Boreale und temperate Moore bedecken weniger als 3% der Erdoberfläche, speichern jedoch fast 30% des terrestrischen Kohlenstoffs (C), akkumuliert über Jahrtausende durch permanente Wassersättigung. Natürliche Hochmoore sind charakterisiert durch Sphagnum-Moos dominierte Vegetationsdecken, werden jedoch seit Jahrhunderten vom Menschen durch Torfabbau genutzt. Die Auswirkungen der künstlichen Entwässerung auf Ökosystemfunktionen und Biodiversität sind zahlreich und nicht auf die stark erhöhten CO2-Emissionen beschränkt. Die Wiederherstellung quasi-natürlicher hydrologischer Bedingungen und typischer Vegetation ist das Hauptziel der seit Jahrzehnten praktizierten Renaturierung. Aufgrund enger Kopplung der C-Fixierung an den Wasserhaushalt können Änderungen in der Pflanzendecke erhebliche Auswirkungen auf die C-Senkenfunktion des Ökosystems haben .In den letzten Jahrzehnten wurden Veränderungen der Artenzusammensetzung Sphagnum-dominierter Hochmoore hin zu mehrschichtigen Baum- und Grasgesellschaften beobachtet. Aktuelle Studien berichten konträre Resultate über Auswirkungen auf Bestandsniederschlag, Evapotranspiration (ET), Bruttoprimärproduktion, Respiration, CO2-Nettobilanz (NEE) sowie die C-Senkenfunktion des Bodens. Eine abschließende Bewertung veränderter Ökosystemfunktionen im Angesicht des Klimawandels fehlt, ist jedoch von zunehmender Bedeutung, da immer mehr Flächen renaturiert werden. Das Entfernen von Gefäßpflanzen ist dabei eine übliche Naturschutzpraxis um ET zu reduzieren und weitere Besiedelungen zu begrenzen. Die Wirksamkeit hinsichtlich der Wiederherstellung naturnaher hydrologischer Bedingungen und der Einfluss auf die C-Bilanz sind jedoch nicht abschließend geklärt. Der vorliegende Projektantrag hat die mechanistische Analyse von ET, NEE und C-Senkenfunktion des Bodens eines renaturierten, atlantisch-temperaten Hochmoores unter Gefäßpflanzenbesiedelung zum Ziel. Der Fokus wird auf der Aufteilung der ET- und NEE-Flüsse des Ökosystems durch Eddy Kovarianz und Kammermessungen in situ in Moos-, Gras- und Baumbeiträge liegen. Die Ergebnisse werden zur Parametrisierung eines Boden-Pflanze-Atmosphäre-Austauschmodells genutzt, mit dem Moos- und Gefäßpflanzenschichten auf Torfböden simuliert werden können. Das Modell wird zusammen mit den empirischen Daten verwendet, um saisonale Änderungen der Flussbeiträge der funktionellen Gruppen in Abhängigkeit dynamischer Umgebungsbedingungen zu quantifizieren. Das ganzheitliche Prozessverständnis ist für die NEE-Abschätzung renaturierter Hochmoorökosysteme unter sich ändernden Klimabedingungen und Vegetationszusammensetzungen und damit deren Auswirkungen auf den Klimawandel von großer Bedeutung. Das verbesserte Wissen über die verschiedenen Wechselwirkungen von Pflanzenfunktionsgruppen mit Massen- und Energieflüssen des Hochmoorökosystems wird durch die Evaluierung von Renaturierungs-, Naturschutz- und Emissionsminderungsmaßnahmen in ganz Europa direkt in Wert gesetzt.
Nach über 150 Jahren umfangreicher Forschung zur Evolution früher Hominini und ihrer Umweltanpassungen sind immer noch grundlegende Fragen der Stammesgeschichte unserer Vorfahren offen. So sind die Ernährungsweisen früher (größer als 2.0 Ma) Homo sp. und Paranthropus boisei und deren Entwicklung sowie ihre Adaption an ökologische und klimatische Bedingungen noch nicht geklärt. Dies ist auf die extrem seltenen älter als 2 Ma datierten Fossilfunde von Homo und P. boisei zurückzuführen. Des Weiteren ist wenig über die Paläoökologie von Hominini-Fundstellen im Süden des Ostafrikanischen Grabens (EAR), nahe des Überganges von großen Grass- zu Baumsavannen bekannt. In Ostafrika beschränken sich Rekonstruktionen der Ernährungsweisen von Homo und Paranthropus boisei auf Fossilien aus dem östlichen Ast des EAR. Isotopendaten deuten im Turkana Becken vor ca. 2 Ma auf zwei Gruppen mit deutlichen Unterschieden in ihrer Nahrungsaufnahme: P. boisei ernährte sich vorwiegend von C4-Biomasse, während Homo vermehrt C3-Ressourcen konsumierte. Die Paläoökologie dieser Region war durch gleichbleibend heiße Temperaturen mit einer Entwicklung zunehmend offener C4-Grasslandschaften, der heutigen Somali-Masai Savanne, geprägt. Im Gegensatz zu den gut untersuchten Bereichen in Kenia, werden im Rahmen dieses Projekts zwei Hominini-Fundstellen im wenig untersuchten südlichen Teil des EAR analysiert: (1) die Plio-Pleistozänen Chiwondo/Chitimwe Sedimente (Karonga Becken, N Malawi), welche Fossilien von H. rudolfensis und P. boisei (ca. 2.4 Ma) führen, und damit die einzige Hominini-Lokalität in der heutigen bewaldeten Sambesischen Savanne sind, und (2) die Pleistozänen mit H. erectus (ca. 0.7 Ma) assoziierten Manyara Ablagerungen (Manyara Becken, N Tansania) knapp nördlich des Übergangs zur heutigen C4-dominierten Somali-Masai Grasssavanne,.Das Projekt profitiert von exzellenten, auf Geochemie spezialisierten Einrichtungen, um die Adaption früher Hominini zu untersuchen: innovative Methoden der Clumped Isotope Geochemie und U-Pb-Datierung werden ebenso angewandt wie etablierte d13C, d18O und dD Isotopenmessungen. Besonders hervorzuheben sind auch die zur Verfügung stehenden Proxys: die Senckenberg-Sammlungen, die auch einen der ältesten Funde der Gattung Homo bereitstellen, ICDP Bohrkerne vom Lake Malawi, und im Verlauf des Projektes neu gewonnene Proben. Das Projekt beinhaltet drei Arbeitspakete: I) Ernährung von H. rudolfensis und P. boisei, II) Plio-Pleistozäne Paläotemperaturen des südostafrikanischen Savannen-Ökosystems und III) Plio-Pleistozäne Paläovegetation der Manyara Sedimente. Die Ergebnisse ermöglichen einen umfassenden und innovativen Vergleich von Paläotemperaturen, Ökosystem-Strukturen und früher Hominini-Ernährung über eine Baum- und Grasslandsavannengrenze in Südostafrika hinweg. Der notwenige geochronologische Rahmen wird durch U-Pb-Datierungen geschaffen; dies werden die ersten absoluten Alter für die bisher nur grob datierten Karonga Becken Sedimente sein
Grünlandökosysteme sind der Schwerpunkt von Biodiversitätsforschung in den letzten Jahrzehnten, wobei die Biodiversitätsexploratorien einen wichtigen Beitrag geleistet haben. Die unterschiedlichen Pflanzentypen z.B. Leguminosen, Gräser und Krautige und deren Vorkommen in Lebensgemeinschaften haben einen starken Einfluss auf den Nährstoffumsatz und die Biomasseproduktion im Grünland. Viele Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf den Einfluss von Mechanismen der Landnutzungsänderung welche die Biodiversität von diesen Ökosystemen erklären. In diesem Zusammenhang wurde die Rolle von Silizium (Si) und Calcium (Ca) diskutiert. Beide Elemente werden von Pflanzen genutzt um Herbivorie abzuwehren. Poaceae sind reich an Si und arm and Ca wohingegen Fabaceae viel Ca und wenig Si akkumulieren. Die Anreicherung von Si und Ca in Pflanzen steht in Zusammenhang mit der Ressourcenaufnahmestrategie und Abbaubarkeit entlang des „fast-slow economic spectrum“. Durch den pflanzenspezifisch unterschiedlichen Bedarf an Si und Ca wirken sich unterschiedliche Verfügbarkeiten dieser Elemente im Boden unterschiedlich auf die Pflanzengemeinschaften aus. Die Si-Verfügbarkeit im Boden hat einen Einfluss auf die Biomasseproduktion von Gräsern und deren Phosphorgehalt. Für Leguminosen ist Ca wichtig für den Stickstoff- und Phosphorgehalt der Pflanzen. Im Rahmen der Biodiversitätsexploratorien wurde gezeigt, dass Landnutzungsart und -intentsität einen starken Einfluss auf Pflanzengemeinschaften hat. Da Si und Ca einen starken Einfluss auf die Ökosystemleistung im Grünland haben und dies bisher nicht umfassend untersucht wurde, möchten wir in unserem Projekt auf diesen Aspekt fokussieren. Wir erwarten direkte und indirekte Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Si und Ca in Boden und Pflanzen im Hinblick auf Ökosystemprozesse und Ökosystemdienstleistung im Grünland. Das Ziel des Projekts ist es, die Mechanismen aufzuklären, welche die Verfügbarkeit von Si und Ca im Boden in Bezug zu der Konzentration von Si und Ca in Pflanzen für die verschiedenen Pflanzentypen und Pflanzengemeinschaften unter verschiedenen Nutzungsbedingungen in den Biodiversitätsexploratorien zugrunde liegen. Daher möchten wir aufklären, wie sich Landnutzung auf die Si und Ca- Gehalte in der Biomasse von Pflanzengemeinschaften auswirkt (Ziel 1), wie sich unterschiedliche Verfügbarkeit von Si und Ca in Böden auf die Zusammensetzung von Pflanzengemeinschaften auswirkt (Ziel 2), und wie unterschiedliche Arten und funktionelle Gruppen plastisch auf Si- und Ca-Verfügbarkeit reagieren (Ziel 3). Schlussendlich wollen wir die kausalen Zusammenhänge verstehen, welche zu unterschiedlichen Si- und Ca-Konzentrationen in der oberirdischen Biomasse im genutzten Grünland führen (Ziel 4).
