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Auswirkungen nächtlicher Außenbeleuchtung auf den Menschen

Künstliche Außenbeleuchtung während der Nacht wird verstärkt als Risiko für die menschliche Gesundheit diskutiert. Epidemiologische Studien aus verschiedenen Teilen der Welt fanden Korrelationen zwischen der Helligkeit einer Region in der Nacht und der Wahrscheinlichkeit für psychische Erkrankungen, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedene Krebsarten. Für diese Erkrankungen sind kausale Zusammenhänge sowohl mit Störungen des zirkadianen Rhythmus als auch mit Schlafstörungen bekannt. Nicht bekannt ist allerdings, ob die Lichtexposition durch nächtliche Außenbeleuchtung ausreicht, um die Produktion von Melatonin zu unterdrücken und somit die Entstehung dieser Erkrankungen zu begünstigen. Nächtliche Außenbeleuchtung könnte jedoch auch auf die Stressachse wirken und auf diese Weise das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem beeinflussen. Ein dritter denkbarer Mechanismus wäre die direkte Störung des Schlafs durch nachts in das Schlafzimmer einfallendes Licht. Die letzten beiden Mechanismen würden keine Senkung des Melatoninspiegels voraussetzen. Weitere Forschung ist nötig, um das Ausmaß und die Wirkungsmechanismen von Lichtverschmutzung auf die menschliche Gesundheit besser zu verstehen. Doch bereits jetzt gibt es ausreichend wissenschaftliche Gründe für einen sorgsameren Umgang mit nächtlicher Außenbeleuchtung.

WHO: Bericht über Daten zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung

Nach einem am 31. Januar 2013 veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kann eine langfristige Exposition gegenüber Feinstaub (PM2,5) zu Arteriosklerose führen, Geburten beeinträchtigen und Atemwegserkrankungen bei Kindern auslösen. Der Bericht über Daten zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung (Review of Evidence on Health aspects of air pollution – REVIHAAP) deutet zudem darauf hin, dass möglicherweise ein Zusammenhang mit der Entwicklung des Nervensystems, kognitiven Funktionen und Diabetes besteht, und erhärtet den kausalen Zusammenhang zwischen PM2,5 und Sterbefällen bei Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der WHO-Bericht liefert neue Daten über die Auswirkungen einer langfristigen Ozon-Exposition auf die Sterblichkeit bei Atemwegserkrankungen und unter Menschen mit Prädispositionen aufgrund chronischer Erkrankungen. Zudem deutet der Bericht darauf hin, dass sich die Ozon-Exposition auf die kognitive Entwicklung und die reproduktive Gesundheit einschließlich Frühgeburten auswirkt. Die Forschungsarbeiten wurden im Auftrag der Europäischen Kommission im Rahmen der für 2013 vorgesehenen Überprüfung der EU-Politik für Luftqualität durchgeführt.

Expositionsbetrachtung und Beurteilung des Transfers von Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und PCB

Trotz zahlreicher regulatorischer Maßnahmen kann es auch heute noch immer wieder zu Kontaminationen von Lebens- und Futtermitteln mit ⁠ PCB ⁠ (Polychlorierte Biphenyle), ⁠ dl-PCB ⁠ (dl: dioxin-like) und PCDD/F (Polychlorierte Dibenzodioxine und -furane) kommen. Aufgrund ihrer ⁠ Persistenz ⁠ sind diese Substanzen auch heute noch in der Umwelt anzutreffen. Kausale Zusammenhänge zwischen einer Belastung von Umweltkompartimenten und dem Auftreten der Substanzen in der Nahrungskette konnten bislang aber nicht eindeutig ermittelt werden. Aufgrund der enormen Bedeutung des Transfers in die Nahrungskette ist hier weitere Forschung notwendig. Veröffentlicht in Texte | 57/2011.

