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Untersuchungen zu den Abbau-Mechanismen der Sprengstoffe RDX und TNT durch bodenbewohnende Pilze

Das Projekt "Untersuchungen zu den Abbau-Mechanismen der Sprengstoffe RDX und TNT durch bodenbewohnende Pilze" wird/wurde ausgeführt durch: Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung (IBWF) e.V. an der TU Kaiserslautern.Sprengstoffe, v.a. TNT und Hexogen (RDX), sind als Kontaminationen in den Boden eingetragen worden und gelangen aufgrund ihrer geringen Wasserlöslichkeit langsam in das Grundwasser. Aufgrund ihrer Umwetlttoxizität ist eine Sanierung kontaminierter Standorte nötig. Bisherige Untersuchungen zum Abbau dieser Xenobiotika haben sich auf die oxidativen Enzyme von Pilzen aus fremden Habitaten (v.a. Weißfäule-Pilzen) konzentriert. Unter Ansatz basiert hingegen auf der Charakterisierung des Abbau-Potentials der nativen Bodenmycota. TNT wird durch Nitratreduktase-Aktivität reduziert und in die Humus-Schicht eingebunden, während das instabile heterozyklische RDX-Moleküle durch Reduktion gespalten und somit mineralisiert wird. TNT-Reduktion und RDX-Abbau werden durch eine große Diversität an bodenbewohnenden Pilzen durchgeführt, v.a. Zygomyceten (Cuninghamella, Absidia) und imperfekte Stadien von Ascomyceten (Penicillium, Trichoderma). Unsere derzeitigen Studien befassen sich mit der Einbringung der RDX-Fragmente in den pilzlichen Sekundärmetabolismus.

Revision und Studien zur Phylogenie der Lichinaceae-Gattungen Lichinella (inkl. Gonohymenia), Peccania und Pterygiopsis mit besonderer Berücksichtigung kritischer Taxa im Verbreitungsschwerpunkt in Trockengebieten Südwest Nordamerikas

Das Projekt "Revision und Studien zur Phylogenie der Lichinaceae-Gattungen Lichinella (inkl. Gonohymenia), Peccania und Pterygiopsis mit besonderer Berücksichtigung kritischer Taxa im Verbreitungsschwerpunkt in Trockengebieten Südwest Nordamerikas" wird/wurde gefördert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Hamburg, Institut für Allgemeine Botanik und Botanischer Garten.Es wird die taxonomische Revision kritischer Gattungen der cyanobakteriellen Flechtenfamilie Lichnaceae (Lichinales, lichenisierte Ascomycetes) angestrebt. Dazu sollen auch Fragen zur Stammesgeschichte und Phylogeographie der Gattungen und ihrer Arten geklärt werden. Die Gattungen Lichinella (inkl. Gonohymenia), Peccania und Pterygiopsis gehören zu den artenreichsten der Lichinaceae. Die Sippen weisen in den Trockengebieten der Erde eine hohe Artenvielfalt auf. Lokal können sie in kryptogamenreichen Habitaten beträchtlichen Anteil an der Phytodiversität haben. Das trifft auch auf die Wüstengebiete im Südwesten der USA und im nördlichen Mexiko zu. Die rezenten Verbreitungsmuster von Arten der Lichinaceae im Gebiet sind jedoch sehr verschieden. Neben Neoendomiten kommen auch Sippen mit weltweiter, aber oft disjunkter Verbreitung vor. Letztere sind offenbar Plaeoendemiten. Die Daten sind jedoch sehr lückenhaft, was auf die gesamte Familie zutrifft. Hinzu kommen noch unbeschriebene Taxa sowohl aus Südwest Nordamerika als auch aus anderen Verbreitungszentren wie dem Nahen und Mittleren Osten. Es soll daher eine geographisch abgegrenzte Revision kritischer Sippen mit der Frage nach deren evolutiver Entfaltung weltweit verbunden zu werden.

Verifizierung der Cryphonectria-Hypovirulenz bei der Esskastanie

Das Projekt "Verifizierung der Cryphonectria-Hypovirulenz bei der Esskastanie" wird/wurde ausgeführt durch: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.Die Virulenz des Pilzes Cryphonectria parasitica als Erreger des Esskastanienrindenkrebses kann durch ein natürlich vorkommendes Pilzvirus wesentlich vermindert werden. Dies wird als Hypovirulenz bezeichnet. Hypovirulente, also Virus-tragende Pilzstämme können sich in der Natur mittels Konidien vermehren und ihren Hypovirulenz-Faktor in kompatible Pilzstämme übertragen. Während in der Ortenau die Ausbreitung von natürlich vorkommender Hypovirulenz in zwei Kompatibilitätsgruppen beobachtet werden konnte, war dies bisher in den Cryphonectria-Befallsgebieten in der Südlichen Weinstraße nicht bekannt. Daher wurden hypovirulente Pilzstämme in bisher virulent befallene Esskastanien, angepasst an unterschiedliche Kompatibilitätsgruppen versuchsweise eingebracht. Der Erfolg der Beimpfung mit dem Hypovirulenzfaktor soll im Projekt untersucht werden. Neue Erkenntnisse dazu und zu weiteren pilzgenetischen Untersuchungen sollen publiziert werden.

