Messdaten zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt, in Lebens- und Futtermitteln
Der Bundesrat stimmte am 6. November 2015 einer Verornung zu, dass das Trinkwasser künftig umfassend auf Gehalte an radioaktiven Stoffen untersucht und überwacht wird. Die Verordnung, die vom Bundesgesundheitsministerium im Einvernehmen mit dem Bundesumweltministerium erlassen wird, tritt noch im November 2015 in Kraft. Mit der Verordnung werden europäische Vorgaben fristgerecht umgesetzt. Mit der Änderung der Trinkwasserverordnung werden Anforderungen an die Messung und Überwachung der Trinkwasserqualität im Hinblick auf künstliche und natürliche radioaktive Stoffe festgelegt. Vorgegeben werden Parameterwerte für Radon, für Tritium und für die Richtdosis einschließlich der Radonfolgeprodukte Blei-210 und Polonium-210. Die Strahlenbelastung durch radioaktive Stoffe im Trinkwasser ist in Deutschland im Durchschnitt als sehr gering einzuschätzen. Jedoch kann Trinkwasser je nach Geologie des Untergrunds einen erhöhten Gehalt an natürlichen radioaktiven Stoffen enthalten. Radioaktive Stoffe künstlichen Ursprungs sind allenfalls durch unkontrollierte Freisetzungen z. B. aus dem Umgang mit solchen Stoffen in Medizin, Forschung und Technik wie bei der Nutzung von Atomenergie denkbar.
Radioaktivität kommt in der Umwelt sowohl künstlich geschaffen als auch natürlich vor. Ihre Verteilung ist lokal sehr unterschiedlich. Um die Auswirkungen des Endlagers Konrads auf die Umgebung einschätzen zu können, ist die BGE gesetzlich dazu verpflichtet, die Belastungen in der Umgebung des zukünftigen Endlagers Konrad mindestens zwei Jahre vor Inbetriebnahme zu erfassen. Ein zusätzliches freiwilliges Überwachungsprogramm läuft in der Umgebung Konrads bereits seit mehreren Jahren. Die aktuellen Ergebnisse dieses Programms stellen Expert*innen in einem Online-Fachgespräch vor. Außerdem informieren sie über rechtliche und fachliche Details der Messungen. Online-Fachgespräch am 2. November Das Messprogramm rund ums spätere Endlager Konrad erfolgt nach den Vorgaben der „Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen“, kurz REI. Diese macht exakte Vorgaben zu Messverfahren, zu den benötigten Proben und deren Entnahmefrequenz sowie zu den Nachweisgrenzen. Im vergangenen Jahr sind erneut mehr als 170 unterschiedliche Proben genommen und untersucht worden. Die Wissenschaftler*innen des beauftragten Umweltlabors AGROLAB LUFA haben dazu Proben von Gewässern, Obst, Gemüse, Getreide und weiteren Agrarerzeugnissen von teilnehmenden Landwirtschaftsbetrieben analysiert. Die Ergebnisse werden Klaus Gosch vom Umweltlabor und Lydia Kabacinski, BGE Leiterin Strahlenschutz Konrad, in einer öffentlichen Veranstaltung am 2. November 2023 vorstellen. Außerdem werden die Fachleute Fragen beantworten. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich aktiv an dem Informationsaustausch zu beteiligen. Dazu können bereits vor der Veranstaltungen Fragen eingereicht werden, per E-Mail an: info-konrad(at)bge.de . Informationen zur Veranstaltung Datum: 2. November 2023 Uhrzeit: 18:00 – ca. 19:30 Uhr Ort: online via Zoom-Konferenz (externer Link) (Meeting-ID: 620 8582 5026; Kenncode: 972802) oder Livestream auf YouTube (externer Link) Hinweise zur Nutzung des Online-Konferenztools Zoom finden Sie in unserer Kurzanleitung (PDF, 255 KB) Datenschutz Die Veranstaltung wird entsprechend der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) umgesetzt. Teilnehmende willigen mit der Teilnahme an der Veranstaltung darin ein, dass die Veranstaltung aufgezeichnet und dauerhaft auf dem YouTube-Kanal der BGE zur Verfügung gestellt wird. Eine Anmeldung mit vollständigem Namen ist nicht erforderlich. Die komplette Datenschutzerklärung (PDF, 96 KB) für die Veranstaltung finden Sie hier .