Spotlight on “The relationship between radiofrequency-electromagnetic radiation from cell phones and brain tumor: The brain tumor incidence trends in South Korea” by J. Moon in Environmental Research (2023)

Deutsch: Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonieren und Hirntumoren? In dieser Studie wurde die zeitliche Korrelation zwischen Auftreten von Hirntumoren und Anzahl von Mobilfunkverträgen betrachtet. Da Moon eine signifikante Korrelation beobachtet, schließt er auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Trends. Wir zeigen die methodischen Schwächen der Studie auf und erklären, warum wir die Schlussfolgerung nicht teilen können.

Einfluss niederfrequenter Felder auf das sich entwickelnde blutbildende System, das Immunsystem und das ZNS in vivo : Literatur-Übersicht über den derzeitigen wissenschaftlichen Stand

In unserer technisch geprägten Gesellschaft ist der Mensch, bewusst oder unbewusst, täglich einer Vielzahl potenzieller Strahlenexpositionen ausgesetzt. Diese Expositionen können hierbei sowohl hochfrequente Strahlungen wie die Höhenstrahlung bei Flugreisen, diagnostische Röntgenstrahlung, Mikrowellenstrahlungen oder Radiowellen im häuslichen Bereich als auch niederfrequente Strahlungen, wie sie sich um elektrische Leiter herum aufbauen, beinhalten. Strahlungsemissionen niederfrequenter elektromagnetischer und magnetischer Felder sind in den vergangenen Jahren mehrfach mit einer erhöhten Erkrankungsrate von Kindern an Leukämien und malignen Lymphomen assoziiert worden. Ein gesicherter kausaler Zusammenhang konnte bisher aber in epidemiologischen Studien nicht nachgewiesen werden. Auch mit Hilfe tierexperimenteller Untersuchungen konnte das Risiko bisher nicht abschließend bewertet werden. Daher wurden niederfrequente magnetische Felder von der mit der WHO assoziierten International Agency for the Research on Cancer (IARC) als Klasse 2B "möglicherweise kanzerogen für den Menschen“ und niederfrequente elektrische Felder als "nicht klassifizierbar in Bezug auf ihre Kanzerogenität für den Menschen“ (Klasse 3) eingestuft [World Health Organization - International Agency for Research on Cancer, 2002]. Die folgende Literaturstudie ist dazu angelegt, den bisherigen Stand der Forschung und Lücken im Erkenntnisstand darzulegen.

Ausarbeitung von Arbeitshilfen zur methodischen Ereignisanalyse und Ergebnisauswertung zur Fortschreibung des Standes der Technik

Zielsetzung des Vorhabens war die Förderung der Anwendung von systematischen, dem Stand der Technik entsprechenden Verfahren zur Analyse von Ereignissenund Verbesserung der Kommunikation gewonnener Erkenntnisse durch Behörden. Grundlage ist die Seveso III-Richtlinie (2012/18/EU), in der Anforderungen an die Ereignisanalyse und Erkenntniskommunikation bestimmt werden, insbesondere, dass die Analyse durch eine Behörde zu erfolgen hat.Es wurden 39 Verfahren zur Ereignisanalyse identifiziert. Aus diesen wurden mit dem Forschungsbegleitkreis drei für den Einsatz durch Behörden geeignete Verfahren ausgewählt: Abweichungsanalyse, SOL 3.0 und Storybuilder/BowTie. Für diese Verfahren wurdenManuale erstellt und mit Behördenvertretern diskutiert sowie Verfahren an drei realen Ereignissen erfolgreich erprobt. Die Hilfsmittel wurden als handhabbar eingeschätzt und in den drei Erprobungen konnten jeweils neue Erkennt-nisse über die Ereignisse gewonnen werden, die über die ursprüngliche Auswertung hinausgingen. Während der Erprobung wurde die Bedeutung der Informationssammlung vor der eigentlichen Ana-lyse deutlich und es entstand der Wunsch nach einer Checkliste für die Informationssammlung für Ereignisanalysen. Es zeigte sich, dass der Aufwand für die verfahrensunabhängige Informations-sammlung deutlich höher war, als für die Informationsaufbereitung und eigentliche Ereignisanalyse mit den ausgewählten Verfahren. Zudem wurde deutlich, dass nach der Ereignisanalyse noch eine Phase der aktiven Erkenntniskommunikation folgen muss, damit aus der Analyse eine Prävention von Ereignissen folgen kann. Die erwünschte Checkliste zur Informationssammlung wurde entwi-ckelt. Diese und die Manuale für die Verfahren sowie weitere Hilfsmittel finden sich im Anhang des Berichtes.Abschließend wurden Empfehlungen zur guten Praxis der Ereignisanalyse formuliert. Diese Empfehlungen und die Checkliste zur Informationssammlung wurden dem Ausschuss anlagenbezogener Immissionsschutz und Störfallvorsorge (AISV) der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft für Immissions-schutz (LAI) vorgelegt, der sie als für die Ereignisanalyse geeignet beurteilte. <BR>Quelle: Forschungsbericht

