Vor dem Hintergrund der bereits punktuell beobachteten Bestandsveränderungen und Verschiebungen von Pinguinbrutplätzen im Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel und der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Nahrung erscheint ein möglichst flächendeckendes Monitoring der antarktischen Pinguine sinnvoll. Der vorliegende Bericht soll hierzu einen methodischen Beitrag leisten. Aufgrund der sehr großen Zahl von Kolonien und der in der Regel schwierigen Zugänglichkeit können Vor-Ort-Zählungen in Bezug auf die Größe der Brutpopulation stets nur Stichprobencharakter besitzen. Außerdem ist davon auszugehen, dass es eine nicht unbeträchtliche Anzahl bisher unbekannter Kolonien gibt. Ein weitestgehend umfassendes Monitoring erscheint daher nur auf der Basis von Fernerkundungsdaten möglich. Möglichst alle Pinguinkolonien der Antarktis detektieren zu können, werden Satellitendaten benötigt, die aufgrund der enormen Datenmengen sehr günstig zu akquirieren sind und zum anderen auch flächendeckend vorliegen. In dieser Untersuchung stellten sich die erst seit 2013 verfügbaren Landsat 8-Daten als die geeignetsten für diese Aufgabe heraus. Diese haben im Gegensatz zu dem Vorgänger Landsat 7, der seit Mai 2003 einen Fehler am sogenannten Scan-Line-Corrector aufweist, den großen Vorteil, dass die komplette Aufnahme ausgewertet werden kann, was eine höhere zeitliche Abdeckung der antarktischen Küstengebiete erlaubt. Wenn hingegen die Größe der Kolonien genau bestimmt und kleinräumige Veränderungen detektiert werden sollen, werden Satellitendaten benötigt, die eine sehr hohe räumliche und zeitliche Auflösung haben. In einem solchen Fall haben sich hochaufgelöste, multispektrale Satellitendaten mit Bodenauflösungen von unter 60 cm als am geeignetsten erwiesen. Erstmals wurden auch die hochaufgelösten VNIR-Daten des Worldview 3-Satelliten erfolgreich getestet. Zur Durchführung der Analysen wurden 12 hochaufgelöste und über 50 mittelaufgelöste multispektrale Satellitenaufnahmen der Testgebiete beschafft. Insbesondere gelang es trotz der häufigen Bewölkung in der Saison 2014/15 vier und in der Saison 2015/16 drei hochaufgelöste weitgehend wolkenfreie Aufnahmen von Ardley Island für intrasaisonale Untersuchungen zu akquirieren. Mit Hilfe dieser Daten wurde eine Reihe von Methoden auf ihre Eignung zur Detektion von hoch- und mittelaufgelösten Satellitenaufnahmen hin überprüft. Als schwierig stellte sich die Klassifikation des Guanos in den hochaufgelösten Aufnahmen heraus. Besonders der dunkel erscheinende Guano konnte kaum mit den getesteten Methoden detektiert werden. Im Gegensatz dazu ließ sich der hellere, orange-rötlichen Guano gut klassifizieren. Prinzipiell zeigte sich, dass die Klassifikationen bei der eher kontinental gelegen Cape Bird-Kolonie genauer waren als bei Adélie Land, was auf die relativ großen Flächen dunklen Guanos und der großen Variabilität der Geomorphologie und Vegetation auf Ardley Island zurückzuführen ist. Bei den untersuchten Methoden zeigte sich, dass die Maximum-Likelihood- und die ACE-Klassifikation die besten Ergebnisse für die Detektion von Guano in hochaufgelösten Aufnahmen lieferten. Beim Vergleich der Satellitenaufnahmen mit den Bodenkartierungen wurde auch festgestellt, dass es auf Ardley Island nicht möglich ist, alle Nestgruppen in Satellitenaufnahmen zu identifizieren, auch nicht manuell. Gute Ergebnisse wurden mit der ACE- und SAM-Klassifizierung bei den mittelaufgelösten Landsat 8-Aufnahmen der kontinentalen und maritimen Antarktis erreicht. Beiden Methoden scheinen für eine automatisierte Klassifizierung der gesamten Antarktis geeignet. Das eine automatische Detektion von Adéliepinguinkolonien der kontinentalen und auch der maritimen Antarktis mit Landsat 7-Aufnamen möglich ist, wurde bereits von Schwaller et al. (2013b) und Lynch & Schwaller (2014) eindrucksvoll bewiesen. Um die Aussagekraft bzw. die Genauigkeit der aus den Satellitenbildern gewonnenen Informationen beurteilen zu können, werden möglichst genaue Bodenkontrolldaten benötig. Vier verschiedene Methoden zur Schaffung solcher Referenzdaten wurden in diesem Projekt untersucht und miteinander verglichen. Die Panoramafotografie ist die schnellste Methode, liefert aber nur relativ ungenaue Ergebnisse, ähnlich wie die GPS-basierte Teilkartierung. Mit der GPS-basierten Vollkartierung erfolgt hingegen die genauste Bestimmung der Brutpaarzahlen aller untersuchten Methoden. Diese benötigt aber auch die meiste Zeit und hat den Nachteil, dass die brütenden Pinguine am stärksten gestört werden. Einen Mittelweg bietet die Kartierung mit sehr hochaufgelösten UAV-Orthophotomosaiken, mit der in kurzer Zeit große Gebiete untersucht werden können. Es wurde gezeigt, dass RGB-Orthophotomosaike am geeignetsten sind um die Brutpaare zu identifizieren, während sich NIR-Orthophotomosaike besonders für die Detektion des Guanos und der Vegetation eignen. Thermalinfrarot-Orthophotomosaike haben ein großes Potenzial bei der Identifizierung von Pinguinen, wenn diese sich auf oder neben einem Nest befinden. Die Methode ist aufgrund der geringen Auflösung der Thermalsensoren jedoch noch nicht praxistauglich. Erstmalig fand eine detaillierte Untersuchung des Störungspotenzials der UAV-gestützten Kartierung statt. Das Ergebnis zeigt, dass Überflughöhen von mehr als 50 m über Grund (entspricht der minimalen Flughöhe der UAV-Kartierungsflüge) nur geringe Verhaltensreaktionen der Pinguine im Vergleich zu niedrigeren Flughöhen hervorrufen. Weiterhin wurde untersucht, ob es Unterschiede bei der Guanofärbung einer Kolonie im Saisonverlauf oder zwischen den einzelnen Arten gibt, die mittels fernerkundlichen Methoden erkannt werden können. Die Ergebnisse der Versuche mit Munsell-Farbtafeln, Fotografien am Boden sowie UAV- und Satellitenaufnahmen aus zwei Saisons zeigen, dass sich die Probeflächen mit den Adéliepinguinen am Anfang der Saison von denen mit den Eselspinguinen unterscheiden. Der Unterschied äußert sich darin, dass zu Beginn der Brutsaison der relative Rot- und Grünanteil des Guanos sehr nahe beieinander liegt, das heißt die Guanofarbe erscheint grünlich. In der restlichen Saison hingegen dominiert bei allen Arten der Rotanteil. Aufgrund dieses Farbunterschiedes war es möglich, in einer hochaufgelösten Satellitenaufnahme die Adéliepinguinnestgruppen von den Eselspinguinnestgruppen zu unterscheiden. Neben der Guanofarbe wurde auch der Habitus sowie die Brutbiologie und -phänologie der Pinguine als mögliches Unterscheidungsmerkmal zwischen den Pygoscelis-Arten mit Hilfe der Fernerkundungsdaten untersucht. So ist es in UAV-Aufnahmen mit Bodenauflösungen von mindestens 1 cm unter optimalen Aufnahmebedingungen möglich, die Küken der drei Arten voneinander zu unterscheiden. Bei den Adulten hingegen konnte als einziges zuverlässiges Bestimmungsmerkmal der sanduhrförmige weiße Fleck auf dem Scheitel von Eselspinguinen ausgemacht werden, aber nur bei aufrecht gehaltenem Kopf. Auch anhand der unterschiedlichen Brutbiologie konnten Zügelpinguinnestgruppen mit noch brütenden Adulten von Eselspinguinnestgruppen mit bereits geschlüpften Küken mit Hilfe eines UAV-Orthophotomosaiks von Narebski Point zweifelsfrei voneinander unterschieden werden. Auch die intrasaisonal Variation in der Kolonieausdehnung und Nbesetzung wurde ausführlich anhand von GPS-basierten Teilkartierungen und der Brutphänologie auf Ardley Island untersucht. So zeigte sich, dass die Größe der Nestgruppenflächen über den Untersuchungszeitraum (Anfang Dezember bis Anfang Januar) weitestgehend konstant blieb, im Gegenzug die Anzahl der Nester und somit auch die Dichte der Nestgruppen aber stark abnahm. Auch wurde beobachtet, dass Nestgruppen mit 1-10 Nestern am deutlichsten innerhalb des Untersuchungszeitraumes vom Rückgang betroffen waren, was möglichweise an deren Kolonierandlage und dem damit einher gehenden größeren Prädationsdruck liegt. Die Untersuchungen von Cape Bird mit Landsat 8-Aufnahmen ergaben, dass dort keine intrasaisonalen Veränderungen in der Kolonieausdehnung festgestellt werden konnten. Lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass die Kolonie mit Schnee bedeckt ist und somit nur teilweise oder nicht detektiert werden kann, steigt am Anfang und am Ende der Saison. Mit hochaufgelösten Satellitenaufnahmen konnte bei Ardley Island hingegen eine deutliche intrasaisonale Variation der Guanoflächen festgestellt werden. So nimmt die Guanofläche der Kolonie zum Saisonende hin stark zu, bis sie unter dem Einfluss von nachlassenden Guanoeintrag bei weiterhin vorhandener Erosion wieder abnimmt. Eine weitere Analyse zeigte, dass eine Korrelation (R?