Gemäß § 103 der Strahlenschutzverordnung ist die Ableitung radioaktiver Stoffe aus Anlagen zu überwachen. Die Grundlage zur Überwachung der ermittelten Messwerte ist die Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen (REI). Zum einen werden die Emissionen innerhalb der Anlage z.B. am Abluftkamin vom Betreiber der Anlage selbst gemessen. Zum anderen werden die Immissionen in der Umgebung der Anlage im Auftrag der Aufsichtsbehörde durch eine unabhängige Messstelle überwacht. Die Ergebnisse der Umgebungsüberwachung werden vierteljährlich und als Jahresbericht der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vorgelegt. In Berlin gibt es nur eine kerntechnische Einrichtung, welche entsprechend der Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen zu überwachen ist, der Forschungsreaktor BER II . Er gehört zu den modernsten Neutronenquellen Europas. Er dient der Grundlagenforschung und der anwendungsnahen Forschung und befindet sich neben anderen experimentellen Anlagen im Helmholtz-Zentrums für Materialien und Energie in Berlin. In ihm werden Neutronen für wissenschaftliche Zwecke produziert. Gastwissenschaftler aus aller Welt arbeiten neben deutschen Kollegen an hochmodernen Experimentierplätzen. Das Helmholtz-Zentrum Berlin verfügt über die einzigartige Möglichkeit, für die Untersuchungen nicht nur den Neutronenstrom des BER II, sondern unter anderem auch das Röntgenlicht des Berliner Elektronenspeicherrings für Synchrotronstrahlung (BESSY II) anbieten zu können. Durch den Neutronenstrom gewinnt man Einblicke in Materie ähnlich wie mit Hilfe der Röntgenstrahlen. Das Röntgenbild und das Neutronenbild liefern dabei unterschiedliche, sich ergänzende Informationen über die Struktur des untersuchten Objekts. Während z.B. das Röntgenbild schwere Atome zeigt, werden durch den Neutronenstrahl die leichten Atome sichtbar gemacht. Kleinste Strukturen können so dargestellt werden. Durch die Untersuchung von Materialien mit Hilfe von Neutronenquellen sind viele Innovationen möglich gewesen, z.B. die Entwicklung neuer und sicherer Werkstoffe für die Verkehrstechnik, eine moderne Spurenanalytik in der Umwelttechnik oder das Entschlüsseln grundlegender medizinischer Prozesse. Der BER II dient aber nicht der kerntechnischen Forschung, sondern fungiert ausschließlich als Quelle für Neutronenstrahlung für die Materialforschung. Informationen zu den einzelnen Forschungsarbeiten finden Sie auf der Internetseite des Helmholtz-Zentrums für Materialien und Energie Bei dem BER II handelt es sich um einen sogenannten Schwimmbadreaktor. Er wird drucklos und bei niedriger Temperatur betrieben. Im Gegensatz zu Kernkraftwerken kann dieser daher sehr schnell abgefahren werden, ohne dass es zu einer erhöhten Belastung für die Anlage kommt. Die Anlage braucht nach einer Abschaltung nur für weniger als eine Minute eine aktive (pumpenunterstützte) Kühlung und ist daher beliebig lange auch ohne Netzverbindung stabil zu halten. Der Kern befindet sich in einem etwa zehn Meter tiefen Becken, das von einer zwei Meter dicken Betonwand umschlossen wird, und ist von einer 9 m hohen Wasserschicht überdeckt. Während des Betriebs der Forschungsneutronenquelle entsteht eine Wärmeleistung von 10 Megawatt. Diese Leistung ist im Vergleich zu einem Kernkraftwerk (~ 4000 MW) rund vierhundert mal geringer. Das Kühlwasser wird maximal nur auf etwa 40 °C aufgewärmt. Die Uranmenge beträgt rund 35 kg (im Gegensatz zu den über hundert Tonnen eines konventionellen Kernkraftwerks). Entsprechend geringer ist auch die bei der Reaktion gebildete Menge an Spaltprodukten (was wichtig für die Abschätzung maximal möglicher Einwirkungen auf die Umgebung im Rahmen der Notfallschutzplanung ist). Der BER II ist ausschließlich als Neutronenquelle für wissenschaftliche Experimente ausgelegt und kann nicht zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Die Brennstoffplatten sind nur eine von mehreren Barrieren gegen das Entweichen radioaktiver Stoffe, denn auch das Wasser des Reaktorbeckens (mit einer künstlichen Warmschicht gegen Diffusion aus dem Becken und einer permanenten Wasserreinigung über Filter und Ionenaustauscher), die Unterdruck haltende Reaktorhalle mit ihrer luftdicht verschweißten Innenauskleidung (Stahlliner) und die mit Filtereinrichtungen versehene Entlüftung tragen messtechnisch nachgewiesen zu einer Minimierung der radioaktiven Emissionen bei. In jedem Betriebszustand ist gewährleistet, dass das radioaktive Inventar von der Umwelt abgeschirmt bleibt, ohne dass hierfür Anlagen oder Apparate von Hand bedient werden müssen. So fallen bei Ausfall der Stromversorgung sofort Kontrollstäbe, die an einem Elektromagneten hingen, allein durch ihr Gewicht in den Reaktorkern und unterbrechen die Kernspaltung. Nach Stillstand der Kernspaltung genügt nur eine Minute zur Nachkühlung. Dies wird bereits durch den Nachlauf der Pumpen gesichert. Eine Kernschmelze infolge eines Ereignisses in der Anlage ist beim BER II damit ausgeschlossen. Bei Stromausfall stehen zudem Notdiesel und Batteriebänke zur Verfügung. Auf dem Gelände ist eine Betriebsfeuerwehr stationiert. Die Forschungsneutronenquelle wird durch ein Kernanlagen-Fernüberwachungssystem (KFü) kontrolliert. In ihm werden Betriebsdaten der Anlage selbst und Daten von Messstellen in der Umgebung der Anlage ununterbrochen zusammengefasst und durch die Aufsichtsbehörde überwacht. Die Strahlenmessstelle Berlin der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt – Abteilung “Integrativer Umweltschutz” – ist als unabhängige Messstelle mit der überwachung des BER II beauftragt. Sie untersucht Proben, die aus der Umgebung des Forschungsreaktors stammen und vergleichen sie mit Proben aus anderen Teilen Berlins. Des weiteren überwacht sie das Strahlungsniveau entlang der Institutsgrenze und kontrolliert an Kaminluftproben die Emissionen. Der BER II gibt auch im Normalbetrieb radioaktive Substanzen in geringer Menge an die Umgebung ab. Bei Ausstoß selbst der genehmigten Abgabemenge ist für Mensch und Tier keine gesundheitliche Beeinträchtigung gegeben. In der Praxis wird dieser Unbedenklichkeitswert sogar weit unterschritten. Im langjährigen Betrieb hat sich gezeigt, dass die Abgabe durch den Reaktor für Gase bei 5 – 7 , bei Iod-131 bei 1 – 2 der genehmigten Abgabemenge liegt und dass die Abgabe von an Aerosole gebundenen radioaktiven Stoffen die Nachweisgrenze der Messgeräte (Promille der Grenzwerte) noch nicht einmal erreicht (Darstellung dazu im Abschnitt Abgabegrenzen künstlicher Radioaktivität ). Entsprechend § 106 der Strahlenschutzverordnung ist der Betreiber verpflichtet, alle fünf Jahre die Anwohner in der Umgebung der Anlage über die Sicherheitsvorkehrungen und Notfallpläne zu informieren. Die letzte Verteilung der Broschüre erfolgte im Jahr 2019 und steht zum Download zur Verfügung.