Forstliche Umweltkontrolle (forstliches Umweltmonitoring) im Land Brandenburg

Das SG Forstliche Umweltkontrolle/Bodenkunde erbringt auf Ebene der hoheitlichen Zuständigkeit für den Wald Informationen für Politik und Forstwirtschaft zur nachhaltigen, ökonomisch erfolgreichen und ökologisch verträglichen Bewirtschaftung der Wälder. Voraussetzung einer qualifizierten und zeitnahen Politikberatung sind die zielgerichtete Analyse und Bewertung der Risiken und Potentiale für den Wald und die nachhaltige Forstwirtschaft. Herausforderungen des Klimawandels, die Luftverschmutzung und der sich ändernden Bewirtschaftungsansprüche an Wälder erfordern ein forstliches Umweltmonitoring im Sinne eines integrativen Waldmonitoring. Im Forstlichen Monitoring sind zugleich Landes-, Bundes- als auch Europäische Monitoringaufgaben beispielhaft integriert. Der Bundesrepublik Deutschland erwachsen aus internationalen Vereinbarungen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung (MCPFE), zum Klimaschutz (Klimarahmenkonvention, Kyoto-Protokoll), zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) und zur Luftrein¬haltung (CLRTAP) vielfältige Berichtspflichten, die nur auf Grundlage eines forstlichen Umweltmonitoring erfüllt werden können. Die EU-weit etablierten Monitoringprogramme (EU Level I bzw. BZE/WZE und Level II) bieten eine wissenschaftlich fundierte Grundlage und die Infrastruktur für das Waldmonitoring. Sie werden im Rahmen eines aufzubauenden europäischen Waldmonitoring (European Forest Monitoring System EFMS) weiterentwickelt und mit anderen Erhebungen (z. B. BWI) abgestimmt und verknüpft. Die aus dem Waldmonitoring abgeleiteten Risikobewertungen und Anpassungsmaßnahmen für die Waldbewirtschaftung sind ein wichtiges Element moderner Dienstleistung für die forstliche Praxis und bilden unverzichtbare Entscheidungshilfen für die Forst- und Umweltpolitik. Das forstliche Monitoring zum Waldzustand liefert wichtige Grundlagen zu strategischen Entscheidungen zur Waldentwicklung. Schwerpunkte: - Erfassung der Dynamik der stofflichen (Wasser, Immission CO2, O3; Deposition N, Säure) und energetischen (Strahlung, Temperatur, Wind) Umwelteinwirkungen auf den Wald (Level II) - Erfassung ihrer Wirkungen auf den Zustand der Waldökosysteme (Pflanzenvitalität, Bodenzustand, Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffhaushalt, Biodiversität) Level I, LWI, BZE und Level II - Abschätzung der Folgen für die nachhaltige Erfüllung der Waldfunktionen für die Gegenwart, Aufklärung ihrer kausalen Zusammenhänge und Entwurf von Szenarien zur Prognose. - Bodenzustanderfassung und Ableitung von Handlungsempfehlungen für den Waldbodenschutz - Erstellung periodischer Waldzustandsbericht - Kennzeichnung von Risikogebieten für die Forstwirtschaft (Wachstumsbedingungen, Waldbrand, Insekten, Stürme unter Einbeziehung verschiedener Klimaszenarien) zum zielgerichteten Einsatz von Haushaltsmitteln und Fördergeldern (Regionalisierung), - Ermittlung von Daten zur Abschätzung der Kohlendioxid-Speicherfähigkeit der Wälder sowie Veränderungen dieses Speichers bei bestimmten Nutzungsoptionen. - Bearbeitung bodenkundlicher Sonderstandorte und Ableitung von Handlungsempfehlungen für Waldentwicklung Gutachten für die Forstverwaltungen als TÖB bei Emittenten in Waldnähe (Biogasanlagen, Tierhaltungsstätten)