Natural disease control by root endophytes in a changing climate

Das Projekt "Natural disease control by root endophytes in a changing climate" wird/wurde gefördert durch: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung. Es wird/wurde ausgeführt durch: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Professur für Forstschutz und Dendrologie.The hypothesis that the dark septate root endophyte Phialocephala fortinii provides biological control of Phytophthora diseases to trees is tested under two temperature regimes. Phytophthora spp. are very aggressive plant pathogens affecting also woody plants in the natural environment. Studies on biological control of Phytophthora diseases are scarce, but antagonistic effects of endophytic fungi have been demonstrated in a few cases. In temperate and boreal forests, conifers are much less susceptible to Phytophthora diseases than deciduous broadleaf trees, whereas their roots are very frequently colonized by dark septate endophytes (DSE) with Phialocephala fortinii s.l., a supposedly asexual ascomycete, being the dominant component. This fungus also colonizes hardwoods, but to a lesser degree. Recent population genetic studies showed that P. fortinii s.l. consists of at least 15 reproductively isolated cryptic species (CSP). We hypothesise that P. fortinii s.l. may protect its host from Phytophthora disease depending on CSP and environmental conditions. A model system will be developed and applied to test this hypothesis using Norway spruce (Picea abies), beech (Fagus sylvatica) and Phytophthora citricola. The experimental program will be multidisciplinary in approach and include molecular, mycological, phytopathological (infection experiments, epifluorescence microscopy) and statistical methods.

Krankheiten und Schädlinge

Bäumen im innerstädtischen Bereich, insbeondere Straßenbäumen, steht in der Regel nur ein eingeschränkter Lebensraum zur Verfügung. Vor allem der verdichtete und versiegelte Wurzelbereich wirkt sich nachhaltig auf die Vitalität der Bäume aus. Oft kommen mechanische Verletzungen hinzu, die den Eintritt für holzzerstörende Pilze begünstigen. Schäden an Bäumen werden auch durch Streusalz, Erdgas und Hundeurin verursacht. Geschwächte und bereits geschädigte Bäume sind besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Aus der Vielzahl der Schaderreger an Berliner Bäumen einige Beispiele: Fast alljährlich werden vor allem Sommer-Linden von Spinnmilben befallen. Heiße und trockene Jahre begünstigen ihre Vermehrung. Befallene Bäume zeigen bereits im Juni ein Vergilben der Blätter im unteren Kronenbereich. Bei starkem Befall kann sich das bis in die Krone hinauf fortsetzen. Es kommt dabei zum fortschreitenden Verbräunen und Vertrocknen der Blätter, was zu frühem Laubfall führt. Blattläuse sind besonders an jungen Blättern und Trieben zu finden. In trockenen und heißen Jahren werden verstärkt Linden von Blattläusen befallen. Die klebrigen Ausscheidungen der Blattläuse, der sog. Honigtau, sind wiederum Nahrungsgrundlage für Rußtaupilze, erkennbar an den geschwärzten Blättern. Verklebte und verschmutzte Flächen unter den Linden, oft auch auf Autos, sind eine weniger beliebte Folgeerscheinung. Die Blattbräune oder Blattnervenkrankheit bei Platanen ist auf einen Pilz ( Apiognomonia veneta ) zurückzuführen, der braune Blattflecken entlang der Blattadern verursacht. Bei Befall kommt es bereits im Frühjahr zum Welken und Vertrocknen der jungen Austriebe, Starkäste werden nicht befallen. Die Kastanien-Miniermotte ( Cameraria ohridella ), ein Insekt, das erst 1985 in Mazedonien entdeckt wurde, ist in Berlin erstmalig 1998 festgestellt worden. Befallen werden vorwiegend weißblühende Rosskastanien. Die Larven der Kastanien-Miniermotte zerstören durch ihre Fraßtätigkeit das Innere der Blätter, was äußerlich an einer hellbraunen Fleckung erkennbar ist. Bei starkem Befall kommt es zum vorzeitigen Blattfall. Jahrelanger Befall führt zur Schwächung des Baumes. Die Wollige Napfschildlaus ( Pulvinaria regalis ), gehört zu den saugenden Schadorganismen, in Berlin wurde sie erstmals im Jahr 2000 festgestellt. Die Larven des Schädlings setzen sich auf Blättern und Zweigen fest und saugen hier den Pflanzensaft. Die Wollige Napfschildlaus bevorzugt insbesondere Linden und Rosskastanien und ist hier durch watteartige, weiße Gebilde am Stamm, die sich bei starkem Befall auch an den Ästen bilden, zu erkennen. Der zu den Schlauchpilzen zählende Schwächeparasit an Platane ( Splanchnonema platani ) verursacht ein rasches Absterben von Ästen. Diese als Massaria bezeichnete Krankheit wurde in Deutschland erstmals 2003 nach einem heißen und besonders trockenen Sommer nachgewiesen. Auch größere Äste mit geringer Vitalität können befallen werden und rasch ganz oder teilweise abgetötet werden. Breite, leicht violett bis hellrötlich verfärbte Rindenbereiche der Astoberseite sind ein Zeichen des Befalls. Später färben dunkle Pilzsporen diese Partien fleckig-schwarz. Es folgt eine rasch voranschreitende Holzfäule im Gewebe der Astoberseite. Da die Astunterseite noch nicht befallen ist, bleibt der Ast weiterhin belaubt. Voll belaubte und dis dahin unauffällige, stärkere Äste können innerhalb einiger Wochen absterben und zu einer Gefahr werden. Die Weiße Mistel (Weißbeerige Mistel, Viscum album ) wächst als immergrüner Halbschmarotzer auf den Ästen bestimmter Wirtsbäume und kann im Laufe der Jahre Büsche von bis zu einem Meter Durchmesser bilden. Die Samen der Mistel werden durch Vögel verbreitet, für die sie einen wichtigen Teil der Winternahrung darstellen. Das Berliner Pflanzenschutzamt hat bei Untersuchungen im Raum Steglitz-Zehlendorf seit 1987 eine Zunahme des Auftretens der Laubholz-Mistel verzeichnet. Die vielfältigen Beeinträchtigungen am Straßenstandort schwächen die Bäume und machen sie anfällig für die Besiedlung mit Misteln. Misteln – Möglichkeiten zur Vitalisierung von Wirtsbäumen Weitere Informationen Pflanzenschutzamt Berlin: Überwachung von Schadorganismen im Berliner Stadtgebiet

