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Neue Schmetterlingsart in Israel entdeckt

Russische Forscher haben auf den Golanhöhen in Israel eine neue Schmetterlingsart entdeckt. Der Falter mit orangefarbenen, schwarz gepunkteten Flügeln wurde in einem Skigebiet auf dem Berg Hermon gefunden, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Comparative Cytogenetics" am 5. Mai 2017. Die Melitaea acentria genannte Spezies ist die erste neu entdeckte Schmetterlingsart seit mehr als einem Jahrhundert auf israelischem Gebiet. Sie ist vermutlich vor 1 bis 1,6 Millionen Jahren entstanden und wahrscheinlich im Norden Israels und in den Nachbarländern Syrien und Libanon heimisch. Der russische Insektenkundler und Evolutionsbiologe Wladimir Luchtanow vom Zoologischen Institut in St. Petersburg zeigte sich überrascht, dass die neue Art nicht schon früher entdeckt wurde. Das Tier sei tausendfach fotografiert worden, nur habe dabei niemand erkannt, dass es sich dabei um eine eigene Art handele. Ursache dafür sei, dass die Art der weit verbreiteten Spezies Melitaea persea ähnele. Niemand hatte bisher die innere Anatomie und Genetik untersucht. Luchtanow hatte 2012 eine umfassende Untersuchung israelischer Schmetterlinge begonnen. Eine seiner damaligen Studentinnen fand den Falter.

Light sheet fluorescence microscopy for the investigation of blood-sucking arthropods dyed via artificial membrane feeding

Physical methods to control pest arthropods are increasing in importance, but detailed knowledge of the effects of some of these methods on the target organisms is lacking. The aim of this study was to use light sheet fluorescence microscopy (LSFM) in anatomical studies of blood-sucking arthropods in vivo to assess the suitability of this method to investigate the morphological structures of arthropods and changes in these structures over time, using the human louse Pediculus humanus (Phthiraptera: Pediculidae) as sample organism. Plasma treatment was used as an example of a procedure employed to control arthropods. The lice were prepared using an artificial membrane feeding method involving the ingestion of human blood alone and human blood with an added fluorescent dye in vitro. It was shown that such staining leads to a notable enhancement of the imaging contrast with respect to unstained whole lice and internal organs that can normally not be viewed by transmission microscopy but which become visible by this approach. Some lice were subjected to plasma treatment to inflict damage to the organisms, which were then compared to untreated lice. Using LSFM, a change in morphology due to plasma treatment was observed. These results demonstrate that fluorescence staining coupled with LSFM represents a powerful and straightforward method enabling the investigation of the morphology - including anatomy - of blood-sucking lice and other arthropods. © The Author(s) 2022.

