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Küstengewässer Biologische Qualitätskomponenten Benthische wirbellose Fauna Benthische wirbellose Fauna Ostsee Bewertung ökologischer Zustand

Das Bewertungsverfahren MarBIT ( Mar ine B iotic I ndex T ool) bewertet Faunenelemente der Weich- und Hartböden sowie der Vegetationsbestände (Phytal). Es stehen insgesamt vier Einzelparameter/Teilindizes für die Bewertung zur Verfügung, die Auswirkungen der Eutrophierung oder physikalischer Störungen auf das Makrozoobenthos erfassen (Abb. 1). Jeder Teilindex steht für einen der ökologischen Begriffe, die bei der Wasserrahmenrichtlinie zur Bewertung herangezogen werden sollen: TSI (Taxonomic Spread Index): bewertet die Artenvielfalt und taxonomische Zusammensetzung der benthischen Wirbellosen Abundanzverteilung: bewertet die Verteilung der Häufigkeit auf die verschiedenen Taxa Sensitive Arten: bewertet den Anteil sensitiver Arten an den Faunengemeinschaften Tolerante Arten: bewertet den Anteil toleranter Arten an den Faunengemeinschaften Dem Bewertungssystem liegt eine Datenbank mit Informationen zur Autökologie vieler Nord- und Ostseetaxa zugrunde (z. B. Angaben zu Lebensraum, Zonierung, Salzgehaltsansprüchen oder Sedimentpräferenzen), die eine Erstellung von typspezifischen Referenzartenlisten unabhängig von historischen Angaben ermöglicht. Jeder Teilindex ist mit einem eigenständigen fünfstufigen Bewertungssystem unabhängig von den anderen Indizes bewertbar. Nach einer mathematischen Transformation (=Normierung) können die Teilergebnisse zusammengeführt, also miteinander verrechnet werden, und ergeben dann den abschließenden ökologischen Zustand (= EQR-Wert) der jeweiligen Bewertungseinheit/ Faunengemeinschaft. Abb. 1: Schematische Darstellung des Verlaufs der Bewertung des ökologischen Zustands mit dem modularen Bewertungsverfahren MarBIT. Das wissenschaftliche Prinzip des TSI basiert darauf, dass neben der Artenzahl auch die Komplexität des taxonomischen Baumes für die biologische Vielfalt von Bedeutung ist. Vielfalt in der Taxonomie entsteht durch die Aufspaltung des taxonomischen Baumes. Jedes neue Taxon erzeugt mindestens einen neuen Ast, wenn es sich um eine im Baum noch nicht vorhandene Art handelt. Dadurch wird der Baum breiter, die Taxonomie „spreizt“ sich auf. Es gibt Proben, die nur aus einer oder zwei taxonomischen Gruppen bestehen, z. B. Polychaeten und Mollusken. Andere Proben enthalten dagegen viele taxonomische Gruppen. Die taxonomischen Bäume dieser beiden Proben haben eine unterschiedliche Form durch die unterschiedliche taxonomische Aufspreizung. Diese korreliert direkt mit der in der Probe vorhandenen Artenzahl. Ökologisch im Sinne der WRRL gesehen, steigt der Wert einer Lebensgemeinschaft kaum, wenn viele sehr nahe verwandte Taxa zusammenkommen, die vergleichbare Nischen besetzen oder die bestehenden Ressourcen auf ähnliche Weise nutzen. Kommen jedoch viele verschiedene taxonomische Gruppen zusammen, sind in der Regel auch unterschiedliche Lebensstrategien und Nischen damit verbunden. Diesem Umstand trägt der Index mit einer Gewichtung der verschiedenen taxonomischen Stufen Rechnung. Je höher im taxonomischen Baum die Verzweigung stattfindet, desto höher wird sie bewertet = gewichtet (Tab. 1). Tab. 1: Zusammenhang von taxonomischer Stufe und Bewertung. taxonomische Stufe Bewertung neue Art einer Gattung 2 neue Gattung einer Familie 3 neue Familie einer Ordnung 5 neue Ordnung einer Klasse 8 neue Klasse eines Stammes 13 neuer Stamm eines Reichs 21 Die Berechnung des Teilindex TSI erfolgt also auf Basis der Präsenz der Taxa im Vergleich zu einer typspezifischen Referenzartenliste. Die Abundanz = Individuendichte der Taxa spielt keine Rolle. Es werden jeweils nur diejenigen Taxa der Probe berücksichtigt, welche auf der zugehörigen Referenzartenliste aufgeführt sind. Alle anderen Taxa werden ignoriert. Alle Taxa werden sukzessive einem taxonomischen Baum hinzugefügt und jeder Verzweigung im Baum wird der Wert der entsprechenden taxonomischen Stufe zugeordnet Dann wird an jeder Verzweigung dieser Wert mit der Anzahl der abgehenden Äste multipliziert und zuletzt alle diese Produkte addiert. Der sich ergebende Wert ist der TSI der Probe (Abb. 2). Abb. 2: Beispielhafte Berechnung des TSI für zwei taxonomische Bäume mit jeweils 10 Arten, aber unterschiedlicher taxonomischer Aufspreizung. Die gewässertypischen TSI-Werte der Referenzlisten der Bewertungseinheiten bilden die Basis für das fünfstufige Bewertungsschema (Tab. 2). Tab. 2: Gewässertypische TSI-Werte. Bewertungseinheit TSI-Referenzwert Weichboden Phytal Innerste Gewässer 250 300 Innere Gewässer 160 319 Mittlere Gewässer 225 422 Buchten 338 721 Flussmündungen 304 595 Rügensche Gewässer 254 477 Kieler Bucht 579 906 Mecklenburger Bucht 445 756 Darß bis Polen 289 395 Flensburger Förde 920 799 Becken 794 713 Bewertungsrelevant ist dabei der Quotient aus dem TSI-Wert der Probe und dem TSI-Referenzwert, der den unnormierten EQR für den TSI-Indexwert ergibt (Tab. 3). Tab. 3: Ökologischer Zustand und TSI-Index. Ökologischer Zustand TSI-Index [TSI_Pro/TSI_Ref] sehr gut 0,9 < TSI ≤ 1 gut 0,8 < TSI ≤ 0,9 mäßig 0,6 < TSI ≤ 0,8 unbefriedigend 0,4 < TSI ≤ 0,6 schlecht 0 ≤ TSI ≤ 0,4 Die Abundanzverteilung bewertet die relative Verteilung der Abundanz auf die einzelnen Taxa. Für das Bewertungsmodell wird die Theorie der Log-Normalverteilung zugrunde gelegt, die entsteht, wenn viele kleine Faktoren unabhängig voneinander auf die Populationen einwirken. Die Population besteht dabei aus vielen verschiedenen Taxa, die unterschiedliche Nischen besetzen und Lebensstrategien verfolgen. Wenn keiner der Faktoren dominiert und diese multiplikativ auf die Population einwirken, entsteht nach dem zentralen Grenzwertsatz der mathematischen Statistik eine Log-Normalverteilung. Eine Log-Normalverteilung liegt vor, wenn der Logarithmus der Verteilungsfunktion einer Normalverteilung folgt. Es wird dadurch leicht, eine Lebensgemeinschaft auf Übereinstimmung mit der Log-Normalverteilung zu überprüfen, indem die transformierte Verteilung einfach auf Normalverteilung getestet wird. Im Bewertungsmodell wird der Kolmogorov-Smirnov-Test mit der Ergänzung von Lilliefors (= Lilliefors-Test) verwendet, da er einfach zu rechnen ist und eine für den Zweck ausreichende Genauigkeit besitzt und am empfindlichsten im mittleren Bereich der Verteilung ist. Dies ist von Vorteil, weil dadurch die seltensten und häufigsten Taxa, die besonders große relative Abundanzschwankungen zeigen, nicht so stark gewichtet werden. Das meiste Gewicht liegt auf den stetigen „Kerntaxa“ der Gemeinschaft. Ein weiterer Vorteil des Lilliefors-Tests ist, dass er eine grafische Repräsentation in Form der kumulativen Verteilungsfunktionen besitzt. Für die Analyse der Daten kann daraus entnommen werden, ob z. B. seltene oder häufige Taxa im Vergleich zur erwarteten Verteilung überproportional häufig sind. Der Lilliefors-Test selbst schätzt den Mittelwert und Standardabweichung aus der Probe und vergleicht die daraus entstandene Normalverteilung mit der geschätzten empirischen Verteilungsfunktion der Probe. Abb. 3: Beispiele für kumulative Abundanzverteilung zweier gepoolter Probensätze. Dargestellt sind einmal die relative Abundanz (prozentualer Anteil) pro Taxa als Balkendiagramme in aufsteigender Reihenfolge (rechte Grafiken) und die empirischen kumulativen Häufigkeitsverteilungen (Treppenfunktion, log-transformierte Abundanzen) überlagert durch die entsprechende Normalverteilung mit Mittelwert und Standardabweichung aus der Verteilung der Probe geschätzt (linke Grafiken). Die x-Achse bezeichnet den dekadischen Logarithmus der Abundanz, die y-Achse bezeichnet die kumulative relative Abundanz. Jede Treppenstufe der Probenkurve entspricht einer Abundanz, die in der Probe ein- oder mehrfach vorkommt. Der vertikale Sprung der Stufen ist dabei der Zuwachs an der Gesamtabundanz der Probe und der horizontale Sprung der Stufen ist der Abstand zur nächst höheren, in der Probe vorkommenden Abundanz. Die Berechnung des Teilindex Abundanzverteilung erfolgt also auf Basis der numerischen Abundanzwerte. Taxa, die rein qualitativ in der Probe aufgeführt sind (z. B. koloniebildende Taxa), bleiben für diesen Bewertungsfaktor unberücksichtigt. Von jedem numerischen Abundanzwert wird der dekadische Logarithmus gebildet und anhand dieser Werte der Lilliefors-Test durchgeführt. Dazu werden der arithmetische Mittelwert sowie die Standardabweichung der log-transformierten Abundanzen errechnet, sowie die Anzahl N der Abundanzwerte. Die Abundanzwerte werden dann numerisch aufsteigend sortiert und Z-Scores von jeder Abundanz berechnet als (Abundanz – Mittelwert)/Standardabweichung). Ist die Standardabweichung Null, wird auch der Z-Score Null. Für jeden der Z-Score-Werte wird der zugehörige Wert der kumulativen Verteilungsfunktion (der Normalverteilung) errechnet. Dies ergibt die Liste der erwarteten Idealwerte. Dann werden die Z-Scores durchnummeriert (Variable i). Der erste Wert in der Liste erhält i = 1 zugewiesen, der zweite i = 2 usw. Dann werden die d-Plus-Werte errechnet als d-Plus = i/N – Z-Score und die Liste der d-Minus-Werte als d-Minus = Z-Score – (i-1)/N Dann wird der höchste numerische Wert aus den zwei Listen zusammen (d-Plus und d-Minus) als der D-Wert ausgewählt. Dieser wird in einem letzten Schritt folgendermaßen transformiert (um einheitliche Schranken zu bekommen): Dieser Z-Score stellt den Wert des Teilindex dar und schwankt zwischen 0 (Referenzzustand) und ( ) (schlechtester Zustand). Die Klassengrenzen lassen sich aus der Statistik selbst ableiten. Tab. 4: Ökologischer Zustand und Abundanzverteilung Z. Ökologischer Zustand Index Abundanzverteilung Z sehr gut 0 ≤ Z ≤ 0,5 gut 0,5 < Z ≤ 0,6 mäßig 0,6 < Z ≤ 0,775 unbefriedigend 0,775 < Z ≤ 0,819 schlecht Ausnahme: Sind weniger als 5 Taxa für die Berechnung vorhanden, kann der Index nicht errechnet werden. Dann wird der Indexwert auf 0 gesetzt (schlechter Zustand). Die Berechnung des Teilindex sensitive Taxa erfolgt auf Basis der Präsenz der Taxa im Vergleich zu einer typspezifischen Referenzartenliste. Die Abundanz = Individuendichte der Taxa spielt keine Rolle. Die Bewertung erfolgt durch Vergleich der Anzahl sensitiver Taxa innerhalb der Probe (N Probe ) mit der Anzahl der sensitiven Taxa der zugehörigen Referenzliste (R). Dabei wird zwischen obligatorisch (R o , N o ) sowie nicht obligatorisch sensitiven Arten (R r , N r ) auf der Referenzliste und der Probe unterschieden. Der Teilindex berechnet sich als: mit N o = Anzahl der obligatorisch sensitiven Taxa der Probe N r = Anzahl der nicht obligatorisch sensitiven Taxa der Probe R o = Anzahl der obligatorisch sensitiven Taxa der typspezifischen Referenzliste R r = Anzahl der nicht obligatorisch sensitiven Taxa der typspezifischen Referenzliste Alle Arten der folgenden Gattungen werden für die Bewertung dieses Teilindex auf die Gattung zusammengeführt, bevor die Berechnung durchgeführt wird: Bathyporeia, Bithynia, Electra, Hydrozoa, Lacuna, Lekanesphaera, Littorina, Molgula, Nephtys, Nudibranchia, Ophelia, Palaemon, Pontoporeia, Praunus, Sacoglossa. Tab. 5: Ökologischer Zustand und Sensitive Taxa Index. Ökologischer Zustand Index Sensitive Taxa I sensi sehr gut 1 ≤ I sensi ≤ (R 0 + 0,5 x R r )/R 0 gut 0,7 ≤ I sensi < 1 mäßig 0,5 ≤ I sensi < 0,7 unbefriedigend 0,25 ≤ I sensi < 0,5 schlecht 09 ≤ I sensi < 0,25 Die Berechnung des Teilindex tolerante Taxa erfolgt auf Basis der Präsenz der Taxa im Vergleich zu einer typspezifischen Referenzartenliste. Die Abundanz = Individuendichte der Taxa spielt keine Rolle. Die Bewertung erfolgt durch Vergleich des Anteils toleranter Taxa an der Probe (n t ) und an der Referenzliste (r t ). In jeder Referenz-Artenliste gibt es eine definierte Anzahl toleranter Taxa (R t ) und damit einen definierten Anteil (r t ) an der Gesamtzahl N Ref der Taxa (r t = R t /N Ref ). Genauso wird die Anzahl der toleranten Taxa in der Probe (N t ) und deren Anteil an der Probe (n t = N t /N Probe ) bestimmt. Der Teilindex berechnet sich als: mit r t = Anteil der toleranten Taxa an der typspezifischen Referenzliste n t = Anteil der toleranten Taxa an der Probe R t = Anzahl toleranten Taxa der typspezifischen Referenzliste N t = Anzahl toleranter Taxa der Probe N Ref = Anzahl Taxa der typspezifischen Referenzliste N Probe = Anzahl Taxa der Probe In jeder Referenz-Artenliste gibt es eine definierte Anzahl toleranter Taxa (R t ) und damit einen definierten Anteil an der Gesamtzahl der Taxa (r t ). Zunächst wird die Anzahl der toleranten Taxa in der Probe (N t ) und deren Anteil an der Probe (n t = N t geteilt durch die Anzahl n der Taxa der Probe) bestimmt. Tab. 6: Ökologischer Zustand und Tolerante Taxa. Ökologischer Zustand Index Tolerante Taxa I tolerant sehr gut 1 ≤ I tolerant ≤ (R t x N Probe )/N Ref gut 0,556 ≤ I tolerant < 1 mäßig 3/(1/r t +2×1,8) ≤ I tolerant < 0,556 unbefriedigend 3/(2/r t +1,8) ≤ I tolerant < 0,5 schlecht r t ≤ I tolerant < 3/(2/r t +1,8) Ausnahmen: Wenn es keine toleranten Taxa in der Probe gibt und die Anzahl der Taxa in der Probe 5 oder weniger beträgt, wird der Indexwert auf 0 gesetzt (schlechter Zustand). Wenn es keine toleranten Taxa in der Probe gibt und die Anzahl der Taxa in der Probe über 5 ist, wird der Indexwert auf 0,3 gesetzt (unbefriedigender Zustand). Der Endwert des MarBIT-Systems wird durch Verrechnung der vier Teilindizes miteinander gebildet. Da die Einzelparameter über unterschiedliche Klassengrenzen und Wertebereiche verfügen, ist vor der Verrechnung eine Transformation (Normierung) auf eine gemeinsame Skala erforderlich. Diese Skala ist die EQR-Skala, welche für jeden der normierten Teilindizes sowie für den MarBIT-EQR gilt: Ökologischer Zustand Intervalle > 0,8 – 1 gut > 0,6 – 0,8 mäßig > 0,4 – 0,6 unbefriedigend > 0,2 – 0,4 schlecht 0 – 0,2 Aus den vier normierten Werten der Teilindizes wird der MarBIT-EQR als arithmetischer Mittelwert und als Median der vier Werte errechnet. Dabei gehen die Teilindizes für die Artenvielfalt (TSI), sowie die sensitiven und toleranten Taxa jeweils mit doppeltem Gewicht in den Mittelwert ein.