Die flächenhafte vorsorgliche Überwachung der Umwelt auf Einträge von künstlicher Radioaktivität erfolgt im Rahmen des Routinemessprogramms (inkl. erweiterten Routinemessprogramm). Die Messdatenübermittlung und Berichterstattung erfolgen an den Bund im Rahmen des Integrierten Mess- und Informationssystems (IMIS). Im Rahmen eines Landesprogramms erfolgen Messungen z. B. in der Weißen Elster und im Rahmen des ARGE Elbe Programms.
Strahlung ist eine Energieform, die sich als elektromagnetische Welle- oder als Teilchenstrom durch Raum und Materie ausbreitet. Die Strahlungsarten werden in 2 große Gruppen unterteilt, die sich durch ihre Energie unterscheiden. Strahlung, die bei der Durchdringung von Stoffen an Atomen und Molekülen Ionisationsvorgänge auslöst, wird als ionisierende Strahlung bezeichnet. Dazu gehören z.B. die Röntgen- und die Gammastrahlung. Als nichtionisierende Strahlung wird die Strahlung bezeichnet, bei der die Energie der Strahlung nicht ausreicht, Atome und Moleküle zu ionisieren. Dazu gehören z.B. Radio- und Mikrowellen, elektromagnetische Felder und das Licht. Ionisierende Strahlung ist sowohl Teil der Natur (Natürliche Radioaktivität) und somit Bestandteil der menschlichen Umwelt als auch das Resultat menschlicher Tätigkeit (Künstliche Radioaktivität).
null 30 Jahre Tschernobyl Am 26. April 1986 zerstörte eine Explosion Block vier im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine und schleuderte radioaktives Material in die Umgebung. Die in die Erdatmosphäre gelangten radioaktiven Stoffe kontaminierten infolge radioaktiven Niederschlags weite Teile von Russland, Weißrussland und der Ukraine. Darunter waren die Isotope Cäsium-137 mit einer Halbwertszeit von rund 30 Jahren und Jod 131 mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen. Die radioaktive Wolke zog in den folgenden Tagen über Skandinavien bis nach Mitteleuropa. In Deutschland waren aufgrund regionaler Niederschläge vor allem die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Die Folgen von Tschernobyl sind heute noch vereinzelt in Baden-Württemberg nachweisbar. „Wir finden bei Stichproben in den Böden Oberschwabens noch das langlebige Cäsium-137“, so Margareta Barth, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. In einigen Regionen Süddeutschlands kann das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg im Fleisch mancher Wildschweine auch heute noch erhöhte Cäsiumwerte feststellen. „In allen anderen Nahrungsmitteln finden wir dagegen kaum noch künstliche Radionuklide“, so die Präsidentin der LUBW. Die Ereignisse vor 30 Jahren aus baden-württembergischer Sicht Die radioaktive Wolke wurde am 28. April 1986 zuerst in Skandinavien gemessen. Nachdem diese Information die anderen Staaten in Europa erreicht hatte, wurden die Messinstitutionen im Land alarmiert. Über die allgemeine Messbereitschaft hinaus wurden schnell gezieltere Messungen eingeleitet. Aus der damaligen Sowjetunion waren zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Informationen über den Unfall und seine Auswirkungen zu vernehmen. „Am 30. April traf die radioaktive Wolke um 11 Uhr an unserer Messstation in Waldshut ein“, erinnert sich LUBW-Mitarbeiter Dr. Reinhard Aures. Er war damals für den Probebetrieb der Kernreaktorfernüberwachung verantwortlich. „Wir konnten verfolgen, wie sich der Strahlenpegel im Laufe des Tages verdoppelte.“ Die Bundesmessstelle auf dem Schauinsland bestätigte den Anstieg von ca. 0,1 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) – das ist der Normalwert – auf 0,2 µSv/h am 1. Mai und auf 0,25 µSv/h am 2. Mai. Danach sanken die Werte langsam wieder. Heute weiß man, dass die jährliche Dosis für die Bevölkerung in Deutschland aus den Folgen des Reaktor-Unfalls in Tschernobyl weniger als ein halbes Prozent der Dosis durch natürliche Strahlung ausmacht. Die atomrechtliche Aufsicht hatte zu diesem Zeitpunkt in Baden-Württemberg das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten (MELUF) unter Führung des damaligen Ministers Gerhard Weiser. Weiser errichtete sofort ein Lagezentrum, das rund um die Uhr besetzt war und alle Maßnahmen koordinierte. Gemessen haben seinerzeit alle Einrichtungen, die über Strahlenmessgeräte verfügten. Zunächst wurde entsprechend der meteorologischen Verhältnisse und Prognosen in verschiedenen Regionen Strahlenpegel und Luftaktivität kontrolliert, später die Aktivität auf dem Boden. Rasch war klar, dass zu keiner Zeit in Baden-Württemberg eine Schwelle erreicht werden würde, bei der Maßnahmen des Katastrophenschutzes notwendig werden würden. LUBW wird in der Krise zentraler Ansprechpartner für die Bevölkerung Noch am Abend des 1. Mai wurde ein umfangreiches Programm zur landesweiten Untersuchung von Bewuchs, Gemüse und Milch beschlossen. Eine wichtige Anlaufstelle für diese Messungen war die LUBW. „Viele Freiwillige aus unserem Haus haben mitgeholfen“, betont Labormitarbeiter Volker Bechtle. „Die zahlreichen Proben hätten wir ohne sie nicht geschafft.