Klimaschutzministerin Katrin Eder informierte sich bei Naturschutzprojekt der Stiftung Natur und Umwelt (SNU) bei Siesbach über Vorkommen und Verhalten von Tagfaltern – Bürgerinnen und Bürger können helfen, Arten mit einer App zu dokumentieren „Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Das ist besonders bedeutsam vor dem Hintergrund, dass weltweit jeden Tag rund 150 Arten für immer aussterben. Dagegen können und müssen wir etwas tun. Denn die Vielfalt der Arten hilft uns, besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtzukommen. Vielfältige Ökosysteme sind gegenüber Veränderungen robuster. Sie können sich besser anpassen, da der Genpool größer ist. Die Artenvielfalt ist wie ein großes Puzzle: Je mehr Teile fehlen, desto schwächer wird das Bild – je mehr Arten fehlen, desto schwächer wird die Leistung eines Ökosystems, wie die Fähigkeit Wasser aufzunehmen, CO 2 im Boden zu speichern oder für Bestäubung zu sorgen“, so Klimaschutzministerin Katrin Eder am heutigen Donnerstag in Siesbach im Hunsrück. Dort besuchte sie ein Naturschutzprojekt der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Über 70 Hektar Projektfläche, davon 50 Hektar zusammenhängende Wiesen, darunter viele Nass- und Feuchtwiesen, die von Wald umgeben sind und durch Hecken und Säume ergänzt werden, bieten bei Siesbach einen vielgestaltigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dort wurden bereits über 200 Pflanzenarten und bisher 52 Insektenarten dokumentiert – darunter allein 35 Schmetterlingsarten. „Wiesen sind nicht einfach nur Gräser – sie haben wichtige Funktionen für uns alle. Sie prägen das Landschaftsbild - gerade, wenn sie so farbenfroh und artenreich wie diese Orchideenwiesen sind. Sie halten durch die Wurzeln der Gräser das Erdreich fest und schützen so vor Erosion und können durch die verschieden tiefe Durchwurzelung der unterschiedlichen Pflanzen gut Wasser aufnehmen. Außerdem sorgen sie für den Erhalt wichtiger Bestäuber, wie Bienen, Schmetterlinge und Hummeln. Von diesen sind wiederum zahlreiche Obst- und Gemüsesorten abhängig. Zudem sind Insekten wichtiges Vogelfutter. Sinkt die Zahl der Insekten, zwitschern also auch weniger Vögel – so hängt alles mit allem zusammen“, so Katrin Eder. Inmitten der bunten Wiesen des Projekts „Schmetterlingswiesen bei Siesbach“ der SNU tummeln sich auch seltene Arten wie der Baldrian-Scheckenfalter, der Schlüsselblumen-Würfelfalter oder der Magerrasen-Perlmuttfalter. Diese gibt es dort, weil es da auch die entsprechenden namensgebenden Pflanzen, wie Baldrian, Schlüsselblume und Magerrasen gibt. Das alles kommt aber nicht von ungefähr. Würde man sich nicht um die Wiesen kümmern, würden sie nach und nach verbuschen. Im Schatten hätten aber viele der Blumen und damit auch der Schmetterlinge keine Chance. Deshalb werden die Wiesen von engagierten Landwirtinnen und Landwirten gemäht. Dabei spielt auch der Zeitpunkt der Mahd eine wichtige Rolle. Hier ist sie zeitlich so gestaffelt, dass den Insekten ganzjährig blütenreiche Lebensräume zur Verfügung stehen. Das fördert eine individuenreiche Artenvielfalt. Die späte Mahd ermöglicht die Samenreife auch spätblühender oder langsam reifender Pflanzen wie Orchideen oder Arnika. Der heute übliche frühe landwirtschaftliche Mähtermin hat im Hunsrück zum weitgehenden Verschwinden der Orchideenwiesen geführt. Die Mähnutzung erhält eine Vielfalt seltener Arten mit einer hohen Zahl an Individuen. Gerade Wiesen mit einem späten Nutzungstermin sind für eine Beweidung nicht geeignet, da altes Futter nicht gefressen, sondern zertreten wird. Damit fehlt der Nährstoffentzug und das entscheidende Merkmal der Magerwiesen, nämlich Licht bis auf den Boden für die konkurrenzschwachen Pflanzen, geht verloren. Mähen ist allerdings aufwendiger als Beweiden, gerade wenn die Wiesen feucht oder nass sind. Hier leistet das Naturschutzprojekt wertvolle Unterstützung bei der gezielten Weiterentwicklung des Mahdregimes auf den Wiesen bei Siesbach. Das Naturschutzprojekt hat eine Laufzeit von 15 Jahren und wurde in Zusammenarbeit mit Margret Scholtes, der Biotopbetreuerin im Landkreis Birkenfeld, entwickelt. Es wird mit rund 1,6 Millionen Euro aus Mitteln der Ersatzzahlungen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung finanziert. Träger des Projektes ist die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Die Flächen für das Projekt stellen die Ortsgemeinde Siesbach, die Kreisverwaltung Birkenfeld sowie viele private Flächeneigentümerinnen und -eigentümer in Absprache mit dem langjährigen Bewirtschafter zur Verfügung. „Hier ist Gemeinschaft das Erfolgskonzept, um diesen seltenen Reichtum der Arten und die Schönheit der Natur zu erhalten“, so Katrin Eder. Bei ihrem Besuch nahm Eder gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung an einer Tagfalter-Exkursion mit Schmetterlingsexpertinnen und -experten aus dem ehrenamtlichen und beruflichen Naturschutz teil. Denn die Artenvielfalt im Gebiet ist nicht nur für Spezialistinnen und Spezialisten interessant. Über die Meldeplattform ArtenFinder Rheinland-Pfalz können Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler dokumentieren, welche Tier- und Pflanzenarten sich in der Region befinden – viele Menschen machen das in „ihrem“ Gebiet oft über mehrere Jahre. Ausgestattet mit der App kann jede und jeder Fotos machen und so dazu beitragen, dass eine Datenbank entsteht, in der dokumentiert wird, wie sich das Vorkommen der Arten im Lauf der Jahre entwickelt. Jochen Krebühl, Geschäftsführer der SNU, erklärte: „Mit der ArtenFinder-App kann sich jede und jeder an der Beobachtung der Gebietsentwicklung beteiligen. Die Exkursion bietet somit nicht nur Einblicke in die Lebenswelt von Schmetterlingen, sondern auch die Möglichkeit, selbst aktiv am Naturschutz mitzuwirken.“ Die Daten fließen über den ArtenFinder Rheinland-Pfalz in die Landesdatenbank ein und liefern so wertvolle Informationen zur Verbreitung von Arten in unserem Bundesland.
Vor dem Hintergrund der deutlichen Feinstaub-Grenzwertüberschreitungen im Laufe des letzten Winters in Graz, erstellt das Land nach 1988 und 1995 erneut einen Emissionskataster für die Landeshauptstadt. Wie in den vorangegangenen Jahren wurde auch diesmal das Institut für VKM und THD der TU Graz in Zusammenarbeit mit IBF und ADIP mit der Erarbeitung der Luftschadstoffinventur beauftragt. Ziel ist die Erfassung von Emissionsdaten für gasförmige und staubförmige Luftverunreinigung (CO2, u.s.w.
Das Projekt WegDemo verfolgt anbindend an das erfolgreiche bis Ende 2007 gelaufene Pilotprojekt WegenerNet, ein dreiteiliges Ziel hin zur Erreichung einer professionell geführten, in Forschung und Region nachgefragten Klima- und Wetterdatenressource WegenerNet: 1.) Aufbereitung der WegenerNet Stationsdaten in operationell verfügbare hochauflösende Wetter- und Klimamonitoring-Felder für alle Daten ab Jänner 2007 (Basisauflösung 1 km x 1 km; gesamtes WegenerNet-Gebiet); 2.) Publikation, Verbreitung und Positionierung der Ergebnisse und Informationen zum aufgebauten (weltweit einzigartigen) Feldexperiment in Forschungs-Community, Öffentlichkeit und Region; 3.) Demonstration des WegenerNet Vollbetriebs in operationeller Form, Festigung der Wartungs-, Service- und Entwicklungsaufgaben bei Stationsinfrastruktur und Sensorik, beim Prozessierungssystem und bei den Nutzerschnittstellen (insbes. Web). Per Sommer 2009 soll das WegenerNet nach Abschluss des WegDemo Projekts schließlich in einen langfristig angelegten operationellen Betrieb als eine in dieser Art international einzigartige Ressource für hoch auflösende Wetter- und Klimabeobachtung übergehen. Weiters werden im Laufe des WegDemo Projektes die Kooperationen mit den komplementären flächendeckenden Messungen im WegenerNet-Gebiet zur hoch auflösenden Blitzbeobachtung (LiNet der Forschungsgruppe Sferics/Dept. f. Physik, Univ. München, D) und zur hoch auflösenden Wolken-, Regen- und Hagelbeobachtung (3D Doppler-Wetterradar der Steirische Hagelabwehrgenossenschaft und TU Graz) intensiviert werden. Ebenso werden (längerfristige) Zukunftsplanungen durchgeführt.