Historie

Otto Jacob Max Hilzheimer war ein international bekannter Zoologe, Herausgeber, Lehrer und Naturschützer. Max Hilzheimer wurde am 15.11.1877 in Kehnert geboren (FROHN 2020). Nach seinem Abitur nahm er das Studium der Naturwissenschaften in Straßburg auf und arbeitet am Zoologischen Museum Stuttgart. Er promovierte in München im Jahre 1903 mit einer Arbeit über spezielle Fragen der Anatomie einer Insektengruppe und wurde 1907 im Fach Zoologie an der Technischen Hochschule Stuttgart habilitiert. Im gleichen Jahr heiratete Max Hilzheimer Walburga Münzhuber. Zwischen 1907 und 1913 war Max Hilzheimer in Stuttgart als Privatdozent tätig. 1913 wechselte er nach Berlin. Im April 1914 nahm Hilzheimer die Arbeit am Märkischen Museum auf. Als Direktor übernahm er dort von 1920 bis zum Januar 1936 die Leitung der naturwissenschaftlichen Abteilung. Im Sommer 1927 erlangte er in Berlin seine zweite Habilitation und arbeitete ab 1928 als Privatdozent und darauf von 1932 bis 1933 als außerordentlicher Professor an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. Von 1927 bis 1936 war Hilzheimer der erste Naturschutzkommissar der städtischen Stelle für Naturdenkmalpflege Berlin. Im Jahre 1937 erlitt er einen Schlaganfall, dem 1944 und 1946 zwei weitere folgten. Max Hilzheimer starb am 10.01.1946 in Berlin im 69. Lebensjahr, er hinterließ eine Ehefrau und zwei Kinder. Mit der ‚Machtergreifung‘ 1933 setzte die rassistische Verfolgung Max Hilzheimers ein. Nach der nationalsozialistischen Rassenideologie zählte der von seinen jüdischen Eltern protestantisch Getaufte zu den „Volljuden“, die aus der „Volksgemeinschaft“ auszumerzen waren. Aufgrund des Gesetzes zum Berufsbeamtentum entzog ihm das Regime 1933 seine Lehrbefugnis an der „Tierärztlichen Hochschule“. Auf der Basis der Nürnberger Rassegesetze von 1935 wurde er im Januar 1936 als Direktor der der Naturwissenschaftlichen Abteilung des Märkischen Museums entlassen und als Naturschutzkommissar seines Amtes enthoben. 1937 wurde ihm die Reichsbürgerschaft aberkannt, so genannte „Judenabgaben“ folgten ebenso wie massive Einschränkungen seines Alltagslebens. Der staatlichen Verfolgung aufgrund der NS-Rassengesetze folgte die persönliche Ausgrenzung aus dem bürgerlichen Leben. Dies betraf auch den ehren- und hauptamtlichen Naturschutz (FROHN 2020). Eine Deportation in ein KZ und damit seine sichere Ermordung verhindert seine Ehefrau Walburga, mit der er nach der NS-Ideologie in einer Mischehe lebte, sehr engagiert und mit hohem persönlichem Risiko (FROHN 2020, vgl. auch Wikipedia). Die Grundsätze von Hilzheimers Weltbild waren die kritische Wissenschaft, die Vernunft und der aufgeklärt, kritisch-reflektierte Bürger. Auf dieser Basis ist auch die Arbeit Hilzheimers als Naturschützer zu verstehen. Er unterschied sich von anderen Naturschützern dadurch, dass er den Schutz der Natur nicht über die Freizeitnutzung in der freien Natur stellte. Auch in naturnahen und schützenswerten Flächen sollte der Stadtbevölkerung die Erholung und das Erlebnis der Natur möglich sein. In den Jahren nach der Ausweisung der beiden ersten Berliner Naturschutzgebiete Lichterfelder Schlosspark und der Pfaueninsel im Jahre 1924 gelang es Hilzheimer, die Sicherung weiterer schutzwürdige Gebiete voranzubringen. Er schuf die Grundlagen für die Ausweisung zahlreicher Schutzgebiete und Naturdenkmale wie Großer Stein bei Buchholz, Fauler See in Weißensee, Großer Rohrpfuhl, Kleiner Rohrpfuhl, Köpenicker Dammforst, Vogelfreistätte Insel Imchen bei Kladow, Vogelschutzgebiet Rudow sowie von Teilen des Spandauer Forsts und des Kalktuffgeländes. Letzteres wurde nach seinen Vorschlägen unter dem Namen „Naturschutzgebiet bei Schildow“ am 26. 2.1929 vom Polizeipräsidenten sichergestellt (STAATLICHE STELLE FÜR NATURDENKMALPFLEGE IN PREUSSEN 1929). Durch den Beschuss des Berliner Senats wurde das Gebiet im Jahr 2000 der EU-Kommission insbesondere wegen seiner kalkhaltigen Quellen und Kalktuffe als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet gemeldet. 2017 wurde das ehemalige Naturschutzgebiet Schildow als Naturschutzgebiet Kalktuffgelände am Tegeler Fließ nach EU-Vorgaben überarbeitet und neu verordnet (OBERSTE NATURSCHUTZBEHÖRDE BERLIN). Max Hilzheimer verstand Naturschutz auch als Bildungsarbeit. Seine Auffassung war, dass es die Natur nicht rettet, wenn man alleine Schutzgebiete ausweist, sondern dass sich vielmehr das Bewusstsein der Menschen ändern muss, damit sie respektvoll mit der Natur umgehen. Zu seinem Verständnis gehörte es, dass sich Menschen innerhalb und außerhalb der Stadt Berlin erholen und die freie Natur ebenso wie die Stadtnatur genießen können. Max Hilzheimer brachte den Naturschutz der breiten Stadtbevölkerung nahe, auch indem er Vorträge hielt, an der Berliner Volkshochschule sowie an gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen lehrte und Forstmitarbeiter in Naturschutzthemen ausbildete. Ferner beriet Hilzheimer Grünflächenämter oder die für den Vollzug des Naturschutzes zuständige Polizei und verfasste Vorworte, Gutachten und Aufsätze. Hilzheimer äußerte sich auch gegen die Entnahme von Grundwasser in Feuchtgebieten, für die Einrichtung von Vogelschutzgebieten oder gegen Mülldeponien auf stadtnahen Moorstandorten. Hilzheimer erkannte, dass ohne Pflegemaßnahmen durch den Naturschutz die Sukzession auf Moorstandorten und damit deren Vernichtung nicht verhindert werden kann. Auch im „Kleinen“ war Hilzheimer ein scharfer Beobachter und Mahner, indem er zum Beispiel das übermäßige Laubharken in den Parks der Stadt thematisierte, weil es sich negativ auf die Vogelwelt auswirkt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Hilzheimers lag in der Beschäftigung mit dem Landschaftsbild (FROHN 2020), das aus heutiger Sicht ein wichtiges Kriterium für Fragen der Eingriffe in Natur und Landschaft und der Kompensation darstellt. Hilzheimer beschrieb die freie Sicht auf Seeufer und auf unverbaute Landschaften ohne Fabrikschlote oder Überlandleitungen und machte deutlich, dass es wichtig ist, das Landschaftsbild als Teil der Naturwahrnehmung und des Naturschutzes zu berücksichtigen. Max Hilzheimer gebührt für seine Leistungen im Naturschutz und ganz besonders im städtischen Naturschutz die Erinnerung und der Dank der Nachwelt, eine Erinnerung die ihm bislang verwehrt wurde. Im Naturschutzgebiet „Niedermoorwiesen am Tegeler Fließ“ findet sich an der Kreuzung des Mauerwegs mit dem Barnimer Dörferweg ein Gedenkstein für Hilzheimer. Der Gedenkstein wurde im Naturpark Barnim von einer Steinmetzin in Biesenthal geschaffen. Es handelt sich um einen 2,5 t schweren Migmatit, welcher mit den Eismassen in der letzten Eiszeit aus Skandinavien in die Region gelangt ist. Pressemitteilung vom 08.01.2021 FROHN, H.-W. (2020): Max Hilzheimer (1877-1946). Eine „deutsche“ Naturschutz-Biographie. Leiden an Deutschland – Leid durch Deutschland. Im Auftrag des Landes Berlin. OBERSTE NATURSCHUTZBEHÖRDE BERLIN, nicht publizierte Unterlagen und Handakten, Einsichtnahme 2020. STAATLICHE STELLE FÜR NATURDENKMALPFLEGE IN PREUSSEN (Hrsg., 1929): Ministerial-Polizeiverordnung betr. das Naturschutzgebiet bei Schildow. 6 Jg, Nr. 3, S. 26-27. WIKIPEDIA (zuletzt aufgerufen 21.7.2020)

Amtliche Fachassistentin / Amtlicher Fachassistent

Amtliche Fachassistenten und -assistentinnen unterstützen den amtlichen Tierarzt/die amtliche Tierärztin vor allem bei der amtlichen Überwachung im Rahmen der Schlachttier- und Fleischuntersuchung. Dabei nehmen sie ihre Aufgaben unter Aufsicht oder unter Verantwortung des amtlichen Tierarztes wahr. Anstellungsbehörden sind die kommunalen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter. Die Aufgaben sowie die Ausbildung dieser Berufsgruppe sind grundlegend in der Verordnung (EU) 2017/625 , in der Verordnung (EU) 2019/624 , in der Verordnung (EU) 2019/627 und in der Verordnung über Ausbildung und Prüfung amtlicher Fachassistentinnen und Fachassistenten ( VAPaF ) in den jeweils geltenden Fassungen geregelt. Aufgaben Amtliche Fachassistentinnen und -assistenten sind vor allem in Schlacht-, Zerlegungs- und Haltungsbetrieben tätig: Im Bereich der Schlachttieruntersuchung, von zur Schlachtung bestimmten Tieren sowie bei der Fleischuntersuchung von Tierkörpern und Organen. Das schließt auch den Bereich der Identifizierung bestimmter Schlachtkörperteile, an denen sich Veränderungen zeigen ein sowie die Überwachung des Fleisches von schlachtbaren Haustieren, freilebendem Wild, Farmwild, Hasentieren und Geflügel. Zudem sind sie im Bereich bestimmter Probenahmen, -untersuchungen sowie bei bestimmten Hygienekontrollen tätig. Ausbildung Voraussetzung für die Einstellung ist der erfolgreiche Abschluss einer Hauptschule oder eines mindestens gleichwertigen Bildungsabschlusses sowie die Vollendung des 18. Lebensjahres. Die mindestens 22 wöchige Ausbildung beinhaltet theoretischen Unterricht, ein Landwirtschaftspraktikum und praktische Ausbildungsabschnitte bei den kommunalen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern.  Sie wird beendet mit einer praktischen und einer mündlichen Prüfung. Zu den Inhalten der der Ausbildung gehören zum Beispiel: Grundkenntnisse der Schlachttieranatomie und –physiologie Grundkenntnisse der Pathologie und pathologischen Anatomie geschlachteter Tiere, sowie der Seuchenlehre Grundkenntnisse der Hygiene und der guten Hygienepraxis, sowie insbesondere der Betriebshygiene, der Schlacht-, Zerlegungs-, Lager- und Arbeitshygiene Grundkenntnisse der Schlachttechnologie Kenntnis einschlägiger Rechts- und Verwaltungsvorschriften Schlachttier- und Fleischuntersuchung Themen des Tierschutzes Probenahmeverfahren In Nordrhein-Westfalen wird die theoretische Ausbildung unter anderem auch an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf durchgeführt. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen zum Ausbildungslehrgang. Ausbildungsabschlüsse anderer Mitgliedstaaten der europäischen Union werden in der Regel vollständig anerkannt. Ausbildungsabschlüsse aus Drittländern können nach einer Einzelfallprüfung zu einer Verkürzung des Ausbildungs- bzw. Prüfungsumfangs führen.