Time Patterns in Internal Human Exposure Data to Bisphenols, Phthalates, DINCH, Organophosphate Flame Retardants, Cadmium and Polyaromatic Hydrocarbons in Europe

Human biomonitoring (HBM) data in Europe are often fragmented and collected in different EU countries and sampling periods. Exposure levels for children and adult women in Europe were evaluated over time. For the period 2000-2010, literature and aggregated data were collected in a harmonized way across studies. Between 2011-2012, biobanked samples from the DEMOCOPHES project were used. For 2014-2021, HBM data were generated within the HBM4EU Aligned Studies. Time patterns on internal exposure were evaluated visually and statistically using the 50th and 90th percentiles (P50/P90) for phthalates/DINCH and organophosphorus flame retardants (OPFRs) in children (5-12 years), and cadmium, bisphenols and polycyclic aromatic hydrocarbons (PAHs) in women (24-52 years). Restricted phthalate metabolites show decreasing patterns for children. Phthalate substitute, DINCH, shows a non-significant increasing pattern. For OPFRs, no trends were statistically significant. For women, BPA shows a clear decreasing pattern, while substitutes BPF and BPS show an increasing pattern coinciding with the BPA restrictions introduced. No clear patterns are observed for PAHs or cadmium. Although the causal relations were not studied as such, exposure levels to chemicals restricted at EU level visually decreased, while the levels for some of their substitutes increased. The results support policy efficacy monitoring and the policy-supportive role played by HBM. © 2023 by the authors

Belastung der Umwelt und von Lebensmitteln mit polychlorierten Biphenylen und ausgewählten POPs

Der Beitrag befasst sich mit den Ursachen und Pfaden der Belastung der Umwelt, von Nutztieren und Lebensmitteln durch polychlorierte Dibenzo-p-Dioxine, Dibenzofurane (PCDD/F) und polychlorierte Biphenyle (PCB) sowie ausgewählte Ersatzstoffe zu PCB. Die wichtigsten PCDD/F- und PCB-Expositionsquellen in der Umwelt einschließlich Senken und Reservoire werden benannt. Derzeitige Erkenntnisse zu kausalen Zusammenhängen zwischen der Grundbelastung von Umweltkompartimenten und zur (Bio) Magnifikation in der Nahrungskette basieren auf den Ergebnissen von Forschungsprojekten des Umweltbundesamtes der letzten fünf Jahre. In: UMID : Umwelt und Mensch - Informationsdienst ; Umwelt & Gesundheit, Umweltmedizin, Verbraucherschutz / Boden- und Lufthygiene (Berlin) Institut für Wasser. (2018), Heft 1, Seite 33

BfS-Magazin: „Einblicke Nummer 11 | Informationen über ein Endlager“ (PDF, nicht barrierefrei)