Das mitteleuropäische Wildschwein ( Sus scrofa scrofa ) gehört zur Familie der nichtwiederkäuenden Paarhufer. Das dichte borstige Fell variiert stark von hellgrau bis zu tiefem Schwarz. Dieser Farbe verdanken die Tiere die weidmännische Bezeichnung „Schwarzwild“. Die Jungen, „Frischlinge“, haben bis zum 4. Monat charakteristische hellgelbe Längsstreifen. Das Wildschwein hat im Vergleich zum Hausschwein einen kräftigeren, gedrungenen Körper, längere Beine und einen hohen, keilförmig gestreckten Kopf mit kleinen Augen, und dreieckigen Ohren. Die Schnauze endet in einem kräftigen, kurzen Rüssel. Größe und Gewicht der Tiere können stark schwanken und sind von den jeweiligen Lebensbedingungen abhängig. Die Kopf-Rumpf-Länge kann beim männlichen Schwein, dem „Keiler“, 1,50 bis 1,80 m und die Schulterhöhe bis zu 1,10 m betragen. Keiler können ca. 100 bis 150 kg schwer werden; weibliche Tiere „Bachen“ genannt, erreichen etwa 50 bis 70 % des Keilergewichtes. Das Sehvermögen ist beim Wildschwein – außer für Bewegungen – relativ gering, Gehör- und Geruchssinn sind dagegen sehr gut entwickelt. Das Verbreitungsgebiet des Wildschweins umfasste ursprünglich ganz Europa, Nordafrika und weite Teile Asiens. Heute ist das Wildschwein aber auch in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in Australien und Neuseeland beheimatet. Am liebsten halten sich die Tiere in ausgedehnten Laubwäldern mit dichtem Unterwuchs und feuchten Böden auf. Auch gut strukturierte Feldlandschaften sowie Gebiete mit Gewässern und Röhrichtzonen sind bevorzugte Lebensräume. Die Nähe zum Wasser spielt immer eine große Rolle, da sich die Tiere zur Hautpflege gern im Schlamm suhlen. Auch transportieren feuchte Böden Gerüche besser, was die Nahrungssuche erleichtert. Offenes Gelände ohne jegliche Deckung und die Hochlagen der Gebirge werden gemieden. Wildschweine sind tag- und nachtaktive Tiere, die ihren Lebensrhythmus an die jeweiligen Lebensbedingungen anpassen. Werden sie durch den Menschen tagsüber gestört, verlagern sie den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf die Nachtzeit. Den Tag verschlafen sie dann im Schutz eines Dickichtes und beginnen erst in der Dämmerung mit der Nahrungssuche. Dabei können sie bis zu 20 km zurücklegen. Als echter Allesfresser ernährt sich das Wildschwein sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Nahrung. Eicheln und Bucheckern mit ihre hohen Nährwerten sind sehr beliebt. Wenn nicht genügend Waldfrüchte zur Verfügung stehen, werden auch gern Feldfrüchte wie Mais, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln und Getreide angenommen. Neben Fall- und Wildobst sowie Grünfutter in Form von Klee, Gräsern und Kräutern stehen auch Wasserpflanzen und deren junge Sprossen und Wurzeln auf dem Speiseplan. Der Eiweißbedarf wird durch Insekten, Regenwürmer, Engerlinge, Reptilien, Kleinnager, Jungwild, Gelege von Bodenbrütern, Fischreste oder Aas gedeckt. Wenn erreichbar, werden auch Gartenabfälle, Obst- oder Brotreste gern gefressen. Die Paarungszeit „Rauschzeit“, dauert von Ende Oktober bis März, mit Schwerpunkt November bis Januar. Der Beginn wird von den Bachen bestimmt, da die Keiler das ganze Jahr über befruchtungsfähig sind. Wildschweine leben generell in Familienverbänden, „Rotten“, in denen eine straffe Rangfolge herrscht. Bei gut gegliederten Familienverbänden mit intakter Sozialordnung synchronisiert die älteste Bache (Leitbache) die Paarungsbereitschaft aller Bachen. Fehlt der steuernde Einfluss älterer Tiere auf das Paarungsgeschehen, können Bachen das ganze Jahr über „rauschig“ sein. Bei guter Nahrungsversorgung kann es dazu kommen, dass sich sogar Einjährige (Überläufer) oder noch jüngere Tiere an der Fortpflanzung beteiligen. Hierdurch entstehen so genannte „Kindergesellschaften“, die dann eine zahlenmäßig völlig unkontrollierte Vermehrung aufweisen. Die Tragzeit dauert beim Wildschwein 4 Monate. Will eine Bache gebären (frischen), sondert sie sich vom Familienverband ab und zieht sich in ein mit Gräsern ausgepolstertes Nest (Kessel) im Gestrüpp zurück. Hier bringt sie bis zu 12 Frischlinge zur Welt. Diese werden 3 Monate lang gesäugt und sind mit ca. 6 Monaten selbstständig. Fühlt eine Bache sich und ihren Nachwuchs bedroht, besteht die Gefahr, dass sie angreift. Im Berliner Raum halten sich Wildschweine bevorzugt in den Randbereichen der Stadt auf. Dabei werden Grünflächen oft als Wanderpfade und Trittsteine benutzt, um tiefer in die Stadt einzudringen. Besonders in der trockenen, warmen Jahreszeit zieht es die Tiere in die Stadt, weil dann in den innerstädtischen Grünanlagen, auf Friedhöfen und in Gärten viel leichter Nahrung zu finden ist als im Wald. Mit ihren kräftigen Rüsseln graben Wildschweine den Boden auf oder drücken Zäune hoch, um an die Nahrung in Komposthaufen, Papierkörben oder Abfalltonnen zu gelangen. Manche Tierliebhaber vermuten zu unrecht, dass die Tiere Hunger leiden und füttern deshalb. Dadurch werden die Wildschweine dauerhaft in die Wohngebiete hinein gelockt. Gartenbesitzer, die aus falsch verstandenem Ordnungssinn ihre Gartenabfälle, Kompost, Obst und altes Gemüse im Wald oder dessen Umgebung abladen, füttern unbewusst neben Ratten auch Wildschweine. Die Tiere gewöhnen sich schnell an diese Nahrungsquelle. Entsprechendes gilt für Parkanlagen, in denen oftmals Essenreste zurückgelassen werden. Für Wildschweine sind Gartenabfälle und liegen gelassene Picknickreste ein gefundenes Fressen. Ihr gutes Gedächtnis hilft ihnen die Orte wiederzufinden, wo der Tisch reich gedeckt ist. Einzelne Rotten, die sogenannten „Stadtschweine“, bleiben dadurch ganzjährig in den Siedlungsgebieten. Durch jede Art von Fütterung werden Wildschweine dauerhaft angelockt, sodass damit die Grundlage für die Zerstörung von Gärten und Parkanlagen gelegt wird. Die Verhaltensmuster der Stadtrandbewohner müssen sich dahingehend ändern, dass Komposthafen im umzäunten Garten angelegt werden, Abfalltonnen geschlossen innerhalb der Umzäunung stehen und keine Form von Fütterung erfolgt. Wildschweine verlieren sonst ihre Scheu vor Menschen. Selbst bis zu Spielplätzen dringen Bachen mit Frischlingen vor. Das Zusammentreffen zwischen Mensch und Wildtier ist die Folge. Für kleine Kinder, die die Lage nicht einschätzen können und nur die niedlichen Frischlinge sehen, könnte die Situation dann gefährlich werden. Das Füttern der Wildtiere ist generell verboten, nach dem Landesjagdgesetz können dafür bis zu 5.000 Euro Geldstrafe erhoben werden (§§ 34 / 50 LJagdG Bln). Beachtet man alle Vorsichtsmaßnahmen, kann es dennoch zu unliebsamen Besuchen kommen. Da Wildschweine ein hervorragendes Wahrnehmungsvermögen durch ihren Geruch haben, wittern sie Nahrung in Form von Zwiebeln, Knollen und Obstresten in den Gärten auch auf weite Entfernungen. Gärten müssen deshalb umfriedet sein, damit das Wild vom folgenreichen Spaziergang abgehalten wird. Hilfreich dabei ist ein Betonfundament mit einem Sockel in Verbindung mit einem stabilen Zaun. Da die Tiere sehr viel Kraft entfalten, muss der Zaun insbesondere in Sockelnähe sehr solide gebaut werden, um den Rüsseln stand zu halten. Wildschweine können im Bedarfsfall auch springen. Deshalb sollte die Umfriedung des Gartens eine gewisse Höhe (ca. 1,50 m) aufweisen. Will man keinen Sockel errichten, hindert auch ein stabiler Zaun, der ca. 40 cm tief in die Erde eingegraben und im Erdreich nach außen gebogen wird, die Tiere am Eindringen. Das Wildschwein steht dann mit seinem Gewicht auf dem Zaun, sodass ein Hochheben mit der Schnauze verhindert wird. Auch eine stabile Wühlstange am Boden befestigt oder an den Zaunpfosten, tut ein übriges zur Sicherung des Grundstückes. Begegnet man einem Wildschwein, sollte in jedem Falle Ruhe bewahrt werden. Das Tier spürt im ungünstigsten Fall genau so viel Angst und Unsicherheit, wie der Mensch, so dass das Ausstrahlen von Ruhe und Gelassenheit die Situation entschärfen hilft. Wildschweine greifen kaum Menschen an. Wichtig ist es, den Tieren immer eine Rückzugsmöglichkeit zu geben. Auf keinen Fall darf ein Wildschwein eingeengt oder in einen geschlossenen Raum, in eine Zaun- oder Hausecke gedrängt werden. Langsame Bewegungen und ausreichend Abstand sind wichtige Grundregeln. Durch Hektik, nervöses Wegrennen und Angstbewegungen kann jedem Tier eine Gefahr signalisiert werden, so dass es regelrecht zum Angriff gedrängt wird. Eine Bache mit Frischlingen muss in großem Abstand umgangen werden. Falls dennoch eine unverhoffte Begegnung erfolgt, sollte durch ruhiges Stehen bleiben oder langsames Zurückziehen ihr das Gefühl der Sicherheit und eine Fluchtmöglichkeit gegeben werden. Wildtiere müssen einen entsprechenden Lebensraum in unserer Nähe – aber nicht in unseren Gärten haben. Das Wissen über die Tiere und die Beobachtungen ihrer Verhaltenweisen bereichern unser Leben und legen die Grundlage zum Verständnis für die Natur und deren Schöpfungen. Stiftung Unternehmen Wald: Das Wildschwein Afrikanische Schweinepest Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung vom 22.01.2018: Gegen die Afrikanische Schweinepest vorbeugen