“ Sobald die zuständigen Telefonnummern der LUBW öffentlich bekannt waren, kam der Informationsaustausch mit Ministerium und anderen Behörden beinahe zum Erliegen! „Die Telefone klingelten permanent“, erinnert sich Hubert Wenzel, LUBW-Mitarbeiter aus Karlsruhe. „Vom Bürgermeister bis zur Erzieherin, vom Landwirt bis zum Klärwärter, vom Einkäufer bis zum Gebäudemanager, jeder wollte damals seine Produkte gemessen haben.“ Es ging um Sandkästen auf Spielplätzen, den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel, die Entsorgung kontaminierter Filter großer Lüftungsanlagen oder um die Beschaffenheit von Badegewässern. „Man hätte überall zugleich sein können!“ erinnert sich Wenzel. „Ich musste schließlich ein zusätzliches Telefon außerhalb des Hausnetzes besorgen. Nur so ließ sich der Dienstverkehr zwischen den Behörden aufrechterhalten.“ Über Wochen waren Fragen besorgter Bürger zu beantworten, manche blieben schmunzelnd in Erinnerung, wie: „Geht die Strahlung beim Kochen weg?“ Einrichtung einer flächendeckenden Überwachung der Umweltradioaktivität in Deutschland In Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wurde in Deutschland im Dezember 1986 das Strahlenschutzvorsorgegesetz (StrVG) erlassen. Eine bundesweite flächendeckende Überwachung der Umweltradioaktivität wurde initiiert. Das integrierte Mess- und Informationssystem (IMIS) mit einer festen Verteilung der Aufgaben zwischen Bund und Ländern entstand. Ziel war es, die Umwelt kontinuierlich zu überwachen und geringfügige Änderungen der Umweltradioaktivität flächendeckend schnell und zuverlässig zu erkennen, aber auch langfristige Trends zu erfassen. An dem Messprogramm sind heute mehr als 60 Laboratorien in Bund und Ländern beteiligt, darunter auch die LUBW. Die LUBW misst die Radioaktivität unter anderem in Landesgewässern, Kläranlagen und Verbrennungsanlagen sowie in Böden und bestimmten Pflanzen. Die Ergebnisse aller Messinstitutionen werden beim Bund zusammengeführt und sind auf der folgenden Webseite abrufbar: ( https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/bfs/umwelt/international.html ) Hintergrundinformation: Die heutigen Aufgaben der LUBW in der Radioaktivitätsüberwachung Die LUBW überwacht heute die Umgebung von Kernkraftwerken und beprobt die baden-württembergische Umwelt auf künstliche Radioaktivität. Jährlich untersucht die LUBW über 1.000 Proben, wie Aerosole, Niederschlag, Boden, Bewuchs, pflanzliche Nahrungsmittel, Milch, Oberflächenwasser, Sedimente, Fische und Trinkwasser aus Baden-Württemberg. Für diese Aufgaben unterhält die LUBW ein Radiochemie- und Strahlenmesslabor. Bei einem Reaktorunfall wie Tschernobyl steigt diese Probenanzahl erheblich. Mit der Kernreaktorfernüberwachung KFÜ verfügt die LUBW über ein komplexes radiologisches Messnetz zur Überwachung der baden-württembergischen sowie der angrenzenden ausländischen Kernkraftwerke. Sobald der Strahlenpegel ansteigt, wird rund um die Uhr automatisch die zuständige Behörde alarmiert. An ausgewählten Standorten rund um Baden-Württemberg wird zudem laufend die Radioaktivität in der Luft gemessen. Damit kann eine „radioaktive Wolke“ nicht nur entdeckt, sondern gleich vor Ort auf ihre strahlenden Bestandteile hin untersucht werden. Die zahlreichen Messdaten und Ergebnisse der LUBW werden der Öffentlichkeit über das Internet zur Verfügung gestellt (www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/1204/). Bilder aus dem Arbeitsalltag der LUBW im Jahr 1986 in den Wochen nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl Auch wenn die Menschen 1969 schon zum Mond geflogen sind, war 1986 das wichtigste Kommunikationsmittel immer noch das Festnetztelefon – damals noch mit Wählscheibe. Das Faxgerät war schon „Hightech“. Die „Datenbank“ mit den Messergebnissen war die Pinnwand mit Zetteln, die Ablage waren Ordner und Akten.
