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Deutschland tritt dem Nagoya-Protokoll zur Bekämpfung der Biopiraterie bei

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat heute in New York die deutsche Vertragsurkunde zum Nagoya-Protokoll bei den Vereinten Nationen hinterlegt. Damit tritt Deutschland dem Nagoya-Protokoll zur Bekämpfung der Biopiraterie bei. Das Abkommen setzt wirtschaftliche Anreize für die weltweite Bewahrung der biologischen Vielfalt. Das Nagoya-Protokoll ist am 12. Oktober 2014 in Kraft getreten. Bislang sind ihm 72 Staaten und die EU beigetreten. Im vergangenen Herbst hatte der Deutsche Bundestag die Gesetze zur Umsetzung des Nagoya-Protokolls beschlossen. In Deutschland kontrolliert zukünftig das Bundesamt für Naturschutz, ob Nutzer von genetischen Ressourcen in Deutschland die einschlägigen Regeln zu Zugang und Vorteilsausgleich im Herkunftsland befolgen. Zudem wurde das Patentgesetz geändert, so dass künftig auch bei der Anmeldung von Patenten nachvollzogen werden kann, ob biologisches Material aus anderen Ländern verwendet wurde und ob dieses gegebenenfalls legal erlangt wurde.

Bundestag beschließt Beitritt Deutschlands zum Nagoya-Protokoll gegen Biopiraterie

Am 15. Oktober 2015 setzte der Bundestag das Nagoya-Protokoll zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt in deutsches Recht um. Das Nagoya-Protokoll trat am 12. Oktober 2014 in Kraft. Bislang sind ihm 68 Staaten und die EU beigetreten. Mit den beiden heutigen Gesetzen ermöglicht der Bundestag nun den deutschen Beitritt zum Nagoya-Protokoll.

Nagoya-Protokol tritt in Kraft

Am 12.Oktober 2014 trat das internationale Abkommen gegen Biopiraterie in Kraft. Das so genannte "Nagoya-Protokoll" stellt erstmals einen einheitlichen internationalen Rahmen für die Nutzung von genetischen Ressourcen auf. Das Nagoya-Protokoll wurde auf der zehnten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt im Jahr 2010 abgeschlossen. Es regelt den Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus ihrer Nutzung ergeben.

Globales Abkommen gegen Biopiraterie

Die Vertragsstaaten der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) sind einem weltweiten Abkommen gegen Biopiraterie einen entscheidenden Schritt näher gekommen. In Cali (Kolumbien) einigten sich die Vertreter der 194 Länder erstmals auf eine gemeinsame Verhandlungsgrundlage für ein Internationales Protokoll zum Zugang zu genetischen Ressourcen und zum gerechten Vorteilsausgleich. Damit soll ein globaler Rechtsrahmen geschaffen werden, der sowohl den Zugang zu genetischen Ressourcen regelt, als auch die Gewinnverteilung bei deren wirtschaftlicher Nutzung.

Globales Abkommen gegen Biopiraterie in Sicht

Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesumweltministerium (BMU) Vereinte Nationen einigen sich auf Protokollentwurf Die Vertragsstaaten der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) sind einem weltweiten Abkommen gegen Biopiraterie einen entscheidenden Schritt näher gekommen. In Cali (Kolumbien) einigten sich die Vertreter der 194 Länder erstmals auf eine gemeinsame Verhandlungsgrundlage für ein „Internationales Protokoll zum Zugang zu genetischen Ressourcen und zum gerechten Vorteilsausgleich“. Damit soll ein globaler Rechtsrahmen geschaffen werden, der sowohl den Zugang zu genetischen Ressourcen regelt, als auch die Gewinnverteilung bei deren wirtschaftlicher Nutzung. Notwendig ist ein Abkommen gegen Biopiraterie, weil viele Organismen Inhaltsstoffe oder genetische Informationen erhalten, die wirtschaftlich nutzbar sind – etwa für Medikamente oder Biotechnik. Ein Großteil der biologischen Vielfalt ist jedoch in Entwicklungsländern beheimatet. Wenn aus deren Ressourcen nun gewinnbringende Produkte auf der ganzen Welt entwickelt werden, müssen die Herkunftsländer Anspruch auf eine Gewinnteilung haben. Ein umfassendes Abkommen gegen Biopiraterie sorgt daher beim Schutz der biologischen Vielfalt nicht nur für einen fairen Ausgleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, sondern auch für eine faire Beteiligung der ärmeren Staaten ihrem eigenen ökonomischen Potenzial. In Cali hatten sich in der vergangenen Woche rund 600 Delegierte aus aller Welt getroffen, um die Verabschiedung eines solchen Protokolls bei der nächsten Vertragsstaatenkonferenz vorzubereiten. Dabei akzeptierten erstmals alle Vertragspartner einen gemeinsamen Textentwurf als Basis für die entscheidenden Verhandlungen im Oktober 2010 in Nagoya (Japan). Zuvor wird es noch eine zusätzliche Verhandlungsrunde am Sitz des CBD-Sekretariats in Montreal (Kanada) geben. Deutschland hat derzeit die Präsidentschaft für die ⁠ UN ⁠-Konvention über die biologische Vielfalt inne und sich die Verabschiedung eines solchen Abkommens zu einer seiner Hauptaufgaben gemacht. Dessau-Roßlau, 29.03.2010