Das LSG liegt am Südrand der Colbitzer Heide zwischen den Orten Colbitz im Norden und Wolmirstedt im Süden. Es erstreckt sich etwa 7 km in Ost-West-Richtung und 2 km in Nord-Süd-Richtung. Das Schutzgebiet gehört überwiegend zur Landschaftseinheit Altmarkheiden. Der östlichste Teil nördlich von Rogätz reicht bereits bis in das Tangergebiet. Die Landschaft ist flachwellig reliefiert und steigt von Süd nach Nord von etwa 50 m auf zirka 80 m über NN an. Der Dornberg im Osten ist mit 105 m über NN die höchste Erhebung, er markiert das östlichste Ende einer Endmoräne. Das Gebiet wird vor allem durch großflächige Forste geprägt. Wie in der gesamten Colbitz-Letzlinger Heide dominieren Kiefern, nur im östlichen Teil bei Ramstedt und Heinrichshorst sind auch großflächige Laubmischwälder vorhanden. Sie enthalten vor allem Eichen und Hainbuchen sowie bei Heinrichshorst Rot-Buchen. Im Quellgebiet einiger Fließgewässer, des Mühlengrabens bei Ramstedt und des Grenzgrabens östlich Heinrichshorst, stocken Feuchtwälder mit Eschen und Schwarz-Erlen. Die Landschaft um Colbitz wird von einer weiten, flachen Senke geprägt. Hier wie auch bei Mose und Samswegen dominieren weiträumige, relativ strukturarme Ackerflächen. Einen besonderen Blickfang für den auf der Bundesstraße vorbeifahrenden Betrachter bietet die bei Colbitz stehende Windmühle. Die Feldfluren des Tangergebietes bei Angern sind durch Feldgehölze und Baumreihen stärker gegliedert. Die sich aus dem Waldgebiet um Heinrichshorst nach Osten durch die Feldflur ziehenden Gräben werden durch Gehölzreihen in der Landschaft optisch betont. Grünlandnutzung prägt die Niederung des Hägebachtales zwischen Colbitz und Samswegen. Kleinere Grünlandflächen gibt es auch bei Angern. Das einzige größere Fließgewässer, der Hägebach, ist überwiegend naturfern ausgebaut. In seinem Oberlauf wurde er durch Einleitungen aus Colbitz sehr stark verschmutzt. Bei Samswegen ist die Bachaue durch Erlengehölze und Feuchtwiesen landschaftlich attraktiv gegliedert. Stillgewässer sind in Form kleinerer Abgrabungen vorhanden. Bei Ramstedt wird der Mühlgraben zu einem Teich gestaut. Innerhalb der Grenzen des Landschaftsschutzgebietes liegen nur die Orte und Weiler Lindhorst, Schricke, Ramstedt und Friedrichshöhe. Im Gebiet von Lindhorst befinden sich Bungalowsiedlungen innerhalb von Waldflächen. Ein optischer Störfaktor ist die an der Bundesstraße B 189 gelegene große Sandgrube. Genauso optisch störend wie auch ökologisch bedenklich ist die einen Quadratkilometer große und Dutzende von Metern hohe Kalihalde („Kalimandscharo“) des Kalisalzbergbaues Zielitz. Die Halde liegt nördlich Loitsche innerhalb der Grenzen des LSG. Vor allem von Süden, aber auch von Westen ist die Halde schon aus vielen Kilometern Entfernung sichtbar und hat mit zum Namen ”Zielitzer Schweiz” für diese Gegend beigetragen. Die salzhaltigen Emissionen haben zu einer starken Schädigung der umliegenden Wälder geführt. Die ältesten Spuren des Menschen im LSG stellen in Rogätz und Loitsche gefundene Werkzeuge dar; sie sind 200 000 Jahre alt. Nachweise mittelsteinzeitlicher Fischer- und Sammler-Populationen fanden sich auf den Dünen bei Lindhorst und am Ufer des verlandeten Sees bei Mose. Die jungsteinzeitlichen Fundstellen verteilen sich um Colbitz und sind auch bei Lindhorst und nordöstlich von Samswegen dicht belegt. Andere Zentren befanden sich um Rogätz, Loitsche und Farsleben am Rande des LSG. Als älteste Ackerbauernkultur ist im LSG die Stichbandkeramik durch Funde bei Lindhorst nachgewiesen. Fundstellen bei Mose und Rogätz erbrachten Nachweise der Rössener Kultur. Die Mehrzahl der Fundstellen jedoch ist jünger und gehört der Schönfelderkultur an, die den späten Abschnitt der Jungsteinzeit repräsentiert. Eine beinahe lückenlose Abfolge der jungsteinzeitlichen Kulturen ist nur bei Samswegen belegt, wo beispielsweise für die Alttiefstichkeramikkultur eine ausgedehnte Siedlung mit einer Fläche von 400x500 m auf dem Haidberg nachgewiesen ist. Die heute von Wald bedeckten Gebiete zwischen Colbitz und Rogätz sowie zwischen Colbitz und Samswegen haben bislang fast keine Funde erbracht, doch dürfte dies primär darauf zurückzuführen sein, daß in Waldgebieten eine Landesaufnahme erschwert wird und sich im wesentlichen auf oberirdisch sichtbare Denkmale beschränkt.Während die Gegend um Samswegen bis in die Eisenzeit hinein dicht besiedelt blieb, ist für die Gegend um Colbitz erst jetzt eine Zunahme der Siedlungen erkennbar. Dies änderte sich in der römischen Kaiserzeit, für die die Fundstellen allgemein ausdünnen. Im 7. Jahrhundert griffen slawische Stämme auf das Gebiet westlich der Elbe über und nahmen auch die Gegend um Colbitz in Besitz. Ihr Gebiet wurde bereits am Ende des 8. Jahrhundert dem Frankenreich einverleibt, als die Elbe-Saale-Grenze restauriert und das Grenzland durch Burgbezirke gefestigt wurde. Mehrere wüste Siedlungen sind für das Mittelalter belegt, darunter auch eine Burganlage, Odenburg genannt. Im Bereich der Altmarkheiden kam es im Zuge der deutschen Ostkolonisation im Mittelalter zu einer intensiven Rodungsphase. Innerhalb der großflächigen Wälder entstanden Dörfer und Ackerflächen wachsender Ausdehnung. Im 14. Jahrhundert und später während des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Ansiedlungen wieder wüst und ehemals ackerbaulich genutzte Flächen wurden aufgegeben. Die Wälder um Colbitz waren bis in das 19. Jahrhundert mit den Hütungsvorrechten der umliegenden Gemeinden belastet. Die Flächen wurden zur Waldweide genutzt, wie zahlreiche Hude-Eichen im Bereich des Dornberges bezeugen. Nach Ablösung dieser Vorrechte (Gerechtsame) im Laufe des vorigen Jahrhunderts erfolgte die Aufforstung fast ausschließlich mit Kiefer. Im westlichen Teil des LSG ist das Vorkommen der Linde seit dem Mittelalter bekannt und hat sicher auch zur Namensgebung des Ortes Lindhorst beigetragen. Der Schwerpunkt des Vorkommens der Linde liegt heute westlich des LSG im bekannten Naturschutzgebiet „Colbitzer Lindenwald“. Jedoch auch innerhalb der Grenzen des LSG existiert noch ein lindenreicher Mischwald, der heute als „Flächenhaftes Naturdenkmal“ geschützt ist. Von der Aufforstung mit Kiefer blieb der Colbitzer Lindenwald verschont. Er gehörte zum sogenannten perpetuellen Gehege, das sich die Erzbischöfe vom nahegelegen Magdeburg als Jagdgehege reserviert hatten. Hier war es für die Bevölkerung streng verboten, Vieh zu hüten, Gras zu schneiden und Laub als Einstreu für die Haustiere in den Stallungen zu rechen. Aus den Abschätzungswerken der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht hervor, daß die Böttcher in den umliegenden Dörfern sowie die Schiffswerften in Tangermünde das Eichenholz aus der Colbitzer Gegend außerordentlich schätzten. Im Gegensatz zu den normalerweise auf feuchtem Untergrund gewachsenen Stiel-Eichen mit breiten Jahresringen und daher mit einem großen Anteil an hartem Spätholz, besitzt die Stiel-Eiche von den grundwasserfernen Standorten um Colbitz einen engen Jahresringaufbau mit gleichem Anteil an Früh- und Spätholz. Außer zur Gewinnung von Bauholz konnten die Eichen ebenso für Furnierholz verwendet werden. Von der Qualität her wurde die Colbitzer Eiche oft mit der gelobten Spessarteiche verglichen. Die dominierende Flächennutzung im LSG ist noch heute die Forstwirtschaft. Vor allem um Colbitz und Samswegen wird auf reicheren Böden intensiver Ackerbau betrieben. Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Colbitz die Heidebrauerei gegründet, die das in der Region beliebte Heide-Pils und Heide-Bockbier produziert. Seit 1973 wird in Zielitz, unmittelbar an der Grenze des LSG, ein großes Kalisalzbergwerk betrieben. Die Abraumhalden wurden auch innerhalb der Grenzen des LSG angelegt und führten zu einer ökologischen Beeinträchtigung der Wälder. Die Halden, Fördertürme und -bänder sowie Gleisanlagen unmittelbar an der Grenze und auch innerhalb des LSG stören das Landschaftsbild erheblich. Das LSG befindet sich am Südost-Rand der pleistozänen Hochfläche der Colbitz-Letzlinger Heide. Im Norden und Osten des LSG stehen überwiegend sandige Ablagerungen der Saale-Vereisung an der Oberfläche an, die zum Teil nur gering mächtig sind. Geschiebemergel der Saale-Vereisung ist nördlich Samswegen oberflächennah verbreitet. Eisrandlagen mit zugehörigen Endmoränenzügen queren das Gebiet von Nordwesten nach Südosten nördlich Wolmirstedt und nordwestlich Rogätz (Letzlinger, Paxförder und Schermen-Buckauer Randlage). Das Grundwasser aus dem Bereich der Colbitz-Letzlinger Heide fließt aufgrund veränderter hydrogeologischer Verhältnisse (geringe Mächtigkeit, verringerte Wasserwegsamkeit) am Rand der Hochfläche den Vorflutern zu (Quellgebiet der Bäche). In den Bachniederung sind humose Sedimente des Holozän, teilweise Niedermoor, abgelagert. Das LSG umfaßt zwei Bodenlandschaften: die Samswegener Platte und die Colbitz-Letzlinger Heide. Die Saalekaltzeit hat in diesem Gebiet sehr unterschiedliche Ablagerungen hinterlassen, zum Beispiel Geschiebemergel, Schmelzwassersande und -kiese und so weiter. In der darauffolgenden Eemwarmzeit fand eine tiefgreifende Verwitterung, Abtragung, Wiederablagerung und auch Talbildung statt, so daß ein Mosaik unterschiedlicher Substrate entstand. Während der nächsten Kaltzeit - der Weichselkaltzeit - lagerten sich in diesem Gebiet äolische Sedimente ab, im Gebiet der Colbitz-Letzlinger-Heide der Geschiebedecksand, Decklehm über Geschiebemergel auf der Samswegener Platte. Diese äolische Schicht ist zirka 50 cm mächtig. An ihrer Unterkante befindet sich eine sehr markante Steinsohle, in der auch die bekannten Windkanter zu finden sind. Es entstanden Mehrschichtböden wie Sand über Lehm, Decklehm über Lehm, Sand über Sand, Sand über Bändersand, Sand über Schluff, und je nach den Eigenschaften der Substrate Böden, die zur Staunässe neigen und in der Regel als Acker genutzt werden, sowie Böden, in deren Profil Sand über unterschiedlichen Sanden zu finden ist, die teilweise als Acker, meist aber als Waldstandorte genutzt werden. In den Senken gibt es Sand-Humusgleye bis Sand-Anmoorgleye - sandige, grundwasserbeherrschte, stark humose anmoorige Sandböden. Diese Böden werden in der Regel als Grünland genutzt, zum Teil durch Entwässerungsmaßnahmen verändert. Auf der Samswegener Platte findet sich statt des Geschiebedecksandes Sandlöß als oberste Schicht, so daß in diesem Gebiet Pseudogley-Tschernoseme entstanden sind. Die grobkörnigen Substrate der Heidehochflächen sind arm an Fließ- und Standgewässern. Das Niederschlagswasser versickert und tritt in den quelligen Randgebieten der Heide zutage. Im LSG entspringen der Hägebach bei Colbitz, der Wiepgraben bei Mose, der Wehrgraben bei Schricke und der Mühlengraben bei Ramstedt. Diese Bäche entwässern nach Süden zur Ohre. Im Osten des Gebietes entspringt der Grenzgraben, der zum Mahlwinkeler Tanger abfließt. Der Grundwasserspiegel liegt im LSG überwiegend in über 40 m Tiefe. Nur in den Niederungen liegt er in 2 bis 5 m und in Abschnitten der Hägebachniederung in weniger als 2 m Tiefe. Das Grundwasser der Colbitz-Letzlinger Heide stellt ein bedeutendes Trinkwasserreservoir dar. Westlich Colbitz wird das Wasser für die Trinkwasserversorgung Magdeburgs aus Tiefbrunnen entnommen. Das Wasserschutzgebiet dieser Brunnen erstreckt sich bis in den westlichen Teil des LSG. Das Landschaftsschutzgebiet befindet sich im Übergangsbereich vom subatlantisch getönten Klima der Altmarkheiden zum subkontinental geprägten Klima des mitteldeutschen Trockengebietes und des Elbetales. Während die Niederschläge im langjährigen Mittel in den Heiden etwa 560 mm betragen, sinken sie am Südrand auf etwa 500 mm ab (Wolmirstedt 501 mm). Die Jahresmitteltemperatur beträgt 8,5°C, die mittlere Julitemperatur 17,5°C. Die potentiell natürliche Vegetation des Gebietes würde in dem Übergangsgebiet von den subatlantisch getönten Altmarkheiden zu den klimatisch subkontinental beeinflußten Bereichen des Tangergebietes durch einen Übergang von reinen Rotbuchenwäldern zu den Traubeneichen-Hainbuchenwäldern des mitteldeutschen Trockengebietes geprägt. Der Flattergras-Buchenwald, dessen Krautschicht von mäßig anspruchsvollen Arten beherrscht wird, ist bei Heinrichshorst noch vorhanden. Binnendünenfelder bei Mose würden einen bodensauren Drahtschmielen-Buchenwald tragen. Auf den durch hoch anstehendes Grundwasser beeinflußten Gleyen und stauwasserbeeinflußten Staugleyen wäre ein Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald ausgebildet. Gleye aus sandigem Substrat würden einen Pfeifengras-Eichenwald tragen. Auf Niedermoorböden der Hägebachaue und im Quellgebiet des Mühlgrabens wären Erlenbruchwälder entwickelt. Die heutige Vegetation wird dagegen von relativ artenarmen Kiefernforsten und Äckern dominiert. Am Westrand bei Lindhorst befinden sich, ähnlich wie im angrenzenden Naturschutzgebiet „Colbitzer Lindenwald“, lindenreiche Eichen-Hainbuchenwälder. Auch bei Ramstedt und um Heinrichshorst erstrecken sich größere Eichen-Hainbuchenwälder, deren Ausdehnung sicher nutzungsbedingt sind. Auf dem Dornberg ist ein hudewaldartiger, lichter Eichenwald entwickelt. Die alten Eichen stehen im lockeren Bestand, eine Strauchschicht ist nicht vorhanden. Die Krautschicht wird nicht von waldtypischen, sondern eher von Arten trocken-magerer Rasengesellschaften dominiert. Vorherrschend sind Rotes Straußgras, Ruchgras, Weiches Honiggras und Geschlängelte Schmiele. Daneben treten Kleines Habichtskraut, Zypressen-Wolfsmilch, Kleiner Sauerampfer, Tüpfel-Hartheu, Dreizahn und Pillen-Segge auf. Die für die Colbitzer Heide typischen Hude-Eichenwälder entstanden durch die bis in das vorige Jahrhundert praktizierte Waldweide. Das weidende Vieh zerstörte die waldtypische Kraut- und Strauchschicht und ließ auch keine Jungbäume aufkommen. Nur Eichen wurden aufgrund ihrer Bedeutung für die Schweinemast gefördert. In diesem Jahrhundert konnten sich halboffene Hudewälder vor allem in militärischen Übungsgebieten durch den Aufenthalt von Truppen und Fahrzeugen erhalten. Im Gebiet des Dornberges befand sich eine Raketenstellung der sowjetischen Truppen, die zwar für das Offenhalten der Bestände, aber auch für zahlreiche Verletzungen an den Eichen sorgte. Die Hudewälder der Colbitz-Letzlinger Heide sind wertvolle Zeugen alter Nutzungsgeschichte und bieten gefährdeten, höhlenbrütenden Vogelarten wie Wiedehopf, Mauersegler und Mittelspecht Brutplätze. Ebenfalls nahe des Dornberges befindet sich ein Bestand des Flattergras-Buchenwaldes, der vermutlich unter natürlichen Bedingungen in den Altmarkheiden eine weitaus größere Verbreitung hätte. Es handelt sich um einen hallenartigen Buchenwald mit gering entwickelter Strauchschicht. In der Baumschicht ist fast ausschließlich die Rot-Buche vorhanden. Gelegentlich trifft man einzelne Trauben-Eichen oder Hainbuchen an. Unter anderem befinden sich in der Krautschicht Vielblütige Weißwurz, Einblütiges Perlgras, Busch-Windröschen, Echte Sternmiere, Maiglöckchen, Wald-Flattergras und Knaulgras. Typische Vogelarten sind Waldlaubsänger, Buchfink und Schwarzspecht. Die frischen bis feuchten Erlen-Eschenwälder der Quellbereiche weisen eine im Frühjahr blütenreiche Krautschicht mit Maiglöckchen, Wald-Veilchen, Busch-Windröschen, Lerchensporn und Hoher Schlüsselblume auf. Die Kiefernforste sind relativ arm an Tier- und Pflanzenarten. Im Unterstand dehnen sich oft dichte Bestände der aus Nordamerika stammenden Späten Traubenkirsche aus, die heute als forstliche Problempflanze angesehen wird. In der Krautschicht dominieren Geschlängelte Schmiele, Heidelbeere und andere Säurezeiger. Lichte Kiefernbestände