Tierschutz im Alltag

§ 1 Satz 2 Tierschutzgesetz: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Grundsätze der Tierhaltung Aus der Verantwortung für das Tier als Mitgeschöpf hat der Mensch dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Das gilt für Heimtiere ebenso wie für Nutztiere. Im Tierschutzgesetz werden Anforde- rungen an die Haltung und Zucht von Tieren ebenso festgelegt wie Regelun- gen für den Handel mit Tieren. Auch die Anforderungen an das Töten und Schlachten sowie an den Transport von Tieren sind weitere wichtige Aspekte des Tierschutzes. Auch für die Haltung von Haustieren gilt das Tierschutzgesetz. Deshalb sollte jeder das Folgende prüfen, bevor er sich ein Tier anschafft: • Habe ich ausreichende Kenntnisse zu Anatomie, Physiologie und Verhalten meines zukünftigen Tieres? • Sind meine Familie und ich dauer- haft (d.h. über mehrere Jahre) und jederzeit zeitlich und finanziell in der Lage, die verhaltensgerechte Unter- bringung, Ernährung und Pflege des Tieres sicherzustellen? • Verfüge ich über ausreichende Fähigkeiten zum Umgang mit dem zukünftigen Tier? Tierschutz im Alltag Impressum Dr. med. vet. Marco König, Tierschutzbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt Leipziger Straße 58 • 39112 Magdeburg Telefon: 0391-567 1844 E-Mail: tierschutzbeauftragter@mule.sachsen-anhalt.de Internet: mule.sachsen-anhalt.de/tierschutz/tierschutzbeauftragter Bildnachweise: Hund in Wohnung; pressmaster/Shotshop.com Reiterin; yanlev/Shotshop.com Eierverkaufsstand; Norman Krauß/Shotshop.com Stand 09 / 2019 Tierschutz im Alltag – Einfacher als Sie denken! Der Tierschutz beginnt bereits schon bei Ihrem täglichen Einkaufen. Hinweis: Regional erzeugte tierische Pro- dukte (speziell Fleisch) bedeu- ten kürzere Wege – auch für die Tier- transporte. • Seien Sie wählerisch und achten auf Qualität und Herkunft – nicht nur auf den Preis. • Beim Fleischkauf sollte die Devise lauten: Weniger, aber dafür qualitativ besser und aus artgerechter Tierhal- tung. • Fleisch, Wurst und Fisch müssen nicht jeden Tag auf dem Speiseplan stehen. Probieren Sie mal vegetarische Gerich- te aus. • Artgerechte Tierhaltung erkennen Sie an verschiedenen Labeln (Beispiele links), von denen verschiedenste auf dem Markt zu finden sind. Aktuelle In- formationen dazu finden Sie z.B. unter www.tierwohl-staerken.de (Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft) oder bei den Ver- braucherzentralen. • Kaufen Sie regional erzeugte Produkte auf Wochenmärkten oder in Hofläden direkt beim Erzeuger. • Unter https://amg.sachsen-anhalt.de/ landwirtschaft/direktvermarktung fin- den Sie den Einkaufsführer „Einkaufen auf dem Bauernhof“. • Auch in Milchtankstellen kann regio- nal erzeugte Milch erworben werden. Einen Überblick über Milchtankstellen finden Sie unter https://amg.sachsen-anhalt.de/ landwirtschaft/direktvermarktung/ milchatlas. Tierschutz und Ihr Engagement Jeder Tierschutzverein, jedes Tierheim freut sich über weitere helfende Hände im täglichen Umgang mit den zu versorgenden Tieren. Geben Sie Tieren eine Stimme und schreiben Sie an die für den Tierschutz politisch Verantwortlichen. Fordern Sie die Abgeordneten im Land- oder Bundestag auf, sich (mehr) für Tierschutz einzusetzen Geben Sie Ihren Kindern die Chance, positive Erfahrun- gen mit Tieren zu machen und im direkten Umgang mit Tieren Verantwortung, Rücksichtnahme und Respekt zu lernen. Handeln ist immer besser als nur reden Sind Sie Zeugin oder Zeuge einer Tierquälerei, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei oder beim zuständigen Vete- rinäramt. Beweiskräftige Fotos sind dabei eine wertvolle Hilfe. Fallen Ihnen Missstände in Tierhaltungen auf, melden Sie diese an das Veterinäramt. Dieses ist verpflichtet, der Sache nachzugehen und Abhilfe zu schaffen. Bringen Sie ein aufgefundenes Haustier in ein Tierheim oder benachrichtigen Sie das Ordnungsamt. Bei scheinbar hilflosen Wildtieren sollten Sie sich zu- nächst bei einem Tierschutzverein oder einer Natur- schutzgruppe über das richtige Vorgehen informieren und um Unterstützung bitten. Urlaub und Freizeit Kümmern Sie sich rechtzeitig um eine Betreuung oder einen Platz in einer Tierpension, wenn Sie Ihre Haustie- re nicht mit in den Urlaub nehmen können. Besuchen Sie keine Touristenattraktionen, die mit Tier- qualen verbunden sind, wie Stier- und Hahnenkämpfe. Verzichten Sie auf Tiersouvenirs. Ein Zirkus ohne exotische Vierbeiner kann auch unter- haltend sein und Kindern Spaß machen. Nashörner, Giraffen und Elefanten können Sie sich besser in einem gut geführten Zoo oder Tierpark ansehen. In eine glückliche Ehe kann auch ohne das Fliegenlas- sen von Hochzeitstauben gestartet werden. Einige der weißen Tauben finden nicht mehr nach Hause und mischen sich dann unter die Stadttauben. Dort haben sie oft kein einfaches Leben. Bei Hobby oder Sport mit Tieren geht Rücksichtnahme vor persönlichen Ehrgeiz. Meiden Sie eine Überforde- rung Ihrer Tiere.

