Fläche ist eine begrenzte und knappe Ressource, um die verschiedene Nutzungsarten konkurrieren. Die meisten Flächen werden in Deutschland von der Land- und der Forstwirtschaft sowie für Siedlungen und Verkehr (SuV) belegt. Das Wachstum der SuV-Fläche führt zu großen Umweltproblemen. Die Bundesregierung will es auf unter 30 Hektar pro Tag im Jahr 2030 reduzieren. Im Zeitraum 2019 bis 2022 wurden in Deutschland pro Tag durchschnittlich 52 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche (SuV-Fläche) neu ausgewiesen. Fläche ist jedoch, wie auch der Boden, eine endliche Ressource, mit der wir sparsam umgehen müssen. Die Ausweitung der SuV-Fläche geht mit einer zunehmenden Bodenversiegelung einher. Dadurch werden vor allem Landwirtschaftsflächen zersiedelt und fruchtbare Böden dauerhaft der Produktion von Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen entzogen. Der Zuwachs der SuV-Fläche führt auch zu einem wachsenden Rohstoff- und Energiebedarf für den Bau und die Nutzung zusätzlicher Gebäude, Verkehrswege und sonstiger Infrastrukturen. Dies wiederum zieht weitere Umweltbelastungen wie den Ausstoß von Schadstoffen und Klimagasen nach sich. Die Ausweitung der Verkehrsflächen dient der Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete. Zudem erweitert die öffentliche Hand stetig überörtliche Verkehrsinfrastrukturen und das ländliche Wegenetz im Rahmen von Ausbau- und Förderprogrammen. Maßnahmen und Instrumente zum Flächensparen müssen an diesen Treibern und Verursachern ansetzen. Das Umweltbundesamt ( UBA ) hat dazu bereits im Jahr 2003 ein Strategiepapier erstellt und Vorschläge für geeignete Maßnahmen und Instrumente ausgearbeitet. Ein erfolgreiches Instrument kann der Handel mit Flächenzertifikaten analog zum Emissionshandel für Treibhausgase sein. Dies zeigte das Ergebnis eines bundesweiten Planspiels, in dem der Handel von Flächenzertifikaten mit engagierten Kommunen erprobt wurde.
Der Flächenrechner ist eine Webanwendung, mit der die Träger der kommunalen und regionalen Planung abschätzen können, was das regionale Herunterbrechen eines bundesweiten Flächensparzieles für sie bedeuten würde. Per Mausklick können u. a. Informationen über die Flächenneuinanspruchnahme in der Vergangenheit abgerufen werden sowie über regionale/kommunale Kontingente, die in Zukunft bei bundesweit geltenden Flächensparzielen (auf dem Weg zu deutschlandweit weniger als 30 Hektar pro Tag bis 2030) auf Basis der Einwohnerzahl eingehalten werden müssten. Nach den Zielen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie soll der Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche (Flächenneuinanspruchnahme) bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag („30 ha minus X bis 2030“) und bis zum Jahr 2050 durch den Übergang zu einer Flächenkreislaufwirtschaft sogar auf netto null gesenkt werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird zunehmend darüber diskutiert, die Flächenneuinanspruchnahme zu kontingentieren. Da die Träger der Planung kaum abschätzen können, was dies konkret für sie bedeutet, wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes der Flächenrechner entwickelt. Er bietet die Möglichkeit, ein konkretes Bild über die Größenordnung der erforderlichen Kontingente in den Ländern, Regionen und Gemeinden zu erhalten. Da in vielen Bundesländern bereits quantitative Flächensparziele in Anlehnung an das 30 Hektar Ziel existieren, kann das Tool auch jetzt schon für die kommunale Bauleitplanung genutzt werden. Der Flächenrechner wird kontinuierlich aktualisiert.
Das Projekt "Realitätsnahes Planspiel zur Erprobung eines überregionalen Handelssystems mit Flächenausweisungszertifikaten für eine begrenzte Anzahl ausgewählter Kommunen" wird/wurde gefördert durch: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Umweltbundesamt (UBA). Es wird/wurde ausgeführt durch: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V..Im Dialog mit Akteuren und Praktikern in Bund, Ländern, Regionen und Gemeinden wurde im Rahmen des UFOPLAN 2010-Vorhabens 3710 16 106 ausgelotet, wie Maßnahmen zum Flächensparen, die im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien avisiert wurden (hier speziell das Instrument des überregionalen Handels mit Flächenzertifikaten) im Rahmen eines realitätsnahen Planspiels erprobt werden könnten. Das Vorhaben greift diese Vorschläge auf und setzt sie in ersten Schritten um. Das Vorhaben umfasst zwei miteinander verzahnte Module: a) Planspiel für ein kontrolliertes Labor-Feldexperiment (kFeldE), in dem die Kommunen im Zeitraffer den Zertifikate-Handel über einen Zeitraum von 15 Jahren simulieren. Dabei werden unterschiedliche Handelsvarianten erprobt. b) Konkrete Fallstudien, in denen untersucht und im Planspiel erprobt wird, wie Verwaltungsabläufe beim Handel mit Flächenzertifikaten funktionieren könnten (und ggf. auch auf Entscheidungen zur Flächenausweisung zurückwirken). Zur Durchführung des Vorhabens gehören die Schaffung der systemtechnischen Voraussetzungen, die kommunale Beratung, die wissenschaftliche Begleitung, die Feinabstimmung der Optionen für das Handelssystem und die Erprobung unterstützender Instrumente (z. B. Baulandkostenrechner). Gleichzeitig soll projektbegleitend ein zielgruppenspezifischer Akteursdialog unterstützt werden. Komplexe Sachzusammenhänge des Instrumentes 'Flächenhandel' sollen in eine auf die jeweilige Zielgruppe abgestellte einfache und schnell erfassbare Sprache 'übersetzt' werden. Ggf. sind Konzeptionen für Imagekampagnen (Plakate, Slogans, etc.) zu entwerfen. Insgesamt werden im Ergebnis des Projektes Handlungsempfehlungen für weitere Schritte in Richtung der Ausgestaltung und Implementierung dieses Instruments erwartet.