Pilzliche Schaderreger: Massaria

Platanen sind in Berlin mit rund 25.500 Exemplaren die am vierthäufigsten Baumart an der Straße. Die Massaria Erkrankung der Platane ( Splanchnonema platani ) , die in Südeuropa als Verursacher von Rindenschäden bekannt ist, wurde 2003 in Süddeutschland erstmalig als pathogen beschrieben. Der Erreger der Krankheit, der Pilz Splanchnonema platani ist in Berlin erstmals im Jahr 2006 auffällig geworden. Die Krankheit tritt in der Regel ab mittlerer Reifephase der Bäume auf und führt zum verstärkten Abwerfen von Totholz. Als natürlicher Astreinigerpilz bekannt, begünstigt Stress (besonders nach Trockenphasen), ein enger Stand und dichte Kronen eine Infektion. Ein regelmäßiges Monitoring zur rechtzeitigen Erkennung der befallenen Äste ist durchzuführen um Schäden zu vermeiden. Wenn möglich ist Konkurrenzdruck zu vermindern und für eine Durchlüftung der Kronen zu sorgen. Das Einkürzen und ein regelmäßiger Schnitt ermöglichen letzteres. Eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung hilft Stress der Bäume zu vermeiden und somit die Anfälligkeit zu senken. Platanus x hispanica syn.,Platanus acerifolia,Platanus occidentalis, Platanus orientalis 1. Absterben eines gesamten Astes, sichtbar durch vorzeitiger Laubfall und/oder Welkesymptomen. 2. Ast stirbt nicht komplett ab. Zu Beginn ist eine rosa bis rötliche streifenförmige Färbung der Äste erkennbar, welche die breiteste Stelle im Bereich des Astansatzes aufweist und zum äußeren Astbereich hin spitz ausläuft. Die sich meist auf der Astoberseite befindende Verfärbung zeigt die frisch abgestorbenen Rindenpartien an und grenzt sich scharf vom gesunden Gewebe ab. Unter der abgestorbenen Rinde reifen zunächst die Fruchtkörperanlagen der Nebenfruchtform des Schlauchpilzes (Askomyzet) Macrodiplodiopsis desmazieresii heran, später erst die Hauptfruchtform Splanchnonema platani . Durch den starken Sporenausstoß der Nebenfruchtform zeigt sich die abgestorbene Rinde schwärzlich verfärbt. Besonders im Bereich der Astansatzstelle ist die schwärzliche Verfärbung stark ausgeprägt und daher gut sichtbar (Abb. 2 u. 3). Nach einigen Monaten blättert die abgestorbene und rissige Rinde ab und das darunterliegende Holz ist kaffeebraun gescheckt (Abb. 4). Der Erreger verursacht eine schnell fortschreitende simultane Weißfäule, sodass die betroffenen Äste oft aufgrund ihres Eigengewichts oder durch Windeinwirkung brechen. Problematisch ist, dass die Äste zum Teil noch belaubt sind, da der noch gesunde Holzquerschnitt in der Lage ist die Äste bedingt zu versorgen. Dies erschwert das Erkennen erkrankter Äste während der Baumkontrolle besonders im oberen Kronenbereich großer Platanen. Betroffen sind zunächst Äste im Kroneninneren und unteren Kronenbereich, welche eine geringere Lichtausbeute haben (Abb. 7). Der Fein- und Schwachastbereich nimmt deutlich ab. Dadurch entwickelt sich häufig eine Verlichtung im Kroneninneren bis hin zu einer Schirmbildung. Offenkundig fördert starker Trockenstress der Platane die Krankheit. So kommt es jedoch nicht nur einige Monate nach ausgedehnten heißen und niederschlagsarmen Trockenperioden während der Sommermonate zu starken Befallsschüben, sondern auch nach langanhaltenden Trockenperioden im Winter. Alle Maßnahmen zur Vitalisierung der Platanen (u.a. verbesserte Wasserverfügbarkeit) zeigen eine gute Wirkung. Mit dem kompletten Entfernen erkrankter Äste konnte in der Vergangenheit keine Befallsfreiheit erzielt werden. Jedoch haben sich Schnittmaßnahmen der gesamten Krone positiv auf den Gesamtzustand der Platane ausgewirkt. Nach eigenen Beobachtungen zeigt sich das Kronenbild nach den Schnittmaßnahmen kompakter, die Laubfarbe dunkler und der Laubabwurf im Vergleich zu ungeschnittenen Platanen findet später im Jahr statt. Gerade bei jüngeren Platanen mit Massariabefall bieten sich Schnittmaßnahmen an, da durch die rechtzeitige Planung der Endgröße und Form die Schnittverletzungen gering gehalten werden können. Feldstudien haben aufgezeigt, dass durch zusätzliche Bewässerung ein Massaria-Neubefall deutlich verringert werden kann. Oft sind im unmittelbaren Baumumfeld kleine, abgebrochen Äste aufzufinden (Abb. 8), die an der Abbruchstelle durch die Sporen schwärzlich verfärbt sind. Dies ist ein wichtiger Anhaltspunkt den Baum intensiver auf erkrankte Äste zu kontrollieren.