Das Geoportal des BfS Das BfS -Geoportal ist eine interaktive Kartenanwendung. Mit dem BfS -Geoportal können Messdaten rund um den Strahlenschutz abgerufen werden: Zum Beispiel über künstliche Radionuklide ( Cäsium-137 ) in Nahrungs- oder Futtermitteln oder die im Regen gemessene Radioaktivität . Die Suchergebnisse lassen sich auf bestimmte Zeiträume oder Gegenden eingrenzen oder können im Überblick über Deutschland auf einer Landkarte dargestellt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) stellt mit dem BfS -Geoportal ein eigenes Internetportal für die Suche und Darstellung raumbezogener Daten (Geodaten) und Webdienste (Geodatendienste) des BfS bereit. Geodaten sind alle Daten mit direktem oder indirektem Bezug zu einem bestimmten Standort oder geografischen Gebiet. Beispiele für Geodaten sind die Anzahl der Sonnenstunden an einer bestimmten Messstation oder die Stärke der Gamma- Strahlung an einer bestimmten ODL-Sonde . Geodaten lassen sich durch ihren Standort-Bezug in Karten darstellen. Ein Geodatenservice ermöglicht es, auf in einer Datenbank vorgehaltene Geodaten z.B. automatisiert über das Internet zuzugreifen. Was ist das BfS -Geoportal? Mit dem BfS -Geoportal können Kommunen, Unternehmen und Interessenverbände genauso wie interessierte Bürgerinnen und Bürger Messdaten rund um den Strahlenschutz abrufen: Zum Beispiel über künstliche Radionuklide (Cäsium-137) in Futtermitteln oder die aktuellen ODL-Stundenwerte . Die Suchergebnisse lassen sich auf bestimmte Zeiträume oder Gegenden eingrenzen oder können im Überblick über Deutschland auf einer Landkarte dargestellt werden. Welche Daten stellt das BfS in seinem Geoportal bereit? Das BfS stellt eigene Messdaten sowie weitere von Bundes-, Landes- und anderen Partnerbehörden bereit. Dies sind in der Mehrzahl Daten aus dem Integrierten Mess- und Informationssystem ( IMIS ). Am IMIS -Messprogramm zur kontinuierlichen Überwachung der Umwelt sind mehrere Messnetze und mehr als 60 Labore in Bund und Ländern beteiligt. Darüber hinaus lassen sich beispielweise Radon-222 -Konzentrationen in der Freiluft abrufen ( hier ) oder der aktuelle UV-Index anzeigen ( hier ). Die Daten sind thematisch unterteilt in Gamma-Ortsdosisleistung ( ODL ) Luft Niederschlag Bodenoberfläche Boden Wasser Nahrungsmittel Futtermittel Sonstige Umweltmedien Radon UV Sonstiges Über das BfS -Geoportal werden vom BfS Daten gemäß des Gesetzes zur Förderung der elektronischen Verwaltung (E-Government-Gesetz - EgovG) der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Umgangssprachlich wird dieses Gesetz auch 'Open-Data-Gesetz' genannt. Wie funktioniert das BfS -Geoportal? Das BfS-Geoportal Das BfS -Geoportal ist eine interaktive Kartenanwendung. Die gewünschten Daten können im BfS -Geoportal über das Menü (links im Geoportal) ausgewählt und in die Karte geladen werden. Die Legende (rechts im Geoportal) erklärt die Farbgebung der Daten in der Karte und stellt weitere Funktionen bereit. Die genauen Messwerte lassen sich an den einzelnen Datenpunkten in der Karte abrufen. In ergänzenden Diagrammen werden z.B. Zeitreihen angezeigt (soweit verfügbar). Eine "Hilfe"-Seite leitet bei der Benutzung des BfS -Geoportals an und informiert ausführlich über Bedienung und Funktionalität (Hilfe- Button am Ende des Menüs). Was sind Webdienste und welche Geodatendienste stellt das BfS bereit? Ein Web -Dienst ist eine standardisierte Abfrage und Antwort über das Internet, die von Computern automatisiert oder von Nutzern interaktiv durchgeführt werden kann. Werden Geoinformationen über Webdienste bereitgestellt, spricht man von Geodatendiensten. Auf welchen gesetzlichen Vorgaben basiert das BfS -Geoportal? Anlass zur Entwicklung des seit Ende 2013 verfügbaren BfS -Geoportals war die europäische INSPIRE -Richtlinie ( INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe , Richtlinie 2007/2/EG). Mit INSPIRE verfolgt die EU das Ziel, mithilfe einer gemeinsamen Geodateninfrastruktur in Europa die grenzübergreifende Nutzung von Geodaten zu erleichtern. Insbesondere sollen so umweltpolitische Entscheidungen und Maßnahmen in Europa unterstützt werden. Als Umsetzung der INSPIRE Richtlinie in Deutschland hat das "Gesetz über den Zugang zu digitalen Geodaten" (Geodatenzugangsgesetz, GeoZG) in den vergangenen Jahren die technischen Entwicklungen und Normierungen von Such-, Darstellungs- und Download -Diensten erheblich vorangetrieben. Unter anderem wurde es dadurch möglich, Nutzern zentral Zugriff auf Geodatendienste unterschiedlicher Quellen zu gewähren, wie dies zum Beispiel im BfS -Geoportal möglich ist. Wo finde ich weitere Geodaten? Unabhängig vom eigenen Geoportal stellt das BfS seine Daten und Webdienste über Geoportal.de bereit. Dieses Portal ist die zentrale Suchmaschine für die Geodateninfrastruktur in Deutschland. Geoportal.de ist ein Service von Bund, Ländern und Kommunen. Hier werden deutschlandweit verfügbare Informationen wie Straßenkarten, Luftbilder und fachliche Themenkarten von Energie über Bauleitplanung bis zu Naturschutz zusammengefasst, um einen umfassenden Überblick über frei verfügbare Geoinformationen in Deutschland zu bieten. Medien zum Thema Mehr aus der Mediathek Radioaktivität in der Umwelt In Broschüren, Videos und Grafiken informiert das BfS über radioaktive Stoffe im Boden, in der Nahrung und in der Luft. Stand: 22.10.2024