= 0,84) zwischen dem Aufnahmezeitpunkt der Satellitenaufnahme und der durchschnittlichen Nestdichte der Guanobedeckten Flächen besteht. Die Detektierbarkeit intersaisonaler Variationen in der Kolonieausdehnung und Nbesetzung wurde mit hoch- und mittelaufgelösten Satellitenaufnahmen anhand der Kolonien von Ardley Island und Cape Bird untersucht. Für Ardley Island konnte kein Zusammenhang (R? = 0,05) zwischen der Anzahl der Nester und der mit Hilfe der Bodenkartierung ermittelten Nestgruppenfläche festgestellt werden. Ähnliches zeigte sich für die Adéliepinguinkolonie Cape Bird Nord anhand hoch- und mittelaufgelösten Satellitenaufnahmen. Weiterhin konnten mit Landsat-Aufnahmen keine Veränderungen der Brutpaarzahlen anhand der Guanofläche detektiert werden, selbst dann nicht, wenn sich die Brutpaarzahlen mehr als verdreifachten. Dies ergaben Analysen an der Kolonie Cape Bird Nord im Zeitraum zwischen 1985 und 2016. Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in der Dichteänderung innerhalb der Nestgruppen. Quelle: Forschungsbericht
Landkreis Diepholz/Dümmer. Ende Mai kamen Ornithologen aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und aus den Niederlanden ins Vogelschutzgebiet Dümmer, stülpten Regenhosen über Jeans und Gummistiefel und lauschten um fünf Uhr morgens der Einweisung Heinrich Beltings von der Naturschutzstation des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dümmer. Die „Ornis“ waren gekommen, um an einer einzigartigen Aktion teilzunehmen: der Suche nach Bekassinen-Nestern. Bekassinen sind wie alle Wiesenvögel Bodenbrüter. Ihre Nester legen sie gerne in Bulten, horstartig wachsenden Grasinseln, oder in flachen selbst gedrehten Mulden an. Je nach Wiesenvogelart sind die Nester mehr oder weniger versteckt: Während Kiebitze sehr offen und sichtbar brüten, sind die Nester von Rotschenkel und Bekassine in höheren Pflanzenbeständen verborgen. Bekassinen suchen gezielt dichtere und oft gleichmäßig hoch aufgewachsene Vegetation für ihr Nest aus, um es besonders gut zu verstecken. Wenn die Vegetation es zulässt, verdreht der brütende Vogel die Grashalme über dem Nest so, dass ein blickdichtes „Dach“ entsteht und bahnt sich einen Seiteneingang. In Kombination damit, dass Bekassinen zur Brutzeit ohnehin ein vergleichsweise heimliches Leben führen, ist es praktisch unmöglich, Nester allein durch Beobachtung zu finden. Gemeinsam mit leider zu vielen anderen Arten muss die Bekassine in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel in der Kategorie 1 geführt werden. Wie der Brachvogel oder der Kampfläufer gilt auch die Bekassine als „vom Aussterben bedroht“. Um zu verhindern, dass die Bekassine tatsächlich in Niedersachsen ausstirbt, ist es erforderlich, ihre Brutbiologie besser zu verstehen. „Das ist die Grundlage, um effektive Schutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen zu können“, sagt Heinrich Belting, Projektleiter des EU-LIFE-Projekts „GrassBirdHabitats“. Dafür sei es unverzichtbar, einzelne Neststandorte zu kennen und zu analysieren. Und um die gut versteckten Nester zu finden, gibt es nur eine erfolgversprechende Möglichkeit: geeignete Flächen lückenlos absuchen. Zu diesem Zweck stiefelten jetzt bereits zum dritten Mal Menschenketten auf ausgewählten Teilflächen durch das Vogelschutzgebiet Dümmer. Die jeweils außen laufenden Personen der Kette überwachen mit GPS-Geräten, dass auch die ganze Fläche erfasst wird, während alle anderen ihren Blick ständig gen Boden gerichtet halten, um kein Nest zu verpassen. Brütende Bekassinen fliegen von ihrem Gelege, mit den üblicherweise vier dunkel gefleckten Eiern, erst dann auf, wenn ein Mensch sich auf ein oder zwei Meter angenähert hat. Dann gilt es, am Abflugort vorsichtig nach dem Nest zu suchen. Wenn das nicht sofort gelingt, ist das Gelege schnell mithilfe einer Wärmebilddrohne gefunden und wichtige Brutparameter können erhoben werden. Die Brutbiologie der Bekassine birgt noch viele Geheimnisse. So führen wohl beide Partner die Jungvögel, aber nur das Weibchen, so steht es jedenfalls in der Literatur, soll brüten. Nun wurde aber eine Bekassine vermessen, die demnach auf ein Männchen schließen ließ – und einen Brutfleck ausgebildet hatte. Den haben aber nur Vögel, die auch tatsächlich auf den Gelegen sitzen und brüten. Eine genetische Analyse wird demnächst Aufschluss über das Geschlecht geben – und der Wissenschaft vielleicht ein kleiner Baustein an neuem Wissen hinzugefügt werden können. Nun, am Ende des Tages hatten die Vogelkundler viele Kilometer Seggenried, Nassgrünland und Weidefläche abgelaufen und sage und schreibe zwei Gelege gefunden. Ein mühsames Geschäft, das aber immerhin von einer Besonderheit gekrönt war: ein Gelege hatte fünf Eier, was nur sehr selten zu finden ist. Information zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“ (LIFE19 IPE/DE/000004) Information zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“ (LIFE19 IPE/DE/000004) Der Schutz von Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel und deren Lebensräumen stehen im Fokus des von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms geförderten Projekts. Ziel ist es, optimale Brutgebiete zu schaffen und zu verbinden. Hierfür gilt es, die Flächennutzung zu extensivieren und die Wasserstände zu optimieren. Um die Aktivitäten künftig stärker zu vernetzen und Maßnahmen für erfolgreichen Wiesenvogelschutz abzustimmen, wird ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa entwickelt. In 27 Projektgebieten in Niedersachsen werden wiesenvogelfreundliche Maßnahmen umgesetzt. Das Gesamtbudget des über zehn Jahre laufenden Projekts beträgt rund 27 Millionen Euro, darin 12 Millionen Anteil des Landes Niedersachsen. Das Niedersächsische Umweltministerium als Projektträger hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. Projektpartner in den Niederlanden sind die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die landwirtschaftliche Kooperative Collectief Súdwestkust (SWK) und der Naturschutzverband BondFrieseVogelWachten (BFVW). Seit 2018 werden Uferschnepfen am Dümmer mit Satellitensendern ausgestattet, 2020 kamen Gebiete an der Unterelbe hinzu. Mit den Besenderungen wurde im LIFE+ „Wiesenvögel“ gestartet, seit 2021 erfolgt dies im Rahmen des LIFE IP Projektes „GrassBirdHabitats“. Von 2018-2021 wurden insgesamt 72 Uferschnepfen mit Satellitensendern ausgestattet. Die Zugrouten lassen sich über www.globalflywaynetwork.org nachverfolgten.
