Übergangsgewässer sind durch eine besondere Verzahnung ganz verschiedener Lebensräume (Wattenmeer, Ströme/Flüsse) gekennzeichnet. Aus diesem Grund setzt sich auch die Fischfauna der Übergangsgewässer durch sehr unterschiedliche „Nutzergruppen“ zusammen. Dabei fungiert das Ästuar für Wanderarten wie z. B. Lachs, Meerforelle oder Neunaugen als Wanderkorridor zu ihren in den Oberläufen der Flüsse gelegenen Laicharealen, bzw. zu ihren marinen Lebensräumen (Rückwanderung). Sehr bedeutsam sind die Ästuare für Wanderarten, deren Reproduktions- und Aufwuchshabitate ausschließlich im Ästuar lokalisiert sind (z. B. Finte, Stint). Die Laichplätze der Stinte, die im frühen Frühjahr die Ästuare aufwärts wandern, befinden sich im Süßwasserabschnitt, wo sie ihre Eier über sandigem/kiesigem Grund ablegen. Finten laichen im späteren Frühjahr (Mai) im Bereich der limnischen-oligohalinen Zone, also am stromauf befindlichen Ende des Übergangsgewässers. Sie geben ihre Eier ins freie Wasser ab, so dass sie mit dem Tidestrom verdriften. Im Verlauf des Sommers wandern die Jungfische der Stinte und Finten in Richtung Wattenmeer ab. Für eine erfolgreiche Reproduktion sind neben geeigneten Laichplätzen, u. a. ausreichende Nahrungsbedingungen sowie ausreichende Sauerstoffbedingungen erforderlich. Neben den diadromen Spezies sind auch die „ästuarinen Residenten“, d. h. Arten, die nahezu ihren gesamten Lebenszyklus in den Ästuaren vollziehen, eine wichtige Gruppe, deren Präsenz oder Fehlen Hinweise auf die ökologische Qualität des Wasserkörpers liefern können. Hierzu gehören z. B. die bodenlebenden Grundeln (u. a. Sand- und Strandgrundel), Großer Scheibenbauch oder Aalmutter; letztere Arten bevorzugen u. a. zur Reproduktion, die im Meso- bzw. Polyhalinikum erfolgt, hartsubstratreiche Habitate, die heute allerdings nicht mehr uneingeschränkt zu Verfügung stehen. Für Übergangsgewässer charakteristisch sind auch Arten mariner Gilden (marin-juvenil, marin-saisonal). Zu diesen zählen Hering oder Sprotte, deren Juvenile im Meso- Polyhalinikum in hohen Anzahlen auftreten können und die Ästuare temporär als Aufwuchsareal nutzen. Ausreichende Nahrungsbedingungen sowie ausreichende Wasserqualität sind zur Erfüllung dieser Funktion Voraussetzung. Die Übergangsgewässer übernehmen also für eine Reihe von Fischarten unverzichtbare ökologische Funktionen. Hierzu gehören sowohl die Funktionen z. B. als Reproduktions-, Aufwuchs- und Nahrungsareal als auch die Funktion als Adaptions- und Transitroute für Langdistanzwanderer. Einige Arten (z. B. Grundeln, Aal, Flunder) sind anspruchsloser und weisen mit Blick auf ihre Habitatansprüche eine höhere ökologische Plastizität auf, andere sind dagegen obligatorisch an bestimmte Habitatbedingungen (z. B. Strömung, Sauerstoff, Salinität, strukturelle Bedingungen) angepasst (z. B. Finte, Stint, Großer Scheibenbauch). Die freie Durchwanderbarkeit der Ästuare, sowohl hinsichtlich physischer als auch physiko-chemischer Aspekte, ist dabei eine Grundvoraussetzung für den Erhalt bzw. die Entwicklung der Populationen anadromer Langdistanzwanderer. Bereits in der Vergangenheit sind Fische häufig mit verschiedenen multimetrischen Ansätzen zur Beurteilung von Gewässern herangezogen worden. Anzeichen für Belastungen der Gewässer sind z. B. Rückgang der Artenvielfalt, Häufigkeit von Arten und/oder Veränderungen in der Altersstruktur. Mit Inkrafttreten der WRRL wurden standardisierte Bewertungsverfahren erforderlich. Da sich Übergangsgewässer durch das dynamische Zusammentreffen limnischer und mariner Elemente auszeichnen, sind sie ein Lebensraum ganz eigener Prägung. Dies gilt auch für die dortige Fischfauna. Diese eigene Ausprägung macht im Hinblick auf die Bewertung der Qualitätskomponente Fischfauna einen spezifischen Ansatz erforderlich. Das Verfahren zur Bewertung von Fischen in Übergangsgewässern FAT-TW (Fishbased Assement Tool - Transitional Waters) umfasst: Entwicklung eines WRRL-konformen Bewertungsverfahrens für Übergangsgewässer (Typ T1 und T2). Festlegung einer an das Verfahren angepassten standardisierten Befischungsmethodik standardisierte Aufbereitung und taxonomische Bearbeitung des Fanges automatisierte Bewertung
Der Teichfrosch wird im Gegensatz zur letzten Roten Liste von Kühnel et al. (2009) in der vorliegenden Fassung der Gattung Pelophylax zugeordnet. Zuvor wurde der Name Rana kl. esculenta Linnaeus, 1758 genutzt. Der in Deutschland nahezu flächendeckend verbreitete Teichfrosch ist keine Art, sondern eine Hybridform, die ursprünglich aus Kreuzungen zwischen dem Kleinen Wasserfrosch (P. lessonae) und dem Seefrosch (P. ridibundus) hervorgegangen ist. Aufgrund seiner besonderen Reproduktionsweise (Hybridogenese) ist P. esculentus nicht auf kontinuierlichen hybridogenen Nachwuchs der beiden Elternarten angewiesen, sondern kann sich auch mit jeweils einer seiner Elternarten durch Rückkreuzung reproduzieren. Er lebt also entweder gemeinsam mit P. lessonae in einem Habitat in sogenannten L-EPopulationen oder mit P. ridibundus in R-E-Populationen (Uzzell & Berger 1975). Darüber hinaus ist der Teichfrosch in der Lage, reine Hybridpopulationen zu bilden, in denen triploide Individuen (Tiere mit drei Chromosomensätzen) die Elternarten funktionell-genetisch ersetzen (Übersicht bei Plötner 2005). Das deutsche Teilareal repräsentiert mehr als 10 % des Gesamtareals und liegt im Arealzentrum (Plötner 2005). Deshalb ist Deutschland in hohem Maße für die weltweite Erhaltung dieser Hybridform verantwortlich. Aufgrund seines hohen Heterozygotiegrades und der daraus resultierenden großen ökologischen Plastizität kann P. esculentus ein breites Spektrum an Habitaten besiedeln (Günther 1990, 1996 d). Im Gegensatz zu seinen Elternarten kommt er selbst in stark anthropogen beeinflussten und offensichtlich auch in schadstoffbelasteten Gewässern vor. Die weit verbreitete Form zeigt eine TK25-Q-Rasterfrequenz (Zeitraum 2000 – 2018) von 49,91 % und ist demnach in die Kriterienklasse „häufig“ einzustufen. Dennoch wurden auch beim Teichfrosch vor allem in intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen Populationsrückgänge verzeichnet, so dass für den langfristigen Bestandstrend ein Rückgang unbekannten Ausmaßes und für den kurzfristigen Bestandstrend eine mäßige Abnahme angenommen wird. Insgesamt ergibt sich die Rote-Liste-Kategorie „Ungefährdet“. Im Vergleich zur Roten Liste von 2009 wird die aktuelle Bestandssituation nunmehr mit „häufig“ und der kurzfristige Bestandstrend mit „mäßige Abnahme“ beurteilt (2009: „sehr häufig“ und „gleich bleibend“). Der langfristige Bestandstrend wird nun als „Rückgang unbekannten Ausmaßes“ eingestuft (2009: „mäßiger Rückgang“). Trotz dieser Änderungen bleibt die Rote-Liste-Kategorie „Ungefährdet“ bestehen. Wie bei ihren Elternarten sind auch bei der Hybridform Bestandsrückgänge primär auf die Zerstörung und Verschmutzung der Laichgewässer und Landlebensräume zurückzuführen. Dort wo der Teichfrosch auf den Kleinen Wasserfrosch als Reproduktionspartner angewiesen ist, hängt seine Existenz letztlich von den Gewässertypen ab, die auch für diese Elternart gut geeignet sind (Zahn & Wagensonner 2019). Da Teichfrösche während ihrer saisonalen Wanderungen oft Straßen überqueren, befinden sie sich regelmäßig unter den Verkehrsopfern (Blab 1982). Gefahren gehen auch von bestimmten Bauwerken aus (z. B. steilwandige Betonkanäle und Gruben, offene Schächte), in die wandernde Tiere fallen und in denen sie dann verenden (Zech 1993). Auf Gefahren, die von wasserbaulichen Anlagen ausgehen, weisen Schneeweiß & Wolf (2016) hin (siehe Artkapitel zum Seefrosch, Kap. 3.17). Gartenteiche, in denen während lang anhaltender Frostperioden nicht für eine ausreichende Zufuhr an atmosphärischem Sauerstoff gesorgt wird, können ebenfalls zur tödlichen Falle für Tiere werden, die im Schlamm überwintern (Erstickungstod). In jüngerer Zeit wurde aus Dänemark und den Niederlanden über hohe Mortalitäten bei Wasserfröschen im Zusammenhang mit Ranavirus-Infektionen berichtet (Ariel et al. 2009, Kik et al. 2011, Rijks et al. 2016). Obwohl aus Deutschland solche Fälle bisher nicht bekannt geworden sind, ist dennoch davon auszugehen, dass dieses Virus aufgrund seiner offensichtlichen Infektiosität und Pathogenität auch für einheimische Teichfroschpopulationen eine potenzielle Gefährdungsursache darstellt. Auch für den Teichfrosch steht der Schutz der aquatischen Lebensräume an erster Stelle. Dabei ist der Fokus auf solche Gewässer zu richten, die einen hohen Reproduktionserfolg ermöglichen und die oft Ausgangspunkt für die Besiedlung weiterer Gewässer durch Teichfrösche sind (Zahn 1996). In der Umgebung von Laichgewässern ist auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Mineraldüngung und das Ausbringen von Gülle zu verzichten. Besiedelte Gartenteiche sollten während der Wintermonate mit einem Eisfreihalter versehen und nach Möglichkeit auch belüftet werden. Wasserbauliche Anlagen sind so zu gestalten, dass Amphibien diese selbständig verlassen können; andernfalls sind spezielle Ausstiegshilfen zu integrieren.
