O. aeneus (Fabricius) die häufigste Phalacride, die bei uns fast überall in Anzahl auftritt, wo Kamillen (Matricaria etc.) sich dauernd ansiedeln können (seltener auf kurzzeitigen Brachen). Von den Arten der Gattung Stilbus sind die Ent- wicklungsstadien weitgehend unbekannt. Fragen bestehen auch bezüglich der Lebensweise. Die Larven könnten sich von Algen ernähren, wahrscheinlich auch die Imagines. Alle Arten haben eine Vorliebe für feuchte (nicht nasse!) Lebensstätten, so insbesondere S. oblongus (Erichson), meiden aber Kälte und fehlen deswegen weitgehend schon in den Höhenlagen der Mittelgebirge. Die häufigste Art, S. testaceus (Panzer), zeigt zugleich die größte Vielfalt in den Lebensstät- ten; die seltenste, S. oblongus (Erichson), ist in ihrem Vorkommen auf „Schilfstandorte“ beschränkt. Die genannten Schwierigkeiten bei der Bestim- mung und die zugleich mangelnde Attraktivität machen die Phalacriden zu den nur selten in den Sammlungen vertretenen Käfern. Angaben zur Ver- Art (wiss.) Rote Liste 2020 (AZ = 48) (absolut) (%) 2 4,2 breitung wurden Wahnschaffe (1883), Eggers (1901), Rapp (1933–35, 1953), Borchert (1951) und Horion (1960), Graser (1992) sowie dem online-Verzeichnis der Käfer Deutschlands entnommen, zur Lebensweise und Ökologie konnte u.a. Koch (1989) herangezogen werden. Unsere Kenntnisse von der lokalen Verbrei- tung sind momentan noch sehr lückenhaft. Darum ist die Einordnung der Phalacriden in das System der Roten Listen recht schwierig. Die hier vorgelegte Liste kann darum weiterhin nur ein Versuch sein, gestar- tet in der Hoffnung, dass weitere Fundmeldungen zu mehr Sicherheit in der Bewertung führen. Die Familie der Feuerkäfer (Coleoptera: Pyroch- roidae) ist in Mitteleuropa mit vier Arten vertreten, gleichfalls in Deutschland, nachdem Agnathus deco- ratus aus der ehemaligen Familie Lagriidae, jetzt zu den Tenebrionidae gehörend, hierher versetzt wurde. Die drei ursprünglichen Arten der Familie aus den Gattungen Pyrochroa Geoffroy und Schizotus New- man sind in Sachsen-Anhalt weit verbreitet, aber mit Ausnahme von Pyrochroa coccinea (Linné) meist nicht häufig. Für Agnathus decoratus (Germar) dagegen liegt nur eine Meldung aus Halle/Saale vor (Borchert 1951). Borchert führt als Funddaten hier „Gm 18“ (=Germar) an, gemeint ist höchstwahrscheinlich das Jahr 1818, in dem Germar die Art beschrieben hat. Die Lebensweise der Arten ist einander sehr ähn- lich. Die Larven entwickeln sich im Mulm unter der Borke von Laubbäumen, wo sie räuberisch leben und auch Artgenossen verzehren. Die Imagines kann man in der Puppenwiege unter Borke finden, sie suchen nach dem Verlassen derselben Blüten auf und sind dann vorzugsweise von Gesträuch zu klopfen. Kat. Bem. Monotomidae – Rindenglanzkäfer Rhizophagus aeneus (Richter, 1820) Rhizophagus cribratus Gyllenhal, 1827 Rhizophagus depressus (Fabricius, 1792) Rhizophagus ferrugineus (Paykull, 1800) Rhizophagus grandis Gyllenhal, 1827 Rhizophagus nitidulus (Fabricius, 1798) 1 2 R 3 0 1 01) 685