Fließgewässer Biologische Qualitätskomponenten Makrophyten / Phytobenthos Phytobenthos ohne Diatomeen Software

Zur Bewertung der ökologischen Qualität von Seen und Fließgewässern anhand der Qualitätskomponente Makrophyten & Phytobenthos entsprechend dem Bewertungssystem PHYLIB wird die Verwendung des Online-Tools (Version PHYLIB online 6.0) empfohlen. Alternativ kann auch die Desktop-Software (Version 5.3) (Stand Februar 2016) verwendet werden (s. u.) (Abb. 1). Die Funktionalität des Online-Tools ( UBA 2021 ) (Eingabe/Ausgabe) entspricht der öffentlich zugänglichen Dokumentation. Input- und Output-Formate entsprechen den mit der Desktop-Software ausgelieferten Beispieldateien. Nicht dokumentierte Funktionen von Phylib (z. B. Eingabe/Ausgabe betreffend) wurden nicht implementiert. Ihre Implementierung ist teilweise geplant. Die Berechnungsroutinen entsprechen den öffentlich dokumentierten Formeln. Die Abstimmung der verwendeten Artenlisten ist in Arbeit. Hier bestehen offenbar noch geringfügige Abweichungen (auch hinsichtlich der Einstufungen). Das gleiche gilt für die vom System erzeugten Meldungen. Die Desktop-Software (Version 5.3) (Stand Februar 2016) umfasst: PHYLIB 5.3-DV-Tool Installationsvoraussetzungen PHYLIB 5.3 Versionsdokumentation PHYLIB 5.3-DV-Tools FAQ zur Bewertungssoftware PHYLIB Das Programm läuft unter folgenden Betriebssystemen: Windows 7 Windows 8 Windows 10 Eine weitere Voraussetzung ist die Installation der Software Java - Runtime. Hier muss mindestens Java Version 7 installiert sein. Sollte die entsprechende Java-Version nicht installiert sein, so lässt sie sich kostenlos aus dem Internet herunterladen (unter http//www.java.com). In die Software PHYLIB werden extern gewonnene Messstellendaten und biologische Messwerte (Messdaten) eingelesen, es wird eine Bewertung durchgeführt und anschließend ist es möglich, die Ergebnisse auszugeben (Export, Bericht). Für den Import der Daten in das Programm sind folgende Datei-Formate erforderlich: .csv-Format oder .xls-Format (Excel-Format). xlsx- Format (Office Versionen ab 2007) Die Ergebnisse können in folgenden Formaten exportiert werden: .txt-Format: Text-Dateien mit Tab als Spalten-Trennzeichen .csv-Format: Text-Dateien mit ";" als Spalten-Trennzeichen .xls-Format: Excel2000-Format xlsx- Format (Office Versionen ab 2007) .xml-Format: Extensible Markup Language (XML)-Format .pdf-Format: Adobe-Reader-Format Im Folgenden werden die Eingabedaten der Beispieluntersuchung mit Hilfe der Excel-Importdatei dargestellt, die zwei Tabellenblätter (Meßstelle und Messwerte) enthält. Beim PoD sind für den Import der Messstellendaten folgende Angaben für eine Bearbeitung durch das Tool notwendig: Kennzahl der Messstelle, die Ökoregion und die Nennung der Typen für Diatomeen, PoD und Makrophyten sowie der entsprechende WRRL-Typ (= LAWA-Typ) (Tab. 1). Tab. 1: Beispiel für eine Importdatei von Messstellen. Mess-stelle Öko- region Makrophyten-verödung Be-gründ-ung Helophyten-dominanz Diatomeen-Typ Phytobenthos-Typ Makrophyten-Typ WRRL-Typ Gesamt-deckungs- grad 1 Mittelgebirge D 5 PB 3 MRS 5 Für die Messwerte werden die Kennzahl der Messstelle, eine Kennzahl der Probe (falls mehrmals beprobt wurde), die DV-Nummer des Taxons (Taxon), der Taxonname, die Gesamtabundanz (Messwert) und die Art des Maßes (Einheit, hier HK1-5) benötigt (Tab. 2). Falls Unsicherheiten bei der Bestimmung bestehen, kann dies in der entsprechenden Spalte als cf markiert werden. Tab. 2: Beispiel für eine Importdatei von Messwerten. Messstelle Probe Taxon Taxonname Form Messwert Einheit cf 1 1_1 8086 Chamaesiphon starmachii 4 HK1-5 1 1_1 8464 Phormidium autumnale - Gruppe 3 HK1-5 1 1_1 8899 Oscillatoria sancta 3 HK1-5 1 1_1 7002 Vaucheria 3 HK1-5 1 1_1 7096 Microspora amoena 3 HK1-5 1 1_1 7052 Oedogonium 1 HK1-5 1 1_1 7026 Closterium moniliferum 1 HK1-5 1 1_1 7841 Closterium rostratum 2 HK1-5 Im PHYLIB-Tool lässt sich die Datei durch Anklicken des Feldes „Import“ einlesen. Anschließend eröffnen sich nach erfolgreichem Datenimport im Programm zwei neue Fenster. Das Fenster „Messstellen Fließgewässer" zeigt eine Übersicht der eingelesenen Probestellen mit den Informationen zu den Messstellen. Das Fenster „Messdaten“ zeigt alle an den Probestellen gefundenen Taxa mit den bei der mikroskopischen Auswertung ermittelten Häufigkeiten, sowie unter anderem zusätzliche Informationen zu den quadrierten Abundanzen und den Bewertungskategorien der Taxa (Artengruppe). Durch Anklicken der Reiter lassen sich die Werte entsprechend sortieren, so dass erkennbar wird, bei welchen Taxa es sich um typspezifische bzw. typunspezifische Taxa handelt. Auch wird deutlich, dass nicht alle nachgewiesenen Arten indikativ sind. Durch Anklicken des Feldes „Bewertung“ erfolgt die Bewertung anhand der eingegebenen Daten. Dabei eröffnet sich zunächst ein Bemerkungsfenster, das anzeigt, welche Teilkomponenten sicher bewertet werden konnten. Der Reiter „PoD“ zeigt dann die Ergebnisse der Teilbewertung dieser Komponente an. Dabei werden folgende wichtige Angaben gezeigt: die ökologische Zustandsklasse des PoD, die dezimale Bewertung, die Sicherheit der Bewertung mit den Angaben über die Summe der quadrierten Abundanzen und der Anzahl der eingestuften Taxa. Dabei beziehen sich die Angaben unter der Beschreibung Phytobenthos allerdings nur auf das PoD. Über das Feld „Export“ können diese Daten als Excel-Tabelle ausgegeben werden. Sie stehen so der weiteren Berichtserstellung zur Verfügung. Für das dargestellte Beispiel eines silikatisch geprägten Mittelgebirgsgewässers kommt es zu einer Bewertung mit der ökologischen Zustandsklasse 2, die mit einer dezimalen Bewertung von 1,71 eine Tendenz zur ökologischen Zustandsklasse 1 aufzeigt. Die Bewertung ist gesichert, da 6 indikative Taxa vorhanden waren. Auch reichten die Abundanzen mit der Summe der quadrierten Abundanzen von 40 für eine Bewertung aus. Das DV-Tool liefert Bewertungsergebnisse auf Grund des aktuellen Verfahrensstandes. Allerdings ist es wichtig, die Ergebnisse für eine adäquate Bewertung des ökologischen Zustandes zusätzlich zu plausibilisieren. Die Kenntnisse der Autökologie der vorkommenden Arten und die Erfahrungen vor Ort über die strukturellen Gegebenheiten geben dafür zusätzliche Informationen. Probleme bereiten häufig Vorkommen von Charakterarten unterschiedlicher geochemischer Prägungen, die durch metamorphes Gestein oder eingebrachtes Substrat differenziert bewerte werden müssen. Auch summiert das Bewertungsverfahren Abundanzen einiger eutraphenter grüner Fadenalgen nicht, so dass sich die Höhe der trophischen Belastung in Bezug zum jeweiligen LAWA-Typ nicht plausibel darstellt. Auch eine Verödung wird im PHYLIB-Verfahren bisher nicht berücksichtigt und entsprechend schlecht bewertet. Eine auf Expertenwissen basierte Auf- oder Abwertung der ökologischen Zustandsklasse ist daher sinnvoll. Die Software steht unter "weiterführende Literatur" zum Download bereit.

Küstengewässer Biologische Qualitätskomponenten Benthische wirbellose Fauna Benthische wirbellose Fauna Ostsee Software

Mit der Software AquEco ( Aqu atic Eco logy) steht die Bewertung der ökologischen Zustands der Küstengewässern der Ostsee anhand der Qualitätskomponente Makrozoobenthos entsprechend dem Bewertungssystem MarBIT zur Verfügung. Die Software lässt sich unter den gängigen Betriebssystemen nutzen (Windows, Linux und OS X) und kann beim Entwickler MariLim GmbH erworben werden. Die Software AquEco erlaubt über die Bewertung des ökologischen Zustandes hinaus auch weitere ökologische Gemeinschaftsanalysen für das MZB der Nord- und Ostsee. Dem Bewertungssystem liegt eine Datenbank mit Informationen zur Autökologie vieler Nord- und Ostseetaxa zugrunde (z.B. Angaben zu Lebensraum, Zonierung, Salzgehaltsansprüchen oder Sedimentpräferenzen). Die Software ermöglicht die Einsicht in diese autökologischen Daten, die für andere ökologisch orientierte Gemeinschaftsanalysen neben dem MarBIT nutzbar sind. Daten können importiert werden oder direkt im Programm eingegeben werden. AquEco berechnet aus den eingegebenen Daten folgende Bewertungen und Metrics: Teilbewertungen der vier Module Artenvielfalt, Teilbewertungen der vier Module Artenvielfalt, Abundanzverteilung, sensitive Taxa und tolerante Taxa Abundanzverteilung, sensitive Taxa und tolerante Taxa Gesamtbewertung in Form der ökologischen Zustandsklasse Ergänzend werden die Ergebnisse der Kriterien für eine gesicherte Bewertung mit angegeben.