Rote Listen Sachsen-Anhalt Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39 (2004) Rote Liste der Grabwespen (Hymenoptera: Sphecidae) des Landes Sachsen-Anhalt Bearbeitet von Eckart STOLLE, Frank BURGER und Barbara DREWES unter Mitarbeit von Rolf FRANKE, Hans-Joachim JACOBS, Ewald JANSEN, Sigbert KALUZA und Christoph SAURE (1. Fassung, Stand: Februar 2004) Einführung Mit etwa 250 Arten aus drei Familien bilden die Grabwespen in Deutschland nach den Bienen die zweitgrößte heimische Stechimmengruppe. Die früher als Sphecidae zusammengefassten para- phyletischen Grabwespen werden nach neueren Erkenntnissen (vgl. OHL 2000) in drei Familien, die ursprünglichen Ampulicidae, die Sphecidae und die den Bienen nahe stehenden Crabronidae un- terteilt. Aus praktischen Gründen verzichten wir jedoch auf eine getrennte Abhandlung. Taxonomisch können die Grabwespen weitestge- hend als geklärt gelten. Die Bestimmung kann zumeist mit DOLLFUSS (1991), OEHLKE (1970) und JACOBS & OEHLKE (1990) erfolgen. Ergänzungen für die Gattungen Nysson, Psenulus und Trypoxylon geben SCHMID-EGGER (1996, 2002) und ANTROPOV (1992). Schwierigkeiten bereiten seit jeher einige Artengruppen innerhalb der Gattung Pemphredon, deren Status noch nicht eindeutig ist. SCHMIDT & S CHMID -E GGER (1997) folgend betrachten wir entgegen der Synonymisierungen durch DOLLFUSS (1991, 1995) P. enslini, P. morio, P. mortifer und P. wesmaeli als valide Arten. Grabwespen kommen in fast allen terrestrischen Lebensräumen vor. Ein Großteil von ihnen zeigt jedoch eine Vorliebe für offene, trockenwarme Bio- tope, wie Sanddünen, Heiden, Trockenrasen oder warme Waldränder. Ersatzbiotope anthropogener Herkunft, wie Sand- und Kiesgruben, Übungsplät- ze oder Lehmmauern, werden oft ebenso gern von solchen wärmeliebenden Arten besiedelt. Die Wes- pen graben hier in das leicht zugängliche Substrat Brutröhren, in denen später die Entwicklung der Larven statt findet. Andere, besonders die hyper- gäisch nistenden Arten, bewohnen Schilfröhrich- te, Hochstaudenfluren oder Wälder, wo sie ihre Nester in Pflanzenstängeln oder morschem Holz anlegen bzw. vorhandene Strukturen, insbesondere solche anderer Insekten, wie z. B. Bohrlöcher xy- lophager Käfer im Holz oder verlassene Lipara- Gallen im Schilf, für die Brutvorsorge nutzen. Bis auf wenige Ausnahmen wird Brutfürsorge betrie- ben. Für einige Sandwespen (Ammophila-Arten) und für die Kreiselwespen (Bembix) ist Brutpflege bekannt (vgl. u.a. OLBERG 1959, OEHLKE 1970). Als Larvennahrung für die ausnahmslos carnivoren Grabwespen dienen andere Insekten und in weni- gen Fällen (Trypoxylon, Miscophus) auch Spinnen. Hierbei beschränkt sich das artspezifische Beute- spektrum oft auf bestimmte Taxa, meistens meh- rere Gattungen oder Familien, selten nur eine oder wenige Spezies. Bei einigen Arten konnte intraspe- zifischer Brutparasitismus beobachtet werden, bei dem die Nestanlage oder die Beute von der Vor- gängerin übernommen werden (Ammophila). Weiterhin leben die Vertreter der Gattung Nysson kleptoparasitisch bei bestimmten Arten der Goryti- ni-Gattungen Argogorytes, Gorytes und Harpactus. Die Imagines ernähren sich hauptsächlich von Nektar, den sie von für ihre kurzen Mundwerkzeu- ge zugänglichen, flachgründigen Blüten (ins- besondere Apiaceae) aufnehmen. Daneben wird auch der von Blattläusen ausgeschiedene zucker- haltige Honigtau oder seltener auch Körpersäfte pflanzlicher oder tierischer Herkunft, aus den ur- sprünglich als Larvennahrung gejagten Beutetie- ren, von den Wespen als Nahrungsquelle genutzt (BLÖSCH 2000). Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt hat die Bearbeitung der Stech- immen eine schon etwa 150jährige Tradition. Bereits Ernst Ludwig TASCHENBERG untersuchte in der Mitte des 19. Jahrhunderts Gebiete in der Umgebung von Halle. Seine Arbeit setzten spä- ter Otto TASCHENBERG, Paul BLÜTHGEN, Ernst HEI- DENREICH, W. WALLIS u.a. fort. In den letzten 30 Jahren gab es nur noch vereinzelte Sammelakti- vitäten. Die umfangreichste, das Gebiet von Sach- sen-Anhalt betreffende Arbeit, lieferte OEHLKE (1970) in den Beiträgen zur Insektenfauna der DDR, in der der größte Teil der bis dahin bekann- ten Literatur sowie Material aus verschiedenen öf- fentlichen und privaten Sammlungen ausgewer- tet wurde. Ein Nachtrag in gleicher Weise erfolgte 1990 (JACOBS & OEHLKE 1990). Die Datenbasis für die vorliegende Rote Liste wurde letztendlich durch diese Arbeiten gebildet und durch weitere ältere sowie neuere Literatur (DREWES 2001, VI- SCHER 2001), die eigenen Erfassungen und Mate- rial oder Fundmeldungen vieler Kollegen ergänzt. Zusätzlich wurde die Sammlung des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau nahezu vollständig und die des Zoologischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg teil- weise überarbeitet. Nach aktuellem Kenntnisstand sind aus Sachsen- Anhalt 196 Grabwespen-Arten bekannt. Der von OHL (2001) für Sachsen-Anhalt aufgeführte Am- pulex fasciata JURINE, 1807 wurde nicht mit auf- !$' Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Artenzahl (absolut) Anteil an der Gesamtartenzahl (%) Gefährdungskategorie R 1 2 7 14 22 0 35 17,9 3,6 7,1 11,2 3 26Rote Liste 104 13,353,1 G 4Kategorien D V 6 3Sonstige Gesamt 13 2,03,16,6 1,5 genommen, da die Quelle (noch) unbekannt ist. Weiterhin ist der Fund eines Weibchens von Sti- zus perrisi DUFOUR, 1838 bei Landsberg (7/1922, leg. MEYER, OEHLKE 1970) bis auf weiteres zu strei- chen. Laut JACOBS & OEHLKE (1990) handelt es sich sicher nicht um das Landsberg bei Halle, sondern um einen gleichnamigen Ort im Osten der ehem. Provinz Brandenburg (heute Polen). Die von BLÜTHGEN (1942) für das Saaletal aufgeführten Arten wurden vorläufig mit aufgenommen, auch wenn es z.T. nicht möglich ist, sie eindeutig Sach- sen-Anhalt zuzuordnen. Das Areal solcher medi- terran verbreiteten Arten kann erfahrungsgemäß sowohl den thüringischen Teil des Saaletals und den Kyffhäuser als auch den Süden Sachsen- Anhalts umfassen. Die sehr überschaubare Zahl von Bearbeitern und die oft versteckte Lebensweise der Wespen führ- te zu einem regional sehr heterogenen Erfas- sungsstand. Am besten sind die klassischen Sam- melgebiete um Halle, Dessau und Naumburg un- tersucht, während aus den nördlichen Landestei- len vergleichsweise wenige Daten zur Verfügung stehen. Somit sind die Kenntnisse zu vielen Ar- ten noch unvollständig. Probleme bei der Bewer- tung ergaben sich deshalb vor allem bei aktuell wenig gefundenen Grabwespen. Insgesamt ist die Datenlage als nicht zufriedenstellend einzuschät- zen und darum die Liste zu überarbeiten und zu ergänzen. Obwohl sich meist keine Bestandstrends aufstel- len lassen, da sich die früheren und die aktuellen Daten aufgrund der methodisch verschiedenen Herangehensweisen und der Erfassungsdichte schlecht vergleichen lassen, konnte doch bei eini- gen Grabwespen mindestens ein lokaler Rückgang durch Verschwinden alter Vorkommen festgestellt werden. Von anderen Arten (z.B. Ammoplanus perrisi, A. marathroicus) sind in den letzten Jahren vermehrt Funde bekannt geworden, was aber wahr- scheinlich nicht auf eine Bestandszunahme, son- dern auf eine intensivere faunistische Tätigkeit mit anderen Sammelmethoden zurückzuführen ist. Die Nomenklatur der Arten folgt BOUCEK (2001) (Am- moplanus), MENKE & PULAWSKI (2000) (Sphex) so- wie SCHMIDT & SCHMID-EGGER (1997). Gefährdungsursachen und erforderliche Schutzmaßnahmen Als Hauptgefährdungsursache kann generell der Verlust geeigneter Lebensräume benannt werden. !