Kapitel 56 Schwarzkäfer Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 705–709 56 Bearbeitet von Sebastian Schornack, Ringo Dietze und Manfred Jung * unter Mitarbeit von Wolfgang Bäse, Holger Breitbarth, Klaus Graser, Wolfgang Gruschwitz, Manfred Jung, Torsten Pietsch, Andreas Rössler, And- reas Schöne, Peter Strobl, Günther Schumann, Gerhard und Richard Wahn und Thomas Wolsch (2. Fassung, Stand: August 2019) * Aktualisierung Einführung Die allgemeine Bekanntheit der Schwarzkäfer außer- halb der Spezialistenkreise beruht besonders auf der Tatsache, dass einige Vertreter gefürchtete Vorrat- schädlinge sind (Tenebrio molitor, Tribolium-Arten). Obwohl meist düster gefärbt, sind nicht alle Schwarz- käfer schwarz, vielmehr enthält die Gruppe eine Vielzahl Arten uneinheitlicher Form und Färbung. Es scheint, als ob in dieser Käferfamilie einige „Doppel- gänger“ anderer nicht verwandter Käfergruppen versammelt sind. Die Familie Tenebrionidae ist mit etwa 20.000 Arten die fünftgrößte Käferfamilie weltweit. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt in trockeneren, wärmeren Gebieten. Für Deutschland sind rezent 89 Arten registriert, in Sachsen-Anhalt kommen 67 Ar- ten vor. Dabei sind die beiden Arten Myrmechixenus vaporariorum Guérin-Méneville und M. subterraneus Chevrolat erst kürzlich aus der Familie Colydiidae (Rin- denkäfer) in die Familie Tenebrionidae eingegliedert worden (Schawaller 1998). Die Alleculidae (Blüten- mulmkäfer) sowie die beiden Arten der Gattung Lag- ria (Lagriidae/Wollhaarkäfer) gehören nach neuester Nomenklatur ebenfalls zu den Schwarzkäfern. Typische Bestimmungs-Merkmale sind die durch die vorgezogenen Wangen nierenförmigen Augen, das bei einigen Arten vorhandene Mukro (eine zipfel- förmige Verlängerung der Flügeldecken an der Naht, z.B. Blaps lethifera, Stenomax aeneus). Die Fühler sind relativ dick und perlschnurartig. Zahlreiche Arten sind durch Verwachsung der Elytren flugunfähig. Schwarzkäfer sind meist ausgesprochene Spezialis- ten. Es werden zahlreiche ökologische Nischen be- siedelt. Die Käfer leben im Holz (Corticeus fasciatus), Pilzen (Eledona agricola, Diaperis boleti, Bolitophagus reticulatus, Platydema violaceum), sind Bewohner von Ameisennestern (Myrmechixenus subterraneus) oder von Grassteppen (Melanimon tibiale, Pedinus femoralis, Opatrum sabulosum), salzbeeinflussten Dünen (Phaleria cadaverina, Phylan gibbus), leben in faulenden Pflanzenstoffen (Alphitophagus bifasciatus, Pentaphyllus testaceus) und in trockenen, stärkerei- Schwarzkäfer (Coleoptera: Tenebrionidae) chen Substraten (meist synanthrop, Lagerschädlinge, s.u.). Einige Arten sind aufgrund ihrer engen Habitat- bindung selten bzw. nur sehr selten nachweisbar (Tenebrio opacus, Platydema dejeanii, Corticeus sp.). Larven und Imagines sind meist Allesfresser, einige Arten leben räuberisch, andere sind myceto- phag oder phytodetritophag. Zu den Vorratsschäd- lingen zählen sowohl heimische Vertreter als auch Tiere anderer Faunenkreise, die mit dem Handel eingeschleppt worden sind (Tribolium destructor, Latheticus oryzae, Gnatocerus cornutus) und sich zeit- weise oder dauerhaft etabliert haben. In ihrer natür- lichen Umgebung sind die Tiere selten und hier meist unter trockener Borke im Holzmehl zu finden (z.B. Tribolium castaneum, T. confusum). Da sie aufgrund ihrer Lebensweise bei Bedrohung der natürlichen Lebensräume die Rückzugsmöglichkeit der Vorrats- lager haben, kann eine landesweite Gefährdung nicht eingeschätzt werden, auch werden als Vorratsschäd- linge geltende Arten generell nicht in Rote Listen aufgenommen. Folgende Arten werden deshalb nicht berücksichtigt: Tribolium madens, T. castaneum, T. de- structor, T. confusum, Gnatocerus cornutus, Latheticus oryzae sowie Tenebrio molitor. Der anscheinend einzige rezente Fund von G. cor- nutus nach 1950 