Gefiederte Rückkehrer

Zum Gebärdenvideo Die nur locker mit Gehölzen durchsetzten Flächen bieten Vögeln wie dem Neuntöter ideale Brut- und Aussichtsplätze. Er hat eine auffällige schwarze Gesichtsmaske und ist vor allem durch sein Verhalten bekannt, Beutetiere auf Dornen aufzuspießen oder in Astgabeln zu klemmen. Der Wald nimmt inzwischen mehr als zwei Drittel des Geländes ein. Die Mehrzahl der im Natur-Park festgestellten Vogelarten bevorzugt parkartige Waldbereiche. Hierzu gehört auch die Nachtigall. Der Ende April aus Afrika kommende eher unscheinbare Zugvogel fühlt sich in dem Mosaik aus dichtem Gebüsch und Offenflächen wohl. Die Ankunft wird von intensivem melodischem Reviergesang begleitet, der auch nachts zu hören ist. Aufgrund der dichten Besiedlung der Stadt gilt Berlin als Hauptstadt der Nachtigallen. Vögel haben sich ihrem Lebensraum angepasst. Die Schnabelform verrät, wovon sie sich ernähren. Die bunten Stieglitze lieben Samen aller Art. Die Hauptnahrung der Nachtigall sind Insekten. Sie ist für ihren Gesang bekannt. Spechte hämmern Löcher in Bäume, um Insekten zu finden und Nisthöhlen zu meißeln. Gleichzeitig dient das Trommeln der Reviermarkierung. Die Nahrung des Turmfalken besteht hauptsächlich aus Mäusen. Auffällig ist sein weiß-schwarzer Kopf mit roter Gesichtsmaske. Die braunen Flügel ziert ein gelbes Band, die Spitzen sind schwarz-weiß gemustert. Der spitze Schnabel ist, wie bei Körnerfressern üblich, kegelförmig. Als Nahrungsbiotop mögen sie wilde ungenutzte Flächen mit vielen Stauden. Außerhalb der Brutzeit schließen sie sich zu Gruppen zusammen. Der Stieglitz gehört zur Familie der Finken und ist etwas kleiner als ein Spatz. Er ernährt sich bevorzugt von verschiedenen Distelsamen, weshalb er auch Distelfink genannt wird. Der zunehmende Verlust an Brachflächen raubt ihm Lebensraum und Nahrungsquelle. „Wildwuchs“ an Wegrändern, in Grünanlagen und privaten Gärten sind ein kleiner Beitrag ihn zu schützen. Ihr betörender Gesang ist von April bis Juni hörbar, aber sie ist selten zu entdecken. Verborgen lebt sie im Unterholz, in Parks und auf Friedhöfen. Der Vogel ist unauffällig braun-grau, den Schwanz prägen rostbraune Farbnuancen. Der zierliche Schnabel ist für die Aufnahme von Insekten und Würmern geeignet. Die Nachtigall ist etwa so groß wie ein Spatz und ist mit den Fliegenschnäppern verwandt. Sie ist ein Zugvogel und kommt im April aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück. Eine naturnahe Pflege, wie das Belassen von Unterholz, Kraut- und Falllaubschicht, trägt zu ihrem Schutz bei. Charakteristisch ist die schwarz-weiß-rote Färbung seines Gefieders. Er hat einen kräftigen, kantigen Meißelschnabel, der fast so lang ist wie der Kopf. Zwischen Schnabel und Hirnschädel befindet sich bei den Spechten eine Art beweglicher “Stoßdämpfer”, der die Erschütterung abfedert, die beim Zimmern der Spechthöhle oder beim Trommeln entsteht. Der Buntspecht lebt dort, wo es viele Bäume gibt. Er hat einen typischen Körperbau, der an das Leben an senkrechten Strukturen angepasst ist. Anders als die meisten Vögel, die drei Zehen nach vorn und eine Zehe nach hinten haben, besitzt der Specht sowohl vorn als auch hinten zwei Zehen. Sie ermöglichen ihm, sich gut festzuklammern. Die Schwanzfedern sind besonders stark und stabil ausgebildet. Dadurch ist die Stützfunktion am Stamm gewährleistet. Es kommt vor, dass Buntspechte auch an Hausfassaden hämmern. Senkrechte Kanten wie Hausecken, an denen sie wie an Bäumen hinauf- und hinunterklettern können, kommen ihrer Lebensweise entgegen. Nahe liegt, dass sie bei Klopfversuchen den hohlen Klang gedämmter Fassaden mit dem Klang des gewohnten Totholzes gleichsetzen, das ihnen als Nahrungsquelle und Wohnstätte dient. Die Vögel sind braun gemustert, wobei die Männchen einen grauen Kopf und graue Schwanzfedern haben, die dunklen Augen sind gelb umrandet. Der hakenförmige Schnabel ist wie bei allen Falken mit einem „Falkenzahn“ ausgerüstet. Damit tötet er die Beute mit nur einem Biss. Manchmal lässt sich der schlanke, taubengroße Greifvogel an seinem Rüttelflug erkennen. Zum Jagen benötigt er freie Flächen mit niedrigem Bewuchs. Er brütet an Gebäuden, bevorzugt an Türmen. Der Turmfalke gehört in Deutschland zu den kleinen Greifvögeln. Er zählt als ursprünglicher Felsbewohner zu den Gewinnern der Urbanisierung. Türme und hohe Häuser haben ihm einen neuen Lebensraum eröffnet. Vor allem das Vorhandensein von Beutetieren beeinflusst, wo er sich ansiedelt. Und die sind in Berlin reichlich zu finden. Jedoch sind natürliche Nistmöglichkeiten an Gebäuden wie Mauernischen und -löcher durch Sanierungen und Neubauten immer weniger zu finden. Daher werden gezielt in öffentlichen Gebäuden Nisthilfen eingebaut. Prominente Gebäude, wie die Rathäuser von Schöneberg, Pankow, Neukölln und Charlottenburg zeugen davon. Mehr als 70 Prozent der Berliner Turmfalkenpaare bezieht inzwischen die von Menschenhand bereit gestellten Kinderstuben!