Demonstrationsprojekt Erhalt der Gemeinen Esche (FraxForFuture): Phytopathologie (FraxPath), Teilvorhaben 4: Ätiologie, Diversität und Populationsstruktur von Pilzen in der Rhizosphäre - bodenbürtige Infektionen von H. fraxineus

Das Projekt "Demonstrationsprojekt Erhalt der Gemeinen Esche (FraxForFuture): Phytopathologie (FraxPath), Teilvorhaben 4: Ätiologie, Diversität und Populationsstruktur von Pilzen in der Rhizosphäre - bodenbürtige Infektionen von H. fraxineus" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Es wird/wurde ausgeführt durch: Universität Kassel, Institut für Biologie, Fachgebiet Ökologie.Die Europäische Esche Fraxinus excelsior wird durch den Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus in ihrer Existenz bedroht. Neben der typischen Symptomatik des Eschentriebsterbens treten vielerorts vermehrt Stammfußnekrosen auf und intensivieren die Schäden an den betroffenen Bäumen um ein Vielfaches. Zahlreiche andere pilzliche Schaderreger wurden aus Stammfußnekrosen bereits nachgewiesen. Das Ziel des Vorhabens liegt in der eingehenden Erfassung und Identifikation von Pilzarten, die mit den basalen Gewebeschädigungen assoziiert, bzw. in der Rhizosphäre lokalisiert sind. Hierzu werden Holzproben vorwiegend aus den Randbereichen der Stammfußnekrosen entnommen und die darin vorhandenen Pilzarten in Reinkultur isoliert. Von jedem Morphotyp wird DNA extrahiert und analysiert. Das Mykobiom der Rhizosphäre wird mittels Marker-DNA-Sequenzen detektiert. In Voruntersuchungen wurden neben Saprobionten und Endophyten auch eine Reihe von pflanzenpathogenen Pilzarten meist oberflächennah isoliert. In hoher Frequenz traten Botyrosphaeria stevensii und Nectriaceae wie etwa Neonectria punicea und Vertreter des artenreichen Fusarium solani Spezies Komplex auf. Letzterer ist im forstlichen Kontext erst in Grundzügen untersucht und beschrieben worden. Weiterhin soll die inhärente Rolle von H. fraxineus an Stammfußnekrosen sowie der Rhizosphäre erforscht werden. H. fraxineus stellte sich als dominante Komponente des Mykobioms von Stammfußnekrosen heraus. Bis zu sechs H. fraxineus-Stämme wurden bereits vom Antragsteller in einer Nekrose gefunden. H. fraxineus-Stämme sollen deshalb mittels Mikrosatellitendaten ermittelt werden. Die aus der Rhizospäre isolierten Pilzarten sollen in Antagonistenversuchen H. fraxineus gegenübergestellt werden. Schließlich sind die detektierten Pilzarten mit den abiotischen Parametern zu korrelieren. Die genaue Kenntnis der Funktion des Mykobioms des Stammfußes und der Rhizosphäre eröffnet Handlungsmöglichkeiten für die Förderung resistenterer Eschen.

Spore dispersal patterns of the ascomycete fungus Ramularia collo-cygni and their influence on disease epidemics

Ramularia leaf spot is a major economic disease of barley caused by the dothidiomycete fungus Ramularia collo-cygni. The fungus has a complex life cycle which includes extensive late season spore release events and a seed-borne phase. Predicting disease epidemics during the growing season remains a difficult challenge. To better understand the interaction between spore movement and disease epidemics, spore samplers were set up in Germany (two sites over 4 years), Poland (seven sites over 2 years) and the UK (two sites over 9 years), where the disease has been observed. Spore concentrations were determined using a real time PCR assay, and meteorological data were obtained from co-located automatic stations. Spore release events were seen to peak in June on mainland Europe and July in the UK. The pattern of spore release was broadly similar across countries with earlier peaks in mainland Europe. A relationship was observed in the UK between July spore levels and disease in following winter barley crops. Rainfall and temperature were proposed as significant drivers of spore release in these months. The major environmental parameter associated with spore release across the two UK sites was crop surface wetness, although some site-specific interactions were noted for rainfall and wind movement. Regression analysis of spore patterns and disease epidemics indicates a relationship between spore levels 75â€Ì105 days pre harvest and final disease levels in UK winter barley crops. This relationship was not observed in spring barley. The implications on risk forecasts are discussed.

Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 77–109 3 Bearbeitet von Regine Stordeur & Hans-Ulrich Kison unter Mitarbeit von Ulf Schiefelbein, Mark Schönbrodt und René Thiemann 3. Fassung (Stand: August 2019) Einleitung Bei den Flechten leben Pilzpartner (Mycobionten, meist ein Ascomycet) und photosynthetisch aktive Partner (Photobionten, 90 % Grünalgen, 10 % Cyanobakterien) in einer mutualistischen Symbiose zusammen. Diese neue Lebensform ist zu bemerkenswerten Leistungen befähigt, die keiner der einzelnen Partner allein bewäl- tigen könnte (Besiedlung ungewöhnlicher, mitunter sogar lebensfeindlich anmutender Substrate, Austrock- nungstoleranz, Kälteunempfindlichkeit, Synthese von sekundären Flechtenstoffen usw.). Der Begriff Lichenicole fasst alle pilzlichen Le- bensformen zusammen, die auf Flechten leben. Diese sind in der Regel nicht lichenisiert, einige wenige von ihnen können jedoch fakultativ mit Photobionten zu- sammenleben. Diese spezielle Symbiose kann je nach Art weitgehend ohne größere Beeinträchtigung der Wirtsflechte existieren (parasymbiontische Lebens- weise), aber auch zu stärkeren Schäden bis zum völli- gen Absterben der Wirtsflechte führen (parasitische Lebensweise). Die hier behandelten Saprophyten sind durch- gängig nichtlichenisierte Pilze, die einerseits eine enge Verwandtschaft zu einigen Flechten aufweisen, andererseits in ihrer Erscheinungsform bestimmten Flechten sehr ähnlich sehen und häufig die gleichen- Substrate (z. B. Baumborke) besiedeln, weshalb sie traditionell in der Lichenologie mitbehandelt werden. Generell ist die Abgrenzung dieser drei Organis- mengruppen nicht so einfach, da sich innerhalb einer Gattung sowohl lichenisierte als auch nicht licheni- sierte Arten und solche, die fakultativ lichenisiert sein können, finden lassen. Die Grenzen sind teilweise fließend, was in der Vergangenheit auch zu unter- schiedlicher Bewertung solcher Arten geführt hat. Dennoch wurde diese Trennung analog der Roten Liste Deutschlands (Wirth et al. 2011) vorgenommen. Die Gesamtartenzahl für Deutschland wird darin mit 2.380 Taxa angegeben, darunter 1.946 Flechten, 390 Lichenicole und 44 Saprophyten. In der letzten Roten Liste von Sachsen-Anhalt (Scholz 2004) wurden von insgesamt 719 für Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Arten 433 Taxa (darunter 9 nichtlichenisierte Pilze) behandelt. In der Bestandssituation (Stordeur & Kison 2016), die als erste veröffentlichte Checkliste für Sachsen-Anhalt gelten kann, wurden 911 Flechten­ taxa, 55 Lichenicole und 13 Saprophyten aufgelistet. Flechten (Lichenes), Lichenicole und Saprophyten Datengrundlagen In den letzten 15 Jahren wurden verstärkt flechten- floristische Untersuchungen durchgeführt, die zu- sammen mit den bereits länger vorliegenden Daten die Grundlage für die aktuelle Einschätzung der in Sachsen-Anhalt vorhandenen Taxa bildete. Insbeson- dere sind hier folgende Aktivitäten hervorzuheben: − Erfassung der Flechten und Lichenicolen im Gebiet des Nationalparks Harz (Czarnota et al. 2014, Kison et al. 2017) und darüber hinaus im gesamten Harz- gebiet, − Projekte zur Erfassung der Flechten und Lichenico- len in verschiedenen Lebensräumen des National- parks, in ausgewählten Heidegebieten und auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, im Biosphä- renreservat Karstlandschaft Südharz und auf Streu- obstwiesen sowie an Feldgehölzen, − Examensarbeiten an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (betreut durch R. Stordeur und teilweise H.-U. Kison) (Schönbrodt 2004, Ungethüm 2011, Thiemann 2011, Schröter 2012, Gaberle 2015) , − Datenerhebung zur Bestandssituation der Rentier- flechten (Gnüchtel), − Kartierungen im Rahmen der Frühjahrsexkursionen der Kryptogamenarbeitsgruppe sowie Exkursionen in kleinerem Kreis mit wechselnden Teilnehmern, z. T. mit Unterstützung von Experten aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland, − Sammlungsdaten von Flechten im Rahmen von privaten Exkursionen. Die o. a. Aktivitäten führten zu zahlreichen Neu- und Wiederfunden und somit insgesamt auch zu einem deutlichen Anstieg der Zahl bekannter Arten (Kison 2004, Huneck 2006, Søchting et al. 2007, Stordeur & Schönbrodt 2010, Scholz 2011, Schubert & Stordeur 2011, Czarnota et al. 2014, Stordeur et al. 2015, Kison et al. 2016, Schiefelbein et al. 2017, Stordeur et al. 2018). Die Zusammenstellung der Bestandssituation der Flechten in Sachsen-Anhalt (Stordeur & Kison 2016) stellt eine erste Checkliste für Sachsen-Anhalt und gleichzeitig die wichtigste Grundlage für die Erstel- lung der Roten Liste dar. Diese Checkliste muss aber bereits jetzt um zahlreiche weitere Arten ergänzt werden. Auch eine wiederholte Erfassung der Flech- ten in Halleschen Schutzgebieten (Stordeur 2020) führte zu Neufunden für Sachsen-Anhalt. Alle verfügbaren Daten werden mit WINART, einem vom Landesamt für Umweltschutz (LAU) be- reitgestellten Programm, erfasst und von R. Stordeur und Mitarbeitern des LAU (v. a. K. Lange & P. Schütze) betreut und ausgewertet. In vorliegendem Fall wur- den außerdem mit Hilfe von GIS-Programmen von G. 77 Flechten Seidler (Martin-Luther-Universität Halle) zeitlich dif- ferenzierte Verbreitungskarten aller Taxa erstellt und diese in die Entscheidungsfindung mit einbezogen. Dabei wurde keinesfalls rein schematisch vorgegan- gen. Alle Einstufungen in eine Gefährdungskategorie erfolgten gutachterlich unter Berücksichtigung der Anzahl der Vorkommen bzw. der aktuellen Bestands- situation, der lang- und kurzfristigen Bestandstrends (soweit man das schon beurteilen konnte) und unter