erfolgte am 31.3.1979 in Athenstedt bei Halberstadt, hier wurde totes Exemplar in einem frischen Brötchen aus der ortsansässigen Bäckerei gefunden. L. oryzae, der Indische Reiskäfer, ist mittler- weile aus fast allen Regionen Deutschlands gemeldet, was auf eine dauerhafte Einbürgerung schließen lässt. In der Lichtfalle des Autors in Athenstedt erscheinen seit dem Jahre 2007 ziemlich regelmäßig Käfer, bisher insgesamt fast 50 Exemplare, sobald die Temperaturen tagsüber mindestens 28 Grad Celsius betragen und auch nachts nicht unter 20 Grad fallen. Anscheinend werden solch hohe Temperaturen benötigt, damit die Käfer ihre geschützten Bruthabitate verlassen. Interessant erscheint der Umstand, dass G. cor- nutus sowie drei der vier zu den Vorratsschädlingen zählenden Tribolium-Arten (außer T. castaneum) in Sachsen-Anhalt (und teils auch in vielen anderen deutschen Regionen) in den letzten dreißig bis vier- zig Jahren nicht nachgewiesen wurden. Hier scheint die Rückzugsmöglichkeit in Vorratslager nicht mehr zu greifen, da sich durch Wegfall vieler potenziel- ler Lagerstätten für Mehl und andere stärkehaltige Produkte und eine stark verbesserte Lagerhygiene die Existenzgrundlage dieser Arten drastisch verschlech- tert. Es ist also durchaus nicht abwegig, dass sie Ihren Status als Vorratsschädlinge zumindest in Deutsch- land verlieren und zukünftig als verschollen oder aus- gestorben gelten werden. 705 Schwarzkäfer Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Schwarzkäfer Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Gefährdungskategorie R 1 2 - 8 6 - 13,3 10,0 0 7 11,7 Rote ListeGesamt 30 50,060 Sonstige GesamtGesamt 3 5,060 3 8 13,3 Tab. 2: Übersicht zu den sonstigen Kategorien. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) G - - Kategorien D 1 1,7 12 34 V 2 3,3 Abb. 1: Blaps lethifera lebt sowohl synantrop als auch im Freiland und ist doch Veränderungen im Siedlungs- und Ackerbau stark rückläufig. (Foto: F. Köhler). Abb. 2: Laena viennensis als Präglazialrelikt der Ostalpen und des Balkans wurde im Fallstein bei Osterwieck als neue Art für Deutschland nachgewiesen (Foto: F. Köhler). Abb. 3: Mycetochara humeralis entwickelt sich in morschem Laubholz und ist bei uns nur sehr selten anzutreffen (Foto: P. Bornand). Abb. 4: Omophlus pubescens ernährt sich als Larve, wie die anderen Arten der Gattung, subterran von Pflanzenwurzeln. Die Imagines sind auf Blüten zu finden (Foto: P. Bornand). Datengrundlagen Aus Sachsen-Anhalt sind durch historische Daten (besonders Rapp 1934, Horion 1956, Borchert 1951) zahlreiche Arten belegt, wobei sowohl Horion als auch Borchert teilweise auf die Daten von Rapp verweisen. Schwarzkäfer wurden zwar oft als Bei- oder Zu- fallsfänge gesammelt, jedoch liegen im Vergleich zu anderen gut bearbeiteten Artengruppen (Laufkäfer, Bockkäfer) vergleichsweise weniger gesicherte rezen- 706 te Datensätze vor. In Museen mögen zusätzliche Fun- de einer Indentitätsprüfung harren. Bisher wurden nur die Daten aus dem Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau (MNVD) berücksichtigt. Erst in neuerer Zeit werden Tenebrionidae auch bei faunistisch-ökologischen Gutachten erfasst (z.B. Bussler & Schmidl 1997, Sprick 2000, Dietze & Schornack 2002). Seit dem Erscheinen der 1. Fassung im Jahre 2004 wurden mit Laena viennensis im Fallstein bei Osterwieck durch Weigel (Weigel & Jung 2014) und Schwarzkäfer Tab. 3: Änderungen in