% Gesamt 196 Gesamt 196 Tab. 1: Übersicht zum Gefähr- dungsgrad der Grabwespen Sachsen-Anhalts. Tab. 2: Übersicht zur Einstu- fung in die sonstigen Kategori- en der Roten Liste. Stark bedroht sind die zahlreichen in den meist kurzlebigen, trockenwarmen und vegetationsar- men Biotopen (Trockenrasen, Dünengebiete bzw. Tagebaue, Truppenübungsplätze etc.) lebenden Arten. Nach Aufgabe der ursprünglichen und Feh- len einer Sekundärnutzung (z.B. Schafbeweidung) fallen diese innerhalb weniger Jahre der Sukzes- sion anheim bzw. werden durch eine Rekultivie- rung (Aufforstung u.ä.) oder Flutung als Lebens- raum ungeeignet. In anderen Lebensräumen sind Grabwespen durch eine intensivierte Agrar- und forstwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Die Entnah- me des Alt- und Totholzes aus Wäldern, Streuobst- wiesen und Rainen oder Entfernung von gebüsch- und staudenreichen Acker- und Wegsäumen bzw. Ruderalstandorten führt vor allem zur Verminde- rung des Nistplatzangebotes und somit zum Rück- gang vieler Arten. Schließlich tragen Eutrophierung, Versiegelung, Insektizideinsatz, Verschmutzung und Belastung von Gewässerufern bzw. deren Ausbau und die Verdrängung einheimischer Pflan- zengesellschaften durch die Ausbreitung invasiver Neophyten (Heracleum mantegazzianum - Riesen- bärenklau, Reynoutria japonica - Japanischer Rie- senknöterich etc.) zur weiteren Verarmung unse- rer Grabwespenfauna bei. Zusätzlich müssen Ar- ten mit einer Verbreitungsgrenze in Sachsen-An- halt aufgrund der oft wenigen, lokalen Vorkommen potenziell als gefährdet gelten. Der langfristige, nachhaltige Schutz der Grabwespen muss darum durch den großflächigen Erhalt der Kultur- und Na- turlandschaft, extensive wirtschaftliche Nutzung und geeignete Maßnahmen gegen die aufgezeig- ten Probleme erfolgen. Danksagung Für die Determination zahlreicher Tiere der Gat- tung Pemphredon danken wir besonders J. VAN DER SMISSEN (Bad Schwartau), für die Unterstüt- zungen bei der Erstellung dieser Roten Liste W. BÄSE (Reinsdorf), H. BOCK (Siptenfelde), Dr. F. DZIOCK (Leipzig), T. MEITZEL (Berga), Dr. M. OHL (Berlin), T. PIETSCH (Halle), H. RUHNKE (Halle), Dr. H.-J. SCHULZ (Görlitz), Dr. A. STARK (Halle), Dr. W. TRAPP (Havelberg), den Mitarbeitern des Bereiches Fachplanung und Lebensraumtypen des Biosphä- renreservates Südharz i. Gr. (Roßla) sowie den Mitarbeitern der ehemaligen Naturschutzstation Südharz (Wippra). Auch den Kustoden und Mit- arbeitern der Sammlungen des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau (MNVD) (T. KARISCH & A. SCHÖNE), des Naturkundl. Muse- ums Mauritianum Altenburg (M. JESSAT) und des Zoologischen Instituts der Martin-Luther-Univer- sität Halle-Wittenberg (ZIH) (Dr. K. SCHNEIDER & J. HÄNDEL) sei für die Möglichkeit der Bearbeitung von Sammlungsmaterial gedankt. Für die Erlaub- nis zum Betreten besonders geschützter Biotope bzw. Landschaftselemente danken wir dem Lan- desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Art (wiss.)Kat. Alysson spinosus (PANZER, 1801) Ammophila campestris LATREILLE, 1809 Ammophila heydeni DAHLBOM, 1845 Ammophila pubescens CURTIS, 1836 Ammoplanus marathroicus (DE-STEFANI, 1887) Ammoplanus perrisi GIRAUD, 1869 Argogorytes fargeii (SHUCKARD, 1837) Astata kashmirensis NURSE, 1909 Astata minor KOHL, 1885 Bembix rostrata (LINNAEUS, 1758) Cerceris interrupta (PANZER, 1799) Cerceris quadricincta (PANZER, 1799) Cerceris quadrifasciata (PANZER, 1799) Cerceris sabulosa (PANZER, 1799) Crabro lapponicus ZETTERSTEDT, 1838 Crabro peltarius (SCHREBER, 1784) Crabro scutellatus (SCHEVEN, 1781) Crossocerus assimilis (F. SMITH, 1856) Crossocerus capitosus (SHUCKARD, 1837) Crossocerus cinxius (DAHLBOM, 1838) Crossocerus congener (DAHLBOM, 1844) Crossocerus denticrus HERRICH-SCHAEFFER, 1841 Crossocerus dimidiatus (FABRICIUS, 1781) Crossocerus heydeni KOHL, 1880 Crossocerus tarsatus (SHUCKARD, 1837) Crossocerus vagabundus (PANZER, 1798) Crossocerus walkeri (SHUCKARD, 1837) Crossocerus wesmaeli (VANDER LINDEN, 1829) Didineis lunicornis (FABRICIUS, 1798) Dryudella pinguis (DAHLBOM, 1832) Dryudella stigma (PANZER, 1809) Ectemnius confinis (WALKER, 1871) Ectemnius fossorius (LINNAEUS, 1758) Ectemnius nigritarsus (HERRICH-SCHAEFFER, 1841) Ectemnius rugifer (DAHLBOM, 1845) Entomognathus brevis (VANDER LINDEN, 1829) Gorytes albidulus (LEPELETIER, 1832) Gorytes fallax HANDLIRSCH, 1888 Gorytes quadrifasciatus (FABRICIUS, 1804) Gorytes quinquecinctus (FABRICIUS, 1793) Gorytes quinquefasciatus (PANZER, 1798) Harpactus elegans (LEPELETIER, 1832) Harpactus formosus (JURINE, 1807) Harpactus laevis (LATREILLE, 1792) Harpactus lunatus (DAHLBOM, 1832) Harpactus tumidus (PANZER, 1801) Hoplisoides punctuosus (EVERSMANN, 1849) Lestica alata (PANZER, 1797)2 V 0 2 3 3 0 R 2 2 3 3 2 0 0 3 3 R 0 2 3 0 3 R 0 0 1 3 1 1 3 2 0 0 0 3 0 0 1 2 1 2 R 2 3 3 0 3 Bem. vor 1866 01) 02) A 03) 1967 04) A § BA 05) vor 1950 vor 1926 06) 2003 07) 1965 08) 2001 09) 10) 1924 11) 2003 12) vor 1910 13) 1973 14) 15) 16) 17) vor 1942 18) 1956 19) vor 1942 20) 1909 21) vor 1942 22) 23) vor 1942 24) !%
Es gibt grundsätzlich zwei Hauptlebensweisen der Wespen: Einige Arten leben in Völkern ( sozial ), andere dagegen einzeln ( solitär ). Die sozialen Wespen bauen teilweise große Nester und teilen die Arbeit der Brutpflege und Nahrungsbeschaffung unter sich auf. Soziale Faltenwesen Soziale Faltenwesen Ein Wespenvolk wird immer von einer Königin (begattetes Weibchen) gegründet, die anfängt ein Nest zu bauen. Bei Feldwespen schließen sich auch manchmal mehrere Königinnen zu einer Nestgemeinschaft zusammen, wobei sie in einer gewissen Rangordnung leben. Die Nester werden aus Holzfasern hergestellt, aus denen, in Kombination mit Speichel, die Zellen für den Nachwuchs gebaut werden. Diese nach unten geöffneten Zellen sind meist sechseckig wie Bienenwaben. Im Spätsommer legt die Königin unbefruchtete Eier, aus denen dann männliche Wespen (Drohnen) entstehen. Diese verpaaren sich mit den zukünftigen Königinnen. Danach stirbt die alte Königin und nach und nach das gesamte Volk, bis auf die zukünftigen Königinnen. Es überwintern also nur die zukünftigen Königinnen, z. B. im Erdreich (u. a. in leeren Mäusenestern) oder in morschem Holz. Ihre Körperzellen frieren auch bei hohen Minusgraden dank spezieller chemischer Prozesse nicht ein. Trotzdem überleben viele Königinnen den Winter nicht. Parasitierende Faltenwespen Aus wohl ehemals sozialen Arten sind parasitierende Arten hervorgegangen, die selbst kein Nest mehr bauen, sondern sich bei sozialen Arten einnisten. Sie werden daher Kuckuckswespen genannt. Bei der Wahl der Nester sind sie sehr spezifisch, d. h. sie benutzen jeweils nur eine oder zwei andere Arten als Wirte. Ein Kuckuckswespen-Weibchen dringt in ein Nest dieser spezifischen Wirtsart ein und tötet oder vertreibt die Nestgründerin (Königin). Das geschieht jedoch erst, wenn schon Arbeiterinnen im Nest vorhanden sind. Diese kümmern sich dann um den Nachwuchs der parasitierenden Art. Eine eigene Arbeiterinnen-Kaste gibt es daher bei diesen Kuckuckswespen nicht. Solitäre Faltenwes pen Solitäre Faltenwes pen Bei den solitären, also einzeln lebenden Faltenwespen gibt es ebenfalls keine Arbeiterinnen. Jedes Weibchen kümmert sich um ihren eigenen Nachwuchs. So baut sie alleine das Nest und versorgt den Nachwuchs. In ihren Nestern befinden sich die Zellen meist hintereinander, wobei die Larven in den hinteren Zellen später reifen und zuletzt das Nest verlassen. Meistens überwintern die Tiere auch in diesen Zellen. Ernährt werden die Larven von Insekten, die das Weibchen mit ihrem Stich betäubt und in der Zelle abgelegt hat.