Durchbruch im Kampf gegen Biopiraterie

Gemeinsame Pressemeldung mit dem Bundesumweltministerium (BMU) Staatengemeinschaft will Gewinne aus der Nutzung genetischer Ressourcen künftig fairer verteilen Nach zähen internationalen Verhandlungen ist am 15. November 2009 im kanadischen Montreal ein Durchbruch für ein internationales Abkommen gegen Biopiraterie gelungen. Das geplante Abkommen soll einen gerechteren Ausgleich wirtschaftlicher Gewinne gewährleisten, die aus der Nutzung genetischer Ressourcen entstehen. „Ich bin froh über diesen Verhandlungsdurchbruch. Es kann nicht sein, dass die Industriestaaten nach dem Raubbau an der eigenen Natur genetische Ressourcen der Entwicklungsländer für die Produktion etwa von Medikamenten nutzen, ohne diese Länder an den daraus entstehenden Gewinnen fair zu beteiligen”, sagte Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) und derzeit Vorsitzender des Präsidiums der UN-Konvention über die biologische Vielfalt, in deren Rahmen das Abkommen verhandelt wird. Erst am letzten Tag der einwöchigen Verhandlungen einigten sich die knapp 500 Delegierten aus 194 Vertragsstaaten des ⁠ UN ⁠-Abkommens zum Schutz der biologischen Vielfalt auf einen kompletten Verhandlungstext. Dieser soll nun bis Ende 2010 in eine völkerrechtlich verbindliche Regelung über den Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechten Vorteilsausgleich, das so genannte ABS-Abkommen (von engl. „Agreement on Access and Benefit Sharing”) münden. Die nächste Verhandlungsrunde beginnt im März 2010 im kolumbianischen Cartagena. Läuft alles nach Plan, könnte das internationale ABS-Abkommen gegen Biopiraterie schon im Oktober 2010 auf der zehnten UN-Naturschutzkonferenz im japanischen Nagoya verabschiedet werden. „Es ist gar keine Frage, dass wir von den Ländern im Süden nicht die kostenlose Erhaltung der biologischen Vielfalt erwarten können, die wir dann wieder - in entsprechende Industrieprodukte umgesetzt - an sie verkaufen. Wenn wir reichen Industriestaaten von den Entwicklungsländern erwarten, dass sie ihre Natur schützen, dann müssen wir auch verbindliche Wege festschreiben, wie sie an den wirtschaftlichen Gewinnen angemessen beteiligt werden, die aus den biologischen Ressourcen erwachsen,” betonte ⁠ UBA ⁠-Präsident Flasbarth. Deutschland hat seit der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn im Mai 2008 die Präsidentschaft der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz im Oktober 2010 in Japan inne. Ein Schwerpunkt der deutschen CBD-Präsidentschaft liegt auf der Verhandlung und Verabschiedung eines internationalen Regelwerks zur gerechten Aufteilung der Vorteile, die aus der Nutzung der biologischen Vielfalt entstehen, dem sogenannten ABS-Regime. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte während des Highlevel-Segments der Bonner UN-Konferenz ihre Unterstützung für internationale Regeln gegen Biopiraterie zum Ausdruck gebracht. Seither haben sich auch bislang ablehnende Länder wie Australien, Japan und Kanada deutlich bewegt. Die USA haben die Konvention über die ⁠ Biologische Vielfalt ⁠ unter anderem deshalb nicht ratifiziert, weil sie völkerrechtliche Regelungen gegen Biopiraterie ablehnen.

Gerechte Nutzung oder Biopiraterie? - Entwicklung von Kriterien für den ausgewogenen und gerechten Vorteilsausgleich für genetische Ressourcen in der Landwirtschaft

Ziel der Dissertation ist es, Kriterien für den ausgewogenen und gerechten Vorteilsausgleich für genetische Ressourcen in der Landwirtschaft zu entwickeln und zu diskutieren. Dabei soll auch die potentielle Rolle eines internationalen ABS-Regimes betrachtet werden, das sich noch im Verhandlungsstadium befindet. Die ethische Analyse stützt sich auf Gerechtigkeits-Theorien von John Rawls und Amartya Sen.