der Anzahl der Einstufungen in die Gefährdungskategorien im Vergleich der Roten Listen der Schwarzkäfer Sachsen- Anhalts aus den Jahren 2004 und 2020. Gefährdungskategorie 0 – Ausgestorben oder verschollen R – Extrem seltene Arten mit geographischer Restriktion 1 – Vom Aussterben bedroht 2 – Stark gefährdet 3 – Gefährdet Gesamt Rote Liste 2004 (AZ = 39) (absolut) (%) 5 12,8 ---- 2 3 7 175,1 7,7 17,9 43,58 6 8 3013,3 10,0 13,3 50,0 Neomida haemorrhoidalis bei Wittenberg durch Bäse zwei Arten neu für Sachsen-Anhalt nachgewiesen, erstere zugleich als Neufund für Deutschland. Dabei ist die Herkunft von L. viennensis, einem Präglazialre- likt, außerhalb ihres angestammten Verbreitungsge- bietes vom östlichen Österreich bis zu den Karpaten bisher nicht erklärbar. Grundlage für die Einschätzung der Gefährdung der Tenebrionidae in Sachsen-Anhalt war neben der Auswertung der faunistischen Arbeit von Bor- chert (1951) und des online-Verzeichnisses der Käfer Deutschlands vor allem die Zusammenfassung zahl- reicher Funddaten. Insgesamt wurden etwa 2.900 Datensätze berücksichtigt. Die Nomenklatur richtet sich nach Bleich et al. (2018). Bemerkungen zu ausgewählten Arten, Gefährdungs- ursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die Hauptgefährdung für Schwarzkäfer ist die Beein- flussung oder das Verschwinden ihrer Habitate. Arten der sandigen, trockenen Habitate (z.B. Blaps lethifera, Pedinus femoralis) sind durch Nährstoffein- trag (Eutrophierung) in ihren Vorkommen bedroht. Außerdem besteht in vielen Fällen die Notwendigkeit der Sukzessionsverhinderung (z.B. Binnendünen im Gebiet der Mittelelbe). Holzpilz- (z.B. Platydema violaceum, Platydema dejeanii) und Holzbewohner (z.B. Corticeus fasciatus, Art (wiss.) Allecula rhenana Bach, 1856 Blaps lethifera Marsham, 1802 Blaps mortisaga (Linnaeus, 1758) Blaps mucronata Latreille, 1804 Corticeus bicoloroides (Roubal, 1933) Corticeus fasciatus Fabricius, 1790 Corticeus fraxini Kugler, 1794 Corticeus linearis Fabricius, 1790 Corticeus longulus Gyllenhal, 1827 Corticeus pini Panzer, 1799 Diaclina fagi (Panzer, 1799) Rote Liste 2020 (AZ = 60) (absolut) (%) 8 11,7 Tenebrio opacus, Neatus picipes) sind Besiedler von in- takten Totholzhabitaten, deren Struktur und Qualität durch Holzeinschlag, Beräumung der Wälder, Nadel- holz-Forstungen negativ beeinflusst werden (detail- lierte Angaben hierzu in Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2003). Im Einzelnen bedeutet der Wegfall spezifischer Nischen (z.B. Tenebrio opacus: alte Eichen mit größe- ren Mulmhöhlen) einen Verlust der Nahrungsgrund- lage. Als Schutzmaßnahme gilt deshalb besonders der Erhalt dieser Habitate. Zusätzlich ist eine genau- ere, flächendeckende Erfassung der Schwarzkäfer, z. B. im Rahmen von Gutachten besonders in Wald- gebieten und auf Trockenrasen notwendig, um eine Abschätzung der Gefährdungstendenzen möglich zu machen. Deshalb soll die vorliegende Klassifizierung als Anreiz angesehen werden, weitere Daten einzu- bringen und kritisch zu diskutieren. Danksagung Dank gebührt insbesondere Herrn Dr. Peer Schnitter vom Landesamt für Umweltschutz in Halle, den Fach- kollegen der Planungsbüros Myotis (Halle/S.) und ÖKOTOP/Halle für die Überlassung von Fallenmaterial sowie den Herren Wolfgang Bäse (Wittenberg) und Andreas Weigel (Wernburg) für die Übermittlung von Funddaten. Kat. 0 1 3 0 2 2 0 2 2 0 V Bem. H, 1951 01) S S, 1951 01) H H, 1951 01) H H H, 1951 01) 707

Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 727–736 59 Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidae) Bearbeitet von Volker Neumann, Werner Malchau, Andreas Rössler und Olaf Blochwitz (3. Fassung, Stand: Januar 2019)publizierten Arbeiten von Dammer (2017), Lange (2017) und Malchau (2018a, 2018b) mit herangezogen. Die Nomenklatur der Arten sowie ihre deutsche Bezeichnung folgt Klausnitzer et al. (2016). EinführungBemerkungen zu ausgewählten Arten Für Deutschland führen Köhler & Klausnitzer (1998) 192 Bockkäferarten auf, wovon 20 der Bestätigung bedürfen. Zur indigenen Fauna Sachsen-Anhalts gehören 137 Arten – einschließlich von 22 als alloch- thon eingestuften erhöht sich die Artenzahl auf 159 (Neumann & Malchau 2016). Die Zahl der indigenen ist jedoch vermutlich höher einzuschätzen. In dem Versuch, den tatsächlichen Artenbestand von den faunenfremden Elementen zu trennen, ist die Subjek- tivität in der Wertigkeit der angegebenen Nachweise als Fehlerquelle mit enthalten. Dies betrifft die Ein- schätzung und Wertung z. B. von Chlorophorus varius, Corymbia (Leptura) fulva oder Saphanus piceus, wo andere Autoren durchaus unterschiedliche Ansichten vertreten (s. z. B. Jung 2017). Agapanthia intermedia wurde bisher als Varietät von A. violacea geführt. Durch die Abtrennung von A. intermedia als eigene Art bestehen Unklarheiten über die Verbreitung von A. violacea und A. intermedia in Sachsen-Anhalt, weil Sama (2002) ein sympatrisches Vorkommen beider Arten annimmt. Die wenigen eigenen Funde aus Sachsen-Anhalt gehören der Art A. intermedia an. Gegenüber der Roten Liste 2004 wird nunmehr A. intermedia für A. violacea aufgeführt. Es bleibt weite- ren Untersuchungen vorbehalten, ob beide Arten in Sachsen-Anhalt vertreten sind. Als faunenfremde Art hat sich seit über einem Jahrzehnt in Magdeburg und Umgebung der Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplo- phora glabripennis Motschulsky, 1853 angesiedelt. Trotz intensiver Bekämpfungsmaßnahmen (Baumfäl- lungen) gelang es bisher nicht, die Art wieder aus- zurotten. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Art sich dauerhaft in Sachsen-Anhalt etabliert oder sie wieder ausgelöscht wird. A. glabripennis wurde und ist im Artenspektrum bisher nicht berücksichtigt.Der überwiegende Teil der Cerambyciden hat eine xylobionte Lebensweise. Nur verhältnismäßig wenige Arten leben phytophag, meist oligophag an krautigen Pflanzen. Eine Übersicht über die Entwicklung der Bockkäfer geben u. a. von Demelt (1966), Bense (1995) und Klausnitzer et al. (2016). Über die Gründe zur Aufnahme von Rosalia alpina und Trichoferus pallidus in die Rote Liste Sachsen-An- halts berichteten Neumann (2004) und Neumann & Malchau (2016). Gegenüber der Roten Liste 2004 wird aktuell Pedostrangalia pubescens nicht mehr aufgeführt, da die von Borchert (1951) erwähnten Harz-Fundor- te sich nach nochmaliger Prüfung der Datenlage in Niedersachsen befinden (Neumann & Malchau 2016). Wiederfunde und Artbestätigungen ergaben sich seit Neumann (2004) für Anastrangalia dubia (Malchau & Neumann 2012), Chlorophorus herbstii (Bäse 2008), Chlorophorus sartor (Bäse & Malchau 2011), Pachyta quadrimaculata (Neumann 2016) und Ropalopus varini (syn. spinicornis) (mündl. Mitt., O. Blochwitz 2014). Wallin, Nylander & Kvamme (2009) trennten Leio- pus linnei von L. nebulosus ab. Diese veränderte Si- tuation