Spurenanalyse weltweit - Analyse der Freisetzung aus Fukushima Die CTBTO verfügt über ein weltweites Netzwerk, das bei vollem Ausbau u. a. aus 80 Radionuklidmessstationen zum Nachweis von an Luftstaub gebundenen Radionukliden besteht. 40 dieser Stationen sind zusätzlich mit Systemen zur Messung radioaktiven Xenons ausgestattet. Eine dieser Radionuklidmessstationen betreibt das BfS auf dem Schauinsland bei Freiburg im Breisgau. Nach dem Unfall im Kernkraftwerk in Fukushima, Japan, im Jahr 2011 konnten von der Messstation geringste Spuren der Radioaktivität aus Fukushima nachgewiesen werden. Das weltweite Messnetz der CTBTO (Stand: August 2021). Quelle: © CTBTO (https://www.ctbto.org/our-work/ims-map) Die Internationale Organisation zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens ( Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization , CTBTO ) verfügt über ein weltweites Netzwerk von Radionuklidmessstationen, um Radionuklide nachweisen zu können, die an Luftstaub gebunden sind. Etwa die Hälfte dieser Stationen ist zusätzlich mit Systemen zur Messung radioaktiven Xenons ausgestattet. Bei vollem Ausbau soll das Netzwerk 80 Radionuklidmessstationen weltweit betreiben, von denen 40 über Edelgasmesstechnik verfügen. Eine dieser Radionuklidmessstationen wird vom Bundesamt für Strahlenschutz ( BfS ) auf dem Berg Schauinsland bei Freiburg im Breisgau betrieben. Seine Messsysteme sind zertifiziert: Das Messsystem für den Nachweis an Luftstaub gebundener Radionuklide ist seit 2004 nach den Vorgaben der CTBTO zertifiziert. Dieses Messsystem wurde im Rahmen eines Stationsneubaus ersetzt und im Januar 2019 von der CTBTO revalidiert. Das Edelgasmesssystem, das seit 2004 als Bestandteil des sogenannten internationalen Edelgasexperiments in Betrieb ist, wurde am 11. November 2013 von der CTBTO zertifiziert. Radioaktives Xenon ist ein Edelgas. Es wird im Gegensatz zu Jod-131 weder auf dem Boden abgelagert noch gelangt es in Nahrungsmittel und ist daher für den Strahlenschutz vergleichsweise unbedeutend. Es ist jedoch einer derjenigen radioaktiven Stoffe, die bei einer möglichen Freisetzung - zum Beispiel aus Kernkraftwerken oder aus Isotopenproduktionsanlagen für medizinische Anwendungen - besonders schnell entweichen. Xenon wird aus der Atmosphäre nicht durch Regen ausgewaschen und kann daher leicht über große Entfernungen transportiert werden. Das BfS hat zusammen mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ( BGR ) für Deutschland die Aufgabe des nationalen Datenzentrums und bewertet die Daten aus dem Messnetz der CTBTO . Die Messstationen der CTBTO zielen nicht auf einen möglichst schnellen Nachweis von Radioaktivität ab, sondern sind darauf ausgelegt, kleinste Spuren von künstlicher Radioaktivität nachweisen zu können. Durch die hierfür eingesetzten zeitaufwändigen Verfahren liegen die Ergebnisse erst mit einem zeitlichen Versatz von circa drei Tagen nach Ende des Probenahmezeitraums vor. Ergebnisse der Spurenanalyse zum Unfall in Fukushima Nach dem Unfall im Kernkraftwerk in Fukushima, Japan, im Jahr 2011 konnten von der Messstation des BfS bei Freiburg konnten noch geringste Spuren der Radioaktivität aus Fukushima nachgewiesen werden, die auch belegen, dass die Mengen so gering waren, dass sie keine gesundheitliche Gefährdung darstellten. Damit hat das Messnetz seine grundsätzliche Eignung unter Beweis gestellt, globale Ausbreitungen radioaktiver Stoffe in der Atmosphäre zu verfolgen und zu quantifizieren, was für die Einschätzung der radiologischen Lage von großem Vorteil ist. Weltweiter Nachweis von Radionukliden Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 und Cäsium-137 Weltweiter Nachweis von Radionukliden Weltweiter Nachweis von Radionukliden Die animierte Karte zeigt das Radioaktivitätsmessnetz der CTBTO und die zeitliche Abfolge nach dem Ereignis in Japan, in denen künstliche Radionuklide aus Fukushima an den Stationen gemessen und nachgewiesen wurden. Die animierte Karte zeigt das Radioaktivitätsmessnetz der CTBTO und die zeitliche Abfolge, in der künstliche Radionuklide aus Fukushima an den Stationen nachgewiesen wurden. Die Stationen befinden sich an den auf der Karte eingezeichneten Punkten. Ein umgebendes Quadrat markiert die Orte, an denen zusätzlich radioaktives Xenon gemessen werden kann. Die Identifikationsnummern der Stationen werden auch in den Legenden der unteren Abbildungen verwendet. Die Animation