Umweltjournal Nr. 50

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] umwelt journal Rheinland-Pfalz Biodiversität Von Rio bis Bonn Ethik der Biodiversität Biodiversität in Rheinland-Pfalz Wert der Vielfalt Biopiraterie Herausgegeben vom Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucher- schutz Rheinland-Pfalz Heft 50 April 2008 Wanderfische Umweltbildung Von Bali bis Kopenhagen impressum umweltjournal Rheinland-Pfalz inhalt umwelt editorial 3 Nr. 50 (April 2008) Das umweltjournal ist kostenlos. Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz Tel. 06131 – 16 4433 Fax. 06131 – 164629 Redaktion: Dr. Ralph Plugge (verantwortlich) Gestaltung: media machine GmbH, Mainz Druck: Druckerei Lang, Mainz Fotos: Titel: "Kurzgeschwänzter Bläuling" Christoph Baumann, Mainz Bläulinge: Christoph Baumann, Mainz S.32,33: Stefanie Pietsch, Lioba Liebig S.27-29: Dr. Jörg Schneider S.15: „äußere und innere Landnahme“ Ines Doujak, Wien Sofern nicht besonders erwähnt, wurden die Fotos von den jeweiligen Autoren zur Verfügung gestellt. Titel-Thema Biodiversität - „Von Rio bis Bonn“ – oder : Der Weg ist das Ziel4 - Biodiversität in Rheinland-Pfalz6 - Die Ethik der Biodiversität8 - Der Vielfalt zuliebe: Mehr Frauen in die Waldwirtschaft10 - Der Preis der Vielfalt - die ökonomische Bewertung der Biodiversität12 - Biopiraterie und Biomonopoly14 - Natura 2000 – ein Sicherheitsnetz für die Biodiversität16 - Lebendiger Rhein - Fluss der tausend Inseln18 - Warum und wie Rheinland-Pfalz seine genetischen Ressourcen im Walde schützt20 - Wanderfischprogramme in Rheinland-Pfalz27 LZU-Journal Buch „Die vergessen Heiden der Eifel“23 Bundesweites „Naturerlebniswochenende“ des BANU23 Drei Fragen: Interview mit Frau Ministerin Conrad Die mit Namen der Autoren gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. „Von Bali bis Kopenhagen“24 Wanderfalkenschutz26 Umweltbildung Natura 2000 macht Schule 30 Speyrer Tag der Artenvielfalt 32 kunterBUNDmobil34 Forum Nachhaltigkeit Landeskongress „Schulen gestalten Zukunft“                                                                                                         2 umweltjournal 50/2008 35 editorial Biodiversität Deutschland ist vom 19. bis zum 30. Mai 2008 Gastgeber der 9. UN-Vertragsstaa- tenkonferenz zur Biodiversitätskonvention. Als Umweltministerin von Rheinland-Pfalz freue ich mich persönlich ganz besonders auf dieses Treffen der Weltgemeinschaft unter deutschem Vorsitz, da ich als Vorsitzende der Umweltministerkonferenz der Bundesländer an seiner Vorbereitung intensiv beteiligt war und bin. Außerdem wer- de ich mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen, auch aus anderen internationalen Zusammenkünften, zum Beispiel zum Klimaschutz, erneut austauschen. Klimaschutz und Naturschutz gehören zusammen. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sind die Anpassung daran und alle Maßnahmen des Klimaschutzes auch für die Er- haltung der Artenvielfalt in Rheinland-Pfalz von großer Bedeutung. In Rheinland-Pfalz leben mehrere zehntausend Tier- und Pflanzenarten. Samt ihren Lebensräumen und den damit verbundenen, genetischen Ressourcen ist diese biolo- gische Vielfalt auch ein kulturlandschaftsprägender Reichtum, auf den wir stolz sind. Die einzelnen Arten bringen faszinierende Schönheiten hervor. Nehmen wir nur die Bläulinge, die das vorliegende Heft illustrieren. Sie sind mit die schönsten Schmetterlinge überhaupt und kommen in einer solchen Vielfalt – Diver- sität – an Farben und Formen auch in Rheinland-Pfalz vor, dass sie ein Sinnbild sein können, für alles, was Biodiversität meint. Die zunehmende Erderwärmung führt zur Verschiebung der Artenareale von Süd nach Nord und von den Ebenen in die Höhenlagen. Wärme liebende Arten wandern ein und etablierte Arten ziehen sich nach Norden zurück. Auch der Wald befindet sich seit einigen Jahren im „Klimastress“. Damit die Arten, auch die Pflanzen des Waldes, diese Anpassungen bewältigen können, brauchen sie ein Netz von Trittstei- nen, über die sie zwischen ihnen zusagenden Gebieten wandern können. Ein solches Netz von beinahe einem Fünftel der Fläche unseres Landes sind die Schutzgebiete Natura 2000. Nimmt man die weiteren Schutzgebiete, wie Landschaftsschutzge- biete und Naturparke hinzu, dann sind mehr als 50 Prozent unserer Landesfläche geschützt. Damit wurde viel erreicht. Darüber hinaus muss jedoch auch die andere Hälfte der Landesfläche lebensfreundlicher werden, durch weniger Flächenverbrauch für Baumaßnahmen, durch angepasstere Straßen, durch mehr ökologische Landwirt- schaft, durch die Schaffung und den Erhalt innerstädtischer Habitate, durch saubere, unverbaute Gewässer, damit der Anpassungsdynamik der Lebewesen keine unnöti- gen Barrieren im Wege stehen. Dafür müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen. Aus ethischen Gründen, weil wir verpflichtet sind, die natürliche Vielfalt für die Nachwelt zu erhalten. Aus ökologi- schen Gründen. Vielfalt ist das Überlebensprinzip der Natur und wir selbst sind ein Teil der Natur und sind von ihr abhängig. Aus ökonomischen Gründen, weil wir wirt- schaftlich von der Natur profitieren und auf sie angewiesen sind. Aus ästhetischen, psychologischen und kulturellen Gründen, weil natürliche Vielfalt schön, faszinierend, anregend ist und Wohlbefinden und Kultur darauf aufbauen. Margit Conrad Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz umweltjournal 50/2008 3 Von Rio bis Bonn Der Weg ist das Ziel Vom 19.-30. Mai findet in Bonn die 9. Vertragsstaaten- konferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (engl. Convention on biological diversity, CBD) statt. Delegierte aus aller Welt werden in diesen zwei Wochen Entscheidungen zu wichtigen Themen des Naturschutzes und der Entwicklungspolitik fällen, die sowohl von internationaler, europaweiter und nationa- ler Bedeutung sind. Damit soll ein weiterer Fortschritt hin zu einem nachhaltigeren Umgang des Menschen mit der Natur erreicht werden. Das Übereinkommen über die biolo- gische Vielfalt ist neben der Klimarah- menkonvention und der Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung ein Ergebnis der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die 1992 in Rio de Janeiro stattfand. Dieser so ge- nannte „Weltgipfel“ war Ausdruck einer gestiegenen weltweiten Wahrnehmung der Umweltveränderungen und -proble- me: globales Artensterben, Abholzung tropischer Wälder, Wüstenbildung und Klimaveränderungen. Hinzu kam eine zunehmende Sensibilisierung für die ei- gene globale Verantwortung, insbeson- dere die der Industriestaaten, innerhalb einer zunehmend globalisierten Welt und die Forderung nach gemeinsamen Lösungsstrategien und gemeinsamem Handeln von Entwicklungs- und Indu- strieländern. Während hierbei jedoch die Industrieländer den Schutzgedanken favorisierten, um die letzten bestehenden Urwälder zu schützen und den rasanten Artenverlust zu