der Colbitzer Heide sind Brutplätze von Baumfalke und Ziegenmelker. Breitere Wegraine, Waldränder und Brachflächen im Randbereich von Sandgruben tragen kleinflächige Sandmagerrasen. Sie werden von Heide-Nelke, Berg-Jasione, Silbergras, Gras-Nelke, Frühlings-Spark und Sand-Strohblume gebildet. Vereinzelt tritt noch die Gemeine Küchenschelle auf. Die im Frühsommer farbenprächtigen Bestände sind wertvolle Insektenlebensräume. Auf den landwirtschaftlichen Flächen sind die Wildkrautgesellschaften aufgrund der intensiven Bewirtschaftungsweise auf wenige herbizidresistente Arten zusammengeschrumpft. Grünland ist im wesentlichen in der Bachniederung des Hägebaches vorhanden. Auf grundwassernahen Niedermoorstandorten sind hier Engelwurz-Kohldistel-Wiesen ausgebildet. Es kommen Breitblättriges Knabenkraut, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-Sternmiere und Sumpf-Dreizack vor. Im LSG tritt eine artenreiche Tierwelt auf. An Vogelarten brüten neben den bereits genannten unter anderem Wespenbussard, Rotmilan, Waldkauz, Waldohreule, Bunt-, Klein- und Grünspecht, Rebhuhn, Waldschnepfe, Hohl-, Turtel- und Ringeltaube, Pirol, Kernbeißer, Wendehals, Wintergoldhähnchen, Mönchs-, Garten-, Dorn- und Sperbergrasmücke, Goldammer, Ortolan, Nachtigall, Rauch- und Mehlschwalbe sowie Kolkrabe. Lurche und Kriechtiere sind im Hägebachtal unter anderm mit Erdkröte, Rotbauchunke, Teich- und Kammolch vertreten. Weiterhin wurden Wechselkröte, Blindschleiche, Zaun- und Waldeidechse nachgewiesen. Von der Säugerfauna sind Rothirsch, Reh, Wildschwein, Feldhase, Kaninchen, Dachs, Fuchs, Baum- und Steinmarder, Wiesel und Eichhörnchen anzutreffen. Das LSG soll in erster Linie der Erhaltung der großflächigen Wälder im Bereich der landschaftlich reizvollen südlichen Colbitzer Heide dienen. Mit den Wäldern ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und ein charakteristischer Ausschnitt am Übergang der Altmarkheiden zum Tangergebiet und zur Ohreniederung sowie ein wertvoller Lebensraum wildlebender Pflanzen- und Tierarten gesichert. Die Weiterentwicklung von naturverträglichem Tourismus sollte unter Schonung ökologisch sensibler Bereiche wie der Laubwälder um Heinrichshorst oder der Hägebachniederung erfolgen. Die Forste sind langfristig in naturnähere Wälder umzubauen. Die Nutzung sollte stellenweise durch Einzelstammentnahme erfolgen. Auf größere Kahlschläge ist zu verzichten. Waldmäntel aus standortgerechten Straucharten sind in den Bereichen der Waldränder zu fördern. Lichtungen innerhalb der Wälder, die als Grünland oder kleinflächige Äcker genutzt werden, sollten erhalten werden. Alte Hudeeichen sind als wertvolle Lebensräume einer artenreichen Insektenfauna sowie gefährdeter Vogelarten zu schützen und nicht zu nutzen. Die landwirtschaftlichen Flächen könnten durch die Anlage von Hecken, Baumreihen und Flurgehölzen gegliedert und damit landschaftsästhetisch und ökologisch aufgewertet werden. Die noch naturnah erhaltenen Abschnitte der kleinen Fließgewässer sind zu erhalten. An den ausgebauten Abschnitten des Hägebaches sollte die Nutzung im Schonstreifen extensiviert werden. Zumindest einseitige Gehölzstreifen aus Schwarz-Erle sind im Randstreifen anzulegen. Langfristig könnten die ausgebauten Fließgewässer unter Entwicklung eines geschwungenen Verlaufs und natürlichen Profils wieder renaturiert werden. Eine weitere Genehmigung von Bodenabbau innerhalb des LSG ist abzulehnen. Vorhandene Abbauflächen sind zu rekultivieren. Ehemals militärisch genutzte Flächen am Dornberg sind unter Schonung der Eichenbestände zu sanieren. Zur Weiterentwicklung der Erholungsnutzung kann das Radwegenetz vervollständigt werden. Ein Wanderwegenetz innerhalb der Wälder ist heute bereits in ausreichender Dichte vorhanden. Wälder im Randbereich des Lindenwaldes bei Colbitz Von Colbitz aus fährt man mit dem Fahrrad nach Westen in Richtung Jägerstieg. Etwa 500 m westlich des Colbitzer Ortsrandes biegt man nach Südwesten in die Kiefern- und Laubmischwälder ein. Nach etwa 1,5 km führt ein Querweg nach Süden. Nach weiteren 2 km ist der Ort Samswegen erreicht. In Samswegen überquert man den Hägebach und verläßt den Ort wieder in nördliche Richtung, um am östlichen Rand der Hägebachniederung nach Lindhorst zu fahren. Linkerhand erstrecken sich von Grünland und Erlenreihen geprägte Niederungswiesen. Nach 2,5 km ist der Ort Lindhorst erreicht. Zwischen Lindhorst und dem unweit gelegenen Colbitz bildet eine Windmühle einen Blickfang. Laubmischwälder bei Heinrichshorst Mit dem Kraftfahrzeug fährt man auf der Straße von Colbitz nach Angern etwa 3,5 km in östliche Richtung, bis am rechten Straßenrand ein Schild auf die Siedlung ”Heinrichshorst” hinweist. Hier biegt man nach rechts auf einer befahrbaren Forststraße in den Wald ein und erreicht nach wenigen hundert Metern das Jagdhaus Heinrichshorst. Der repräsentative Bau, ein ehemaliges Jagdschloß, wurde um die Jahrhundertwende von einem Fabrikanten errichtet. Das Eingangstor wird von zwei lebensgroßen Bronzehirschen gesäumt. Von hier aus kann man die Laubwälder im Bereich des Dornberges auf verschiedenen Wegen zu Fuß erkunden. Direkt südlich des Jagdhauses stellt ein Rotbuchenwald eine Besonderheit innerhalb der sonst von Kiefern und Eichen geprägten Colbitzer Heide dar. Die angrenzenden Wälder sind teils reich strukturierte Eichen-Hainbuchenwälder. Auf der Anhöhe des Dornberges, die noch vor wenigen Jahren als Raketenstellung gesperrt war, ist ein lichter Wald mit alten Eichen vorhanden. Wolmirstedt Am Südrand des LSG liegt an dem Flüßchen Ohre die Stadt Wolmirstedt. Bis zum 13. Jahrhundert mündete hier die Ohre in die Elbe, so daß die Stadt eine Bedeutung als wichtiger Übergang über beide Flüsse hatte. Gleichzeitig war Wolmirstedt das Tor zur Altmark. Im Jahre 730 n.Chr. traf Karl der Große hier zu Verhandlungen auf die Ostsachsen und Slawen des ostelbischen Raumes. Der strategisch wichtige Ort wurde durch eine Burg geschützt, die für das Jahr 1009 erstmalig erwähnt wird. Um Wolmirstedt konkurrierten jahrhundertelang die Grafen der Nordmark und die Erzbischöfe von Magdeburg. Letztere ließen die Burg im 15. und 16. Jahrhundert großzügig ausbauen. Ein Blickfang im Innenhof der heute noch erhaltenen Anlagen ist die im Jahr 1480 aus Backstein erbaute Kapelle. Die filigrane Gliederung der Strebepfeiler und des Portals verweist auf die klassischen Vorbilder in Tangermünde und Werben. Das frühere Gutshaus der Stiftsdomäne ist ein beeindruckender Barockbau aus dem Jahre 1732. Später wurde es mehrfach umgebaut. Ansonsten hat die als Wohnstadt für die Bergarbeiter des 1973 in Betrieb genommenen Kaliwerkes Zielitz umgestaltete Stadt nur wenig historische Bausubstanz. Es dominieren großflächige Neubausiedlungen in Plattenbauweise. Eine Ausnahme im Stadtbild ist der ehemalige Gasthof ”Zum Schwarzen Adler”, ein sehenswerter zweigeschossiger Fachwerkbau. In der Glindenberger Straße zeigt das Kreisheimatmuseum zahlreiche Exponate zur Historie der Stadt und ihrer Umgebung. Von Bedeutung sind insbesondere die Funde aus der Ausgrabung der Hildagsburg, eines großen slawischen Burgwalles am Rande des Elbetales. Auf den „Kalimandscharo“ Seit Mai 1999 lockt die größere der beiden Abraumhalden des Kalibergbaubetriebes Zielitz zum 90 m hohen Gipfel. Über die Wälder des LSG reicht der Blick von oben oder zum Schiefen Turm der Bundesgartenschau in Magdeburg. Bis zum Ausblick sind mindestens 2 Kilometer Fußtour und Steigungen bis 16 Prozent zu bewältigen. Da die Begehung bei laufendem Betrieb erfolgt, sind nur angemeldete Führungen möglich. Etwa zwei bis drei Stunden sind für die Tour einzuplanen, bei der es nicht nur vieles zu sehen, sondern von den Bergführern auch Interessantes über den Kalibergbau zu hören gibt. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 18.11.2025