20_Doppelfüsser

Rote Liste der Doppelfüßer (Diplopoda) des Landes Sachsen-Anhalt Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Bearbeitet von Karin VOIGTLÄNDER (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Auf die Bedeutung und die Notwendigkeit für Bo- dentiere Rote Listen zu erarbeiten wurde bereits im Teil: „Rote Liste der Hundertfüßer (Chilopoda) Sachsen-Anhalts“ hingewiesen. Auch für die Di- plopoden besteht großer Nachholbedarf. SPELDA (1998) macht für Baden-Württemberg erste Vor- schläge für diese Gruppe. Datengrundlagen Der faunistische Bearbeitungsstand der Diplopo- den Sachsen-Anhalts ist ähnlich schlecht wie der der Chilopoden. In der älteren Literatur liegen nur sporadische Hinweise vor (VERHOEFF 1916, 1917 - ohne Nennung konkreter Fundorte, SCHUBART 1934, 1963, MÜHLMANN 1942, v. BROEN et al. 1969). Erst umfangreiche Materialerhebungen im Rah- men ökologisch ausgerichteter Forschungsvorha- ben erbrachten in jüngster Zeit eine Reihe von neuen Nachweisen (STEINMETZGER 1982, VOIGTLÄN- DER 1995, 1996, 1999, 2000, 2003, ECKERT & BE- CKER 1996), deren Zahl durch die Aufsammlun- gen im Rahmen des Komplexprogramms ”Tieröko- logische Untersuchungen in gefährdeten Biotop- typen des Landes Sachsen-Anhalt. I. Zwerg- strauchheiden, Trocken- und Halbtrockenrasen. II. Feuchthabitate“ noch wesentlich erhöht wur- de. Insgesamt kamen ca. 32.500 Individuen von über 200 Standorten durch die Autorin zur Aus- wertung. Das Material befindet sich in der Samm- lung des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz. Fundortangaben ohne Literaturhinweis entstammen diesem. Für Sachsen-Anhalt sind gegenwärtig 44 Diplo- poden-Arten bekannt. Eine vorläufige Check-List ist in Vorbereitung (VOIGTLÄNDER in präp.). Damit dürften etwa 2/3 der für das Gebiet zu erwarten- den Arten erfasst sein. Das Material entstammt ausschließlich Fallenfängen. Wenig laufaktive Arten (z.B. Enantiulus nanus) oder Bewohner von Sonderhabitaten (z.B. Cylindroiulus punctatus) werden damit kaum erfasst. Die Anwendung wei- Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) %& 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 4 - - 9,1 - - G -Kategorien D V 3 -Kat. Gesamt 3 -6,86,8 - terer Sammeltechniken könnte die Artenzahl noch erhöhen. Bemerkungen zu ausgewählten Arten In der Gefährdungskategorie R - „Extrem seltene Arten mit geographische Restriktion“ werden Ar- ten zusammengefasst, die nur wenige, aber sta- bile Populationen in Sachsen-Anhalt aufweisen. Für die Einstufung der Diplopoden in diese Kate- gorie wurden maximal 4 räumlich getrennte Vor- kommen zugrunde gelegt. Im geprüften Material ähnlich selten wie die nach- folgend unter R eingestuften Arten sind auch die Arten Julus scanicus, Polydesmus testaceus und Nopoiulus kochii. Unter Berücksichtigung ihrer Verbreitung und Autökologie im gesamten Bun- desgebiet muss bei diesen Arten davon ausge- gangen werden, dass sie in Sachsen-Anhalt wei- ter verbreitet sind und nicht als gefährdet gelten sollten. Sie erhalten die Kategorie D - „Daten de- fizitär“. Brachychaeteuma bradeae: Die Art wurde in Sachsen-Anhalt nur in tiefen Bereichen der Bau- manns-, der Hermanns- und der Kammeruner Höhle im Harz gefunden (BROEN v. et al. 1969, ECKERT & BECKER 1996). Sie ist in ganz Deutsch- land selten und weit verstreut nachgewiesen. Cylindroiulus latestriatus: In ihren bisher bekann- ten Vorkommen ist diese Spezies nur auf zwei Sandtrockenrasen bei Sandfurth und Bindfelde beschränkt. SCHUBART (1934) nennt noch einen unsicheren Fund von Bad Kösen. In ihrer Gesamt- verbreitung zeigt sie eine deutliche Bevorzugung der Küstengebiete, wo sie auf Dünen oft der ein- zige Diplopode ist (SCHUBART 1934). C. latestria- tus erreicht in Sachsen-Anhalt die Südwestgren- ze ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Glomeris tetrasticha: Als Art kolliner bis monta- ner Wälder besiedelt G. tetrasticha ausschließ- lich feuchte Standorte im Bode- und Elendstal im 3 -Rote Liste 4 -9,1 Gesamt 44 Gesamt 44 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Doppelfüßer Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Roten Liste. Harz. Die Revision des von ECKERT gesammelten Materials erbrachte noch zwei Nachweise aus Höhlen bei Uftrungen (Südharz). Bei SCHUBART (1934) ist G. tetrasticha nicht von G. connexa C.L. KOCH, 1844 getrennt, so dass die von ihm genann- ten Funde nicht berücksichtigt werden können. Julus scanicus: J. scanicus wurde bisher aus- schließlich im Norden Deutschlands gefunden. Die Funde in Sachsen-Anhalt (Königerode/Harz und Bindfelde/Stendal) schließen an die in Branden- burg auf gleicher geographischer Breite gelege- nen an und bilden die südöstliche Verbreitungs- grenze. Mit häufigeren Nachweisen mindestens im Norden Sachsen-Anhalts kann gerechnet wer- den. Daher wird die Art in die Kat. D eingeordnet. Nopoiulus kochii: Diese für Sachsen-Anhalt schon von SCHUBART (1934) von mehreren Standorten gemeldete Art trat in den neueren Untersuchun- gen nur in einem Röhricht bei Bindfelde/Stendal auf. Da die Art im übrigen Deutschland weit ver- breitet ist, sie häufig in Massen meist in Holzstück- chen und unter Rinde vorkommt und daher mit Bodenfallen schlecht erfassbar ist, begründet sich ihre vermeintliche Seltenheit durch ungenügende Datenzahl. Polydesmus germanicus: P. germanicus ist besonders in der Rheinischen Tiefebene verbrei- tet. Der Fund eines einzigen Männchens auf ei- nem Trockenrasen im NSG “Tote Täler” bei Naum- burg stellt den östlichsten Nachweis dieser Art dar (VOIGTLÄNDER 2000). Die Art ist sehr wenig an der Bodenoberfläche aktiv, so dass sie mit Bodenfal- len nur schwer erfassbar ist. Polydesmus testaceus: Diese westeuropäische Art erreicht im Saale-Unstrut-Trias-Land ihre nord- östliche Verbreitungsgrenze. Mit Ausnahme eines Vorkommens in einem Auwald an der Saale bei Bad Kösen besiedelt sie hier vor allem Trocken- und Halbtrockenrasen auf Kalk (NSG Spielberger Höhe, Steigra, Platten bei Bad Kösen). Das ent- spricht ihrem bekannten Habitatverhalten. Da sie auch im angrenzenden Thüringen (Leutratal bei Jena) nachgewiesen ist (DUNGER & STEINMETZGER 1981), scheint eine Gefährdung der Art nicht zu bestehen. Sie wird daher zur Kategorie D gestellt. Danksagung Für die Überlassung umfangreichen Materials sowie Informationen zu den Untersuchungsflä- chen sei den Herren Dr. P. SCHNITTER und Dr. M. TROST (Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Anhalt), Dr. P. SACHER (Nationalparkverwaltung Hochharz), Dr. C. SCHÖNBORN (Blankenburg), R. ECKERT (Berlin) sowie Frau Dr. A. STUBBE (Mar- tin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) gedankt. Mein besonderer Dank gilt Frau M. WIESENHÜT- TER (Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz) für die Zusammenstellung des umfangreichen Datenmaterials. Art. (wiss.)Kat.Bem. Brachychaeteuma bradeae (BRÖLEMANN & BRADE-BIRKS, 1917) Cylindroiulus latestriatus (CURTIS, 1845) Glomeris tetrasticha BRANDT, 1833 Julus scanicus LOHMANDER, 1925 Nopoiulus kochii (GERVAIS, 1847) Polydesmus germanicus VERHOEFF, 1896 Polydesmus testaceus C. L. KOCH, 1847R R R D D R DH, sl A, l M, sl A v A, sl A, l Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.“)H- sl - l- v- LiteraturSCHUBART, O. (1963): Progoneata.- In BROHMER, P., EHRMANN, P. & G. ULMER (Hrsg.)(1963): Die Tierwelt Mitteleuropas. Bd. 2, Quelle & Meyer Leipzig, 1967: 1-30, Tafeln I-IV. SPELDA, J. (1998): Provisorische Rote Liste der in Baden- Württemberg gefährdeten Hundert- und Tausendfüßer (Myriapoda: Chilopoda, Diplopoda), Stand: August 1997.- In: KÖPPEL, C., RENNWALD, E. & N. HIRNEISEN (Hrsg.): Rote Listen auf CD-ROM. Vol. 1/1: Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Lichtenstein, Südtirol). Verlag für in- teraktive Medien, Gaggenau, 1999. STEINMETZGER, K. (verh. Voigtländer) (1982): Die Diplopoden des Waldgebietes Hakel im nordöstlichen Harzvorland der DDR.- Hercynia N. F. (Leipzig), 19(2): 197-205. VERHOEFF, K.W. (1916): Germanica zoogeographica. (Über Diplopoden, 90. Aufsatz) (Anhang: Diplopoden aus der Tatra).- Zool. Anz., 47(5): 114-123. V ERHOEFF , K.W. (1917): Zur Kenntnis der Zoogeographie Deutschlands zugleich über Diplopoden, namentlich Mit- teldeutschlands und für die biologische Beurteilung der A- M- Arealgrenze Mittelgebirgsart BROEN, B. V., MESSNER, B., MOHRIG, W. & M. 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WALLASCHEK (Hrsg.)(2003): Tieröko- logische Untersuchungen in gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt. I. Zwergstrauchheiden, Trocken- und Halbtrockenrasen.- Mitteilungen der Entomologenver- einigung Sachsen-Anhalts, Sonderheft (2003).