führte zu Aufarbeitungsdefiziten und somit kann das Vorkommen und die Verbreitung beider Arten in Sachsen-Anhalt zurzeit nicht exakt einge- schätzt werden. Sie werden in der Roten Liste mit defizitärer Datenlage aufgenommen. Auch bei Ste- nostola dubia und S. ferrea fehlen exakte Angaben zu Vorkommen und Verbreitung, deshalb wird die genaue Datenlage auch hier wie bereits in der Roten Liste 2004 als „defizitär“ eingeschätzt. Nüssler (1976) handelt die boreomontanen Spe- zies der neuen Bundesländer für unser Faunengebiet ab, Neumann & Händel (2010) geben eine ausführliche Übersicht für Sachsen-Anhalt. Saxesen (1834) be- schreibt für Oxymirus cursor ein vereinzeltes Vorkom- men im Oberharz an. Inzwischen ist dieser Bockkäfer durch das Fichtenabsterben und den damit großen Totholzanteil im Harz häufiger geworden. Zu den phytophag bzw. von Wurzeln lebenden Arten zählt der Erdbock Iberodorcadion fuliginator. Er ist eine Charakterart von Trockenstandorten, der im Mittelelbegebiet seine östliche Verbreitungsgren- ze erreicht. Lokal ist eine rückläufige Bestandsent- wicklung zu verzeichnen (z. B. Halle/S. und Umfeld). Nach Horion (1974) ist jeder Fundort dieses Käfers publikationswürdig. Datengrundlagen Zur Einschätzung des gegenwärtigen Artenbestandes und der Gefährdungssituation der Bockkäfer wurden Daten einer Datenbank herangezogen, die sich haupt- sächlich aus Angaben von EVSA-Mitgliedern, aus Sammlungsauswertungen von Museen und der Zen- tralen Naturkundlichen Sammlung der Universität Halle-Wittenberg sowie Literaturauswertungen von lokalen faunistischen Erhebungen (Literaturauswer- tung bis 2016: Neumann & Malchau 2016) zusammen- setzt. Zur Auswertung wurden zudem die nach 2016 727 Bockkäfer Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die xylobionten Bockkäferarten entwickeln sich in Holz verschiedener Zerfallsstadien (Klausnitzer 1994). Viele Arten zeigen einen ausgesprochen hohen Spe- zialisierungsgrad hinsichtlich der Habitatansprüche. ”Neben einer oft sehr ausgeprägten Abhängigkeit von verschiedenen abiotischen Faktoren im Brutsubstrat kommt bei zahlreichen xylobionten Käfern eine ganz spezifische Anpassung an die Entwicklungspflanze (Baum- oder Strauchart) ...” hinzu (Bense 1992). Diese differenzierte Lebensweise bewirkt eine oft sehr empfindliche Reaktion auf Veränderungen im Lebens- raum, die sich in der Gefährdungssituation wider- spiegelt. Mitunter entwickeln sich die Käfer in Holz, besuchen dann aber zur Ernährung (pollenophag) und zum Treffen der Geschlechter Blüten. Phytophage Arten entwickeln sich in krautigen Pflanzen. Deshalb haben Waldwiesen, Randhabitate oder Ödlandflä- chen mit blühenden Pflanzen, Sträuchern und Rand- bäumen Bedeutung zum Erhalt solcher Arten. Für viele Bockkäferarten sind gut strukturierte Altholzbestände mit hohem Totholzanteil und Be- reiche mit entsprechender Sonnenexposition für die Entwicklung lebensnotwendig. So stellen ehemalige Hutewälder, Parkanlagen, Alleen, Baumgruppen und auch Einzelbäume essentielle Refugien dar. Einige Arten sind Anzeiger von noch vorhandenen reliktären Restbiotopen der ehemaligen Urwald-Xylobionten- fauna (Geiser 1992). Sie finden in den jungen Wirt- schaftswäldern kaum Entwicklungsmöglichkeiten. Ein Vorkommen von „Reliktarten” ist ein wichtiger Beweis für eine lückenlose, weit zurückgehende Biotoptra- dition...” (Bense 1992). Als ein Refugium solcher Arten hat sich