zeigt, wie sich die radioaktiven Stoffe mit den Westwinden zunächst über Nordamerika und dann über Europa in Richtung Osten ausgebreitet haben. Knapp drei Wochen nach dem Reaktorunfall vom 12. März 2011 wurde an allen auf der Nordhalbkugel der Erde gelegenen Messstationen Radioaktivität aus Fukushima nachgewiesen. Auf der Südhalbkugel wurde in diesem Zeitraum keine künstliche Radioaktivität aus Fukushima gemessen. Dies lässt sich mit dem sehr geringen Austausch von Luftmassen über den Äquator hinweg erklären. Lediglich in Neuguinea und auf den Fidschi-Inseln, die zu dieser Jahreszeit noch im Einflussbereich der Luftmassen der nördlichen Hemisphäre lagen, wurden kurzzeitig radioaktive Spuren aus Fukushima nachgewiesen. Ab Mitte April 2011 war zu beobachten, wie die Aktivitätskonzentrationen für künstliche Radionuklide zunächst an den Messstationen im Pazifik und ab Anfang Mai 2011 auch in Europa wieder unter die Nachweisgrenze fielen. Dies ist hauptsächlich dadurch zu erklären, dass die an kleine Staubteilchen in der Luft gebundenen radioaktiven Stoffe aus der Luft ausgewaschen werden bzw. sich auf dem Boden ablagern. Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 und Cäsium-137 Zeitlicher Verlauf der Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 und Cäsium-137 im Radioaktivitätsmessnetz der CTBTO Zeitlicher Verlauf der bisher gemessenen Aktivitätskonzentration von Jod-131 in der Luft an neun repräsentativen Radioaktivitätsmessstationen des internationalen Messnetzes zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens. Die Abbildungen auf der rechten Seite zeigen den zeitlichen Verlauf der Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 und Cäsium-137 in der Luft an ausgewählten Messstationen des Messnetzes: Takasaki (Station 38) nur circa 200 km süd-westlich des Reaktors Fukushima I gelegen, Hawaii (Station 79) im Pazifik, Sacramento (Station 70) an der Westküste und Charlottesville (Station 75) an der Ostküste der USA, Island (Station 34) und São Miguel (Azoren, Station 53) im Atlantik sowie der Schauinsland bei Freiburg (Station 33), Stockholm (Station 63) und Dubna (Westrussland, Station 61) auf dem europäischen Festland. Wegen der extremen Unterschiede in den nachgewiesenen Aktivitätskonzentrationen sind die Messwerte logarithmisch dargestellt. Zeitlicher Verlauf der bisher gemessenen Aktivitätskonzentration von Cäsium-137 in der Luft an neun repräsentativen Radioaktivitätsmessstationen des internationalen Messnetzes zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens. Die Grafik zeigt den Verlauf in den ersten drei Monaten nach dem Reaktorunfall. In den ersten drei Wochen nach dem Reaktorunfall in Fukushima sieht man deutlich den Verdünnungseffekt mit zunehmender Entfernung zum Unglücksort. Im weiteren Verlauf gleichen sich die Messwerte der Stationen aneinander an, was auf eine abnehmende Freisetzung am zerstörten Kernkraftwerk sowie eine fortschreitende Durchmischung der Luftmassen der nördlichen Hemisphäre schließen lässt. Die Messwerte an der japanischen Station Takasaki (Station 38) liegen wegen der großen Nähe zum zerstörten Kernkraftwerk und der Kontamination des Messsystems selbst erwartungsgemäß erheblich höher. In den Abbildungen ist zu erkennen, dass die Messwerte für Jod-131 schneller abnehmen als die für Cäsium-137 , was auf die unterschiedlichen Halbwertszeiten der beiden Radionuklide zurückzuführen ist. Jod-131 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen, Cäsium-137 hingegen zerfällt mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren. Mitte Mai 2011 sanken die Aktivitätskonzentrationen von Jod-131 an den dargestellten Stationen – mit Ausnahme der japanischen Station Takasaki (Station 38) – unter die stationsspezifischen Nachweisgrenzen. Diese Nachweisgrenzen sind unter anderem abhängig von den lokalen Gegebenheiten an den einzelnen Stationen und daher in der Grafik nicht als fester Wert, sondern als schraffierter Bereich dargestellt. Die Ereignisse von Fukushima haben eindrucksvoll gezeigt, dass das Radioaktivitätsmessnetz der CTBTO in einzigartiger Weise ermöglicht, eine weltweite Ausbreitung freigesetzter Radionuklide zu verfolgen und mögliche Auswirkungen auch in entfernteren Regionen abzuschätzen. Stand: 05.06.2024