Weidetiere

Im Hobrechtswald leben Robustrinderrassen wie Schottische Hochlandrinder und Galloways. Neben Rindern wurden auch Robustpferderassen, vor allem Koniks und einzelne Fjordpferde, angesiedelt. Die robusten Weidetiere im Hobrechtswald bleiben ganzjährig im Freien und ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern, aber auch von Zweigen der Bäume und Sträucher. Schottisches Hochlandrind Herkunft: Nordwesten Schottlands Größe: 130 cm (Stier) bzw. 120 cm (Kuh) Gewicht: 700 kg (Stier) bzw. 500 kg (Kuh) Fell: dichtes, langes und zotteliges Fell; meist einfarbig rot, braun oder gelb, selten schwarz, weiß, gestromt, gescheckt Körperbau: kleinrahmiger Körper, kurzer, breiter Kopf; kurze, stämmige Beine; lange Hörner Galloway Herkunft: Südwesten Schottlands Größe: 136 cm (Stier) bzw. 124 cm (Kuh) Gewicht: 900 kg (Stier) bzw. 600 kg (Kuh) Fell: doppelschichtiges Fell mit langem, gewelltem Deckhaar und feinem, dichtem Unterhaar; meist einfarbig “black” (schwarz), aber auch anderere Färbungen Körperbau: kleinrahmiger Körper, kurzer, breiter Kopf; kurze, stämmige Beine; hornlos Uckermärker Rind Herkunft: Uckermark Größe: 150 cm (Stier) bzw. 140 cm (Kuh) Gewicht: 1250 kg (Stier) bzw. 850 kg (Kuh) Fell: einfarbig weiß bis cremefarben, gescheckt in den Farbabstufungen helles Gelb bis Rotbraun auf weißem Grund Körperbau: rahmiger Körper mit viel Länge, Breite und Tiefe; gehörnt oder genetisch hornlos Englisches Parkrind Herkunft: Großbritannien Größe: 145 cm (Stier) bzw. 130 cm (Kuh) Gewicht: 950 kg (Stier) bzw. 630 kg (Kuh) Fell: weiß, dunkle Pigmentierung an Maul und Ohren Körperbau: mittelrahmig mit auffallender Brusttiefe und gerader Oberlinie; stark ausgeprägte, sehr lange Hörner Konik Herkunft: Polen Größe: ca. 135 cm Gewicht: 330 bis 360 kg Fell: braun, mausgrau mit Aalstrich oder Schimmel Körperbau: Kleinpferd; langer Rumpf; tief angesetzter Schweif; kleine Hufe; mittellanger Hals; kurze Maulpartie; kleine Ohren Fjordpferd Herkunft: Westliches Norwegen Größe: ca. 135 – 150 cm Gewicht: 400 bis 500 kg Fell: ausschließlich Falben in verschiedenen Farbtönen (heller Körper mit dunkler Mähne, Aalstrich, Schweif und unterschiedlich ausgeprägten Zebrastreifen an den Beinen); zweifarbiges Langhaar Körperbau: kräftig mit einer breiten Brust, einem tragfähigen Rücken; kurze, starke Beine; großer, gerader Kopf mit breiter Strin; große Nüstern; kleine; spitze Ohren** Das Betreten des Waldes und der Weideflächen erfolgt auf eigene Gefahr. Die an den Weidetoren angebrachten Verhaltenshinweise sind unbedingt zu beachten.

Fledermausschutz im Ehrenamt - Onlinereihe

Ehrenamtlicher Fledermausschutz in Theorie und Praxis in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg (AGF) Thema: Biologie der Fledermäuse 1: Körperbau und aktiver Flug