Asse E i n blicke Nr. 11 Dezember 2010 Informationen über ein endlager Seit 2009 wurden die Strahlenschutz- und ÜberwachungsmaSSnahmen ausgeweitet: Kontrollbereich vor Kammer 12 kalterprobung Der große Testlauf Seit Wochen wird in 800 Metern Tiefe die Bohrausrüstung und Mess­ technik im Rahmen der Kalterprobung getestet. Bevor die ersten bei­ den Kammern mit radioaktiven Abfällen angebohrt werden, wird so der Umgang mit dem Bohrgerät, den Sicherheitseinrichtungen und Erkundungsgeräten an ungefährlichen Stellen in der Asse überprüft. Schließlich wurde weltweit noch nie eine Kammer mit radioaktiven Abfällen in einem Salzbergwerk wieder geöffnet. Gleichzeitig laufen die bergmännischen Vorbereitungen für das Anbohren der Kammer 7 in 750 Metern Tiefe. Diese Einlagerungskammer wird die erste sein, die bei der dreijährigen Probephase untersucht wird. Das Anbohren der Kammern 7 und 12 ist der erste Schritt der drei­ stufigen Probephase, die bestehende Unsicherheiten im Hinblick auf die Rückholung aller Abfälle klären soll. Im zweiten Schritt sollen dann die beiden Kammern geöffnet, im dritten erste Fässer probeweise geborgen werden. Mit allen Phasen der Rückholung betritt das BfS Neuland. Daher ist die betriebliche Erprobung unerlässlich, um zu verhindern, dass Mitarbei­ ter und Bevölkerung gefährdet werden. Mittlerweile ist die letzte Versuchsbohrung durchgeführt worden. Dabei wurde auch ein Spezial­ gerät, der sogenannte „Preventer“ getestet (siehe Foto). Er dichtet die Bohrungen ab, damit keine Gase oder Flüssigkeiten aus dem Bohrloch austreten können. Ist die Kammer angebohrt, sollen durch das Loch Messsonden sowie eine Kamera eingeführt und die Kammerluft unter­ sucht werden. So können Erkenntnisse über die radioaktiven Belastun­ gen gewonnen werden, über den Zustand der Fässer und des Salzes. Gleichzeitig entsteht ein Katalog mit Kriterien, um die Ergebnisse zu bewerten, die bei der Untersuchung der Einlagerungskammern gewonnen werden. Die Kriterien beziehen sich auf die Bereiche Strah­ lenschutz, technische Machbarkeit und bergbauliche Sicherheit. Da nicht auszuschließen ist, dass beim Anbohren der Kammern auch radioaktive Stoffe oder sogar Plutonium oder Uran freigesetzt werden, muss der Bereich vor den Einlagerungskammern vom restlichen Gruben­gebäude abgetrennt werden. So wird verhindert, dass sich radio­ aktive Stoffe aus den angebohrten Einlagerungskammern über die Belüftung in der Grube und in der Umwelt ausbreiten. Läuft alles nach Plan und liegen die notwendigen Genehmigungen vor, wird Anfang 2011 mit dem Anbohren der Einlagerungskammer 7 begonnen. Natürlich müssen vor Beginn der Rückholung alle Unsicherheiten geklärt sein, denn das BfS ist für den Schutz und die Sicherheit der Beschäftigten und der Bevölkerung verantwortlich. Während der Pro­ bephase kann sich im schlimmsten Falle herausstellen, dass eine Rück­ holung der radioaktiven Abfälle wesentlich aufwendiger als bisher an­ genommen oder im Sinne des Strahlenschutzes unverantwortlich ist. Erst wenn die Probephase abgeschlossen ist, kann das BfS bewerten, welche Randbedingungen für die Rückholung zugrunde zu legen sind. WIssenslücken Schliessen Nachdem bekannt wurde, dass in der Samtgemeinde Asse vermehrt bestimmte Krebserkrankungen auftreten, fragen sich manche Bürger, ob es einen Zusammenhang mit dem Endlager gibt. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wird seine Fachkompetenz umfassend in die Klärung dieser Frage einbringen. Das Selbstverständnis des BfS bleibt, alles für die Sicherheit der Beschäftigten der Asse und der Bevölkerung der Region zu tun E s ist nicht leicht, in unmittelbarer Nachbarschaft der Asse zu leben. Es darf auch niemanden verwun­ dern, wenn Menschen in der Samt­ gemeinde Asse besorgt auf die Zahlen reagieren, die das niedersächsische Sozi­ alministerium Ende November veröffent­ lichte: Demnach erkrankten zwischen 2002 und 2009 in der Umgebung der Asse zweimal so viel Männer wie erwar­ tet an Leukämie und mehr als dreimal so viel Frauen an Schilddrüsenkrebs. In bei­ den Fällen handelt es sich um Krebsarten, die grundsätzlich von ionisieren­d er Strahlung ausgelöst werden können. So sind an Leukämie insgesamt 18 Men­ schen erkrankt, darunter zwölf Männer und sechs Frauen. Zu der Wahrheit ge­ hört aber auch, dass statistische Auffäl­ ligkeiten in dieser Größenordnung zufäl­ lig vorkommen können. Ob ein kausaler Zusammenhang mit dem Endlager bestehen könnte, lässt sich derzeit auch deswegen nicht sagen, weil bislang nahezu nichts über die betref­ fenden Patienten bekannt ist. Haben sie in der Asse gearbeitet? Wann sind sie in die Umgebung gezogen? Oder hatten sie womöglich Kontakt mit anderen Gift­ stoffen, die ebenfalls für Krebs verant­ wortlich sein können? Das alles sind Fra­ gen, die dringend geklärt werden müssen, bevor man Schlüsse ziehen kann. Das Landesgesundheitsamt will nun die ein­ zelnen Krankheitsfälle analysieren. Dazu müssen die anonymisierten Daten mit­ hilfe der jeweiligen Patienten entschlüs­ selt werden. Die Bürgermeisterin der Samtgemeinde, Regina Bollmeier, rief die Betroffenen auf, ihre Unterlagen frei­ zugeben. Dennoch werde es mehrere Monate dauern, bis verwertbare Ergeb­ wurden alle früheren und heutigen nisse vorlägen. Noch im Dezember soll Beschäftigten der Asse registriert, ihre ein Bericht des niedersächsischen Sozial­ berufliche Strahlenbelastung untersucht ministeriums eine erste Stellung zu den und alle gemeldeten Krankheiten auf­ Krebserkrankungen nehmen. gezeichnet. Die Ergebnisse dieses Ge­ Das Bundesamt für Strahlenschutz sundheitsmonitoring werden bis Ende kann für seine seit 2009 erhobenen Über­ 2010 vorliegen. Sie sollen Anfang 2011 wachungsmessungen über und unter zunächst den Beschäftigten bekannt ge­ Tage feststellen, dass derzeit von der geben werden und danach der Öffent­ Schachtanlage Asse weder für die Be­ lichkeit. schäftigten noch für die Bevölkerung Das BfS wird dem Landesgesundheits­ eine Gesundheitsgefährdung ausgeht. amt in der nächsten Zeit seine Unter­ Außerdem liegen umfangreiche Ergeb­ stützung dazu liefern, um die Frage zu nisse aus der Umgebungsüberwachung klären, ob ein Zusammenhang zwischen vor, die ebenfalls keine entsprechenden den Erkrankungen in der Samtgemeinde Hinweise geben. Um möglichen Risiken und dem früheren Betrieb des Endlagers für die Beschäftigten und die Umgebung Asse existieren könnte. Bereits in den vorzubeugen, hat das BfS seit der Über­ ­vergangenen Jahren hat das BfS auf nahme des Endlagers diesem Gebiet viele Er­ Asse im Januar 2009 fahrungen sammeln die Strahlenschutz- und können. So präsentierte Das BfS hat bereits Überwachungsmaßnah­ es im Dezember 2007 Erfahrung mit Studien men umfassend ausge­ über den Zusammenhang von gemeinsam mit dem weitet. Dazu gehören Deutschen Kinderkrebs­ Strahlung und Krebs Schutzmaßnahmen im register eine umfassende Bergwerk sowie die Über­ Studie zum Krebsri­s iko wachung der möglichen Austrittswege für Kinder in der Umgebung von Kern­ von Radioaktivität. Vor anderthalb Jahren kraftwerken („KiKK-Studie“). In Zusam­ hatte der Fall des ehemaligen Asse-Mitar­ menarbeit mit der Deutschen Gesetz­ beiters Eckbert Duranowitsch Aufsehen lichen Unfallversicherung (DGUV) hat erregt, der von 1987 – 1990 in der Asse ge­ das BfS zudem eine Kohorte von ca. arbeitet hat und wegen seiner Leukämie­ 59.000 ehemaligen Arbeitern des Uranab­ erkrankung den früheren Betreiber der bauunternehmens Wismut zusam- Asse verklagte (siehe Asse Einblicke 2/09). mengestellt, um den Zusammenhang Auch dies war Anlass für das seit 2009 zwischen radioaktiver Strahlung und vom BfS betriebene sogenannte „Gesund­ Krebserkrankungen zu erforschen. heitsmonitoring“, das einen möglichen Dies alles sind Erfahrungen, die das Zusammenhang zwischen der beruf­ BfS – nicht nur als neuer Betreiber lichen Strahlenbelastung und der Wahr­ der Anlage – für die Menschen rund um scheinlichkeit einer strahlenbedingten die Asse zum kompetenten Ansprech­ Krebserkrankung klären soll. Hierfür partner machen. asse einblicke nr. 11 dezember 2010 11. Die Asse und das Grundwasser Dass der Salzsattel des Asse-Höhenzugs in Kontakt mit dem Grundwasser in der Um­ gebung steht, bereitet vielen Bürgern der umliegenden Gemeinden Sorgen. Schließ­ lich besteht die Gefahr, dass das Endlager vollläuft, wenn unkontrolliert Wasser ein­ dringt. Dieser schlechteste Fall kann eintre­ ten, bevor das Endlager sicher stillgelegt wird. Außerdem gibt es die Befürchtung, dass schon jetzt radioaktiv belastetes Grundwasser aus der Grube austreten könnte und etwa das sechs Kilometer ent­ fernte Wasserwerk Kissenbrück gefährdet ist. Ständige Messungen belegen, dass das nicht der Fall ist. Ein Blick auf die geolo­ gischen Verhältnisse und die Grundwasser­ bewegungen im Deckgebirge des Asse-Hö­ henzugs zeigt, dass gegenwärtig keine Gefahr besteht. Erst wenn das Bergwerk unkontrolliert vollgelaufen sein sollte, könnte mit Radionukliden verunreinigtes Wasser aus dem Endlager austreten. Diese Zusammenhänge erklärt auch ein Film auf der Internetseite „www.endlager-asse.de.“ 1 Über dem Salzgestein im Asse-Höhenzug liegen wasserstauende und wasserdurchlässige Gesteinsschichten übereinander. Die Schichten, die Wasser durchlassen, heißen Grundwasserleiter (dunkel gekenn­ zeichnet). Diese Schichten fallen in der Schöppenstedter bzw. der Remlinger Mulde bis auf eine Tiefe von über 1000 Metern unter die Oberfläche ab. Das Gewicht der darüber liegenden Gesteinsschich­ ten (A) drückt den Grundwasserleiter stark zusammen, sodass die Durchlässigkeit für Grundwasser hier nur noch schwach ist. Die Wasserbewegung wird zusätzlich gebremst, weil das Grundwasser in dieser Tiefe salzhaltig ist und damit schwerer als Süßwasser (B). Deshalb bewegt sich das leichtere, süße Grundwasser nicht in die Tiefe, sondern nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. Es bewegt sich parallel entlang des Asse-Höhenzugs (C). (siehe auch Grafik rechte Seite) REMLINGER MULDE ASSE II KISSENBRÜCK + 220 m OHRENBERG 0m a b C - 625 m E - 1000 m D 2 Am Ohrenberg erreicht ein Grundwasser­ leiter, der auch an der Asse vorkommt, die Oberfläche (D). In diesem Bereich liegt die Oberfläche des Grundwassers tiefer als an der Asse. Deshalb könnte hier Wasser aus diesem Grundwasserleiter austreten. Unter­ halb der Remlinger Mulde jedoch wirken die