stoppen, dominierte bei den Interessen der Entwicklungsländer der Anspruch auf wirtschaftliche Ent- wicklung durch Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen. Außerdem forderten sie souveräne Rechte über die genetischen 4 umweltjournal 50/2008 Ressourcen ihrer Länder und eine faire Beteiligung an den Gewinnen, die ande- re, z.B. Pharmafirmen der Industrielän- der, durch die Nutzung dieser geneti- schen Ressourcen erwirtschaften. Nach zehn Jahren intensiver Verhandlungen, kam es in Rio schließlich zur Verab- schiedung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, einer UN-Kon- vention, die sowohl von ihrem Umfang (sie bezieht die biologische Vielfalt auf der Ebene der Ökosysteme, der Artebe- ne und der genetischen Ebene ein und umfasst somit alles nicht-menschliche Leben auf der Erde) als auch von ihren Zielen (Schutz der biologischen Vielfalt, nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile sowie den gerechten Vorteilsausgleich bei der Nutzug genetischer Ressour- cen) die unterschiedlichen Interessen vereint. Dieser „Philosophie der Kon- sensfindung“ (im Rahmen der CBD werden alle Beschlüsse einstimmig gefasst - keine Mehrheitsentscheidun- gen) ist es auch zu verdanken, dass die Konvention in einer für UN-Verhältnisse sehr kurzen Zeit von nur einem Jahr in Kraft treten konnte. Das Übereinkommen über die biologi- sche Vielfalt ist ein Rahmenabkommen, d.h., dass in Rio ein relativ generell ge- haltener Vertragstext beschlossen wurde, der nun in einem Folgeprozess durch Protokolle (eigenständige Vertragswer- ke zur Spezifizierung bestimmter The- men, z.B. das Cartagena-Protokoll zum grenzüberschreitenden Verkehr von genetisch modifizierten Organismen) und Beschlüsse, die von der alle zwei Jahre stattfindenden Vertragsstaaten- konferenz gefasst werden, konkretisiert wird. Auch bei den Vertragsstaatenkon- ferenzen gilt das Einstimmigkeitsprin- zip. Das heißt, dass alle der mittlerweile 191 Vertragsparteien zu jeder einzelnen Beschlussvorlage zustimmen müssen, damit sie verabschiedet werden kann. Die große Stärke der Konvention und Ziel jeder Verhandlung ist somit die Kompromiss- und Konsensfindung. Das Prinzip der Einstimmigkeit trägt aber auch die Gefahr des „Verwäs- serns“ in sich. Ein Problem, das nur durch immerwährende Überzeugungs- arbeit sowie engagiertes und konstruk- tives Verhandeln gelöst werden kann Aufgrund der umfassaenden Zielset- zung der Konvention ist die Bandbreite der Themen, die auf den Vertragsstaa- tenkonferenzen behandelt werden, entsprechend groß. In Bonn werden 26 thematische Tagesordnungspunkte ver- handelt! Dies beinhaltet dabei so unter- schiedliche Bereiche wie Biodiversität und Klimawandel oder invasive, ge- bietsfremde Arten, bis hin zu Umwelt- bildung und Technologietransfer – um nur einige Punkte zu nennen. Trotz des auch hier geltenden Konsensprinzips werden entscheidende Fortschritte in vielen wichtigen Verhandlungsfeldern erwartet. Eines der meistdiskutierten Themen der letzten Jahre sind Regelungen des Zugangs zu genetischen Ressourcen und des gerechten Vorteilsausgleichs bei der Nutzung dieser Ressourcen. Auf Beschluss des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung, der 2002 in Johannesburg stattfand, sollen bis zum Jahr 2010 die Verhandlungen zu diesem Thema unter der CBD abgeschlossen und Einigungen über international geltende Regelungen erzielt werden. Biodiversität Vertragsstaatenkonferenz vor dem Jahr 2010 ist, hängt es also maßgeblich von der Bereitschaft der dort verhandelnden Staaten ab, ob es auf internationaler Ebene zu entscheidenden Ergebnissen kommen wird. Die Bedeutung der Kon- ferenz geht aber über die internationale Ebene hinaus. Den diplomatischen Verhandlungsprozessen muss die na- tionale Umsetzung folgen. Von den Verhandlungen in Bonn wird es mit ab- hängen, ob sich der politische Wille zur Implementierung dieser Beschlüsse in den einzelnen Vertragsstaaten generie- ren kann. Auch in Deutschland erhofft man sich deutliche Impulse für die Naturschutzarbeit, insbesondere für die Umsetzung der jüngst verabschiedeten nationalen Biodiversitätsstrategie. Hauhechel Bläuling Viele Entwicklungsländer und entwick- lungspolitisch tätige Nichtregierungs- organisationen haben diesbezüglich hohe Erwartungen an die Konferenz in Bonn. Aber auch in anderer Beziehung werden große Hoffnungen gehegt: Immer wieder wurde hervorgehoben, dass Finanzierungslücken weltweit ein großes Problem bei der Umsetzung der Konvention darstellen. In Bonn soll nun eine Strategie verabschiedet werden, die einerseits bestehende Geldquellen wie z.B. staatliche Unterstützungen oder Mittel von Nichtregierungsorgani- sationen effektiver nutzen soll. Hierzu gehört auch ein verstärkter Ausbau der sog. „public-private-partnerships“. Andererseits soll aber auch über neue, innovative Finanzierungsmechanismen wie z.B. die Einführung von Zahlungen für ökosystemare Dienstleistungen diskutiert werden. Eine verbesserte Finanzierungssituation wird von vielen als Voraussetzung dafür angesehen, auch im Bereich der Ausweisung und des Managements von Schutzgebieten weitere Fortschritte zu erzielen. Die Umsetzung des bereits bestehenden Arbeitsprogramms zu Schutzgebieten wird daher ein weiterer Schwerpunkt der Verhandlungen in Bonn sein. Auch bei der Umsetzung des bestehenden Arbeitsprogramms zu Wäldern sollen weitere Ziele erreicht werden. Aus deutscher Sicht besonders bedeutsam sind dabei Spezifizierungen zum bereits beschlossenen, weltweiten Netz von Waldschutzgebieten. Ebenso erhofft man sich im Bereich des Meeresschut- zes Einigung über Kriterien zur Auswahl von schutzwürdigen Meeresgebieten, insbesondere in Bereichen außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer, der sog. „Hohen See“. Die Konferenz in Bonn ist somit ein wei- terer, wichtiger Schritt zur Erreichung des sog. „2010-Zieles“ der Vertrags- staaten, das besagt, dass bis zum Jahr 2010 eine signifikante Reduzierung der derzeitigen Verlustrate an biologischer Vielfalt auf internationaler, regionaler und lokaler Ebene erreicht werden soll. Da die Konferenz in Bonn die letzte Es kann also nicht erwartet werden, in Bonn endgültige Lösungen zu finden, die wird und kann es nicht geben. Die Bedeutung der Konferenz liegt darin, einen internationalen Konsens bei strit- tigen Themen zu erreichen, Fortschritte zu erzielen und Prozesse anzustoßen. Der Weg ist das Ziel! Die Autorin: Dipl.–Biol. Jutta Stadler Bundesamt für Naturschutz (BfN) Außenstelle Insel Vilm/Rügen 18581 Putbus Jutta.stadler@bfn-vilm.de Geboren 1968. Studium der Biologie in Tübingen und Hamburg (Schwerpunkt Naturschutz), dazwischen Auslandsjahr in Ohio/USA. Seit 1997 am Bundes- amt für Naturschutz im Fachgebiet I 3.1 „Biologische Vielfalt“ beschäftigt. Mitglied der deutschen Delegation bei den internationalen Verhandlungen zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD). umweltjournal 50/2008 5