Webspinnen (Arachnida: Araneae) Bestandssituation. Stand: Dezember 2015 Karl-Hinrich Kielhorn Einleitung Das Bild von der Spinne in ihrem Netz ist in unserer Kulturtradition fest verwurzelt. Weniger bekannt ist, dass viele Spinnen ihre Beute ganz ohne Netz fangen. Manche haben abenteuerliche Fangmethoden entwi- ckelt wie die Speispinne Scytodes thoracica, die aus modifizierten Giftdrüsen Leim auf ihre Beute spuckt und sie dadurch fixiert. Andere schleichen sich an die Beutetiere an und überwältigen sie im Sprung. Auch bei der Balz und in der Brutpflege zeigen Spinnen eine große Vielfalt von Verhaltensweisen. Nicht nur im Verhalten, sondern auch in ihrer Gestalt sind Spinnen außerordentlich variabel. Die größten Spinnen erreichen eine Körpergröße bis 12 cm und eine Beinspannweite von 30 cm. Im Verlauf ihrer nahezu 400 Millionen Jahre währenden stammesgeschichtlichen Entwicklung haben Spinnen aber auch immer kleinere Formen hervorgebracht und sich dadurch neue Lebens- räume und Nahrungsquellen erschlossen. Die kleinsten rezenten Spinnen haben eine Körpergröße von 0,4–0,5 mm (Baert & Jocque 1993). Ein großer Teil der Spin- nenarten Deutschlands ist in der öffentlichen Wahrneh- mung wegen der geringen Körpergröße der Tiere nicht präsent. Spinnen haben im Gefolge des Menschen anthropo- gene Lebensräume besiedelt und ihr Verbreitungsgebiet erweitern können. Eine Reihe von Arten lebt synanthrop Die Sumpfkreuzspinne Araneus alsine wird trotz ihrer auffäl- ligen Färbung nur selten gefunden und ist in Sachsen-Anhalt stark gefährdet. Wurmloh, 29.6.2007, Foto: J. Fischer. 606 an und in Gebäuden. Eine ausführliche Darstellung der synanthropen Spinnenfauna in der DDR gab Sacher (1983). Einen Sonderfall dieser synanthropen Lebens- weise stellen Arten dar, die sich in Gewächshäusern etablieren konnten. Es handelt sich meist um Spinnen aus dem südeuropäischen Raum. In Warmhäusern findet man Spinnen aus tropischen und subtropischen Breiten. Arten wie die Gewächs- hausspringspinne Hasarius adansoni sind schon sehr lange in europäischen Gewächshäusern präsent. Die Kenntnis über die Verbreitung dieser Spinnen in Deutschland ist noch lückenhaft (Heinz et al. 2003, Kielhorn 2008). In Sachsen-Anhalt sind Nachweise weiterer Arten zu erwarten. Die synanthrope Dornfin- gerspinne Cheiracanthium mildei wurde in Leipzig und Berlin gefunden (Kielhorn 2010, Muster et al. 2008) und tritt vermutlich bald in Sachsen-Anhalt auf. Auch von einem Vorkommen der Zitterspinne Psilochorus simoni ist auszugehen. Bearbeitungsstand, Datengrundlagen Die erste Rote Liste der Webspinnen Sachsen-An- halts legte Sacher (1993) vor. Eine vollständige Über- sicht sämtlicher Arten mit ausführlicher Auflistung der Nachweisquellen wurde von Sacher & Platen (2001) publiziert. Diese Gesamtartenliste und Rote Liste umfasste 647 Arten, für die neben der Gefährdungs- einschätzung auch die Häufigkeit, der ökologische Typ und der bevorzugte Lebensraum genannt wurden. Eine weitere Rote Liste wurde kurz darauf veröffentlicht (Sacher & Platen 2004). Die Gesamtzahl der Spinnen- arten Sachsen-Anhalts stieg auf 649. Für die aktuelle Überarbeitung der Checkliste der Spinnen Sachsen-Anhalts wurden ausschließlich pu- blizierte Meldungen und Einträge in den Nachweis- karten der Spinnentiere Deutschlands (Staudt 2015) berücksichtigt. Gegenüber den Angaben in Sacher & Platen (2004) konnten 62 weitere Webspinnenarten in die Checkliste aufgenommen werden. Eine Art wurde nicht übernommen. In Deutschland kommen nahezu 1.000 Spinnenarten vor, davon sind aktuell 711 Arten aus Sachsen-Anhalt bekannt. Damit steht Sachsen-Anhalt im Artenreich- tum der Spinnenfauna unter den Bundesländern an dritter Stelle hinter Bayern und Baden-Württemberg. Von den 711 Arten sind 20 nach derzeitigem Kenntnis- stand verschollen. Frank, D. & Schnitter, P. (Hrsg.): Pflanzen und Tiere in Sachsen-Anhalt Einige Arten mit publizierten Meldungen wurden nicht in die Checkliste aufgenommen: Drassodes villo- sus (Thorell, 1856) erwies sich bei erneuter Überprü- fung als D. lapidosus (Unruh in litt., vgl. Unruh 2002). Die Belege von Sagana rutilans Thorell, 1875 konnten bisher nicht aufgefunden werden (vgl. Pietsch et al. 2002). Albrecht et al. (2002) meldeten Diplocentria rectan- gulata (Emerton, 1915) von Äckern in Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern. Diese Zwergspinne ist in der Holarktis boreoalpin verbreitet (Rief et al. 2001). In Europa wird sie selten in den Alpen gefunden. Die sehr unwahrscheinliche Fundmeldung für Sachsen-Anhalt wurde nicht berücksichtigt, zumal auch hier keine Belege geprüft werden konnten. Von Hesse (1940) wurde ein Fund von Zelotes oblongus (C. L. Koch, 1833) aus der Colbitz-Letzlinger Heide publiziert. Sacher & Platen (2001) bezweifelten das Vorkommen dieser im Alpenraum und auf dem Balkan verbreiteten Art in Sachsen-Anhalt und vermuteten eine Verwechslung mit Z. longipes. Der Beleg befindet sich im Museum für Naturkunde Berlin (ZMB 32632). Die Überprüfung ergab, dass es sich um Z. clivicola handelt. Der einzige Nachweis von Xysticus lineatus (Westring, 1851) aus Sachsen-Anhalt geht nach Sacher & Platen (2001, 2004) ebenfalls auf die oben zitierte Arbeit zu- rück. Hesse (1940) meldete X. lateralis (Hahn, 1831) aus der Colbitz-Letzlinger Heide. Dieser Artname wur- de irrtümlich als Synonym von X. lineatus gedeutet. Tatsächlich ist er ein Synonym von X. audax (Schrank, 1803) (vgl. Jantscher 2001). Xysticus lineatus wurde also bisher nicht in Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Die Bestandseinschätzung der Spinnen in der vorlie- genden Checkliste wurde im Wesentlichen unverändert aus der Gesamtartenliste von Sacher & Platen (2001) übernommen und an die hier verwendete, einheitliche Kennzeichnung angepasst. Änderungen und Ergän- zungen im Status der Bestandseinschätzung ergaben sich bei Spinnen, die in der Gesamtartenliste von 2001 noch nicht erwähnt wurden oder deren Status sich ge- genüber der Gesamtartenliste verändert hat (Wieder- funde bzw. Arten, die 2004 als verschollen angesehen wurden). Die Angaben der Roten Liste (Sacher & Pla- ten 2004) wurden dagegen auch bei Wiederfunden beibehalten. Die Nomenklatur der vorliegenden Liste folgt derjenigen des World Spider Catalog (WSC 2015). Zur besseren Orientierung wurden in einigen Fällen Synonyme genannt. Anmerkungen zu ausgewählten Arten 1) Theotima minutissima, Nesticella mogera, Coleosoma floridanum: Nur in Warmhäusern. 2) Hyptiotes paradoxus: Wiederfund 2004 bei Zichtau (Altmarkkreis Salzwedel). 3) Dipoena erythropus: Neufund 2001 Schafberg bei Zscheiplitz (Freyburg/Unstrut). 4) Theridion betteni: Wiederfunde im Harz 1984 und 2011 (leg u. Coll. D. Martin bzw. Hohner 2011). 5) Bathyphantes eumenis: In Deutschland kommt B. eumenis (L. Koch, 1879) nur in der subsp. buchari Růžička, 1988 vor (Blick et al. in Vorb.). 