das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Mittelelbe“ und die „Colbitz-Letzlinger Heide“ mit ihren Alteichenbeständen und Solitäreichen erwie- sen (Kühnel & Neumann 1977, Jung 2015, Neumann et al. 2015). So entwickeln sich in der Wurzel-, Stamm- und Wipfelregion von Eichen hier u.a. noch Cerambyx cerdo, Akimerus schäfferi, Axinopalpis gracilis und Phymatodes pusillus. In den Gebieten ist ein Großteil der in Sachsen-Anhalt bekannten Bockkäferarten in bisher stabilen Populationen zu finden. Der Schutz und eine Gestaltung entsprechender Biotope ist un- bedingt notwendig. Winter & Nowak (2001) erklären die hohe Bedeutung von Totalreservaten für an Alt- und Totholz gebundene Lebensgemeinschaften. Dies erfordert auch ein Umdenken in der Durchführung forstwirtschaftlicher und baumchirurgischer Sanie- rungsmaßnahmen im Siedlungs- und Erholungs- bereich des Menschen. Besonders bei alten Bäumen „erwächst dem Gesetzgeber durch Änderung der Haftungspraxis für herabfallende Holzteile eine sehr dringende Aufgabe“…(Geiser 1981). Verkehrswegebau, Bebauung, Zersiedlungsmaß- nahmen, Agrartechnik, Biozideinsatz, Fallenwirkung nächtlicher Beleuchtungsquellen, Straßentod, die Entfernung von Alleen, Feldgehölzen, Deichbäumen, Hecken und Streuobstwiesen, Ödlandflächen und großräumige Landschaftszerstörung sind wesentliche Gefährdungsursachen. Ausführlich gehen auf diese Problematik u.a. Geiser (1980, 1981) sowie Möller & Schneider (1992) ein. Mit Ausnahme von Hylotrupes bajulus, Monocha- mus spp. und Tetropium spp. gehören die Bockkäfer nach der „Verordnung zum Erlass von Vorschriften auf dem Gebiet des Artenschutzes…“ vom 21.10.1999 zu den „besonders geschützten Arten“ und davon Cerambyx cerdo, Necydalis major, Necydalis ulmi und Rosalia alpina zu den „streng geschützten Arten“ der Bundesrepublik Deutschland. Durch besseren Kenntnisstand zum Vorkommen der Arten (u. a. durch neue und verbesserte Fang- techniken), klimatischen und systematischen Verän- derungen ergaben sich auch Veränderungen in der Einschätzung des Gefährdungsgrades der in Sachsen- Anhalt nachgewiesenen Bockkäferarten gegenüber der Roten Liste 2004. So werden gegenwärtig die Arten Anastrangalia sanguinolenta, Aromia moscha- ta, Pedostrangalia pubescens, Pogonocherus hispidus, Prionus coriarius und Pyrrhidium sanguineum als nicht gefährdet beurteilt, dagegen wurden Arhopalus ferus, Saperda populnea und Saperda scalaris in die Rote Liste neu aufgenommen. In der aktuellen Roten Liste erscheinen nunmehr von den 137 indigenen Arten Sachsen-Anhalts 108 (78,8 %)! Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Bockkäfer Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 728 0 16 11,7 Gefährdungskategorie R 1 2 - 30 28 - 21,9 20,4 3 29 21,2 Rote ListeGesamt 103 75,2137 Bockkäfer 2 1 34 56 Abb. 1: In lebenden Eichen entwickelt sich mehrjährig der Heldbock (Cerambyx cerdo) in Mitteleuropa. Neben dem Mulmbock (Ergates faber) ist er mit über 50 mm Länge der größte heimische Bockkäfer. Die Abbildung zeigt einen männlichen Heldbock-Käfer neben einem Schlupfloch (Foto: V. Neumann). Abb. 2: Nach einem Fraß in abgestorbenen Eichenwurzeln oder verrottenden Ästen nahe der Erdoberflä- che überwintert das letzte Larvenstadium des Eichen-Tiefaugenbockes (Cortodera humeralis) im Boden. Die Käfer besuchen im Mai bis Juni Blüten (oft Weißdorn). Die einjährige Entwicklung erfolgt auch in Prunus (Fam. Rosengewächse