Denkanstöße 2 - Thesen zur Biodiversität

[Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] 5 | Editorial Prof. Dr. Andreas Cesana | Leiter des Studium generale der Universität Mainz 6 | Biodiversität Zur Entstehung und Tragweite eines neuen Schlüsselbegriffs Dr. Reinhard Piechocki | Internationale Naturschutzakademie des Bundesamts für Naturschutz | BfN-INA-Insel Vilm 18 | Was ist Biodiversität und warum soll sie erhalten werden? Wissenschaftstheoretische und ethische Perspektiven Dr. Thomas Potthast | Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, IZEW | Universität Tübingen 30 | Biodiversität – viele diverse Informationen und wenig komplexes Wissen? Ansätze und Thesen für ein Wissensmanagement zur Biodiversität Carsten Neßhöver | Bayreuther Institut für terrestrische Ökosystemforschung, BITÖK | Universität Bayreuth 37 | Umsetzung der Biodiversitätskonvention Ein Projekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Alexandra Mueller | Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ | Eschborn 42 | Zwischen nachhaltiger Nutzung und Biopiraterie – globale Konflikte um genetische Ressourcen Dr. Christoph Görg | FB Gesellschaftswissenschaften | Universität Frankfurt am Main 52 | Biodiversität im Spannungsfeld von Bevölkerungswachstum, Nahrungsmittelproduktion und landwirtschaftlichen Technologien Dr. Manfred Kern | Bayer CropScience AG | Frankfurt am Main 58 | Informationen über die Autoren Impressum |3 Editorial | Zwischen 10 und 100 Millionen schwanken die Schät- Prof. Dr. Andreas Cesana | Leiter des Studium generalezungen über die bisher noch unentdeckten Arten auf der der Universität Mainz | Der weltweite Verlust an Biodiver-Erde, weniger als 2 Millionen sind bereits wissenschaft- sität und damit an Variabilität des Lebens in all seinenlich erfasst. Unser Verständnis des tatsächlichen Um- Formen beschleunigt sich unübersehbar. Dieser Prozessfangs der Biodiversität und ihrer Leistungen reicht noch betrifft alle drei Dimensionen der Biodiversität: die Viel-nicht aus, um fundierte Entscheidungsprozesse in allen falt von Ökosystemen, die genetische Vielfalt und dieBereichen zu gewährleisten. Die Erforschung der Bio- Artenvielfalt. Er stellt uns vor eines der drängenden glo-diversität, die Beurteilung der Folgen und Risiken ihres balen Umweltprobleme unserer Zeit. BiodiversitätRückgangs und die Entwicklung internationaler Pro- besitzt neben ihrem Eigenwert und ihrer ökologischengramme zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung Bedeutung einen hohen ökonomischen und entwick-biologischer Vielfalt setzen Dialogbereitschaft und ver- lungspolitischen Wert. Gleichwohl herrscht nicht immerstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus. Einigkeit über das rechte Maß an Schutzwürdigkeit undMit einer gemeinsam veranstalteten öffentlichen über die richtigen Schutzmaßnahmen für eine Biodiver-Tagung unter dem Titel »Thesen zur Biodiversität« ver- sität von der Zelle bis zum Ökosystem.folgten die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz Die Hauptgefahren drohen der Biodiversität durch und das Studium generale der Johannes Gutenberg- den Klimawandel, der bereits viele Ökosysteme be-Universität Mainz das Ziel, zu einem besseren Verständ- einträchtigt, durch die Übernutzung der Tier- und Pflan-nis der Probleme, des Nutzens und des Wertes der zenwelt an Land und zur See sowie durch invasive ge-Erhaltung biologischer Vielfalt beizutragen. Die in der bietsfremde Arten, die sich als Begleiterscheinung desvorliegenden Ausgabe der »Denkanstöße« zusammen- wachsenden Welthandels in neuen Lebensräumen aus-gefassten Tagungsbeiträge spiegeln die Bandbreite der breiten. Diese direkte Bedrohung wird durch sozialein den aktuellen Biodiversitätsdebatten vertretenen und wirtschaftliche Einflussfaktoren verstärkt, beispiels-Thesen wider. weise durch die demographische Entwicklung mit Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Thesen machen raschem Bevölkerungswachstum in den Entwicklungs-es unmöglich, eindeutige Handlungsanweisungen zu be- ländern oder durch das Konsumverhalten und die Pro-gründen. Dennoch zeichnen sich in den Debatten einige duktionsformen vor allem in den reichen Ländern.Felder ab, in denen sich der Konsens verdichtet. Sie Die biologische Vielfalt ist nicht gleichmäßig über diebetreffen etwa die Einschätzung der Wichtigkeit des Erde verteilt, ihre Zentren liegen vorwiegend in den Ent-Themas, die grundsätzliche Schutzwürdigkeit der Bio- wicklungsländern. Mit der UN-Konvention von Rio 1992diversität sowie die Einsicht, dass neben den wissen- ist die Biodiversität in den Mittelpunkt umweltpolitischerschaftlichen Grundlagen und den ökonomischen Aspek- Aufmerksamkeit gerückt. Die Konvention fordert, dieten den normativen Gesichtspunkten von Ethik und – biologische Vielfalt zu schützen, ihre nachhaltige Nut-in geringerem Maß – von Ästhetik eine entscheidende