Die Mulde kommt aus Sachsen, sie wird aus der Zwickauer Mulde und der Freiberger Mulde gebildet, die sich beide südlich von Grimma bei Leipzig zur Mulde vereinigen. Nach 124 km Lauflänge mündet sie bei Roßlau in die Elbe. Das LSG umfaßt den sachsen-anhaltischen Teil des Muldetales oberhalb des Einlaufes der Mulde in den Muldestausee bis zur B 107 Schwemsal-Bad Düben. Der Lauf der Mulde im Bereich der Landesgrenze bildet zum großen Teil die südliche Grenze des LSG. Im Norden begrenzt die B 183 das Gebiet. Der südliche Teil der Landschaftseinheit Muldetal wird von diesem LSG repräsentiert, es reicht auch in die Landschaftseinheit Dübener Heide hinein. Das Landschaftsbild der Muldeaue oberhalb des Muldestausees wird einerseits von tischebenen Ackerflächen bestimmt, es zeichnet sich andererseits aber insbesondere am Fuße des Muldesteilhanges durch ein reichhaltiges Spektrum an Landschaftselementen aus, das von Auenwald, Wiesen, Gehölzen sowie Flutrinnen und Altwassern gekennzeichnet ist. Der Wechsel von Wald, Wiesen und Gewässern bietet dem Betrachter einen Einblick in die typische Auenlandschaft. In den offenen Bereichen, insbesondere in der Rösaer Aue, sind zahlreiche Blickbeziehungen in landschaftlich reizvolle Gebiete der Aue möglich, die durch Einzelbäume zusätzlich bereichert werden. Die Ursprünge der Besiedlung reichen etwa 10 000 Jahre bis ins Mesolithikum zurück. Bevorzugte Siedlungsplätze der Jäger, Fischer und Sammler waren die Talkanten zum Muldetal. Die Mulde bildete an ihrem Unterlauf lange Zeit eine Grenze zwischen unterschiedlichen Kulturen. In der frühen und mittleren Jungsteinzeit endete dort die Besiedlung des Mittelelbe-Saale-Gebietes. Das Gebiet östlich der Mulde weist als erste Besiedlungsspuren die der Kugelamphorenkultur auf, die von Osten her in das Mittelelbe-Saale-Gebiet vordrang. Während der Spätbronze- und Früheisenzeit trennte die Mulde die Siedlungsgebiete der Saalemündungsgruppe und der Hausurnenkultur im Westen von der Lausitzer und der Billendorfer Kultur im Osten. Erst in der jüngeren Eisenzeit gelangten beide Gebiete unter den Einfluss der Jastorf-Kultur. Das blieb auch wärhend der römischen Kaiserzeit so. Im Frühmittelalter schied die Mulde die slawischen Gaue Serimunt im Westen und Nizizi im Osten. Zentrale slawische Burg war Zörbig, 961 als "Zurbici" erstmalig erwähnt. In dieser Periode ist das Bild der heutigen Kulturlandschaft weitgehend vorgeprägt worden. Siedlungen lagen in der Nähe der Flüsse und Bäche. Scherbenfunde dieser Zeit liegen aus Pouch vor. Slawische Burgwälle bestanden in Pouch und bei Döbern. Zur Zeit der deutschen Ostexpansion gegen die Slawen vom 10. bis 13. Jahrhundert lag das Gebiet an der Nahtstelle zwischen Altsiedelland und den eroberten und kolonisierten Gebieten. Im 10. Jahrhundert gehörte es zu den überwiegend von Slawen bewohnten Gauen Serimunt zwischen Saale und Mulde und Nizizi östlich der Mulde. König Heinrich I. (919-936) ließ entlang von Elbe und Mulde Burgwarde errichten, von denen aus das Land militärisch kontrolliert und tributpflichtig gemacht wurde. Die Burg in Pouch ist Ottonischen Ursprungs. Mitte des 12. Jahrhundert setzte die zweite Etappe der deutschen Ostexpansion mit der gewaltsamen Besetzung fremder Gebiete, der zwangsweisen Missionierung der Slawen und mit einer großräumigen Siedlungsbewegung ein, die an der Mulde im Jahre 1144 mit dem Erwerb des Burgwards Kleutzsch-Sollnitz durch das Kloster Nienburg begann. Ein Rittersitz befand sich unter anderem in Pouch. Die ursprünglichen Auenwälder wurden auf den fruchtbaren Auenböden frühzeitig in Grünland überführt. Mit der erfolgten Eindeichung konnte landseitig zur ackerbaulichen Nutzung übergegangen werden, die heute die dominierende Nutzungsform darstellt. Obgleich der Muldelauf noch als weitgehend natürlich anzusehen ist, wurden im Zusammenhang mit Eindeichungen und Straßenbauten auch im LSG einige Flußschlingen vom Fluß abgetrennt, zum Beispiel die Alte Mulde Döbern und die Alte Mulde Roitzschjora. Das relativ starke Gefälle der Mulde wurde früher durch Schiffsmühlen genutzt. Die bekannteste befand sich in Düben, wo heute noch eine Schiffsmühle im Museum gezeigt wird. Auch in Pouch verrichtete eine solche bis 1885 ihren Dienst. Das aus dem Muldesteilhang austretende Quellwasser wurde bei Pouch durch die Kuhquellmühle genutzt. Die Landschaft südlich der Mulde wurde durch den Mitte des Jahrhunderts die Goitzsche erreichenden großflächigen Braunkohletagebau vollständig überprägt. Die Mulde wurde in den ausgekohlten Tagebau Muldenstein, den heutigen Muldestausee, umverlegt. Durch seine geringe Speicherkapazität beeinflußt er den Verlauf von Hochwasserereignissen nur wenig. Der Talverlauf zeichnet ein saale-kaltzeitlich angelegtes Urstromtal nach, das am nördlichen Rand die mächtigen elster- und saalekaltzeitlichen Ablagerungen der Dübener Heide in einer markanten Geländestufe schneidet. Zwischen Muldestausee und Rösa erreicht der Höhenunterschied 15 m und verliert sich flußaufwärts allmählich. Im Muldetal lagern Niederterrassen-Schotter aus der Weichselkaltzeit direkt über miozänen und oligozänen Sedimenten. Die Niederterrasse ist im LSG weitflächig von holozänen Auenbildungen bedeckt, ragt aber unmittelbar südlich davon deutlich über das Aueniveau hinaus. Im Muldetal dominieren Vegas aus Auenlehm und Auenschluff. Die in tieferen Lagen vorhandenen Gley-Vegas bzw. Gleye sind wegen der Grundwasserabsenkung im Tagebau Goitzsche zum größten Teil reliktisch geworden. Die Auenlehme der Mulde sind karbonatfrei. Dieser Abschnitt der Muldeaue endet am Einlaufwerk zum Muldestausee. Um die Flutung des Tagebaues Muldenstein zu erreichen, wurde vom ”Püchberg” an ungefähr über 800 m ein neues Flußbett in die pleistozäne Hochfläche gebaggert. Die ursprüngliche Muldeaue verlief in Richtung Westen südlich der Ortslage Pouch durch den Tagebau Goitzsche. Die hydrologischen Verhältnisse werden in der Muldeaue entscheidend von der Mulde und ihrer Wasserführung bestimmt. Das Überflutungsgebiet, das ursprünglich die gesamte Talsohle umfaßte, ist durch Eindeichung stark eingeengt. Der Fluß selbst ist noch weitgehend naturbelassen. Er mäandriert stark, und die Altarme lassen erkennen, daß die Mulde häufig ihren Lauf geändert hat. Die Altwasser stehen mit dem Fluß in der Regel nicht mehr in Verbindung und werden bei Hochwasserlagen außerhalb der Deiche nur noch indirekt über den steigenden Grundwasserspiegel beeinflußt. Regelmäßig treten Frühjahr Hochwasser auf. Bedingt durch das Einzugsgebiet und relativ starkes Gefälle sind beziehungsweise waren die unregelmäßig auftretenden Sommerhochwasser der Mulde gefürchtet, wobei die ausgedehnten Waldgebiete der Dübener Heide ausgleichend auf die Abflußverhältnisse wirken. Im Bereich des Muldetalhanges ist der zum Teil artesisch gespannte obere Grundwasserleiter angeschnitten, so daß am Hangfuß verbreitet Quellaustritte auftreten. Durch den jahrzehntelangen großflächigen Braunkohlenabbau im Tagebau Goitzsche sind die Grundwasserverhältnisse linksmuldisch sehr stark gestört. Die „Hufe“ bei Döbern, ein ehemaliges großes Muldealtwasser, ist deshalb trocken gefallen. Die klimatischen Verhältnisse werden durch die geschützte Lage am östlichen Rand des herzynischen Trockengebietes bestimmt. In einem deutlichen klimatischen Gradienten, der zwischen dem subkontinental getönten Westteil des Landkreises Bitterfeld und der stärker atlantisch getönten Dübener Heide ausgebildet ist, nimmt das Muldetal eine mittlere Stellung ein. Die am weitesten im Trockengebiet gelegenen Bereiche erreichen 520 mm Jahresniederschlag. Das Muldetal weist bereits um 20 bis 30 mm höhere Werte auf, und in der Dübener Heide nehmen die Summen der Jahresniederschläge zum Zentrum des Heidegebietes hin sehr schnell bis auf 650 mm zu. Die Temperaturwerte nehmen nach Osten ab. Das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei 8,6 bis 9,0 o C. Die mittleren Lufttemperaturen betragen im Januar -1,0 bis -0,6 o C und im Juli 17,6 bis 18,0 o C. Während der nördliche Teil des Muldetales pflanzengeographisch noch zum Bezirk des Dessau-Magdeburger Elbetales gerechnet werden kann, bildet das übrige Untermuldegebiet einen eigenen pflanzengeographischen Distrikt. Den klimatischen Bedingungen am Rande des hercynischen Trockengebietes entsprechend, siedeln hier eine Reihe boreomeridional-subkontinentaler Stromtalarten. Die Wassernuß erreicht bei Roitzschjora ihre Verbreitungsgrenze im Muldetal. Die typische Weich- und Hartholzauenvegetation ist bis auf geringe Reste durch Grünland und Äcker ersetzt worden. Vorherrschend sind wüchsige Fuchsschwanzwiesen. Auf den wechselfeuchten Standorten