verringerte Durchlässigkeit und der hohe Salzgehalt und die damit verbun­dene höhere Dichte wie eine Art Pfropfen. Dadurch wird der direkte Fließweg von der Asse zum Ohrenberg blockiert. SCHÖPPENSTEDTER MULDE 3 Grundwasser, das aus dem Bereich der Asse kommt, kann das örtliche Wasserwerk Kissenbrück nicht erreichen. Das Wasserwerk Kissenbrück fördert sein Wasser aus einem lokalen Grundwasserleiter, der vom obersten Wasserleiter des Asse-Höhenzugs durch mächtige, wasser­ undurchlässige Schichten getrennt ist (E). - 2000 m 6 Seit mindestens 1988 dringt Grundwasser über Risse, die sich in den eigentlich wasser­ undurchlässigen Gesteinsschichten gebildet haben, in das Bergwerk ein. Wichtig ist: Derzeit könnte kein radioaktiv kontaminiertes Wasser gegen die Fließrichtung des ein­ dringenden Wassers aus dem Grubengebäude austreten. Diese Sicherheit gilt aber nur so lange das Bergwerk noch offen ist. Grundwasser Salzhaltiges Grundwasser Radioaktiv belastetes Wasser 7 Gefahr für Mensch und Umwelt besteht dann, wenn die Schachtanlage unkontrolliert volllaufen sollte. Radioaktiv belastetes Wasser könnte dann über die Wege wieder aus dem Bergwerk austreten, über die das Grundwasser vorher eingedrungen ist. Das bewirkt u. a. der Gebirgsdruck, der das Gruben­ gebäude zusammendrückt und Lösung aus dem vollgelaufenen Bergwerk in das Deckgebirge über­ treten lässt. Das Ausmaß der radioaktiven Belastung in der Umwelt hängt davon ab, wie stark und in welcher Zeit Radionuklide aus den Abfällen gelöst werden, wie diese sich im Grubengebäude verteilen und welche Fließwege das kontaminierte Wasser nach Übertritt ins Deckgebirge nimmt. Diese Fließwege entscheiden, wie lange das Wasser bis zur Erd­ oberfläche braucht und wie stark es auf diesem Weg im Grundwasser verdünnt wird. asse einblicke nr. 11 dezember 2010 Auf den Asse-Höhenzug und seine Umgebung fallen jährlich 500 bis 700 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. 90 Prozent davon verduns­ ten direkt von freien Flächen oder werden von den Pflanzen wieder in die Luft transportiert. Etwa 10 Prozent gehen in das Grundwasser, also 60 Liter pro Quadratmeter und Jahr. In größerer Tiefe steht das Grundwasser in Kontakt mit dem Salzgestein unter dem Asse- Höhenzug und wird dadurch salzhaltig. 4 Der größte Teil des Grundwassers fließt nicht in die Tiefe, sondern bewegt sich oberflächennah und parallel zum Asse-Höhenzug. Die meisten und ergiebigsten Asse-Quel­ len befinden sich an den Aus­läufern der Asse bei Groß Denkte. Hier treten pro Jahr etwa 600 Millionen Liter aus, das sind 60 Prozent der Wassermengen aller Asse-Quellen. 90 % GROSS DENKTE 10 % 5 Im Bereich von Groß Denkte kommt auch salzhaltiges Wasser an die Oberfläche, ebenso bei Wittmar. Diese Salzquellen entstehen, weil Grundwasser direkt auf dem Salzsattel entlangströmt (F). F impressum ASSE I asse Einblicke Informationsschrift zum Endlager Asse II Herausgeber: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) V.i.s.d.P.: Katharina Varga, Willy-Brandt-Str. 5, 38226 Salzgitter www.endlager-asse.de Verlag: dUMMy Verlag GmbH Gestaltung: scrollan Druck: Moeker Merkur Druck GmbH & Co. KG ASSE II Die Asse Einblicke sind auf 100 % Altpapier gedruckt und klimaneutral. Die durch die Herstellung verursachten Treibhausgasemissionen wurden durch Investitionen in ein WWF Gold Standard Klimaschutzprojekt kompensiert. Ident-Nr. 107648

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