zung zu ermöglichen und die ökonomischen Vorteile,Rolle zukommt. Diese Betrachtungsweisen setzen einen die aus der Nutzung biologischer Ressourcen entstehen,Weitblick voraus, der auch die Verantwortung für die gerecht aufzuteilen. Die Umsetzung dieser Hauptzielefolgenden Generationen erfasst. In normativen Fragen kam bisher erst langsam voran. Auf der siebten Konfe-stößt das Expertentum an seine Grenzen. Hier sind renz der Vertragsparteien im Februar 2004 in Kuala Lum-wir alle zuständig; wir müssen es sein. Das Leben hat pur einigte man sich, bis zum Jahr 2010 die Verlustrateauf allen Ebenen seiner Organisation biologische Viel- an biologischer Vielfalt auf globaler, regionaler undfalt ausgebildet, um sein Überleben zu sichern. Die nationaler Ebene erheblich zu verringern und dadurchErhaltung der Biodiversität ist nicht nur die Aufgabe der einen Beitrag zur Minderung der Armut und zum NutzenUmweltpolitiker und Umweltakteure – sie ist uns allen aller Lebensformen auf unserem Planeten zu leisten.anvertraut. |5 »Biodiversität« Zusammenfassung | Als Geburtsstunde des Begriffs »Biodiversity« gilt das 1986 in Washington durchgeführte nationale Biodiversitätsforum. Seither hat der Begriff Biodiversität sowohl in die Biowissenschaften als auch in die Politik mit einem erstaunlichen Tempo Einzug gehalten. Dieser Siegeszug eines neuen Begriffs erscheint verwun- derlich angesichts der Tatsache, dass über die Vielfalt der Gene, der Arten und der Ökosysteme bereits seit Zur Entstehung und Tragweite eines neuen SchlüsselbegriffsJahrzehnten intensiv geforscht wird. Der Erfolg des neuen Begriffs Biodiversität wird erst verständlicher durch die Dr. Reinhard Piechocki | BfN INA | Insel VilmTatsache, dass mit ihm nicht nur die Vielfalt an Ökosystemen, Arten und Genen umschrieben, sondern auch die ökonomische Nutzbarkeit und die kulturellen Qualitäten der Vielfalt des Lebens thematisiert werden. Der Begriff »Biodiversität« ist von namhaften Biologen bewusst als ein griffiges Schlagwort konzipiert worden, um einer breiten Öffentlichkeit die globalen Verluste an biologischer Vielfalt bewusst zu machen. Nicht naturwissenschaft- liche, sondern naturschutzpolitische Überlegungen waren somit entscheidend für die Begriffseinführung. Entstehung, Verbreitung und Akzeptanz des Begriffs Biodiversität sind sowohl eine Folge des wachsenden Ver- antwortungsgefühls für die Bewahrung biologischer Vielfalt als auch der Thematisierung der Gerechtigkeit bzgl. der ökonomischen Nutzung biotischer Potenziale. »Biodiversität« ist inzwischen zur Chiffre geworden für ein wesentlich erweitertes, integratives Naturschutzkonzept im Kontext des Nachhaltigkeitsdiskurses: Schutz und nachhaltige Nutzung werden hierbei als gleich bedeutsame Ansätze zur Erhaltung der Biodiversität anerkannt. Einleitung | Die Vielfalt ist ein derart beeindruckendesnen übergeordneten Begriff für eine Vielfalt gab, »die sich Merkmal der Organismen, dass die Versuche, durch eineauf mehrere oder alle Ebenen des Lebendigen bezieht«.3 wissenschaftliche Klassifizierung Ordnung in die überwäl-Im nachfolgenden Abschnitt wird veranschaulicht, tigende Fülle zu bringen, bis in die Antike zurückreichen.dass in den späten 1980er Jahren »Biodiversität« als ein Von Beginn an wurde mit der Klassifikation nicht nur ver-umweltpolitisches Kunstwort eingeführt wurde, um einer- sucht, einen Bestimmungsschlüssel zur Identifikation vonseits einer breiten Öffentlichkeit die Gefahren deutlich Tieren und Pflanzen zu schaffen, sondern die Ordnungs-zu machen, die sich aus dem globalen Verlust an biolo- prinzipien der Natur zu erkennen und abzubilden. Aller-gischer Vielfalt ergeben, und um andererseits mehr dings änderten sich die Auffassungen über das Wesenpolitischen Einfluss zu gewinnen bzgl. der Bewahrung dieser Ordnung von der Antike bis hin zur Darwin’schender Biodiversität. Evolutionstheorie erheblich. Das 18. Jahrhundert wurde zur ersten Blütezeit der Sys- tematik, in der das System des schwedischen Botanikers Begriffsentstehung | Der Begriff »biodiversity« ist eine Carl Linnaeus (1707 – 1778) den vorläufigen HöhepunktKurzform des ursprünglichen Terminus »biological diver- darstellte. Die Vorherrschaft der Systematik innerhalb dersity«. Im Jahre 1981 hatte die US-Administration erstmals Naturforschung endete im zweiten Drittel des 19. Jahrhun-eine »Conference on Biological Diversity« veranstaltet. derts, als mit der vergleichenden Anatomie sowie der Eta-Um einen sprachlich eleganten und politisch wirksamen blierung der experimentellen Naturwissenschaften neueBegriff zu schaffen, hat Walter G. Rosen von der »Com- Fragestellungen in das Zentrum rückten.1 Erst in den letz-mission of Life Science« des »US-National Research ten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erlebte die Syste-Council« bewusst den ursprünglichen Bestandteil »logisch« matik unter dem Eindruck des weltweiten Schwundes anweggelassen bei der Initiierung des vom 21. – 24. 