Berücksichtigung der Risikofaktoren. Obwohl für die vorliegende Rote Liste konsequent alle Arten gestrichen wurden, die unsicher und durch fehlende Belege nicht mehr überprüfbar waren, konn- ten durch zahlreiche Neufunde in den letzten Jahren insgesamt 1.060 Taxa in die Bewertung einbezogen werden (darunter 957 Flechten, 88 Lichenicole und 15 Saprophyten). Unter den 957 Flechtentaxa befinden sich 14 Sammelarten, 6 Unterarten (Subspecies) und 7 Varietäten. Diese wurden ebenso wie die Arten ein- geschätzt, in den Berechnungen diesen gleichgestellt und nachfolgend nicht extra erwähnt. Die ungewöhnlich hohe Zahl von 856 in die Rote Liste aufgenommenen Taxa (646 davon in eine Ge- fährdungskategorie, 219 in eine der sonstigen Kate- gorien) ist einerseits dadurch bedingt, dass 259 Taxa (darunter 247 Flechten, 7 Lichenicole und 5 Sapro- phyten) bereits als ausgestorben bzw. verschollen geführt werden müssen. Teilweise handelt es sich dabei um Arten, die schon sehr lange (mitunter weit über 100 Jahre) nicht mehr nachgewiesen waren und bereits 2004 in dieser Kategorie geführt wur- den, teilweise aber auch um Arten, die bedingt durch veränderte Umweltbedingungen und Landschafts- nutzung, Zerstörung von Standorten o. ä. neu in diese Gefährdungskategorie eingeordnet werden mussten. Darüber hinaus wurden auf der Grundlage des ge- wachsenen und bisher so nie verfügbaren Kenntnis- standes alle Arten als ausgestorben bzw. verschollen geführt, für die es mehr als 30 Jahre keinen Nachweis mehr gibt. Andererseits sind 136 Taxa (darunter 115 Flech- ten, 17 Lichenicole und 4 Saprophyten) in die Kate- gorie D (Daten unzureichend) eingeordnet worden. Hierbei handelt es sich z. B. um ehemalige Sammel- arten, die erst in letzter Zeit in separate Arten aufge- spalten wurden. Da die älteren Angaben den neuen Taxa oft nicht zuzuordnen sind, bleibt ihre Verbrei- tung unklar und muss erst weiter ermittelt werden. Weiterhin sind in dieser Gruppe Taxa zu finden, von denen nur ein Einzelfund oder ganz wenige Nach- weise vorliegen, die eine sichere Bewertung noch nicht zulassen. Ein Grund hierfür ist, dass wir noch viel zu wenig über die ökologischen Ansprüche dieser Arten wissen. Möglicherweise handelt es sich um in unserem Bundesland sehr selten vorkommende Arten oder solche, die gerade erst wieder ins Gebiet ein- wandern. Sehr oft sind es aber auch sehr unschein- 78 bare Arten, die man nicht gezielt kartieren kann, weil deren Auffinden überwiegend von Zufällen abhän- gig ist. Nicht selten sind es Beifunde, die man erst bei der Bestimmung der gesammelten Proben unter dem Präpariermikroskop bemerkt. Hierzu zählen z. B. Polyblastia-Arten, von denen nur die Fruchtkörper als ein paar winzig kleine dunkle Pünktchen im Subst- rat erkennbar sind (Abb. 1). Wenige kleine schwarze oder andersfarbige Flecken, die auf dem Thallus oder gar nur in den Apothecien von Flechten auftreten, erweisen sich erst bei näherer Untersuchung als Lichenicole (Abb. 2 und 3), während eine leichte Ver- färbung an Baumborke oft erst bestimmbar ist, wenn sich Fruchtkörper entwickelt haben. Sehr unauffällig sind auch die kurzlebigen (ephemeren) Flechten, die meist nur zu bestimmten Jahreszeiten oder unter bestimmten mikroklimatischen Bedingungen (z. B. erhöhte Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeit- raum) und nicht selten erst nach Ausbildung ihrer Fruchtkörper beobachtet werden können. Hierzu ge- hören z. B. Thelocarpon- und Vezdaea-Arten (Abb. 4). Auch die große Anzahl der sich häufig recht ähnlich sehenden Flechten mit wenig differenziertem Thallus und schwarzen Fruchtkörpern (Apo- oder Perithecien, Abb. 5), die in den meisten Fällen eine mikroskopi- sche Untersuchung erforderlich machen, lässt eine normale Kartierung wie bei den höheren Pflanzen nicht zu, sondern erfordert sehr viel mehr Zeit. Nicht unerwähnt bleiben sollen in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen Arten, die ohne dünnschicht- chromatographische Untersuchungen nicht sicher bestimmbar sind. Für einige der zur Gruppe der calicioiden Flech- ten und Pilze zählenden Arten musste ebenfalls die Kategorie D vergeben werden, weil bisher oft nur wenige Funde vorliegen. Gemeinsames Merkmal der lichenisierten Vertreter dieser Gruppe, z. B. aus den Gattungen Calicium, Chaenotheca (Abb. 6), Cy- phelium, Thelomma (Abb. 7), ist das Vorhandensein eines Mazaediums, einer staubförmigen Masse, die aus reifen Sporen und Resten von zersetzten Asci und Paraphysen besteht und die meist auf kleinen Stielen sitzenden kegel- oder kugelförmigen Frucht- körper im oberen Teil bedeckt. Die nichtlichenisier- ten Vertreter, z. B. die Gattungen Chaenothecopsis, Microcalicium (Abb. 8), Mycocalicium, Phaeocalicium und Stenocybe, weisen kein Mazaedium auf. Allen gemeinsam ist jedoch ihr Vorkommen in recht ähn- lichen ökologischen Nischen wie luftreine Gebiete, luftfeuchte, aber meist regengeschützte Substra- te, zu denen tiefe Borkenrisse alter Bäume eben- so gehören wie Felsüberhänge. Ihre Persistenz in Waldökosystemen kann immer als Indikator zur Einschätzung der Konstanz bzw. der Naturnähe herangezogen werden. Ein Teil von ihnen wächst bevorzugt an stehendem oder liegendem Totholz. Alte Weidezäune oder Holzpfähle verschwinden zu- 1 mm Flechten 1 1 mm 2 3 Abb. 1: Fruchtkörper (Perithecien) von (Polyblastia philaea) in kalhaltigem Sandboden (Foto: R. Stordeur). Abb. 2: Lichenostigma alpinum (kleine Schwarze Punkte) auf dem Thallus von Pertusaria amara (Foto: H.-U. Kison). Abb. 3: Polycoccum peltigerae auf dem Thallus von Pelti- gera didactyla (Foto: A. Seelemann). 79