Rosaceae) (Foto: D. Rolke). Abb. 3: Die Imagines des Gemeinen Zimmerbockes (Acanthocinus aedilis) überwintern nach einer ein- bis zweijährigen Entwicklung unter der Rinde ihrer Brutbäume (abgestorbene Nadelholzstämme, meist Kiefer). Durch Aneinanderreiben von Halsschild und Thorax können sie zirpende Laute erzeugen (Foto: K. Neumann). Abb. 4: Der Messerbock (Axinopalpis gracilis) ist eine akrodendrische Art. Sie entwickelt sich vorrangig in abgestorbenen Eichenzweigen, aber auch in anderen Laubhölzern. Der deutsche Name des verhältnismäßig kleinen Bockkäfers (5 – 12 mm) rührt von dem großen messerförmig ausgebildeten Kiefertastenendglied her. (Foto: K. Neumann). Abb. 5: Der Schwarzrandige Halsbock (Ana- strangalia dubia) entwickelt sich in totem Nadelholz. Die Generationsdauer beträgt mindestens zwei Jahre. In Sachsen-Anhalt erstreckt sich die Verbreitung des Schwarzrandigen Halsbockes auf einen kleinen Bereich im Harz (Foto: V. Neumann). Abb. 6: Der Metallische Scheibenbock (Callidium aeneum) entwickelt sich hauptsächlich unter der Rinde toter dünner Nadelholzäste und -stämme (Foto: K. Neumann). 729

FOMOSY-KK - Entwicklung eines forstlichen Monitoringsystems unter Berücksichtigung von Kohlenstoffspeicherung und Klimaanpassung, Teilprojekt 4: Verjüngungsdynamik und Störungsregime, Teilprojekt 5: Naturnäheindikation mit Käfermonitoring

Ziel des Projektes ist die Verbindung der Untersuchung kurz- bis mittelfristiger Reaktionen von Waldökosystemen auf Veränderungen des Nutzungsregimes hinsichtlich Waldstruktur, Verjüngungsdynamik, Baumvitalität, Kohlenstoffumsatz und -speicherung mit der Entwicklung eines geeigneten Monitoringsystems, welches das langfristige effiziente Monitoring dieser Faktoren ermöglicht und damit übertragbar auf andere Standorte ist. Zum einen werden wir zeigen, ob und welche Anpassungen mittelfristig (dekadische Skala) nach Managementänderung eintreten. Zum anderen wird das Monitoringsystem auch an anderen Standorten die effektive Erfassung und Bewertung von waldbaulichen Maßnahmen zur Klimaanpassung hinsichtlich Kohlenstoffsequestrierung, Walddynamik sowie Natürlichkeit und Diversität holzbewohnender Fauna ermöglichen. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, bedarf es der interdisziplinären Zusammenarbeit der beteiligten Projektpartner (siehe Anlage). Ein experimenteller Teil stellt sicher, dass auch hinsichtlich der Walddynamik Effekte beobachtet werden können. TP4 - Es wird der Walddynamik hinsichtlich von Störungen und ihrer Bedeutung für Zuwachs und Baumartenzusammensetzung nachgegangen. Der Arbeitsplan sieht vor, eine repräsentative Inventur vorhandener Lücken durchzuführen. Das im Projekt umgesetzte Verfahren der Lückeninventur stellt eine Erweiterung des Standard-Stichprobenverfahrens der Waldinventur dar. Die Verjüngungsdynamik wird über Intensivuntersuchungen auf Lücken definierter Größe erfasst und analysiert. Dazu wird die Waldentwicklung auf natürlichen wie künstlich geschaffenen Bestandeslücken untersucht. Die Biodiversität in der Krautschicht des Ökosystems wird dabei mit betrachtet. TP5 - Die Naturnäheindikation an Totholz und durch Totholzinsekten erfolgt durch eine gestaffelte Analyse von vorhandenen und geschaffenen Totholzstrukturen sowie dem gezielten Fang entsprechender Insekten an Totholz und in Spezialfallen auf Wirtschafts- und Referenzflächen.

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