33_Laufkäfer

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Peer SCHNITTER und Martin TROST unter Mitarbeit von Ismail AL HUSSEIN, Wolfgang CIUPA, Erhard GRILL, Marita LÜBKE-AL HUSSEIN, Werner MALCHAU, Torsten PIETSCH, Gunter SCHMIEDTCHEN, Franz TIETZE und Andreas RÖßLER (2. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Die Laufkäfer sind eine Arthropodengruppe mit überwiegend epigäischer Lebensweise der Ima- gines und einem sehr weiten Habitatspektrum. Einige Vertreter leben jedoch vorwiegend bis aus- schließlich nichtepigäisch, wie z.B. grabend im Boden, in Tierbauten/Höhlen, arboricol auf Bäu- men und Sträuchern oder auch an Pflanzen der Krautschicht. Die meisten Arten graben sich zeitweise (Überwinterung, Trockenperioden etc.) in den Boden ein. Die Larven sind besonders an die endogäische Lebensweise angepasst. Bei ökologischen und naturschutzfachlichen Stu- dien werden Laufkäfer bevorzugt untersucht. Dies hat unter anderem folgende Gründe: - die Erfassung ist vergleichsweise effektiv mög- lich (Bodenfallen als Standardmethode, Hand- aufsammlungen), - die Artenzahl ist überschaubar - die Determi- nation ist noch vergleichsweise einfach, - Carabiden sind in den meisten Habitaten ver- treten und sind in vielen eines der dominanten epigäischen Taxa, - es liegen vergleichsweise umfangreiche Kennt- nisse zur Autökologie, Habitatbindung sowie zur Faunistik und Gefährdung (Rote Listen) vor. Datengrundlagen Die Familie der Laufkäfer (Coleoptera, Carabidae) ist in Deutschland mit 553 Arten vertreten (TRAUT- NER & MÜLLER-MOTZFELD 1995). Davon kommen in Sachsen-Anhalt nach derzeitigem Kenntnisstand 414 Arten vor (s.a. SCHNITTER & TROST 1999). Rote Listen liegen in einer 1. Fassung für Sachsen- Anhalt (SCHNITTER et al. 1993) und Deutschland (TRAUTNER et al. 1997) vor. Die hier vorgelegte 2. Fassung der Roten Liste resultiert aus einem erheblichen Erkenntniszu- wachs seit Beginn der 1990er Jahre, der sowohl aus intensiven regionalfaunistischen Aufsammlun- gen als auch aus umfangreichen Literatur- und Sammlungsauswertungen resultiert. Neben vielen Arbeiten mit Angaben zu einzelnen Arten wurden u.a. folgende zusammenfassende Veröffentlichungen und Werke berücksichtigt: ARNDT (1989), BORCHERT (1951), DIETZE (1936-57), CIUPA (1992, 1998), EGGERS (1901), FEIGE (1918), FEIGE & KÜHLHORN (1924), HORION (1941), KLAUS- NITZER (1983), PETRY (1914), RAPP (1933-35), TROST # (2004), TROST & SCHNITTER (1997), TROST et al. (1998) und WAHNSCHAFFE (1883). Die Arbeiten sind überwiegend in der Bibliographie von GRASER & SCHNITTER (1998) zusammengestellt. In den nachstehenden Privatsammlungen ist eine größere Zahl von Belegen für Sachsen-Anhalt vorhanden, die komplett (*) bzw. partiell (**) ge- prüft bzw. aus denen Daten übermittelt (#) wur- den: Coll. BÄSE (Wittenberg)*, Coll. CIUPA (Staß- furt)*, Coll. GRASER (Magdeburg)*, Coll. GRILL (Bernburg)**, Coll. GRUSCHWITZ (Staßfurt)#, Coll. KELLNER (Dessau)*, Coll. LANGE (Wewelsfleth)*, Coll. LÜBKE-AL HUSSEIN (Halle)#, Coll. MÜLLER-MOTZ- FELD (Greifswald)#, Coll. PIETSCH (Halle/Saale)*, Coll. SCHMIEDTCHEN (Weißandt-Gölzau)#, Coll. SCHNITTER (Halle/Saale)**, Coll. SCHORNACK (Wol- mirsleben)**, Coll. SPRICK (Langenhagen)#, Coll. STROBL (Stendal)*, Coll. TROST (Halle)* und Coll. WRASE (Berlin)**. Auch die Museumssammlungen werden weiter durchgesehen. Die Coll. KÖLLER sowie die Coll. GREBENSÈIKOV in den Entomologischen Sammlun- gen des Zoologischen Institutes der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg (ZIH; Dr. K. SCHNEI- DER) liegen als Datenbank vor. In der Coleopte- rensammlung des Zoologischen Forschungsins- titutes des Museums Berlin (ZMB; Dr. F. HIEKE, B. JAEGER) prüfte WRASE (Berlin) die Sammlung, glei- ches geschah für die Bestände in den Entomolo- gischen Sammlungen des Museums für Naturkun- de und Vorgeschichte Dessau (MNVD; T. KARISCH) durch GRILL, TROST und SCHNITTER. Im Deutschen Entomologischen Institut in Eberswalde (DEI, Dr. L. ZERCHE, L. BEHNE) recherchierte KIELHORN (Ber- lin) alle wichtigen Arten. Auch im Museum für Naturkunde Magdeburg (MNM; Dr. R. PELLMANN - Coll. BORCHERT) erfolgte durch CIUPA, GRASER und SCHNITTER die Durchsicht. Daneben wurden auch Daten aus dem Staatlichen Museum für Naturkun- de Dresden (SMTD, O. JÄGER), aus dem Museum für Naturkunde Erfurt (NME; M. HARTMANN) sowie aus dem Museum für Natur Gotha (MNG; R. BELL- STEDT) übermittelt. Es verbleibt von den namhaf- ten im Gebiet tätigen Entomologen nun noch die Coll. FEHSE (jetziger Standort Tharandt). Derzeit wird an der Komplettierung einer Daten- bank für die Erfassung aller Laufkäferfunde für Sachsen-Anhalt gearbeitet, die ausschließlich geprüfte Funde enthält. Hier gehen auch sukzes- sive Angaben aus der sogenannten „grauen“ Li- teratur, d.h. aus Planungsunterlagen, nach sorg- fältiger Plausibilitätskontrolle ein. Basis dieser Datenbank sind die im Rahmen der Arten- und Biotopschutzprogramme „Landschaftsraum Harz“ (TROST & SCHNITTER 1997), „Halle“ (TROST et al. 1998) und „Landschaftsraum Elbe“ (SCHNITTER & TROST 2001) erstellten Fundlisten; momentan umfasst sie ca. 140.000 Datensätze. in Sachsen-Anhalt stark bezweifelt werden muss. Andere bislang kritisch betrachtete Spezies konn- ten in der Coll. BORCHERT (MNM) aufgefunden bzw. an den historischen Fundorten belegt werden. Bezüglich der Einschätzung der Gefährdungsur- sachen haben sich keine generellen Änderungen ergeben. Noch immer ist eine gute Orientierung am Entwurf von MÜLLER-MOTZFELD (1987) möglich, die in der 1. Fassung der Roten Liste gegebenen Erläuterungen treffen weiterhin zu. Systematik und Nomenklatur orientieren sich aus Gründen der Kontinuität an den in der Checkliste von 1994 gegebenen Hinweisen. Auch die Arbei- ten von AUKEMA (1990a/b), FREUDE, HARDE, LOHSE (1976), LUCHT (1987), MÜLLER -M OTZFELD et al. (1989), SCIAKY (1991a/b) und SCHMIDT (1994) sind berücksichtigt. Für eine bessere Lesbarkeit neu- erer Publikationen bzw. zur Anpassung an die in jüngster Zeit wiederholt überarbeitete Nomenkla- tur sind Angaben u.a. aus KRYZHANOVSKIJ et al. (1995), TRAUTNER & MÜLLER-MOTZFELD (1995) und TRAUTNER et al. (1997) eingearbeitet. Die aktuelle Nomenklatur wird im komplett überarbeiteten Band 2 des FREUDE, HARDE, LOHSE zugänglich sein. Danach sind allgemeine Gefährdungsursachen wie - Bebauung und Zersiedlung, - industrielle Nutzung (Abbau, Bergbau), - Nährstoffeinträge, Eutrophierung, - Biozideinsatz (Insektizide, Herbizide, Fungizide), die zur Biotopzerstörung führen und die Verar- mung und Uniformierung der Landschaft in floris- tischer und faunistischer Hinsicht bewirken sowie weitere spezielle Gefährdungsursachen zu unter- scheiden. Aus einem erhöhten Problembewusst- sein der Öffentlichkeit resultierten neue Strategi- en, z.B. der Forstwirtschaft - Stichwort: naturna- he Waldwirtschaft. Die Ziel- und Wirkrichtungen einiger Gefährdungsfaktoren stellen sich heute leicht verändert dar. Deshalb können die speziel- len Gefährdungsursachen jetzt genauer gefasst, einige der bisher genannten bewusst ausgeklam- mert werden. Bemerkungen zu ausgewählten Arten; Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Nach intensiven Recherchen konnten im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen (SCHNITTER et al. 1994, SCHNITTER & TROST 1999) folgende Arten von der Landesliste gestrichen werden: Agonum mon- achum (DUFTSCHMID, 1812) (s.a. HENNIG 2000), Bembidion foraminosum STURM, 1825, Carabus linnei PANZER, 1810 und Bembidion monticola STURM, 1825. Zu letztgenannter Art liegt MÜLLER- MOTZFELD (1996, briefl. Mitt.) in seiner Bembidion- Spezialsammlung 1 Exemplar mit Fundort Köthen (leg. F. BAUMGARTEN) vor - MÜLLER-MOTZFELD selbst bezweifelt jedoch die Bezettelung. Im Harz wur- den an geeigneten Lokalitäten keine neuen Fun- de getätigt. Einige Sammler dieser Periode ha- ben die Tiere auf irreführende Weise ausschließ- lich mit ihrem Namen und ihrem eigenen Wohn- ort etikettiert, was mitunter fälschlich als Fundort interpretiert wurde. BORCHERT (1951) meldete wei- tere Arten, die keine Aufnahme in die Checkliste bzw. in die hier vorliegende Rote Liste fanden (z.B. Agonum dahli, Bembidion conforme, B. ruficorne, Harpalus attenuatus, Ophonus parallelus, Poeci- lus koyi, Trechus amplicollis), da ihr Vorkommen Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Allgemein hält der Trend zum „Verbrauch“ von Flächen, d.h. zur Zerstörung naturnaher gewach- sener Lebensräume im Zuge menschlicher Nut- zung, insbesondere Überbauung, an. In der Flä- che haben jedoch die Land- und Forstwirtschaft sowie ganz allgemein die Gewässerbewirtschaf- tung die weitreichendsten und gravierendsten Auswirkungen auf die Laufkäfer und ihre Lebens- räume. Hier ist demzufolge auch im Sinne des Artenschutzes vorrangig anzusetzen. Eine regio- nale Besonderheit stellen die ausgedehnten Berg- baulandschaften dar. Landwirtschaft: Die Auflassung von Extensivnut- zungen in der Landwirtschaft, insbesondere Be- weidung und Mahd, führt seit dem 20. Jh. ver- stärkt zur Degradierung nutzungsabhängiger Ve- getationstypen. Xerothermrasen unterschiedlichs- ter Ausprägung unterliegen großräumig einer Ten- denz zur Vegetationsverdichtung, Verbuschung und Wiederbewaldung. Trockene Calluna-Heiden, bis zum Anfang des 20. Jh. gebietsweise land- Gefährdungskategorie 0 R 1 2 34 51 43 413 28Rote Liste 197 8,26,847,6 12,310,49,9 Kategorien G D - -V 2Sonstige Gesamt 2 -0,5 - - Gesamt 414 Gesamt 414 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Laufkäfer Sach- sen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstu- fung in die sonstigen Kategori- en der Roten Liste. #! schaftsprägend, wurden vielfach nur durch militä- rische Nutzung auf Truppenübungsplätzen erhal- ten. Seit dem Abzug der ehemaligen sowjetischen Streitkräfte überaltern die Calluna-Bestände auf großen ehemaligen Truppenübungsplätzen und bewalden sich zunehmend. Infolge der standort- klimatischen Veränderungen im Zuge der Sukzes- sionen von Xerothermrasen und Heiden ver- schlechtern sich die Existenzbedingungen zahl- reicher xerothermophiler Arten erheblich (TROST in LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT 2002). Die negativen Effekte der Nutzungsauflassung bzw. ungenügenden Mahd/Beweidung treten in Kombination mit Nährstoffeinträgen verstärkt auf. Diese Einträge stammen neben diffusen Quellen vorzugsweise aus der Landwirtschaft (Düngung, Gülleverbringung). Auch die Vegetation von Binnenlandsalzstellen ist überwiegend auf extensive Nutzung, meist Mahd und/oder Beweidung, angewiesen - lediglich Teil- bereiche im Einflussbereich stark salzhaltiger Quel- len sind primär nutzungsunabhängig. Die Nutzung bewirkt neben offenen Vegetationsstrukturen auch eine Erhöhung des Bodensalzgehaltes durch Ver- dunstung. Die Auflassung der Nutzung führt auch hier zu Vegetationsverdichtung, zur Invasion von Schilfröhrichten und Abnahme der Salzkonzentra- tionen. Die Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzungen stellt die Kehrseite der Nutzungsauflassung dar. Sie ist u.a. verbunden mit hohen Nährstoffeinträ- gen, hohem Pestizideinsatz, intensiver Bodenbe- arbeitung von Ackerflächen und schnellen Frucht- folgen. Zahlreiche ehemals extensiv genutzte Standorte wurden im Zuge des 20. Jh. in Inten- sivnutzungen überführt. Standortmelioration mit dem Ziel der Entwässerung führte großflächig zur Zerstörung von Feuchtgebieten. Angrenzende Saumstrukturen wurden vielfach vernichtet oder werden beeinträchtigt. Von diesen Bedingungen können nur wenige Arten profitieren. Selbst durch (extensive) ackerbauliche Methoden geförderte Arten gehen in Intensiväckern stark zurück (z.B. Calosoma auropunctatum, Poecilus punctulatus - TROST 2004) oder werden an Ackerrandstruktu- ren gedrängt, sofern letztere noch vorhanden sind. Die Bestrebungen zur Einführung genetisch ver- änderter, z.B. herbizidresistenter, Nutzpflanzen lassen eine weitere Intensivierung auf den betrof- fenen Anbauflächen erwarten. Andererseits füh- ren zur Agrarmarktentlastung aufgelegte Flächen- stilllegungsprogramme teilweise zu einem höhe- ren Flächenanteil von Brachen. Die Ausweisung von Schutzgebieten (NSG, NATURA-2000-Gebie- te) oder Überschwemmungsgebieten in den Fluss- auen schafft einige Voraussetzungen für Extensi- vierungen. Forstwirtschaft: Viele Carabidenarten der Wäl- der sind an langfristig stabile Habitate angepasst, #" die sich idealerweise in historisch alten Wäldern mit natürlicher Baumartenzusammensetzung und Altersstruktur finden. Die auf wirtschaftliche Ver- wertung orientierte Waldnutzung ist dem vielfach entgegengerichtet. Insbesondere gilt dies für Kahl- schlagnutzungen, die auf den betroffenen Flächen quasi zu einer Totalvernichtung des Habitats füh- ren und sich erst langfristig regenerieren können. Bestimmte charakteristische Strukturen, wie z.B. Mullauflagen und Totholz etc., sind für einige Ar- ten lebensnotwendig. Gehölzmonokulturen, insbe- sondere mit standortuntypischer Baumartenzu- sammensetzung (Pappeln, Robinien, Nadelgehöl- ze außer auf nährstoffarmen Sonderstandorten und im Hochharz etc.) sind für viele stenotope Waldarten nicht oder nur suboptimal geeignet. Die naturnahe Waldbewirtschaftung ist somit ein Erfordernis aus Artenschutzsicht. Ein forstlicher Bestandsumbau sollte vorzugsweise in naturfer- nen Beständen stattfinden und auf eine standort- gerechte Artenzusammensetzung, differenzierte Altersstrukturen einschließlich Totholzanteil abzie- len. Die Anwendung von Pestiziden dürfte ein Faktor für den Rückgang von Calosoma syco- phanta sein und ist auf ein vertretbares Minimum zu beschränken. Im Übergangsbereich von mesophilen zu sehr tro- ckenen Standorten einerseits und nassen Stand- orten andererseits finden Übergänge zu xerother- mophilen bzw. hygrophilen Carabidengemein- schaften statt. Diese sind z.T. an spezielle, aber für die jeweiligen abiotischen Faktorenkomplexe charakteristische Kleinhabitate gebunden, z.B. felsige Offenbereiche oder Säume in Trockenwäl- dern (TROST 2001), feuchte Schlenken und Klein- gewässer in Bruch- und Auenwäldern. Solche Strukturen müssen als Lebensraumelemente er- halten bleiben, auch wenn sie wirtschaftlich we- nig ergiebig sind. Gerade am Beispiel der Trocken- wälder auf Felsstandorten wird deutlich, dass historische, extensive Waldnutzung (Niederwäl- der) naturschutzfachlich besonders wertvolle Ge- meinschaften erhalten kann. Diese Nutzungsfor- men existieren kaum noch. Wasserwirtschaft: Gewässer und ihre Auen be- herbergen einen hohen Anteil der gefährdeten Laufkäferarten. Hier wirken eine Vielzahl diverser Komponenten. Zunächst ist der Wegfall bzw. die Reduktion der periodischen Überflutung sowie die Nivellierung von Wasserständen, z.B. durch Quer- verbau in den Auen der großen Flüsse, anzufüh- ren. Fast alle Arten in der Aue zeigen Anpassungs- mechanismen an das Überschwemmungsregime der Flüsse. Neben der hohen Migrationsfähigkeit - macroptere Arten (z.B. Bembidion spp.) weichen der Überschwemmung aus - tritt die Fähigkeit auf, längere Zeiträume unter Wasser zu tolerieren und auf noch nasse, überschlammte Flächen im An- schluss an die Überschwemmung sofort einzuflie- gen (ZULKA 1994). Arten wie Agonum dolens, A.