Der Kleine Wasserfrosch wird im Gegensatz zur letzten Roten Liste von Kühnel et al. (2009) in der vorliegenden Fassung der Gattung Pelophylax zugeordnet. Zuvor wurde der Name Rana lessonae Camerano, 1882 genutzt. Das deutsche Teilareal repräsentiert mehr als 10 % des Gesamtareals und liegt im Arealzentrum (Plötner 2005). Somit ist Deutschland in hohem Maße für die weltweite Erhaltung der Art verantwortlich. Der Kleine Wasserfrosch wurde in allen Bundesländern nachgewiesen. Seine Verbreitungsschwerpunkte liegen in Mittel- und Süddeutschland. In weiten Teilen Nordwestdeutschlands kommt P. lessonae nicht vor (Günther 1996 b). Die aktuelle Bestandssituation (TK25-Q Rasterfrequenz 2000 – 2018: 10,18 %, Kriterienklasse „selten“) ist aufgrund defizitärer und teilweise fehlerbehafteter Daten nur schwer einschätzbar. Bei vielen der gemeldeten P. lessonae-Beobachtungen dürfte es sich nämlich um P. esculentus gehandelt haben, da triploide Teichfrösche (sogenannte LLR-Genotypen) oft lessonae-ähnliche Merkmale (Gelbfärbung der Flanken und Oberschenkel, helle Schallblasen, großer und hoch gewölbter Fersenhöcker) aufweisen (Plötner 2010). Andererseits wird P. lessonae, der in Deutschland immer syntop mit dem Teichfrosch vorkommt, auch häufig übersehen, vor allem in Vorkommen, die nur geringe lessonae-Anteile aufweisen. Aufgrund der Bestimmungsproblematik (z. B. Tecker et al. 2017) wurde bei vielen Amphibien-Erfassungen erst gar nicht zwischen Teich- und Kleinem Wasserfrosch differenziert, so dass sich hinter „Wasserfrosch“-Nachweisen mitunter auch P. lessonae verbergen kann. Trotz dieser Einschränkungen erscheint das Ergebnis der Rasterfrequenzanalyse plausibel. Beim langfristigen Bestandstrend wird von einem Rückgang unbekannten Ausmaßes ausgegangen. Ein Rückgang kann aus dem zum Teil massiven Verlust von lessonae-typischen Laichgewässern (kleinere, pflanzenreiche, schwach saure bis saure, oligotrophe bis mesotrophe Gewässer mit moorigem Einzugsbereich) seit den 1960er Jahren abgeleitet werden. Dies ist beispielsweise für die Toteiskessel des Alpenvorlandes gut dokumentiert (Zahn et al. 2019). Lokale Populationsabnahmen sprechen dafür, dass auch der kurzfristige Bestandstrend bundesweit negativ ist, das genaue Ausmaß der Abnahme ist jedoch nicht bekannt. Insgesamt ergibt sich die Rote-Liste-Kategorie „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“. Im Vergleich zur vorherigen Roten Liste wird die aktuelle Bestandssituation mit „selten“ und der kurzfristige Bestandstrend mit „Abnahme unbekannten Ausmaßes“ beurteilt (2009: „mäßig häufig“ und „gleich bleibend“). Die Einstufung in die Rote-Liste-Kategorie ,,Gefährdung unbekannten Ausmaßes“ ändert sich dadurch nicht. Der Kleine Wasserfrosch ist vor allem durch den Verlust und die Verschmutzung seiner Laich- und Wohngewässer sowie durch deren Nutzungsänderung (Fischbesatz, Umwandlung in Fischteiche) gefährdet (Plötner 2010, Zahn 2019). Gewässerverluste sind auf Meliorations- und Baumaßnahmen, sowie beschleunigte Sukzession bis zur Verlandung infolge hoher Nährstoffeinträge und in jüngerer Zeit auch infolge des Klimawandels zurückzuführen. In intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten dürfte der regelmäßige Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln nicht unerheblich zum Rückgang der Art beitragen. Negative Effekte hat zudem die Umwandlung von artenreichen Wiesen in strukturarmes Grün- oder Ackerland. Eine Verdrängung durch den Teichfrosch im Zusammenhang mit dessen hybridogenetischen Reproduktionsmodi (Übersicht bei Plötner 2005) und der großen ökologischen Plastizität der Hybridform wird ebenfalls als potenzieller Gefährdungsfaktor diskutiert (Günther 1990, Plötner 2018). Der konsequente Schutz der Laich- und Wohngewässer ist zweifellos die wichtigste Maßnahme zum Schutz der Art. Oft sind wenige Gewässer mit optimalen Bedingungen für die Reproduktion (besonnt, reich an submerser Vegetation, ohne Fischbesatz) für die Existenz einer Metapopulation entscheidend. Bei Amphibien-Erfassungen sollten solche Gewässer identifiziert (Quantifizierung des Reproduktionserfolgs) und in den Fokus von Schutzmaßnahmen gestellt werden. Auf den strengen Schutz individuenreicher Wasserfroschpopulationen mit hohen Anteilen des Kleinen Wasserfroschs sollte deshalb besonders geachtet werden (Günther 1996 b). Entsprechend den örtlichen Gegebenheiten sind alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Wasserbilanz zu nutzen. Keinesfalls dürfen die Gewässer über mehrere Jahre vollständig austrocknen. Verlandungstendenzen sind durch gezielte Maßnahmen, wie Anstauen der Gewässer, Entschlammung und Entlandung, entgegenzuwirken. Die Besonnung der Laichplätze sollte insbesondere bei kleineren Gewässern in Wäldern verbessert werden. Bei Anlage neuer Kleingewässer sind die artspezifischen Habitatansprüche zu berücksichtigen (Zahn 1996, Zahn 1997, Zuppke & Seyring 2015 a). Die Einrichtung von Pufferzonen um die Gewässer, in denen keinerlei Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln erfolgen darf, und die Umwandlung von Äckern in artenreiches, extensiv bewirtschaftetes Grünland tragen zur Verbesserung der Qualität der terrestrischen Lebensräume bei. Generell sollten Landlebensräume, die unmittelbar an Laichgewässer grenzen, nur extensiv bewirtschaftet werden. In Agrarlandschaften sollten Wanderkorridore (Weg- und Ackerrandstreifen, Gräben, Hecken) zwischen Gewässern und Wäldern (Überwinterungsgebieten) gefördert werden (Zahn 2019).
11 Kurzfühlerschrecken (Caelifera) Tetrix subulata (LINNAEUS, 1758) Säbeldornschrecke M. OSCHMANN Verbreitung Der Erstnachweis von Tetrix subulata für Sach- sen-Anhalt stammt aus dem Stadtgebiet von Halle (TASCHENBERG 1871). Die Art ist im Landesgebiet verbreitet. Ihre Vor- kommen konzentrieren sich in den Tälern von Elbe, Havel, Saale, Weißer Elster, Fuhne, Mul- de, Schwarzer Elster, Aller, Spetze, Dumme und Aland sowie im Drömling, in der Mildeniederung und im Fiener Bruch. Vielfach sind Bestände auch entlang der Zuflüsse bis in deren Quellge- biete hinein zu finden, wie z.B. im Rippachtal. In gewässerarmen Lößackerlandschaften und Sandgebieten dünnen die Vorkommen aber aus. Auch aus dem Harz sind nur wenige Fundorte bekannt. Ihre Arealdynamik ist als stationär ein- zuschätzen. In Sachsen-Anhalt wurde Tetrix subulata bisher von der planaren bis zur submontanen Stufe gemeldet, wobei die Masse der Vorkommen mit, insbesondere im Elbtal, teils außerordentlich in- dividuenreichen Beständen in der ersteren zu finden ist. In den meisten der daraufhin untersuchten Landschaften wurde die Säbeldornschrecke als mäßig vagil eingeschätzt. Die Art ist im Stande, großflächig existenzökologisch ungeeignete Flä- chen zu durchqueren. So gelang im Frühjahr 2002 bei trockenwarmem Wetter ihr Nachweis in zwei Sandtrockenrasen im Land Schollene, die keine Feuchtstellen aufweisen und rundum von Kiefernforsten umgeben sind. Die nächsten Ge- wässer waren 500 m bzw. 2300 m entfernt. Die Tiere gehörten beiderlei Geschlechtern an und flogen bei Annäherung umgehend auf, wobei sie