6) Mermessus trilobatus: Diese Zwergspinne breitet sich in Deutschland aus. In ST sind weitere Nachweise zu erwarten. 7) Midia midas: Am 27.5.1971 wurde ein Männchen dieser seltenen arboricolen Art bei Dessau gefangen (leg. D. Martin). Der Fund wurde von Malten (1994) publiziert. Der Beleg befindet sich in der Sammlung Moritz im Museum für Naturkunde Berlin (ZMB 14181). Da keine weiteren Nachweise aus ST vorlie- gen, wurde M. midas als verschollen (A) eingestuft. 8) Dolomedes plantarius: Unruh (2008) meldete neue Funde von D. plantarius. Da trotzdem nicht mehr als fünf Fundorte aus ST bekannt sind, wurde die Be- standseinschätzung beibehalten. 9) Zodarion germanicum: Neufund 2007 Küchenberge im NSG „Mittlere Oranienbaumer Heide“ bei Dessau. 10) Poecilochroa variana: In der Gesamtartenliste von 2001 fehlte die Bestandseinschätzung für die Art. Es sind nicht mehr als fünf Vorkommen bekannt (vgl. Al Hussein 2010). 11) Zelotes apricorum: Neufund 2004 Klötze OT Schwie- sau (Altmarkkreis Salzwedel). Weitere Funde in einem Buchenbestand im Harz (Schikora 2015). 12) Philodromus buchari: Bei der Durchsicht der Samm- lung Hesse im Museum für Naturkunde Berlin wurden zwei Weibchen der Art entdeckt, die 1936/37 in der Colbitz-Letzlinger Heide gefangen wurden. Da keine aktuellen Funde vorliegen, wurde die Art als verschol- len (A) eingestuft. 13) Thanatus atratus: Neufund 2006 im NSG „Taufwie- senberge“ bei Hohenwarthe an der Elbe. Trotz um- fangreicher Untersuchungen von Trockenrasen und Heiden in Sachsen-Anhalt ist diese Laufspinne bisher nur von drei Standorten bekannt. Sie wird deshalb als sehr selten eingestuft. 14) Ebrechtella tricuspidata: Neufund 2000 Saale-Un- strut-Triasland. Diese Krabbenspinne ist in ST sicher weiter verbreitet. Zu den Funden an Saale und Unstrut (Sacher 2008) kommen eigene Nachweise aus fünf verschiedenen Landkreisen. 15) Heriaeus oblongus: Fund eines Weibchens und eines juvenilen Tiers 1966 auf dem Edelacker bei Freyburg/ Unstrut (leg. u. Coll. D. Martin). In Ermangelung weiterer Funde wird die Art als verschollen eingestuft. 16) Pistius truncatus, Pseudicius encarpatus: Wieder- funde 2010. Die Häufigkeit dieser arboricolen Arten in ST ist unklar, der Lebensraum wurde bislang zu 607 wenig besammelt. 17) Sibianor larae: Diese Springspinne wird erst seit kurzem von der verwandten S. aurocinctus unter- schieden. Die Bestandssituation in Deutschland und in ST ist noch unbekannt. 18) Sitticus penicillatus: Fund eines Weibchens 1974 auf dem Edelacker bei Freyburg/Unstrut (leg. u. Coll. D. Martin). Da keine neueren Funde bekannt sind, muss die Art als verschollen gelten. Dieter Martin, Hans-Bert Schikora, Peer Schnitter und Michael Unruh unterstützten mich mit Auskünften zu Funden, Literatur und nützlichen Hinweisen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Danksagung Aloys Staudt stellte einen Auszug aus der Datenbank der Nachweiskarten der Spinnen Deutschlands zur Ver- fügung, der die Recherche für die Checkliste wesentlich erleichterte. Ismail Al Hussein, Peter Bliss, Jason Dunlop, Synema globosum lauert in Blüten auf ihre Beute. Diese hübsch gezeichnete Spinne ist im Mittelmeerraum verbreitet, in Sachsen-Anhalt aber sehr selten. Unsleben, 3.9.2009. Die arboricole Dreiecksspinne Hyptiotes paradoxus wurde erst vor Kurzem in Sachsen-Anhalt wiederentdeckt. Schönbrunn, 4.7.2008. Die Speispinne Scytodes thoracica, hier ein Weibchen mit Eikokon, kommt in Sachsen-Anhalt ausschließlich synanthrop vor. Jena, 27.7.2008, alle Fotos dieser Seite: J. Fischer. 608
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Geburtshelferkröte Alytes obstetricans (Laurenti, 1768) Als einzige heimische Amphibienart betreibt die Geburtshelfer- kröte eine besondere Brutpflege, bei der das Männchen Laich- schnüre um die Hinterbeine gewickelt mit sich herumträgt. Seine nächtlichen Rufe klingen wie „üh..üh..üh“ und erinnern im Chor an Glockengeläut, was der Art den Beinamen Glo- ckenfrosch einbrachte. Der graubraune Körper der Tiere wirkt gedrungen, die Augen sind dunkel marmoriert mit goldfarbener Iris. Die Pupille steht nicht waagerecht wie bei Fröschen und Kröten, sondern senkrecht. Schnecken. Bei der Paarung an Land umklammert das Männ- chen die Lenden des Weibchens, so dass beide Tiere mit ihren Hinterbeinen ein „Körbchen“ bilden, in das die Eier abgegeben und besamt werden. Nach einer Brutfürsorge von zwei bis sechs Wochen trägt das Männchen die Laichschnüre zum Gewässer und entlässt dort die Larven. Dieses Brutpflegeverhalten bietet den Eiern Schutz vor Verdriftung in Fließgewässern und Fress- feinden wie Fischen. Als eine weitere Besonderheit können die Larven der Geburtshelferkröte in kalten Gewässern wachsen oder im Bodenschlamm überwintern, wozu die Larven der mei- sten anderen Froschlurche nicht in der Lage sind. LEBENSRAUM Die Geburtshelferkröte liebt hügelige bis bergige Landschaften mit warmen, lockeren Sandböden zum Graben. Früher traf man sie an vegetationsarmen, sandig-kiesigen Uferbereichen naturna- her Bäche und Flüsse an. Da diese Lebensräume heute immer seltener werden, weicht die Geburtshelferkröte auf Kiesgruben und Steinbrüche oder Geröll-, Erd- und Steinhaufen an Ortsrän- dern und Bauernhöfen aus. Das funktioniert aber nur dort, wo die Tiere auch genügend Tümpel, Löschteiche oder strömungs- arme Gewässer für die Entwicklung der Larve vorfinden. LEBENSWEISE Geburtshelferkröten ruhen tagsüber verborgen in Mauerspalten, Steinhaufen oder selbst gegrabenen Erdhöhlen. In der Nacht erwachen sie jedoch zu neuem Leben und suchen auf wenig bewachsenen Flächen ihre Nahrung. Auf dem Speiseplan ste- hen neben zahlreichen Insekten, Spinnen, Asseln, Würmer und MASSE UND ZAHLEN Gesamtlänge: 3 bis 5 cm Gewicht: ca. 8 g VERBREITUNG Die Geburtshelferkröte ist eine Charakterart bewaldeter Mit- telgebirgslagen. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Nordhälfte der Iberischen Halbinsel über fast ganz Frankreich in zwei Ausläufern bis nach Mitteleuropa. Der östliche Aus- läufer umfasst den Norden der Schweiz sowie den Südteil des Schwarzwaldes, über den nordöstlichen Ausläufer besiedelt die Art Wallonien, Luxemburg, das Saarland und Rheinland- Pfalz und erreicht über die Mittelgebirge Nordrhein-Westfa- lens und Nordhessens das südliche Weserbergland, den Harz, den Thüringer Wald sowie die Rhön. VERBREITUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG In Baden-Württemberg besiedelt die Geburtshelferkröte den südlichen Schwarzwald sowie einige benachbarte Gebiete wie das untere Wutachtal, den Klettgau, das Hochrheintal und die Markgräfler Rheinebene. BESTANDSENTWICKLUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG Trotz regelmäßiger Schutzmaßnahmen sind deutliche Popu- lationsrückgänge zu verzeichnen. Besonders das Markgräfler Land ist von starken Rückgängen in den letzten Jahren betrof- fen. Durch mehrere Schutzprojekte hat sich die Situation dort in den letzten Jahren gebessert. Lokal sind im Südschwarz- wald gravierende Bestandsrückgänge durch intensive Schutz- maßnahmen verhindert worden. GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ ROTE LISTE BW SCHUTZSTATUS D BNATSCHG 23BESONDERSSTRENG STARK GEFÄHRDETGEFÄHRDETGESCHÜTZTGESCHÜTZT GEFÄHRDUNGSURSACHEN VERORDNUNGEN UND RICHTLINIEN EG-VO 338/97FFH-RICHTLINIE ANHANGANHANG - - IV - BARTSCHV - - SCHUTZMASSNAHMEN seit Jahrhunderten Zerstörung der ursprünglichen Lar- ven- und Landhabitate durch Eingriffe in die Dynamik von Bächen und kleinen Flüssen (z.B. Begradigungen und Einengungen des Bachbetts, die das natürliche Strö- mungsmosaik zerstören und die Ausbildung natürlicher Uferstrukturen wie Abbruchkanten, Kies- und Sandbänke verhindern) Zerstörung von sekundären Larven- und Landhabitaten in der Kulturlandschaft (z.B. Verfüllen von Löschteichen und Bewässerungsgräben, Beseitigung von Lesesteinhau- fen und Trockenmauern) Verfüllung oder sonstige Rekultivierung von Abbaugebie- ten wie Kiesgruben und Steinbrüchen bzw. deren natürli- che Wiederbewaldung Entfernen des Fischbesatzes aus Kleinteichen Verhinderung von Ablassen von Löschbecken zu Reini- gungszwecken ohne vorherige Bergung von Larven Neuanlage und Wiederherstellung von Larvengewässern In Landlebensräumen: Anlage sandiger Bereiche und Steinhaufen, Rückschnitt von Gehölzen SCHUTZPROJEKTE Umsetzung FFH-Richtline Art des Zielartenkonzepts Baden-Württemberg FFH-RICHTLINIE Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Namen sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel dieser Richtlinie ist die Erhaltung der Biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems. Neben der Aus- weisung von Schutzgebieten (FFH-Gebieten) für Arten des Anhangs II wird der Erhaltungszustand dieser und der Arten des Anhangs IV und V überwacht. FFH-GEBIETE Für die Geburtshelferkröte, als Art des Anhangs IV, werden im Rahmen der FFH-Richtlinie keine Schutzgebiete ausgewie- sen. ERHALTUNGSZUSTAND IN BADEN-WÜRTTEMBERG EINZELBEWERTUNG GESAMTBEWERTUNG VERBREITUNGSGEBIETPOPULATIONHABITATZUKUNFTSAUSSICHTEN UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG-UNGÜNSTIG- UNZUREICHENDSCHLECHTSCHLECHTSCHLECHT UNGÜNSTIG- SCHLECHT
Maßnahmenempfehlung für Konflikte zwischen Mensch und Saatkrähe [Redaktioneller Hinweis: Die folgende Beschreibung ist eine unstrukturierte Extraktion aus dem originalem PDF] Erster Handlungsleitfaden Saatkrähe Rheinland-Pfalz Maßnahmenempfehlung für Konflikte zwischen Mensch und Saatkrähe Impressum Herausgeber Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Staatliche Vogelschutzwarte Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Straße 7 • 55116 Mainz Telefon: 06131/6033-0 www.lfu.rlp.de Auftraggeber: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Ernährung und Mobilität (MKUEM) Bearbeitung: Alexander Neu, Dr. Christian Dietzen, Thomas Isselbächer (alle LfU) 1. Auflage Mai 2024 © Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz 2024 Bildnachweis: Wirestock - stock.adobe.com Nachdruck und Wiedergabe nur mit Genehmigung des Herausgebers 2 Erster Handlungsleitfaden Saatkrähe Rheinland-Pfalz INHALTSVERZEICHNIS 1EINFÜHRUNG 7 2ZWECK UND ZIEL 8 3DIE SAATKRÄHE IN RHEINLAND-PFALZ 9 3.1Schutzstatus 9 3.2Historische Brutverbreitung und Brutnachweise 9 3.3Aktuelle Datengrundlage zum Brutbestand 10 3.4Brutverbreitung 2023 11 3.5Aktueller Brutbestand und Trend 12 3.6Aktuelle Datengrundlage zum Rast- und Zugvorkommen 13 3.7Rast- und Zugvorkommen 13 4BIOLOGIE 14 4.1Nahrung 14 4.2Fortpflanzung 14 5HANDLUNGSLEITFADEN ZUR SAATKRÄHE 15 5.1Öffentlichkeitsarbeit 15 5.2Präventivmaßnahmen 15 5.2.1 Sichere Abdeckung von Silage-Lagerflächen und Kompost von Nutztierhaltungen und Biomasse-, Kompostierungs- sowie Abfallverwertungsanlagen 15 5.2.2 Ausweisung von „sensiblen Gebieten“ im besiedelten Bereich 17 5.2.3 Keine Pflanzungen von bestimmten Baumarten in sensiblen Gebieten, die häufig zur Brut genutzt werden 18 5.2.4 Ersatz- und Neupflanzungen von Baumarten in der freien Landschaft, die häufig zur Brut genutzt werden 18 5.2.5 Sicherung und Förderung von Kolonien im in der freien Landschaft 19 5.3Ursachen für Konflikte im besiedelten Bereich 20 5.4Maßnahmen bei bestehenden Konflikten im besiedelten Bereich 5.4.1 Frühzeitiges Entfernen von Nestmaterial in der Nestbauphase 21 22 5.5Ursachen für Konflikte im in der freien Landschaft 22 5.6Präventivmaßnahmen im in der freien Landschaft 24 Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz 3 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4 5.6.5 5.6.6 5.6.7 4 Chili-Eukalyptus-Beize für Saatgut zur Vergrämung von Saatkrähen In der Zeit der Aussaat Vergrämungsmaßnahmen in der Landwirtschaft Meldung von Schäden über das Portal von ISIP Letale Vergrämung von Saatkrähen (Vergrämungsabschüsse) Räumlich und zeitlich befristete Allgemeinverfügung I Räumlicher Geltungsbereich II Zeitlicher Geltungsbereich III Ausnahme vom artenschutzrechtlichen Tötungsverbot IV Sofortige Vollziehung V Wirksamwerden VI Nebenbestimmungen aus Sicht des Vogelschutzes VII Bedarfsbezogene Hinweise zur Allgemeinverfügung VIII Sachverhalte in Bezug auf die Begründung der Allgemeinverfügung IX Rechtliche Würdigung Akustische und pyroakustische Vergrämung Wirkung auf Vögel Sachliche Bewertung der Beeinträchtigungen und ihre Folgen Prüfung der Erteilung von Einzelgenehmigungen oder von Allgemeinverfügungen 24 24 25 25 25 26 27 27 27 27 27 27 28 28 29 30 30 31 32 6OFFENE FRAGEN32 6.1Wo finden die größten Kolonien in Rheinland-Pfalz ihre Nahrung?33 6.2Einfluss von bodenbewohnenden Insektenlarven auf die Saatkrähe33 6.3Kommt es nach der der Sicherung von Biomasse-Lagerstätten zu einer spürbaren Reduktion der Saatkrähenpopulation?33 6.4Wirkt sich die (pyro-)akustische Vergrämung nachteilig auf a) die Brutbiologie nicht schadensrelevanter Vogelarten und b) Vogelschutzgebiete aus? 33 7ZUSAMMENFASSUNG34 8QUELLEN36 9ABBILDUNGEN39 Erster Handlungsleitfaden Saatkrähe Rheinland-Pfalz Glossar Aktion GrünAktions- und Förderprogramm der Landesregierung für Projekte zur Förderung der biologischen Vielfalt in Rheinland-Pfalz BNatSchGBundesnaturschutzgesetz bzw.beziehungsweise DDADachverband Deutscher Avifaunisten e. V. DDTDichlordiphenyltrichlorethan, ein Insektizid, das seit den 1940er-Jah- ren als Kontakt- und Fraßgift bis zum Verbot 1977 in Deutschland ein- gesetzt wurde et al.und andere (et alii) EUEuropäische Union FFH-RLFauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG) GNORGesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e. V. LANISLandschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung LfULandesamt für Umwelt RLP LKLandkreis LJVOLandesjagdverordnung Mio.Millionen MKUEMMinisterium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität RLP MonitoringÜberbegriff für alle Arten von standardisierten und systematischen Er- fassungen, Protokollierungen, Messungen oder Beobachtungen eines Vorgangs oder Prozesses, um dessen Verlauf zu ermitteln. MsBMonitoring seltener Brutvögel des DDA NABUNaturschutzbund Deutschland e. V. Nr.Nummer NSGNaturschutzgebiet RLPRheinland-Pfalz SGD NordStruktur- und Genehmigungsdirektion Nord, die Obere Naturschutzbe- hörde in RLP, zuständig im Gebiet der ehemaligen Regierungsbezirke Koblenz und Trier SGD SüdStruktur- und Genehmigungsdirektion Süd, die Obere Naturschutzbe- hörde in RLP, zuständig im Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Rheinhessen-Pfalz sog.Sogenannt(e) VS-RLEU-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz 5