51_Breitmaulrüssler

Rote Liste der Breitmaulrüßler (Coleoptera: Anthribidae) des Landes Sachsen-Anhalt Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Bearbeitet von Karla SCHNEIDER unter Mitwirkung von Wolfgang GRUSCHWITZ, Manfred JUNG, Sebastian SCHORNACK und Ringo DIETZE (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Von den Anthribiden kennen wir bisher etwa 3.000 Arten. Die Mehrzahl ist in den Tropen verbreitet und zeichnet sich hier durch einen großen For- menreichtum aus. Einige ähneln durch ihren schlanken Körperbau und den langen Fühlern den Cerambyciden, andere erinnern an Chrysomeli- den oder an Curculioniden, da sie einen gut aus- gebildeten Rüssel besitzen. Ähnlichkeiten beste- hen auch zu den Scolytiden und Bruchiden. In Mitteleuropa sind die Breitmaulrüßler nur mit 25 Arten vertreten. Sie sind recht unauffällig und zei- gen nur eine geringe Formenvielfalt. Unsere einheimischen Spezies, welche in zwei Unterfamilien mit insgesamt 16 Gattungen geglie- dert werden, sind von mittlerer Größe. Die größte Art, Platyrrhinus resinosus, erreicht 15 mm. Ihr Körper ist häufig gedrungen und mehr oder weni- ger walzenförmig. Stirn und Rüssel sind abge- flacht, meist sind die Seiten des Rüssels gerade oder nach vorn erweitert. Breitmaulrüßler entwi- ckeln sich vor allem in Stümpfen und Ästen abge- storbener Bäume und Sträucher. Die Larven fres- sen unregelmäßige Gänge in das Holz und ver- puppen sich auch hier. Die meisten Imagines er- nähren sich von verpilzten Rinden. Nur die Gat- tung Brachytarsus weicht von dieser Entwicklung ab, hier fressen die Larven Schild- und Blattläuse und entwickeln sich unter loser Rinde, wo auch ihre Verpuppung stattfindet. Da die Färbung der Breitmaulrüßler oft ihrer verpilzten Umgebung entspricht, sind die Tiere meist sehr schwer zu finden. Datengrundlagen Im Vorfeld zur Erstellung dieser Liste wurde eine Checkliste erarbeitet (unveröffentl.). Für Sachsen- Anhalt konnten bisher 12 Arten registriert werden. Grundlage dafür bildeten die Faunenverzeichnis- se von RAPP (1933-1935) und BORCHERT (1951). Taxa Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 3 - 8,3 25,0 Außerdem wurden die Sammlungen der Bearbei- ter dieser Liste sowie für die 1. Fassung der Ro- ten Liste der Breitmaulrüßler von Sachsen-Anhalt (SCHNEIDER & JUNG 1998) folgende Sammlungen durchgesehen: Coleopteren-Hauptsammlung (ZIH: Coll. TASCHENBERG, v. RÖDER, MÜLLER, ROSEN- BAUM, GREBENSCIKOV) sowie diverse Spezial- bzw. Regionalsammlungen des Institutes für Zoologie der Martin-Luther-Universität (ZIH: Coll. GERMAR, SUFFRIAN, KÖLLER, FRITSCHE). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Die Zahl der Entomologen, die sich in unserer Region mit Anthribiden beschäftigen, ist äußerst gering. Meist sind es Zufallsfunde von Spezialis- ten, die sich mit anderen Gruppen beschäftigen. Es mangelt an einer intensiven, zielgerichteten und flächendeckenden Suche. So weist unser Wissen über die Verbreitung und über die Häufig- keit der Arten in der anhaltinischen Region noch große Lücken auf. Die Zuordnung zu Gefährdungskategorien ist des- halb bei einigen Arten mit Unsicherheiten verbun- den. Gefährdungen werden hauptsächlich durch veränderte Habitatstrukturen verursacht. Die Ent- fernung von möglichen Entwicklungssubstraten aus den Wäldern, wie z.B. das „Aufräumen“ der Wälder durch Beseitigung von abgestorbenen Bäumen, Stubben und anderem Totholz verringert den Artenbestand. Waldrodungen, die Vernichtung von Streuobstwiesen sowie der Einsatz von Pes- tiziden und Insektiziden tragen ebenfalls zur Be- standsverringerung bei. Die vorliegende Rote Liste soll eine erweiterte Arbeitsgrundlage darstellen und zu weiteren fau- nistischen Untersuchungen anregen. Für entspre- chende Hinweise und Fundmeldungen wären die Autoren dankbar. 3 2Rote Liste 6 16,750,0 Gesamt 12 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Breitmaulrüßler Sachsen-Anhalts. !"! Art (wiss.)Kat. Brachytarsus fasciatus FORSTER, 1771 Choragus sheppardi KIRBY, 1818 Enedreutes sepicola (FABRICIUS, 1792) Phaeochrotes cinctus PAYKULL, 1800 Platyrrhinus resinosus (SCOPOLI, 1763) Tropideres albirostris (HERBST, 1783)2 1 2 2 3 3 Nomenklatur nach FREUDE et al. (1981) Literatur BORCHERT, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Rau- mes.- Magd. Forsch. Bd. II, Hrsg.: Rat d. Stadt Magde- burg, Mitteldt. Druck- & Verlagsanst. GmbH Halle(Saale). FREUDE , H., K.W. HARDE & G.A. LOHSE (1981): Die Käfer Mitte- leuropas.- Bd.10, Goecke & Evers, Krefeld. Anschriften der Autoren und Mitarbeiter Dr. Karla Schneider Martin-Luther-Universität Halle Institut für Zoologie Domplatz 04 D-06099 Halle (Saale) E-Mail: schneider@zoologie.uni-halle.de Wolfgang Gruschwitz Sodastr. 5 D-39418 Staßfurt E-Mail: halophila@gmx.de Manfred Jung Hauptstr. 26 a D-38822 Athenstedt E-Mail: manfred.jung.col@gmx.de Sebastian Schornack Hafenstr. 41 D-06108 Halle (Saale) E-Mail: schornack@genetik.uni-halle.de Ringo Dietze Stroischen 1 D-06115 Käbschütztal E-Mail: dapsa@gmx.net !"" RAPP, O. (1933-1935): Die Käfer Thüringens unter besonde- rer Berücksichtigung der faunistisch-ökologischen Geogra- phie.- (Erfurt: im Selbstverlag) III. SCHNEIDER, K. & M. JUNG (1998): Rote Liste der Breitmaulrüß- ler des Landes Sachsen-Anhalt.- Berichte des Landesam- tes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 30: 58-59.