Entfernungen von wenigen Metern bis zu ca. 50 m zurücklegten. Offensichtlich handelte es sich jeweils um in der Ausbreitung begriffene Tiere (WALLASCHEK in Vorb.). Lebensräume Tetrix subulata besiedelt in Sachsen-Anhalt anthropogene und natürliche wenig bewachsene und feuchte Rohböden aus Feinsubstraten jegli- cher Art an Ufern von Seen, Weihern, Teichen, 126 Rückhaltebecken, Flüssen, Altwässern, Bächen, Gräben und Kanälen, auf trockengelegten Teichböden und Erdauswurf von Gräben. Sie bewohnt des weiteren feuchte bis frische Lücken im Bewuchs von Wirtschaftswiesen und Weiden, in Röhrichten, Seggenriedern, Flutrasen, Bin- nensalzstellen und Staudenfluren. In der Elbtal- niederung kann sie nicht selten auch in Erlen- brüchen angetroffen werden. Hin und wieder kann man sie in Moorheiden, vergrasten Moor- flächen, trockenen Zwergstrauchheiden, Sand- und Schwermetallmagerrasen, Intensivgrünlän- dern, Ackerbrachen, trockenen Staudenfluren, lockeren Gebüschen sowie lichten Pappel-, Weiden- und Birkenwäldern finden. Im Unterschied zu Tetrix ceperoi ist die Art auch auf schlammigen und tonigen, an Feinerde rei- chen Stellen zu finden. Bei Austrocknung sol- cher Stellen steigen Larven und Imagines in die Trockenrisse ein und weiden dort Algenüberzü- ge ab. Diese weite ökologische Potenz spiegelt sich auch in der Verbreitung. Ihre Fähigkeit zum Schwimmen ermöglicht ihr sicher auch, Hochwasser gut zu überstehen und sich auf kleinen Flussinseln, wie z.B. im Stremel an der Havel, mit größeren Beständen zu halten bzw. solche Flächen schnell wiederzubesiedeln. Gefährdungen Die Absenkung des Grundwasserspiegels, die Trockenlegung von feuchten Flächen und ihre Überführung in Äcker sind die einschneidensten Eingriffe in die Populationen. Schutzmaßnahmen Die Erhaltung von Feuchtbiotopen bietet den wirksamsten Schutz. Erfassung Durch ihr Leben am Boden, ihre Anpassung an die Bodenfarbe und die fehlende Lauterzeugung wird die Art häufig übersehen oder beim Sam- meln nicht erfasst. Sie kann leicht mit Tetrix ce- peroi verwechselt werden. 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 45 44 43 12° 29 # ³ ³# # ³# ³# ³ ³ ³# # ³# ³# # ³# ³ ³ # ³# # ³# ³ # ³# ³ ³# ³# # ³# ³ ³ # ³# ³# # ³# ³ # ³# ³# ³ ³ # ³ # # ³ # ³# ³ ³ # ³# ³# ³# ³# ³# ³ # ³ # ³# ³ # ³ ³# # ³ # ³ # # ³ ³# ³ ³# # ³# ³# # ³ # ³# ³# ³# ³ # ³ ³# ³ ³# # ³ # ³ # # ³ ³# ³# # ³ ³ # ³ # # ³# ³# ³# ³ # ³# # ³ ³# # ³# ³ ³ # ³# ³# ³ ³# # ³# # ³ ³# # ³ ³# # ³ ³ # ³ ³# # ³# ³# # ³# ³ ³ ³ # # ³# ³# # ³ ³ # ³ # ³# ³# ³ ³# ³# # ³# ³# ³ ³# # ³# ³# # ³# ³# ³# ³ # ³ ³ # # ³ ³# ³ # # # ³# ³ # ³ ³# # ³ # ³ # ³## ³# ³ ³# ³ # ³ # ³ # # ³ # ³# ³# ³ ³ # ³ # # ³# ³# ³ # ³ # ³# ³ ³ # ³ # ³ # ³# # ³# ³ # ³# # ³ ³ ³# ³# ³# ³ # ³# ³ # ³ # ³ # ³# ³ ³ # ## ³ # ³ ³# ³ # ³# ³ # # # ## ³ ³# ³# ³ # ³# ³# # ³### ³# ³## ³# ³# ³# ³# ³# S# ³# ³ ³# ³# S ## ³# ³ # ³# ³ # ³# # ³# ³ # ³# ³# S# ³# ³# ³# ³# ³ ³ # S# # ³# ³# ³# ³ # # ³ ³ # ## S # ³ # ³ # # ³ ³ # ³ # ³# # ³ ³ S# # ³ # # ³ ³ # ³ # # ³ ³# ³ # # ³ ³ # ³# ³# ³# ³ # ³ ³# ³ # # ³ ## ³ ³ # ³ # ³ # # ³ # ³# # ³ ³# # ³## # ³# ³ ³## ³ # ³ # ³ # ## ³ ³ # ³# ³# # ³# ³# ³# # ³# ³# ³ # ³# ³ ³# ³ # # ³ ³ ³# ³# # Nachweis ³# ³# ³ ³ # ³# # ³# ### bis 1989 S # ³# ³# # # ³ Tetrix subulata ab 1990 ³ # ³ # # ³ # # in beiden Zeiträumen (LINNAEUS, 1758) ³ ³ # # ³ ³# # 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 52° 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 45 127 Tetrix ceperoi (BOLIVAR, 1887) Westliche Dornschrecke M. OSCHMANN Verbreitung Die Westliche Dornschrecke wurde für Sachsen- Anhalt erstmals von MEINEKE & MENGE (1993) an sieben Fundstellen nachgewiesen. Im Land ist Tetrix ceperoi sehr wenig verbreitet. In Bezug auf Deutschland bilden die sachsen- anhaltischen Vorkommen jedoch einen Verbrei- tungsschwerpunkt. Die nördliche Arealgrenze der Art verläuft durch die mittlere Altmark. Im Land selbst konzentrieren sich die Fundorte auf das Östliche Harzvorland und die Region um Bitterfeld. Fundorte befinden sich auch im Raum Bernburg und Aschersleben, in der Dübener Heide, im Fläming, in der Magdeburger Börde, im Ostbraunschweigischen Flachland, in der Elbtalniederung und der Altmark. Die Arealdy- namik der Art ist als stationär einzuschätzen. Tetrix ceperoi konnte bisher in Sachsen-Anhalt nur in der planaren und kollinen Stufe nachge- wiesen werden, wobei die meisten Fundgebiete in ersterer liegen. In den meisten daraufhin un- tersuchten Landschaften wurde die Art als wenig vagil eingeschätzt. Da sie ein gut ausgebildetes Flugvermögen besitzt, kann sie sich benachbart neu entstehende Lebensräume, wie etwa in Braunkohletagebauen, durch Dispersionsflüge erschließen. Wesentlich für ihre Ausbreitung ü- ber größere Distanzen dürfte Verschleppung mit Sand- und Kiestransporten, teils auch Verdrif- tung mit dem Wasser sein. Lebensräume Die Art besiedelt in Sachsen-Anhalt vor allem anthropogene, daneben auch natürliche, vegeta- tionsarme oder -freie, feuchte Rohböden aus sandigen oder kiesigen Substraten. So ist sie besonders an den Ufern der Restgewässer in Kiesgruben, Sandgruben und Braunkohletage- bauen, auf Sandspülfeldern und in Bergbau- Senkungsgebieten zu finden. Sie vermag aber durchaus in Sandtrockenrasen bzw. in lückige, mesophile oder feuchte Grünländer, Staudenflu- ren und Röhrichte auf Sand oder Kies einzu- dringen. In einem Fall wurde die Art auf kohli- gem Substrat in einem Tagebau angetroffen, in 128 einem weiteren am Rand einer offenen Sphagnum-Fläche im Jävenitzer Moor. Auch ein Fund in einem Birkenvorwald ist bekannt. MEINEKE & MENGE (1993) beobachteten sie auf ausdauernd grundwasserfeuchten Sandflächen mit schütterer Pioniervegetation (Deckungsgrad unter 30 %), wobei es sich um Zwergbinsen- Gesellschaften, Initialstadien der Zweizahn- Melden-Ufersäume und der Gebüsche schmal- blättriger Weiden handelte. Sie nehmen an, dass sich kleine Populationen sehr wahrschein- lich über Jahre hinweg auf periodisch geringfü- gig überstauten sandigen Ufern mit immer wie- derkehrender Initialvegetation halten können. Nach ihrer Einschätzung werden feinerdereiche, verschlammte oder kalksandige Ufer sowie Stel- len mit dichtem Bewuchs nicht besiedelt. All das steht in guter Übereinstimmung mit den späte- ren Beobachtungen aus Sachsen-Anhalt. Die Art ernährt sich wie alle Vertreter der Familie vorwiegend von niederen Pflanzen wie Algen und Moose. Von allen Tetrigiden ist sie am stärksten an ein feucht-nasses Milieu gebunden. Es ist zu vermuten, dass die Bindung an sandi- ge Böden mit deren besserer Durchlüftung in der Übergangszone zwischen trockenem und nassem Bereich für die Entwicklung der Eigele- ge im Zusammenhang steht. Gefährdungen Die größten Gefährdungen entstehen bei Auf- gabe der gegenwärtigen Nutzung, Rekultivie- rungsmaßnahmen, Verfüllung von Sandgruben und Tagebaurestlöchern. Schutzmaßnahmen Als Ersatzmaßnahme geschaffene Stillgewässer mit sandig-kiesigem Ufer vermag die Art schnell zu besiedeln, wie ein Fund bei Oebisfelde zeigt. Erfassung Die Art ist leicht mit Tetrix subulata zu verwech- seln und durch ihre bodennahe Lebensweise schwer zu entdecken und zu fangen.
Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionidae) Bestandssituation Karla Schneider Einführung Die Rüsselkäfer sind mit etwa 1.200 Arten eine der artenreichsten Käfergruppen in Mitteleuropa. Weltweit stellen sie mit rund 50.000 Arten die umfangreichste Familiengruppe dar. Charakteristisch für diese Käfer ist die rüsselförmige Verlängerung des Kopfes. Die in Mitteleuropa beheima- teten Arten sind nicht sehr groß und eher unauffällig (1,3–20 mm). Sie durchleben eine vollständige Ver- wandlung vom Ei über die Larve und Puppe zum ferti- gen Insekt. Käfer und Larven der heimischen Arten sind phytophag, das heißt, sie ernähren sich von Pflanzen. Nur wenige der mitteleuropäischen Pflanzen werden von ihnen nicht befallen. Häufig gibt es eine oligophage, bei etwa 10 % der Arten eine monophage Bindung an die Pflanzen. Die Imagines bevorzugen meist die ober- irdischen Teile der Pflanzen als Nahrung, während die Larven hauptsächlich im Inneren des Pflanzenkörpers leben. Sie entwickeln sich in Stängeln, Blütenböden, Wurzeln oder im Holz. Einige minieren in Blättern bzw. fressen frei an Blättern. Meist wird eine Generation pro Jahr durchlaufen. Die Überwinterung erfolgt häufig im Imaginalstadium. Rüsselkäfer kommen in allen terrestrischen Lebens- räumen vor. Besonders artenreich werden trockenwarme offene Standorte besiedelt. Einige Gattungen (Bagous, Hydronomus, Tanysphyrus) sind sekundär zur Lebens- weise an Wasserpflanzen übergegangen. Die wirtschaftli- che Bedeutung dieser Käfergruppe ist enorm. Viele Arten Die häufige Rüsselkäfer-Art Apion haematodes bewohnt offene und warme Standorte. Sie lebt monophag auf Kleinem Sauer- ampfer (Rumex acetosella). Foto J. Händel. 888 verursachen einerseits in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Lagerwirtschaft große Schäden, anderer- seits werden Arten zielgerichtet zur Unterdrückung von Neophyten eingesetzt. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Die Rüsselkäfer sind in Sachsen-Anhalt derzeit mit 733 Arten vertreten. Das entspricht rund 79 % der 928 in Deutschland bisher nachgewiesenen Arten. Der Rückgang gezielter faunistischer Untersuchungen, der große Artenreichtum und die spezielle Lebensweise vieler Arten – zahlreiche Arten sind oft nur direkt an der Entwicklungspflanze zu finden, häufig leben sie sehr versteckt bzw. sind dämmerungs- oder nachtaktiv, außerdem sind viele unauffällig gefärbt und dadurch schlecht sichtbar – sind die Gründe dafür, dass nicht alle Gebiete von Sachsen-Anhalt in den letzten Jahrzehnten gleich gut durchforscht wurden. Dennoch konnten in den letzten Jahren Neunachweise für Sachsen-Anhalt registriert werden, u. a. Anthonomus chevrolati (2004, Bäse), Ceutorhynchus canaliculatus (2006, Bäse), Ceu- torhynchus niyazii (2004, Gruschwitz), Ceutorhynchus pervicax (2002, Bäse), Isochnus foliorum (2006, Bäse) und Pachyrhinus lethierryi (2007, Scholze). Einige als verschollen geltende Arten wurden wieder gefunden u. a. Bradybatus fallax (2006, Bäse), Camptorhinus statua (2007, Schneider), Dorytomus salicis (2007, Strobl), Magdalis barbicornis (2007, Strobl), Gymne- tron bipustulata (2009, Bäse – als Rhisuna bipustulata), Rhyncolus reflexus (2001, Dietze) und Tachyerges rufi- tarsis (2005, Bäse). Grundlagen für die vorliegende Checkliste bilden die Faunenverzeichnisse von Rapp (1934) und Borchert (1951) sowie das umfangreiche Datenmaterial aus den „Beiträgen zur Insektenfauna der DDR“ von Dieck- mann (1972, 1974, 1977, 1980, 1983, 1986, 1988). Au- ßerdem wurden Fangdaten aus den Sammlungen des Zentralmagazins der Naturwissenschaftlichen Samm- lungen der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg und des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau sowie Angaben aus den Sammlungen der Her- ren W. Bäse, W. Gruschwitz, P. Scholze, M. Jung, T. Pietsch und der Autorin herangezogen. Zusätzlich fanden Meldungen Dritter, von den Herren K. Graser, M. Huth und S. Schornack, für die Einschätzung der gegenwärtigen Bestandssituation Einarbeitung. Fang- daten aus Literaturangaben u. a. von Sprick (2000), Dietze (2005a 2005b), Strobl (2005, 2007) und Zieg- Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt ler (2006) wurden ebenso verwendet. Außerdem wird auf kommentierte faunistische Erfassungen aus der Um- gebung von Staßfurt, die sich auf die letzten 20 Jahre beziehen, verwiesen (Gruschwitz 1997, 1998, 1999, 2000a, 2000b, 2001a, 2001b, 2002 sowie Gruschwitz & Schornack 1999, 2005). Die Nomenklatur richtet sich nach Köhler & Klaus- nitzer (1998). Da es seit dem Erscheinen des Bestim- mungswerkes „Die Käfer Mitteleuropas“ von Freude et al. (1981, 1983) viele neue taxonomische Erkenntnisse gibt, die zahlreiche nomenklatorische Änderungen not- wendig machten, sind in der vorliegenden Checkliste in der Spalte „Synonyme“ nur die nomenklatorischen Veränderungen zwischen Freude et al. (1981, 1983) und dem „Verzeichnis der Käfer Deutschlands“ von Köh- ler & Klausnitzer (1998) aufgenommen worden. Heu- te werden in der Überfamilie Curculionoidea eine Reihe nahe verwandter Familien zusammengefasst, die teilwei- se früher als Unterfamilie galten. Die nun ebenfalls zur Überfamilie Curculionoidea gehörenden Familien Platy- podidae, Scolytidae, Anthribidae und Urodonidae wur- den für die vorliegende Arbeit noch nicht berücksichtigt. Von den 733 Rüsselkäferarten, die nach dem derzei- tigen Stand für Sachsen-Anhalt registriert sind, müssen laut Roter Liste (Schneider & Gruschwitz 2004) ca. 55 % aller für Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Arten als gefährdet eingestuft werden. 69 Arten davon gel- ten als ausgestorben oder verschollen, da die letzten Nachweise mehr als 50 Jahre zurückliegen. In den ver- gangenen zehn Jahren konnten von diesen verschol- lenen Arten bzw. in der Roten Liste von Sachsen-Anhalt mit 0 eingestuften Arten 21 wiedergefunden werden. Seit dem Jahr 2000 sind in Sachsen-Anhalt 15 neue Rüsselkäferarten entdeckt worden. ihre Bindung an die Wirts- und/oder Entwicklungspflan- ze berücksichtigt werden sollten. Es besteht immer noch Mangel an intensiver, zielge- richteter und flächendeckender Suche. So muss eine Art nicht ausgestorben sein, auch wenn sie letztmalig vor 50 Jahren gemeldet wurde. Dies bestätigen die Funde der letzten zehn Jahre. Arten können diskontinuierlich in den Lebensgemeinschaften verteilt sein, auch wenn deren Entwicklungspflanzen vielleicht regelmäßig und häufig vorkommen. Problematisch ist die Eingruppierung in die Häufigkeitskategorien, da es auch Arten gibt, die ausschließlich im Harz verbreitet sind (2 %) bzw. ihren Verbreitungsschwerpunkt nur auf Trockenrasen- oder Heidestandorten haben, dort aber häufig sein können. Diese offenen, xerothermen Standorte sind durch Ver- änderungen in den Habitatstrukturen, z. B. durch Auf- gabe der traditionellen Nutzung von Trockenrasen und Zwergstrauchheiden, durch Verdichtung der Vegetation, Verbuschung und Überalterung bei Heide stark gefährdet und damit auch die Bestandsentwicklung vieler Rüssel- käferarten. Unter diesen Vorbehalten können 115 Arten (16 %) als häufig bzw. gemein (h), 281 Arten (38 %) als mäßig häufig (mh), 214 Arten (29 %) als selten (s), 62 Arten (9 %) als sehr selten (ss) und 51 Arten (7 %) als ausgestorben oder verschollen (A) eingestuft werden. Gefährdungsursachen Gefährdungen werden vorwiegend verursacht durch: ■ Vernichtung von Habitatstrukturen ■ veränderte Habitatstrukturen ■ Nährstoffeintrag durch die Luft ■ Beweidung ■ Zersiedlung oder Versiegelung der Landschaft ■ Verbuschung bzw. Aufforstung von Heiden und Berg- wiesen ■ Beeinträchtigung bzw. Beseitigung von Feuchtgebie- ten, Mooren und Salzstellen ■ (Industrie und Landwirtschaft). Zur Einschätzung der Bestandssituation und -ent- wicklung wurden die nachgewiesenen Arten in fünf Häufigkeitskategorien eingeteilt. Diese Eingruppierung für ganz Sachsen-Anhalt ist nicht unproblematisch und aufgrund von Wissenslücken auch noch nicht für alle Arten möglich, da immer die allgemeine Verbreitung, die ökologische Potenz und das Verhalten der Tiere sowie Tapinotus sellatus ist eine hygrophile Rüsselkäfer-Art, die mono- phag auf Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) lebt. Foto J. Händel. Die seltene Rüsselkäfer-Art Baris cupirostris lebt oligophag auf Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae). Die Larven fressen in der Stängelbasis und den Wurzeln. Foto J. Händel. 889 Literatur Bäse, W. (2007a): Neu- und Wiederfunde für die Käfer- fauna Sachsen-Anhalts und Brandenburgs (Coleopte- ra). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 51 (1): 49–53. Bäse, W. (2007b): Erstnachweis von Anthonomus chev- rolathi Desbrochers, 1886 und Ceutohrynchus cana- liculatus Brisout, 1869 für Sachsen-Anhalt. – Ento- mol. Nachr. Ber. (Dresden) 51 (2): 130. Bäse, W. (2008): Die Käfer des Wittenberger Raumes (Insecta: Coleoptera). – Naturwiss. Beitr. Mus. Des- sau (Dessau) 20: 3–500. Bäse, W. (2009): Rhinusa bipustulata (Rossi, 1792) – Erstnachweis für Sachsen-Anhalt. – Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt (Schönebeck) 17: 149. Bäse, W. (2010): Erstnachweis von Rhopalapion longiros- tre (Olivier, 1807) für Sachsen-Anhalt (Coleoptera, Apio- nidae). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 54 (1): 56. Bäse, W. (2011): Neu- und Wiederfunde für die Käfer- fauna Sachsen-Anhalts (Coleoptera), Teil 2. – Ento- mol. Nachr. Ber. (Dresden) 55 (1-2): 93–98. Bäse, W. (2013): Zur Fauna der Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionoidea excl. Platypodidae et Scolytidae) im südöstlichen Unterharz. – Entomol. Mitt. Sachsen- Anhalt (Schönebeck) 21: 194–210. Bäse, W. & Bäse, K. (2013): Neu- und Wiederfunde für die Käferfauna Sachsen-Anhalts (Coleoptera), Teil 3. – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 57 (1–2): 11–18. Behne, L. (1982): Apion velatum Gerstaecker in Rü- beland Harz (Col., Curculionidae). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 26: 182. Borchert, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Raumes. – Magdeburger Forschungen, Bd. II, Mittel- deutsche Druckerei und Verlagsanstalt, Halle, 264 S. Ciupa, C. & Gruschwitz, W. (1998): Käfer: Neu-und Wie- derfunde in Sachsen-Anhalt. – halophila (Staßfurt) 36: 8. Dieckmann, L. (1961): Zur Biologie und Verbreitung deutscher Rüsselkäfer. – Entomol. Blätter (Leipzig) 57: 58–64. Dieckmann, L. (1963): Die mitteleuropäischen Arten der Gattung Nanophyes Schönh. nebst einer neuen Art aus Bulgarien (Coleoptera, Curculionidae). – Reichen- bachia (Dresden) 1 (23): 169–194. Dieckmann, L. (1972): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: Ceutorhynchinae. – Beitr. Entomol. (Berlin) 22: 3–128. Dieckmann, L. (1974): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: (Rhinomacerinae, Rhynchitinae, Attelabinae, Apoderinae). – Beitr. Ento- mol. (Berlin) 24: 5–54. Dieckmann, L. (1977): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: (Apioninae). – Beitr. Entomol. (Berlin) 27: 7–143. Dieckmann, L. (1980): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: Brachycerinae, Otio- 890 rhynchinae, Brachyderinae). – Beitr. Entomol. (Berlin) 30: 145–310. Dieckmann, L. (1983): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: (Tanymecinae, Lep- topiinae, Cleoninae, Tanyrhynchinae, Cossoninae, Ray- mondionyminae, Bagoinae, Tanysphyrinae). – Beitr. Entomol. (Berlin) 33: 257–381. Dieckmann, L. (1986): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera – Curculionidae: (Erirhinae). – Beitr. Entomol. (Berlin) 36: 119–181. Dieckmann, L. (1988): Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Curculionidae: Curculioninae: (Ellescini, Aca- lyptini, Tychiini, Anthonomini, Curculionini). – Beitr. Entomol. (Berlin) 38: 365–468. Dieckmann, L. (1990): Revision der mitteleuropäischen Arten der Bagous collignensis-Gruppe (Insecta, Cole- optera, Curculionidae: Bagoinae). – Reichenbachia, Mus. Tierk. Dresden (Dresden) 27: 141–145. Dietze, R. (2005a): Beiträge zur Käferfauna Sachsen- Anhalts (5): Weitere Neu- und Wiederfunde (Coleopte- ra). – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 49 (3–4): 231–234. Dietze, R. (2005b): Beiträge zur Käferfauna Sachsen- Anhalts (6): Aktuelle Funde von Rüsselkäfern (Col., Curculionidae) im Becken des ehemaligen Salzigen Sees bei Eisleben Teil 1: Otiorhynchinae. – halophila (Staßfurt) 48: 16–19. Freude, H.; Harde, K. W. & Lohse, G. A. (1981): Die Käfer Mitteleuropas. Bd. 10. – Goecke & Evers, Kre- feld, 310 S. Freude, H.; Harde, K. W. & Lohse, G. A. (1983): Die Käfer Mitteleuropas. Bd. 11. – Goecke & Evers, Kre- feld, 342, S. Gruschwitz, W. (1987): Bemerkenswerte und neue Rüs- selkäfer im Bezirk Magdeburg (Col., Curc.). – Ento- mol. Nachr. Ber. (Dresden) 31 (2): 85–86. Gruschwitz, W. (1989): Bemerkenswerte und neue Rüsselkäfer im Bezirk Magdeburg (Col., Curc.), 2. Bei- trag. – Entomol. Nachr. Ber. (Dresden) 33 (3): 137. Gruschwitz, W. (1997): Stand der Erfassung der Rüs- selkäfer (Curculionoidea) im Altkreis Staßfurt. – halo- phila (Staßfurt) 34: 8. Gruschwitz, W. (1998): Acalles-Fund war angekündigt (Col., Curculionidae). – halophila (Staßfurt) 35: 15. Gruschwitz, W. (1999): Die Rüsselkäferfauna (Col., Cur- culionoidea) um Staßfurt (Sachsen-Anhalt). I. Cimber- idae, Rhynchitidae, Attelabidae. – halophila (Staßfurt) 39: 9–11. Gruschwitz, W. (2000a): Die Rüsselkäferfauna (Col., Curculionoidea) um Staßfurt (Sachsen-Anhalt). II. Apionidae. – halophila (Staßfurt) 40: 8–10. Gruschwitz, W. (2000b): Die Rüsselkäferfauna (Col., Curculionoidea) um Staßfurt (Sachsen-Anhalt). III. Curculionidae (Otiorhynchinae, Brachyderinae, Ta- nymecinae, Leptopiinae). – halophila (Staßfurt) 41: 7–9. Gruschwitz, W. (2001a): Die Rüsselkäferfauna (Col.,
5 Methoden M. WALLASCHEK 5.1 Walter KÖNECKE, Stendal, Torsten PIETSCH, Halle (Saale), und Peter STROBL, Stendal, sowie Einzelstücke einer Reihe weiterer Sammler. Zoogeographische Daten Angaben zum Areal Um den erdgeschichtlichen Faunenwandel auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts beschreiben zu können, wurden mittels einer Literaturstudie die von hier bekannten fossilen Orthopterenfunde zusammengestellt. Für die spät- und postglazia- le Zeit bildeten wir Hypothesen über die Ein- wanderungswege der Geradflüglerarten und die Orthopterenfauna der einzelnen Zeitabschnitte (Tab. A1 und A2; WALLASCHEK 2003d). Letzteres war möglich, weil auf der Grundlage einer Tabel- le der rezenten Horizontal- und Vertikalverbrei- tung der Arten Arealdiagnosen nach dem Muster von ROTHMALER et al. (1988) aufgestellt, mit Hil- fe der Kenntnisse über die Ökologie der rezen- ten Arten (Kap. 5.2, Kap. 13) unter der Voraus- setzung der Konstanz der ökologischen Potenz die Biochoren und damit die Ausbreitungszent- ren im Sinne von DE LATTIN (1967) ermittelt wor- den waren (Tab. A3; WALLASCHEK 2003d). Ermittlung von Fundorten Die rezenten Fundortangaben für die Orthopte- ren des Landesgebietes von Sachsen-Anhalt stammen aus folgenden Quellen: •Literatur: Die faunistische Primärliteratur (Kap. 17.2) wurde auf Funde aus dem Land durchsucht. •Kartierungen im Projekt: Durch die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter erfolgten während des Projektzeitraumes Erfassungen in Räu- men, die bisher wenig untersucht worden sind. Die Ergebnisse wurden publiziert oder befinden sich im Druck. •Museumssammlungen: Orthopterenfunde vom Landesgebiet stammen aus dem Mu- seum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau, der Entomologischen Sammlung des Instituts für Zoologie der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg und dem Kul- turhistorischen Museum/Museum für Natur- kunde Magdeburg. •Private Sammlungen: Michael UNRUH arbei- tete den Fundortkatalog des ehemaligen Na- turschutzbeauftragten des Altkreises Wei- ßenfels, Walter KLEBB †, Weißenfels, sowie den orthopterologischen Teil der Sammlung von Kurt BEUTHAN †, Weißenfels, auf. Der Erstautor determinierte Funde aus den Sammlungen Wolfgang BÄSE, Reinsdorf, Wolfgang GRUSCHWITZ, Staßfurt, Fred- •Bodenfallenprogramme: Bei naturschutz- fachlichen und wissenschaftlichen Untersu- chungen mittels Bodenfallen fielen Orthopte- ren als Beifänge an, die vom Erstautor de- terminiert wurden. Es handelt sich um fol- gende Projekte: „Tierökologische Untersu- chungen in gefährdeten Biotoptypen Sach- sen-Anhalts“ (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt: Dr. Peer H. SCHNITTER, Dr. Martin TROST), „Erfassungsprogramm zur Erforschung der Weinbergslagen im Saale- Unstrut-Gebiet anläßlich des 1000-jährigen Weinbaujubiläums“ (Dr. Torsten PIETSCH, Halle), RIVA (Arno SCHANOWSKI, Umweltfor- schungszentrum Leipzig-Halle GmbH), IN- TEGRA (Uwe MANZKE, Universitätszentrum für Umweltwissenschaften der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg). •Artenerfassungsbögen: Sie wurden vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Anhalt bereitgestellt. •Private Aufzeichnungen: Die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter und die in Kap. 3 ge- nannten Entomologinnen und Entomologen stellten ihre Orthopterenfunde zur Verfü- gung. • Daten aus Gutachten, von Schädlingsbe- kämpfern und Behörden: Die in Kap. 3 ge- nannten Planungsbüros, Schädlingsbe- kämpfungsfirmen sowie Gesundheits-, Vete- rinär-, Umwelt- und sonstigen Ämter über- mittelten Fundortangaben. Die Eingabe, Verortung und Kartendarstellung von Fundortmeldungen erfolgten durch die Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem vom Lan- desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt bereit gestellten Computerprogramm „WinArt für Wir- bellose“. Fehlerquellen Trotz aller Anstrengungen muss eingeschätzt werden, dass von einer gleichmäßigen faunisti- schen Datengrundlage nicht gesprochen werden kann. Hierzu sind die dem Datenmaterial zugrunde liegenden Untersuchungsgebiete, Er- fassungsmethoden und –zeiträume viel zu hete- rogen. Aus einigen Gebieten des Landes liegen nach wie vor nur vergleichsweise wenige Fund- meldungen vor. Zudem sind bestimmte Arten 15 und Artengruppen unterrepräsentiert (z.B. sy- nanthrope Arten). Insbesondere bezüglich der älteren Literatur er- gaben sich durch fehlende, ungenaue oder sehr grobe Orts- oder Zeitangaben Schwierigkeiten bei der Verortung. In der neueren Literatur