Das Projekt "Die Stadt als optimaler Lebensraum für den Habicht (Accipiter gentilis)" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Universität Hamburg, Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum durchgeführt. Der Habicht bevorzugt ungestörte, alte Wälder als Brutstandort und ist morphologisch an das Jagen im Wald angepasst. Seine Beute setzt sich in der Hauptsache aus Avifauna und Kleinsäugern zusammen. Während der letzten drei Jahrzehnte begannen die Habichte vermehrt den urbanen Lebensraum für sich zu entdecken. In fünf großen Städten wurden bereits Habichtsbruten beobachtet in Berlin, Köln, Moskau, Hamburg und Saarbrücken. Die übergeordnete Frage dieser Untersuchung ist daher folgende: Ist die Stadt der optimalere Lebensraum für den Habicht? Einige Gründe hierfür könnten sein, das 1. die Siedlungsdichte der Habichte in der Stadt höher ist, 2. der Gesamtbruterfolg größer ist, 3. die Habichte in der Stadt früher mit der Eiablage beginnen, 4. der Jagderfolg höher ist, um hier nur einige Dinge zu nennen Arbeitshypothesen: Die Nahrungsdiversität von ländlichen Habichten ist kleiner als die von Habichten, die in der Stadt leben. Städtische Habichte ignorieren weniger profitable Beute, auch wenn diese sehr abundant ist. Die Nahrungszusammensetzung der Männchen und Weibchen ist in der Stadt weniger unterschiedlich als auf dem Land. Material und Methode: Es wurden bei 12 Brutpaaren in der Stadt und bei 5 Brutpaaren auf dem Land von Beginn der Balz im Februar bis zum Flüggewerden der Jungvögel im August in regelmäßige Abständen Rupfungen der Beute im Horstfeld abgesammelt. Dieses Horstfeld war ein Gebiet von ca. 100m Radius um den Horst der Habichtsbrut, das systematisch abgegangen und nach Rupfungsresten abgesucht wurde. Mit den so erhobenen Daten ist es möglich einen Vergleich der Nahrungszusammensetzung und der Beutegewichte für Stadt und Land anzustellen. Des weiteren kann die zeitliche Veränderung in der Nahrungswahl von Balzbeginn über Eiablage, Brüten, Nestlingphase und Flüggezeit verglichen werden.
Das Projekt "Bewertung von Umweltfaktoren fuer den Bruterfolg von Wiesenvoegeln" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Förderverein Vogelschutz im Bremer Becken durchgeführt.
Das Projekt "Entwicklung von Ersatzmethoden fuer den akuten Fischtest" wird vom Umweltbundesamt gefördert und von Forschungsverbund Berlin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei durchgeführt. Jaehrlich werden in der BRD hunderttausende Fische zur Ermittlung der akuten Toxizitaet von Chemikalien und Abwaessern eingesetzt und getoetet. Diese Versuche sind fuer die Fische mit erheblichen Leiden verbunden. Das Ziel dieser Tests ist die Bestimmung der mittleren letalen Konzentration (LC 50) oder einer Abwasserverduennungsstufe (G). Von verschiedenen Forschungseinrichtungen wird deshalb nach Ersatzmethoden gesucht, um akute Fischtests durch alternative Methoden zu ersetzen. Im Zuge der Bemuehungen wurden Fischzellkulturtests entwickelt. Diese Zellkulturtests besitzen jedoch den Nachteil einer mangelhaften Uebertragbarkeit der erzielten Ergebnisse (Lange et al 1995). Zellkulturen repraesentieren nur einen Zelltyp mit seinen metabolischen und physiologischen Leistungen. In Toxizitaetstests reagieren Zellkulturen oftmals sehr unempfindlich auf eine Exposition. Im Forschungsverbund mit dem Zoologischen Institut der Universitaet Mainz und dem Fraunhofer-Institut fuer Oekotoxikologie und Umweltchemie Schmallenberg entwickelte die Abteilung Fischzucht und Fischpathologie des IGB einen Fischeitest, der geeignet erscheint, den akuten Fischtest nach dem Chemikaliengesetz zu ersetzen und dem groessere oekotoxikologische Relevanz als den akuten Toxizitaetsstudien zukommt. Fischpopulationen werden durch die Beeinflussung der Reproduktion geschaedigt. Dies erfolgt von der Anlage der Gameten ueber die Eiablage bis hin zur Beeintraechtigung des Nachwuchses. In aquatischen Oekosystemen werden insbesondere die empfindlichen Lebensstadien von Fischen (Embryonen und Larven) durch biotische, abiotische und anthropogene Stressoren beeinflusst. Der Ueberlebensaussicht von Laich und Brut kommt grosse Relevanz fuer die Vitalitaet und die Struktur der Fischpopulation zu. Die Empfindlichkeit von Probanden gegenueber Chemikalienbelastung in oekotoxikologischen Studien ist ua von dem untersuchten Organismus abhaengig. Ergebnisse aus Toxikologietests mit einer Art sind nicht ohne Einschraenkungen auf andere Spezies uebertragbar. Da es jedoch unmoeglich ist, alle Arten eines Oekosystems in die Stoffbeurteilung einzubeziehen, werden Modellorganismen eingesetzt. Diese muessen aus Gruenden der Praktikabilitaet und einer moeglichst hohen Vergleichbarkeit der gewonnenen Ergebnisse folgenden Kriterien entsprechen: ganzjaehrige Verfuegbarkeit, geringe circadiane Rhythmik, kurzer Generationszyklus, hohe Reproduktionsrate, einfache Haltung und Aufzucht unter Laborbedingungen, gute Beobachtbarkeit und schnelle Entwicklung. Innerhalb aquatischer Oekosysteme werden neben Vertretern anderer Staemme (Arthropoden, Mollusken, Anneliden) bevorzugt Teleosteerarten untersucht. Die oben aufgefuehrten Kriterien zur Auswahl eines Modellorganismus werden nur von wenigen Fischarten erfuellt. Der Zebrabaerbling (Brachydanio rerio Hamilton-Buchanan) vereint alle aufgezeigten Eigenschaften und wurde deshalb fuer die Untersuchungen ausgewaehlt. Die Art wird desweiteren zunehmend in ...
Origin | Count |
---|---|
Bund | 66 |
Land | 6 |
Type | Count |
---|---|
Förderprogramm | 65 |
Text | 3 |
unbekannt | 4 |
License | Count |
---|---|
geschlossen | 7 |
offen | 65 |
Language | Count |
---|---|
Deutsch | 72 |
Englisch | 4 |
Resource type | Count |
---|---|
Bild | 2 |
Keine | 67 |
Webseite | 4 |
Topic | Count |
---|---|
Boden | 48 |
Lebewesen & Lebensräume | 71 |
Luft | 23 |
Mensch & Umwelt | 72 |
Wasser | 33 |
Weitere | 72 |