9.1986 biologischer Vielfalt eine Renaissance.durchgeführten »National Forum on BioDiversity«. Durch Der Begriff der Vielfalt bezog sich bis Mitte der 1970er diese Auslassung wird der Bezug zu den Naturwissen- Jahre stets auf die Ebene von Arten und anderen taxono-schaften zurückgenommen, um dadurch auch »emotionale mischen Einheiten wie z.B. Gattungen und Klassen.2 Auchund spirituelle« Begriffsassoziationen zu ermöglichen.4 in Ernst Mayrs berühmt gewordenem Lehrbuch »EvolutionWährend in den Publikationen des Nationalen Forums der and the Diversity of Life« (1979) ist mit Diversität die im Ver-Buchstube »D« in BioDiversität noch großgeschrieben ist, lauf der Evolution entstandene Artenvielfalt gemeint. Dieshat Wilson 1988 erstmals den Begriff »Biodiversität« in der macht deutlich, dass es bis in die 1970er Jahre hinein kei-heute üblichen Schreibweise verwendet. |7 Biological Diversity 1981 BioDiversity 1986 1974 Biodiversity 1988 1977 Konferenz über biologische Vielfalt (Smithsonian – Institution und WWF) Auftrag des US-Präsidenten Jimmy Carter an das »Council on Environmental Quality«: Studie über Trends bzgl. natürlicher Ressourcen und der Umwelt Abb. 1 | Zur Entstehung des neuen Begriffs »Biodiversity« 1980Bericht des US-Präsidenten »Global 2000« (u.a. Beitrag über »Veränderungen der biologischen Vielfalt« von WWF) 1981»Conference on Biological Diversity« der US Agency of International Development (USAID) Die Entstehungsgeschichte des neuen Begriffs »Bio-Dieser Bruch mit einer wissenschaftlichen Selbstverständ-1982»Proceedings of the US-Strategy Conference on Biological Diversity« diversität« umfasst den Zeitraum von 1974, als die renom-lichkeit wird nicht nur in der Tagung, sondern auch in der1985»U.S. policy on biological diversity« – Bericht des »Committee on Foreign Affairs« des US-Repräsentantenhauses mierte Zeitschrift Science den Artikel »Scientists talk ofSchöpfung und Propagierung des Wortes »Biodiversität«1986»US National Forum on BioDiversity« des »American Natural Research Council« the need for conservation and an ethic of biotic diversitydeutlich. Dieser Begriff verkörpert gleichzeitig eine wissen-1988»Biodiversity« – Buchveröffentlichung von EDWARD WILSON to slow species extinction« veröffentlichte 5 , bis hin zumschaftliche Tatsache als auch einen Wert. Mit der Wort-1989Jahre 1992, als auf der UN-Konferenz über Umwelt undwahl »Biodiversität« wurde die traditionelle GrenzziehungEntwicklung (UNCED) in Rio das Übereinkommen über diezwischen wissenschaftlichen Tatsachen einerseits und1990Biodiversität als Indikator für globale Veränderungen (UNESCO-Programm »Der Mensch und die Biosphäre« MAB) biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention) verabschie-Werten andererseits explizit infrage gestellt. Uta Eser vom1991SOLBRIG entwickelt eine Definition von »biodiversity«, im Rahmen des UNESCO-Programms »Der Mensch und die Biosphäre« det wurde |Tab.1|.Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (Universität1992»Global Biodiversity: Status of the Earth’s living resources« – Bericht des World »Conservation Monitoring Centre« Tübingen) hat in ihrem Vortrag über den Biodiversitätsbe-1992Konvention über die biologische Vielfalt – UN Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro Eine Schlüsselrolle für das weltweite Bewusstwerden »Ecosystem function of biological diversity« – Tagung der »Internat. Union of Biological Science« (IUBS) und dem Scient. Committee on Problems of the Environment (SCOPE) des zunehmenden Schwundes an Arten, Genen undgriff auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fürÖkosystemen kommt dem 1986 veranstalteten »US Natio-Geschichte und Theorie der Biologie – die im Juni 2000 innal Forum on BioDiversity« zu. Als der MitorganisatorNeuburg / Donau stattfand – den Schluss gezogen, dassWalter G. Rosen dem Rat für biologische Grundlagenfor-die Biodiversitäts-Protagonisten sich damit einer Auffas-schung der US-amerikanischen Akademie der Wissen-sung angenähert haben, die von WissenschaftsforschernBiodiversitätskonvention | Der weltweite Erfolg desweit reichenden Ansatz versucht die Konvention, der öko- schaften die Durchführung eines Forums über die Bedro-zwar schon lange vertreten, von Naturwissenschaftlernneuen Begriffs »Biodiversität« ist ohne das »Übereinkom-nomischen, politischen und juristischen Auseinanderset- hung der biologischen Vielfalt vorschlug, musste erbislang aber meist entschieden zurückgewiesen wird:men über die biologische Vielfalt« (Biodiversitätskonven-zung zwischen den industrialisierten Ländern des Nordens erhebliche Bedenken ausräumen. Von jeher hatten welt-»dass Wissenschaft einem Einfluss gesellschaftlichertion), das 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationenund den biodiversitätsreichen Ländern des Südens einen weit die wissenschaftlichen