19_Hundertfuesser

Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Hundertfüßer (Chilopoda) Sachsen-Anhalts Bearbeitet von Karin VOIGTLÄNDER (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Selbst nachdem Rote Listen nicht nur für allge- mein bekannte Tiere wie Säuger, Vögel oder Fi- sche, sondern auch für Schmetterlinge, bestimm- te Käfer, sogar Heuschrecken oder Libellen aner- kannt werden, bleiben direkt auf dem Boden oder sogar im Boden lebende Tiergruppen unberück- sichtigt - zu Unrecht, denn damit wird einer der drei bestimmenden Lebensräume von der Beur- teilung eines Biotops ausgeschlossen: der Boden. Nachdem in Deutschland der Schutz des Bodens als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflan- zen durch das Bodenschutzgesetz ausdrücklich gesichert ist, und die Erhaltung der Vielfalt und Funktion der Boden-Lebensgemeinschaft gefor- dert wird, besteht umso mehr Grund und Notwen- digkeit, die hierfür nötige Kenntnis in einem „Nach- holprogramm“ beschleunigt zu erarbeiten. Es ist dringend geboten, bodenbewohnende Tiergruppen durch Experten naturschutzfachlich bearbeiten zu lassen und die Entwicklung von Roten Listen auch für Bodentiergruppen voranzutreiben. Erste Vor- schläge wurden für Isopoda von GRÜNEWALD (1990) für Bayern und v. KNORRE (2001) für Thüringen so- wie für Diplopoda und Chilopoda von SPELDA (1998) für Baden-Württemberg unterbreitet. Das 1994 durch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt begonnene landesweite Erfas- sungsprogramm der Tierwelt gefährdeter Biotop- typen integrierte auch die indikatorisch wichtigen Bodentiergruppen der Diplopoda und Chilopoda. Auf der Basis dieser Studien und der Auswertung weiteren Materials eröffnet sich erstmals die Mög- lichkeit der Erstellung Roter Listen für diese bisher vernachlässigten Gruppen. Da die myriapodologische Erforschung Sachsen- Anhalts erst an ihrem Anfang steht, ist die Daten- basis im Gegensatz zu derjenigen traditioneller Gruppen der Roten Listen noch relativ gering, so dass die Zusammenstellung nur als ein erster Versuch der Bewertung von Gefährdungsgraden der Arten angesehen werden kann. Da ältere Daten fehlen, sind keine Aussagen über Bestands- rückgänge bzw. -wachstum sowie Arealverluste bzw. -erweiterungen möglich. Alle bisherigen Aufsammlungen erfolgten mittels Bodenfallen. Aus dieser methodischen Beschrän- kung resultiert ein erheblicher Nachteil - eueda- phisch lebende oder wenig laufaktive Arten wer- den gar nicht oder nur unvollkommen erfasst. Dies betrifft innerhalb der Chilopoda besonders die Geophilomorpha, was bei der Einschätzung des Gefährdungsgrades der Arten zu berücksich- tigen ist. Unter den Chilopoden existieren verschiedene Lebensformtypen: Zum einen sind dies die zum Lauftyp gehörenden Steinläuferartigen (Lithobio- morpha) und die zum Bohrtyp zu zählenden Erd- läuferartigen (Geophilomorpha). Die Erdläufer sind mit ihrer fadenförmigen Gestalt und weiteren mor- phologischen sowie physiologischen Eigenschaf- ten besonders an das Leben in tieferen Boden- schichten und engen Bodenspalten angepasst, wohingegen die Steinläufer vorrangig die Streu- schicht und oberen Bodenhorizonte besiedeln. Die Skolopenderartigen (Scolopendromorpha) neh- men eine Zwischenstellung ein. Diese unter- schiedlichen Lebensweisen zeigen sich deutlich in den Fangzahlen aus Bodenfallen, in denen die epigäischen, laufaktiven Lithobiomorpha klar über- wiegen (Lithobiomorpha > Geophilomorpha > Scolopendromorpha). Ein weiterer Lebensform- typ, vertreten durch die Spinnenassel (Scutigera coleoptrata; Scutigeromorpha) mit mediterraner Verbreitung, konnte in Sachsen-Anhalt nicht einmal eingeschleppt (z.B. Gewächshäuser) nach- gewiesen werden. Datengrundlagen Das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts gehört zu den in der Vergangenheit der deutschen Myri- apodologie ökofaunistisch am schlechtesten un- tersuchten Landesteilen. Historische Angaben fehlen fast völlig, die wenigen Einzelangaben be- ziehen sich nur auf Funde aus Höhlen des Har- zes und des Kyffhäusers (S CHUBART 1964). Inzwischen hat die Autorin gezielt Material aus Sachsen-Anhalt zusammengetragen, determiniert und ökofaunistisch-faunistisch ausgewertet. Es umfasst ca. 5.000 Individuen und befindet sich komplett in den Sammlungen des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz. Die umfang- reichsten Aufsammlungen entstammen dem bereits erwähnten Projekt des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt: „Tierökologische Untersuchungen in gefährdeten Biotoptypen des Landes Sachsen-Anhalt. I. Zwergstrauchheiden, Trocken- und Halbtrockenrasen. II. Feuchtbioto- pe“. Sechs weitere langjährige Projekte sowie eine Vielzahl von Einzelaufsammlungen kamen hinzu. Es konnten mehr als 200 fundortspezifische Ar- tenlisten aus 21 der 46 regionalen Landschafts- einheiten Sachsen-Anhalts ausgewertet werden. Insgesamt wurden bisher 26 Chilopoden-Arten für das Land nachgewiesen. Das sind etwa 2/3 der im Gebiet zu erwartenden Arten. Folgende Publi- kationen sind bisher erschienen: ECKERT & BECKER 1996; VOIGTLÄNDER 1983, 1995, 1996, 1999, 2003, in präp. %# Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) 0 - - Gefährdungskategorie R 1 2 6 - - 23,1 - Kategorien G D V - 2 - - 7,7 - - 3 -Rote Liste 6 -23,1 Kat. Gesamt 2 Gesamt 26 Gesamt 26 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Hundertfüßer Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstufung in die sonstigen Kategorien der Roten Liste. 7,7 Bemerkungen zu ausgewählten Arten In der Kat. R - „Extrem seltene Arten mit geogra- phische Restriktion“ werden Arten zusammenge- fasst, die nur auf wenige, aber stabile Populatio- nen in Sachsen-Anhalt beschränkt sind. Für die Einstufung der Chilopoden wurden maximal 4 räumlich getrennte Vorkommen zugrunde gelegt.Landesteile Dübener Heide, Zerbster Ackerland, Ilm-Saale-Muschelkalkplatten sowie des Mittel- und Unterharzes. Die Art bevorzugt im Gebiet tro- ckene bis sehr trockene Standorte (Kiefernforste, Sand- und Halbtrockenrasen). Nach der Gesamt- verbreitung der Art in Deutschland ist sie in Sach- sen-Anhalt als nicht gefährdet einzustufen. Im geprüften Material ähnlich selten wie die nach- folgend unter R eingestuften Arten sind auch Lit- hobius curtipes und L. muticus. Unter Berücksich- tigung ihrer Verbreitung und Autökologie im ge- samten Bundesgebiet muss davon ausgegangen werden, dass sie in Sachsen-Anhalt weiter ver- breitet sind und nicht als gefährdet gelten sollten. Sie erhalten die Kategorie D - „Daten defizitär“.Lithobius nodulipes: In ihrem Gesamtverbreitungs- gebiet zeigt diese Spezies submontane bis mon- tane Tendenzen. Auch in Sachsen-Anhalt besie- delt die Art ausschließlich Flächen der Mittelge- birge (Harz, Kyffhäuser). Diese Gebiete bilden eine nordöstliche Exklave der Art. Hier ist sie re- gelmäßig und relativ häufig in verschiedenen Ha- bitaten zu finden. Durch die Beschränkung der Sammlungsmetho- dik auf Bodenfallen betrifft dies in weit stärkerem Maße fast alle bisher in Sachsen-Anhalt nachge- wiesenen Geophilomorpha (Geophilus electricus, G. insculptus, Necrophloeophagus flavus, Striga- mia acuminata, S. crassipes) und den Vertreter der Scolopendromorpha Cryptops hortensis. Alle diese Arten sind in Deutschland weit verbreitet und z.T. recht häufig. Trotz defizitärer Datenbasis sei- en sie hier zwar erwähnt, sollten jedoch nicht in die Kategorie D eingeordnet werden.Lithobius pelidnus: Die Art ist sehr selten und nach bisheriger Kenntnis in Deutschland nur sehr lokal nachgewiesen. Sie präferiert in ihrem Gesamtver- breitungsgebiet (Nordwest- und Mitteleuropa, Rumänien, Slowenien, Russland, Kaukasus) kühl- feuchte Habitate. Die bisherigen vereinzelten Nachweise in Sachsen-Anhalt beschränken sich ausschließlich auf Wälder und Moore des Hoch- harzes und einen Erlenbruch im Jederitzer Holz im Rhin-Havel-Luch. Lithobiomorpha Lithobius austriacus: In Sachsen-Anhalt erreicht die Art ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Sie wurde lokal sehr begrenzt nachgewiesen, verhält- nismäßig häufig in Kiefernforsten der Dübener Heide. Vereinzelte Exemplare stammen aus ei- nem Erlenbruch der Altmarkplatten und einem Sandtrockenrasen im Zerbster Ackerland. Nach dem bisherigen Kenntnisstand der Verbreitung der Art in Osteuropa bzw. Deutschland (VOIGTLÄNDER 1994) scheint sie in der Wahl ihrer Habitate sehr variabel zu sein, so dass durchaus mit weiteren Nachweisen gerechnet werden kann (VOIGTLÄNDER 1994). Lithobius curtipes: Die Art konnte im Rhin-Havel- Luch, im Elbtal, den Altmarkplatten und im Hoch- harz nachgewiesen werden. Vermutlich ist sie über das gesamte Gebiet Sachsen-Anhalts verbreitet, aber vorwiegend auf feuchte bzw. nasse Stand- orte beschränkt. Eine Gefährdung scheint nicht gegeben. Lithobius muticus C.L. KOCH, 1847: Die Funde beschränken sich auf vereinzelte Flächen der %$ Lithobius tenebrosus ssp. tenebrosus: In Deutsch- land verhältnismäßig selten wird diese Art meist nur in einzelnen Exemplaren angetroffen. Sie zeigt deutlich montanen Charakter. Diese Einschätzung trifft auch für Sachsen-Anhalt zu, wo nur ein Nach- weis aus einem Bergfichtenwald des Hochharzes vorliegt. Geophilomorpha Pachymerium ferrugineum: Bislang konnte nur im NSG „Burger Holz“ (Dessauer Elbtal) in einem Erlenbruch ein Nachweis getätigt werden. Die Art ist in Deutschland zerstreut verbreitet. Bevorzugt kommt sie in Mooren und Uferbereichen, aber im Gegensatz dazu auch in Trockenhabitaten vor. Es ist zu erwarten, dass mit geeigneter Sammeltech- nik weitere Funde in Sachsen-Anhalt erbracht werden könnten. Scolopendromorpha Cryptops parisi: Im Gegensatz zu anderen Bun- desländern Deutschlands kommt die Art in Sach- sen-Anhalt sehr lokal und ausschließlich auf Tro- ckenrasen vor. Bei Verlust dieser Habitate scheint die Art im Gebiet gefährdet zu sein, wobei Nach- weislücken infolge geringer Bearbeitungsintensi- tät jedoch nicht auszuschließen sind. Danksagung Für die Überlassung umfangreichen Materials sowie Informationen zu den Untersuchungsflä- chen sei den Herren Dr. P. SCHNITTER und Dr. M. TROST (Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Anhalt), Dr. P. SACHER (Nationalparkverwaltung Hochharz), Dr. C. SCHÖNBORN (Blankenburg), R. ECKERT (Berlin) sowie Frau Dr. A. STUBBE (Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg) gedankt. Art (wiss.)Kat.Bem. Lithobiomorpha Lithobius austriacus VERHOEFF, 1937 Lithobius curtipes C.L. KOCH, 1847 Lithobius muticus C.L. KOCH, 1847 Lithobius nodulipes LATZEL, 1880 Lithobius pelidnus HAASE, 1880 Lithobius tenebrosus ssp. tenebrosus MEINERT, 1872R D D R R Rsl, A v v M, l, A sl M, sl Geophilomorpha Pachymerium ferrugineum (C.L. KOCH, 1835)Rsl Scolopendromorpha Cryptops parisi BRÖLEMANN, 1920Rsl Abkürzungen und Erläuterungen, letzter Nachweis/ Quelle (Spalte „Bem.“)sl - l- v- Literaturhoeff, 1937 (Chilopoda, Lithobiidae) in Germany.- Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz, 68(1): 23-37. VOIGTLÄNDER, K. (1995): Diplopoden und Chilopoden in immis- sionsgeschädigten Kiefernforsten im Raum Bitterfeld.- Hercynia N. F. (Halle), 29: 269-289. VOIGTLÄNDER, K. 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Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Halle, Sonderheft 2/2010: 281–314 4.4.6 Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758 – Heldbock Volker NEUMANN und Werner MALCHAU Coleoptera: Bockkäfer (Cerambycidae) Kurzcharakteristik der Art Kurzbeschreibung: Der Heldbock (Cerambyx cerdo) ist einer der imposantesten Bockkäfer Eu- ropas. Er fällt durch seine Größe und seine kör- perlangen (Weibchen) oder sogar deutlich über- körperlangen Fühler (Männchen) auf. Die an Kopf, Halsschild und in der vorderen Hälf- te der Flügeldecken dunkelbraun bis fast schwar- zen Tiere glänzen. Zum Ende geht die Färbung der am Nahtwinkel mit einem kleinen Zähnchen versehenen Flügeldecken jedoch ins Rotbraune über. Der Halsschild ist stark gerunzelt und trägt seitlich spitze Dornfortsätze. Verwechslungsmög- lichkeiten gibt es hier nur mit dem sehr ähnlichen und zur gleichen Gattung gehörenden tagaktiven Buchenbock (Cerambyx scopolii), der im Normal- fall deutlich kleiner bleibt (bis 28 mm) und vor al- lem durch die auch am Ende schwarz gefärbten Flügeldecken leicht vom Heldbock unterschieden werden kann. Die anderen dem Heldbock ähnli- chen Arten der Gattung Cerambyx kommen in Deutschland nicht vor. Dass die Größe nur bedingt als Unterscheidungs- merkmal herangezogen werden kann, begründet sich im Auftreten von fortpflanzungsfähigen Kümmerformen (NEUMANN 1985) bei C. cerdo. Wahrscheinlich durch verschiedene Ernährungs- bedingungen hervorgerufen, lässt sich bei Männ- chen eine Längenvariation von 29 bis 55 mm und bei den Weibchen zwischen 31 und 56 mm – ge- messen vom Kopf bis zu den Flügeldeckenspit- zen – registrieren. Lebensraum und Biologie: In Deutschland ent- wickelt sich der Heldbock ausschließlich im Holz lebender Eichen (Quercus spec.), wobei die Stiel- Eiche (Quercus robur) deutlich bevorzugt wird. Aber auch von Trauben-Eichen (Quercus petra- ea) (NESSING 1988, KALZ & ARNOLD 1990, EHRLER & ARNOLD 1992, MEITZNER et al. 1999), Rot-Eichen Abb. 4.4-91: Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758 – Held- bock; Imago und Larve (Fotos: F. KÖHLER). (Quercus rubra) (VOLK 2004) und Scharlach-Ei- chen (Quercus coccinea) (NEUMANN & SCHMIDT 2001) als Entwicklungsbaum wird berichtet. Ein- zelne oder in lockerem Verband stehende Altei- chen mit hoher Besonnung stellen eine lebens- notwendige Voraussetzung der Ontogenese dar. Dichter Unterwuchs steht einer Besiedlung entgegen. Die Entwicklungsbäume sollten einen Stammumfang von 100 bis 400 cm (Tab. 4.4-15) aufweisen. In abgestorbenen Bäumen bzw. Stümpfen können die Larven ihre wohl auch temperaturabhängige drei- bis fünfjährige Entwicklung nicht vollenden. Hier dürften nur noch Tiere, die das letzte Lar- 281 Tab. 4.4-15: Häufigkeitsverteilung von Eichen mit Besiedlung von Cerambyx cerdo (Stammumfang in 1m Höhe gemessen, n = 175) nach NEUMANN (1985) Umfang 100 cm 200 cm 300 cm 400 cm 500 cm 600 cm! 600 cm N (Anzahl)139495123111 venstadium bereits erreicht haben, zur Verpup- pung schreiten. Ausführliche Angaben zur Biolo- gie des vorwiegend dämmerungs- bzw. nachtak- tiven Heldbockes finden sich u. a. bei RUDNEW (1936), WECKWERTH (1954), DÖHRING (1955), PALM (1959), T EMBROCK (1960) und N EUMANN (1985, 1997). Locker strukturierte Alteichenbestände (ehemali- ge Hutewälder, Randbäume, Parkanlagen, Alle- en, Straßenbäume) mit kränkelnden, vorgeschä- digten, sonnenexponierten Bäumen entsprechen- der Stärke bilden den bevorzugten Lebensraum der Art. Oft erfüllen auch Einzelbäume die Ent- wicklungsanforderungen von C. cerdo (KLAUSNIT- ZER et al. 2003). Zur Autökologie der Art besteht Forschungsbedarf. Verbreitung: Der Heldbock, nach PALM (1959) und FRANZ (1974) ein Urwaldrelikt mit Arealregressi- on, gilt als ein Tier der Alten Welt. Er ist in Euro- pa, im Kaukasus, in Kleinasien und Nordafrika beheimatet (HORION 1974). In Deutschland kommt die westeuropäische Unterart Cerambyx cerdo cerdo vor. Aus vielen ehemals besiedelten Gebie- ten Mitteleuropas ist der Heldbock bereits ver- schwunden bzw. zeigt rückläufige Bestandsent- wicklungen. Nachweise der Art sind aus allen größeren Regi- onen Deutschlands bekannt, liegen aber zum Teil über hundert Jahre (Westfalen) oder mehr als 50 Jahre (Württemberg, Nordrhein, Thüringen) zu- rück (KÖHLER & KLAUSNITZER 1998). Aktuell fehlen Vorkommen in den Bundesländern Bremen, Ham- burg, Saarland und Thüringen (KLAUSNITZER et al. 2003). Aufgrund der wohl höchsten Bestandsdich- te trägt Sachsen-Anhalt für den Erhalt der Art eine besondere Verantwortung (EVSA 2000, NEUMANN 2001, KLAUSNITZER et al. 2003). Bezüglich des Gefährdungs- und Schutzstatus wird auf Tab. 1-1 verwiesen. Kenntnisstand und Vorkommen in Sachsen-Anhalt Bereits SCHREIBER (1887) erwähnt den Heldbock für die Mosigkauer Heide. Hier bezeichnet NEBEL (1894) ihn als häufig, verweist aber auf in starker Abnahme befindliche Vorkommen um Dessau. Ältere und neuere Nachweise für die Umgebung Magdeburgs sowie für den Elbebereich nennen u. a. WAHNSCHAFFE (1883), FEUERSTACKE (1913), FISCHER (1942, 1961), MALCHAU (1992), ZUPPKE (1993) und GRASER (1995). Erste Erfassungen der Verbreitung der Art für das Gebiet Sachsen-An- 282 halts sowie der ehemaligen DDR führten NEUMANN & KÜHNEL (1980) und NEUMANN (1985) durch. Konnten zunächst im Bundesland Sachsen-Anhalt 167 Funddaten ermittelt werden (EVSA 2000), so ergaben weitere Recherchen 177 Meldungen der Art, von denen 148 aus der Zeit nach 1960 stam- men (NEUMANN 2001). Dabei kristallisierte sich das Elbe-Mulde-Tiefland mit 68,9 % der zusammenge- tragenen Daten als Hauptverbreitungsgebiet heraus. Nur spärlich gingen dagegen Hinweise zu C. cerdo aus den Naturräumen D19 (Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland), D20 (Östliches Harzvorland und Börden), D31 (Weser-Aller-Flach- land) und D33 (Nördliches Harzvorland) ein. Die nördlichsten Vorkommen des Heldbockes in Sachsen-Anhalt liegen in und bei Havelberg. Der südlichste Nachweis im Zeitzer Forst scheint nach KUNZE et al. (1999) erloschen zu sein. Östlich gibt es Nachweise aus Coswig (ÖKOPLAN 1996C), Wörlitz, Oranienbaum und der Umgebung dieser Ortschaften (NEUMANN 2001). Basis für die Gebietsauswahl bildeten die FFH- Gebiete, denen Vorkommen des Heldbockes zu- geordnet werden konnten. Aus FFH-Gebieten gin- gen 69 Meldungen ein (NEUMANN 2001). Durch er- gänzende Dateneingänge und Veränderungen der Schutzgebietskulisse (Grenzerweiterungen und Neuausweisungen) wurden bis zum 01.01.2005 insgesamt 129 Nachweismeldungen aus 22 FFH- Gebieten registriert, die den Rahmen für die durch- zuführenden Erfassungs- und Bewertungsarbei- ten bildeten. In der Tabelle 4.4-16 wird die Aus- gangsdatenlage zusammenfassend dargestellt. Erfassungsmethodik Die Arbeiten zur Erfassung und Bewertung der Vorkommen erfolgten nach den Vorgaben von SCHNITTER et al. (2006). Im Juni 2005 begannen die Untersuchungen, sie endeten im September 2006. Es erfolgte eine quantitative Erfassung der Schlupflöcher bzw. Fraßgänge von September bis April. In der Hauptflugzeit wurden Chitinreste to- ter Käfer ebenso wie lebende Imagines registriert. Die Vitalität der Brutbäume lässt sich am besten während der Vegetationsperiode feststellen. Anhand der festgelegten Standards wurden die Grundlagendaten getrennt nach registrierten Sied- lungshabitaten (oder eigenständig festgelegten Referenzflächen) einer Bewertung unterzogen. Blieben aktuelle Nachweise aus, erfolgte keine Einschätzung des Erhaltungszustandes. Die aus Einzelhabitaten resultierende Gesamtbewertung Tab. 4.4-16: Ausgangsdatenlage zum Vorkommen des Heldbockes (C. cerdo) in sachsen-anhaltischen FFH-Gebieten FFH-Gebiet Anzahl Datensätze in der Datenbank LAU (Stand 2005) Zeitraum der Nachweise FFH 00094FFH 00111 (abgestorbene Eiche) 1997–1999 FFH 001321997–1998 FFH 002712000 FFH 002811950 (bis 1953, ungenau) FFH 00291im SDB geführt, keine datierte Meldung F35/S2621998 FFH 0050121889–1995 FFH 0054151907–1995 FFH 005921999–2000 FFH 006011997 FFH 006212000 FFH 0067221955–2000 FFH 012521974 und 1986 2000 FFH 012611977 FFH 0129301894–2000 FFH 01301im SDB geführt, keine datierte Meldung FFH 013332000 F156/S3131983–1998 FFH 0163391905–1999 FFH 023531957–1998 FFH 02801im SDB geführt, keine datierte Meldung des FFH-Gebietes wurde jeweils nach dem am höchsten bewerteten Habitat vorgenommen. Situation in den bearbeiteten FFH-Gebieten FFH-Gebiet 0009 – „Elbaue Werben und Alte Elbe Kannenberg“ Vorkenntnisse: Neben Beobachtungen am 16.07.1997 am Mühlenholz (NEUMANN und KU- BELKA) wurde der Heldbock 1999 im Umfeld von Havelberg durch KUBELKA am Möwenwerder, auf der Fasaneninsel sowie wiederholt am Mühlen- holz nachgewiesen. Aktuelle Vorkommen: Im FFH-Gebiet sind zahl- reiche potenzielle Brutbäume vorhanden. Käfer und Käferreste sowie besiedelte Bäume konnten in mehreren Habitaten nachgewiesen werden. Nordwestlich vom Mühlenholz (zwischen Havel- berg und Elbe) befindet sich am Elbdeich eine Eiche mit aktueller (16 frische Schlupflöcher) so- wie früherer Besiedlung. Der Nachbarbaum wies nur alte Schlupflöcher auf. Des Weiteren befindet sich rund um die Gaststät- te Mühlenholz im Bereich des Sportplatzes und der Freilichtbühne ein Gebiet, in welchem mehre- re Eichen aktuelle und frühere Besiedlung aufwei- sen. Neben zwölf Eichen mit alten Fraßgängen sind zwei Altbäume aktuell besiedelt. Insbe- sondere der Baum mit der Nummer 211 könnte das Zentrum der gegenwärtigen Population be- herbergen. Hier waren zahlreiche frische Schlupf- löcher vorhanden. Am 12.07.2005 gelangen Le- bendbeobachtungen (BEIER & SIERING). Um den Baum herum wurden zudem Elytren von min- destens 22 Tieren gefunden. Im Bereich Fasanen- insel/Möwenwerder befindet sich lediglich noch eine tote Starkeiche mit alten Fraßspuren. Den nordwestlichen Teil des Sandauer Waldes säumen zahlreiche besiedelte Alteichen. Frische Schlupflöcher waren an sieben Bäumen zu ver- zeichnen. Unter drei dieser Bäume lagen Frag- mente von insgesamt ca. 12 Tieren. Der Nach- weis eines lebenden Weibchens gelang am 19.07.2005 (leg. BEIER & SIERING). Dieses Ex- emplar wurde am Stammfuß einer abgängigen Eiche beobachtet, welche aber keine Schlupflö- cher aufwies. Sämtliche befallene Bäume wurden eingemessen und mit Nummern markiert. Bewertung des aktuellen Erhaltungszustandes: Die Teilpopulation des Heldbockes im FFH-Ge- biet 0009 befindet sich in einem gutem Erhaltungs- zustand (B). Drei voneinander getrennte Habitate wurden für weitere Untersuchungen abgegrenzt. Potenzielle Ausbreitungsmöglichkeiten mit geeig- neten Wirtsbäumen sind im Gebiet vorhanden. Insbesondere im Bereich des Sportplatzes am Mühlenholz und am Rand des Sandauer Waldes 283