ist die Mädesüß-Hahnenfuß-Wiese und auf schwereren, staunassen Böden die Rasenschmielen-Brenndolden-Wiese vertreten. Diese artenreichen, bunten Wiesengesellschaften, die noch bis zur Mitte unseres Jahrhunderts das Auengrünland prägten, sind allerdings nur noch kleinflächig an wenigen, wechselnassen bis staunassen Standorten am Fuße des Muldesteilhanges anzutreffen. Im Überflutungsbereich zwischen den Deichen stockt heute großflächig durch intensive Nutzung an Kräutern verarmtes Intensivgrasland. Relativ artenreiche Frischwiesenbestände sind noch in einer trockenen Ausbildungsform auf den Hochwasserschutzdämmen anzutreffen. Im Verlandungsbereich alter Flußschlingen und Muldealtwasser ist eine reich strukturierte Verlandungsvegetation ausgebildet. Die Verlandungsserie beginnt im tiefen Wasser mit wurzelnder Unterwasservegetation aus Kanadischer Wasserpest, Gemeinem Hornblatt oder Spreizendem Hahnenfuß. Es schließt sich ein Vegetationskomplex aus Wasserpflanzen mit Schwimmblättern an. Am auffälligsten sind dabei die Seerosen-Gesellschaft und die Froschbiß-Krebsscheren-Gesellschaft. Insbesondere letztere ist aber durch die Gewässereutrophierung stark im Rückgang begriffen. In geschützten Altwassern finden sich weiß- beziehungsweise rosablühende Teppiche des Gemeinen Wasserhahnenfußes und der Wasserfeder. Im Schutze des Röhrichts können sich Wasserlinsendecken ausbilden, in denen als Kostbarkeiten schwimmende Lebermoose (Riccia fluitans, Ricciocarpus natans) vorkommen. Entsprechend der Standortstrophie dominieren an den Muldealtwassern unter den Röhrichtgesellschaften Wasserschwadenröhricht und Rohrkolbenbestände. Dem Röhrichtgürtel ist oftmals ein auffallender Saum aus Wasser-Pferdesaat und Wasser-Sumpfkresse vorgelagert. Die Waldbestände auf dem Steilabfall des Heidegebietes in das Muldetal zwischen Pouch und Rösa repräsentieren die einzigen relativ naturnahen Waldgesellschaften dieses Raumes. In den nährstoffreichen, frischen bis sickernassen Hanglagen (Schichtquellen) finden sich im wesentlichen Bestände von Eichen-Hainbuchen- und Erlen-Eschen-Wäldern. In der Feldschicht ist das Vorkommen von Aronstab, Lungenkraut, Wolligem Hahnenfuß, Vielblütiger Weißwurz, Sanikel, Mittlerem Lerchensporn, Türkenbund-Lilie, Behaarter Schuppenkarde und Moschuskraut neben weiteren anspruchsvollen Arten besonders zu erwähnen. Hinsichtlich der faunistischen Ausstattung sind die hohe Populationsdichte des Elbebibers und die Brutvorkommen des Weißstorchs auf Horsten in Brösa und an der Kuhquellmühle hervorzuheben. Im Winter ist die lange eisfrei bleibende Mulde unmittelbar vor dem Einlauf in den Muldestausee ein wichtiger Rast- und Überwinterungsplatz für nordische Wasservögel. Die Struktur der Auenlandschaft und die natürliche Flußdynamik sollen in ihrer jetzigen Art grundsätzlich erhalten und durch eine Strukturanreicherung weiter aufgewertet werden. In der ausgeräumten Talaue ist durch Pflanzung von Baumreihen, Baumgruppen, Solitärbäumen, Obstbaumalleen und -reihen sowie Hecken eine Erhöhung der Strukturvielfalt zu erreichen. Alle artenreichen Feuchtwiesen sind durch eine angepaßte Pflege zu bewahren. Die kleinflächigen orchideenreichen Kleinseggenriede an der Hangkante sollten streuwiesenähnlich im Frühherbst gemäht werden, um eine Verbuschung zu verhindern. Der Grünlandanteil könnte höher sein; in diesem Zusammenhang ist die Notwendigkeit des Erhalts oder einer Erneuerung von Dränagen zu prüfen. Perspektivisch sollten auch Deichrückbauten geprüft werden. Durch Erstaufforstungen mit auentypischen Gehölzen, insbesondere Stiel-Eiche, Esche und Ulme, würden sich die vorhandenen Auenwaldreste vergrößern. Die naturnahen Waldbestände des Muldesteilhanges sind unter Förderung der Naturverjüngung und Schonung der Horst- und höhlenreichen Bäume zu erhalten. Die Erlenbestockungen sollten kleinstflächig niederwaldartig genutzt und regeneriert werden. Zusammengebrochene Bestände an der Kuhquellmühle sind unter Belassung von Jungwuchs zu ersetzen. Zur Abschirmung des Bestandesinneren dienen Waldmäntel. Fließgwässer- und Grabenunterhaltung sind auf ein ökologisch vertretbares Maß zu beschränken und Nährstoffeinträge zu vermeiden. Aus der unmittelbaren Nachbarschaft der reizvollen Muldeaue mit der Dübener Heide ergeben sich insbesondere für den Erholungssuchenden zahlreiche Exkursionsmöglichkeiten. Ein umfangreiches Netz von Wander- beziehungsweise Radwegen steht zur Verfügung. Besonders erwähnenswert ist die Wanderroute von Jeßnitz über Burgkemnitz, Muldenstein und Pouch bis nach Rösa. Mit diesen Wegen besteht für den Wanderer die Möglichkeit, sich unter anderem den Altjeßnitzer Irrgarten, den Muldensteiner Berg, den Muldestausee, die Muldeaue und die landschaftlich sehr reizvoll gelegenen Orte Brösa und Rösa anzusehen. Der Ort Rösa ist eine deutsche Siedlung und im Kern ein Straßenangerdorf. Vom Ortseingang her hat man in Richtung Bitterfeld einen der besten Überblicke über das Urstromtal der Mulde. Bemerkenswert ist der etwa vier Hektrar große, ehemalige Gutspark, ein gestalteter Landschaftspark mit altem Baumbestand. Als Baumaterial für die gotische Dorfkirche wurde der in den Bachtälchen der Dübener Heide verbreitet auftretende Raseneisenstein verwendet. Ausgehend vom Einlauf des Muldestausees empfiehlt sich eine Wanderung auf der oberen Hangkante entlang des Muldetales. Es ergeben sich weite Sichten über die Muldeaue und in das Tagebaugelände der Goitzsche. Nach einer kurzen Wegstrecke beginnen die naturnahen Hangwälder. An der ehemaligen Kuhquellmühle führt ein Feldweg in die Aue hinab. Er tangiert mehrere kleinere Altwasser mit interessanter Wasservegetation. Vom Hochwasserdeich aus ergibt sich erneut ein Überblick über die Mulde und ihre Aue. Einlauf des Muldestausees Der Muldestausee wirkt durch die drastische Verminderung der Fließgeschwindigkeit als Sedimentationsfalle für die von der Mulde transportierten Geschiebe. Sehr schön ist von der Muldebrücke über dem Einlaufbauwerk bei Pouch die Ausbildung eines Flußdeltas zu verfolgen. Bereits wenige Jahre nach der Flutung 1975 erschien die erste Kiesbank unmittelbar hinter dem Einlaufwehr. Diese wächst beständig und teilt die Mulde in zwei breite, ungleiche Arme. Die Kiesflächen werden sofort nach dem Auftauchen in einer typischen Abfolge von der Vegetation in Besitz genommen. Sind die Kiesbänke noch flach und nur im Sommer nicht überspült, siedeln sich einjährige Schlamm- und Uferpflanzen wie Zweizahn-, Gänsefuß-, Knöterich- und Sumpfkresse-Arten an. Es folgt Rohr-Glanzgras. Aus angeschwemmten, sich schnell bewurzelnden Aststücken entwickeln sich sehr rasch Weidengebüsche. Typische Brutvögel des entstehenden Flußdeltas sind Flußregenpfeifer und Sturmmöwe. Während der Zugzeiten rasten entlang der Ufer und auf den Schlammflächen zahlreiche Watvögel und Möwen. Da der Einlaufbereich auch im härtesten Winter bisher eisfrei blieb, konzentrieren sich hier die nordischen Wasservögel. Regelmäßig können dann dort Gänsesäger, Schellenten, Reiherenten und andere beobachtet werden. In manchen Jahren ist auch der Zwergsäger Wintergast. veröffentlicht in: Die Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts © 2000, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISSN 3-00-006057-X Die Natur- und Landschaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts - Ergänzungsband © 2003, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, ISBN 3-00-012241-9 Letzte Aktualisierung: 18.11.2025
| Origin | Count |
|---|---|
| Bund | 1579 |
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| Agrarwirtschaft | 1 |
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| Lehrmaterial | 2 |
| Taxon | 585 |
| Text | 175 |
| Umweltprüfung | 15 |
| unbekannt | 118 |
| License | Count |
|---|---|
| geschlossen | 833 |
| offen | 1116 |
| unbekannt | 39 |
| Language | Count |
|---|---|
| Deutsch | 1657 |
| Englisch | 498 |
| Resource type | Count |
|---|---|
| Archiv | 44 |
| Bild | 357 |
| Datei | 757 |
| Dokument | 157 |
| Keine | 800 |
| Multimedia | 1 |
| Unbekannt | 12 |
| Webdienst | 7 |
| Webseite | 845 |
| Topic | Count |
|---|---|
| Boden | 1022 |
| Lebewesen und Lebensräume | 1262 |
| Luft | 793 |
| Mensch und Umwelt | 1976 |
| Wasser | 762 |
| Weitere | 1988 |