berei- tet sie dann Probleme, wenn lediglich Meß- tischblattquadrantennummern oder Meß- tischblattnummern genannt werden. Für künftige Veröffentlichungen über Orthopteren aus Sach- sen-Anhalt wäre es auch aus Gründen der Nachprüfbarkeit und Bestätigung von Funden wünschenswert, der genauen Ortsbeschreibung große Bedeutung beizumessen. Hinzuweisen ist darauf, dass wegen der lange Zeit ungenau gebliebenen Determination von Ectobius lapponicus und E. sylvestris, der kurz- dornigen Tetrix-Arten, der Arten der Chorthippus biguttulus-Gruppe sowie von Chorthippus para- lellus und C. montanus entsprechende ältere Li- teraturangaben keine Berücksichtigung fanden (vgl. WALLASCHEK 1992a). Verschiedene Literaturdaten konnten wegen nachweislicher oder vermutlicher Erfassungs- mängel, Determinationsfehler oder – unsicherheiten keine Berücksichtigung bei der Kartendarstellung finden. Auf solche Defizite wurde durch MEINEKE (1990a), MEINEKE & MEN- GE (1993), SAMIETZ (1994), WALLASCHEK (1996c, 1996d, 1999b, 1999c, 1999d) und WALLASCHEK et al. (2002) hingewiesen. Vermutlich auf Ver- wechslung beruht der in ALBRECHT et al. (2002) genannte Fund von Omocestus viridulus bei briefl. Mitt. vom Gerbstedt (ALBRECHT, 10.04.2003). Ebenso wurden einige in MAAS et al. (2002) angegebene Fundorte durch Daten- abgleich mit dem Büro für Ökologie und Planung Dr. S. MAAS, Saarlouis, als fehlerhaft erkannt. Verbreitung der Arten In den Kap. 7 bis 11 wird die Verbreitung der einzelnen Orthopterenarten in Sachsen-Anhalt dargestellt. Dazu gehört zum einen die Verbrei- tungskarte als Gitterfeldkarte auf der Basis von Meßtischblattquadranten, zum anderen ein Text. In diesem werden Verbreitungsschwerpunkte bzw. -lücken sowie die Vertikalverbreitung be- schrieben. Des weiteren wird die Lage und Um- grenzung von Exklaven, also vom Hauptareal getrennter und vor der Arealgrenze liegender Bestände, gekennzeichnet; außerdem auch die Lagebeziehungen zum Hauptareal. Sofern die Exklave zugleich Refugium einer Art ist, das Vorkommen also ein Relikt einer für die Art exis- tenz- und ausbreitungsökologisch günstigeren Zeit darstellt, werden Belege für eine früher wei- tere Verbreitung angeführt. Exklaven müssen aber nicht zugleich Refugien sein, sondern kön- nen erst vor relativ kurzer Zeit oder nur zeitwei- se in Folge von Expansion, auch durch Ver- schleppung, zustande gekommen sein, was ggf. 16 so dargestellt wird. Mitunter verläuft die Areal- grenze durch einen Teil des Landes und zugleich liegt in einem anderen Landesteil eine Exklave (z.B. Nemobius sylvestris). Der Zeit- raum des Erlöschens einer Art im Landesgebiet wird angegeben. Bei Arten, deren Arealgrenze durch das Land läuft, wird der Verlauf der Grenze beschrieben. Arten, bei denen die Arealgrenze unweit der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt (ca. 100 km) liegt, leben am Arealrand. Häufig stellen sich die Vorkommen in diesem Randbereich aufgelo- ckert dar, was entsprechend beschrieben wird. Bei einzelnen Arten ist der Arealrand so aufge- lockert, dass die Verbreitung in dem in Sachsen- Anhalt liegenden Arealteil auch bei großzügiger Betrachtungsweise nicht mehr als kontinuierlich bezeichnet werden kann, aber der Exklavenbeg- riff ebenfalls nicht zutrifft. Dann wird die Lage dieser disjunkten Bestände dargestellt. Arealdynamik der Arten Areale weisen in aller Regel über kurz oder lang eine Arealdynamik auf, die sich als Expansion oder Regression der Arealgrenzen, aber auch in einer intraarealen Dynamik, also der Zu- oder Abnahme des Distributionsgrades innerhalb des Areals, äußern kann. Arealdynamik kann jedoch über längere Zeit ausbleiben oder nicht erkenn- bar sein. Dementsprechend kann die Arealdy- namik stationär, expansiv oder regressiv sein. Obwohl die Grundlagen für die Beschreibung der Arealdynamik wegen der vergleichsweise spärlichen historischen Verbreitungsangaben nicht besonders fundiert sind, wird versucht, sie verbal abschätzend zu erfassen. Anhaltspunkte ergeben sich aus dem Landschaftswandel, der Erweiterung oder Verengung des genutzten Bio- toptypenspektrums, aus Erstnachweisen von Ar- ten in historisch relativ gut bearbeiteten Räumen und vergeblicher Suche an Altfundorten. Zuweilen ist es nicht abschätzbar, welche Pro- zesse überwiegen. Dann wird die Arealdynamik z.B. als stationär bis regressiv (Chorthippus montanus) oder stationär bis expansiv (z.B. Lep- tophyes punctatissima) bezeichnet. Teilweise kann eine bestimmte Arealdynamik nur lokal an- zutreffen sein (z.B. Oedipoda caerulescens). Ausbreitungs- und Refugialräume Für einige Arten stellen bestimmte Landschaften in Sachsen-Anhalt Räume dar, in denen sie sich historisch oder rezent ausbreiteten oder noch ausbreiten (Ausbreitungsräume) bzw. in denen sie historisch oder rezent allgemein ungünstige Bedingungen überlebten oder noch überleben (Refugialräume). Oft fallen beide Funktionen zu- sammen, und zwar sowohl historisch wie rezent. Hier sind nicht die Refugien in Exklaven gemeint (areale Sicht), sondern Gebiete, die auf Landes- ebene die genannten Funktionen übernommen haben oder noch übernehmen. Es wird versucht, mit Hilfe des Aktualitätsprinzips und an Hand des aktuellen Verbreitungsmusters der Arten sowie zoogeographischer, ökologischer und na- turschutzfachlicher Artengruppen historische und rezente Ausbreitungs- und Refugialräume zu benennen. Vagilität Die konkreten existenz- und ausbreitungsökolo- gischen Faktoren, die von Landschaft zu Land- schaft und von Epoche zu Epoche wechseln, bestimmen die Vagilität der Arten, also die Mög- lichkeiten zur Ortsveränderung sowie die Nei- gung zum Umherstreifen und Wandern. Bei- spielsweise besitzt Oedipoda caerulescens zweifellos die genannte Neigung und kann sie im Weißenfels-Zeitzer Raum in der Braunkohle- bergbau-Landschaft realisieren, nicht aber in der umliegenden „gewachsenen“ Landschaft. In die- ser ist sie demnach wenig vagil, in jener hoch vagil. Hier wird die Vagilität der Art mit der Suk- zession schrittweise abnehmen. Vagilität lässt sich demnach nur landschafts- und zeitbezogen und nicht allgemein beurteilen oder berechnen. Sofern landschaftsbezogene Untersuchungen zur Vagilität vorliegen, werden die Ergebnisse berücksichtigt (WALLASCHEK 2003a, 2003e, 2003f, 2004a, 2004e, in Druck). Sie finden sich als Übersicht in Tab. A6. quenz von 100 % gesetzt. Wird die Rasterfre- quenz der Arten auf diese Weise ermittelt und werden die nach Größe sortierten Werte im Stabdiagramm dargestellt, ergeben sich im Ab- stand von 20 % zumeist sichtbare Sprünge in der Häufigkeitsverteilung. Sie dienen der Klas- sierung des Verbreitungsgrades (Tab. 1). Dieses Verfahren geht davon aus, dass alle Ar- ten mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie Metrioptera roeselii hätten erfasst werden kön- nen. Allerdings gilt das in Wirklichkeit nur für Ar- ten des mäßig trockenen bis nicht zu feuchten Graslandes aller Höhenstufen. Nur für sie dürfte diese Methode eine einigermaßen verläßliche Orientierung über den Verbreitungsgrad liefern. Für Waldarten, synanthrope Arten, aus natürli- chen Gründen seltene Species und für Arten, die einer anderen Erfassungsmethodik als Metrioptera roeselii bedürfen, wird so der Distri- butionsgrad nur ungenau widergespiegelt. Allerdings ist die auf alle Meßtischblatt- Quadranten (n = 726) bezogene Rasterfrequenz nicht in der Lage, den Verbreitungsgrad solcher Arten genauer abzubilden, weil sie eben der Er- fassung schwer oder nur auf spezifische Weise zugänglich sind und das Land nach wie vor un- gleichmäßig durchforscht ist. Tab. 1: Klassierung des Verbreitungsgrades. Gesamtzahl der von Metrioptera roeselii besetzten Meß- tischblattquadranten: 520. Parametrisierung zoogeographischer Daten In Tab. A4 wurden zoogeographische Merkmale der Orthopterenarten Sachsen-Anhalts zusam- mengestellt, um eine Basis für den Vergleich von Arten und Faunen zu erhalten. Beim Status werden in Anlehnung an SCHROE- DER in LANG (1994) folgende Kategorien unter- schieden: •Idiochorozoon: schon vor dem Neolithikum oder ohne Zutun des Menschen bodenstän- dig, •a.Idiochorozoon: Idiochorozoon, ausgestorbenes •Archaeozoon: vom Neolithikum bis zum Mit- telalter anthropogen eingebrachte Art, •Neozoon: seit 1492 anthropogen einge- brachte Art, •Ephemerozoon: vorübergehend einge- schleppte Art, keine oder nur kurzzeitige Reproduktion, • Alienozoon: Irrgast. Der Verbreitungsgrad (Distributionsgrad) der Or- thopterenarten Sachsen-Anhalts wird als Anteil besetzter Meßtischblattquadranten (Rasterfre- quenz) im Zeitraum vom 01.01.1990 bis zum 31.08.2004 in Bezug auf die Art mit der größten Besetzungszahl definiert, d. h. die Besetzungs- zahl von Metrioptera roeselii wird als Rasterfre- Distributions- klasseBezeichnungRasterfrequenz (%) Isehr wenig verbreitet>0 bis 20 IIwenig verbreitet21 bis 40 IIIverbreitet41 bis 60 IVweit verbreitet61 bis 80 Vsehr weit verbreitet81 bis 100 Nach der Beschränkung einer Orthopterenart auf ein bestimmtes Gebiet Sachsen-Anhalts werden in Anlehnung an SCHILDER (1956) fol- gende Kategorien unterschieden: •Endemit: Areal umfasst ausschließlich Sachsen-Anhalt oder einen Landesteil, •Pleistodemit (Charaktertier): schwerpunkt- mäßig in einem Landesteil oder in mehreren Landesteilen vorkommend, •Polydemit: mehr oder weniger gleichmäßig über das Land verbreitet, •Allodemit: kommt in einem Landesteil vor, ist aber in anderen pleistodemisch, • Ekdemit: kommt im betrachteten Landesteil nicht vor. Eine quantitative Zuordnung ist aufgrund des sehr heterogenen Datenmaterials nicht möglich. Daher erfolgt sie subjektiv aus der Kartiererfah- rung und Kenntnis der Literatur, insbesondere der zoozönologischen Arbeiten. 17