Die natürliche Strahlenexposition des Menschen resultiert aus der Summe der Wirkungen der kosmischen Strahlung, der Strahlung der natürlichen Radionuklide in der Umwelt des Menschen und sowie der Strahlung der natürlichen Radionuklide, die sich im Körper jedes Menschen befinden. Im Jahr 2004 betrug in Deutschland die effektive Dosis, die durch die kosmische Strahlung hervorgerufen wird, im Mittel 0,3 mSv/a (Millisievert/Jahr). Die Dosis durch kosmische Strahlung ist abhängig von der geographischen Breite sowie der Höhe über dem Meeresspiegel. Die mittlere effektive Dosis der Bevölkerung durch den terrestrischen Anteil an der natürlichen Strahlenexposition beträgt etwa 0,4 mSv/a. Die Intensität der Strahlung kann auf Grund von geologisch-mineralogischen Verhältnissen von Ort zu Ort verschieden sein. Das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon, das aus dem Untergrund in die Häuser eindringen kann, ist für eine Dosis von 1,1 mSv/a verantwortlich. Der menschliche Organismus nimmt während des gesamten Lebens natürliche radioaktive Stoffe durch die Nahrung, die Atmung und über die Haut auf. Das Aktivitätsinventar für einen Menschen wird mit ca. 7.500 Bq angegeben. Daraus ergibt sich einen Strahlendosis von etwa 0,3 mSv/a. In der Summe beträgt die mittlere effektive Jahresdosis eines Menschen durch natürliche Strahlung ca. 2,1 mSv. Insgesamt ergibt sich durch die natürliche und zivilisatorische Strahlenexposition eine mittlere effektive Jahresdosis für die Bevölkerung von ca. 4,0 mSv. Dieser Wert ist gegenüber den Vorjahren unverändert. Mit dem Anteil der zusätzlichen zivilisatorischen Strahlenexposition zur ohnehin natürlich vorhandenen in dieser Größenordnung geht keine gesundheitliche Gefährdung einher. Nähere Angaben hierzu finden sich in den jährlich veröffentlichten Berichten der Bundesregierung über Umweltradioaktivität und Strahlenschutz, herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz . Untersuchungen zu bergbaubedingter Umweltradioaktivität gab es in Sachsen-Anhalt in den Regionen Mansfelder Land und Sangerhäuser Mulde. Bund und Land untersuchten Flächen au- ßerhalb des ehemaligen Mansfeld-Kombinates, die durch Kupfer- gewinnung bergbaulich beeinflusst waren. Rund drei Millionen Euro stellte der Bund dafür zur Verfügung. Die Resultate der Untersuchungen befinden sich in der Daten- bank ALASKA, deren Abschlussversion seit 2001 vorliegt. Die Datenbank enthält Eintragungen über 2970 bergbauliche Objekte aus den genannten Gebieten. Die Ergebnisse zeigen, dass der Kupferbergbau in Sachsen-An- halt zu keiner großflächigen radioaktiven Belastung der Umwelt geführt hat. Über 90 Prozent der untersuchten bergbaulichen Objekte weisen Radioaktivitätswerte im natürlichen Bereich auf. Sofortmaßnahmen waren aber nur in einem Fall, der Aschehalde am Maschinendenkmal in Hettstedt, erforderlich. Diese Halde wurde 1994 auf Veranlassung des Umweltministeriums einge- zäunt. In Mansfeld erfolgte die Sanierung einer Kupferschlacke- halde. Die Arbeiten wurden im Frühjahr 2005 abgeschlossen. Von den verbliebenen radioaktiv kontaminierten Flächen konnte eine Vielzahl aufgrund geringer Exposition durch bereits vorhan- dene Abdeckungen oder geringe Größe als Quelle von Gefährdun- gen für die Bevölkerung zunächst ausgeschlossen werden. Auf den Betriebsflächen des ehemaligen Mansfeld Kombinats, die in einem gesonderten Programm untersucht wurden, führten Sanierungen zu einer erheblichen Reduzierung der radioaktiven Kontaminationen. Betriebsflächen mit erhöhter Radioaktivität sind nicht frei zugänglich. Radioaktive Nuklide können als umschlossene bzw. in offener Form eingesetzt werden. Bei den umschlossenen Strahlenquellen handelt es sich um Nuklide, die in eine dichte, meist metallische Kapselung eingeschlossen werden. Anwendung finden umschlossene Strahlenquellen u. a. in der Werkstoffprüfung, bei Großbestrahlungsanlagen und in der Medizin. Bei offenen radioaktiven Stoffen liegt das Nuklid meist in Form einer chemischen Verbindung (z. B. Salz, Oxid, organische Verbindung) vor und kommt in fester, flüssiger und gasförmiger Form unmittelbar zur Anwendung. Offene radioaktive Stoffe werden u. a. in der Nuklearmedizin, als Radiopharmaka und in der Forschung (z. B. Biochemie) verwendet. Für Anwender von radioaktiven Stoffen bzw. Betreiber von Anlagen, die radioaktive Stoffe enthalten, besteht die Verpflichtung der geordneten Entsorgung des radioaktiven Materials und der kontaminierten Gegenstände. Unvermeidbare Ableitungen radioaktiver Stoffe in die Umwelt, z. B. bei der nuklearmedizinischen Anwendung von Radioisotopen oder bei kerntechnischen Anlagen, unterliegen den in der Strahlenschutzverordnung festgeschriebenen Bestimmungen und Grenzwerten. Kontrollen erfolgen durch die zuständigen staatlichen Aufsichtsbehörden. Aus Gründen des Strahlenschutzes verwenden die nuklearmedizinischen Einrichtungen heute fast ausschließlich kurzlebige Isotope, wie Iod-131 und Technetium-99m. 2004 betrug die mittlere zivilisatorische Strahlenexposition der Bevölkerung der Bundesrepublik 1,9 mSv/a, in der Hauptsache durch medizinische Anwendung von Radionukliden und die Anwendung von Röntgenstrahlen bedingt. Andere Faktoren, wie der Fallout von Kernwaffenversuchen, die Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl, die Emissionen kerntechnischer Anlagen, Technik und Forschung sowie beruflich bedingte Strahlenexpositionen tragen nur unwesentlich zur Strahlenbelastung des Menschen bei.
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