46_Mulmkäfer

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Mulm- und Holzglattkäfer (Coleoptera: Cerophytidae, Lissomidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Ringo DIETZE (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Beide Familien stehen taxonomisch den weit be- kannten Schnellkäfern (Elateridae) und Prachtkä- fern (Buprestidae) nahe (LOHSE 1979a, b, KÖHLER & KLAUSNITZER 1998). Sie sind in der mitteleuropä- ischen Fauna nur mit jeweils einer einzigen Art vertreten. Die Cerophytidae werden durch Cero- phytum elateroides (LATREILLE, 1804) vertreten, den Lissomidae gehört Drapetes cinctus (PANZER, 1796) an. Cerophytum elateroides ist aus vielen Regionen Deutschlands gemeldet, fehlt jedoch in mehreren nördlichen und östlichen Bundesländern. Drape- tes cinctus kommt in fast allen Bundesländern vor, aus einigen Regionen im Nordosten fehlen aber aktuelle Nachweise (KÖHLER & KLAUSNITZER 1998, KÖHLER 2000). Aus Sachsen-Anhalt liegen für bei- de Arten mehrere historische Nachweise vor [u.a. RAPP (1933-35), BORCHERT (1951), HORION (1953)]. C. elateroides entwickelt sich ausschließlich im morschen Holz oder Mulm anbrüchiger Bäume, vor allem an sog. Spiegeln oder Frostplatten. Für die Larvalentwicklung werden trockene Bereiche in den unteren Stammbereichen bevorzugt. Bei der Wahl des Brutholzes scheint die Art wenig anspruchsvoll. Sie wird für verschiedenste Laub- hölzer angegeben: HORION (1953) nennt Fagus, Quercus, Populus, Salix, Ulmus, Acer, Betula, Ti- lia, Juglans sowie Aesculus. Die sachsen-anhal- tinischen Nachweise der letzten Jahre gelangen hauptsächlich an Aesculus, vereinzelt wurden Tie- re auch an Ulmus, Tilia, Populus, Acer und Carpi- nus beobachtet. Unsere Kenntnisse zum Bestand des Cerophy- tum in Sachsen-Anhalt müssen als unbefriedigend eingeschätzt werden; weitere Meldungen existie- render Brutbäume in Sachsen-Anhalt sind sehr erwünscht. Die geringe Nachweisdichte dürfte dabei verschiedene Gründe haben. Zum einen wird das Auffinden von besiedelten Bäumen dadurch erschwert, dass die Populationen dieser Art in ganz Deutschland stark ausgedünnt schei- nen. Auf der anderen Seite sind die nachtaktiven Tiere wohl nur durch systematische Suche nach- zuweisen (HORION 1953); Zufallsfunde dieser aus- gesprochen seltenen Art sind nicht zu erwarten. Die vielfach ausgebliebenen Meldungen für Sach- sen-Anhalt dürften aber vor allem mit der Selten- heit der Art einhergehen und ihre Ursache besonders darin finden, dass Cerophytum elate- roides heute bereits aus vielen Landstrichen ver- schwunden ist. Um die Suche nach verbliebenen Vorkommen im Land zu erleichtern, sollen hier einige Hinweise gegeben werden, die sich maßgeblich aus eige- nen Beobachtungen im Hallenser Stadtgebiet ableiten. Die Imagines wurden in den vergange- nen Jahren besonders an Allee- und Straßenbäu- men nachgewiesen. Beobachtungen im Waldin- neren größerer Laubholzbestände gelangen nur in wenigen Fällen. Die Imagines treten von April bis Juni auf; sie sind besonders in warmen, wind- stillen Nächten im Mai aktiv und verlassen das Innere des Brutholzes zumeist erst in der ersten oder zweiten Stunde nach Mitternacht. Die Käfer sind nicht flüchtig und halten sich bevorzugt an den Wandungen von Mulmhöhlen und auf rinden- losen Stellen der unteren Stammpartien auf. Auf- fällig ist das regelmäßige Vorkommen zusammen mit den Käferarten Nosodendron fasciculare (No- sodendridae), Procraerus tibialis (Elateridae) und Grynocharis oblonga (Ostomidae), deren Anwe- senheit als ein Indiz für mögliche Vorkommen von Cerophytum betrachtet werden kann. An den wenigen heute noch bekannten Fundstel- len im Land tritt die Art sehr vereinzelt auf. Neue Angaben liegen nur noch aus dem nordöstlichen Harzvorland (Athenstedt) und dem Stadtgebiet von Halle vor. Sachsen-Anhalt dürfte (mit etwa 30 in den letzten zehn Jahren beobachteten Exem- plaren) das Land mit den gegenwärtig wohl größ- ten bekannten Vorkommen in Deutschland sein. Dies zeigt zum einen, wie nahe die Bestände am Rande der Ausrottung stehen, andererseits wird klar, welche besondere Rolle dem Land Sachsen- Anhalt zukommt, diese ausgesprochene Rarität unserer Wälder zu erhalten. (Anm.: Kurz vor Ein- reichung des Manuskriptes dieser Roten Liste musste festgestellt werden, dass eines der Vor- kommen von Cerophytum im Norden der Stadt Halle durch Fällen geschädigter Kastanien aus- gelöscht wurde.) Der wegen größter Übereinstimmungen in der Anatomie der Imagines und besonders der Lar- venstände heute von einigen Autoren zu den Ela- teridae (Schnellkäfer) gestellte Drapetes cinctus entwickelt sich vorwiegend in morschen Stubben verschiedener Laubhölzer (KOCH 1989). Der un- verkennbare Käfer findet sich ferner unter verpilz- ter Borke von Laubbäumen und an faulenden Baumschwämmen (HORION 1953). In den letzten zehn Jahren wurde die Art in Sachsen-Anhalt vor- wiegend an Eiche registriert. Das sehr flüchtige Tier kann tagsüber auch auf geschlagenen Höl- ! ! Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 - 1 - - 50,0 - 3 1Rote Liste 2 50,0100,0 zern beobachtet werden, es liegen einzelne aktu- elle Nachweise für Sachsen-Anhalt vor. Eine Vor- kommenshäufung gibt es aus dem unmittelbaren Einzugsbereich der Elbe (Umgebung von Aken und Dessau), wenige weitere Brutbäume sind aus der Umgebung von Bitterfeld (Goitzsche) und dem nordöstlichen Harzvorland (Athenstedt) bekannt. Aus dem Süden Sachsen-Anhalts, dem Harz und den nördlichen Landesteilen existieren keine neu- eren Meldungen. Somit ist die gegenwärtige Ver- breitung von Drapetes cinctus im Land nur unzu- reichend geklärt. Die Einschätzung der Bestands- situation gestaltet sich folglich schwierig. Ihr dürf- te aus diesem Grunde zunächst der Status einer Diskussionsgrundlage zukommen. Allerdings ist, obgleich die aktuellen Funde eine lückenhafte Verbreitung vorzugeben scheinen, in allen größeren, urständigen Baumbeständen der Ebene und niederen Gebirgslagen mit Vorkom- men zu rechnen. Es ist erwünscht, die derzeitige Datenlage durch zusätzliche Fundmeldungen weiter auszubauen, um Aussagen zum Bestand und dessen Gefährdung noch genauer darlegen zu können. Dabei können insbesondere die bei der Untersuchung von Waldstandorten verstärkt zum Einsatz gebrachten quantitativen Fallen (Luft- und Stammeklektoren; Malaise-Fallen) und Licht- fänge (Lepidopterologen!) entsprechende Funde erbringen. Womöglich befinden sich unter den somit in den vergangenen Jahren erfassten Tie- ren auch Exemplare dieser durchaus schwierig nachzuweisenden Art, die wegen einer bis heute harrenden Prüfung bei der vorliegenden Roten Liste keine Beachtung finden konnten!? Datengrundlagen Zur Beurteilung des Bestandes der Cerophytidae und Lissomidae Sachsen-Anhalts wurden die fau- nistischen Arbeiten und Verzeichnisse von WAHN- SCHAFFE (1883), BORCHERT (1951), RAPP (1933-35), HORION (1953), KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) so- wie KÖHLER (2000) herangezogen. Mehrere Kolle- gen teilten aktuelle Nachweise der beiden Arten mit. Die Daten der im Dessauer Museum vorhan- denen Belege wurden freundlicherweise von A. SCHÖNE aufgenommen und übermittelt. Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Den Beständen beider Arten wurde und wird durch verschiedene Faktoren erheblich zugesetzt. Die Ursachen der Gefährdung decken sich ihrerseits mit denen, die auch für die Verarmung der Fauna anderer xylobionter Insekten verantwortlich zu machen sind: ! " Gesamt 2 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Cerophytidae und Lissomidae Sachsen-An- halts. - Abnahme des Durchschnittsalters der Baum- bestände und Verringerung des Anteiles unter- schiedlicher Altersklassen in der Zusammen- setzung der Baumschicht, - Etablierung florenfremder Gehölze und Schaf- fung strukturarmer Forsten, - anhaltender Rückbau naturnaher Waldstandor- te; gleichzeitig Ausweitung von homogenen Beständen schnellwüchsiger Gehölze, - Verschiebung der Flächenanteile zugunsten der Nadelholzforsten und im gleichen Zuge Dezi- mierung artenreicher Laubwaldformationen im Flachland, - erdrückende Dominanz der Fichten-Monokul- turen im Harz und dessen Vorland, - Entfernung und Beschnitt von Alleebäumen, Überhältern und exponiert stehenden Einzel- bäumen, - Unterdrückung der Möglichkeiten der Expansion und Wiederbesiedelung durch zunehmende Iso- lierung der einzelnen Baumbestände voneinander (Verkehrswege- und Siedlungsbau), - Fehlen von Feldgehölzen, Waldrandstrukturen und der Vernetzung der Baumbestände dienen- der Saumbiotope, - Genehmigung/Duldung des unter finanziellen Aspekten geschehenden Einschlages von Bäu- men in unter Schutz stehenden Biotopen, - Auswirkungen der „Waldhygiene“ und drasti- sche, aus der Umsetzung der Verkehrssiche- rungspflicht durch Grundstückseigentümer, Kommunen und Forstämter entstehende Fol- gen: Verschwinden besonders wertvoller Struk- turelemente und Nischen aus den Wäldern, Parks, Ortschaften und Baumbeständen entlang der Straßen, - Entfernung von anbrüchigen und abgestorbe- nen Bäumen, Wurzelstöcken und herabgebro- chenem Astwerk aus den Wäldern; Ausfräsung von Wurzelstöcken, Versiegelung von Mulm- höhlen. Wenn diese Beeinflussungen in diesem Maße weiter wirken, ist in absehbarer Zeit mit dem Ver- schwinden des Cerophytum aus unseren Baum- beständen zu rechnen. Die Gefahr der Ausrottung dieses holzbewohnenden Käfers in Sachsen-An- halt ist dabei besonders groß, weil sich tiefgrei- fende Eingriffe von waldbaulicher und „waldhy- gienischer“ Seite besonders in Populationen nie- derschlagen, die entweder bereits stark ausge- dünnt sind oder seit jeher an der Grenze der die Erhaltung sichernden Individuenzahl bestehen. Ferner treffen Schädigungen der Habitatstruktu- ren in besonderem Maße die stenotopen Arten, deren Populationen dann schlagartig ausgelöscht werden können. Der Gefahr der Ausrottung dieser Art im Land ist allein durch konsequenten Schutz der von ihr be- siedelten Habitate zu begegnen. Dies setzt selbst- redend die Kenntnis der heute noch existieren- den Vorkommen voraus, um Maßnahmen zum Schutz gezielt ansetzen zu können. Bruthölzer bekannter Populationen sind bedingungslos vor der Vernichtung durch forstwirtschaftliche Maß- nahmen zu bewahren. An Stellen, wo der Erhalt von Brutbäumen mit den aus der Verkehrssiche- rungspflicht entstehenden Forderungen nicht zu vereinbaren scheint, sind andere Möglichkeiten der Sicherung der Population zu prüfen. Die Gefährdung des Drapetes cinctus in Sachsen- Anhalt entsteht im Gegensatz zu der des Cero- phytum elateroides, die überwiegend Resultat der Vernichtung und Schädigung der kleinflächigen Bestände in Parks, Ortschaften und an Straßen ist, durch die gravierenden Veränderungen der Baumbestände größerer Waldungen. Ein Erhalt der Art resp. die Gesundung der durch forstwirt- schaftliche Maßnahmen sicher stark in Mitleiden- schaft gezogenen Populationen ist vor allem durch die Bewahrung und Schaffung von Altholzinseln und eine deutliche Erhöhung des Anteiles anbrü- chiger und abgestorbener Bäume durch den Ver- zicht auf Entfernung von Totholzelementen (bes. Stubben und Wurzelstöcke) zu gewähren. Es bleibt zu hoffen, dass sich bei der Art und Weise der Bewirtschaftung der Wälder eines Tages doch noch die Vernunft gegen die finanziellen Motive durchzusetzen vermag und dass den radikalen Veränderungen in oder der gänzlichen Vernich- tung von urständigen Baumbeständen auf Dauer Einhalt geboten wird. Aus heutiger Sicht schei- nen die Aussichten jedoch gering, dass die Argu- mente für den Erhalt einer artenreichen Fauna xylobionter Insekten jemals die aus dem Abtrieb besonders alter Bäume zu erbringenden Profite bezwingen werden. Danksagung Für die gewährte Einsichtnahme in die Sammlun- gen, die Übermittlung von Funddaten und ebenso wertvoller Meldungen ausgebliebener sachsen- anhaltinischer Nachweise sei folgenden Kollegen herzlich gedankt: W. BÄSE (Reinsberg), H. BREIT- BARTH (Magdeburg), J. ESSER (Berlin), R. GEITER (Staßfurt), W. GRUSCHWITZ (Staßfurt), M. J UNG (Athenstedt), H. KÜHNEL (Köthen), Dr. K. RENNER (Bielefeld), A. RÖ ßLER (Großpaschleben), G. SCHMIEDTCHEN (Weißandt-Gölzau), A. SCHÖNE (Des- sau), S. SCHORNACK (Wolmirsleben), G. und R. WAHN (Köthen) sowie T. WOLSCH (Weißwasser). Art (wiss.)Kat. Cerophytum elateroides LATREILLE, 1840 Drapetes cinctus (PANZER, 1796)1 3 Nomenklatur nach KÖHLER & KLAUSNITZER (1998). Literatur BORCHERT, W. (1951): Die Käferwelt des Magdeburger Rau- mes.- In: Magdeburger Forschungen, Bd. II. Magdeburg. HORION, A. (1953): Faunistik der mitteleuropäischen Käfer.- Bd. 3, München. KOCH, K. (1989): Die Käfer Mitteleuropas. Ökologie.- Bd. 2 - Pselaphidae bis Lucanidae.- Krefeld. KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (Hrsg.)(1998): Verzeichnis der Kä- fer Deutschlands.- Ent. Nachr. Ber. (Dresden), Beiheft 4: 1-185. KÖHLER, F. (2000): Erster Nachtrag zum „Verzeichnis der Kä- fer Deutschlands“.- Ent. Nachr. Ber. (Dresden), 44. LOHSE, G.A. (1979a): 35. Familie: Cerophytidae.- In: FREUDE, H., HARDE, K.W. & G.A. LOHSE (Hrsg.)(1979): Die Käfer Mit- teleuropas.- Band 6, Goecke & Evers (Krefeld): 186-187. LOHSE, G.A. (1979b): 36. Familie: Eucnemidae- In: FREUDE, H., HARDE, K.W. & G.A. LOHSE (Hrsg.)(1979): Die Käfer Mit- teleuropas.- Band 6, Goecke & Evers (Krefeld): 187-201. RAPP, O. (1933-35): Die Käfer Thüringens unter besonderer Berücksichtigung der faunistisch- ökologischen Geogra- phie.- Bd. I-III. Erfurt. WAHNSCHAFFE, M. (1883): Verzeichnis der im Gebiet des Aller - Vereins zwischen Helmstedt und Magdeburg aufgefun- denen Käfer.- Neuhaldensleben. Anschrift des Autors Ringo Dietze Stroischen 1 D-01665 Käbschütztal E-Mail: Dapsa@gmx.net ! #

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