4.2.2Tiere 4.2.2.1Weichtiere (Gastropoda et Bivalvia) (FFH Anh. II, IV, V) – K. HARTENAUER Einleitung Weichtiere sind in fast allen Lebensräumen ver- treten, sind relativ gut untersucht und bieten so- mit Aussagemöglichkeiten zu den verschiedensten Biotoptypen und biotop- und landschaftsraumty- pischen Lebensgemeinschaften. Aufgrund der en- gen, oft kleinräumigen Biotopbindung, der gerin- gen Beweglichkeit und hohen Empfindlichkeit ge- genüber verschiedener Umweltbedingungen eig- nen sich die Arten als Indikatoren für die ökologi- sche Bewertung und weisen auf Veränderungen der Biotope hin. Eine besonders hohe Anzahl der Arten ist stenök und an ein entsprechendes Kon- tinuum ihres Milieus gebunden. Diese Arten ha- ben aufgrund ihrer geringen ökologischen Potenz nur ein beschränktes Vorkommen, erlauben aber gerade deshalb eine Aussage über den derzeiti- gen und früheren Zustand (lange erhalten blei- bende Leerschalen und -gehäuse) der Biotope sowie gegebenenfalls auch über zukünftige Ent- wicklungen. Bei einer Verschlechterung der Le- bensraumbedingungen verschwinden diese Ar- ten und nur wenige euryöke, wiederstandsfähige Arten überleben. Eine Wiederbesiedlung ent- sprechender Standorte erfolgt äußerst langsam. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den Was- sermollusken, insbesondere den Muscheln. Diese sind nicht nur von strukturellen Gegebenheiten, sondern in hohem Maße auch von der Wasser- güte und Nährstoffsituation abhängig und werden deshalb als maßgebende Indikatoren genutzt. einige Angaben zum Unstruttal zwischen Botten- dorf und Karsdorf. Die umfangreichsten Zusam- menstellungen historischer Daten zu Land- und Süßwassermollusken liegen von GOLDFUß (1900, 1904) vor. In diese Arbeiten flossen zahlreiche frühere Veröffentlichungen sowie brieflich oder mündlich übermittelte Sammelergebnisse einer Anzahl von Malakologen ein. Zuvor erstellte REGEL (1894) eine Übersicht, jedoch mit weitaus gerin- gerem Datenmaterial. Die Fundortangaben waren bei REGEL zumeist recht großzügig, z. B. „Naum- burg“ oder „Saale“. GOLDFUß (1900, 1904) kon- kretisierte entsprechende Funde, z. B. „Henne bei Naumburg“. Aus diesem Grunde wurde vor allem auf die Datensammlung von GOLDFUß zurückgegriffen. Angaben von REGEL wurden nur dann aufgenommen, wenn diese sich nicht in der GOLDFUß`schen Arbeit wiederfanden. ISRAËL (1913) beschreibt die Großmuschelfauna der Saale und Unstrut. Zu den zahlreichen Bachläufen (Hassel- bach, Biberbach, Saubach etc.) liegen keinerlei historische Angaben vor. ErfassungsstandProblematisch bei den historischen Angaben ist die damalige Taxonomie. Viele der damals als Arten aufgefassten Weichtiere stellen entspre- chend der heutigen Taxonomie nur Varietäten oder Standortsformen dar (v. a. bei den Großmu- scheln und Radix-Arten) oder aber umgekehrt (z .B. Aegopinella minor, Cochlicopa lubricella, Carych- ium tridentatum, Euconulus alderi, Lehmannia marginata, Limax cinereoniger, Stagnicola spec.). Andere Arten wurden von den alten Malakologen nicht erfasst (z. B. Pupilla sterri, Deroceras reti - cul a t u m) oder erst später beschrieben (z. B. Xero- crassa geyeri, Boetgerilla pallens, Arion silvati - cus, Arion distinctus, A. fasciatus). Candidula gi- gaxii und C. intersecta wurden zu dieser Zeit häufig nicht getrennt, so auch bei der Fundstelle Eckarts- berga (Burg). Von dieser z. B. war C. gigaxii be- kannt (BÖßNECK 1995), GOLDFUß (1900) nennt je- doch C. intersecta. Die entsprechenden Belegex- emplare befinden sich in der Sammlung des Insti- tutes für Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle und wurden 1982 von Herrn Dr. V. KNORRE (Jena) revidiert. Die Arten Arion fasciatus und A. silvaticus wurden bis in jüngere Zeit als A. cir - cumscriptus agg. erfasst. Arion distinctus ist durch nomenklatorische Änderung aus A. horten - sis hervorgegangen. Bei dem Saale-Unstrut-Triasland handelt es sich aus malakofaunistischer Sicht um einen der inter- essantesten Räume Sachsen-Anhalts. Historisch (um die Jahrhundertwende 19./20. Jh.) gut bear- beitet sind der Raum zwischen Bad Sulza, Frey- burg und Weißenfels sowie die Großmuschelfau- na von Saale und Unstrut. Daneben finden sichEinige Arten sind nur anatomisch eindeutig zu bestimmen, wie z. B. die Gruppe der Nackt- schnecken, die Sumpfschnecken (Stagnicola spec.) und die Glanzschnecken (Aegopinella spec.). Bei den genannten Gruppen erfolgte die Bestimmung lange Zeit nach rein äußerlichen und/oder conchyologischen Merkmalen, so dass Weichtiere bilden innerhalb der Biotoptypen meist charakteristische Lebensgemeinschaften aus. Die artenreichsten Vergesellschaftungen sind auf kalkhaltigen Standorten in reich strukturierten Wäl- dern zu finden, wobei die Artenzahl mit zuneh- mendem Feuchtegrad steigt. Offenlandstandorte sind dagegen generell artenärmer und weisen ins- gesamt weniger Charakterarten auf. Wertgeben- de Arten finden sich vor allem auf den Xerotherm- und Nassstandorten. Bei den limnischen Lebens- räumen spielt die Wassergüte, insbesondere die Nährstoffsituation eine große Rolle. Die arten- reichste Wassermolluskenfauna ist in meso- bis eutrophen Gewässern mit ausgeprägter Verlan- dungsvegetation zu finden. 188 Abb. 4.14: Nachweise von Weichtieren im Saale- Unstrut-Triasland deren Vorkommen im Saale-Unstrut-Triasland klärungsbedürftig ist. Dies betrifft insbesondere die Vorkommen von Aegopinella nitens und Arion hortensis, die für das Saale-Unstrut-Gebiet als nicht sicher belegt anzusehen sind und nicht in die Gesamtartenliste aufgenommen wurden. Die schwierige Gattung Pisidium wurde erst nach der Arbeit von GOLDFUß (1900) eingehend bear- beitet, so dass für das Saale-Unstrut-Triasland angegebene Arten der heutigen Kritik nicht stand- halten. Besonders augenfällig ist dies bei der Angabe der Schönen Erbsenmuschel (Pisidium pulchellum). Eine Revision der G OLDFUß`schen Sammlung durch S CHMIERER im Jahr 1936 und KÖRNIG (2002) ergab, dass es sich bei dieser Art bis auf eine Angabe (bei Halle) ausnahmslos um Fehlbestimmungen handelte. Pisidium pulchel - lum wird deshalb ebenfalls nicht in die Gesamtar- tenliste aufgenommen. chere Angaben gemacht, die sich auf das gesamte Saale-Unstrut-Triasland beziehen und die unter- schiedlichsten Landlebensräume umfassen. Zwi- schenzeitlich erschienen nur spärliche, zumeist einzelne Artangaben (SCHMIDT 1921, JAECKEL 1962, MATZKE 1963, ZEISSLER 1966). Danach feh- len, mit Ausnahme der Angaben von M ATZKE (1981), bis in die 1990er Jahre publizierte Anga- ben. Erfassungen der Wassermollusken fanden nicht statt. In G OLDFUß (1900) wird der Fund eines Einzel- exemplares der ausschließlich in den Karpaten vorkommenden Felsenschnecke (Chilostoma faustinum) für das Himmelreich bei Bad Kösen genannt. Trotz gezielter Nachsuche von GOLDFUß als auch später von Körnig und ZEISSLER wurde die Art hier nicht wieder gefunden und deshalb ebenfalls nicht in die Gesamtartenliste aufge- nommen.Aktuelle Erhebungen nach 1990 erfolgten zum überwiegenden Teil im Rahmen unveröffentlich- ter Gutachten (Pflege- und Entwicklungspläne, Schutzwürdigkeitsgutachten, Umweltverträglich- keitsprüfungen, Planfeststellungsverfahren) und durch die Arbeit ehrenamtlich tätiger Personen. Da die Naturschutzfachplanungen katalogisiert werden, konnten diese für den Landschaftsraum vollständig ausgewertet werden. Problematisch ist dagegen die Auswertung der zahlreichen Ein- griffsplanungen, da hier keinerlei Kataster beste- hen und die Kenntnis über erfolgte Untersuchun- gen dem Zufall überlassen bleibt. Die Auswertung aller dieser Daten konnte somit nicht vollständig erfolgen. Da Weichtiere in der Eingriffsplanung jedoch eine sehr untergeordnete Rolle spielen, dürfte der Anteil nicht ausgewerteter Daten sehr gering sein. Zu den Landgastropoden werden nach G OLDFUß (1900) erst von KÖRNIG (1966) wieder umfangrei-Für die Fließgewässer liegt ein nicht unerheblicher Datenfundus aus den Jahren 1993-2003 vor, der 189 Tab. 4.10: Mollusken - landschaftsraumbedeutsame Arten (Gesamtartenliste im Anhang) 1= überregional gefährdet, besiedelt typische Lebensräume im Landschaftsraum, gemessen am Gesamtbestand LSA bedeutende Vorkommen 2 = innerhalb LSA nur im Landschaftsraum vorkommend bzw. hier einen Verbreitungsschwerpunkt besitzend RL LSA – Rote Liste Sachsen-Anhalt nach Körnig (2004); FFH = Art nach Anhang II/IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) * = Erstnachweis 2000 (RENKER et al. 2000) WissenschaftlicherName Deutscher Name 1 2 RL LSA FFH Lebensraum Landschnecken (Gastropoda) Aegopinella minorWärmeliebende GlanzschneckeClausilia