Kapitel 9 Großpilze Rote Listen Sachsen-Anhalt 2020

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Heft 1/2020: 205–285 9 Bearbeitet von Ulla Täglich Unter Mitarbeit von Torsten Albrecht, Hans Berndt, Gunnar Hensel, Jens Hoffmann, Eberhard Huth, Manfred Huth, Wolfgang Huth, Rudolf Knoblich, Jürgen Miersch, Jürgen Peitzsch, Dieter Penke, Heidrun und Udo Richter, Peter Rönsch, Hartmut Schubert und Horst Zimmermann (4. Fassung, Stand Dezember 2018) Einleitung und Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt wurden bisher fast 4.800 Arten der Großpilze nachgewiesen. Damit gehören die Pilze zu einer der größten Artengruppen, die in Roten Listen betrachtet werden. Die erste Fassung der Roten Liste entstand 1989 (Richter & Dörfelt 1989) und beruhte noch sehr auf empirischer Entscheidung der Bearbeiter. Die Kennt- nis der Großpilzarten der damaligen Bezirke Halle und Magdeburg basierte ausschließlich auf Angaben aus der Literatur und weniger Kartierungsserien aus- gewählter Pilzarten. Die zweite Fassung (Dörfelt & Täglich 1992) konn- te dann auf eine gesamtdeutsche Artenliste zurück- greifen, wobei nur die Arten bezüglich ihres Vorkom- mens in Sachsen-Anhalt bewertet wurden. Nach 1990 intensivierte der Landesfachausschuss Mykologie im Naturschutzbund Deutschland e.V. die Kartierung im Bundesland. Darüber hinaus wurden alle zugängli- chen Datenquellen in Publikationen, nicht publizierten Manuskripten wie Fundlisten, Fundtagebüchern, in Herbarien und Nachlässenw erfasst und in der 1999 erschienenen Checkliste (Täglich 1999) publiziert. Die Arbeiten an dieser Checkliste und die daraus resultie- rende Fortsetzung der Kartierungstätigkeit führten im Vergleich zum Stand von 1992 zu einem erhebli- chen Erkenntniszuwachs und verbesserten Durchfor- schungsgrad von Sachsen-Anhalt. Basierend auf der Checkliste wurde dann die dritte Fassung der Roten Liste der Großpilze Sach- sen-Anhalts vorgelegt (Täglich et al. 2004), indem alle dort genannten Pilzarten in Bezug auf ihre Ge- fährdung beurteilt wurden. Die Jahre nach 2000 standen ganz im Zeichen der Arbeiten für eine Funga Sachsen-Anhalts. Im Landesfachausschuss Mykologie wurden Gattungs- bearbeiter benannt, die die Kartierungsdaten der entsprechenden Gattungen zusammentrugen bzw. die Datenquellen aus der Checkliste auswerteten. Die Funga, noch unter dem traditionellen Namen „Pilz- flora von Sachsen-Anhalt“ erschien im Herbst 2009 (Täglich 2009). Mit der Vorstellung von über 3.600 Großpilze Pilzarten (Basidiomyceten, Ascomyceten und aquati- sche Hyphomyceten) gab es damit in Sachsen-Anhalt erstmalig ein umfassendes Werk zum Vorkommen von Pilzen in den Landschaftsräumen, zu Habitats- und Substratansprüchen sowie zur Bestandsentwick- lung. Die Ergebnisse flossen dann in die Publikation des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-An- halt „Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt“ (Frank & Schnitter 2016) ein, die man als eine Vorarbeit für die jetzt vorgelegte Rote Liste betrachten kann. Das Er- scheinen der Funga gab der Kartierungstätigkeit des Landesfachausschusses Auftrieb. Es wurden Exkursio- nen in bisher wenig begangene Gebiete organisiert und weitere historische Quellen erschlossen. Seit 2010 wird zur Datenverwaltung das Kartie- rungsprogramm „Mykis“ eingesetzt. Dort werden inzwischen von zahlreichen Pilzfreunden aktuel- le Kartierungsergebnisse, Daten aus historischen Quellen (Literatur, Fundlisten, Herbarbelege, Nach- lässe, Tagebücher) eingearbeitet. Das Programm „Mykis“ wird inzwischen deutschlandweit genutzt und die Nachweise der Landesdatenbank sind auf www.pilze-deutschland.de einsehbar. Ende 2018 waren für Sachsen-Anhalt fast 4.800 Großpilzar- ten (Basidiomycetes, Ascomycetes) in ca. 290.000 Datensätzen nachgewiesen. Es wurden im Vorfeld dieser Liste alle für Sachsen- Anhalt nachgewiesenen Arten bezüglich ihrer Häufig- keit bzw. ihres Gefährdungsgrades bewertet. Für eine Gefährdungsbeurteilung war ausschlaggebend, in wie- viel Messtischblatt-Quadranten die Art nachgewiesen und ob ein Rückgang der Bestände zu verzeichnen ist. Für die Kategorie „0“ (ausgestorben oder verschollen) wurde der Zeitpunkt 1990 festgelegt. In der letzten Fassung der Roten Liste von 2004 war 1970 als Krite- rium festgelegt. Trotzdem hat sich die absolute Zahl der Arten, die in dieser Kategorie eingestuft werden mussten, mehr als verdoppelt (siehe Tabelle 3). Arten, von denen es auf Grund der Datenlage nicht möglich ist, Verbreitung, Bestand und mögliche Ge- fährdung einzuschätzen, werden in der Kategorie „D“ geführt. Es handelt sich dabei häufig um Einzelfunde bzw. insbesondere um systematisch nicht vollständig geklärte Arten. Die Anzahl dieser Arten beträgt fast 40 % aller bisher in Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Spezies. Das bedeutet für die Zukunft, die Kartierungs- tätigkeit weiter zu intensivieren, um die Artenkenntnis zu verbessern und diese Defizite zu reduzieren. Die häufigen und ungefährdeten Arten sind in der vorliegenden aktuellen Liste nicht enthalten. 205 Großpilze Tab. 1: Übersicht zum Gefährdungsgrad der Großpilze Sachsen-Anhalts. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 101 2,1 Gefährdungskategorie R 1 2 617 61 116 12,9 1,3 2,4 3 284 5,9 Rote ListeGesamt 1.179 24,64.785 Tab. 2: Übersicht zu den sonstigen Kategorien. Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) G 135 2,8 Kategorien D 1.888 39,4 Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Durch die stetige Zunahme der Fundnachweise und die verbesserte Datengrundlage ist es möglich bei vielen Arten das Vorkommen und die Gefährdung einzuschätzen. Durch jahrelange Beobachtung kann inzwischen auch eine Aussage über eine Ausbreitung oder Rückläufigkeit getroffen werden. Trotzdem sind verlässliche Gefährdungsursachen leider immer noch nur für eine Minderheit der Arten möglich. Meist sind es mehrere Faktoren, die zu einer Gefährdung der Art führen. Auch gibt es Kenntnislücken in Bezug auf das Wissen über die Ökologie der Pilze. Die Habitatszerstörung ist die größte Gefahr für Pilze. Dazu gehört z. B. die Umwidmung naturnaher Wälder in Nadelholzforste, Anpflanzung gebietsfremder Gehölze (z. B. Quercus rubra, Robinia pseudoacacia, Larix sp., Pseudotsuga menziesii, Populus sp.). Sie führen zur Reduzierung der Lebensräume vor allem von Mykorrhi- za-Partnern bodenständiger Gehölzarten. Auffallend ist das z. B. bei Arten der Gattung Täublinge (Russula), Röhr- linge (Boletus s. l.) sowie Schleierlinge (Cortinarius). Durch Änderung der Waldbewirtschaftung werden Waldbestände meist vor Erreichen der Altersphase der Bäume forstwirtschaftlich bearbeitet. Starkbäume fin- det man nur noch selten und nur in geschützten Bio- topen. Alte Wälder sind aber die einzigen Lebensräume einer Vielzahl von Pilzarten, die in jungen Beständen keine Existenzgrundlage finden. Daraus resultiert die hohe Gefährdung von Pilzarten, die auf starke liegende oder stehende Hölzer spezialisiert sind, z. B. Stachel- bärte (Hericium sp.), Mosaik-Schichtpilz (Xylobolus frustulatus), Safrangelber Weichporling (Hapalopilus croceus). Starkes Auslichten von Altbeständen führen zu verstärktem Lichteinfall und zur starken Zunahme der Krautschicht und zur Vergrasung, zur Reduktion der Waldmoose und damit zur starken Veränderung des für die Pilze so entscheidenden Mikroklimas. Aus der Sicht des Artenschutzes ist die Erhaltung historischer Bewirtschaftungsweisen wünschens- wert. Die alten Bauernwälder von oft nur geringer 206 V 32 0,7 Sonstige GesamtGesamt 2.055 42,94.785 Größe, die in der Nähe der Ortschaften als Nieder- wälder insbesondere auf Kalkböden gepflegt wurden, sind bereits vielfach im Übergang zum Hochwald und verlieren ihren Charakter als pilzreiche lichte Busch- wälder. Mit ihnen verlieren wir in den nächsten Jahr- zehnten die wertvollsten Lebensräume (sub-)mediter- raner Pilzarten im Bundesland. Die fortschreitende Flächenbeanspruchung durch den Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsflächen führt auch heute noch zum Verlust wertvoller Biotope. Die Trockenlegung von Feucht- und Moorgebie- ten, bzw. die Grundwasserabsenkung, um Flächen für die Landwirtschaft zu schaffen, reduzierte massiv das Artenspektrum dieser speziellen Gebiete. Durch Umdenken in Bezug auf diese Prozesse sind Feuchtge- biete und Moore unter Schutz gestellt. Diese Gebiete und ihr Arteninventar gehören jedoch immer noch zu den gefährdeten Biotopen (Riecken et al. 2006). Die Intensivierung der Grünlandnutzung oder die Nutzungsaufgabe von extensiv bewirtschafteten Flächen führt zur Verarmung der Funga. Nur wenige Arten können sich an die veränderten Bedingungen anpassen. Besonders Pilzarten nährstoffarmer Bioto- pe (z. B. Magerrasen), sind gefährdet. Das betrifft z. B. die Gattung der Saftlinge (Hygrocybe), Rötlinge (Ent- oloma), Keulenpilze (Clavaria, Clavulinopsis, Rama- riopsis). Durch Nutzungsaufgabe von ertragsarmen Wiesen und Weideflächen kommt es zur Verfilzung der Grasnarbe, dem Rückgang krautiger Pflanzen und zur Verbuschung. Die Zahl der Pilzarten dieser Stand- ort sinkt dramatisch (Karasch 2005). Die flächendeckende Eutrophierung der Land- schaft ist nach wie vor ein großes Problem. Davon sind insbesondere die Mykorrhiza-Pilze betroffen, da sie besonders empfindlich auf Nährstoffeintrag reagieren (Dörfelt & Braun 1980; Kreisel 1980). Die Veränderung der Vegetation führt zur Verschiebung der Konkurrenzfähigkeit der in diesen Habitaten le- benden Arten zu ihrem Nachteil. Pilze reagieren aber auch sehr empfindlich auf die Veränderung des pH- Wertes. Die bis ca. 1980 dauernde starke Versauerung Großpilze 1 2 Abb. 1: Die zu den Ascomyceten gehörenden Erdzungen besiedeln extensiv bewirtschaftete Wiesengesellschaften, Halbtrockenrasen oder Streuobstwiesen. Die Behaarte Erdzunge (Trichoglossum hirsutum) erscheint meist spät im Jahr, wenn die Witterung dauerhaft feucht ist. Durch Veränderung ihrer Biotope ist die Art gefährdet. Karsdorf, Hohe Gräte, 09.10.2017 (Foto: P. Rönsch). Abb. 2: Der Schwarzhütige Stein- pilz (Boletus aereus) als wärmeliebender Dickröhrling ist im Bundesland zumeist in den lindenreichen Eichen-Hainbuchenwäldern zu finden. Der Standort im Katharinenholz zeichnet sich durch das Ausstreichen des Zechsteins mit Rogensteinbändern aus und ist den Standorten auf Kalkböden vergleichbar. Wimmelburg, Katharinenholz, 09.08.2014 (Foto: G. Hensel). 207

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