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Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) Checkliste Joachim Ziegler Einführung Die Tachinidae bilden die artenreichste Familie un- ter den Höheren Zweiflüglern (Diptera: Brachycera). Weltweit sind etwa 8.500 valide Raupenfliegenarten be- kannt. Allein in Deutschland wurden bisher 511 Arten gefunden (Ziegler 2012a). Die Larven der Tachinidae entwickeln sich als hoch- adaptierte Parasitoide im Körper von Gliedertieren (ganz überwiegend in Insekten). Häufig sind Schmet- terlingsraupen die Wirte, woraus sich der deutsche Name Raupenfliege ableitet. Aber auch in Blattwespen- und Schnakenlarven sowie in den Larven oder Ima- gines von Käfern, Wanzen, Heuschrecken, Ohrwür- mern und sogar Hundertfüßern entwickeln sich einige Arten. Außerhalb Mitteleuropas ist das Wirtsspektrum noch breiter. Als Imagines nehmen viele Arten dagegen nur Honigtau, Pflanzensäfte oder Wasser auf. Andere Tachinidae bevorzugen Nektar und sind eifrige Blüten- besucher. Allerdings besitzen nur wenige Arten einen verlängerten Rüssel, sodass die meisten Raupenfliegen wegen ihrer kurzen Proboscis auf Schirmblüten und an- dere Blumen mit leicht zugänglichen flachen Nektarien angewiesen sind (Ziegler 2003). Als Parasitoide nehmen die Raupenfliegen eine ex- ponierte Stellung innerhalb des Beziehungsgefüges von natürlichen und naturnahen Ökosystemen ein. Aber auch in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gar- tenbau können die Tachinidae eine wichtige Rolle spie- len und von Nutzen sein, indem sie die Populationen bekannter Schädlinge wie beispielsweise Schwamm- spinner, Frostspanner, Erdeulen, Getreidewanzen, Kie- fernspanner, Nonne, Kieferneule und Kiefernblattwes- pen erheblich reduzieren. Der Einsatz von Tachinidae bei der biologischen Bekämpfung von eingeschleppten Schadinsekten hat vor allem in Nordamerika einen nennenswerten Umfang erreicht. Zur Erhaltung der Raupenfliegen in der Kulturlandschaft tragen extensi- vierende Maßnahmen wie Verzicht auf Pestizide, För- derung oder Schaffung von naturnahen blütenreichen Waldsäumen, Hecken und Ackerrandstreifen sowie Umwandlung von Monokulturforsten in standortge- rechte Mischwälder wesentlich bei (Ziegler 2003). Raupenfliegen sind sehr divers und haben praktisch alle terrestrischen Lebensräume besiedelt. Das macht sie zu einer geeigneten Gruppe für Umweltbewertungen. Begünstigend kommt hinzu, dass die Tachiniden mit dem üblichen Methodenspektrum gut erfassbar sind und die Bestimmung der mitteleuropäischen Arten mit den Tabellen von Tschorsnig & Herting (1994) ein- facher geworden ist. Allerdings ist der Kenntnisstand zur Autökologie der Raupenfliegen insgesamt noch un- zureichend und aufgrund der ungenügenden Datenlage in Sachsen-Anhalt ist es gegenwärtig nicht möglich, die Bestandsentwicklung in diesem Land abzuschätzen. Als ein Beitrag zur Verbesserung dieser Situation wird die nachfolgende aktualisierte Zusammenstellung gegeben. Eine Publikation zum Arten- und Biotopschutzpro- gramm Sachsen-Anhalt (Ziegler 2001) und eine zwei- te Fassung der Roten Liste der Raupenfliegen des Lan- des (Ziegler 2004) sind bereits erschienen. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Die aktuelle Liste umfasst 282 in Sachsen-Anhalt nachgewiesene Arten. Das entspricht 55 % aller aus Deutschland bekannten Raupenfliegen. Es ist zu erwar- ten, dass in Zukunft weitere Tachinidae gefunden wer- den können, sodass die Gesamtzahl für Sachsen-Anhalt wahrscheinlich größer als 300 sein dürfte. Andererseits liegen die Funde von 52 Arten (18 %) mehr als 50 Jah- re zurück. Eine ganze Reihe dieser Raupenfliegenarten sind aber aktuell in den Nachbarländern nachgewiesen worden und es ist davon auszugehen, dass die meisten dieser seltenen Arten bei intensiverer Nachforschung auch rezent wieder in Sachsen-Anhalt festgestellt wer- den könnten. Andere scheinen großflächig verschollen zu sein und wurden in die Rote Liste aufgenommen. Ein Cylindromyia brassicaria-Weibchen auf einer Senecio-Blü- te. Der Name der Gattung Cylindromyia ist von ihrem zylin- derförmigen Abdomen abgeleitet. Ihre Arten entwickeln sich in Schildwanzen (Heteroptera) und können deshalb auch Wan- zenfliegen genannt werden. 30.6.2005, Foto: J. Ziegler. 1115 Die ältesten Notizen über Dipteren auf dem Ge- biet des heutigen Bundeslandes, die auch Angaben zu Tachiniden-Arten enthalten, stammen von Hermann Loew (1807–1879). Sie sind das Ergebnis seiner Auf- sammlungen bei Wernigerode (Loew 1857) und in Halle (Loew 1864). Die in diesen beiden Arbeiten ge- nannten Raupenfliegen-Namen bedurften allerdings der Revision, um sie faunistisch verfügbar zu machen (siehe Ziegler 2012b). Es handelt sich um neun weit verbreitete und auch heute noch häufige Arten. Die Sammlung Loew befindet sich im Museum für Natur- kunde Berlin. Von Paul Stein (1852–1921) wurde eine Artenliste publiziert, die zahlreiche Tachinidae aus der Umgebung von Genthin enthält (Stein 1888). Diese Daten sind in das posthum erschienene Bestimmungs- werk von Stein (1924) in erweiterter und korrigierter Form eingegangen. Stein sammelte über einen langen Zeitraum von 1884 bis 1906 regelmäßig um Genthin, lebte und arbeitete danach aber in Treptow an der Rega (Pommern). Die Belege für die Fauna von Sachsen-An- halt in seiner Sammlung sind also generell älter als 100 Jahre. Die Sammlung Stein wird ebenfalls im Museum für Naturkunde Berlin aufbewahrt und stand dem Au- tor zur Auswertung zur Verfügung. Etwa zur gleichen Zeit hat Viktor von Röder (1841–1910) eine bedeu- tende Dipterensammlung zusammengetragen. Neben vielen von anderen Sammlern erworbenen Tieren ent- hält sie auch von ihm selbst gesammeltes Material aus der Umgebung seines Wohnsitzes Hoym und aus dem Harz (Stark 1995). Allerdings sind die Präparate, wie so oft in alten Sammlungen, ungenügend etikettiert und es existieren auch keine anderweitig überlieferten Daten zu seinen Aufsammlungen. Von Röder hat aber zwei kurze Artenlisten zur Dipteren-Fauna von Dessau veröffentlicht (Röder 1886a, b). Diese Angaben basie- ren auf dem Material von Amelang und Engel und enthalten nur wenige Hinweise zu Tachinidae (Ziegler 2001). Die Sammlung von Röder wird im Institut für Zoologie der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg aufbewahrt. Der Sammlungsteil Tachinidae wird gegenwärtig vom Autor revidiert. Lassmann (1934) er- wähnt in seinem Beitrag zur Dipterenfauna von Halle keine Tachinidae. Dagegen sind in der Arbeit von Rapp (1942) über die Dipteren Thüringens einige Nachweise zu finden. Da Otto Rapp (1878–1953) einige südliche Gebiete des heutigen Landes Sachsen-Anhalt in sein Konzept von Thüringen eingeschlossen hat, enthält die- se Publikation auch Angaben für die Landesfauna von Sachsen-Anhalt. Die Sammlung Rapp befindet sich im Naturkundemuseum Erfurt. Darüber hinaus gibt es nur wenige weitere historische Informationen zu Ta- chinidae. Ernst Heidenreich (1881–1964) sammelte neben Coleoptera auch Diptera und andere Insekten in der Umgebung seines Wohnortes Dessau. Seine erste Sammlung wurde 1945 durch Kriegsereignisse im Mu- 1116 seum Dessau zerstört. Einige Belege von Raupenfliegen sind aber zuvor in andere Sammlungen gekommen und erhalten geblieben. Fankhänel (1957) publizierte eini- ge bemerkenswerte Zuchtergebnisse von Parasitoiden aus der Elbaue (siehe auch Ziegler 2001) und Hans Daverhuth (1898–1973) erwähnte in einem Aufsatz über das Elbauegebiet Kreuzhorst auch die zwei verbrei- teten Raupenfliegen Panzeria rudis (Fallén, 1810) (als Nemoraea strenua Meig.) und Gonia divisa Meigen, 1826 (Daverhuth 1965). Der Autor beschäftigt sich seit 1977 mit den Raupenfliegen in Sachsen-Anhalt (Zieg- ler 1979, 1980, 1982a, b, 1983a, b). In zwei zusammen- fassenden Arbeiten wurden aus der Umgebung von Des- sau 142 Arten (Ziegler 1984a) und aus der Umgebung von Magdeburg 149 Raupenfliegen-Arten gemeldet (Ziegler 1993b). Einige weitere Beiträge ergänzen die- se Publikationen (Ziegler 1984b, c, d, 1987a, b, 1989, 1993a, 1994, 1996, 1998, 2001, 2004, 2012a, b, 2014). Die hier vorgelegte Liste der Raupenfliegen richtet sich hinsichtlich der verwendeten Nomenklatur weit- gehend nach Tschorsnig & Ziegler (1999), berück- sichtigt aber keine Unterfamilien. Änderungen ergeben sich insbesondere aus den Synonymisierungen, die in den Arbeiten von Wood (1987), Andersen (1996), Sun & Marshall (2003) und Cerretti (2010) vorge- nommen wurden. Der Name Siphona geniculata wird im gebräuchlichen Sinne verwendet (ICZN 2001). In der Spalte „Nachweis“ ist die jeweils jüngste Literatur- stelle mit einem Nachweis der Art aus Sachsen-Anhalt genannt. Synonyme sind in der Checkliste der Dipteren Deutschlands (Tschorsnig & Ziegler 1999) und bei Herting & Dely-Draskovits (1993) zu finden. In der vorliegenden Liste werden sie nur aufgeführt, wenn die verwendeten Namen von diesen Quellen abweichen oder nicht mit den Bezeichnungen übereinstimmen, die in den unter „Nachweis“ zitierten Literaturstellen verwendet wurden. Keine der Raupenfliegenarten ist besonders gesetzlich geschützt. Weibchen der Raupenfliege Demoticus plebejus beim Blüten- besuch auf einer Apiaceae. Die Wirte dieser Art sind noch nicht bekannt. 27.7.2004, Foto: J. Ziegler. Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) Die Raupenfliege Gymnocheta viridis ähnelt mit ihrer metallischen Färbung einer Schmeißfliege (Calliphoridae). Im Bild ein Weibchen dieser Frühjahrsart beim Sonnen auf einem Stein. Ihre Larven entwickeln sich in Raupen von Noctuiden (Lepido- ptera). 15.5.2005, Foto: J. Ziegler. Männchen von Nowickia ferox beim Abflug von einem Ahorn- Blatt. Eine in Sachsen-Anhalt weit verbreitete große Art, die im Sommer zu finden ist. Wirte sind Raupen von Noctuiden (Lepidoptera). 9.7.2011, Foto: J. Ziegler. Literatur Andersen, S. (1996): The Siphonini (Diptera: Tachini- dae) of Europe. – Fauna entomol. Scand. (Leiden) 33: 1–148. Cerretti, P. (2010): I tachinidi della fauna italiana (Diptera Tachinidae) con chiave interattiva dei generi ovest-paleartici. – Cierre edizioni, Verona, 2 Bände 573 S./339 S. Daverhuth, H. (1965): Die Kreuzhorst bei Magdeburg – ein Naturschutzgebiet. – Naturschutz naturkundl. Heimatforsch Bez. Halle Magdeburg (Halle) 2 (1–2): 8–26. Fankhänel, H. (1957): Der Goldafter (Euproctis chry- sorrhoea L.) als Eichenschädling im Elbauegebiet und die Bedeutung seiner Parasiten. – Bericht über die 8. Wanderversammlung Deutscher Entomologen. Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissen- schaften zu Berlin (Berlin): 105–119. Herting, B. (1984): Catalogue of Palearctic Tachinidae (Diptera). – Stuttgarter Beitr. 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Band I: Das Naturschutzgebiet "Ahrschleife bei Altenahr"