rugosaKleine Schließmundschneckexschattige und halbschattige Felsen Euomphalia strigellaGroße Laubschneckexwarme, lichte Laubwälder Granaria frumentumWulstige KornschneckexHelicigona lapicidaSteinpickerxPomatias elegansSchöne LanddeckelschneckexREichen-Hainbuchenwälder und Felsgebüsche Pupilla sterriGestreifte Puppenschneckex2exponierte Kalkfelsen Semilimax semilimaxWeitmündige GlasschneckeXeocrassa geyeriZwergheideschneckeUrticicola umbrosaSchattenlaubschneckexVitrinobrachium breveKurze Glasschnecke *xZebrina detritaWeiße Turmschneckex x warme Eichenmischwälder Trocken- und Halbtrockenrasen 3 skelettreiche Wälder und Fels- gebüsche im Berg- und Hügelland bodenfeuchte bis nasse Wälder x 2 skelettreiche Trockenrasen Auen- und Grünchenwälder Auenstandorte 3Trockenrasen Wasserschnecken (Gastropoda) Theodoxus fluviatilisKahnschnecke3Hartsubstrat der Fließgewässer Viviparus viviparusStumpfe Sumpfdeckelschnecke2Flüsse Bachmuschel1 Muscheln (Bivalvia) Unio crassus im Rahmen der Gewässergüteuntersuchungen oder Funktionskontrollen von Fischaufstiegsanla- gen vom Staatlichen Amt für Umweltschutz Halle bzw. dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz (Herr KLEINSTÄUBER) erhoben wurde. Der vollstän- dige Datensatz stand dankenswerterweise zur Verfügung. Einzelangaben zu aktuellen Vorkom- men von Land- und Süßwassermollusken finden sich weiterhin in UNRUH (2001). BUTTSTEDT (2002) publizierte zahlreiche Großmuschelvorkommen im Landkreis Sangerhausen. Weiterhin wurden un- publizierte Aufsammlungen und Beobachtungen Dritter (L. BUTTSTEDT, G. KÖRNIG, B. LEHMANN, M. UNRUH) aufgenommen, denen an dieser Stelle für die Bereitstellung der Daten ausdrücklich gedankt sei. Die Nomenklatur richtet sich nach den Ergebnis- sen der Arbeitstagung 1992 „Systematik und No- menklatur der Land- und Süßwassermollusken von Nord- und Mitteleuropa“ (DEUTSCHE MALAKO- ZOOLOGISCHE GESELLSCHAFT, www.mollbase.de/list) sowie GLÖER & MEIER-BROOK (2003). 190 II, IV Bäche, Flüsse Bedeutung des Saale-Unstrut-Trias- landes für die Weichtiere Beim Saale-Unstrut-Triasland handelt es sich aus Sicht der Molluskenfauna um den artenreichsten Landschaftsraum des Landes Sachsen-Anhalt. Bislang konnten die Vorkommen von 139 Weich- tierarten, darunter 93 Landschnecken, 28 Süßwas- serschnecken und 18 Muschelarten als weitge- hend gesichert angesehen werden (Abb. 4.14). Tab. 4.11 führt die ausgestorbenen bzw. verschol- lenen Arten auf. Bezüglich seiner malakologischen Ausstattung lässt sich das Saale-Unstrut-Gebiet nicht einheit- lich bewerten. Es zeigt sich eine deutliche räum- liche Zweiteilung und zwar in den weniger arten- reichen und weniger stark gegliederten, überwie- gend vom Buntsandstein geprägten Nordteil und den ausgesprochen artenreichen, überwiegend vom Muschelkalk aufgebauten, orographisch stark gegliederten Südteil. Neben den durch die geolo- gischen Schichten bedingten Standortbedingun- gen (Buntsandstein mit höherem Anteil basenar- mer bis saurer Schichten, Muschelkalk überwie-
Das Projekt "Teilprojekt 1" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Klemm + Sohn GmbH & Co. KG durchgeführt. Infolge des Klimawandels sind extremere Wetterlagen mit lang anhaltenden Trockenperioden bei gleichzeitiger hoher Sonneneinstrahlung zu erwarten. Dem daher steigenden Bedarf an klima-angepassten Zierpflanzensorten möchte die Firma Klemm & Sohn im Verbund mit der Forschungsanstalt Geisenheim und dem Forschungszentrum Jülich in einem innovativen Projekt Rechnung tragen. Hierbei soll eine zuverlässige Phänotypisierungsmethode entwickelt und ausgetestet werden, mit deren Hilfe Petunien-Sorten hinsichtlich einer kombinierten Trocken- und Strahlungsstresstoleranz unter Praxisbedingungen geprüft und kategorisiert werden können. Das Vorhabensziel wird durch Entwicklung und Optimierung eines Versuchsstandes zur reproduzierbaren Konditionierung von Petunien hinsichtlich Strahlungs- und Trockenstress bei Petunien während der Anzucht im Gewächshaus erreicht. Dazu wird Klemm & Sohn entsprechende vorcharakterisierte Petuniensorten zur Verfügung stellen. Der Versuchsstand wird bei Klemm & Sohn selber auf seine Praxistauglichkeit hin getestet. Die mit Hilfe des Versuchsstandes unterschiedlich konditionierten Pflanzen werden weiteren Stressfaktoren ausgesetzt. Dazu werden gekoppelte De- und Rehydrierungsexperimente unter standardisierten Bedingungen eingesetzt. Diese Stresstests werden von physiologischen, biochemischen und morphologischen Analysen bei den Projektpartnern begleitet, um Mechanismen der Trocken- und Strahlungsstresstoleranz getrennt identifizieren und untersuchen zu können.
Das Projekt "Silica incorporation into newly synthesized cell walls and its effects on physiological properties of plant cells" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Berlin (Humboldt-Univ.), Department für Nutzpflanzen- und Tierwissenschaften, Fachgebiet Phytomedizin durchgeführt. Siliziumoxid erhöht die Ernteausbeute und mildert den Einfluss von Stressfaktoren in Pflanzen. Der Wirkmechanismus ist bisher nur wenig verstanden. Man geht davon aus, dass Silica die Porosität der Zellwand reduziert und sie versteift, giftige Metalle durch Ko-Abscheidung entfernt und die pflanzliche Antwort auf Virusattacken beschleunigt. Anderseits behindert viel Silica die Nutzung von Pflanzen als Futter und Biobrennstoff. Ziel des Projekts ist, die Wechselwirkungen der Pflanzenzelle mit Silica aufzuklären. Dafür schlagen wir vor, den Prozess an Pflanzenzellen aus Zellkultur und an keimendem Pollengewebe in molekularer, untrastruktureller, mikroskopischer und makroskopischer Dimension zu untersuchen. Unser multi-disziplinärer Ansatz verbindet molekulare, physikalische und Strukturuntersuchungen mit molekularbiologischen und physiologischen Untersuchungen und Bioinformatik. Silzifikation wird insbesondere mit Augenmerk auf die sich entwickelnde Zellwand in Zellen, welche unter Einfluss hoher Kieselsäurekonzentration wachsen, untersucht. Wir werden die Reaktion der Zellen unter dem Einfluss verschiedener Stressfaktoren wie Schwermetallnanopartikel, hohe Salzkonzentrationen, hohe Osmolarität und Virsuinfektion untersuchen. Die komplementären Sichtweisen auf den Prozess der Bio Silizifikation werden die Aufklärung der Silica-induzierten Stress-Toleranz ermöglichen. Dies kann in der Zukunft die Entwicklung von Pflanzen mit vorteilhaftem Eigenschaften ermöglichen.
Das Projekt "Teilprojekt B" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Halle-Wittenberg, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Professur für Pflanzenzüchtung durchgeführt. Drought stress during grain filling can result in reduced grain filland subsequent loss in grain yield. As part of GABI-GRAIN, this projectaims to identify novel exotic proteins associated with improved droughttolerance during grain filling in barley. To achieve this aim a set ofspring barley introgression lines (S42-ILs) that originate from thecross Scarlett (H. vulgare) x ISR42-8 (H. spontaneum) (Schmalenbach etal. 2008 ) were screened for drought tolerance during grain filling. Intotal 49 S42-ILs and Scarlett as the control genotype were grown in theglasshouse using an automated irrigation system. At 10 days postanthesis (DPA) the irrigation system was set to provide well-wateredand drought stress conditions. Plants were scored for physiologicaltraits including flowering time, grain maturity, biomass, number ofears, grains per ear, thousand grain weight, grain yield and harvestindex. This phenotype data was then used for line by trait associationstudies to identify quantitative trait loci (QTL). This analysisidentified exotic alleles associated with increased and also decreasedplant performance under drought stress. Furthermore, we could alsoconfirm several QTL detected in previous field experiments using thisS42-IL population. To understand the molecular mechanism controllingidentified QTL a proteomics study is underway. From selected droughttolerant S42-ILs and Scarlett that have been grown under well-wateredand drought stress conditions proteins will be extracted from grainsamples collected at 12, 16, 20 and 24 DPA. Differentially expressedproteins will then be detected using quantitative 2D gelelectrophoresis. Identified proteins associated with improved droughttolerance can then potentially be used as diagnostic bio-markers toassist in the selection of higher yielding barley lines under droughtconditions. Furthermore, this research will give a greaterunderstanding of the genetic and biochemical mechanisms that controldrought tolerance in barley.
Origin | Count |
---|---|
Bund | 194 |
Land | 5 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 191 |
Taxon | 2 |
Text | 1 |
unbekannt | 4 |
License | Count |
---|---|
geschlossen | 7 |
offen | 191 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 198 |
Englisch | 61 |
Resource type | Count |
---|---|
Datei | 1 |
Dokument | 3 |
Keine | 96 |
Webseite | 99 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 188 |
Lebewesen & Lebensräume | 197 |
Luft | 165 |
Mensch & Umwelt | 198 |
Wasser | 170 |
Weitere | 198 |