Akademien die Objektivität,Wertvorstellungen unterliegt – und dass Wissenschaftlerfür Umwelt und Entwicklung (UNED) in Rio de JaneiroRahmen zu geben. Eng verknüpft ist daher die Konvention Wertfreiheit und Interessenneutralität der Naturwissen-ihrerseits solche Wertvorstellungen beeinflussen können«.verabschiedet und seither von über 180 Staaten unter-mit den neuen bio- und gentechnologischen Verfahren. schaften betont und gewahrt, sodass man anfänglichDie Erfindung des neuen Schlagwortes »Biodiversität«zeichnet und ratifiziert worden ist, nicht zu erklären. Aus- Tab. 1 | »Biodiversity« – Begriffsentstehung im angloamerikanischen Raum 8 Bereits auf der ersten Umweltkonferenz der Vereinten nicht gewillt war, eine Tagung zu unterstützen, wo ganzist das Ergebnis einer bewussten Politisierung naturwis-gangspunkt für die Entstehung dieser Konvention warNationen im Jahre 1972 in Stockholm wurden Prinzipien offensichtlich unter dem Deckmantel der Wissenschaftsenschaftlicher Erkenntnisse. Aus der Sicht der Wissen-der politische Wille, den weltweiten Rückgang der biolo-zum weltweiten Schutz von Pflanzen- und Tierarten sowie politischer Einfluss vergrößert werden sollte für eine Inten-schaftsforschung wird eine solch gezielte Politisierung alsgischen Vielfalt zu bremsen.Ökosystemen formuliert. Die Weiterentwicklung der Prin- sivierung des Schutzes von Arten und Ökosystemen.6»Grenzarbeit« bezeichnet 9, mit der gleichermaßen wissen-Mit dieser Konvention wurde die Bewahrung von Bio-Schließlich ließ sich die Akademie doch überzeugen undschaftliche, ökonomische, soziale und politische Interes-diversität zu einem gemeinsamen Anliegen der gesamtenwesentlicher Schritt hin zur Entstehung der Biodiversitäts- veranstaltete die Tagung unter ihrer Schirmherrschaft.sen verbunden sind:Menschheit erklärt. Dieses Übereinkommen ist einekonvention war das 1986 veranstaltete »US National Forum Edward O. Wilson hat auf das Besondere und die Größe– aus einer wissenschaftlichen Perspektive soll die For-Herausforderung für den Naturschutz im 21. Jahrhundert,on BioDiversity«. Das Zustandekommen dieses wegwei- dieser Veranstaltung hingewiesen, an der mehr als 60schungsförderung wieder stärker auf die klassischenweil es nicht nur um den Schutz der biologischen Vielfaltsenden Forums ist vor allem zwei weit gehend voneinan- führende Biologen, Ökonomen, Philosophen und andereFelder der Taxonomie und Systematik gelenkt werden;geht, sondern ebenso um ihre nachhaltige Nutzung undder unabhängigen Entwicklungen zuzuschreiben.7 Zum Experten sowie Vertreter von Hilfsorganisationen und gro-– aus einer ökonomischen Perspektive soll auf den gro-die gerechte Verteilung der Vorteile aus der Nutzung gene-einen war weltweit bewusst geworden, dass der fort- ßen Banken teilnahmen. Sowohl die Vorträge als auch dießen Wert biotechnologisch nutzbarer Genressourcentischer Ressourcen.schreitende Rückgang der Tropenwälder zu einem Arten- Diskussionen besuchten regelmäßig Hunderte von Men-hingewiesen werden; 7 schen. Am letzten Abend der Tagung wurde eine Telekon- ferenz veranstaltet, die über Satellit schätzungsweise bis zu zehntausend Menschen an über 100 Universitäten und Hatte man ursprünglich ein reines Natur- und Umwelt- zipien führte 1982 zur »World Charter for Nature«. Ein sterben von beträchtlichem Ausmaß führen wird, weil schutzabkommen angestrebt, so änderte sich im Verlaufgerade die biodiversitätsreichsten Regionen in den Tropen biologischer Vielfalt für ein sinnerfülltes Leben hervor-der Verhandlungsprozesse der Charakter des Abkom-liegen. Zum anderen hatte sich die Erkenntnis durchge- gehoben; – aus einer sozialen Perspektive wird die Bedeutung mens entscheidend: Das Vertragswerk enthält neben kon-setzt, dass die Bewahrung der Artenvielfalt eng verbunden Hochschulen der USA und Kanada erreichte. Die Tagung– aus einer politischen Perspektive soll auf die Kompe-ventionellen Naturschutzansätzen die Grundzüge einerist mit Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung. wurde so zu einem explizit politischen Ereignis, um dentenz von Biowissenschaftlern für politische Entschei-gerechten wirtschaftlichen Nutzung der Biodiversität.Die 1983 gegründete und von der norwegischen Minis- Amerikanischen Kongress auf die Komplexität, die Gefah-dungsprozesse verwiesen werden.Die Konvention regelt deshalb auch die Verteilung derterpräsidentin Gro Harlem Brundtland geleitete Kommission ren und auch die ökonomischen Folgen des weltweit sichAlle diese Interessen beruhen auf der Absicht, der welt-Gewinne aus dieser Nutzung sowie den Austausch der(World Commission on Environment and Development, vollziehenden Artenschwundes aufmerksam zu machen.weit fortschreitenden Naturzerstörung Einhalt zu gebieten.zu ihrer Nutzung notwendigen Technologien. Mit diesemWCED) hat 1987 ihren Bericht »Our Common Future« der 8| |9

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