Einzelbestandteile: Vorwort; Inhaltsverzeichnis; Einführung Synoptische Einführung in das Untersuchungsgebiet sowie in die Hintergründe, Modalitäten, Methoden und Ergebnisse der zoologischen und botanischen Intensiverfassung sowie Anhang Die Geologie der Umgebung von Altenahr Das Georelief und die Böden im Naturschutzgebiet "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Zum Klima des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Hydrologische Betrachtung des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" Untersuchungen zur Pilzflora Basidiomycetes et Ascomycetes) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und angrenzender Gebiete Zur Flechtenflora (Lichenes) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Untersuchungen zur Moosflora (Bryophyta) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" Übersicht der Gefäßpflanzenflora (Tracheophyta) des Langfigtales (TK 5407/44 - 5408/33) sowie Auswertungen zu ihrer Soziologie und Autökologie sowie Anhang Vegetationseinheiten und Bodennutzung im Naturschutzgebiet "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Das Makrozoobenthos der Ahr im Naturschutzgebiet "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Zur Weichtierfauna (Mollusca) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" Die Springschrecken (Orthoptera: Saltatoria) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" sowie Anhang Fransenflügler (lnsecta: Thysanoptera) im Naturschutzgebiet "Ahrschleife bei Altenahr" und in einer benachbarten Weinbergsbrachfläche Die Ameisen (Hymenoptera: Formicidae) des Naturschutzgebietes ''Ahrschleife bei Altenahr'' und angrenzender Gebiete Soziale Faltenwespen (Hymenoptera: Vespidae) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und angrenzender Bereiche Grab- und Wegwespen (Hymenoptera, Aculeata: Sphecidae et Pompilidae) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und einer angrenzenden Weinbergsbrache Die Wildbienenfauna (Hymenoptera, Aculeata: Apidae) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und benachbarter Gebiete sowie Anhang Die Netzflügler (Neuroptera s. l.) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und angrenzender Weinbergsbrachflächen Beitrag zur Großschmetterlingsfauna (Insecta: Macrolepidoptera) des Naturschutzgebietes "Ahrschleife bei Altenahr" und angrenzender Weinbergsbrachen sowie Anhang Minierfliegen (Diptera: Agromyzidae) aus Malaise-Fallen in spezifischen Pflanzengesellschaften: Ein Weinberg der Ahr-Eifel in Entwicklung zu einem Felsenbirnen-Gebüsch (Cotoneastro-Amelanchieretum) Gesamtausgabe

Ergebnisprotokoll 5. Sitzung Fachgremium Bodenbiodiversität

5. Sitzung des Fachgremium „Monitoring der Bodenbiodiversität und seiner Funktionen“ Hybrid, 05. – 06.10.2022 Ergebnisprotokoll Tagesordnung TOPInhalt TOP 1Begrüßung und Aktuelles aus dem Monitoringzentrum TOP 2Aktuelle Informationen der Gremienmitglieder TOP 3Konzeptionelle Herangehensweise und Diskussion relevanter Kriterien zur Flächen- auswahl für ein bundesweit repräsentatives Bodenbiodiversitätsmonitoring TOP 4Erarbeitung der Synergiepotenziale für ein bundesweites Bodenbiodiversitätsmonito- ring TOP 5Diskussion Arbeit am Basiskonzept TOP 6Zeitplan bis zur Fachtagung Frühjahr/Sommer 2023 TOP 7Arbeitsaufträge TOP 1 Begrüßung und Aktuelles aus dem Monitoringzentrum Frau Weißbecker begrüßt die Teilnehmenden. Anschließend gibt Herr Krüß, Leiter des Auf- baustabes des Monitoringzentrums zur Biodiversität, Auskunft über aktuelle Entwicklungen am Monitoringzentrum. In Bezug auf die bisherigen Arbeiten im Fachgremium zum Bodenbiodiversi- tätsmonitoring richtet er den Dank des Grundsatzfachgremiums an die Fachgremienmitglieder für die konstruktive Arbeitsweise aus und hebt die sehr gute Qualität des Eckpunktepapiers her- vor. Dieses wurde dem Grundsatzfachgremium nach Überarbeitung zum 03.06.2022 im Umlauf- verfahren vorgelegt wurde und während dessen 3. Sitzung am 21.06.2022 diskutiert. Die Anmer- kungen wurden in das Eckpunktepapier eingearbeitet und am 26.09.2022 erfolgte die Wieder- vorlage zur Kenntnisnahme beim Grundsatzfachgremium im Umlaufverfahren. Es wird weiterhin berichtet, dass das Grundsatzfachgremium die Gründung eines weiteren Fachgremiums, das sich dem Thema Datenmanagement von Biodiversitätsdaten widmen soll, beschlossen hat. Eine Ad- Hoc-AG für die Abstimmung prioritärer Zielsetzungen für das Gesamtkonzept zum bundesweiten Biodiversitätsmonitoring wurde eingerichtet, dessen Arbeit als Grundlage für die weitere Ent- wicklung des Konzepts dienen soll. Daran anknüpfend kündigt das Monitoringzentrum eine Fach- tagung zu den Zielen des bundesweiten Biodiversitätsmonitoring an, die vom 28.02. - 01.03.2022 1 stattfinden soll. Darüber hinaus veranstaltet das Monitoringzentrum im Mai 2023 ein Forum mit dem Fokus auf neue Technologien in Methoden und Erfassung von Biodiversität. Frau Weiß berichtet über die Tätigkeiten des Fachgremiums zu Einflussgrößen, dem sie vorsitzt. Eine Priorisierung der wichtigsten Einflussgrößen für Biodiversität wurde erstellt, sowie an einer Systematisierung der Einflussgrößen gearbeitet. Ein kurzfristiges Ziel des Fachgremiums ist die Erarbeitung einer Stellungnahme zu akuten Fehlstellen in der Datenverfügbarkeit und Hand- lungsbedarfen. Zudem werden derzeit Potentiale der Fernerkundung zur Erfassung von Einfluss- größen ausgelotet, sowie die Datenlage zur Erfassung von Pestiziden als eine wichtige Einfluss- größe auf die Biodiversität erörtert. Frau Weiß berichtet von der gerade angelaufenen Ist-Ana- lyse zur Datenlage von Einflussgrößen und deren Qualität und Zugänglichkeit. Die präsentierten Inhalte werden als sehr relevant für das Fachgremium Bodenbiodiversität angesehen und Zent- rale des Monitoringzentrums wird konkrete Vorschläge für eine enge Zusammenarbeit beider Fachgremien in 2023 erarbeiten. Mitglieder des Fachgremiums Bodenbiodiversität verweisen im Kontext der Pestiziderfassung auf Tätigkeiten in Baden-Württemberg (Pestizidbericht für Baden-Württemberg von 2018 [1] und Bericht zur Anwendung und Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmit- tel in Baden-Württemberg). Frau Weiß berichtet, dass derzeit Aktivitäten der Bundesländer be- züglich Pestiziderfassungen seitens des Monitoringzentrums abgefragt werden. Nach bisherigem Kenntnisstand arbeiten Bayern und Baden-Württemberg daran, entsprechende Monitoringpro- gramme aufzusetzen. Christina Weißbecker stellt Frau Ballasus als neue Mitarbeiterin am Monitoringzentrum vor, die fachlich dem Gremium zuarbeitet. Die Tagesordnung wird verlesen und von allen Teilnehmen- den ohne weitere Ergänzungen angenommen. TOP 2 Aktuelle Informationen der Gremienmitglieder Es wird über die Abschlussveranstaltung des MetaSOL-Projekts am 12.10.2022 informiert. Es wird von der geplanten Erfassung von Regenwürmern auf 100 Standorten der Bodenzustandser- hebung Wald im kommenden Jahr 2023 berichtet. Mit dieser Erfassung würde ein Datensatz ge- neriert, der die punktgenaue Verschneidung biotischer und abiotischer Daten zuließe. Artverbreitungsmodellierungen von Regenwürmern anhand von Daten aus Edaphobase Herr Russel berichtet von ersten Ergebnissen des Projekts „Bodenbiologische Kartierung (BoBiKa) [2]“ (Finanzierung durch das Umweltbundesamt), das 2022 abgeschlossen wurde und die Ergeb- nisse derzeit in der Berichterstellung aufgearbeitet werden. Ziel des Vorhabens ist, Observations- daten auf Artebene in Kombination mit Begleitdaten/Umweltvariablen zu den Fundorten auszu- werten, um Informationen zur Autökologie zu erhalten und Hochrechnungen über räumliche Verteilungen zu generieren. Hierfür wurden 12 Regenwurmarten aus über 22.000 Datensätzen mit verschiedenen statistischen Modellen (GLM, GAM, Random Forest und so weiter) ausgewer- tet. Die Datengrundlage der Vorhersagevariablen ist eine Verschneidung aus internen Begleitda- ten, die in der Edaphobase-Datenbank vorliegen, sowie externen Daten zum Beispiel zu Klimapa- rametern (DWD) und Bodendaten (BGR). In der sich anschließenden Diskussion werden Limitierungen von Vorhersagemodellen angespro- chen. Modelle können lediglich das potentielle Vorkommen einer Art abbilden und generieren 2 damit Erwartungswerte, die aber nicht gleichzusetzen sind mit dem tatsächlichen Vorkommen. Neben einer statistischen Validierung von Artverteilungsmodellen wäre eine in situ-Validierung wichtig. Die Wichtigkeit der in situ-Erhebung von abiotischen Begleitdaten an genau derselben Stelle der bodenzoologischen Beprobungen wird im Kontext des zu konzipierenden bundeswei- ten Bodenbiodiversitätsmonitorins hervorgehoben. Bundesweite Auswertung von Biodiversitätsdaten aus der Bodendauerbeobachtung im Rah- men des bundesweiten Projekts Faktencheck Artenvielfalt zusammenzufassen: Das BMBF hat das Projekt Faktencheck Artenvielfalt [3] in Auftrag gegeben, das in einem ge- meinsamen Assessment von über 120 Expert*innen die Artenvielfalt in Deutschland umfassend einschätzen und bewerten soll. Herr Eisenhauer berichtet, dass im Rahmen dessen Zeitrei- henanalysen von vorhandenen bodenbiologischen Daten aus der Bodendauerbeobachtung ge- plant sind. 14 Bundesländer haben sich bereit erklärt, dafür Daten beizusteuern, 8 davon haben dies bereits getan. Dies umfasst unter anderem Daten zu Regenwürmern, organischem Kohlen- stoff und mikrobielle Daten in unterschiedlichem Umfang. Eine große Herausforderung sei die Heterogenität der vorliegenden Daten. Vor allem die unterschiedlichen Erhebungszeiträume und die hohe Variabilität der Begleitvariablen erweisen sich als problematisch. Gründe für die Fehl- stellen konnten unter anderem in der Personalstruktur identifiziert werden: ein Mangel an Bear- beitungskapazitäten in den Ländern limitieren die Datenaufbereitung und das Datenmanage- ment. Das Fachgremium diskutiert hieran anknüpfend die Harmonisierung von Bodenbiodiversitätsda- ten. Die Mitglieder sind sich einig, dass sich das Gremium dieser Herausforderung stellen muss. Um zukünftig eine Vergleichbarkeit zwischen Ergebnissen aus unterschiedlichen Programmen gewährleisten zu können, wird die Entwicklung von Transferfunktionen zwischen verschiedenen Methoden als zielführend gesehen (ähnlich der Transfermethoden zur Harmonisierung der bun- desweiten BZE-Daten und für den Vergleich der BZE 1 und BZE 2 [4]). Die Teilnehmenden beto- nen hierbei den hohen Informationswert der bereits erarbeiteten Zeitreihen bestehender Pro- gramme. Prospektiv wird das geplante Bodenmonitoringzentrum gemäß Grobkonzept neue Standards formulieren und die Vergleichbarkeit sicherstellen. Bezugnehmend auf die angespro- chenen eingeschränkten Bearbeitungskapazitäten in den Länderfachbehörden wurde der Wunsch nach einer Aufschlüsselung der Zuständigkeiten und Anzahl der Bearbeitenden je nach Bundesland und Monitoringprogramm geäußert. TOP 3 Diskussion relevanter Kriterien zur Flächenauswahl: konzeptionelle Grund- lagen Frau Weißbecker stellt vom Monitoringzentrum erarbeitete Unterlagen vor, die einen Überblick über die Flächenauswahlkriterien bestehender Monitoringprogramme bieten. Die Vorsitzende schlägt vor, sich dem Thema der Flächenkulissenauswahl für ein bundesweites Bodenbiodiversi- tätsmonitoring über die Zielstellungen zu nähern. Das Fachgremium hat in der vergangenen Sit- zung folgende prioritäre Zielstellungen formuliert: 1. Umfassende Bestandserhebung von Bodenorganismengruppen und Beschreibung von Le- bensgemeinschaften im Rahmen einer Basiserfassung 3

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